Das Bergedorfer Schloss ist das einzige erhaltene Schloss auf Hamburger Stadtgebiet. Umgeben ist die Schlossanlage nicht nur von zwei Wassergräben, sondern auch von einer Schlossparkanlage. Als grünes Kleinod bietet sie den Bergedorfern und den Gästen des Stadtteils nicht nur eine Oase der Ruhe und Erholung im umliegenden geschäftigen, großstädtischen Treiben, sondern auch Möglichkeiten für Naturerlebnis, Sport, Kultur und zahlreiche weitere Aktivitäten.
Bergedorf war bereits früh eine wichtige Handelsstation auf dem Weg von Hamburg nach Lauenburg, weil es einerseits an der Bille gelegen ist und im Gegensatz zur anliegenden Marsch sich auf einem erhöhten Geesthang befindet. Die erste urkundliche Erwähnung von „Bergedorp“ stammt aus dem Jahre 1162, 1275 erhielt Bergedorf das Stadtrecht. Von 1202 bis 1227 stand Bergedorf unter dänischer Herrschaft. Die damalige Verwaltung ließ 1208 die Bille für die Anlage einer Kornmühle aufstauen. Im Zentrum entstand der Bergedorfer Stadthafen, der Serrahn, und von 1212 bis 1224 baute man auch eine Wasserburg, die mit den zugehörigen Wassergräben der Vorläufer der späteren Schlossanlage wurde.
Im Jahr 1227 beendete ein Heer von norddeutschen Fürsten und der Städte Hamburg und Lübeck die dänische Herrschaft in Bergedorf und die Herzöge von Sachsen-Lauenburg nutzen es zeitweilig als Residenz. Ab 1420 schufen Hamburg und Lübeck die sogenannte beiderstädtische Verwaltung, die bis 1867 andauerte, als Hamburg Bergedorf durch Kauf in den Alleinbesitz übernahm und Teile der kommunalen Verwaltung im Schloss einquartierte. Seit 1953 befindet sich das regionale Museum für Bergedorf und die Vierlande in den Räumen des Schlosses.
Die Umwandlung der Wasserburg zu einem vierflügeligen Schloss erfolgte im Laufe des 16. Jahrhunderts. Die Anlage mit ihren zwei Wassergräben zeigt Elemente der Backsteingotik und der Backsteinrenaissance. Während Renovierungsarbeiten um 1900 wurden am Nordostflügel, dem Turm und der Einfahrt auch neogotische Strukturen eingefügt.
Der Schlossgarten früher und heute
Ab 1805 wurde das Schloss entfestigt, die Geschütze auf den Wällen wurden entfernt und Bäume und Alleen gepflanzt. Wesentlich an der Entwicklung des Schlossgartens beteiligt war einer der letzten Amtmänner der beiderstädtischen Verwaltung, Johann Bernhard Wilhelm Lindenberg. Er war neben seiner Amtstätigkeit auch botanisch sehr interessiert und ließ die Wallanlagen schleifen sowie den nordwestlichen äußeren Graben zuschütten, wo sich heute die große Wiese zwischen Bille und Schloss erstreckt. Schmuckbeete, Pflanzensammlungen, Baumpflanzungen, ein Küchengarten und anderes entstanden. Allerdings war diese Anlage – außer zu besonderen Anlässen – der Öffentlichkeit nicht zugänglich. Das entwickelte sich erst im Zuge der Industrialisierung, als Bergedorfs Bevölkerung stark anwuchs und die Forderung nach einem Erholungsgebiet für alle lauter wurde.
Der 1847 gegründete Bergedorfer Bürgerverein setzte sich für eine öffentliche Nutzung der Grünanlage ein. 1896 nach Umgestaltung zu einem Landschaftspark wurde der Schlosspark der Öffentlichkeit übergeben. So präsentiert sich das heutige Bergedorfer Schlossgrün, auch nach manchen Renovierungen und Erweiterungen, als moderner und vielseitiger Bürgerpark, der mit seinen Rasenfreiflächen, Beeten, geschwungenen Wegen und alten Baum- und Gehölzbeständen viel Raum für Erholung, Sport, Spiel und Spaß bietet.
Neben einem großen, viel besuchten Kinderspielplatz gibt es eine Rollschuhbahn, eine Boule-Spielfläche oder die Möglichkeit, Großschach zu spielen. Die Kinder können von März bis September in mit Luft gefüllten Megabällen über die Wasserfläche des Schlossgrabens rollen.
Bänke säumen die mit rankenden Rosen, Hortensien, Kokardenblumen, Zinnien, Studentenblumen, Brandkraut und Schmuckkörbchen bestandenen Beete und Kübel. Schmetterlingssträucher, Ilex, Schneeball, Japanischer Blumenhartriegel, Magnolien und vor allem zahlreiche Rhododendren begeistern die Besucher zu ihren jeweiligen Blütenzeiten. Alte Bäume wie eine Hängebuche, Amerikanische Roteichen, Ahorne, Linden, Eichen, Rot- und Hainbuchen, Eiben, Ross- und Esskastanien sowie Eschen prägen das Areal. Auch Tulpenbaum, Ginkgo, Robinie, Sumpfzypresse und Japanischer Schnurbaum sind anzutreffen. Seit 1926 steht der Schlosspark in Bergedorf unter Denkmalschutz.
Blumenbeete und Bänke gibt es auch am Rande des Schlossgartens am Kaiser-Wilhelm Platz, wo seit 1888 der von dem Wasserwerkbetreiber Carl Sievers gestiftete und nach ihm benannte Brunnen munter vor sich hinplätschert. Hier steht am Wasser des Außengrabens auch eines der Denkmäler des Schlossgartens: das Denkmal für Kaiser Wilhelm I. Weitere Gedanksteine und Denkmäler auf dem Gelände erinnern an Friedrich Ludwig Jahn, Johannes Brahms und Otto von Bismarck.
Einige Skulpturen sind auch zu finden, wie die Bronzeplastik „Albis“ von Götz Löpelmann von 1960 oder die „Löwin“ von Robert Schneller. Früher wurden derartige Raubtierskulpturen gern als Wächterfiguren am Zugang zu Schlössern und Herrenhäusern aufgestellt, allerdings ist diese Granitskulptur mit dem Entstehungsjahr 1970 deutlich jüngeren Datums.
Verschiedene Brücken führen über die bestehenden Teile der inneren und äußeren Wassergräben der Schlossanlage. Hierbei ist eine historische schmiedeeiserne Brücke aus dem 19. Jahrhundert, die über den inneren Schlossgraben führt, besonders interessant, zumal es die einzige echte Hängebrücke Hamburgs ist.
Schlossmuseum, Kirche, Schillerufer und Windmühle
Die Vierlande und Bergedorf sind Thema der Dauerausstellung der Bergedorfer Museumslandschaft im Schloss, zu der auch die ständige Ausstellung im Freilichtmuseum Rieck Haus im Garten Hamburgs, den Vier- und Marschlanden, gehört. Das Museum zeigt in einem alten Hufnerhaus aus dem 16. Jahrhundert die Geschichte der Kulturlandschaft und das Alltagsleben der Bauern in den elbenahen Marschlanden. Schön ist eine organsierte Tour mit einem Ewer, also einem Holzkahn, der früher für den Obst-und Gemüsetransport eingesetzt wurde, von Bergedorf zum Rieck Haus in den Vierlanden.
In Sichtweite des Schlosses befindet sich die sehenswerte, 1162 erstmals urkundlich erwähnte Kirche St. Petri und Pauli mit interessanten Objekten der Spätrenaissance und des Barock im Innern. Nahebei steht das Organistenhaus (Hasse-Haus). Dort lebte der bekannte Barock-Komponist Johann Adolph Hasse, an den zudem mit einem Denkmal vor der Kirche erinnert wird.
Interessant ist auch ein Besuch des Schillerufers, das nur wenige Gehminuten entlang der Bille vom Schlossgarten entfernt ist. Der Weg an der Bille ist gesäumt von sogenannten Kandelaberlinden, deren Äste in Form von Kandelabern, also Armleuchtern geschnitten sind. Die dreieckige Grünfläche, die im Jahr 2010 nach Plänen aus den 1920er Jahren restauriert worden ist, besitzt eine größere Rasenfreifläche, kleine Alleen, einen Dahliengarten und mit weißen Bänken gesäumte bunte Beete, in denen Astern, Storchschnabel, Schmuckkörbchen, Ziersalbei und andere Blütenpflanzen wachsen, sowie einen kleinen Bürgergarten. In Sichtweite befindet sich die Bergedorfer Mühle, ein restaurierter Galerie-Holländer aus dem Jahr 1831, der bis 1969 in Betrieb war, aber auch heute noch voll funktionsfähig ist und vom Verein Bergedorfer Mühle betrieben wird. Ziele des Vereins sind nicht nur der Erhalt der Mühle als kulturelles Wahrzeichen Bergedorfs, sondern auch die Öffnung für die Öffentlichkeit und die Durchführung kultureller Veranstaltungen.
Wanderfreunde können sich vom Schillerufer aus auf den Billewanderweg begeben, der am Reinbeker Schloss vorbei nach Aumühle führt, von wo man dem Lauf der Bille auch noch weiter durch den Sachsenwald folgen kann.