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„Ich bin atmend mit meinem Pferd verbunden“

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In einem Online-Seminar der ­Persönlichen Mitglieder (PM) der Deutschen Reiterlichen Vereinigung (FN) referierten die ­Doppelolympiasiegerin Jessica von ­Bredow-Werndl und ihr Bruder, der Championatskaderreiter ­Benjamin Werndl, zum Thema „Mehr Ausdruck und Leichtigkeit in der Dressur“. Das Seminar richtete sich an ­fortgeschrittene Dressurreiter, auch wenn die ­Basisarbeit der beiden bestimmt für alle Reiterinnen und Reiter sinnvoll wäre.

„Es passiert nicht so oft, dass wir zwei der deutschen Topsportler als Referenten für ein Seminar haben“, führte Lina Otto in den Abend ein. Bekannt seien Jessica von Bredow-Werndl und ihr Bruder Benjamin Werndl nicht nur aufgrund ihrer Erfolge, sondern auch, weil sie Aushängeschilder für harmonisches Reiten seien. „Das Thema Ausdruck und Leichtigkeit ist daher besonders spannend“, befand Otto, die als Pferdewirtschaftsmeisterin, Trainerin A sowie Ausbilderin im Reiten als Gesundheitssport und Ausbildungsexpertin der PM genau weiß, wovon sie spricht. Mit der Frage, was Ausdruck und Leichtigkeit bedeuteten, übergab sie das Wort an die beiden im bayerischen Aubenhausen beheimateten Referenten.

„Es gibt zwei verschiedene Arten von Ausdruck. Wir wollen uns heute vor allem mit dem beschäftigen, der aus der Lockerheit herauskommt“, erklärte Benjamin Werndl in seiner Einführung. Es gebe auch Ausdruck, der aus der Spannung entstehe, manchmal sogar aus der negativen Spannung. „Das ist nicht das, was wir wollen. Wir wollen Kadenz aus der Leichtigkeit.“ Dies zu erreichen, sei mit jedem Pferd wieder eine Herausforderung.

„Als Erstes müssen die Grundvoraussetzungen stimmen“, nahm Jessica von Bredow-Werndl den Faden auf. Leichtigkeit komme aus der Losgelassenheit, aus dem Gleichgewicht und daraus, dass die Pferde gelernt hätten, sich zu tragen. Für die Entwicklung der Tragkraft wiederum brauchten die Pferde Zeit, denn sie müssten dafür alle Muskeln nutzen.

Zu diesem Thema kam später noch eine Frage auf: „Trainiert ihr die Kraftentwicklung nur über das Reiten?“, wollte einer der etwa 400 Teilnehmer wissen. „Wir haben eine Galopprennbahn, ein Ausreitgelände und einen Aquatrainer, arbeiten aber überwiegend durch das klassische Reiten“, beantwortete Jessica von Bredow-Werndl die Frage. Das dauere Monate oder sogar Jahre, aber diese Zeit müsse dem Pferd gegeben werden. Mit dem Intervall- und Konditionstraining begännen die Geschwister erst, wenn die Pferde ausgewachsen seien.

Bewegung im Schritt ist nie zu viel

Wichtig war es den Referenten, darauf hinzuweisen, dass Entwicklung nur in der Regeneration stattfinde. Pausen seien also unumgänglich. Doch das heiße nicht, dass das Pferd in der Box stehen bleibe. „Wir gehen ganz viel im Schritt. Man kann ein Pferd nicht oft genug im Schritt bewegen“, betonte von Bredow-Werndl. Den Schritt nutzen die beiden Dressurtrainer auch, um ihre Pferde zu loben. Nach einer gelungenen Lektion gibt es immer eine Schrittpause. „So können sie sich für uns mehr anstrengen“, erklärte Jessica von Bredow-Werndl.

Das Programm für ein ausgewachsenes, etwa siebenjähriges Pferd sieht auf der Anlage in Aubenhausen etwa so aus: Montag Gymnastizierung, Dienstag vor allem Trabarbeit, Mittwoch Galopparbeit und noch mal aufs Laufband. Donnerstag frei, also im Schritt in den Wald, auf die Koppel und den Paddock. Freitag Durchlässigkeitsarbeit und Übergänge, am Sonnabend dann Üben der Aufgabe oder von Ausschnitten daraus und dann Erholung. Dazu geht es mehrmals pro Woche in den Aquatrainer oder die Führanlage. Jedem Training gehen 15 min Schritt voraus, im Winter am besten länger, im Idealfall sogar eine kleine Runde im Gelände. Die eigentliche Arbeit sei dann nur eine halbe Stunde. „Länger kann ein Pferd sich nicht konzentrieren“, erklärten die beiden.

Deshalb halten sie auch die Lösungsphase möglichst kurz. „Wir beginnen mit einem simplen Warmjoggen und achten darauf, wie das Pferd heute so drauf ist“, erklärte Jessica von Bredow-Werndl. Die Lösungsphase sei dann so lang wie nötig und so kurz wie möglich, denn am Anfang sei die Konzentrationsfähigkeit am größten. Bei den Olympischen Spielen in Tokio sei Jessica ihre Dalera nur 18 min abgeritten. „Wir wollen auf dem Abreiteplatz nichts mehr üben. Das haben wir zu Hause gemacht“, erklärte von Bredow-Werndl, die damals zwei Goldmedaillen gewann.

Mit sehr feinen Hilfen arbeiten

Ein Schlüssel zur Leichtigkeit sei auch die Durchlässigkeit, also wie gut ein Pferd vorwärts, seitwärts und rückwärts am Sitz und an den Hilfen gehe. „Dazu muss man sich einfühlsam auf das Pferd einstellen und kann dann mit sehr feinen Hilfen arbeiten“, so die 36-jährige Dressurreiterin, die seit ihrem vierten Lebensjahr reitet. „Pferde merken jede Fliege am Körper. Da bedarf es keiner großen Einwirkung.“

Für die feinen Hilfen brauche es viel Körperbeherrschung und vor allem eine stabile Körpermitte. Ohne die könne die Hand nicht weich sein und der Reiter könne nicht mitschwingen. „Die feinen Hilfen müssen zu einer Selbstverständlichkeit werden“, meinte auch Benjamin Werndl.

In einem Video verdeutlichten die Geschwister unter anderem, wie die Zügelführung sein sollte: „Die Zügel sind wie Fäden, die nicht reißen dürfen. Wir ziehen nicht daran und wir tragen damit nicht das Pferd. Wir geben immer wieder vor und machen damit deutlich, dass sich das Pferd selbst tragen muss. So kommen wir zur Losgelassenheit.“ Eindrücklich demonstrierte der Reiter im Video diese Grundhaltung, indem er die Zügel nur zwischen den Fingerspitzen von Daumen und Zeigefinger führte.

Nach einer halbjährigen Pause und der Geburt ihres zweiten Kindes gewann Jessica von Bredow-Werndl im Oktober 2022 in Lyon nicht nur den Grand Prix, sondern auch die Kür des Weltcups. Foto: Imago

„Kontrolle haben wir über unseren Sitz“, erklärte Jessica von Bredow-Werndl. Im Video erläuterte sie, dass sie das Pferd über den Po aufnehme und nicht über die Hand. Man müsse schwer sitzen. Sie beschrieb: „Ich spanne den oberen Bereich meiner Bauchmuskulatur und meinen Po an. Dazu kippe ich das Becken. Wir pressen oder drücken aber nicht. Wir saugen uns an.“

Das sei gerade bei Pferden wichtig, die versuchten, dem Reiter unter dem Po wegzulaufen. Das Pferd werde zwar vielleicht erst einmal schneller, darüber müsse man aber ganz liebevoll hinwegreiten. „Wenn ich bei einem hektischen Pferd auch noch alles wegstrecke, komme ich eher zu einer negativen Spannung“, sagte Werndl. Bei einem eher gemütlichen Pferd versuche er, durch Impulse vom Bein wegzukommen. Es gehe immer darum, über die Lockerheit zur Gehfreude und Losgelassenheit zu kommen.

Das Pferd von der Hand wegbekommen

Dazu gehöre auch das richtige Treiben. „Wenn ich mein Bein locker an das Pferd fallen lasse, treiben meine Beine in einem natürlichen Rhythmus. Sie schlackern dabei aber nicht herum, es ist eine unsichtbare Verbindung“, erklärte Benjamin Werndl. Wenn man versuche, bewusst in irgendeinem Moment zu treiben, sei man sowieso schon hintendran.

Eine seiner Lieblingsübungen, um das Pferd von der Hand wegzubekommen, sei es, aus einem traversartigen Arbeitsgalopp in den versammelten Galopp zu wechseln. „Am Anfang fällt das Pferd dann vielleicht mal aus, aber das ist nicht schlimm. Ich galoppiere dann einfach wieder an.“ Beide Geschwister vertreten die Herangehensweise zu loben, wenn etwas gut klappt, und es zu ignorieren, wenn etwas nicht funktioniert.

In einem weiteren Video ging es ebenfalls darum, das Pferd von der Hand wegzubekommen. Werndl erläuterte: „Wenn ein Pferd vorn drückt, liegt der Grund zu 99 Prozent hinter dem Sattel, also dass es nicht genug trägt. Ich kann das Problem nicht vorn lösen, sondern muss das Hinterbein aktivieren. Wenn ein Pferd sich wirklich trägt, ist es leicht vorn. Der Prozess kann Jahre dauern, ist aber unserer Erfahrung nach der einzige echte Weg. So komme ich zum Loslassen.“

Dazu arbeiten die Geschwister ihre Pferde zu 70 % im Galopp, weil es so leichter sei, die Pferde unter den Schwerpunkt zu arbeiten. „Da kann ich sie wirklich über den Rücken reiten. Wenn ich das im Galopp kann, ist es leichter, das Pferd im Trab zum Schwingen zu bringen“, so Werndl.

Im Video demonstrierten die Referenten eine weitere Übung, die sie gern anwenden: die Übergänge. Dabei geht es nicht nur um Übergänge zwischen den Gangarten, sondern auch innerhalb einer Gangart, und hierbei auch um eine Änderung der Frequenz des Abfußens. Dafür müsse man schneller sitzen und schneller treiben. Die Erhöhung der Frequenz sei eine versammelnde Übung. Natürlich könne man auch in der Gangart zulegen und zurücknehmen. Am Ende liege die Wahrheit dann in der Mitte. Im Video war zu sehen, wie die Stute, die anfangs eher etwas matt wirkte, durch die Arbeit mit den Übergängen an Ausdrucksstärke gewann und schließlich mit Kadenz und Ausdruck ­trabte.

Mit Reiterfitness das Potenzial entfalten

Es gehe dabei vor allem um das Gleichgewicht. „Wenn ich das Pferd ins Gleichgewicht bringe, wird es schöner und richtet sich auf“, erläuterte Werndl. „Das bedeutet, dass ich mein Pferd nicht treiben und nicht halten muss. Ich strecke aber nicht alles weg, sondern bin immer atmend mit meinem Pferd verbunden. Dabei kann ich so fein sein, dass mein Pferd allein mit sich zurechtkommt.“ Das sei die Grundvoraussetzung für den wahren Ausdruck.

Benjamin Werndl kam mit seinem 18-jährigen Daily Mirror im vergangenen November in der Weltcupkür in Stuttgart auf den dritten Platz. Foto: Imago

Ein gutes Indiz sei, dass das Pferd bequem zu sitzen sei. „Wir wollen nicht auf dem Pferd, sondern im Pferd sitzen“, erklärte Jessica von Bredow-Werndl und sprach damit wieder das „Hineinsaugen“ an. Dafür brauche aber auch der Reiter die entsprechende Fitness. „Wenn wir Reiter nicht auch an der eigenen Beweglichkeit und Stabilität arbeiten, bleibt immer ein Faktor, der uns davon abhält, das volle Potenzial unserer Pferde zu entwickeln“, so die Geschwister.

Die eigene Fitness helfe auch beim Aussitzen von schwungvollen Pferden. Ansonsten könne man den Trab erst einmal kleiner halten, damit man das Pferd sitzen könne, erklärte Benjamin Werndl auf eine Teilnehmerfrage hin. Denn: „Kann das Pferd im Kleinen schwingen, kann es das auch im Großen.“

Viele weitere Fragen kamen von den Teilnehmern. Einige konnten beantwortet werden, andere blieben aufgrund der begrenzten Zeit offen. „Wir wollen euch mitnehmen auf eurer Reise“, sagte Jessica von Bredow-Werndl und fügte hinzu: „Wir haben die gleichen Herausforderungen wie ihr. Auch wir kochen nur mit Wasser. Aber wir beschäftigen uns sehr viel mit der Psyche des Pferdes und stehen für eine positive Partnerschaft.“ Die Entwicklung gehe für sie nie zu Ende. „Wir fühlen uns mitten im Prozess. Egal, mit welchem Pferd und bei welchem Ausbildungsstand“, erklärte die Reiterin.

Stromerzeugung aus Photovoltaik und Wind deutlich gestiegen

Die deutschen Photovoltaikanlagen haben 2022 insgesamt rund 58 TWh Strom erzeugt und etwa 53 TWh ins öffentliche Netz eingespeist. Durch den Zubau weiterer Anlagen und günstige Wetterbedingungen hat sich die Solarstromerzeugung gegenüber 2021 um 19 % erhöht.

Dies hat eine Auswertung des Fraunhofer-Instituts für Solare Energiesysteme (ISE) zur Stromerzeugung in Deutschland im Jahr 2022 ergeben. Die Biomasse lag mit 42,2 TWh leicht über dem Wert des Vorjahres. Die installierte Leistung dazu hat sich indes kaum verändert. Bedeutendste Energiequelle unter den Erneuerbaren ist die Windenergie. Windkraftwerke produzierten im vorigen Jahr insgesamt rund 123 TWh und lagen etwa 10,4 % über der Produktion von 2021. Demnach wurde in Deutschland im vergangenen Jahr am meisten Strom aus Windenergie erzeugt, gefolgt von Braunkohle, Solaranlagen, Steinkohle, Erdgas, Biomasse, Kernkraft und Wasserkraft.

Das Jahr 2022 war dem ISE zufolge von hohen Preisen und einem starken Wachstum bei den Erneuerbaren Energien geprägt. Zusammengenommen produzierten die Erneuerbaren Energiequellen rund 244 TWh und damit etwa 7,4 % mehr als 2021. Ihr Anteil an der öffentlichen Nettostromerzeugung stieg im Vorjahresvergleich um 4 % auf 49,6 %. Allerdings erreichte laut ISE nur die Photovoltaik die von der Bundesregierung vorgegebenen Ausbauziele.

Die Nutzung von Erdgas zur Stromerzeugung sank von 52 TWh auf 47 TWh. Auch die Stromgewinnung aus der Kernkraft nahm ab, und zwar um 50 %. Die Last im Stromnetz verringerte sich um 20 TWh auf 484 TWh und belegt laut ISE das Stromsparen im Land. Als Gründe für die hohen Preise und die Veränderungen im Bereich Kohle und Gas führte das Institut den Angriff Russlands auf die Ukraine sowie den Ausfall der Hälfte des französischen Atomkraftwerkparks an.

Der Stromaußenhandel verzeichnete laut ISE einen Exportüberschuss von etwa 26 TWh; 9 TWh mehr als 2021. Der Großteil des exportierten Stroms floss nach Österreich und Frankreich. Deutschland bezog Strom vor allem aus Dänemark, Norwegen und Schweden.

Bei seiner Jahresauswertung betrachtet das ISE die Nettostromerzeugung. Damit ist der Strom gemeint, der ins Netz eingespeist wird; es handelt sich um die Differenz zwischen Bruttostromerzeugung und dem Eigenverbrauch der Kraftwerke. Das Institut berücksichtigt in der Analyse alle Stromerzeugungsdaten der European Energy Exchange in Leipzig und des europäischen Verbandes der Übertragungsnetzbetreiber Entso-E.

Schlösser am Westensee

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Inmitten des Naturparks Westensee liegt etwa auf halber Strecke zwischen Rendsburg und Kiel das Gut Emkendorf mit seinem eindrucksvollen Herrenhaus. ­Zusammen mit den unweit gelegenen Gütern von Deutsch-Nienhof und Schierensee spricht man auch von den drei Schlössern am Westensee, wenngleich die drei Herrenhäuser niemals Residenzen oder Nebenresidenzen eines ­Landesherren gewesen sind.

Den Park des Emkendorfer Anwesens kann man frei erkunden, und das Herrenhaus ist zu Führungen, Veranstaltungen und Festen zu besichtigen. Die Anlagen von Schierensee und Deutsch-Nienhof sind privat genutzt, aber Letzteres erweitert aktuell sein touristisches Angebot.

Historische Anfahrtsallee

Eindrucksvoll ist bereits die Anfahrt nach Emkendorf: Die alte Allee mit eindrucksvollen Baumgestalten führt seit etwa 250 Jahren in Richtung der Gutsanlage. Über eine Länge von 4 km erstrecken sich die alten Holländischen Linden, Rosskastanien und Bergahorne an der Kreisstraße. Es handelt sich um eine gemischte Allee verschiedener Baumarten, die seit 1936 als Naturdenkmal unter Schutz steht. Eine besondere Ehrung erfuhr sie 2022, als ihr in einem vom Schleswig-Holsteinischen Heimatbund (SHHB) und dem Bund deutscher Baumschulen (BdB) veranstalteten landesweiten Alleenwettbewerb der erste Preis zuerkannt wurde. Da einige der älteren Bäume im Laufe der Jahre aus Verkehrssicherheitsgründen gefällt werden mussten, konnten mittlerweile Nachpflanzungen durchgeführt werden. Dabei kamen neben den bewährten Arten Holländische Linde, Eiche und Bergahorn auch Hainbuche, Resista-Ulme (resistent gegen die Ulmenkrankheit), Rotblättriger Spitzahorn und Robinie zum Einsatz. Bei den jüngsten Nachpflanzungen wurde auf Rosskastanien und Eschen wegen der Krankheitsanfälligkeit verzichtet. Insgesamt prägen derzeit neben den über 340 Altbäumen fast 200 nachgepflanzte Bäume die Anfahrt zum Gut Emkendorf.

Eine hübsche, 4 km lange Allee aus Linden, Rosskastanien, Ahornen und anderen Bäumen führt zum Gut Emkendorf. Foto: Hans-Dieter Reinke

Herrenhaus und Blütezeit

Die erste Erwähnung Emkendorfs datiert aus dem Jahre 1190, als es zu einem System von Burganlagen des Rittergeschlechts derer vom Westensee gehörte. Als Adelssitz späterer Jahrhunderte, zunächst als Wasserburg und später als Gutsanlage mit Herrenhaus, wechselten die Eigentümer mehrfach, etwa Baudissin, Ahlefeld, Rantzau und Reventlow. Das ab 1730 zunächst im spätbarocken Stil erbaute Herrenhaus wurde gegen Ende des 18. Jahrhunderts klassizistisch überformt. Seither ist der zweigeschossige, verputzte Backsteinbau äußerlich nicht mehr wesentlich verändert worden.

Nachdem Detlev von Reventlow 1765 das Emkendorfer Gut erwarb und es 1783 an seinen Sohn Friedrich Graf Reventlow, genannt Fritz, vererbte, erlebte das Herrenhaus seine größte Blütezeit. Fritz war verheiratet mit Julia, geborene von Schimmelmann, und zusammen machten sie das Herrenhaus zu einem wichtigen geistigen und kulturellen Zentrum. Viele Persönlichkeiten der Zeit waren zu Gast im „Weimar des Nordens“, wie Emkendorf bisweilen bezeichnet wurde. Dem sogenannten Emkendorfer Kreis gehörten Persönlichkeiten wie die Dichter Friedrich Gottlieb Klopstock, Heinrich Voß und Matthias Claudius, der Theologe Johann Caspar Lavater, der Reichsgraf Friedrich Leopold zu Stollberg, der Philosoph Friedrich Jacobi und weitere an. Mit dem Tode Julias endete 1816 die etwa 30-jährige Blütezeit.

Seit 1929 befindet sich Emkendorf im Besitz der Familie Heinrich. Der Verleger der „Kieler Nachrichten“, Christian Tobias Heinrich, und seine Tochter Christiane Carlson entscheiden aktuell über die Geschicke des Herrenhauses und der angeschlossenen, 1.110 ha umfassenden Land- und Forstwirtschaft. Das ganzjährige Veranstaltungsprogramm kann sich sehen lassen, und der jährliche Oster-, Herbst- und Adventsmarkt ist weit über die Region hinaus bekannt. Ebenso beliebt sind die Konzerte und Garten-Events, die im Rahmen des Schleswig-Holstein-Musik-­Festivals (SHMF) dort stattfinden. Auch herrschaftliche Übernachtungen in der Julia-Suite, im Rittmeister- oder Claudiuszimmer mit ihrem originalgetreu erhaltenen Ambiente können gebucht werden.

Die Gartenanlage in Emkendorf

Reste alter Gartenstrukturen im Rokokostil mit geometrischen Beeten, einem Wasserbecken mit Springbrunnen, geschnittenen Buchsbaumpflanzen und Rhododendren befinden sich auf der Südseite des Herrenhauses. Dieser Bereich ist allerdings nicht öffentlich zugänglich. Ab 1789 wurde der bis dahin formale Garten unter den Reventlows in vielen Bereichen in einen romantischen Landschaftsgarten umgewandelt. Die Gestaltung wurde von dem Bau- und Landschaftsarchitekten Carl Gottlob Horn vorgenommen, der auch die Umbauarbeiten am Herrenhaus und Neubauten in Emkendorf zu verantworten hatte. Er war ein Vertreter des klassizistischen Baustiles. Neben offenen Flächen und Waldarealen gab es geometrisch angeordnete Beete, ebenso Teiche, einen Bachlauf und skulpturengesäumte Beete sowie Aussichtspunkte, die in die hügelige Wiesen- und Waldlandschaft eingebettet waren. Einen Teil dieser parkartigen Anlagen kann man auf der westlichen Seite im rückwärtigen Herrenhausbereich besichtigen.

Der Hasensee lässt sich wandernd umrunden. Foto: Hans-Dieter Reinke

Hier liegt auch der idyllische Hasensee, den man in einer kleinen Wanderung von 2 km umrunden kann. Die etwas schnellere Rückkehr über die lange Brücke ist derzeit wegen deren Baufälligkeit nicht möglich. Bei der Umrundung kommt man vorbei an der kleinen, verwilderten Insel, auf der in früheren Zeiten wohl ein Garten mit Obst, Gemüse und Zierblumen angelegt war. Entlang der Mauer des ehemaligen Gärtnerei­areals geht es an einigen zum Gut gehörigen Gebäuden vorbei wie dem Matthias-Claudius-Haus, einem von Horn errichteten Gartenhaus, in dem Claudius zeitweilig wohnte. Bei der Alten Meierei, die heute auch für Wohnzwecke genutzt wird, biegt man wieder in Richtung Parkplatz mit dem Ensemble aus Wirtschaftgebäuden, Pferdeställen, dem Kuhhaus und der großen Kornscheune ein.

Das ehemalige Gartenhaus auf dem Gutsgelände wird auch als Matthias-Claudius-Haus bezeichnet, weil der Dichter hier einige Zeit wohnte. Foto: Hans-Dieter Reinke

Zwei weitere Schlösser am Westensee

Zu den eingangs erwähnten drei Schlössern gehört das wenige Kilometer von Emkendorf entfernte Gut Deutsch-Nienhof, das 1472 erstmalig als adeliges Landgut erwähnt wird. Das heutige Herrenhaus wurde Ende des 18. Jahrhunderts erbaut. Zu ihm gehört ein 12 ha großer Landschaftspark. Wichtige Betriebszweige des Gutes sind neben der Forstwirtschaft die Imkerei, Regenerative Energiegewinnung und der Schutz und die Haltung alter und gefährdeter Haustierrassen wie des Weißen Parkrinds oder des Shrop­shire-Schafs. Zudem betreibt die Besitzerfamilie Hedemann-Hes­pen auf dem Areal den nördlichsten Bioweinanbau Deutschlands. Die hofeigenen Produkte, darunter das Fleisch der extensiv gehaltenen Tiere und der Wein Kroon 54° 15‘, können im Onlineshop oder im Hofladen erworben werden. Außerdem bietet das Gut moderne Übernachtungsmöglichkeiten, und in dem neu eingerichteten Café „Galerie Gut Deutsch-Nienhof“ gibt es in gemütlichem Ambiente an Wochenenden Kaffee und selbst gebackenen Kuchen.

Die noch ein paar Kilometer weiter von Emkendorf entfernte dritte Gutsanlage ist die von Schierensee, deren Herrenhaus 1776 bis 1782 mit barocken und klassizistischen Elementen erbaut wurde. Das Gelände ist öffentlich nicht zugänglich. Das Gut befindet sich heute im Besitz der Günther-Fielmann-Stiftung. Neben der Forstwirtschaft und der biologischen Landwirtschaft werden Holsteiner Warmblutpferde, Limousin-Rinder und Kärntner Brillenschafe gezüchtet. Besonders beliebt ist der jährlich stattfindende Adventsgottesdienst im Rinderstall.

Der Ort Westensee mit Badestelle am gleichnamigen See, Einkehrmöglichkeit im dortigen Gasthaus und in der St. Catharinenkirche aus dem 13. Jahrhundert ist von Emkendorf aus ein ebenso interessantes Ausflugsziel wie eine Wanderung durch das nahe gelegene Naturschutzgebiet „Methorstteich und Rümlandteich“, deren Startpunkt sich etwa 4 km von Emkendorf in Richtung Haßmoor be­findet. 

Im nahe gelegenen Naturschutzgebiet „Methorstteich und Rümlandteich“ kann man gut wandern und die Natur beobachten. Foto: Hans-Dieter Reinke

„Platt maakt glücklich!“

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Plattdeutsche Geschichten müssen nicht zwangsläufig leicht und lustig sein. „Platt ist viel mehr!“, meint Ralf Spreckels aus Schönhorst im Kreis Plön. Mit Leidenschaft und Herzblut, immer einen flotten Schnack auf den Lippen, setzt er sich für die heimelige Sprache seiner Kindheit ein.

„Platt ist eine klare, unschlagbar aussagekräftige Sprache, mit der man ganz nah bei den Menschen ist“, sagt Ralf Spreckels und ist schon mittendrin in seinem Lieblingsthema. Der 76-Jährige sitzt am Esstisch im Wohnzimmer seines Einfamilienhauses. Neben ihm hat Ehefrau Angela – Gelchen, wie er sie liebevoll nennt – Platz genommen und schenkt Tee ein. Seit 55 Jahren sind die beiden verheiratet, haben eine Tochter, einen Sohn und drei Enkelkinder. „Familie, Sport, Musik, handwerkliche Aktivitäten und natürlich die schöne plattdeutsche Sprache füllen meinen Tag voll aus“, erzählt der agile Senior. Vor sich hat er einige CDs und Bücher bereitgelegt, die er im Laufe der vergangenen Jahre mit selbst verfassten plattdüütschen Riemels und Geschichten gefüllt hat.

Seit 2017 gehört er zum Autorenteam der Radiosendung „Hör mal ’n beten to“, einer plattdeutschen Morgenplauderei, die werktäglich auf NDR 1 Welle Nord, NDR 90,3 Hamburg und NDR 1 Niedersachsen läuft. Außerdem ist er mit Lesungen im Land unterwegs. Hierbei wird er vom Kieler Bandoneon-Solisten Horst-Hermann Schuldt musikalisch begleitet. Unter dem Motto „Platt und Musik“ singt Spreckels dann auch mit Freude aus einem reichen Repertoire Lieder wie „Dat du min Leevsten büst“, „Snuten un Poten“ oder „Wo de Nordseewellen trecken an den Strand“.

Ralf Spreckels (li) und Horst-Hermann Schuldt stehen mit ihrem Programm „Platt und Musik“ für den guten Zweck gemeinsam auf der Bühne. Foto: Angela Spreckels, hfr

Viele vergnügliche Stunden haben Spreckels und Schuldt den Besuchern ihrer Veranstaltungen schon geschenkt und damit gleichzeitig Gutes getan. „Unsere Honorare stiften wir zu 100 Prozent für den guten Zweck“, stellt er heraus. Auf diese Weise seien allein für das Kinderhilfswerk Schönkirchen fast 25.000 € zusammengekommen. Mit dem Erlös von Benefizveranstaltungen half das Duo ebenfalls dem Hospiz Kieler Förde und dem Förderverein des Traditions- und Museumsschiffes Stadt Kiel. Doch wie begann Spreckels‘ Engagement in Sachen Plattdüütsch? Für die Antwort reist er gedanklich in die Kindheit zurück. Als Flüchtling kam seine Mutter mit dem älteren Bruder Rainer zum Ende des Zweiten Weltkriegs aus Stettin ins Dörfchen Schönhorst (seit 1970 ein Ortsteil der Gemeinde Schönkirchen). Dort lebten die Großeltern seines Vaters, der bei der Marine zur See fuhr. Nach der Entlassung aus der Gefangenschaft ging es für ihn gleich zu Frau und Kind. Ein Jahr später komplettierte Ralf die Familie.

„Ich habe die plattdeutsche Sprache von klein auf aufgesogen. Eltern, Oma, Opa, Onkel, Tanten und Nachbarn sprachen sie. Obwohl ich jedes Wort verstand, schnackte ich selbst kaum Platt. Damals befürchtete man für Kinder Nachteile in der Schule, wenn sie Platt sprachen“, blickt er zurück und berichtet weiter im Schnelldurchlauf aus seinem bewegten, kunterbunten Leben, das bis heute immer wieder als Stoff für sein literarisches Schaffen dient. Mit 15 Jahren, nach dem Abschluss der Realschule, wollte der abenteuerlustige Teenager Kapitän werden. Schließlich fuhren Vater und älterer Bruder ebenfalls zur See. „Ich war zur Ausbildung auf dem früheren Segelschulschiff Passat und heuerte danach als Moses (Schiffsjunge) auf einem Bananendampfer an. Bald war aber ‚Daddeldu‘ mit der christlichen Seefahrt, denn ich war bei meiner ersten, zweimonatigen Reise in die Karibik und nach New York die ganze Zeit schrecklich seekrank und schmiss hin.“

Nach anschließenden Lehr- und Studienzeiten leitete er 30 Jahre die Büroorganisation einer Versicherung. „Doch das Fernweh ließ mich nie mehr ganz los. Zwischen 1982 und 1988 fuhr ich sporadisch auf dem Schiff meines Bruders, der Kapitän war, als Matrose ohne Brief mit. Seekrank wurde ich übrigens nicht mehr“, bemerkt er schmunzelnd. Auch die maritimen Erlebnisse fanden später Eingang in sein vielfältiges Werk.

Machen wir jetzt einen Zeitsprung ins Jahr 2000, als Spreckels aktiv mit dem Platt begann. Damals besuchte er mit seiner Frau plattdeutsche Theateraufführungen. „Doch ich war enttäuscht, dass meist nur heitere Stücke mit simplem Klamauk zur Aufführung kamen. Das erschien mir etwas wenig. Wo blieben die ernsthaften Stücke? Plattdeutsch kann doch viel mehr.“ Es war Gelchen, die ihm den Anstoß gab, zur Feder zu greifen. „Du kannst doch nicht immer nur über andere meckern, dann schreib doch selbst mal was“, ermunterte sie ihren Gatten, kreativ zu werden. Der legte in seiner „Schrievstuuv“ gleich mächtig los. Nachts kamen ihm die besten Ideen, die er tags darauf niederschrieb. Bald war er bei den „Kieler Nachrichten“ (KN) freier Autor für eine wöchentlich erscheinende plattdeutsche Seite, schrieb über seinen Alltag, die Familie, Nachbarn oder Freunde.

Mit seinen feinsinnigen und humorvollen Geschichten aus dem prallen Leben begeistert Ralf Spreckels Leser, Radiozuhörer und Veranstaltungsbesucher.

Etliche Jahre war er bei den musikalische KN-Weihnachtsforen mit dabei, bis diese eingestellt wurden. Allmählich kamen mehr Lesungen hinzu, das Radio und plattdeutsche Buchverlage wurden auf ihn aufmerksam, eines fügte sich zum anderen. Seine warmherzigen, feinsinnigen Geschichten und Gedichte mit einer Mischung aus Humor, Nachdenklichkeit und Tiefgang kamen prima an, öffneten ihm Tore und Herzen. „Weißt du noch“, wirft seine Frau spontan ein, „als du einmal die Geschichte über deinen Vater vorgelesen hast? Da war es im Saal mucksmäuschenstill. Alle lauschten gebannt und fanden sich in deiner Erzählung wieder.“

Im Jahr 2003 war er Preisträger beim Schreibwettbewerb „Vertell doch mal“, der vom NDR, Radio Bremen und dem Ohnsorg-Theater ausgerichtet wird. Seine mit dem dritten Preis ausgezeichnete Geschichte wurde im Jahresband mit den besten Geschichten aufgenommen. 2008 gehörte er erneut zu denen, deren Beiträge für die Jahrespublikation ausgewählt wurden. 2013 gewann er den ersten Preis in der Gruppe „Erwachsene – niederdeutsch“ beim Schreibwettbewerb „Ole Bööm“ des Heimatbundes und der Stiftung Naturschutz. „Mit einem Plädoyer für das Plattdeutsche nahm ich sogar als ältester Teilnehmer am NDR-Poetry-Slam 2018 teil“, ergänzt der Weißschopf mit einem leisen Lächeln. Auch wenn er hier nicht auf dem Siegertreppchen landete, egal. Hauptsache, er war bei dieser modernen Veranstaltungsform mit dabei. Ralf Spreckels ist es ein Anliegen, jüngere Menschen für das Plattdeutsche zu begeistern, denn er weiß: „Platt maakt glücklich!“

Ralf Spreckels hat sechs Bücher veröffentlicht und mehrere CDs aufgenommen.

Oft höre er, dass Jüngere zwar Platt verstünden, aber sich nicht trauten, es zu sprechen. „Das finde ich schade. Deshalb sind die Vorlesewettbewerbe ‚Schölers leest Platt‘ in den Schulen eine tolle Gelegenheit, Platt lebendig zu halten“, meint er. Zudem müssten sich die Themen erweitern, über die auf Platt geschrieben oder gelesen werde. Sie sollten moderner und frischer daherkommen, nicht nur von früher, sondern von heute erzählen. „Ich schreibe beispielsweise liebend gern über meine Radreisen, die ich seit 34 Jahren europaweit mit meiner Frau unternehme, und habe festgestellt, dass dieses Thema auch beim jüngeren Publikum auf Interesse stößt.“

Noch stundenlang könnte man Spreckels beim Vertelln zuhören, aber irgendwann muss Schluss sein. Maak wieder so Ralf, und bliev gesund!

Silke Bromm-Krieger

Ralf Spreckels vertellt en Erinnerung

As ik ‘n lütte Buttjer weer, heff ik to geern de Buern tohört, wenn se in uns Dörpskroog an Stammdisch seten. Beer un Kööm vör de Nääs un weern an’t Klooksnacken. Güng mennigmaal ruch to. Wörr opsneden, geern maal lästert över de Dörpslüüd, de keen egen Land haarn un sik op anner Wies ehr beten Geld verdenen müssen. En Arbeiter: „Nix an de Fööt un wüllt in’t Dörp mit­snacken!“ Un jüst bi dat Thema hebbt se sik ok faken fix kabbelt. Un wenn dat to dull wöör mit dat Dickdoon – ik bün de Gröttste! –, hett ener vun de Buern ümmer versöcht, se mit sien egen Filosofie wedder op de Spoor to bringen. „Lüüd!“, sä he denn, „blieft op‘n Acker. Kann nich schaden, sik af un to maal vör Ogen to föhrn, dat wi ok bloots Arbeiter sünd.“

Plattdeutscher Schreibwettbewerb startet

Kurzgeschichten zum Thema „Tohuus“ einreichen

„Tohuus“ ist in diesem Jahr das Thema des plattdeutschen Schreibwettbewerbs „Vertell doch mal“ von NDR, Radio Bremen und dem Hamburger Ohnsorg-Theater. Jetzt startet der Wettbewerb. „Tohuus“ – ein Motto, mit dem auch NDR-Moderator Yared Dibaba etwas anfangen kann. Er ist Botschafter des 35. plattdeutschen Schreibwettbewerbs: „Zuhause ist für mich Äthiopien und Grünkohl genauso wie auf der Bühne zu stehen und meine eigenen vier Wände. Zuhause ist auch die Nordsee, und auch die plattdeutsche Sprache gibt mir ein Zuhause.“ Mitmachen lohnt sich: Auf die sechs Gewinnerinnen und Gewinner warten Preisgelder von mehr als 5.000 €. Zudem werden die 26 besten Geschichten am 25. Juni, pünktlich zur großen Abschlussveranstaltung im Hamburger Ohnsorg-Theater, als Buch erscheinen. Und auch in diesem Jahr gibt es den „Ü 18“-Preis. Das „Ü“ steht für „ünner“, spricht also Autorinnen und Autoren unter 18 Jahren an. Eingereicht werden kann eine niederdeutsch verfasste Kurzgeschichte zum Thema „Tohuus“, die bisher noch nicht veröffentlicht wurde. Sie darf nicht länger als eineinhalb DIN-A4-Seiten sein (Schriftgröße 12 Punkt, 1,5-zeilig) und muss bis Dienstag, 28. Februar 2023 (Poststempel), an eine der folgenden Adressen geschickt werden:

NDR 1 Welle Nord, Stichwort „Vertell doch mal!“, Postfach 3480, 24033 Kiel

NDR 1 Niedersachsen, Stichwort „Vertell doch mal!”, 30150 Hannover

NDR 90,3, Stichwort „Vertell doch mal!”, 20149 Hamburg

NDR 1 Radio MV, Stichwort „Vertell doch mal!”, Postfach 110144, 19001 Schwerin

Radio Bremen, Stichwort „Vertell doch mal!”, 28100 Bremen

oder per Mail an vertell@ndr.de beziehungsweise vertell@radiobremen.de pm

Wie das Grünland düngen?

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Die schriftliche Berechnung des Bedarfes an Stickstoff (N) und Phosphor (P) muss je Schlag oder Bewirtschaftungseinheit bereits vor der ersten Düngegabe von mineralischen oder organischen Düngern dokumentiert werden. Der errechnete N-Düngebedarf ist als Obergrenze zu verstehen und darf nicht überschritten werden. Wichtig ist ein optimiertes Düngemanagement, um sicherzugehen, dass die Nährstoffe effizient in Biomasse umgesetzt werden und nicht über das Sickerwasser oder gasförmig in die Atmosphäre verloren gehen.

Ein Großteil des jährlich eingefahrenen Futters vom intensiv genutzten Grünland wird in der ersten Vegetationshälfte produziert. Da der Zuwachs maßgeblich den Stickstoffbedarf des Bestandes bestimmt und die Mineralisationsraten vor allem im zeitigen Frühjahr aufgrund geringer Temperaturen auf einem relativ geringen Niveau liegen, spielt die mineralische Düngung mit schnell verfügbarem N vorrangig in diesem Zeitraum eine große Rolle.

Im weiteren Verlauf der Vegetationsperiode wird aufgrund steigender Temperaturen vermehrt N aus dem Boden und aus der organischen Fraktion des im Frühjahr applizierten organischen Düngers mineralisiert und den Pflanzen zur Verfügung gestellt. In diesem Zeitraum sollte die mineralische N-Düngung reduziert werden. Vor allem auf Dauergrünlandstandorten, die in den vergangenen Jahrzehnten intensiv organisch gedüngt wurden, sind die N-Mineralisationsraten hoch und können maßgeblich zur ausreichenden Versorgung des Bestands mit N beitragen. Eine reduzierte N-Düngung in diesem Zeitraum kann zusätzlich die Konkurrenzkraft und somit den Anteil von Leguminosen (Weiß- und Rotklee) im Bestand fördern, die für einen höheren Rohproteingehalt im Futter sorgen und in den trockeneren Sommermonaten Stickstoff aus der Atmosphäre fixieren können.

Die Berücksichtigung etwaiger Düngestrategien ist besonders wichtig für Betriebe, die im Rahmen der neu definierten N-Kulisse die mineralische N-Düngung reduzieren müssen und bei denen flächenspezifisch die organische Düngung auf 170 kg N/ha begrenzt ist.

Durch das generative Graswachstum im Frühjahr sind die Zuwachsraten und somit auch der Stickstoffbedarf höher als in der darauffolgenden vegetativen Wachstumsphase. Foto: Tammo Peters

Ermittlung des Stickstoffdüngebedarfs

Nach der Düngeverordnung (DÜV) muss vor dem Ausbringen von wesentlichen Nährstoffmengen (mindestens 30 kg P2O5/ha beziehungsweise 50 kg N/ha) eine Düngebedarfsermittlung durchgeführt werden. Der N-Düngebedarf wird unter Berücksichtigung des mittleren Ertragsniveaus der zurückliegenden fünf Jahre ermittelt, wobei innerhalb der N-Kulisse nicht der Durchschnittsertrag der vergangenen fünf Jahre zugrunde gelegt, sondern der Durchschnittsertrag aus den Jahren 2015 bis 2019 als feste Größe herangezogen wird. Ausgehend von diesem Durchschnittsertrag (dt TM/ha) und der daraus resultierenden N-Abfuhr wird der Basis-N-Bedarf des Grünlands festgelegt (Übersicht 1).

Sofern das betriebsindividuelle Ertragsniveau der vergangenen fünf Jahre von den Basiswerten (Übersicht 1) abweicht, müssen Zu- und Abschläge in kg N/ha in Abhängigkeit vom abweichenden Ertragsniveau und dem Rohproteingehalt berücksichtigt werden (Übersicht 2).

Ein Zu- und Abschlag, basierend auf der Bewertung des Rohproteingehalts, kann allerdings nur herangezogen werden, sofern im Betrieb repräsentative Rohprotein-Untersuchungsergebnisse vorliegen.

Innerhalb der N-Kulisse müssen von dem errechneten N-Bedarf auf Betriebsebene 20 % abgezogen werden. Es ist es jedoch möglich, N-Mengen innerhalb der Kulturen zu verschieben, sofern im Gesamtergebnis der verringerte gesamtbetriebliche Düngebedarf nicht überschritten wird und auch auf der Einzelfläche die berechnete N-Obergrenze gemäß § 4 DÜV eingehalten werden kann.

Standortspezifische N-Nachlieferung

Ein Teil des N-Bedarfs wird durch die Nachlieferung aus dem mineralisierten N im Bodenhumusvorrat gedeckt. Dieses pflanzenverfügbare N-Angebot muss von dem zuvor ermittelten N-Bedarf der Kultur abgezogen werden. In Übersicht 3 sind die Abschläge für die N-Nachlieferung aus dem Bodenvorrat aufgezeigt, die über den Humusgehalt des Bodens vorgenommen werden müssen. Somit müssen grundsätzlich die Humusgehalte in den Böden bekannt sein. Als weiterer Faktor ist die N-Nachlieferung aus der organischen Düngung des Vorjahres als Abschlag in Höhe von 10 % der ausgebrachten N-Gesamtmenge anzusetzen. Die anzusetzenden Werte sind aus der Dokumentation der Anwendung organischer Dünger im Kalenderjahr 2022 zu entnehmen.

Leguminosen und Wirtschaftsdünger

Für die Berücksichtigung der pflanzenverfügbaren N-Menge aus der N-Bindung durch Leguminosen im Bestand müssen die Ertragsanteile der Leguminosen in den jeweiligen Bewirtschaftungseinheiten geschätzt und entsprechende Abschläge vorgenommen werden (Übersicht 4).

Für die N-Wirkung von organischen oder organisch-mineralischen Düngemitteln im Rahmen der Düngeplanung sind nach Düngeverordnung zwei Berechnungsschritte notwendig. Im Rahmen der N-Bedarfsermittlung gelten generell die Werte für die Mindestwirksamkeit des Stickstoffs im Jahr des Aufbringens (Übersicht 5), jedoch mindestens der ermittelte Gehalt an verfügbarem N oder Ammonium-N (NH4-N).

Übertrifft der Gehalt an verfügbarem N oder Ammonium-N den angegebenen Wert der Mindestausnutzung im Jahr des Aufbringens, dann muss dieser für die N-Ausnutzung angesetzt werden. Das bedeutet, dass der jeweils höhere Wert den Weg in der weiteren Berechnung vorgibt. Liegt bei einer Rindergülle (3,5 kg Gesamt-N/m³, 2 kg NH4-N/ m³) der NH4-N-Anteil oberhalb der 50-%-Mindestwirksamkeit (Übersicht 5), können nicht nur 1,75 kg N/m³ (50 % von 3,5 kg Gesamt-N) geltend gemacht werden, sondern müssen 2 kg NH4-N/ m³ (57 % von 3,5 kg Gesamt-N) angerechnet werden, da dieser Anteil zu 100 % pflanzenverfügbar und mineralisch wirksam ist. Generell ist eine bodennahe Ausbringung der Gülle dringend zu bevorzugen und wird spätestens ab 2025 nach DÜV verpflichtend auch im Grünland durchzuführen sein.

Grundsätzlich ist zu beachten, dass in den N-Gebietskulissen in jedem Betrieb eigene Wirtschaftsdüngeranalysen vorliegen müssen, die nicht älter als ein Jahr sein dürfen. Für jede im Betrieb auf Flächen innerhalb der N-Kulisse aufgebrachte Wirtschaftsdüngerart (zum Beispiel Rindergülle, Gärsubstrat) muss eine separate Analyse vorliegen. Festmist von Huf- oder Klauentieren ist von der Analyseverpflichtung ausgenommen. Grundsätzlich sind für eine exakte Düngeplanung betriebseigene Analyseergebnisse zu empfehlen.

Auf Grundnährstoffbedarf achten

Wie bei der N-Bedarfsermittlung gilt es, den P-Düngebedarf des Pflanzenbestandes unter den jeweiligen Standort- und Anbaubedingungen mit den zu erwartenden Erträgen und Qualitäten sowie unter Berücksichtigung der im Boden verfügbaren Phosphatmenge zu berechnen. Auf Flächen, die eine hohe P-Versorgungsstufe aufweisen (P2O5-Versorgung von über 25 mg/100 g Boden (DL Methode)), dürfen phosphathaltige Düngemittel im Rahmen einer Fruchtfolge über drei Jahre höchstens bis in Höhe der voraussichtlichen Phosphatabfuhr aufgebracht werden. Die aktuelle P-Bodenversorgung muss anhand repräsentativer Bodenproben, die für jeden Schlag ab 1 ha Fläche spätestens alle sechs Jahre zu erheben sind, nachgewiesen werden.

Um ein hohes Maß an Nährstoffeffizienz mit einer leistungsfähigen Grünlandnarbe zu realisieren, sind neben der N- und P-Düngung auch die Düngung der übrigen Grundnährstoffe Kalium (K), Magnesium (Mg) und Schwefel (S) sowie der standortspezifisch optimale pH-Wert näher zu fokussieren. Bodenversorgungsspezifische Beratungsempfehlungen finden sich in den Richtwerten für die Düngung 2022, herausgegeben von der Landwirtschaftskammer.

Elektronische Nährstoffmeldung Endo-SH

Die Düngebedarfsermittlung für N und P und die Dünge- und Weidedokumentation des Kalenderjahres 2022 sind auf Basis einer derzeit in Bearbeitung befindlichen Landesmeldeverordnung bis zum Ablauf des 31. März 2023 von allen Betrieben, die zur Erstellung dieser Dokumente nach Düngeverordnung verpflichtet sind, in Endo-SH elektronisch an die zuständige Behörde (LLUR) zu melden. Eine entsprechende Landesmeldeverordnung befindet sich aktuell in Bearbeitung. Endo-SH ist unter folgendem Link erreichbar: https://bit.ly/3Hks0L3

Die nach der Düngeverordnung verpflichtend zu erstellenden Dokumente sind bis zum Ablauf des 31. März in Endo-SH elektronisch an die zuständige Behörde (LLUR) zu melden. Screenshot: Malin Bockwoldt

Luzerne im Ackerfutterbau – die Fütterung

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Um den Zukauf proteinreicher Kraftfuttermittel zu reduzieren, können beispielsweise Leguminosen angebaut und in der Fütterung von Rindern eingesetzt werden. Die Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein hat am Lehr- und Versuchszentrum Futterkamp in den vergangenen Jahren den Luzerneanbau mit vielen Untersuchungen begleitet. Die Ergebnisse des Fütterungsversuches sollen im Folgenden vorgestellt werden.

Ein wesentlicher Anteil der Ration von Rindern besteht aus Grundfutter. Für hohe Leistungen bei gesunden Tieren muss es unter anderem einen hohen Nährstoffgehalt haben. Anderenfalls müssen fehlende Nährstoffe über zugekauftes Futter ausgeglichen werden.

Die Luzerne wird oft als „Königin der Futterpflanzen“ bezeichnet und spielt vor allem im Ackerfutterbau eine bedeutende Rolle. Die hohen Struktur- und Proteingehalte machen sie zu einer wertvollen Grundfutterkomponente, insbesondere in Rationen mit hohen Maissilageanteilen. In Regionen mit geringen Niederschlägen über die Vegetationsperiode wird die Luzerne aufgrund ihrer großen Trockenheitstoleranz bevorzugt angebaut und in der Rinderfütterung eingesetzt.

Die möglichen Vorteile der Luzerne sollten nun unter norddeutschen Verhältnissen eingehend untersucht werden. Hierfür wurden 2020 insgesamt 4,5 ha Luzerne in Reinsaat am Standort des Lehr- und Versuchszentrums Futterkamp angebaut. In den ersten beiden Anbaujahren wurden jeweils drei Schnitte geerntet, in Rundballen gepresst und in Fütterungsversuchen an die Milchkühe des Betriebes verfüttert.

Fragestellungen im Versuch

Im Rahmen des ersten Fütterungsversuches, bei dem die Luzernesilage über die TMR verfüttert wurde, sollte geklärt werden, ob durch den Einsatz von Luzernesilage Strukturfuttermittel und proteinreiche Kraftfutter bei gleicher Leistung und Tiergesundheit eingespart werden können. In Praxisberichten und wissenschaftlichen Veröffentlichungen wurde von einer hohen Schmackhaftigkeit der Luzerne berichtet. Es sollte daher untersucht werden, ob die Futteraufnahme durch die Luzernesilage erhöht werden kann.

Mithilfe der Futterwiegetröge im Kuhstall des Lehr- und Versuchszentrums kann die Futteraufnahme aller Versuchstiere gemessen werden.

Einteilung der Tiere

Der Fütterungsversuch wurde über eine Dauer von 64 Tagen im Sommer 2021 durchgeführt. Insgesamt wurden 72 Versuchstiere, davon 34 Erstkalbskühe, anhand der Milchleistungsprüfung kurz vor dem Versuchsbeginn gleichmäßig auf zwei Gruppen aufgeteilt. Die durchschnittlichen Leistungs- und Produktionskennzahlen zu Beginn des Versuches sind in Tabelle 1 dargestellt. Die Milchleistung der letzten Milchkontrolle vor Versuchsbeginn betrug im Durchschnitt über alle Tiere beider Gruppen 38,4 kg energiekorrigierte Milch (ECM), die Anzahl der Laktationstage lag zum Versuchsbeginn bei 135 Tagen in Milch.

Gestaltung der Rationen

Die Ration der Kontrollgruppe entsprach der betriebsüblichen, maisbetonten Ration ohne Luzernesilage. Diese Ration wurde in der ersten Versuchswoche über beide Versuchsgruppen, so auch an die Luzernegruppe verfüttert. Erst ab der zweiten Versuchswoche enthielt die Ration der Luzernegruppe 2,5 beziehungsweise 3,4 kg TS Luzernesilage. Die Rationen wurden so berechnet, dass die wichtigsten Rationskennzahlen zwischen der Kontroll- und Luzernegruppe möglichst übereinstimmend sind.

Während des Versuches fand eine Rationsänderung aufgrund eines Futterwechsels statt, bei dem vom ersten auf den zweiten Schnitt der Grassilage gewechselt werden musste. Während der ersten Versuchshälfte mit dem ersten Schnitt wurden in der Luzerne­gruppe 3,0 kg TS weniger Grassilage und keinerlei Stroh eingesetzt, welches in der Kontrollgruppe mit 0,4 kg TS pro Tier und Tag verfüttert wurde. Die insgesamt eingesetzte Kraftfuttermenge unterschied sich in beiden Fütterungsabschnitten nicht zwischen der Kontroll- und der Luzernegruppe.

In der Luzernegruppe wurde insgesamt weniger proteinreiche Vormischung beziehungsweise im zweiten Abschnitt gar keine Vormischung eingesetzt, wohingegen mehr Milchleistungsfutter in die Ration kam. In der Luzernegruppe konnten 47 % im ersten und 32 % im zweiten Abschnitt an Harnstoff eingespart werden. Die gesamte Ration wurde auf eine Futteraufnahme von 23 kg TS berechnet.

Die Luzernesilage wies über alle Schnitte hinweg einen hohen Besatz mit Steinen auf.

Ergebnisse der Futteraufnahme

Die Futter- und Wasseraufnahme wurde täglich von jedem Tier in beiden Versuchsgruppen erfasst und ausgewertet. Die TS-Aufnahme lag in beiden Versuchsgruppen auf einem ähnlichen Niveau (22,6 beziehungsweise 22,1 kg TS) und blieb hinter den angenommenen 23 kg TS-Aufnahme zurück. Die Luzernegruppe lag zwar numerisch um 0,5 kg niedriger, dieser Unterschied konnte statistisch aber nicht abgesichert werden.

In der Energie-, Rohasche-, Rohprotein- und der Aufnahme von nutzbarem Rohprotein zeigten sich erwartungsgemäß keine Unterschiede zwischen den Versuchsgruppen. Lediglich bei der Rohfaser, der aschefreien Säure-Detergenzien-Faser (ADFom) und der aschefreien Neutrale-Detergenzien-Faser (aNDFom) sind die Aufnahmen in der Luzernegruppe signifikant geringer. Dies kann mit der Rationsgestaltung begründet werden. Die Gehalte an Rohfaser, ADFom und aNDFom sind, abhängig vom Zeitraum, bereits in der vorgelegten Ration in der Luzerne­gruppe geringer. Die Wasseraufnahme lag mit knapp 92 und 94 kg je Tier und Tag auf einem gleichwertigen Niveau und unterschied sich nicht signifikant.

Milchleistung und -inhaltsstoffe

Die Milchmenge aller Versuchstiere wurde täglich erfasst. Milchkontrollen wurden wöchentlich durchgeführt, um die Inhaltsstoffe Fett, Eiweiß, Laktose sowie die Zellzahl und den Harnstoffwert zu bestimmen. Die Ergebnisse beider Gruppen im Vergleich über die gesamte Versuchsdauer sind in Tabelle 5 dargestellt. Die Kühe der Kontrollgruppe gaben mit durchschnittlich 37,4 kg täglich zwar numerisch gesehen mehr Milch, doch auch dieser Unterschied konnte nicht statistisch abgesichert werden beziehungsweise ist nicht auf die unterschiedliche Fütterung zurückzuführen.

Die leicht höheren Milchinhaltsstoffe in der Luzernegruppe – ebenfalls nicht signifikant – führen dazu, dass die ECM-Menge in beiden Gruppen mit 35,7 kg identisch ist. Ebenfalls sind keine signifikanten Unterschiede beim Harnstoffwert und der Zellzahl in der Milch zu finden. Die numerisch höhere Energieaufnahme der Kontrollgruppe kann einen möglichen Einfluss auf das um 7 kg höhere Körpergewicht oder die um 0,1 höhere BCS-Zahl in der Kontrollgruppe haben. Aber auch hier handelt es sich um nicht signifikante Unterschiede zwischen den beiden Versuchsgruppen.

Vorteile von Luzerne

Die vor dem Versuch gestellten Fragen können aufgrund der Ergebnisse nun eindeutig beantwortet werden. Der Einsatz von Luzernesilage kann den Einsatz von Strukturfuttermitteln wie zum Beispiel Stroh und proteinreichem Kraftfuttermittel reduzieren. Dies bedeutet aber nicht, dass die Kraftfuttermenge in einer Ration mit Luzernesilage reduziert werden kann. 

Zwar weist Luzerne hohe Rohproteingehalte auf, die Energiegehalte sind auf der anderen Seite aber als verhältnismäßig gering zu bewerten. Daher muss in der Regel ein Energieausgleich übers Kraftfutter stattfinden. Je nach betrieblichen Gegebenheiten und dem Kostenverhältnis von Protein- zu Energiekraftfuttermitteln können Kraftfutterkosten eingespart werden. Dies ist beispielsweise der Fall, wenn proteinreiche Komponenten teurer als energiereiche Komponenten sind. Eine Erhöhung der Futteraufnahme durch eine mögliche hohe Schmackhaftigkeit der Luzernesilage konnte nicht dokumentiert werden.

Fazit

2021 hat die Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein am Lehr- und Versuchszentrum Futterkamp einen Fütterungsversuch zum Einsatz von Luzernesilage bei laktierenden Milchkühen durchgeführt. Hierfür wurden 4,5 ha Luzerne in Reinsaat angebaut, in Rundballen gepresst und anschließend verfüttert. Die Ergebnisse des Fütterungsversuches zeigen, dass sowohl Strukturfuttermittel als auch proteinreiches Kraftfutter bei gleichen Leistungskennzahlen durch den Einsatz von Luzernesilage eingespart werden können. Dabei muss betont werden, dass die absolute Kraftfuttermenge in beiden Versuchsgruppen identisch war, da durch den verhältnismäßig geringen Energiegehalt der Luzerne ein Energieausgleich über Kraftfutter notwendig wurde.

Rechtssicher in die neue Düngesaison starten

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Für die Ausbringung von Düngemitteln, Bodenhilfsstoffen, Kultursubstraten und Pflanzenhilfsmitteln nach Ende der regulären Sperrfrist bis zum Ablauf des 31. Januar (bei vorverlegter Sperrzeit mit Ablauf des 15. Januar) gelten nach Düngeverordnung (DÜV) 2020 neben der verpflichtenden Düngebedarfsermittlung einige zu beachtende Auflagen. Insbesondere das Abschwemmen von Nährstoffen und damit ein direkter Eintrag auf benachbarte Flächen und in Gewässer ist zu vermeiden.

Viele Betriebe werden nach Ablauf der regulären Sperrfrist nach dem 31. Januar oder im Falle einer einzelbetrieblich genehmigten Vorverlegung der Sperrfrist nach Ablauf des 15. Januar in den Startlöchern für die erste Düngemaßnahme stehen. Grundsätzlich ist eine Düngung bei vorgezogener Sperrfrist nur zu den Kulturen möglich, die auch im genehmigten Antrag stehen, wobei an dieser Stelle zwischen Flächen außerhalb und innerhalb der N-Kulisse gemäß Sperrfristverschiebungsantrag zu unterscheiden ist. Achtung: Flächen, die neu in die N-Kulisse fallen, müssen nun mit den Auflagen der N-Kulisse betrachtet werden.

Dieser Boden gilt als schneebedeckt, da die Oberfläche des Bodens nicht mehr zu erkennen ist. 

Sperrfristende unbedingt beachten

Zudem gilt es, die unterschiedlichen Sperrfristen für Festmist von Huf- und Klauentieren und Kompost zu beachten. Hier endet die Sperrfrist außerhalb der N-Kulisse mit Ablauf des 15. Januar. Innerhalb der N-Kulisse endet die Sperrfrist jedoch ebenfalls erst mit Ablauf des 31. Januar. Erstmals wurde mit der DÜV 2020 auch eine Sperrfrist für Düngemittel mit wesentlichem P-Gehalt eingeführt, welche mit Ablauf des 15. Januar endet. Eine Übersicht aller Sperrfristen findet sich unter: https://t1p.de/u3oig

Bei Verstoß gegen diese gewässerschutzorientierten Regeln können Kürzungen der Direktzahlungen folgen.

Beschränkungen bei Ausbringung

Die DÜV gibt vor, dass ein Aufbringen von stickstoff- oder phosphathaltigen Düngemitteln und Bodenhilfsstoffen, Kultursubstraten und Pflanzenhilfsmitteln und weiteren Stoffen nicht erlaubt ist, solange der Boden überschwemmt, wassergesättigt, gefroren oder schneebedeckt ist. Als wassergesättigt gilt ein Boden, wenn der gesamte Porenraum wassergefüllt ist. Erkennbar ist dies, sofern auf freier, ebener Fläche (nicht Fahrspuren) Wasserlachen sichtbar sind, oder aber, wenn beim Formen des Bodens in der Hand (außer bei Sand) Wasser heraustritt.

Keine Düngung bei gefrorenem Boden

Gerade das früher in der Praxis genutzte Aufbringen von Düngemitteln auf gefrorenem Boden, der im Tagesverlauf aufnahmefähig wurde, oder leicht gefrorenem Boden ist nach DÜV 2020 nicht mehr möglich. Auch bei leichten Nachtfrösten, die nur den oberen Boden gefrieren lassen, ist ein Aufbringen der oben genannten Stoffe nicht erlaubt. Hier ist der Zustand des Bodens während der Düngung maßgeblich und nicht, ob der Boden tagsüber frostfrei wird. Ein schneebedeckter Boden liegt vor, wenn dessen Oberfläche durch Schneeauflage nicht mehr zu erkennen ist. Diese Vorgaben können je nach Witterung eine Verschiebung der Düngungsmaßnahmen um wenige Tage bis einige Wochen zur Folge haben.

Organische Düngung auf bestelltem Ackerland

Flüssige organische Düngemittel wie Gülle und Gärreste dürfen nach Ende der Sperrfrist auf bestelltem Ackerland ausschließlich streifenförmig auf den Boden aufgebracht oder direkt in den Boden eingebracht werden. Auf Ackerflächen mit im Herbst gesäten Zwischenfrüchten kann dementsprechend nicht mit einer Technik der Breitverteilung Wirtschaftsdünger aufgebracht werden. Dies ist nur möglich, wenn eine unverzügliche Einarbeitung innerhalb von vier Stunden (innerhalb der N-Kulisse reduziert auf eine Stunde, siehe Ausgabe 47) erfolgt und sich die Aussaat der Folgekultur zeitnah (innerhalb von sieben Tagen) anschließt.

Soll nach der Zwischenfrucht beispielsweise ein Silomais folgen, kann die Zwischenfrucht daher nicht bereits im Februar breitverteilt gedüngt und umgebrochen werden. Möglich ist für solch einen Fall eine streifenförmige Aufbringung in moderater Höhe zu vitalen Zwischenfrüchten (kein Ausfallgetreide), sofern nach Düngebedarfsermittlung für die nachfolgende Sommerung ein Düngebedarf ableitbar ist.

Gewässerabstände und Hangneigungen

Bei der Düngung ist im Allgemeinen darauf zu achten, dass es zu keinem direkten Eintrag und keinem Abschwemmen von Nährstoffen in oberirdische Gewässer oder schützenswerte natürliche Lebensräume kommt. Die nach DÜV definierten Abstandsregelungen für Gewässer gelten sowohl für stickstoff- oder phosphathaltige Düngemittel, Bodenhilfsstoffe, Kultursubstrate als auch Pflanzenhilfsmittel. Um den Schutz zu gewährleisten, gelten grundsätzlich die Auflagen nach DÜV 2020 wie in der Abbildung dargestellt. Ergänzend zu diesen Auflagen gilt es, die Vorgaben nach Wasserhaushaltsgesetz (WHG) und nach der GAP (Glöz 4, gültig ab 1. Januar 2023) zu berücksichtigen.

Nach WHG wird bei landwirtschaftlich genutzten Flächen, die an Gewässer angrenzen und innerhalb von 20 m zur Böschungsoberkante (BOK) eine Hangneigung von mehr als 5 % zum Gewässer aufweisen, ein 5 m breiter, ganzjährig begrünter Streifen zur BOK gefordert. Glöz 4 besagt: Es sind 3 m breite Pufferstreifen entlang von Wasserläufen einzuhalten, wo das Aufbringen von Düngemitteln, Biozidprodukten und Pflanzenschutzmitteln verboten ist. Dies gilt demnach für Betriebe, die einen Sammelantrag stellen.

Die Bundesländer können in Gemeinden, in denen die Flächen in einem erheblichen Umfang von Ent- und Bewässerungsgräben durchzogen sind, über eine Länderermächtigung Ausnahmen erteilen und die Abstandsbreite auf 1 m verringern. Dies gilt nicht für die Roten Gebiete und die berichtspflichtigen Gewässer. Eine entsprechende Länderermächtigung ist in Schleswig-Holstein noch nicht in Kraft. Diese wird für das erste Quartal 2023 erwartet.

Fazit

Nach Ende der Sperrfristen sind wichtige Einschränkungen zu beachten. Insbesondere ist eine Aufbringung verboten, solange der Boden überschwemmt, wassergesättigt, gefroren oder schneebedeckt ist. Ziel ist es, direkte Einträge oder Abschwemmungen von Nährstoffen in Gewässer zu vermeiden. Verstöße im Düngerecht können zu einer Kürzung der Direktzahlungen führen.

Quelle: LKSH, verändert nach LfL Agrarökologie (2020), Download unter https://t1p.de/841zq

Für Stabilität und Liquidität sorgen

Im ersten Teil der Abschlussanalyse standen Kennzahlen der Rentabilität eines Beispielbetriebes im Mittelpunkt. Nun werden die Bereiche Stabilität und Liquidität untersucht, um die wirtschaftliche Situation des Beispielbetriebes möglichst vollständig beurteilen zu können.

Ein stabiles Unternehmen wächst. Um die Preissteigerungen im Konsum- und im Wirtschaftsbereich auszugleichen, ist eine Umsatz- beziehungsweise Gewinnsteigerung notwendig. Dieses Wachstum kann kontinuierlich oder in Schüben erfolgen und sollte anteilig mit Eigenkapital finanziert sein.

Eigenkapitalbildung und Stabilität

Eine Eigenkapitalbildung im mehrjährigen Durchschnitt ist somit eine wesentliche Kenngröße für die Unternehmensstabilität (Tabelle 1). Die Veränderung des Eigenkapitals lässt sich für das Einzelunternehmen auf der Passivseite der Bilanz ablesen. Der Gewinn und die Einlagen in den Betrieb mehren das Eigenkapital, während die Entnahmen zu einer Eigenkapitalabnahme führen.

Durch angepasste Entnahmen sollte der Gewinn nicht aufgebraucht werden. Stattdessen sollte ein angemessener Betrag für die Eigenkapitalbildung verbleiben (diese kann durch Tilgung von Fremdkapital erfolgen oder durch Ansparen). Welcher Betrag angemessen ist, kann nur im Einzelfall bestimmt werden. Faustzahl: Anteile von 10 % bis 30 % vom Gewinn. Je höher der Fremdkapitalanteil, je größer der Investitionsrückstand und je größer das Produktions- und Preisrisiko sind, desto größer sollte die Eigenkapitalbildung sein.

Die landwirtschaftliche Familie muss Entnahmen für ihre Lebenshaltung tätigen. Sie kann mit Entnahmen aber auch Vermögen außerhalb der landwirtschaftlichen Buchführung aufbauen. Diese „Entnahmen zur Bildung von Privatvermögen“ sind gesondert zu betrachten. Dieses Geld kann unter Umständen wieder in den Betrieb zurückfließen. Ist dies in einem der folgenden Wirtschaftsjahre der Fall, so haben diese „Einlagen aus Privatvermögen“ die Familie nicht reicher gemacht, da ihr dieses Kapital schon gehörte. Die Kennzahl, die diese Kapitalströme zwischen dem landwirtschaftlichen Betrieb (Bilanz) und dem privaten Vermögensbereich der Familie berücksichtigt, ist die „bereinigte Eigenkapitalveränderung bei Unternehmern“. Sie ist die richtige Kennzahl, wenn der Kapitalaufbau für die Person beurteilt werden soll. Der Beispielbetrieb bildet 47.600 € Eigenkapital. Das entspricht 36 % des bereinigten Gewinns.

Was besagt die Eigenkapitalquote?

Die Eigenkapitalquote ist ein zweiter wichtiger Kennwert für die Stabilität des Unternehmens, denn sie beeinflusst die Kreditwürdigkeit. Gerade Betriebe mit wenig Eigentumsfläche müssen hier sensibel sein und nach größeren Wachstumsschritten Phasen des Eigenkapitalaufbaues einplanen. Für Personengesellschaften gilt auch hier, dass die Einbeziehung der Sonderbilanzen in die Berechnung sinnvoll sein kann.

Da in Steuerbilanzen der Wert des Feldinventars fehlt, ist dieser für betriebswirtschaftliche Auswertungen zu ermitteln und in die Berechnung aufzunehmen. Zur Ermittlung der Eigenkapitalquote müssen alle relevanten Vermögenswerte des Unternehmens auf der Aktivseite aufgeführt und bewertet sein. Von diesem Wert ist dann das Fremdkapital abzuziehen. Was übrig bleibt, ist das Eigenkapital des Betriebes, das dann ins Verhältnis zum Gesamtkapital gestellt wird. Der Beispielbetrieb hat 68 % Eigenkapitalanteil. Im Durchschnitt für alle niedersächsischen Betriebe liegt dieser Wert bei zirka 80 %.

Liquidität richtig bewerten

Liquide ist ein Unternehmen, wenn es jederzeit seinen Zahlungsverpflichtungen termingerecht nachkommen kann. Ob dies im betrachteten Wirtschaftsjahr der Fall war, lässt sich aus dem Jahresabschluss nicht ablesen. Für die Beurteilung der Liquidität ist der Abschluss daher nur eingeschränkt geeignet. Rückblickend kann jedoch ermittelt werden, welche Summe an Geldmitteln dem Betrieb im Wirtschaftsjahr zur Verfügung stand. Dieser Betrag wird als Cashflow I bezeichnet (Tabelle 2). Zur Berechnung sind ausgehend vom Gewinn alle Aufwendungen, die keine Ausgaben waren – für die also kein Geld geflossen ist – zum Gewinn hinzuzurechnen. Alle Erträge, die keine Einnahmen verursacht haben, sind vom Gewinn abzuziehen.

Diese Korrekturen beinhalten hauptsächlich die Abschreibungen. Sie sind ein großer Aufwandsposten, dem keine Ausgaben zugrunde liegen, die also nicht „bezahlt“ werden müssen. Die Abschreibungen stellen die kalkulatorische Wertminderung des Anlagevermögens (Gebäude, Maschinen) durch die Nutzung dar. Weitere Positionen, die den Gewinn beeinflussen, aber keinen Geldfluss beinhalten, können Bestandsänderungen im Tiervermögen und im Umlaufvermögen sein (siehe Beispiel in Tabelle 2).

Der so ermittelte Geldbetrag wird durch Einlagen in den Betrieb aufgestockt und durch die Entnahmen gemindert. Mit dieser Berechnung erhält man den Cashflow II. Aus dem Cashflow II sind nun noch die Kredittilgungen zu leisten. Es ergibt sich der Cashflow III, der die verfügbaren Eigenmittel für Investitionen darstellt. Der Beispielbetrieb ist hier mit 59.000 € gut aufgestellt. Sollte der Cashflow III negativ ausfallen, so müsste neues Fremdkapital für die Tilgungsleistungen der bestehenden Kredite aufgenommen werden.

Für das betriebliche Controlling ist vor allem die Zahlungsfähigkeit in den kommenden Wochen und Monaten von hoher Relevanz. Hierfür werden Liquiditätsplanungen erstellt, für die wiederum der Jahresabschluss als Grundlage dienen kann. Denn die Prognose aller Einnahmen und Ausgaben für die Planungsperiode fällt leichter, wenn man die Zahlen des letzten Jahres als Ausgangspunkt wählt. Der Betriebsleiter muss diese Werte dann an den aktuellen Produktionsumfang und die Preiserwartungen im Absatz und Bezug anpassen.

Zu den weiteren Controllinginstrumenten, die auf dem Jahresabschluss basieren, gehört die Vollkostenrechnung. Alle Erträge und Aufwendungen werden hierbei auf die Betriebszweige des Unternehmens aufgeteilt. Die Ergebnisse von mehrjährig durchgeführten Vollkostenrechnungen bilden dann eine gute Grundlage für anstehende Produktions- und Investitionsentscheidungen.

Fazit

Sofern der Jahresabschluss zeitnah zur Verfügung steht und wie beschrieben ausgewertet und genutzt wird, ist er immer noch das teuerste Buch im Regal, aber sein Geld wert.

Wann kommt der Getreidemarkt wieder in die Gänge?

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Die zweite Hälfte des Getreidevermarktungsjahres ist angebrochen. Nach den enormen Preisentwicklungen 2022 haben Weizenpreise um 300 €/t zum Jahresende keine Verkäufer mehr mobilisieren können. Auch auf der Abnehmerseite hielt sich das Interesse in Grenzen, sodass es im Handel nur wenig Bewegung gab. Die Differenz zu Höchstnotierungen von bis zu 430 €/t für B-Weizen ist prägnant und der Verkauf zu jetzt mehr als 100 € geringeren Kursen fällt schwer. In welcher Richtung geht es jetzt weiter? Eine Orientierung geben die Fundamentaldaten, aber einiges liegt noch im Dunkeln. Deutschlandweit wurden zur Herbstaussaat vor allem die Flächen für den Rapsanbau ausgeweitet, die Änderungen beim Getreide sind unspektakulär. Daraus abzuleiten ist lediglich ein vergrößertes Rapsangebot, das könnte die Importe senken. Die Europäische Union hat im ersten Halbjahr der Saison weniger Gerste, aber mehr Weizen exportiert als im Vorjahr. Gleichzeitig wurde auch mehr Mais importiert. Raps wurde mehr als im Vorjahr eingeführt und Sonnenblumen wurden sieben Mal so viel importiert wie im Vorjahr. Der Binnenmarkt ist also gut versorgt. Am internationalen Markt steht zurzeit viel Weizen zur Verfügung, primär aus Australien und Russland. Das europäische Angebot hat aus Preisgründen zumeist das Nachsehen. Mais ist eher knapp, es wird auf den zweiten Mais aus Brasilien gewartet. Raps ist gerade kaum gefragt.

Hiesige Erzeugung

Der aktuelle Zeitpunkt bietet im Jahresverlauf die schlechteste Grundlage, um hierzulande Prognosen über die Angebotsentwicklung abzugeben. Im Dezember gab es einen bemerkenswerten Wintereinbruch, jedoch konnte eine ausreichende Schneedecke fast überall die darunter liegenden Kulturen vor Schäden bewahren. Die jungen Pflanzen dürften jetzt weniger sensibel auf mögliche weitere Kältewellen reagieren, aber die zwischenzeitlich hohen Temperaturen um 15 °C machen es der Vegetation nicht leicht. Ansonsten ist in dieser Hinsicht noch Geduld angesagt. So bleibt zurzeit als Grundlage für Vorhersagen lediglich die trockene Schätzung der Anbauflächen: Winterweizen und Roggen unverändert, Triticale +7 %, Wintergerste +8 %, Raps +9 %. Dies zunächst für Schleswig-Holstein. Das Weizenangebot bleibt demnach vermutlich gleich oder verringert sich, nach den guten Erträgen 2022 ist ein Rückgang wahrscheinlicher als eine weitere Ertragssteigerung. Wird aus dem B-Weizen bis zur Ernte ein C-Weizen und bringen Roggen, Triticale und Gerste gute Erträge, so sieht es nach einem eher üppigen Angebot an Futtergetreide aus. Demgegenüber dürfte der Bedarf am Futtergetreidemarkt tendenziell zurückgehen durch die rückläufigen Viehbestände. Auf der anderen Seite kaufen die Viehbetriebe seit Monaten nur häppchenweise Futtermittel ein, weil die Preise hoch sind. Es könnte also Nachholbedarf beim Futtereinkauf geben. Das Rapsangebot dürfte weiter steigen, schon im Vorjahr waren 18 % Anbaufläche hinzugekommen. Für den hohen inländischen Verbrauch ist das ein gutes Zeichen in Richtung Selbstversorgung. Fraglich ist aber, wie sich der Bedarf an Biodiesel entwickelt. Das 49-€-Ticket für den öffentlichen Nahverkehr ist auf dem Weg und je weniger Corona, desto weniger Individualfahrten im Auto und desto weniger Dieselverbrauch.

Frühling in Südamerika

Zurück zur Frage nach der weiteren Marktentwicklung. Wo zurzeit konkret Erntemengen unter Veränderung stehen, das ist in Südamerika. In Argentinien und Brasilien steht die Sojabohnenernte bevor und auch die zweite Charge Mais ist im Boden. Das Wetter spielt aber nur teilweise mit. Besonders in Argentinien fehlt es an Niederschlägen, sodass große Ernteeinbußen erwartet werden. Im harten Kontrast dazu erwartet Brasilien eine nie gesehene Rekordsojaernte, welche aber auch erst mal vom Feld geholt sein will. Die Börsenkurse für Soja und Mais zeigen sich dem Wetter entsprechend volatil und wirken sich auf Getreide und Ölsaaten aus. Ob es im Frühjahr am Weltmarkt zu einem preisstarken Nachfrageüberhang bei Getreide oder Ölsaaten kommen kann, hängt nicht zuletzt von den russischen und ukrainischen Exporten ab.

Ehrung von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern

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Im vergangenen Jahr erhielten 17 Arbeitnehmerinnen und ­Arbeitnehmer eine Ehrenurkunde aus den Händen der ­Repräsentanten der Landwirtschaftskammer. Ausgezeichnet wurden sie für 25- beziehungsweise 40-jährige Betriebs- oder Berufszugehörigkeit.

Die Landwirtschaftskammer gratuliert den in der Tabelle aufgeführten Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern ganz herzlich und wünscht ihnen für die Zukunft alles Gute.

Diese Art der Ehrung von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern für 25-, 40- oder 50-jährige Tätigkeit im Agrarbereich durch die Kammer hat lange Tradition.

Wer kann geehrt werden?

Geehrt werden können Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die ständig hauptberuflich und sozialversicherungspflichtig in Betrieben der Land- und Forstwirtschaft, des Gartenbaus, der Binnen- und Küstenfischerei und bei Betriebshilfsdiensten beschäftigt sind.

Mitarbeiter landwirtschaftlicher Lohnunternehmen können geehrt werden, wenn deren Tätigkeitsbereich überwiegend in die Landwirtschaft fällt. Die Beschäftigungszeit muss nicht bei einem Betrieb allein, sondern kann auch in mehreren Betrieben abgeleistet worden sein.

Die Ehrung erfolgt durch die Überreichung einer Ehrenurkunde und einer Geldprämie, diese Aufgabe übernimmt die zuständige Repräsentantin oder der zuständige Repräsentant der Landwirtschaftskammer.

Ehrungen für außerordentliche Leistungen

Neben der Ehrung langjährig beschäftigter Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer können Mitarbeitende auch für außerordentliche Leistungen von der Land­wirtschaftskammer ausgezeichnet werden. Beispiele hierfür sind hervorragendes Engagement für den Betrieb, Entwicklung technischer oder organisatorischer Problemlösungen, außergewöhnliche berufliche Weiterentwicklung und Weiterbildung oder besondere soziale Verantwortung.

Nähere Informationen und Antragsunterlagen für die Ehrung agrarischer Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer erhalten Interessierte im Internet unter:
lksh.de/Beratung/Arbeitnehmer
beratung/Ehrungen oder beim Fachbereich Arbeitnehmerberatung der Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein.