Start Blog Seite 20

Tierwohl und CO2-Effizienz gehen Hand in Hand

0

Die Landestagung der Arbeitsgemeinschaft der Rinderspezialberatung und der Landwirtschaftskammer ist als jährlich wiederkehrende Veranstaltung Magnet für Landwirtinnen und Landwirte sowie Beraterinnen und Berater.

Ute Volquardsen, Präsidentin der Landwirtschaftskammer, begrüßte zur alljährlichen Vortragsveranstaltung. Traditionell beginnt die Landestagung mit einem Rückblick auf das vorige Wirtschaftsjahr und dem Überblick über die Vollkostenauswertungen der Betriebe der Rinderspezialberatung. Volquardsen nutzte die Gelegenheit, dem jüngst berufenen Prof. Dr. Andreas Melfsen zur Professur Verfahrenstechnik in der Tierproduktion an der Fachhochschule Kiel zu gratulieren, und übergab im Anschluss an Prof. Dr. Kathrin Mahlkow-Nerge, die die Moderation der Veranstaltung übernahm. Den Auftakt machte Dr. Thomas Bahr (Agrarberatung Mitte e. V.) mit der Präsentation der Vollkostenauswertung des Wirtschaftsjahres 2023/2024, eine ausführliche Zusammenfassung folgt in der nächsten Woche.

Ute Volquardsen, Präsidentin der Landwirtschaftskammer, sprach anlässlich der Landestagung die Grußworte. Foto: Isa-Maria Kuhn

Es folgten drei Impulsvorträge zum Thema der diesjährigen Landestagung „Lohnen sich Investitionen in Tierwohl und CO2-Effizienz?“.

Lösungen gegen Emissionen

Wie können bautechnische Lösungen für mehr Tierwohl und CO2-Effizienz aussehen? – Dieser Frage widmete sich Prof. Dr. Andreas Melfsen und klärte zunächst die Begrifflichkeiten Tierwohl und Tiergerechtheit. Während Tierwohl den Zustand des Tieres selbst beschreibt, bezieht sich Tiergerecht­heit auf die Qualität der Haltungsbedingungen. Tierwohl kann also über bauliche Verbesserungen der Tiergerechtheit, sei es in der Ermöglichung von mehr Bewegungsfreiheit oder einer geeigneteren Fressplatzgestaltung, unterstützt werden. Diese und weitere Maßnahmen für mehr Tiergerechtheit können jedoch zu baulich bedingt höheren Emissionswirkungen führen, da ein höheres Platzangebot im Stall oder auf Auslaufflächen genau wie ungenügend gema­nagte Einstreubereiche die emittierende Fläche vergrößern kann und so trotz eines Mehrs an Tierwohl die CO2-Effizienz auf den ersten Blick reduziert wird.

Prof. Dr. Andreas Melfsen (FH Kiel) setzte Impulse für bauliche Lösungen. Foto: Isa-Maria Kuhn

Durch mehr Tierwohl zeige sich jedoch auch weniger Stress bei den Tieren und folglich seien insgesamt höhere Leistungen, verbesserte Langlebigkeit und folglich weniger Notwendigkeit zur Remontierung zu erwarten, so Melfsen. Dies führt dann wiederum zu verbesserter CO2-Effizienz, da unter anderem weniger Jungvieh aufgezogen werden muss.

Direkte bauliche Lösungen für die Minderung von Treibhausgasen wie Lachgas und Methan aus der Landwirtschaft, die zu großen Anteilen aus dem Wirtschaftsdüngermanagement stammen, können schon durch die Verlegung der Güllelagerung gegeben sein. Wird mit Gülleaußenlagern inklusive gasdichter Haube gearbeitet, werden Emissionen eingespart.

Ein weiterer wichtiger baulicher Aspekt betrifft die Gestaltung der potenziell emittierenden Flächen, die durch Reduzierung der Verschmutzung auch weniger Schadgase wie Ammoniak emittieren. Als Beispiel nennt Melfsen den Bau erhöhter, durch Trennbügel getrennter Fressplätze. Die erhöhte Standfläche wird weniger durch Kot und Harn verunreinigt.

Zusätzlich zur Einsparung von Emissionen darf aber das Tierwohl auch baulich nicht aus dem Blick geraten, sei es bei Optimierung des Luftwechsels, des Dachaufbaus oder der Neigung des Daches, um Hitzestressstunden zu reduzieren. Eine bisher noch nicht sehr weit verbreitete Möglichkeit bieten hier mehrschichtige Gründächer, die durch Evapotranspiration kühlend wirken. Ergänzend kann auf technische Lösungen wie Ventilatoren gesetzt werden, die aber nicht notwendigerweise die Ursachen des Wärmeeintrags kompensieren könnten. Baulich könne eine Grundlage geschaffen werden, das Management sorge dann für das Tierwohl, so Melfsen abschließend.

Milchwirtschaft und Nachhaltigkeit

Welche Wege geht die Milchwirtschaft beim Thema Nachhaltigkeit? – „Welchen Weg geht Arla?“, ergänzte Dr. Thomas Kröber (Arla Foods Deutschland GmbH) und zeigte in seinem Vortrag ebendiesen Weg auf. Arla ist eine Genossenschaft und legt großen Wert auf nachhaltige Produktion und Bezifferung dieser Nachhaltigkeit durch die Berechnung des CO2-Fußabdrucks der Milch. Dieses Vorgehen ist unter anderem der Nachfrage nach Nachhaltigkeitskennzahlen aus dem Lebensmitteleinzelhandel und der Milch verarbeitenden Industrie geschuldet. Außerdem sieht sich Arla verpflichtet, ihren Teil zu nationalen und EU-Klimazielen beizutragen.

Dr. Thomas Kröber (Arla Foods Deutschland GmbH) beschrieb, wie Meiereien die Nachhaltigkeit der Betriebe unterstützen können. Foto: Isa-Maria Kuhn

Die wissenschaftlich abgeleitete Berechnung des CO2-Fußabdrucks offenbart zunehmend eine Reduktion der ausgestoßenen CO2-Äquivalente je Kilogramm fett- und eiweißkorrigierter Milch. Mit dem Leitspruch „It’s not the cow, it’s the how” verweist Kröber auf den großen Einfluss des Managements und Betriebs auf die CO2-Produktion. Denn es ist nicht die Kuh, sondern vor allem das Management um sie herum, das zu mehr Nachhaltigkeit führen kann. In diesem Sinne hat Arla auf ihren Betrieben regelmäßige Klimachecks etabliert, die sich auf eine jährliche Datenerfassung mittels umfangreichen Fragenkatalogs stützt.

In 240 Fragen werden vor allem Daten zur Herde und der Tierhaltung an sich, zur Landnutzung und zu den eingesetzten Futtermitteln erfasst. Zum CO2-Fußabdruck gebe es eine Faustregel, so Kröber, die laute: „Alles, was in den Betrieb einfließt, hat einen CO2-Fußabdruck und alles, was den Betrieb verlässt, verlässt den Betrieb auch wieder mit einem CO2-Fußabdruck.“ Dies gilt auch für die sogenannten Treiber der Emissionen auf den Betrieben, zum Beispiel das aus der Pansenfermentation stammende Methan, Emissionen aus der Fütterung, hier insbesondere die Herkunft und Produktionsweise sowie den Umgang mit Wirtschaftsdüngern.

Über diese und weitere Informationen etwa zur Milchleistung beziehungsweise dem Erstkalbealter wurden die „Big 5“ abgeleitet, die universelle Themen umschreiben, die optimiert den CO2-Fußabdruck senken können und für alle Betriebstypen anwendbar sind. Zu den „Big 5“ gehören die Futter- und Proteineffizienz der Herde, die Kuhsterblichkeit, der Verbrauch an Düngemitteln und die Landnutzung. In ihnen finden sich Stellschrauben wieder, die sich positiv auf die CO2-Emissionen auswirken können, sei es durch den Einsatz nachhaltig produzierter Futtermittel, bessere Haltungsbedingungen und erhöhte Nutzungsdauer oder den nachhaltigen Einsatz von Düngemitteln.

Für die Betriebe der Arla kann sich ein guter CO2-Fußabdruck auch monetär lohnen, da bei 80 erreichten Punkten 2,40 ct/kg fett- und eiweißkorrigierter Milch zusätzlich ausgezahlt werden.

Kombination Vollweide und AMS

Kann die Kombination aus automatischem Melken und Vollweide eine nachhaltige Alternative sein? – Über seine Erfahrungen dazu berichtete Jörg Riecken (Landwirt aus Großbarkau) in einem Impulsvortrag. Der Weg zur Vollweide ergab sich laut Riecken aus dem Wunsch nach verbesserter Klauengesundheit und weniger Aufwand für die Klauenpflege.

Jörg Riecken (Landwirt Großbarkau) berichtete aus seiner täglichen Praxis zu mehr Tierwohl und Nachhaltigkeit. Foto: Isa-Maria Kuhn

Seine Herde mit 140 Holstein-Friesian-Kühen läuft von April bis Oktober auf der Weide und produziert rund 11.770 kg Milch je Kuh und Jahr. In der weidefreien Zeit werden die Kühe auf dem Grünhof in einem geförderten Tierwohlstall mit 10%iger Unterbelegung gehalten. Der Weg zur Weidehaltung brachte zudem eine Änderung im Abkalbemanagement, denn die Kühe kalben im Block über vier Monate im Herbst ab. Bis Heiligabend seien bereits 100 Abkalbungen durch, berichtet Riecken.

Durch die Weidehaltung aller Tiere über viele Monate hat sich besonders die Klauengesundheit verbessert. „Ich habe eigentlich keine Mortellaro mehr“, beschreibt Riecken die Situation. Färsen kämen das erste Mal zum ersten Trockenstellen in den Klauenstand.

Neben dem tiergesundheitlichen und damit auch Tierwohlaspekt sei vor allem die Arbeitseffizienz deutlich gestiegen. Zwar ergibt sich durch die saisonale Abkalbung eine Arbeitsspitze, diese ist jedoch so gelagert, dass die eigenen Arbeiten in der Außenwirtschaft abgeschlossen sind. Zeit für die Außenwirtschaft, bauliche Maßnahmen und Erholung nimmt Riecken sich in der Zeit zwischen März und Mitte September.

Durch die Ausnutzung der herausragenden Grasqualität in Frühjahr und Sommer ergibt sich für die Herde des Grünhofs eine sehr gute Grundfutterleistung von 5.000 bis 6.000 kg. Vor dem Start in die Weidesaison werden die Kühe während der ersten Laktationshälfte schon im Stall voll ausgefüttert. Die Milchleistung wird dann von April bis Juni durch das junge, nährstoffreiche Gras hochgehalten. Mit sinkendem Bedarf in der Spätlaktation bietet das Gras im Sommer weiterhin genug Inhaltsstoffe, um die Kühe leistungsgerecht zu versorgen. Als „Dürrepuffer“ empfiehlt Riecken, Maissilage bereitzustellen.

Das Melken der Tiere wird während der gesamten Laktation durch drei Melkroboter geleistet. Kühe, die nicht ausreichend ausgemolken sind, werden nicht auf die Weiden entlassen, sondern mittels Drei-Wege-Tor in einen Separationsbereich geleitet. Sobald sie den Melkroboter erneut aufgesucht haben und ausgemolken sind, dürfen die Kühe auf die Tages- oder Nachtweide.

Insgesamt beschreibt Riecken, dass sich durch die Vollweide das Tierwohl gesteigert habe, sei es durch gesündere Klauen oder die wenigen Fälle von Verletzungen wie Technopathien. Im Sinne der Nachhaltigkeit ist die Weide ebenso wertschöpfend, da Ammoniakemissionen und Energieverbräuche durch Diesel vergleichsweise reduziert sind.

Fazit

Die Vortragenden konnten mit ihren Impulsen einige Fragen aufwerfen, die im Anschluss an eine Kommunikationspause in einer Podiumsdiskussion beantwortet wurden. Die Ergebnisse der Podiumsdiskussion werden im zweiten Teil der Berichterstattung aufgegriffen.

Lesen Sie hier Teil 2 der Landestagung 2025: https://www.bauernblatt.com/dem-landwirt-darf-der-spass-nicht-genommen-werden/

Landessortenversuche Speisekartoffeln in Niedersachsen

0

Die Kartoffelsaison 2024 war in Niedersachsen im Mai und Juni relativ feucht, was an vielen Standorten zu einem frühen Befall mit Krautfäule führte. Durch gezielte Maßnahmen hatten die Landwirte diese aber gut im Griff. Beregnung war erst im Juli und August nötig. Bei einigen Pflanzgutpartien bereitete die Schwarzbeinigkeit Probleme, sowohl im Auflauf als auch im Bestand der Kartoffeln.

Seit über 20 Jahren führt die Landwirtschaftskammer Niedersachsen Landessortenversuche durch. An zwei Standorten (­Celle und Suderburg) laufen Versuche für frühe und mittelfrühe Sorten. Das Sortiment ist mit mehreren anderen Bundesländern abgestimmt. Nachdem eine Sorte drei Jahre geprüft wurde und somit die Prüfung abgeschlossen ist, erfolgt eine bundesweite Beurteilung der Sorte (am Ende des Artikels). Bei den einjährig und zweijährig geprüften Sorten finden sich nur die Ergebnisse der Versuche in Celle und Suderburg wieder. Beides sind typische Heidestandorte mit zirka 30 Bodenpunkten, die bei Bedarf beregnet werden.

Grundsätzlich ist die Sortenwahl so aufgebaut, dass sich die neuen Sorten mit drei guten etablierten Sorten unterschiedlicher Kochtypen messen müssen. Das sind zum Beispiel im frühen Sortiment ‚Belana‘, ‚Sunita‘ und ‚Wega‘. Diese Sorten stellen auch die Bezugsbasis für die Berechnung der Erträge und Sortierungen in Relativzahlen dar. Jede Sorte wird drei Jahre geprüft, es sei denn, die Sorte war nicht lieferfähig oder zeigte im ersten Versuchsjahr schon so gravierende Schwächen, dass sie aus dem Sortiment gestrichen wurde. Deshalb gibt es in den Tabellen nicht von jeder Sorte zweijährige Ergebnisse, weil entweder die Prüfung 2023 abgeschlossen oder eine Sorte erst 2024 neu aufgenommen wurde. 2024 standen im frühen Sortiment elf und im späteren vierzehn Sorten. Neu aufgenommen wurden bei den frühen Sorten ‚Artemis‘ und ‚Jutta‘. In der Reifegruppe 3 gingen erstmals die Sorten ‚Elise‘, ‚Lotta‘‚ ‚Samoa‘ und ,Thalia‘ an den Start. Von den 34 in den Jahren 2023 und 2024 geprüften Sorten waren zehn festkochend, 22 vorwiegend festkochend und zwei mehligkochend. Die Stickstoffdüngung wurde mit 150 kg/ha Nmin durchgeführt. Bei Kali, Phosphor und Magnesium wurde nach der Bodenuntersuchung und den Empfehlungen der Landwirtschaftskammer gedüngt.

Starke Sortenunterschiede gibt es beim Schorf.

Die Kartoffeln wurden je nach Standort am 16. oder 22. April gepflanzt. Die Herbizidbehandlung erfolgte mit einer metribuzinfreien Tankmischung, damit metribuzin­unverträgliche Sorten nicht unter der Herbizidmaßnahme litten. Die Fungizidmaßnahmen gegen Krautfäule und Alternaria sowie Insektizidmaßnahmen gegen Kartoffelkäfer und Läuse wurden so durchgeführt, dass die Bestände gesund blieben. So werden die eigentlichen Versuchsfragen nicht durch einen pilzlichen oder tierischen Schaderreger überlagert. Eine reifegruppenspezifische, praxisnahe Krautregulierung Anfang bis Mitte August war die Grundlage für die Ernte schalenfester Ware.

In den Versuchen fand eine Vielzahl von Bonituren statt. Im Bestand wurden der Aufgang, die Fehlstellen sowie die Krankheiten Rhizoctonia, Schwarzbeinigkeit und Krautfäule festgehalten. Sofort nach der Ernte ermittelten wir den Ertrag, die Sortierung, den Stärkegehalt und hohle Knollen an Übergrößen. Später bonitierten wir am Erntegut Fäulen, Schorf, Rhizoctonia, Eisenfleckigkeit, Wachstumsrisse und ergrünte Knollen. Ein Kochtest Anfang November gab Aufschluss über Kochtyp, Fleischfarbe und insbesondere Geschmack der einzelnen Sorten. In diesem Artikel stehen die wichtigsten praxisrelevanten Parameter im Vordergrund.

Erträge, Sortierung und Stärkegehalte

Die Erträge (dt/ha) lagen 2024 aufgrund der guten Wasserversorgung über denen von 2023. An den relativen Erträgen ist gut zu erkennen, dass die meisten Sorten eine genetische Veranlagung zu hohen oder niedrigen Erträgen haben. Überdurchschnittliche Erträge (Tabelle 1 und 2) erzielten in beiden Jahren in der frühen Reifegruppe die Sorten ‚Adorata‘, ‚Fabricia‘, ‚Florentina‘, ‚Wega‘ und ‚4 You‘. Auch die beiden neuen Sorten Artemis‘ und Jutta‘ brachten einen hohen Ertrag. In der Reifegruppe 3 hatten ‚Columbia‘, ‚Merle‘ und insbesondere ,Taormina‘ die Nase vorn. Nach der Ertragsfeststellung wurden die Kartoffeln sortiert. Ein erhöhter Anteil an Drillingen (kleine Knollen) wurde in den beiden Jahren nur bei der Sorte ‚Gerona‘ ermittelt. Diese Eigenschaft muss aber nicht unbedingt von Nachteil sein, für bestimmte Verwertungsrichtungen ist sie sogar ein erklärtes Zuchtziel, genauso wie ein hoher Anteil an Übergrößen, der je nach Vermarkter als Vor- oder Nachteil angesehen werden kann. Extrem viele Übergrößen (über 30 %) hatten ‚Adorata‘, ‚Axenia‘, ‚Columbia‘, ‚Petra‘, ‚Sandra‘, ‚Sunita‘, ‚Polly‘, ‚Taormina‘ und im Jahr 2024 ‚Fabricia‘. Wenn Übergrößen nicht explizit erwünscht sind, sind die Konsequenzen für die Praxis eine geringere Stickstoffdüngung, ein engerer Pflanzabstand und/oder ein früherer Krautregulierungstermin. Tabelle 3 zeigt die Stärkegehalte der Sorten. Auch hier ist zu erkennen, dass die Sorten eine genetische Veranlagung zu mehr oder weniger Stärke haben, da sich die Ergebnisse in den Jahren ähneln.

Anbaueigenschaften im Überblick

Einige Eigenschaften sind in Tabelle 4 dargestellt. Für die Vermarktung können die äußeren und inneren Mängel entscheidend sein. Zu den wichtigsten äußeren Mängeln zählen der gewöhnliche Schorf und Rhizoctonia-Pocken auf der Schale. Bei den inneren Mängeln können Eisenflecken für eine erfolgreiche Vermarktung entscheidend sein. Da in den Jahren 2023/24 kaum Eisenflecken in den Kartoffeln unserer Versuchsstandorte zu finden waren, muss auf die Darstellung dieser Eigenschaft in Tabelle 4 verzichtet werden.

Beim gewöhnlichen Schorf waren in den letzten Versuchsjahren starke Sortenunterschiede zu bonitieren. Diese Ergebnisse sind in Tabelle 4 eingeflossen. Insbesondere die Sorten ‚Artemis‘, ‚Axenia‘, ‚Chateau‘, ‚Emiliana‘, ‚Florentina‘, ‚Franca‘, ‚Lotta‘, ‚Luna Rossa‘, ‚Polly‘, ‚Regina‘ und ‚Samoa‘ hatten reichlich Schorf auf der Schale. Deshalb sollten sie nur auf Standorten angebaut werden, die intensiv beregnet werden können und einen nicht zu hohen pH-Wert aufweisen. Sehr geringen Schorfbesatz zeigten ‚Belana‘, ‚Camelia‘, ‚Gerona‘, ‚Jutta‘, ‚Lea‘, ‚Lilly‘, ‚Sandra‘ und ‚Sunita‘. Auch Sorten, die stabil gegen Schorf in den Versuchen waren, sollten nicht zu spät beregnet werden (Stolonenverdickung). Frühes Beregnen unter trockenen Bodenverhältnissen kann für eine Minimierung von Schorf mit entscheidend sein.

Rhizoctonia trat in den letzten Versuchsjahren immer wieder auf, trotz einer Flüssigbeizung mit Moncut. Die Ergebnisse finden sich in Tabelle 4.

Nematodenresistenz gegen Globodera pallida

Für den Landwirt ist es wichtig, zu wissen, ob er Nematoden auf seinen Flächen hat und, wenn ja, welche Art und Menge. Danach kann er planen, welche Sorte auf welchem Standort passt. Sollten weiße Nematoden (Pallida 2, 3) auf der Fläche sein, eignen sich die vorwiegend festkochende Sorte ‚4 You‘ (Pa 2, 3) und die festkochende Sorte ‚Vindika‘ (Pa 2, 3). Diese Sorten sind auch zur Nutzung im Rahmen von Bekämpfungsprogrammen in Deutschland geeignet.

Speiseeigenschaften getestet

Beim Testessen bestätigte sich meistens die bekannte Sorteneinstufung der Kochtypen festkochend, vorwiegend festkochend und mehligkochend. Die Fleischfarbe „tiefgelb” gekochter Kartoffeln (Tabelle 5) zeigten die Sorten ‚Belana‘, ‚Emiliana‘, ‚Merle‘, ‚Regina‘, ‚Santera‘ und ‚Wega‘ am intensivsten. Wozu ist die Fleischfarbe wichtig? Die Antwort ist einfach: Das Auge isst mit, und Tiefgelb ist einfach schöner als Hellgelb.

Bei der Prüfung auf den Geschmack wird nicht in „gut” und „schlecht” schmeckende Sorten unterschieden. Vielmehr werden bestimmte definierte „Mängel im Geschmack” (zum Beispiel bitter, fade) festgestellt. Besonders geringe Mängel und somit einen sehr guten Geschmack hatten ‚Belana‘, ‚Chateau‘, ‚Emiliana‘, ‚Lea‘, ‚Merle‘, ‚Regina‘, ‚Samoa‘, ‚Santera‘, ‚Vindika‘ und ‚Wega‘.

Empfehlenswerte Sorten des geprüften Sortiments

Aus diesen vielen Daten die passenden Sorten für den Betrieb zu finden ist nicht einfach. Tabelle 6 zeigt eine Übersicht der empfehlenswerten Sorten, die mindestens dreijährig geprüft wurden und deren Prüfung somit abgeschlossen ist. Diese Beurteilung wurde länderübergreifend durchgeführt. Der Parameter Speisequalität wurde ermittelt aus der Fleischfarbe und dem Geschmack gekochter Knollen. Um in die Empfehlung zu kommen, sollten mindestens zwei Versuchsjahre, besser drei vorliegen. Deshalb sind die neu geprüften Sorten noch nicht in dieser Tabelle aufgeführt. In der gesamten Sortenempfehlung für 2025 befinden sich noch wesentlich mehr Sorten, die jedoch 2023 und 2024 nicht mehr im Sortiment standen. Neu in der Tabelle ist der Parameter „Festigkeit gegen grüne Knollen“. Mit dieser Eigenschaft soll ein Hinweis auf die Pflanztiefe gegeben werden. Sorten, die zu grünen Knollen neigen, sollten etwas mehr Erdbedeckung bekommen.

Fazit

Jede Sorte hat in bestimmten Parametern Vorteile, aber auch Nachteile. Das Paket der Eigenschaften führt zur richtigen Sorte. Guter Geschmack und gutes Aussehen sind wichtig, damit der Konsum von Speisekartoffeln nicht weitersinkt, sondern wieder steigt. Die Vermarktungsfähigkeit kann die Auswahl einschränken. Noch unbekannte Sorten sind nicht so einfach zu vermarkten wie bekannte Sorten. Der Anbau sollte mit der aufnehmenden Hand abgesprochen werden. Nematoden sind auf einigen Standorten ein Problem, deshalb sollte auf die Nematoden-Resistenz geachtet werden, wobei noch wenige Sorten mit einer Pallida-Resistenz im Speisebereich vorhanden sind. Wünschenswert ist eine Nematoden-Untersuchung vor dem Anbau von Kartoffeln.

Pflanzenschutzgerätekontrolle alle drei Jahre verpflichtend

0

Dass die Pflanzenschutzgerätekontrolle, umgangssprachlich auch Spritzen-TÜV genannt, alle sechs Kalenderhalbjahre verpflichtend ist, sollte jeder sachkundige Anwender wissen. Besonders wichtig für den Anwender von Pflanzenschutzgeräten ist jedoch auch das Wissen über die korrekte selbstständige Wartung der Geräte. Welche Maßnahmen innerhalb der amtlichen Prüfintervalle wann zu ergreifen sind, wird in diesem Artikel ­behandelt.

Mit Einführung der regelmäßigen Sachkundefortbildungen für Anwender von Pflanzenschutzmitteln (PSM) wurde aus politischen Gründen das Prüfintervall für Pflanzenschutzgeräte von vier auf sechs Kalenderhalbjahre erhöht. Aus fachlicher Sicht ist das eher riskant, da die Fehlerhäufigkeit bei den Geräten natürlich eine Funktion aus Anwendungsintensität und Zeit ist. Was hat der Verfügungsberechtigte oder Besitzer eines Pflanzenschutzgerätes also in Eigenregie zu unternehmen, damit er trotz des langen Zeitraumes sicher unterwegs ist?

Das Jahr beginnt in aller Regel mit dem Auswintern des Pflanzenschutzgerätes, hieran schließen sich bald die erste Befüllung und die regelmäßigen und vorschriftsmäßigen Reinigungen nach den Anwendungen an. Voraussichtlich wird auch die eine oder andere Reparatur der Geräte in der Saison selbstständig ausgeführt.

Auswintern und Auslitern

Je nach Betriebsart und -größe überwintern die Pflanzenschutzgeräte mit Frostschutz in Tanks und Leitungen, wenn sie nicht frostfrei stehen können. Das Frostschutzmittel sollte so vollständig wie möglich aufgefangen und wiederverwendet werden. Dafür werden die vorgeschriebenen Ablassvorrichtungen der Tanks genutzt. Auch an den Frischwassertank und die Einspülschleuse, wenn vorhanden, muss gedacht werden. Das Gestänge kann oft durch Anheben einer Seite und Öffnen des dann tiefer gelegenen Tropfstopps geleert werden. Um auch die Leitungen frei zu bekommen, können Planen unter das Gestänge gehängt werden, in die bis zum Luftausstoß über die Düsen die Leitungen entleert werden. Dann entfällt die vorher genannte Entleerung des Gestänges. In jedem Fall sollte die anzunehmende Restmenge im System mindestens mit der zehnfachen Menge Wasser verdünnt werden und auf biologisch belebter Ackerfläche gut verteilt mit zirka 150 l/ha ausgebracht werden.

Aktuelle Prüfplakette mit ­Fälligkeit 2028

Düsen müssen nicht im Gestänge überwintern. Die applikationsfreie Zeit kann genutzt werden, um sie zu reinigen. Dies kann zusätzlich zum Spülen mit Spezialreiniger und -bürsten mit weicher Bürste in einem Ultraschallbad erfolgen. Die Membranen der Tropfstopps sollten vor der erneuten Inbetriebnahme ebenso kontrolliert und gegebenenfalls gereinigt oder gewechselt werden.

Wenn die gereinigten Düsen wieder eingebaut sind, wird es spannend. Die Spritze sollte nun etwa zur Hälfte mit Frischwasser befüllt werden. Nach einer Überprüfung der sicherheitsrelevanten Teile des Spritzenanbaus wie der Zapfwelle geht es hinaus auf eine bewachsene, biologisch aktive Fläche. Hier werden alle verbauten Düsensätze visuell kontrolliert. Dabei sollten alle für die jeweiligen Düsen infrage kommenden Drücke von Minimal- über Optimal- bis zum Maximaldruck überprüft werden. Bei Maximallast der Pumpe müssen auch alle Leitungen auf Leckagen überprüft werden – besser, ein Schlauch platzt beim Test ab als bei einer Fahrt mit Pflanzenschutzmitteln. Bei der visuellen Überprüfung kommt es natürlich auf die gleichmäßige Spritzfächerausbildung an. Unregelmäßigkeiten einzelner Düsen müssen durch Reinigen oder Austauschen behoben werden. Ist optisch alles in Ordnung und es werden keine Geräteteile angespritzt, muss noch ausgelitert werden. Hierfür wird bei Optimaldruck 1 min lang ein Messbecher unter eine Düse gehalten. Den Optimaldruck gibt der Hersteller an. Die dazugehörige Flüssigkeitsmenge findet man in den Tabellen der Hersteller oder in der „Universaltabelle der verlustmindernden Düsen“ des Julius-Kühn-Instituts (JKI). Diese Messung wird mindestens an einer Düse jeder Teilbreite durchgeführt. Eine Abweichung vom Mittelwert aller getesteten Düsen von 10 % ist akzeptabel. Bei hochmodernen Geräten mit Einzeldüsenschaltung und 36 m Arbeitsbreite wird es mit dem Auslitern der Düsen schwierig. Im Zweifelsfall sollte hier jährlich zur Querverteilungsprüfung in eine amtlich anerkannte Werkstatt gefahren werden.

Pumpe und Regelarmaturen

Die Leistung der Pumpe und die Genauigkeit der Gleichregelarmatur kann relativ einfach überprüft werden. Die Spritze läuft hierfür bei normalem Arbeitsdruck und appliziert auf allen Teilbreiten. Nun werden alle Teilbreiten nacheinander weg- und wieder hinzugeschaltet. Der am Manometer angegebene Druck darf bei weggeschalteter Teilbreite nicht variieren. Abweichungen können in der Regel durch Justierung nach Gebrauchsanweisung behoben werden. Gelingt dies nicht, so muss eine Werkstatt aufgesucht werden.

Die Pumpenleistung sollte bei in Gebrauch befindlichen Geräten noch mindestens 90 % der Werkleistung betragen. Ohne entsprechendes Gerät kann die notwendige Leistung bei den meisten Geräten (mit hydraulischer Umwälzung) folgendermaßen überprüft werden: Größte verbaute Düse bei maximalem Arbeitsdruck applizieren lassen. Nun muss im Tank bei mindestens halber Befüllung noch deutlich sichtbare Umwälzung stattfinden. Ist dies nicht der Fall, muss das Gerät in die Werkstatt.

Sicheres Arbeiten am Pflanzenschutzgerät

Sind alle vorbereitenden Prüfmaßnahmen zur Zufriedenheit durchgeführt, geht es ans Befüllen. Dies, alle oben genannten und die nachfolgenden Arbeiten finden in persönlicher Schutzausrüstung (PSA) statt. Minimum sind dabei geeignete Handschuhe und beim Hantieren mit unverdünntem Pflanzenschutzmittel Kittelschürze, Schutzbrille und Gummistiefel. Das Befüllen, Reinigen und alle Reparaturmaßnahmen sollten dringend auf bewachsener, biologisch aktiver Fläche vorgenommen werden. Vor dem Einfüllen der PSM werden hier auch in der Saison regelmäßig mit Frischwasser visuell die Spritzfächer kontrolliert.

Wann ist die Prüfung fällig?

Abschließend hier die wichtigsten Infos zur amtlichen Kontrolle: Auf der Prüfplakette ist das Datum der Fälligkeit der nächsten Prüfung angegeben, nicht der letzte Prüftermin. Eine Plakette und das dazugehörige Prüfprotokoll sind europaweit anzuerkennen, wenn nachweislich nach EN ISO 16122 geprüft wurde. Dies muss aber explizit aus den Unterlagen und der Plakette hervorgehen. Achtung: Die Fälligkeit der nächsten Prüfung ist zum Beispiel in Frankreich erst nach zehn Kalenderhalbjahren. Die französische Prüfung ist anerkannt, der nächste Prüftermin in Deutschland hat dennoch sechs Kalenderhalbjahre nach der letzten Prüfung stattzufinden.

Dem Verfügungsberechtigten eines Pflanzenschutzgerätes sollte die Gründlichkeit der Kontrolle sehr wichtig sein. Für eine herkömmliche Feldspritze sind es 48 Prüfpunkte, die auf der Webseite des JKI detailliert dargestellt sind (https://tinyurl.com/tksw2n2y). Eine solche Prüfung braucht Zeit. Die Kommunikation zwischen Verfügungsberechtigtem und amtlichem Prüfer ist für eine erfolgreiche Prüfung von großer Bedeutung.

Weitere Informationen zur Pflanzenschutzgerätekontrolle und zur Anwendungstechnik im Pflanzenschutz unter https://t1p.de/dsmmq

Die Universaltabellen des JKI finden sich unter: https://t1p.de/q1jl7

Fazit

Pflanzenschutztechnik muss alle sechs Kalenderhalbjahre geprüft werden. In der Zwischenzeit hat der Verfügungsberechtigte die Verantwortung für die gründliche und regelmäßige Überprüfung der Pflanzenschutzgeräte. Die im Text besprochenen Maßnahmen haben keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Auch in den Gebrauchsanweisungen finden sich Wartungsanweisungen, die regelmäßig durchgeführt werden müssen. Es muss ständig auf die korrekte Funktion der Pflanzenschutzgeräte geachtet werden, da sonst kostspielige Anwendungen nicht den gewünschten Erfolg erzielen. Umweltbelastungen oder Kontaminationen der Anwender können die Folge von schlechter Wartung sein. Es ist zu bedenken, dass das Prüfintervall von sechs Kalenderhalbjahren sehr lang ist. In diesem Zeitraum können sich viele Fehler in der Technik einschleichen.

Aktuelles im ökologischen Ackerbau

0

Friedlich grasen die Schafe im Mondschein auf der ökologischen Versuchsfläche in Barlt (Foto). Aber der Schein trügt. Die Vorbereitungen zur Saat der Sommerungen laufen auf Hochtouren. In den Hallen wird Saatgut abgewogen, Drillpläne werden erstellt und letzte Versuchsvarianten abgestimmt.

Auch auf Praxisflächen sieht man, dass der eine oder andere die Frosttage zum Pflügen genutzt hat. Dies sollte auch bei den nächsten Minusgraden priorisiert werden, denn Sommerungen danken einen frühen Saattermin durch bessere Bewurzelung und stabilere Bestandesdichten.

Sowohl die für angedachten Sommerungen als auch die etablierten Winterungen ist die Nährstoffversorgung zu konkretisieren. Auch bei regelmäßiger organischer Düngung sind ökologisch bewirtschaftete Flächen oft schlecht mit Kali versorgt. Besonders Leguminosen (auch Kleegras), aber auch Stoppelgetreide profitieren von einer Düngung. Der Schwefelbedarf von Getreide und Leguminosen liegt bei zirka 25 kg S/ha. Mit Schwefel in Sulfatform sollte bis Anfang März gewartet werden, da bei wenig Wachstum und viel Niederschlag eine Verlagerung in tiefere Bodenschichten droht.

Wirtschaftsdünger dürfen wie alle stickstoff- und phosphathaltige Düngemittel nicht auf gefrorenen Boden gefahren werden. Bereits Anfang Februar gab es Ausbringgelegenheiten ohne Frost. Generell gilt für die Wirksamkeit von organischen Düngern, dass ein früher Zeitpunkt von Vorteil ist. Zu beachten ist, dass bei niedriger Luftfeuchte und Wind die Ausgasung von Ammoniak am höchsten ist. Gärreste sind hier besonders gefährdet. Um möglichst viel des wertvollen Stickstoffes für die Pflanzen zur Verfügung zu haben, sollte man Verluste vermeiden. Dies geschieht am besten durch verlustarme Ausbringtechnik, schnelles Einarbeiten (eine Stunde ist Pflicht) und regnerische Witterung nach der Maßnahme. Ein Wissen um die Nährstoffgehalte von Wirtschaftsdüngern, hilft diese zielgerichtet einzusetzen. Daher empfiehlt es sich Proben zur Analyse zu ziehen.

Die im Herbst bestellten Bestände präsentieren sich aktuell ausreichend üppig. Auf den Ökoversuchsfeldern der LKSH erreicht die am 21. September gedrillte Wintergerste in Futterkamp bis zu 95 % Bodenbedeckung. Restverkrautung nach den Striegelgängen im Herbst hatte in den Warmphasen im Dezember Zeit, sich weiterzuentwickeln. Hier heißt es, bereitzustehen für die nächsten mechanischen Maßnahmen bei abgetrocknetem Boden.

Verstorbenen Frauen die Würde zurückgeben

0

In der Kieler Medizin- und Pharmaziehistorischen Sammlung der Christian-Albrechts-Universität ist seit 2020 die Ausstellung „Female Remains – Frauenschicksale und die Vermessung der Geburt“ zu sehen. Sie zeichnet den Lebensweg von fünf armen, ledig schwangeren Patientinnen der früheren Hebammenlehr- und Gebäranstalt zu Kiel nach.

In der Präsentation befindet sich auch ein Vitrinenschrank aus dem 19. Jahrhundert mit 31 weiblichen Beckenknochen. Sie wurden im Namen der Forschung Verstorbenen entnommen, bei denen die Geburt aufgrund ihrer Beckenform Komplikationen verursachte.

Elisabeth Heimann

Ein Lebensweg in der Ausstellung erinnert an Elisabeth Heimann (1819-1847), eine Magd in der Landwirtschaft. Sie wird als Tochter eines Gutstagelöhners geboren. Ihre Mutter stirbt, als Elisabeth neun Jahre alt ist. Sie und die vier Geschwister wachsen in prekären Lebensumständen auf. Die junge Frau beschreitet deshalb den typischen Weg eines Dienstmädchens.

Gustav Adolph Michaelis
Repro: Silke Bromm-Krieger

Nach verschiedenen Beschäftigungen tritt sie am 1. Mai 1844 ihre Stelle als Magd auf einem großen Milchbauernhof in Neu-Bokhorst bei Schillsdorf an. Doch wegen einer Schwangerschaft, Kindsvater unbekannt, wird sie am 8. Februar 1847 entlassen. Am 31. Mai nimmt sie die Gebäranstalt auf. Wehen setzen am 18. Juni ein, aber nach drei Tagen ist ihr Kind immer noch nicht geboren. Ihr Becken ist sehr eng, der Kindskopf groß. Der damalige Leiter der Gebäranstalt, Gustav Adolph Michaelis (1798-1848), entscheidet sich für einen Kaiserschnitt. Das Ungeborene stirbt aber bereits vor dem Eingriff im Mutterleib. Am 22. Juni ist auch die 28-jährige Elisabeth tot. Die Obduktion bestätigt eine massive Entzündung des Unterleibs und schwere Verletzungen durch die Entbindung des toten Säuglings. Das Obduktionsprotokoll endet mit den Worten „Becken conserviert“.

In Schleswig-Holstein und anderswo sind zu dieser Zeit Leichname von im Wochenbett gestorbenen, unehelich Schwangeren für den Gebrauch zu anatomischen Zwecken freigegeben. Im allgemeinen Bewusstsein werden derlei Sektionen als Strafe empfunden.

Die tragische Geschichte von Elisabeth Heimann ist kein Einzelfall. Im 19. Jahrhundert gibt es für arme, ledige, schwangere Frauen, ob in der Stadt oder auf dem Land, fast keine Unterstützungsangebote. Auf die Schwangerschaft einer unverheirateten Frau aus benachteiligten Gesellschaftsschichten reagieren Obrigkeit und Umfeld mit Härte und Unverständnis. Häufig verliert die Betroffene nicht nur die Arbeitsstelle, sondern ihren sozialen Ruf. Eine eigene Heimstatt, in der sie ein Kind zur Welt bringen könnte, hat sie oft nicht. Die Kosten für eine Hebamme kann sie nicht zahlen. In vielen Fällen als Halb- oder Vollwaise aufgewachsen, als Kostkind in eine oder mehrere Pflegefamilien gegeben, fehlt ihr ein zuverlässiges familiäres oder soziales Hilfsnetz. Zudem droht bis in das Jahr 1857 hinein eine sogenannte Unzuchtsstrafe.

Die genaue Einrichtung des Entbindungszimmers im Gebärhaus ist nicht bekannt. Entbindungsbetten wie dieses, waren aber verbreitet. Repro: Silke Bromm-Krieger

Gebäranstalten wie die 1805 in Kiel eröffnete zielen darauf ab, diese Verhältnisse langfristig zu ändern. Sie sind für manche betroffene Frauen, die hier kostenlose Geburtshilfe erhalten, der einzige Ausweg. Ein Attest über eine dort erfolgte Geburt und Taufe des Kindes ermöglicht ihnen zudem Straffreiheit.

Die Mediziner, die den Anstalten vorstehen, sehen jene zunächst hauptsächlich als Stätten der Forschung an. „Dementsprechend wurden die dort unterkommenden Frauen immer auch als Versuchspersonen verstanden und gebraucht. Ein Mitspracherecht wurde ihnen dabei kaum zugestanden. Und auch in den Gebärhäusern blieb der Tod trotz und zum Teil gerade durch die medizinische Versorgung ein ständiger Begleiter von Schwangerschaft, Geburt und Wochenbett“, schreiben Prof. Dr. Ibrahim Alkatout und Dr. Christian Hoffarth im Vorwort ihres Buches zur Ausstellung mit dem Titel „arm ledig schwanger – Die Kieler Gebäranstalt des 19. Jahrhunderts als Spiegel medizinischer und sozialer Herausforderungen“.

Wibke Butenschön

Diese traurige Erkenntnis trifft ebenso auf das Dienstmädchen in der Landwirtschaft Wibke Butenschön (1828-1860) zu. Sie wird am 23. Oktober 1828 in Nortorf geboren. Die Familie leidet Not. Der Vater stirbt 1838 im Armenhaus. Alle fünf Kinder sind an Rachitis erkrankt, einer Störung des Knochenstoffwechsels. Diese zeigt sich in weichen Knochen, die sich unter der Last des Körpergewichts verformen.

Im 19. Jahrhundert treten unter der armen Bevölkerung ausgeprägte Formen der Krankheit auf. Sie äußern sich zum Beispiel in einem Buckel, O- oder X-Beinen, einem eingefallenen Brustbein oder einer Beckenverformung. Die Geschwister von Wibke erreichen lediglich das Kindesalter. Sie selbst bewegt sich bis zum 12. Lebensjahr nur kriechend fort. Mit 14 Jahren schafft sie es, langsam und wackelnd ohne Stütze zu gehen. Mit ihrer körperlichen Behinderung arbeitet sie dennoch als Dienstmädchen, zunächst in Nortorf, später in Borgdorf.

Mit 31 Jahren erwartet die Unverheiratete ein Kind vom Webergesellen Heinrich Brandt. Daraufhin verliert sie vermutlich ihre Arbeit auf einem Hof des Gutes Emkendorf. Wibke weiß nicht wohin. Acht Wochen vor der Geburt sucht sie die Kieler Gebäranstalt auf. Sie ist sehr klein (120 cm), blass und hat einen ausgeprägten Hängebauch. Die Vermessung des Beckens ergibt eine hochgradige Verengung. Schwierigkeiten bei der Niederkunft sind absehbar.

Carl Conrad Litzmann
Repro: Silke Bromm-Krieger

Am 23. Oktober 1860 wird Wibke durch einen damals hochriskanten Kaiserschnitt von Carl Conrad Litzmann (1815-1890), Leiter der Gebäranstalt von 1849-1885, entbunden. Drei Tage später stirbt sie, doch ihre kleine Tochter Caesarine Caroline lebt. Sie wird zunächst von anderen Wöchnerinnen gestillt. Am 15. Dezember 1860 teilt die Gutsverwaltung Emkendorf dem Pastorat Nortorf mit, dass sie die Heimatrechte des Mädchens anerkennt. Damit verpflichtet sich das Gut, für seinen weiteren Unterhalt zu sorgen.

Im gesamtgesellschaftlichen Kontext waren die armen, unverheirateten Schwangeren, die in die Gebäranstalt kamen, eine überschaubare Gruppe. Meist stammten sie aus ländlichen Gebieten, waren von früher Jugend an als Gesinde tätig, arbeiteten bei wechselnden Arbeitgebern als Hilfskräfte für Kost und Logis in Landwirtschaft, Handwerk und Haushalt.

Noch heute ist wenig über sie und ihre beklemmenden sozialen Bedingungen bekannt. „Zum einen wurde in den ländlichen Regionen und über ihre Bewohner wesentlich weniger Schriftgut produziert als im städtischen Raum, zum anderen ist auf dem Land zumeist weniger davon bewahrt worden. In den Archiven und Bibliotheken Schleswig-Holsteins und seiner Nachbarländer finden sich folglich nur relativ wenige Unterlagen, die einen tiefen Einblick in die Lebensumstände armer Menschen im 19. Jahrhundert, insbesondere in den ländlichen Regionen, erlauben“, bemerken Alkatout und Hoffarth in ihrer Publikation.

Litzmann untersuchte die seltensten Beckenformen. Dieses schräg-verschobene Becken überließ ihm ein Kollege aus Dresden.
Repro: Silke Bromm-Krieger

Trotzdem gelang es den Autoren, 14 Lebenswege von Wöchnerinnen der Gebäranstalt, denen man posthum das Becken entnommen hatte, als ein Zeugnis ihrer Existenz zu rekonstruieren. Unter ihnen sind die fünf Patientinnen aus der Ausstellung: Elisabeth, Wibke, Magdalena, Engel und Katharina.

Die sehenswerte Schau beschäftigt sich außerdem mit dem Verhältnis zwischen Patientinnen, Hebammen und Geburtshelfern und erläutert die historische Forschung zum Verständnis des Geburtsvorgangs. Sie regt die Museumsbesucher interaktiv an, den Umgang mit den Frauen und ihren sterblichen Überresten zu diskutieren und sich selbst eine Meinung zu bilden. Mehr Infos unter ­med-hist.uni-kiel.de

Literatur

Ibrahim Alkatout und Christian Hoffarth: „arm ledig schwanger – Die Kieler Gebäranstalt des 19. Jahrhunderts als Spiegel medizinischer und sozialer Herausforderungen“, Solivagus Verlag, 28 €

ISBN: 978-3-947064-19-9

Die Autoren vollziehen in 14 Patientinnengeschichten ihr Leben und Sterben nach. Sie erklären die gesetzlichen Bedingungen, unter denen sich ledige Schwangere bewegten, und informieren über Geburtshilfe ab dem 19. Jahrhundert.

Ein Blick in die Ausstellung
Foto: Silke Bromm-Krieger
Kamen bei der Geburt zum Einsatz: Hörrohr, Chloroform-Besteck, Dusche und eine Mühle für Mutterkorn, das als Wehenmittel diente
Foto: Silke Bromm-Krieger
Lange führten Hebammen Geburten allein durch. Die Karikatur von Isaac Cruikshank (Wellcome Collection London, 1784) polemisiert gegen den damals neuen, männlichen Geburtshelfer.
Repro: Silke Bromm-Krieger
OP-Instrumente waren für eine Entbindung bei verengtem Becken unentbehrlich. Die Zange wurde zum Symbol der medizinischen Geburtshilfe. Foto: Silke Bromm-Krieger


Züchter im Porträt: Silke Zuba aus Wesselburen

0

Aufgewachsen auf einem landwirtschaftlichen Betrieb, entdeckte Silke Zuba früh ihre Leidenschaft für Pferde. Mit 18 Jahren konnte sie ihren Vater überzeugen, sich gemeinsam eine Stute zu kaufen. Die damals begonnene Zucht besteht bis heute und wird inzwischen in der nächsten Generation betrieben.

Ihr erstes Pferd kaufte Silke Zuba, damals noch Gehrts, mit ihrem angesparten Konfirmationsgeld. „Leider reichte es nicht, aber mein Vater legte den Rest dazu“, erinnert sich die heute 62-Jährige. Klaus-Wilhelm Gehrts war ebenfalls auf einem landwirtschaftlichen Betrieb aufgewachsen und kannte noch die Arbeit mit den Pferden auf dem Acker. Doch nun sollte es kein Arbeitspferd sein. Sie fanden eine tragende Holsteiner Stute mit hohem Vollblutanteil: Marotte von Sacramento Song xx-Korenbleem xx aus dem Stamm 18a2.

Sechs Wochen nach dem Kauf wurde das erste Fohlen von Calando I bei Familie Gehrts geboren. Kurz wurde überlegt, ob Silke Zuba nun auf Marotte reiten könnte, doch die Stute hatte eine Narbe an der Schulter. Vor allem aber nahm sie ihren Namen genau. „Sie war sehr eigen“, erinnert sich Zuba heute lachend. Das Reiten gab sie trotzdem nicht auf. „Witzigerweise war mein erfolgreichstes Pferd ein Hannoveraner“, berichtet sie. Sie habe viele L- und M-Springen gewonnen und sei auch in Klasse S platziert gewesen.

Doch vor allem begann damals eine schöne Züchtergeschichte, denn die Liebe zu Pferden sollte Vater und Tochter in den nächsten Jahren zusammenschweißen. Marotte wurde Linienbegründerin mehrerer Hengste und erfolgreicher Sportpferde. Sie bekam noch fünf weitere Fohlen. „Wir haben viermal Landgraf und einmal Caletto II eingesetzt“, erinnert sich Zuba. Für die Besamung fuhr man damals noch auf die Hengststationen, alles passierte im Natursprung. Doch die Stute ließ sich kaum anfassen. „Einmal sollten wir zur Nachbesamung, konnten sie aber nicht einfangen“, erzählt Zuba. Zum Glück war Marotte schon tragend.

Von den Fohlen behielten die Züchter Winnipeg und Zürich. Winnipeg brachte die gekörten Hengste Lasandos und Larson sowie mit Orchidee eine Staatsprämienstute und über ihre Tochter Fair Lady mit Littlefield und For Ever G zwei weitere gekörte Hengste. Fair Lady ist über ihre Tochter My Cash auch die Großmutter von Cheppetta, die unter Kevin Staut unter anderem den CSI5* Hermès Grand Prix in Paris gewann.

„Verrückte Stute“

Auch Zürich machte Zuba und ihren Vater glücklich. Aus einer Anpaarung mit Concerto II kam der in Holstein bekannte Calle Cool, der zweimal mit Nisse Lüneburg das Hamburger Spring-Derby gewann. Beide Male waren seine Züchter nicht anwesend. „Wenn wir in Hamburg zugeschaut haben, war er immer nicht so gut“, erinnert sich Zuba. Aber auch vor dem Fernseher seien die Siege spannend gewesen. „Man flippt schon aus“, gibt sie zu.

Calle Cool, der mit Nisse Lüneburg zweimal das Hamburger Springderby gewann, stammt aus der Zucht von Klaus Gehrts und Silke Zuba. Foto: Imago

Eine Stute aus der Zürich verkauften die beiden nach Föhr: Perle von Carry. Aus einer Anpaarung mit Cassini I bekam sie die Tochter Ariane, die von Silkes Mann Günther Zuba zurückgekauft wurde. Genau wie eine ihrer Töchter von Casall ist sie noch in der Zucht bei Silke Zuba.

In den 1980er Jahren machte Silke Gehrts eine Ausbildung bei der Bank. Ein Arbeitskollege wusste, dass die Familie Holsteiner züchtete, und brachte sie mit einem Bekannten zusammen, der eine „verrückte Stute“, tragend von Corleone, verkaufen wollte. Vater und Tochter fuhren nach Eckernförde und man wurde sich schnell handelseinig. Die einzige Bedingung: Die Stute müsse sofort mitgenommen werden. „Am Ende war sie gar nicht so schlimm, aber die Pferde wurden durch das ganze Vollblut natürlich griffiger. Damit konnte nicht jeder umgehen“, sagt Zuba heute.

So zog 1986 Liberia von Sacramento Song xx-Heidgraf aus dem Stamm 2383 ein. Sie ist die Mutter der Staatsprämienstute Gitania von Capitol, die 2006 das erfolgreichste Holsteiner Pferd war. Gitania gewann mit Markus Ehning mehrere Große Preise und Weltcupspringen und machte Klaus-Wilhelm Gehrts 2005 zum Züchter des Jahres. Bevor sie im Sport Erfolge sammelte, wurde sie in der Zucht eingesetzt. Dabei hätte sie nach einem überragenden Stutentest mit einer 10,0 im Springen und einer 9,0 in der Rittigkeit leicht verkauft werden können. Doch vorher sollte sie den Züchtern eine Stute bringen.

Das erste Fohlen wurde ein Hengst: Lupo ging ebenfalls erfolgreich im internationalen Sport. Dann kam My Conny von Concerto II. Über sie wird bei Silke Zuba der Stamm 2383 weitergeführt. My Conny brachte unter anderem Velvet Brown von For Pleasure, die ebenfalls international erfolgreich war. Auch zwei weitere Töchter hat Zuba noch in ihrer Zucht.

Nächste Generation

Nach der Bankausbildung arbeitete sie eine Zeit lang in Fulda bei einer Brauerei, doch es zog sie zurück in den Norden. Mit 30 Jahren heiratete sie Günther Zuba. „Er hat von Anfang an gesagt, dass es in Ordnung sei mit den Pferden“, berichtet sie lachend. Günther Zuba habe früher sogar selbst im Sattel gesessen, vor allem aber habe er ein sehr gutes Auge für Tiere. Nur sollte der Stall nicht voll sein mit Pferden, die nichts einbrächten.

Seit Zuchtbeginn mit der Stute Marotte züchtete sie gemeinsam mit ihrem Vater unter seinem Namen, aber irgendwann wollte sie auch selbst genannt werden. „Wenn ich mich nach der Hochzeit mit meinem neuen Namen gemeldet habe, wusste niemand, wer ich bin“, erinnert sie sich. Deshalb wurde nach der Hochzeit für die gemeinsamen Pferde eine Zuchtgemeinschaft von Vater und Tochter gegründet.

Die ersten Jahre standen auch noch Stuten bei Gehrts in Zennhusen, Kreis Dithmarschen. Silke Zubas Bruder Timm Gehrts übernahm 2004 den Hof der Eltern und damit auch die Hälfte der Pferde aus dem Stamm 18a2. „Er züchtet noch, aber während er reduziert hat, haben wir es weiter ausgebaut“, erklärt Zuba. Nach der Hofübergabe zogen die Stuten von Silke und ihrem Vater nach Wesselburen. Seit etwa zehn Jahren läuft die gesamte Zucht unter Silke Zubas Namen. Ihr Vater wird in diesem Jahr 88 Jahre alt und kommt immer noch gern vorbei, um Anpaarungen zu besprechen oder die Fohlen zu begutachten.

Zu seiner großen Freude ist auch die nächste Generation voll mit eingestiegen. Silke und Günther Zuba haben zwei Söhne, die beide schon seit ihrer Kindheit züchten. „Mein Chef aus Fulda hatte eine Cassini-Stute, die farblich nicht in seinen Vierspänner passte. Die hat er den Kindern geschenkt, als sie zehn und 13 Jahre alt waren“, berichtet Zuba. Mit ihr begannen die Brüder zu züchten: „Wir haben die Kosten ausgelegt, dafür mussten die Jungs im Stall helfen.“ Die Stute bekam Hengstfohlen, die verkauft wurden. So hatten die Jungs im Herbst ein bisschen Geld und blieben bei der Sache. Als die Stute starb, schenkte ihr Opa ihnen eine andere, mit der sie weiterzüchteten.

Zehn Fohlen erwartet

Martin Zuba, der ältere der beiden, ließ sich konfirmieren. Doch Stefan, der jüngere, wollte statt der Konfirmationsfeier lieber ein Fohlen. Heute hat er zwei tragende Stuten im heimatlichen Stall, den inzwischen Martin Zuba übernommen hat. Er ist ebenfalls noch in der Zucht aktiv. Seine Stute Bonny ist tragend von Million Dollar. „Pferde­affin sind sie beide. Auch ihre Freundinnen haben etwas für Pferde übrig“, freut sich Zuba. In diesem Jahr erwartet die Familie insgesamt zehn Fohlen. „Der Zauber hört nie auf“, sagt die Züchterin. Jedes Fohlen sei etwas Besonderes.

Damit sie nicht ständig aufstehen muss, hat sie Bildschirme in der Küche und im Schlafzimmer, auf denen die Abfohlboxen per Video überwacht werden. Im vergangenen Jahr kaufte Zuba noch einmal eine besondere Stute von der Stoeterij van de Helle in Belgien: Ustina van de Helle von Casello aus der Diamantina. „Da musste ich zwei Jahre betteln“, erzählt sie lachend. Diese Stute ist nun tragend von United Way. „Auf das Fohlen bin ich in diesem Jahr am neugierigsten“, gibt sie zu.

Züchterisch hat Zuba schon viel erreicht. Nun würde sie sich freuen, wenn der bei ihr geborene und nach Belgien verkaufte Casquetto van de Helle, der wiederum über Fair Lady auf Marotte zurückgeht, noch einmal im Fernsehen zu sehen wäre. Die Chancen stehen gut, denn der Zehnjährige läuft unter Kevin Jochems in Springen über 1,50 m.

Doch bei all dem Stolz, der Liebe und den tollen Fohlen leben die Zubas nicht von den Pferden. Die Landwirtschaft mit Ackerbau und Mutterkuhhaltung sowie die Kartoffeln bringen das Geld ein. Dennoch sind sie eine Pferdefamilie durch und durch.

Die Abfohlboxen bei Silke Zuba sind videoüberwacht, sodass sie nicht ständig in den Stall laufen muss, wenn sie auf die Fohlen wartet. Foto: privat

Teambuilding und Kommunikation

0

Der neue Vorstand des Landjugendverbandes (LJV) ist seit ­November im Amt und die neuen ­Gesichter der Runde werden nach und nach vertrauter mit den Aufgaben und Herausforderungen, die das Amt mit sich bringt.

Neben repräsentativen Aufgaben und der Planung und Gestaltung von Veranstaltungen und Projektgruppen ist eine zielführende Kommunikation mit dem Hauptamt unverzichtbar. Um die Zusammenarbeit im Team weiter zu verbessern, kamen vorige Woche Ehren- und Hauptämter mit der Referentin Babette Bendsen in der Geschäftsstelle zusammen. Nach einem Snack sowie einer Vorstellungs- und Einführungsrunde, in der sich alle Anwesenden auf einem Stimmungsbarometer einordnen durften, begann eine interaktive Stationsarbeit, in deren Zuge sich Kleingruppen mit Fragen zur Zusammenarbeit auseinandersetzten. Die Stellwände mit den Aufgaben waren dabei im Büro verteilt, sodass sich alle Gruppen in Ruhe beraten konnten, ehe die Antworten und Ideen verschriftlicht wurden. Wie können wir als Team noch besser effektiver und positiver zusammenarbeiten und welche Spielregeln ließen sich hierfür aufstellen? Was stört die Leute im Team aktuell und behindert eine gute Zusammenarbeit? Wo liegen unsere Stärken und wie setzen wir sie bestmöglich ein? Fragen wie diesen gingen die Dreierteams auf den Grund und erarbeiteten dabei viele aufschlussreiche Punkte, die im Anschluss präsentiert und diskutiert wurden. Zwar wurde deutlich, dass es hinsichtlich des landjugendlichen Backgrounds, des Alters und auch der Arbeitszeiten im Landjugendkontext Unterschiede zwischen Ehren- und Hauptamt gibt, jedoch kann man diesen mit Verständnis und einer respektvollen Kommunikation auf Augenhöhe sowie verbindlichen Absprachen begegnen.

Die Gruppe war sich zudem einig, dass ein gutes Arbeitsumfeld im Büro für ein besseres Arbeitsklima sorge und dass mithilfe von Digitalisierung bürotypische Aktenberge vermieden werden könnten. Auch das Modernisieren und Verschönern des Büros solle vorangetrieben werden. Die sinnvolle Kürzung von Vorstandssitzungen und die Integration eines beruflichen und persönlichen Stimmungsbarometers zu Beginn einer solchen Veranstaltung könnten sich positiv auswirken und für konstruktive Kritik sorgen.

Die Stärken im Team wurden insbesondere in der Improvisation, dem wertschätzenden Umgang und der optimistischen Arbeitseinstellung gesehen, mit der die Herausforderungen angepackt werden.

Schlussendlich waren sich in einem Punkt wirklich alle einig: der Liebe zu den ländlichen Räumen und zum Bundesland Schleswig-Holstein, das man mit seinen Angeboten bereichern möchte. Rückblickend lässt sich der Teamabend als eine sinnvolle, bereichernde und kurzweilige Veranstaltung beschreiben, durch die die künftige Zusammenarbeit sicherlich positiv beeinflusst wird.

VR Classics in den Holstenhallen von Neumünster

0

Vier Tage lang von morgens um 8 Uhr bis spät in die Nacht gab es in den Holstenhallen in Neumünster Spring- und Dressursport, Vielseitigkeit, Kostüme und Show. Mit dabei waren Nachwuchsreiter, die zum ersten Mal in den Holstenhallen starteten, aber auch viele Routiniers und natürlich alles dazwischen. Sie alle boten den 45.000 Zuschauern viele spannende Stunden.

Josch Löhden und der Cornet Obolensky-Sohn EIC Schabernack gewannen das wichtigste Springen der VR Classics, den Großen Preis am Sonntagabend. Nachdem sie in der Qualifikation noch vier Fehler zu verzeichnen hatten, blieben sie im Finale fehlerfrei und setzten sich an die Spitze des 40-köpfigen Starterfelds. „Mein Plan war natürlich, null und superschnell zu reiten”, verriet der 33-Jährige aus Niedersachsen. Der Plan ging auf: Den Zweitplatzierten, Robin Naeve und Carlito H, nahm das Paar 5 s ab. Die Dänin Caroline Rehoff Pedersen blieb mit Golden Eye ebenfalls fehlerfrei und sprang auf Rang drei.

Als vierter Starter im zweiten Umlauf hatte Löhden keine Gelegenheit, sich andere Reiter vor ihm anzuschauen. „EIC Schabernack ist ein sehr, sehr schnelles Pferd, das sich nicht lange am Sprung aufhält und mitkämpft. Nach meiner Runde habe ich die ganze Zeit mitgefiebert und das Glück war dann auch noch auf meiner Seite”, erzählte er im Anschluss an seinen Sieg.

Robin Naeve, der 28-jährige Sohn des Nationenpreisreiters Jörg Naeve aus Bovenau, Kreis Rendsburg-Eckernförde, freute sich sichtlich über seinen zweiten Platz. Er gab zu, dass Carlito H „nicht das schnellste Pferd” sei, aber immer alles gebe. Neumünster sei für ihn als Schleswig-Holsteiner ein sehr spezielles Turnier: „Es gibt so viele Turniere an diesem Wochenende, ein Viersterneturnier in Opglabbeek, fünf Sterne in Hongkong, zwei Sterne in Oliva, aber mit dieser Stimmung in den Holstenhallen können die alle nicht mithalten. Es ist jedes Mal ein Genuss, hier zu ­reiten.“

Schon die Qualifikation für den Großen Preis war anspruchsvoll: Parcourschef Christian Wiegand und sein Team hatten für das Championat von Neumünster, ein internationales Weltranglistenspringen, einen Parcours über 1,55 m aufgebaut. Für das Stechen qualifizierten sich 17 der 51 Starterpaare. Der 26-jährige Bas Moerings und seine KWPN-Stute Kivinia siegten vor dem Sachsen Michael Kölz mit Catch Me P und Tobias Schwarz aus Baden-Württemberg mit Lugano.

Knappe Entscheidungen

Hannes Ahlmann aus Reher, Kreis Steinburg, triumphierte im Championat der Pferdestadt Neumünster. Der neunjährige Holsteiner Hengst Coquetto holte mit der schnellsten fehlerfreien Runde im Stechen seinem 24-jährigen Reiter den Titel, den Ahlmann noch auf seiner „Bucket List“ hatte, wie er im anschließenden Interview zugab. Sechs der 25 Teilnehmer in der nationalen Springprüfung der Klasse S* waren fehlerfrei geblieben und traten zum Stechen an. Die ersten drei Starterpaare mussten jeweils einen Abwurf in Kauf nehmen. Nisse Lüneburg und Chill Out RL gelang die erste Nullrunde in genau 39,0 s, doch ihre Führung währte nicht lang. Ahlmann und Coquetto benötigten lediglich 38,11 s. „Ich hatte mir ein, zwei Paare angeguckt und gesehen, dass vor mir relativ viele Fehler gemacht wurden. Nisse war der erste Nuller und ich wusste, dass ich auf Risiko, aber nicht total verrückt reiten muss”, beschrieb Ahlmann seine Strategie.

Hannes Ahlmann gewann das Championat der Pferdestadt Neumünster der Springreiter auf dem Holsteiner Hengst Coquetto. Foto: sportfotos-lafrentz.de

Bei der 20. Auflage des Indoor Eventing traten Olympiasieger, Europameister und Landesmeister zur Zweiphasenspringprüfung der Klasse M* über Naturhindernisse an. Getragen von der Begeisterung und dem Applaus der Reitsportfans lieferten sich die 17 Teilnehmer ein spannendes Kopf-an-Kopf-Rennen. Zuerst übernahm der 16-jährige Lukas Goertz aus Schwentinental, Kreis Plön, auf dem Schimmel Mon Ami Brillante die Führung von Rebecca-Juana Gerken. Seine Zeit konnte erst der Fehmaraner Mathies Rüder auf seinem Irish Sport Horse Poynstown Porsch unterbieten. Reitmeisterin Ingrid Klimke und Equistros Siena just do it als drittletzte Starter waren allerdings fast 2 s schneller. „Ich wusste ja, dass Mathies vorn liegt und Lukas auch schnell geritten ist. Da habe ich gedacht, wer nicht wagt, der nicht gewinnt”, verriet die zweimalige Olympiasiegerin und fügte hinzu: „Das hat irre Spaß gemacht.“

Zum ersten Mal wurde das HGW Bundesnachwuchschampionat der Springreiter in den Holstenhallen ausgetragen. Unter den 25 qualifizierten Reitern aus ganz Deutschland waren auch drei Schleswig-Holsteiner: Lukas Goertz, Sophie Kessel aus Fleckeby, Kreis Rendsburg-Eckernförde, und Fritz Brunk aus Niebüll, Kreis Nordfriesland. In der Einlaufprüfung, einem Stilspringen der Klasse M**, überzeugten Kessel und der Holsteiner Crossfire mit einer 8,5 auf dem dritten Platz. Im Finalumlauf am Sonnabend zeigten alle drei Schleswig-Holsteiner schöne Runden, hatten aber jeweils einen Fehler. Bei Kessel wurde so aus einer 8,5 eine 8,0 und bei Goertz aus einer 8,2 eine 7,7. Platz neun und Platz 13 bedeutete das am Ende. Brunk kam mit F Casalita auf Platz 17. Das Nachwuchschampionat wird auch in den kommenden zwei Jahren in Neumünster stattfinden.

Nachwuchs im Fokus

Für den Nachwuchs aus der Region standen wie immer mehrere Prüfungen auf dem Programm. Im Championat der Ponyreiter überzeugten Amy Carlotta Reinfandt und ihr erst sechsjähriger Deutscher Reitponyhengst Nandoo N. Sie bekamen eine 8,8. „Ich kann es noch gar nicht richtig glauben“, gestand die 14-jährige Reiterin des Reit- und Fahrvereins Höllnhof Schülp, Kreis Rendsburg-Eckernförde, und berichtete, wie aufgeregt sie gewesen war. Henrike Beckmann und Crazy-Hardbreaker SP WE sprangen mit einer 8,5 auf den zweiten Platz vor Phelina Lage auf Gaarzer Casimir (8,4).

Drei Starts, ein Sieg und zwei zweite Plätze: Mathies Rüder dominierte den ersten Tag der VR Classics. Foto: sportfotos-lafrentz.de

Der 20-jährige Mathies Rüder gewann im Sattel der Holsteiner Stute Flora V das Championat der Pferdestadt Neumünster der Junioren und Jungen Reiter. Leni Hansen und Lillet Wild Berry blieben ebenfalls fehlerfrei und belegten den zweiten Rang. Moritz von Hessen und L. B. Fashino komplettierten die Top drei. Für die Ehrenrunde tauschte Rüder den Sattel von Flora V gegen das Fahrrad, das er als Sonderehrenpreis bekommen hatte.

Zum Mannschaftsstilspringen der Klasse A**, dem Finale der Röschmann Team Trophy, waren die sechs besten Mannschaften eingeladen worden. Auch Bettina Roge mit den Reitern des Reitvereins Westwalddistrikt Nettelsee, Kreis Plön, war dabei. Das sehr junge Team hatte im vergangenen Jahr schon einmal teilgenommen. Diesmal behielten alle die Nerven, zeigten vier Toprunden und holten sich vor den Titelverteidigern des Fehmarnschen Ringreitervereins um Inga Czwalina den Sieg.

Im Youngster Cup standen die jungen Pferde im Mittelpunkt. Tjade Carstensen aus Sollwitt, Kreis Nordfriesland, gewann mit dem achtjährigen Mastermind sowohl die Einlaufprüfung als auch das Finale. Philipp Battermann-Voß aus Schülp, Kreis Rendsburg-Eckernförde, der Kasuarina HHL gesattelt hatte, kam nach Platz zwei in der Einlaufprüfung am Ende auf Platz drei. Dazwischen schob sich Tobias Schwarz mit Chakatol Boy.

Weltklasse im Viereck

Auch die Dressurreiter kamen in Neumünster auf ihre Kosten. Im FEI Dressage World Cup Grand Prix gingen am Sonnabend die Spitzenreiter des Vierecks an den Start. Die besten 15 Paare durften am Sonntag die Kür reiten. Dazu gehörten auch die Sieger vom Sonnabend, die Norwegerin Isabel Freese und ihr Oldenburger Total Hope. Die beiden mussten in der Kür nur die Dänin Nanna Skodborg Merrald und ihren Blue Hors Zepter an sich vorbeiziehen lassen, denn Merrald führte wie schon 2023 die Ehrenrunde an. Mit 81,465 % sicherte sie sich den Sieg und die maximale Anzahl an Punkten für den Weltcup.

Freese und Total Hope waren auf 81,265 % gekommen, es war also eine knappe Entscheidung. Dabei hielten alle erst einmal kollektiv den Atem an, als Total Hope zu Beginn der Prüfung kurzzeitig scheute. Doch Freese führte ihren Hengst vorsichtig zurück in die ursprüngliche Choreografie. Dass das Paar dennoch mehr als 81 % erreichen konnte, beweist die Qualität der restlichen Prüfung.

Im 30. Neumünsteraner Schauwettbewerb boten die acht teilnehmenden Reitvereine mehr als 90 min lang ganz viele Facetten des Pferdesports. Rund 550 Akteure mit 200 Pferden, Ponys und Hunden bevölkerten das Oval der Holstenhallen. Sie verzauberten die Zuschauer und eine Jury aus prominenten Teilnehmern mit ihren Choreografien und fantasievollen Kostümen. Der Reit- und Fahrverein Bad Segeberg nahm zum ersten Mal teil und konnte sich mit dem Schaubild „Tatort Segeberg – Mord auf dem Landesturnier“ den Sieg in der Jurywertung sichern. Publikumsliebling war die Reitgemeinschaft Augustenhof mit „So schön ist Schleswig-Holstein”. Der Applaus erreichte stolze 108 dB.

Veranstalter Francois Kasselmann befand am Ende des Turniers: „Es waren Gänsehautmomente dabei und das macht uns als Veranstalter sehr stolz. Die Stimmung in den Holstenhallen ist weltweit nicht zu toppen.”
pm

Harmonische Stimmung durch geschwungene Formen

0

Runde Formen setzen ein optisches Gegengewicht zu geraden Grundstücksgrenzen und kantigen Gebäuden. In weiten Bögen angelegte Beete, geschwungene Rasenflächen, kugelförmig geschnittene Gehölze und Blütenbälle lassen sich leicht in die Gartengestaltung integrieren. Der Lohn für die geringe Mühe ist eine harmonische, sehr ausgeglichene Optik.

Im „runden Garten“ stellt der Kreis das formgebende Element dar. Kreisförmige Details lassen sich leicht integrieren. Der runde Tisch, die runde Terrasse, das kreisrunde Wasserbecken oder das runde Inselbeet mitten im Rasen sind nur einige Beispiele dafür. Dabei muss es aber nicht immer geometrisch zugehen. Auch der sich schlängelnde Kiesweg oder geschwungene Beetränder bringen Harmonie in den Garten und vermeiden gerade, kantige Linien. Diese wirken sich besonders in schmalen Gartenbereichen nachteilig aus, denn die erscheinen noch schlauchförmiger.

Die runde Feuerschale nimmt die Form des Weges und des Teiches auf. Foto: Karin Stern
Die rund geformten Eiben bringen Ruhe ins Beet. Foto: Karin Stern

Hier wirkt es ausgleichend, mit geschwungenen Formen und Kreisen zu arbeiten. Sie lassen ein einheitliches Gesamtbild entstehen und verbreitern den Garten optisch. So stellt die halbrunde Terrasse direkt an der geradlinigen Hauswand einen sanften Übergang zu den weichen Konturen des Gartens dar. Für die perfekte Wirkung verläuft auch das Muster des Terrassenbelags in Bögen oder Kreisen. Aber Vorsicht: Ovale oder schnörkelige Konturen bringen eher Unruhe in den Bodenbelag. Dagegen wirken die wie vom Zirkel gezogenen Kreise deutlich harmonischer. Erfahrene Pflasterer beherrschen Kreis- und Bogenmuster auch mit Natursteinen perfekt. Alternativ bietet der Handel kreisförmig verlegbares Betonpflaster.

Die halbrunde Rückwand des Sitzplatzes sorgt für eine behagliche Atmosphäre. Foto: Karin Stern

Runde Formen lassen sich nicht nur über entsprechend gestaltete Flächen, Wege oder Gartenmöbel einbringen. Auch Pflanzen und verschiedene Dekorationselemente tragen zur „Abrundung“ bei. Sehr beliebt sind die kugeligen Kronen von Robinie ‚Umbraculifera‘ (Robinia pseudoacacia), Ahorn ‚Globosum‘ (Acer platanoides), Ginkgo ‚Mariken‘ (Ginkgo biloba), Trompetenbaum ‚Nana‘ (Catalpa bignonioides), Platane ‚Alphens Globe‘ (Platanus hispanica) und Sumpfeiche ‚Green Dwarf‘ (Quercus palustris). Ob Sonne oder Halbschatten, hoher oder geringer Schnittaufwand, kleiner oder großer Kronendurchmesser – hier findet jeder nach der Beratung in der Baumschule seinen Favoriten. Niedrigere Gehölze wie Bergkiefer ‚Mops‘ (Pinus mugo), Lebensbaum ‚Danica‘ (Thuja occidentalis) oder die Zwerg-Eibe ‚Renke‘s Kleiner Grüner‘ (Taxus baccata) bleiben mit geringem Schnittaufwand kugelförmig. Sie bieten als immergrüne Gehölze auch im Winter noch etwas Grün und Struktur. Als Zugabe eignen sich die drei genannten Sorten perfekt für die Kübelkultur. Links und rechts vom Eingang aufgestellt sorgen sie für eine einladende Atmosphäre oder bringen frischen Schwung in so manche leer stehende Ecke.

Der Samenstand des Blauzungenlauchs hat eine kugelrunde Form. Foto: Karin Stern
Kontrastreiches Farbspiel mit der runden Blütenform des Sternkugellauchs. Foto: Karin Stern
Balldahlie ,L’Ancresse‘ präsentiert sich in runder Form. Foto: Karin Stern
Tolle Deko-Idee: Kugelrunde Blüten der Ballhortensie in hängenden Glasvasen. Foto: Karin Stern
Der Trommelstock (Craspedia globosa) fasziniert mit seiner außergewöhnlichen Blüte. Foto: Karin Stern


Einen ganz eigenen Reiz üben Pflanzen mit kugelförmigen Blütenständen aus. Man denke nur an die Blütenbälle des Blauzungenlauchs ‚Ivory Queen‘ (Allium karataviense), die aufgrund ihrer Wuchshöhe leider nicht so sehr ins Auge fallen wie die des repräsentativen Sternkugellauchs (Allium christophii). Seine Blütenkugeln erreichen einen Durchmesser von bis zu 25 cm und schweben etwa 0,5 m über dem Beet. Auch die verschiedenen Sorten der Ball-Dahlien (Dahlia), Kugeldisteln (Echinops) oder die Ballhortensie ‚Annabelle‘ (Hydrangea arborescens) überzeugen mit wunderschönen Blütenbällen. Mit Wuchshöhen von bis zu 1,3 m fügen sie sich überall im Garten perfekt ein. Unter den Einjährigen ist die Trockenblume Trommelstock (Craspedia) erwähnenswert, die sich leicht aus Samen heranziehen lässt. Allerdings sollten neben all den geometrischen Kugeln auch ein paar Kontraste in Form von kerzenförmigen Blütenständen wie denen des Leinkrauts oder aufrecht wachsenden Gräsern nicht fehlen.

Die schraubenförmig gewundenen Schneckenhäuser drehen sich normalerweise nach rechts. Foto: Karin Stern

Auch in der Natur finden sich runde, geschwungene Formen eher als eckige und gerade Linien. Ob mäandernde Flüsse, sanft geschwungene Hügel, Schneckenhaus, Kirsche, Tomate, Apfel oder Vogelnest – runde Formen finden sich überall in unserer Umgebung. Aus gutem Grund: Für ein gegebenes Volumen bietet die Kugel die kleinstmögliche Oberfläche. Mutter Natur arbeitet schließlich effizient und steckt ihre Produkte daher gerne in die kleinstmögliche Menge an „Verpackungsmaterial“, sprich Schale. Psychologen konnten nachweisen, dass runde Formen als schön und angenehm empfunden werden. Designer, Innenarchitekten und Gartenplaner nutzen diese Erkenntnisse und vermeiden möglichst eckige, scharfkantige Linien. Ob rund, geschwungen oder wellenförmig, diese Formen stehen für ländlichen Charme und Natürlichkeit. Und verschlungene Pfade machen auch neugierig auf das, was hinter der nächsten Kurve wartet.

Die runden Formen mildern die Strenge der geraden Linien. Foto: Karin Stern

Landesforsten erhalten wieder „Grünen TÜV“

0

Der Wald der Schleswig-Holsteinischen Landesforsten ist wieder erfolgreich nach dem Nachhaltigkeitsstandard des FSC (Forest Stewardship Council) zertifiziert worden. „Dieser Standard wird von externen Prüfern wie eine Grüne TÜV-Plakette nach einer gründlichen Durchsicht vergeben“, sagt Dr. Chris Freise, Direktor der Schleswig-Holsteinischen Landesforsten. Das international anerkannte FSC-Siegel stehe für anspruchsvolle ökologische und soziale Standards der Waldwirtschaft. Seit 1999 bestehen die Schleswig-Holsteinischen Landesforsten, die auch parallel den PEFC-Standard erfüllen (Programme for the Endorsement of Forest Certification Schemes), diese Zertifizierung erfolgreich.

Diese externen Qualitätschecks dokumentieren die besonders naturnahe und nachhaltige Waldbewirtschaftung und das vorbildliche Engagement, die Lebensgemeinschaft Wald als Ökosystem für nachfolgende Generationen zu erhalten. Die deutlich über die gesetzlichen Vorgaben hinausreichenden Anforderungen beziehen sich auf eine ganze Liste von Indikatoren, die von Ökologie über Ökonomie bis hin zu Sozialem reichen und auch Partnerunternehmen, Dienstleister und Stakeholder in den Zertifizierungsprozess mit einbinden.

Während der Zertifizierungsprozesse wurden die Schleswig-Holsteinischen Landesforsten von externen, unabhängigen Auditoren verschiedener Zertifizierungsgesellschaften über mehrere Monate hinweg geprüft. Sowohl die praktische Arbeit in den Forstrevieren als auch die Fachabteilungen der Zentrale in Neumünster waren Gegenstand der Audits. Ebenso wurden alle Unternehmen, die für die Schleswig-Holsteinischen Landesforsten tätig sind, auf ihre Unternehmenszertifizierung hin überprüft, sodass eine gesicherte Kette des Zertifizierungsstandards besteht. Sogar die Zertifizierungsgesellschaften selbst unterliegen wieder bestimmten Kontrollen. Das aktuelle FSC-Zertifikat ist nun fünf Jahre gültig. Während dieser Zeit werden die Landesforsten allerdings weiterhin jährlich auditiert. pm