Das Kloster Uetersen ist die Keimzelle der späteren Stadt und kann mit seinen Gebäuderesten aus der Klosterzeit und der späteren Zeit als Damenstift ebenso wie die romantischen, parkartigen Gartenbereiche besichtigt werden. Am anderen Ende der Stadt am Rande des Erholungswaldes Langes Tannen befindet sich die der Stadt Uetersen vermachte bürgerliche Wohn- und Gartenanlage der Familie Lange aus dem 19. Jahrhundert.
Heinrich II. von Barmstede verließ 1234 seine befestigte Burg und baute nicht weit entfernt eine neue Burganlage. Das Areal am „uterst end“, also am äußersten Ende der Herrschaft der Ritter von Barmstede, stiftete er und es entstand im Jahr 1234 ein Zisterzienserinnenkloster. Das war nicht nur namensgebend für die spätere Stadt Uetersen, sondern auch deren Keimzelle, weil sich im Lauf der Zeit um die Wirtschaftsbetriebe des Klosters immer mehr Händler und Handwerker ansiedelten.
Reste der Burgplätze und Gräben sind heute zum Teil noch auf dem Areal auszumachen. Der Klosterbetrieb wurde mit der Reformation eingestellt und es entstand ab 1555 ein adeliges Damenstift.
Von den klösterlichen Hauptgebäuden ist nur noch das südliche Langhaus nahe dem Friedhof erhalten, an dem man sehr gut die zugemauerten Kreuzgangbögen erkennen kann. Anliegend befindet sich das Priörinnenhaus von 1644, das heute als Gaststätte, Café, Bar sowie Hochzeits- und Eventlocation „Klosterschatz“ genutzt wird. Die ehemalige, 1813 erbaute Scheune der Prörin heißt heute Ilse-Gräfin-von-Bredow-Scheune. Durch ihre Zuwendungen wurde maßgeblich die Restaurierung der lange ungenutzten Anlage ermöglicht. Der Förderkreis der Gesellschaft der Freunde des Klosters Uetersen e. V. führt in der Scheune regelmäßig kulturelle Veranstaltungen wie Konzerte und Lesungen durch und kümmert sich auch sonst in vielfältiger Weise um die Kloster- und Parkanlage. Auch die Kirche ist neueren Datums, wenngleich sie noch als Klosterkirche bezeichnet wird. Die spätbarocke, von Linden umgebene Saalkirche stammt von 1748/49, also aus einer Zeit, in der das Kloster bereits seit Längerem in ein Stift umgewandelt war. Der Backsteinbau mit halbeingebundenem Turm besitzt im Innern eine reich geschmückte Altar-Kanzel-Orgel-Wand und ein Deckenfresko von 1749. Seit 1968 steht das Gotteshaus unter Denkmalschutz.
Die Park- und Gartenareale am Kloster Uetersen
Verschiedene Linden- und Kastanienalleen führen zur Stadt, was etwas an die Klosterzeit erinnert. So führt eine Allee beispielsweise zur ehemaligen klösterlichen Mühle, an deren Mühlenteich sich heute das Rosarium der Stadt befindet.
In der parkartigen Anlage ist der zugewachsene alte Friedhof, der sogenannte Jungfernfriedhof, zwischen Kirche und südlichem Langhaus interessant. Hier befinden sich diverse zum Teil gut erhaltene Gräber adeliger Stiftsdamen und Pröpste im klassizistischen Stil, die besonders aus der Anfangszeit des Stiftes stammen. In den Klosteraußenanlagen finden sich einige alte Bäume wie Bergahorn, Stieleiche, Blutbuche, Schlitzblättrige Eiche, Eschen und mehrere Rosskastanien, die allesamt auch als Naturdenkmale ausgewiesen sind. Ein kleiner Gedenkstein auf dem Gelände erinnert daran, dass im Kloster zu Uetersen im 14. Jahrhundert die Zucht des Holsteiner Pferdes begann.
Östlich an das eigentliche Klostergelände schließt sich eine kleine Parkanlage an, die sogenannten östlichen Gärten, auch als Nonnengarten oder später als Park der Priörinnen bezeichnet. Auffallend ist der klassizistische Gartenpavillon, auch als Teehaus der Priörin bezeichnet. Das im 18. Jahrhundert erbaute kleine, in Grün und Gelb gehaltene Gartenhaus erinnert mit seinen vier Eingangssäulen an einen dorischen Vorhallentempel. Verwilderte Schneeglöckchen, Lerchensporne, Winterlinge und Elfen-Krokusse findet man als Reste der Gärten der Priörinnen und Klosterpröbste in dem Areal und eine weiße Holzbrücke führt über den Wasserlauf in der kleinen Parkanlage.
Die Rose spielt in Uetersen eine bedeutsame Rolle, gilt es doch als eine der Rosenstädte, mit einem weit über die Region hinaus bekannten Rosarium und bedeutenden Rosenzüchtern. Zudem ist die Rose der Jungfrau Maria geweiht und gilt den Zisterzienserinnen als Symbol des göttlichen Geheimnisses. So wird man im Klosterbezirk an verschiedenen Stellen auf Rosenpflanzungen treffen. Insgesamt wurden 250 Rosen auf dem Gelände gepflanzt, darunter ‚Uetersener Klosterrose‘ und die Rose ‚Augusta Luise‘. Die ‚Uetersener Klosterrose‘, die bei Rosen Tantau in Uetersen gezüchtet wurde und im Jahr 2006 auch hier getauft wurde, erinnert an die Mitbegründerinnen des Klosters der Zisterzienserinnen.
Die ebenfalls von Mathias Tantau junior gezüchtete Edelrose ‚Augusta Luise‘ gehört zu den bekanntesten und beliebtesten Rosen weltweit. Sie ist dem Dichter Johann Wolfgang von Goethe zum 250. Geburtstag im Jahr 1999 gewidmet, auch in Erinnerung an die Uetersener Konventualin Augusta Louise zu Stolberg-Stolberg, die zeitweise einen intensiven Briefwechsel mit dem Dichter pflegte und als „Goethes Gustchen“ in die Literaturgeschichte eingegangen ist.
Das Park- und Waldareal Langes Tannen
Am anderen Ende der Stadt Uetersen im Norden in Richtung Heidgraben befindet sich ein weiteres Garten- und Waldareal mit Museum, das ebenfalls ein lohnenswertes Besuchsziel darstellt: Langes Tannen. Der Name bezieht sich auf das nadelholzreiche Waldareal der Familie Lange, wenngleich eher Kiefern und Fichten statt Tannen auf dem Gelände stehen. Es befinden sich aber auch Buchen und Eichen in dem Waldgebiet, das mit seiner Fläche von etwa 26 ha zu ausgedehnten Spaziergängen einlädt.
Die 1727 hier errichtete Windmühle ging als sogenannte Neue Mühle 1739 in den Besitz der Familie Lange über, die hier nicht nur die Mühle, sondern zudem einen erfolgreichen Getreidehandel betrieb. Der Gewerbebetrieb bestand hier bis 1910. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts wurde das Gelände bereits überwiegend landwirtschaftlich genutzt, zumal der Hauptbetrieb nach Altona verlegt worden war. Das Herrenhaus diente sodann vorwiegend als Sommer- und Ferienwohnsitz der Familie. Heute prägen neben dem Wald die großen Freiflächen als Rest der ehemaligen landwirtschaftlichen Nutzung das Areal. Aus dem vor- und frühindustriellen Gewerbebetrieb ist heute ein öffentliches Parkgelände hervorgegangen.
Anfang des 19. Jahrhunderts legte die Familie Lange erste Blumen- und Gemüsebeete auf dem Areal an und der sandige Dünenboden wurde mit Gartenerde angereichert. Der Müller Johann Peter (III.) ließ für seine gartenbegeisterte Ehefrau Catharina einen Garten mit Lindenlauben und Beeten anlegen. Heute kann man noch die Lage des Küchengartens erkennen. Von den Gehölzpflanzungen zeugen ein riesiger Goldregen, Eiben, eine riesige Trauerbuche und Flieder nahe dem Herrenhaus. Insgesamt gibt es mehr als 60 Gehölzarten auf dem Garten- und Waldgelände, darunter riesige Eichen, Korkbaum, Walnussbaum, Esskastanie und Tulpenbaum.
1979 vererbte Werner Lange der Stadt Uetersen sein Anwesen Langes Neue Mühle mit denkmalgeschützter Gebäudegruppe und dem 26 ha großen Areal mit Wald, Wiesen, Teich- und Parkflächen. Zu den Gebäuden gehören das klassizistische Herrenhaus aus dem frühen 19. Jahrhundert, ehemaliges Wohnhaus der Familie, die Scheune aus dem Jahr 1762, weitere Nebengebäude sowie der Rest der Mühle von 1762. In dem oktogonalen Mühlenstumpf der 1889 abgebrannten Mühle befindet sich das Café. Das heute als Museum genutzte weiße Herrenhaus zeigt in der Dauerausstellung Exponate zur bürgerlichen Wohnkultur des 19. und 20. Jahrhunderts sowie wechselnde Sonderausstellungen.
Der bevorzugte Ort für Veranstaltungen, Konzerte und Sonderausstellungen ist die Scheune, die allerdings durch Brandstiftung im Jahr 2021 schwere Schäden davontrug. Der Wiederaufbau geht gut voran, aber bis zu ihrer Wiedereröffnung müssen die Wechselausstellungen im Hauptgebäude stattfinden.
Das am Ende des 19. Jahrhunderts aufgeforstete Dünenareal, der heutige Wald Langes Tannen, ist mit Wanderwegen, Teichen und einem Spielplatz sowie dem Gebäudeensemble und den Park- und Freiflächen ein beliebtes Ausflugsziel geworden. Interessant ist auch die im Wald liegende Ruine des Schornsteins der ehemaligen Dampfmühle von 1842, die im Zweiten Weltkrieg gesprengt werden musste, um den Bombenflugzeugen keine Orientierung zu ermöglichen.
Dem Wunsch der Stiftung, den historisch gewachsenen Besitz zu erhalten und der Öffentlichkeit zugänglich zu machen, konnte die Stadt entsprechen. Das Museum, das Mühlencafé, die historische Scheune sowie das Wald-, Wiesen- und Parkareal stehen den Besuchern offen und stellen als Ensemble gleichzeitig ein gut erhaltenes Beispiel der Garten- und Hofkultur dar, wie es Hans-Helmut Poppendieck in dem Buch „Historische Gärten in Schleswig-Holstein“ erwähnt: „Die schlichte und funktionelle Anlage bietet ein schönes und geschlossenes Beispiel für Hof- und Gartenanlage des ländlichen Holsteins und die Leistungen ihrer meist anonym gebliebenen Gestalter.“