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Der Schlossgarten in Hamburg-Bergedorf

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Das Bergedorfer Schloss ist das einzige erhaltene Schloss auf Hamburger Stadtgebiet. Umgeben ist die Schlossanlage nicht nur von zwei Wassergräben, sondern auch von einer Schlossparkanlage. Als grünes Kleinod bietet sie den Bergedorfern und den Gästen des Stadtteils nicht nur eine Oase der Ruhe und Erholung im umliegenden geschäftigen, großstädtischen Treiben, sondern auch Möglichkeiten für Naturerlebnis, Sport, Kultur und zahlreiche weitere Aktivitäten.

Bergedorf war bereits früh eine wichtige Handelsstation auf dem Weg von Hamburg nach Lauenburg, weil es einerseits an der Bille gelegen ist und im Gegensatz zur anliegenden Marsch sich auf einem erhöhten Geesthang befindet. Die erste urkundliche Erwähnung von „Bergedorp“ stammt aus dem Jahre 1162, 1275 erhielt Bergedorf das Stadtrecht. Von 1202 bis 1227 stand Bergedorf unter dänischer Herrschaft. Die damalige Verwaltung ließ 1208 die Bille für die Anlage einer Kornmühle aufstauen. Im Zentrum entstand der Bergedorfer Stadthafen, der Serrahn, und von 1212 bis 1224 baute man auch eine Wasserburg, die mit den zugehörigen Wassergräben der Vorläufer der späteren Schlossanlage wurde.

Im Jahr 1227 beendete ein Heer von norddeutschen Fürsten und der Städte Hamburg und Lübeck die dänische Herrschaft in Bergedorf und die Herzöge von Sachsen-Lauenburg nutzen es zeitweilig als Residenz. Ab 1420 schufen Hamburg und Lübeck die sogenannte beiderstädtische Verwaltung, die bis 1867 andauerte, als Hamburg Bergedorf durch Kauf in den Alleinbesitz übernahm und Teile der kommunalen Verwaltung im Schloss einquartierte. Seit 1953 befindet sich das regionale Museum für Bergedorf und die Vierlande in den Räumen des Schlosses.

Die Umwandlung der Wasserburg zu einem vierflügeligen Schloss erfolgte im Laufe des 16. Jahrhunderts. Die Anlage mit ihren zwei Wassergräben zeigt Elemente der Backsteingotik und der Backsteinrenaissance. Während Renovierungsarbeiten um 1900 wurden am Nordostflügel, dem Turm und der Einfahrt auch neogotische Strukturen eingefügt.

Das Wasser der ehemaligen Burggräben prägt auch heute noch den Schlossgarten. Foto: Hans-Dieter Reinke

Der Schlossgarten früher und heute

Ab 1805 wurde das Schloss entfestigt, die Geschütze auf den Wällen wurden entfernt und Bäume und Alleen gepflanzt. Wesentlich an der Entwicklung des Schlossgartens beteiligt war einer der letzten Amtmänner der beiderstädtischen Verwaltung, Johann Bernhard Wilhelm Lindenberg. Er war neben seiner Amtstätigkeit auch botanisch sehr interessiert und ließ die Wallanlagen schleifen sowie den nordwestlichen äußeren Graben zuschütten, wo sich heute die große Wiese zwischen Bille und Schloss erstreckt. Schmuckbeete, Pflanzensammlungen, Baumpflanzungen, ein Küchengarten und anderes entstanden. Allerdings war diese Anlage  – außer zu besonderen Anlässen – der Öffentlichkeit nicht zugänglich. Das entwickelte sich erst im Zuge der Industrialisierung, als Bergedorfs Bevölkerung stark anwuchs und die Forderung nach einem Erholungsgebiet für alle lauter wurde.

Der 1847 gegründete Bergedorfer Bürgerverein setzte sich für eine öffentliche Nutzung der Grünanlage ein. 1896 nach Umgestaltung zu einem Landschaftspark wurde der Schlosspark der Öffentlichkeit übergeben. So präsentiert sich das heutige Bergedorfer Schlossgrün, auch nach manchen Renovierungen und Erweiterungen, als moderner und vielseitiger Bürgerpark, der mit seinen Rasenfreiflächen, Beeten, geschwungenen Wegen und alten Baum- und Gehölzbeständen viel Raum für Erholung, Sport, Spiel und Spaß bietet.

Besondere Attraktion für Kinder auf dem Schlossgrabenteich: im Megaball über die Wasseroberfläche rollen Foto: Hans-Dieter Reinke

Neben einem großen, viel besuchten Kinderspielplatz gibt es eine Rollschuhbahn, eine Boule-Spielfläche oder die Möglichkeit, Großschach zu spielen. Die Kinder können von März bis September in mit Luft gefüllten Megabällen über die Wasserfläche des Schlossgrabens rollen.

Bänke säumen die mit rankenden Rosen, Hortensien, Kokardenblumen, Zinnien, Studentenblumen, Brandkraut und Schmuckkörbchen bestandenen Beete und Kübel. Schmetterlingssträucher, Ilex, Schneeball, Japanischer Blumenhartriegel, Magnolien und vor allem zahlreiche Rhododendren begeistern die Besucher zu ihren jeweiligen Blütenzeiten. Alte Bäume wie eine Hängebuche, Amerikanische Roteichen, Ahorne, Linden, Eichen, Rot- und Hainbuchen, Eiben, Ross- und Esskastanien sowie Eschen prägen das Areal. Auch Tulpenbaum, Ginkgo, Robinie, Sumpfzypresse und Japanischer Schnurbaum sind anzutreffen. Seit 1926 steht der Schlosspark in Bergedorf unter Denkmalschutz.

Das Denkmal für Johannes Brahms zeigt ihn Klavier spielend in einer Kneipe in Bergedorf. Foto: Hans-Dieter Reinke

Blumenbeete und Bänke gibt es auch am Rande des Schlossgartens am Kaiser-Wilhelm Platz, wo seit 1888 der von dem Wasserwerkbetreiber Carl Sievers gestiftete und nach ihm benannte Brunnen munter vor sich hinplätschert. Hier steht am Wasser des Außengrabens auch eines der Denkmäler des Schlossgartens: das Denkmal für Kaiser Wilhelm I. Weitere Gedanksteine und Denkmäler auf dem Gelände erinnern an Friedrich Ludwig Jahn, Johannes Brahms und Otto von Bismarck.

Sonnenbad der liegenden Frau „Albis“ im Schlossgarten. Foto: Hans-Dieter Reinke

Einige Skulpturen sind auch zu finden, wie die Bronzeplastik „Albis“ von Götz Löpelmann von 1960 oder die „Löwin“ von Robert Schneller. Früher wurden derartige Raubtierskulpturen gern als Wächterfiguren am Zugang zu Schlössern und Herrenhäusern aufgestellt, allerdings ist diese Granitskulptur mit dem Entstehungsjahr 1970 deutlich jüngeren Datums.

Verschiedene Brücken führen über die bestehenden Teile der inneren und äußeren Wassergräben der Schlossanlage. Hierbei ist eine historische schmiedeeiserne Brücke aus dem 19. Jahrhundert, die über den inneren Schlossgraben führt, besonders interessant, zumal es die einzige echte Hängebrücke Hamburgs ist.

Eine historische Hängebrücke führt über den inneren Schlossgraben. Foto: Hans-Dieter Reinke

Schlossmuseum, Kirche, Schillerufer und Windmühle

Die Vierlande und Bergedorf sind Thema der Dauerausstellung der Bergedorfer Museumslandschaft im Schloss, zu der auch die ständige Ausstellung im Freilichtmuseum Rieck Haus im Garten Hamburgs, den Vier- und Marschlanden, gehört. Das Museum zeigt in einem alten Hufnerhaus aus dem 16. Jahrhundert die Geschichte der Kulturlandschaft und das Alltagsleben der Bauern in den elbenahen Marschlanden. Schön ist eine organsierte Tour mit einem Ewer, also einem Holzkahn, der früher für den Obst-und Gemüsetransport eingesetzt wurde, von Bergedorf zum Rieck Haus in den Vierlanden.

Sehenswert ist die Fachwerkkirche St. Petri und Pauli in der Nähe des Schlossgartens. Foto: Hans-Dieter Reinke

In Sichtweite des Schlosses befindet sich die sehenswerte, 1162 erstmals urkundlich erwähnte Kirche St. Petri und Pauli mit interessanten Objekten der Spätrenaissance und des Barock im Innern. Nahebei steht das Organistenhaus (Hasse-Haus). Dort lebte der bekannte Barock-Komponist Johann Adolph Hasse, an den zudem mit einem Denkmal vor der Kirche erinnert wird.

Interessant ist auch ein Besuch des Schillerufers, das nur wenige Gehminuten entlang der Bille vom Schlossgarten entfernt ist. Der Weg an der Bille ist gesäumt von sogenannten Kandelaberlinden, deren Äste in Form von Kandelabern, also Armleuchtern geschnitten sind. Die dreieckige Grünfläche, die im Jahr 2010 nach Plänen aus den 1920er Jahren restauriert worden ist, besitzt eine größere Rasenfreifläche, kleine Alleen, einen Dahliengarten und mit weißen Bänken gesäumte bunte Beete, in denen Astern, Storchschnabel, Schmuckkörbchen, Ziersalbei und andere Blütenpflanzen wachsen, sowie einen kleinen Bürgergarten. In Sichtweite befindet sich die Bergedorfer Mühle, ein restaurierter Galerie-Holländer aus dem Jahr 1831, der bis 1969 in Betrieb war, aber auch heute noch voll funktionsfähig ist und vom Verein Bergedorfer Mühle betrieben wird. Ziele des Vereins sind nicht nur der Erhalt der Mühle als kulturelles Wahrzeichen Bergedorfs, sondern auch die Öffnung für die Öffentlichkeit und die Durchführung kultureller Veranstaltungen.

Wanderfreunde können sich vom Schillerufer aus auf den Billewanderweg begeben, der am Reinbeker Schloss vorbei nach Aumühle führt, von wo man dem Lauf der Bille auch noch weiter durch den Sachsenwald folgen kann.

Nahe dem Schillerufer befindet sich an der Bille ein Bootsverleih und ein Restaurant. Foto: Hans-Dieter Reinke

Pflanzliche Eiweiße – erste Euphorie verblasst

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In den letzten Jahren haben sich die Märkte für Proteinkonzentrat und -texturat weltweit rasant entwickelt. Anwendung finden Proteinkonzentrate in der Lebensmittelindustrie im Bereich der Herstellung vegetarischer und veganer Produkte, im stetig wachsenden Markt der Sport- und Fitnesslebensmittel sowie in der Tierernährung. Proteintexturate sind der Grundbaustein für die Erzeugung einer fleischähnlichen Konsistenz im Bereich der Fleischersatzprodukte, da sie eine ähnliche Textur aufweisen. Diese Proteinprodukte werden überwiegend aus Sojabohnen, Körnererbsen und Ackerbohnen gewonnen, aber auch die Gewinnung aus Milch und Weizen ist möglich. Weltweit gehandelt wird aber hauptsächlich Ware, die aus Sojabohnen und Körnererbsen hergestellt ist.

Weltweit Kapazitäten aus dem Boden geschossen

Nicht nur in Europa, sondern auch in den USA und in China ist die Nachfrage nach Proteinkonzentraten in den letzten Jahren sprunghaft angestiegen. In gleichem Tempo wurden entsprechende Produktionskapazitäten aus dem Boden gestampft. Auch in Deutschland wurden solche Bauvorhaben umgesetzt beziehungsweise geplant. So wollte auch die Nordzucker in diesen Bereich einsteigen mit dem Neubau eines Werkes in Groß Munzel bei Hannover. Der durch die Nordzucker angestrebte Vertragsanbau von gelben Körnererbsen stieß Mitte letzten Jahres bei den Landwirten auf großes Interesse, entsprechende Vertragsmengen waren dank lukrativer Preise schnell unterzeichnet. Doch zum Ende des letzten Jahres gab es erste Wachstumsdämpfer auf dem Markt für Proteinkonzentrate und -texturate. Auch zu Jahresanfang setzte sich dieser Trend fort. Es zeichnet sich eine Marktsättigung beziehungsweise bereits eine Überkapazität ab.

Was sind die Gründe für die Marktsättigung?

In den USA wurde die enorm gestiegene Nachfrage mangels eigener Produktionskapazitäten zunächst hauptsächlich durch chinesische Importware gedeckt. Nun wurden in den USA aber besonders im letzten Jahr massiv eigene Kapazitäten geschaffen und die Importmenge aus China deutlich reduziert. Zusätzlich führte bereits die damalige US-Regierung unter Präsident Joe Biden Zölle auf diese Proteinprodukte aus China ein. Die frei gewordenen Mengen drängen nun auf den europäischen Markt, und dies zu Preisen, die bis zu 50 % unter den hiesigen liegen. Es ist also zu einem regelrechten Preisverfall gekommen. Eine Besserung ist nach heutigem Stand bisher nicht in Sicht. Dieser Umstand hat nun auch die Nordzucker dazu bewogen, für das Neubauprojekt in Groß Munzel erst einmal einen Baustopp zu verhängen. Vonseiten der Nordzucker wird allerdings betont, dass das Projekt nicht aufgehoben, sondern nur aufgeschoben sei. Bestehende Anbauverträge mit den Landwirten werden außerdem weiterhin eingehalten.

Ackerbohne deutlich im Preis gefallen

Die Überversorgung im Proteinkonzentratbereich macht sich auch in den hiesigen Notierungen des Landhandels für Ackerbohnen bemerkbar. Während sich die durchschnittlichen Erzeugerpreise im gesamten Jahr 2024 stabil zwischen 240 und 250 €/t bewegten, kam es zu Jahresbeginn zu einem deutlichen Preisrückgang auf nur mehr durchschnittlich 230 €/t. Das untere Ende der Preisspanne liegt sogar erstmalig unter 200 €/t.

Es bleibt also festzuhalten, dass in den Proteinkonzentratmarkt vielleicht etwas zu viele Wachstumsmöglichkeiten hineininterpretiert wurden.

Marktlage – für die Woche vom 3. bis 9.2.2025

Getreide: Die Zölle der USA für Importe aus China, Mexiko und Kanada setzten die Kurse für Weizen und Mais an der Börse in Chicago wegen des drohenden Handelskrieges unter Druck.

Raps: Viel Raps dürfte nicht mehr bei den Erzeugern liegen, Vorkontrakte für die Ernte 2025 wurden vermehrt abgeschlossen.

Futtermittel: Sojaschrot ­geriet wegen der internationalen
handelspolitischen Ränkespiele preislich unter Druck.

Kartoffeln: Am Speisekartoffelmarkt war der Absatz wegen Aktionen im LEH und flott laufender Exporte rege.

Schlachtrinder: Schlachtkühe wurden rege nachgefragt, waren aber nur begrenzt verfügbar, daher zogen die Preise an.

Schlachtschweine/-sauen: Die seit Jahresanfang bestehenden Angebotsüberhänge konnten noch nicht abgebaut werden.

Ferkel: Der Handel war etwas belebter. Wegen der Überhänge erfolgten die Einstallungen aber nicht so zügig, wie sie könnten.

Milch: Mitte Januar wurde die steigende Tendenz der Milchanlieferung unterbrochen und rutschte wieder unter das Vorjahresniveau.

Schlachtlämmer/-schafe: Im Handel mit Schlachtlämmern und Lammfleisch fehlte es weiterhin an Impulsen.

Markttendenz – für die Woche vom 10. bis 16.2.2025

Getreide: Die schwankenden Vorgaben vom Terminmarkt erschweren weiter die Preisfindung am Kassamarkt.

Raps: Hinsichtlich der kommenden Ernte stimmen die Feldbestände bislang optimistisch.

Futtermittel: Wegen höherer Preise für importierte Futterzusatzstoffe können Preisanpassungen in den nächsten Wochen nicht ausgeschlossen werden.

Kartoffeln: Die Preise für Kartoffeln zur Herstellung von Pommes frites ziehen nicht nur hierzulande an.

Schlachtrinder: Zuletzt wurden wegen der Maul- und Klauenseuche (MKS) viele Tiere abgeliefert, nun ist das Angebot klein.

Schlachtschweine/-sauen: Wegen der verhaltenen Nachfrage belebt sich der Markt nur langsam. Der Abbau der Überhänge dürfte noch Wochen dauern.

Ferkel: Wegen des überwiegend flotten Verkaufs wird eine leicht festere Preisentwicklung erwartet.

Milch: Trotz der leichten Entspannung bei MKS bleibt ein Restrisiko. Sie verursacht auch zusätzliche Kosten für die administrative Abklärung mit den verschiedenen Empfängerländern.

Schlachtlämmer/-schafe: Immer noch bewirkt die Blauzungenkrankheit ein sehr begrenztes inländisches Angebot.

Ein starker Staat braucht eine starke Wirtschaft

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„Wir stehen vor einer ­historischen Wahl, weil wir spüren, dass Veränderungen notwendig sind“, ­erklärte Heinrich Mougin, ­Vorsitzender des Kreisbauernverbandes Ostholstein-Lübeck (KBV), zu Beginn einer Diskussionsrunde der Spitzenkandidaten des Wahlkreises 9 (Ostholstein – Stormarn-Nord) am Montag in Oldenburg. Der KBV hatte dazu gemeinsam mit dem Unternehmensverband Ostholstein – Plön (UV) ­eingeladen.

Mougin kritisierte die „Misstrauenskultur“ gegenüber Unternehmerinnen und Unternehmern, die zu überhöhten Dokumentations- und Berichtspflichten geführt habe. Er unterstrich: „Wir ersticken an Bürokratie.“ Hinsichtlich der Hinterlandanbindung zur Fehmarnbeltquerung wolle sich die Landwirtschaft nicht auf die Bereitstellung von Ackerland reduzieren lassen. Der KBV-Vorsitzende forderte einen Ausbau der Infrastruktur, um auch Agrarerzegnisse besser transportieren zu können.

Bürokratielast senken

Für die SPD tritt die langjährige Bundestagsabgeordnete Bettina Hagedorn an. „Ich habe noch Feuer“, erklärte die 69-Jährige. Sie verteidigte die SPD-Forderung einer Mindestlohnerhöhung auf 15 € pro Stunde bis 2026. Dies entspreche auch der EU-Mindestlohnrichtlinie. Um die Wirtschaft zu stärken, setzen die Sozialdemokraten auf einen Deutschlandbonus, der eine 10%ige Förderung von Investitionen in Deutschland beinhalte. Sie mahnte, den Personalaufbau in Behörden nicht nur zu problematisieren. Unter dem von der Ampel-Regierung aufgebauten Personal befänden sich schließlich auch 3.000 Bundespolizisten und 1.000 Zollbeamte. „Das sind keine Leute, die hinter dem Schreibtisch sitzen, um Bürger zu ärgern“, so Hagedorn. Sie betonte, dass der Bund in den nächsten Jahren rund 4 Mrd. € für die Hinterlandanbindung der Fehmarnbeltquerung in die Hand nehme. Das Land Schleswig-Holstein habe dazu hingegen noch keinen Beitrag geleistet.

CDU-Kandidat Sebastian Schmidt erklärte sich zum „Anwalt des ländlichen Raums“. Er werde sich für Entlastungen der Wirtschaft einsetzen. „Nur mit einer funktionierenden Wirtschaft kann der Staat seine Aufgaben erfüllen“, so der 31-Jährige. Freie Gelder entstünden unter anderem durch die Begrenzung des Migrantenzustroms. Mit weniger Dokumentations- und Berichtspflichten und Verschlankungen von Prozessen wolle die Union 10 % der Stellen in der Verwaltung einsparen. Schmidt will sich für ein eindeutiges Statement für die Fehmarnbeltquerung im Koalitionsvertrag einsetzen. Aus der Mindestlohngestaltung sollte sich der Staat seiner Meinung nach heraushalten.

Tobias Maack (FDP) kitisierte das Dickicht von Regelungen und Genehmigungsverfahren sowie undurchsichtige Förderungen vor allem im Energiebereich. Mehr Markt führe zu effizienten Entwicklungspfaden. Er betonte: „So wie die Energiepreise jetzt sind, können sie nicht bleiben, wenn wir ein Industriestandort bleiben wollen.“ Maack warb für die Bereitschaf, disruptiv zu sein. Kleine Schritte würden nicht helfen. Er schlug vor, ein Jahr lang keine neuen Regelungen zu schaffen und für drei Jahre alle Berichtspflichten auszusetzen. „Was wir vermissen, setzen wir dann wieder ein“, so Maack. Der „massive Personalzuwachs“ in der öffentlichen Verwaltung müsse gestoppt werden. Digitalisierung müsse vielmehr zum Abbau von Personal beitragen.

E-Mobilität ausbauen

Dirk Kock-Rohwer (Grüne, MdL) vertrat auf dem Podium seine Parteikollegin und Wahlkreiskandidatin Annette Granzin. Seine Partei habe es geschafft, dass sich die deutsche Autoindustrie ernthaft auf den Weg gemacht habe, E-Mobilität zu forcieren. Natürlich seien Batterien für 300-PS-Schlepper noch keine Lösung. An der Elektrifizierung von Fahrzeugen führe nach seiner Überzeugung aber kein Weg vorbei. „Klimaschutz ist Menschenschutz“, erklärte Kock-Rohwer. Er warb für mehr ökologische Landwirtschaft und eine weitere Steigerung des Tierwohls. Das Risiko der Produktionsverlagerung schätzt er als gering ein und nannte als Beispiel das Verbot der Käfighaltung von Legehennen. „Alle Eier, die im Supermarkt angeboten werden, kommen aus der Boden- oder Freilandhaltung aus Deutschland“, betonte Kock-Rohwer. Bei Industrieware sei dies allerdings noch anders, räumte er ein.

AfD-Kandidat Volker Schnurrbusch kritisierte, dass sich die EU zu einem Bürokratiemonster entwickelt habe. Eine Handels- und Wirtschaftsunion sei hingegen absolut sinnvoll. „Den Grundgedanken wollen wir schützen, auch mit Blick auf die europäische Sicherheitsarchitektur“, so Schnurrbusch. Aber heute verkünde die EU beispielsweise einen Green Deal, der das Wirtschaften massiv erschwere. Er sprach sich gegen Sanktionen gegen Russland aus. Das habe zu Nachteilen auch für die deutsche Landwirtschaft geführt. Die AfD wehre sich zudem dagegen, den Verbrennermotor „auf den Müll zu schmeißen“.

Olaf Bentke sprach für die Freien Wähler. Er vertrat den Wahlkreiskandidaten David Gutzeit. „Wir wollen die Mitte und den Zusammenhalt zwischen den Menschen stärken“, sagte Bentke. Ein Problem sei, dass viele Kommunen verschuldet seien und es daher nicht schafften, ihre Aufgaben zu erfüllen. Seine Partei wolle sich dafür einsetzen, dass der Bund den Kommunen Altschulden zumindest teilweise abnehme.

EU-Zölle sollen 430 Euro pro Tonne erreichen

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Die von der EU-Kommission vorgeschlagenen Zölle auf Agrarwaren aus Russland und Belarus fokussieren in erster Linie stickstoffhaltige Düngemittel. Hauptziel sei es, die Abhängigkeit der EU von den beiden Drittstaaten deutlich zu reduzieren, unterstreichen Kommissionskreise. Dafür könnten die Zollsätze nach einer Übergangsphase von drei Jahren um bis zu 430 €/t ansteigen. Geplant ist, bereits am 1. Juli des laufenden Jahres mit der schrittweisen Anhebung zu beginnen. Rat und Europaparlament müssen den Kommissionsvorschlägen allerdings noch zustimmen.

Die geplanten Abgaben zielen vor allem auf stickstoffhaltige Düngemittel mit den Zollnummern KN-Code 3102 sowie KN-Code 3105. In der Gruppe mit dem KN-Code 3102 sind vor allem verschiedene Harnstoff- und Ammoniumnitratpräparate sowie Mischungen aus beiden zusammengefasst. Düngemittel mit dem KN-Code 3105 enthalten neben Stickstoff vor allem Kali und Phosphor. Für beide Produktgruppen soll der Wertzollsatz von bisher 6,5 % für Lieferungen aus Russland und Belarus beibehalten werden. Als Berechnungsbasis wird also der jeweilige Marktwert herangezogen.

Darauf aufbauend sollen spezifische Zölle eingeführt und deren Sätze schrittweise angehoben werden. Damit soll laut den Kommissionsbeamten den Landwirten in der EU hinreichend Zeit eingeräumt werden, um ihren Düngerbedarf aus anderen Quellen zu decken. Vom 1. Juli 2025 bis zum 30. Juni 2026 sollen bei Produkten mit dem KN-Code 3102 zusätzlich 40 €/t erhoben werden. Für Düngemittel mit dem KN-Code 3105 sind 45 €/t vorgesehen. Diese Zölle sollen dann in „vergleichsweise moderaten“ Schritten bis zum 30. Juni 2028 ansteigen.

Ab dem 1. Juli 2028 sollen die Zollsätze drastisch erhöht werden. Dann sollen 315 €/t auf Düngemittel mit dem KN-Code 3102 und 430 €/t für Waren in der Kategorie 3105 gelten. Diese Sätze sollen den Kommissionsbeamten zufolge in etwa einem Ad-valorem-Zollsatz von rund 100 % entsprechen. Das Ziel ist, die Einfuhren aus Russland und Belarus damit endgültig zu stoppen. Reine Kalidünger sollten derweil vorerst nicht auf die Sanktionsliste kommen, heißt es aus der Brüsseler Behörde. Hier liefert allein Weißrussland bekanntlich mehr als 15 % des weltweiten Bedarfs.

DG Agri: Preisentwicklung im Auge behalten

Derweil erklärt die Generaldirektion für Landwirtschaft (DG Agri) der EU-Kommission, dass man die Preisentwicklungen für Stickstoffdünger genau im Auge behalten werde. Sollte es zu einem deutlichen Anstieg über das Niveau von 2024 kommen, würden mögliche Gegenmaßnahmen geprüft. Hierzu könne eine vorübergehende Aussetzung der Zölle auf die betroffenen Düngemittel infrage kommen, allerdings nur für Produkte, die nicht aus Russland und Belarus eingeführt würden. Als Partnerländer, die die Lücke füllen könnten, weisen Kommissionskreise unter anderem auf den Oman, Algerien und die USA hin.

Bereits seit dem 1. Juli 2024 erhebt die Europäische Union Zölle auf russische Getreide- und Ölsaateneinfuhren. Mit dem jetzt präsentierten Vorschlag sollen auch andere Agrarerzeugnisse aus Russland und Belarus ins Visier genommen werden. Kommissionsbeamten zufolge zählen hierzu vor allem Honig, verschiedene Nebenprodukte der Zuckerherstellung, Nüsse sowie diverse Tierfette. Zusätzlich zu den bereits bestehenden Zöllen sollen auf die beschriebenen Produktgruppen Zölle von 50 % des Warenwertes entfallen. Anders als bei den beschriebenen Stickstoffdüngern werden die Auswirkungen der Zölle auf die beschriebenen Erzeugnisse für den EU-Binnenmarkt von der Kommission als vernachlässigbar eingestuft.

Der Industrieverband Agrar (IVA) begrüßte den Vorstoß der EU-Kommission. Er fordert allerdings auch, dass neben Stickstoffdüngern auch Kalidüngemittel umfassender miteinbezogen werden sollten. Nach Angaben des IVA hat Deutschland im Wirtschaftsjahr 2023/24 insgesamt gut 924.000 t an stickstoffhaltigen Düngern eingeführt. Das seien zwar 10,2 % weniger als im vorherigen Wirtschaftsjahr gewesen; allerdings immer noch 17,6 % mehr als in der Saison 2021/22. Aus Russland kamen demnach zuletzt nachweislich gut 140.000 t, nach mehr als 185.000 t im Vorjahr und nur knapp 57.000 t in der Kampagne 2021/22. Allerdings gibt der IVA zu bedenken, dass Sekundärimporte, die Deutschland über die Niederlande oder Belgien erreichten, durch die amtlichen Zahlen nicht nachvollziehbar seien, weshalb die tatsächlichen Zahlen noch höher ausfallen könnten.

Auch nach Frankreich sind die russischen Düngemittellieferungen in den vergangenen beiden Jahren höher ausgefallen als vor Beginn des Ukraine-Krieges im Februar 2022. Dem Verband der französischen Düngemittelhersteller (Unifa) zufolge wurden im Zeitraum Januar bis November 2024 insgesamt rund 511.000 t Düngemittel aus Russland eingeführt. Im Gesamtjahr 2023 waren es sogar 757.000 t, während es vor drei Jahren 402.000 t gewesen waren.

Allerdings stellt ähnlich wie der IVA auch Unifa fest, dass diese Zahlen zu niedrig angesetzt sein könnten, da die innergemeinschaftlichen Handelsstatistiken keine genauen Angaben zu den Herkunftsländern enthielten. Von den 750.000 t, die 2023 importiert wurden, entfiel dem Verband zufolge der größte Teil auf Stickstoffdünger, nämlich rund 490.000 t. Es folgten die Mehrnährstoffdünger mit 220.000 und Kalidünger mit 47.000 t.

Erwartbare Kritik aus dem Berufsstand

Als „katastrophal“ bezeichnen derweil die EU-Ausschüsse der Bauernverbände (Copa) und ländlichen Genossenschaften (Cogeca) den Kommissionsvorschlag. Neben zu erwartender Kritik an den Zollplänen auf Stickstoffdünger aus Russland und Belarus beklagen die Dachverbände fehlende Maßnahmen zur Diversifizierung der Bezugsquellen. Sie drängen weiterhin auf die unmittelbare Abschaffung der Antidumpingzölle auf Einfuhren von Harnstoff, Ammoniumnitrat und HAN-Gemischen aus den USA sowie Trinidad und Tobago. age

Mit Gülledüngung gute Siloqualitäten erreichen

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Ab dem 1. Februar 2025 muss auch auf dem Grünland Gülle mit boden­nahen, streifenförmigen Verteiltechniken ausgebracht werden. Einerseits gilt es, Ammoniakemissionen zu reduzieren, andererseits muss auf eine gute Futterhygiene geachtet werden. Was hierbei zu beachten ist, beschreibt der folgende Beitrag.

Bei der Gülleausbringung können Partikel- und Faserreste am Grasbestand haften bleiben und das Futter verunreinigen. Aus der Praxis kommen besonders in Jahren, in denen Sommertrockenheit auftritt, vermehrt Vorbehalte und Verunsicherungen im Hinblick auf die sichtbaren, eingetrockneten Güllebänder beim Einsatz von Schleppschuh- und Schleppschlauchverteilern.

Weniger Futterverschmutzung

Die in der Gülle enthaltenen Feststoffe werden bei der streifenförmigen Ablage in vier- bis fünffacher Konzentration im Band abgelegt und sind somit gegenüber der Breitverteilung deutlich länger sichtbar. Daher verbleibt dem optischen Eindruck nach zur Grasmahd mehr Gülle am Pflanzenbestand als bei der Breitverteilung. Doch auch bei der Breitverteilung bleiben die Güllepartikel am Gras haften. Sie sind nur aufgrund der flächigen Verteilung nicht sofort sichtbar. Diese anhaftenden Güllereste können mit dem Gras nach oben wachsen und bei der Ernte ins Siliergut gelangen. Insbesondere Gülle oder Gärreste mit höheren Stroh- und Faseranteilen sind hiervon betroffen. Hier verkleben und verketten sich die Faserpartikel in Trockenperioden eher im eintrocknenden Gülleband und werden auch bei später auftretendem Regen nur schwer wieder aufgelöst. Bisher gibt es keinen Hinweis darauf, dass emissionsarme, streifenförmige Ausbringverfahren zu einer höheren Futterverschmutzung führen als breit verteilte Gülle oder Gärreste.

Silagequalität fördern

Nach der Gülleausbringung steigen die Gehalte von Clostridiensporen und Keimen auf dem Grasbestand zunächst an. Sie reduzieren sich in den darauffolgenden Wochen aber wieder erheblich, sodass die Pflanzen zum Zeitpunkt der Ernte nur noch in geringem Maße belastet sind. Daher sollten zwischen Gülleausbringung und nächster Schnittnutzung mindestens drei bis vier Wochen liegen. Dies ist insbesondere beim zweiten und dritten Schnitt im Sommer von Bedeutung. Probleme gehen nach bisherigen Erkenntnissen eher von bodenbürtigen Clostridien durch Erdanhaftungen aus. Generell sollten alle Maßnahmen zur Erzielung einer hohen Qualität der Anwelksilage umgesetzt werden, um eventuelle Probleme durch Clostridien und Keime abzupuffern. Ziel im Gärverlauf ist eine optimale Förderung der Milchsäurebakterienvergärung. Die zügige Schaffung von anaeroben Verhältnissen und eine rasche pH-Wert-Absenkung sind zur Unterdrückung von Schadkeimen und Buttersäurebildnern dafür zwingend erforderlich. Ist ein sicherer Silierprozess nicht gewährleistet, sollten gezielt Silierhilfsmittel zur Unterstützung der Milchsäurevergärung eingesetzt werden. In Forschungs- und Praxisuntersuchungen zeigten sich nur geringe bis keine Unterschiede in den Keimzahlen und Clostridiengehalten zwischen den Ausbringtechniken Breitverteilung, Schleppschuh- und Schlitzscheibenverfahren. Tendenziell waren die Werte der Breitverteilung etwas höher und die der Schlitztechnik etwas geringer im Vergleich zum Schleppschuhverfahren. Von entscheidender Bedeutung für die Silagequalität waren dagegen die Witterungsbedingungen während des Graswachstums im Erntejahr. Lange Trockenperioden und stark wechselnde Wetterverhältnisse mit hohen Temperaturen und zahlreichen Niederschlägen verringerten den natürlichen Besatz an Milchsäurebakterien auf dem Anwelkgut. Durch Zusatz eines entsprechenden Siliermittels konnten die Silagequalitäten deutlich verbessert werden.

Auch der Schnittzeitpunkt, die Schnitthöhe und die Erntetechnik haben einen Einfluss auf die Clostridienanzahl. Herbstschnitte, zu geringe Schnitthöhen und zu tief eingestellte Aufnahmeeinrichtungen der Erntegeräte bergen die Gefahr von Erdanhaftungen. Diese können zu einem erhöhten Clostridienbesatz im Erntegut führen.

Schleppschlauchablage in zu hohem Grasbestand. Die Güllebänder bleiben am Gras haften und können in die Anwelksilage gelangen.

Gülle muss auf den Boden

Flüssige Wirtschaftsdünger sollten so rasch wie möglich von den Pflanzen abfließen und in den Boden eindringen. Dadurch werden nicht nur die Ammoniakemissionen reduziert, sondern auch die Gefahr der Futterverschmutzung vermindert. Dies hängt maßgeblich von der Ausbringtechnik und der Fließfähigkeit der ausgebrachten Gülle ab. Aber auch die Höhe und Dichte des Pflanzenbestands sind von Bedeutung.

Schleppschläuche gleiten über die Grasstoppeln, wodurch die Gülle auf dem Pflanzenbestand abgelegt wird. Um die Futterverschmutzung möglichst gering zu halten, sollten Schleppschläuche direkt nach der Mahd auf dem noch nicht angewachsenen Grasbestand eingesetzt werden. Damit ist das Ausbringzeitfenster für einen optimalen Einsatz sehr klein. Das aufliegende Gülleband kann bei trockensub­stanzreicher Gülle zudem leicht nach oben wachsen. Schleppschläuche sollten daher im Grünland nur für fließfähige, trockensubstanzarme beziehungsweise separierte Gülle eingesetzt werden.

Separierte Dünngülle vermindert die Futterverschmutzung, fördert die Bodeninfiltration und erhöht die Stickstoffwirkung.

Schleppschuhe legen, je nach Bauart, die Gülle näher am Boden ab. Kann auf die Schleppschuhe ein entsprechender Bodendruck von mindestens 5 bis 8 kg je Kufe gegeben werden, teilen sich die Halme besser und die Gülle wird emissionsärmer am Boden platziert. Dies funktioniert am besten in Beständen, die nach der Mahd schon wieder etwas nachwachsen konnten. Ideal sind Kufen mit einem keilförmigen Querschnitt und einer länglichen Öffnung der Auslasstülle. Das fördert die Halmteilung und die bodennahe Gülleablage in einem schmalen Band. Das Ganze funktioniert jedoch nur bei nicht zu hohen Güllemengen bis maximal 20 m³/ha. Die in letzter Zeit aufkommenden Doppelschuhe sollten ebenfalls mit den entsprechenden Kufen ausgestattet sein und den entsprechenden Bodendruck aufbringen. Hierfür ist aber je Meter Arbeitsbreite eine Verdoppelung des Auflagedrucks erforderlich.

Bei höheren TS-Gehalten in der Rindergülle kommt auch der Schleppschuh an seine Einsatzgrenzen. Hier sollte die Schlitztechnik zum Einsatz kommen. Hinsichtlich der Futterverschmutzung und der Emissionsminderung weist dieses Verfahren bei einer Ausbringung vom späten Frühjahr bis zum Sommer Vorteile gegenüber dem Schleppschuh auf. Die Gülleablage in den Bodenschlitz fördert die Bodeninfiltration und verringert die Futterverschmutzung. Das Ausbringfenster nach der Schnittnutzung ist größer als beim Schleppschuh. Die Grenzen der Schlitztechnik liegen im Einsatz im zeitigen Frühjahr auf sehr feuchten und wenig tragfähigen Grünlandstandorten. Bodenbeschaffenheit, Schlitztiefe und die auszubringende Güllemenge sind für einen optimalen Einsatz zu berücksichtigen.

Separierte Dünngülle

Durch die Separierung entsteht eine fließfähigere Dünngülle. Sie vermindert die Pflanzenbenetzung beziehungsweise Futterverschmutzung, fördert die Bodeninfiltration und erhöht die Stickstoffwirkung. Dieser Vorteil kehrt sich aber bei den Feststoffen ins Gegenteil um. Der Ammoniumgehalt ist nur unwesentlich gegenüber der Ausgangsgülle reduziert. Aufgrund der größeren spezifischen Oberfläche, der fehlenden Bodeninfiltration und des höheren pH-Wertes haben sie ein deutlich höheres Emissionspotenzial. Schon während der Lagerung und der Ausbringung kann ein Großteil des Ammoniums verloren gehen. Kurze Lagerzeiten und eine sofortige Einarbeitung der Feststoffe oder die Abgabe an eine Biogasanlage sind daher zwingend erforderlich.

Bevor über die Gülleseparation nachgedacht wird, sollten erst alle Möglichkeiten in der Grünlandbewirtschaftung und der Gülleausbringung für eine optimale Futterhygiene ausgeschöpft werden. Denn die Separation ist teuer. So ist, je nach separierter Güllemenge, mit Kosten zwischen 2 und 3,60 €/ m³ Gülle zu rechnen.

Weiterer Forschungsbedarf

Die bisherigen Ergebnisse zum Einfluss der Gülleausbringtechnik auf die Silagequalität weisen nur geringe Unterschiede auf. Die Erhebungen fanden bevorzugt im Süden Deutschlands, in Österreich und der Schweiz statt. Die Frage ist, ob diese Erkenntnisse auf norddeutsche Verhältnisse mit teilweise anderen Witterungsbedingungen und höheren Trockensubstanzgehalten in der Gülle übertragbar sind. Vor diesem Hintergrund ist auch ungeklärt, ob der zusätzliche technische Aufwand durch Doppelschleppschuhe hinsichtlich der Futterhygiene gerechtfertigt ist.

Fazit

Ab dem 1. Februar 2025 muss Gülle auf dem Grünland mit bodennahen, streifenförmigen Verteiltechniken ausgebracht werden.

Einerseits gilt es, Ammoniakemissionen zu reduzieren, andererseits muss auf eine gute Futterhygiene geachtet werden.

Befürchtungen, dass anhaftende Güllepartikel die Silagequalität negativ beeinflussen, haben sich bisher nicht bestätigt.

Generell sollten alle Maßnahmen zur Herstellung einer guten Silagequalität berücksichtigt werden.

Ziel ist die Förderung der Milchsäurevergärung durch rasche Schaffung anaerober Verhältnisse und eine zügige pH-Wert Absenkung.

So können Fehlgärungen durch eventuelle Verschmutzungen verhindert werden.

Zuschüsse für mehr Sicherheit im Betrieb

Wer die Arbeitssicherheit und den Gesundheitsschutz in seinem Unternehmen verbessern möchte, den unterstützt die Sozialversicherung für Landwirtschaft, Forsten und Gartenbau (SVLFG) mit Zuschüssen aus einem Gesamtbudget von 1,2 Mio. €.

Berechtigt sind alle Mitgliedsunternehmen der Landwirtschaftlichen Berufsgenossenschaft, die für das Jahr 2024 keine solche Förderung erhalten haben. Kühlkleidung und Sonnenschutzprodukte sind sogar jährlich förderfähig. Die Fördersumme ist begrenzt auf maximal 50 % des zuletzt gezahlten Jahresbeitrags und gilt nur für Produkte, die nach der Förderzusage gekauft werden. Darüber hinaus gelten für die jeweiligen Produkte Maximalförderungen. Die Aktion endet, wenn die Fördersumme aufgebraucht ist, spätestens am 30. November 2025.

Anträge und später die Rechnungen können ausschließlich über das Versichertenportal „Meine SVLFG“ eingereicht werden. Die SVLFG empfiehlt daher – sofern noch nicht geschehen –, sich rechtzeitig im Versichertenportal zu registrieren unter: https://portal.svlfg.de

Die Antragsformulare stehen ab Beginn der Förderaktionen, also zum 1. Februar und 1. März jeweils ab 12 Uhr, zur Verfügung.

Alle Infos zu den förderfähigen Produkten gibt es unter: www.svlfg.de/arbeitssicherheit-verbessern

Datensäule gegen Dokumentationsdickicht

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Erntemengen und Preise schwanken, und die Bürokratielast ist für Landwirtinnen und Landwirte kaum noch zu bewältigen. Das stellte Stefan Lohmeier, Sprecher der Volksbanken Raiffeisenbanken in Schleswig-Holstein, zu Beginn des VR-Landwirtschaftstages am Montag (3. Februar) in Neumünster heraus. „Wir unterstützen die Forderungen der mehr als 1.000 Landwirte im Saal nach Bürokratieabbau und schnelleren Genehmigungen“, so Lohmeier.

Schleswig-Holsteins Landwirtschaftsminister Werner Schwarz (CDU) erklärte: „Wir können eine Menge machen in Sachen Bürokratieabbau, aber nicht alles und nicht sofort.“ Wenn jemand einen Stall baue, mit öffentlicher Förderung, müsse es jedoch für Abschreibefristen einen Bestandsschutz geben.

Produktion in der EU halten

Schwarz zeigte sich überzeugt, dass Digitalisierung zum Bürokratieabbau beitragen werde. „Wir arbeiten daran, eine Datensäule zu erstellen“, schilderte der Minister. Dort könnten Landwirte ihre Daten einstellen, und die jeweilige Behörde ziehe sich dann die Daten, die sie brauche. Eine schon bestehende Vereinfachung sei die Möglichkeit, den Nachweis über die Ökoregelung 5 (Kennarten) per App hochzuladen. Schwarz beschrieb: „Es muss dadurch niemand mehr zur Kontrolle kommen.“

Der Minister berichtete von Gesprächen mit dem neuen EU-Agrarkommissar Christophe Hansen. Dieser halte Kappung und Degression im Rahmen der EU-Agrarförderung (GAP) für richtig. Er selbst sei da skeptisch. Ein Kompromiss für die nächste GAP-Periode von 2028 bis 2034 könne sein, die ersten Hekt­are stärker zu fördern. Wichtig für die Reform sei vor allem eine klare Linie. Außerdem gehe es grundsätzlich darum, die Höhe des Agrarbudgets zu sichern, vielleicht um einen Inflationsausgleich erhöht. Es gebe jedoch mittlerweile Herausforderungen in Europa, die vor sieben Jahren noch nicht da gewesen seien, verdeutlichte er.

Norbert Lins ist stellvertretender Vorsitzender des Landwirtschafts-Ausschusses im EU-Parlament. Er stellte klar, dass in Brüssel am Green Deal nicht gerüttelt werde. Er habe aber die Hoffnung auf eine realitätsnähere Ausgestaltung und nannte das Scheitern der sogenannten SUR-Verordnung zur pauschalen Begrenzung des Pflanzenschutzmitteleinsatzes als positives Beispiel. „In Brüssel ist verstanden worden, dass die Nahrungsmittelproduktion nicht flächendeckend aus der EU verlagert werden darf“, so Lins. Man sei in der Zeit einer gewissen Knappheit angekommen.

Er zeigte sich überzeugt, dass es ab 2028 einen „ordentlichen Agrarhaushalt“ gebe. Eine grundsätzliche GAP-Strukturreform erwartet er nicht. „Die Flächenprämie bleibt“, stellte Lins klar. Es brauche aber insgesamt weniger Auflagen und mehr Anreize. Das neue Personal um Agrarkommissar Hansen und den polnischen Haushaltskommissar Piotr Serafin sieht er diesbezüglich positiv.

Botschaften angekommen

Der Präsident des Bauernverbandes Schleswig-Holstein (BVSH), Klaus-Peter Lucht, begrüßt, dass Kommissar Hansen auf Anreize setze und nicht auf Verbote. Er verdeutlichte: „In Brüssel sind die Botschaften der Landwirte angekommen, in Berlin nicht. Deswegen ist die Ampel-Regierung ja auch weg.“ Lucht sieht die Politik gefordert, gesellschaftliche Leistungen besser zu fördern. „Wir wollen Unternehmer sein und das Risiko tragen“, so der BVSH-Präsident. Brüssel und die Länder müssten das ohne eine Mikrosteuerung begleiten. Ordnungsrecht wie die EU-Verordnung zur Wiederherstellung der Natur hält Lucht nicht für zielführend. Dass es auch anders gehe, belegten die erfolgreiche Allianz für den Gewässerschutz und die Zielvereinbarung zum Ostseeschutz, die auch erfolgreich sein werde.

Eine CO2-Abgabe für Betriebe – wie in Dänemark – sieht er kritisch. Trotzdem müsse sich der Berufsstand mit Klimaschutzmaßnahmen beschäftigen. Lucht pocht beim Moorschutz auf freiwillige Lösungen wie Landtausch. Der BVSH-Präsident wünscht sich grundsätzlich mehr Vertrauen in die Landwirtschaft und warb für die Betriebe in Schleswig-Holstein: „Wir können super Qualitäten liefern, nachhaltig und mit viel Tierwohl.“

Gerald Dohme, stellvertretender Generalsekretär des Deutschen Bauernverbandes (DBV), betonte die Vorteile einer starken Berufsvertretung. Er beschrieb: „Wir schaffen es, dass wir in Brüssel mit einer deutschen Stimme für die Landwirtschaft antreten.“ Das sei ein Riesenvorteil gegenüber anderen Ländern wie Italien. Auch Dohme fordert eine Stärkung des Unternehmertums. Dem Naturwiederherstellungsgesetz kann Dohme nichts Positives abgewinnen. Er halte es für unangemessen und fahrlässig, wenn fruchtbarste Böden in der Art renaturiert würden, dass Lebensmittelproduktion ausgeschlossen sei. Der DBV-Vertreter betonte: „Wir leben in einer Welt, in der 800 Millionen Menschen zu wenig Nahrungsmittel haben. Wir könne doch nicht Sonderorganisationen mit besten Ackerböden ausstatten, die diese dann verwildern und verwuchern lassen.“

Dohme warnte auch vor den Folgen eines steigenden Mindestlohns. Einige Produktionszweige lohnten sich dann nicht mehr. Schon heute würden viele Erdbeerflächen umgebrochen. Er forderte, dass die Politik die Lohngestaltung den Sozialpartnern überlasse.

Mehr Marktwirtschaft

Arne Stecher vom Lohnunternehmen Blunk in Rendswühren, Kreis Plön, hob die Bedeutung von Kohlenstoff hervor, der die Basis vieler Produkte in unserem Alltag sei. „Zukünftig muss Kohlenstoff aus Biomasse kommen, wenn wir kein Erdöl und Erdgas mehr nutzen wollen“, erläuterte Stecher. Neben Nahrungsmitteln und Energie werde das nachhaltige Kohlenstoffmanagement in der Landwirtschaft immer wichtiger.

Die „beispiellose Deindustrialisierung“ der vergangenen Jahre sieht er klar im „ideologiegetriebenen Staatsdirigismus“ begründet. „Wir müssen den Regler wieder mehr Richtung soziale Marktwirtschaft schieben“, stellte Stecher klar. Zu viele Regeln erstickten Innovation und Tatkraft. Der Lohnunternehmer forderte nicht nur einen Politikwechsel, sondern auch einen Organisationswechsel, zum Beispiel mit einem Ministerium für den gesamten ländlichen Raum. „Dann schaffen wir auch wieder Wohlstandsaufbau“, so Stecher.

Positive Marktaussichten

Steffen Bach, Marktanalyst der Kaack Terminhandel GmbH, gab einen optimistischen Ausblick auf die Preisentwicklung. „Wir haben einen höheren Weizenverbrauch als produziert wird“, stellte er fest. Die mittleren Ernten reichten nicht mehr aus, um die gesamte Welt zu versorgen. Er gehe daher von steigenden Weizenpreisen aus, wobei die Marke von 300 €/t zumindest vorläufig noch im Reich der Träume zu verorten sei. Den Rapsmarkt bezeichnete Bach als sehr politisiert. Bei Kaack gehe man aber davon aus, dass die Palmölpreise hoch blieben und damit auch die gesamten Preise für Öle und Fette. Aber es gebe auch Unsicherheiten mit Blick auf drohende Handelskriege. „Wenn die Vereinigten Staaten Zölle auf Produkte aus Kanada weiter erhöhen, könnte von dort mehr Rapsöl kommen“, schilderte Bach.

Die Schweinepreise seien historisch betrachtet relativ hoch. Aber auch die Produktion sei wegen der Auflagen teuer. Man müsse sich am deutschen Markt orientieren. „Daher gehe ich von leicht sinkenden Bestandszahlen aus, was den Ferkelmarkt langfristig stabilisieren wird“, prognostizierte der Analyst.

Den Milchmarkt kennzeichne ein hohes Preisniveau, das tendenziell noch steige. Bach glaubt nämlich, dass die Tierzahlen in Deutschland weiter zurückgehen werden, unter anderem wegen des Verbots der Anbindehaltung, also vor allem in Süddeutschland. Für Schleswig-Holstein als Gunststandort für die Rinderhaltung biete dies hingegen gute Chancen.

Grundsätzlich sieht Bach gute Perspektiven für die Landwirtschaft, zumindest aus Marktsicht. Insbesondere bei Ölsaaten sei man auch auf dem Weltmarkt wettbewerbsfähig. Das sei bei Milch teilweise und bei Fleisch eher nicht so.

Prof. Torben Tiedemann vom Fachbereich Agrarwirtschaft der Fachhochschule Kiel erklärte: „Landwirte beschäftigen sich heute viel intensiver mit Märkten als noch vor zehn Jahren.“ Vor dem Mercosur-Handelsabkommen mit Südamerika müsse niemand in Schleswig-Holstein Angst haben. Die hiesige Landwirtschaft sei grundsätzlich sehr wettbewerbsfähig. Allerdings gelte es, immer die ganze Kette anzugucken. Bei Grundstoffen sehe es mitunter anders aus als bei veredelten Produkten. Der Ökonom nannte als Herausforderung den Fachkräftemangel. Damit sich ein Betriebsleiter ausreichend mit den Märkten beschäftigen könne, brauche es gutes Personal für die sonstigen Arbeiten. 

Mehr als 1.000 Gäste folgten der Einladung der Volksbanken Raiffeisenbanken nach Neumünster. Fotos: rq

Sager und Hoff fordern Planungssicherheit

Junglandwirtin Anna-Lena Sager aus Ottendorf, Kreis Rendsburg-Eckernförde, und Junglandwirt Christopher Hoff aus Bad Oldesloe, Kreis Stormarn, betonten die Bedeutung von Planungssicherheit für die Betriebsentwicklung. „Wir sind jung, motiviert und wollen weitermachen, brauchen aber passende Rahmenbedingungen“, betonte Sager. Investitionen würden immer teurer. Die Ackerbäuerin unterstrich: „Wenn wir Investitionen tätigen, müssen wir lange gut wirtschaften können.“ Sie kritisierte zu komplizierte Regelungen, etwa zum Knickschutz: „Wir haben zum Glück eine Juristin in der Familie, die uns hilft, Verordnungen überhaupt zu verstehen.“ Sie wünsche sich insgesamt mehr Konstanz bei behördlichen Vorgaben. Um Informationen zur modernen Landwirtschaft in die Öffentlichkeit zu tragen, engagiert sich der Betrieb Sager bei „Schulklassen auf dem Bauernhof“ und in der Bildungsoffensive für Landwirtschaft, Ernährung und Verbraucherschutz des Kieler Landwirtschaftsministeriums. Es sei ihr wichtig zu zeigen, wie Landwirtschaft unter anderem zum Umwelt- und Naturschutz beitrage, indem beispielsweise ressourcenschonende Technik eingesetzt werde.

Christopher Hoff erwirtschaftet sein Betriebseinkommen neben Ackerbau und Erneuerbaren Energien vor allem durch Schweinehaltung im geschlossenen System. Erst vor zwei Jahren hat der Betrieb einen neuen Abferkelstall gebaut. Die Investitionssumme habe jenseits der 1-Mio.-€-Marke gelegen. Bei einem Abschreibezeitraum von rund 20 Jahren könne es nicht sein, dass die Politik etwa Vorgaben für Abferkelbuchten verändere, sodass sogar neue Ställe plötzlich nicht mehr regelkonform seien. „Es geht nicht nur ums Abzahlen, sondern wir müssen auch Geld für weitere Investitionen verdienen“, stellte Hoff klar. Gefühlt verbringe er mittlerweile mehr Zeit im Büro als im Stall bei den Tieren. Er forderte die Verschlankung der umfangreichen Meldepflichten wie in der HIT-Datenbank, dem Tierseuchenfonds, dem Antibiotika-Monitoring oder im Düngemeldeportal.

Info

Mit einem Agrarkreditvolumen von 2,7 Mrd. € sind die Volksbanken Raiffeisenbanken in Schleswig-Holstein nach eigenen Angaben Marktführer in der Finanzierung landwirtschaftlicher Betriebe. Aktuell gibt es in Schleswig-Holstein 21 eigenständige Volksbanken und Raiffeisenbanken, die insgesamt 360.000 Mitglieder und mehr als 4.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben.

Auszeichnung für qualitätsvolle Museumsarbeit

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Qualitätsvolle Museumsarbeit – das ist weit mehr, als nur eine Ausstellung in Vitrinen zu präsentieren. Was die heutige Museumsarbeit ausmacht und wie vielfältig die Museumslandschaft in Schleswig-Holstein ist, bewies erneut die Übergabe von Zertifikaten an acht Museen aus dem ganzen Land in der vergangenen Woche im Betsaal des Jüdischen Museums in Rendsburg, das ebenfalls rezertifiziert wurde.

Neben dem Jüdischen Museum mit Leiter Jonas Kuhn erhielten das Industriemuseum Kupfermühle in Harrislee mit Leiterin Susanne Rudloff, das Sylt Museum in Keitum mit Leiter Alexander Römer, das Künstlermusem Heikendorf mit Leiterin Dr. Sabine Behrens, das Stadtmuseum Schleswig mit Leiterin Dr. Dörte Beier, das Schloss Eutin mit der Geschäftsführenden Vorständin der Stiftung Schloss Eutin, Brigitta Herrmann, das Dr.-Carl-Häberlin-Friesenmuseum auf Föhr mit der wissenschaftlichen Mitarbeiterin Jördis Wieck und das Museum Landschaft Eiderstedt in St. Peter-Ording mit Leiterin Katja Sinn das Gütesiegel „Zertifiziertes Museum“. „Dieses Zertifikat ist hart erarbeitet und belohnt eine Museumsarbeit, die alle geforderten Standards erfüllt“, lobte der Staatssekretär im Ministerium für Allgemeine und Berufliche Bildung, Wissenschaft, Forschung und Kultur, Guido Wendt, die Arbeit der Einrichtungen. „Die heute ausgezeichneten Museen spiegeln die Vielfalt und Qualität der schleswig-holsteinischen Museumslandschaft wirklich eindrucksvoll wider. Sie alle eint ein hoher Qualitätsanspruch, sie besitzen einen besonderen Stellenwert als tragende Säulen für den Erhalt des kulturellen Erbes. Museen zeigen uns, wo wir herkommen, warum wir so leben wie wir leben, und sie leisten einen wichtigen Beitrag zur Lebensqualität aller Menschen in Schleswig-Holstein. Sie ermöglichen Begegnungen, Austausch, sie ermöglichen Bildung und Teilhabe und sie ermöglichen die Förderung des kreativen Potenzials für die eigene Persönlichkeit und für die Gesellschaft“, so der Kulturstaatssekretär weiter. Für die Landesregierung habe die Sicherung der Zukunftsfähigkeit der Museumslandschaft eine hohe Priorität. „Das ist auch der Grund, warum wir auch in Zeiten knapper Kassen die Museumszertifizierung weiterhin unterstützen. Was für dafür tun können, werden wir tun“, versprach er.

Und auch Dr. Peter Thurmann, Beiratsvorsitzender der Museumszertifizierung in Schleswig-Holstein, würdigte die Museen in seinem Festvortrag: „Sie alle sorgen dafür, dass wertvolle Objekte unserer Kulturgeschichte und Identität gesammelt, bewahrt und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Sie verstehen sich als Orte der Bildung und Vermittlung im Dienst der gesamten Gesellschaft und legen ihren Fokus in den vergangenen Jahren verstärkt auf die Frage, was Besucherinnen und Besucher in den Häusern erwarten und wie sie ihre Inhalte angemessen und zeitgemäß transportieren können. So verknüpfen die Museen heute zunehmend analoge, digitale und partizipative Vermittlungsformate miteinander, um möglichst viele Zielgruppen differenziert anzusprechen.“

Das Verfahren der Museumszertifizierung wird von der Museumsberatung und -zertifizierung in Schleswig-Holstein mit Sitz im Nordkolleg Rendsburg durchgeführt und vom Ministerium für Allgemeine und Berufliche Bildung, Wissenschaft, Forschung und Kultur sowie der Sparkassenstiftung Schleswig-Holstein finanziert.

Für ihre Zertifizierung haben sich die ausgezeichneten Museen im vergangenen Jahr einem intensiven Qualitätsmanagement gestellt: Fortbildungen vom Sammlungsmanagement über Klimaschutz und Nachhaltigkeit bis hin zur Notfallplanung wurden absolviert und das Leitbild, Museums- und Sammlungskonzept überarbeitet. Im Beratungsgespräch vor Ort, dem Herzstück der Museumszertifizierung, erhielten die Museumsleiterinnen und -leiter wertvolle Impulse für die Weiterentwicklung ihrer Museen. Am Ende stand das Urteil der mit unabhängigen Expertinnen und Experten aus Schleswig-Holstein, Hamburg, Niedersachsen und Dänemark besetzten Fachjury, die in die Übergabe der Zertifikate am Freitag vergangener Woche gipfelte.

Die Auszeichnung sei auch eine Anerkennung der Arbeit der vielen ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den schleswig-holsteinischen Museen, ohne die eine Museumsarbeit nicht möglich wäre, betonte Dr. Sabine Behrens vom Künstlermuseum Heikendorf bei Entgegennahme der Auszeichnung im Beisein von Dagmar Linden, Leiterin Museumsberatung und -zertifizierung Schleswig-Holstein, sowie Guido Froese, Geschäftsführer Nordkolleg Rendsburg, die die Veranstaltung moderierten. Hocherfreut über die erneute Auszeichnung zeigte sich auch Dr. Dörte Beier vom Stadtmuseum Schleswig: „Diese Zertifizierung ist eine wunderbare Bestätigung für die engagierte Arbeit unseres Teams. Sie zeigt, dass unser Museum nicht nur die Vergangenheit bewahrt, sondern auch innovative Wege findet, Geschichte lebendig zu vermitteln. Wir freuen uns darauf, diesen erfolgreichen Weg weiterzugehen.“

Die Wahl als Richtungsentscheid zur Energiewende

Mit der vorgezogenen Bundestagswahl steht der weitere Weg des Ausbaus Erneuerbarer Energien vor einem Richtungsentscheid. Beim Neujahrsempfang der Erneuerbaren Energien betonte die Branche in der vorigen Woche im Kieler Landeshaus, dass auch unter einer neuen Bundesregierung die Energietransformation im Land konsequent fortzuführen sei. Ob mentale Depression, Regulatorik oder Fachkräftemangel: Ökonom Prof. Marcel Fratzscher identifizierte bestehende Hemmnisse und zeigte Wege, die zu einem Gelingen der Energiewende auch in Zukunft beitragen können.

„Wir leiden heute unter etwas, das man mentale Depression nennen kann“, erklärte Fratzscher vor den mehr als 200 Gästen und verwies auf die sogenannte Ruck-Rede von Bundespräsident Dr. Roman Herzog (CDU) aus dem Jahr 1997, zu der sich auch heute Parallelen ziehen ließen. Dabei sei die wirtschaftliche Transformation eine „gigantische Chance“ in vielerlei Hinsicht. Das Thema Deindustrialisierung sei als Schreckgespenst da, doch wolle man Industrie langfristig in Deutschland erhalten, brauche es günstige Energie: „Der einzige Weg dorthin ist der viel schnellere Ausbau Erneuerbarer Energien.“ Dabei gehe es nicht nur um Autonomie, Souveränität im Bereich Energie und Energieversorgung, sondern auch um den Aufbau von Wertschöpfungsketten.

Kein Zurück in alte Muster

Die Branche der Erneuerbaren sei ein Beschäftigungstreiber: „Wir haben heute mehr Beschäftigung im Bereich der Grünen Technologien der Erneuerbaren als wir sie jemals im Bereich fossiler Energieträger hatten“, verdeutlichte der Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung in Berlin. Regulierung, Bürokratie und das Thema Fachkräfte seien Aspekte, die eine neue Bundesregierung angehen müsse. Der Ökonom verwies auch auf die soziale Akzeptanz: „Uns wird die Transformation nur gelingen, wenn die Menschen mitgenommen werden und die Vorteile erkennen.“ Das Narrativ, zurückzukehren zu russischem Gas oder zur Atomkraft, sei der falsche Weg. Die Studienlage der vergangenen Jahre zeige, dass diese Energieträger viel teurer seien als Erneuerbare. „Der einzige Weg, um den industriellen Kern Deutschlands zu schützen, ist ein viel schnellerer Ausbau der Erneuerbaren Energien“, hielt Frat­zscher fest, in die Vergangenheit zurückzugehen sei dagegen keine Option. Die Frage der sozialen Transformation, also was es brauche, damit Menschen Veränderung akzeptierten und als Chance verstünden, sei zuletzt nicht ausreichend gestellt worden. „Dass die Menschen nicht genügend mitgenommen werden, ist der blinde Fleck über Parteigrenzen hinweg“, kritisierte er.

Deutliche Worte fand auch Ministerpräsident Daniel Günther (CDU): Wenn in Sonntagsreden darüber gesprochen werde, dass Lieferketten beachtet und keine Abhängigkeiten geschaffen werden dürften, es dann in einem europäischen Kraftakt aber nicht gelinge, Techniken wie die Batterieproduktion anzusiedeln, „dann müssen wir uns nicht wundern, wenn sich die Dinge anderweitig entwickeln und wir bei solchen Technologien nicht mehr dabei sind.“ Im Bereich Solar und zum Teil in der Windkraft habe man Ähnliches erlebt. „Wenn wir bei all dem nicht mehr dabei sind, werden wir in der Tat in Zukunft Wohlstandsverluste erleiden“, so der Ministerpräsident. Dass Klimaneutralität und wirtschaftliche Prosperität zusammenpassten, könne besonders Schleswig-Holstein beweisen.

Für Bärbel Heidebroek, Präsidentin des Bundesverbandes Windenergie (BWE), müssen und werden die Erneuerbaren auch in einer neuen Bundesregierung eine bedeutende Rolle spielen. „Sie sind alternativlos“, sagte die Landwirtin aus Niedersachsen. Dazu brauche es günstige Energie für Industrie und Haushalte, einen beschleunigten Netzausbau und intelligentere Netze. Zu den Aufgaben einer neuen Bundesregierung zähle auch, dass die Red-III-Verordnung endlich umgesetzt werde, um ab dem Sommer nicht in eine rechtliche Lücke zu fallen. Unter Verweis auf die jüngst beschädigten Kabel in der Ostsee bekräftigte Heidebroek das Thema Cybersicherheit: „Energieversorgung ist sicherheitsrelevant.“ So müssten etwa Daten von Windenergieanlagen und der Zugriff darauf in Europa bleiben.

Systembruch verhindern

Ein kontinuierliches Weiterarbeiten am Thema Energietransformation befürwortete auch Stephan Frense, Geschäftsführer der Unternehmensgruppe Arge-Netz: „Ich wünsche mir vor allem, dass es keinen Systembruch gibt. Für den Erneuerbaren Mittelstand ist dies so wichtig, da wir gerade Systemverantwortung übernehmen wollen.“ Um Themen wie Netzstabilität und Versorgungssicherheit auch als Mittelstand zu tragen, werde die Gruppe weiter Batteriespeicher im Land bauen. Ein entscheidender Punkt ist für Frense die Thematik Netzverantwortung: „Das überlassen wir eben nicht anderen, also den großen Energieversorgern, das wollen wir selbst machen.“ Frense verwies auch auf die hohen Gewerbesteuereinnahmen aus den Erneuerbaren in Schleswig-Holstein für die Gesellschaft und für mehr Akzeptanz.

Der fortgeschrittene Ausbau der Erneuerbaren im Land führe dazu, jetzt dringend weiterdenken zu müssen, hielt Marcus Hrach fest, Geschäftsführer des Landesverbands Erneuerbare Energien (LEE SH). Der erzeugte Strom müsse in die Netze, in die Wärme und den Verkehr gebracht werden. Hrach sprach dabei von einer „besonderen Drucksituation“ in Schleswig-Holstein. Die Bundesregierung müsse bei allen Änderungen, ob am Strommarktdesign oder am regulatorischen Rahmen, im Hinterkopf haben, dass am Ende kleine und mittlere Unternehmen (KMU) noch in der Lage sein müssten, unter den gegebenen Bedingungen weiterzumachen. Der Rahmen dürfe nicht nur „ganz großen wenigen“ das Stemmen einer Finanzierung ermöglichen, da sie für KMU sonst zu risikoreich wäre. Eine Verunsicherung von Investoren könne die Branche jetzt am allerwenigsten gebrauchen.

Diskussionen, Kultur und Gemeinschaft

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Die Grüne Woche in Berlin ist für Landjugendliche aus ganz Deutschland jedes Jahr ein Highlight. Vom 18. bis 21. Januar trafen sich rund 5.000 junge Menschen, um vier Tage voll politischer Diskussionen, kultureller Höhepunkte und Spaß zu erleben. In diesem Jahr gab es jedoch eine besondere Herausforderung: Wegen eines Ausbruchs der Maul- und Klauenseuche mussten alle Rinder, Schweine und Schafe von der Messe ferngehalten werden. Trotz dieser Einschränkung blieb das Event ein voller Erfolg.

Die Reise für die Landjugendlichen mit fünf Busgruppen, darunter auch der Bus des Landesverbandes Schleswig-Holstein, begann am Sonnabendmorgen. Für einige war es das erste Mal, für andere eine jährliche Tradition. Die Fahrt war von Vorfreude und lebhaftem Austausch geprägt. Nach der Ankunft in Berlin ging es direkt ins Hotel, wo die Teilnehmer untergebracht waren. Bald trafen immer mehr vertraute Gesichter ein und die Stimmung stieg. Während Trubel im Hotel herrschte, begann der Junglandwirtekongress auf dem Messegelände. Dieses Jahr diskutierten die Teilnehmer unter dem Titel „Auf die EU setzen? Chancen und Herausforderungen für Junglandwirt:innen“ über die Zukunft der Landwirtschaft und die Rolle der Gemeinsamen Agrarpolitik.

Politische Diskussionen zur ländlichen Entwicklung und zur Zukunft der Landjugend gehörten zum Programm. Foto: Jasmin Untiedt

Der erste große Höhepunkt war die Fete des Bundes der Deutschen Landjugend (BDL) am Abend in der Columbiahalle. Bei bester Stimmung und mitreißender Musik der Liveband Krachleder wurde ausgelassen Discofox getanzt, gesungen und gefeiert – der perfekte Einstieg in ein aufregendes Wochenende in Berlin. Mit der traditionellen Jugendveranstaltung des BDL ging es am Sonntag weiter. Nach einer politischen Diskussion über ländliche Entwicklung und die Zukunft der Landjugend stand das Theaterstück des Bundes Badischer Landjugend auf dem Programm. Das Stück thematisierte humorvoll die Suche nach der großen Liebe auf dem Land und brachte die Herausforderungen junger Menschen in ländlichen Regionen auf unterhaltsame Weise auf die Bühne. Anschließend hatten die Teilnehmer Zeit, über das Messegelände zu schlendern. Auch in diesem Jahr gab es zahlreiche kulinarische Köstlichkeiten aus aller Welt und aus den verschiedenen deutschen Bundesländern zu entdecken. Besonders beliebt war der Landjugendstand, der in diesem Jahr von der Landjugend Württemberg-Baden organisiert wurde. Hier wurden politische Themen auf kreative Weise präsentiert, was zu vielen interessanten Gesprächen und Diskussionen führte. Die Niedersachsenfete fand am Abend statt, ein weiteres Highlight des Wochenendes. Bei Livemusik der Band Deep Passion wurde bis spät in die Nacht getanzt und gefeiert.

Mit einem Besuch im Stasi-Museum begann der Montagmorgen. In den ehemaligen Räumen der Berliner Stasi-Zentrale tauchten die Teilnehmer in die Geschichte der Staatssicherheit der DDR ein. Besonders eindrucksvoll war die Vorstellung von Abhörtechniken und Überwachungsmechanismen der DDR. Dies war ein lehrreicher und eindrucksvoller Besuch, der den Teilnehmern die Bedeutung von Freiheit und Privatsphäre näherbrachte.

Über die Staatssicherheit der DDR informierten sich die Landjugendlichen im Stasi-Museum. Foto: Jasmin Untiedt

Am Nachmittag standen den Teilnehmern freie Stunden zur Verfügung. Einige nutzten die Zeit, um erneut über das Messegelände zu gehen oder an Veranstaltungen wie dem BDL-Jugendforum teilzunehmen. Unter dem Thema „Im Gespräch mit künftigen Spitzenpolitikern“ diskutierten junge politische Vertreter wie Tim Roschig (Bundessprecher der Linksjugend) und Lasse Rebbin (Jusos) über die Perspektiven der kommenden politischen Generationen. Es gab anregende Gespräche und einen intensiven Austausch über die politischen Herausforderungen der Zukunft. Der Abschluss des Wochenendes war wie immer der BDL-Landjugendball. Der Abend begann mit dem traditionellen Eröffnungswalzer der Landesvorsitzenden. Danach wurde zu Discofox und anderen Klassikern bis in die Nacht getanzt.

Leider hieß es am Dienstagmorgen dann schon wieder Abschiednehmen und Kofferpacken. Die Erinnerungen an das spannende und lehrreiche Wochenende bleiben jedoch noch lange im Gedächtnis. Auch wenn die Maul- und Klauenseuche in diesem Jahr eine besondere Herausforderung darstellte und daher einige gewohnte Elemente der Messe ausblieben, zeigte die Grüne Woche 2025 einmal mehr, wie wichtig der Austausch zwischen den Landjugendlichen aus ganz Deutschland ist.

Die Grüne Woche bleibt ein Symbol für das Gemeinschaftsgefühl der Landjugend und die Möglichkeit, sich über Themen der Landwirtschaft und des ländlichen Lebens auszutauschen. Die Landjugendlichen freuen sich bereits auf das nächste Jahr – wenn es wieder heißt: Berlin, wir kommen!