Luzerne wurde von der 2020 angelegten 4,5 ha großen Fläche durch die Landwirtschaftskammer am Standort Futterkamp im ersten und zweiten Jahr jeweils dreimal geerntet mit dem Ziel, die Milchviehherde des Versuchsgutes mit hochwertiger Silage zu versorgen. Die Ergebnisse dieser Anbauerfahrungen in Futterkamp beschreibt der folgende Artikel.
Anbau und Ertrag konnten überzeugen, sodass die Kammer mit der Neuansaat von Luzerne 2022 auch künftig auf die Futterpflanze setzen wird. Die Silierung erfolgte in Rundballen.
Die im April 2020 in Reinsaat gesäte Luzerne hielt gerade im ersten Anbaujahr einige Überraschungen parat. Bedingt durch die langsame Jugendentwicklung präsentierte sich der Bestand zunächst ziemlich durchwachsen mit verschiedenen Beikräutern und Ausfallraps, erst ab Mitte Juni dominierte die Luzerne.
Kurz vor der ersten Ernte Ende Juli trat bei einer Flächenbegehung ein größeres Problem zutage: Im Vorgewende und in den Fahrgassen hatte sich die Giftpflanze Schwarzer Nachtschatten (Solanum nigrum) ausgebreitet, deren Samen bis zu 40 Jahre im Boden keimfähig bleiben. Insofern war eine Nutzung als Futter nicht möglich, der Aufwuchs konnte jedoch als Substrat für eine Biogasanlage dienen, da die Pflanzen erst im Blühstadium waren. Ein Monitoring der folgenden Luzerneaufwüchse ergab, dass der Nachtschatten nach der ersten Mahd einerseits nicht wieder ausgetrieben und andererseits die gute Bodenbedeckung der Luzerne einen weiteren Samenaufgang verhindert hatte, wodurch auch das Wachstum der anderen Beikräuter wirksam unterdrückt worden ist.
Nach der Etablierung waren keine Pflegemaßnahmen erforderlich, es erfolgte lediglich Anfang Februar 2021 eine Düngung mit 4 dt/ha 40er Kornkali. Damit ist der Anbau deutlich weniger arbeitsintensiv als die Bewirtschaftung von Dauergrünland oder Ackergras.
Mahd und Ernte mit der Rundballenpresse
Für die Mahd hat es sich in Futterkamp bewährt, diese morgens noch im Tau durchzuführen und das Erntegut direkt danach gleichmäßig zu verteilen. Um Schmutzeintrag ins Erntegut zu vermeiden und die Nachwuchskraft des Bestandes zu sichern, wurde eine Schnitthöhe von 10 cm angestrebt, aufgrund der technischen Möglichkeiten des verwendeten Kuhn-Mähwerks jedoch etwas unterschritten.
Nach etwa 24 Stunden Anwelkzeit, kurz vor dem Pressen der Ballen, wurde langsam und vorsichtig geschwadet, dadurch konnten die Bröckelverluste weitgehend minimiert werden. Für das Pressen der Rundballen wurde zunächst eine Press-Wickel-Kombination verwendet. Zur Vermeidung von Fehlgärungen wurden oberhalb der Pick-up mittels zweier Düsen ein geeignetes biologisches Siliermittel in den Gutstrom appliziert, das Erntegut unter Einsatz aller Messer so kurz wie möglich geschnitten und ein hoher Pressdruck eingestellt. Da es jedoch beim Absetzen der achtlagig gewickelten Ballen zur Perforation der Stretchfolie durch die harten Luzernestoppeln kam, wurde ab der nächsten Ernte auf ein absätziges Verfahren umgestellt. Das Wickeln der Rundballen erfolgte etwa eine Stunde nach dem Pressen auf dem Hofplatz, die anschließende Lagerung auf befestigtem Boden unter Vogelschutznetzen.
Einsatz eines Strangballenwicklers
Zum dritten Schnitt 2021 kam ein Strangwickelgerät der Firma Anderson zum Einsatz, um die Rundballen in Form eines Ballenstranges mit Folie zu umwickeln und somit die Eignung dieses wenig verbreiteten Verfahrens zu testen. Der jeweils erste und letzte Ballen des Stranges wurden manuell mit normaler PE-Silofolie umspannt, die mithilfe des Netzes fixiert wurde. Die Ballen wurden dann mittels Frontlader auf den Wickeltisch gelegt und dem Strang hinzugefügt. Dabei sorgt ein Stempel für das Aufeinanderpressen der Ballen, zwei rotierende Arme übernehmen das Einwickeln mit acht Folienlagen. Der fertige Strang gleitet über Rollen auf den Boden, während des Wickelns bewegt sich das Gerät nach vorne.
Bereits kurz nach der Fertigstellung des Stranges war an beiden Seiten die Ausbildung einer Gasblase zu beobachten – ein sichtbares Zeichen für die erreichte Gasdichtigkeit. Das Verfahren ermöglicht eine Reduzierung des Folienverbrauchs um etwa 40 % im Vergleich zu einzeln gewickelten Rundballen. Eine Lagerung auf unbefestigtem Boden ist möglich, da sich bei der Entnahme eines Ballens die verbleibende überstehende Stretchfolie leicht zusammenzieht.
Erträge und Futterwertparameter
Die Ernte der Luzerne erfolgte im Stadium der Knospe mit Ausnahme des zweiten Schnitts 2021, bei dem der Bestand zur Gewährleistung der Ausdauerfähigkeit in voller Blüte stand. Im zweiten Nutzungsjahr konnten aufgrund der Etablierung des Bestandes und der geschlossenen Narbe höhere Erträge erzielt werden (Tabelle 1). Verglichen mit den Flächenerträgen 2021 des Dauergrünlandes schnitt die Luzerne etwas besser ab, insbesondere wurden trotz geringerer Nutzungsintensität und ohne N-Düngung höhere Jahres-Rohproteinerträge erzielt.
Da es sich bei Luzerne aufgrund der hohen Rohproteingehalte und der damit verbundenen hohen Pufferkapazität um eine schwer silierbare Futterpflanze handelt, wurde besonderes Augenmerk auf den Anwelkprozess gelegt. Bei allen Ernten war ein Anwelken über 30 % Trockenmasse (TM) möglich, bei guter Witterung sogar auf 40 bis 45 % TM. In Kombination mit dem Einsatz biologischer Siliermittel (rein homofermentative oder homo- und heterofermentative Milchsäurebakterien) konnten die pH-Werte tief genug abgesenkt und Fehlgärungen wirksam vermieden werden.
Zwei Erntetermine wurden hinsichtlich der Silagequalität und des Futterwertes genauer unter die Lupe genommen. Hierzu wurden je zehn Ballen des zweiten Schnitts 2020 und des ersten Schnitts 2021 auf Paletten gelagert, um zur Bestimmung der Silierverluste Wiegungen zu ermöglichen. Vor dem Öffnen zur Verfütterung wurden diese Ballen beprobt. Die Ergebnisse finden sich in Tabelle 2.
Die Silagen des zweiten Schnitts 2020 zeichneten sich durch höhere Rohasche- und Proteingehalte aus, wofür einerseits die noch lückige Narbe, andererseits der höhere Blattanteil am Gesamtbestand verantwortlich war. Im zweiten Nutzungsjahr war die Narbe dichter und der Anteil der faserreichen groben Stängel gegenüber dem Vorjahr höher, was auch am höheren Rohfasergehalt erkennbar ist. Der im Ausgangsmaterial nur begrenzt verfügbare Zucker wurde fast vollständig zu Milch- und Essigsäure umgesetzt.
Der Besatz mit Hefen und Schimmelpilzen lag in den meisten Silagen unterhalb der Nachweisgrenze. Die Silagen waren im Labor über sieben bis zehn Tage aerob stabil, wobei die Tests jeweils nach dieser Zeitspanne abgebrochen wurden. Die hohe aerobe Stabilität bestätigte sich auch während der Verfütterung der Ballen, Nacherwärmung oder Schimmel wurden an den „Versuchsballen“ nicht beobachtet. Schimmelbefall trat nur dann in einzelnen Ballen auf, wenn diese Beschädigungen der Folie aufwiesen oder aufgrund eines zu geringen Vorschubs zu lange im Ballenstrang der Luft ausgesetzt waren.
Parallel zu den „Versuchsballen“ wurden Laborsilierversuche mit verschiedenen TM-Stufen und Siliermitteln angelegt, die Ergebnisse dazu werden in der nächsten Ausgabe veröffentlicht.
Grobstängeligkeit, Schnittqualität und Steine
Besonders auffällig an den Luzernesilagen waren die teilweise noch langen, groben Stängel. Vermutlich wurden diese längs in die Presse gezogen und deshalb nicht geschnitten. Gerade bei den in Vollblüte befindlichen Pflanzen, die zur Ernte bereits ins Lager gegangen waren, trat dieses Problem häufiger auf.
Bei den im Strang gewickelten Ballen wurde an den Rändern bewusst ohne Messer gearbeitet, damit die Ballen beim Transport und Auflegen auf das Wickelgerät formstabil blieben. Die groben, langen Stängel verblieben bei den Fütterungsversuchen häufig im Trog. Um dieses Aussortieren zu vermeiden, ist dieses Jahr geplant, die Luzerneernte mittels Feldhäcksler durchzuführen und die einzelnen Schnitte übereinander im Fahrsilo zu silieren. Andere Landwirte berichteten beim jüngsten Luzerne-Praktikertreffen von ihren guten Erfahrungen mit Häcksel- und Sandwichsilagen.
Des Weiteren wurden regelmäßig Steine aus den Wiegetrögen entfernt, die anscheinend über den Schwader/die Pick-up mit in die Ballen gelangten. Mit voranschreitender Etablierung des Bestandes nahm die Kontamination mit Steinen ab. Ein Lösungsansatz wäre hier das manuelle Absammeln auch kleiner Steine, was sicherlich aus arbeitswirtschaftlicher Sicht kritisch zu sehen ist. Weitere Lösungen bestehen etwa in der Erhöhung der Schnitt- und Arbeitshöheneinstellungen oder der Verringerung der Fahrgeschwindigkeit beim Schwaden.
Fazit
Trotz der Einstufung der Luzerne als schwer silierbare Futterpflanze gelang die Silierung sowohl in einzelnen Rundballen sowie im Ballenstrang gewickelt fehlgärungsfrei. Die Silagen zeichneten sich dabei durch hohe Rohprotein- und auch Fasergehalte aus. Die Herausforderungen bezüglich Steinbesatz und Schnittqualität sollen in den nächsten Nutzungsjahren gelöst werden. Mehr zum Thema Luzerne in der kommenden Ausgabe im Bauernblatt.