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DKHV: Überbürokratisierung und fehlender Pflanzenschutz

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Die Branchenentwicklung, Wettbewerbsfähigkeit, den Zweifel an amtlichen Zahlen und die Bedrohung des Anbaus durch die zunehmende Verbreitung der Schilf-Glasflügelzikade diskutierten die Teilnehmer des 19. Internationalen Kartoffelabends in Berlin, zu dem der Deutsche Kartoffelhandelsverband e. V. (DKHV) am Dienstag voriger Woche eingeladen hatte.

F ür viele deutsche Unternehmen der Kartoffelbranche ist es zunehmend schwieriger, im Welthandel konkurrenzfähig zu sein. Das sagte der Präsident des Deutschen Kartoffelhandelsverbands (DKHV), Thomas Herkenrath, in seiner Eröffnungsrede vor über 480 Teilnehmern aus Handel, Verbänden, Politik und Wirtschaft aus 17 Ländern. Die Wettbewerbsfähigkeit leide vor allem unter Bürokratie und hohen regulatorischen Auflagen. Immer mehr Probleme bereiten laut Herkenrath die Beschränkungen im Pflanzenschutz. Erfreut zeigte sich der DKHVPräsident darüber, dass in der Politik sowohl der Green Deal als auch das Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz als zu ambitioniert bewertet würden.

Schilf-Glasflügelzikade ist eine große Gefahr

Herkenrath mahnte: „Die zunehmende Verbreitung der Schilf-Glasflügelzikade, die sich in den letzten Jahren rasant in zahlreichen Anbaugebieten ausgebreitet hat, stellt eine erhebliche Gefahr für den Kartoffelanbau dar. Diese Zikadenart kann den Stolbur-Erreger und ein Proteobakterium übertragen, die massive Ertrags-, Qualitäts- und Lagerverluste bis hin zu Totalausfällen verursachen. Hinzu kommen die immer strengeren politischen Vorgaben im Pflanzenschutz, die die effektive Bekämpfung solcher Schädlinge dramatisch erschweren.“ Ohne ein Gegensteuern der Politik sei die Ernährungssicherheit in Deutschland und Europa gefährdet.

Darüber hinaus sprach Herkenrath über Wettbewerbsfähigkeit im Welthandel: „Obwohl der globale Handel weiterhin wächst, ist es für viele deutsche Unternehmen zunehmend schwieriger, im Welthandel konkurrenzfähig zu sein.“ Vor allem die international abnehmende Wettbewerbsfähigkeit aufgrund hoher Produktionskosten, getrieben durch zu viel Bürokratie, Überregulierungen, Dokumentationspflichten, sinnfreien Zertifizierungswahn und teils überhöhte Anforderungen einiger NGO, setze den Unternehmen immer mehr zu.

Die Erntemenge 2024 gab nach der offiziellen Schätzung jedoch durchaus Anlass zur Freude. Wie im Jahresbericht der Union der Deutschen Kartoffelwirtschaft (Unika) festgestellt wird, rodeten die hiesigen Landwirte laut den amtlichen Zahlen rund 12,7 Mio. t Kartoffeln. Demnach stieg die Menge im Vergleich zum Vorjahr um 9,4 %, bei einer um 7 % auf 282.200 ha ausgedehnten Fläche. Laut Unika ist die Menge in den vergangenen 20 Jahren nur 2004 mit 13 Mio. t noch größer ausgefallen.

Zweifel an der Statisik und Marktverwerfungen

Allerdings bezweifelt die Unika in ihrem Jahresbericht, dass die Höhe der amtlichen Ernteschätzung korrekt ist. Darüber hinaus sei die vorjährige Ernte durch schwache Qualitäten dezimiert worden. Häufig heiße es bei Speisekartoffeln, dass die Abzüge nach der vorgenommenen Bonitur mindestens um 10 % höher lägen als in normalen Jahren.

Den aktuell hohen Preis am freien Markt bei einer gleichzeitig hohen Eindeckung mit Vertragsware und einem erstmals seit Jahren deutlich rückläufigen Produktabsatz beschreibt die Unika „als kaum aufzulösenden Widerspruch“.

An der European Energy Exchange (EEX) in Leipzig haben sich die Futures auf Verarbeitungskartoffeln in den vergangenen zwei Wochen, von einem bereits hohen Niveau kommend, weiter verteuert. Am 6. Januar wurden Kontrakte mit Fälligkeit im April 2025 für 35 €/dt gehandelt. age

Unika-Vorstand bestätigt

Die Union der Deutschen Kartoffelwirtschaft (Unika) setzt beim Führungspersonal auf Kontinuität. Im Rahmen der 24. Mitgliederversammlung wurden am Dienstag voriger Woche turnusmäßige Vorstandswahlen durchgeführt. Die Mitglieder Thomas Herkenrath, Präsident des Deutschen Kartoffelhandelsverbands (DKHV), Holger Laue, Vorsitzender des Ausschusses Kartoffeln des Deutschen Raiffeisenverbandes (DRV), und Franz-Bernd Kruthaup, Geschäftsführer der Grimme Holding GmbH, wurden einstimmig wiedergewählt. Vorsitzender des Unika-Vorstands ist weiterhin der Präsident des Bauernverbands Sachsen-Anhalt, Olaf Feuerborn. Er betonte während der Mitgliederversammlung, die ebenfalls am 4. Februar stattfand, die entscheidende Rolle der Zusammenarbeit innerhalb der Kartoffelbranche. „Die Herausforderungen des vergangenen Jahres, zum Beispiel die Kraut- und Knollenfäule oder das stetige Voranschreiten der Schilf-Glasflügelzikade, haben gezeigt, wie wichtig es ist, dass wir als Branche zusammenstehen und gemeinsam Lösungen entwickeln,“ sagte Feuerborn. Als hervorragendes Beispiel für die erfolgreiche Zusammenarbeit innerhalb der Branche stellte er den jüngst von der Unika produzierten Imagefilm der gesamten Wertschöpfungskette Kartoffeln dar, der auf der Mitgliederversammlung Premiere hatte. age

ISN erwartet gangbaren Weg für ASP-Bekämpfung

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Die Mitgliederversammlung der Interessengemeinschaft der Schweinehalter Deutschlands (ISN) in Osnabrück wurde am Montag zum Spiegel des Spannungsfeldes, in dem die Branche sich befindet. Zwischen Marktrisiken, aktueller Erlössituation, unüberwindbaren Genehmigungshürden und Biorisiken durch das Auftreten der Maulund Klauenseuche, verharren die Betriebe in einer Schockstarre.

Eine rasche Änderung der Vorgaben zur Seuchenbekämpfung forderte die ISN am Montag von der künftigen Bundesregierung. Es gelte, die wirtschaftlichen Folgen für die Tierhalter durch die Bekämpfungsmaßnahmen abzumildern, erklärte der ISN-Vorsitzende Heinrich Dierkes. Denn die Maßnahmen zur Seuchenabwehr seien „extrem“ und hemmten jegliche Betriebsentwicklung.

Dierkes richtete seinen Blick auch nach Brüssel. Von dort komme der überwiegende Teil der Vorgaben, weshalb die künftige Bundesregierung auf Änderungen auf EU-Ebene hinwirken müsse. Der ISN-Vorsitzende mahnte insgesamt eine neue „Kultur der Zusammenarbeit zwischen Politik und Wirtschaft“ an. Er nahm auch die Abnehmer von Fleisch und Wurstwaren in die Pflicht. Alle Akteure in der gesamten Wertschöpfungskette Schwein, speziell der Lebensmitteleinzelhandel sowie der Gastro- und AußerHaus-Bereich, müssten ihrer Verantwortung gerecht werden. Sie müssten das tadellose und vollkommen unbedenkliche Fleisch der Tiere aus Restriktionsgebieten vorbehaltlos abnehmen.

Seuchenbekämpfung sorgt für Extremlage

ISN-Geschäftsführer Torsten Staack bezeichnete die Lage und die wirtschaftlichen Folgen im Zuge der Seuchenbekämpfung für Tierhalter als extrem. Der Nachweis von Maul- und Klauenseuche (MKS) oder der Afrikanischen Schweinepest (ASP) bei einem einzigen Tier irgendwo in Deutschland habe unmittelbar erhebliche finanzielle Einbußen für alle Schweinehalter in ganz Deutschland zur Folge – und das über Monate. Staack weiter: „Die Schäden durch MKS-bedingte Notierungsrückgänge belaufen sich allein für die ersten drei Monate auf rund 100 Millionen Euro. Noch weitreichender sind die Folgen der ASP, die den deutschen Schweinehaltern bereits im fünften Jahr erheblich zusetzt.“ Schon Einzelfälle führten bei Schweinehaltern im Umfeld zu nachweisbaren existenziellen Schäden von teilweise mehreren Hunderttausend Euro je Betrieb. Die ISN fordert gangbare Seuchenbekämpfungsvorgaben. Staack begründete dies damit, dass die ASP kein vorübergehendes Problem sei. Die Tierseuche werde in Deutschland bleiben. Daher sei zudem die Frage zu klären, wie im Rahmen der Seuchenprävention mit Hobbyhaltungen umgegangen werde.

Abteilungsleiter Dr. Jörg Baumgarte vom niedersächsischen Landwirtschaftsministerium bestätigte die hohen Schäden der Landwirtschaft unter anderem durch die ASP. Allein das einmalige Auftreten der Krankheit im Jahr 2022 im Emsland habe zu einem Schaden von bis zu 15 Mio. € und einem Rückstau von 80.000 schlachtreifen Schweinen geführt. Außerdem habe der Fall einen Änderungsbedarf bei den Seuchenschutzvorgaben offenbart, so Baumgarte. Auch er hält bessere Vermarktungsmöglichkeiten für Fleisch aus Restriktionsgebieten für nötig. Und dazu beitragen könne zum Beispiel, die gesonderte Genusstauglichkeitskennzeichnung für dieses Fleisch abzuschaffen.

ASP-Übung entlang der Wertschöpfungskette

Für das nun laufende Jahr kündigte Baumgarte eine ASP-Übung entlang der Wertschöpfungskette in Niedersachsen an, um die Zusammenarbeit der zuständigen Stellen zu verbessern. Der Geschäftsführer der Wolf Essgenuss GmbH, Bernhard Oeller, der wegen eines ASP-Verdachtsfalls im Juni 2024 ad hoc umfangreiche Forderungen verschiedener Behörden erfüllen musste, verlangte von der Politik die Bildung eines überregionalen Krisenteams. Die föderalistischen Krisenbewältigungsstrategien der Bundesländer müssten zusammengeführt werden. age, pm

Neues Vorstandsteam gewählt

Nach 16 Jahren im Amt des ISNVorsitzenden hat Heinrich Dierkes auf der Mitgliederversammlung am Montag turnusgemäß den Staffelstab weitergegeben. Ab sofort leitet ein Vorstandsteam die Geschicke der ISN. Einer entsprechenden Satzungsänderung wurde zugestimmt. Die sechs Mitglieder des neuen Teamvorstands sind Thomas Asmussen, Jürgen Dierauff, Gesa Langenberg, Luisa Rocks, Christian Schulze Bremer und Christoph Selhorst, der zukünftig den ISN-Vorsitz übernimmt.

Grund für die neue Vorstandsstruktur sei der Anspruch, dass der Spagat aus Betriebsführung und Ehrenamt auch weiterhin gelinge, so ISN-Geschäftsführer Torsten Staack. Deshalb stärke die ISN die Vereinbarkeit von Hauptberuf Schweinehalter und Ehrenamt. Die Vorstandsarbeit der ISN und die zahlreichen Themen werden zukünftig gleichmäßiger, zielgerichteter und flexibler auf die Schultern der einzelnen Vorstandsmitglieder verteilt, um den neuen Vorsitzenden deutlich zu entlasten, so Staack. pm

PV-Ausschreibung um mehr als das Doppelte überzeichnet

Eine Überzeichnung um mehr als das Zweifache hat die Bundesnetzagentur bei ihrer jüngsten Ausschreibung für Photovoltaik (PV)-Freiflächenanlagen verzeichnet. Eingereicht wurden zum Termin am 1. Dezember 2024 insgesamt 524 Gebote mit einem Volumen von 4.708 MW. Den Zuschlag erhielten letztlich 242 Gebote mit einem Gesamtumfang von 2.150 MW; 45 Gebote wurden vom Verfahren ausgeschlossen.

„Die eingegangene Gebotsmenge bei der Freiflächenausschreibung übersteigt das Ausschreibungsvolumen erneut sehr deutlich“, kommentierte der Präsident der Bundesnetzagentur (BNetzA), Klaus Müller, am Montag die Ergebnisse der jüngsten Ausschreibungsrunde. Der anhaltend hohe Wettbewerb sorge für eine weitere Reduktion der Zuschlagswerte. Damit sinke der Förderbedarf von neuen Freiflächenanlagen noch weiter.

Die im Dezember beim Gebotspreisverfahren ­ermittelten Zuschlagswerte streuen laut der ­BNetzA zwischen 3,88 und 4,95 ct / kWh. Der durchschnittliche mengengewichtete Zuschlagswert liege in dieser Runde bei 4,76 ct / kWh und somit um rund 6 % unter dem Wert der Vorrunde von 5,05 ct/kWh. Letztmals seien im Februar 2019 solch niedrige Zuschlagswerte erzielt worden, teilte die Bonner Behörde mit.

Das mit weitem Abstand größte Zuschlagsvolumen entfiel – wie in den vorherigen Runden – auf Gebote für Standorte in Bayern mit einer Gesamtleistung von 916 MW. Dahinter folgen Schleswig-Holstein mit 213 MW, Niedersachsen mit 192 MW, Baden-Württemberg mit 176 MW und Brandenburg mit 170 MW.

Erstmals haben laut Bundesnetzagentur in einer Ausschreibung die Vorgaben zur Erfüllung von naturschutzfachlichen Mindestkriterien Anwendung gefunden, die durch das Solarpaket I eingeführt wurden. Diese Kriterien verbesserten die Vereinbarkeit von geförderten Freiflächenanlagen mit Natur und Landschaft.

Aktualisierte Informationen zur Düngeverordnung

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Auf der Webseite der Landwirtschaftskammer Schleswig-­Holstein stehen ab sofort ­aktualisierte Antworten zu ­häufig gestellten Fragen (FAQ) zur Düngeverordnung zur Verfügung. Angesichts der jüngsten Änderungen in diesem Jahr wurden sie umfassend überarbeitet und um alle wesentlichen Neuerungen ergänzt.

Die häufigsten Fragen und Antworten, die im Rahmen der Beratung rund um das Düngerecht auftreten, sind in Absprache mit dem Landesamt für Landwirtschaft und nachhaltige Landentwicklung des Landes Schleswig-Holstein (LLnL) sowie dem Ministerium für Landwirtschaft, ländliche Räume, Europa und Verbraucherschutz (MLLEV) zusammengefasst:

Müssen Betriebe innerhalb der N-Kulisse eine andere Lagerkapazität für Festmist von Huf- oder Klauentieren und Kompost vorhalten als Betriebe außerhalb der N-Kulisse?
Ja. Die Lagerkapazität von Festmist von Huf- oder Klauentieren sowie von Kompost für Betriebe, deren Flächen vollständig innerhalb der N-Kulisse liegen, beträgt mindestens drei Monate. Betriebe, deren Flächen nicht oder nur teilweise in der Nitratkulisse liegen, haben eine Lagerkapazität von mindestens zwei Monaten vorzuhalten.

Kann eine Gründüngungszwischenfrucht (mit maximal 50 % Legumino­senanteil und ohne Nutzung) im Frühjahr mit Wirtschaftsdüngern gedüngt werden?
Auf bestelltem Ackerland dürfen flüssige Wirtschaftsdünger wie Gülle oder Gärreste nach Ende der Sperrfrist im Falle von bestelltem Ackerland ausschließlich streifenförmig auf den Boden aufgebracht oder direkt in den Boden eingebracht werden. Dies gilt auch für Flächen mit im Herbst bestellten Zwischenfrüchten. Somit ist eine streifenförmige Aufbringung in moderater Höhe zu vitalen Zwischenfrüchten (kein Ausfallgetreide!) möglich, sofern nach Düngebedarfsermittlung für die nachfolgende Sommerung ein Düngebedarf ableitbar ist.
Eine Breitverteilung in den Zwischenfruchtbestand ist nur möglich, sofern eine unverzügliche Einarbeitung innerhalb von einer Stunde (neu seit 1. Februar 2025) erfolgt und sich die Aussaat der Folgekultur mit einem N-Düngebedarf zeitnah (innerhalb von sieben Tagen) anschließt. Eine Zwischenfrucht kann daher beispielsweise nicht bereits im Februar breitverteilt gedüngt und umgebrochen werden, wenn erst bedeutend später etwa Silomais angesät werden soll.

Weitere Fragen und Antworten zur streifenförmigen Ausbringung auf Dauergrünland, zu Grünland und mehrschnittigem Feldfutterbau, Düngeaufzeichnungen und weiteren Themenbereichen finden sich hier.



Kör- und Schautage des Pferdestammbuchs Schleswig-Holstein/Hamburg

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In den Holstenhallen von Neumünster fand das zweite von drei winterlichen Pferdeevents statt: die Körung des Pferdestammbuchs (PSB) mit dem großen Schautag am Sonntag. Angetreten waren etwa 80 Hengste aus 14 Rassen. Mit einem positiven Körurteil verließen 54 zukünftige Vererber die Veranstaltung.

Seit 34 Jahren führt Dr. Elisabeth Jensen als Zuchtleiterin des PSB die Körkommission in Neumünster an. In diesem Jahr war sie erstmals nicht dabei, und das auch noch ungeplant. Knapp eine Woche vor dem großen Event in Neumünster hatte sich Jensen das Bein gebrochen. So verfolgte sie die Körung zwischen zwei OPs, Röntgenuntersuchungen, Verbandswechseln und Visiten auf ClipMyHorse. „Das war schon sehr hart“, gibt sie zu.

Zu ihrer großen Erleichterung ließ sich aber relativ leicht Ersatz organisieren. So arbeitet Jensen seit Jahren eng mit Urška Kamenšek zusammen, der Zuchtleiterin aus Hannover. Sie war vor Ort, wie natürlich auch der stellvertretende Vorsitzende aus Schleswig-Holstein, Carsten Dose, sowie Volker Hofmeister. Letzterer war mehr als 30 Jahre lang Zuchtleiter in Hannover und ist Ehrenmitglied des PSB.

Hofmeister übernahm dann auch die Leitung der Kommission und die Kommentierung. Für Jensen war diese Regelung in dem ganzen Frust eine große Hilfe, denn so wusste sie fachlich alles in guten Händen. Hinzu kam, dass ihr Fehlen in den Holstenhallen natürlich nicht unbemerkt blieb. „Ich habe so viele Nachrichten bekommen. Von den Jungzüchtern über die Aktiven bis hin zur Kommission haben mir alle Grüße geschickt. Da musste ich kurz weinen“, berichtet sie. Jetzt sei sie wieder auf dem aufsteigenden Ast. So viel Zuspruch sei doch heilsam.

Doch auch aus dem Krankenhausbett beguckte Jensen die Hengste durchaus kritisch. Begeistert war sie von den Schleswigern. Acht Hengste waren angemeldet und kamen auch nach Neumünster. Einer wurde nach dem Messen wieder nach Hause geschickt, denn er erreichte das Mindestmaß nicht. Von den übrigen sieben wurden sechs gekört. „Wir hatten hier einen klaren Siegerhengst mit viel Bewegung, Ausstrahlung und einem guten Körperbau“, sagte Carsten Dose über Ryugen des Nordens aus der Zucht von Bernd und Bjarne Röbbel aus Bramstedtlund, Kreis Nordfriesland. Zur Ehrung des Siegers kam wegen des Projekts zur Erhaltungszucht der Schleswiger Kaltblüter auch die Staatssekretärin Anne Benett-Sturies. Das sei ein passender Jahrgang für so viel Aufmerksamkeit gewesen, waren sich Dose und Jensen einig.

Unter für Schleswiger Kaltblüter großer Konkurrenz wurde Ryugen des Nordens von Bernd und Bjarne Röbbel Siegerhengst. Foto: Christian Beeck

Auch in anderen Gruppen gab es tolle Hengste. Besonders aufgefallen ist Dose der Siegerhengst der Shetlandponys, Moonwalker von der Ostsee aus der Zucht und dem Besitz von Katrin Jacobs aus Grammdorf, Kreis Ostholstein. „Das ist ein sensationell guter Hengst“, befand der stellvertretende Vositzende. Er attestierte ihm sehr gute Grundgangarten, ein super Fundament und ganz viel Typ.

Aus Grammdorf von Katrin Jacobs stammt mit Moonwalker von der Ostsee der Sieger bei den Shetlandponys. Foto: Christian Beeck

Auffällig fanden Jensen und auch Dose den Sieger bei den Deutschen Reitponys. „Wir hatten noch nie einen Springsieger, der auch Körsieger ist“, berichtete Dose. Doch der Braunisabell Marvel von Mescal begeisterte in beiden Disziplinen. „Das liegt an der Mutterstute“, war sich sein Besitzer Michael Krüger vom Lillyhof Wacken, Kreis Steinburg, sicher. Moniques Nachkommen seien wohl die gewinnreichsten in Deutschland.

Mit Marvel wurde ein gemeinsames Zuchtprojekt von Angelika Jahr und Michael Krüger zum Siegerhengst und besten Springhengst der Deutschen Reitponys gekürt. Foto: Christian Beeck

Die Tochter des Welsh-Hengstes The Breas My Mobility ist inzwischen 22 Jahre alt und trägt ihre Fohlen nicht mehr selbst aus. Durch Embryotransfer gibt es daher einen gleichaltrigen Vollbruder zu Marvel. Ihn haben Krüger und die Züchterin, Krügers Ehefrau Angelika Jahr aus Morsum, Kreis Nordfriesland, über die Ponyforumkörung als Prämienhengst verkauft.

Marvel hingegen bleibt erst einmal im Familienbesitz. Ob sie mit dem Sieg gerechnet hätten? „Die Idee hat man natürlich, wenn man mal so ein Pferd hat“, gab Krüger zu. „Aber das ist wohl eine einmalige Sache. Vor allem, weil wir ja eigentlich eher springorientiert züchten.“ Auch Dose befand: „Marvel ist schon etwas Besonderes“, und fügte hinzu: „Das Komplettpaket war einfach überragend.“

Ein tolles Pony sei auch Steendieks Eagle One. Der Hengst aus der Zucht von Peter Böge aus Schönhorst, Kreis Rendsburg-Eckernförde, wurde Reservesieger. Insgesamt wurden 17 weitere Deutsche Reitponys gekört. Sie bilden traditionell die größte Gruppe bei der Körung und waren am Sonnabend als Letzte dran.

Bei den Partbred-Shetlandponys siegte Lendorfs Palermo. Der Hengst wurde von seiner Besitzerin Rebecca Otto aus Eutin, Kreis Ostholstein, vorgeführt. Foto: Christian Beeck
Sydney of Triple Threat kommt aus den Niederlanden und bescherte seinem Besitzer Thies Roll aus Struvenhütten, Kreis Segeberg, den Sieg bei den Partbred-Shetlandponys unter 87 cm. Foto: Christian Beeck


Danach hatte die Körkommission Feierabend und konnte noch einmal resümieren. „Trotz allem lief es hervorragend“, so Dose. Alle hätten noch mal eine Schippe draufgelegt. „Wir haben eine super Truppe, die im Ehrenamt die Veranstaltung unterstützt, und das in allen Bereichen. Darum werden wir von anderen Zuchtverbänden beneidet“, weiß er. „Unsere Körung ist einmalig in Deutschland.“ Und weil es so schön ist, will auch Dr. Elisabeth Jensen im nächsten Jahr unbedingt wieder dabei sein. 

Die Schau führte die Zuschauer auch in die Region der Hurtigruten. Im Heimatland der Fjordpferde waren sie mit einem Schlitten unterwegs. Foto: Christian Beeck
Hoch her ging es bei Marios Horsekart Race mit den Schleswiger Kaltblütern. Foto: Christian Beeck

Der Schlossgarten in Hamburg-Bergedorf

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Das Bergedorfer Schloss ist das einzige erhaltene Schloss auf Hamburger Stadtgebiet. Umgeben ist die Schlossanlage nicht nur von zwei Wassergräben, sondern auch von einer Schlossparkanlage. Als grünes Kleinod bietet sie den Bergedorfern und den Gästen des Stadtteils nicht nur eine Oase der Ruhe und Erholung im umliegenden geschäftigen, großstädtischen Treiben, sondern auch Möglichkeiten für Naturerlebnis, Sport, Kultur und zahlreiche weitere Aktivitäten.

Bergedorf war bereits früh eine wichtige Handelsstation auf dem Weg von Hamburg nach Lauenburg, weil es einerseits an der Bille gelegen ist und im Gegensatz zur anliegenden Marsch sich auf einem erhöhten Geesthang befindet. Die erste urkundliche Erwähnung von „Bergedorp“ stammt aus dem Jahre 1162, 1275 erhielt Bergedorf das Stadtrecht. Von 1202 bis 1227 stand Bergedorf unter dänischer Herrschaft. Die damalige Verwaltung ließ 1208 die Bille für die Anlage einer Kornmühle aufstauen. Im Zentrum entstand der Bergedorfer Stadthafen, der Serrahn, und von 1212 bis 1224 baute man auch eine Wasserburg, die mit den zugehörigen Wassergräben der Vorläufer der späteren Schlossanlage wurde.

Im Jahr 1227 beendete ein Heer von norddeutschen Fürsten und der Städte Hamburg und Lübeck die dänische Herrschaft in Bergedorf und die Herzöge von Sachsen-Lauenburg nutzen es zeitweilig als Residenz. Ab 1420 schufen Hamburg und Lübeck die sogenannte beiderstädtische Verwaltung, die bis 1867 andauerte, als Hamburg Bergedorf durch Kauf in den Alleinbesitz übernahm und Teile der kommunalen Verwaltung im Schloss einquartierte. Seit 1953 befindet sich das regionale Museum für Bergedorf und die Vierlande in den Räumen des Schlosses.

Die Umwandlung der Wasserburg zu einem vierflügeligen Schloss erfolgte im Laufe des 16. Jahrhunderts. Die Anlage mit ihren zwei Wassergräben zeigt Elemente der Backsteingotik und der Backsteinrenaissance. Während Renovierungsarbeiten um 1900 wurden am Nordostflügel, dem Turm und der Einfahrt auch neogotische Strukturen eingefügt.

Das Wasser der ehemaligen Burggräben prägt auch heute noch den Schlossgarten. Foto: Hans-Dieter Reinke

Der Schlossgarten früher und heute

Ab 1805 wurde das Schloss entfestigt, die Geschütze auf den Wällen wurden entfernt und Bäume und Alleen gepflanzt. Wesentlich an der Entwicklung des Schlossgartens beteiligt war einer der letzten Amtmänner der beiderstädtischen Verwaltung, Johann Bernhard Wilhelm Lindenberg. Er war neben seiner Amtstätigkeit auch botanisch sehr interessiert und ließ die Wallanlagen schleifen sowie den nordwestlichen äußeren Graben zuschütten, wo sich heute die große Wiese zwischen Bille und Schloss erstreckt. Schmuckbeete, Pflanzensammlungen, Baumpflanzungen, ein Küchengarten und anderes entstanden. Allerdings war diese Anlage  – außer zu besonderen Anlässen – der Öffentlichkeit nicht zugänglich. Das entwickelte sich erst im Zuge der Industrialisierung, als Bergedorfs Bevölkerung stark anwuchs und die Forderung nach einem Erholungsgebiet für alle lauter wurde.

Der 1847 gegründete Bergedorfer Bürgerverein setzte sich für eine öffentliche Nutzung der Grünanlage ein. 1896 nach Umgestaltung zu einem Landschaftspark wurde der Schlosspark der Öffentlichkeit übergeben. So präsentiert sich das heutige Bergedorfer Schlossgrün, auch nach manchen Renovierungen und Erweiterungen, als moderner und vielseitiger Bürgerpark, der mit seinen Rasenfreiflächen, Beeten, geschwungenen Wegen und alten Baum- und Gehölzbeständen viel Raum für Erholung, Sport, Spiel und Spaß bietet.

Besondere Attraktion für Kinder auf dem Schlossgrabenteich: im Megaball über die Wasseroberfläche rollen Foto: Hans-Dieter Reinke

Neben einem großen, viel besuchten Kinderspielplatz gibt es eine Rollschuhbahn, eine Boule-Spielfläche oder die Möglichkeit, Großschach zu spielen. Die Kinder können von März bis September in mit Luft gefüllten Megabällen über die Wasserfläche des Schlossgrabens rollen.

Bänke säumen die mit rankenden Rosen, Hortensien, Kokardenblumen, Zinnien, Studentenblumen, Brandkraut und Schmuckkörbchen bestandenen Beete und Kübel. Schmetterlingssträucher, Ilex, Schneeball, Japanischer Blumenhartriegel, Magnolien und vor allem zahlreiche Rhododendren begeistern die Besucher zu ihren jeweiligen Blütenzeiten. Alte Bäume wie eine Hängebuche, Amerikanische Roteichen, Ahorne, Linden, Eichen, Rot- und Hainbuchen, Eiben, Ross- und Esskastanien sowie Eschen prägen das Areal. Auch Tulpenbaum, Ginkgo, Robinie, Sumpfzypresse und Japanischer Schnurbaum sind anzutreffen. Seit 1926 steht der Schlosspark in Bergedorf unter Denkmalschutz.

Das Denkmal für Johannes Brahms zeigt ihn Klavier spielend in einer Kneipe in Bergedorf. Foto: Hans-Dieter Reinke

Blumenbeete und Bänke gibt es auch am Rande des Schlossgartens am Kaiser-Wilhelm Platz, wo seit 1888 der von dem Wasserwerkbetreiber Carl Sievers gestiftete und nach ihm benannte Brunnen munter vor sich hinplätschert. Hier steht am Wasser des Außengrabens auch eines der Denkmäler des Schlossgartens: das Denkmal für Kaiser Wilhelm I. Weitere Gedanksteine und Denkmäler auf dem Gelände erinnern an Friedrich Ludwig Jahn, Johannes Brahms und Otto von Bismarck.

Sonnenbad der liegenden Frau „Albis“ im Schlossgarten. Foto: Hans-Dieter Reinke

Einige Skulpturen sind auch zu finden, wie die Bronzeplastik „Albis“ von Götz Löpelmann von 1960 oder die „Löwin“ von Robert Schneller. Früher wurden derartige Raubtierskulpturen gern als Wächterfiguren am Zugang zu Schlössern und Herrenhäusern aufgestellt, allerdings ist diese Granitskulptur mit dem Entstehungsjahr 1970 deutlich jüngeren Datums.

Verschiedene Brücken führen über die bestehenden Teile der inneren und äußeren Wassergräben der Schlossanlage. Hierbei ist eine historische schmiedeeiserne Brücke aus dem 19. Jahrhundert, die über den inneren Schlossgraben führt, besonders interessant, zumal es die einzige echte Hängebrücke Hamburgs ist.

Eine historische Hängebrücke führt über den inneren Schlossgraben. Foto: Hans-Dieter Reinke

Schlossmuseum, Kirche, Schillerufer und Windmühle

Die Vierlande und Bergedorf sind Thema der Dauerausstellung der Bergedorfer Museumslandschaft im Schloss, zu der auch die ständige Ausstellung im Freilichtmuseum Rieck Haus im Garten Hamburgs, den Vier- und Marschlanden, gehört. Das Museum zeigt in einem alten Hufnerhaus aus dem 16. Jahrhundert die Geschichte der Kulturlandschaft und das Alltagsleben der Bauern in den elbenahen Marschlanden. Schön ist eine organsierte Tour mit einem Ewer, also einem Holzkahn, der früher für den Obst-und Gemüsetransport eingesetzt wurde, von Bergedorf zum Rieck Haus in den Vierlanden.

Sehenswert ist die Fachwerkkirche St. Petri und Pauli in der Nähe des Schlossgartens. Foto: Hans-Dieter Reinke

In Sichtweite des Schlosses befindet sich die sehenswerte, 1162 erstmals urkundlich erwähnte Kirche St. Petri und Pauli mit interessanten Objekten der Spätrenaissance und des Barock im Innern. Nahebei steht das Organistenhaus (Hasse-Haus). Dort lebte der bekannte Barock-Komponist Johann Adolph Hasse, an den zudem mit einem Denkmal vor der Kirche erinnert wird.

Interessant ist auch ein Besuch des Schillerufers, das nur wenige Gehminuten entlang der Bille vom Schlossgarten entfernt ist. Der Weg an der Bille ist gesäumt von sogenannten Kandelaberlinden, deren Äste in Form von Kandelabern, also Armleuchtern geschnitten sind. Die dreieckige Grünfläche, die im Jahr 2010 nach Plänen aus den 1920er Jahren restauriert worden ist, besitzt eine größere Rasenfreifläche, kleine Alleen, einen Dahliengarten und mit weißen Bänken gesäumte bunte Beete, in denen Astern, Storchschnabel, Schmuckkörbchen, Ziersalbei und andere Blütenpflanzen wachsen, sowie einen kleinen Bürgergarten. In Sichtweite befindet sich die Bergedorfer Mühle, ein restaurierter Galerie-Holländer aus dem Jahr 1831, der bis 1969 in Betrieb war, aber auch heute noch voll funktionsfähig ist und vom Verein Bergedorfer Mühle betrieben wird. Ziele des Vereins sind nicht nur der Erhalt der Mühle als kulturelles Wahrzeichen Bergedorfs, sondern auch die Öffnung für die Öffentlichkeit und die Durchführung kultureller Veranstaltungen.

Wanderfreunde können sich vom Schillerufer aus auf den Billewanderweg begeben, der am Reinbeker Schloss vorbei nach Aumühle führt, von wo man dem Lauf der Bille auch noch weiter durch den Sachsenwald folgen kann.

Nahe dem Schillerufer befindet sich an der Bille ein Bootsverleih und ein Restaurant. Foto: Hans-Dieter Reinke

Pflanzliche Eiweiße – erste Euphorie verblasst

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In den letzten Jahren haben sich die Märkte für Proteinkonzentrat und -texturat weltweit rasant entwickelt. Anwendung finden Proteinkonzentrate in der Lebensmittelindustrie im Bereich der Herstellung vegetarischer und veganer Produkte, im stetig wachsenden Markt der Sport- und Fitnesslebensmittel sowie in der Tierernährung. Proteintexturate sind der Grundbaustein für die Erzeugung einer fleischähnlichen Konsistenz im Bereich der Fleischersatzprodukte, da sie eine ähnliche Textur aufweisen. Diese Proteinprodukte werden überwiegend aus Sojabohnen, Körnererbsen und Ackerbohnen gewonnen, aber auch die Gewinnung aus Milch und Weizen ist möglich. Weltweit gehandelt wird aber hauptsächlich Ware, die aus Sojabohnen und Körnererbsen hergestellt ist.

Weltweit Kapazitäten aus dem Boden geschossen

Nicht nur in Europa, sondern auch in den USA und in China ist die Nachfrage nach Proteinkonzentraten in den letzten Jahren sprunghaft angestiegen. In gleichem Tempo wurden entsprechende Produktionskapazitäten aus dem Boden gestampft. Auch in Deutschland wurden solche Bauvorhaben umgesetzt beziehungsweise geplant. So wollte auch die Nordzucker in diesen Bereich einsteigen mit dem Neubau eines Werkes in Groß Munzel bei Hannover. Der durch die Nordzucker angestrebte Vertragsanbau von gelben Körnererbsen stieß Mitte letzten Jahres bei den Landwirten auf großes Interesse, entsprechende Vertragsmengen waren dank lukrativer Preise schnell unterzeichnet. Doch zum Ende des letzten Jahres gab es erste Wachstumsdämpfer auf dem Markt für Proteinkonzentrate und -texturate. Auch zu Jahresanfang setzte sich dieser Trend fort. Es zeichnet sich eine Marktsättigung beziehungsweise bereits eine Überkapazität ab.

Was sind die Gründe für die Marktsättigung?

In den USA wurde die enorm gestiegene Nachfrage mangels eigener Produktionskapazitäten zunächst hauptsächlich durch chinesische Importware gedeckt. Nun wurden in den USA aber besonders im letzten Jahr massiv eigene Kapazitäten geschaffen und die Importmenge aus China deutlich reduziert. Zusätzlich führte bereits die damalige US-Regierung unter Präsident Joe Biden Zölle auf diese Proteinprodukte aus China ein. Die frei gewordenen Mengen drängen nun auf den europäischen Markt, und dies zu Preisen, die bis zu 50 % unter den hiesigen liegen. Es ist also zu einem regelrechten Preisverfall gekommen. Eine Besserung ist nach heutigem Stand bisher nicht in Sicht. Dieser Umstand hat nun auch die Nordzucker dazu bewogen, für das Neubauprojekt in Groß Munzel erst einmal einen Baustopp zu verhängen. Vonseiten der Nordzucker wird allerdings betont, dass das Projekt nicht aufgehoben, sondern nur aufgeschoben sei. Bestehende Anbauverträge mit den Landwirten werden außerdem weiterhin eingehalten.

Ackerbohne deutlich im Preis gefallen

Die Überversorgung im Proteinkonzentratbereich macht sich auch in den hiesigen Notierungen des Landhandels für Ackerbohnen bemerkbar. Während sich die durchschnittlichen Erzeugerpreise im gesamten Jahr 2024 stabil zwischen 240 und 250 €/t bewegten, kam es zu Jahresbeginn zu einem deutlichen Preisrückgang auf nur mehr durchschnittlich 230 €/t. Das untere Ende der Preisspanne liegt sogar erstmalig unter 200 €/t.

Es bleibt also festzuhalten, dass in den Proteinkonzentratmarkt vielleicht etwas zu viele Wachstumsmöglichkeiten hineininterpretiert wurden.

Marktlage – für die Woche vom 3. bis 9.2.2025

Getreide: Die Zölle der USA für Importe aus China, Mexiko und Kanada setzten die Kurse für Weizen und Mais an der Börse in Chicago wegen des drohenden Handelskrieges unter Druck.

Raps: Viel Raps dürfte nicht mehr bei den Erzeugern liegen, Vorkontrakte für die Ernte 2025 wurden vermehrt abgeschlossen.

Futtermittel: Sojaschrot ­geriet wegen der internationalen
handelspolitischen Ränkespiele preislich unter Druck.

Kartoffeln: Am Speisekartoffelmarkt war der Absatz wegen Aktionen im LEH und flott laufender Exporte rege.

Schlachtrinder: Schlachtkühe wurden rege nachgefragt, waren aber nur begrenzt verfügbar, daher zogen die Preise an.

Schlachtschweine/-sauen: Die seit Jahresanfang bestehenden Angebotsüberhänge konnten noch nicht abgebaut werden.

Ferkel: Der Handel war etwas belebter. Wegen der Überhänge erfolgten die Einstallungen aber nicht so zügig, wie sie könnten.

Milch: Mitte Januar wurde die steigende Tendenz der Milchanlieferung unterbrochen und rutschte wieder unter das Vorjahresniveau.

Schlachtlämmer/-schafe: Im Handel mit Schlachtlämmern und Lammfleisch fehlte es weiterhin an Impulsen.

Markttendenz – für die Woche vom 10. bis 16.2.2025

Getreide: Die schwankenden Vorgaben vom Terminmarkt erschweren weiter die Preisfindung am Kassamarkt.

Raps: Hinsichtlich der kommenden Ernte stimmen die Feldbestände bislang optimistisch.

Futtermittel: Wegen höherer Preise für importierte Futterzusatzstoffe können Preisanpassungen in den nächsten Wochen nicht ausgeschlossen werden.

Kartoffeln: Die Preise für Kartoffeln zur Herstellung von Pommes frites ziehen nicht nur hierzulande an.

Schlachtrinder: Zuletzt wurden wegen der Maul- und Klauenseuche (MKS) viele Tiere abgeliefert, nun ist das Angebot klein.

Schlachtschweine/-sauen: Wegen der verhaltenen Nachfrage belebt sich der Markt nur langsam. Der Abbau der Überhänge dürfte noch Wochen dauern.

Ferkel: Wegen des überwiegend flotten Verkaufs wird eine leicht festere Preisentwicklung erwartet.

Milch: Trotz der leichten Entspannung bei MKS bleibt ein Restrisiko. Sie verursacht auch zusätzliche Kosten für die administrative Abklärung mit den verschiedenen Empfängerländern.

Schlachtlämmer/-schafe: Immer noch bewirkt die Blauzungenkrankheit ein sehr begrenztes inländisches Angebot.

Ein starker Staat braucht eine starke Wirtschaft

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„Wir stehen vor einer ­historischen Wahl, weil wir spüren, dass Veränderungen notwendig sind“, ­erklärte Heinrich Mougin, ­Vorsitzender des Kreisbauernverbandes Ostholstein-Lübeck (KBV), zu Beginn einer Diskussionsrunde der Spitzenkandidaten des Wahlkreises 9 (Ostholstein – Stormarn-Nord) am Montag in Oldenburg. Der KBV hatte dazu gemeinsam mit dem Unternehmensverband Ostholstein – Plön (UV) ­eingeladen.

Mougin kritisierte die „Misstrauenskultur“ gegenüber Unternehmerinnen und Unternehmern, die zu überhöhten Dokumentations- und Berichtspflichten geführt habe. Er unterstrich: „Wir ersticken an Bürokratie.“ Hinsichtlich der Hinterlandanbindung zur Fehmarnbeltquerung wolle sich die Landwirtschaft nicht auf die Bereitstellung von Ackerland reduzieren lassen. Der KBV-Vorsitzende forderte einen Ausbau der Infrastruktur, um auch Agrarerzegnisse besser transportieren zu können.

Bürokratielast senken

Für die SPD tritt die langjährige Bundestagsabgeordnete Bettina Hagedorn an. „Ich habe noch Feuer“, erklärte die 69-Jährige. Sie verteidigte die SPD-Forderung einer Mindestlohnerhöhung auf 15 € pro Stunde bis 2026. Dies entspreche auch der EU-Mindestlohnrichtlinie. Um die Wirtschaft zu stärken, setzen die Sozialdemokraten auf einen Deutschlandbonus, der eine 10%ige Förderung von Investitionen in Deutschland beinhalte. Sie mahnte, den Personalaufbau in Behörden nicht nur zu problematisieren. Unter dem von der Ampel-Regierung aufgebauten Personal befänden sich schließlich auch 3.000 Bundespolizisten und 1.000 Zollbeamte. „Das sind keine Leute, die hinter dem Schreibtisch sitzen, um Bürger zu ärgern“, so Hagedorn. Sie betonte, dass der Bund in den nächsten Jahren rund 4 Mrd. € für die Hinterlandanbindung der Fehmarnbeltquerung in die Hand nehme. Das Land Schleswig-Holstein habe dazu hingegen noch keinen Beitrag geleistet.

CDU-Kandidat Sebastian Schmidt erklärte sich zum „Anwalt des ländlichen Raums“. Er werde sich für Entlastungen der Wirtschaft einsetzen. „Nur mit einer funktionierenden Wirtschaft kann der Staat seine Aufgaben erfüllen“, so der 31-Jährige. Freie Gelder entstünden unter anderem durch die Begrenzung des Migrantenzustroms. Mit weniger Dokumentations- und Berichtspflichten und Verschlankungen von Prozessen wolle die Union 10 % der Stellen in der Verwaltung einsparen. Schmidt will sich für ein eindeutiges Statement für die Fehmarnbeltquerung im Koalitionsvertrag einsetzen. Aus der Mindestlohngestaltung sollte sich der Staat seiner Meinung nach heraushalten.

Tobias Maack (FDP) kitisierte das Dickicht von Regelungen und Genehmigungsverfahren sowie undurchsichtige Förderungen vor allem im Energiebereich. Mehr Markt führe zu effizienten Entwicklungspfaden. Er betonte: „So wie die Energiepreise jetzt sind, können sie nicht bleiben, wenn wir ein Industriestandort bleiben wollen.“ Maack warb für die Bereitschaf, disruptiv zu sein. Kleine Schritte würden nicht helfen. Er schlug vor, ein Jahr lang keine neuen Regelungen zu schaffen und für drei Jahre alle Berichtspflichten auszusetzen. „Was wir vermissen, setzen wir dann wieder ein“, so Maack. Der „massive Personalzuwachs“ in der öffentlichen Verwaltung müsse gestoppt werden. Digitalisierung müsse vielmehr zum Abbau von Personal beitragen.

E-Mobilität ausbauen

Dirk Kock-Rohwer (Grüne, MdL) vertrat auf dem Podium seine Parteikollegin und Wahlkreiskandidatin Annette Granzin. Seine Partei habe es geschafft, dass sich die deutsche Autoindustrie ernthaft auf den Weg gemacht habe, E-Mobilität zu forcieren. Natürlich seien Batterien für 300-PS-Schlepper noch keine Lösung. An der Elektrifizierung von Fahrzeugen führe nach seiner Überzeugung aber kein Weg vorbei. „Klimaschutz ist Menschenschutz“, erklärte Kock-Rohwer. Er warb für mehr ökologische Landwirtschaft und eine weitere Steigerung des Tierwohls. Das Risiko der Produktionsverlagerung schätzt er als gering ein und nannte als Beispiel das Verbot der Käfighaltung von Legehennen. „Alle Eier, die im Supermarkt angeboten werden, kommen aus der Boden- oder Freilandhaltung aus Deutschland“, betonte Kock-Rohwer. Bei Industrieware sei dies allerdings noch anders, räumte er ein.

AfD-Kandidat Volker Schnurrbusch kritisierte, dass sich die EU zu einem Bürokratiemonster entwickelt habe. Eine Handels- und Wirtschaftsunion sei hingegen absolut sinnvoll. „Den Grundgedanken wollen wir schützen, auch mit Blick auf die europäische Sicherheitsarchitektur“, so Schnurrbusch. Aber heute verkünde die EU beispielsweise einen Green Deal, der das Wirtschaften massiv erschwere. Er sprach sich gegen Sanktionen gegen Russland aus. Das habe zu Nachteilen auch für die deutsche Landwirtschaft geführt. Die AfD wehre sich zudem dagegen, den Verbrennermotor „auf den Müll zu schmeißen“.

Olaf Bentke sprach für die Freien Wähler. Er vertrat den Wahlkreiskandidaten David Gutzeit. „Wir wollen die Mitte und den Zusammenhalt zwischen den Menschen stärken“, sagte Bentke. Ein Problem sei, dass viele Kommunen verschuldet seien und es daher nicht schafften, ihre Aufgaben zu erfüllen. Seine Partei wolle sich dafür einsetzen, dass der Bund den Kommunen Altschulden zumindest teilweise abnehme.

EU-Zölle sollen 430 Euro pro Tonne erreichen

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Die von der EU-Kommission vorgeschlagenen Zölle auf Agrarwaren aus Russland und Belarus fokussieren in erster Linie stickstoffhaltige Düngemittel. Hauptziel sei es, die Abhängigkeit der EU von den beiden Drittstaaten deutlich zu reduzieren, unterstreichen Kommissionskreise. Dafür könnten die Zollsätze nach einer Übergangsphase von drei Jahren um bis zu 430 €/t ansteigen. Geplant ist, bereits am 1. Juli des laufenden Jahres mit der schrittweisen Anhebung zu beginnen. Rat und Europaparlament müssen den Kommissionsvorschlägen allerdings noch zustimmen.

Die geplanten Abgaben zielen vor allem auf stickstoffhaltige Düngemittel mit den Zollnummern KN-Code 3102 sowie KN-Code 3105. In der Gruppe mit dem KN-Code 3102 sind vor allem verschiedene Harnstoff- und Ammoniumnitratpräparate sowie Mischungen aus beiden zusammengefasst. Düngemittel mit dem KN-Code 3105 enthalten neben Stickstoff vor allem Kali und Phosphor. Für beide Produktgruppen soll der Wertzollsatz von bisher 6,5 % für Lieferungen aus Russland und Belarus beibehalten werden. Als Berechnungsbasis wird also der jeweilige Marktwert herangezogen.

Darauf aufbauend sollen spezifische Zölle eingeführt und deren Sätze schrittweise angehoben werden. Damit soll laut den Kommissionsbeamten den Landwirten in der EU hinreichend Zeit eingeräumt werden, um ihren Düngerbedarf aus anderen Quellen zu decken. Vom 1. Juli 2025 bis zum 30. Juni 2026 sollen bei Produkten mit dem KN-Code 3102 zusätzlich 40 €/t erhoben werden. Für Düngemittel mit dem KN-Code 3105 sind 45 €/t vorgesehen. Diese Zölle sollen dann in „vergleichsweise moderaten“ Schritten bis zum 30. Juni 2028 ansteigen.

Ab dem 1. Juli 2028 sollen die Zollsätze drastisch erhöht werden. Dann sollen 315 €/t auf Düngemittel mit dem KN-Code 3102 und 430 €/t für Waren in der Kategorie 3105 gelten. Diese Sätze sollen den Kommissionsbeamten zufolge in etwa einem Ad-valorem-Zollsatz von rund 100 % entsprechen. Das Ziel ist, die Einfuhren aus Russland und Belarus damit endgültig zu stoppen. Reine Kalidünger sollten derweil vorerst nicht auf die Sanktionsliste kommen, heißt es aus der Brüsseler Behörde. Hier liefert allein Weißrussland bekanntlich mehr als 15 % des weltweiten Bedarfs.

DG Agri: Preisentwicklung im Auge behalten

Derweil erklärt die Generaldirektion für Landwirtschaft (DG Agri) der EU-Kommission, dass man die Preisentwicklungen für Stickstoffdünger genau im Auge behalten werde. Sollte es zu einem deutlichen Anstieg über das Niveau von 2024 kommen, würden mögliche Gegenmaßnahmen geprüft. Hierzu könne eine vorübergehende Aussetzung der Zölle auf die betroffenen Düngemittel infrage kommen, allerdings nur für Produkte, die nicht aus Russland und Belarus eingeführt würden. Als Partnerländer, die die Lücke füllen könnten, weisen Kommissionskreise unter anderem auf den Oman, Algerien und die USA hin.

Bereits seit dem 1. Juli 2024 erhebt die Europäische Union Zölle auf russische Getreide- und Ölsaateneinfuhren. Mit dem jetzt präsentierten Vorschlag sollen auch andere Agrarerzeugnisse aus Russland und Belarus ins Visier genommen werden. Kommissionsbeamten zufolge zählen hierzu vor allem Honig, verschiedene Nebenprodukte der Zuckerherstellung, Nüsse sowie diverse Tierfette. Zusätzlich zu den bereits bestehenden Zöllen sollen auf die beschriebenen Produktgruppen Zölle von 50 % des Warenwertes entfallen. Anders als bei den beschriebenen Stickstoffdüngern werden die Auswirkungen der Zölle auf die beschriebenen Erzeugnisse für den EU-Binnenmarkt von der Kommission als vernachlässigbar eingestuft.

Der Industrieverband Agrar (IVA) begrüßte den Vorstoß der EU-Kommission. Er fordert allerdings auch, dass neben Stickstoffdüngern auch Kalidüngemittel umfassender miteinbezogen werden sollten. Nach Angaben des IVA hat Deutschland im Wirtschaftsjahr 2023/24 insgesamt gut 924.000 t an stickstoffhaltigen Düngern eingeführt. Das seien zwar 10,2 % weniger als im vorherigen Wirtschaftsjahr gewesen; allerdings immer noch 17,6 % mehr als in der Saison 2021/22. Aus Russland kamen demnach zuletzt nachweislich gut 140.000 t, nach mehr als 185.000 t im Vorjahr und nur knapp 57.000 t in der Kampagne 2021/22. Allerdings gibt der IVA zu bedenken, dass Sekundärimporte, die Deutschland über die Niederlande oder Belgien erreichten, durch die amtlichen Zahlen nicht nachvollziehbar seien, weshalb die tatsächlichen Zahlen noch höher ausfallen könnten.

Auch nach Frankreich sind die russischen Düngemittellieferungen in den vergangenen beiden Jahren höher ausgefallen als vor Beginn des Ukraine-Krieges im Februar 2022. Dem Verband der französischen Düngemittelhersteller (Unifa) zufolge wurden im Zeitraum Januar bis November 2024 insgesamt rund 511.000 t Düngemittel aus Russland eingeführt. Im Gesamtjahr 2023 waren es sogar 757.000 t, während es vor drei Jahren 402.000 t gewesen waren.

Allerdings stellt ähnlich wie der IVA auch Unifa fest, dass diese Zahlen zu niedrig angesetzt sein könnten, da die innergemeinschaftlichen Handelsstatistiken keine genauen Angaben zu den Herkunftsländern enthielten. Von den 750.000 t, die 2023 importiert wurden, entfiel dem Verband zufolge der größte Teil auf Stickstoffdünger, nämlich rund 490.000 t. Es folgten die Mehrnährstoffdünger mit 220.000 und Kalidünger mit 47.000 t.

Erwartbare Kritik aus dem Berufsstand

Als „katastrophal“ bezeichnen derweil die EU-Ausschüsse der Bauernverbände (Copa) und ländlichen Genossenschaften (Cogeca) den Kommissionsvorschlag. Neben zu erwartender Kritik an den Zollplänen auf Stickstoffdünger aus Russland und Belarus beklagen die Dachverbände fehlende Maßnahmen zur Diversifizierung der Bezugsquellen. Sie drängen weiterhin auf die unmittelbare Abschaffung der Antidumpingzölle auf Einfuhren von Harnstoff, Ammoniumnitrat und HAN-Gemischen aus den USA sowie Trinidad und Tobago. age

Mit Gülledüngung gute Siloqualitäten erreichen

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Ab dem 1. Februar 2025 muss auch auf dem Grünland Gülle mit boden­nahen, streifenförmigen Verteiltechniken ausgebracht werden. Einerseits gilt es, Ammoniakemissionen zu reduzieren, andererseits muss auf eine gute Futterhygiene geachtet werden. Was hierbei zu beachten ist, beschreibt der folgende Beitrag.

Bei der Gülleausbringung können Partikel- und Faserreste am Grasbestand haften bleiben und das Futter verunreinigen. Aus der Praxis kommen besonders in Jahren, in denen Sommertrockenheit auftritt, vermehrt Vorbehalte und Verunsicherungen im Hinblick auf die sichtbaren, eingetrockneten Güllebänder beim Einsatz von Schleppschuh- und Schleppschlauchverteilern.

Weniger Futterverschmutzung

Die in der Gülle enthaltenen Feststoffe werden bei der streifenförmigen Ablage in vier- bis fünffacher Konzentration im Band abgelegt und sind somit gegenüber der Breitverteilung deutlich länger sichtbar. Daher verbleibt dem optischen Eindruck nach zur Grasmahd mehr Gülle am Pflanzenbestand als bei der Breitverteilung. Doch auch bei der Breitverteilung bleiben die Güllepartikel am Gras haften. Sie sind nur aufgrund der flächigen Verteilung nicht sofort sichtbar. Diese anhaftenden Güllereste können mit dem Gras nach oben wachsen und bei der Ernte ins Siliergut gelangen. Insbesondere Gülle oder Gärreste mit höheren Stroh- und Faseranteilen sind hiervon betroffen. Hier verkleben und verketten sich die Faserpartikel in Trockenperioden eher im eintrocknenden Gülleband und werden auch bei später auftretendem Regen nur schwer wieder aufgelöst. Bisher gibt es keinen Hinweis darauf, dass emissionsarme, streifenförmige Ausbringverfahren zu einer höheren Futterverschmutzung führen als breit verteilte Gülle oder Gärreste.

Silagequalität fördern

Nach der Gülleausbringung steigen die Gehalte von Clostridiensporen und Keimen auf dem Grasbestand zunächst an. Sie reduzieren sich in den darauffolgenden Wochen aber wieder erheblich, sodass die Pflanzen zum Zeitpunkt der Ernte nur noch in geringem Maße belastet sind. Daher sollten zwischen Gülleausbringung und nächster Schnittnutzung mindestens drei bis vier Wochen liegen. Dies ist insbesondere beim zweiten und dritten Schnitt im Sommer von Bedeutung. Probleme gehen nach bisherigen Erkenntnissen eher von bodenbürtigen Clostridien durch Erdanhaftungen aus. Generell sollten alle Maßnahmen zur Erzielung einer hohen Qualität der Anwelksilage umgesetzt werden, um eventuelle Probleme durch Clostridien und Keime abzupuffern. Ziel im Gärverlauf ist eine optimale Förderung der Milchsäurebakterienvergärung. Die zügige Schaffung von anaeroben Verhältnissen und eine rasche pH-Wert-Absenkung sind zur Unterdrückung von Schadkeimen und Buttersäurebildnern dafür zwingend erforderlich. Ist ein sicherer Silierprozess nicht gewährleistet, sollten gezielt Silierhilfsmittel zur Unterstützung der Milchsäurevergärung eingesetzt werden. In Forschungs- und Praxisuntersuchungen zeigten sich nur geringe bis keine Unterschiede in den Keimzahlen und Clostridiengehalten zwischen den Ausbringtechniken Breitverteilung, Schleppschuh- und Schlitzscheibenverfahren. Tendenziell waren die Werte der Breitverteilung etwas höher und die der Schlitztechnik etwas geringer im Vergleich zum Schleppschuhverfahren. Von entscheidender Bedeutung für die Silagequalität waren dagegen die Witterungsbedingungen während des Graswachstums im Erntejahr. Lange Trockenperioden und stark wechselnde Wetterverhältnisse mit hohen Temperaturen und zahlreichen Niederschlägen verringerten den natürlichen Besatz an Milchsäurebakterien auf dem Anwelkgut. Durch Zusatz eines entsprechenden Siliermittels konnten die Silagequalitäten deutlich verbessert werden.

Auch der Schnittzeitpunkt, die Schnitthöhe und die Erntetechnik haben einen Einfluss auf die Clostridienanzahl. Herbstschnitte, zu geringe Schnitthöhen und zu tief eingestellte Aufnahmeeinrichtungen der Erntegeräte bergen die Gefahr von Erdanhaftungen. Diese können zu einem erhöhten Clostridienbesatz im Erntegut führen.

Schleppschlauchablage in zu hohem Grasbestand. Die Güllebänder bleiben am Gras haften und können in die Anwelksilage gelangen.

Gülle muss auf den Boden

Flüssige Wirtschaftsdünger sollten so rasch wie möglich von den Pflanzen abfließen und in den Boden eindringen. Dadurch werden nicht nur die Ammoniakemissionen reduziert, sondern auch die Gefahr der Futterverschmutzung vermindert. Dies hängt maßgeblich von der Ausbringtechnik und der Fließfähigkeit der ausgebrachten Gülle ab. Aber auch die Höhe und Dichte des Pflanzenbestands sind von Bedeutung.

Schleppschläuche gleiten über die Grasstoppeln, wodurch die Gülle auf dem Pflanzenbestand abgelegt wird. Um die Futterverschmutzung möglichst gering zu halten, sollten Schleppschläuche direkt nach der Mahd auf dem noch nicht angewachsenen Grasbestand eingesetzt werden. Damit ist das Ausbringzeitfenster für einen optimalen Einsatz sehr klein. Das aufliegende Gülleband kann bei trockensub­stanzreicher Gülle zudem leicht nach oben wachsen. Schleppschläuche sollten daher im Grünland nur für fließfähige, trockensubstanzarme beziehungsweise separierte Gülle eingesetzt werden.

Separierte Dünngülle vermindert die Futterverschmutzung, fördert die Bodeninfiltration und erhöht die Stickstoffwirkung.

Schleppschuhe legen, je nach Bauart, die Gülle näher am Boden ab. Kann auf die Schleppschuhe ein entsprechender Bodendruck von mindestens 5 bis 8 kg je Kufe gegeben werden, teilen sich die Halme besser und die Gülle wird emissionsärmer am Boden platziert. Dies funktioniert am besten in Beständen, die nach der Mahd schon wieder etwas nachwachsen konnten. Ideal sind Kufen mit einem keilförmigen Querschnitt und einer länglichen Öffnung der Auslasstülle. Das fördert die Halmteilung und die bodennahe Gülleablage in einem schmalen Band. Das Ganze funktioniert jedoch nur bei nicht zu hohen Güllemengen bis maximal 20 m³/ha. Die in letzter Zeit aufkommenden Doppelschuhe sollten ebenfalls mit den entsprechenden Kufen ausgestattet sein und den entsprechenden Bodendruck aufbringen. Hierfür ist aber je Meter Arbeitsbreite eine Verdoppelung des Auflagedrucks erforderlich.

Bei höheren TS-Gehalten in der Rindergülle kommt auch der Schleppschuh an seine Einsatzgrenzen. Hier sollte die Schlitztechnik zum Einsatz kommen. Hinsichtlich der Futterverschmutzung und der Emissionsminderung weist dieses Verfahren bei einer Ausbringung vom späten Frühjahr bis zum Sommer Vorteile gegenüber dem Schleppschuh auf. Die Gülleablage in den Bodenschlitz fördert die Bodeninfiltration und verringert die Futterverschmutzung. Das Ausbringfenster nach der Schnittnutzung ist größer als beim Schleppschuh. Die Grenzen der Schlitztechnik liegen im Einsatz im zeitigen Frühjahr auf sehr feuchten und wenig tragfähigen Grünlandstandorten. Bodenbeschaffenheit, Schlitztiefe und die auszubringende Güllemenge sind für einen optimalen Einsatz zu berücksichtigen.

Separierte Dünngülle

Durch die Separierung entsteht eine fließfähigere Dünngülle. Sie vermindert die Pflanzenbenetzung beziehungsweise Futterverschmutzung, fördert die Bodeninfiltration und erhöht die Stickstoffwirkung. Dieser Vorteil kehrt sich aber bei den Feststoffen ins Gegenteil um. Der Ammoniumgehalt ist nur unwesentlich gegenüber der Ausgangsgülle reduziert. Aufgrund der größeren spezifischen Oberfläche, der fehlenden Bodeninfiltration und des höheren pH-Wertes haben sie ein deutlich höheres Emissionspotenzial. Schon während der Lagerung und der Ausbringung kann ein Großteil des Ammoniums verloren gehen. Kurze Lagerzeiten und eine sofortige Einarbeitung der Feststoffe oder die Abgabe an eine Biogasanlage sind daher zwingend erforderlich.

Bevor über die Gülleseparation nachgedacht wird, sollten erst alle Möglichkeiten in der Grünlandbewirtschaftung und der Gülleausbringung für eine optimale Futterhygiene ausgeschöpft werden. Denn die Separation ist teuer. So ist, je nach separierter Güllemenge, mit Kosten zwischen 2 und 3,60 €/ m³ Gülle zu rechnen.

Weiterer Forschungsbedarf

Die bisherigen Ergebnisse zum Einfluss der Gülleausbringtechnik auf die Silagequalität weisen nur geringe Unterschiede auf. Die Erhebungen fanden bevorzugt im Süden Deutschlands, in Österreich und der Schweiz statt. Die Frage ist, ob diese Erkenntnisse auf norddeutsche Verhältnisse mit teilweise anderen Witterungsbedingungen und höheren Trockensubstanzgehalten in der Gülle übertragbar sind. Vor diesem Hintergrund ist auch ungeklärt, ob der zusätzliche technische Aufwand durch Doppelschleppschuhe hinsichtlich der Futterhygiene gerechtfertigt ist.

Fazit

Ab dem 1. Februar 2025 muss Gülle auf dem Grünland mit bodennahen, streifenförmigen Verteiltechniken ausgebracht werden.

Einerseits gilt es, Ammoniakemissionen zu reduzieren, andererseits muss auf eine gute Futterhygiene geachtet werden.

Befürchtungen, dass anhaftende Güllepartikel die Silagequalität negativ beeinflussen, haben sich bisher nicht bestätigt.

Generell sollten alle Maßnahmen zur Herstellung einer guten Silagequalität berücksichtigt werden.

Ziel ist die Förderung der Milchsäurevergärung durch rasche Schaffung anaerober Verhältnisse und eine zügige pH-Wert Absenkung.

So können Fehlgärungen durch eventuelle Verschmutzungen verhindert werden.