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Elegante Blüten am Stauden-Himmel

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Die geselligen, unkomplizierten Anemonen bereichern den Garten je nach Art mit bezaubernden Blütenteppichen oder schmuckem Flor an langen Stielen. Von März bis Oktober faszinieren Anemonen mit Blühfreude und Vitalität.

Starten wir unseren Rundgang durch die Anemonen-Familie mit einem Klassiker.

Frühlings-Anemonen:

Die heimische Anemone nemorosa, besser bekannt als Buschwindröschen, ist als Frühlingsbote im Garten unentbehrlich. Die weißen Blütenteppiche bringen von März bis April viel Licht in den Halbschatten vor und zwischen Gehölzen. Über Rhizome breitet sich die Staude mit der Zeit zu ansehnlichen Beständen aus. Bei Sonnenschein präsentiert sich eine beeindruckende Blütenpracht. Tipp: Im Frühjahr sollte der Boden unter den Gehölzen ausreichend feucht sein. Sommertrockenheit macht dem Buschwindröschen nichts aus. Üppiger als die Art erscheinen die gefüllten Blüten der Sorte ‚Vestal‘. Einfache, blauviolette Blüten bieten ‚Robinsoniana‘ und ‚Royal Blue‘.

Buschwindröschen ,Robinsoniana‘ bringt mit seinen violettblauen Blüten Abwechslung ins Farbspiel. Foto: Karin Stern
Die früh blühende Anemone blanda reckt die geöffneten Blüten der Sonne entgegen. Foto: Karin Stern

Das Gelbe Windröschen (Anemone ranunculoides) erweitert die Farbenpalette mit seinen goldgelben Blüten. Diese ähneln der weißen Form, öffnen sich aber etwas später. Hellgelbe Blüten steuert das Leipziger Windröschen (Anemone x lipsiensis) bei. Diese Variante ist eine Kreuzung aus Anemone nemorosa und Anemone ranunculoides. Ihre dunkelgrünen Blätter stehen in einem hübschen Kontrast zu den hellgelben Blüten. Allerdings eignet sich diese Art nicht für ungeduldige Gärtner, die schnell Farbe sehen wollen. Das Leipziger Windröschen braucht einige Jahre, um sich zu etablieren, zeigt sich dann aber dauerhaft und robust. Frischer Boden bietet die besten Voraussetzungen für gutes Gedeihen.

Ein unverzichtbares Familienmitglied ist Anemone blanda, die Balkan-Anemone. Der aparte Frühblüher ist bestens zum großflächigen Verwildern geeignet. Mit ‚Blue Shades‘ (blau), ‚Charmer‘ (rosa) und ‚White Splendour‘ (weiß) eröffnen sich auf locker-humosem Boden unter Laubgehölzen schöne Kombinationsmöglichkeiten mit Schlüsselblume (Primula eliator), Lenzrose (Helleborus orientalis) und Lungenkraut (Pulmonaria officinalis). Tipp: Trockenes Laub im Herbst als schützende Decke liegen lassen.

Je nach Sorte fallen die Blau- und Violettschattierungen der Anemone blanda unterschiedlich aus. Foto: Karin Stern

Frühsommer-Anemonen:

Die Kronen-Anemone wird farblich sortiert oder in bunten Mischungen angeboten. Foto: Karin Stern

Die klaren Farben der Kronblätter und die dunkle Blütenmitte machen die Kronen-Anemone (Anemone coronaria) zu einer Besonderheit. Für die bis zu 40 cm hohe Knollenpflanze empfiehlt sich die Frühjahrspflanzung an einem sonnigen bis halbschattigen Platz mit lockerem, durchlässigem und nicht zu trockenem Boden. Tipp: Knollen vor dem Pflanzen für einige Stunden in zimmerwarmes Wasser legen. Mit der Pflanzung muss man nicht bis nach den Eisheiligen warten. Die Knollen werden einfach in einem mit Blumenerde gefüllten Topf ab Ende März vorgezogen. Bei den Blütenfarben hat man die Wahl zwischen Blau, Rot, Violett oder Weiß. Man sollte ruhig ein paar Knollen mehr pflanzen, denn die Blüten machen sich von April bis Juni ganz ausgezeichnet in der Vase. Sie sollten im Oktober aus der Erde genommen und frostfrei in Sand gelagert werden. Dann halten sie mehrere Jahre lang.

Anemone sylvestris, das Große Wald-Windröschen, ist eine wertvolle und robuste Staude mit großen, weißen Blüten und dezentem Duft. Mit 40 cm Höhe lässt sie sich auch gut als Schnittblume verwenden. Diese Art bevorzugt einen sonnig-warmen Platz vor Sträuchern auf einem lockeren, kalkreichen Boden. Trotz ihres Namens kommt sie mit Trockenheit erstaunlich gut zurecht. Als Pflanzpartner empfehlen sich Gewöhnliche Akelei (Aquilegia vulgaris) und Blut-Storchschnabel (Geranium sanguineum).

Mit der Kanadischen Wiesen-Anemone (Anemone canadensis) darf das Pendant zum Buschwindröschen nicht unerwähnt bleiben. Die einfachen, weißen Schalenblüten öffnen sich von Juni bis Juli an 20 cm hohen Blütenstielen. Diese Art bevorzugt einen halbschattigen bis schattigen Platz auf frischem bis feuchtem Boden. Dank ihrer (kräftigen!) Ausläuferbildung erobert sie schnell kleinere Flächen unter Gehölzen.

Die blau blühende Kronenanemone ,Mr. Fokker‘ ist hier mit Traubenhyazinthen, Narzissen und Tulpen kombiniert. Foto: Karin Stern

Herbst-Anemonen:

Beim Kauf achtet man auf die Blütenfarbe und Wuchshöhe der jeweiligen Herbstanemonen-Art und Sorte. Foto: Karin Stern

Von August bis Oktober dürfen wir die langstielige Eleganz der Herbst-Anemonen genießen. Sie sind aus dem Herbstgarten mit ihren edlen Schalenblüten gar nicht wegzudenken. Anemone hupehensis, Anemone-japonica-Hybriden und Anemone tomentosa bekommt man als Topfware im Handel. Als bester Pflanztermin gilt das zeitige Frühjahr. Im ersten und zweiten Winter nach der Pflanzung wird etwas Winterschutz in Form einer Reisig- oder Laubabdeckung gegeben. Danach sind die anpassungsfähigen Stauden etabliert. Sie bevorzugen einen durchlässigen, humosen Boden und tolerieren auch Halbschatten. Je sonniger der Standort liegt, desto feuchter sollte der Boden sein.

Weiß blühende Sorten der Herbstanemone erhellen halbschattige Bereiche. Foto: Karin Stern

Beim Neukauf der unterschiedlichen Arten und Sorten achtet man vor allem auf die Wuchshöhe, Blütenfarbe und Blütenform. Neben einfachen Schalenblüten (‚Ouvertüre‘, ‚Praecox‘, ‚Honorine Jobert‘) sind auch (halb) gefüllte Blüten (‚Prinz Heinrich‘, ‚Pamina‘, ‚Whirlwind‘) im Angebot. Als Pflanzpartner zu den herbstblühenden Arten empfehlen sich Herbsteisenhut ‚Arendsii‘ (Aconitum carmichaelii), die Weiße Sommer-Wald-Aster (Aster divaricatus), Prachtspiere ‚Cattleya‘ (Astilbe-arendsii-Hybride) und der Kerzenknöterich ‚Album‘ (Bistorta amplexicaulis).

Auszahlungspreise deutlich gefallen

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Die Milchgeldauszahlungspreise haben ihren Anstieg beendet und sind im Januar wieder deutlich gefallen. Im Durchschnitt liegt der Auszahlungspreis der schleswig-holsteinischen Meiereien nun bei 51,7 ct/kg, das sind 1,8 ct weniger als im Monat Dezember. Inklusive der Zuschläge beträgt der Durchschnittspreis 52,92 ct/kg.

Die Spanne der hiesigen Grundpreise ist dabei allerdings im Vergleich zum Vormonat deutlich zurückgegangen. Sie liegt zwischen 45 und 54 ct/kg. Im bundesweiten Vergleich haben die norddeutschen Meiereien ihren Vorsprung weitestgehend eingebüßt. In Ostdeutschland liegt die Preisspanne zwischen 48 und 50 ct/kg, während sie in Süddeutschland 47,5 bis 53 ct/kg beträgt. Im Süden sind die Auszahlungspreise somit sogar leicht angestiegen. In Westdeutschland liegt die Spanne zwischen 46,8 und 53 ct/kg und ist damit nahezu unverändert zum Vormonat. Die Milchanlieferung ist in den letzten Wochen zwar kontinuierlich angestiegen, bewegt sich aber trotzdem deutlich unter der Vorjahresmenge. Dies ist immer noch auf die letzten Nachwehen der Blauzungenkrankheit zurückzuführen, denn die Kühe, die von der Krankheit betroffen waren, haben mit Leistungseinbußen reagiert und müssen erst wieder kalben, um ihr volles Leistungspotenzial wieder ausschöpfen zu können. Die deutlich gesunkenen Tierbestandszahlen erstmalig auch im Milchkuhbereich tragen einen weiteren Teil zur Verknappung der Milchmenge bei.

MKS-Auswirkungen abgefedert

Ein Absinken der Milchausza­hlungspreise ab Januar war bereits vor dem Auftreten des Falles von Maul- und Klauenseuche (MKS) in Brandenburg von einigen Meiereien angekündigt worden. Auch der ife-Börsenmilchwert deutete dies seit Längerem an. Begründet liegt dies im saisonal bedingten Anstieg der Milchanlieferung. Dass es darüber hinaus nicht zu einem weiteren deutlichen Abfall der Milchauszahlungspreise gekommen ist, liegt auch an der schnellen Reaktion entsprechender Verantwortlicher auf das Auftreten des MKS-Falles in Brandenburg und vor allem daran, dass es keinen weiteren Fall gab. Die Rohstoffknappheit trug dann auch dazu bei, dass Kunden mangels Alternativen schnell von Regionalisierungsmaßnahmen überzeugt werden konnten. Nichts destotrotz hat es besonders im exportlastigen Milchpulverbereich Abbestellungen und infolgedessen einen Lagerbestandsaufbau gegeben. Aktuell zeigt sich der Milchpulverbereich von seiner saisontypisch ruhigen Seite, die Preise bewegen sich seitwärts.

LEH macht Druck auf Butterpreise

Butter ist nach wie vor knapp, daran hat auch die Verbesserung der Inhaltsstoffe der angelieferten Milch nur wenig geändert. Beim Industrierahm üben allerdings zunehmend günstigere Mengen aus dem benachbarten Ausland Druck auf die hiesigen Preise aus. Diese Gunst der Stunde scheint der Lebensmitteleinzelhandel nutzen zu wollen. Er ist offenbar nicht länger bereit, die hohen Butterpreise zu akzeptieren. Den Aufschlag hat die Schwarz-Gruppe mit einer deutlichen Absenkung der Butterpreise gemacht und Aldi hat entsprechend nachgezogen. Der Handel verzichtet somit aktuell auf eine entsprechende Marge. Der LEH wird nun unter Ausnutzung seiner Marktmacht in den künftigen Verhandlungen mit den Meiereien versuchen, diese wiederherzustellen. Es bleibt also abzuwarten, wie standhaft die Meiereien sich hier bei steigender Rohstoffverfügbarkeit in den Verhandlungen zeigen werden. Im Schnittkäsebereich wird nach wie vor von sehr jungen Beständen in den Reifelagern berichtet, die Verfügbarkeit ist also als durchaus knapp einzustufen. Die Kurse am Terminmarkt für Milch, der EEX in Leipzig, bewegen sich relativ impulslos seitwärts. Während sich zu den beiden Frontmonaten Februar und März in den letzten Wochen fast gar keine Handelsaktivität zeigte, gab es bei den Folgemonaten minimale Impulse. Auch auf dem Spotmarkt für den flüssigen Rohstoff gibt es kaum Bewegung. Der Milchpreis für die zwischen den Meiereien gehandelte Milch liegt aktuell nahezu unverändert bei 48,8 ct/ kg.

Brüssel zündet Reformturbo

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Das Arbeitsprogramm der Kommission, die Neustrukturierung des EU-Haushalts und die Vision zur Landwirtschaft – in den vergangenen Tagen schießen die Brüsseler Reformpapiere wie Pilze aus dem Boden. Im Schatten der Bundestagswahl gehen damit die Kämpfe um die zukünftige Verteilung und Verwendung der EU-Milliarden in die heiße Phase. Im Juli will die EU-Kommission ihren formalen Haushaltsvorschlag für die Förderperiode ab 2028 vorstellen. Der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) droht eine Zäsur.

Aber der Reihe nach: Das Arbeitsprogramm der EU-Kommission kommt noch ganz harmlos daher. Die darin genannten Ziele wie Bürokratieabbau sowie Stärkung der Bioökonomie und der Wasserwirtschaft sind zu unterstützen. Ganz anders verhält sich mit den Vorschlägen der EU-Kommission zur Umstrukturierung des EU-Haushalts. Die GAP könnte als Teil eines neuen Kohäsionsfonds an Bedeutung verlieren. Außerdem droht eine Renationalisierung, wenn die EU nach dem Motto „Geld gegen Reformen“ nur noch Zielvorgaben macht, den Mitgliedstaaten bei deren Erreichung aber große Freiräume lässt. Eine unterschiedliche Schwerpunktsetzung könnte innerhalb des Binnenmarktes zu Wettbewerbsverzerrungen führen und so die Grundsätze einer vergemeinschafteten Politik konterkarieren.

Joachim Rukwied, Präsident des Deutschen Bauernverbandes, warnt sogar vor der „Austrocknung der Politik für die ländlichen Räume“. Tatsächlich ist momentan noch vollkommen unklar, inwieweit neben der Förderung für die landwirtschaftlichen Betriebe die finanzielle Unterstützung der Infrastruktur im ländlichen Raum betroffen sein könnte.

Agrarpolitiker und Berufsverbände warnen zu Recht vor einem Abschmelzen der Agrarmittel im Zuge einer Umstrukturierung. Die Herausforderungen für die Landwirtschaft bleiben mit Blick auf Ernährungssicherheit, Energiewirtschaft sowie Klima- und Biodiversitätsschutz groß. Folglich müsste das GAP-Volumen eher anwachsen, mindestens aber inflationsbereinigt auf dem aktuellen Niveau bleiben.

Die großen Herausforderungen der Branche belegt auch die von Agrarkommissar Christophe Hansen erarbeitete Vision zur Zukunft der Landwirtschaft. Altkanzler Helmut Schmidt (SPD) hat zwar gesagt: „Wer Visionen hat, sollte zum Arzt gehen.“ Das Papier von Hansen macht jedoch Hoffnung, dass sich die Agrarförderung anreizbasiert und bürokratiearm weiterentwickelt. In seinen ersten öffentlichen Auftritten zeichnete sich jedenfalls ab, dass der Luxemburger das Zeug zu einem starken Agrarkommissar hat. Das steigert die Chancen für den Erhalt einer substanziellen Agrarförderung.

Für Deutschland ist nun wichtig, dass sich nach der Bundestagswahl schnell eine handlungsfähige Regierung bildet, die hinsichtlich der Brüsseler Reformvorhaben für die Interessen der deutschen Landwirtschaft kämpft.

Auseinanderbrechen der GAP befürchtet

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Die Struktur des EU-Haushalts soll umgebaut werden. Das geht aus einer von der EU-Kommission veröffentlichten Mitteilung hervor. Demnach soll der kommende Mehrjährige Finanzrahmen (MFR) in drei große Blöcke aufgeteilt werden. Für die Mittel aus dem ersten Teilbereich will die Brüsseler Behörde für jedes Mitgliedsland in Zusammenarbeit mit dessen nationalen, regionalen und lokalen Behörden ein eigenes Reform- und Investitionsprogramm entwickeln und umsetzen.

Ein Schwerpunktthema soll dabei die Förderung wirtschaftlicher, sozialer und territorialer Kohäsion sein. Dem Vernehmen nach würde auch die Agrarförderung in diesen ersten Haushaltsblock fallen. Ob das Haushaltskapitel „Natürliche Ressourcen“ als Unterkapitel weiterbesteht, scheint nach aktuellem Stand noch nicht abschließend geklärt zu sein.

Außerdem ist angedacht, einen europäischen Wettbewerbsfonds zu etablieren, um strategische Sektoren und für die Wettbewerbsfähigkeit der EU kritische Technologien zu unterstützen. Aus diesem Fonds würden auch Forschung und Innovation finanziert werden. Als dritten Block regt die Kommission eine überarbeitete Finanzierung der Außenpolitik an, die sich mehr auf die strategischen Interessen der EU fokussieren soll. Details zur neuen Struktur lässt die Kommission zum jetzigen Zeitpunkt jedoch noch offen.

Bereits im Oktober vergangenen Jahres waren Gedankenspiele von Brüsseler Beamten zum Budget geleakt worden. Das jetzt veröffentlichte Dokument scheint diese zumindest in Teilen zu bestätigen.

Eigene EU-Steuer?

Zur Finanzierung des Haushalts will das EU-Exekutivorgan verstärkt auf eigene Einnahmequellen setzen. Das dürfte beispielsweise die Debatte um eine europäische Plastiksteuer erneut befeuern. Zusätzliche Einnahmen werden unter anderem benötigt, um die für das Corona-Aufbaupaket „NextGenerationEU“ aufgenommenen Schulden zurückzuzahlen. Die Kommission erwartet, dass allein dafür während des kommenden MFR jährlich 25 bis 30 Mrd. € benötigt werden.

Der formale Haushaltsvorschlag für die nächste Förderperiode soll nach derzeitigem Stand im Juli 2025 vorgelegt werden. Diesem müssen im nächsten Schritt die Mitgliedstaaten zustimmen, sodass er 2028 in Kraft treten kann. Änderungen wie eine neue Struktur würden dann zunächst bis 2034 festgeschrieben.

Agrarier voller Skepsis

Der Landwirtschaftssprecher der Grünen im Europaparlament, Thomas Waitz, warnte, dass mehr Macht für Mitgliedstaaten zurück ins 20. Jahrhundert führe und kleinen und mittleren Betrieben schaden könnte. Es müsse verhindert werden, dass unter dem Deckmantel des Bürokratieabbaus die Zweite Säule der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) ausgehöhlt werde. Waitz verwies zudem auf mögliche EU-interne Wettbewerbsverzerrungen.

Christine Singer, die für die Freien Wähler im EU-Parlament sitzt, warnte ebenfalls vor den möglichen Folgen einer Umgestaltung des MFR. Es müsse sichergestellt werden, dass bewährte gemeinsame Politiken nicht unter die Räder kommen. Die GAP sei aus gutem Grund die einzige vollständig vergemeinschaftete Politik Europas.

Die Progressive Allianz der Sozialdemokraten (S&D) wiederum hat die klare Erwartung, dass sich das Europäische Parlament, die Mitgliedstaaten und die Europäische Kommission zunächst auf die Prioritäten einigen. Erst danach solle über Zahlen gesprochen werden.

Renationalisierung droht

Die Denkfabrik Farm ­Europe treibt angesichts der jüngsten Kommissionsverlautbarungen eine mögliche Renationalisierung der GAP um. Der Thinktank warnt vor einer Zusammenlegung mit anderen Fonds. Gepaart mit dem Kommissionsziel, den EU-Mitgliedstaaten mehr Verantwortung zu übertragen, bestehe die Gefahr, dass Gemeinsamkeiten verloren gehen und damit auch der EU-Binnenmarkt in Gefahr geraten könnten. Zudem geht mit einer Zusammenlegung des Agrarhaushalts mit anderen MFR-Kapiteln aus Sicht der Experten die Gefahr einher, dass weniger GAP-Gelder bereitstehen könnten.

Ferner fordert die Denkfabrik, die EU-Agrargelder für den anstehenden MFR-Zeitraum von 2028 bis 2034 an die Inflation anzupassen. Andernfalls würde selbst unter der Annahme einer vergleichsweise bescheidenen Inflation von jährlich 2 % der reale Wert der GAP im Jahr 2034 gegenüber dem Vergleichsjahr 2020 um 54 % reduziert, so die Kalkulation von Farm Europe. Aus Sicht der Experten darf der gemeinsame Charakter der GAP nicht infrage gestellt werden.

Rukwied schlägt Alarm

Die Überlegungen der EU-Kommission zur mittelfristigen Finanzplanung sorgen auch in Deutschland für Alarmstimmung. „Nach der Bürokratiewelle der Vorgängerkommission droht nun die finanzielle Austrocknung der Politik für die ländlichen Räume“, warnte der Präsident des Deutschen Bauernverbandes (DBV), Joachim Rukwied. Die Ländliche Entwicklung, die GAP und die regionale Strukturpolitik seien für Landwirtschaft und ländliche Räume essenziell und dürften nicht ins Belieben der Mitgliedstaaten gestellt werden. „Hier braucht es verlässliche und klar definierte Budgets“, mahnte Rukwied. Insbesondere die GAP müsse europäisch und gemeinsam bleiben. Mit ihren Gedankenspielen ist die EU-Kommission dem Bauernpräsidenten zufolge auf dem besten Weg, ihre selbst gesteckten Ziele für diese Mandatsperiode zu konterkarieren.

Die ostdeutschen Ministerpräsidenten bekräftigten unterdessen in einem Schreiben ihre Forderung, die Belange der Landwirtschaft in den neuen Ländern bei der Ausgestaltung der künftigen GAP zu berücksichtigen. „In der EU-Agrarpolitik nach 2027 brauchen wir klare Rahmenbedingungen für nachhaltiges Wachstum, gute Beschäftigungsperspektiven und eine hohe Lebensqualität“, erklärte Sachsens Regierungschef Michael Kretschmer (CDU). Die Landwirte in den neuen Ländern erwarteten zu Recht Planungssicherheit und eine faire Förderung „ohne Benachteiligung größerer Agrarbetriebe“. Für die ostdeutschen Flächenländer mit ihren strukturell größeren Agrarunternehmen sei das von entscheidender Bedeutung. 

Hansen setzt auf Anreize

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Die noch in diesem Jahr zu erwartenden Vorschläge der EU-Kommission zur Reform der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) nach 2027 könnten sehr viel mehr als bisher auf Anreize setzen. Darauf deutet die von Agrarkommissar Christophe Hansen ausgearbeitete und am Mittwoch (19. Februar) präsentierte agrar­politische Vision zur Zukunft der Landwirtschaft in der Europäischen Union hin. Zudem klingt durch, dass Ordnungsrecht in ­Teilen zurückgefahren werden könnte.

Konkret heißt es von der Brüsseler Behörde, dass „alle Landwirte auch weiterhin von Instrumenten wie Zahlungen für Ökosystemleistungen“ – gemeint sind vor allem die Eco-Schemes beziehungsweise Ökoregelungen – profitieren sollten. Diese sollten gestrafft und vereinfacht werden. Außerdem solle ein größerer Fokus auf Investitionshilfen und Instrumente für das Krisen- und Risikomanagement gelegt werden.

Hervorgehoben wird von der Brüsseler Behörde, dass die Unterstützung stärker auf aktive Landwirte ausgerichtet werden solle. Gemeint sind vor allem diejenigen, die sich „aktiv in der Lebensmittelproduktion engagieren“. Insbesondere der Produktion von Agrarerzeugnissen, die für die strategische Autonomie und die Widerstandsfähigkeit der EU von wesentlicher Bedeutung sind, soll Vorrang eingeräumt werden. Stärker als bisher ist damit auch ein geopolitischer Fokus in der EU-Agrarpolitik erkennbar.

Festhalten an Direktzahlungen

Festgehalten werden soll an den Direktzahlungen. Zugleich sollen Maßnahmen wie Degression und Kappung stärker in Erwägung gezogen werden. In diesem Zusammenhang heißt es, dass die unterschiedlichen strukturellen und sektoralen Gegebenheiten in den Mitgliedstaaten berücksichtigt werden sollten. Das weist allerdings nicht auf eine wesentliche Änderung des Status quo hin. Aktuell liegt die Obergrenze in der GAP fakultativ (die Mitgliedstaaten entscheiden selbst über die Anwendung) bei jährlich 100.000 € je Betrieb.

Ein besonderer Förderschwerpunkt soll künftig auch auf kleineren Betrieben, Jung- und Neulandwirten sowie Bauern in benachteiligten Gebieten liegen. Auch auf Gemischtbetriebe soll der Fokus verstärkt gerichtet werden. Nachdrücklich betont wird zudem, dass die künftige GAP im Rahmen des zur Jahresmitte erwarteten Vorschlags für den Mehrjährigen Finanzrahmen (MFR) „einfacher und gezielter“ ausgestaltet sein solle.

Strategie zur Generationenerneuerung

Im Hinblick auf die Förderung von Junglandwirten und potenziellen Berufseinsteigern will die Kommission noch in diesem Jahr eine Strategie zur Erneuerung der Generationen präsentieren. Darin enthalten sein sollen Empfehlungen zu Maßnahmen, die sowohl auf EU-Ebene als auch auf nationaler und regionaler Ebene erforderlich sind, um Hindernisse für den Berufseinstieg zu beseitigen.

Um die Attraktivität des Agrarsektors für Junglandwirte und Neueinsteiger zu verbessern, müssten vor allem Themen wie der Zugang zu Agrarland angegangen werden, heißt es in der Mitteilung. In diesem Zusammenhang will die Kommission auf die Einrichtung einer EU-Beobachtungsstelle für landwirtschaftliche Nutzflächen hinarbeiten. Diese soll die Transparenz bei Landtransaktionen, Rechten, Preistrends und anderen Faktoren verbessern.

Im Einklang mit den bereits im Dezember vorigen Jahres präsentierten Vorschlägen zur Anpassung der Gemeinsamen Marktordnung (GMO) und der Durchsetzung grenzüberschreitender Vorschriften der Richtlinie gegen unlautere Handelspraktiken (UTP) will die Kommission den Forderungen der Agrarbranche nach einem höheren Markteinkommen nachkommen. Laut der Vision sollten damit die derzeitigen Ungleichgewichte in der Lebensmittelkette, die vor allem zulasten der Primärerzeuger gingen, korrigiert werden.

Carbon-Farming stärker ausbauen

Darüber hinaus sieht die Brüsseler Behörde für den europäischen Agrarsektor eine wichtige Rolle beim Übergang zu einer kohlenstoffarmen Wirtschaft. Anerkannt wird, dass Klimamaßnahmen mit der Ernährungssicherheit und den besonderen Herausforderungen des Sektors in Einklang gebracht werden müssten. Landwirte sollten daher für die Anwendung naturfreundlicher Praktiken belohnt werden. In diesem Zusammenhang wird auch auf das Carbon-Farming verwiesen. Ferner soll jedes weitere Verbot des Einsatzes von Pflanzenschutzmitteln sorgfältig geprüft werden, wenn nicht innerhalb eines „angemessenen Zeitraums“ Alternativen zur Verfügung stehen. Zugleich sollen biologische Mittel schneller auf den EU-Markt gelangen können.

Erarbeitet werden soll auch ein freiwilliges Benchmarking-System, auch als „Nachhaltigkeitskompass für landwirtschaftliche Betriebe“ bezeichnet. Konkret soll den Landwirten damit geholfen werden, ihre Leistungen auf Betriebsebene zu messen und potenziell zu verbessern. Wie bereits angekündigt, wird außerdem eine Strategie für die Widerstandsfähigkeit der EU bei der Wassernutzung ausgearbeitet.

Ein jährlicher Lebensmitteldialog

Ohne genaue Details zu nennen, heißt es in der Vision, dass Forderungen nach einer stärkeren Angleichung der Produktionsstandards für importierte Produkte nachgekommen werden solle. Damit solle gewährleistet werden, dass „die ehrgeizigen Standards der EU nicht zu Wettbewerbsnachteilen führen“. Bereits in diesem Jahr sollen daher konkrete Schritte ergriffen werden. Vor allem ist mehr Kohärenz für die Standards im Pflanzenschutz angedacht, nicht zuletzt in Bezug auf in der EU verbotene Mittel. Die bisher aus Sicht der Kommission „strenge“ Durchsetzung und Kontrolle von Lebensmittelsicherheitsstandards soll „eine nicht verhandelbare Priorität“ bleiben. Zudem setzt sich die Vision zum Ziel, die Zukunft der Tierhaltung in der EU zu stärken und die langfristige Zukunft des Sektors zu fördern.

Des Weiteren plant die Brüsseler Behörde, einen neuaufgelegten Aktionsplan für den ländlichen Raum vorzulegen. Außerdem wird der Vision zufolge ein jährlicher Lebensmitteldialog mit einem breiten Spektrum von Akteuren, einschließlich Verbrauchern, Landwirten, Industrie und Behörden, eingeleitet. Besprochen werden sollen Fragen etwa zu Lebensmittelpreisen und Innovationen. Auch die Verringerung der Lebensmittelverschwendung und gesellschaftliche Belange des Tierschutzes sollen nach Angaben der Kommission künftig „aufmerksam verfolgt werden“.

Schwarz fordert mehr Regionalisierung

Schleswig-Holsteins Landwirtschaftsminister Werner Schwarz (CDU) begrüßt die von EU-Agrarkommissar Christophe Hansen vorgelegte Vision zur Zukunft der Landwirtschaft und Ernährung. „Sie betont die besondere strategische Bedeutung des Sektors für die Europäische Union und die globale Ernährungssicherheit“, erklärte Schwarz. Die vorgeschlagenen Ansätze griffen zentrale Themen auf, die auch für Schleswig-Holstein von großer Relevanz seien. Der Minister erklärte: „Besonders wichtig ist mir, dass die EU-Agrarpolitik weiterhin über ein eigenständiges und gut ausgestattetes Budget verfügt – eine Vermischung mit anderen EU-Fonds lehne ich entschieden ab.“

Schwarz hält es zudem für notwendig, die Zahlungen stärker zu regionalisieren, um sicherzustellen, dass Maßnahmen für die landwirtschaftlichen Betriebe vor Ort wirtschaftlich attraktiv seien. Stärker zu berücksichtigen in der künftigen EU-Agrarpolitik seien vor allem tierhaltende Betriebe. Lob äußerte Schwarz mit Blick auf die Vereinfachungsvorhaben Hansens. „Mehr Anreize und weniger Kontrollen sind hier der Schlüssel, um die GAP zukunftsfähig zu machen und eine wettbewerbsfähige und nachhaltige Landwirtschaft in Europa sicherzustellen“, so Schwarz. Darüber hinaus sei es unerlässlich, junge Menschen für die Landwirtschaft zu gewinnen und in ihr zu halten. 

Strategien gegen Stängelschädlinge im Raps

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Unter den Frühjahrsschädlingen ist es besonders der Große Rapsstängelrüssler, dessen Befall zu spürbaren Ertragsverlusten im Raps führen kann. Wird die rechtzeitige Bekämpfung verpasst, kommt es durch nachfolgende Eiablage und Larvenentwicklung zu verdrehten Pflanzen und aufgeplatzten Stängeln. Um das zu vermeiden, ist ein „Bauchgefühl“ allein nicht ausreichend, sondern nach wie vor die Gelbschale auf den Acker das richtige Hilfsmittel, um sich Gewissheit zu verschaffen. Mehr dazu unter „Kammer kompakt“ in dieser Ausgabe.

Die Schaderregerüberwachung des Pflanzenschutzdienstes der Landwirtschaftskammer zeigte im Frühjahr 2024 erneut, dass der Große Rapsstängelrüssler inzwischen in Schleswig-Holstein weit verbreitet ist. Glücklicherweise wurden die Bekämpfungsschwellen an den kontrollierten Standorten nur selten überschritten (siehe Grafik 1 und 2).

Der Gefleckte Kohltriebrüssler hat einen weißen Fleck auf dem Rückenschild und rotbraune Füßchen. Die Größe allein ist kein sicheres Unterscheidungsmerkmal.

Wo die Gelbschalen aufstellen?

Der Große Rapsstängelrüssler erwacht schon bei Bodentemperaturen von zirka 5° C. Aufgrund dieser Wetterabhängigkeit ist das somit in jedem Jahr zu einem anderen Zeitpunkt der Fall. Da der Große Rapsstängelrüssler auf den vorjährigen Rapsflächen überwintert und folglich auch dort erwacht, ist es ratsam, auf angrenzenden Befallsflächen des letzten Jahres (jetzt oft mit Winterweizen bestellt) eine Schale aufzustellen. Mindestens eine weitere Gelbschale wird dann noch in den Randbereich zu den vorjährigen Rapsflächen aufgestellt, um die direkte Zuwanderung zu erfassen. Begrenzen Knicks oder Waldränder den aktuellen Rapsschlag, sollten auch dort Gelbschalen aufgestellt werden, denn dort überwintert der Gefleckte Kohltriebrüssler (und auch die Rapsglanzkäfer). Sind die Gelbschalen gut platziert, ist deren Fängigkeit deutlich höher (siehe Grafik 3).

Der Große Rapsstängelrüssler legt seine Eier in den Rapsstängel. Daraufhin verdrehen sich die Stängel an der Einstichstelle und platzen später auf. Sind die Eier abgelegt, ist es für eine Bekämpfung zu spät. Siehe folgendes Bild.
Bei dieser Pflanze ist jeder Trieb verdreht und im Stängelinneren durch den Larvenfraß verbräunt. Siehe folgendes Bild.

Der Große Rapsstängelrüssler sucht nach dem Erwachen sofort die nächstgelegenen Rapsschläge zur Eiablage auf. Die Weibchen sind sofort geschlechtsreif, sodass nach der Paarung die Eier sofort abgelegt werden können. Somit bleibt nicht viel Zeit für eine Behandlung, denn mit dem Vollzug der Eiablage beginnt auch schon die erste Schädigung des Rapses. Das Weibchen scheidet bei der Herstellung der Ei-Nischen Wuchsstoffe aus, die für die typischen Verdrehungen der Stängel verantwortlich sind. Zusätzlich sind die sich folgend im Stängel entwickelnden Larven vor den Pyrethroiden, die als Kontaktinsektizid wirken, geschützt. Die Bekämpfung muss demzufolge sofort nach dem Zuflug, bis maximal zwei bis drei Tage danach erfolgen. Das gilt auch, wenn nach dem Zuflug in die Bestände die Temperaturen sinken. Der Große Rapsstängelrüssler ist komplett schwarz gefärbt, wobei er durch seine dichte Behaarung eher grau wirkt.

Der Gefleckte Kohltriebrüssler benötigt für die Einwanderung in die Rapsbestände normalerweise etwas höhere Temperaturen. Ihn erkennt man, neben seiner geringeren Größe, auch an dem weißen Fleck auf dem Rücken und den roten Füßchen. Im Unterschied zum Großen Rapsstängelrüssler vollzieht er erst einen Reifungsfraß, bevor er mit der Eiablage startet. Somit stehen für eine eventuelle Bekämpfung, je nach Witterung, fünf bis zehn Tage zur Verfügung. Je wärmer es ist, umso zügiger muss man handeln. Nach erfolgter Eiablage wachsen die Rapsstängel in gerader Form weiter, sodass die Larven und somit der tatsächliche Befall äußerlich oft lange unentdeckt bleiben.

Unterschiedliche Bekämpfungsschwellen

Aufgrund seiner höheren Schadwirkung besitzt der Große Rapsstängelrüssler eine niedrigere Bekämpfungsschwelle von mehr als fünf Käfern je begitterter Gelbschale innerhalb von drei Tagen. Dagegen liegt sie für den Gefleckten Kohltriebrüssler im gleichen Zeitraum bei mehr als 15 Käfern je begitterter Gelbschale.

Überschreitung der Bekämpfungsschwellen

Für die Bekämpfung beider Schädlinge sind nach wie vor die Pyrethroide das Maß aller Dinge. Zwar spielen beim Gefleckten Kohltriebrüssler bundesweit zunehmend Resistenzen eine gewisse Rolle, der alternative Wirkstoff Acetamiprid im Produkt Carnadine 200 kommt aber nicht an die Wirkungsgrade der Pyrethroide heran (zusätzlich ist über die NG 405 ein Einsatz auf drainierten Flächen nicht erlaubt). Die ausgewachsenen Großen Rapsstängelrüssler reagieren noch vollsensitiv auf die Pyrethroid-Behandlung.

Treten neben den Stängelschädlingen auch gleichzeitig bekämpfungswürdige Rapsglanzkäfer im Bestand auf, kann Trebon 30 EC (B2) (Pyrethroid Klasse I) zum Einsatz kommen. Mavrik Vita/Evure (B4) sollten, neben aktuell fehlender Stängelrüssler-Zulassung, aufgrund der guten Wirkung und B4-Einstufung zur Rapsglanzkäfer-Bekämpfung vorgesehen werden.

Fazit

Um den Zuflug besonders des Großen Rapsstängelrüsslers rechtzeitig festzustellen, führt kein Weg an dem rechtzeitigen Aufstellen von Gelbschalen vorbei. Bei keinem anderen Rapsschädling liegen Zuflug und Bekämpfung zeitlich so nahe beisammen, weshalb es hier gilt, die Prioritäten richtig zu setzen.

Generell sollten jegliche Behandlungen nur nach Überschreitung von Bekämpfungsschwellen erfolgen. Die Resistenzsituation der Pyrethroide ist inzwischen bei einigen Rapsschädlingen sehr angespannt und hier gilt es, im System zu denken. So kann zum Beispiel ein an sich unnötiger Pyrethroid-Einsatz gegen den Rapsglanzkäfer eventuell nicht bekämpfungswürdige Kohltriebrüssler und/oder zusätzlich frühe Kohlschotenrüssler treffen. Außerdem befinden sich mittlerweile fast ganzjährig Rapserdflöhe in vielen Beständen. Diese Tiere sind dann als Nebeneffekt von der eigentlichen Maßnahme betroffen und der Selektionsdruck erhöht sich weiter.

Gewonnene Erkenntnisse in die Fläche bringen

Für Umweltminister Tobias Goldschmidt (Grüne) stellt eine klimafreundliche und umweltverträgliche Landwirtschaft ­keinen Widerspruch zu auskömmlichen Erträgen dar. Dies habe das Modellvorhaben Schlei ­gezeigt. Um die in der Zielvereinbarung Ostseeschutz festgelegten Reduktionsziele zu erreichen, brauche es aber Maßnahmen über die ­Erkenntnisse des ­Modellvorhabens hinaus.

Wie bewerten Sie die Ergebnisse des Modellprojekts?

Tobias Goldschmidt: Die Ergebnisse machen Hoffnung. Zu oft geht es in der landwirtschaftlichen Debatte darum, was alles nicht geht. Das Modellvorhaben hat das Gegenteil bewiesen. Es hat gezeigt, dass eine klimafreundliche und umweltverträgliche Landwirtschaft kein Widerspruch zu ordentlichen Erträgen ist. Das ist doch eine gute Nachricht für die Landwirtschaft und unsere natürlichen Lebensgrundlagen. Es war goldrichtig, von vornherein die landwirtschaftliche Praxis in das Modellvorhaben einzubinden. So war sichergestellt, dass das Vorhaben nicht im Wolkenkuckucksheim, sondern auf den landwirtschaftlichen Flächen in der Schleiregion stattfand.

Welche Ergebnisse haben Sie besonders beeindruckt?

Es ist möglich, gleichzeitig die Nitratausträge aus der Düngung und den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln zu reduzieren, ohne die Betriebe wirtschaftlich vor übermäßige Herausforderungen zu stellen. Sowohl die schlaginterne Segregation als auch die hybride Fruchtfolge sind dafür gute Instrumente. Die dabei entstehenden Brach- und Blühflächen bieten diversen Pflanzen- und Tierarten wichtige Lebensräume in der Agrarlandschaft. So profitiert beispielsweise die Feldlerche sehr von Brachflächen in der Feldmitte. Landwirte, die das tun, schenken Leben und tragen zum Erhalt dieses gefährdeten Feldvogels bei. Das Modellvorhaben hat außerdem erfolgreich belegt, dass in vielen der 30 teilnehmenden Betriebe Anpassungsbedarf hinsichtlich des Hoftor-Bilanzsaldos für Stickstoff und Phosphor bestand. Durch die Optimierung wurden die Salden verbessert, weshalb ich weiter für die Hoftorbilanz und die Gemeinwohlprämie in der Gemeinsamen Agrarpolitik werbe.

Inwieweit sind die Ergebnisse der Modellregion auf andere Landesteile übertragbar?

Ich halte eine Übertragung der Ergebnisse auf weite Teile Schleswig-Holsteins für sinnvoll und machbar. Der große Gewinn des Modellvorhabens Schlei ist, dass die erarbeiteten und gemeinsam mit Landwirten entwickelten und erprobten Lösungsansätze auf jedem Ackerschlag umgesetzt werden können.

Sehen Sie die in dem Modellprojekt erprobten Maßnahmen als für die Landwirte geeignet, um die Vorgaben zur Reduktion von Stickstoffüberschüssen aus der Zielvereinbarung Ostseeschutz umzusetzen?

Ja. Ich empfehle den Ostseebeiräten, diese bei den Umsetzungsplänen für die Zielvereinbarung mitzudenken. Klar ist, dass die Maßnahmen des Modellvorhabens allein nicht ausreichend sein werden, um die in der Zielvereinbarung festgelegten Reduktionsziele zu erreichen. Da muss mehr kommen und ich habe großes Vertrauen, dass da auch mehr kommen wird. Das Bekenntnis zum Ostseeschutz war ein starkes Signal der landwirtschaftlichen Verbände.

Welche Maßnahmen zur Reduktion von Stickstoffüberschüssen kommen für Sie noch in Betracht?

Um Nährstoffeinträge zu reduzieren, sind nicht nur zeitweise angelegte Gewässerrandstreifen, sondern auch mehr naturnahe Feuchtgebiete, staunasse Ackersenken und Wald extrem wichtig. Das ist nicht nur relevant für den Natur- und Gewässerschutz, sondern auch als Anpassung an den Klimawandel. Und eine Aufwertung unserer Heimat wäre es ebenso. Auch landwirtschaftliche Maßnahmen, zum Beispiel die bodennahe und damit präzisere Gülleausbringung, vermindern Stoffausträge.

Ist ein Anschlussprojekt geplant? Wo will das MEKUN weitere Förderschwerpunkte setzen?

Jetzt geht es darum, die Erkenntnisse in die Fläche zu bringen. Sie werden in das Beratungsangebot der landesweiten Naturschutz- und Gewässerschutzberatung integriert, die mein Haus finanziert. Zudem wird ein Praxisleitfaden dazu erstellt. Und natürlich nutzen wir die Erkenntnisse für unsere Mitarbeit an einer zukünftigen klima- und umweltgerechten Europäischen Agrarpolitik nach 2027. Sie muss diejenigen belohnen, die im Sinne der natürlichen Lebensgrundlagen wirtschaften.

Mehr Gewässerschutz mit Ordnungsrecht und Anreizen

Die in Berufsstand und Politik in Verruf geratene Stoffstrombilanz genießt in der Wissenschaft weiterhin hohe Anerkennung. Zumindest die Kieler Agrarwissenschaftler Prof. Friedhelm Taube und Prof. Uwe Latacz-Lohmann sehen die Stoffstrombilanz für Stickstoff und Phosphor als zentrales ordnungsrechtliches Instrument zur Honorierung nachhaltiger Landwirtschaft. Sie sprechen sich im Abschlussbericht zum Modellprojekt Schlei außerdem dafür aus, die Gemeinsame Agrarpolitik (GAP) um innovative Ökoregelungen und Zweite-Säule-Maßnahmen zum Schutz der Gewässer zu erweitern.

In Summe sei die Kombination aus ambitioniertem Ordnungsrecht und ökoeffizienten Fördermaßnahmen die geeignete Strategie, um die Ziele im Gewässerschutz zu erreichen, uteilten Taube und Latacz-Lohmann bereits im Anschluss an eine Ausschusssitzung des schleswig-holsteinischen Landtags im Januar. Freiwillige Maßnahmen allein reichten nicht aus.

Die Forscher präsentierten Ergebnisse des Schlei-Projekts, in dem Maßnahmen zur Verringerung der Nährstoffeinträge aus der Landwirtschaft in die Ostsee in der Modellregion Schlei untersucht wurden. Dabei wurden die Stoffstrombilanzen von 30 Betrieben in der Modellregion erfasst und bewertet und umfängliche Anbaualternativen zur Reduktion der Nitratkonzentrationen im Sickerwasser getestet. Danach zeigen die Stoffstrombilanzsalden, dass mehr als zwei Drittel der Betriebe die Zielgrößen entsprechend dem sogenannten 120/120-Modell einhalten, ein Drittel jedoch nicht. Taube und Latacz-Lohmann leiten daraus ab, dass die Stoffstrombilanz als Instrument zum Schutz der guten Betriebe fortgeführt werden müsse. Darüber hinaus müssten die sehr guten Betriebe, die sich durch geringe positive Salden auszeichneten, zusätzlich honoriert werden, etwa über ein Punktesystem im Rahmen einer Gemeinwohlprämie.

Im Jahr 2020 einigte sich der Landtag darauf, in einem Modellprojekt Schlei eine langfristige Verbesserung der Gewässersituation in der Region herbeizuführen. Foto: Imago

Die Sickerwasseranalysen verschiedener Ackerfruchtfolgen im Rahmen des Projekts zeigen den Professoren zufolge zudem, dass die klassische Marktfrucht-Fruchtfolge aus Raps und Weizen bei Düngung nach Düngeverordnung nicht in der Lage sei, die Nährstoffausträge über die Drainagen in die Ostsee ausreichend im Sinne der Ziele der Wasserrahmenrichtlinie und Meeresstrategierichtlinie zu reduzieren. Vorgeschlagen wird, mehrjährige Kleegrassysteme als Einstieg in eine Hybridlandwirtschaft zu fördern. Hybridsysteme seien in der Lage, den Nährstoffeintrag in die Gewässer um rund 30 % zu reduzieren und Umweltkosten in der Größenordnung von etwa 240 €/ha bei geringen Ertragsreduktionen zu vermeiden.

Plädoyer für die Stoffstrombilanz

So hält der Projektbericht zusammenfassend fest, dass die Stickstoff- und Phosphorüberschüsse auf den Projektbetrieben im Schnitt zu hoch seien. Da die Hälfte der Betriebe in den Untersuchungsjahren die Zielvorgaben einer wissenschaftlich fundierten guten fachlichen Praxis der Düngung für das Zieljahr 2030 erfüllt habe und der Aufwand zur Erstellung einer Hoftorbilanz überschaubar sei, plädieren die Autoren für die Implementierung der Stoffstrombilanzverordnung für N und P für alle Betriebe. Die Honorierung günstiger (übergesetzlicher) Hoftorsalden im Rahmen einer Gemeinwohlprämie biete entsprechende betriebswirtschaftliche Anreize und decke in der aktuellen Kalibrierung des Punktwertes und des Korrekturfaktors die durchschnittlichen Anpassungskosten. Krisenbedingt habe es in den Untersuchungsjahren positive Anpassungen unabhängig von der Honorierung der Hoftorsalden gegeben. Bei wieder zurückgehenden Betriebsmittelpreisen sei es jedoch möglich, dass die Betriebe ihren Betriebsmitteleinsatz erneut intensivierten. Um eine solche Rückentwicklung zu verhindern und zur Förderung positiver Anpassungsstrategien brauche es finanzielle Anreize, wie sie durch eine Gemeinwohlprämie geboten würden.

Mit seinen Getreideeträgen nach Kleegras unterstreiche der Demobetrieb Hobus die Potenziale eines Hybridansatzes insofern, als ein Hafer nach zwei- bis dreimal überwinterndem Kleegras nahezu frei von Unkräutern und Ungräsern sei und bei einem optimalen, frühen Aussaattermin ohne N-Düngung und chemischen Pflanzenschutz den vollen Ertrag realisiere.

Ressourceneffizienz und hohe Produktivität

Die Hybridlandwirtschaft sei ein Konzept, das durch Integration von Kleegras in eine Ackerbaufruchtfolge einerseits die Ziele der Ressourceneffizienz und andererseits eine hohe Produktivität vereine. Dies habe sich auch anhand des vorgenommenen Vergleiches von Deckungsbeiträgen mithilfe von Szenarien ergeben, der zeige, dass die hybride Fruchtfolge mit herkömmlichen Fruchtfolgen konkurrieren könne, sofern eine wirtschaftliche Verwertung des Kleegrases erfolge. Dies in Verbindung mit den positiven Vorfruchteffekten des Kleegrases und der Teilnahme an einzelnen Ökoregelungen lasse die Hybridlandwirtschaft im Vergleich zu einer dreigliedrigen Referenzfruchtfolge aus Weizen, Gerste und Raps wirtschaftlich attraktiv werden.

Im Exaktversuch in Hohenschulen sei das 90/10-Modell auf Validität geprüft worden mit dem Ergebnis, dass zumindest kurzfristig keine negativen physischen Ertragseffekte der N-Düngungsreduktion auf 90 % des Bedarfs für den Landwirt aufträten. Inbesondere sei dies dann nicht der Fall, so der Abschlussbericht weiter, wenn dies mit Anpassungen in der Fruchtfolge (Zwischenfrüchte/Sommerungen), Sortenwahl und angepasster N-Dünungsstrategie kombiniert werde. Mit Verweis auf die nicht vollständig repräsentative Stichprobe unterstrichen die betriebswirtschaftlichen Auswertungen dieses Ergebnis und verdeutlichten, dass besonders die restriktiven Bewirtschaftungsauflagen der Extensivflächen Treiber der Mehrkosten für die schlaginterne Segregation seien.

Das Experiment habe ergeben, dass Landwirte bereit seien, an einem entsprechenden Förderprogramm zur schlaginternen Segregation teilzunehmen. Für die Ausgestaltung eines solchen Förderprogramms seien neben der eindeutigen ökologischen Wirksamkeit aus der Perspektive der landwirtschaftlichen Betriebe ein adäquater Fördersatz, möglichst einjährige Verpflichtungszeiträume, keine Vorgaben zur Mindestgröße der Vertragsfläche, keine verpflichtende Beratung und kein zusätzlicher Kontrollaufwand wichtig. Unter den Bewirtschaftungsauflagen der Extensivflächen hätten sich der reine Stickstoffdüngerverzicht beim Anbau derselben Kultur wie auf der Intensivfläche sowie (alternativ) das Etablieren von Blühflächen als diejenige Variante erwiesen, die auf größte Akzeptanz stießen, wobei die genannten Varianten unter dem Vorbehalt der düngerechtlichen Anerkennung stünden.

Insgesamt zeigten die Arbeiten, urteilt der Bericht abschließend, dass eine „Kombination aus ordnungsrechtlichen Basismaßnahmen (Stoffstrombilanz mit ambitionierten Zielwerten) und klug gesetzten Anreizen für Landwirte (Honorierung besonders günstiger Nährstoffsalden; Hybridlandwirtschaft) einen vielversprechenden Politikmix zur Erreichung von Umweltzielen bei hohen Produktionsniveaus darstellt“.

Der Projektbericht zum Modellvorhaben Schlei ist auf der Seite des MEKUN abrufbar unter schleswig-holstein.de/modellvorhaben-schlei

Zum Interview mit Umweltminister Tobias Goldschmidt (Grüne) über das Modellvorhaben Schlei geht es hier.

Käufer dominieren Schweinemarkt

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Volle Ställe und überschwere Schweine: Die Überhänge dominieren nun seit Monaten den Schweinehandel in Schleswig-Holstein. Viele Partien warten seit Wochen auf Abholung und werden immer schwerer. Lebendgewichte über 140 kg sind nicht selten, haben aber die dramatische Konsequenz, dass sie als Sauen abgerechnet werden, deutlich unter dem Schlachtschweinepreis, was für die betroffenen Mäster tiefrote Zahlen bedeutet.

Abbau der Kapazitäten

Im Jahr 2024 hat die deutsche Schlachtindustrie deutlich Kapazitäten abgebaut. Vion hat sich komplett aus dem deutschen Markt zurückgezogen. Zunächst wurde dabei Anfang des Jahres der Standort in Emstek geschlossen, damit verschwand eine Schlachtkapazität von zirka 70.000 Schweinen pro Woche. Perleberg in Brandenburg wurde an die Uhlen GmbH aus Nordrhein-Westfalen verkauft. Der neue Besitzer beschloss im November 2024, die Zerlegung zu schließen und sich auf den Verkauf von Schweinehälften zu konzentrieren, was 160 Arbeitsplätze kostete und auch dazu führte, dass insgesamt weniger Schweine abgenommen wurden. Im November 2024 stellte dann auch die Leine-Fleisch GmbH in Laatzen bei Hannover, die bis dahin bis zu 10.000 Schweine pro Woche abgenommen hatte, den Betrieb ein. All diese norddeutschen Betriebe waren wichtige und traditionelle Abnehmer schleswig-holsteinischer Schweine.

Überhänge seit Dezember 2024

Schon im Dezember 2024 waren die Mastställe in Schleswig-Holstein voll. Es wurde von ersten Absatzproblemen berichtet. Die Schlachtunternehmen reduzierten ihre Aktivitäten ab der dritten Dezemberwoche, weil die Lager für das Sondergeschäft zu den Festtagen gut gefüllt waren. In den beiden letzten Dezemberwochen brachen die Schlachtzahlen feiertagsbedingt um etwa 30 bis 50 % ein. Im Januar kamen die Mitarbeiter aus Südosteuropa erst nach dem orthodoxen Weihnachtsfest am 7. Januar zurück. Erst ab dem 13. Januar nahmen die Schlachtbetriebe wieder ihren Betrieb auf, allerdings nicht mit der vollen Kapazität, denn im Vorjahresvergleich kamen seit Jahresanfang etwa 12 % weniger Schlachtschweine an den Haken, mit allerdings höheren Schlachtgewichten. In anderen Ländern wie den Niederlanden wurden zusätzliche Schlachttage am Sonnabend gefahren …

Maul- und Klauenseuche

Mit dem Ausbruch der Maul- und Klauenseuche (MKS) in Brandenburg brach das nächste Unheil über die Schweinemäster herein, weil Schweinefleischexport in Nicht-EU-Länder nicht mehr möglich war. Zunächst wurden auch keine Schweine aus den brandenburger Sperrgebieten mehr abgenommen. Um den betroffenen Mästern zu helfen, wurde dort ein „Schlachttag Brandenburg“ pro Woche eingeführt. Dies reduzierte die Kapazitäten überproportional, weil nach den Schlachtungen die Anlagen aufwendig und langwierig gereinigt werden mussten.

In den letzten Monaten wuchsen die Schlachtgewichte stetig an. Inzwischen müssen pro Schlachttier 5 bis 6 kg Fleisch mehr verkauft werden. Und der Markt ist sehr ruhig, es fehlt jeder Impuls für den Schweinefleischmarkt. Dabei sind Trends wie der „Veganuary“ (veganer Januar) nicht hilfreich. Der seit Oktober 2024 um 18 % von 2 €/ kg SG auf nun 1,72 €/kg SG reduzierte Schweinepreis (plus ersatzlosem Wegfall von 3 € Bonus) hatte keinen Effekt im Markt, führte weder zu geringerer Produktion noch zu zusätzlichem Fleischabsatz. Auch wenn der Drittlandexport deutschlandweit nur zirka 7,5 % der Schweineproduktion betrifft, war doch der Export ins Vereinigte Königreich von zirka 10.000 t Fleisch monatlich für Norddeutschland relativ wichtig. Jede nicht dorthin gelieferte Tonne Fleisch drückt hier auf den Markt.

Derzeitig benötigen die Schlachtunternehmen die angebotenen Mengen nicht. Wegen der Energiekosten wollen sie noch nicht für die sommerliche Grillsaison einlagern. Auch der Export in Drittländer läuft wegen der MKS nicht. So wird der Abbau der Überhänge am Schweinemarkt sich noch einige Zeit verzögern. Längerfristig sollte berücksichtigt werden, dass im LEH vor allem Ware mit Tierwohl-Label vergleichsweise gut läuft.

Menschliches Denken – künstlich erzeugt!

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Im Rahmen der Gesamtvorstandssitzung des LandFrauen­verbandes Schleswig-Holstein Ende Januar hielt Ulrike Aumüller, Dozentin an der Fachhochschule Kiel, einen aufschlussreichen Vortrag zum Thema Künstliche Intelligenz (KI). Als Expertin auf dem Gebiet der Digitalisierung und der KI-Technologie zeigte sie den LandFrauenkreisvorsitzenden, dem Verbandsvorstand sowie der Geschäftsstelle der LandFrauen die Grundlagen, Zukunftsperspektiven, Chancen und Risiken von KI auf.

Der „Spielplatz“ der Künstlichen Intelligenz: eine Übersicht diverser Chatbots
Fotos: Meike von der Goltz

„Künstliche Intelligenz ist in aller Munde und wird uns so schnell auch nicht loslassen. Es ist ein Thema, dass die Menschheit in den nächsten Jahrzehnten begleitet!“ Mit diesen Worten eröffnete Ulrike Aumüller ihren spannenden Vortrag vor den anwesenden LandFrauen und unterstrich auch direkt die Wichtigkeit, sich mit diesem Thema – egal ob auf beruflicher oder privater Ebene – auseinanderzusetzen. „Ob wir wollen oder nicht, KI muss uns interessieren, wir kommen nicht daran vorbei.“

Die Expertin klärte zunächst darüber auf, dass Künstliche Intelligenz darauf abziele, dass Maschinen das menschliche Handeln und Denken nachahmen, wobei große Datenmengen verarbeitet und durch komplexe Algorithmen Muster erkannt werden, die dann für Entscheidungen genutzt werden können. „Also menschliches Denken, das künstlich erzeugt wird“, fasste Ulrike Aumüller zusammen, fügte aber noch an, dass unser menschliches Gehirn weiterhin eine deutlich höhere Leistung habe als die Künstliche Intelligenz. Die Referentin betonte, dass KI in vielen Bereichen unseres Lebens bereits allgegenwärtig sei, sei es in der Medizin, der Landwirtschaft, der Industrie oder im alltäglichen Konsumverhalten. Obwohl sich Ulrike Aumüller tagtäglich mit Künstlicher Intelligenz beschäftigt, hat sie selbst aber auch eine gewisse Skepsis. „Ich bin schon etwas besorgt, was Künstliche Intelligenz mit uns in beruflicher Hinsicht machen wird, vor allem in Bezug auf unsere Jobs. Aber grundsätzlich sollten wir KI als neue Technologie mit enormen Potenzialen begrüßen.“

Als Dankeschön bekam Ulrike Aumüller Blumen von LandFrauen-Präsidentin Claudia Jürgensen (li.) und Vizepräsidentin Sylke Messer-Radtke (r.).

Im Verlauf ihres Vortrags machte Ulrike Aumüller die LandFrauen aber auch darauf aufmerksam, dass sowohl die private als auch die berufliche Nutzung von KI-Tools (Chatbots) wie „Chat GPT“, „Perplexity“ und vielen mehr mit Vorsicht zu genießen sei, insbesondere im Hinblick auf Urheberrechte und Fehlinformationen. „Diese Tools sind nicht darauf ausgerichtet, Wahrheiten zu produzieren. KI-Tools berechnen mit ihren angefütterten Daten und Informationen nur Wahrscheinlichkeiten.“ Daher sollte man sie auch nicht als Recherche-Werkzeug nutzen.

Allein im Laufe der letzten anderthalb Jahre kamen weit mehr als 1.000 verschiedene KI-Tools auf den Markt, wobei Ulrike Aumüller den LandFrauen riet, erst einmal zu sichten, zu filtern und vor allem vorsichtig mit sensiblen Daten umzugehen. „Etwas, das privat bleiben soll, sollte auch niemals in einen Chatbot eingegeben werden.“ Dann könne aber gern quer durch den mittlerweile riesigen KI-Tool-Kosmos ausprobiert werden!