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Wechselhafte Geschichte

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Ganz genau genommen wurde der Landesverband Schleswig-Holsteinischer Schaf- und Ziegenzüchter vor 102 Jahren ins Leben gerufen. Aber wie viele Veranstaltungen musste die Jubiläumsfeier wegen der Pandemie verschoben werden. Diesen Herbst wurde sie nachgeholt, ein willkommener Anlass, mit der Geschäftsführerin des Verbandes, Janine Bruser, zu sprechen, wie sich die Schafzucht in einem Jahrhundert entwickelt hat. Isa-Maria Kuhn, Landwirtschaftskammer SH, hat sie in der Geschäftsstelle in Kiel getroffen.

Janine Bruser, die kleinen Wiederkäuer sind aus der Landschaft nicht wegzudenken. Wie hat sich ihr Bestand über die Jahrzehnte entwickelt?  

Janine Bruser: Wie im übrigen Deutschland erlebte die Schafzucht auch in Schleswig-Holstein ihre Hauptblüte um die Mitte des 19. Jahrhunderts, 1873 beispielsweise wurden 392.431 Schafe in Schleswig-Holstein statistisch erfasst. Anfang des 20. Jahrhunderts ging die Schafhaltung dann immer weiter zurück. Bezogen auf ganz Deutschland waren die sinkenden Wollpreise infolge der Konkurrenz der Australwolle die Hauptursache. Bei uns war es namentlich die aufblühende Milchwirtschaft, die das ganze Interesse der Landwirtschaft im Bann hielt und sie die Schafhaltung vernachlässigen ließ. Zur Zeit der Gründung wurden 188.761 Schafe in Schleswig-Holstein gehalten, die meisten davon in bäuerlichen Betrieben, was im krassen Gegensatz zum Rest Deutschlands stand, wo Großbetriebe vorherrschten. Etwa 63 % der Schafe in Schleswig-Holstein wurden in Betrieben mit 10 bis 100 ha gehalten. Damals wie heute gab es die meisten Schafe an der Westküste. Die Schafe liefen ohne ständige besondere Aufsicht mit dem anderen Vieh des Hofes zusammen auf den Weiden, die durch breite Wassergräben voneinander getrennt waren. Das Fehlen dieser Gräben war wohl mit ein Grund dafür, dass auf der Geest weniger Schafe gehalten wurden. Als weitere Schafhaltungsformen gab es zudem die Gutsschäferei, die Bezirksschäferei, wozu auch die Deichschäfer zählten, und die sogenannte Einzelschafhaltung des Kleinsiedlers. 

Bockauktionen heute in der Messehalle Husum

Wie sehen die Betriebe heute aus?

Heute gibt es sowohl große Schäfereien, die mit der Schafhaltung ihr Geld verdienen, als auch Schafbetriebe im Nebenerwerb, Zuchtbetriebe und Hobbyschafhaltungen. Als Land zwischen den Meeren spielt in Schleswig-Holstein natürlich der Küstenschutz eine bedeutende Rolle. Viele unserer Haupterwerbsschäfereien sind Deichschäfer. Rund 6.000 ha Vorland- und Deichflächen an der Ost- und Westküste Schleswig-Holsteins sowie ein Großteil der Binnendeiche an der Elbe werden mit Schafen beweidet. Waren die meisten Schafhalter 1920 wahrscheinlich bäuerlich geprägt, halten heute Schülerinnen, Pastoren, Rechtsanwältinnen und viele mehr Schafe und Ziegen. Wir freuen uns selbstverständlich, dass sich viele Menschen weiterhin mit Schafen beschäftigen. Gleichzeitig liegt hier auch eine große Herausforderung für den Verband, denn viele der neuen Züchter halten zum ersten Mal Tiere, sodass sich neue Fragestellungen ergeben.

Wie auskömmlich ist die Schafhaltung heute denn noch?  

Unterschiedliche, regionsspezifische Betriebsvoraussetzungen und -strukturen, mit mehr oder weniger Funktionen in der Landschaftspflege, wechselnde Lämmerpreise zwischen den Jahren und Regionen sowie weitere Einflüsse bestimmen die wirtschaftliche Situation der Betriebe. Das Betriebseinkommen aus der Schafhaltung rangiert im unteren Drittel der Skala landwirtschaftlicher Betriebe. Das heißt, die Schäfer leisten vergleichsweise viel bei wenig entlohnter Arbeitszeit, erzielen aber nur ein begrenztes Betriebseinkommen. In vielen Bundesländern kommt der überwiegende Teil der wirtschaftlichen Erträge in der Schafhaltung aus Direktzahlungen und Prämien. Schleswig-Holstein bildet hier eine Ausnahme, da die meisten Schäfereien ihr Einkommen überwiegend aus der Lammfleischerzeugung generieren. Trotzdem geht es ohne öffentliche Zuwendungen auch hier nicht. Die Lammfleischpreise haben sich in den vergangenen zwei Jahren erholt und sind zurzeit auf einem stabilen und guten Niveau. Gleichzeitig sind aber die Betriebskosten stark angestiegen, was die Gewinnspanne für die Betriebe senkt.

Die geplante Einführung einer gekoppelten Weidetierprämie für Schaf- und Ziegenhalter könnte die wirtschaftliche Lage des Betriebszweiges Schafhaltung entlasten. Für die Schafhalter ist eine starke Einkommensgrundstützung aus der Ersten Säule, verbunden mit einer gekoppelten Prämie für die Haltung von Schafen und Ziegen und gegebenenfalls nutzbaren Ökoregelungen, dringend notwendig.

Neben der Erzeugung eines hochwertigen Lebensmittels erfüllt die Schafhaltung die Aufgaben des Küstenschutzes, der Landschafts- und Grünlandpflege und der Erhaltung genetischer Vielfalt, und das bei artgerechter Weidehaltung. Diese Dienstleistungen werden nicht in ausreichendem Maße honoriert.

Janine Bruser ist seit 13 Jahren Geschäftsführerin des Landesverbandes Schleswig-Holsteinischer Schaf- und Ziegenzüchter. 

Bei den Rassen hat sich einiges getan. Was grast heute auf unseren Deichen und dem Grünland?

Nach der Rassenzählung von 1935 entfielen 82 % des schleswig-holsteinischen Herdbuchbestandes auf die Weißköpfigen Fleischschafe. Daneben wurden noch Schwarzköpfige Fleischschafe sowie Fleischmilch- und Milchschafe genannt. Das deutsche Weißköpfige Fleischschaf wird der großen Gruppe der schlichtwolligen Schafe zugezählt. Es hat sich aus den alten, bodenständigen Marschschafschlägen in den unterschiedlichen Regionen entwickelt. Unterschiede in den Umweltverhältnissen, in der Zuchtwahl und in den zur Kreuzung benutzten Rassen haben die Ausgestaltung der heutigen Formen der Marschschafe bedingt. Erst 1963 erschienen die Texel-Schafe als „Weißköpfe im Texeltyp“ zum ersten Mal in der Verbandsstatistik. 1965 folgte in Husum die erste Auktion ausschließlich für Texel-Böcke. 1973 nahmen sie hinsichtlich des LV-Herdbuchanteils erstmalig Rang eins ein, den sie bis heute gehalten haben. Nach und nach wurden weitere Rassen ins schleswig-holsteinische Herdbuch aufgenommen, sodass wir zurzeit 33 Schafrassen und neun Ziegenrassen betreuen. Das Rassespektrum reicht von den Fleisch- zu den Landschafen, Milchschafen und Haarschafen, es gibt groß- wie auch kleinrahmige, leistungsstarke, gefährdete und vom Aussterben bedrohte, traditionelle wie auch „exotische“ Rassen. 

Schleswig-Holstein ist durch seine guten Grünlandflächen und auch durch die Deichbeweidung besonders für die Fleischproduktion prädestiniert. Daher konnten sich die Haupterwerbsschäfereien vor allem auf Rassen mit guter Fleischleistung und -qualität spezialisieren, sodass im Gegensatz zu vielen anderen Bundesländern die Schäfereien von der Lämmervermarktung existieren können. Auf der anderen Seite haben manche Rassen dadurch aber auch an Bedeutung verloren. Dank des Engagements von Züchterinnen und Züchtern, die sich im Nebenerwerb und im Hobby der Herdbuchzucht angenommen haben, ist es gelungen, die Rassevielfalt in Schleswig-Holstein zu erhalten und die Zuchtleistungen zu verbessern. 

15 unserer Schafrassen und drei Ziegenrassen werden als Beobachtungs- beziehungsweise Erhaltungspopulation auf der Roten Liste gefährdeter Nutztierrassen 2021 aufgeführt. 

Um ein Thema kommen wir nicht herum, das zu den Gründungszeiten nicht aktuell war, den Wolf. Wie sehr macht er Ihnen als Nutztierhaltern zu schaffen?

Bisher haben wir keine Rudel in Schleswig-Holstein. Aber auch schon die Einzelwölfe stellen uns vor große Probleme. Gerissene tote Schafe sind für alle Schafhalter schon ein grässlicher Anblick, aber stark verletzte Tiere, die mit aufgerissenen Bäuchen immer noch weiterlaufen, bringen auch hartgesottene Schäfer zur Verzweiflung. 

Das große Problem ist der geforderte Herdenschutz. Bisher kommen in Deutschland als Herdenschutz hauptsächlich spezielle Zäune oder Elektronetze zum Einsatz. Diese Strategie ist für die Schäfer in Schleswig-Holstein kaum tragbar. Das Errichten der Zäune mit Vierfachlitzen oder Netzen ist wesentlich komplexer und damit mit einem Vielfachen an Arbeit verbunden. Im Gegensatz zu vielen anderen Bundesländern, in denen die Schafe in einer großen Herde von einem Schäfer gehütet werden (Hütehaltung), herrscht in Schleswig-Holstein die sogenannte Koppelschafhaltung vor. In der Regel wird als Zaunsystem nur eine Litze auf Kniehöhe gezogen. Durch diese Art von Koppelschafhaltung ist es möglich, Schafe im Hobby- oder Nebenerwerb zu halten sowie große Herden im Familienbetrieb zu führen. 

Insbesondere im Herbst, wenn die Schäfer mit ihren Schafen auf die Winterweiden gehen, ist eine wolfssichere Einzäunung für viele nicht zumutbar. Die Winterweideflächen (Mähflächen der Milchvieh haltenden Landwirte, Zwischenbegrünungen oder abgeerntete Kohlflächen) können bis zu 100 km von der Betriebsstelle entfernt sein. Dabei bringen die meisten Schäfer viele kleine Schafgruppen auf unterschiedliche Standorte. Im Durchschnitt sind die Winterflächen 3 bis 4 ha groß und haben einen durchschnittlichen Umfang von 700 bis 800 m. Die Herdengröße in der Winterweide beträgt zirka 50 bis 100 Schafe, sodass ein Haupterwerbsschäfer mit 1.000 Mutterschafen seine Herde in zehn bis 20 Gruppen aufgeteilt hat. 

Da die Flächen je nach Witterung und Bewuchs schnell abgegrast sind, muss jede Gruppe alle drei bis sieben Tage eine neue Weide bekommen. Die Flächen im Winter sind nicht eingezäunt und müssen vom Schäfer mit einem mobilen Zaunsystem begrenzt werden. Die Winterweide dauert etwa vier Monate. In dieser Zeit werden bis zu 200 km Zaun von einem Haupterwerbsschäfer aufgestellt und wieder abgebaut. Das ist für unsere familiengeführten Betriebe schon mit der üblichen Einzäunung eine Herausforderung, mit wolfsabweisenden Zäunen aber für die meisten nicht zu schaffen. Dies wird aber von den zuständigen Stellen nicht akzeptiert und anerkannt und es wird weiter an den bisherigen Maßnahmen festgehalten. Hinzu kommt, dass in mehreren Regionen Wölfe bewiesen haben, dass auch die speziellen Zäune kein Hindernis für sie darstellen.

Schafe und Ziegen in der Landschaftspflege

Die Bockauktionen in Husum sind unter Schafhaltern sehr bekannt. Wie haben die sich im Laufe der Jahrzehnte entwickelt? 

Die Auktionen waren seit jeher eine wichtige Einkommensquelle sowohl für den Verband als auch für die Züchter. Zu Anfang fanden diese entweder unter freiem Himmel oder in unzureichenden Räumen statt. 1937 gab es Auktionsplätze in Oldesloe, Eutin, Niebüll, Meldorf, Husum, Siethwende, Bredstedt und in Tönning sogar an zwei Tagen. Dabei wurden 2.075 Böcke angeboten und 1.910 verkauft. Der Durchschnittspreis lag bei 136 RM (Reichsmark), dies entspricht heute rund 585 €. 

1937 wurde ein 10 mal 20 m großes Auktionszelt gekauft. Es wurde mit einem Lkw von Auktionsort zu Auktionsort geschafft und „Dr. Augustins Zirkus“ genannt. In den 1960er Jahren wurde die Anzahl der Bockauktionen drastisch von zwölf auf acht und schließlich auf fünf reduziert. 1970 waren auch Meldorf, Tönning und Niebüll nicht mehr dabei. Dazu hatte der zunehmende, ausschließlich auf Husum konzentrierte Texel-Verkauf wesentlich mit beigetragen. Der Bezirk Südwestholstein hat einen Auktionsplatz seit 1920 aufrechterhalten können. Früher in Siethwende, heute in Kollmar ist es zwar eine kleine, aber feine Bockauktion. 

Seit 1977 wurde der Großteil des Bockverkaufes in der Nordseehalle in Husum abgewickelt. Durchweg wurden an etwa vier Tagen insgesamt zwischen 1.000 und 2.000 Zuchtschafe, vor allem Böcke, aufgetrieben. Nach 30 Jahren Nordseehalle musste 1997 schweren Herzens eine neue Halle gefunden werden. Zuerst ging man in das Nutzviehzentrum der NFZ in Husum. Als auch diese Halle abgerissen werden sollte, gab es Verhandlungen mit der Messehalle Husum. Seit 2011 finden nun unsere großen Bockauktionen in der schönen Messehalle statt. 

Schafe waren schon früher unentbehrlich für den Küstenschutz.

Sie vertreten seit den 1980er Jahren auch die Ziegenzüchter im Land. Für welche Betriebe sind diese Vierbeiner interessant?

Ziegen sind intelligent, neugierig und immer für eine Überraschung gut. Galt die Ziege früher als „Kuh des armen Mannes“, wird sie mittlerweile ganz anders wahrgenommen. Sie ist ein wahres Multitalent, denn neben Milch und Milchprodukten liefern sie auch qualitativ hochwertiges Fleisch, Wolle und Felle und wird zudem seit einigen Jahren vermehrt in der Landschaftspflege eingesetzt.

Wenn die Schaf- und Ziegenhalter einen Geburtstagswunsch hätten, wie würde der aussehen? 

Eine Lösung der Gänse- und der Wolfsproblematik, weiterhin gute Lammfleischpreise und vor allem viele gesunde Lämmer zur Lammzeit 2023.

Besondere Geschenke aus der Adventswerkstatt

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Ganz besondere Geschenke und Dekorationsstücke aus Holz entstanden beim DIY-Workshop, zu dem sich Mitglieder des Vereins landwirtschaftlicher Fachbildung Dithmarschen (vfl), Bereich Hauswirtschaft, vor Weihnachten trafen.

Zunächst konnten sich die Teilnehmerinnen von den vielen Dekoideen, die Anneke Manzke in ihrer Werkstatt in Tensbüttel-Röst vorbereitet hatte, inspirieren lassen. Unter der fachkundigen Anleitung der DIY-Bloggerin von „Firlefanzmitherz“ ging‘s dann auch sofort ans Werk. Es wurde geschmirgelt, gehobelt, gebohrt, geklebt und gemalt, und obwohl sich so manche das gar nicht zugetraut hatte, entstanden wahre Prachtexemplare. Alle waren am Ende zufrieden und sehr stolz auf ihre Werke. Bei warmen Getränke kam auch der Klönschnack nicht zu kurz.

In der Werkstatt wurden viele Ideen umgesetzt.

Erlösabschöpfung für Biogasanlagen kommt

Die Erlösabschöpfung unter anderem bei Biogasanlagen kommt. Die Gesetze zur Einführung vom Strom- und Gaspreisbremsen wurden am vergangenen Donnerstag vom Bundestag verabschiedet. Einen Tag später passierten sie den Bundesrat. Damit werden zur Finanzierung der geplanten Energiekostenentlastung für Haushalte und Unternehmen bei den Stromerzeugern kriegs- und krisenbedingte Überschusserlöse rückwirkend ab dem 1. Dezember abgeschöpft.

Die Erlösobergenze, ab der abgeschöpft wird, ergibt sich bei Biogasanlagen aus der technologiespezifischen Förderhöhe des Erneuerbare-Energien-Gesetzes und einem Sicherheitszuschlag, der nach längerer Debatte letztlich bei 9 ct/kWh festgelegt wurde. Mit diesem gegenüber anderen Technologien erhöhten Sicherheitszuschlag wurde auf die vergleichsweise hohen Kosten von Biogasanlagen reagiert. Alle Einnahmen, die über die Erlösobergrenze hinausgehen, werden vom Staat zu 90 % abgeschöpft. Die übrigen 10 % verbleiben beim Erzeuger, um Anreize für ein effizientes Verhalten am Markt zu schaffen. Bei kleineren Biogasanlagen soll es keine Abschöpfung geben. Beschlossen wurde eine Bagatellgrenze von 1 MW Bemessungsleistung. Die Laufzeit der Abschöpfung ist zunächst bis zum 30. Juni 2023 befristet. Eine Verlängerung ist höchstens bis zum 30. April 2024 möglich. Zu einem Antrag Bayerns im Bundesrat, mit dem eine Erhöhung des Sicherheitszuschlags bei Biogasanlagen auf 10 ct/kWh gefordert wurde, fand am vorigen Freitag im Plenum keine sofortige Sachentscheidung statt. Er wurde in die zuständigen Ausschüsse überwiesen. Auf die von Bundestag und Bundesrat gefällten Beschlüsse gab es aus Politik und Wirtschaft in Teilen Lob, aber auch heftige Kritik.

Die CDU/CSU-Fraktion im Bundestag kritisierte das Vorgehen der Bundesregierung im Gesetzgebungsprozess scharf. Geplante Investitionen in Biogasanlagen seien dadurch verhindert worden, stellte der agrarpolitische Sprecher der Fraktion, Albert Stegemann, fest. Bioenergie als einzig flexibel einsetzbare Erneuerbare Energie sei essenziell für das Gelingen der Energiewende.

Kosten kompensiert

Das Hauptstadtbüro Bioenergie (HBB) sprach von einem „wichtigen Schritt hin zu mehr Versorgungssicherheit“. Es sei zu begrüßen, dass die Abschöpfung von Strommarkterlösen erst ab 1 MW Bemessungsleistung greife und Satelliten-Blockheizkraftwerke nicht in die Berechnung der Leistung eingingen. Positiv wertete das HBB auch den Sicherheitszuschlag von 9 ct / kWh für Biogasanlagen. Dadurch werde bei den meisten Anlagen mit einer Leistung oberhalb der Bagatellgrenze die jüngste Steigerung der variablen und fixen Betriebskosten kompensiert. Es sei aber nicht nachvollziehbar und energiewirtschaftlich kontraproduktiv, dass die Erlöse aus der flexiblen und netzdienlichen Stromerzeugung unter die Abschöpfung fielen.

Daneben richtete das HBB den Blick auf den Sicherheitszuschlag von 7 ct/kWh für Altholzanlagen. Dieser sei wichtig, damit die Anlagen trotz massiv gestiegener Brennstoffkosten weitgehend kostendeckend arbeiten könnten. Allerdings müsse der Sicherheitszuschlag auch ausgeförderten Altholzanlagen zugestanden werden, um deren Wirtschaftlichkeit nicht zu gefährden. Alarm schlug das HBB mit Blick auf die Restholz- und Strohheizkraftwerke. Für deren Betreiber sei der nun beschlossene Abschöpfungsmechanismus desaströs. Ohne eine Anhebung des Sicherheitszuschlags stünden die Anlagen vor dem Aus. Außerdem dürften die Verbesserungen für Biogas und Altholz nicht darüber hinwegtäuschen, dass der Abschöpfungsmechanismus in der vorliegenden Form zu komplex und juristisch fragwürdig sei.

Vertrauensverlust ausgelöst

Der Deutsche Bauernverband (DBV) geht davon aus, dass mit den jetzt gefallenen Entscheidungen die „bäuerliche Biogaserzeugung weitgehend von der Abschöpfung verschont“ werde. Damit werde der Beitrag der Bioenergie zur Stabilisierung der Stromproduktion in der Energiekrise anerkannt, so DBV-Präsident Joachim Rukwied. Bestehen bleibe aber der „große Vertrauensschaden, den das Bundeswirtschaftsministerium mit seinen Plänen zur Erlösabschöpfung ausgelöst“ habe. Viele Investitionsprojekte in Erneuerbare Energien seien wegen dieser Debatte gestoppt worden.

Förderung laufender Mehrkosten

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Das Bundesprogramm Tierhaltung zielt zunächst nur auf die Schweinehaltung ab. Foto: rq

Eckpunkte für das angekündigte Bundesprogramm zum Umbau der Tierhaltung hat das Bundeslandwirtschaftsministerium am Mittwoch vorgelegt. Danach sollen Investitionen in tier- und umweltgerechte Um- und Neubauten von Ställen mit bis zu 50 % der Gesamtbaukosten gefördert werden. Förderfähig sollen Ställe sein, die Platz bieten sowie einen Zugang zu Außenklima, Auslauf oder Freiland.

Laufende Mehrkosten infolge der Einhaltung höherer Tierwohlstandards sollen zu 65 % abgegolten werden. Die Mehrkosten sollen auf der Grundlage eines typischen Betriebes ermittelt werden. Für die Förderung strebt das Ministerium Verträge mit einer Laufzeit von bis zu zehn Jahren an.

Die Förderung soll zunächst in der Schweinehaltung angeboten werden, und zwar für Mastschweine, Sauen und Absatzferkel. Für die Betriebe soll eine Obergrenze von 2 GVE/ha gelten. Dabei sollen Flächen im Betriebsverbund und vertraglich vereinbarte Ausbringungsflächen angerechnet werden. Verwaltet werden soll das Bundesprogramm von der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung.

Die Eckpunkte sind den Ländern und Verbänden zur Stellungnahme zugeleitet worden. Parallel dazu bereitet das Agrarressort eigenen Angaben zufolge die Förderrichtlinien vor, die mit den betroffenen Ressorts abgestimmt werden. Die Richtlinien müssen anschließend der EU-Kommission zur beihilferechtlichen Genehmigung vorgelegt werden. Im Ministerium geht man davon aus, dass Förderanträge ab Herbst 2023 gestellt werden können.

Für das Bundesprogramm stehen im kommenden Jahr 150 Mio. € im Agrarhaushalt zur Verfügung. Bis 2026 beläuft sich die Gesamtsumme auf 1 Mrd. €. Noch unklar ist die langfristige Finanzierung. Dazu wollen die Koalitionsfraktionen bis zum Frühjahr einen Vorschlag vorlegen. age

Mehr Informationen zu den Kriterien für eine Förderung auf der BMEL-Webseite

Berufsvertretung auf Kreisebene aufgestellt

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Die Wahlen auf Orts- und Berzirksebene im Bauernverband Schleswig-Holstein (BVSH) starteten vor rund drei Monaten. Im Laufe des Dezembers kamen die Kreishauptausschüsse zusammen, um über die neue Zusammensetzung in den jeweiligen Kreisvorstände zu entscheiden.

Mit der Zusammenlegung der Kreisbauernverbände Südtondern und Husum-Eiderstedt zum Kreisbauernverband Nordfriesland existieren in dieser Wahlperiode in Schleswig-Holstein insgesamt zwölf Kreisbauernverbände. Vier Kreisvorsitzende wurden wiedergewählt. In acht Kreisen gab es einen Wechsel auf der Position des Vorsitzenden.

Die Kreisvorsitzenden sind zusammen mit weiteren Delegierten aus dem Kreishauptausschuss Teil des formal höchsten Gremiums des Bauernverbandes, des Landeshauptausschusses. Dieser ist zuständig für viele richtungsweisende Entscheidungen der Verbandsarbeit. Dazu gehören verbandspolitische Grundsatzbeschlüsse genauso wie der Haushalt, Mitgliedsbeiträge oder die Besetzung der Fachausschüsse.

Außerdem wählt der Landeshauptausschuss aus seiner Mitte den Präsidenten, die beiden Vizepräsidenten sowie sechs weitere Vorstandsmitglieder für den Landesvorstand. Die konstituierende Sitzung des Landeshauptausschusses inklusive der Wahlen findet am 10. Januar kommenden Jahres in Rendsburg statt. 

Kreisbauernverband (KBV) Segeberg (v. li.): Jan Thies, Dietrich Pritschau, Thilo Pries, Frank Pahl, Thorge Rahlf (Vorsitzender), Kathrin Rehders und Carsten Piehl. Fotos: KBV
KBV Nordfriesland (v. li.): Jan Thomas Petersen, Dirk Oldsen, Tom Laffrenzen, Hans-Christian Kühl, Thomas Hansen (Vorsitzender) und Thore Hansen; es fehlt Bernd Callsen.
KBV Stormarn (v. li.): Marcus Babbe, Klaas Röhr, Jens Timmermann-Ann (Vorsitzender), Martina Dohrendorf, Volker Westphal und Johannes Scherrer; es fehlt Dirk Eylmann.
KBV Schleswig (v. li.): Andreas Thiesen, Jörg Struve, Jan Lausen, Klaus Peter Dau (Vorsitzender), Hans-Nico Matthiesen, Karsten Rothberg und Ludwig Tüxsen
KBV Rendsburg-Eckernförde (v. li.): Eckard Clausen, Torben Gosch, Stephan Lütje, Klaus-Peter Lucht (Vorsitzender), Hans-Jürgen Gosch, Sönke Holling und Jan Nehlsen 
KBV Pinneberg (v. li.): Geschäftsführer Peer Jensen-Nissen, Christof Kirst, Malte Piening, Thorsten Glißmann, Thomas Schröder, Lars Kuhlmann (Vorsitzender), Harm Johannsen und Mathias Kröger
KBV Plön (v. li.): Ludwig Hirschberg, Ansa Lage-Mohrdieck, Jochen Flessner (Vorsitzender), Jennifer Müller, Thore Biß und Tilo-Friedrich von Donner; es fehlt Bernd Steffen.
KBV Herzogtum Lauenburg (v. li.): Markus Meyer, Cay-Nikolaus Jansen, Inken Burmester, Johannes-Henner Langhans (Vorsitzender), Lisa Ladewig, Christian Siemers und Klaus Wegner
KBV Steinburg (inklusive Bezirksvorsitzende; v. li.): Marco Fels, Jan Beimgraben, Klaus Rusch, Niels Bartels, Joachim Becker (Vorsitzender), Jasper Stahl, Dennis Spliedt, Simon Stajohann, Christian Ratjen; es fehlt Martin Horstmann.
KBV Dithmarschen (v. li.): Jörn Frahm, Kristin Schultz, Thies Hagge-Kern, Henning Schatt (Vorsitzender), Michael Henschke, Thorsten Reimers und Thorben Lucht
KBV Ostholstein-Lübeck (v. l.): Friedrich von Ludowig, Cornelius Ehlers, Gunnar Müller, Heinrich Mougin (Vorsitzender), Ulrich Sundermeyer und Ellen Redderberg; es fehlt Dieter Meyer.
KBV Flensburg (v. li.): Karen Clausen-Franzen, Markus Vagts, Philipp Hansen, Malte Jacobsen (Vorsitzender), Arndt Gerdes, Peter Heinrich Hansen und Thomas Andresen


Aktionsjahr der LandFrauen für den ganzen Norden

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Es war eine große Geburtstagsfeier mit Tausenden Gästen, zu der LandFrauen aus ganz Schleswig-Holstein im zurückliegenden Jahr einluden. Der Verband feierte sein 75-jähriges Bestehen, und das gemeinsam mit so vielen LandFrauen und Gästen und an so vielen Plätzen wie möglich. Das passte ganz zum Jahresmotto „Miteinander. Füreinander. Für Schleswig-Holstein“. Und statt sich beschenken zu lassen, spendeten die LandFrauen, den Erlös ihrer ehrenamtlichen Aktionen. Mehr dazu auch in einem NDR-Beitrag (siehe Link).

Mit einer Amtspartie beteiligten sich die LandFrauen des OV Nortorfer Land am Aktionsjahr: Karina Stäker, erste Vorsitzende (li.), und Elke Briesemeister, zweite Vorsitzende, mit dem Scheck für „Hand in Hand für Norddeutschland“  Foto: Anke Jargstorf

Auf der Vertreterinnenversammlung des LandFrauenverbandes Schleswig-Holstein im März wurde die Idee für diese Aktionen zum 75-jährigen Bestehen des Verbandes bekannt gegeben. „Wir waren sofort begeistert“, erinnert sich Monika Scheel, Schriftführerin des OV Lübeck und Umgebung. Diese Begeisterung ergriff LandFrauen im ganzen Land. Gut 80 Veranstaltungen wurden organisiert, darunter LandFrauencafés, wie das der Tangstedterinnen (siehe Seite 74), ein Drachenfest für Kinder, Apfelfeste für die ganze Familie, Führungen durch Guts- und Barockgärten, Gewürzseminare, Wattführungen, Bogenschießen, Stadtführungen, Mondscheinnacht und Klimacafés. Von vielen berichtete das Bauernblatt.

Bei allen Veranstaltungen ging es darum, möglichst viel Akteure aus dem Ort einzubeziehen und sie für Besucher zu öffnen. So organisierte zum Beispiel der OV Nortorfer Amt eine Amtspartie, bei der alle eingeladen waren, per Fahrrad Ausflugsziele vor der eigenen Haustür kennenzulernen. 2.210 € kamen dabei für die NDR-Benefizaktion zusammen, die sich in diesem Jahr den Menschen, die als Folge des Ukraine-Krieges in Not geraten sind, widmet. Dabei stehen die Nortorferinnen nur als ein Beispiel für viele Vereine im ganzen Land, die drei- und vierstellige Beträge gespendet haben. Unter dem folgenden Link steht ein NDR-Beitrag zu den Aktionen der Nortorfer LandFrauen https://youtu.be/86ygVFSIq3A

Friedlich – auch in der Krise

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In der dritten Klasse Volksschule – so hieß das damals – gab es ausgesprochene Rüpel, die ihre Mitschüler in der Pause drangsalierten. Die Lehrerin, um Rat gefragt, wusste keinen besseren als: „Geht ihnen aus dem Weg.“ Eine Reportage berichtete von einem Mann, dem der Nachbar wiederholt die Autoreifen aufschlitzt. Die anderen Nachbarn meinen dazu mit Schulterzucken: „Er wird ihn wohl provoziert haben.“ Die Provokation besteht anscheinend darin, dass er jetzt allabendlich selbst die Reifen abmontiert. 

Geht es um Konfliktbewältigung, lautet das Credo von Mediatoren bisweilen: „Es haben immer beide Seiten ihren Anteil.“ Ein schöner, einfacher Satz, der wenig erklärt. Einer Frau, die von ihrem Partner regelmäßig verprügelt wird, zu sagen, sie sei auch selbst daran schuld (oder schlimmer, wenn sie sich das selbst sagt), ist zynisch. Gewiss hat jeder seinen Anteil an einem Konflikt. Der Anteil kann aber auch der sein, zu lange zu viel geduldet, einen Schläger durch Unterwürfigkeit noch ermutigt zu haben.

Weihnachten ist das Fest des Friedens. Eine schöne Einleitung, nicht wahr? Doch schon der Dichter Friedrich Schiller wusste: „Es kann der Frömmste nicht in Frieden leben, wenn es dem bösen Nachbarn nicht gefällt.“ Leider leben wir in Zeiten, die weniger friedlich sind, als sich die meisten von uns erinnern können. Die Gründe dafür sind allseits bekannt. 

Wir in Deutschland haben unter dem menschenverachtenden und völkerrechtswidrigen Angriff eines Despoten auf sein Nachbarland „nur“ indirekt zu leiden – unter Energiekrise, Inflation, Existenzängsten – und schwelender Kriegsangst auch bei uns. Was damit leider bereits einhergeht, ist eine zunehmende Verrohung der Umgangsformen und der sprachlichen Auseinandersetzung. Je mehr es ans Eingemachte geht oder solches auch nur befürchtet wird, desto blanker liegen die Nerven. 

Hasstiraden und wüste Drohungen, die früher allenfalls ihre Hoheit über die Stammtische beanspruchten, können heute über die Kanäle der digitalen Netzwerke das Land fluten, und auch wer sich nicht daran beteiligt, kann sich dem Schwall kaum entziehen. Dass die Hetzer nur wenige sind, vermindert ihre Wirkung kaum. 

Die Verrohung beginnt jedoch nicht erst bei Hasstiraden, sondern wenn man nicht mehr bereit ist, zuzuhören, zu differenzieren, auch andere Standpunkte abzuwägen, abweichende Motivationen in Betracht zu ziehen. Ein Nachbar ließ dieser Tage nebenbei den Satz fallen „Alle Politiker lügen“. Woher weiß er das? Kennt er alle, weiß er um ihre vielleicht fruchtlosen Bemühungen, ihre Dilemmas? Der Satz besticht durch Einfachheit, doch das Einfache ist nicht unbedingt das Zutreffende. Die Wirklichkeit ist komplex.

Bleiben Sie friedlich, liebe Leserinnen und Leser – nicht nur Weihnachten zuliebe. Bleiben sie friedlich im Familien-, Bekannten- und Nachbarkreis ebenso wie auf gesellschaftlicher Ebene. Aber setzen Sie Grenzen, wo ein Verhalten übergriffig und verletzend wird – auch für andere.

Alter Freundeskreis wurde zur Keimzelle

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Wie kommt man eigentlich auf die Idee, eine Landjugend zu gründen? Alles begann mit ­einer Freundesgruppe aus der ­Wiedingharde in Nordfriesland.

Wir kennen uns schon ewig und haben unsere gesamte Kindheit und Jugend zusammen durchlebt, somit auch die vergangenen beiden Jahre, die uns alle vor Herausforderungen gestellt haben. Aber zusammen haben wir auch diese Zeit überstanden und festgestellt, dass unsere Freundschaft und unser Zusammenhalt noch stärker geworden sind. Dies ist etwas ganz Besonderes, das es nicht überall gibt.

Als es dann endlich wieder möglich war, waren wir motiviert, alles nachzuholen, was wir in den vergangenen Jahren nicht machen konnten. Aber es war einfach nichts los bei uns auf dem Land. Da war uns schnell klar, dass wir das wohl in die Hand nehmen mussten, und da es die Jahreszeit anbot, kamen wir schnell auf die Idee, ein Oktoberfest in Rodenäs zu veranstalten.

Wir wollten, dass alle aus der Wiedingharde endlich wieder zusammenkommen und einen tollen Abend zusammen verbringen. Die gemeinsame Organisation hat dann sehr viel Spaß gemacht. Der Abend war voll und ganz gelungen, und wir erhielten ausschließlich positive Rückmeldungen. Das Gefühl, als Gruppe so etwas aus dem Nichts auf die Beine gestellt zu haben, war die Arbeit auf jeden Fall wert.

Unser nächstes Projekt stand im Sommer dieses Jahres an. Nachdem einige von uns bei diversen Treckerringstechen in der Umgebung mitgemacht hatten, dachten wir uns, dass es das auch in Rodenäs geben sollte. Kaum war die Idee ausgesprochen, hatten wir auch schon einen groben Plan. Insgesamt kamen über 20 Teilnehmer und um die 300 Besucher zum ersten Rodenäser Treckerringstechen.

Auch diese spontane Idee war wieder ein voller Erfolg und hat Lust auf mehr gemacht. Da kam das erste Mal der Gedanke auf, noch mehr junge Menschen, die Lust auf Heimat, Freundschaft und tolle Projekte haben, zusammenzubringen.

Damit war die Idee der Landjugend Wiedingharde geboren. Es folgten Gespräche mit der Kreislandjugend Nordfriesland und dem Landesverband Schleswig-Holstein, um den Ablauf der Gründung zu erfahren und uns einige Tipps geben zu lassen. Anschließend kam es zu einem Treffen mit allen Bürgermeistern und -meisterinnen der Gemeinden, aus dem wir mit einem neuen Motivationsschub herausgingen, denn uns wurde von allen volle Unterstützung versprochen.

Wir entwarfen ein Logo und erstellten Flyer, die wir in allen Dörfern verteilten. Auch in den Sozialen Medien schalteten wir täglich Werbung, um möglichst viele Menschen zu erreichen.

Die Satzung und die Beitrittserklärung waren schon lange vor der Gründungsversammlung geschrieben, denn Ende Oktober dieses Jahres stand das zweite Oktoberfest in Rodenäs an. Auf dem Fest verbreiteten wir unter den knapp 170 Gästen natürlich auch die Info, dass wir eine Landjugend gründen, und konnten so schon einige künftige Mitglieder anwerben.

Die ersten Beitrittserklärungen werden ausgefüllt und unterschrieben. Foto: Swantje Groneberg

Nachdem auch dies ein gelungenes Fest war, widmeten wir uns wieder voll und ganz der Landjugend, und Mitte November fand die Gründungsversammlung im Gemeindehaus des Friedrich-Wilhelm-Lübke-Koogs statt. Vor über 100 Interessierten stellten wir unsere Pläne und Ideen vor, bevor es zur Wahl des Vorstandes ging. Vom KLV Nordfriesland erhielten wir zur Gründung ein graviertes Holzbrett.

Nachdem der offizielle Part geschafft war, bestellten wir für alle Pizza und ließen den Abend gemeinsam ausklingen.

Wir sind stolz und glücklich, sagen zu können, dass wir an diesem Abend bereits über 70 Beitrittserklärungen entgegennehmen konnten, und freuen uns über jeden Weiteren, der Lust hat, der Landjugend Wiedingharde beizutreten.

In der Weihnachtszeit fanden noch einige Aktivitäten statt. Für das nächste Jahr stehen ein weiteres Treckerringstechen und das bereits dritte Oktoberfest auf unserer Liste. Wir hoffen, dass sich diese noch mit weiteren tollen Projekten und Aktivitäten füllen wird und freuen uns auf alles, was kommt.

Gleichgewicht zwischen Digi und Mensch

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Die MarktTreffs in Schleswig-Holstein werden bundesweit als vorbildlich für die Stärkung der Lebensqualität im ländlichen Raum gesehen. 45 sind es inzwischen, dazu drei im Bau und weitere in Vorbereitung. Zu den bewährten Säulen Nahversorgung, Dienstleistungen und sozialer Treffpunkt rückt immer mehr der Bereich „Digitalisierung in der Daseinsvorsorge“ in den Fokus. Damit beschäftigte sich maßgeblich der Beirat der MarktTreffs bei seiner Sitzung beim Sparkassen- und Giroverband in Kiel.

„Die regionale Wirtschaft muss über den klassischen Hofladen hinauswachsen“, betonte Werner Schwarz (CDU), der als Landwirtschaftsminister auch für die ländlichen Räume zuständig ist und den Vorsitz der MarktTreff-Beiratssitzung führte. Zum Beispiel die politisch gewollte Ausweitung des ökologischen Landbaus benötige auch erweiterte Absatzmöglichkeiten für die entsprechenden Bioprodukte. Deshalb gelte es, auch digitale Möglichkeiten verstärkt zu nutzen, um regionale Produzenten mit Verbrauchern besser zusammenzuführen, etwa durch gemeinsame Logistik kleinerer Höfe für die Distribution ihrer Waren. „Es kann nicht ausreichen, wenn jeder einzeln mit einer Palette Eier ankommt“, gab Schwarz ein Beispiel. Und an welchem Ort könnten solche Verknüpfungen besser angesiedelt sein als bei den MarktTreffs?

Einkaufen bei tante enso

Dafür ist das Konzept „tante enso“ ein Beispiel: Täglich rund um die Uhr (also „24/7“) kann man mittels einer Karte einkaufen und bezahlen. Zusätzlich ist der „Laden“ vier bis fünf Stunden werktäglich mit Personal besetzt. „Die Anspielung auf ,Tante Emma‘ ist gewollt“, erklärte Norbert Hegmann von der Betreiberfirma myEnso, „zugleich soll der Name Digitalisierung ausdrücken. Wir wollen ein Gleichgewicht von Digitalisierung und Mensch erreichen.“ Es gebe auch andere Anbieter von 24/7-Läden, aber die Kombination von Kartenzugang und Öffnungszeiten mit Personal sei besonders.

Die Karte erhält man kostenlos mit Hinterlegung der Personalien und einer Bankverbindung, über die die Einkäufe abgebucht werden. Mindestalter ist 18 Jahre – Eltern haften für ihre Kinder. Wenn „tante enso“ anwesend ist, ist wie bei einem normalen Laden geöffnet, und man kann auch ohne Karte und bar einkaufen. Mit Karte hat man jedoch weitere Vorteile: Man kann digital Waren aus einem großen Fundus vorbestellen und bei tante enso abholen. Vor Ort ist Platz für rund 3.000 Artikel, das digitale Angebot umfasst weitere rund 17.000 Artikel. Regionale Anbieter werden gern einbezogen. Und man kann zusätzliche Wünsche einbringen. „Die Kunden können das Angebot mitgestalten“, so Hegmann.

Digitale Möglichkeiten

Der in diesem Jahr neu eröffnete MarktTreff in Brekendorf in den Hüttener Bergen hat gleich tante enso eingerichtet, weitere Läden gibt es in Schleswig-Holstein bisher in Gülzow, Kreis Herzogtum Lauenburg, und Henning­stedt, Kreis Dithmarschen. Bundesweit betreibt tante enso zurzeit 16 Läden. Die Fläche des Ladens in Brekendorf umfasst „nur“ 200 m2, „das spart auch Heizung“. Infrage kommen laut Hegmann Orte mit 1.000 bis 3.000 Einwohnern. Es braucht eine Mindestzahl von 300 Genossenschaftsmitgliedern vor Ort; die erhalten Rabatt auf ihre Einkäufe und 5 % Rendite auf ihre Einlage. Um die Karte zu bekommen, muss man allerdings nicht Genossenschaftsmitglied werden.

„Wir wollen die MarktTreffs mit moderner digitaler Ausrüstung ausstatten, auf jeden Fall schon die neuen MarktTreffs“, erklärte Moderator Ingwer Seelhoff, Geschäftsführer der ews-group, die die MarktTreffs betreut. Vorstellbar sind die Ansiedlung digitaler ärztlicher Beratung oder Energieberatung und die Möglichkeit von Videokonferenzen. „Wir wollen die Bedürfnisse im ländlichen Bereich revitalisieren“, ergänzt Norbert Hegmann von myEnso.

Landessieger Medelby

Die Gemeinde Medelby im nördlichen Kreis Schleswig-Flensburg war Landessieger im diesjährigen Wettbewerb „Unser Dorf hat Zukunft“ (das Bauernblatt berichtete). Bürgermeister Günther Petersen und der Vorsitzende der dortigen Interessengemeinschaft, Norbert Bossen, berichteten auf der Beiratssitzung. „Aus unserem MarktTreff ist die ganze Entwicklung hervorgegangen“, erklärte Bürgermeister Petersen, und Bossen bekräftigt: „Das war der Bringer und Burner für Medelby!“ Eröffnet wurde der MarktTreff 2004. Beide betonten, dass in diese Entwicklung das ganze Kirchspiel einbezogen sei, das sechs Dörfer mit insgesamt 2.400 Einwohnern umfasst, davon Medelby selbst ungefähr 1.000. Aber der Preis kann nur an eine Gemeinde vergeben werden. Als Herausforderungen für die nächste Zeit werden der Ausbau der Kinder- und Jugendarbeit, die sichere Energieversorgung, bezahlbarer Wohnraum und Naturschutz gesehen – und der Nachwuchs im Ehrenamt. „Von sechs Bürgermeistern machen nur zwei weiter.“

Die Gemeinde Medelby war Sieger im diesjährigen Landeswettbewerb „Unser Dorf hat Zukunft“ (Besuch der Jury). Foto: Ingwer Seelhoff, ews

Nachwuchssuche

Die Akquirierung von Nachwuchs war denn auch ein allgemeines Thema der Beiratssitzung. „Wir müssen die Sozialen Medien nutzen“, so Karin Clausen-Franzen, Vorsitzende des Kreisbauernverbands Schleswig, die den Landesbauernverband vertrat. „Dadurch können wir Informationen gleich in die Fläche geben und signalisieren ,Ihr seid mit dabei‘.“

Norbert Hegmann wies auf etwas Weiteres hin: „Junge Leute brauchen Anerkennung. Sie feiern sich auf Instagram, wenn sie was Tolles gemacht haben. In der kommunalen Politik wird das selten zelebriert.“ Und Minister Schwarz gab das Beispiel einer Pastorin zum Besten, die Konfirmanden die Kandidatur für den Kirchengemeinderat schmackhaft machte. „Die ploppen jetzt im Gemeinderat auf.“

Jörg Bülow vom Schleswig-Holsteinischen Gemeindetag gab zu bedenken: „Junge Leute wollen sich nicht langfristig in Gremien binden, aber sie engagieren sich für Projekte, wenn sie sie für sinnvoll halten.“ Er wies auf die Internetseite www.zumglueckgibtsuns.de hin. Auf ihr sind Kurz­videos eingestellt unter dem Motto: „Deutschland grübelt noch, bi uns lööpt dat all“, die für die Kandidatur bei der Kommunalwahl 2023 werben. Bisher sind drei Gemeinden mit Videos eingestellt: Klixbüll in Nordfriesland, Süderhackstedt im Kreis Schleswig-Flensburg und Rendswühren im Kreis Plön.

Neue MarktTreffs

Als 44. und 45. MarktTreff kamen dieses Jahr Brekendorf in den Hüttener Bergen und das Storchendorf Bergenhusen im Kreis Schleswig-Flensburg hinzu. Im Bau befinden sich MarkTreffs in Wittenborn und Glasau (beide Kreis Segeberg) und auf der Hallig Lange­ness.

Der MarktTreff-Beirat setzt sich aus rund 30 Verbänden und Institutionen des ländlichen Raumes zusammen, darunter Bauernverband, Bauernblatt und LandFrauenverband. Er tagt einmal im Jahr. Die Betreuung und Beratung der MarktTreffs hat die ews-group inne.

Die Erstellung eines neuen MarktTreffs wird vom Land mit 75 % der Kosten und bis zu 750.000 € aus Eler-Mitteln gefördert. 25 % und über diese Obergrenze hinausgehende Kosten muss die Gemeinde tragen. Konzeptarbeit im Vorfeld kann über die AktivRegion gefördert werden. Die ews-group erhält für die Betreuung und Beratung 250.000 € im Jahr. Laufende Kosten der MarktTreffs werden nicht gefördert. 

Özdemir verteidigt Vorgehensweise

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Die Ampelkoalition will in dieser Legislaturperiode die gesetzlichen Grundlagen für den Umbau der Tierhaltung schaffen. Redner der drei Koalitionsfraktionen kündigten bei der ersten Lesung des Gesetzentwurfs zur Tierhaltungskennzeichnung im Bundestag ein Gesamtkonzept an, das neben der Haltungskennzeichnung auch Änderungen im Bau- und Genehmigungsrecht sowie ein langfristiges Finanzierungskonzept enthalten soll.

Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne) bezeichnete den Regierungsentwurf zur Tierhaltungskennzeichnung als ersten Schritt, dem noch in dieser Legislaturperiode weitere folgen würden.

SPD-Agrarsprecherin Susanne Mittag sprach von neun Gesetzen und Verordnungen, die man in den verbleibenden drei Jahren beschließen werde. Im Laufe des nächsten Jahres müssten die künftigen Rahmenbedingungen für alle Beteiligten absehbar sein.

Für ihre Fraktion sei der vorliegenden Regierungsentwurf zur Haltungskennzeichnung „eine Arbeitsgrundlage“, stellte die stellvertretende Vorsitzende der FDP-Bundestagsfraktion, Carina Konrad, klar. Man werde in den anstehenden Verhandlungen die „wertvollen Ratschläge aus der Praxis“ aufgreifen, versicherte Konrad.

Bei der Opposition stieß der Gesetzentwurf auf teilweise harsche Kritik. CDU/CSU-Agrarsprecher Albert Stegemann nannte ihn „löchrig wie einen Schweizer Käse“ und in Teilen schädlich.

Bekenntnis zu Herkunftskennzeichnung

Özdemir warb um Verständnis für den Ansatz, bei der Haltungskennzeichnung schrittweise vorzugehen: „Wenn wir alles auf einmal machen wollten, würde nichts passieren.“ Der Minister kündigte eine Ausweitung der Regelungen auf Sauen und Ferkel sowie auf weitere Tierarten an. Auch der Absatz über die Gastronomie und weitere Produkte würden einbezogen. Die Forderung, die Haltungskennzeichnung auch für importierte Ware verbindlich zu regeln, wies Özdemir dagegen als unvereinbar mit dem EU-Recht zurück. Für eine Herkunftskennzeichnung habe er die Zusage, dass die Europäische Kommission Anfang des neuen Jahres dazu einen Vorschlag vorlegen werde. Die notwendigen Änderungen im Baurecht würden noch vor der geplanten großen Novelle des Baugesetzbuchs umgesetzt. Optimistisch zeigte sich der Minister im Hinblick auf die Finanzierung: Er gehe davon aus, dass sich die Fraktionen „in den kommenden Wochen“ auf ein langfristiges Konzept verständigen werden. Dabei gehe es um die Unterstützung laufender Mehrkosten für mehr Tierwohl mit Verträgen von bis zu zehn Jahren.

Nicht mehr Transparenz und Tierwohl

Korrekturen an dem Gesetzentwurf mahnte der Deutsche Bauernverband (DBV) an. Nachdem die Bundesregierung aus nicht nachvollziehbaren Gründen die Verbesserungsvorschläge des Bundesrates nicht angenommen habe, seien jetzt die Abgeordneten gefragt, die Fehler zu korrigieren, erklärte DBV-Veredlungspräsident Hubertus Beringmeier. Der Präsident des Westfälisch-Lippischen Landwirtschaftsverbandes wies erneut auf Schwächen in der Vorlage hin, mit denen die Ziele von mehr Transparenz und Tierwohl nicht nur verfehlt, sondern in Teilen sogar konterkariert würden. Wenn die Sauenhaltung außen vor bleibe, könnten Schweine und Schweinefleisch unter niedrigeren Standards aus dem Ausland in den heimischen Markt importiert werden und würden dennoch das Tierwohllabel erhalten. Zudem drohe noch mehr unnütze Bürokratie für die Betriebe, weil weder ein Anschluss an vorhandene amtliche Meldesysteme noch an private Qualitätssicherungssysteme hergestellt werden solle. Schließlich geht Beringmeier zufolge der Anwendungsbereich nicht weit genug. Zwingend müsse neben dem Frischfleisch auch die Verarbeitungsware wie etwa Wurst aufgenommen werden. Außerdem müssten außer dem Lebensmitteleinzelhandel auch Verarbeiter, Großverbraucher und Gastronomie mit einbezogen werden.

Die Interessengemeinschaft der Schweinehalter Deutschlands (ISN) sieht jetzt den Bundestagsernährungsausschuss gefordert, die vielen Einwände und Stellungnahmen zu dem Entwurf aufzunehmen. Denn die Ignoranz, mit der die Bundesregierung und insbesondere Landwirtschaftsminister Özdemir „die Einwände der Bundesländer unter anderem mit EU-rechtlichen Bedenken beim Umgang mit ausländischer Ware wegwischt, ist inakzeptabel“, so ISN-Geschäftsführer Dr. Torsten Staack. Er kündigte an, im Rahmen des EU-Notifizierungsverfahrens des Gesetzes entsprechend kritisch Stellung in zu nehmen: „Rechtliche Bedenken zum Gesetzentwurf haben nämlich auch wir – allerdings bezogen auf die Wettbewerbsbenachteiligung hiesiger Schweinehalter“, erklärte der Geschäftsführer. Er betonte, die Schweinehalter begrüßten die Einführung einer verpflichtenden Tierhaltungskennzeichnung, „aber nicht mit diesen gravierenden Mängeln und ohne Gesamtkonzept“.

Mangel an Transparenz und Verständlichkeit

Grundlegende Änderungen am Regierungsentwurf für ein Tierhaltungskennzeichnungsgesetz fordern auch die Tierschutzverbände. In einem Schreiben an die Mitglieder des Bundestagsernährungsausschusses mahnen der Deutsche Tierschutzbund sowie die Tierschutzorganisation Vier Pfoten – Stiftung für Tierschutz und Provieh unter anderem transparente und verständliche Begrifflichkeiten für die Haltungsformen an und kritisieren die vorgesehenen als irreführend. Insbesondere die Bezeichnung „Stall+Platz“ sei beschönigend. Die Verbände monieren, dass sich die geplante Standardsetzung im Wesentlichen auf die Kriterien Platz sowie Zugang zu Außenklima und Auslauf beschränke. Essentielle Haltungsanforderungen für das Wohlergehen der Schweine blieben außen vor.