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Wie können Kommunen Energiewendeprojekte vor Ort mitgestalten und was bedeutet eine digitale Energiewende vor dem Hintergrund zunehmender Cyberkriminalität? Rund 620 Vertreter und Gäste aus Branche und Politik kamen dazu unter dem Leitthema „Energiewende Schleswig-Holstein – Kommunal und digital“ vergangene Woche zum 6. Windbranchentag des Bundesverbands Windenergie, Landesverband Schleswig-Holstein (BWE SH), nach Husum.
Noch „vor der politischen Sommerpause“, kündigte Energiewendeminister Tobias Goldschmidt (Grüne) an, werde er mit Innenministerin Sabine Sütterlin-Waack (CDU) eine Einigung anstreben, um konkrete Ergebnisse für eine neue Flächenkulisse vorzulegen. „Wir müssen jetzt schnell sein, da das Oberverwaltungsgericht in Schleswig den Regionalplan I infrage stellt und er möglicherweise fallen wird“, so Goldschmidt. Das Ziel, künftig 3 % der Landesfläche für Windenergie vorzuhalten, solle noch in dieser Legislaturperiode erreicht werden.
Dynamik unterschiedlich wahrgenommen
Der Energiewende in Schleswig-Holstein bescheinigte der Minister eine Dynamik, „wie wir sie die letzten 15 Jahre nicht hatten“. Diese sei ein „großartiges Fundament dafür, dass wir das erste klimaneutrale Industrieland werden können“, erklärte Goldschmidt. In Zahlen bedeute dies, dass 25 % aller in Leistung gerechneten Genehmigungen in Deutschland in Schleswig-Holstein erteilt worden seien. „Ein Viertel der Leistung auf einem Fünfundzwanzigstel der Landesfläche der Bundesrepublik, das ist eine große Zahl“, veranschaulichte der Minister. Als weiteren positiven Indikator wertete er, dass die abgeregelte Strommenge von 2021 auf 2022 durch den Netzausbau habe halbiert werden können. Dieser Trend werde sich fortsetzen.
„Als Branche haben wir noch nicht gemerkt, dass die Genehmigungen wirklich schneller geworden sind“, hielt Bärbel Heidebroek dagegen fest. Genehmigungsverfahren dauerten nach wie vor zu lang. Die Vizepräsidentin des Bundesverbandes Windenergie forderte, die Energiewende mit einem anderen „Mindset“ neu zu denken: „Wir dürfen nicht den Fehler machen und denken, wir ersetzen einfach Atomkraft durch Windkraft und Kohlekraft durch Sonne – so wird es nicht funktionieren.“ Erneuerbare Energien seien anders, volatil. „Wir brauchen eine Synchronisierung von Verbrauch und Erzeugung, Speichermöglichkeiten und insbesondere dezentrale Strukturen“, so die Landwirtin aus Niedersachsen, die darüber hinaus die Notwendigkeit dezentraler Back-up-Strategien für das Gelingen der Energiewende hervorhob.
Etwa 620 Gäste informierten sich auf dem Messegelände in Husum.
Wolfgang Stapelfeldt, Landesvorsitzender des BWE SH, erklärte: „Wir können nicht nur die billigen Stromerzeuger sein, die es nicht schaffen, ihren Strom nach Süddeutschland zu exportieren.“ Der Strom müsse vor Ort veredelt werden. „Dafür brauchen wir definitiv Wasserstoff.“ Nach einem Jahr Landesregierung sei beim Thema Energiewende „nur wenig Schwung“ erkennbar, das überragende öffentliche Interesse des Erneuerbare-Ausbaus bei vielen Behörden offenbar noch nicht angekommen. Stapelfeldt plädierte für eine ehrliche und transparente Kommunikation. An seine Kollegen aus der Branche appellierte er, den „ehrlichen Weg der Bürgerenergie weiterzugehen“. Statt nur über Prozentzahlen zu sprechen, warb Stapelfeldt dafür, den Blick in die Zukunft zu richten und zu überlegen, was in Deutschland bis 2040 an Erneuerbaren Energien gebraucht werde. Dieser Bedarf müsse dann auf die Fläche heruntergebrochen werden.
Mehr Spielräume für Kommunen
Für Marcus Hrach, Geschäftsführer des Landesverbands Erneuerbare Energien Schleswig-Holstein, ist die Landesplanung ein entscheidender Faktor. Diese müsse zeitnah und rechtssicher erfolgen, die ausgewiesenen Gebiete auch tatsächlich bebaut werden dürfen. Den Beschluss des Koalitionsausschusses auf Bundesebene, wonach Kommunen künftig mehr Handhabe beim Ausweisen von Windflächen erhalten sollen, auch wenn die Regionalplanung diese nicht vorsieht, begrüßte er ausdrücklich. Es sei „absolut richtig“, dass die Kommunen einen größeren positiven Handlungsspielraum bekämen. Sie würden die Gegebenheiten vor Ort am besten kennen. Das Land müsse dafür sorgen, dass Kommunen auf ihrem Gebiet neben dem bestehenden Regionalplan zusätzliche Flächen für Windenergie ausweisen dürften, erklärte Hrach. Schwierigkeiten bestünden auch beim Transport der Komponenten über die Straße. Komplexe Genehmigungen, fehlende befahrbare Wege oder auch fehlende Kapazitäten bei der Polizei seien Anlass, regulatorische Weichen zu stellen, „um die Energiewende buchstäblich auf die Straße zu bringen“.
Um zu demonstrieren, wie fragil Energiesysteme sein können und wie wichtig der Schutz kritischer Infrastrukturen etwa vor Hackerangriffen ist, simulierte IT-Spezialist Mohamed Harrou einen Hackerangriff auf einen unzureichend gesicherten älteren Windpark. Vorträge, Diskussionen und Foren beleuchteten in Husum weitere Aspekte rund um die Energiewende im Land.
Rund 1.000 Frauen haben in den zurückliegenden 19 Jahren die Qualifizierung zur Büroagrarfachfrau (Baff) absolviert. In diesem Jahr holten sich 24 Teilnehmerinnen des Grundkurses und 13 des Aufbaukurses fachlichen Input fürs Agrarbüro. Wer sie sind, welche Fächer sie büffelten und was sie über das Fachliche hinaus gelernt haben, im aktuellen Bauernblatt.
Es sei eine Herausforderung, zusätzlich zum Alltag einen weiteren Weg einzuschlagen, würdigte LandFrauenpräsidentin Claudia Jürgensen, selbst Baff, das Engagement der jungen Frauen. Durch die Qualifizierung hätten sie nun das nötige Werkzeug an der Hand, um auf dem Betrieb mitwirken und mitentscheiden zu können und um als erfolgreiche Unternehmerin zu agieren. Oft seien es die Frauen, die durch innovative Ideen den Betrieben ein weiteres Standbein böten und durch ihre Kommunikation den Blick der Gesellschaft auf die Landwirtschaft positiv prägten. Eine Weiterbildung zur Baff sei zudem eine gute Investition, um sich selbst stark zu machen, betonte die Präsidentin.
Die Teilnehmerinnen des Grundkurses beschäftigten sich dafür 100 Stunden mit Büroorganisation, Wirtschaft, Recht, Buchführung sowie Förderungs- und Verwaltungsaufgaben in der Landwirtschaft. Im Aufbaukurs ging es in sechs Tagesseminaren um Finanzen und sichere Betriebsaufstellung, aber auch um die Struktur eines Familienbetriebes, Stressbewältigung, Kommunikation und Konflikte als Chance. Das alles besonders aus Sicht der Frauen, denn ein landwirtschaftlicher Betrieb stelle spezielle Anforderungen, so Jürgensen. Absolventin Sandra Tietgen kann das bestätigen. Die gelernte Friseurin heiratet auf einen Milchviehbetrieb in Brunsdorf im Kreis Segeberg ein. Die Rollenvielfalt sei enorm. Man sei Ehefrau und Mutter, verantwortlich fürs Büro, für das Essen, für „Taxifahrten“ und Ansprechpartnerin für alle. „Man braucht auf jeden Fall Struktur und ein gutes Stressmanagement, damit man nicht untergeht“, so die Baff.
Der Präsident des Bauernverbandes, Klaus-Peter Lucht, zugleich Gastgeber für die Zertifikatsübergabe im Detlef-Struve-Haus in Rendsburg, bestärkte in seinem Grußwort die Absolventinnen darin, dass es für Frauen gut sei, auf dem Betrieb Bescheid zu wissen. „Diese Qualifizierung wird sie weiterbringen. In der Regel sind es Ehepaare, die auf dem Hof zusammenarbeiten. Ich habe persönlich die Erfahrung gemacht, dass man im Team besser und erfolgreicher ist“, so der Milchbauer. Das bedeute aber auch, dass Mann und Frau auf Augenhöhe zusammenarbeiteten. Deshalb sei er so begeistert von der Qualifizierung. Auch seine Frau komme nicht aus der Landwirtschaft und habe sich durch einen Lehrgang darauf vorbereitet, die Kälber zu versorgen. Es habe funktioniert, trotz der anfänglichen Skepsis der weichenden Erben. Da sei Rückgrat wichtig, und nicht nur auf dem Hof, denn die landwirtschaftlichen Unternehmerinnen und Unternehmer seien zugleich der Wirtschaftsmotor des ländlichen Raums, betonte der Bauernpräsident. „Ich bitte Sie, diese Botschaft auch nach draußen zu tragen!“
Kammerpräsidentin Ute Volquardsen, einst ebenfalls Absolventin der Baff-Qualifikation, outete sich in ihrem Grußwort als „Weiterbildungsjunkie“. Das habe ihren Kindern und auch dem Betrieb immer gutgetan, denn trotz der großen zeitlichen Herausforderung stärke die Weiterbildung die Betriebe und vor allem auch die Rolle der Frau im Betrieb und in der Familie. Dabei verwies die Präsidentin auf die bundesweite Untersuchung zur Lebens- und Arbeitssituation von Frauen auf landwirtschaftlichen Betrieben (siehe Bauernblatt Ausgabe 4/2023). Darin werde festgestellt, dass der Weg zur Gleichstellung der Geschlechter noch weit sei. Das zeige sich unter anderem darin, dass das große Alltagsengagement der Frauen als „Springerin“ in Betrieb und Familie sozial nicht wirklich anerkannt werde. „Das muss sich ändern und Weiterbildung ist ein Schlüsselfaktor auf diesem Weg“, unterstrich Volquardsen.
Beide Präsidentinnen unterstrichen zudem, dass die Baff-Kurse nicht nur wichtiges Fachwissen, sondern auch Netzwerke vermittelten. Das können die Absolventinnen bestätigen. „Vor der Qualifikation dachte ich, ich hab‘ schon genug um die Ohren, da brauche ich nicht noch neue Kontakte“, erzählt Laureen Thielsen aus Siebeneichen. Das hat sich während der Qualifikation und des anschließenden Aufbaukurses grundlegend geändert. So sagte die Klassensprecherin des Aufbaukurses, Carmen Both aus Kollmar, bei der Zertifikatsübergabe: „Wir sind zusammengewachsen und konnten trotz der verschiedenen Aufstellung der Höfe viele Erfahrungen austauschen.“ Die Teilnehmerinnen aus dem Herzogtum Lauenburg wollen das Netzwerk auch weiterhin pflegen und planen, künftige Treffen als gegenseitige Hofbesichtigungen zu organisieren.
Apropos Netzwerk: LandFrauenpräsidentin Claudia Jürgensen bot den Absolventinnen an, Veranstaltungen des LandFrauenverbandes zu nutzen, um ihr Netzwerk auszubauen und mit ihrer Kompetenz und ihrem Schwung in Facharbeitskreisen oder bei der Präsentation des Verbandes auf der Norla mitzuwirken.
Kathrin Iselt-Segert
Die Absolventinnen
Baff-Grundkurs
Dela Ahlf, Oldenbüttel;Wencke Ahmling, Landieck; Anna Bötel, Höhndorf; Christiania Dau, Nübbel; Katja Ehlers, Siebenbäumen; Frauke Hammerich, Gnutz; Sarah Hell, Beidenfleth; Hanna Hilbert, Töndel, OT Emkendorf; Anna-Wiebke Horstmann, Gnutz; Maren Kruppa, Wiemersdorf; Alice Kruse, Busenwurth; Kira Kühl, Süderhastedt; Mareike Kuhrt, Heide; Sandra Röschmann, Brammer; Svenja Sievers, Hamdorf; Sabrina Stoltenberg, Schönberg; Daniela Thomas, Vaale; Sabrina Timm, Bornholt; Tanja Timm, Havekost; Corinna Vollstedt, Groß Rheide; Nina Wilcken, Grebenhagen; Nadine Wohlers-Lorenzen, Seedorf; Almut Brückner, Wattenbek; Anne Roever, Eutin
Baff-Aufbaukurs
Carmen Both, Kollmar; Ute Ernst, Bargfeld-Stegen; Bente Feddersen, Ockholm; Carolin Huesmann, Diekhusen-Fahrstedt; Elena Koch, Wangelau; Claudia Lieske, Hadenfeld; Jennifer Ohle,Schulendorf; Silke Pauls, Kotzenbüll; Jana Siemers, Fuhlenhagen; Finja Spangenberg, Drage; Franka Tetzel, Dalldorf; Laureen Thielsen, Siebeneichen; Sandra Tietgen, Pronstorf, OT Strenglin
In diesem Jahr hatte der LandFrauenverband Schleswig-Holstein zu seinem Aktionstag Schüler der sechsten Klassen der Gemeinschaftsschule Schacht-Audorf in die Landwirtschaftsschule nach Rendsburg eingeladen. Mit dabei der bekennende Hausmann und Plattschnacker Jan Graf vom Schleswig-Holsteinischen Heimatbund.
In der Küche versammelten sich die Nachwuchsköche und zauberten unter fachkundiger Anleitung von Verbraucherbildungslehrerin Elke Briesemeister Gemüse-Burger aus Kartoffeln, Möhren, Zwiebeln und Zucchini, einen Quark-Dip, einen Salat aus Äpfeln, Paprika, Gurke, Eisbergsalat und frischen Kräutern sowie ein Applecrumble mit Vanillesoße. Nach dem Händewaschen gab es zunächst Tipps zur Auswahl des Werkzeugs.
Ein Unterrichtsraum war zur Wäschestube umfunktioniert worden. Hier wurde geübt, Knöpfe anzunähen, Wäsche zu legen und zu bügeln. Hauswirtschaftsmeisterin Frauke Thode leitete die Jungs geduldig an. „Es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen.“ Besonders das Wäschelegen klappte nicht bei allen auf Anhieb. Aber gerade das zu können, würde sich lohnen. „Ihr habt dann eure T-Shirts schön übereinander im Schrank zu liegen.“ Andere brauchten noch Zusatzarbeit, weil sie ihre Aufgaben bereits erledigt hatten.
Hauswirtschafterin Brunhilde Dubberke stellte verschiedene Techniken der Reinigung von Fenstern vor und übte sie mit den Jungs. Denn gerade auch bei den Fenstern gibt es verschiedene Optionen. „Man kann richtig Geld ausgeben für einen akkubetriebenen Fenstersauger. Wenn ihr aber später mal eine Studentenbude habt und wenig Geld, dann geht es auch mit einem Lappen.“ Für die kleineren Jungs hatte sie einen Teleskopfensterwischer dabei. „Der eignet sich auch sehr gut, um große Fenster zu reinigen, etwa in einem Wintergarten.“
Das Kochen kam bei den Jungs besonders gut an. „Das war das Spannendste“, stand für Lukas fest. Für Pascal war es auch so, obwohl ihm das Fensterputzen auch Spaß machte. Andere Jungs fanden die Wäschepflege gerade auch für ihre eigenen Hoodies und T-Shirts interessant. Jayrim fand alle drei Stationen gut. Zum Schluss wurde der Tisch gemeinsam gedeckt und dekoriert und das selbst hergestellte Menü verzehrt. Nach dem Essen gab es für alle Teilnehmer ein Zertifikat.
Nadine Hernández, Referentin des LandFrauenverbandes, hat den Boys‘ Day organisiert und schätzt realistisch ein, dass auch dieses Trainingscamp für Jungen kaum junge Männer beruflich in die Hauswirtschaft bringen werde. Ihre Ziele sind pragmatischer: „Die Jungen sollen hauswirtschaftliche Tätigkeiten kennenlernen und erfahren, dass Hauswirtschaft ein Ausbildungsberuf ist. Ein weiteres wichtiges Ziel ist die Verbraucherbildung.“
Unter die Sechstklässler hatte sich ein großer Jung gemischt – der bekennende Hausmann Jan Graf, seines Zeichens Referent für Niederdeutsch und Friesisch beim Schleswig-Holsteinischen Heimatbund (SHHB). „Für mich ist Hausarbeit selbstverständlich. Meine Frau ist auch berufstätig und da teilen wir uns die Hausarbeit.“ Nach dem Resümee des Boys‘ Day gefragt, fällt er ins Plattdeutsche, denn das kann er noch besser als Kartoffeln schälen, Fenster putzen und Kinderkleidung reparieren: „Fensterputzen – dat heff ik hier mitnahmen vundaag. Mit de goden olen Techniken wat för de Duersamkeit, de Nachhaltigkeit doon, dat geht uns all wat an. Natürlich verstah ik, dat dat hier dorüm güng, dat ok Jungs mal rinkiekt in en Feld, wat früher Fruenssaak weer, un dat se markt: Ok dat kunn wat för ehr ween. Dat dat glückt hett, dor hett nüms Twiefel an, de vundaag dorbi weer. De Boys hebbt mit Begeistern mitmaakt. Ik sülvst ok!“
Berichte von den Aktionen der LandFrauen zum Boys‘ Day im ganzen Land im nächsten Bauernblatt.
Landwirte mussten ihre Düngedokumentation aus dem Vorjahr bis zum 31. März dieses Jahres erstmals über die Plattform Endo-SH elektronisch melden. Wie gut das geklappt hat und was beim Düngerecht noch auf die Betriebe zukommen könnte, berichtete Dr. Thorsten Reinsch vom Kieler Landwirtschaftsministerium (MLLEV) bei der Frühjahrsveranstaltung der Allianz für den Gewässerschutz vergangene Woche Donnerstag (27. April) in Rendsburg.
Klaus-Peter Lucht, Präsident des Bauernverbandes Schleswig-Holstein (BVSH), erklärte bei seiner Begrüßung: „Ich bin Fan der Allianz. Aber ich bin kein Freund von Ordnungsrecht. Wir sollten vielmehr die gute fachliche Praxis weiterentwickeln.“ Prozentuale Forderungen bei der Reduktion von Dünge- und Pflanzenschutzmitteln lehne der Berufstand ab. Ein geeigneter Hebel für mehr Effizienz sei der Einsatz moderner Technik. Das müsse stärker gefördert werden, anstatt immer breitere Gewässerrandstreifen auszuweisen.
Klaus-Peter Lucht
Mit Sorge blickt Lucht auf die zunehmende Bürokratisierung. Er berichtete, dass junge und topausgebildete Landwirte die Motivation für ihren Beruf verlören. „Wir können und müssen dokumentieren, aber wenn es zu kleinteilig wird, ist es schwierig“, untermauerte der BVSH-Präsident. Er warb dafür, das Endo-Portal so aufzubauen, das dort das komplette Datenmanagement stattfindet, um Mehrfacheingaben in verschiedene Systemen zu vermeiden.
Bitte melden
Reinsch erinnerte daran, dass die Umsetzung der EU-Nitratrichtlinie ein bundeseinheitliches Wirkungsmonitoring beinhalte. Dazu zählten die Entwicklung der Nährstoffflüsse in der Landwirtschaft, die Entwicklung der Beschaffenheit des Grundwassers sowie Prognosen beziehungsweise Modellierungen. Insbesondere die elektronische Nährstoffdokumentation führe zu eine verbesserten Datenlage und damit auch zu besseren Modellen. Reinsch betonte: „Fortschritte in der Landwirtschaft sind dadurch deutlicher sichtbar.“ Die Plattform Endo-SH (www.endo-sh.de) sei vor drei Jahren auf den Weg gebracht worden. „Endo ist kein Beratungsinstrument“, erklärte Reinsch. Es diene der Erstellung einer Düngebedarfsermittlung, der Düngedokumentation und Ermittung der betrieblichen N-Obergrenze von 170 kg N/ha aus Wirtschaftsdüngern. Die Plattform besitze eine Schnittstelle, über die der Datenimport aus anderen Systemen möglich sei. Diese Schnittstelle würde weiter optimiert, versprach der Ministeriumsmitarbeiter.
Dr. Thorsten Reinsch
Durch die jüngste Änderung in der Meldeverordnung zum Düngerecht seien Betriebe verpflichtet, bis zum 31. März eines Jahres die Dokumentation des Vorjahres in Endo zu melden. Ein Großteil der Betriebe habe dies fristgerecht erledigt. Zirka 60 % der Nutzer hätten ihre Daten dabei aus anderen Programmen importiert. „Alle, die bisher noch nicht gemeldet haben, erhalten in den kommenden Wochen ein Informationsschreiben“, kündigte Reinsch an. Für 2023 könne bereits jetzt die Dokumentation eingepflegt werden, was die Meldung zum 31. März 2024 vereinfache. Das Ministerium sehe daher keine Veranlassung, die Frist zu verändern.
Technische Fragen zur Endo-Plattform können Anwender per Telefon (04347-704777) und per E-Mail (endo-sh@llnl.landsh.de) stellen.
Reinsch berichtete, dass alle Betriebe mit mehr als 20 ha oder 50 GV seit diesem Jahr eine Stoffstrombilanz erstellen müssten. Er gehe davon aus, dass die Bilanzobergrenze von 175 kg N/ha zukünftig angepasst werde. Die Grenzen würden möglicherweise für jeden Betrieb individualisiert. Abhängig vom Versorgungsgrad der Böden mit Phosphat werde es zukünftig möglicherweise auch P-Bilanzwerte geben. Es könnte dann zu einem großen Problem für Tierhalter werden, wenn Böden gut mit Phosphor versorgt seien und in der Folge keine Wirtschaftsdünger mehr ausgebracht werden dürften.
Mineralisation als Problem
Heinrich Hack vom Ingenieurdienst Ingus berichtete, dass die Gewässerschutzberatung in Schleswig-Holstein 2021 auf die gesamte Landesfläche ausgedehnt worden sei. Die Gewässerschutzberatung sei mittlerweile zu einer ganzheitlichen Agrar-Umweltberatung geworden. Ein ganz wichtiger Faktor sei der Herbst-Nmin-Wert, den es zu senken gelte. Auffällig mit hohen Werten seien vor allem die Kulturen Winterraps, Winterweizen und Mais. Jahreseffekte spielten jedoch auch eine wichtige Rolle. Das Dürrejahr 2018 beispielsweise steche mit sehr hohen Werten bei fast allen Kulturarten hervor. „Milde Herbste als Folge des Klimawandels können uns zukünftig vor große Herausforderungen stellen“, betonte Hack. Dadurch steige das Mineralisationspotenzial. Er nannte mögliche Maßnahmen, um N-Verluste im Winter zu reduzieren:
– Düngehöhe anpassen
– Sommerungen mit Winterbegrünung anbauen
– Bodenbearbeitung im Herbst reduzieren
– Herbstdüngung weiter einschränken
Ein Fokus der Beratung liege in diesem Zusammenhang auf der Düngeplanung. Dazu kämen vegetationsbegleitende Maßnahmen, zum Beispiel die Messung von N-Aufnahmen mittels Nitrachek oder N-Tester. Nicht zu unterschätzen sei auch die Spannweite der Nährstoffgehalte von Wirtschaftsdüngern. Diese regelmäßig bei der Ausbringung zu analysieren, helfe für die bedarfsgerechte Ausbringung. Letztlich habe jeder Betrieb seine eigenen Besonderheiten. Daher sei die individuelle Beratung sehr wichtig.
Heinrich Hack
Hack hob hervor, dass ein niedriger Ente-Nmin-Wert nicht gleichbedeutend mit einem niedrigen Herbst-Nmin-Wert sei. Folgekultur, Zwischenfrucht und Mineralisation hätten einen großen Einfluss. Was nach der Ernte genau passiere, sei oft noch eine „Blackbox“. Grundsätzliche hülfen Winterzwischenfrüchte nach Getreide zur Verringerung der Nitratausträge. Eine Untersaat im Mais sei für die N-Auswaschung im Herbst vorteilhafter als Zwischenfruchtanbau, weil Mais spät räumend sei und die Bodenbearbeitung die Mineralisation anrege. Untersaaten im Mais hätten hingegen leicht positive Effekte.
Als Herausforderung für den Gewässerschutz bezeichnete Hack den Verzicht auf Glyphosat, weil dies in vielen Fällen eine verstärkte Bodenbearbeitung notwendig mache.
Bald gut 600 Messstellen
Dr. Frank Dethlefsen vom Landesamt für Umwelt (LfU) erläuterte, nach welchen Kriterien die aktuelle Nitratkulisse in Schleswig-Holstein ausgewiesen worden sei. Die Zahl der Messstellen sei von 225 (2020) auf 552 erhöht worden. Die Abgrenzung erfolge nach hydraulischen/hydrogeologischen Kriterien. Durch die Anwendung der sogenannten N2/Argon-Methode, die Denitrifikationseffekte ausklammere, seien insgesamt 17 Messstellen zusätzlich als belastet bewertet worden, obwohl die Nitrat-Messwerte weniger als 50 mg/l betrügen.
Dr. Frank Dethlefsen
Das Land plane, die Zahl der Messstellen auf gut 600 zu erhöhen. Das sei Grundlage, um künftig für die Ausweisung das sogenannte geostatistische Regionalisierungsverfahren anzuwenden. Dies könne abermals zu einer deutlichen Verschiebung der Roten Gebiete führen. Wann genau die nächste Ausweisung erfolgt, konnte Dethlefsen nicht beantworten, spätestens aber in vier Jahren.
Einfluss der Denitrifikation
Dr. Frank Steinmann (LfU) erläuterte die Abläufe der Denitrifikation. Bei diesem Prozess werde Nitrat im Grundwasser abgebaut und in elementaren Stickstoff umgewandelt. „Die Denitrifikation ist endlich“, so Steinmann. Allerdings gebe es in Schleswig-Holstein bisher keine Messstelle, bei der sich das Denitrifikationspotenzial erschöpft habe und Nitratgehalte aufgrund dessen wieder gestiegen seien.
Dr. Frank Steinmann
Die Denitrifikation ist eine Redoxreaktion. Nitrat wird dabei laut Steinmann reduziert. Ein anderer Stoff müsse daher als Reaktionspartner oxidiert werden. Das könnten anorganische Stoffe (etwa Sulfitverbindungen/Pyrit) sein oder auch organische Kohlenstoffverbindungen. Rund 65 % des Nitrats werden laut dem LfU-Experten im oberflächennahen Grundwasser durch Denitrifikation abgebaut. Die standortspezifische Variation sei aber enorm. So gebe es einige Bereiche, in denen keine Denitrifikation stattfinde. In anderen Bereichen würden 90 bis 100 % des Nitrats abgebaut. Insgesamt zeigten die Nitratwerte in den Messstellen eine positive Tendenz. Optimistisch schätzt Steinmann zudem ein, dass die Maßnahmen der vergangenen Jahre voraussichtlich noch weitere Wirkung entfalten würden.
Die Allianz für den Gewässerschutz haben das schleswig-holsteinische Umwelt- sowie das Landwirtschaftsministerium, der Bauernverband Schleswig-Holstein, der Landesverband der Wasser- und Bodenverbände Schleswig-Holstein sowie die Landesgruppe Norddeutschland des Bundesverbandes der Energie- und Wasserwirtschaft geschlossen, um sich gemeinsam für den Gewässerschutz einzusetzen. Mehr Informationen im Internet: www.allianz-gewaesserschutz.de
Bei der Osterallye der Landjugend Reußenköge ging es mal wieder fast nur ums eins: das große Ei. Denn diese Trophäe gewinnt das Team, das bei der Orientierungsfahrt im Auto durch den Kreis Nordfriesland alle Aufgaben am besten und schnellsten absolviert. Am Abend freuten sich natürlich auch alle auf die anschließende Fete.
Gestartet wurde mit einem gemeinsamen Frühstück. Auch wenn Rallye und Fete nicht zum ersten Mal ausgerichtet wurden, waren doch alle ein wenig aufgeregt. Die Mitglieder der Landjugend Reußenköge hatten wochenlang in der Planung gesteckt, um alles gut vorzubereiten und wie jedes Jahr eine neue Strecke zusammenzustellen. Aber als das Wetter mitspielte, sodass ohne Probleme aufgebaut und am Abend auf der Wiese geparkt werden konnte, war das Orga-Team schon erleichtert.
Auch am Veranstaltungstag schien die Sonne. Das ist immer besonders schön, denn die Landjugendmitglieder verbringen viel Zeit draußen, um die Teilnehmenden im 30-min-Takt auf die Fahrt zu schicken, wieder in Empfang zu nehmen oder die Strecke zu betreuen. Dieses Jahr führte die Rallye unter anderem über Bordelum, Drelsdorf und Ahrenshöft. Auf dem Weg mussten Stationen angefahren werden, an denen es Spiele zu absolvieren galt. Ebenso war ein Fragebogen zu beantworten. Dabei hieß es Augen auf, denn es wurden Fragen zur Stecke gestellt. Die Spiele sind ebenfalls jedes Jahr anders und zielen auf Wissen, Geschicklichkeit oder aber auch reines Glück ab. Gemeinsam durch einen Hula-Hoop steigen, Sackhüpfen mit Big Packs oder Dosenwerfen inklusive Riesenschlinge waren nur einige Challenges.
Dass die Rallye mit viel Herzblut ausgerichtet wird, ist auch an den Reaktionen der Teilnehmenden zu merken. Jedes Jahr kommen begeisterte Rückmeldungen bei der Laju an und auch die Teilnehmerzahl steigt von Jahr zu Jahr. In diesem Jahr gab es über 300 Anmeldungen auf nur 75 zu vergebende Plätze. Mehr geht nicht, denn sowie die ersten Teams auf der Strecke sind, herrscht reges Treiben auf dem Parkplatz hinter der Koogshalle. Was die Laju Reußenköge immer besonders freut, ist, dass viele Teams verkleidet oder mit Motto-Shirts kommen. „Toll, wie motiviert die Leute sich, in besonderem Look zu kommen, obwohl wir das nie initiiert haben“, sagt Landjugendmitglied Therese Thamsen.
Wie durchgetaktet die Planung der Rallye ist, zeigte sich erneut, als um 15 Uhr das letzte Team startete und zeitgleich das ersten Team über die Ziellinie fuhr.
Von nun an ging es für die Landjugendmitglieder direkt an die Auswertung der Fragebögen, denn die Siegerehrung war für 21 Uhr auf der Fete angesetzt. Aber es klappte alles gut, die Siegerteams waren ermittelt. Die begehrte Trophäe, das große Ei, dieses Jahr in Pink, ging an „Mölk’s Raubfischbande“ aus Löwenstedt.
Zur Fete wurde es dann richtig voll, denn wer keinen der begehrten Rallyeplätze ergattern konnte, kam abends dazu.
Das Gewinnerteam „Starlight Excess“ aus dem Jahr 2022 hoffte, an seinen Erfolg anknüpfen zu können und zum orangefarbenen noch das pinke Ei nach Hause zu holen. Es klappte nicht ganz.
Mit Start der aktuellen Periode der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) ergeben sich für Grünlandbetriebe interessante neue Fördermöglichkeiten. Insbesondere die Kennarten-Ökoregelung (ÖR 5) in der Ersten Säule kann durch Kombinationen mit dem Vertragsnaturschutz in der Zweiten Säule einen Beitrag zum betrieblichen Einkommen leisten.
Im Grünland können bei entsprechender extensiver Bewirtschaftung auf einer Fläche von wenigen Quadratmetern bis zu 40 oder 50 Wildpflanzenarten vorkommen. Dabei sind weit über 400 Pflanzenarten auf Grünlandstandorte in Schleswig-Holstein spezialisiert. Das Grünland beherbergt damit einige der artenreichsten Vegetationstypen. Allerdings sind derart vielfältige Grünlandbestände in Schleswig-Holstein nur noch selten zu finden. Die ÖR 5 zielt daher darauf ab, noch vorhandenes artenreiches Grünland zu erhalten.
Für die Teilnahme an der ÖR werden keine einschränkenden Maßnahmen oder starre Fristen vorgegeben, sondern nur das Vorkommen ausgewählter sogenannter Kennarten zählt (ergebnisorientierte Honorierung). Es ist allein eine betriebliche Entscheidung, welche Bewirtschaftung zum gewünschten Ziel führen soll. Die Verantwortung und der Nachweis der Pflanzenarten liegen bei dem Betrieb.
Diese Art der Grünlandförderung wurde bereits im Rahmen von Agrarumweltprogrammen in einigen anderen Bundesländern in der Vergangenheit angeboten. In Schleswig-Holstein kann man zwar auf einige Erfahrungen aus Modellprojekten zurückgreifen (beispielsweise „Blühendes Steinburg“), dennoch dürfte die Fördermaßnahme der ÖR 5 mit der dazugehörigen Methodik für viele Grünlandbetriebe neu sein. Sie wird im Folgenden dargestellt.
Wie die Kennarten bestimmen?
Für die Teilnahme an der ÖR 5 müssen mindestens vier Kennarten mit je drei Einzelpflanzen auf einer Grünlandparzelle nachgewiesen werden. Die zulässigen regionalen Kennarten sowie die Nachweismethode sind in Anlage 1 und 2 der Landesverordnung zur Durchführung der GAP-Direktzahlungen-Verordnung festgelegt. Die Kennartenliste ist weit gefasst und lässt neben einzelnen Pflanzenarten auch ganze Pflanzenfamilien beziehungsweise -gattungen als Kennartengruppe zu (zum Beispiel Wegerich-Arten).
Eine Teilnahme an der ÖR 5 ist im Sammelantrag extra zu beantragen und mit dieser zu kennzeichen. Dabei ist auf der Schlag- beziehungsweise Parzellenebene bereits anzugeben, welche der notwendigen vier Kennarten voraussichtlich später im Jahr nachgewiesen werden können. Die Auswahl der Kennarten wird in einer der kommenden Versionen des Inet-Programms umgesetzt. Bis dahin genügt allein die Beantragung der ÖR 5. Dies setzt dann für die eingebrachten Flächen bereits eine gewisse Kenntnis über die Artenzusammensetzung der Grünlandnarbe durch den Bewirtschafter voraus.
Nach der Antragstellung erfolgt die selbstständige Erfassung der Kennarten während des Vegetationsverlaufs mit der neuen Profil-SH-App (siehe Bauernblatt-Ausgabe 17). Über diese App müssen durch die Antragstellenden georeferenzierte Fotos auf der Fläche erstellt und für eine mögliche Kontrolle vorgehalten werden. Nach Erteilung eines Prüfauftrages durch die Kontrollstelle innerhalb der App können diese dann als Nachweis eingereicht werden. Die Prüfaufträge werden in der Regel nach der Hauptblühsaison erteilt.
Können die bereits im Sammelantrag beantragten vier Kennarten auf den Flächen nicht gefunden werden, dürfen auch andere nachweisbare Kennarten aus der Liste herangezogen werden. Eine Anpassung der Angaben oder der Rückzug der beantragten ÖR-Flächen im Sammelantrag kann bis zum 30. September durch den Antragsteller vorgenommen werden, jedoch nicht mehr nach Erteilung eines Kontroll-/Prüfauftrages.
Wie genau man methodisch bei der Erhebung der Kennarten nach den Vorgaben für die ÖR vorgehen muss, ist in der Abbildung grafisch dargestellt. Die einzuhaltenden Abstände (3 m zum Parzellenrand, 10 m zwischen den Einzelpflanzen einer Kennart) werden durch die Geolokalisierung des Smartphones mittels geotagged Fotos innerhalb der Profil-SH-App erfasst. Ein Sicherheitszuschlag von einigen Metern ist sicher geboten. Um bei der Suche nach den drei Einzelpflanzen einer Kennart die Abstände sicher einzuhalten, kann es auch hilfreich sein, die Fundorte während des Abschreitens zum Beispiel mit einer Stange zu markieren.
Hinweis: Entgegen der bisherigen Darstellung gehen in der aktuellen Version der Profil-SH-App (Update vom 13. April 2023) die bereits erfassten Fotos nach der aktiven Abmeldung aus der App nicht mehr verloren, sondern bleiben dauerhaft hinterlegt und können auf Anfrage zu einem späteren Zeitpunkt gegenüber dem LLnL eingereicht werden. Weitere Funktionen werden aktuell getestet, sodass es vorteilhaft ist, die App stets aktuell zu halten.
Der bestmögliche Zeitpunkt für die Erstellung der Fotos liegt im Blühzeitraum der jeweiligen Kennart und kann je nach Wachstumsverlauf, Bewirtschaftungsintensität und Standorteigenschaften variieren. Bei schnittgenutztem Grünland sollte die Dokumentation im Mai bis Juni beziehungsweise vor dem ersten Schnitt liegen. Bestimmte Arten blühen aber auch noch nach der ersten Nutzung. Wenn die Kennarten nicht eindeutig auf den Fotos identifizierbar sind, werden diese als Nachweis nicht akzeptiert.
Da die Profil-SH-App keine Hinweise zur Pflanzenbestimmung enthält, empfiehlt es sich, zur Hilfestellung für die Identifikation der Kennarten zeitgleich eine KI-gestützte Pflanzenbestimmungs-App auf dem Smartphone zu nutzen. In der Bauernblatt-Ausgabe 17, 2023 benannte das MLLEV explizit die kostenlose App „Flora Incognita“, die unter anderem heimische (Wild-)Pflanzen gut erkennen kann und auch weiterführende Beschreibungen und Informationen zu den erkannten Pflanzen liefert. Ausprobieren lohnt sich.
Fundorte der Kennarten und Suche
Die Mindestanforderungen für die Teilnahme an der ÖR 5 können bereits durch eine oder mehrere prägnante Teilareale für den gesamten Grünlandschlag erfüllt werden. Der richtige Suchraum im Feld kann viel Zeit sparen und mitunter den Anteil förderfähiger Flächen erhöhen. Zu potenziellen Kennartenarealen gehören vor allem schlaginterne Grenzertragsstandorte wie besonders trockene oder feuchte Parzellenbereiche, zum Beispiel Sandlinsen, Tonkuppen oder feuchte Senken.
Auch eine von der intensiven Grünlandnutzung abweichende Bewirtschaftung in der Vergangenheit kann ausschlaggebend sein. Dazu zählen beispielsweise ein reduzierter Düngeeinsatz, spätere Mahdtermine, lange zurückliegende Neu- oder Nachsaaten oder eine extensive Beweidung mit geringeren Viehbesatzdichten.
Wer bei der Suche nach geeigneten Teilarealen zusätzlich Zeit sparen möchte, sollte auch einen Blick in die frei verfügbaren, kartografisch dargestellten Ergebnisse der landesweiten Biotopkartierung werfen. Unter Umständen wurden bei der Erhebung einige der eigenen Flächen als wertgebendes Grünland kartiert (siehe schleswig-holstein.de/biotope).
Kombination mit weiteren Förderungen
Die ÖR 5 kann mit weiteren Förderungen im Dauergrünland ergänzt werden. Eine Gesamtübersicht der Kombinationsmöglichkeiten ist in Tabelle 1 dargestellt. Allgemein gilt, dass vertragliche oder rechtliche Vorgaben auf der Antragsfläche ein Ausschlusskriterium für die Beantragung der ÖR 5 darstellen können, sofern die Vorgaben die Fördervoraussetzungen der ÖR beinhalten. Allerdings lässt sich die ÖR 5 auf derselben Fläche beispielsweise mit einigen anderen Ökoregelungen kombinieren.
Auch die Flächenförderung im ökologischen Landbau kann mit der ÖR 5 vollumfänglich in Anspruch genommen werden. Besonders attraktiv ist die vollständige Kombinierbarkeit der ÖR 5 mit allen Grünlandprogrammen des Vertragsnaturschutzes (VNS) des Landes Schleswig-Holstein (siehe Ausgabe 12, 2022). Eine Kombination der ÖR 5 auf einem Schlag ist hier ohne Abzüge möglich. Je nach VNS-Förderkulisse, Betriebsform und Ertragspotenzial der Antragsfläche können daher in der Summe Flächenprämien erzielt werden, die bisher nicht möglich waren. Eine Beispielrechnung für ausgewählte Kombinationsmöglichkeiten ist in Tabelle 2aufgeführt. Neuanträge zum VNS werden in einer gesonderten Kachel Vertragsnaturschutz im Profil Inet abgegeben. Der Antragszeitraum hat bereits begonnen und endet am 1. Juli 2023.
Beratungsangebote gezielt nutzen
Die Entwicklung und der Erhalt artenreicher Grünlandflächen sind insgesamt eine wichtige Aufgabe des kooperativen Naturschutzes im Land. Landwirtschaftliche Naturschutzberatungen werden je nach Region durch die Lokalen Aktionen oder den Deutschen Verband für Landschaftspflege (DVL) angeboten und durch die EU und das Land gefördert. Das Beratungsangebot ist für alle Betriebe kostenlos. Neben ein- bis zweijährigen Kennenlernverträgen für Grünlandflächen ist ein Beratungsschwerpunkt der Vertragsnaturschutz inklusive der zusätzlichen Berücksichtigung der Ökoregelungen. Diese und weitere Informationen zu den Beratungsangeboten, Fördermaßnahmen und den zuständigen Ansprechpartnerinnen und Ansprechpartner vor Ort findet sich unter naturschutzberatung-sh.deDort gibt es auch einen Maßnahmensteckbrief mit näheren Erläuterungen zu der ÖR 5 und den regionalen Kennarten.
Fazit
Die Ökoregelung 5 – „Extensive Bewirtschaftung von Dauergrünland mit Nachweis von vier Kennarten“ – kann eine gute Möglichkeit sein, um sich Artenvielfalt im Dauergrünland honorieren zu lassen. Dabei ist eine gewisse Kenntnis selten gewordener Grünlandarten von Vorteil. Besondere Attraktivität erhält diese Maßnahme der Ersten Säule durch die breite Kombinierbarkeit mit den Vertragsnaturschutzprogrammen des Landes. In diesen Fällen kann die Beanspruchung einer kostenlosen Naturschutzberatung mehr Klarheit über die Eignung der Grünlandflächen verschaffen, um dadurch die Flächenprämien insgesamt zu verbessern.
Info
Seminarangebot für Beratungs- und Lehrkräfte: „Kennarten im Grünland – Fördermöglichkeiten von Ökoregelungen bis Vertragsnaturschutz“
Wie erkenne ich die Pflanzenarten im Grünland, die für eine Förderung im Rahmen der GAP (ÖR 5) notwendig sind? Wie können die Ökoregelungen mit Vertragsnaturschutzprogrammen kombiniert werden, um möglichst prämienoptimiert zu wirtschaften? Wie funktioniert der Artennachweis mittels Smartphone-App? Fragen wie diese werden im Rahmen eines ganztätigen Seminars beantwortet, organisiert von der Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein in Kooperation mit dem Deutschen Verband für Landschaftspflege. Nach der Klärung theoretischer Grundlagen werden im Rahmen einer Feldexkursion praktische Übungen zur Kennartenbestimmung und zum Nachweis über die Smartphone-App durchgeführt.
Geplante Termine: Donnerstag, 8. Juni, im Raum Langwedel (Kreis RD), Donnerstag, 15. Juni, im Raum Westküste (Kreis NF); jeweils 9 bis zirka 15.30 Uhr. Die Teilnahme ist förderfähig (Eler). Anmeldungen sind zu senden an: seminare@lksh.de
Schleswig-Holstein blüht auf: Die Gärtnereien in Schleswig-Holstein starten mit prall gefüllten Gewächshäusern in die Sommerblumensaison. Die Sortenvielfalt scheint von Jahr zu Jahr größer zu werden und neben den bewährten Standards locken auch immer wieder Neuheiten, die das Ausprobieren lohnen.
Die norddeutschen Gärtner haben am 28. April mit Aktionen in den Gärtnereien die Sommerblumensaison eröffnet. Das Statistische Amt für Hamburg und Schleswig-Holstein hat 2021 in Schleswig-Holstein 55 Gärtnereien erfasst, die auf 20,3 ha Zierpflanzen in Gewächshäusern anbauen. Die Blumenhitliste im Land nach den angebauten Stückzahlen führen die Begonien mit 1,7 Millionen Pflanzen an. Die meisten davon sind die eher niedrig wachsenden Eisbegonien, die sich in der Beetbepflanzung bewährt haben. Unter den Knollen-Begonien gibt es beeindruckende Sorten, die sich gut in Kübeln und Ampeln machen. Fast gleichauf liegen Pelargonien und Petunien mit 840.000 beziehungsweise 832.000 herangezogenen Pflanzen. Pelargonien sind die Klassiker der Balkonbepflanzung, Petunien überzeugen vor allem in Ampeln und Kübeln. Darüber hinaus werden 2,6 Millionen Pflanzen als „Sonstige Beet- und Balkonpflanzen (zum Beispiel Fuchsien, Lobelien, einschließlich Combi-Pots)“ nicht weiter spezifiziert.
Die Gärtner im Norden haben einen Elfenspiegel (Nemesia) zur Pflanze des Jahres im Norden gekürt und ihr den Aktionsnamen „Elfie“ gegeben. Elfie schaut den Betrachter mit vielen strahlenden, freundlichen Blütengesichtern an, hat aber mit ihrer intensiven jeansblauen Farbe auch eine tolle Fernwirkung. Dabei verströmt sie einen zarten Duft nach Jasmin. Sie blüht früh und erreicht schnell ihre endgültige Attraktivität, verliert aber nicht an Kraft und blüht bis in den Herbst hinein.
Überall in Schleswig-Holstein gibt es Gärtnereien, die sich mit den regionalen Klimabedingungen und den Bedürfnissen ihrer Kunden besonders gut auskennen. Diese profitieren vom Trend zum regionalen Einkauf. Einige Gärtnereien haben sich zusammengeschlossen und stellen sich der Zertifizierung des Gütezeichens Schleswig-Holstein. Dieses garantiert eine besondere Qualität der Pflanzen und dass die Pflanzen in Schleswig-Holstein gewachsen sind.
Neben der Regionalität gewinnen zwei weitere Trends zunehmend Bedeutung: Um nicht nur sich selbst eine Freude zu machen, achten immer mehr Blumenfreunde auch auf die Insekten und bevorzugen Pflanzen, die diesen Nektar und/oder Pollen anbieten. Die Fachleute in den Gärtnereien kennen die Pflanzen und können auch zu Insektennutzen beraten. Zu Information vorab bietet sich unter anderem die Seite bienenfuettern.de an. Die trockenen Sommer der letzten Jahre haben die Nachfrage nach hitzeverträglichen Pflanzen, die mit weniger Wasser auskommen, befördert. Das sind unter anderem die Begonien, Fächerblumen, Wandelröschen oder Goldzweizahn. Auch hier haben die Gärtnereien vor Ort viel Erfahrung und eine entsprechende Auswahl.
Turnierveranstaltungen sind bei vielen Pferdesportvereinen der Höhepunkt im Vereinskalender. Dies ist unabhängig davon, ob es sich um ein großes Turnier bis zur schweren Klasse oder um ein kleines Vereinsturnier handelt. Um dem Tierschutz in vollem Umfang gerecht werden zu können, bedarf es einer guten tierärztlichen Turnierbetreuung, doch diese wäre durch die neue Gebührenordnung für Tierärzte (GOT) deutlich teurer geworden. In Schleswig-Holstein gibt es jetzt eine Sonderregelung.
Laut § 40 der Leistungsprüfungsordnung (LPO) hat der Veranstalter einer Pferdeleistungsschau für die Dauer des Turniers die tierärztliche Versorgung sicherzustellen. Grundlage dafür ist eine Vereinbarung zwischen Veranstalter und Tierarzt.
Seit Ende November 2022 haben es Pferdehalter, Reiterinnen und Reiter sowie Turnierveranstalter hinsichtlich der überarbeiteten GOT mit einer zusätzlichen Verteuerung und damit einer weiteren Herausforderung zu tun. Denn selbst bei einem weit im Voraus geplanten Termin wie einem Reitturnier sind die Tierärzte durch die Auslegung der GOT durch die Bundestierärztekammer gezwungen, den zweifachen Tagessatz abzurechnen. Hinzu kommt, dass die Tierärzte verfügbar und gewillt sein müssen, Turnierdienste zu übernehmen.
„Gerade die kleineren, ehrenamtlich organisierten Vereinsturniere sind davon besonders betroffen. Alteingesessene Tierärzte, die seit 30 Jahren die Turniere begleiten, haben uns um Rat gefragt, ob sie sich strafbar machen, wenn sie anders handeln“, erklärt Soenke Lauterbach, Generalsekretär der Deutschen Reiterlichen Vereinigung (FN), die sich für eine Änderung dieser Auslegung einsetzt.
Auch in Schleswig-Holstein wurde aktiv gegen diesen Passus gearbeitet. Mit Erfolg: „In Abstimmung mit der Tierärztekammer Schleswig-Holstein haben wir erreicht, dass für die geplante Leistung einer tierärztlichen Turnierbetreuung zumindest nur der Einfachsatz als Abrechnungsgrundlage heranzuziehen ist“, erklärt Matthias Karstens, Geschäftsführer des Pferdesportverbandes Schleswig-Holstein. Dieser Einfachsatz liege bei 366,34 € für acht Stunden. Für jede die acht Stunden überschreitende halbe Stunde sieht die GOT eine Abrechnung von 24,38 € vor.
pm/fn
Die jüngsten Erfolge der Künstliche-Intelligenz-Forschung können beeindrucken. So ist es zum Beispiel möglich, fotorealistische Bilder und ganze Aufsätze wie von Zauberhand zu erzeugen oder sogar menschliches Verhalten vorherzusagen. In der Landwirtschaft haben die großen Landtechnikhersteller bereits Melk- und Feldroboter sowie autonome Schlepper im Angebot. Sensoren erfassen an 365 Tagen im Jahr den Zustand der Kuh. Die entsprechende Software ermittelt abschnittsgenau Fahrtrouten und den erwarteten Ertrag, berechnet den optimalen Brunstzeitpunkt oder überwacht das Verhalten einzelner Kühe. Und das alles soll erst der Anfang sein.
Man mag den Eindruck bekommen, als könnte künstliche Intelligenz (KI) schon bald den Landwirt ersetzen. Diese zugegebenermaßen etwas provokante Zuspitzung soll verdeutlichen, wie hoch die Erwartungen an die neuen Technologien sind. Nein, so schnell werden Rinderhalter nicht abgeschafft, aber natürlich macht die Entwicklung auch vor der Landwirtschaft nicht halt: KI, Big Data und Co. werden in einem Atemzug mit Schlagworten wie Digital Farming, Klimawandel und Tierwohl genannt. Die Politik ist sich des Potenzials und der öffentlichen Wahrnehmung dieses Themas bewusst in der Hoffnung, zukünftigen Herausforderungen besser begegnen zu können.
Wie sieht der Status quo aus?
KI hat im Ackerbau bereits für Aufsehen gesorgt, der Acker wandelt sich aktuell immer mehr in Richtung voll automatisierter Produktionsstraße. Im Vergleich dazu gibt es in der Milchviehhaltung zwar bereits zahlreiche Sensoren; praxisreife Assistenzfunktionen beschränken sich bisher jedoch noch auf einige wenige Anwendungsbereiche wie die automatische Erkennung von Fress- und Wiederkäuzeiten oder die Berechnung des Brunstzeitpunktes. Ein echter Mehrwert für den Landwirt, zum Beispiel durch das automatische Erkennen von chronischem Stress oder (subklinischen) Erkrankungen, lässt bisher noch auf sich warten. Aber warum ist das so?
Eine KI-basierte Analyse ermöglicht dem Landwirt, per Smartphone oder Tablet, Risikotiere in seiner Herde ohne weitere Hilfsmittel zu identifizieren.
Im Maschinenraum einer KI
Die grundlegende Funktionsweise einer KI ist gar nicht so kompliziert: Stark vereinfacht dreht es sich um das Erlernen von relevanten Datenmustern. Man kann sich diesen Prozess so vorstellen, dass zunächst durch ausgiebiges Probieren ein Netzwerk vieler kleiner Schablonen erstellt wird, ähnlich einem Mobile. Der Clou ist, dass ein solches Netzwerk hochkomplizierte Datenmuster in kleine „Häppchen“ aufteilen kann. Leitet man nun neue Daten durch dieses Netzwerk, werden jeweils passende Schablonen aktiviert. In der Summe all dieser aktivierten Schablonen ergibt sich dann am Ende die gewünschte Funktion des Netzwerks, also die „Intelligenz“ der KI. Herausfordernd dabei ist die anfängliche Schablonenerzeugung. Diese basiert auf mathematischer Optimierung, Know-how und Rechenleistung. Spielt aber alles richtig zusammen, hat die KI die relevanten Muster gelernt.
Am Beispiel der Milchuntersuchung stellt es sich folgendermaßen dar: Im Rahmen der monatlichen Milchleistungsprüfung werden die Milchinhaltsstoffe per Infrarotspektroskopie ermittelt. Das bedeutet, Milchproben werden mit für den Menschen unsichtbarem Licht bestrahlt und das reflektierte Licht im selben Moment analysiert. Für jede Wellenlänge wird dabei ein Wert gespeichert, und das daraus resultierende Spektrum der Milchprobe ermöglicht die automatische Ermittlung der Standard-Milchinhaltsstoffe. Es bietet darüber hinaus die Möglichkeit, anhand dieser Spektraldaten weitere Parameter und Zusammenhänge zu entwickeln. Durch den kausalen Zusammenhang zwischen einer beginnenden Ketose und den Milchinhaltsstoffen ist die KI so in der Lage, ein spezifisches Muster in einer Milchprobe zu erkennen und den Landwirt per Alarm in einer Smartphone-App darüber zu informieren. Auf Basis der Milchuntersuchung können somit bereits vor dem Auftreten klassischer Krankheitsanzeichen betroffene Kühe identifiziert werden.
Rinderhaltung stellt extra Herausforderungen
Ein wichtiger Aspekt bei der Konstruktion einer KI wurde bisher noch unterschlagen: KI-Verfahren sind per se zunächst „dumm“. Das bedeutet, dass erst ein „Trainieren“ der Netzwerke das Zerlegen komplexer Muster in einfache Schablonen ermöglicht. Dazu wird der sogenannte Trainingsdatensatz benötigt, welcher Ursache (Ketose) und Wirkung (Milchinhaltsstoffe) in Verbindung setzt.
Im Gegensatz zum Ackerbau ist es im Stall häufig aufwendiger und damit teurer, Trainingsdaten zu sammeln. Im Falle von Ketose ist während der KI-Entwicklung beispielsweise eine manuelle Begutachtung einzelner Tiere erforderlich. Hinzu kommt, dass die biologischen Zusammenhänge unscharf umrissen und komplex sind, sodass die Merkmale oftmals nur indirekt und ungenau gemessen und meist nur vergleichsweise wenige Tiere erfasst werden können.
Auch die Betriebsumwelt stellt aufgrund der variablen Betriebsstrukturen eine Herausforderung dar: Selbst wenn auf einem Betrieb viele Tiere bewertet wurden, ist nicht garantiert, dass die Ergebnisse auch auf andere Betriebe übertragbar sind. Dies würde vor allem Daten von vielen verschiedenen Betrieben benötigen. Es gibt zwar grundsätzlich Auswege aus der Situation, wie zum Beispiel vortrainierte KI, welche quasi „unfertig“ ausgeliefert werden und erst durch den Landwirt „angelernt“ werden müssten. Bis zur Praxisreife wird es aber noch dauern.
Assistenzsystemen gehört die Zukunft
Der Betriebsleiter wird auch in Zukunft die entscheidende Instanz auf dem Betrieb bleiben, aber immer mehr von KI-gestützten Assistenzsystemen profitieren. KI wird also maßgeblich die Zukunft der Tierhaltung bestimmen. Neue Systeme sind dabei ebenso zu erwarten wie die Weiterentwicklung bestehender – sei es beim Thema Tierwohl, um den Zeitaufwand zu reduzieren, um Leistungseinbußen durch subklinische Erkrankungen zu vermeiden oder um den Einsatz von Ressourcen zu optimieren. KI kann und wird die Produktivität an vielen Stellen deutlich erhöhen.
Jetzt ist also der richtige Zeitpunkt, das Thema KI bei neuen Investitionen mit zu berücksichtigen. Kompatibilität der unterschiedlichen Systeme ist dabei ein wichtiges Thema und erfordert viel Weitsicht, damit die Technik sinnvoll miteinander kombiniert werden kann und nichts doppelt auf dem Betrieb angeschafft werden muss. Auch ein gewisses Grundverständnis für die KI-Technologie kann hilfreich sein, um zukunftssichere Entscheidungen für oder gegen den Einsatz bestimmter Techniken auf dem eigenen Betrieb zu treffen.
Fallstricke gibt es genug: Ist die Technik praxistauglich? Bringt die KI einen echten Mehrwert? Wann wird ein Akkutausch notwendig? Wem gehören die Daten? Die Rinderhaltung steht erst am Anfang der Entwicklung. Klar ist jedoch schon heute: Innovationen auf Basis von KI werden dazu beitragen, dass die Landwirtschaft zukünftigen Herausforderungen gut gerüstet ins Auge schauen kann.
Fazit
Verglichen mit dem Ackerbau gibt es in der Rinderhaltung bisher wenig praxisreife KI-Systeme am Markt. Gründe für diesen Verzug sind das aufwendige und teure Sammeln von qualitativen Merkmalen im Stall und die fehlende Kompatibilität zwischen den Herstellern. Die Entwicklung der KI-Technologie schreitet jedoch schnell voran. Bestehende und zukünftige Systeme können viele Möglichkeiten bieten, das Herdenmanagement effektiv zu unterstützen.
Spätestens nach den Eisheiligen wird es Zeit, Bohnen zu „legen“, also die Samen in die Erde zu bringen. Doch vorher steht noch die Entscheidung an, ob Busch-, Stangen- oder Prunkbohnen angebaut werden. Experimentierfreudige wählen einfach von jeder Variante eine Samentüte und können so direkt vergleichen.
Unsere feinen Gartenbohnen (Phaseolus vulgaris) stammen aus Mittel- und Südamerika. Sie sind sehr kälteempfindlich und vertragen keinen Frost. Die Aussaat erfolgt im Freiland von Mitte Mai bis etwa Mitte Juli. Die Vorkultur im Topf ab dem letzten Aprildrittel verfrüht die Ernte. Wir unterscheiden zwei verschiedene Wuchsformen: die Buschbohne und die Stangenbohne.
Buschbohnen (Phaseolus vulgaris var. nanus) zählen zu den Schmetterlingsblütlern. Als solche stellen sie keine allzu hohen Ansprüche an den Boden. Optimal sind kalkhaltige und tiefgründige Böden in sonniger Lage. Wie bei den anderen Bohnenarten gibt es eine breite Auswahl an frühen, mittleren und späten Sorten mit grünen, gelben oder blauen Hülsen.
Buschbohnen häufelt man regelmäßig an, um die Standfestigkeit zu erhöhen. Foto: Karin Stern
Wer die Bohnen in Töpfen vorzieht, vermeidet Probleme mit der Bohnenfliege. Ihre Larven fressen sich im schlimmsten Fall bereits zwei Tage nach der Eiablage durch die Bohnenkerne, die in der Folge entweder gar nicht auflaufen oder nur deformierte Keimlinge hervorbringen. Bohnenfliegen entwickeln sich bei feuchter, kühler Witterung besonders gut. In solchen Frühjahren ist erfahrungsgemäß die Vorkultur der Bohnen die bessere Wahl. Dafür legt man vier bis fünf Samen 2 cm tief in mit Aussaaterde gefüllte Töpfe. Bei etwa 20 °C aufgestellt und gleichmäßig feucht gehalten, keimen die Samen innerhalb einer Woche. Nach dem Auflaufen stellte man die jungen Bohnen etwas kühler, gewöhnt sie ans Freiland und kann sie je nach Witterung um die Eisheiligen herum auspflanzen.
Die Direktsaat im Freiland erfolgt bis Mitte Juli entweder im Horst (jeweils fünf Samen im Abstand von 40 cm) oder in der Reihe (alle 5 bis 10 cm einen Samen, Reihenabstand 40 bis 50 cm). Manche Gärtner geben der Horstsaat den Vorzug, weil sie die Standfestigkeit der 30 bis 50 cm hohen Pflanzen insbesondere auf schwereren Böden erhöht. Tipp: Regelmäßiges Anhäufeln verbessert ebenfalls die Standfestigkeit und regt das Wurzelwachstum an. Von der Blüte bis zum Fruchtansatz ist der Wasserbedarf der Pflanzen am höchsten. Auf Düngergaben kann verzichtet werden. Wie bei allen Leguminosen wachsen auch an den Wurzeln der Bohnen sogenannte Knöllchenbakterien. Sie machen den Stickstoff aus der Luft für die Pflanzen verfügbar. Wichtig ist, die Bohnen regelmäßig zu ernten, bevor sie dicke Körner ausbilden. Dies regt die Blütenbildung an und erhöht den Ertrag. In der Regel reicht es aus, alle drei Tage durchzupflücken.
Wer keine runden Bohnenstangen zur Hand hat, kann sich mit Dachlatten helfen. Foto: Karin Stern
Stangenbohnen (Phaseolus vulgaris var. vulgaris) können bis Ende Juni ausgesät werden. Bei guter Pflege und ausreichender Wasserversorgung erzielen sie höhere Erträge als Buschbohnen. Je nach Sorte werden die grünen, gelben oder violetten Hülsen zwischen 10 und 30 cm lang. Die Hülsen sind entweder platt oder eher rundlich geformt. Achten Sie auf das Foto auf der Vorderseite der Samentüte oder auf entsprechende Hinweise in der Beschreibung. Als Kletterpflanzen, die eine Höhe von bis zu 3 m erreichen, sind Stangenbohnen auf eine Rankhilfe angewiesen. Am besten errichtet man diese noch vor der Aussaat. Tipp: Tief genug im Boden verankern oder stützen, um ein Umkippen zu vermeiden. Die Sprossen finden gleich nach der Keimung Halt an der Rankhilfe. Geeignet sind zeltartig zusammengebundene Bambusstäbe, ebenso wie einzelne, etwa 2 m lange Stangen im Abstand von 60 x 60 cm. Als Rankgerüst eignen sich auch Baustahlmatten oder das klassische Stangengerüst. Anstelle von runden Bohnenstangen übernehmen auch einfache Dachlatten die gleiche Funktion. Stangenbohnen können ebenfalls wie oben beschrieben vorgezogen oder direkt ausgesät werden. Je höher die Bodentemperatur, desto schneller keimen die Samen. Um jede Stange legt man sechs bis zehn Samen in den Boden oder setzt die vorgezogenen Jungpflanzen. Die Pflege erfolgt analog zu Buschbohnen: Anhäufeln, gute Wasserversorgung ab der Blüte, keine Düngergaben. Etwa zehn Wochen nach der Aussaat beginnt die Ernte. Auch bei Stangenbohnen empfiehlt sich regelmäßiges Durchpflücken alle drei Tage.
Die Blüten der Feuerbohnen haben einen hohen Zierwert. Foto: Karin Stern
Prunk- oder Feuerbohnen (Phaseolus coccineus) bieten neben den leckeren Hülsen auch hübsche Blüten. Sie werden nicht nur als Nutzpflanze eingesetzt, sondern dienen auch als Zierpflanze. Je nach Sorte wachsen Prunkbohnen 2 bis 4 m hoch. Sie zählen zu den Langtagspflanzen. Die Bildung der leuchtend roten Blüten setzt daher erst bei über zwölf Stunden Tageslicht ein. Die Hülsen der Prunkbohnen werden je nach Sorte bis zu 30 cm lang. Tipp: jung ernten und wie Busch- oder Stangenbohnen zubereiten. Aussaat und Pflege erfolgen wie oben bei den Stangenbohnen beschrieben. Wer die Pflanzen zu Zierzwecken kultiviert, putzt regelmäßig Verblühtes aus, um eine Nachblüte zu fördern. Bei heißer Witterung brauchen Prunkbohnen viel Wasser. Eine Düngung ist wie bei Stangen- und Buschbohnen nicht nötig.
Feuerbohnen erntet man möglichst jung. Sie lassen sich wie Busch- oder Stangenbohne zubereiten. Foto: Karin Stern
Sortentipps
Buschbohnen (Auswahl): grüne Hülsen: ‚Delinel‘, ‚Domino‘, ‚Maxi‘ sehr früh: ‚Maja‘, ‚Marona‘ Gluckentyp: (Hülsen sitzen in Büscheln oberhalb der Blätter): ‚Cropper Teepee‘ gelbe Hülsen: ‚Voletta Wachs‘, ‚Dior‘, ‚Dorado‘ blaue Hülsen: ‚Bluevetta‘
Stangenbohnen (Auswahl): grüne Hülsen: ‚Algarve‘, ‚Matilda‘, ‚Neckarkönigin‘, ‚Cobra‘ gelbe Hülsen: ‚Neckargold‘ blaue Hülsen: ‚Blauhilde‘ (färbt sich beim Kochen grün)
Prunkbohnen (Auswahl): ‚Hestia‘: niedriger, buschiger Wuchs, ideal für Ampel oder Balkonkasten ‚Butler‘: kräftiger Wuchs auch bei kühler und feuchter Witterung ‚Rotblühende‘: sehr starkwüchsig, hoher Zier- und Nutzwert ‚Lady Di‘: 30 cm lange Hülsen, sehr ertragreich