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Alternativen für Buchsbaum

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So mancher Gärtner sucht nach Alternativen zu Buchsbaum, um Blattfallkrankheit und Buchsbaumzünsler ohne aufwendige Bekämpfung loszuwerden. Ersatzpflanzen übernehmen die Funktion des Buchsbaums und fügen sich optisch gut ein, wenn sie dem Verwendungszweck und den Standortverhältnissen entsprechend ausgewählt werden.

Dies ist notwendig, da keine der möglichen Alternativen die Optik des Buchsbaums mit seiner Standorttoleranz verbindet. Kurzum: Wenn die Ersatzpflanze dem Buchsbaum optisch gleicht, stellt sie meist höhere Ansprüche an Boden und Standort. Zeigt sie sich ähnlich robust wie der Buchsbaum, unterscheidet sie sich im Erscheinungsbild mehr oder weniger deutlich.

Ilex crenata ,Glorie Dwarf‘ ähnelt optisch dem Buchsbaum.Foto: Karin Stern

Für den Formschnitt haben sich längst Eibe, Spindelstrauch, Japanische Stechpalme und Lebensbaum etabliert. Doch es gibt auch passende Arten für niedrige Hecken und Einfassungen.

Die immergrüne Japanische Stechpalme (Ilex crenata), manchmal auch Japan-Ilex oder Berg-Ilex genannt, ähnelt mit ihren glänzenden, kleinen Blättern dem Buchsbaum. Zudem ist sie recht schattenverträglich. Der Nachteil: Die Pflanze braucht einen sauren, eher sandigen Boden, der nicht austrocknen darf, und bevorzugt eher luftfeuchte Standorte. Auf kalk- oder sehr lehmhaltigen Böden kümmert Berg-Ilex vor sich hin. Schwere Böden sind daher vor der Pflanzung mit Sand, Torf oder Rindenhumus zu verbessern. Alternativ pflanzen manche Gärtner gleich in Rhododendronerde. Der Schnitt erfolgt im zeitigen Frühjahr und erneut im August oder September. Fast jedes Jahr kommen neue Sorten in den Handel. Die Zwergformen ‚Glorie Gem‘ und ‚Glorie Dwarf‘ eignen sich für Einfassungen, niedrige Hecken oder die Kübelkultur. ‚Dark Green‘ wächst je nach Standort etwa 1 bis 2 m hoch. Damit empfiehlt sich diese Sorte für etwas höhere Hecken. Stechpalme ‚Heckenzwerg‘ (Ilex aquifolium) kommt gut auf normalem Boden zurecht, bevorzugt jedoch halbschattige bis schattige Standorte. Ausgewachsen erreicht die Sorte etwa 30 bis 50 cm in der Höhe und 30 cm in der Breite. Die dekorativen Blätter tragen allerdings umlaufend Dornen. Beim Heckenschnitt trägt man besser Handschuhe.

Für niedrige Einfassungshecken eignet sich die Eibe ,Renkes Kleiner Grüner‘. Foto: Karin Stern

Die Eibe (Taxus baccata) punktet mit den gleichen positiven Eigenschaften wie der Buchs. Sie ist schnittverträglich, winterhart und für Standorte von sonnig bis schattig geeignet. Der Nachteil: Die Pflanzen sind im Vergleich zu Buchs teurer, dafür jedoch sehr langlebig und tragen weiche Nadeln anstelle von Blättern. ‚Renke‘s Kleiner Grüner‘ eignet sich hervorragend für niedrige Hecken und Einfassungen. Die schnittverträgliche Sorte zeichnet sich durch geringe Ansprüche an Standort sowie Boden aus. Sie wächst ohne Mitteltrieb, verzweigt sich daher besser und ist auch im unteren Bereich schön dicht. Der jährliche Zuwachs beträgt etwa 5 bis 10 cm. Mit zwei Schnitten pro Jahr lässt sich die Hecke gut in Form halten. Bei der Neupflanzung braucht man drei bis vier Exemplare von ‚Renke‘s Kleiner Grüner‘ pro laufendem Meter Hecke.

Lebensbaum ,Mecki‘ eignet sich prima für den Formschnitt. Foto: Karin Stern

Zwerg-Rhododendron ‚Bloombux‘ (Rhododendron micranthum) ist eine niedrige, schnittverträgliche, immergrüne und vor allem bodentolerante Kreuzung aus verschiedenen Wildformen. Die Sorte gedeiht in normalem Gartenboden. Anfang Juni gibt es als Zugabe hübsche rosa- bis pinkfarbene Blüten. Bei einem Zuwachs von etwa 10 cm pro Jahr erreicht ‚Bloombux‘ etwa 70 cm Endhöhe. Eine spannende Alternative ist Lebensbaum ‚Mecki‘ (Thuja occidentalis). Der Handel bietet neben niedrigen Formschnittkugeln auch junge Pflanzen an, die sich für die Neuanlage einer niedrigen Hecke eignen. Tipp: Dafür zwei bis drei Pflanzen pro laufendem Meter einplanen. Der immergrüne ‚Mecki‘ passt gut an sonnige bis halbschattige Standorte und legt Wert auf nährstoffreichen und leicht feuchten, kalkhaltigen Boden. Wer eher gelbgrüne Nadeln bevorzugt, bekommt mit ‚Mirjam‘ eine Sorte, die auch ohne Schnitt kugelförmig wächst. Der Zwergstrauch erreicht eine Höhe von 40 bis 60 cm und wächst etwa 60 cm breit. Die früher oft empfohlene Heckenmyrte ‚Maigrün‘ (Lonicera nitida) hat sich in der Praxis vor allem für breite, etwa kniehohe Einfassungen bewährt. Für schmale und niedrige Hecken ist sie eher ungeeignet.

Frost färbt die gelbpanaschierten Blätter des Spindelstrauchs ,Emerald’n Gold‘ rosafarben ein. Foto: Karin Stern

Zwei weitere Alternativen dürfen nicht unerwähnt bleiben. Der Spindelstrauch ‚Green Rocket‘ (Euonymus japonicus) wächst sehr langsam aufrecht-kompakt. Er eignet sich für sonnige bis halbschattige Standorte mit durchlässigem, nährstoffreichem und feuchtem Boden. Etwas weniger frostempfindlich sind der weiß panaschierte ‚Emerald‘n Gaiety‘ und der gelb panaschierte ‚Emerald‘n Gold‘ (Euonymus fortunei). Im Halbschatten verblassen die bunten Farben etwas. Tipp: Regelmäßig schneiden, dann verzweigen sich die Pflanzen besser. Zwerg-Liguster ‚Lodense‘ (Ligustrum vulgare) bleibt mit etwa 80 cm Höhe recht niedrig und stellt ähnliche Ansprüche wie der Spindelstrauch. Die an sich wintergrüne Sorte kann bei anhaltendem Frost die Blätter abwerfen. Im Frühjahr erfolgt dann ein Neuaustrieb der sehr bodentoleranten Sorte.

Speisegetreide für eine Million Menschen

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Der Agrarausschuss der Landjugend Schleswig-Holstein traf sich mit über 30 Teilnehmern zum Besuch der einzigen Biomühle im Land auf Gut Rosenkrantz in Neumünster. Aufgrund der hohen Nachfrage musste die Teilnehmerzahl begrenzt werden, und es wurden drei Gruppen gebildet.

Die erste Gruppe führte Mitinhaberin Louisa von Münchhausen in die Büroräume und Labore. Sie erläuterte die Geschichte des Betriebes und die anfänglichen Startschwierigkeiten, da ein neuer Markt aufgebaut werden musste. Der Biomarkt hatte im Jahre 1991 keine Struktur, und der Handel erfolgte meist über private Handelskontakte. Dementsprechend gründete Friedemann von Münchhausen 1992 eine Handelsgesellschaft.

Der heutige Standort in Neumünster bereitet Speisegetreide für eine Million Menschen vor. Die Produktion startet am Sonntagabend um 22 Uhr und läuft bis Freitag 22 Uhr in Achtstundenschichten. So werden 18.000 t Brotgetreide pro Jahr hegestellt.

Mithilfe innovativer Hilfsmittel wird die aufwändige Handarbeit stetig abgebaut und die Produktion gesteigert (Abpackroboter oder Einschweißgeräte). Im nächsten Jahr erfolgt eine weitere Millioneninvestition in den Produktionsprozess, die eine 20-%ige Effektivitätssteigerung schafft.

Der Müllermeister führte die Lajus durch die Prozesse der Verarbeitung. Ein Großteil der Arbeit eines Müllers besteht darin, alle Prozesse zu kontrollieren und für Sauberkeit zu sorgen. Aufgrund von Hygienevorschriften und Nachweisen hat die Biomühle sehr hohe Aufwandskosten in den Analysebereichen. Selbst die Nachweise von beispielsweise 0,0005 % Pflanzenschutzmitteln führen zu einer Rücknahme von Verkaufsprodukten.

Danach wurden die Teilnehmer in das Lager geführt, wo eine Verkostung von Schalenfrüchten, getrockneten Tomaten und Schokolade geboten wurde. Das Lager dient als Großhandelsbasis für 900 Bäckereikunden in ganz Deutschland und Dänemark. Trotz der aktuellen Krisenzeiten hatte der Betrieb keinen Rückgang beim Verkauf von Bioprodukten und sieht positiv in die Zukunft.

Zum Abschluss erhielten die begeisterten Lajus noch Präsente in Form von Mehl, Nudeln und Müsli. Aufgrund der spannenden Führung geschah die Verabschiedung erst um 21.45 Uhr.

Plötzlich ein Pflegefall – was tun?

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Die Pflege von Angehörigen ist ein Thema, das viele bewegt. Das zeigte sich bei der Podiumsdiskussion „Pflege in der Familie“ deutlich. Der Saal war voll. Eingeladen hatte der KreisLandFrauenverband Dithmarschen (KLFV)zusammen mit dem Kreis Dithmarschen, dem Medizinischen Qualitätsnetz Westküste (MQW), dem Pflegestützpunkt und der Familialen Pflege der Westküstenklinik Heide (WKK).

Ob ein plötzlicher Notfall eintritt oder sich der Zustand eines Angehörigen schleichend verschlechtert: Pflege ist auch für die Angehörigen eine Ausnahmesituation. In der Podiumsdiskussion ging es unter anderem darum, wo Betroffene Hilfe bekommen.

Tim Kühl vom Fachdienst Soziale Teilhabe des Kreises Dithmarschen referierte über Fragen zur Finanzierung der Pflege. Ganz wichtig sei die Hilfe bei Antragstellungen. So müssten Leistungsansprüche geprüft, Einkommen und Vermögen berechnet und Anträge auf Unterstützung gestellt werden, wenn die eigenen Mittel nicht reichten. Einhellige Meinung aller Referenten: „Es darf auf keinen Fall passieren, dass jemand keine Unterstützung bekommt, weil er oder sie Angst vor dem Behördenkram hat.“

Ein wichtiges Thema ist der eingeschränkte Rentenanspruch, wenn jemand wegen einer Pflege weniger arbeitet. Die Rentenpunkte werden dann zwar aufgestockt, aber nur bei maximal 30 Stunden Arbeitszeit. Für die Beantwortung solcher Fragen steht der Pflegestützpunkt im WKK Heide telefonisch und persönlich zur Verfügung und in Brunsbüttel wöchentlich donnerstags im Jobcenter.

„Ambulant vor stationär“ – das ist das Ziel, um Patienten möglichst lange das Leben in ihrer gewohnten Umgebung zu ermöglichen. Mit Hilfe der familialen Pflege wird der Bedarf ermittelt: Brauche ich Hilfsmittel wie ein Pflegebett, eine Pflegezimmereinrichtung, einen Toilettensitz? Sind Baumaßnahmen erforderlich, muss ich die Ernährung überdenken, brauche ich Hilfe bei den Medikamenten? Die familiale Pflege kann auf ein großes Netzwerk zurückgreifen und bietet im WKK Heide auch Kurse für Angehörige zur richtigen Technik bei der Pflege an.

Um pflegende Angehörige kurzzeitig zu entlasten, gibt es die Verhinderungspflege, die ab Pflegegrad 2 vorgesehen ist. Ein großes Problem ist dabei die Suche nach einem Betreuungsplatz für eine vorübergehende Zeit (etwa bei Urlaub oder Krankheit des pflegenden Angehörigen). Ein Pflegeplatzmanager hilft bei der Suche, kann aber keinen Erfolg garantieren.

Dr. Burkhard Sawade sprach als Vorsitzender des MQW für die Hausärzte. Sie sind die ersten, die eine Diagnose stellen und damit den Antrag auf Hilfeleistung erst ermöglichen. Auf die Frage, was zu tun ist, wenn Eltern sich weigern, Hilfe anzunehmen, antwortete Sawade eindeutig: „Der Mensch hat ein Recht auf Selbstbestimmung, so lange die geistige Zurechnungsfähigkeit nicht aberkannt worden ist.“

Die Anwesenden bedankten sich mit einer gut gefüllten Spendenbox für die familiale Pflege.

Sie informierten und diskutierten: Sabine Battige (WKK), Telse Reimers (KLFV), Marion Dunklau-Eichler (WKK), Burkhard Sawade (MQW), Tim Kühl und Kerstin Magnussen (beide Fachdienst soziale Teilhabe), Sonja Kuhn und Nancy Kunte (v. li.) .  Fotos: Hilde Wohlenberg

Mitarbeiterinnen vom anderen Ende der Welt

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Die landwirtschaftlichen Familienbetriebe in Schleswig-Holstein sind oft zu groß, um von der Familie allein bewirtschaftet zu werden. Aber Fachkräfte sind knapp in Deutschland, besonders in der Landwirtschaft. Familie Andersen aus Wees in Angeln hat gute Erfahrungen mit der Vermittlung von internationalen Arbeitskräften durch eine dänische Agentur gemacht.

Vinzenz Andersen im Ortsteil Rosgaard der Gemeinde Wees züchtet Angler Rotvieh. „Ich brauche Leute, die zupacken können und zuverlässig sind. Die Kühe müssen jeden Tag gemolken werden“, sagt er. Nach dahingehend schlechten Erfahrungen mit der ansässigen Arbeitsvermittlung hat er sich auf die Suche nach ausländischen Mitarbeitern gemacht, im Internet recherchiert und bekam Kontakt zu einer Agentur, die ihren Sitz in einem osteuropäischen EU-Land hat. Hier machte er eine weitere schlechte Erfahrung.

Dubiose und seriöse Vermittlungen

„Der Mitarbeiter am Telefon sagte mir, welche Kosten für einen vermittelten Mitarbeiter auf mich zukommen würden. Als ich ihn fragte, wie viel davon beim Mitarbeiter ankommen würden, sagte er, das brauche mich nicht zu interessieren. Damit war für mich klar, dass ich mit dieser Agentur nicht zusammenarbeiten will. Ich will unsere Mitarbeiter anständig bezahlen.“

Schließlich hörte er von der dänischen Agentur „Bixter“, die ausländische Universitätsabsolventen in mehrere europäische Länder vermitteln. „Hier zahle ich Vermittlungsgebühren an die Agentur und schließe mit den Mitarbeitern einen Arbeitsvertrag ab. Der vereinbarte Lohn kommt zu 100 Prozent als Bruttolohn bei den Mitarbeitern an.“

Jonna Christensen, die auch fließend Englisch, Deutsch und Norwegisch spricht, ist bei der Agen+tur Bixter für die Vermittlungen in die Landwirtschaft und die Ernährungsindustrie in Deutschland zuständig. Die jungen Hochschulabsolventen, die sie vermittelt, dürfen nach ihrem Studium für ein Jahr in Deutschland arbeiten, um erste Berufserfahrungen zu sammeln.

Rechtliche Regelungen

Dieses eine Jahr wird als Arbeitspraktikum gewertet. Deutschland ist dabei durchaus wählerisch. Nur Absolventen der besten Universitäten dürfen kommen. Will jemand länger bleiben als dieses eine Jahr unmittelbar nach dem Studium, greifen die rechtlichen Regelungen zur Fachkräftezuwanderung. Solange der Antrag läuft, dürfen die Mitarbeiter bleiben. Wird der Antrag abgelehnt, müssen die Mitarbeiter mitunter von einem Tag auf den anderen Deutschland verlassen.

Jonna Christensen schwärmt von der Möglichkeit, junge Hochschulabsolventen nach Deutschland zu vermitteln. „Das ist eine Win-win-Situation für beide Seiten. Die jungen Menschen können erste Berufserfahrungen im Ausland sammeln und verdienen für ihre Verhältnisse viel Geld. Die Betriebe bekommen hochqualifizierte und hochmotivierte Mitarbeiter.“

Lourdes und Sophia

Sophia Agape Lapiz beim Kühemelken

Auf dem Hof von Wiebke und Vinzenz Andersen arbeiten und leben zurzeit zwei junge Universitätsabsolventinnen, eine von den Philippinen und eine aus Tansania. Während Lourdes Makare Herman (24) aus Tansania erst seit Weihnachten 2022 in Deutschland ist, ist Sophia Agape Lapiz (24) von den Philippinen schon im zweiten Jahr hier. Zu Hause hatte Lapiz nichts mit Landwirtschaft zu tun. Ihr Vater ist Pastor. Dennoch war Landwirtschaft immer ihr Traumberuf, und sie hat deshalb Landwirtschaft studiert. Sie wollte gerne nach Europa, weil es hier modernere Maschinen und größere Betriebe gibt als in der kleinbäuerlichen Landwirtschaft der Philippinen. Deshalb will sie auch länger bleiben. Noch ist der Antrag nicht genehmigt. Ihr Arbeitgeber würde sie gerne weiter beschäftigen: „Sie ist die beste Melkerin, die ich je hatte“, sagt er.

Lourdes Makare Herman versorgt die Kälber

Anders ist es bei Lourdes Makare Herman aus Tansania. Sie kommt von einem kleinen Selbstversorgerbauernhof mit vier Kühen. Sie will dieses eine Jahr in Deutschland nutzen, um Erfahrungen zu sammeln und Geld zu verdienen. Danach möchte sie zurück in ihre Heimat und den elterlichen Betrieb vergrößern, sodass es der Familie möglich wird, auch Produkte zu verkaufen. Auf dem Hof von Familie Andersen wechseln sich die beiden jungen Frauen wochenweise ab beim Melken der Kühe und der Versorgung der Kälber. Wer mit Melken dran ist, muss um 4 Uhr im Stall stehen, wer die Kälber versorgt, beginnt um 8 Uhr mit der Arbeit. Die Verständigung erfolgt in englischer Sprache, Grund genug für die Familie, das länger zurück liegende Schulenglisch wieder aufzufrischen.

Ungewohnte Speisen

Lourdes Makare Herman und Sophia Agape Lapiz haben Familienanschluss und wohnen in den ehemaligen Kinderzimmern der inzwischen erwachsenen Kinder von Familie Andersen. Gegessen wird gemeinsam am großen Küchentisch der Familie. Das erfordert für alle Beteiligten ein hohes Maß an Toleranz, zumal sich die Essensgewohnheiten in anderen Teilen der Welt von denen in Deutschland unterscheiden können. „Lourdes isst kein Brot und hat in den ersten Tagen deshalb fast nichts gegessen. Das geht natürlich nicht bei gleichzeitig körperlich schwerer Arbeit“, so Andersen. Längst hat sich die Situation zurechtgeruckelt: Lourdes kocht sich ihren Maisbrei.

Familienanschluss oder nicht

Wer mit Familienanschluss auf dem Hof wohnt, spart Mietkosten und Arbeitswege. Aber das ist nicht für alle das passende Modell, nicht für jede Bauernfamilie und nicht für jede ausländische Mitarbeiterin. Die Agentur fragt deshalb vorher genau nach, ob eine Unterbringung mit Familienanschluss gewünscht wird oder ob eine eigene Wohnung vorhanden sein muss.

Die Agentur betreut die Betriebe und Berufspraktikanten während der gesamten Vertragslaufzeit. Gibt es Probleme von einer der beiden Seiten, ist die Agentur jederzeit ansprechbar. Lassen sich die Probleme nicht lösen, sucht die Agentur eine passende neue Stelle für die Praktikantin.

Viva la Evolution!

Disruption – Zerstörung – ist das Zauberwort, wenn es um die Lösung der anstehenden Herausforderungen geht. Disruptionsdruck entsteht normalerweise, wenn Techniken, Systeme oder Denkweisen ihr Haltbarkeitsdatum überschritten haben. So reagieren wir auf den Ukraine-Krieg mit einer Zeitenwende. Auch der Klimawandel erfordert nach Ansicht des Wirtschaftsministers Dr. Robert Habeck (Grüne) eine Disruption, und zwar im Energiesektor, wolle man die Klimaziele halten. Auch die Landwirtschaft solle sich disruptiv „agrarwenden“. 

Revolution ist angesagt, ohne Rücksicht auf die Kosten. Nun ist die reine Zerstörung kein Zukunftsmodell. Zukunftsfähig wird sie erst durch die ergänzende Innovation: Alte Geschäftsmodelle werden nicht aktiv zerstört, sondern durch neue verdrängt. Die Steinzeit gilt als der längste Abschnitt der Menschheitsgeschichte. Sie endete bekannterweise nicht, weil es keine Steine mehr gab, sondern weil die innovativen Werkstoffe wie Bronze und Eisen neue Möglichkeiten eröffneten. Die Alternativen waren einfach besser. 

Dieses Element einer Disruption – das Schöpferische an der Zerstörung, wie der Ökonom Joseph Schumpeter es nannte – wird in der politischen Diskussion schnell vergessen. Stattdessen scheint die aktive, vorschnelle Zerstörung das politische Bild einer Disruption zu prägen, verbunden mit der vagen Hoffnung, dass etwas Neues entstehen möge. Das ging der ehemaligen Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel (CDU) mit der Beendigung der Atomkraft nicht anders, als es Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne) mit der offenbar angestrebten Entsorgung der konventionellen Landwirtschaft ergehen wird. 

Der Minister zeigt: Politik kann Disruption, innovativ ist sie dabei selten. Innovativ sind Wirtschaft und Landwirtschaft – wenn die Anreize stimmen. Sie gestalten den Wandel, statt Opfer der Entwicklung zu werden, folgen dabei aber eher einem evolutionären Ansatz: Sie verbessern Prozesse und Produkte. Das Lernen voneinander zwischen ökologischer und klassischer Landwirtschaft ist ein Beispiel dafür. 

Die Zukunftskommission Landwirtschaft und der Borchert-Plan sind herausragende Beispiele für ein innovativ-disruptives Lobbying. Landwirtschaft und Umweltschützer machen Angebote, statt zu bremsen. Das ist neu und entspricht den Herausforderungen der Zeit. Statt zu mauern, wird diskutiert, bis der Konsens allen wehtut. Allein Greenpeace verharrt in der Wagenburg krawalliger Kampagnen. Ähnliches Verhalten muss man heute der Ampel-Koalition vorwerfen. Sie scheint mit dem innovativen Ansatz nicht zurechtzukommen. 

Nun ist die Aufgabe der Politik nicht Zerstörung, wohl aber Störung, um Veränderungen anzuschieben. Störung muss aber konstruktiv sein. Allein Türen zu schließen, wie in Bezug auf die Tierhaltung, reicht nicht. Man muss andere Türen öffnen und den Landwirten die Entscheidung überlassen, durch welche Tür sie gehen. Niedersachsen macht es vor, mit einer Ringelschwanzprämie für Schweinehalter und einer Diversifizierungsförderung bei Aufgabe der Tierhaltung. 

Offenbar erfordert es in der Politik heute mehr Mut, kleine gemeinsame Schritte zu gehen, als große Zeitenwenden auszurufen. Doch Disruption soll Veränderung anregen, nicht Stillstand erzwingen. Deshalb ist es wichtig, dass sich die Politik auf das Setzen von Rahmenbedingungen beschränkt und die Reaktionsmöglichkeit der Betroffenen nicht durch Detailregelungen einschränkt. Investitionen in die Zukunft brauchen Vertrauen, Vertrauen gründet sich auf Verlässlichkeit. Sonst laufen die Landwirte den politischen Disruptoren davon – Revolution beendet. Berlin muss seine Politik ändern: Viva la Evolution!

Sönke Hauschild. Foto: bb

Der letzte Walzer in Bissee

Der Skulpturensommer in Bissee am Bothkamper See (Kreis Rendsburg-Eckernförde) ist jedes Jahr aufs Neue eine feste Institution für Kunstliebhaber. Eine Galerie mit Werken im Freien, ohne Wände, musealen Kontext und Öffnungszeiten, ein Spaziergang durch ein idyllisches Dorf, bei dem man wie auf Schatzsuche die von den Künstlern in den Gärten und auf den Höfen aufgestellten Kunstobjekte zu entdecken versucht. In diesem Jahr findet diese Art der Ausstellung zum letzten Mal statt. Nach 25 Jahren beendet der Verein Skulptur in Bissee seine Arbeit.

„Zwischenraum“ – Textile Farbinstallation von Gisela Meyer-Hahn

„The Last Waltz“ – der letzte Walzer, damit ist die 25. Sommerausstellung überschrieben. Dieses Motto sei angelehnt an ein legendäres Konzert am Ende einer musikalisch-kulturellen Ära, bei dem berühmte Gastmusiker gemeinsam aufgetreten waren: „Dieser letzte Walzer gehört nun uns“, erklärt die Vereinsvorsitzende Karin Russ.

Er sei als krönender Abschluss gedacht, um die 25-jährige Vereinsarbeit zu beenden. Man solle gehen, wenn es am schönsten sei, bevor das Projekt durch dauernde Wiederholungen an Reiz verliere. „Wir machen jetzt den Weg frei für Neues, danken dem Dorf Bissee und gönnen ihm eine Ruhepause“, so Russ. In diesem Jahr beteiligen sich 21 Künstler mit ihren Arbeiten an 34 Stellen im Ort am Tanz. Über die 25 Jahre gesehen, waren es weit mehr als 100 verschiedene ­Bildhauerinnen und Bildhauer, die ihre Skulpturen in dem kleinen Dorf präsentiert haben.

Zum Abschied seien noch einmal Werke treuer Wegbegleiter zu sehen, unter anderem vom 2017 verstorbenen Bildhauer, Grafiker, Autor und Hochschullehrer Jan Koblasa, von den international renommierten Künstlern Jo Kley und Jörg Plickat sowie vom Bildhauer Martin Wolke, der seine an anderer Stelle im Land ungeliebte Arbeit „Muschelläufer“ als „Muschelläufer 2.0“ nach Bissee gebracht hat. Des Weiteren sind Gleb Dusavitskiy, Dorsten Diekmann, Rainer Fest, Jan-Olav Hinz, Uschi Koch, Isabel und Kurt Lange, Gisela Meyer-Hahn, Klaus Müller, Arno Neufeld, Ernst Petras, Arne Prohn, Ulf Reisener Aurel Rückner, Winni Schaak, Tina Schwichtenberg und Ingo Warnke beim letzten Skulpturensommer mit dabei. „Sie alle haben uns in den vergangenen Jahren sehr unterstützt“, so Karin Russ. Doch was wäre ein Tanz ohne Partner und ohne ein Tanzparkett? Letztlich sei der Erfolg vor allem den Bisseern zu verdanken, die ihr Dorf für diese Form der Ausstellung zur Verfügung gestellt hätten, die reizvolle Landschaft und die Idylle, die den Kunstwerken über Monate im Wandel der Jahreszeiten einen immer wieder wechselnden Rahmen beschert sowie neue Ansichten und Empfindungen ermöglicht hätten.

Über die Jahre sei man zu einer großen Gemeinschaft gewachsen. Viele der Einwohner stellten ihren Garten oder ihre Höfe für die Objekte zur Verfügung, wissend, dass sie damit ein Stück ihrer eigenen Privatsphäre über die Sommerzeit preisgäben trotz des Hinweises an die Besucher, die Kunst mit Abstand zu genießen, Gärten und Grundstücke nicht zu betreten.

Dorfbewohner helfen beim Aufbau und Ausrichten der Skulpturen mit.

Als es vor 25 Jahren anfing, waren die Dorfbewohner sehr skeptisch und kritisch, „es hat gedauert, bis das Vertrauen da war“, erinnert sich die Vereinsvorsitzende. Mittlerweile herrsche ein großer Zusammenhalt, das Dorf identifiziere sich mit der Landschaftsgalerie und helfe mit, zum Beispiel beim Aufbau und Ausrichten der Objekte. Und auch unter den Künstlern sei ein unglaublich gutes Netzwerk entstanden. Somit seien sowohl die Künstler als auch die Dorfbewohner traurig, dass das Ganze nun ende, „aber es fühlt sich richtig an so und es bedeutet ja nicht, dass nicht etwas anderes folgt. Denn der Ideenreichtum der Künstler endet noch lange nicht.“

Der „Muschelläufer“ von Martin Wolke erfährt als Version 2.0 ein neues Dasein in Bissee, nachdem er an anderer Stelle im Land nicht sehr beliebt war.  

Bevor der letzte Vorhang für die Skulpturenaufführung fällt, haben Besucher bis zum 15. Oktober Zeit, bei der Sommerausstellung mitzutanzen. Dazu findet sich auf der Internetseite skulptur-in-bissee.de ein Lageplan zum Herunterladen. An den Objekten selbst befinden sich Schilder mit QR-Codes, die jeweils eine Audiodatei mit einer Beschreibung des Kunstwerks und des Künstlers enthalten. Größtenteils sprechen die Künstler selbst zu den Besuchern. 

Am Ortseingang von Bissee erwartet die Besucher „Ein Metamorph“ von Ulf Reisener und Ingo Warnke
Fotos: Iris Jaeger
Tina Schwichtenberg inmitten ihrer Bronzefiguren „Frauen de Formation“
Kurt Lange zeigt seine Elefanten beim letzten Walzer auf dünnem Eis
Gisela Meyer-Hahn und ihre „Windhalme“
„Rad“ und „Zwerg“ von Ingo Warnke 
„Planet Babylon“ von Jo Kley 
„Balance 1“, Jan Koblasa
Dorfidylle in Bissee
Skulptur von Arne Prohn


Hohe Produktionskosten führen zum Ausstieg

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Die Schweinehalter in Dänemark haben in diesem Frühjahr ihre Tierbestände weiter massiv abgestockt. Wie der Dachverband der Agrar- und Ernährungswirtschaft (L&F) mitteilte, sind die hohen Produktionskosten und die schlechte Wirtschaftlichkeit der Schweinehaltung in weiten Teilen der Jahre 2021 und 2022 Hauptursache für den Rückgang.

Laut Daten von Statistics Denmark wurden am Stichtag 1. April 2023 knapp 10,73 Millionen Schweine im Nachbarland gehalten; das waren 1,74 Millionen Tiere oder 14,0 % weniger als zwölf Monate zuvor. Bereits seit Oktober 2021 sinkt die Schweinepopulation bei den vierteljährlichen Erhebungen im Vorjahresvergleich, wobei die Verluste von Zählung zu Zählung immer größer ausfallen. Bei der jüngsten Stichprobenerhebung in rund 1.500 Betrieben wurden laut L&F in allen Kategorien deutlich geringere Tierzahlen festgestellt. Dies gilt ganz besonders für Mastschweine ab 50 kg, deren Bestand im Vorjahresvergleich um 24,6 % auf 2,20 Millionen Stück einbrach. Auch beim „Nachwuchs“ ist der Mangel offensichtlich. Der Bestand an Ferkeln und Läufern im Gewichtsbereich zwischen 20 und 50 kg war um 12,1 % auf 5,08 Millionen Tiere rückläufig; bei den Babyferkeln bis 20 kg gab es ein Minus von 9,2 % auf 2,33 Millionen. Laut der aktuellen Viehzählung stockten die dänischen Erzeuger auch ihre Sauenherde weiter ab. Die Zahl der weiblichen Zuchttiere insgesamt sank im Vorjahresvergleich um 88.000 Tiere oder 7,4 % auf 1,10 Millionen Stück. Dabei verringerte sich der Bestand an trächtigen Tieren um 6,6 % auf 691.000, der an nicht tragenden Sauen um 8,6 % auf 412.000 Stück. Positiv kann laut L&F gewertet werden, dass sich die Sauenherde gegenüber der Erhebung vom Januar nur um 1,3 % verringert hat und somit eine gewisse Stabilisierung eingetreten ist. Dies ist dem Verband zufolge auf die gestiegenen Ferkelpreise und die spürbar verbesserte Wirtschaftlichkeit der Ferkelerzeugung zurückzuführen. Die Ergebnisse der jüngsten Bestandserhebung führen aber zu dem Schluss, dass im weiteren Jahresverlauf die Ferkel- und Mastschweineerzeugung in Dänemark im Vorjahresvergleich erst einmal sinken dürfte. Bei den Schweineschlachtungen war in den ersten vier Monaten 2023 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum laut L&F ein kräftiger Rückgang von 16,6 % zu verzeichnen. Der große Fleischhersteller Danish Crown hat deshalb bereits die Stilllegung von Betriebsstätten angekündigt. age

Absatz von Fleischalternativen steigt

Immer mehr Produzenten steigen in Markt von Ersatzprodukten ein

Die Gastronomie bedient auch den Veggie-Trend. Foto: Imago

Während die Fleischerzeugung in Deutschland in den vergangenen Jahren gesunken ist, hat die Produktion von Fleischersatzprodukten deutlich zugelegt. Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) mitteilte, wurde 2022 eine Menge von 104.300 t an Fleischalternativen hergestellt; das waren 6.400 t oder 6,5 % mehr als im Vorjahr. Im Vergleich mit 2019 ist die Produktion um 72,7 % gewachsen. Der Verkaufswert ab Werk von Tofuwurst, Sojabratlingen oder Veggie-Burgern als vegetarischen Ersatzprodukten lag 2022 bei 537,4 Mio. € und übertraf damit das Vorjahresniveau um 17,3 %.

Insgesamt 51 Unternehmen produzierten im vergangenen Jahr diese Waren in Deutschland; 2021 waren es noch 44. Obwohl Fleischersatzprodukte im Trend liegen und die Branche wächst, nehmen sie den Statistikern zufolge am gesamten Fleischmarkt bisher nur eine Nischenstellung ein. Der Wert des in Deutschland produzierten Fleisches einschließlich Fleischwaren lag 2022 bei 42,4 Mrd. € und erreichte damit fast das 80-Fache des Wertes der Fleischersatzprodukte. Nicht von der Hand zu weisen ist jedoch, dass hierzulande seit Jahren immer weniger Fleisch gegessen wird. Der durchschnittliche Pro-Kopf-Verzehr lag 2022 bei 52 kg, was innerhalb von zehn Jahren einem Rückgang von 8,9 kg oder fast 15 % entspricht. Seit Beginn der Verzehrsberechnung im Jahr 1989 wurde nie weniger Fleisch konsumiert als heutzutage. age

Mehr vegane Produkte

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Für die Freunde der fleischlosen Ernährung ist die Grillzeit eine Herausforderung. Trotz vieler Alternativen bleibt für viele der Geschmack einer Grillwurst oder eines Nackensteaks das Maß aller Dinge. Trotz reichlicher Unkenrufe steigt die Produktion von veganen oder vegetarischen Lebensmittel stetig. Die Zuwachsraten haben sich jedoch verringert. So produzierte die Lebensmittelindustrie in Deutschland im vorigen Jahr 104.000 t Fleischersatzprodukte. Das waren 6,5 % mehr als im Jahr zuvor. Im Jahr 2021 lag die Steigerung noch bei fast 17 % und im Jahr 2020 sogar bei knapp 39 %. Somit wächst die Nische der Veggie-Erzeugnisse nach stürmischem Beginn inzwischen deutlich langsamer. Betrachtet man den Wert der in Deutschland hergestellter Produkte, so ergibt sich eine Steigerung von über 17 % im Jahr 2022. Dieser Zuwachs ist vor allem auf die allgemeine Steigerung der Lebensmittelpreise zurückzuführen. So waren im Dezember 2022 Nahrungsmittel in Deutschland um etwa 20 % teurer als zwölf Monate zuvor.

Veggie-Produktion in Böklund

Die Anzahl der Unternehmen, die in Deutschland Fleischersatzprodukte herstellen, ist 2022 von 44 auf 51 gestiegen. So hat unter anderem die Tönnies-Gruppe ihre Aktivitäten in diesem Segment in dem Werk in Böklund gebündelt. In einer Pressemitteilung betont Maximilian Tönnies: „Wir sehen die Herstellung vegetarischer und veganer Lebensmittel nicht als Konkurrenz zu unseren Fleischprodukten, sondern als eigenständiges Marktsegment und hervorragende Ergänzung unseres eh schon sehr breit aufgestellten Produktportfolios.“

Trotz dieses Anstiegs ist der Anteil von Fleischersatzprodukten im Vergleich zu Fleischprodukten verhältnismäßig gering. So betrug der Wert von in Deutschland produziertem Fleisch und Fleischerzeugnissen im vergangenen Jahr rund 42 Mrd. €. Dies ist 80-mal mehr als der Wert der Fleischersatzprodukte. Allerdings ging der Pro-Kopf-Verzehr von Fleisch und Fleischprodukten nach Angaben des Bundesinformationszentrums Landwirtschaft (BZL) im vergangenen Jahr um 4,2 kg oder 7,5 % auf nur noch 52 kg zurück. Damit wurde ein neuer Tiefstand erreicht. Es ist ein Rückgang um 15 % gegenüber dem Jahr 2012. Somit wächst der deutsche Markt für pflanzenbasierte Lebensmittel weiter an, während die Umsätze mit tierischen Produkten einen Rückgang verzeichnen.

Bewusste Ernährung, Nachhaltigkeit und Umweltschutz bleiben auch in Krisen- und Inflationszeiten ein Thema. Bio- und pflanzenbasierte Lebensmittel werden jedoch weniger im Biofachmarkt, sondern eher im Discounter gekauft, wo dieses Segment stetig wächst. Vor dem Hintergrund der hohen Lebenshaltungskosten wird auch in diesem Produktbereich auf den Preis geachtet.

Erhalt durch Verzehr

Bedeuten weniger Fleischverzehr und mehr Nachfrage nach pflanzlichen Produkten mittelfristig das Ende der hiesigen Tierhaltung? Experten sehen hier nicht so schwarz. Viele Verbraucher kaufen weniger Fleisch, dafür aber bewusster. Gerade 2 % der Deutschen betrachten sich als Veganer und 10 % bezeichnen sich als Vegetarier. Dennoch übt die Konkurrenz veganer Fleischersatzprodukte zusätzlichen Druck auf den Markt aus. Diese Minderheit ist überdimensional in den Medien präsent. Landwirtschaftliche Betriebe ohne Vieh können keine Alternative sein. Auch Biobetriebe sprechen sich für eine Kreislaufwirtschaft mit Tieren aus. Ohne die organischen Dünger aus Tierhaltung fehlen den Böden Nährstoffe. In vielen Regionen prägt Grünland das Landschaftsbild. Ohne Tiere würden weite Landstriche in kürzester Zeit verwalden. Große Flächenanteile würden nicht für die menschliche Ernährung zur Verfügung stehen, da Wiederkäuer Nahrungsquellen erschließen, die für uns nicht zugänglich sind. Die Tierhaltung ist außerdem Lebensgrundlage und wichtiger wirtschaftlicher Faktor für Millionen Menschen. Nach dem Motto „Erhalt durch Verzehr“ wären viele Tierrassen schon lange verschwunden, wenn das Fleisch und die Produkte der Tiere nicht nachgefragt würden. Ein viehloses Deutschland, das auf Fleischimporte aus dem Ausland angewiesen ist, kann nicht das Ziel dieser Entwicklung sein.

Betriebsbesuche in Schleswig-Holstein und Dänemark

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Im Rahmen einer dreitägigen Projektfahrt haben 63 Auszubildende des dritten Lehrjahres des Berufsbildungszentrums (BBZ) Bad Segeberg mit ihren Lehrern landwirtschaftliche Betriebe an der Ost- und Westküste von Schleswig-Holstein besucht. Die Fahrt führte auch nach Dänemark zu einem Milchviehbetrieb und zum Düngerstreuerwerk Bogballe.

An der ersten Station, dem Bioland-Betrieb Wiese in Tröndel, Kreis Plön, wurden wir vom Junior­chef Hinnerk Wiese empfangen.

Ackerbau und Legehennen in Tröndel

Die Familie hat sich in den vergangenen Jahren auf die Legehennenhaltung spezialisiert und bewirtschaftet 10 ha Grünland und 50 ha Ackerland mit 55 bis 65 Bodenpunkten mit Kleegras, Hafer, Ackerbohnen, Sommerweizen und Gerste. Beim Zwischenfruchtanbau setzt der Betrieb auf schnellwüchsige Pflanzen wie Senf, Phacelia, Tillage-Radish und Ölrettich zur Unkraut- und Ungrasunterdrückung. Die Nährstoffversorgung ist durch den Tierbestand gesichert.

Jeden Herbst werden weiterhin 13 bis 15 männliche Absetzer von einem Mutterkuhbetrieb gekauft. Diese werden kastriert und über den Winter mit Kleegrassilage gefüttert, im Sommer haben sie Weidegang. Etwa mit zwei Jahren werden sie geschlachtet. Rund 450 kg bringen die Angus-/Limounsin- und Fleckvieh-Kreuzungstiere am Haken.

Wichtigstes Standbein sind die etwa 6.000 Legehennen, die in Warmställen mit Wintergärten und Auslauf gehalten werden. Auf etwa 100 Hühner kommt ein Hahn, der sorgt laut Aussage des Juniorchefs für Struktur und Ruhe und ist bei Verbandskontrollen gern gesehen. Bei Zukauf der Junghennen fallen pro Tier etwa 25 € an, davon sind 15 € für die Henne und 10 € für den Bruderhahn zu entrichten, der auf einem anderen Betrieb gemästet wird. Zweimal pro Woche werden insgesamt etwa 50 Kunden in der Region angefahren, um die Eier zu vermarkten. Auf dem Hof befinden sich aber auch Regiomaten zum Verkauf von Eiern, Geflügelfleisch und Rindfleisch. Der Betrieb hat in den vergangenen Jahren außerdem in eine 50-kW-Hackschnitzelheizung und ein Kühlhaus investiert, eine 10-kW-Windkraftanlage ist in Planung.

Blick in den Wintergarten eines Legehennenstalls auf dem Betrieb Wiese in Tröndel, Kreis Plön

Jersey-Kühe an der Ostsee

Am Nachmittag wurden wir auf dem Versuchsgut Lindhof der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel in Noer bei Eckernförde von Betriebsleiterin Sabine Mues begrüßt. Im Jahr 2000 wurde der Betrieb komplett auf EU-Öko umgestellt und ist seit 2004 Mitglied im Naturland- und im Bioland-Verband. Die Milchviehhaltung beruht auf Jersey-Kühen mit intensiver Weidenutzung nach irischem Vorbild. Die „Low-Cost“-Milchproduktion ist ein wichtiger Forschungsschwerpunkt der agrarwissenschaftlichen Fakultät.

Um den Weideaufwuchs optimal auszunutzen, kommen die Milchkühe während der Vegetationszeit alle 24 Stunden auf eine neue Portionsweide, außerdem wird auf Blockabkalbung im Februar und März gesetzt. Das bedeutet, dass auch die Nachtzuchttiere mit einem Erstkalbealter von 24 Monaten in diesem Zeitfenster kalben müssen. Nur die als Erste im Jahr kalbenden Kühe werden daher mit gesextem Jersey-Sperma oder Sperma von irischen Schwarzbunten besamt.

Ab Juni kommt dann ein Angus-Bulle in die Herde. Die Rasse Jersey zeichnet sich nicht nur durch hohe Milchinhaltstoffe, sondern auch durch gute Fruchtbarkeit, hohes Grundfutteraufnahmevermögen und sehr gute Klauen aus. Auf dem Lindhof liegt die Remontierungsrate bei 20 %, die Herdenleistung beträgt durchschnittlich 7.500 l ECM mit 5,3 % Fett und 3,9 % Eiweiß bei einem Kraftfutterverbrauch von nur 10 dt pro Kuh und Jahr. Auf den Weiden mit traumhaftem Ostseeblick findet man auch Kräuter wie Wiesenknopf, Spitzwegerich oder Zichorie. Forschungen haben gezeigt, dass dadurch der Methanausstoß der Kühe gesenkt werden kann.

Bereits am 7. März waren die Kühe auf dem Versuchshof Lindhof der CAU auf der Weide.

Düngerstreuer und Schwarzbunte in Dänemark

Am nächsten Tag besichtigten wir das Düngerstreuerwerk Bogballe in Uldum im dänischen Jütland. Unter Führung von Knut Kirchhoff, Verkaufsleiter für Deutschland, sahen wir die gesamte Produktion von der Stahlplatte bis zum versandfertigen Düngerstreuer. In der Testhalle erlebten wir einen Streuversuch. Das digital visualisierte Ergebnis und die anschließende Diskussion über Streubilder, Variationskoeffizienten, Möglichkeit der Section-Control, Streurichtung der Teller und einiges mehr waren eine hervorragende Vorbereitung auf die bevorstehende Abschlussprüfung.

Die nächste Station war der Milchviehbetrieb von Søren Wollesen im dänischen Hostrup nahe der deutschen Grenze. In vierter Generation bewirtschaftet der 54-jährige Wollesen mit seiner Frau und drei Angestellten den Betrieb mit 206 ha Land und 250 schwarzbunten Kühen mit einer Milchleistung von 13.000 l, mit 4,45 % Fett und 3,7 % Eiweiß. Da er auf allen Ackerflächen Grasuntersaat einbringt, darf er jährlich 230 kg N/ha über organische Dünger ausbringen. Die laktierenden Kühe werden mit einer automatischen Mullerup-Fütterung fünfmal am Tag gefüttert und durch Lely-Roboter gemolken.

Die Tatsache, dass in Dänemark Höfe nicht vererbt werden, sondern von den Kindern gekauft werden müssen, hörten viele Schülerinnen und Schüler mit Erstaunen. Zurzeit will dort keines der fünf Kinder den Betrieb übernehmen. Dennoch überlegt Wollesen, noch einen weiteren Milchkuhstall zu bauen, da sich so der Betrieb eines Tages besser verkaufen lässt.

Interessiert verfolgen die Schüler die Auswertung eines Düngerstreuertests bei Bogballe im dänischen Jütland.

Sonne, Wind und Shorthorns in Nordfriesland

Am dritten Tag begrüßten uns in Sprakebüll in Nordfriesland Landwirt Finn Johannsen und sein Schwager Christian Andresen, Geschäftsführer der Solarenergie Andresen GmbH mit 50 Mitarbeitern. Andresen führte uns durch die Geschichte der Stromgewinnung aus Wind und Sonne in Sprakebüll. Die Firma installiert aber nicht nur Solaranlagen und betreut Solar- und Windparks, sondern vertreibt auch den durch Solarenergie angetriebenen dänischen Feldroboter Farmdroid. Diesen konnten wir beim exakten Hacken von Raps auf einem Versuchsfeld beobachten. Voraussetzung für den Hackeinsatz in einer Kultur ist immer, dass der Farmdroid die Fläche auch gesät hat. 20 ha kann der Roboter in einer Vegetationsperiode betreuen und ist auch interessant für Betriebe mit Rüben- und Gemüseanbau.

Vom Versuchsfeld ging es zu einer der Shorthorn-Mutterkuhherden von Finn Johannsen, die im Winter zum Beispiel auf einer abgeernteten Maisfläche laufen. Auf den Strohburgen hatten es sich viele Tiere gemütlich gemacht. Insgesamt hält Johannsen 550 Mutterkühe auf verschiedenen Flächen. Für jeweils 20 Kühe läuft ein Bulle in der Herde mit. Nach dem Absetzen im Alter von etwa acht Monaten werden die weiblichen und inzwischen kastrierten männlichen Tiere ausgemästet. Als Weideflächen dienen unter anderem Naturschutzflächen.

Dem Nordfriesen Johannsen ist die Erhaltung dieser ältesten Rinderrasse ein Anliegen, waren die Shorthorns doch früher in dieser Region weitverbreitet. Derzeit bewirtschaftet Familie Johannsen 1.000 ha nach Bioland-Richtlinien, dazu kommen ein Hofladen, 600 ha konventioneller Ackerbau und eine Biogasanlage, die Sprakebüll mit Wärme versorgt.

Rotbunte DN-Rinder in Dithmarschen

Unser letzter Programmpunkt war der Besuch des Rotbunt-DN- Zucht- und Bullenmastbetriebs von Familie Karstens in Tensbüttel-Röst in Dithmarschen. Senior Hans Karstens stellte uns eindrucksvoll diese Rasse vor. Viele Azubis sahen Tiere dieser Rasse zum ersten Mal und waren beeindruckt, denn so eine Kuh bringt leicht 800 bis 900 kg auf die Waage.

Rotbunte DN- Tiere sind allerdings spätreif, das EKA liegt bei 28 bis 29 Monaten. Die durchschnittliche Herdenleistung auf dem Betrieb beträgt 9.100 kg Milch mit 4,1 % Fett und 3,8 % Eiweiß. 200 Kühe stehen in dem luftigen Wohlfühlstall mit breiten Laufgängen und reichlich Liegeboxen, die auf die Maße dieser Kühe ausgerichtet sind.

Das Wohlergehen ihrer Kühe ist Familie Karstens wichtig. So wurde in einen kuhgerechten Klauenstand investiert, und alle Kühe sind mit einem SmaXtec-Bolus ausgestattet, welcher Bewegungsaktivität, Körpertemperatur, Trink- und Fressverhalten und Wiederkauaktivität misst und so neben der Brunsterkennung auch Hinweise zu Gesundheitsstörungen in einem sehr frühen Stadium liefert.

Auf unserer Fahrt haben wir verschiedenste Betriebsleiter und Betriebsleiterinnen getroffen, die alle eine Ansicht verbindet: Trotz der schwierigen gesellschaftspolitischen Rahmenbedingungen lieben sie ihren Beruf als Landwirt/-in und blicken positiv in die Zukunft.

Im Rotbunt-DN-Betrieb Karstens in Dithmarschen – so lässt es sich gemütlich liegen und wiederkauen!

Leguminosen als proteinreiches Grundfutter nutzen

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Um die Rohprotein-Produktion auf den eigenen Flächen zu steigern, spielen sowohl Rot- und Weißklee als auch Luzerne eine wichtige Rolle, denn sie liefern hochwertiges, schmackhaftes und proteinreiches Grundfutter, das sich gut silieren lässt – sofern einige Aspekte beachtet werden.

Es gibt viele Gründe, den Proteinbedarf eines Betriebes zu möglichst großen Teilen aus dem eigenen Grundfutter zu decken. Hohe Kosten für Kraftfutter und Stickstoffdünger können gespart werden, die Grundfutterqualität und -leistung erhöht sowie angespannte N-Bilanzen entzerrt werden. Klee und Luzerne liefern schmackhaftes Grundfutter mit einem hohen Anteil an hochwertigem Protein. So beträgt der Rohproteingehalt beispielsweise im ersten Aufwuchs bei Rotklee-Gras-Gemenge zirka 17,8 % und bei Luzerne 21,9 % (Ernte im Knospenstadium). Bei der Silierung sind allerdings einige Aspekte zu beachten.

Leguminosen können mithilfe ihrer Symbiose mit Knöllchenbakterien große Mengen an Luftstickstoff fixieren und diesen im Falle von Mischanbau mit Gras auch ihrem Gemengepartner zur Verfügung stellen.

Die Wurzeln der Luzerne können bis zu 4 m in den Boden reichen und damit Wasserreserven aus tieferen Bodenschichten nutzen. An den feinen Haarwurzeln (Markierung links) sind deutlich die Knöllchen (Markierung im Bild rechts) zu erkennen, in denen die Stickstofffixierung stattfindet. Fotos: Dr. Susanne Ohl

Einfluss auf die Silierbarkeit

Generell sind Leguminosen schwerer silierbar als reine Grasbestände. Ursächlich hierfür sind die hohen Rohproteingehalte, die gemeinsam mit den mineralischen Bestandteilen eine hohe Pufferkapazität (PK) bedingen. Dadurch wird im Silierprozess mehr Milchsäure benötigt, um den pH-Wert tief genug zu senken und Fehlgärungen zu vermeiden. Damit die Milchsäurebakterien richtig arbeiten und genügend Milchsäure produzieren können, muss ausreichend Zucker (Z) vorhanden sein. Der Zuckergehalt in Leguminosen ist deutlich geringer im Vergleich zu Gras, wobei Klee etwa doppelt so viel Zucker enthält wie Luzerne (Tabelle 1). Das Verhältnis zwischen dem Zucker und der Pufferkapazität wird durch den Z/PK-Quotienten ausgedrückt. Siliergüter mit einem Z/PK-Quotienten von weniger als 2 gelten als schwer silierbar, dies ist sowohl bei Klee als auch bei Luzerne der Fall. Der Z/PK-Quotient schwankt im Jahresverlauf, wird aber auch vom Vegetationsstadium zum Erntezeitpunkt, der Witterung vor der Ernte und der Feldliegezeit beeinflusst.

Ein weiteres Maß zur Bestimmung der Silierbarkeit ist der Vergärbarkeitskoeffizient (VK), dieser berücksichtigt neben dem Z/PK-Koeffizienten auch den Trockenmassegehalt (TM). Ab einem VK von 45 ist eine gute Vergärbarkeit zu erwarten. Wie Tabelle 1 zu entnehmen ist, erhöht sich der Vergärbarkeitskoeffizient mit dem Anwelkgrad. So hat angewelkter Rotklee einen VK von 49, Luzerne erreicht auch angewelkt nur einen VK von 41.

Ballensilage reduziert die Gefahr der Nacherwärmung. Foto: Beeke Ehlers

Bei der Ernte zu beachten

Die Ausgangslage für die Silierung von Leguminosen ist folglich erschwert, deshalb ist ein besonderes Augenmerk auf die Einhaltung der guten fachlichen Praxis während der Ernte, Silobereitung und Silageentnahme notwendig. Schmutzeinträge können minimiert werden, indem die Schnitthöhe hochgesetzt wird und alle Arbeitsgeräte so eingestellt werden, dass sie nicht in den Boden greifen.

Bröckelverluste können durch schonendes Zetten, Wenden und Schwaden reduziert werden, möglichst im Morgentau bei einer maximalen Geschwindigkeit von 12 km/h und niedriger Drehzahl. Bei guter Sonneneinstrahlung reicht einmaliges Wenden aus. Vor allem bei der Luzerne können die Bröckelverluste hoch sein und es ist Vorsicht geboten. Ein TM-Gehalt von 35 bis 40 % empfiehlt sich einerseits zur Vermeidung von Fehlgärungen, andererseits entsteht bei zu nassem Erntegut Sickersaft, über den Nährstoffe ausgetragen werden. Bei zu hohen Anwelkgraden (über 45 % TM) wird häufig keine ausreichende Verdichtung im Silo erreicht. Eine gute Siloverdichtung und eine schnelle gasdichte Siloabdeckung sind jedoch essenziell. Zum Abdecken eignen sich eine Kombination aus Unterziehfolie und Silofolie oder eine mehrlagige Sauerstoffbarrierefolie. Nach dem Abdecken ist auf eine ausreichende Beschwerung der Folie zu achten.

Alternativ kann das Erntegut auch in Siloballen gepresst werden, wodurch in der Verfütterung ein schneller Verbrauch gewährleistet wird. Dabei ist besonders bei Luzerne darauf zu achten, dass die Ballen mindestens achtlagig gewickelt werden, damit die Folie aufgrund der Härte der Stängel nicht beschädigt wird. Um Folienperforationen beim Aufkommen gewickelter Ballen auf der Narbe zu vermeiden, kann es sinnvoll sein, in einem absätzigen Verfahren zu pressen und zu wickeln.

Nach sechs Wochen Lagerdauer ist davon auszugehen, dass der Silierprozess abgeschlossen ist. Wenn das Silo vorher geöffnet wird, besteht ein erhöhtes Nacherwärmungs- und Verderbrisiko. Abgesehen von einer hohen Verdichtung und einer gasdichten Abdeckung lässt sich die Gefahr des aeroben Verderbs durch einen ausreichenden, möglichst hohen Vorschub (2,5 m je Woche) reduzieren.

Verbesserung der Siliereignung

Um die Siliereignung von Leguminosen zu verbessern, können sie im Gemenge mit zuckerreichen Gräsern angebaut werden. Der optimale Schnittzeitpunkt von Gräsern unterscheidet sich von dem der Leguminosenarten, bei einem Gemengeanbau empfiehlt es sich, den Schnittzeitpunkt am Hauptgemengepartner festzumachen. Besonders geeignet ist das zuckerreiche Deutsche Weidelgras (Lolium perenne), da es den Milchsäurebakterien eine gute Energiequelle bietet.

Bei einem Leguminosenanteil von etwa 50 % oder mehr in der Mischung empfehlen sich der Einsatz von zuckerhaltigen Co-Sub­straten (Melasse) und ein gezielter Siliermitteleinsatz, um den Siliererfolg zu erhöhen. Die passenden, unabhängig geprüften Siliermittel können über siliermittel.dlg.org gefunden werden.

Fazit

Leguminosen haben großes Potenzial, die Proteinversorgung über die eigenen Futterflächen zu steigern. Sowohl Klee als auch Luzerne lassen sich mit Zugabe von Siliermitteln gut silieren. Aufgrund des niedrigen Vergärbarkeitskoeffizienten ist der Siliermitteleinsatz ratsam, besonders wenn ein optimaler Anwelkgrad nicht gewährleistet werden kann. Bei Klee empfiehlt sich ein Gemengeanbau, um die Silierfähigkeit zu verbessern und die Stickstofffixierung optimal auszunutzen.