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Die Agrarumweltpolitik ist in der aktuellen GAP effizienter als in der vergangenen Förderperiode. Diese Zwischenbilanz wurde in den 13. Göttinger Gesprächen zum Agrarrecht gezogen. Das BMEL wird in seiner Haltung zur GAP als zu traditionell angesehen.
Ambivalent fällt laut geschäftsführendem Direktor des Instituts für Landwirtschaftsrecht der Universität Göttingen, Prof. José Martinez, die Zwischenbilanz der aktuellen Reform der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) aus. Im Hinblick auf die Inhalte äußerte sich Martinez am Montag im Anschluss an die 13. Göttinger Gespräche zum Agrarrecht „vorsichtig positiv“. Im Vergleich zum ineffizienten Greening der Vorgänger-GAP seien die ökologischen Instrumente gut differenziert und böten den Mitgliedstaaten ein großes Spektrum an Gestaltungsmöglichkeiten, das sie jedoch nur unzureichend nutzten. Darin sieht der Wissenschaftler das Kernproblem der gegenwärtigen GAP. Martinez wies darauf hin, dass im Bundeslandwirtschaftsministerium (BMEL) das Denken nach wie vor durch die bisherige GAP-Tradition geprägt sei. Danach sei die Rolle der Mitgliedstaaten auf eine bloße Umsetzung der Brüsseler Beschlüsse reduziert worden. Demgegenüber zeige das österreichische Modell, wie durch eine kreative Nutzung der Zwei-Säulen-Struktur die Effizienz der GAP optimiert werden könne. Förderung öffentlicher Güter Laut Prof. Sebastian Lakner von der Universität Rostock ist das neue Umsetzungsmodell der aktuellen GAP gut geeignet für die Weiterentwicklung der Grundidee „Förderung von öffentlichen Gütern“. Einer strukturellen Änderung bedürfe es nicht. Lakner sieht allerdings Optimierungsbedarf beim Ausbau der Agrarumwelt- und Klimamaßnahmen (AUKM) in der Zweiten Säule sowie bei der Verfeinerung der Ökoregelungen. Die gekoppelten Zahlungen seien im Lichte der Umweltziele als schädlich anzusehen und daher möglichst zu reduzieren. Frei werdende Mittel sollten laut Lakner in großen Transformationsbereichen wie dem Moorschutz oder dem Umbau der Nutztierhaltung eingesetzt werden. System der Direktzahlungen Kritisch äußerte sich Lakner zum System der Direktzahlungen. Zwar sei das Einkommensziel unbestritten, es müsse jedoch konkretisiert werden. Der Wissenschaftler hält den bisherigen Bezug auf das Betriebseinkommen für ungeeignet, da es nur ein unvollständiges Bild der Einkommenssituation des landwirtschaftlichen Haushaltes darstelle. Vor diesem Hintergrund müsse die gegenwärtige Funktion der Direktzahlungen hinterfragt werden. Hinzu komme die unklare Steuerungswirkung im Verhältnis zwischen Landeigentümern und Pächtern. Zugleich müsse bedacht werden, dass die GAP ein Instrument der öffentlichen Wirtschaftspolitik sei und nicht der Sozialpolitik. Die Bedürftigkeit der landwirtschaftlichen Familien sei daher nicht zwingend das Leitbild der GAP. age
Die emotionale Verfassung der Sauenhalter in Schleswig-Holstein schwankt zwischen Zuversicht und Zukunftsangst. Deutlich wurde dies während der Mitgliederversammlung des Netzwerks Sauenhaltung Schleswig-Holstein in Rendsburg: Bei den Vorstandswahlen erklärten sich überraschend viele junge Schweinehalter bereit, Verantwortung zu übernehmen. Auf der anderen Seite weiß eine Reihe von Mitgliedern nicht, wie sie die geforderten Stallumbauten bezahlen sollen.
n den Konferenzsaal im Hotel ConventGarten strömten am vergangenen Donnerstag 80 Mitglieder und Gäste. Das Vorstandsteam um Sprecherin Dagmar Klingelhöller hatte für die Mitgliederversammlung ein spannendes Vortragsprogramm mit ungewöhnlicher Besetzung organisiert. Das Podium enterte zunächst eine Journalistin vom „Spiegel“: Maria Marquart, Redakteurin des Nachrichtenmagazins seit 2010, hatte Dagmar Klingelhöller im Rahmen einer Reportage vor rund zwei Jahren auf ihrem Betrieb kennengelernt. Thematisiert wurde dort die Frage, die viele Sauenhalter auch aktuell beschäftigt: Wie soll die Transformation zu mehr Tierwohl finanziert werden? Eine eindeutige Antwort hatte die Redakteurin aus dem Wirtschaftsressort, die auf einem Milchviehhof in Bayern aufgewachsen ist, aber nicht mitgebracht. Positiv aus ihrer Sicht: Die Bauernproteste Anfang dieses Jahres lösten bei den Verbrauchern viel Zuspruch aus. „Auslöser für die Sympathien war bei vielen die Meinung, endlich zeigt es jemand denen da oben“, sagte Maria Marquart. Sie glaubt aber nicht, dass nach einer Abwahl der Ampel-Regierung der Druck auf die Schweinehalter nachlassen werde. Geopolitische Verschiebungen sorgen aus Sicht der „Spiegel“- Journalistin dafür, dass etwa China kein Exportschlagerland mehr sei, weil dort eigene Kapazitäten aufgebaut würden. Zudem ist der Verbrauch von Schweinefleisch im Inland massiv eingebrochen – um 34 kg auf nur noch 24,5 kg pro Kopf und Jahr. Dennoch glaubt sie, dass etwas in Gang gekommen sei, die Verbraucher nähmen wahr, dass Tierwohl nicht für günstige Preise zu haben sei. Viel positive Bewegung auf dem Markt sieht Peter Jürgens nach der Einführung des Herkunftszeichens Deutschland. „Wir wollen das Zeichen breit auslegen, wir hoffen, es wird die Siegelflut eindämmen und als neues einheitliches Zeichen eine ähnliche Wirkung entfalten wie früher das CMA-Siegel“, erklärte der Geschäftsführer der Zentrale Koordination HandelLandwirtschaft (ZKHL). In anderthalb Jahren Arbeit wurden eine Branchenvereinbarung geschlossen, ein Regelwerk ausgearbeitet und Prüfungskontrollen entwickelt. Seit September ziert das Label, das einen Trecker auf schwarz-rot-goldenen Ackerfurchen zeigt, bereits etliche Produkte in vielen Supermärkten. Das Herkunftszeichen beispielsweise für Schweinefleisch wird vergeben, wenn Geburt, Aufzucht und Mast der Tiere sowie Schlachtung, Zerlegung, Verarbeitung und Verpackung in Deutschland erfolgen. 160 Teilnehmer seien beim Herkunftszeichen Deutschland am Start, 40 weitere stünden in der Pipeline, so Jürgens. „Das sind sehr positive Entwicklungen“, freute sich der ZKHL-Geschäftsführer. Engagiert umsetzen will das neue Herkunftszeichen die Supermarktkette Kaufland. „Wir brauchen Transparenz“, betonte Anna Spiess, im Unternehmen Leiterin Nachhaltigkeit Einkauf. Rund 1.000 Produkte werden bei der Kette mit 770 Filialen in Deutschland mit dem neuen Label ausgezeichnet. Darüber hinaus setzt Kaufland beim Schweinefleisch mindestens auf die Haltungsstufe 3. „Wir bieten den Produzenten langfristige Lieferverträge, auch in Norddeutschland, und das kommt gut an“, sagte Spiess. Sie freute sich zudem über eine Ankündigung von Katrin Lütjen: Die Abteilungsleiterin im schleswig-holsteinischen Landwirtschaftsministerium versprach in ihrem Grußwort Erleichterungen für Stallumbauten. Künftig soll für die Stallausläufe Verfahrensfreiheit gelten. In Sachen Stallneu- oder Umbauten wegen der neuen Tierwohlgesetzgebung sehen aber viele Akteure schwarz: Laut Umfragen, die auch das Netzwerk Sauenhaltung durchführte, will die Hälfte der Schweinemäster aufhören. Mehrere Sauenhalter machten auf der Mitgliederversammlung deutlich, dass die Kosten für sie nicht zu stemmen seien. „Wenn ich bei der Bank einen Kredit will, lachen die mich doch aus“, sagte ein Landwirt. Grundsätzlich sind laut Dagmar Klingelhöller die Sauenhalter für Um- oder Neubaumaßnahmen. „Das muss aber bezahlt werden, das können wir nicht aus dem laufenden Betrieb finanzieren“, betonte die Netzwerksprecherin. In der 2018 gegründeten Interessenvertretung gab es auch Grund für gute Laune: Mit Hannes Bährs, Torben Hansen, Merle Peters, Leonie Siems und Ruben Soth wurden gleich fünf junge Sauenhalter in den erweiterten Vorstand inklusive Steuerungsgruppe gewählt. Im Amt bestätigt wurden Dagmar und Dr. Andreas Klingelhöller, Peter-Georg Witt, Alwin und Peter Kreimer sowie Michael Roskothen.Sven Tietgen
Neben Beihilfen und Markterlösen kann sich der zukünftige Agrarkommissar auch eine Entlohnung für Carbon-Farming vorstellen. Christophe Hansen wirbt dafür, den Generationswechsel in der Landwirtschaft mit Beihilfen zu forcieren. Chancen sieht er in einem EU-Beitritt der Ukraine.
Die designierten EU-Kommissare haben erste Fragen der EUParlamentarier beantwortet, bevor am 4. November die Anhörung, das sogenannte Grillen, vor dem Umwelt- und Landwirtschaftsausschuss stattfindet. Der für den Posten des EU-Agrarkommissars nominierte Christophe Hansen spricht sich für neue Einkommensquellen in der Landwirtschaft aus. Neben dem Einkommen über die Markterlöse und öffentliche Beihilfen könnten Alternativen wie die Bezahlung für Umweltleistungen – konkret nennt er Carbon-Farming – einen größeren Beitrag zum Einkommen der landwirtschaftlichen Betriebe leisten, so der aktuell noch amtierende Europaabgeordnete in seinen Antworten auf einen Fragenkatalog aus dem Landwirtschaftsausschuss des Europaparlaments. Dieser gilt als Vorbereitung für die persönliche Anhörung am 4. November. Zugleich stellt Hansen klar, dass ein wesentliches Ziel der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) die Sicherung des Einkommens der Landwirte bleiben solle. Direktzahlungen nennt er in diesem Zusammenhang allerdings nicht explizit. EU-Gelder sollten aus Sicht des designierten Agrarkommissars mehr Anreize für Ökosystemleistungen liefern und kleineren Landwirten zugutekommen. Statt neuer Gesetzesvorschläge zum Umweltschutz glaubt Hansen daran, dass bestehende Gesetze besser umgesetzt werden sollten. Darüber hinaus hat er sich auch die Stärkung der Position der Landwirte in der Lebensmittelkette auf die Fahnen geschrieben. Des Weiteren ist für den Luxemburger die Erneuerung der Generationen in der Landwirtschaft ein besonders wichtiges Thema. Dementsprechend müsse die Unterstützung für Junglandwirte verbessert werden. Hansen zufolge ist dies eine der entscheidenden Zukunftsfragen des Sektors. Nachdrücklich unterstreicht er die Rolle der Frauen im ländlichen Raum. Ihr Zugang zu GAP-Förderung und Krediten müsse deutlich erleichtert werden. Nach seiner Meinung zum EUBeitritt weiterer Mitgliedstaaten gefragt, konstatiert der EVP-Politiker, dass die EU vor allem durch die Aufnahme der Ukraine als geostrategischer Akteur im Agrarsektor gestärkt werden würde. Konkret könne die Rolle bei der Unterstützung der globalen Ernährungssicherheit ausgebaut werden. Auch die strategische Autonomie der EU bei der Versorgung mit Lebens- und Futtermitteln sowie Biomasse würde steigen. Dies gelte auch im Hinblick auf die Verfügbarkeit wertvoller Agrarflächen. Gleichzeitig weist Hansen auf die Herausforderungen für das bisherige Fördersystem hin. Er zeigte sich allerdings zuversichtlich, dass diese wie bereits bei früheren Erweiterungsrunden gestemmt werden könne. Nicht zum ersten Mal müsse in der EU über die Zukunft der GAP nachgedacht werden. age
Das Bundeslandwirtschaftsministerium (BMEL) treibt die nationale Umsetzung der EU-Verordnung für entwaldungsfreie Lieferketten (EUDR) voran. Landwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne) begründet den frühen Start der Umsetzung damit, dass nur so ein geordnetes Verfahren mit entsprechender Anhörung aller Betroffenen möglich sei.
Mit dem geplanten Gesetz zur nationalen Durchführung soll festgelegt werden, wer in Deutschland für die EUDR zuständig ist, sobald diese in den Mitgliedstaaten angewendet werden muss. Der Koalitionspartner FDP und Verbände, darunter die Familienbetriebe Land und Forst, kritisieren das Vorgehen des Ministers als überhastet. Özdemir wies darauf hin, dass mit der Verschiebung der EUDR Zeit gewonnen werde, die genutzt werden müsse: „Wir müssen in Deutschland vorbereitet sein, wenn die europäische Verordnung angewendet werden muss, damit Unternehmen und Verbraucher nicht das Nachsehen haben.“ Für die FDP-Agrarsprecherin Ulrike Harzer ist der frühe Zeitpunkt der Anhörung „in keinster Weise nachvollziehbar“. „Wir können nicht über die nationale Umsetzung diskutieren, noch bevor europäische Grundlagen geklärt sind“, warnte die Liberale. Deutschland sei ein Niedrig-Risikoland in Sachen Entwaldung und müsse auch so eingestuft werden, sagte Özdemir an die Adresse der EU-Kommission. Für ihn sei die Verordnung ein „Meilenstein im internationalen Waldschutz“. Jetzt gehe es darum, gemeinsam die durch die Verschiebung gewonnene Zeit zu nutzen, um eine praktikable und bürokratiearme Umsetzung für die Wirtschaft und Waldbesitzende zu ermöglichen. Oberste Priorität hat für den Minister, Störungen der Lieferketten zu verhindern. Zudem dürfe es bei der Umsetzung keine unnötige Bürokratie geben. Durch den nunmehr eingeleiteten Start der Anhörung gebe man den Ländern und Verbänden Zeit und Möglichkeit, ihre Positionen einzubringen. Der Vorsitzende der Familienbetriebe Land und Forst, Max von Elverfeldt, warf dem Bundeslandwirtschaftsministerium ein überhastetes Vorgehen vor: „Statt die Zeit zu nutzen, um praktikable Lösungen zu finden und übermäßige Bürokratie zu verhindern, drängt das Ministerium auf eine überstürzte Umsetzung, die für Unternehmen und Waldbesitzer erhebliche Unsicherheiten schafft.“ Derzeit werde auf europäischer Ebene noch darüber verhandelt, wie die Verordnung praxistauglich gestaltet werden könne. Besonders kritisch ist laut von Elverfeldt die extrem kurze Frist, in der Stellungnahmen von Verbänden und Ländern eingeholt werden sollten. Das setze alle Beteiligten unter unnötigen Druck und gefährde die sorgfältige Auseinandersetzung mit den komplexen Anforderungen der Verordnung. Erforderlich seien eine längere Frist und eine fundierte Diskussion als Voraussetzung, die EUDR praxisnah und bürokratiearm zu gestalten.age
Die deutsche Yara-Tochter stellte anlässlich einer Online-Pressekonferenz Strategien vor, mit denen der Düngemittelkonzern die Lebensmittelproduktion effizienter machen und die Produktionsbedingungen für die Landwirte vereinfachen will.
Geschäftsführer Marco Fleischmann machte deutlich: „Die Landwirtschaft befindet sich in einem Spannungsfeld: Sie soll sichere Lebensmittel in guter Qualität erzeugen, dabei Ressourcen und Umwelt schonen. Wir sind angetreten, diesen Zielkonflikt aufzulösen.“ Als Düngemittelhersteller sehe man sich in der Pflicht, vor allem die CO2-Emissionen aus der Produktion und Ausbringung mineralischer Düngemittel anzugehen. Sie seien in der Getreideproduktion die Hauptverursacher von Treibhausgas (THG)-Emissionen – demzufolge liege hier auch das größte Potenzial zur Einsparung. Dies beginne bei der Düngerherstellung, erklärte Fleischmann: In Europa produzierter Stickstoffdünger habe einen nur halb so großen CO2-Fußabdruck, da hier Katalysatoren zur Abscheidung von Lachgas verwendet würden. Importe, etwa aus Russland, woher seit Beginn des Ukraine-Krieges etwa 20 % der deutschen N-Dünger stammten, seien also nicht nur moralisch fragwürdig, sondern brächten auch erhebliche THG-Lasten mit.
CO2 wird verpresst
Weiteres Einsparpotenzial, so Fleischmann, plane Yara ab der Saison 2026/27: Dann solle bei der Produktion anfallendes CO2 aufgefangen und mittels Carbon Capture and Storage (CCS) gespeichert werden. Damit soll in einem Werk in den Niederlanden begonnen werden. Das abgeschiedene CO2 werde verflüssigt und in Norwegen verpresst. Neue Werke in den USA würden ebenfalls mit der Technologie ausgestattet. Zu guter Letzt soll es mithilfe Erneuerbarer Energien gelingen, den CO2-Fußabdruck (Grüner) Dünger um bis zu 90 % zu senken. Ein Werk in Norwegen produziere bereits solche Düngemittel, allerdings wegen der unzureichenden Verfügbarkeit Grünen Wasserstoffs bislang nur wenig.
Hohes Reduktionspotenzial
Neben der CO2-sparenden Herstellung sei auch die verlustfreie Anwendung auf dem Betrieb von Bedeutung. N-Verluste ließen sich vermeiden, indem die N-Ausnutzungseffizienz steige – so hätten Umwelt, Landwirt und Marktfrucht gleichzeitig Vorteile. Derzeit liege die Stickstoffnutzungseffizienz durchschnittlich bei 64 %, das bedeute, dass 64 % des gedüngten N wieder vom Feld gefahren würden. „Das Optimum“, so Fleischmann, „liegt etwa bei 80 bis maximal 90 Prozent, danach nimmt die Bodenfruchtbarkeit zu sehr ab. Hier ist also noch Luft.“ Nötig seien hier eine ausgewogene Düngung, bedarfsgerecht, zum richtigen Zeitpunkt und in Teilgaben, sowie die Minimierung von Verlusten mithilfe von Nitrifikationsinhibitoren – für all diese Aufgaben habe Yara Konzepte im Angebot. Einige davon, wie den altbekannten NSensor, schon lange. Neu sei, dass diese Konzepte unter einer neuen Marke zusammengefasst würden. So wolle man dem Landwirt helfen, die Emissionsminderung seines Anbaus deutlicher zu erkennen und zu beeinflussen. Die Marke mit dem Namen CO(2) MPACK erlaube es, ähnlich wie bei den Energieeffizienzklassen von Elektrogeräten, Pakete mit bestimmter Umweltauswirkung anzuwenden. Mit der höchsten dieser Klassen, CO(2)MPACK A, sei ein CO2-Reduktionspotenzial im Weizenanbau von bis zu 51 % zu erzielen, erklärte Fleischmann. „Natürlich sind Grüne Dünger nicht nur knapp, sondern auch zwei- bis dreimal so teuer. Aber jeder kann mit CO(2)MPACK mit relativ niedrigem Kosteneinsatz seine CO2-Emissionen reduzieren.“ Ihm sei bewusst, dass man diese Kosten nicht der Landwirtschaft allein aufbürden könne: „Wir stellen uns vor, dass in der Wertschöpfungskette alle zusammenarbeiten, bis hin zum Verbraucher.“
Stressfaktoren auffangen
Eine hohe N-Nutzungseffizienz sei nur mit gesunden, ausgewogen versorgten Kulturpflanzen möglich. Hier habe Yara in den vergangenen Jahren investiert, wie Felix Faistlinger erläuterte. Er berichtete über die neuen Werkzeuge für den erfolgreichen Pflanzenbau von Yara: Biostimulanzien aus der YaraAmplix-Familie. Eigens entwickelte Screening-Methoden, Verfahren zur Bewertung von Substanzen und vor allem spezifische Untersuchungen zu den Wirkungsweisen (Mode of Action) von Einzelsubstanzen und Kombipräparaten hätten neue Erkenntnisse möglich gemacht, erklärt Faistlinger: „Das Verständnis der Mode of Action ist deutlich gewachsen. Wir haben herausgefunden, dass es bei der Wirksamkeit nicht auf die Einzelkomponenten ankommt, sondern auf das Verständnis für Wirkung und Kombination der Inhaltsstoffe.“ Die Haltbarkeit der Produkte hänge vom Extraktionsverfahren ab, um bioaktive Substanzen schonend herauszufiltern. „Grundsätzlich gewähren wir eine Qualitätsgarantie von zwei Jahren.“ Die Produktgruppe decke zahlreiche Kulturen ab, erklärte Faistlinger, etwa beim Produkt Flostrel: „Das Algenprodukt mit Nährstoffzusätzen verbessert die Blüte und steigert die Fruchtbildung. Es hat sich in Soja, Weizen, Raps, Reis, Gerste, Apfel, Zitrone oder Tomate bewährt.“ Den Preis für eine Anwendung bezifferte er auf 18 €/ha. Insgesamt hätten die acht Produkte der neuen Familie ihre Wirksamkeit in 26 Kulturen unter Beweis gestellt. 318 Feldversuche erbrachten durchschnittliche Ertragssteigerungen von 5,8 %. Martin Herchenbach stellte die YaraPlus-Plattform vor, auf der künftig alle digitalen Angebote für Landwirte und Landhändler gebündelt bereitgestellt werden. „Sie enthält alle agronomischen Werkzeuge, Dienstleistungen und Expertenwissen von Yara rund um die Düngung. Eine Anmeldung für alle Tools, die einheitliche Menüführung und nahtlose Datenübertragung – all das macht die Arbeit effektiver und zeitsparender.“
Plattformen verschmelzen
Gestartet sei das Angebot im Februar: „Acht Monate nach der Einführung haben wir einige Tausend Nutzer, die laut einer repräsentativen Umfrage zufrieden mit dem Angebot sind“, sagt Herchenbach. Geplant sei, die App bis Jahresende auch in deutschen App-Stores bereitzustellen. Anfang 2025 würden YaraPlus und Atfarm, das Angebot zur teilflächenspezifischen Düngung, zu YaraPlus Atfarm verschmolzen. In Atfarm angelegte Schläge können so mit den anderen Elementen genutzt werden. Atfarm sei bereits mit dem John Deere Operation Center verbunden, auch diese Anwendung werde mit in YaraPlus Atfarm übernommen.Catrin Hahn
Die Kälbergesundheit ganzjährig konstant aufrechtzuerhalten, stellt jeden Betrieb vor eine große Herausforderung. Immer noch liegt die Kälbersterblichkeit bei durchschnittlich 7 %. Betrachtet man die Zahlen in Schleswig-Holstein, so ist zumindest im Jahr 2023 ein leichter Rückgang gegenüber den Vorjahren zu beobachten. Um die Kälbergesundheit weiterhin zu optimieren, sollte mit Beginn der kalten und nassen Monate jeder Betrieb sein Kälbermanagement erneut überprüfen.
Eine optimale Versorgung nach der Kalbung mit hochwertigem Kolostrum, saubere Einstreu und umfassende Stallhygiene sind selbstverständlich und unerlässlich für eine gute Kälbergesundheit und niedrige Kälberverluste.
Frieren bedeutet Energieverlust
Kälber haben vor allem in den ersten Lebenswochen einen höheren Wärmebedarf als ausgewachsene Kühe. Wenig Fettreserven machen eine Wärmeisolation kaum möglich. Ebenso fehlt die Verdauungswärme, die in einem bereits ausgebildeten Pansensystem erzeugt werden würde. Auch die körperliche Aktivität der Kälber ist im jungen Alter noch gering, weshalb eine optimale Klimagestaltung noch mehr an Bedeutung gewinnt. Die Optimaltemperatur, also die thermoneutrale Zone eines Kalbes, liegt zwischen 15 und 25 °C.
Ab 15 °C benötigt das Kalb keine zusätzliche Energie für die eigene Thermoregulation. Die normale metabolische Aktivität und die Bewegung des Kalbes reichen aus. Fallen die Temperaturen unter 15 °C, steigt die Krankheitsanfälligkeit der Kälber. Bei Temperaturen unter 10 °C leiden neugeborene Kälber unter Kältestress. Deshalb ist es im Winter dringend notwendig, das Kalb nach der Geburt zu trocknen, damit das Fell isolieren kann. Optional kann im Abkalbebereich eine „Trockenbox“ eingerichtet werden, die das Kalb direkt nach der Geburt vor dem Einzug in die Kälberhütte bezieht.
Bei der Igluhaltung im Freien ist eine ausreichende und trockene Einstreu essenziell. Hierbei hilft eine Orientierung an dem Nesting Score: Je besser sich die Kälber im Stroh nestartig einbetten können, desto höher ist dieser Wert. Beim Nesting Score 3 versinken die Beine im Stroh und sind im Liegen nicht mehr zu sehen. Nur so kann die Einstreu ausreichend isolieren und Kälberverluste minimieren. Bei sehr niedrigen Außentemperaturen und kranken Tieren können Kälberdecken nicht nur im Außenbereich, sondern auch innerhalb von Stallgebäuden zur Aufrechterhaltung der Körpertemperatur und somit zu weniger Energieverlusten beitragen. Bei der Verwendung von Kälberdecken ist Folgendes zu beachten:
Zu den größten Risiken für Erkrankungen bei Kälbern zählen nicht nur die im Herbst und Winter niedrigen Temperaturen, sondern auch häufig auftretende große Temperaturschwankungen in Verbindung mit kalter Luft, die bei Wind auf die Kälber trifft. Bei der Igluhaltung im Außenbereich können ein Umsetzen der Iglus oder ein Windschutz an der Überdachung Abhilfe leisten, um aufkommenden Wind abzuhalten. In Gruppenhaltungen haben sich Deckel über den Liegebereichen der Kälber bewährt, da sich die Kälber jederzeit vor herabfallender Luft und Zugluftbewegung schützen können. Hier sollte überprüft werden, ob die Deckel der Nester wandbündig sind, mit den Seitenwänden dicht abschließen und nicht zu hoch über dem Boden angebracht sind.
Trockenkalt besser als feuchtwarm
Atemwegserkrankungen gehören zu den häufigsten Abgangsursachen junger Kälber und führen auch später zu kostenintensiven Leistungseinbußen der Aufzuchttiere und Milchkühe. Zusammen mit niedrigen Temperaturen und Zugluft führen hohe Ammoniakkonzentrationen zu einer hohen Anfälligkeit gegen Krankheitserreger aller Art. Ist der Ammoniakgeruch für die menschliche Nase wahrnehmbar, ist die Konzentration bereits so hoch, dass die Kälberlunge geschädigt werden kann. Abhilfe schaffen hier nur ein verkürztes Entmistungsintervall und eine bessere Entlüftung, sofern diese baulich möglich ist.
Tränke sollte im Winter angepasst werden
Kälber haben im Winter einen erhöhten Energiebedarf und einen um 20 % höheren Erhaltungsbedarf. Dieser muss über die Fütterung und die Kalorienzufuhr gedeckt werden. Bei einer restriktiven Tränke sollten die Tränkmenge und -häufigkeit erhöht werden. Sind die Temperaturen langfristig unter dem Gefrierpunkt, kann die Tränkmenge bis zu 30 % gesteigert werden. Ebenso empfehlenswert ist die Einführung einer dritten Mahlzeit. Besonders nachts sollte kein Kalb einen leeren Milcheimer vorfinden. Werden die Mengen des Milchaustauschers erhöht, ist in jedem Falle die Empfehlung der Hersteller zu beachten, um Verdauungsprobleme zu vermeiden.
Bei der Ad-libitum-Tränke ist die Erhöhung der Menge zwar nicht notwendig, dennoch dürfen Eimer und Nuckel nicht einfrieren. Hier bieten sich Übergangslösungen wie etwa Neoprenüberzüge über den Eimern oder eine temporäre Umstellung auf eine rationierte Intensivtränke an.
Auch die Rau- und Kraftfuttermenge ermöglicht den (älteren) Kälbern eine erhöhte Energieaufnahme. Besonders bei der Vorlage von feuchten Futtermischungen und Silagen ist jedoch darauf zu achten, dass sie frostfrei sind.
Tierkontrolle und Immunprophylaxe
Eine Mutterschutzimpfung gegen die häufigsten Durchfallerreger, Rota-, Coronaviren und Colibakterien, oder die Grippeimpfung bilden eine gute Immunprophylaxe, die dem Kalb helfen kann, seltener und weniger schwer zu erkranken.
Bei deutlichen Krankheitsanzeichen einzelner Kälber, zum Beispiel starkem Husten, flacher Atmung und deutlichem Durchfall, ist eine Separation in ein Krankenabteil empfehlenswert. Das Krankenabteil sollte keine offene Luftverbindung zu den übrigen Kälbern haben und eine Einstreufläche ohne Tretmistunterlage bieten.
Fazit
• Kälberhaltung jedes Jahr aufs Neue überprüfen
• Einstreumenge und Entmistungsintervalle erhöhen
• Luftqualität und Luftfeuchtigkeit kontrollieren
• nicht nur auf niedrige Temperaturen, sondern auch auf starke Temperaturschwankungen achten
• Tierbeobachtung optimieren, frühzeitig reagieren und den Tierarzt hinzuziehen
• Tränkeregime überdenken und mehr Energie zuführen
Der Fachausschuss Ausbildung und Beratung tagte Mitte Oktober in Rendsburg. Neben Berichten aus der Landwirtschaftskammer und dem Bereich Aus- und Weiterbildung und Beratung ging es diesmal um die Vorstellung eines neuen Projektes, das Ruben Soth bei der Landwirtschaftskammer betreut.
Am 1. Oktober startete das neue Europäische Innovationsprojekt (EIP) „Flugsaat – Aussaat von Zwischenfrüchten und Untersaaten per Drohne“. Es steht im Zusammenhang mit den großen Zukunftsthemen Klimaanpassungen, nachhaltige Bodenbearbeitung und Effizienzsteigerungen in der Landwirtschaft und soll Antworten geben und technische Lösungen erproben.
„Gerade die vergangenen Jahre mit vielen Niederschlägen und auch Trockenphasen haben gezeigt, dass wir uns schon mitten im Klimawandel befinden“, sagt Ruben Soth. Wetterextreme nähmen zu. In der Praxis zeige sich, dass die Aussaat im vergangenen Herbst verzögert stattgefunden habe oder Landwirte sogar wegen des vielen Regens auf Sommerungen hätten ausweichen müssen. Der Klimareport des Deutschen Wetterdiensts kommt zu dem Ergebnis: Starkregen und mehr warme Tage nähmen zu. Die Bedingungen des vorigen Anbaujahrs könne man nicht mehr als Zufall beschreiben.
Statt Drille die Drohne?
In dem neuen Projekt soll nun erprobt werden, Zwischenfrüchte und Untersaaten künftig mit einer 2,80 x 3,08 m großen Drohne auszubringen. Die Drohne ermöglicht eine Verschiebung des Aussaatzeitpunkts. So kann die Zwischenfrucht bereits vor der Ernte in den stehenden Getreidebestand und die Untersaat erst kurz vor Reihenschluss des Maises ausgebracht werden. Das gibt der Zwischenfrucht einen Vegetationsvorsprung und ermöglicht eine Keimung auch an heißen Sommertagen. Durch die spätere Aussaat der Untersaat wird wiederum eine Konkurrenzsituation zur Hauptkultur vermieden.
Das Flugobjekt, das hier eingesetzt werden soll, ist einzigartig in Deutschland. Der 70-l-Saatguttank ist mit einem Wiegesensor ausgestattet. Wenn er leer ist, wird dies registriert, und die Drohne fliegt autonom zum Startplatz zurück, um Saatgut nachzufüllen. Sie fliegt mit Real Time Kinematik (RTK) auf Basis zuvor eingelesener Daten der Flächen auf Präzisionskarten. Nicht nur die rechtlichen Vorgaben sind beachtlich, auch ist für den Einsatz ein besonderer Drohnenführerschein erforderlich, da es die gängigen in der EU nicht erlauben, etwas von der Drohne abzuwerfen.
In dem Projekt arbeiten verschiedene Partner zusammen. Das Institut für landwirtschaftliche Verfahrenstechnik der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel (CAU) begleitet das Vorhaben wissenschaftlich. Aus der Praxis sind neun landwirtschaftliche Betriebe in verschiedenen Naturräumen Schleswig-Holsteins dabei. Außerdem wird das Projekt fachlich von der Saaten-Union, der Gewässerschutzberatung Nord sowie der Gewässerschutzberatung der Landwirtschaftskammer betreut. Gefördert wird das Projekt vom Land- und der EU. Die Laufzeit beträgt drei Jahre.
Die Mitglieder im Ausschuss zeigten sich begeistert. Ruben Soth schilderte, dass man sich erhoffe, Zwischenfrüchte und Untersaaten unabhängig von schlechten Bodenbedingungen ausbringen zu können – ohne Bodenverdichtung. Man könne auch nach Regen säen oder noch vor der Ernte.
Weitere Optionen für einen solchen Drohneneinsatz seien zudem die Düngung und die Spotspraytechnologie etwa in der Behandlung von Ampfer. Einsätze im Weinbau zum Pflanzenschutz in extremen Steillagen gebe es bereits. Vorstellbar seien auch gezielte Einsätze im Forst zur Verteilung von Pflanzpaketen in unwegsamem Gelände.
Soth erklärte, dass es in dem Projekt zunächst um die Entwicklung von Flugsaatmischungen gehe und um die Erstellung eines Leitfadens für den Einsatz dieser Flugsaattechnologie. Zeitgleich solle die Technik ökonomisch bewertet und mit den bisherigen Aussaattechniken verglichen werden. Die Drohne habe einen Anschaffungswert von rund 18.000 €. Zudem werden zwei Benzingeneratoren für die Stromgewinnung zum Aufladen der Drohnenakkus benötigt.
Innovation durch Wissenstransfer
Enno Karstens, Abteilungsleiter Bildung, Betriebswirtschaft und Beratung sowie Geschäftsführer des Ausschusses, machte deutlich, dass es in der Beratung der Kammer darum gehe, Wissenstransfer sicherzustellen. Mit Blick in die Zukunft und auf die Herausforderungen, vor denen der Agrarsektor und die Gesellschaft insgesamt stünden, befragte er die Ausschussmitglieder nach ihrer Einschätzung zu den großen, für die Praxis relevanten Themen, auf die eben auch eine etablierte Beratungs- und Weiterbildungseinrichtung wie die Landwirtschaftskammer schauen müsse.
Genannt wurden hier die Niederungsstrategie des Landes, das Thema vielfältiges Grünland in Kombination mit dem Thema Biodiversität sowie das Thema Klimabilanz. Eigenständiges Unternehmertum einzutauschen gegen eine Finanzierung ganzer Betriebszweige durch den Staat sei ein Schritt. Hier könne man leicht strategische Fehler machen, betonte Karstens. Die Landwirtschaftskammer bringt sich hier in Stellungnahmen auch gegenüber politischen Entscheidungsträgern ein.
Im Versuch habe Futterkamp zum Beispiel Klimabilanzen gerechnet, und es gebe einen groß angelegten Fütterungsversuch zum Thema Methanausstoß bei Kühen. Hier setze die Kammer bewusst Akzente. In Ellerhoop werde im Bereich Energieeffizienz im Unterglasanbau beraten. Die Landwirtschaftskammer wolle in diesen Bereichen weiter stärken und Kompetenzen durch mögliche Kooperationen hinzufügen. Dabei werde ein abteilungsübergreifendes Arbeiten in der Landwirtschaftskammer forciert.
Grüne-Berufe-Ausbildung digital
Dana Ohm, Fachbereichsleiterin Bildung, stellte die Entwicklungsfortschritte der Plattform „Azubi digital“ vor, welche frühestens 2026 am Start sein solle, da das Verfahren sehr aufwendig sei. Das neue Berufsbildungsvalidierungs- und Digitalisierungsgesetz (BVaDiG), das am 1. Januar 2025 in Kraft trete, verlange hier allerdings eine Zwischenlösung in der Debatte. Weiter ging Dana Ohm auf Änderungen der Dokumentationspflicht der Arbeitszeit für Auszubildende ein. Diese arbeitgeberseitige Verpflichtung sei noch nicht bei allen angekommen.
Die Zahlen der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge spiegele in vielen Berufen deutliche Rückgänge. Hier gelte es, in der Werbung für die Grünen Berufe nicht nachzulassen, betonte die Fachbereichsleiterin.
Kammerpräsidentin Ute Volquardsen hatte zu Beginn aus der Arbeit der Landwirtschaftskammer berichtet, dabei stellte sie unter anderem das Fördervorhaben im Gartenbauzentrum in Ellerhoop vor. Um die Baumschulwirtschaft in Schleswig-Holstein zu stärken und zukunftsfest aufzustellen, fördert die Landesregierung den Aufbau eines Modellbetriebs sowie die Einrichtung einer Koordinierungsstelle im Rahmen des Projekts „Nachhaltige Baumschulwirtschaft in Schleswig-Holstein“ mit 850.000 €. Koordiniert und durchgeführt wird das Projekt durch die Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein am Standort in Ellerhoop.
Das Kerngeschäft der Landwirtschaftskammer, die Beratung, Aus- und Weiterbildung, wird in Zeiten des Fachkräftemangels und angesichts der großen Veränderungen in der Branche und Gesellschaft nicht an Bedeutung verlieren. Es gilt hier, umso mehr die Entwicklungen vorzudenken und fachlich zu begleiten. Dabei ist die Landwirtschaftskammer durch innovative Projekte bestrebt, Innovationen zu erproben, zu bewerten und die Erfahrungen in die Praxis zu tragen.
Im Zusammenhang mit den veränderten Witterungsverhältnissen im Ablauf eines Jahres durch den Klimawandel und mit notwendigen Konsequenzen zum Klimaschutz wird auch intensiv über Anpassungsstrategien im Futterbau diskutiert. Schwerpunkte sind der vermehrte Anbau trockenheitsresistenter Pflanzenarten und -sorten sowie eine größere Vielfältigkeit im Futterbau. In diesem Rahmen wird auch über Spitzwegerich als Rinderfutter diskutiert. Der folgende Beitrag soll dazu eine Anregung sein.
Spitzwegerich (Plantago lanceolate) gehört neben dem Breitwegerich (Plantago major) zur Familie der Wegerichgewächse (Plantaginaceae). Spitzwegerich ist winterhart und mehrjährig. Das krautige Gewächs wird bis zu 50 cm hoch. Die lanzettlich geformten Blätter sind in einer Grundrosette angeordnet. Die Nutzung der grünen Pflanze erfolgt im Allgemeinen von Mai bis Oktober. Spitzwegerich verfügt über eine lange Pfahlwurzel, die somit das Wasser auch in tiefen Schichten erreicht. Spitzwegerich ist sehr hitzetolerant. Im gemäßigten Klima ist er sowohl im Flachland als auch in Höhen bis 1.700 m anzutreffen. Er wächst auf allen Böden und kommt in Wiesen, auf dem Acker, an Weg- und Waldrändern vor. Vom ursprünglich flach am Boden liegenden Kraut wurden durch züchterische Bearbeitung auch aufrecht wachsende Sorten geschaffen.
Spitzwegerich ist volkstümlich unter vielen Namen bekannt, wie Spießkraut, Ackerkraut, Schlangenzunge, Lungenblatt, Schafzunge sowie als Heilwegerich. Medizinisch nachgewiesene Heilwirkungen waren schon seit der Antike, in der germanischen Mythologie und im Mittelalter bekannt. Die Äbtissin Hildegard von Bingen (1098 bis 1179) beschreibt ausführlich die heilende und wohltuende Wirkung. In Deutschland wird Spitzwegerich vor allem als Tee oder in Teemischungen sowie als Extrakt in Hustensäften und Heilcremes verwendet. Er ist auch in Kräutermischungen für Pferde und Heimtiere auf dem Futtermittelmarkt anzutreffen. Im Zusammenhang mit der Beurteilung des Kräuteranteiles in Weidemischungen wird die Bedeutung von Spitzwegerich für Rinder und Schafe schon seit längerer Zeit diskutiert.
Passabler Futterwert?
Die Futterwertzahl – Schmackhaftigkeit nach Klapp wird für Spitzwegerich mit 6 ausgewiesen (0 = giftig, 8 = sehr gut gefressen, zum Beispiel Weidelgras). Im ökologischen Zeigerwert nach Ellenberg wird als Feuchtezeiger (Vorkommen der Pflanzen hinsichtlich des Gradienten Bodenfeuchte, wobei 1 stark trocken, 5 mittelfeuchte Böden, 9 durchnässte, luftarme Böden bedeutet), Spitzwegerich mit 2 bis 5 eingestuft.
Aus alldem lässt sich ableiten, dass Spitzwegerich, sowohl hinsichtlich der Bodenansprüche als auch hinsichtlich der Wasserverhältnisse, sehr anpassungsfähig ist. Die Zusammensetzung zeigt Tabelle 1.
Bemerkenswert ist, dass schon vor über 50 Jahren Spitzwegerich nach der Weender Vollanalyse untersucht wurde. Spitzwegerich enthält große Mengen Kalzium, Natrium und Kalium. Die sehr hohe Schmackhaftigkeit der Blätter wird vor allem auf den hohen Natriumgehalt zurückgeführt. Es wird berichtet, dass Spitzwegerich bis 6,8 MJ NEL/kg TS erreichen kann und dass die Nutzungsfrequenz sehr hoch sein muss, da mit dem Schießen der Blütenstände der Futterwert drastisch zurückgeht.
Neben der positiven Wirkung von Spitzwegerich auf die Futteraufnahme sind folgende Hauptwirkungen zu nennen:
• antibakteriell, entzündungshemmend (auch als das „pflanzliche Penicillin“ bezeichnet, Extrakte und Ähnliches schimmeln nicht)
• antiviral
• entspannende Wirkung (gegen Reizhusten)
• gegen Schleimhautentzündungen (Mund- und Rachenraum, Atemwege)
• Beschleunigung der Blutgerinnung
• diuretische Wirkung
• bei der Wundheilung Förderung der Epithelisierung
• leberschützende Wirkung (zum Beispiel gegen Mykotoxine)
• Einfluss auf den Stickstoff- und Eiweißstoffwechsel  nitrifikationshemmend
Im Spitzwegerich wurde eine Vielzahl sekundärer Pflanzeninhaltsstoffe festgestellt:
• Aucubin 0,3 bis 2,5 %
• Catalpol 0,3 bis 1,0 %
• Phenylethanoide 3,0 bis 8,0 %
• Schleimstoffe (Arabinogalactane; Glucomammane)2,0 bis 6,0 %
• Kaffeesäure 3,0 bis 8,0 %
• Gerbstoffe 6,0 bis 7,0 %
• Kieselsäure 1,0 bis 1,5 %
nur in den Blättern
• Saponine 0,2 bis 1,0 %
Die beiden Iridoidglycoside Aucubin und Catalpol sind die wohl wichtigsten Inhaltsstoffe und ihr Vorkommen und ihre Wirkung wurden sehr intensiv untersucht. Sie zeigen deutliche Unterschiede im Gehalt auf verschiedenen geologischen Standorten und bei unterschiedlichen Herkünften (auch Sorten). Ihr Gehalt ist in jungen Blättern am höchsten. Wirkungen von Spitzwegerich auf tierindividuelle Reaktionen werden vorwiegend auf die Wirkung von Aucubin zurückgeführt.
In den USA, Australien und vor allem in Neuseeland wird Spitzwegerich als Rinderfutter eingesetzt. Er ist Bestandteil des Grünlandes mit 10 bis 15 % Anteil, wird aber auch siliert und in Kombination mit Grassilage gefüttert. Im Biobetrieb Forchheim im Erzgebirge erhalten 1.400 Kühe während der Vegetationsperiode als alleiniges Grobfutter Grünfutter. Die 250 ha Dauergrünlandflächen werden intensiv mit Weidelgras, Rot- und Weißklee sowie mit Spitzwegerich nachgesät. Zur Nutzung als Rinderfutter mit höheren Rationsanteilen wird Spitzwegerich in Neuseeland mit dem Zuchtziel bearbeitet, Sorten mit hohem Anteil an Blattmasse zu erhalten.
Weniger N in den Ausscheidungen?
Mit 30 % Spitzwegerich in der Trockenmasse der Ration gefütterte Milchkühe hatten eine signifikant niedrigere Stickstoffausscheidung im Harn, die Futteraufnahme war normal, Milchmenge und Milchinhaltsstoffe unverändert. Die Beweidung einer Grasmischung mit Spitzwegerich führte bei Milchkühen zu einer Reduzierung des Stickstoffgehaltes im Harn um 19 %. Spitzwegerich senkt nicht nur die Stickstoffkonzentration im Harn, sondern auch die gesamte Stickstoffausscheidung und hat positiven Einfluss auf die Emissionen von Lachgas und Nitrat. Nachgewiesen wurde auch die Hemmung der Nitrifikation im Boden, also die Umwandlung von Ammoniumverbindungen zu Nitrat.
Von Tröber, Schmidtke und anderen wird berichtet, dass Spitzwegerich auch als Partner von Luzerne und Kleegrasgemischen geeignet ist, die Klimaanpassungsfähigkeit zu erhöhen und den Austrag von Stickstoff ins Grundwasser zu verringern.
Die Wirkung von Spitzwegerich in Rationen für Mutterschafe und Milchkühe zeigt Tabelle 2.
Eine wertvolle Literaturstudie „Zum Einsatz von Spitzwegerich in Saatmischungen für Wechselgrünland“ liegt von Komainda et alii vor („Mitteilungen der Arbeitsgemeinschaft Grünland und Futterbau“, 2020). Hier werden die Bedeutung des Spitzwegerichs für den Futterbau und die Konsequenzen für Tier, Pflanze und Boden auf der Grundlage von über 30 Literaturquellen der Jahre 1983 bis 2020 ausgewertet mit der Schlussfolgerung: „Spitzwegerich besitzt somit Potenzial für die Entwicklung klimaschonender Anbausysteme unterschiedlicher Nutzungsrichtungen.“
Der Fachausschuss Einkommenskombinationen tagte in der ersten Oktoberhälfte in Rendsburg. Neben Berichten aus der Landwirtschaftskammer und aus dem Bereich Einkommenskombinationen befasste er sich mit dem Thema Hofübergabe aus Sicht der Frauen und der dazugehörigen Beratung.
Auf eine Anfrage des Kammervorstandes beschäftigten sich die Ausschussmitglieder diesmal konkret mit den Fragen: „In welchem Umfang findet Beratung zu den Themen Betriebsübergabe und Alterssicherung statt? Ist der Umfang der Beratung zu den genannten Themen insbesondere aus dem Blickwinkel der Frauen ausreichend und erschöpfend?“
Dazu wurden in Gruppen unterschiedliche Rollen von Frauen unter die Lupe genommen und diskutiert: die Frau als Überlasserin des Hofes, als weichende Erbin, als Hofübernehmerin und als Ehepartnerin des Übernehmers. Der Tenor war, das wurde von verschiedenen Ausschussmitgliedern betont, dass die Landwirtschaftskammer in der Beratung gute Unterstützung biete, dass es aber gelte, die Themen der jüngeren Frauen noch mehr in den Fokus zu rücken. Ein Auftrag an die Kammer sei daher zu schauen, wie dies gelingen könne.
Vorsitzende Ute Bielfeldt berichtete, dass ihre Befragung von jungen Frauen gezeigt habe, dass für viele das Thema Hofübergabe in jungen Jahren gar nicht auf der Agenda stehe. Dr. Klaus Drescher, Geschäftsführer der Landwirtschaftskammer, merkte an, dass man viele Probleme bereits vorher auf dem Hof regeln müsse, bevor die Übergabe anstehe. Als Beispiel nannte er die private Altersvorsorge außerhalb der SVLFG im aktiven Erwerbsleben. Des Weiteren müsse jeder jungen Familie klar sein, dass eine Risikolebensversicherung abgeschlossen werden müsse, um einen Unfall oder Todesfall abzusichern, so Dr. Drescher.
Als eine Gelingensbedingung der Hofübergabe wurde herausgestellt, dass rechtzeitig und mit allen Beteiligten kommuniziert werde. Dafür könne es überaus sinnvoll sein, neutrale Beratung oder Mediation in Anspruch zu nehmen, um nicht nur die fachlichen Themen zu besprechen, sondern auch die menschlichen Aspekte, denn die Gefühle aller Beteiligten rund um die Hofübergabe würden nach Erfahrung der Prozessberaterinnen und -berater oft vernachlässigt, seien aber sehr wichtig für eine gelungene Hofübergabe.
Dr. Wiebke Meyer, Beraterin für Direktvermarktung und Bauernhofgastronomie und Prozessberaterin bei der Kammer, berichtete, dass die Beratungsnachfrage im Bereich Direktvermarktung bei der Kammer etwas zurückgegangen sei. Grund dafür seien einerseits die schwierigen Wirtschaftsbedingungen durch Kaufzurückhaltung der Verbraucher und auf der anderen Seite gestiegene Kosten für die Betriebe.
In der Beratung gehe es oft um die Direktvermarktung von Rindfleisch und um Schlachtung, dabei werden Auflagen von den Kreisveterinärämtern nicht einheitlich gehandhabt. Der Bereich Bauernhofgastronomie sei ebenso von Kostensteigerungen und oft fehlendem Personal betroffen, was auch Nachfragerückgänge in der Beratung zeigten, so Meyer.
„Gemütlich Kaffee trinken auf dem Land“ sei mit 70.000 Stück immer noch die auflagenstärkste Broschüre, aber der Verkauf der Inserate unter den schwierigen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen kein Selbstgänger.
Zugenommen hätten jedoch die Beratungsanfragen im Bereich Hofübergabe und Hofaufgabe bei den sozioökonomischen Beratern.
Stärken der Beratung sichtbar werden lassen
Enno Karstens, Abteilungsleiter Bildung, Betriebswirtschaft und Beratung sowie Geschäftsführer des Ausschusses, machte deutlich, dass es in der Beratung der Kammer darum gehe, die besonderen Kompetenzen der Landwirtschaftskammer sichtbar werden zu lassen und stetig zu verbessern. Mit Blick auf die Beratung sei es dabei auch wichtig, neue Mitarbeitende gut starten zu lassen.
Dafür sei das Mentoringprogramm eingeführt worden. Es werden junge und erfahrene Beratungskräfte zusammengebracht, sodass den jungen Kolleginnen und Kollegen ein möglichst reibungsloser Start in der Landwirtschaftskammer ermöglicht wird. Zudem gebe es eine breite Palette an fachlichen Fortbildungen, in denen die Beratungskräfte gezielt geschult werden. Eine Besonderheit im Beratungsangebot der Kammer sei die sogenannte Prozessberatung. Hier werde zusätzlich zur fachlichen Beratung auch die menschliche Seite bei betrieblichen Veränderungen begleitet. Die Prozessberaterinnen bedienten sich aus einem weit gefächerten Portfolio an Coaching-Methoden.
Prozessberater werde man nicht über Nacht, betonte Dr. Wiebke Meyer. Dies brauche eine profunde, methodische Ausbildung, viel Übung und wachsende Erfahrung, damit das Dienstleistungsangebot der Landwirtschaftskammer auch langfristig seinen Qualitätsstandard mit fachlich guten, sensiblen Beratungskräften behalte, so Enno Karstens. Die Beraterinnen in Sachen Einkommenskombinationen finden sich unter https://www.lksh.de/beratung/beratung-in-einkommenskombinationen
Ute Bielfeldt lobte die Projektarbeit von Maria Nielsen von der Landwirtschaftskammer im Bereich GreenCare (soziale Landwirtschaft). Hier gebe es einen großen Bedarf. Der Fortbildungskurs sei fundiert und werde sehr gut angenommen, was die interessanten Projekte zeigten, die im Rahmen der diesjährigen Zertifikatsübergabe präsentiert worden seien (siehe Ausgabe 42, Seiten 51 und 52). GreenCare ist nicht nur ein Thema für Frauen auf den Höfen. Zwei GreenCare-Projekte waren diesmal von Männern vorgestellt worden.
Weiterbildungssaison und Projekte
Im Bereich der Weiterbildung habe man für die Wintersaison 2024/25 wieder ein umfangreiches Fortbildungsprogramm für die Praxis zusammengestellt, erläuterte Karstens. Außerdem habe sich die Landwirtschaftskammer erneut auf verschiedene Eler-Beratungsbereiche beim Land beworben. Die Entscheidung, wer den Zuschlag bekommt, stehe aber noch aus.
Die Landwirtschaftskammer sei an drei EIP-Projekten beteiligt, darunter „GreenCare“ und „RindforNet_SH“, das Fragen der Digitalisierung in der Milchviehhaltung beim Weidemanagement, in der Überwachung der Eutergesundheit und bei der Nutzung von Klimabilanzierungstools beleuchtet, sowie am EIP-Vorhaben „Flugsaat“, einem Projekt zum Einsatz einer Drohne zur Ausbringung von Zwischenfruchtsaat. Auf diese Weise werden Innovationen weiter erprobt und Ergebnisse in die Praxis getragen.
Zu Beginn der Sitzung berichtete Dr. Klaus Drescher den Ausschussmitgliedern aus der Arbeit der Landwirtschaftskammer. Er konnte vermelden, dass man dabei sei, das Landwirtschaftskammer-Gesetz zu ändern, der Beschluss des Landtags stehe allerdings noch aus. Hintergrund sei der durch die Grundsteuerreform verursachte Wegfall des Einheitswertes, der durch den Grundsteuerwert ersetzt wird. Die Bemessungsgrundlage für die Kammerumlage müsse also angepasst werden.
Der Kammergeschäftsführer berichtete ferner über den aktuellen Stand der Baumaßnahmen im Schweine- und Rinderbereich im Lehr- und Versuchszentrum Futterkamp. Die diesjährige Norla sei hinsichtlich der Besucherzahl und der Aussteller erfolgreich gewesen, zwei Hallen wurden als „fliegende Bauten“ errichtet.
Bei der Deula werden derzeit ein Schulungszentrum sowie ein Gästehaus gebaut.
Fazit
Mit dem Bereich Prozessberatung hat die Landwirtschaftskammer in der Beratung wertvolle Alleinstellungsmerkmale, insbesondere beim Thema Hofübergabe stehen nicht nur rechtliche und organisatorische, sondern auch menschliche Themen im Fokus. Mit ihrem ganzheitlichen Ansatz bietet die Kammer nicht nur bei diesem komplexen Thema Hilfestellung, sondern auch bei anderen großen Veränderungsfragen. Der Bereich Einkommenskombinationen liefert seit Jahren Erfolgsbeispiele, wie Betriebe zusätzliche Einkommen schaffen können. Auch hier steht die Kammer mit kompetenter Beratung in vielen Bereichen parat. Das nächste Mal will sich der Ausschuss auf einem Betrieb mit Einkommensquellen im Energiebereich treffen, und zwar im Frühjahr.
Bei der Oktoberauktion konnte die Nachfrage nicht in allen Segmenten befriedigt werden. Der Markt für die weiblichen Tiere wurde vollständig geräumt, der Bullenmarkt lief auch sehr zufriedenstellend.
Auf die schwarzbunten Färsen wurde sehr qualitätsorientiert geboten. Im Schnitt wurde ein Preis von 2.550 € erlöst. Ein solcher Preis wurde auf einer Auktion lange nicht mehr erzielt. Und eine der jüngsten Färsen war auch der Topseller. Familie Bähnke aus Klein Schlamin erlöste mit der aus Embryotransfer stammenden „Castelli“-Tochter aus einer „Best Benz“-Mutter den Spitzenpreis von 3.900 €. Die großrahmige und sehr junge Färse begeisterte mit einem sehr festen Euter und die genomischen Zuchtwerte lassen auch viel für die Zukunft erwarten.
Die schwarzbunten Bullen wurden zu einem Durchschnittspreis von 2.300 € zugeschlagen. Teuerster Bulle war „Dajan“, ein „Gladius“-Sohn aus dem D-Stamm von der Rinderzucht Kaack GbR in Mözen. Bei der Körung fiel der großrahmige und sehr gut entwickelte Bulle bereits auf und nach einem spannenden Bieterduell wurde er für 2.900 € zugeschlagen.
Die zwei angebotenen Kühe von der Engelbrecht GbR aus Bokholt-Hanredder wurden im Schnitt für 2.350 € verkauft.
In der Abteilung Rotbunt konnte ebenfalls die Nachfrage nach gut herausgebrachten, abgekalbten Färsen nicht befriedigt werden. Gut entwickelte Färsen mit hohen Einsatzleistungen sind gesucht und so stand am Ende ein Durchschnittspreis von 2.629 € fest: ebenfalls ein Rekordpreis für die Auktion in Dätgen. 3.000 € erzielte Lars Frohbös aus Hoffnungsthal für seine mittelrahmige Marmor P-Tochter „Bertje“. Die hohe Einsatzleistung und das sehr gute Euter waren ausschlaggebend für diesen Spitzenpreis.
Die angebotenen rotbunten Bullen wurden alle verkauft, und zwar zu einem Durchschnittspreis von 2.550 €. Der dunkelrote, großrahmige und genetisch hornlose „Boy Red“-Sohn „Darco“ von Klaus Jürgen Wichmann zog das meiste Interesse auf sich und erlöste 2.800 €. Er verbleibt im Kreis Rendsburg und kommt hier zum Deckeinsatz.
Die drei angebotenen rotbunten Jungrinder von Lars Frohbös aus Hoffnungsthal wurden alle für 1.000 € pro Färse zugeschlagen.
Das Kontingent an Angler Färsen konnte ebenfalls vollständig abgesetzt werden. Der Durchschnittspreis lag bei 2.108 €. Den Höchstpreis erzielte Thore Henningsen für seine „Sevillo“-Tochter „Cassa“ mit 2.700 €. Die schicke Färse konnte mit einer Einsatzleistung von über 37 kg Milch im Ring begeistern.
Die nächste Auktion findet am 7. November in Dätgen statt. Die Rinderzucht Schleswig-Holstein eG (RSH) hofft auf eine größere Anzahl von Anmeldungen, da gute abgekalbte Färsen nach wie vor gesucht sind.