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Blick auf das Feldversuchswesen

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Die Herbstaussaat der Winterkulturen und Gräserprüfungen an den Standorten der Landwirtschaftskammer sowie die ­Maisernte sind im Oktober ­abgeschlossen worden.

Hier ein Rückblick: Zum Start der neuen Versuchssaison 2024/25 konnte die Aussaat der Landessortenversuche, Wertprüfungen und weiteren Sortenleistungsprüfungen im Winterraps an allen Standorten von der Westküste über die Geest bis zur Ostküste auf den Versuchsflächen unter guten Bedingungen stattfinden. Zusätzlich zu den Sortenprüfungen wurden an den Standorten Schuby, Sönke-Nissen-Koog und Futterkamp Düngungsversuche angelegt, die sich unter anderem mit einer Herbstdüngung des Winterrapses (Versuchsstandort Futterkamp) oder beispielsweise mit der Wirkung von Biostimulantien auf Ertrag und Ölgehalt beschäftigen (Standort Schuby). Im Östlichen Hügelland wurden am Standort Futterkamp ein Frühsaatversuch und am Standort Loit ein Spätsaatversuch Winterraps angelegt.

Die Aussaat der Wintergerste fand ebenfalls unter akzeptablen Bedingungen statt. Neben den wiederkehrenden Sortenprüfungen (Landessortenversuche, Wertprüfungen, EU-Sortenversuche) im konventionellen sowie ökologischen Anbau wurden auch Versuche zur Herbstdüngung angelegt. Einen Versuch zur Saatgutbeizung, in dem elektronenbehandeltes Saatgut, eine Saatgutbeizung auf Basis von natürlichen Wirk- und Nährstoffen und eine Standardbeizung verglichen werden sollen, ist am Versuchsstandort Kastorf ausgesät. Ein Spätsaatversuch wurde in Kastorf angelegt und weitere Düngungsversuche zum Humusaufbau und zur Stickstoffbilanz auf dem Versuchsfeld in Futterkamp.

Die Aussaat des Winterweizens geriet zwischenzeitlich aufgrund der Witterung leicht ins Stocken, doch konnten alle Versuche wie geplant ausgesät werden. An allen Kammer-Versuchsstandorten stehen die mit dem Norddeutschen Kammerbund abgestimmten Sortimente der Landessortenversuche. Weiter wurden an ausgewählten Standorten Wertprüfungen, ein Bundessortenversuch und EU-Sortenversuche gedrillt. Hier findet sich neben dem konventionellen der ökologische Anbau am Standort Futterkamp wieder. Des Weiteren wurde am Standort Barlt ein Versuch zur Blattdüngung im Weizen angelegt. Weitere produktionstechnische Versuche im Winterweizen zur Düngung und beispielsweise zum optimalen Reihenabstand konnten erfolgreich ausgesät werden.

Aussaat am Standort Groß Offenseth-Aspern. Foto: Achim Seidel

Der Winterroggen steht in dieser Versuchssaison mit drei Landessortenversuchen konventionell (Schuby, Futterkamp, Groß Offenseth-Aspern) und einem Landessortenversuch ökologisch (Futterkamp) im Land. Wertprüfungen Winterroggen des Bundessortenamts finden sich an den Standorten Schuby und Groß Offenseth-Aspern. In Schuby werden in der nächsten Versuchssaison ein Sortenversuch zur Nutzungsrichtung Ganzpflanzensilage (GPS) und ein klassischer Stickstoffsteigerungsversuch bearbeitet. Ein identisches Versuchsprogramm wurde mit einer veränderten Standortverteilung für Wintertriticale ausgesät.

Im Bereich Futterbau wurden an den Standorten Schuby und Westerrönfeld Neuanlagen der Sortenprüfungen mit Welschem und Deutschem Weidelgras sowie Bastardweidelgras (nur Westerrönfeld) ausgesät. Am Standort Schuby wurden eine Wertprüfung der Futterleguminose Weißklee und ein Versuch mit dem Schwerpunkt Biostimulantien gesät.

Aussaat von Winterraps Versuchsstandort Barlt. Foto: Christoph Johannes Marten

Im Bereich des Pflanzenschutzes startete die Versuchssaison ebenfalls. Herbizid-, Insektizid- und Fungizidversuche sind bereits oder wurden zeitnah in nahezu allen Winterungen an allen Versuchsstandorten angelegt. Versuche zur Ackerfuchsschwanzbekämpfung im Winterraps sind an der Westküste angelegt und am Standort Kastorf beschäftigt sich das Versuchswesen intensiv mit der Bekämpfung des Rapserdflohs.

Mit der erfolgreichen Herbstaussaat wurde der Grundstein für die neue Versuchssaison 2024/2025 an den Kammerversuchsstandorten gelegt.

62. Trakehner Hengstmarkt in den Holstenhallen von Neumünster

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Seit Wochen freuen sich die Trakehner Züchter, Reiter und Fans auf das zweite Großereignis des Jahres: den Trakehner Hengstmarkt. In diesem Jahr wird er inklusive eines großen Rahmenprogramms von Mittwoch, 27. November, bis Sonntag, 1. Dezember, in Neumünster stattfinden.

Zum ersten Mal werden die Tore der Holstenhallen am Mittwoch um 15 Uhr für das Ausprobieren der Reitpferde der Auktion geöffnet. Danach geht das Programm mit dem Live-Ausbildungsabend weiter (siehe BB 45/2024). Die Präsentation der 39 Körkandidaten beginnt am Donnerstag um 12 Uhr. Zuchtleiter Neel-Heinrich Schoof freut sich besonders über die bewegungsstarken Junghengste, die in die Kollektion aufgenommen wurden. Darunter sind auch fünf Nachwuchshoffnungen aus Schleswig-Holstein.

Da ist die Katalognummer (KN) 4, Havertz von Blanc Pain-Millennium. Der Hengst aus niedersächsischer Zucht wechselte über die Fohlenauktion beim Bundesturnier als Preisspitze zu Nicole Derlin nach Travenbrück, Kreis Steinburg, die den Braunen nun zur Körung bringt. Mit Ballytrent (KN 10) stellt die Züchtergemeinschaft Berlin aus Nübbel, Kreis Rendsburg-Eckernförde, einen Göteborg-Sohn aus.

Das Dichterkonsortium aus Schlotfeld, Kreis Steinburg, präsentiert mit Zauberdichter (KN 11) einen in Dänemark geborenen Hallifax-Helium-Sohn. Der Schwarzbraune kommt nur zur Körung, nicht zum Verkauf. So ist es auch bei Son of Sky (KN 20) von Millennium-Connery, gezüchtet und ausgestellt von Familie Ellerbrock aus Hamburg.

Etwas weiter nördlich, bei Marion Essing in Kappeln, Kreis Schleswig-Flensburg, kam Pur Platinum (KN 28) von Rhenium-Shapiro zur Welt. Seine Züchterin ist auch Ausstellerin. Eine Rarität ist Highfly (KN 36). Der Hengst von United Affair-Hirtentanz ist einer der ganz wenigen Nachkommen des damaligen Reservesiegers. Der Braune stammt aus der Zucht von Sigrun Wiecha aus Heiligenstedtenerkamp, Kreis Steinburg.

„In der diesjährigen Kollektion sind 27 Väter vertreten“, fasst Schoof zusammen. Millennium und Rheinglanz mit seinem Debütjahrgang seien mit fünf beziehungsweise vier Junghengsten dabei, gefolgt von Helium und Schäplitzer mit je drei Söhnen. Unter den Muttervätern sind nur vier Hengste zweimal vertreten.

Doch es geht nicht nur um Hengste. So wird am Freitag unter anderem die Jahressiegerstute ausgewählt. Für die Auktion wurden 14 junge Trakehner Stuten angemeldet, darunter Staatsprämien- und Prämienstuten, Prämienanwärterinnen sowie Jahrgangsbeste. Stuten sind auch im Reitpferdelot zu sehen, daneben sportliche Wallache sowie mit Kant ein Hengst von Millennium-Kaiser Wilhelm.

Ein fester Programmpunkt für Hengstmarktbesucher ist die Galaschau. In diesem Jahr wird neben Jessica von Bredow-Werndl und ihrem Bruder Benjamin Werndl auch Anne Krüger-Degener dabei sein. Sie steht für maximale Harmonie zwischen Mensch und Tier. Angekündigt sind auch Henrik Høper, der zwei Trakehner für die Weltmeisterschaft der Jungen Fahrpferde qualifizierte, sowie ein Six-Bar-Springen.

Zum Programm gehören außerdem der Freispringcup sowie das TSF-Dressurchampionat, bei dem die besten jungen Dressurpferde auf Prix-St.-Georges-Niveau ihren Titelträger ermitteln. Am Sonntag bietet die Pferdemesse Nordpferd erstmals eine Adventsedition. Dazu mehr in der nächsten Aus­gabe. pm

Tickets

Das Bauernblatt verlost 2×2 Tickets für den Sonnabend des Trakehner Hengstmarkts und 2×2 Tickets für den Galaabend. Der wie vielte Hengstmarkt ist es? Antwort mit Adresse und Telefonnummer an redaktion@bauernblatt.com oder per Post an Bauernblatt GmbH, Stichwort Trakehner Hengstmarkt, Grüner Kamp 19-21, 24768 Rendsburg. Einsendeschluss: Sonntag, 24. November. Wer bei der Verlosung keinen Erfolg hat, bekommt Karten unter www.­trakehner-verband.de oder lisa.ger​vers​mann@holstenhallen.com oder Tel.: 0 43 21-91 00.

Dauerblüher Ton in Ton

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Kleiner Wiesenknopf, Astilbe und Eisenkraut im perfekten rosa-violetten Zusammenspiel. Foto: Karin Stern

Mittlerweile sind auch die letzten Dauerblüher des Spätsommers verblüht und im Garten ist es ruhig geworden. Da bleibt genügend Zeit für die Planung neuer Beete. Mit einer harmonischen Farbgestaltung wirken sie gleich doppelt schön. Ob ein Beet herrlich romantisch wirkt, fröhlich daherkommt oder gar feurig zu lodern scheint – das ist alles eine Frage der Farbe.

Starten wir gleich mit der romantischen Variante. Rosa und Violett sind hier die passenden Farbklänge, um diese Stimmung hervorzuzaubern. Die beiden Blütenfarben bieten meist überaus malerische Farbverläufe und haben einen eher femininen Charakter. Je höher der Rotanteil im Violett, desto wärmer und harmonischer erscheint die Kombination mit Rosa. Daher ist etwas Fingerspitzengefühl angesagt, denn ein höherer Blauanteil im Violett wirkt schnell kühl und kann die Harmonie im Beet stören.

Die rosafarbenen Blüten der Herbstanemonen tanzen lebhaft im Wind. Foto: Karin Stern

Ein peppiger Eindruck entsteht, wenn sich ein freches Pink dazugesellt. Insbesondere Dahlien (Dahlia) oder Herbstanemonen (Anemone hupehensis) verschönern mit diesem Farbton über Wochen hinweg. Herbstanemone ‚Splendens‘ präsentiert ihre Schalenblüten auf 60 cm hohen Stängeln von August bis September. Das Angebot an pinkfarbenen Dahliensorten ist groß. Man sollte hier vor allem nach der Blütenform auswählen. Zu Ball- oder Pompon-Dahlien wirkt das purpurviolette Eisenkraut (Verbena bonariensis) traumhaft. Die Blütenformen bilden einen wunderbaren Kontrast. Die Sommeraster (Calli­stephus chinensis) bietet alles, was einen attraktiven Sommerflor ausmacht. Die üppige Blüte garantiert Farbe von Mitte Juli bis zum Herbst.

Kein anderes Ziergehölz wirkt so anziehend auf Schmetterlinge wie der Sommerflieder. Foto: Karin Stern

Man sät Sommerastern ab Mai direkt ins Freiland oder setzt dann vorgezogene Jungpflanzen. Wichtig ist regelmäßiges Ausputzen, das fördert die Blütenfülle. Am Samenständer findet sich eine reiche Sortenauswahl. Unverzichtbar für die rosa-violette Ton-in-Ton-Kombination ist der Ziersalbei ‚Blauhügel‘ (Salvia nemorosa). Sein Blauviolett zeigt sich ab Juni. Nach einem Rückschnitt (anschließend gut mit Wasser und Nährstoffen versorgen) zeigt sich eine Nachblüte im Spätsommer. Unter den Gehölzen empfiehlt sich der Sommerflieder ‚Pink Delight‘ (Buddleja davidii). Tipp: Ab Mitte April zurückschneiden und in durchlässigen, nicht zu trockenen Boden pflanzen.

Die Zusammenstellung von gelben und weißen Blüten wirkt fröhlich und verbreitet eine heitere Stimmung. Gelb blühende Pflanzen lassen den Garten stets sonnig erscheinen. Der Vorteil: Sämtliche Gelbnuancen lassen sich prima miteinander kombinieren. Wenn man dabei die gesamte Palette vom hellen Zinkgelb bis zum warmen Goldton einfließen lässt, sorgt das für Spannung im Beet. Weiß blühende Pflanzen bringen eine frische Brise in die gelbe Gestaltung. Am Abend tritt diese Wirkung besonders hervor, da die weißen Blüten am längsten leuchten. Die weiß-gelbe Kombination bringen Margeriten wie ‚Gruppenstolz‘ (Leucanthemum maximum) von Natur aus schon ins Spiel. Die 60 cm hohe Staude blüht bis September. Sie macht in der klassischen Staudenrabatte eine ebenso gute Figur wie im Bauerngarten.

Wasserdost, Wiesenknöterich und Herbstanemone zeigen sich im August von ihrer besten Seite. Foto: Karin Stern
Die weiß-gelbe Kombination aus Sonnenhut und Prachtkerze wirkt herrlich unbeschwert. Foto: Karin Stern
Gelbblühende Schafgarbe ist ein Klassiker, der sehr gut mit Trockenheit zurechtkommt. Foto: Karin Stern
Von Sonnenblumen kann man nie genug bekommen. Foto: Karin Stern


Die gelben Blütenkerzen des Goldfelberichs machen gute Laune. Foto: Karin Stern
Königskerzen brauchen einen ausreichend großen Wirkungsraum. Foto: Karin Stern

Von Juni bis Oktober überzeugt die aparte Blüte der Prachtkerze ‚Whirling Butterflies‘ (Gaura lindheimeri). Diese Sorte wächst sehr kompakt und ist nicht nur standfester als die Art, sondern auch besonders reichblütig. Der unkomplizierte Goldfelberich (Lysimachia punctata) erstrahlt mit seinen bis zu 90 cm hohen Blütenständen auch noch im Halbschatten. Zudem verträgt er sogar Wurzeldruck von Gehölzen. Über Ausläufer breitet sich Goldfelberich jedoch gerne aus.

Unter den Einjährigen steuert der Sonnenhut ‚Marmelade‘ (Rudbeckia hirta) jede Menge „Goldstücke“ bei. Dicht an dicht stehen die goldgelben Blüten wie kleine Sonnenschirme auf 60 cm hohen Stielen. Wem die etwas langwierige Anzucht ab Ende Februar zu aufwendig ist, der besorgt sich vorgezogene Pflanzen ab Mai im Gartenmarkt. Das Saatgut­sortiment der Sonnenblumen (Helianthus annuus) bietet eine breite Farbenpalette von Zitronengelb bis Bronzefarben. Besonders praktisch: Sonnenblumen lassen sich ganz einfach aus Samen heranziehen.

Mächtig beeindruckend sind die gelben Blütenkandelaber der Königskerzen (Verbascum olympicum). Bis zu 180 cm hoch streckt sich die Zweijährige in Richtung Himmel. Die Königskerze weiß besonders auf großen Grundstücken zu beeindrucken. Ebenfalls unverzichtbar ist das satte Goldgelb der Schafgarbe ‚Parker‘ (Achillea filipendulina). Sie verschönert von Juni bis August das Beet.

Der einjährige Sonnenhut ,Marmelade’ begeistert mit seiner Blühfreude. Foto: Karin Stern

Rot und Orange schaffen in perfekter Harmonie eine feurige Stimmung. Die Kombination der beiden Blütenfarben wirkt durchaus aufregend, aber keinesfalls aggressiv. Wichtig: Rote Blüten sollten nur Akzente setzen und gegenüber den orangefarbenen in der Unterzahl bleiben. So wirkt das dunkelrote Löwenmäulchen ‚Rocket Samtrot‘ (Antirrhinum majus) fast schon wie ein Ausrufezeichen im Beet. Die Einjährige blüht bis Oktober. Orangerote Montbretien (Crocosmia-Hybride ‚Lucifer‘) präsentieren sich als temperamentvoller Begleite zu dem warmen Orange der Dahlie ‚Gold Crown‘. Die Kaktusblüten dieser Sorte leuchten auf 120 cm hohen Stielen von Juli bis Oktober. Beide sollten übrigens frostfrei überwintern. Unter den Einjährigen trumpfen die Körbchenblüten der Ringelblume (Calendula officinalis) mit einem intensiven Orange auf. Wer erneut im Sommer aussät, darf sich bis weit in den Herbst hinein an den Blüten erfreuen.

Die orangeblühende Montbretie bringt einen feurigen Farbton ins Spiel. Foto: Karin Stern
Montbretie ,Lucifer’ präsentiert orangerote Blüten. Foto: Karin Stern


Orte, an denen Heimat entsteht

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„Wo wir uns finden, wohl unter Linden …“ – diese Textzeile aus dem Volkslied „Kein schöner Land“ hätte nicht passender sein können für die Zusammenkunft am vergangenen Dienstag in der Gemeinde Leezen, Kreis Segeberg. Denn dort fand auf dem von Lindenbäumen umgebenen Dorfplatz die Siegerehrung des landesweiten Dorfplatzwettbewerbs statt, der vom Schleswig-Holsteinischen Heimatbund (SHHB) in Kooperation mit dem Schleswig-Holsteinischen Gemeindetag (SHGT) durchgeführt wurde.

Aus 25 Bewerbungen nahm die neunköpfige interdisziplinäre Jury zwölf Plätze in die engere Auswahl. Leezen siegte neben Meimersdorf, Stadt Kiel, in der Kategorie „Historischer Dorfplatz“. Platz zwei ging an Barsbek, Kreis Plön. Ahrensbök-Dunkelsdorf im Kreis Ostholstein gewann den Preis in der Kategorie „Neugestalteter Dorfplatz“, Klein Offenseth-Sparrieshoop, Kreis Pinneberg, siegte in der Sonderkategorie „Dorfpark“.

„Wir haben uns die Entscheidung nicht leicht gemacht. Eigentlich sind alle 25 Plätze Gewinner“, sagte das Jury-Mitglied im Wettbewerb und erster Vizepräsident des SHHB, Prof. Holger Gerth, bei der Übergabe der Urkunden, Plaketten und Preise. Aufgrund der Vielfältigkeit und Heterogenität der Bewerberplätze habe man sich dazu entschlossen, Preise in den drei genannten Kategorien zu vergeben.

Ehrung des Siegerplatzes in Leezen (v. li.): Projektleiterin Dagmar Andresen, SHHB-Vizepräsident Holger Gerth, Leezens Bürgermeister Ulrich Schulz, SHHB-Präsident Peter Stoltenberg und Staatssekretärin Katja Günther

Bei dem Sieger-Dorfplatz in Leezen handelt es sich um einen spätmittelalterlichen Dorfanger, dessen Entstehung auf das Jahr 1775 geschätzt wird. „Der fast einen Hektar große, denkmalgeschützte Platz ist fast vollständig von über 100-jährigen, gut gepflegten Kaiserlinden eingefasst. Zum Erhalt des historischen Charakters wurden einige Linden nachgepflanzt. Lindenreihen mit Alleecharakter, eine schleswig-holsteinische Doppeleiche, Kriegerdenkmale und das denkmalgeschützte Spritzenhaus vervollständigen das Ensemble. Der mitten über den Platz verlaufende Querweg ist eine Allee aus Altbäumen ähnlichen Alters wie die Einfassung des Platzes und mittlerweile für den Verkehr gesperrt. Neben dem ökologisch wertvollen Altbaumbestand ist die Rasenfläche im Frühling ein Blütenmeer aus verschiedenen Krokussen. Verschiedene Sandstellen auf dem Spielplatz sind nicht nur für die Kinder interessant, sie dienen auch als Sandbad für Vögel. Als weitere ökologische Nischen sind Nistkästen aufgehängt und ein Insektenhotel aufgestellt“, lautet die Jury-Information zu dem Leezener Platz.

„Dieser Dorfplatz ist nicht nur das Herz unserer Gemeinde, er spiegelt auch die Schönheit und den Charme unseres Dorfes wider“, erklärte Bürgermeister Ulrich Schulz. Er sei das Ergebnis der Arbeit vieler engagierter Bürgerinnen und Bürger, die sich für seine Gestaltung und Pflege eingesetzt hätten und ihn zu dem machten, was er ist. „Somit danke ich allen, die zum Erfolg dieses Platzes beigetragen haben“, so Schulz. Neben Aufenthaltsqualität, Freizeit- und Begegnungsangeboten standen bei den Auswahlkriterien auch die ökologische Funktion sowie die Biodiversität der Plätze im Vordergrund.

Ein weiteres Merkmal des Leezener Dorfplatzes ist die Doppeleiche mit Gedenkstein.

So wurde neben historisch-kulturellen Aspekten auch auf eine naturnahe Gestaltung geachtet, wie zum Beispiel die Eingrünung des Platzes durch Bäume, Pflanzstreifen und/oder artenreiche Wiesen, das Vorhandensein von Teichen und Biotopen. „Besonders Bäume tragen wesentlich zur Aufenthaltsqualität bei, denn sie spenden Schatten und sorgen mit der Sauerstoffproduktion für gute Luft“, betonte die Staatssekretärin im Ministerium für Energiewende, Klimaschutz, Umwelt und Natur, Katja Günther (Grüne). Bei den Dorfplätzen gehe es im Wesentlichen darum, Menschen zusammenzubringen, die Gemeinschaft zu fördern und gleichzeitig einen Beitrag zum Erhalt und der Wiederherstellung der heimischen Tier- und Pflanzenwelt auch im Siedlungsbereich zu leisten.

Projektleiterin Dagmar Andresen zeigte sich ebenfalls von der Vielfalt der Bewerberplätze begeistert. „Alle drei in der Kategorie ‚Historische Dorfanger‘ ausgezeichneten Plätze haben sich durch ihre Ökologie, den Baumbestand, aber auch durch den Erhalt historischer, zum Teil denkmalgeschützter Gebäude hervorgetan. Die Größe und Schönheit der Plätze haben mich überwältigt“, so Andresen.

Jury-Mitglied Johann Böhling, Förster und Mitglied in der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald, konnte bei der Jurybereisung noch etwas dazulernen: „An vielen der besuchten Plätze steht eine Doppeleiche als Symbol für ein ungeteiltes Schleswig-Holstein und mit Bezug auf den Leitspruch ‚up ewig ungedeelt‘. Diese Bäume stammen aus der Zeit um 1864. Deren beide Stämme wurden bewusst so eng zusammengepflanzt, dass sie miteinander verwachsen.“ Das Schlusswort hatte SHHB-Präsident Peter Stoltenberg. Sein Fazit lautete: „Dorfplätze sind Orte, an denen Heimat entsteht.“

Der Dorfplatz in Meimersdorf belegte zusammen mit Leezen den ersten Platz in der Kategorie „Historische Dorfplätze“.
Foto: Anna Biß/SHHB
Der Dorfpark in Klein Offenseth-Sparrieshoop stellt eine Besonderheit dar.
Foto: Aaron Schack/SHHB
In der Kategorie „Neugestalteter Dorfplatz“ siegte die Gemeinde Ahrensbök-Dunkelsdorf. 
Foto: Nicole Wilder


EU-Schweinefleischproduktion geht weiter zurück

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Experten der niederländischen Rabobank haben in ihrer jüngsten Studie die Entwicklung der Schweinfleischerzeugung in der EU und dem Vereinigten Königreich analysiert und erwarten einen weiteren Rückgang.

Die Schweinefleischerzeugung in der EU und im Vereinigten Königreich wird nach Einschätzung der Rabobank Analysten 2025 ein Produktionsminus gegenüber dem laufenden Jahr von 0,5 % verzeichnen. Den stärksten Rückgang im Ländervergleich prognostizieren sie für die Niederlande, wo der Schweinebestand um 10 bis 15 % abgestockt werden dürfte. Wichtigste Ursache seien staatliche Aufkaufprogramme im Rahmen der Haager Umweltpolitik. Der niederländische Sauenbestand sei unter anderem deshalb im Juni 2024 gegenüber Dezember 2023 bereits um 6,3 % geschrumpft.

Den Analysten zufolge sind die Schweinebauern in anderen EU-Ländern mit einem hohen Seuchendruck auf ihre Tierbestände konfrontiert, etwa durch das Porcine Reproductive and Respiratory Syndrome (PRRS) und die Afrikanische Schweinepest (ASP). Die Rabobank rechnet angesichts des voraussichtlich knapperen Angebots an Schweinefleisch in Kombination mit einer saisonal zunehmenden Nachfrage mit mittelfristig steigenden Schweinepreisen in der EU. Allerdings sei der künftige Export von EU-Schweinefleisch wegen drohender Antidumpingmaßnahmen Chinas mit großer Unsicherheit behaftet. Deshalb hielten sich die hiesigen Verarbeitungsunternehmen mit Preisanhebungen zurzeit noch zurück.

Mit Blick auf die wirtschaftliche Situation der Schweinehalter prognostizieren die niederländischen Fachleute für das vierte Quartal 2024 einen leichten Anstieg der Futtermittelpreise. Als Ursache wird Trockenheit in wichtigen Mais- und Sojaanbaugebieten Nord- und Südamerikas angeführt.

Zudem dürften auch die gesamten Gestehungskosten in vielen Betrieben weiter steigen. In den Niederlanden schlage vor allem der höhere Aufwand für den Gülleabsatz und für Arbeitskräfte negativ zu Buche. Außerdem bewegten sich die Stallkosten in einem Aufwärtstrend, und zwar als Folge von strengeren Umwelt- und Tierschutzvorschriften. Inzwischen näherten sich die durchschnittlichen Gestehungskosten in der EU der Marke von 2 €/kg Schlachtgewicht.

Unterdessen rechnet die Agrarmarkt Informations-GmbH (AMI) für das kommende Jahr mit einem geringfügigen Rückgang der deutschen Schweinefleischproduktion gegenüber 2024, nämlich um 35.000 t oder 0,9 % auf 3,921 Mio. t Schlachtgewicht. Längerfristig werde der hiesige Markt wohl durch neue politische und gesellschaftliche Vorgaben destabilisiert, hieß es. Vor diesem Hintergrund erwarten die Bonner Fachleute auch in der Bundesrepublik weitere Betriebsaufgaben in der Schweineproduktion. age

Deutschland ist wichtiger Lieferant

von Biodiesel in die USA

Export als Entlastungsventil des Raps- und Rapsölmarktes

Die US-Biodieselimporte verliefen in den zurückliegenden Monaten rege. Seit 2022 haben sich die Mengen sogar verdoppelt. Angesichts des attraktiven Preisniveaus dominieren EU-Herkünfte. Deutschland produziert deutlich mehr Biodiesel als jeder andere der EU-Mitgliedstaaten. Damit ist das Land auch hinsichtlich der US-Versorgung mit Biodiesel von großer Bedeutung. Das unterstreichen die Importdaten der Vereinigten Staaten. Beachtlich sind die Mengen, die die Bundesrepublik im Februar 2024 beisteuerte, immerhin hielt das Land hier einen Anteil von knapp 58 % an den Gesamtlieferungen. Die Mengen ließen im weiteren Jahresverlauf jedoch nach.

Trotz der regen Importe und der zunehmenden Konkurrenz durch Erneuerbare Kraftstoffe stieg auch die Herstellung von Biodiesel in den USA 2023 gegenüber dem Vorjahr um 5 % auf 5,6 Mio. t. Vor diesem Hintergrund wurde 2023 so viel Biodiesel verbraucht wie seit 2017 nicht mehr. Die U.S. Energy Information Administration geht aber davon aus, dass die US-Biodieselproduktion im laufenden Jahr zurückgehen dürfte.

Der Export ist aus Sicht der Union zur Förderung von Oel- und Proteinpflanzen (Ufop) ein überaus wichtiges Ventil zur Entlastung des Rapsöl- und Biodieselmarktes. Die Ölmühlen bleiben dadurch ausgelastet, die Marktversorgung mit dem Proteinträger Rapsschrot ist gesichert. Deutschland exportierte im ersten Halbjahr 2024 laut Statistischem Bundesamt rund 1,7  Mio. t Biodiesel. Dagegen belief sich der Import auf 906.719 t. Unter den Empfängerländern für deutschen Biodiesel dominieren mit den Niederlanden, Belgien, Polen, Österreich und Frankreich EU-Länder. Wichtigstes Drittland sind hier die USA, die in der ersten Hälfte 2024 mit knapp 131.000 t jedoch rund 46 % weniger importierten. Ufop

Erneut Rodemaßnahmen auf Fehmarn

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Der Pflanzenschutzdienst bei der Landwirtschaftskammer hat ein weiteres Auftreten des Rundköpfigen Apfelbaumbohrers (Saperda candida) im Norden Fehmarns entdeckt. In den kommenden Monaten muss daher auf Fehmarn erneut ein Befall mit dem Rundköpfigen Apfelbaumbohrer getilgt werden.

Zwischen Gammendorf und Puttgarden konnten im August und September einzelne Funde an Weißdornpflanzen in einem Knick als Larven des Rundköpfigen Apfelbaumbohrers mit einer amtlichen Untersuchung bestätigt werden. Der aktuelle Befall mit dem Quarantäneschädling wurde bei dem normalen Monitoring durch die Pflanzengesundheitsinspekteure entdeckt und befindet sich in der Nähe der K 63 südlich des Campingplatzes Johannisberg. Dort ergeben sich zwei neue, sich überschneidende Befallszonen, jeweils mit einem Radius von 200 m, die fast in der Mitte der großen Pufferzone liegen. Die Pufferzone wir durch die beiden Befallsgebiete nicht verändert.

Für die nun erforderlichen Fäll- und Rodemaßnahmen wird daher eine mit den neuen Befallszonen aktualisierte Allgemeinverfügung veröffentlicht, die auch eine Karte mit den bisherigen und den beiden neuen Befallszonen enthält (siehe unter www.lksh.de/pflanzenschutzdienst/pflanzenschutzgesundheitskontrolle Stichwort Änderung der Allgemeinverfügung).

Am Tag nach Veröffentlichung im Bauernblatt und im „Fehmarnschen Tageblatt“ tritt die Verfügung unmittelbar in Kraft.

Weißdornpflanze im Knick – eine Wirtspflanze des Schädlings

Rodemaßnahmen zur Tilgung

Damit der Befall getilgt werden kann, werden die Wirtspflanzen innerhalb der errichteten Befallszonen in den kommenden Monaten gerodet. Betroffen sind neben Knicks auch Alleebäume an der K 63 sowie Bäume und Sträucher auf Privatgrundstücken. Die notwendigen Maßnahmen werden im Rahmen der geltenden Gesetze durch den amtlichen Pflanzenschutzdienst der Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein durchgesetzt, Kompensationspflanzungen sind geplant. Des Weiteren werden das Befallsgebiet und dessen Umgebung weiterhin regelmäßig durch den amtlichen Pflanzenschutzdienst auf das Vorhandensein typischer Befallssymptome kontrolliert. Dabei kommen auch speziell ausgebildete Spürhunde und Pheromonfallen zum Einsatz.

Der Rundköpfige Apfelbaumbohrer (Saperda candida) ist ein in Nordamerika beheimateter Bockkäfer. Er ist seit 2019 als Quarantäneschädling in der EU gelistet (siehe Pflanzengesundheitsverordnung (EU) 2016/2031 und Durchführungsverordnung (EU) 2019/2072).

Der Schädling gefährdet den europäischen Erwerbsobstbau, indem die Käferlarven Bohrgänge im Holz völlig gesunder Bäume anlegen, die zum Absterben der Bäume führen können. Wirtspflanzen sind unter anderem neben Obstgehölzen wie Apfel, Birne, Kirsche, Pflaume und Quitte auch Feuerdorn, Cotoneaster, Schlehe und Weißdorn sowie die auf Fehmarn häufige Schwedische Mehlbeere. Natürliche Gegenspieler oder chemische Bekämpfungsmöglichkeiten sind nicht verfügbar, weshalb der Käfer nur durch die Rodung der Wirtspflanzen in den Befallszonen und die anschließende Vernichtung des Pflanzenmaterials ausgerottet werden kann.

Mithilfe der Bevölkerung

Um weitere mögliche Befallsstellen aufzuspüren und so die Verbreitung des Schädlings zu verhindern, bittet der amtliche Pflanzenschutzdienst um Mithilfe aus der Bevölkerung Fehmarns. Pflanzen, die dem Rundköpfigen Apfelbaumbohrer als Wirt dienen können, dürfen in den Befallszonen und in der Pufferzone bis auf Weiteres nicht neu gepflanzt werden. Außerdem ist die Verbringung von Holz und Wirtspflanzen aus der Pufferzone heraus nur mit einer amtlichen Genehmigung möglich.

Werden typische Befallssymptome wie etwa bleistiftdicke, kreisrunde Ausbohrlöcher am Stamm oder das sogenannte Genag­sel (Holzspäne und Larvenkot) am Stammfuß von Obstbäumen oder Weißdornhecken entdeckt, besteht Meldepflicht. Verdachtsfälle können beim zuständigen Pflanzenschutzdienst der Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein, Grüner Kamp 15-17, 24768 Rendsburg bei Stephan Monien, Tel.: 0 43 31-94 53- 390, E-Mail: ­smonien@lksh.de, ­gemeldet werden.

Holz mit Bohrgängen und Larven des Rundköpfigen Apfelbaumbohrers

Warum nicht mehr Gerste füttern?

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Gerste ist nach Weizen die zweitwichtigste Getreideart in Deutschland. Der Anbau von Wintergerste hat viele Vorteile: Durch eine frühe Ernte kann eine gründliche Stoppelarbeit erfolgen, Arbeitsspitzen können reduziert werden. Es ist eine rechtzeitige Aussaat von Zwischenfrüchten möglich, und durch eine frühe Abreife ist man gut gewappnet gegen Frühsommertrockenheit. Der Anbau dient zudem der Erweiterung der Fruchtfolge. Auch in der Schweinefütterung kann die Verwendung von Gerste Vorteile haben.

Der Anteil der Gerste am Getreide im Mischfutter schwankte in den vergangenen Jahren zwischen zirka 19 und 23 %. Da in diesem Jahr eine höhere Mykotoxinbelastung im Getreide erwartet wird und Gerste von allen Getreidearten bekanntlich am geringsten mit Fusariumtoxinen belastet ist, bleibt abzuwarten, ob mehr Gerste eingesetzt wird. Sie punktet auch beim Befall mit Mutterkorn. Gerade in diesem Jahr wurden höhere Belastungen von anderen Getreidearten beobachtet. Gründe genug, um mehr Gerste zu füttern?

Gerste wird innerbetrieblich vor allem in der Schweinefütterung eingesetzt und ist für die Haltung von Schweinen mit unkupierten Schwänzen geradezu prädestiniert, weil ihre Faser stabilisierend auf die Verdauungsprozesse wirkt. Im Vergleich zu Weizen, Roggen und Triticale weist Gerste einen geringeren Energiegehalt auf.

Seit Jahren sinken die Rohproteingehalte aller Getreidearten. Ein geringer Rohproteingehalt lässt einen zunehmenden Einsatz einerseits eher unattraktiv erscheinen, ist andererseits aber für N-reduzierte Futtermischungen sehr interessant. Während die Gerste vor 20 Jahren noch 10,6 % Rohprotein enthielt, weist die erste Auswertung der diesjährigen Ernte nur 8,2 % auf. In den Landessortenversuchen wurden 2024 im Durchschnitt aller Standorte in Niedersachsen 10,1 % Rohprotein ermittelt, in Schleswig-Holstein waren es 10,6 %. Gerste enthält weniger Stärke und ist rohfaserreicher als Weizen. Im vergangenen Jahr lag ihr Energiegehalt um 1 MJ/kg niedriger. Hingegen ist die Proteinqualität mit knapp 3,8 g Lysin je 100 g Rohprotein höher im Vergleich zu Weizen mit 2,9 g.

Für Schweine ist nicht der Bruttogehalt an Aminosäuren entscheidend, sondern der Gehalt an dünndarmverdaulichen (praecaecal verdaulichen) Aminosäuren. Weizen weist zwar durchweg eine höhere praecaecale Verdaulichkeit als Gerste auf, bedingt durch den geringeren Lysingehalt des Weizens ist der Gehalt an verdaulichem Lysin in beiden Getreiden jedoch gleich.

Für den Einsatz von Gerste sprechen auch ihre diätetischen Eigenschaften. Sie gilt seit jeher als Gesundungsfutter. Durch ihren hohen Fasergehalt kann sie die Verdauungsprozesse stabilisieren. Gerste ist reich an -Glucanen, die zu den schnell fermentierbaren Nicht-Stärke-Polysacchariden zählen. Im Vergleich zu Weizen enthält sie doppelt so viel NDFom (Neutral-Detergentienfaser, aschefrei) und BFS (bakteriell fermentierbare Substanz).

Aktuell beträgt der Preisunterschied zwischen Gerste und Weizen zirka 2,20 €/dt. Im Schnitt des Wirtschaftsjahres 2023/24 lagen die Abgabepreise an die Landwirtschaft für Gerste bei 21,72 €/dt und für Weizen bei 23,11 €/dt – eine Differenz von 1,39 €/dt. Danach würden 10 MJ ME aus Gerste 17 ct und aus Weizen 16,7 ct kosten. Für den Gerstenanbau sollten aber nicht nur aktuelle wirtschaftliche Aspekte, sondern auch die eingangs erwähnten Vorteile wie Fruchtfolgegestaltung, frühe Feldräumung et cetera und die Futtermitteleigenschaften berücksichtigt werden.

Ertragsverluste auf Dauergrünland durch Gänse

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Um die monetären Verluste aufgrund von Gänsefraßschäden an der Westküste zu quantifizieren, mögliche Anpassungsmaßnahmen zu erproben und tierhygienische Fragestellungen zu beleuchten, hat das Umweltministerium (MEKUN) in Absprache mit der örtlichen Landwirtschaft in der Gemeinde Westerhever eine fünfjährige Untersuchung durch die Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein durchführen lassen. Die Ergebnisse werden hier vorgestellt.

Die Westküste ist, neben anderen Gebieten in Schleswig-Holstein, durch die Nähe zur Nordsee ein bedeutendes Rastgebiet für Gänse und weitere Vogelarten. Im Grünland kommt es insbesondere durch die große Anzahl von rastenden Nonnengänsen von Vegetationsbeginn bis etwa Mitte Mai zu Ertragsverlusten für die landwirtschaftlichen Betriebe.

Durch die exponierte Lage in der Nordsee ist speziell die Region Eiderstedt schon lange ein bevorzugtes Rastgebiet für Nonnengänse. Für die Landwirtschaft sind die stark konzentriert rastenden Gänse eine große Belastung und betriebliche Herausforderung. Außer Ackerkulturen wie Winterweizen oder Winterraps wird auf dem Grünland der hochproduktive erste Grasaufwuchs von den Nonnengänsen genutzt, sodass den Betrieben hochwertiges, energiereiches Futter für die Viehhaltung verloren geht.

Zudem kann eine starke Verkotung von intensiv genutzten Flächen beobachtet werden. Die Frage ist dabei insbesondere, ob die Verschmutzung des Futters zu Krankheiten bei den Nutztieren führen kann und ob der Verbiss und der Vertritt die Grasnarbe zusätzlich schädigen.

Versuchsflächen und -design

Der fünfjährige Versuch in den Jahren 2017 bis 2021 umfasste drei Flächen mit hohem Gänsedruck und eine Referenzfläche ohne Gänsebeweidung. 2020 und 2021 ist zudem eine weitere intensiv bewirtschaftete Referenzfläche in den Versuch einbezogen worden.

Die Flächen sind Dauergrünlandflächen im Eigentum der Stiftung Naturschutz/Ausgleichsagentur. Auf den Flächen wurde die Hälfte der Versuchsparzellen mit Körben vor Gänsefraß geschützt, die andere Hälfte war der Gänsebeweidung ausgesetzt. Als ergänzender Faktor wurden vier Düngungsintensitäten mittels Kalkammonsalpeter untersucht.

D0: ohne Düngung (extensiv, Vertragsnaturschutz)

D1: 80 kg N/ha zu Vegetationsbeginn (Mitte März)

D2: 80 kg N/ha nach Abzug der Gänse (Mitte Mai)

D3: ortsüblich intensiv, gesamt 180 kg N/ha in drei Gaben

Es wurden vier Schnitte im Jahr analog zu einem praxisüblichen Nutzungssystem manuell durchgeführt und die Massengewichte erfasst. Zudem wurden alle Proben einer Grundfutteranalyse unterzogen, um Aussagen zu den vereinbarten Ertragsparametern Trockenmasse (TM), Energie (NEL), Rohprotein (XP) und Rohfasergehalt treffen zu können. Die Ergebnisse wurden abschließend zu Jahreserträgen verrechnet und die Ersatzkosten bestimmt.

In Versuchsparzellen mit Korbschutz kann sich der Grünlandaufwuchs ungestört entwickeln und so die Schnittreife ohne Gänseeinfluss simulieren. Foto: Kerstin Ebke

Daten zeigen Wetterextreme

Die Versuchsjahre waren von Wetterextremen bestimmt. Das Jahr 2017 war gegenüber dem langjährigen Mittel als deutlich zu nass einzuordnen, während die Jahre 2018 und 2019 von Trockenheit geprägt waren. 2017 und 2021 konnte anteilig im ersten Schnitt aufgrund wüchsiger Bedingungen eine Ernte trotz Gänseschaden erzielt werden, was die Ersatzkostenwerte verringerte. Die Ernte 2019 war durch massive Trockenschäden, noch resultierend aus dem Jahr 2018, insgesamt stark verringert.

Verluste an Trockenmasseertrag

Die ausgewählten drei Untersuchungsflächen wiesen im fünfjährigen Mittel mit 67,2 dt/ha, 61,8 dt/ ha und 60,3 dt/ha ähnlich hohe Trockenmasseerträge (TM) auf wie die Referenzfläche Norderweg mit 68,2 dt/ha (Tabelle 1). Diese Erträge sind jedoch als unterdurchschnittlich zu bewerten. Daher ist 2020 und 2021 eine weitere Grünlandfläche mit konventioneller, intensiver Bewirtschaftung einbezogen worden, die im zweijährigen Durchschnitt einen Trockenmasse­ertrag von 119,6 dt/ha erreichte.

Monetäre Bewertung – Ersatzkostenwert

Aus der Differenz des Jahresertrages in den korbgeschützten und den durch Gänsefraß geschädigten Varianten wurden Ersatzkostenwerte für die Bewertung des entgangenen Ertrages berechnet.

Trockenmasse: Für die Berechnung der monetären Verluste wurden ein Ersatz über Zukauf von Grassilage zugrunde gelegt und weitere Annahmen getroffen:

Grassilage hat einen durchschnittlichen Trockensubstanzgehalt (TS) von 35 %.

Für die Umrechnung von dt/ha in m³ Erntegut wurde angenommen, dass durchschnittlich 1 m³ Grassilage 5,5 dt wiegt.

1 m³ Grassilage wurde mit 25 € bewertet (Marktberichterstattung der Landwirtschaftskammer).

Alle Ergebnisse der fünfjährigen Beprobung sind in Tabelle 2 dargestellt.

Die Werte schwanken stark. In den Jahren 2018 bis 2020 wurde zum ersten Schnitt auf den ungeschützten Parzellen ein Totalausfall verzeichnet. Im ersten und letzten Versuchsjahr konnten aufgrund der wüchsigen Bedingungen geringe Mengen geerntet werden, was zur Verringerung der Ersatzkostenwerte führt. Die Einflüsse der Extensivierung müssen zusätzlich mitbedacht werden.

Analog zum Parameter Trockenmasseertrag wurden Ersatzkostenwerte für Energie (über Kraftfutter) sowie Rohprotein (über Sojaschrot) berechnet.

Gesamtschau Ersatzkostenwerte

Aus der Differenz des Jahresertrages in den korbgeschützten und den durch Gänsefraß geschädigten Varianten wurden Ersatzkostenwerte für die Bewertung des entgangenen Ertrages berechnet. Hierbei wurden die Parameter Trockenmasse (TM in dt/ha, Ersatz als Grassilage), Energie (NEL in GJ/ha, Ersatz als Kraftfutter oder Grassilage) und Rohprotein (in dt/ha, Ersatz als Sojaschrot) betrachtet (Tabelle 3).

Insgesamt gingen auf den unterdurchschnittlich produktiven Grünlandflächen der Stiftung Naturschutz in Westerhever zwischen 2017 und 2021 durchschnittlich 33 % der Jahrestrockenmasse und 80 % der Trockenmasse des ersten Schnittes durch Gänsefraß verloren.

Die Höhe der monetären Verluste wird wesentlich von der Witterung (+/–50 %) und vom Zeitpunkt der ersten Düngung (+/–35 %) beeinflusst. Bei ortsüblicher Düngung von 80 kg N/ha Mitte März und weiteren 100 kg im Jahresverlauf wurden monetäre Verluste von 300 €/ha ermittelt. Die Verluste ließen sich im Versuch auf 180 €/ha senken, indem die erste Düngergabe erst nach dem Abzug der Gänse Mitte Mai verabreicht wurde und so dem nachfolgenden Aufwuchs zur Verfügung stand.

Noch größer war der Einfluss der Witterung. Ausbleibende Frühjahrsniederschläge führten immer wieder zu starken Ertragseinbußen, sodass zukünftig ein Wassermanagement in jedem einzelnen Frühjahr immer bedeutsamer werden dürfte.

Hochertragsstandort Pension Wiese

Für die konventionelle Versuchsfläche Pension Wiese wurden theoretische monetäre Verluste von 719 bis 740 €/ha (Durchschnitt zwei Jahre) ermittelt, wenn 100 % des ersten Schnittes durch Gänsefraß verloren gehen und durch Grassilage oder Soja ersetzt werden (Tabelle 4). Der erste Schnitt der Hochertragsfläche hatte einen überdurchschnittlichen Anteil am Jahresertrag. Mit etwa 730 €/ha wären alle Verluste in Form von Trockenmasse, Energie und Rohprotein auf diesem Hochertragsstandort ersetzbar.

Große Unterschiede ergeben sich durch die Wahl des Futtermittels beim Ersatz des Energieverlustes. Maximale Kosten entstehen, wenn der Ersatz durch Kraftfutter erfolgt. Hier entstehen in dem Vergleich bei einem angenommenen Verlust des gesamten ersten Schnittes zusätzliche Kosten von 332 €/ha. Aufgrund der fehlenden Wirtschaftlichkeit dürften diese theoretischen Verluste in der Praxis kaum zum Tragen kommen. Hinzu kommt, dass eine bedarfsgerechte Versorgung von Wiederkäuern allein auf der Grundlage von Kraftfutter nicht möglich ist.

Rechnet man bei dieser Fläche mit den ermittelten fünfjährigen Durchschnittswerten von 33 % des Jahresertrages oder 80 % Verlust des ersten Schnittes, ergeben sich rein rechnerisch jährliche Trockenmasseverluste von 517 bis 578 €/ha. Zusammen mit Flächen auf Pellworm dürften die deichnahen Flächen in Westerhever landesweit das Maximum der Gänsefraßverluste im Grünland repräsentieren. Erhebungen von Fraßverlusten durch die Landwirtschaftskammer im Jahre 2021, die im Rahmen eines weiteren, durch das Umweltministerium geförderten Projektes erfolgten, ergaben für das Festland in Nordfriesland und Flächen auf Föhr Verluste beim ersten Schnitt in Höhe von 49 % beziehungsweise 45 %, auf Pellworm von 90 %.

Untersuchungen von Gänsekot

Die Verkotung der Flächen durch Gänse wurde in den Versuch einbezogen. Es wurden die Menge des vorhandenen Kots und dessen Wirtschaftsdüngerwirkung bestimmt und durch die Klinik für Geflügel der Tierärztlichen Hochschule Hannover auf spezifische pathogene Keime untersucht, die potenziell zu einer Krankheitsübertragung von Gänsen auf Wiederkäuer führen könnten.

Versuchsparzelle Grünland Mitte Mai 2018 ohne Gänseschutz mit Verkotung kurz vor dem ersten Schnitt-Termin. Foto: Kerstin Ebke

Die über die Wintermonate durchgeführten monatlichen Beprobungen ergaben eine durchschnittliche Menge von etwa 17 kg Gesamt-N/ha pro Jahr, knapp 8 kg an Phosphat und 20 kg Kalium, die im Kot gebunden auf den Flächen abgelegt wurden. Anzunehmen ist, dass die tatsächlichen Einträge höher gelegen haben, da durch nasse Witterungsbedingungen bei einer monatlichen Sammlung ein Teil des Kotes durch Regeneinwirkung bereits zerfallen gewesen sein dürfte.

Zwischen 2017 und 2020 wurden insgesamt 50 Proben auf drei Erreger beziehungsweise Erregergruppen untersucht:

Salmonella-Serovare
(Salmonellen)

Pasteurella sp.
(Pasteurellose, Geflügelcholera)

Chlamydia psittaci
(Ornithose, Papageienkrankheit)

Alle Proben waren durchgehend negativ auf Salmonellen und Pasteurellose. Im Winter 2019/2020 konnten in drei Proben (zwei gefrorene, eine frische) Chlamydien mittels quantitativer Realtime-PCR nachgewiesen werden, wobei die Messwerte mit zirka Ct 40 nach Auskunft der Klinik für Geflügel keine klinische Bedeutung hatten. Sie deuten vielmehr auf eine überstandene Infektion hin.

Fazit

In der fünfjährigen Untersuchung wurden Ertragsverluste durch Gänsefraß in Höhe von durchschnittlich 80 % des ersten Schnittes oder 33 % des Jahresertrages ermittelt, die sich zu monetären Verlusten von 300 €/ha auf den ertragsschwachen Versuchsflächen addieren. Auf der konventionellen Vergleichsfläche stiegen die rechnerischen Verluste bei 33 % des Jahresertrages oder 80 % Verlust des ersten Schnittes auf 517 bis 578 €/ ha, bei 100 % Verlust des ersten Schnittes auf über 700 €/ ha an. Die Witterung und der Zeitpunkt der Düngung hatten einen großen Einfluss auf die Höhe der Verluste. Bei gleichmäßiger Wasserversorgung im Jahr 2021 sank der Verlust um 50 % gegenüber dem fünfjährigen Durchschnitt. Mit einer ersten Düngung nach dem Abzug der Gänse können die Verluste ebenfalls stark verringert werden. Hinweise auf eine Gefährdung von Weidetieren durch Krankheitskeime im Gänsekot ergaben sich nicht.

Wie ein klimaresilienter Mischwald entsteht

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Kürzlich besuchte die schwedische Journalistin Anna Froster die Forstabteilung in Bad Segeberg. Hintergrund war eine Reportage über die Forstwirtschaft in Schleswig-Holstein in dem größten Natur-
magazin in Schweden, „Sveriges Natur“.

Frosters Wunsch war es, anhand von verschiedenen Waldbildern die Beratung und Betreuung von privaten und kommunalen Waldbesit­zenden näher kennenzulernen. So kam es, dass der Bezirksförster für Ostholstein, Thore Schlüter, zusammen mit seinem Fachbereichsleiter Peer Rosenhagen kurzerhand einen Termin mit der Journalistin im Wald der Gutsverwaltung Glasau ausmachte.

Vor Ort wurde zunächst eine Fläche besichtigt, wo alle Buchen, bedingt durch die Trockenheit der vergangenen Jahre, sehr gelitten haben und teilweise im Absterben begriffen waren. Angrenzend an diese Fläche war schon überall 2 bis 3 m hohe Buchennaturverjüngung zu sehen. Hier hatte sich Förster Schlüter dazu entschieden, die Buchen auf einer Fläche von 0,25 ha zu entnehmen und dort aktiv andere Baumarten, und zwar Nadel- und Laubbaumarten, investiv zu pflanzen.

Durch eine gezielte Anreicherung mit verschiedenen Baumarten kann so über die Jahre ein besonders klimaresilienter Mischwald entstehen und das Holz für den Waldbesitzenden noch zu guten Konditionen vermarktet werden. Wenn an dieser Stelle nichts getan werden würde, würde sich ein reiner Buchenwald entwickeln, der, wenn man den Klimaprojektionen für die kommenden Jahrzehnte glauben mag, erhebliche Probleme durch Trockenstress bekommen würde.

Diese wohlabgewogene, kleinflächige Behandlungsweise beeindruckte Anna Froster sichtlich, da nach ihrer Aussage in Schweden weiterhin der großflächige Kahlschlag von vielen Hektar Größe und die anschließende Wiederaufforstung mit häufig nur ein bis zwei Baumarten die gängige Forstpraxis darstellen.

Als Nächstes wurde gemeinsam ein ehemaliger Fichtenwald besichtigt, der in den vergangenen Jahren durch Stürme, Borkenkäfer und Trockenheit stark in Mitleidenschaft gezogen worden war. Hier musste kalamitätsbedingt ein Kahlschlag in der Fichte durchgeführt werden, und es wurde anschließend ein bunter Strauß von Nadel- und Laubbaumarten gepflanzt. An diesem Beispiel konnten das System der forstlichen Förderung sowie die konkreten Entscheidungen für die einzelnen Baumarten erklärt werden. Dies geschieht auf der Grundlage des vorhandenen Standortes, der zu erwartenden Klimaszenarien sowie natürlich schlussendlich nach dem Willen des Waldbesitzenden und dessen frostbetrieblichen Vorstellungen.

Zu guter Letzt besichtigten alle Beteiligten noch eine Ackererstaufforstung. Hier wurde die Dringlichkeit der Waldmehrung in Schleswig-Holstein erklärt, da der Waldanteil hier nur bei 11 % der Landesfläche liegt.

Terminmärkte: Fluch oder Segen?

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Der Börsenverein Warenterminmarkt e. V. der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel startet am 11. November eine neue Runde des Börsenspiels. Studenten und andere Interessenten am Thema Terminmarkt erhalten ein fiktives Startkapital. Damit können Depots eröffnet und Kontrakte gehandelt werden. Wer von den Spielern bis Ende Februar 2025 die höchsten (fiktiven) Gewinne erzielt hat, dem winken attraktive Preise. Damit dient das Börsenspiel dazu, die Warenterminmärkte spielerisch kennenzulernen.

Nach dem Motto „Mit Essen spielt man nicht“ sind Terminmarktgeschäfte mit Agrarrohstoffen umstritten. Vielfach wird befürchtet, dass Spekulationen die Nahrungsmittelpreise nach oben treiben. Daher waren Agrar-Terminmärkte in Deutschland lange Zeit verboten. Erst seit 1997 gibt es hierzulande solche Handelsplätze. Direkte Handelsbeteiligte wie Erzeuger und Verarbeiter von landwirtschaftlichen Produkten nutzen den Terminmarkt, um sich gegen Preisrisiken abzusichern. Es gibt aber auch Spekulanten, die eine möglichst hohe Rendite für das eingesetzte Kapital erzielen wollen. Sie sorgen jedoch auch für die notwendige Liquidität für die Termingeschäfte. Der Kursverlauf der einzelnen gehandelten Produkte ist jetzt sehr stark von Ertrags- und Nachfrageprognosen abhängig. Dazu feuern Wettermeldungen oder Export- und Importzahlen den Handel weiter an. Die jüngste Vergangenheit hat gezeigt, welche Preisschwankungen internationale Krisen wie die Corona-Epidemie oder der Ukraine-Krieg auslösen können. Durch die Terminmärkte nehmen somit Preisschwankungen spürbar zu. Ob sie der Grund für steigende Nahrungsmittelpreise sind, ist jedoch unsicher.

Chicago verliert an Bedeutung

Lange Zeit haben die Terminmärkte in den USA die Richtung der internationalen Agrarpreise vorgeben. Für den hiesigen Markt sind mittlerweile die Notierungen der Terminbörsen Matif in Paris oder EEX in Leipzig die Orientierung. Bemerkenswert ist der aktuelle Preisanstieg für Raps. Die Matif-Rapskurse haben Anfang-November mit über 520 €/t ein Zweijahreshoch erreicht. Als Ursache wird die kleine Ernte in der EU angeführt. Auch Importe könnten knapp werden, da mit weniger Lieferungen aus der Ukraine gerechnet wird. In Süd- und Osteuropa wird mit einer Sonnenblumenernte gerechnet, die nach Aussage von Beratungsunternehmen als katastrophal bezeichnet wird. Auch aus Frankreich kommen ähnliche Meldungen. Da die globale Versorgungsbilanz mit Raps ohnehin schon angespannt ist, blieben die schwachen US-Sojakurse zuletzt ohne Wirkung auf die hiesigen Rapspreise.

Mögliche Entwicklungen

Auch die Weizenerträge sind in der EU in diesem Jahr vergleichsweise schlecht ausgefallen. Dennoch lässt der von den Erzeugern erhoffte Preisanstieg auf sich warten. An der Matif wurde zum Wochenbeginn 215 €/t für Dezember notiert. Der Mai-Termin liegt dagegen schon bei 233 €/t. Damit zeigt sich hier die Erwartung der Börse, dass die günstigen russischen Exporte bereits im Frühjahr auslaufen. Dazu kommen Meldungen über schwierige Aussaatbedingungen in vielen Regionen. Derzeit bleiben die Exportmengen aus Russland jedoch hoch und bremsen eine mögliche Preiserholung.

Die reduzierten Rindviehbestände haben die Milchproduktion verringert. Die Kurse für Milchprodukte am EEX-Terminmarkt in Leipzig sind deutlich gestiegen. Auch die Auswirkung der Blauzungenkrankheit könnte den saisonüblichen Anstieg der Milchproduktion ab dem Jahreswechsel verzögern. Damit könnte der feste Preistrend noch etwas anhalten, auch wenn die hohen Preisforderungen die Nachfrage nach Milchprodukten bremsen.

Wilde Spekulationen sorgten bereits im 17. Jahrhundert für absurde Preissprünge für Tulpenzwiebeln in Holland. Durch die Einführung von Terminmärkten mit klaren Regeln und Gesetzen versucht man, diese Auswüchse zu unterbinden. Damit haben diese Marktplätze eine entscheidende Position in der Preisbildung für landwirtschaftliche Produkte gefunden.