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Die Macht ist mit dir, Kunde!

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Vergleicht man die heutige Politik mit der vor wenigen Jahren, dann scheint Allzuständigkeit im Markt das neue Merkmal zu sein: Preisbremsen und Erlösabschöpfungen sollen den Bürger schützen. Funktioniert das nicht, kauft der Staat schwachbrüstige Unternehmen einfach auf. Der Preis als marktwirtschaftliches Regulativ hat ausgedient, die Politik übernimmt.

Nur in der Landwirtschaft ist die Denke eine andere. Nachdem die Politik dem Einzelhandel jahrelang nachgegeben und nahezu jede Fusion, oft gegen den Rat des Kartellamtes, genehmigt hat, beherrschen heute wenige Oligopole den „Markt“. Die Lenkungswirkung des Preises wurde zugunsten mächtiger Unternehmen ausgehebelt. In Diskussionsrunden wie der „Zentralen Koordination Handel-Landwirtschaft“ (ZKHL) wird seither über Lösungen geredet, aber nicht gehandelt – eine effektive Hinhaltetaktik des Handels, mit der Schlepper­demos vor den Auslieferungszentren beendet wurden. 

Immerhin: Im Ökolandbau setzt der Staat weiter Maßstäbe. 15, 20 oder 30 % Ökolandbau sind die Messlatte. Ob der Markt das aufnimmt? Egal. Inzwischen kann man sagen: Der Markt nimmt es nicht auf. Der Bio-Absatz ist stark rückläufig. Die Verbraucher wenden sich vom Hofladen ab und dem Discounter zu. Die Ökoverbände haben den Weg geebnet. 

Gleiches gilt für Tierwohlerzeugnisse. Der Markt macht nicht mit bei dem Plan, die Tierhaltung aufzuwerten, obwohl Politiker lauthals versichern, der Verbraucher wolle genau dies. Die Politik stört der Kundenwille nicht, Berlin plant munter weiter an Regelungen für mehr Öko, Klimaschutz und Tierwohl und führt den Markt – und die Betriebe – an der Nase herum.

Doch sollten wir gewarnt sein, denn der Preis hält sich nicht dauerhaft an politische Grenzen. Im Sozialismus wurde der Markt ausgeschaltet. Der Preis reagierte mit einem lebendigen Schwarzmarkt. Dort war der Preis höher, aber es gab auch mehr Produkte. 

Am Ende gilt: Die (Markt-)Macht ist mit dem Konsumenten. Er entscheidet, was er kauft. Die größte Überzeugungskraft übt der Preis aus, verbunden mit dem Wissen, dass unsere Lebensmittel gesund und sicher sind – trotz aller medialer Negativkampagnen. Am Ende ist der niedrige Preis ein indirektes Lob, das allerdings sehr weh tut. Wenn die Politik dauerhaft etwas erreichen will, muss sie das ins Kalkül ziehen.

Was tun? Einen funktionierenden Markt bekommen wir so schnell nicht wieder. Dabei war die Lage selten so unübersichtlich. Umso gravierender sind die Folgen, wenn man dem Lenkrad des Marktes, dem Preis, in die Speichen greift. Deshalb sind Instrumente wie der Borchert-Plan so wichtig: Zusätzliche Leistungen werden vertraglich abgesichert entgolten, das Grundprodukt Fleisch aber wird am Markt gehandelt. Die Politik und damit der Handel und vorgelagerte Stufen wie der Schlachtsektor müssen zum Markt zurückkehren. Und dies nicht als Preisdiktatoren, sondern als Teilnehmer in einem Markt, in dem der Preis knappe Ressourcen in die effektivste Verwendung lenkt. Nichts ist heute notwendiger. 

„Energiewirtschaftlich unsinnig“

Zu einer Korrektur der Pläne für eine Erlösabschöpfung auf Erneuerbare Energien hat der Präsident des Deutschen Bauernverbandes (DBV), Joachim Rukwied, die Bundesregierung aufgefordert. „Die Bioenergiebranche eignet sich nicht für eine Abschöpfung“, so Rukwied vorige Woche bei der vom DBV, dem Bundesverband Bioenergie (BBE) und dem Fachverband Biogas (FvB) ausgerichteten Demonstration vor dem Bundestag.

Rukwieds Angaben zufolge würde eine Umsetzung des aktuellen Gesetzesentwurfes die Bioenergieanlagen aufgrund der stark gestiegenen Kosten ins Defizit treiben. Die stellvertretende Vorsitzende der FDP-Bundestagsfraktion, Carina Konrad, signalisierte indes Bereitschaft zu Änderungen des Referentenentwurfs. Angesichts herber Kritik seitens der betroffenen Verbände stellte Konrad in Aussicht, dass der endgültige Gesetzesentwurf so gestaltet sein werde, dass „damit alle leben können“.

Der DBV besteht indes auf seiner Forderung, die Bioenergie komplett von der Erlösabschöpfung für Erneuerbare Energien auszunehmen. „Die Einführung einer Kostenmarge von sechs Cent pro Kilowattstunde für Biogasanlagen löst das Problem nicht“, warnte DBV-Generalsekretär Bernhard Krüsken. Seiner Einschätzung nach würden auch mit der zuletzt geplanten Regelung Bioenergieanlagen infolge hoher Erzeugungskosten in der Energiekrise heruntergefahren. Dagegen könne die Verstromung aus Erdgas und Kohle ohne Abschöpfung weiterlaufen.

Sicherheitszuschläge anheben

Auch der Präsident des Bauernverbandes Rheinland-Nassau, Michael Horper, forderte „jedwede Gewinnabschöpfung bei Biomasseanlagen“ aus dem Gesetzentwurf zu streichen. Für die Leiterin des Hauptstadtbüros Bioenergie (HBB), Sandra Rostek, zeigt der Entwurf des Wirtschaftsministeriums, „wie gering die Bereitschaft ist, sich auf die besondere Situation der Bioenergie einzulassen“. Sollte die Streichung der Erlösabschöpfung keine Option sein, müssten zumindest die Sicherheitszuschläge auf 12 ct/kWh für Biogas, 13 ct/kWh für Altholz und 9 ct/kWh für Frischholz angehoben werden, so Rostek. Es ist ihr zufolge energiewirtschaftlich unsinnig, die Erlöse aus der flexiblen Stromproduktion abzuschöpfen. Hierdurch gehe der Anreiz verloren, die Stromerzeugung auf die Zeiten mit den höchsten Börsenpreisen, also die Stunden mit dem höchsten Erdgasverbrauch zu verlagern. „Dies hätte unweigerlich den Verlust mehrerer Gigawatt flexibler Leistung im Stromnetz zur Folge“, warnte die HBB-Leiterin. Die Flexibilitätserlöse müssten daher von einer Abschöpfung komplett ausgenommen bleiben. Der Präsident des Fachverbandes Biogas (FvB), Horst Seide, verwarf indes auch die diskutierte Befreiung von kleineren Anlagen bis 1 MW installierter Leistung als unzureichend. Auf die geplante rückwirkende Abschöpfung bis zum 1. September müsse vollständig verzichtet werden.

Konrad betonte die Bedeutung der Bioenergieträger für die Strom- und Wärmeerzeugung. „Jede Kilowattstunde zählt“, so die stellvertretende Fraktionsvorsitzende der Liberalen vor den protestierenden Verbandsfunktionären und Landwirten. Dieses Bewusstsein ist ihr zufolge nicht nur in der FDP-Fraktion tief verankert, sondern wird „von allen Regierungsparteien geteilt“. Konrad rief in diesem Zusammenhang die bereits getroffenen Maßnahmen der Ampel-Regierung zur Unterstützung der Bioenergieerzeugung in Erinnerung. „Am Ende ist niemandem damit geholfen, wenn Biogasanlagen nicht mehr flexibilisiert gefahren werden oder wir Kilowattstunden vom Markt verlieren“, betonte die Liberale. Auch die stellvertretende Fraktionsvorsitzende der Grünen, Dr. Julia Verlinden, versicherte gegenüber den Demonstrierenden, dass die Bundesregierung mit dem endgültigen Gesetzentwurf weder einen kostendeckenden Betrieb von Biogasanlagen gefährden noch die Investitionen in neue Anlagen hemmen wolle.

„Geradezu kommunistische Handschrift“

Der Agrarsprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Albert Stegemann, bezeichnete den aktuellen Kabinettsentwurf der Ampel-Regierung indes als „unfassbare Ungerechtigkeit“ gegenüber den Biogaserzeugern. Das Prinzip der Gewinnabschöpfung bei Biogas hat seinen Worten zufolge eine „geradezu kommunistische Handschrift“ und sei grundsätzlich nicht nachzuvollziehen, wenn andere Energieträger gleichzeitig „massiv im Gewinn sind“. Gemäß dem aktuellen Gesetzesentwurf würden diejenigen Betriebe leiden, die „das getan haben, was die Politik gefordert hat“ und in die Flexibilisierung ihrer Anlagen investiert hätten. Dennoch zeige sich, „dass Druck auch etwas verändern kann“, sagte Stegemann und verwies auf die Verdopplung des Gewinnzuschlages von 3 ct auf 6 ct/kWh.

Derweil zeigte sich der Zentralverband Gartenbau (ZVG) mit Blick auf die Pläne zur Strom- und Gaspreisbremse zufrieden darüber, dass auch die Gartenbaubetriebe von den Entlastungen profitieren sollen. Befürchtungen, dass diese nicht einbezogen würden, hätten sich als unbegründet erwiesen. ZVG-Generalsekretär Bertram Fleischer führt das nicht zuletzt auf den Einsatz seines Verbandes zurück. Die Sorge sei gewesen, dass die gärtnerischen Betriebe aufgrund der beilhilferechtlichen Regelungen der EU durch die Förderkulisse fielen, erläuterte Fleischer. Die bislang bekannt gewordenen Signale wertet er als positives Zeichen.

„Das ist ein großes Ding“

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„Pferdesport lebt von Feedback“, finden die Zuständigen der Stiftung Deutscher Spitzenpferdesport und haben daher den Bundestrainertag initiiert. Vereine, Betriebe und Stallgemeinschaften schickten insgesamt 290 spannende, witzige und emotionale Bewerbungsvideos, darunter auch das des Reit- und Fahrvereins Struvenhütten und Umgebung, Kreis Segeberg. Der kleine Verein ohne eigene Anlage ­gewann einen Tag mit Jonny ­Hilberath, der als Disziplintrainer Dressur sonst für die ­Olympia- und Perspektivkader und die ­Kaderanwärter zuständig ist.

„Für einen sehr ländlichen und kleinen Verein ohne vereinseigene Anlage und Räumlichkeiten ist es nicht immer einfach, ein vielfältiges Angebot für seine Mitglieder zu schaffen“, berichtet Jana Mohr, die erste Vorsitzende des Reit- und Fahrvereins Struvenhütten und Umgebung. Die Schwiegertochter des langjährigen Vorsitzenden Thorsten Mohr hat gemeinsam mit einigen anderen motivierten jungen Frauen im vergangenen Jahr den Vorstand übernommen. Oliver Haupt und Thorsten Mohr sind noch als Beisitzer beteiligt. Das neue Team schaffte es, trotz Pandemie die Mitgliederzahl zu verdreifachen. „Das macht uns sehr stolz“, verrät Mohr und fügt hinzu: „Es hat uns die Motivation gegeben, etwas größer zu denken.“

So kam die Idee auf, sich für den Bundestrainertag zu bewerben. Die Freude war groß, als klar wurde, dass der Verein einen der begehrten Termine mit einem Bundestrainer gewonnen hatte. Elf Reiterinnen des Vereins durften für jeweils 30 min mit Jonny Hilberath trainieren. Für den Bundestrainertag trafen sich die Vereinsmitglieder in Alveslohe, Kreis Segeberg, auf der Anlage von Jörn und Meike Boldt.

Prominenter Gast

Hilberath kam für den Termin in seine alte Heimat, denn der in allen Disziplinen bis zur Klasse S erfolgreiche Reiter wuchs in Kellinghusen, Kreis Steinburg, auf und machte seine Ausbildung bei Rosemarie Springer in Bad Bramstedt. Inzwischen ist er in Niedersachsen ansässig. Championatsreiter aus der ganzen Welt trainieren bei Hilberath, der als Bundestrainer das Deutsche Dressurteam bei den Olympischen Spielen in London zur Silbermedaille führte.

Jonny Hilberath wuchs in Kellinghusen, Kreis Steinburg, auf und lebt seit Jahren in Niedersachsen. Er hat schon viele Championatsreiter trainiert. Foto: Christian Beeck

„Der Bundestrainertag ist eine spannende und wichtige Aktion“, sagte Hilberath dem ebenfalls angereisten NDR. Er hoffe, dass er irgendwann einmal einen Reiter aus dieser Region im Kader habe. „Je besser die Vereine funktionieren, je aktiver sie sind, umso besser ist es auch für uns – für den Spitzensport“, machte er deutlich.

Die elf ausgewählten Reiterinnen waren nicht nur dankbar für die Möglichkeit, sich Tipps und Tricks zu holen, sondern vor allem auch sehr aufgeregt. „Wir haben bei der Auswahl der Reiter besonderen Wert auf die Teilnahme an unserem Vereinsleben gelegt und waren begeistert darüber, dass wir eine sehr große Leistungsspanne zeigen konnten“, berichtet Jana Mohr. So nahm ihre achtjährige Tochter Isabell als jüngste Reiterin ebenso teil wie die erfolgreichste Vereinsreiterin Susanne Mohr, die in Intermediaire-Prüfungen ­startet.

Susanne Mohr ist die Schwester von Thorsten Mohr und war begeistert von der Möglichkeit, bei einem Bundestrainer zu reiten. Sie sprach von einer „einmaligen Chance“, die sie dem neuen Vorstand zu verdanken habe: „Der Verein war schon am Einschlafen. Was unser neuer Vorstand geschafft hat, muss man denen hoch anrechnen.“

Einsatz des Vorstands

Die halbe Stunde beim Bundestrainer hat sie vor allem in ihrer Herangehensweise bestätigt. Sie bekam den Tipp, mit ihrem gekörten Hannoveraner Hengst Schneefuß noch mehr an der Basis zu arbeiten. „Ich muss noch mehr an der Balance und der Kraft des Pferdes sowie an den Feinheiten arbeiten“, erklärt sie. „Mehr auf das Pferd hören und mit noch weniger auskommen. Man will immer zu viel.“

Als eine der elf Reiterinnen war auch Juliane Petersen dabei. Sie bekam Tipps für mehr Losgelassenheit und Takt. Foto: Christian Beeck

Begeistert war auch Juliane Petersen. Sie reitet auf A-Niveau und kam mit ihrem kleinen Deutschen Reitpferd. „Shanaya ist ein Koppelunfall“, erklärt sie lachend die Herkunft ihres Pferdes, das zu drei Vierteln Trakehner ist. Auch für sie war der Bundestrainertag sehr aufregend: „So oft fahre ich nicht los, auf dieser Anlage war ich noch nie und ein fremder Trainer ist immer spannend. Wenn es dann noch so ein prominenter ist, ist man umso angespannter“, verrät sie.

Doch Hilberath nahm ihr die Aufregung. „Er ist einfach supersympathisch und kann sehr anschaulich erklären“, berichtet Petersen. Auch die Zuschauer habe er gut mitgenommen und alles genau begründet.

Die Reiterin, die sonst mit ihrer Schwester trainiert, wollte gern an der Losgelassenheit und am Takt arbeiten. Hilberath riet ihr, sich vor allem auf das Geraderichten zu konzentrieren, dann kämen Takt und Losgelassenheit von allein. „Da mein Pferd auf der rechten Hand immer mit der Kruppe hereinkommt, soll ich auf dem Zirkel auf der rechten Hand Schulterhervor reiten und auf der linken Hand zur offenen Zirkelseite in die Konterstellung gehen“, erklärt Petersen die Anregungen. So soll ihr Pferd gerader vor die Hilfen kommen. Juliane Petersen hat jetzt ein Ziel, auf das sie hinarbeiten kann.

Überall Aufregung

Ähnlich lief es für Svenja Mohr: „Ich bin schon seit Wochen aufgeregt“, verriet sie dem Schleswig-Holstein-Magazin vor ihrer halben Stunde mit Hilberath: „Das ist ein großes Ding.“ Trotz der Aufregung präsentierte sie ihr Pferd sehr souverän und der Bundestrainer zeigte sich zufrieden: „Dein Pferd ist mit einem sehr guten Takt und Schwung ausgestattet“, lobte er. Am Ende war die Reiterin begeistert: „Das ist ein Wahnsinnsgefühl“, schwärmte sie und fügte hinzu: „Ich weiß, dass ich auf dem richtigen Weg bin.“

Glücklich waren aber nicht nur die Teilnehmerinnen. „Wir sind sehr stolz auf unseren Zusammenhalt und dass die Veranstaltung trotz der geringen Vorbereitungszeit reibungslos verlaufen ist“, resümiert Jana Mohr. Der Verein präsentierte an dem Tag auch eine Aufführung der Hobby-Horse-Gruppe mit Kindern ab fünf Jahren und ihren Steckenpferden. „Im Nachgang sind wir immer noch ergriffen von diesem Tag und werden dieses Erlebnis so schnell nicht vergessen. Jonny Hilberath hat so viele wertvolle Tipps gegeben, dass wir uns sicher sind, dass unsere Reiter noch lange an den Bundestrainertag zurückdenken werden“, schwärmt die Vorsitzende.

Doch auch ihre eigene Arbeit wird gewürdigt. Juliane Petersen lobt: „Das hat der Reitverein gut gewonnen.“ Sie freute sich besonders darüber, dass nicht nur die Besten zum Trainertag geschickt wurden, sondern darauf geachtet wurde, dass alle etwas mitbekamen. „Der Vorstand hat da ganz tolle Arbeit geleistet. Es war sehr gut organisiert“, fasst sie zusammen.

Ganzjährig attraktiver Garten

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Zu jeder Jahreszeit überrascht uns der Garten aufs Neue. Mit gezielter Pflanzenauswahl sorgen geschickte Gärtner dafür, dass ihr Reich das ganze Jahr über attraktiv ist. Nun kehrt mit Beginn des Winters etwas Ruhe ein. Zeit, das Gartenjahr Revue passieren zu lassen und ein paar neue Ideen zu entwickeln.

Wasserdost zählt zu den Strukturgebern unter den Stauden. Foto: Karin Stern

Irgendwann sind die letzten Blüten verblasst und das bunte Laub weggeweht. Jetzt braucht der Garten Struktur. Das Grundgerüst dafür liefern Gehölze und Stauden, die standfest genug sind, um der winterlichen Witterung zu trotzen. Zu den zuverlässigen Winterschönheiten zählen vor allem an der Basis verholzende Arten wie der Wasserdost (Eupatorium), Schneefelberich (Lysimachia clethroides), Silberkerze (Actaea, Synonym Cimicifuga) und Hohe Fetthenne (Sedum telephium). Als wertvolle Winterstauden präsentieren sie sich gerne im frostig überzuckerten Zustand. Eine wichtige Rolle spielt zudem wintergrüner Blattschmuck. Abwechslung bringen die Purpurglöckchen (Heuchera) ‚Caramel‘, ‚Blackberry Jam‘ und ‚Frostet Violet‘ ins Spiel. Sie behalten ihre Farbe im Vergleich zu anderen Sorten recht ausdauernd. Tipp: Nicht zu sonnig pflanzen, das vermeidet Blattschäden.

Je nach Art verschönern Alpenveilchen im Herbst oder im zeitigen Frühjahr Bereiche unter Gehölzen. Foto: Karin Stern

Unter den Gehölzen empfehlen sich Immergrüne wie der Prager Schneeball (Viburnum pragense) oder die Scheinzypresse (Chamaecyparis), die nebenbei für einen vielleicht erwünschten Sichtschutz sorgen. In Form geschnittene Eiben (Taxus) ziehen in der laublosen Zeit den Blick auf sich, auch stehen gelassene Blütenstände von Stauden und Gräsern setzen noch eine ganze Weile wirkungsvolle Akzente. Mitten im Winter öffnen Christrose (Helleborus niger) und das winterharte Vorfrühlings-Alpenveilchen (Cyclamen coum) die zarten Blüten. Die Sorte ‚Album‘ präsentiert sich der Jahreszeit entsprechend sogar in Weiß. Im Anschluss künden Winterling, Schneeglöckchen und Krokus den Frühling an.

Mit ausdauerndem Blattschmuck punktet Purpurglöckchen ,Caramel'. Foto: Karin Stern

Dann beginnt endlich das junge Gartenjahr. Tulpenfreunde haben bereits im Herbst in allen Rabatten Tuffs von zehn bis zwanzig Zwiebeln gepflanzt, sodass die einzelnen Sorten ab April perfekt zur Geltung kommen. Anschließend lösen die kugeligen Blütenbälle des Zierlauchs ‚Globemaster‘ (Allium) oder der Sternkugellauch die Tulpen ab. Passende Begleiter sind das Kaukasus-Vergissmeinnicht (Brunnera macrophylla), Purpurglöckchen (Heuchera), Gemswurz (Doronicum orientale) und Bergenie (Bergenia cordifolia). Tipp: Die dekorativen Blätter von Frauenmantel (Alchemilla) und Storchschnabel (Geranium) verdecken das welke Laub der Zwiebelblumen. Sehr hübsch wirkt diese Pflanzenkombination auch als Inselbeet mitten im Rasen. Kleinere Lücken lassen sich schnell mit vorgezogenen Stiefmütterchen oder Hornveilchen füllen, die auch in große Kübel gepflanzt eine gute Figur abgeben. Eine leichte Gartenbank oder der Liegestuhl lassen sich zu den schönsten Frühlingsplätzen transportieren: unter den blühenden Apfelbaum, zur weiß blühenden Felsenbirne (Amelanchier) oder den rosafarbenen Blüten der Blutpflaume (Prunus cerasifera ‚Nigra‘). Liebhaber gelber Blüten pflanzen unter den Gefüllten Ranunkelstrauch (Kerria japonica ‚Pleniflora‘) Schlüsselblumen und das kontrastierende himmelblaue Vergissmeinnicht.

Mobile Kübelpflanzen wie der Kartoffelstrauch lassen sich problemlos an geeignete Standorte transportieren. Foto: Karin Stern

Im Sommer darf sich die Gestaltung ganz auf den Bereich von Sitzplatz oder Terrasse konzentrieren. Kübelpflanzen und Sommerblumen bringen hier Farbe ins Spiel. Starke Akzente setzen Rosenstämmchen oder als Hochstämmchen gezogene Margeriten (Leuc­anthemum), Kartoffelstrauch (Solanum) und Fuchsien (Fuchsia). Die Königin der Blumen, die Rose, darf keinesfalls fehlen. Sie präsentiert sich variantenreich als öfter blühende Strauchrose oder als Kletterrose, die den Zaun zum Nachbarn verschönert oder hoch hinauf in Baumwipfel klimmt. Die Blüten der Bodendeckerrosen bleiben zwar etwas kleiner, gleichen dies aber mit ihrer unglaublichen Fülle aus. In der Sommerrabatte spielen Flammenblume (Phlox paniculata ‚Dorffreude‘), Sonnenauge (Heliopsis helianthoides ‚Goldgrünherz‘), Orientalischer Mohn (Papaver orientale ‚Beauty of Livermere‘), Taglilie (Hemerocallis-Hybride ‚Augustfreude‘) und der Prachtstorchschnabel (Geranium x magnificum ‚Rosemoor‘) die Hauptrolle, begleitet von einjährigen Löwenmäulchen oder Gräsern wie dem Büschelhaargras (Stipa capillata). Das heimische Wildgras bildet 20 bis 80 cm hohe, aufrechte Horste mit überhängenden Blättern, die sich gut in jede Staudenpflanzung einfügen. Sein natürlicher Charakter kommt im Herbst besonders gut neben der Fetthenne (Sedum telephium ‚Herbstfreude‘) zur Geltung. Beide haben bis weit in den Winter hinein einen hohen Zierwert. Die Blütenstände werden erst im Frühjahr zurückgeschnitten, ebenso wie die des mehrjährigen Sonnenhutes ‚Goldsturm‘. Für kleine Wasserbecken bietet der Handel geeignete Seerosen an, die von Juni bis August bei Sonnenschein ihre eleganten Blüten öffnen.

Mädchenauge, Taglilie und Sonnenbraut strahlen mit der Sonne um die Wette. Foto: Karin Stern

Auch Sonnenbraut (Helenium) zählt zu den sehr attraktiven Spätsommerblühern. Mittlerweile bietet der Handel eine reiche Palette an Hybridsorten an, die ein interessantes Farbspektrum von Gelb über Orange und Weinrot bis hin zu zweifarbig geflammten Blüten abdecken. Einige Bäume und Sträucher verschönern den Herbst mit spektakulärer Blattfärbung, die vom kräftigen Grün ins Goldgelbe oder Glutrote umschlägt. Der Federbuschstrauch (Fothergilla major) bietet gleich zwei Höhepunkte im Jahr: Das gelb-orangefarbene Herbstlaub und die etwa 5 cm hohen, aufrechten, weißen Blütenähren im Mai. Mit einer Höhe von 1,5 m bleibt er überschaubar. An sonnigen Standorten ist die Herbstfärbung ausgeprägter als im Halbschatten. Zu Füßen des Federbuschstrauches ergeben Chrysanthemen, Kissenastern und Purpurglöckchen ein malerisches Bild. Wer noch mehr flammendes Laub in den Garten holen möchte, pflanzt Felsenbirne (Amelanchier), Haselnuss (Corylus avellana) und Spindelstrauch ‚Compactus‘ (Euonymus alatus).

Korkflügelstrauch ,Compactus' lockt im Frühjahr unzählige Insekten an und beeindruckt im Herbst mit feuerrotem Laub. Foto: Karin Stern

Getreideabkommen um 120 Tage verlängert

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Seit vorigem Freitag steht es fest – das Abkommen über den Getreidetransport durch den humanitären Korridor im Schwarzen Meer geht in die Verlängerung. Immerhin liefen in Friedenszeiten mehr als 90 % der Exporte aus der Ukraine über diesen Seeweg. In der Saison 2022/23 lagen die Getreideexporte bei knapp 16,2 Mio. t, was einem Minus von 31,7 % im Vergleich zum Vorjahreszeitpunkt entspricht. Die rund sechsmonatige Blockade wurde Ende Juli aufgehoben und dies nun verlängert.

Unterstützend wirkten bei den langwierigen Verhandlungen die Vereinten Nationen (UN) und die Türkei. Dem Wunsch der Ukraine, den „Getreidedeal“ um ein ganzes Jahr zu verlängern, wurde nicht gefolgt. Auch ein zusätzlicher Hafen kam nicht dazu, so bleibt es zumindest vorerst bei den bisherigen drei Häfen Odessa, Tschornomorsk und Pivdennyi.

Export aus der Ukraine

Ukrainischen Berichten zufolge läuft der Export von Getreide und Ölsaaten aus der Ukraine in die Nachbarländer auf Hochtouren. Per Lkw wird die Ware vornehmlich nach Ungarn, Rumänien und in die Slowakei gefahren. Getreide oder Ölsaaten, die per Zug das Land verlassen, gelangen in die gesamte EU und zu Seehäfen. Dabei wird von hohen Transportkosten berichtet und die Logistik insgesamt als Nadelöhr bezeichnet. An den Grenzübergängen gibt es lange Wartezeiten. Zudem werden Staus bei der Bahn beanstandet. Im Westen der Ukraine, an der Grenze zur Slowakei beispielsweise, befördern mobile Verladegeräte das Getreide oder die Ölsaaten auf provisorische Art in die Züge. Dies steht im Gegensatz zu einer effizienten Verladung mittels Terminals.

Für mittlere Agrarunternehmen ist es teilweise schwierig, überhaupt Ware verkaufen zu können, da große, finanzstarke und einflussreiche Holding-Unternehmen die kleineren landwirtschaftlichen Betriebe bei der Verladung verdrängen.

Für die Ernte 2023 wurden in der Ukraine dem Vernehmen nach mehr Flächen mit Winterkulturen bestellt, speziell bei Raps wurde die Anbaufläche ausgedehnt. Grund hierfür sei die Transportwürdigkeit. Beim Weizen geht man von einem stabilen Anbauumfang aus.

Notierungen und Preise geben nach

Vor der Verlängerung des Transitabkommens erfreute sich russischer Weizen einer stabilen Nachfrage, denn im Preisvergleich mit den USA und der EU liegt dieser im Vorteil. Zudem konnte russische Ware zu unveränderten Preisen abgesetzt werden, während sich die Börsennotierungen in den USA und Paris rückläufig entwickelten und sich dadurch die Preisniveaus annäherten. Am Monatsanfang notierte die Börse in Paris 357,75 €/t, mit der Verlängerung des Abkommens liegen die Kurse nun bei rund 325 €/t. Hierzulande haben die Getreide-Erzeugerpreise im Laufe der vergangenen Woche nachgegeben. Dies führte, verbunden mit der Hoffnung auf wieder steigende Preise, zu einer zurückhaltenden Abgabebereitschaft.

Alternativen wären wichtig

Für die Länder, die auf Getreideimporte so dringend angewiesen sind, ist die Verlängerung des Getreideabkommens im Schwarzen Meer gut. Die Exporte können bis zum 19. März 2023 über den humanitären Korridor fortgesetzt werden. Im Gegenzug möchten sich die UN dafür einsetzen, dass russische Lebensmittel und Dünger einfacher exportiert werden können, was bei den Verhandlungen Hauptforderungen Russlands waren. Niemand weiß, wie lange der Krieg noch anhalten wird. Will man russische Exporte nachhaltig einschränken, wird man über kurz oder lang Alternativrouten einrichten müssen.

Aufgrund von Trockenheit in den US-Ebenen und Argentinien könnten die Getreidevorräte auch im Laufe der Saison knapp bleiben. Zudem könnten in Ostaustralien große Regenfälle die Getreidequalitäten mindern. Der Internationale Getreiderat veröffentlichte vergangenen Donnerstag eine neue Prognose, in der die Lager-Endbestände sowohl für Getreide allgemein als auch Weizen rückläufig eingeschätzt werden. Die Regierungschefs des kürzlich durchgeführten G20-Gipfels betonten die weltweite Bedeutung des Getreideabkommens einstimmig.

Marktlage für die Woche vom 21. bis 27.11.2022

Getreide: Die Ukraine liefert weiter. Der Rückgang der Matif-Weizenkurse hat sich in der Vorwoche weiter fortgesetzt.

Raps: Auch die Matif-Rapskurse haben ihre Vorwochengewinne wieder abgegeben. Die Ukraine liefert vorerst weiter.

Futtermittel: Die Kurse für Ölschrote und die Getreidekurse haben weiter nachgeben. Importe werden günstiger.

Kartoffeln: Die niedrigen Temperaturen begünstigen die Lagerung. Der Markt zeigt sich weiter ruhig.

Schlachtrinder: In der Vorwoche gerieten die Kurse für Schlachtkühe unter Druck. Hier nimmt die Nachfrage jetzt ab.

Schlachtschweine/-sauen: In der Vorwoche konnte sich der Basispreis erneut behaupten. Der Handel hat sich stabilisiert.

Ferkel: In der Vorwoche blieben die Kurse unverändert. In der laufenden Woche wurden die Forderungen erhöht.

Milch: Die Auszahlungspreise sind zuletzt nochmals gestiegen. Die Großhandelspreise tendieren seitwärts.

Schlachtlämmer/-schafe: Die Nachfrage bleibt ruhig. Das große Angebot findet nur zögernd Abnehmer.

Markttendenz für die Woche vom 28.11. bis 4.12.2022

Getreide: Die Nachfrage ist aktuell ruhig. Der Handel setzt auf weitere Preisabschläge. Aus Polen werden Lieferungen erwartet.

Raps: Die Ölmühlen können sich weiter mit Ware aus der Ukraine und aus Australien eindecken. Biodiesel bleibt gefragt.

Futtermittel: Die Nachfrage nach neuen Kontrakten ist etwas gestiegen, die Forderungen geben nur wenig nach.

Kartoffeln: Weiterhin wird mit einer ruhigen Nachfrage und behaupteten Preisen gerechnet.

Schlachtrinder: Die Notierungen für Jungbullen sollten sich behaupten. Die Ablieferungen nehmen etwas zu.

Schlachtschweine/-sauen: Die Fleischnachfrage nimmt zu und sorgt für Impulse für den Lebendhandel.

Ferkel: Es gibt kaum noch frei verfügbare Ferkel. Auch für Importferkel sind die Preise erhöht worden.

Milch: Der Preisanstieg für Milchprodukte wirkt noch nach und hält vorerst die Auszahlungspreise hoch.

Schlachtlämmer/-schafe: In dieser Woche blieben weitere Preisabschläge aus. Die Tendenz bleibt jedoch schwach.

Bestandesbegründung mit Douglasie

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Kürzlich haben sich Forstleute in Bad Segeberg getroffen, um sich mit der Bestandesbegründung durch Douglasie zu befassen. Dabei ging es zum einen um die Standortverhältnisse, zum anderen um das Pflanzensortiment.

Sabine Rumpf von der Nordwestdeutschen Forstlichen Versuchsanstalt leitete den Forstbildungstag mit einem Vortrag zur Douglasie ein. Nach den Erläuterungen zu ökologischen Eigenschaften dieses Baumes ging es um die Auswahl des Pflanzensortiments. Hier spielen zwei wesentliche Faktoren eine Rolle. Zum einen sollten die jeweiligen Standortverhältnisse näher betrachtet werden. Ist mit Konkurrenzvegetation zu rechnen und in welchem Ausmaß? Welche Humusform liegt vor? Welche Bodenart ist vorzufinden? Mit welchen klimatischen Bedingungen werden die Pflanzen konfrontiert?

Zum anderen sollte der Blick auf die waldbauliche Ausgangslage gelenkt werden. Wird die zu bepflanzende Fläche von Altbäumen überschirmt? Wie ist der Überschirmungsgrad? Gibt es Füll- und Treibholz? Wie ist die Wildsituation zu bewerten? Nachdem diese Überlegungen angestellt wurden, gilt es, das passende Pflanzensortiment zu wählen. Mit der Entscheidung wird gleichzeitig das passende Pflanzverfahren festgelegt. Hierbei ist eine wurzelschonende Pflanzung das oberste Ziel.

Die Nordwestdeutsche Forstliche Versuchsanstalt hat auf verschiedenen Versuchsflächen in Niedersachsen und Sachsen-Anhalt Sortimentsvergleiche mit der Douglasie in Hinblick auf Höhenwachstum, Schadresistenz und Überlebensfähigkeit durchgeführt. Hierbei stellte sich heraus, dass bezogen auf die genannten drei Faktoren kein Sortiment dem anderen überlegen war. Maßgeblich sind, unabhängig vom Sortiment, die Pflanzung und die Kulturpflege.

Wurzelentwicklung einer jungen Douglasie. Foto: Dr. Jörg Hittenbeck

Des Weiteren zeigte die Untersuchung, dass der Standort und die Witterung einen erheblichen Einfluss auf den Kulturerfolg haben. Im weiteren Verlauf wurde über die Vor- und Nachteile von Containerpflanzen sowie der Freisaat bei der Douglasie diskutiert.

Sabine Rumpf beendete ihren Vortrag mit folgendem Fazit:

Aufgrund ihrer großen Empfindlichkeit gegenüber abiotischen Schadfaktoren ist bei der Douglasie eine ungestörte Wurzelentwicklung umso dringlicher.

Bei Pflanzung und Saat sind viele (Erfolgs-)Faktoren zu berücksichtigen.

Die Douglasie bedarf als Halblichtbaumart einer gezielten Lichtsteuerung.

Altwurzelkonkurrenz wird bei Voranbauten in längeren Dürreperioden zukünftig an Bedeutung gewinnen.

Aktuelle Erfahrungen aus Schadforstämtern (unter anderem im Harz) zeigen bessere Anwuchserfolge bei Verwendung kleinerer, stufiger Sortimente, vor allem in Dürrejahren.

Nach dem theoretischen Teil in Bad Segeberg ging es für die gut 30 Teilnehmenden in die Wälder der Herzoglich Oldenburgische Verwaltung in Lensahn. Dort wurden mit Revierleiter Axel Köhn verschiedene Douglasienbestände besichtigt und einige junge Douglasien mithilfe eines Minibaggers ausgegraben. Die Begutachtung der unterschiedlichen Wurzelentwicklungen der Bäume gaben Anlass, über die Sortimente und Pflanzverfahren zu diskutieren.

Abschließend konnten die Exkursionsteilnehmerinnen und -teilnehmer noch eine Baggerpflanzung von Containerbäumen mit dem M-Planter besichtigen. Hierbei wird ein Kettenbagger mit einem speziellen Pflanzaggregat bestückt, welches dafür ausgelegt ist, nach seitlichem Abschieben von Reisig und Humus sowie leichtem Auflockern des Mineralbodens kleine Containerpflanzen in den Mineralboden zu setzen.

Dieses aus Skandinavien stammende Verfahren hat, wie andere Pflanzverfahren auch, seine Vor-und Nachteile. Positiv ist anzumerken, dass keine Flächenräumung erforderlich ist und die Befahrung auf vorhandenen Rückegassen-Netzen stattfinden kann. So ist die Integration von Vorverjüngung problemlos möglich, und die Pflanzung kann über montierte GPS-GIS-Systeme dokumentiert werden. Auch ist dieses Pflanzverfahren eine alternative Verbesserung der Arbeitsergonomie gegenüber der Pflanzung, und bei reibungslosem Ablauf ist eine hohe Flächenleistung im Mehrschichtbetrieb möglich.

Als negativer Aspekt kann festgehalten werden, dass Pflanzensortimente und Containergrößen sehr eng an die Aggregatanforderungen angepasst werden müssen und dass insgesamt die Pflanztiefe begrenzt ist. Weitere nachteilige Faktoren sind die Bindung des Verfahrens an wenige Lieferanten, gegebenenfalls Störungen durch Austrieb der Pflanzen und lockeres Pflanzsubstrat sowie ein hoher Anteil an Rüst- und Verteilzeiten.

Sind trockene Jahre die besseren?

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Die Larven der Wiesenschnake können Grünlandflächen enorm schädigen. Daher führt die Landwirtschaftskammer seit einigen Jahren jährlich ein Herbst-Monitoring durch, um den Befall mit Schnakenlarven einschätzen zu können. Es zeigt sich, dass die Entwicklung der Tipula-Larven abhängig ist von der Witterung.

Das Jahr 2022 war kein Tipula-Jahr. Die Schadschwellen wurden nicht überschritten. Auch dieses Jahr bleibt als trockenes in Erinnerung, auch wenn es lange nicht so trocken war wie im Vergleich das Dürrejahr 2018.

Eine Wiesenschnake an einer Glasscheibe. Foto: Susanne Höhnl

Seit einigen Jahren dokumentiert die Landwirtschaftskammer den Befallsverlauf der Tipula-Larven im Herbst. Dabei werden die Flächen langjährig untersucht. Es werden von jedem Standort vier Grassoden (25 x 25 x 5 cm) beprobt. Diese sollten gleichmäßig auf der Fläche verteilt entnommen werden. Einzeln werden die Soden in eine gesättigte Salzwasserlösung (2 kg Salz in 10 l Wasser) bei 35 °C gelegt. Nach zirka 30 min können die aufschwimmenden Larven abgesammelt und gezählt werden. Für die Befallsermittlung pro Quadratmeter wird diese Zahl mit 16 multipliziert. Eine Überschreitung der Schadschwelle ist im Herbst bei 300 Larven und im Frühjahr bei 100 Larven je Quadratmeter erreicht. Die Tabelle auf Seite 36 beschreibt die Ergebnisse im Zeitverlauf seit 2008.

Derzeit ungünstige Verhältnisse für Eiablage

Die diesjährigen Ergebnisse spiegeln die Witterung des Spätsommers wider. Keiner der getesteten Standorte zeigte eine zu hohe Population der Larven. Die Schadschwelle von 300 Larven je Quadratmeter im Herbst wurde nicht erreicht, und somit ist auch die Überschreitung der Schadschwelle im Frühjahr 2023 unwahrscheinlich. In den Abbildungen 1, 2, und 3 sind die Witterungsverläufe für St. Peter-Ording, Ostenfeld und Pelzerhaken dargestellt. Neben dem Temperaturverlauf und Niederschlägen der vergangenen zwölf Monate ist auch ein langjähriges Niederschlagsmittel abgebildet. Zur Eiablage im August dieses Jahres gab es deutlich weniger Niederschläge, und sie reichten nicht aus, um den Wasservorrat im Boden wieder aufzufüllen. Es herrschten also sehr ungünstige Witterungsverhältnisse für die Eiablage der Wiesenschnake. Auch brach der Larvenbefall nach einem starken Befallsjahr (2021) in diesem Jahr zusammen, so war es auch 2012 und 2021.

Die Wiesen- oder Sumpfschnake (Tipula paludosa) gehört zur Ordnung der Zweiflügler (Diptera) und darin zur Familie der Schnaken (Tipulidae). Die Schnaken haben schlanke und auffallend lange Beine. Sie haben eine graue Körperfärbung, die Vorderflügel sind braungelb und die Hinterflügel stark verkürzt. Die Tipula-Larve hat einen walzenförmigen Körper. Ihre Haut ist grau und runzelig mit kurzen Borsten.

Feuchte Flächen fördern die Verbreitung

Feuchtigkeit spielt für die Wiesenschnaken eine wichtige Rolle. So kommen feuchte Wiesen oder auch grundwassernahe Moor- und Marschregionen bevorzugt infrage. Besonders vorteilhaft für die Entwicklung der Population sind feuchte, milde Sommer und warme, regnerische Winter. Dichtes, aber auch langes Gras auf humosen Flächen ist besonders gefährdet. Lange Grünlandbestände bieten ideale Bedingungen für die Eiablage der Wiesenschnake. Die Eiablage erfolgt im Zeitraum von Anfang August bis Mitte September. Stärkerer Frost und Perioden mit Tauwetter, aber auch viel Regen können die Sterblichkeit der Larven erhöhen. Die Larvenmortalität bis zum Frühjahr schwankt zwischen 30 und 60 %. Die Larven der Wiesenschnake zeigen oftmals einen temporären Zusammenbruch der Population in ein bis drei Jahren.

Nach intensivem Reifungsfraß der Larven verpuppen sich diese im Juli in zirka 10 cm Tiefe. Nach zwei bis drei Wochen schlüpfen die jungen Larven. Der Hauptzuflug ist im August und September zu erwarten. Die Schnake bevorzugt eine feuchte Witterung, ihre Lebensdauer beträgt nur etwa zehn Tage. Die Weibchen legen durchschnittlich 300 Eier an die Bodenoberfläche. Die ersten drei Larvenstadien verbringen die Tipula-Larven in der obersten Bodenschicht und ernähren sich von Pflanzenwurzeln. Bevorzugt werden junge Gräser und Klee.

Eine Tipula-Larve an der Oberfläche der Grünlandnarbe. Foto: Martina Popp

Welche Symptome zeigen sich?

Im Herbst und Frühjahr sind vereinzelte Kahlstellen in der Narbe zu beobachten. Die nes­terweise auftretenden Fraßstellen können zuerst an Kleepflanzen beobachtet werden. Bei feuchter Witterung können auch oberirdische Fraßschäden entstehen.

Die Narbenpflege ist wichtig

Es kommt auf das Narbenmanagement beim Grünland an. Die Narben sollten besonders während der Eiablage im August und September kurz gehalten werden, auch das Mähen von Geilstellen hat einen Effekt auf die Eiablage der Wiesenschnake. Der Einsatz von Kalkstickstoff kann unter günstigen Bedingungen die Mortalität der Larven erhöhen. Es sollten 2 bis 3 dt/ha Kalkstickstoff ausgebracht werden. Feuchtigkeit nach der Anwendung ist für einen Erfolg wichtig. Wirkungsgrade von 40 bis 50 % gegen die Eier und das L1-Stadium der Larven können unter guten Voraussetzungen erzielt werden. Es gibt in Deutschland keine zugelassenen Pflanzenschutzmittel gegen Tipula-Larven.

Fazit

Da es derzeit keine Möglichkeiten gibt, Pflanzenschutzmittel bei einer Schadschwellenüberschreitung von 300 Larven je Quadratmeter im Herbst einzusetzen, sind gerade Jahre wie dieses als erfreulich zu bewerten, da nur ein geringer Befall festgestellt werden konnte. Die wichtigste Möglichkeit gegen einen zu hohen Befall mit Tipula-Larven ist neben einer dichten Grasnarbe, diese zum Zeitpunkt der Eiablage kurz zu halten. Trockene Phasen zur Eiablage im Spätsommer wirken sich negativ auf die Entwicklung der Eier aus. Feuchte und milde Winter senken die Larvenmortalität im Winter. Niederschläge zum richtigen Zeitpunkt haben einen Einfluss auf die Population der Tipula-Larve.

Amira will anderen Betroffenen Mut machen

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Amira* lebt mit ihrer Tochter Lina* (* Namen geändert) im Frauenhaus Preetz. Dies ist im Kreis Plön ein sicherer Zufluchtsort für Frauen, die bedroht werden oder vor Gewalt fliehen müssen. Amira will, dass gewaltbetroffene Frauen erfahren, dass sie nicht allein sind, sondern dass es Hilfe gibt. Deshalb hat sie sich entschlossen, über ihre Gewalterfahrungen zu reden.

(Hinweis: Im Beitrag wird über Gewalt an Frauen gesprochen. Wenn das Thema für Sie emotional belastend sein könnte, lesen Sie den Artikel bitte nicht oder nur mit einer Vertrauensperson.)

In der Beratungsstelle des Frauenhauses sitzt Amira an einem Besprechungstisch. Neben ihr zwei Frauenhausmitarbeiterinnen, die sie begleiten: Andrea Heitmann und Lena Bandaogo. Amira hat lange überlegt, ob sie über das, was ihr widerfahren ist, sprechen soll. Vor sieben Monaten ist die 26-Jährige im Rahmen eines Familiennachzugs mit ihrer vierjährigen Tochter Lina aus dem Ausland nach Schleswig-Holstein gekommen. Ihr Mann hatte hier Arbeit gefunden und wollte seine kleine Familie bei sich haben.

Doch der Start in Deutschland verläuft für Amira anders als erwartet. Ihr Mann verbietet ihr, Kontakt zur Außenwelt aufzunehmen. „Ich kannte hier niemanden, hatte keine Freunde, keine Familie, nur meine Tochter und meinen Mann“, erzählt die Hausfrau in fließendem Deutsch, das sie bereits in ihrer Heimat lernte. Während ihr Mann zur Arbeit geht, darf Amira die Wohnung nicht verlassen. Sie darf nicht allein einkaufen gehen, bekommt kein Geld und kein Handy. Auch mit der Tochter darf sie nicht auf den Spielplatz. Will sie mit der Mutter oder Verwandten in der Heimat telefonieren, steht ihr Mann während des Gesprächs daneben. Er kontrolliert seine Frau und will die Macht über sie haben. Als er eines Tages von der Arbeit nach Hause kommt, möchte seine Tochter mit ihm spielen. Er lehnt entnervt ab. Als Amira versucht, ihn zum Spielen zu ermuntern, wird er gewalttätig. Er schlägt seiner Frau ins Gesicht. Als eine Nachbarin sie am nächsten Morgen mit einem blauen Auge sieht, spricht sie Amira offen darauf an. „Zuerst sagte ich ihr, ich sei gefallen, aber sie meinte, dass glaube sie nicht.“ Amira fasst Vertrauen zur Nachbarin und erzählt ihr die wahre Geschichte. „Die Nachbarin machte mich darauf aufmerksam, dass es in Deutschland Frauenhäuser und Beratungsstellen für Frauen gibt, die von Gewalt betroffen sind, und dass ich jederzeit das Recht habe, dort Hilfe in Anspruch zu nehmen. Das wusste ich vorher nicht. Sie schlug vor, dass ich in der Beratungsstelle an meinem Wohnort anrufe, aber ich hatte ja kein Telefon“, blickt Amira zurück. Doch sie hält weiterhin Kontakt zur Nachbarin. Irgendwann kann sie von deren PC eine E-Mail an die Beratungsstelle schicken, die sie daraufhin zu einem Gespräch einlädt. „Doch ich hatte zu viel Angst, dass mein Mann davon erfahren könnte, und nahm den Termin nicht wahr.“

Nach dem ersten Schlag ihres Mannes folgen unvermittelt weitere. An einem Tag schlägt er sie so stark auf den Kopf und ins Gesicht, dass sie eine Gesichtsschwellung und ein blaues Auge davonträgt. Die einsetzenden Kopfschmerzen sind nach einigen Tagen so heftig, dass sie ihren Mann bittet, sie zum Arzt zu bringen. „Er willigte ein, meinte aber, ich solle dem Arzt sagen, ich sei beim Spielen von der Schaukel gefallen.“ Der Mediziner erkennt sofort, dass das nicht stimmt. „Auch er erklärte mir, dass ich bei der Polizei Anzeige erstatten und zum Schutz in ein Frauenhaus gehen könne. Aber ich sagte aus Angst, das wolle ich nicht.“ Als es wenig später erneut zu einem Gewaltausbruch des Ehemanns kommt und er sie danach einschließt, ruft sie um Hilfe. Nachbarn verständigen die Polizei. Amira erstattet jetzt Anzeige und wird mit Lina ins Frauenhaus ihres Wohnorts gebracht. „Da ich hörte, dass mein Mann nach mir sucht, zog ich sicherheitshalber nach drei Tagen ins Preetzer Frauenhaus um.“

Seit August sind Amira und Lina nun hier. Die Adresse des Frauenhauses ist geheim. Mit ihrem Mann hat Amira mittlerweile telefonischen Kontakt. „Er will, dass ich die Anzeige zurücknehme und wieder nach Hause komme. Er ist freundlich zu mir und hat versprochen, sich zu bessern. Doch wie es weitergeht, darüber habe ich noch keine Entscheidung getroffen“, berichtet sie. Jetzt sei sie erst einmal froh, Luft holen zu können und mit ihrer Kleinen in Sicherheit zu sein. Ebenso freut sie sich über die zurückgewonnene Freiheit. Mit acht weiteren Frauen und acht Kindern aus den verschiedensten Ländern und Kulturen lebt sie momentan zusammen. „Wir sind Freundinnen geworden, unterstützen uns gegenseitig und bauen uns auf.“ Jede Bewohnerin hat ein eigenes Zimmer. Wohnzimmer, Küche, Kinderspielzimmer, Sanitärbereich und einen Garten teilen sie sich in der Wohngemeinschaft. Jede Woche gibt es eine Hausversammlung, auf der Organisatorisches besprochen wird. Ansonsten versorgt jede Frau sich und ihre Kinder selbst und eigenverantwortlich.

Vier Frauenhausmitarbeiterinnen in Teilzeit unterstützen sie im Alltag. Finanziert wird der für die Bewohnerinnen kostenfreie Aufenthalt durch das Finanzausgleichsgesetz über die Kommune und das Land. „Jede Frau kann so lange bleiben, wie sie den Platz braucht“, unterstreicht Andrea Heitmann, die seit 38 Jahren im Frauenhaus tätig ist. Teilweise kommen die Frauen mittellos in die Einrichtung. Die Mitarbeiterinnen helfen dann beim Umgang mit Behörden und unterstützen bei Antragstellungen. Zur Überbrückung erhalten die Frauen bei Bedarf eine finanzielle Hilfe aus Spenden, die der Förderverein des Frauenhauses unermüdlich einwirbt.

Zu Amiras Geschichte möchte Andrea Heitmann Folgendes ergänzen: „Häusliche Gewalt an Frauen in der Partnerschaft findet in allen sozialen Schichten und Kulturen statt. Ob arm oder reich, Deutsche oder nicht. So wie Amira ergeht es vielen Frauen. Dort, wo sie sich am sichersten fühlen sollten, in ihrem eigenen Zuhause, herrscht für sie oft das größte Sicherheitsrisiko“, gibt sie zu bedenken. Deshalb setzen sie und Lena Bandaogo sich auch gesellschaftspolitisch engagiert für ihre Klientinnen ein. „Deutschland muss mehr tun! Wir brauchen mindestens doppelt so viel Frauenhausplätze und eine bessere personelle Ausstattung. In Preetz mussten wir in diesem Jahr schon 89 Frauen mit 103 Kindern abweisen, weil wir voll belegt sind.“

Amira ist froh, der häuslichen Gewaltspirale entkommen zu sein. „Ich will auch anderen betroffenen Frauen Mut machen, nicht aus Scham zu schweigen, sondern sich Hilfe zu holen und den eigenen Weg zu gehen, für eine Zukunft ohne Angst, für uns und unsere Kinder.“

Info

Bundesweites Hilfetelefon „Gewalt gegen Frauen“, anonym, vertraulich und kostenlos, auch für Angehörige, Freundinnen, Freunde sowie Fachkräfte, Tel.: 0 80 00-11 60 16, weitere Infos und eine Onlineberatung unter hilfetelefon.de

digitaler Kontakt zu Frauenberatungsstellen und Frauennotrufen in Schleswig-Holstein – kostenfrei, anonym und sicherer als per E-Mail: lfsh.de/textus

eine bundesweite Übersicht über freie Plätze in Frauenhäusern unter frauenhaus-suche.de

Infos und Kontaktadressen von örtlichen Hilfeeinrichtungen unter lfsh.de und frauen-gegen-gewalt.de

Forensischer Blick auf giftige Schönheiten

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Dass Tollkirsche, Stechapfel, Fingerhut, Tränendes Herz oder Maiglöckchen giftig sind, ist bekannt. Aber das unschuldig dreinschauende Alpenveilchen? Die wunderschönen Hortensien im eigenen Garten? Und selbst vor Büropflanzenklassikern wie der Dieffenbachie ist man nicht seines Lebens sicher? Gibt es doch gar nicht, sollte man meinen. Das renommierte Fotografenpaar Heidi und Hans-Jürgen Koch aus Goosefeld bei Eckernförde hat viele dieser beliebten Pflanzen fotografisch unter die Linse genommen und sich gleichzeitig mit deren Wirkweisen auseinandergesetzt. Herausgekommen ist eine außerwöhnliche Fotoausstellung mit unterhaltsamen Bildtexten, die noch bis zum 8. Januar im Museum Eckernförde zu sehen ist.

„Fiese Gewächse und solche mit krimineller Vergangenheit“ lautet der Titel der Wanderausstellung, die einen den eigenen Garten, die Zimmerpflanzen auf der Fensterbank oder auch den blühenden Wegesrand mit neuen Augen sehen lässt. Anscheinend hat man potenzielle Orte des Verbrechens geschaffen, wenn man um die Wirkung dieser „fiesen“ Gewächse im heimischen Garten weiß.

Getrocknete Hortensienblätter werden als billiger Cannabis-Ersatz geraucht. Das kann aufgrund hochgiftiger Blausäureverbindungen tödlich enden. 

Aber mal ehrlich, wer raucht schon getrocknete Hortensienblätter, um dann an der Wirkung der darin enthaltenen Blausäure zu ersticken? Oder lässt reife, rote Tomaten links liegen, um dann die giftigen Stengel, Blätter oder die unreifen, grünen Früchte zu essen und von dem Alkaloid Solanin heftige Magen-Darm-Beschwerden, Krämpfe, Übelkeit, Erbrechen, Kreislauf- und Atemprobleme zu bekommen? Mitunter besteht bei den Pflänzchen eine Verwechselungsgefahr und so wird manch einer bitter mit Durchfall, Sehstörungen oder gar Herzstillstand bestraft, wenn er im Wald auf der Suche nach Bärlauch die Blätter des Maiglöckchens erwischt und verzehrt.

Tatsächlich machen die Pflanzen das ja gar nicht mit Absicht. Da sie bei Gefahr nicht einfach weglaufen können, müssen sie sich vor Ort gegen ihre Feinde verteidigen, und das tun sie unter anderem mit Gift, das bei den Opfern zu vielerlei Symptomen bis hin zum Tod führt. Gleichzeitig sind Giftpflanzen Teil der Medizin- und Kulturgeschichte, denn sie töten nicht nur, sondern berauschen und können auch heilen, wie das Gift des Fingerhuts, das in der Herzmedizin eingesetzt wird. Die Dosis macht schließlich das Gift.

Die Wildform des Alpenveilchens enthält in der Knolle giftige Triterpensaponine.

Diese Wirkweisen waren es auch, die Heidi und Hans-Jürgen Koch auf fotografische Spurensuche bei vielen aus dem Alltag vertrauten Pflanzenarten führte. Bekannt geworden sind die beiden durch außergwöhnliche Tierfotografien und Fotoreportagen sowie ihre eigene Sichtweise auf die Themen. Auf die heimtückischen Gewächse sind sie in der Corona-Zeit gekommen, als sie nicht reisen konnten, „aber nicht wie paralysiert auf bessere Zeiten warten wollten“, so Heidi Koch. Also suchten sie vor ihrer Haustür nach einem Thema, das sie in ihrer eigenen Art und Weise umsetzen konnten: „Wir haben ein Faible für Skurriles und für Underdogs. Auch schauen wir neben der Ästhetik auf die Geschichten, die hinter den Motiven stecken“, erklären sie die Themenwahl.

„Bei der Auswahl der Pflanzen stand die visuelle Wirkung schon im Vordergrund. Doch wollten wir keinen verklärt-romantischen Blick mit verharmlosender Unschärfe, sondern die klare Sicht auf die Dinge, eine schonungslose Klarheit, man könnte auch sagen: den forensischen Blick“, ergänzt Hans-Jürgen Koch. Somit entstanden die Porträts der Pflanzen nicht in deren natürlichen Umgebungen, sondern im heimischen Studio. Diese Klarheit der Bilder entsteht durch das Focus-Stacking. Mithilfe eines computergesteuerten, hochpräzisen Schlittens, auf dem die Kamera installiert ist, erstellten die Kochs eine Reihe von Belichtungen mit unterschiedlichen Schärfeebenen. Diese Einzelbelichtungen setzten sie anschließend mit einer speziellen Software zu Bildern mit extremer Tiefenschärfe zusammen. Erst als die aufwendigen Fotografien da waren, ging es an die tiefergehende Fahndung zu den Pflanzen und deren Giften. Die Ergebnisse der Recherchen sind als unterhaltsame Bildtexte, die sich wie Krimis lesen, den Fotos zugeordnet. Mit welchen weiteren fiesen Abwehrmechanismen die Pflanzenwelt aufwartet, ist in dieser Ausgabe auf den Gartenseiten ab Seite 74 zu lesen.

Beim Oleander sind alle Pflanzenteile giftig.
Die Dieffenbachie ist ein Klassiker unter den Büropflanzen. Leider ist sie nicht so harmlos, wie sie tut. 
Die Schwarze Tollkirsche ist für ihre Giftigkeit bekannt und gilt als beliebtes Tötungsmittel. 
Hübscher aber tödlicher Blütencocktail 
Paternostererbsen
Die Samen des Gefleckten Schierlings ähneln denen des Kümmels. Gefährlich!


Lebensform-Fotografie als Philosophie

Iris Jaeger

Hans-Jürgen und Heidi Koch

Foto: Iris Jaeger

Sie gibt es nur zusammen und als Paar, ihre Projekte sind immer Gemeinschaftsprojekte: Das Fotografenpaar Heidi und Hans-Jürgen Koch aus Goosefeld hat sich weltweit einen Namen mit seinen Bildern, Ausstellungen, Fotoreportagen und Büchern gemacht. Vor mehr als 30 Jahren starteten sie ihre gemeinsame Reise in die Welt der Fotografie. Die studierte Sozialarbeiterin und der Verhaltensforscher machten die Tierfotografie zu ihrem Lebensthema. Bis heute geht es ihnen bei ihren Fotos nicht nur um die reine Darstellung, sondern auch um eine ganz eigene Sichtweise auf die Dinge. Sie interessieren sich immer auch für die Geschichten, die hinter ihren Motiven stecken. Die Vielfalt der Natur und der unterschiedlichen Lebensformen ist Gegenstand ihrer Betrachtungen, weshalb sie das, was sie tun, als Lebensform-Fotografie bezeichnen. Dabei bleiben sie, wie sie selbst sagen, ihrem selektiven, analytischen Blick treu und wahren stets den Fokus auf den menschlichen Faktor. Dafür wurden sie bereits vielfach ausgezeichnet. Ihre Arbeiten werden weltweit in führenden Medien wie „GEO“, „National Geographic“, „stern“, „Paris Match“, „Sunday Times“ und anderen publiziert. Für die aktuelle „mare“-Ausgabe fotografierten sie lebende Algenkulturen. 

Inventarversicherung auf aktuellen Stand bringen

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Bedingt unter anderem durch die kriegerischen Auseinandersetzungen in der Ukraine gibt es erhebliche Steigerungen bei den Preisen für landwirtschaftliche Erzeugnisse und Betriebsmittel. Dies hat auch Auswirkungen auf die Versicherungssummen in den Bereichen Ernte, Vorräte und Viehvermögen und kann gegebenenfalls zu erheblicher Unterversicherung führen.

Für die Ermittlung der Versicherungssummen werden von der Versicherungswirtschaft im Wesentlichen zwei Tarifkonzepte angeboten: die Versicherung mit Einzelsummenermittlung und die pauschale Inhaltsversicherung. Bei der Einzelsummenermittlung listet der Versicherungsnehmer sein gesamtes Inventar mithilfe eines Summenermittlungsbogens auf und bewertet es mit aktuellen Preisen.

Wenn sich im Schadensfall herausstellt, dass die versicherten Werte mit den am Schadenstag tatsächlich vorhandenen Werten nicht identisch sind, kann es zu einer Unterversicherung kommen. Bei Vorliegen einer Unterversicherung ist der Versicherer berechtigt, die Versicherungsentschädigung anteilig zu kürzen. Um das Risiko der Unterversicherung gering zu halten, sollte die Inventarliste besonders bei stark steigenden Preisen überprüft und gegebenenfalls aktualisiert werden.

Neben der Versicherung nach Einzelposten bieten viele Versicherungen auch die pauschale Inhaltsversicherung an. Bei dieser Form der Wertermittlung muss der Versicherungsnehmer nur noch seine Betriebsfläche und seinen Betriebstyp angeben. Die Versicherungssumme wird dann mit einer vorgegebenen Wertpauschale je Hektar vom Versicherer errechnet. Bei korrekter Flächenangabe gewährt der Versicherer dann in der Regel einen Unterversicherungsverzicht, dies bedeutet, es gibt keinen Abzug im Schadensfall wegen zu geringer Versicherungssummen. Durch die pauschale Ermittlung ergeben sich häufig deutlich höhere Versicherungssummen als bei der Inhaltsversicherung nach Einzeldeklaration. Diese Form der Wertermittlung ist einfacher in der Handhabung, aber sie ist in der Regel aufgrund der höheren Versicherungssumme etwas teurer.


Ansprechpartner für ­Versicherungsfragen bei der Landwirtschaftskammer SH:


Henry Bremer
Büro Schleswig
Tel.: 0 46 21-96 47-23
Region Nord (nördlich des Nord-Ostsee-Kanals)

Matthias Panknin
Büro Bad Segeberg
Tel.: 0 45 51-95 98-95
Region Süd (südlich des ­Nord-Ostsee-Kanals)