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Emissionen senken, Effizienz steigern

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Gasförmige Stickstoffverluste in Form von Ammoniak (NH3) spielen vor allem bei der Ausbringung flüssiger Wirtschaftsdünger eine große Rolle. Das technische Verfahren der Ansäuerung von Gülle und Gärresten kann hier Abhilfe schaffen, bietet in der Praxis hinsichtlich der Umsetzbarkeit und des Nutzens aber noch viel Diskussionspotenzial. Um Effekte der Ansäuerung während der Ausbringung in wachsende Bestände zu zeigen, ist das länderübergreifende Modell- und Demonstrationsvorhaben (MuD) „Säure + im Feld“ nun auch in Schleswig-Holstein unter Federführung der Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein (LKSH) gestartet.

Die Herausforderungen für die Landwirtschaft nehmen zu. Vor allem im Hinblick auf die EU-Nitratrichtlinie im Bereich des Gewässerschutzes und die NEC-Richtlinie für Luftreinheit werden die Anforderungen an eine möglichst effiziente und verlustarme N-Düngung immer größer. Aber auch aus wirtschaftlicher Sicht ist es sinnvoll, die Ausbringung von Gülle und Gärresten möglichst verlustarm und effizient zu gestalten.

Deutschland ist verpflichtet, bis zum Jahr 2030 die NH3-Emissionen um 29 % im Vergleich zum Jahr 2005 zu reduzieren. Nahezu die Hälfte der aus der Landwirtschaft stammenden NH3-Emissionen werden durch die Ausbringung von Wirtschaftsdüngern verursacht. Auf unbestelltem Ackerland stellt die direkte Einarbeitung von Gülle und Gärresten, zum Beispiel über Güllescheibeneggen oder Strip-Till im Maisanbau, die effizienteste Möglichkeit dar, um NH3-Emissionen während der Ausbringung zu vermeiden. Um dem Reduktionsziel nachzukommen, fordert die Düngeverordnung (DÜV) aktuell, spätestens innerhalb von vier Stunden, ab dem 1. Februar 2025, innerhalb einer Stunde (wie gegenwärtig schon in der N-Kulisse) nach der Ausbringung einzuarbeiten.

Säuretank des SyreN-Systems in der Fronthydraulik

Auf bestelltem Ackerland ist nach DÜV bereits seit dem 1. Januar 2020 mindestens eine streifenförmige Ausbringung vorgeschrieben, für Grünland und mehrschnittigen Feldfutterbau gilt diese Regelung erst ab dem 1. Februar 2025. Trotz des Einsatzes von streifenförmiger Ausbringung, die eine deutliche Optimierung in Bezug auf die Reduktion von Emissionen im Vergleich zur Güllebreitverteilung darstellt, ist weiteres Potenzial gegeben, die gasförmigen N-Verluste unter ungünstigen Ausbringungsbedingungen (zum Beispiel hohe Temperaturen und Windgeschwindigkeiten) zu vermindern.
Eine gute Möglichkeit der Effizienzsteigerung bei der Wirtschaftsdüngerverbringung in wachsende Bestände stellt die Ansäuerung von flüssigen Wirtschaftsdüngern mit Schwefelsäure (H2SO4) dar.

Bisherige Emissionsmessungen konnten bereits zeigen, dass insbesondere die hohen NH3-Verluste in den ersten Stunden nach der Ausbringung durch die Zugabe von H2SO4 deutlich reduziert werden können. Dennoch wird dieses Verfahren im Vergleich zu den Nachbarn in Dänemark auf Praxisbetrieben im Norden bisher kaum genutzt.

Warum ansäuern?

Es stellt sich die Frage, warum flüssige Wirtschaftsdünger angesäuert werden sollten, wenn ohnehin schon streifenförmig gedüngt wird. In Gülle und Gärresten liegt der Stickstoff sowohl organisch gebunden als auch direkt pflanzenverfügbar in mineralischer Form (Ammonium (NH4+)) vor. Der NH4+-N-Anteil ist aufgrund seiner chemischen Eigenschaften besonders anfällig für gasförmige N-Verluste in Form von NH3.

Ein pH-Meter misst kontinuierlich den pH-Wert im Güllestrom.

Zwischen NH4+ und NH3 herrscht ein Dissoziationsgleichgewicht, welches sich je nach pH-Wert und Temperatur verschieben kann. Bei niedrigen pH-Werten verschiebt sich das chemische Gleichgewicht zugunsten des NH4+, sodass NH3-Verluste gemindert werden können. Eine Absenkung des pH-Wertes erfolgt durch die Zugabe von H2SO4, wodurch mehr pflanzenverfügbares NH4+ zur Verfügung steht und gleichzeitig gasförmige NH3-Verluste sinken.

Im Rahmen des MuD wurde ein Ziel-pH-Wert von 6,4 des Wirtschaftsdüngers etabliert. Je nach Ausgangs-pH-Wert sind unterschiedliche Säuremengen je Kubikmeter Wirtschaftsdünger erforderlich, um den Ziel-pH-Wert zu erreichen. Für Rinder- und Schweinegülle sind rund 2 l H2SO4/m3 Gülle erforderlich. Gärreste haben zumeist eine höhere Pufferkapazität, sodass bis zu 5 l H2SO4/m3 erforderlich sein können.

Neben dem Effekt der besseren N-Ausnutzung wird durch das Ansäuern pflanzenverfügbares Sulfat auf der Fläche ausgebracht, was eine zusätzliche mineralische Schwefeldüngung, zum Beispiel über SSA/ASS, überflüssig macht. Pro Liter 98%iger Schwefelsäure werden 0,6 kg S ausgebracht. Werden 20 m3 Gülle/ha ausgebracht, der 3 l H2SO4/m3 hinzugefügt wurden, so werden 36 kg Sulfat/ha ausgebracht. Dieser Aspekt ist aus pflanzenbaulicher Sicht nicht zu vernachlässigen, um eine Überschreitung des S-Bedarfs der Kulturen zu vermeiden.

Technische Umsetzung

In der Fronthydraulik des Schleppers befindet sich ein IBC-Container mit H2SO4, der von einem Schutzkorb aus Stahl umgeben ist. Zwei weitere seitliche Tanks ermöglichen das Mitführen von Nitrifikationshemmern und Frischwasser. Das Frischwasser kann für das Spülen der Leitungen verwendet werden oder dient im Notfall bei Kontakt mit der Säure zum Abspülen.

Durch eine hydraulisch angetriebene Säurepumpe gelangt die Säure zum Injektor. Am Güllefass sitzt ein pH-Meter, welches kontinuierlich den pH-Wert im Güllestrom misst. Mithilfe des Durchflussmengenmessers und des pH-Meters erfolgt in der Mischeinheit die Säureinjektion. Über das Terminal am Schlepper kann eine feste Säuremenge vorgegeben werden, die hinzudosiert wird, oder ein bestimmter pH-Wert, der erreicht werden soll.

Säureinjektor für die korrekte Säurezuteilung

Es handelt sich bei H2SO4 um Gefahrgut, weshalb beim Umgang (Transport, Ausbringung) mit der Säure ein ADR-Schein notwendig ist, um sowohl den Anwender als auch andere Verkehrsteilnehmer bestmöglich zu schützen. Grundsätzlich ist die Ansäuerungs-Technik mit allen erforderlichen Schutzvorkehrungen ausgestattet. Bei Anschaffung wird vom Hersteller eine Schulung für den sicheren Umgang angeboten.

Grundsätzlich können verschiedenste Säuren genutzt werden, um den pH-Wert in der Gülle abzusenken. Trotz der aus Sicherheitsgründen zu bedenkenden Eigenschaften von H2SO4 ist diese für die Praxis am ehesten zur Nutzung geeignet, da sie ein besonders hohes Ansäuerungspotenzial besitzt und vergleichsweise preiswert ist. Würden organische Säuren wie Essig- oder Milchsäure eingesetzt, wäre für das gleiche pH-Wert-Ziel eine deutlich höhere Säuremenge notwendig. Dies ist durch höhere Kosten nicht rentabel.

MuD „Säure + im Feld“

Ziel des MuD ist es, die Akzeptanz des Verfahrens der Ansäuerung während der Ausbringung zu steigern, indem die Technik unter Praxisbedingungen auf landwirtschaftlichen Betrieben eingesetzt wird. Neben Schleswig-Holstein sind sieben weitere Bundesländer in das Projekt integriert, sodass eine möglichst große Reichweite geschaffen werden kann. Ein Netzwerk aus landwirtschaftlichen Betrieben und Lohnunternehmen entsteht. In Schleswig-Holstein nehmen acht landwirtschaftliche Betriebe (siehe Abbildung) und die Lohnunternehmen Blunk und Brockmann teil.

In diesem Jahr liegt der Fokus auf den Kulturen Winterweizen und Grünland. Die Potenziale der Ansäuerungstechnik sollen dargestellt und Vorbehalte (vor allem gegenüber Sicherheit, Praktikabilität) reduziert werden. Neben der Ertragswirkung stehen auch die Umwelteffekte im Fokus (Emissionsmessungen), zudem soll die Wirtschaftlichkeit des Systems bewertet werden. Hierfür bieten Feldtage und Demoveranstaltungen, aber auch Seminare und Vorträge eine Grundlage für alle, die sich für die Thematik interessieren.

Die Förderung des Vorhabens erfolgt aus Mitteln des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL). Die Projektträgerschaft erfolgt über die Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE).

Fazit

Die Ansäuerung ist bei oberirdischen Ausbringtechniken sinnvoll, um die NH3-Emissionen im stehenden Bestand zu reduzieren. Auch bei ungünstigen ­Witterungsbedingungen ist die Ansäuerung von Vorteil. Die Nährstoffeffizienz erhöht sich, was vor allem in Roten Gebieten von Relevanz ist. Keinen Mehreffekt bietet sie hingegen, wenn die Organik direkt eingearbeitet wird. Weitere Informationen, unter anderem zu Feldtagen, folgen in Kürze.

Vion schließt Schlachthof in Bad Bramstedt

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Vion plant, seinen Betrieb in Bad Bramstedt zu 31. Juli zu schließen. Beim nördlichsten deutschen Rinderschlachthof der Vion Food Group sind zirka 250 Mitarbeiter beschäftigt.

Das Unternehmen machte seine Pläne heute bekannt und will mit dem Betriebsrat über einen Interessenausgleich beziehungsweise Sozialplan für die Mitarbeiter verhandeln.

Rückläufiger Viehbestand

Der seit Jahren rückläufige Rinderbestand in Norddeutschland sowie die Überkapazitäten am Schlachthofmarkt machten einen weiteren Schritt der Konsolidierung der Schlachthoflandschaft notwendig. Die Vion Food Group – größter Rindfleischproduzent in Deutschland – plant daher, ihren nördlichsten Rinderschlachthof bis Ende Juli 2023 schließen.

Bereits seit 2012 hatte Vion die Kapazitäten am Standort Bad Bramstedt dem fortschreitenden Rückgang der Rinderbestände Norddeutschlands kontinuierlich angepasst. Die jetzt angestrebte Schließung sei eine Konsequenz aus der aktuellen Marktlage und der allgemeinen gesellschaftlichen Entwicklung zu weniger Fleischkonsum.

Die Unternehmenstochter Vion Zucht- und Nutzvieh GmbH soll von der Schließung nicht betroffen sein. Im Interesse ihrer Landwirte, die Transportwege für die Schlachtrinder im Sinne des Tierschutzes auch zukünftig kurz zu halten, werde Vion in den kommenden Wochen das Angebot der weiterhin ausreichend vorhandenen Schlachtkapazitäten im Norden sondieren.

Markt unter Druck

„Die geplante Schließung ist Teil der Anpassung an unseren deutschen Standorten, um Angebot und Nachfrage auf dem deutschen Markt, der unter Druck steht, wieder ins Gleichgewicht zu bringen“, sagte Vion-Chef Ronald Lotgerink. „Angesichts der Inflation und der Preissteigerungen, der gesellschaftlichen Entwicklungen und der Regulierungen, denen Land- und Fleischwirtschaft derzeit ausgesetzt sind, ergreifen wir Maßnahmen, um die Fleischproduktion in Deutschland gesund zu erhalten und den Landwirten eine bleibende Zukunft zu geben“. 

Ronald Lotgerink. Fotos: Vion

Fleischrinderbesamungen – ein starker Trend

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Kreuzungsanpaarungen von Milchkühen mit Fleischrinderbullen, genannt „Beef on Dairy“, etablieren sich zunehmend in der Milchviehhaltung. Besonders die verbesserten Vermarktungsmöglichkeiten der Kälber sind positiv zu bewerten, allerdings steigt gleichzeitig das Risiko für Schwergeburten.

Der Einsatz von Fleischrinderbullen im Milchviehbereich nimmt seit einigen Jahren stetig zu. In Schleswig-Holstein machen sie bereits einen Anteil von 27,1 % der Gesamtbesamungen aus. Mit diesem Anteil ist das Land bundesweit Spitzenreiter. Der Bundesdurchschnitt liegt bei 23,0 %. Am häufigsten werden in Schleswig-Holstein die Weißblauen Belgier (WBB) mit einem Anteil von 67,5 % der Fleischrinderbesamungen eingesetzt. Es folgen Angus mit 16,6 % und Limousin mit 4,7 %. Auch in der deutschlandweiten Betrachtung stehen die WBB mit 55,4 % an der Spitze, gefolgt von Fleckvieh mit 12,3 % und Angus mit 9,7 %.

Dies geschieht vor dem Hintergrund, keine Kälber aufzuziehen, die nicht für die Eigenremontierung benötigt werden, und diese stattdessen im Alter von vier Wochen zu vermarkten. Die Kreuzungskälber erzielen bei den Mästern höhere Erlöse als die Kälber von Milchviehrassen. Dabei werden für ein WBB-Kreuzungskalb durchschnittlich 150 € mehr gezahlt als für ein Holstein-Friesian-Kalb (HF). Angus-Kreuzungen bringen hingegen einen Aufpreis von ungefähr 50 € im Vergleich zu den HF.

Weil nur die Tiere aufgezogen werden, die zur Eigenremontierung benötigt werden, lassen sich Ressourcen wie Fläche und Futter einsparen. Dadurch, dass weniger Färsen produziert werden, bleibt allerdings auch kaum Selektionsspielraum, welches Tier nach der Kalbung zur Remontierung im Betrieb bleibt und welches als Zuchtvieh vermarktet wird.

Zur Vorbeugung gegen abnehmende Qualitäten bei den Remontierungsfärsen sollte genau ausgewählt werden, welche Kühe aus dem Bestand für die Produktion der eigenen Nachzucht geeignet sind. Hier sind betriebsindividuelle Zuchtziele wie Nutzungsdauer, Milchleistung oder Exterieur zu definieren, um die genetisch wertvollsten Kühe auszuwählen. Eine Anpaarungsberatung durch ein Besamungsunternehmen kann hier eine Unterstützung darstellen und ist in der Regel kostenfrei.

Die genetisch wertvollsten Tiere sollten dann mit gesextem Milchviehsperma belegt werden, um schließlich auch das gewünschte Kuhkalb zu erhalten. Diese Besamungen machen in Schleswig-Holstein mittlerweile einen Anteil von 12,8 % aus. Auch hier liegt das Land über dem Bundesdurchschnitt von 6,0 %. Auf diesem Wege lässt sich die Anzahl der erwarteten Nachzucht besser kalkulieren.

Die genetisch weniger wertvollen Milchkühe werden hingegen mit dem Fleischrindersperma besamt. Hier gibt es inzwischen auch die Möglichkeit, männlich gesextes Sperma einzusetzen. Der Vorteil hier besteht darin, dass die gekreuzten Bullenkälber besser vergütet werden als die Kuhkälber.

WBB-Kreuzungskälber (li.) sind aufgrund der Fleischfülle bei den Abnehmern besonders beliebt, die Kreuzungen mit Angus (r.) versprechen hingegen leichtere Geburtsverläufe. 

Besserer Besamungserfolg?

Ein Punkt, welcher häufig genannt wird, ist der vermeintlich bessere Besamungserfolg bei Kreuzungsanpaarungen. Die Annahme, Kühe würden durch die Besamung mit anderen Rassen besser tragend werden, ist weitverbreitet. Besonders Bullen von Fleischrassen gelten als gute Befruchter. Pauschal kann diese Aussage jedoch nicht bestätigt werden. Zwar kommt es vor, dass entsprechende Bullen zu den besten Befruchtern über alle Rassen hinweg gehören, aber dies hat vor allem tierindividuelle Gründe. Am Ende hängt der Besamungserfolg von verschiedenen Faktoren wie dem Besamungszeitpunkt und der Fruchtbarkeit der Kuh und weniger von der Rasse des eingesetzten Bullen ab.

Sorgfältige Bullenauswahl

Oft diskutiert wird ein stärkeres Aufkommen von Schwergeburten bei den Fleischrindanpaarungen. Besonders bei dem Einsatz von WBB treten mit 4,8 % gehäuft erschwerte Geburtsverläufe auf. Die Schwergeburtenrate bei reinrassigen HF-Anpaarungen liegt hingegen bei 1,6 %. Um diese unerwünschten Nebenwirkungen zu vermeiden, sollte bei der Auswahl des Besamungsbullen darauf geachtet werden, dass dieser auch für die Kreuzungszucht mit Milchkühen geeignet ist. Denn innerhalb einer Rasse kann es zu erheblichen Unterschieden kommen. Die Zuchtverbände geben hier Auskunft über Tot- und Schwergeburtenraten sowie über die Geburtsgewichte und Trächtigkeitsdauer der geprüften Abkalbungen des Bullen.

Auch die Wahl der Rasse kann in dieser Hinsicht ausschlaggebend sein. Im Vergleich zu den WBB ist der Einsatz von Angus eine leichtkalbige Alternative, die sich im Geburtsverlauf kaum von den HF-Reinzuchten unterscheidet. Angus-Bullen sind daher auch zur Anpaarung mit Färsen geeignet. Jedoch muss hier die etwas geringere Vergütung der Kälber berücksichtigt werden.

Zwar steht für die Milchviehhalter maßgeblich der Kalbeverlauf im Mittelpunkt, dennoch muss zur Sicherung der Abnahme auch die Mastleistung der Kälber bedacht werden. Daher sind im Vorfeld Absprachen mit dem Viehhändler angebracht, für welche Rassekreuzungen Abnehmer verfügbar sind. Auf diese Weise ist der Absatz rechtzeitig gesichert. Außerdem sollte berücksichtigt werden, dass das Verkaufsgewicht der Kälber nicht einzig vom Geburtsgewicht abhängig ist, sondern ebenfalls maßgeblich durch die täglichen Zunahmen und damit durch die Versorgung beeinflusst wird.

Probleme in der Folgelaktation?

Erste Untersuchungen zeigen, dass die Kühe, die ein Kalb aus einer WBB-Anpaarung gebären, in der Folgelaktation einige Auffälligkeiten zeigen. So liegt die Abgangsrate dieser Kühe bei 36,1 %, im Vergleich zu 30,4 % bei reinrassigen Holstein-Anpaarungen. Auch konnte eine um 209 kg verminderte Milchleistung nach Geburt eines WBB-Kalbes ermittelt werden.

Einerseits sind diese Auffälligkeiten sicherlich die Folge der vermehrt auftretenden Schwergeburten. Andererseits werden vornehmlich die Kühe mit Fleischrindern belegt, die den Leistungsträgern der Herde eher hinterherhängen. Diese Tiere produzieren in den meisten Fällen ohnehin weniger Milch als die reinrassig besamten Stallgenossinnen und wurden eventuell aus Gründen gemerzt, die nicht mit den Folgen einer möglichen Schwergeburt in Verbindung stehen.

Fazit

„Beef on Dairy“ ist für viele Betriebe eine wirtschaftlich interessante Strategie, um Ressourcen in der Jungviehaufzucht einzusparen. Zur Sicherung der eigenen Nachzucht sollte die genetische Spitze der Herde nach betriebsindividuellen Maßstäben ermittelt werden. Hier bietet sich der Einsatz von gesextem Milchviehsperma an, während die anderen Kühe mit Fleischrinderbullen belegt werden können. In Schleswig-Holstein ist diese Strategie bereits deutlich etablierter als im Bundesdurchschnitt. Herausfordernd ist jedoch, dass insbesondere der Einsatz schwerer Rassen wie WBB zu einem vermehrten Auftreten von Schwergeburten führen kann. Die genaue Auswahl passender Bullen ist daher von großer Bedeutung. Hier ist es notwendig, genau abzuwägen, ob zugunsten der leichteren Kalbeverläufe leichtere Fleischrinderrassen eingesetzt werden sollten, obwohl die Vergütung der Kälber geringer ausfallen kann. Schließlich werden die Kälber auch nach ihrem Gewicht abgerechnet, und dieses lässt sich durch eine intensive Versorgung beeinflussen.

Und der Horizont wird weiter …

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Resilienz nennt man die Widerstandskraft gegen Belastungen, Krisen und Schicksalsschläge. Unterstützen kann dabei eine Beschäftigung abseits vom Beruf, die Freude bereitet, den Kopf frei macht und Kraft schöpfen lässt. Das Bauernblatt hat Landwirte mit ungewöhnlichen Hobbys befragt. Heute: Till Krohn, Bassist in der Band „Jeden Tag Silvester“

Die Lieder haben Titel wie „Schwerelos“, „Kleinstadthelden“, „Durch deine Augen“, „Wenn wir uns wiedersehen“ oder „Dein Glück“ – alles eigene Kompositionen der Bad Oldesloer Band „Jeden Tag Silvester“. Das ist zugleich der Titel eines ihrer ersten Lieder: Weil man gute Vorsätze von Silvester gern bald vergisst, sollte „jeden Tag Silvester“ sein.

Die Band besteht seit 13 Jahren und ist sehr erfolgreich in der deutschen Popmusik, tritt deutschlandweit auf, vermittelt durch eine Agentur. Leadsänger und Pianist ist Bertram Ulrich, Niclas Lawinsky spielt Gitarre, Tom Rieken Schlagzeug – und der Bassist ist Till Krohn, Landwirt in Westerau im Kreis Stormarn.

Landwirtschaftliche Themen findet man in den Liedern nicht, allenfalls streift im dazugehörigen Musikvideo eine junge Frau durch ein Kornfeld. Die anderen drei Bandmitglieder sind Ingenieur, Banker, Berufsmusiker. Und sie sind „dicke Freunde“ für Till Krohn: „Wir tauschen uns viel aus, über schöne Dinge ebenso wie über Probleme.“

Blick nach außen und von außen

Dass sie nicht aus demselben Beruf kommen, empfindet Krohn als Bereicherung. Zum einen, weil man dann sich meist über andere Sachen unterhalte, denn „es gibt ja nicht nur Landwirtschaft“. Zum anderen bekomme er so auch mit, wie Landwirtschaft von außen gesehen werde. „Wenn sie mich zum Beispiel fragen: Warum setzt du Glyphosat ein?, muss ich Antworten finden. Das bringt Selbstreflexion, aber auch die Bestätigung, dass wir Bauern die Sachen ziemlich gut machen. Wenn ich etwas erklären kann, dann wird es auch verstanden. Wenn nicht, dann muss ich darüber nachdenken.“

Till Krohn auf dem Gerstenfeld. „Ich liebe beides – die Musik und die Landwirtschaft!“  Foto: Tonio Keller

Till Krohn ist 39 und bewirtschaftet den Hof in der vierten Generation, zusammen mit seinem Vater und einem festen Mitarbeiter: 450 ha reiner Marktfruchtbau in weiter Fruchtfolge. In den 1970er bis 2000er Jahren, als sein Vater den Betrieb führte, habe es die schnellste technische Entwicklung gegeben, „vielleicht zu schnell für die Natur“. Heute seien die Themen Nachhaltigkeit, Klimaschutz, Biodiversität obenauf. „Da müssen wir ran, und ich sehe, dass wir Bauern da viel tun und gut dabei sind.“

Musik von Kindesbeinen an

Zur Musik kam Till Krohn schon als Kind: Klavierunterricht, später Cello. Dann hatten vier Freunde Lust auf Jazz, spielten mit ihm an einem sozialen Tag ihrer Schule für einen guten Zweck. „Das klang grauenvoll, aber dann hab‘ ich mich reingekniet. Mit 19 waren wir schon nicht mehr so schlecht. Ich hatte einen extrem guten Basslehrer, er hat mit Harmonielehre beigebracht.“ Zehn Jahre spielte er dann in einer Gospelband in Bad Oldesloe.

Mit dem Kopf und mit den Ohren verstehen

Die Konstellationen wechselten, Mitspieler zogen weg zum Studieren. Die Band „Jeden Tag Silvester“ erwies sich dann als stabile Besetzung bis heute, und seitdem spielen sie ausschließlich eigene deutsche Popmusik. Die Texte schreibt Sänger Bertram Ulrich, die Arrangements entwickeln sie gemeinsam. „Ich bin der Rationale, ich muss es lesen und verstehen“, sagt Krohn. „Bertram macht das alles mit den Ohren. Wenn man zu verkopft an die Sache herangeht, verliert man die Basis.“ Überregionale Aufmerksamkeit brachte 2015 die Teilnahme am Bundes Vision Song Contest mit Stefan Raab.

Geprobt wird etwa ein Mal pro Woche im Übungsraum auf Krohns Hof in Westerau, dann durchaus vier Stunden lang. Dazu kommt etwa alle zwei Wochen ein Auftritt, der dann mit Fahrt und Soundcheck zwölf Stunden in Anspruch nehmen kann. Diese Auftritte sind natürlich Monate vorher terminiert, das Erntewetter hingegen lässt sich nicht planen. Kommt es da nicht manchmal zu Zeitkonflikten? „Meine Familie unterstützt mich. Sie wissen, wenn ich Musik mache, geht es mir gut“, sagt er.

Das Glück – es ist größer!

Gleichwohl hat er auch Freude an seinem Beruf. „Man sieht, was man geschafft hat – wenn man bis spät in die Nacht gedrillt hat, und ein paar Tage später kommt das sprießende Grün. Ich liebe beides, die Musik und die Landwirtschaft, ich würde sie nicht gegeneinander abwägen. Deshalb mache ich beides, und die Kombination ist hervorragend.“

„Es ist größer als alles, was du jemals geseh‘n hast – dein Glück“ lautet eine Zeile aus einem ihrer Lieder. Und da könnte man doch eine Brücke zwischen beiden Bereichen schlagen: Das könnte man tatsächlich auch auf die Landwirtschaft beziehen. 

„Frontalangriff gegen die Holzenergie“

Sowohl die Waldeigentümer als auch ein breites Verbändebündnis haben an die Abgeordneten des Deutschen Bundestages appelliert, den Entwurf des geplanten Gebäudeenergiegesetzes (GEG) nachzubessern.

Die Arbeitsgemeinschaft Deutscher Waldbesitzerverbände – Die Waldeigentümer (AGDW) macht sich für die weitere Nutzung von Holz als Energiequelle stark. Währenddessen fokussiert sich die Kritik der insgesamt 16 Verbände aus den Bereichen Wirtschaft, Umwelt, Verbraucherschutz und Gewerkschaften auf sogenannte H2-Ready-Gasheizungen. Verständnis für die Ablehnung von H2-Ready kommt von der stellvertretenden Fraktionsvorsitzenden der Grünen, Dr. Julia Verlinden.

Die Waldeigentümer wollen nach eigenen Angaben das „geplante Verbot von Holzheizungen im Neubau und das praktische Aus von Holzheizungen im Bestand durch die extreme Diskriminierung“ in dem Entwurf stoppen. Das Gesetz sei in seiner jetzigen Form „ein Frontalangriff gegen die Holzenergie“. Die AGDW ruft ihre Mitglieder daher dazu auf, direkt bei den Bundestagsabgeordneten per Brief, E-Mail oder Anruf gegen den geplanten Umgang mit Holz zu protestieren. Erklärtes Ziel des Verbandes ist es, dass „Holzheizungen auch künftig uneingeschränkt möglich bleiben“.

Auf der anderen Seite hat ein Verbändebündnis – zu dem unter anderem der Naturschutzbund Deutschland (Nabu) und der Bundesverband Erneuerbare Energie gehören – am Montag vergangener Woche von den Bundestagsabgeordneten gefordert, die „Erfüllungsoption Wasserstoff aus dem Gesetz zu streichen“. Sie lehnen die im Gesetz enthaltene Möglichkeit ab, dass mit Erdgas befeuerte Gasheizungen eingesetzt werden können, wenn diese technisch in der Lage sind, Wasserstoff zu verarbeiten. Solche H2-Ready-Gasheizungen seien eine „Scheinlösung“, gaben die Verbände zu bedenken.

Der Einbau einer solchen Heizung „in der Zuversicht, diese kurz- oder mittelfristig mit klimaneutralem Wasserstoff betreiben zu können“, sei mit „immensen ökologischen und finanziellen Risiken verbunden“. Dem stimmte die Grünen-Politikerin Verlinden zu. Ihr zufolge bleibt in „der Übergangszeit das klimaschädliche fossile Gas weiter teuer“, und mit der Begehrlichkeit nach Grünem Wasserstoff stiegen auch die Kosten. „Es geht daher jetzt darum, die Weichen für den Umstieg auf die Erneuerbaren Heizungen zu stellen und den Menschen mit gezielter Förderung unter die Arme zu greifen“, so Verlinden in einer Reaktion auf den Verbändeappell. Für die Fraktionsvize demaskiert dieser Aufruf die „Panikmache der ewig gestrigen, fossilen Gaswirtschaft“.

Kühe mögen keine Hitze

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Hohe Temperaturen können zu Leistungseinbußen und gesundheitlichen Schäden bei Nutztieren führen. Um das zu vermeiden, hat Familie Reinermann aus Fürstenau im Kreis Osnabrück neue Lüfter im Stall installiert. Hier wird der Betrieb vorgestellt.

Frische Luft weht durch die offenen Tore über den Futtertisch im Milchviehstall von Familie Reinermann in Fürstenau-Hollen­stede. Die meisten Kühe liegen in den Liegeboxen und kauen wieder, während einige am Futtertisch stehen und fressen oder uns neugierig ihre Köpfe entgegenstrecken. Von Hitzestress sind sie an diesem kühlen Tag im Frühjahr weit entfernt. Damit das so bleibt und sie sich auch im Sommer wohlfühlen, wenn die Temperaturen steigen, hat Familie Reinermann im vergangenen Jahr neue Lüfter in ihrem Milchviehstall und bei den Trockenstehern installiert. Sie bringen die Luft an heißen Tagen in Bewegung.

Wenig Luftbewegung an schwülen Tagen

„Der Stall ist eigentlich schon zu allen Seiten offen“, erklärt Betriebsnachfolger Julian Reinermann. „Wir haben vorn und hinten große Tore, und die Curtains an den Seiten lassen sich komplett herunterfahren. Aber je nach Wetter ist damit trotzdem zu wenig Bewegung in der Luft – gerade an schwülheißen Tagen, wenn die Luft steht.“

Daran hätten auch die vorhandenen Ventilatoren kaum etwas ändern können. Diese hatte die Familie in ihrem Stall aus dem Jahr 1998 über die Jahre nachgerüstet, aber sie seien mittlerweile zehn Jahre alt oder älter gewesen und hätten nicht mehr dem aktuellen Stand der Technik entsprochen. An heißen Tagen konnte man laut Julian Reinermann erkennen, dass die Tiere unter Hitzestress litten. Geäußert habe sich das vor allem dadurch, dass sie sich weniger bewegten und vermehrt standen, da sie so besser Wärme abgeben können als im Liegen. Aber auch Milchleistungseinbrüche um bis zu 4 l seien in Hitzeperioden durchaus vorgekommen.

Neben der Längslüftung hängt am Stallende auf jeder Seite ein Lüfter in Querausrichtung auf Höhe des Melkroboters.

Lüfter bei Trockenstehern und Milchkühen

Deshalb fiel im Mai vergangenen Jahres die Entscheidung, neue Ventilatoren im Milchviehstall und bei den Trockenstehern zu installieren. Im Milchviehstall hängen seitdem zehn Lüfter – in jeder Stallhälfte des Doppel-Dreireiher-Stalls zwei Längsreihen mit je zwei Lüftern hintereinander über den Liegeboxen und jeweils ein weiterer quer am Stallende auf Höhe des Melkroboters. Die Maße der Ventilatoren liegen bei 1,46 × 1,46 m.

Bei den Trockenstehern setzt Familie Reinermann auf eine Querlüftung: Der Laufstall, in dem die Tiere untergebracht sind, stammt aus dem Jahr 2020 und ist zugleich Jungvieh- und Maststall. Auf der linken Stallseite gibt es 130 Mastrinderplätze, während sich auf der rechten Seite an ein Strohabteil Liegeboxen anschließen. Sie bieten Platz für 20 Trockensteher und dahinter 50 tragende Rinder. Über dem Stroh- und dem angrenzenden Liegeboxenbereich für die Trockensteher befinden sich an der Stallaußenseite drei Ventilatoren – das gleiche Modell wie im Milchviehstall, aber mit Maßen von 1,10 × 1,10 m etwas kleiner. Durch die Querlüftung gelangt die frische Luft hier direkt in die Liegeboxen, sodass die Trockensteher Julian Reinermann zufolge noch mehr von der Belüftung profitieren und ein angenehmes Stallklima sichergestellt ist.

In jeder Hälfte des Doppel-Dreireiher-Stalls hängen zwei Reihen mit je zwei Ventilatoren zur Längslüftung über den Liegeboxen. Die Curtains an den Seiten lassen sich komplett herunterfahren.

Steuerung anhand von Temperatur und Feuchte

In beiden Ställen hängen die Ventilatoren in einer Höhe von 2,70 m (Unterkante), sodass kein Schutzkorb nötig ist. Die Steuerung erfolgt automatisch anhand von Temperatur und Luftfeuchtigkeit. Die Ventilatoren setzen bei einer Temperatur von 18 °C mit einer Laufleistung von 15 % ein und steigern die Leistung dann automatisch linear auf bis zu 100 %.

Den Temperaturfühler nutzt Familie Reinermann schon seit dem Einbau der Lüfter im vergangenen Jahr. Nach den Erfahrungen im ersten Sommer hat sie nun noch einen Feuchtigkeitssensor ergänzt, sodass sich die Steuerung künftig am THI (temperature humidity index) orientiert, also dem Zusammenspiel von Temperatur und Luftfeuchtigkeit.

Die Steuerung allein über die Temperatur habe bereits gut geklappt, aber gerade an schwülwarmen Tagen sei aufgefallen, dass die Lüfter eigentlich noch zu langsam liefen, schildert Julian Reinermann. Das soll nun durch die Berücksichtigung der Luftfeuchte noch besser werden.

Die automatische Steuerung möchte er heute nicht mehr missen. „Die alten Lüfter mussten wir manuell anstellen, aber dadurch schaltet man sie immer erst viel zu spät ein“, ist seine Erfahrung. „Jetzt setzen die Lüfter zuverlässig bei 18 Grad ein. Dann weht zwar nur ein laues Lüftchen im Stall, aber das macht schon einen Unterschied.“

Die Lüfter bei den Trockenstehern hängen quer an der Stallaußenwand und belüften die Liegeboxen so ­direkt.

Tierwohl, Arbeitskomfort und Energieeffizienz

Nach dem ersten Sommer mit den neuen Lüftern ist Julian Reinermann überzeugt, dass sie das Tierwohl positiv beeinflussen und die Kühe weniger unter der Hitze leiden als früher. Durch die bessere Belüftung verbrächten sie auch an heißen Tagen wieder mehr Zeit liegend. Dazu komme, dass die Milchleistung in den Hitzeperioden zwar noch leicht nach unten gehe, aber bei Weitem nicht mehr so extrem wie früher. Der Arbeitskomfort sei ebenfalls gestiegen und das Arbeiten im Stall durch die bessere Belüftung angenehmer. Darüber hinaus seien die neuen Ventilatoren im Vergleich zu den alten Modellen deutlich leiser, wovon Mensch und Tier profitierten.

Nicht zu vernachlässigen sei zudem die verbesserte Energieeffizienz der modernen Ventilatoren: Während die alten Lüfter einen Energieverbrauch zwischen 1,1 und 1,5 kW aufgewiesen hätten, kämen die neuen auf rund 0,53 kW, sodass sich trotz der besseren Belüftung und der höheren Anzahl an Ventilatoren Strom sparen lasse. „Man spart Energie, der Stressfaktor für die Kühe sinkt und man hat selbst jeden Tag im Stall Spaß daran“, fasst Julian Reinermann die Vorteile zusammen.


Der Betrieb Reinermann – Betriebsspiegel und Management

140 Milchkühe plus weibliche Nachzucht

Milchleistung: 12.200 kg

130 Mastbullen (eigene Nachzucht)

110 ha Fläche (40 ha Grünland, 30 ha Getreide und 40 ha Mais)

Arbeitskräfte: Felix und Mechthild Reinermann, Sohn Julian und ein Auszubildender

Der Milchviehbetrieb von Familie Reinermann liegt in Hollen­stede, einem Ortsteil von Fürstenau im Landkreis Osnabrück. Felix und Mechthild Reinermann bewirtschaften ihn gemeinsam mit ihrem Sohn Julian. Der Betrieb hat mittlerweile über 50 Lehrlinge ausgebildet.

Der Milchviehstall stammt aus dem Jahr 1998 und wurde 2012 und 2015 schrittweise erweitert auf heute 120 Plätze. Mit der Erweiterung im Jahr 2015 zogen außerdem zwei Melkroboter ein.

Familie Reinermann zieht die komplette Nachzucht auf und mästet die männlichen Tiere selbst. Dazu werden rund 30 % der Milchkühe mit Fleischrasse-Sperma (Inra 95 und Weißblaue Belgier) belegt.

Die Jungtiere sind zum Teil in Altgebäuden untergebracht, größtenteils aber im neuen Stall aus dem Jahr 2020. Dieser ist zweigeteilt: Links vom Futtertisch beinhaltet er 130 Mastrinderplätze in Vollspaltenbuchten mit Gummimatten. In der rechten Stallhälfte bieten Abteile mit Liegeboxen und ein Strohbereich Platz für 50 Rinder und 20 Trockensteher.

Lernziel: Zusammenhänge erkennen

Das Kieler Landwirtschaftsministerium (MLLEV) hat am Montag (22. Mai) bei einem Treffen des Akteurs-Netzwerks auf dem Hof Steffen in Muxall, Kreis Plön, die Pilotphase der Bildungsoffensive „Landwirtschaft, Ernährung und Verbraucherschutz“ (BiLEV) gestartet.

„Die Bildungsoffensive ist notwendig, um das Wissen, das in den vergangenen Jahren vielleicht nicht vermittelt werden konnte, wieder an die Schülerinnen und Schüler heranzutragen, und zwar in einem Alter, in dem sie wichtige Entscheidungen für ihr Leben treffen“, betonte Landwirtschaftsminister Werner Schwarz (CDU). Nach seiner Einschätzung werde ein solches Engagement von seinem Ministerium auch erwartet. Zugleich freut sich Schwarz, dass die Bereitschaft im Bildungsministerium vorhanden sei, die Offensive gemeinsam mit dem MLLEV weiterzuentwicklen.

Schülerinnen und Schülern der Sekundarstufen I und II soll dabei vermittelt werden, wie moderne Landwirtschaft funktioniert, wie Lebensmittel produziert werden und eine gesundheitsförderliche sowie klimabewusste Ernährung gelingen kann. „Um dieser anspruchsvollen Aufgabe gerecht zu werden, konnten wir die Europa-Universität in Flensburg als wichtigen Partner für die wissenschaftliche Begleitung und Umsetzung gewinnen“, berichtete Schwarz.

Das Akteursnetzwerk diene dazu, Schulen, Bildungsakteure und Betriebe zusammenzubringen. Zum Start der Pilotphase würden daher ausgewählte Akteure und Schulklassen aus Schleswig-Holstein gemeinsam mit der Europa-Universität Flensburg erste Prototypen von Bildungseinheiten testen und weiterentwickeln. Ein Bildungskatalog werde schließlich Bildungsakteure und Schulen sowie Themenangebote und Zielgruppen zusammenführen. Dieser werde im Laufe des kommenden Schuljahres aufgebaut und kontinuierlich erweitert.

Eine erste Lerneinheit zum Thema „Tierwohl in der regionalen Landwirtschaft“ durchliefen im Vorfeld des Akteurs-Treffens Schüler der Gemeinschaftsschule Probstei. Leila Schwarz, Lebensgefährtin des landwirtschaftlichen Betriebsleiters Christopher Steffen, führte die Jugendlichen über den Hof und beantwortete alle Fragen, zum Beispiel: Warum haben einige Rinder Hörner und andere nicht? Warum stehen die Tiere im Stall und nicht auf der Weide? Was wird gefüttert? Wie alt werden die Tiere? „Puh“, lautete ihr Fazit. Aber sie begrüßte den Austausch mit den Schülern. Er habe auch ihr noch einmal einen anderen Blick auf bestimmte Themen verschafft.

Laut MLLEV ist in vielen Schulfächern ein Bezug zur Landwirtschaft herstellbar. Ob Experimente zu naturwissenschaftlichen Themen wie Biogaserzeugung oder verbraucherorientiertes Lernen anhand der Wertschöpfungskette von Lebensmitteln – die Auseinandersetzung mit Tierhaltung oder Pflanzenanbau im regionalen und globalen Kontext stehe im Vordergrund.

MLLEV-Staatssekretärin Anne Benett-Sturies erläuterte die nächsten Schritte: „Wir werden in der Pilotphase weitere Lerneinheiten testen und das Betriebsnetzwerk ausbauen.“ Ziel sei, landesweit Höfe als außerschulische Lernorte anzubieten. Darüber hinaus gelte es, die landwirtschaftlichen Akteure und die anderen Netzwerk-Partner weiterzuqualifizieren und neue Kooperationen zu ermöglichen. Benett-Sturies zeigte sich optimistisch, das dies trotz vorläufiger Haushaltssperre gelinge. 

Leitartikel zur Bildungsoffensive

Hygiene im Getreide

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Die Marktvolatilität für landwirtschaftliche Erzeugnisse hat in den vergangenen Jahren deutlich zugenommen, was sich insbesondere in diesem Jahr stark bemerkbar macht. Obwohl ein Teil der Erntemengen bereits vorkontraktiert ist, wurden sie bisher nicht im Landhandel abgewickelt, da die niedrigen Preise eine Vermarktung verhindern. Daher ist zu ­erwarten, dass das Getreide aus den betriebseigenen Lagern erst ab Mai abfließen wird. Dies erhöht die Risiken in Bezug auf die Getreidelagerung und offenbart, wer die Kontrolle über die Getreidelager hat und wo mögliche Schwachstellen liegen könnten.

Gelegentlich treten unangenehme Überraschungen auf. Zum Beispiel hat sich ein Schädling unbemerkt im Getreidelager ausgebreitet, wodurch die ersten Lkw beim Landhandel abgelehnt wurden. In Anbetracht dieser Situation sind fundierte Lösungsansätze gefragt. Im Folgenden werden einige Tipps aufgeführt, wie gesundes und handelsfähiges Getreide während der Lagerperiode schädlingsfrei gehalten werden kann und welche Maßnahmen bei einem Befall ergriffen werden müssen.

Der Getreidekäfer ist ein bekannter Lagerungsschädling; die Bezeichnung dient als Synonym für eine Vielzahl von unterschiedlichen Arten. Unter den Insekten sind hauptsächlich vier Käfer- und zwei Mottenarten regelmäßig in Getreidelagern anzutreffen. Zudem bereiten Spinnentiere wie Staub- und Mehlmilben Probleme.

Der Kornkäfer

Der Kornkäfer (Sitophilus granarius) ist der wohl bekannteste Schädling, der nahezu alle Druschfrüchte befällt, wobei er an Hülsenfrüchten seltener anzutreffen ist. Aufgrund seines breiten Pflanzenreservoirs kann er entlang der Erntekette ins Getreidelager gelangen. Der Kornkäfer ist dunkelbraun, 2 bis 5 mm groß und weist einen rüsselförmigen Kopf auf. Wegen seiner Flugunfähigkeit ist die Mobilität stark eingeschränkt. Das typische Schadbild zeigt sich durch im Mehlkörperbereich angefressene Körner. Allerdings können auch äußerlich unbeschädigte Körner befallen sein, da der Kornkäfer nach der Eiablage das Loch in der Schale wieder verschließt. Die Aktivität der Käfer führt zur Erhöhung von Temperatur und Luftfeuchtigkeit, was zu Sekundärschäden durch Milben und Schimmelpilze führen kann.

Bei der Lagerung mehrerer Früchte bevorzugt der Kornkäfer vor allem Roggen. Für seine Mobilität benötigt er eine Mindesttemperatur von 13 °C. Die Weibchen legen 200 bis 300 Eier. Falls die Erntetemperatur von etwa 25 °C nicht sofort im Getreidestapel abgekühlt wird, dauert die gesamte Entwicklung vom Ei bis zum Käfer etwa einen Monat. In unseren Lagern können etwa drei bis vier Generationen pro Jahr entstehen. Kornkäfer sind vergleichsweise langlebig und können selbst bei guter fachlicher Praxis, bei der das Getreidelager auf unter 10 °C gekühlt wird, bis zu zwei Jahre überleben. Dies bedeutet, dass bei einem Befall nicht nur das Lagergut behandelt werden muss, sondern auch eine gründliche Leerraumbehandlung erforderlich ist.

Der Getreideplattkäfer

Der Getreideplattkäfer (Oryzaephilus surinamensis) ist ein weiterer bedeutender Schädling in Getreidelagern. Mit einer Größe von 2 bis 3 mm ist er etwas kleiner als der Kornkäfer, aber nicht weniger schädlich. Im Gegensatz zu ihm ist der Getreideplattkäfer flugfähig. Allerdings tritt seine Flugaktivität nur bei Temperaturen über 18 °C auf. Ein Befall mit Getreideplattkäfern deutet im Wesentlichen auf ein Managementproblem hin und ist Anzeichen einer nicht fachgerechten oder technisch unzureichenden Kühlung.

Die übliche Praxis, Getreidelager mit Außenluft zu kühlen, erzeugt immer eine Duftwolke, die von einem Getreideplattkäfer im Umkreis von 2 km wahrgenommen werden kann. Jedoch kann der Käfer das Getreidelager oder Rundsilozellen nur bei Außenlufttemperaturen über 18 °C anfliegen und besiedeln. Technisch unzureichende Kühlsysteme, wie solche mit Drainageschläuchen, erfordern zu viel Zeit, um die Ernte- oder Trocknungstemperatur im Endlager herunterzukühlen. Dadurch besteht das Risiko eines Befalls mit Getreideplattkäfern.

Der Getreideplattkäfer besitzt relativ schwache Mundwerkzeuge und bevorzugt bereits angefressene Körner und Bruchkorn. Eine wirksame prophylaktische Maßnahme besteht darin, den Bruchkornanteil durch eine Vorreinigung zu reduzieren.

Der Getreidekapuziner

Der dritte Käfer in dieser Gruppe ist der Getreidekapuziner (Rhizopertha dominica), dessen Halsschild, wie der Name vermuten lässt, über den Kopf ragt und eine Art kapuzenähnliche Form aufweist. Dieser Käfer hat eine Größe von 2,5 bis 4 mm, eine zylindrische Gestalt und eine rotbraune Färbung. Im Gegensatz zu den zuvor genannten Käfern ernährt sich der Getreidekapuziner von den eiweißhaltigen Bestandteilen des Korns und ist für eine Qualitätsminderung verantwortlich. Der Getreidekapuziner ist vergleichsweise unempfindlich gegenüber gängigen Kontaktinsektiziden, benötigt jedoch eine Temperatur von über 20 °C. Daher ist bei einer guten fachlichen Praxis ein Befall des Getreidelagers unwahrscheinlich.

Mehlkäfer treten häufig in Altgebäuden auf. Aufgrund des langen Generationenintervalls gestaltet sich die Bekämpfung schwierig.

Der Mehlkäfer

In älteren Speichern mit einem hohen Anteil an Holzbauten ist der Mehlkäfer (Tenebrio molitor) regelmäßig anzutreffen. Diese Art ist in Mitteleuropa weitverbreitet und kommt auch im Freiland vor, wo sie unter anderem in Vogelnestern und Totholz anzutreffen ist. Mehlkäfer können eine Größe von bis zu 18 mm erreichen. Obwohl sie flugfähig sind, machen sie selten davon Gebrauch. Eine häufige Art der Besiedlung erfolgt über bereits befallene Ware oder durch Vögel, die Eier oder Puppen in ihrem Federkleid transportieren und ins Getreidelager gelangen. Daher ist es wichtig, dass ein Getreidelager vogeldicht ist.

Die Bekämpfung des Mehlkäfers gestaltet sich relativ schwierig, da Kontaktinsektizide in der Regel nur die adulten Käfer erreichen. Der Entwicklungszyklus des Mehlkäfers beträgt etwa ein Jahr, was die Behandlung erschwert. Eine nachhaltige Lösung, die sich insbesondere in Getreidespeichern bewährt hat, ist die Verwendung von Kieselgurbehandlung in Kombination mit Pheromonfallen.

Methoden zur Bekämpfung

Allen genannten Käfern ist gemeinsam, dass eine Besiedelung und Etablierung in unseren Lagergütern durch eine fachgerechte Kühlung erschwert wird. Aus diesem Grund ist es wichtig, dass die Getreidekühlung entsprechend dem Standort, dem Lagersystem und dem Lagergut angepasst wird. Sollte es dennoch zu einem Befall kommen, ist es vorrangig erforderlich, die Käferart korrekt zu identifizieren, um darauf basierend eine geeignete Bekämpfungsstrategie auszuwählen.

Die Begasung mit Phosphorwasserstoff ist eine weitverbreitete Methode zur Bekämpfung, die jedoch nur in geschlossenen Räumen möglich ist. Da ein Befall auch in Flachlagern auftreten kann, werden die zu behandelnden Bereiche luftdicht mit Folie abgedeckt. Dieses Verfahren ist sehr aufwendig und wird in der Regel von professionellen Schädlingsbekämpfern durchgeführt. Aufgrund der geringen Atemfrequenz der Larven der genannten Käfer ist eine mehrfache Behandlung erforderlich, da die Sterblichkeitsrate pro Behandlung nur etwa 50 % beträgt.

Bei akutem Befall kann eine Behandlung mit Kontaktinsektiziden wie K-Obilo EC 25 durchgeführt werden. Eine standardisierte Applikationstechnik für diese Methode wird jedoch nicht flächendeckend eingesetzt. Häufig findet man in der Praxis Eigenkonstruktionen mit fragwürdiger Sicherheit bei der Anwendung. Lechler bietet eine praxistaugliche Applikationstechnik namens Grain Protector, die eine genaue Dosierung von Kontaktinsektiziden im Getreide auf einem definierten Förderweg ermöglicht.

Das behandelte Getreide sollte idealerweise noch einige Tage in der Lagerzelle verbleiben, da eine Behandlung mit Kontaktinsektiziden den Feuchtigkeitsgehalt um etwa 0,5 % erhöht, der durch erneutes Kühlen wieder reduziert werden kann. Eine Reinigung des behandelten Getreides mit einem scharf eingestellten Windsichter wird empfohlen, ist jedoch nicht zwingend erforderlich. Verfahren wie die Behandlung mit 99 % Stickstoff oder Kohlendioxid sowie die Heißluftentwesung werden zwar in der Lagerhaltung eingesetzt, sind in der Landwirtschaft jedoch selten anzutreffen.

UV-Lichtfallen sind ein probates Mittel zu Regulierung von Motten im Getreidelager.

Motten und Milben

Zu den weitverbreiteten Lagerschädlingen zählen auch die Mehlmotte (Ephestia kuehniella) und die Speichermotte (Ephestia elutella). Sie treten hauptsächlich in Flachlagern und alten Gebäuden auf. Das Schadbild wird durch die Bildung von Gespinsten gekennzeichnet, die die Förderwege blockieren, Kondensatbildung begünstigen und somit sekundäres Pilzwachstum fördern. Zur Bekämpfung der Motten werden hauptsächlich gasförmige Kontaktinsektizide wie Dedevap Green und Insektinil eingesetzt. Um das Auftreten der Motten in alten Gebäuden zu regulieren, können UV-Lichtfallen und Lockstofffallen verwendet werden.

In den vergangenen Jahren sind in neueren Lagergebäuden gelegentlich Staub- und hauptsächlich Mehlmilben (Acarus siro) als sogenannte sekundäre Lagerschädlinge aufgetreten. Da es sich dabei um Spinnentiere und nicht um Insekten handelt, ist eine Behandlung mit Kontaktinsektiziden wirkungslos. Eine wirksame Methode hat sich jedoch in der Behandlung mit Phosphorwasserstoff gezeigt. Dieses Verfahren ist ausschließlich für professionelle Schädlingsbekämpfer geeignet.

Mehlmilben treten aufgrund einer zu hohen relativen Luftfeuchtigkeit im Getreidelager auf. Durch konstante Aufrechterhaltung einer relativen Luftfeuchtigkeit unter 75 % werden die Lebensbedingungen für sie so verschlechtert, dass sie sich nicht im Getreidelager etablieren können. Die relative Luftfeuchtigkeit oberhalb des Getreidestapels mit einem Feuchtegehalt von 15 % und einer Stapeltemperatur von 20 °C beträgt nicht mehr als 67 %. Das Vorhandensein von Mehlmilben im Lager deutet also auf ein feuchtes Nest oder eine fehlerhafte Funktion des Kühlsystems hin.

Die Schädlingsprophylaxe sollte in der Lagerhaltung ein wesentlicher Bestandteil sein, da Getreidelager in der Regel nur vorübergehend gefüllt sind und eine langfristige Lagerung selten stattfindet. Neben den Kosteneinsparungen im Vergleich zu einer reaktiven Bekämpfung ist die Prophylaxe auch wirksam, um eine Verbreitung von Lagerschädlingen bis in die nächste Lagerperiode zu verhindern.

Einregnungen in Getreidelager erhöhen die biologische Aktivität des Lagergutes, welches dann zum Attraktor für Schadinsekten wird.
Technisch bedingte Restmengen müssen schnellstmöglich entfernt werden.

Nützlinge einsetzen

Eine mögliche Lösung zur Schädlingsbekämpfung ist der Einsatz von Nützlingen wie der Lagererzwespe, dem Getreideplattkäfer-Wespchen und der Getreideraubmilbe. Diese bieten eine elegante Methode, um einem Schädlingsbefall vorzubeugen. Ein Nachteil ist jedoch, dass der Einsatz dieser Nützlinge zeitlich und räumlich stark begrenzt ist und sie vor der Besiedelung des Getreidelagers mit Schädlingen eingeführt werden müssen. Insbesondere in großen, konventionellen Flachlagern mit einem Volumen von mehr als 2.000 t oder bei diskontinuierlicher Befüllung gestaltet sich der Einsatz von Nützlingen schwierig.

Amorphe Kieselgur

Eine weitere präventive Maßnahme besteht in der Verwendung von amorpher Kieselgur, deren Einsatz gemäß den EU-Richtlinien 178/2007 und 852/2004 zulässig ist. Dabei handelt es sich um ein Pulver, das aus fossilen Kieselalgen gewonnen wird und einen Siliziumdioxid-Gehalt von über 90 % aufweist. Es zerstört die Fett- und Wachsschicht von Insekten und Spinnentieren, was zu einem Wasserverlust führt, den die Tiere nicht ausgleichen können. Untersuchungen des Bundesinstituts für Risikobewertung haben ergeben, dass selbst der Getreidekapuziner innerhalb von maximal neun Tagen abstirbt.

Kieselgur kann in einer Menge von bis zu 1 kg/t für Konsumgetreide und bis zu 2 kg/t für Futtermittelgetreide eingesetzt werden. Es ist jedoch ratsam, den Einsatz von Kieselgur mit den entsprechenden Abnehmern zu besprechen, da einige von ihnen aufgrund der möglichen Beeinträchtigung der technischen Verarbeitung den Einsatz ablehnen.

Leeres Lager reinigen

Als dritte prophylaktische Maßnahme ist die klassische chemische Leerraumbehandlung anzusehen. Vor jeder prophylaktischen Maßnahme ist eine gründliche mechanische Reinigung des Getreidelagers durchzuführen. Dabei müssen alle Rückstände des Lagerguts entfernt werden, auch an schwer zugänglichen Stellen. Zur Abdichtung von Rissen und Spalten hat sich Silikon als effektiv erwiesen. Bauschaum sollte auf keinen Fall verwendet werden, da er zu porös ist und im schlimmsten Fall als Reservoir für erneuten Befall mit Lagerschädlingen in der nächsten Lagerperiode dienen kann. Es wird auch von einer Reinigung mit einem Baukompressor abgeraten, da dabei der Staub lediglich gleichmäßig über die gesamte Getreideanlage verteilt wird, was unerwünscht ist.

Rundsilos sollten je nach Häufigkeit des Umschlags alle fünf bis acht Jahre einer gründlichen Innenreinigung unterzogen werden, da sich insbesondere im Dachbereich Staub- und Kaffeereste ansammeln und dort ein Reservoir für Lagerschädlinge bilden können. Eine prophylaktische Leerraumbehandlung mit Actellic 50 ist nicht mehr zugelassen, und es ist auch nicht zulässig, Restbestände davon zu verwenden. Als Ersatzpräparat bietet sich K-Obiol EC 25 an, das zu den deltamethrinhaltigen Insektiziden gehört. Im Vergleich zu Actellic 50 verdampft es weniger stark, sodass versteckt sitzende Schädlinge nicht vollständig erfasst werden. Eine gründliche mechanische Vorreinigung der Lager gewinnt somit eine noch größere Bedeutung als zuvor.

Pyrethrinbasierte Nebelpräparate können ebenfalls in der prophylaktischen Leerraumbehandlung eingesetzt werden. Da der Wirkstoff jedoch durch Licht abgebaut wird, ist keine lang anhaltende Wirkung gewährleistet, sodass eine mehrmalige Behandlung desselben Raums zulässig ist, um Motten auszurotten. Nebelpräparate eignen sich auch hervorragend, um schwer zugängliche Bereiche wie Entnahme-Trogkettenförderer und Vollbelüftungsböden in Rundsilozellen in die Leerraumbehandlung einzubeziehen, um sicherzustellen, dass keine Rückzugsorte für Lagerschädlinge vorhanden sind.

Eine umfassende mechanische Reinigung des Getreidelagers, eine chemische Leerraumbehandlung sowie ein effektives Kühlsystem sind entscheidende Faktoren, um sicherzustellen, dass die eingelagerte Ernteware auch verkauft werden kann.

Jubiläum beim Preis des Bauernblattes

Bereits zum zehnten Mal vergab das Bauernblatt in der Small, Medium und Large Tour der Amateur Trophy die Preise.

Die Ehrenpreise, Gutscheine für Pferdefutter, werden in Kooperation mit der J. August Plambeck GmbH ausgegeben. In dieser internationalen Springsportserie, die auch im Rahmen des Deutschen Spring- und Dressurderbys in Hamburg ausgetragen wird, reiten die Amateure über 1,15 m, 1,25 m und 1,40 m um Fehler und Zeit.

Schon am Donnerstagmorgen wurden die ersten Sieger gekürt. Sophia Ninette Lübbe und ihre Westfalenstute Ladylike siegten fehlerfrei in der Small Tour. Die Hamburger Reiterin, die in den Sozialen Medien sehr aktiv ist, kam dazu noch mit dem Holsteiner Lordillo S auf den zweiten Platz. In der am Abend ausgetragenen ersten Qualifikation der Large Tour konnte sich die Kanadierin Makayla Barta durchsetzen. Sie saß im Sattel des Hannoveraner Hengstes Stocantes. Am Freitagmorgen waren dann die Reiterinnen und Reiter der Medium Tour am Start. Hier gewannen Linnea Heemsoth und der Holsteiner Wallach Larino W. Mit 0,06 s Abstand kam die Siegerin der Small Tour des Vortages, Sophia Ninette Lübbe, auf den zweiten Platz. Letztere gewann am Ende auch die Gesamtwertung der Small und Medium Tour.

Alternativen für Buchsbaum

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So mancher Gärtner sucht nach Alternativen zu Buchsbaum, um Blattfallkrankheit und Buchsbaumzünsler ohne aufwendige Bekämpfung loszuwerden. Ersatzpflanzen übernehmen die Funktion des Buchsbaums und fügen sich optisch gut ein, wenn sie dem Verwendungszweck und den Standortverhältnissen entsprechend ausgewählt werden.

Dies ist notwendig, da keine der möglichen Alternativen die Optik des Buchsbaums mit seiner Standorttoleranz verbindet. Kurzum: Wenn die Ersatzpflanze dem Buchsbaum optisch gleicht, stellt sie meist höhere Ansprüche an Boden und Standort. Zeigt sie sich ähnlich robust wie der Buchsbaum, unterscheidet sie sich im Erscheinungsbild mehr oder weniger deutlich.

Ilex crenata ,Glorie Dwarf‘ ähnelt optisch dem Buchsbaum.Foto: Karin Stern

Für den Formschnitt haben sich längst Eibe, Spindelstrauch, Japanische Stechpalme und Lebensbaum etabliert. Doch es gibt auch passende Arten für niedrige Hecken und Einfassungen.

Die immergrüne Japanische Stechpalme (Ilex crenata), manchmal auch Japan-Ilex oder Berg-Ilex genannt, ähnelt mit ihren glänzenden, kleinen Blättern dem Buchsbaum. Zudem ist sie recht schattenverträglich. Der Nachteil: Die Pflanze braucht einen sauren, eher sandigen Boden, der nicht austrocknen darf, und bevorzugt eher luftfeuchte Standorte. Auf kalk- oder sehr lehmhaltigen Böden kümmert Berg-Ilex vor sich hin. Schwere Böden sind daher vor der Pflanzung mit Sand, Torf oder Rindenhumus zu verbessern. Alternativ pflanzen manche Gärtner gleich in Rhododendronerde. Der Schnitt erfolgt im zeitigen Frühjahr und erneut im August oder September. Fast jedes Jahr kommen neue Sorten in den Handel. Die Zwergformen ‚Glorie Gem‘ und ‚Glorie Dwarf‘ eignen sich für Einfassungen, niedrige Hecken oder die Kübelkultur. ‚Dark Green‘ wächst je nach Standort etwa 1 bis 2 m hoch. Damit empfiehlt sich diese Sorte für etwas höhere Hecken. Stechpalme ‚Heckenzwerg‘ (Ilex aquifolium) kommt gut auf normalem Boden zurecht, bevorzugt jedoch halbschattige bis schattige Standorte. Ausgewachsen erreicht die Sorte etwa 30 bis 50 cm in der Höhe und 30 cm in der Breite. Die dekorativen Blätter tragen allerdings umlaufend Dornen. Beim Heckenschnitt trägt man besser Handschuhe.

Für niedrige Einfassungshecken eignet sich die Eibe ,Renkes Kleiner Grüner‘. Foto: Karin Stern

Die Eibe (Taxus baccata) punktet mit den gleichen positiven Eigenschaften wie der Buchs. Sie ist schnittverträglich, winterhart und für Standorte von sonnig bis schattig geeignet. Der Nachteil: Die Pflanzen sind im Vergleich zu Buchs teurer, dafür jedoch sehr langlebig und tragen weiche Nadeln anstelle von Blättern. ‚Renke‘s Kleiner Grüner‘ eignet sich hervorragend für niedrige Hecken und Einfassungen. Die schnittverträgliche Sorte zeichnet sich durch geringe Ansprüche an Standort sowie Boden aus. Sie wächst ohne Mitteltrieb, verzweigt sich daher besser und ist auch im unteren Bereich schön dicht. Der jährliche Zuwachs beträgt etwa 5 bis 10 cm. Mit zwei Schnitten pro Jahr lässt sich die Hecke gut in Form halten. Bei der Neupflanzung braucht man drei bis vier Exemplare von ‚Renke‘s Kleiner Grüner‘ pro laufendem Meter Hecke.

Lebensbaum ,Mecki‘ eignet sich prima für den Formschnitt. Foto: Karin Stern

Zwerg-Rhododendron ‚Bloombux‘ (Rhododendron micranthum) ist eine niedrige, schnittverträgliche, immergrüne und vor allem bodentolerante Kreuzung aus verschiedenen Wildformen. Die Sorte gedeiht in normalem Gartenboden. Anfang Juni gibt es als Zugabe hübsche rosa- bis pinkfarbene Blüten. Bei einem Zuwachs von etwa 10 cm pro Jahr erreicht ‚Bloombux‘ etwa 70 cm Endhöhe. Eine spannende Alternative ist Lebensbaum ‚Mecki‘ (Thuja occidentalis). Der Handel bietet neben niedrigen Formschnittkugeln auch junge Pflanzen an, die sich für die Neuanlage einer niedrigen Hecke eignen. Tipp: Dafür zwei bis drei Pflanzen pro laufendem Meter einplanen. Der immergrüne ‚Mecki‘ passt gut an sonnige bis halbschattige Standorte und legt Wert auf nährstoffreichen und leicht feuchten, kalkhaltigen Boden. Wer eher gelbgrüne Nadeln bevorzugt, bekommt mit ‚Mirjam‘ eine Sorte, die auch ohne Schnitt kugelförmig wächst. Der Zwergstrauch erreicht eine Höhe von 40 bis 60 cm und wächst etwa 60 cm breit. Die früher oft empfohlene Heckenmyrte ‚Maigrün‘ (Lonicera nitida) hat sich in der Praxis vor allem für breite, etwa kniehohe Einfassungen bewährt. Für schmale und niedrige Hecken ist sie eher ungeeignet.

Frost färbt die gelbpanaschierten Blätter des Spindelstrauchs ,Emerald’n Gold‘ rosafarben ein. Foto: Karin Stern

Zwei weitere Alternativen dürfen nicht unerwähnt bleiben. Der Spindelstrauch ‚Green Rocket‘ (Euonymus japonicus) wächst sehr langsam aufrecht-kompakt. Er eignet sich für sonnige bis halbschattige Standorte mit durchlässigem, nährstoffreichem und feuchtem Boden. Etwas weniger frostempfindlich sind der weiß panaschierte ‚Emerald‘n Gaiety‘ und der gelb panaschierte ‚Emerald‘n Gold‘ (Euonymus fortunei). Im Halbschatten verblassen die bunten Farben etwas. Tipp: Regelmäßig schneiden, dann verzweigen sich die Pflanzen besser. Zwerg-Liguster ‚Lodense‘ (Ligustrum vulgare) bleibt mit etwa 80 cm Höhe recht niedrig und stellt ähnliche Ansprüche wie der Spindelstrauch. Die an sich wintergrüne Sorte kann bei anhaltendem Frost die Blätter abwerfen. Im Frühjahr erfolgt dann ein Neuaustrieb der sehr bodentoleranten Sorte.