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Vion schließt seinen Schlachthof in Bad Bramstedt zum 21. Juli. Diese Meldung trifft die Rinderhaltung in Schleswig-Holstein ins Mark. Offensichtlich klafft eine riesige Schere zwischen dem, was gesellschaftlich und politisch gewollt ist, und dem, was aus Marktmechanismen resultiert. Noch im Januar erklärte Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne), er wolle den Tierschutz durch weniger Transporte und mehr hofnahe Schlachtungen verbessern. Seine Maßnahmen: Forschungsprojekte und die Förderung von Start-ups. Auch Schleswig-Holsteins ehemaliger Landwirtschaftsminister Jan-Philipp Albrecht (Grüne) hat sich regelmäßig für die Förderung dezentraler Schlachthofstrukturen ausgesprochen und auch Förderbescheide verteilt, zum Beispiel im Frühjahr 2022 an die Landschlachterei Burmeister in Viöl, Kreis Nordfriesland.
Mit der Vion-Entscheidung steht aber nun fest: Mindestens 80.000 Rinder jährlich werden ab August in größtenteils weiter entfernte Schlachtstätten transportiert. Das ist zwar unter den aktuellen tierschutzrechlichen Transportbestimmungen ohne Weiteres möglich, entspricht aber nicht den von vielen Politikern und Tierschutzorganisationen formulierten Zielen. Einzelne Förderbescheide und kleinere Projekte reichen definitiv nicht aus, dem Strukturwandel in der Landwirtschaft und im nachgelagerten Bereich zu begegnen. Nach Angaben des Bauernverbandes Schleswig-Holstein (BVSH) verliert das nördlichste Bundesland pro Jahr zirka 4 % seiner Rinderbetriebe. Der Schweinesektor leidet gar unter einem Strukturbruch.
Das Bestreben um immer mehr Tierwohl ist richtig und wichtig. Wenn steigende Auflagen aber dazu führen, dass die regionalen Wirtschaftsstrukturen verschwinden und die Produktion unter schlechteren Bedingungen im Ausland stattfindet, nutzt das keinem einzigen Tier, sondern schadet lediglich der regionalen Wertschöpfung. In Bad Bramstedt stehen nun 250 Mitarbeiter vor einer ungewissen Zukunft. Als Spezialisten für einzelne Arbeitsschritte werden sie bei den Landschlachtereien höchstens vereinzelt eine neue Anstellung finden können.
Die Tierhaltung ist auf dem Rückzug, und momentan scheint es, dass sich diese Entwicklung verstetigt. Politische Entscheidungen der vergangenen Jahre haben zu einem massiven Vertrauensverlust der Bauern geführt. Die Niederungsstrategie, Extensivierungsvorgaben aus Brüssel und der Ausbau der Erneuerbaren Energien erhöhen den Druck auf die tierhaltenden Betriebe. Dabei arbeiten in Schleswig-Holstein hoch qualifizierte Bauern auf ihren Höfen mit im Vergleich hervorragenden Haltungsbedingungen.
Nur verlässliche Rahmenbedingungen können die Nutztierhaltung in Deutschland halten. Die bisherigen kleinen Schritte der Bundesregierung reichen für einen ganzheitlichen Umbau – entsprechend den Vorschlägen der Borchert-Kommission – nicht aus. Außerdem müssen Zielkonflikte innerhalb der Schlachtbranche klar benannt werden: Stimmt das Ziel langlebiger Tiere mit den aktuellen Kriterien bei der Fleischbeschau überein? Wo kann mobiles Schlachten eine Ergänzung zu Großschlachtereien sein, die eine ganz andere Logistik für Lagerung und Vermarktung vorhalten? Fest steht: Politische Lippenbekenntnisse stoppen die Abwanderung der Tierhaltung nicht.
Während die Schlachtschweinekurse in der Vorwoche neue Rekordmarken erreicht haben, stehen die Preise für Schlachtrinder unter Druck. Zu dieser Jahreszeit, wenn eher Grillartikel vom Schwein gefragt sind als Rinderbraten, ist diese Entwicklung nicht ungewöhnlich. In diesem Jahr sorgen verschiedene Faktoren jedoch für eine sehr ausgeprägte Ausbildung.
Im Rinder- wie auch im Schweinebereich sind die Bestände in den letzten Jahren in Deutschland und auch in der Europäischen Union zurückgegangen. In Deutschland werden die Schlachthofkapazitäten nur zögernd reduziert. Derzeit profitierten vor allem die Schweinemäster von dieser Entwicklung, da sich die Abnehmer einen starken Konkurrenzkampf um das knappe Schlachtschweineangebot liefern.
Schlachtschweinekurse auf neuem Rekordhoch
Bereits im Vorjahr nahmen die Schweineschlachtungen in Deutschland um 9 % ab. Der Basispreis für Schlachtschweine stieg von 1,20 €/kg SG zu Beginn des Jahres 2022 auf 2,00 €/kg SG zum Jahresende. Im laufenden Jahr erhöhte sich der Kurs bis März auf 2,33 €/ kg SG und stieg in der Vorwoche auf 2,38 €/kg SG. Dieser Preisaufschlag ist nicht nur eine Folge der knappen Angebotsmengen zu Beginn der Grillsaison. Ein weiterer Impuls war die Meldung, dass aus Regionen in Deutschland ohne Fälle von Afrikanischer Schweinepest nun Schweinefleisch nach Südkorea geliefert werden kann. Damit kann erstmals seit 2,5 Jahren wieder ein namhafter Kunde in Asien beliefert werden. Obwohl zunächst nur wenige Schlachtbetriebe von dieser Regelung profitieren, erhöhte sich der Vereinigungspreis. Damit verbunden ist die Hoffnung, dass auch mit China bald ein sogenanntes Regionalisierungsabkommen abgeschlossen werden kann.
Während die Schlachtschweinekurse somit einen neuen Rekordwert erreicht haben, tendieren die Notierungen für Schlachtrinder aktuell eher nach unten. Obwohl das aktuelle Lebendangebot nicht gerade umfangreich ausfällt, übersteigt es die Nachfrage. Auch die Schlachtkuhnotierungen geben nach. Im Sommer steigen die Kurse hier eigentlich an. Als Hauptgrund für diese Ursache wird die durch die hohen Lebenshaltungskosten aktuell geringe Rindfleischnachfrage gesehen.
Rinderschlachthof vor der Schließung
Ein weiterer Faktor, der die Rindernachfrage hierzulande reduziert, ist die angekündigte Schließung des Schlachthofes in Bad Bramstedt, der zum Vion-Konzern gehört. Begründet wird dieser Schritt mit Überkapazitäten an Schlachthaken im Rinderbereich und der „allgemeinen gesellschaftlichen Entwicklung zu weniger Fleischkonsum“. Bereits Ende Juli dieses Jahres soll die Arbeit eingestellt werden. Den hiesigen Landwirten bereitet diese Entwicklung Sorgen, da jetzt ein großer Handelspartner im Rinderabsatz fehlt. Obwohl in Bad Bramstedt große Stückzahlen aus anderen Bundesländern geschlachtet wurden, muss ein Teil der hiesigen Schlachtrinder an deutliche weiter entfernte Abnehmer geliefert werden. Damit verlängern sich die Transportwege, da die verbleibenden hiesigen Schlachtbetriebe bereits jetzt gut ausgelastet sind. Dies betrifft vor allem den Absatz von Jungbullen. Bislang gibt es wenig Hoffnungen, dass ein Wettbewerber den Schlachthof übernimmt. Für rund 250 Angestellte bedeutet dies den Verlust des Arbeitsplatzes. Bereits seit einiger Zeit wurden in Bad Bramstedt die vorhandenen Kapazitäten nicht voll ausgeschöpft. Als eines der Probleme sieht man die behördlichen Auflagen, die dort schärfer gehandhabt werden sollen als anderswo. Dazu werden eine zu geringe Zerlegung der Fleischartikel und ein Investitionsstau angeführt. Große Abnehmer von Fleischartikeln sollen zuletzt als Kunden abgesprungen sein. Hinzu kämen die bundesweite Erhöhung des Mindestlohns und die Einschränkungen bei der Vergabe von Arbeiten im Schlachtbetrieb an osteuropäische Zeitarbeitsfirmen.
Diese Nachricht hat den norddeutschen Schlachtviehhandel verunsichert. Es gibt jedoch auch viele Stimmen, die eine rasche Marktberuhigung erwarten. Es sollten schnell neue Handelswege gefunden werden. Die Landwirte sollten jetzt keinesfalls Schlachtvieh überstürzt abliefern. Alle Beteiligten arbeiten an Lösungen für den Rinderabsatz in Schleswig-Holstein.
Marktlage für die Woche vom 29.5. bis 4.6.2023
Getreide: Nach dem jüngsten Preiseinbruch konnten sich die Matif-Weizenpreise in der Vorwoche wieder etwas erholen.
Raps: Auch die Rapskurse stiegen in der Vorwoche wieder an. Die Märkte für pflanzliche Öle haben sich etwas erholt.
Futtermittel: Die US-Sojakurse konnten sich nach dem jüngsten Einbruch wieder etwas erholen.
Kartoffeln: Die Nachfrage über Pfingsten entsprach nicht den Erwartungen. Gute Qualitäten bleiben im Preis stabil.
Schlachtrinder: In der Vorwoche gaben die Kurse sowohl für Schlachtkühe als auch für Jungbullen nach.
Schlachtschweine/-sauen: In der Vorwoche wurden der Vereinigungspreis um 5 ct erhöht. Neue Exporte werden möglich.
Ferkel: In der Vorwoche blieb der Basispreis noch unverändert. Die Zuschläge stiegen jedoch weiter an.
Milch: Die Milchanlieferung hat die Saisonspitze erreicht und sollte Anfang Juni zurückgehen.
Schlachtlämmer/-schafe: Es werden vergleichsweise wenige Lämmer gehandelt. Die Kurse blieben unverändert.
Markttendenz für die Woche vom 5. bis 11.6.2023
Getreide: Der verlängerte Getreidedeal sorgt für Preisdruck. Neue Wetterrisiken haben die Kurse wieder steigen lassen.
Raps:Die Preiserholung wird durch neue Ernteschätzungen der EU und der Ukraine gebremst.
Futtermittel: Futtergetreide und Sojaschrot gaben im Kurs nach. Rapsschrot wurde in Hamburg etwas teurer.
Kartoffeln: Erste überregionale Frühware kommt in den LEH, hierzulande nur vereinzelt im Ab-Hof-Verkauf.
Schlachtrinder: Rindfleisch ist wenig gefragt. In der laufenden Woche hält der Preisdruck für alle Kategorien weiter an.
Schlachtschweine/-sauen: Die Mäster setzen auf weitere Preisaufschläge und haben die Ablieferungen reduziert.
Ferkel: Entsprechend der Entwicklung im Schweinehandel wurden auch die Ferkelkurse deutlich erhöht.
Milch: Die Großhandels- und Börsennotierungen bewegen sich seit Wochen seitwärts.
Schlachtlämmer/-schafe: Die Schäfer hoffen auf höhere Kurse und halten Stückzahlen zurück.
Gerade Zeiten politischer und wirtschaftlicher Unsicherheiten, mit schwankenden Preisen und einem Zinsanstieg im Darlehensbereich, erfordern eine stabile Planung und Finanzierung in landwirtschaftlichen Unternehmen. Einer der Schlüssel hierzu liegt im Einsatz von Eigenkapital und Eigenleistungen. Der folgende Artikel beschreibt, was es zu beachten gilt.
Eigenkapital und Eigenleistungen reduzieren den Fremdkapitaleinsatz, was in der Regel zu günstigeren Konditionen und geringerer Kapitalbelastung führt. Zudem können Reserven für Unvorhergesehenes gebildet werden und so zur Stabilität des Betriebes beitragen.
Der Umgang mit volatilen Märkten ist für Landwirte eine bekannte Herausforderung und kann als Teil des Handwerks betrachtet werden. Allerdings werden die Preis- und Einkommensschwankungen deutlich verstärkt durch einen zu erwartenden Anstieg von Extremwetterlagen aufgrund des Klimawandels sowie durch Auswirkungen der Corona-Pandemie und durch Folgen des russischen Angriffskrieges in der Ukraine. In einem solchen Umfeld eine angemessene Eigenkapitalausstattung zu bilden, ist schwierig und wurde oftmals nicht umgesetzt. In der Praxis zeigt die Erfahrung, dass diejenigen, die Eigenkapital gebildet und eingesetzt haben, stabiler durch Krisen kommen.
Investitionen gezielt planen
Bei einem niedrigen Zinsniveau, wie es in den vergangenen Jahren vorherrschend war, hatte fehlendes Eigenkapital kaum merkliche Auswirkungen auf die Ausgestaltung eines Kredits, da der maßgebliche Teil des Kapitaldienstes aus Tilgung bestand. Das ändert sich jetzt. Mit den steigenden Zinsen wird der Zinsanteil des Kapitaldienstes deutlich höher, und somit sind Vollfinanzierungen im Vergleich zur Niedrigzinsphase deutlich teurer. Mit einer angemessenen Ausstattung an Eigenkapital haben Landwirte ein Instrument an der Hand, aktiv auf die Finanzierungsstruktur und Konditionen ihrer Kredite einzuwirken und damit auch ihren Betrieb langfristig stabil aufzustellen. 
Investitionen sollten rechtzeitig geplant und vorbereitet werden. Die entsprechenden Planzahlen aus den Liquiditäts- und Rentabilitätsplänen erleichtern die Entscheidungen der Betriebsleitung, ob und wann Investitionen umgesetzt werden sollen. Die Entscheidung über eine Kreditvergabe kann seitens der Bank meist schneller erfolgen, wenn mögliche Entwicklungen des Betriebs nachvollziehbar dargestellt werden. Bei größeren Investitionen wird diese Planung sogar vorausgesetzt.
Eigenleistung eindeutig beziffern
Eine transparente Kommunikation sorgt nicht nur dafür, dass die Bank ein Projekt besser einschätzen kann. Sämtliche Kosten eines Investments anzugeben, hat oftmals auch direkten Einfluss auf die Ermittlung der Darlehenszinssätze. In der Praxis erlebt man häufig, dass nur die konkret benötigten Darlehensmittel angefragt werden. Eigenleistung ist für Landwirte oft selbstverständlich und wird entsprechend nicht erwähnt. Die Bank erkennt die Eigenleistung an, weil sie die Kosten eines Projekts verringern kann.
Die Auswirkungen, die die Eigenleistung von Landwirten haben kann, lassen sich leicht anhand des Beispiels eines Hallenbaus erkennen: Der Landwirt reicht das Angebot zum Neubau bei der Bank zur Finanzierung ein. Mögliche Abrissarbeiten für eine alte Halle oder die vorbereitenden Erdarbeiten beziffert er nicht, weil sie in Eigenregie erfolgen. Die Bank betrachtet aber das Gesamtprojekt und bewertet, was der Bau der Halle kosten würde, wenn die Gesamtleistung durch eine externe Firma erbracht wird. Die Eigenleistung wird bei Betrachtung des gesamten Projekts also als Einsatz von Eigenkapital angesehen.
Darlehenszinssatz beeinflussen
Darlehenszinssätze werden aus den wirtschaftlichen Verhältnissen (Bonität) und den Kreditsicherheiten ermittelt. Die Bonität wird über ein Rating errechnet, für das der Jahresabschluss und die Kontoführung der vorigen zwölf Monate die maßgeblichen Faktoren darstellen. Je besser die ermittelte Bonitätsnote, desto geringer ist die Ausfallwahrscheinlichkeit des Kunden aus Sicht der Bank. Dies führt zu einem günstigeren Zinssatz.
Für die Bestimmung der Kreditsicherheiten ist entscheidend, was die Bank gemäß ihren Vorgaben ansetzen darf. Die sogenannte Werthaltigkeit der Sicherheiten gibt an, welcher Erlös im Falle eines Verkaufs, auch in der mittel- oder langfristigen Zukunft, erzielt werden kann. Je höher der Anteil der werthaltigen Besicherung des Darlehens, desto positiver wirkt sich das auf den Kreditzins aus.
Aus der Kombination der Besicherung und der Bonitätsnote wird bei der Landwirtschaftlichen Rentenbank nach klaren Vorgaben die Preisklasse ermittelt, aus der sich der individuelle Zinssatz für Kreditnehmer ergibt. Die Spannweite der Preisklassen umfasst die Preisklasse A (beste Kondition) bis Preisklasse I (siehe Tabelle).
Eine Beispielrechnung dazu:
Welchen Einfluss der Einsatz von Eigenkapital hat, wird hier anhand der Anschaffung eines neuen Traktors verdeutlicht.
Folgende Annahmen werden getroffen:
• Betrieb mit Bonitätsklasse 3 gemäß Landwirtschaftlicher Rentenbank
• Anschaffungskosten Traktor (netto): 150.000 €
• Sicherheitenansatz: 60 % des Netto-Anschaffungspreises = 90.000 €
• Traktor als einzige Sicherheit für den Kredit
• zehn Jahre Kreditlaufzeit mit entsprechender Zinsbindung
ohne den Einsatz von Eigenkapital:
Darlehensbetrag: 150.000 €
Sicherheiten: 90.000 €
es ergibt sich Besicherungsklasse 2 (Sicherheitenquote 40-70 %)
und damit Preisklasse D
Zinssatz: 5,3 %*
Zinskosten: 43.722,75 €*
mit Einsatz von 25.000 € Eigenkapital:
Darlehensbetrag: 125.000 €
Sicherheiten: 90.000 €
es ergibt sich Besicherungsklasse 1 (Sicherheitenquote > 70 %)
und damit Preisklasse B
Zinssatz: 4,5 %*
Zinskosten: 30.933,76 €*
* Stand 20. März 2023
Die Höhe der Sicherheit ist wertmäßig in beiden Beispielen gleich, aber im Verhältnis Darlehenssumme zur Besicherung steigt beim Einsatz des Eigenkapitals die Sicherheitenquote. Das Risiko für die Bank sinkt entsprechend durch den geringeren Fremdkapitalanteil, und entsprechend besser fällt die Besicherungsklasse aus.
Im Beispiel ergibt sich daraus ein Zinsvorteil von 0,8 Prozentpunkten oder ganz konkret eine Reduzierung der Zinskosten für die gesamte Kreditlaufzeit um insgesamt 12.788,99 €.
Das Vorhalten und der Einsatz von Eigenkapital sorgen aus Sicht der landwirtschaftlichen Betriebe für günstigere Konditionen bei der Finanzierung. Durch die Verringerung der Zinskosten werden unnötige Mehrausgaben vermieden. So lässt sich Kapital bilden, das an anderer Stelle sinnvoll eingesetzt werden kann, um beispielsweise auf Unvorhergesehenes zu reagieren. Mit einem entsprechenden Vorgehen tragen Landwirte zur Stabilisierung ihrer Betriebe bei. Vor diesem Hintergrund ist es absolut sinnvoll, eine angemessene Eigenkapitalausstattung zu bilden.
Eigenkapital bilden und separat verwahren
Es ist empfehlenswert, für die Bildung von Eigenkapital eigene Konten einzurichten und auf das Verwahren auf dem laufenden Betriebskonto zu verzichten. So wird das Risiko verringert, dass Geld, welches eigentlich für den Aufbau einer Eigenkapitalausstattung vorgesehen ist, im laufenden Betrieb eingesetzt wird. Die allgemeine Zinssteigerung hat anlegerfreundliche Auswirkungen, sodass auch auf Tagesgeldkonten wieder Guthabenzinsen ausgezahlt werden.
Der regelmäßige Austausch mit dem Bankberater hilft, die richtige Anlagestrategie für die Eigenkapitalausstattung zu finden.
Fazit
Der Einsatz von Eigenkapital sorgt für günstigere Konditionen bei der Kreditvergabe. Eine transparente Kommunikation zur Gestaltung von Finanzierungsprojekten kann eine Eigenleistung aufzeigen, die dem Einsatz von Eigenkapital gleichwertig ist und damit auch zu günstigeren Finanzierungskonditionen führen kann. Die Vermeidung unnötiger Zinskosten durch das Einbringen von Eigenkapital in eine Finanzierung trägt zur Stabilisierung des landwirtschaftlichen Betriebs bei.
Der durch Agri-Photovoltaik (PV)-Anlagen gespendete Schatten kann in Pflanzenbeständen die negativen Folgen von Dürreperioden abschwächen. Dies ist das Ergebnis einer Untersuchung, die Prof. Andreas Schweiger von der Universität Hohenheim zusammen mit seiner wissenschaftlichen Mitarbeiterin Lisa Pataczek durchgeführt hat.
Die Forschenden weisen darauf hin, dass die Beschattung durch die PV-Anlage zwar die Erträge verringere, wenn ausreichend Wasser für das Pflanzenwachstum zur Verfügung stehe. Bei Wasserknappheit profitierten die Pflanzen jedoch von der geringeren Verdunstung und damit einem geringeren Wasserverlust. „Der Ertrag ist höher als auf den unbeschatteten Flächen“, erläuterte Pataczek. „Allerdings fällt dieses Potenzial je nach den klimatischen Bedingungen sehr unterschiedlich aus und hängt stark von den Pflanzen ab, die in solchen dualen Landnutzungssystemen angebaut werden“, ergänzte Schweiger.
So tolerieren ihm zufolge die meisten der bislang untersuchten Kulturen eine Beschattung von bis zu 15 % ohne nennenswerte Ertragseinbußen. Beeren, Obst und Fruchtgemüse profitierten sogar vom Schatten, während die Erträge von Futterpflanzen, Blattgemüse, Knollen- und Hackfrüchten sowie der meisten Getreidearten minimal darunter litten. Starke Ertragseinbußen gebe es hingegen beispielsweise bei Mais, Ackerbohnen, Soja und Lupinen – selbst bei geringer Beschattung, so die Pflanzenökologen. Der positive Effekt auf die Erträge könnte besonders für Regionen wichtig werden, in denen es gleichzeitig ein starkes Bevölkerungswachstum und ausgeprägte Dürreperioden gebe, schlussfolgern Schweiger und Pataczek.
Besonderes Potenzial sehen sie in den trockenheitsanfälligen Regionen der Welt, beispielsweise in Afrika und Indien. Aus Sicht der Forschenden macht die Stabilisierung der Erträge Agri-Photovoltaik zu einer vielversprechenden Technologie. Denn anders als bei Freiflächen-PV-Anlagen, die auf dem Acker in Konkurrenz zum Anbau stehen, könnten hier Nahrung und Energie auf einer Fläche parallel produziert werden. Würden Photovoltaik-Paneele auf Ständer gestellt, könnten darunter Nutzpflanzen angebaut werden. Alternativ könnten die Module in Bodennähe so installiert werden, dass zwischen ihnen Landwirtschaft betrieben werden könne.
Wie lässt sich Lungenentzündungen bei Kälbern vorbeugen? Eine landwirtschaftliche Beraterin und ein praktischer Tierarzt geben Schweizer Landwirten Tipps aus ihrem Erfahrungsschatz.
Die Rinder- oder Kälbergrippe ist die häufigste Lungenerkrankung beim Jungvieh. Eine Lungenentzündung führt nicht nur zu kurzfristigen Leistungseinbußen, sondern oft auch zu bleibenden Lungenschäden. Man bemerkt diese nicht immer, doch wirken sie sich später in einer verminderten Leistungsbereitschaft der Tiere aus.
Keine Angst vor Frischluft! Kälber ertragen niedrige Temperaturen, wenn sie daran gewöhnt sind und sich im Stroh „einnisten“ können. Foto: Nathalie Roth
Vorsorge beginnt beim Trockenstehen
„Die Kälbergesundheit beginnt schon bei der Mutter“, erklärt Nathalie Roth von der Fachstelle Rindvieh des Landwirtschaftlichen Zentrums St. Gallen (LZSG). Bereits die Gesundheit und Versorgung der trockenstehenden Kuh wie auch ein sauberes „Geburtsbett“ und eine ruhige, stressfreie Geburt geben dem Kalb einen guten Start ins Leben. Das Ablecken durch die Mutter oder das Abreiben mit Stroh durch den Landwirt fördern die Durchblutung und damit den Kreislauf. „Legt das Kalb dorthin, wo die Mutter frisst“, empfiehlt die Tierhaltungsberaterin. So wird diese zum Ablecken des Kalbes motiviert. In Brustlage kann sich die Lunge besser entfalten.
Das Kalb habe von Natur aus schlechte Karten, da es im Verhältnis zu seinem Körper nur über eine kleine Lunge verfüge. Hinzu komme, dass die Rinderlunge sich nur langsam entwickele. Sie ist erst nach etwa einem Jahr ausgereift. „Stroh ist ein günstiges Medikament“, wirbt Roth. Auch später bietet es dem Kalb Wärme, Witterungsschutz und ein trockenes Nest. Es muss aber immer reichlich vorhanden sein, damit das Liegebett trocken bleibt. Regelmäßiges Entmisten und Einstreuen reduzieren zudem die Bildung von Ammoniak, das die Atemwege des Kalbes reizt. „Es sind viele kleine Dinge, die die Gesundheit des Kalbes unterstützen“, unterstreicht Roth.
„Keine Angst vor Frischluft“
Woran sieht man, ob ein Kalb gesund ist? „Aufmerksame Kälberohren sagen viel über den Allgemeinzustand aus“, weiß die Kuhsignal-Trainerin aus Erfahrung. Einem Kalb, das Kopf und Ohren hängen lässt, ist es nicht wohl. „Tragt im Stall immer einen Fiebermesser bei euch“, empfiehlt sie. Tränende Augen, Nasenfluss, Husten oder verstärkte Atmung weisen auf eine Erkrankung der Atemwege hin. Kranke Kälber lägen eher am Rand der Gruppe und entlang einer Wand, hat sie beobachtet.
Der erste Eindruck zählt: Aufmerksame Ohren geben wichtige Hinweise, ob es dem Kalb gut geht. Foto: Nathalie Roth
Um die Kälber vor Auskühlung zu schützen, lassen sich Betonwände mit Holz- oder Wärmedämmplatten verkleiden. Kälber mit zirka 120 bis 150 kg Lebendgewicht geben pro Tag etwa 4 l Wasserdampf an die Umgebung ab. Dieses Wasser muss mit der Lüftung aus dem Stall entfernt werden. Da im Winter die Luft kälter ist, kann sie weniger Wasser aufnehmen, und man muss häufiger lüften, was nicht unproblematisch für die Gesundheit der Kälber ist. Stoßlüften dauert nur kurz. Am besten lüftet man dann, wenn sich die Tiere in einem geschützten Bereich, beispielsweise am Fressgitter, aufhalten oder sich bewegen.
„Keine Angst vor Frischluft“, ermuntert die Beraterin. Frischluft ist gesund, denn sie ist frei von Staubpartikeln, die Träger von Bakterien, Viren und Pilzen sind. Kälber, die sich dauernd in der Kälte befinden, zum Beispiel in einem Offenfrontstall, haben ein dickes Haarkleid, und die Kälte macht ihnen nichts aus. Probleme gibt es dann, wenn es zu Zugluft kommt oder die Tiere die Kälte nicht gewohnt sind. So könne ein Wechsel vom warmen Stall in den kalten, winterlichen Auslauf zu Erkältungen führen.
Zwischenwände und große Strohballen in Form von Quader- oder Rundballen bieten den Kälbern Schutz vor Kälte und Zugluft. Sauberes Wasser ist nicht nur im Sommer, sondern auch im Winter wichtig. „Stroh, Luft und frisches Wasser sind die günstigsten Medikamente“, fasst die Beraterin zusammen.
Auf Biestmilch und Wasser achten
Hanspeter Fässler, Inhaber der Großtierpraxis im appenzellischen Stein, betont ebenfalls die Bedeutung der Geburt und der ersten Lebenstage für die spätere Entwicklung des Kalbes. In seiner Praxis stellt er fest, dass die Versorgung mit Kolostrum oder Biestmilch oft vernachlässigt wird. Die Biestmilch soll man innerhalb der ersten drei Lebensstunden verabreichen, und davon mindestens 3 l. Je später das Kalb die Milch bekommt, desto weniger Antikörper nimmt es auf und desto anfälliger ist es gegenüber krank machenden Keimen.
In Kaltställen sind Wärmejacken sinnvoll, sie sollten aber sauber sein. Foto: Michael Götz
Kälber müssen jederzeit Zugang zu Wasser haben. Wie sollen Bakterien im Pansen die Rohfaser aufschließen können, wenn kein Wasser vorhanden ist? Kälber, die Zugang zu Wasser haben, nehmen schneller Heu auf als solche, die nur Milch erhalten. Wasser ist den Kälbern aus einem Eimer oder Selbsttränke-Becken anzubieten, wo sie von oben trinken können, aber nicht an einem Nuckel, damit das Wasser nicht in den Labmagen gelangt. Ein Eisenmangel erhöht die Krankheitsanfälligkeit. Heu ist ein natürlicher Eisenlieferant. Eine Eiseninjektion oder eine orale Eisengabe in den ersten zwei Tagen nach der Geburt sowie in der dritten Lebenswoche bieten einen guten Schutz vor Eisenmangel.
Nur wirksame Antibiotika verwenden
„40 Prozent der Aufzuchtkälber erkranken an Rindergrippe“, hält Fässler fest. Am Anfang steht eine Infektion durch Viren, wobei nur milde Symptome auftreten. Nach etwa drei bis vier Tagen, wenn die Abwehr des Körpers geschwächt ist, siedeln sich Bakterien an. „Die Bakterien räumen auf“, bringt es Fässler auf den Punkt. Es kommt zu Fieber und Atemnot. „Wir müssen schauen, mit welchen Erregern wir es zu tun haben“, erklärt der Tierarzt.
Aufgrund von Abstrichtupfern oder mittels Bronchiallavage lässt er im Labor den Erreger bestimmen und ein Antibiogramm erstellen. Damit lässt sich feststellen, welche Antibiotika gegen die Erreger wirksam sind. Die Bestimmung muss schnell gehen, denn es können Lungensegmente absterben. Antibiogramme seien zwar ein guter und vom schweizerischen Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (BLV) vorgeschriebener Weg zur Verringerung von Antibiotikaresistenzen, aber leider seien die Laboranalysen nicht immer rechtzeitig verfügbar. In dieser Zeit schreite die Entzündung fort.
Kälber saugen von unten her, Wasser nehmen sie aber von oben auf. Es darf nicht am Nippel angeboten werden. Foto: Michael Götz
Schutzimpfung als Alternative
Eine Möglichkeit, Lungenentzündungen vorzubeugen, bildet die Schutzimpfung. Die intranasale Impfung schützt vor dem Bovinen Parainfluenza-Virus und BRSV-Infektionen. Der Schutz hält zwölf Wochen an und muss dann erweitert werden. Es gibt aber je nach Bestand viele andere Viren, welche eine Lungenentzündung auslösen können und bei welchen diese Schutzimpfung nicht hilft. Fässler sieht die Zukunft der Immunprophylaxe in einem bestandesspezifischen Impfstoff. Damit ließe sich der Einsatz von Antibiotika verringern, aber die Herstellung solcher Impfstoffe sei aufwendig und der Erwerb für Betriebe mit wenigen Tieren finanziell kaum tragbar.
Dem praktischen Landwirt rät der Tierarzt, nicht zu warten, wenn er Kälber mit Husten oder Atemnot beobachtet, sondern den Tierarzt zu rufen. Je früher, desto besser, denn wie erwähnt, je fortgeschrittener die Lungenentzündung ist, desto mehr kann es zu bleibenden Schäden der Lunge kommen, die sich dann auswirken, wenn das Tier in Stress kommt. Saubere Stallluft, ein warmes Strohbett und bei Kälte vorgewärmtes Wasser sind ein guter Schutz vor Erkrankungen der Atemwege.
Fazit
• bestimmen, wer für die Kälber verantwortlich ist
• Kurze Arbeitswege und eine gute Stallübersicht erleichtern die Arbeit.
• Eine trockene Matratze wärmt die Tiere.
• Viel Stroh ermöglicht den Tieren, sich „einzunisten“.
• Betonwände gegen das Auskühlen der Kälber dämmen
• Frischluft auf Nasenhöhe
• genügend Platz geben, um eine Anreicherung von Keimen zu vermeiden
• Ruhezonen helfen, Stress zu vermeiden.
• dauernder Zugang zu frischem Wasser
Belüftungsschläuche können helfen, frische Luft in Ställe zu bringen und schlechte Luft zu verdrängen. Doch ist darauf zu achten, dass sie hoch genug angebracht sind und keine Zugluft entsteht. Nicht zuletzt kommt es auf die Verteilung und Größe der Löcher im Schlauch an.
Für Pferde mit Stauballergien oder Atemwegserkrankungen stellt die Fütterung von Heulage eine gute Alternative zum Heu dar, da sie etwas feuchter ist und damit weniger Staub enthält. Bei sehr trockener Heulage wird jedoch häufig die Bildung von Schimmelpilzen und Hefen beobachtet. Versuche während der Raufutterproduktion für einen Pferdebetrieb zeigen, warum gute hygienische Qualität bei Heulage so schwierig ist und welche Effekte das Silieren bei etwas geringeren Trockenmassegehalten und der Einsatz von biologischen Siliermitteln haben.
Auch wenn sich bei der Konservierungsart von Raufutter für Pferde die Geister scheiden, zeigen sowohl die Praxis als auch wissenschaftliche Untersuchungen, dass Heulage insbesondere für die Fütterung von stauballergischen Pferden hervorragend geeignet ist. Olave und andere fütterten in einer Pilotstudie für sechs Wochen jeweils drei beziehungsweise vier gesunde Rennpferde entweder mit gutem Luzerneheu oder Luzernegras-Heulage und führten dabei unter anderem Messungen zur Staubexposition der Tiere, zum ß-Glucan-Gehalt (Marker für Schimmelpilze) des einatembaren Staubs und zum Auftreten von verschiedenen Entzündungsmarkern in der Lunge durch. Die Pferde befanden sich während der Studie in Einzelboxen in einem klimatisierten, mit Holzspänen eingestreuten Stall und wurden täglich trainiert. Abgesehen vom Futter war die Haltung aller Pferde identisch.
Die einatembare Staub- sowie die ß-Glucan-Belastung waren bei den Pferden der Heugruppe dreimal beziehungsweise zweimal höher als bei den Pferden, die mit Heulage gefüttert wurden. In Korrelation mit der höheren Staubbelastung kam es zu einer Zunahme der Entzündungsmarker in der Lunge, während bei Heulagefütterung eher eine Abnahme zu beobachten war.
Lohnunternehmer Florian Reese setzt eine neue Rolle Stretchfolie ein. Raufutter für die Pferdefütterung sollte mindestens achtlagig mit Qualitätsfolie gewickelt werden.
Produktion von Silage und Heulage
Der empfohlene Schnitttermin für die Pferdefütterung ist erreicht, wenn sich die Hauptbestandsbildner des Grünlandes im Stadium Beginn bis Mitte der Blüte befinden. Für Silage- oder Heulageproduktion wird eine deutlich kürzere Feldliegezeit benötigt, da das Erntegut nur angewelkt und nicht wie beim Heu über Trocknung konserviert wird. Insofern können sowohl kürzere Erntezeitfenster gut ausgenutzt werden als auch Randbereiche der Flächen, auf denen die Trocknung nicht ausreichend ist, zur Heulageerzeugung dienen.
Um eine hohe Verdichtung im Ballen zu erreichen, ist ein hoher Pressdruck erforderlich. Schneiden des Ernteguts auf etwa 25 cm Länge wirkt sich positiv aus. Besondere Anforderungen bestehen an die Folienqualität und die Anzahl der Folienlagen (mindestens acht), da für eine gute Futterqualität eine absolut gasdichte Lagerung gewährleistet sein muss.
Sobald der Ballen verschlossen ist, wird zunächst der noch vorhandene Sauerstoff veratmet, das dabei entstehende Kohlendioxid (CO2) reichert sich an. Im oberen TM-Bereich beruht die Konservierung vor allem auf der CO2-Atmosphäre, im unteren TM-Bereich (bis etwa 60 %) findet noch echte Gärung statt. Im Idealfall setzen sich die auf dem Erntegut in unbekannter Anzahl und Güte vorhandenen Milchsäurebakterien (MSB) gegen die anderen Mikroorganismen durch und führen zu einer pH-Wert-Absenkung, wobei das Ziel ein pH-Wert von 5 ist, um Schadkeime zu unterdrücken.
Da die MSB unterschiedlich trockentolerant sind und Wasser zum Leben benötigen, ist die Gärintensität meist nicht stark genug, sodass Schadkeime weiterhin aktiv sein können. Dann finden sich in der Heulage neben den erwünschten Gärprodukten Milchsäure und Essigsäure (in geringer Menge wünschenswert) auch Buttersäure und Alkohole.
Je nach TM-Gehalt und Intensität der Milchsäuregärung sind die erzeugten Heulageballen nach dem Öffnen oder bei Folienverletzungen nur wenige Tage lagerfähig, es kommt sehr schnell zum aeroben Verderb durch Hefen (Nacherwärmung) und Schimmelpilze.
Pferdehalter Holger Wohlert lädt die Rundballen vorsichtig auf den Hänger. Der Transport von Rundballen zum endgültigen Lagerort erfolgt idealerweise sofort nach dem Wickeln, um das Risiko für Beschädigungen der Folie zu minimieren.
Mit Siliermittel Gärqualität verbessern
Zur Qualitätsverbesserung bieten sich im oberen TM-Bereich nur chemische Konservierungsmittel wie Propionsäure oder spezielle Salzmischungen an, bei deren Applikation während der Ernte sowohl auf die Dosierung als auch auf eine homogene Verteilung zu achten ist. Biologische Siliermittel enthalten MSB, deren Stoffwechselaktivität zumindest einen gewissen Anteil Wasser im Erntegut und vor allem Zucker als Nahrung voraussetzt.
Trockene Heulage verdirbt sehr schnell, wenn sie der Luft ausgesetzt ist, da die Konservierung fast ausschließlich auf der Kohlendioxidatmosphäre im Ballen beruht. Schon kleine Löcher können verheerende Folgen haben. Dieser Ballen gehörte jedoch nicht zum beschriebenen Versuch.
Um die Obergrenzen der Wirksamkeit eines MSB-Präparates auszutesten, wurden bei der Ernte einer extensiv bewirtschafteten Grünlandfläche bei Schlesen im Juni 2021 und 2022 sowohl unbehandeltes als auch mit Siliermittel behandeltes Gras in Rundballen einsiliert. Die Applikation in den Gutstrom erfolgte oberhalb der Pick-up der Rundballenpresse. Das Siliermittel enthält sowohl homo- als auch heterofermentative MSB, es wird im Gärverlauf also eine gewisse Menge Essigsäure gebildet, welche die Aktivität von Hefen hemmt.
Zur Ermittlung der TM-Verluste wurden die Ballen nach dem Wickeln und vor dem Öffnen gewogen. Vor dem Verfüttern wurden mit einem Bohraufsatz an verschiedenen Stellen der Ballen Proben gezogen, um den Gehalt an wasserlöslichen Kohlenhydraten, die Gärqualität, den Keimbesatz und die aerobe Stabilität (Labormaßstab) zu untersuchen. Öffnen und Beprobung erfolgten jeweils in den Wintermonaten entsprechend dem Raufutterbedarf auf dem Pferdebetrieb. Jeder Ballen wurde innerhalb von einer Woche aufgebraucht.
Die Ballengewichte zum Start waren 2021 mit durchschnittlich 510 kg höher als 2022 (384 kg), da das Gras weniger stark angewelkt war (57 % TM beziehungsweise 73,9 % TM, Tabelle 1). In Bezug auf das physiologische Alter waren die Gräser 2021 älter, was sich am höheren Rohfaser- und geringeren Protein- und Energiegehalt zeigt. Der epiphytische Besatz mit MSB war in beiden Jahren eher gering (77.000 KBE/g, 1.800 KBE/g), dafür waren die Keimgehalte an Hefen und Schimmelpilzen hoch. Die Gehalte an wasserlöslichen Kohlenhydraten im frischen Gras waren sehr hoch, die Fruktangehalte waren sogar als riskant einzustufen (6,3 % TM, 7,8 % TM).
Durch die Silierung wurden sowohl Zucker als auch Fruktane abgebaut, wobei im feuchteren Erntegut ein stärkerer Abbau zu verzeichnen war (Tabelle 2). Die Stoffumsetzungen hatten einen messbaren Gewichtsverlust der Ballen zur Folge, die TM-Verluste lagen 2021 bei 2,6 bis 4 %. Beim trockeneren Erntegut waren die TM-Verluste geringer (Kontrolle 0,9 %, Behandlung 0,6 %).
Im feuchteren Ausgangsmaterial (2021) bewirkte die Zugabe der MSB über das Siliermittel eine intensivere und gerichtetere Gärung (pH-Wert 4,7) als bei der Kontrolle (pH-Wert 5,4). Während in der Kontrollvariante Fehlgärungen auftraten (Buttersäure- und starke Ethanolbildung), je nachdem welche Mikroorganismen in Aktion traten, konnten diese durch die Behandlung sicher vermieden werden (Abbildung 1). Durch die während der heterofermentativen Milchsäuregärung gebildete Essigsäure wurden die Hefen sowohl in der anaeroben Phase als auch bei der aeroben Lagerung während der Verfütterung wirksam unterdrückt. Die hygienische Qualität war bei beiden Varianten einwandfrei, die Keimgehalte waren wirksam reduziert worden.
Der stärkere Anwelkgrad im Jahr 2022 repräsentiert eher die Praxis auf den hiesigen Pferdebetrieben. Durch die nur noch geringere Wasserverfügbarkeit fanden fast keine Gärprozesse mehr statt, was an der nur geringen Absenkung der pH-Werte (Kontrolle 5,7, Behandlung 5,6) und der geringen Säurebildung zu erkennen ist (Abbildung 2). Die mit dem Siliermittel behandelten Ballen wiesen nur leicht höhere Milch- und Essigsäure sowie geringfügig geringere Ethanolgehalte auf. Buttersäure war in beiden Varianten nicht nachweisbar, wahrscheinlich war es den Clostridien ebenfalls zu trocken.
Allerdings war die hygienische Qualität der Ballen trotz der vorsichtigen Handhabung der Ballen leicht herabgesetzt. Der Inhalt eines Ballens wurde als verdorben eingestuft. Als mögliche Ursache kann angenommen werden, dass die Restatmung nicht stark genug war, sodass sich die CO2-Atmosphäre nicht schnell genug ausgebildet hat. Durch Kondensation von Wasser an der Folieninnenseite stand dort mehr Wasser zum Leben zur Verfügung, sodass sich besonders in den Randschichten Hefen und Schimmelpilze vermehren konnten. Die betroffenen Partien wurden großzügig verworfen, es wurde nur sensorisch einwandfreie Heulage verfüttert.
Die Heulagen wurden in beiden Jahren gern von den Pferden gefressen. Der Pferdehalter war von der sehr guten Futterqualität im Jahr 2021 begeistert und setzt nun weiterhin auf eher feuchte Heulage/Silage und den Einsatz biologischer Siliermittel.
Fazit
Aufgrund der geringeren Staubentwicklung ist Heulage besonders für die Fütterung von stauballergischen Pferden geeignet, eine gute Gärqualität vorausgesetzt. Die durchgeführten Versuche zeigen, dass Mut zu feuchteren Heulagen unter 60 % TM mit einer intensiveren Gärung belohnt wird. Zudem bewirkt der Einsatz geeigneter biologischer Siliermittel die Minimierung des Fehlgärungsrisikos und eine bessere aerobe Stabilität bei der Verfütterung. Bei geringerer Wasserverfügbarkeit ist das Leben der beteiligten Mikroorganismen nur noch eingeschränkt möglich, wodurch trockene Heulage auch zum „Problemkind“ werden kann.
In der Ausschreibungsrunde vom 1. April hat die eingereichte Gebotsmenge für Biomasseanlagen das ausgeschriebene Volumen deutlich übertroffen. Wie die Bundesnetzagentur (BNetzA) am Dienstag bekannt gab, wurden 495 Gebote für insgesamt 532 MW eingereicht; ausgeschrieben waren lediglich 300 MW.
Es sei das erste Mal, dass eine Biomasseausschreibung überzeichnet worden sei, betonte BNetzA-Präsident Klaus Müller und fügte hinzu: „Noch nie wurden in einer Ausschreibungsrunde mehr Gebote eingereicht.“ Insgesamt erhielten 271 Gebote mit 302 MW einen Zuschlag, wobei der durchschnittliche mengengewichtete Zuschlagswert bei 18,92 ct/kWh lag. Im Februar hatte die Bonner Behörde die Gebotshöchstwerte der Ausschreibungen für Biomasseanlagen nach dem Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) für Neuanlagen auf 17,67 ct / kWh und für bestehende Anlagen auf 19,83 ct/kWh angehoben.
Die eingereichten Gebote zielten überwiegend auf eine Anschlussförderung für bestehende Biomasseanlagen ab. Konkret gingen sieben Gebote mit 29 MW für Neuanlagen und 488 Gebote für Bestandsanlagen im Umfang von 503 MW ein.
In dieser Gebotsrunde wurden erstmals Gebote aus der Südregion, die in etwa der Main-Linie entspricht, bei der Hälfte der Zuschlagsmenge bevorzugt. Diese Menge konnte laut BNetzA voll ausgeschöpft werden: 130 Gebote im Umfang von 151 MW wurden demnach in der Südregion und 141 Gebote mit derselben Gesamtleistung außerhalb der Südregion bezuschlagt. Ziel dieser Regelung sei es, mehr gesicherte Leistung im Süden zu installieren, erklärte Müller.
Für Biomethananlagen wurden keine Gebote eingereicht. Es war die dritte Ausschreibung für Biomethananlagen, und das Ausschreibungsvolumen war vorab von der Behörde auf 19 MW reduziert worden, weil erneut eine Unterzeichnung zu erwarten war.
Das Ergebnis ist für den Biogasrat ein Beleg für die verschlechterten gesetzlichen Rahmenbedingungen im Zuge der EEG-Novelle 2022. Der Verband forderte die Bundesregierung daher auf, zügig nachzubessern. So sollten aus seiner Sicht unter anderem die Volllaststunden für den Betrieb von Biomethan-Blockheizkraftwerken von derzeit 10 % auf 50 % angehoben werden. Für Biomasseanlagen findet die nächste Ausschreibungsrunde am 1. Oktober, für Biomethananlagen am 1. September statt.
Die hiesigen Meiereien haben die Erzeugerpreise für Milch weiter reduziert. Für den Auszahlungsmonat April liegt die Preisspanne der Grundpreise im Bereich zwischen 35,0 und 48,0 ct / kg Milch. Das Preismittel ist mit 39,80 ct/kg erstmals seit Oktober 2021 wieder unter die Marke von 40 ct gefallen. Die ausgezahlten Milchgrundpreise liegen im Mittel um rund 3,3 ct niedriger als im März. Damit hat sich der Preissturz der letzten Monate etwas verlangsamt.
Im Großhandelsgeschäft mit Milchprodukten gaben die Notierungen im April weiter nach. Der vom ife-Institut errechnete Börsenmilchwert liegt für April bei 36,3 ct / kg und damit 2,3 ct unter dem Kurs vom März. Die Spotmilchpreise sind noch deutlicher zurückgegangen. In Norddeutschland werden für die zwischen den Meiereien gehandelten Milchmengen nur noch 25,50 ct/kg gezahlt. In Süddeutschland liegt dieser Kurs bei 26,50 ct/ kg. Dies ist das Ergebnis einer mittlerweile wieder ausreichenden Rohstoffversorgung der Meiereien. In der 18. Woche lag die wöchentliche Milchanlieferung 1,9 % über der Vorjahresmenge. Die Meiereien berichten zusätzlich auch von einem bislang stockenden Absatz der Milchprodukte.
Auch in den anderen Regionen Deutschlands zeigen sich rückläufige Milchgeldauszahlungspreise. Die Preisabschläge liegen im Bereich von 0,5 bis 6 ct.
Hoffnung durch steigende Terminkurse
Auch die Terminmarktkurse für Milchprodukte gaben in diesem Jahr spürbar nach. Am EEX-Terminmarkt in Leipzig ist der Kurs für Magermilchpulver in diesem Jahr von 2.641 €/t Anfang Januar auf mittlerweile 2.405 €/t Mitte Mai gefallen. In den letzten Wochen scheint jedoch eine neue Preisbasis erreicht worden zu sein. Magermilchpulver für den August-Termin wird aktuell mit 2.588 €/t bewertet. Die EEX-Butterkurse gaben von 5.090 €/t am Jahresbeginn auf mittlerweile 4.663 €/t nach. Hier sind die Notierungen bereits seit Mitte April kaum noch gefallen. Am Terminmarkt in Leipzig macht auch der Blick auf die kommenden Liefertermine Hoffnung. So steigen die Butterkurse für Juni und Juli auf 4.900 €/t. Für August-Termin werden 5.025 €/t notiert.
Positive Meldungen kommen auch vom niederländischen Spotmilchmarkt. Dort haben die Notierungen am 23. April mit 26 ct/kg einen Jahrestiefstand erreicht, konnten sich jedoch bis zur Vorwoche wieder auf 31 ct / kg erholen.
Die Preisentwicklung auf dem Weltmarkt zeigt noch keine klare Entwicklung. Bei den zehn in diesem Jahr abgehaltenen Auktionen an der neuseeländischen Börse Global Dairy Trade gab das Preismittel für alle gehandelten Milchprodukte sieben Mal nach. Bei den Auktionen im April und Anfang Mai deutete sich eine Trendwende zu stabileren Kursen an. Am 16. Mai gab der Index der Notierungen jedoch wieder um 0,9 % nach.
Rückläufige Milchanlieferung
Für den deutschen Milchmarkt sieht man demnächst den saisonalen Höhepunkt der Milchanlieferung erreicht. Die wöchentlichen Zuwächse der Milchproduktion schwächten sich zuletzt schon ab. Die Nachfrage nach Industrierahm und Milcheiweiß hat sich belebt. Die Preise tendierten fester. Die Nachfrage an den Rohstoffmärkten hat sich belebt, da in den kommenden Wochen mit weniger Milch gerechnet wird. Die wärmere Witterung erhöht die Herstellung von Frischeprodukten. Auch aus einigen EU-Nachbarländern wie Italien wird von einer höheren Nachfrage berichtet. Im hiesigen LEH sorgen Sonderangebotsaktionen, zum Beispiel mit Butter, für eine verstärkte Mengennachfrage. Dennoch wird diese Entwicklung für die kommenden Monate noch keine Trendwende der rückläufigen Milchgeldauszahlungspreise bringen. Der Preisrückgang sollte jedoch zur Jahresmitte zum Stillstand kommen. Zum Herbst sind wieder steigende Kurse nicht ausgeschlossen.
Zum Mühlentag am Pfingstmontag wurden viele historische Mühlen für einen Tag wieder zum Mittelpunkt des Dorfes. Auch der Mühlenverein von Rieseby am Südufer der Schlei organisierte auf dem Gelände für einen Tag ein Stück Dorfleben, wie es in alten Zeiten war.
Da die Mühle auch das Heimatmuseum beherbergt, wurden Teile der Schmiede kurzerhand ins Freie gesetzt, sodass die Besucher dem alten Handwerk zusehen konnten. Die beiden Hobbyschmiede Horst Lemburg und Florian Merten erweckten die Exponate wieder zum Leben. Einer von beiden musste das Schmiedefeuer im Gang halten, noch richtig mit Beinmuskelkraft. Sein Kollege bediente Hammer und Amboss. Die beiden wechselten sich ab.
Mit Konzentration bei der Arbeit: die beiden Hobbyschmiede Horst Lemburg (li.) und Florian Merten.
Nebenan hatte sich Anke Mückenheim mit vier Schafen und einem Spinnrad niedergelassen. Sie arbeitet in der tiergestützten Förderung mit behinderten Menschen im Heilpädagogium Eckernförde und ist ehrenamtlich im Mühlenverein aktiv. Sie saß am Spinnrad um selbst „geerntete“ Wolle zu verspinnen und diese alte Kulturtechnik den Besuchern nahezubringen. Zwischendurch stieg sie in das Gatter, um die Schafe zu scheren. Denjenigen Besuchern, für die das ein ungewohnter Anblick war und die sofort an Tierquälerei dachten, erklärte sie anschließend geduldig die Notwendigkeit des jährlichen Scherens.
Wenn Mama Stefanie Erdmann dabei ist, hat Karl Henri keine Angst.
Stargäste waren zweifelsfrei zwei Ponystuten mit ihren Fohlen. Schließlich gab es noch ein paar Hühner zu bestaunen, denen allerdings so viel Publikum um ihr kleines Gehege herum nicht behagte.
Der Backofen, der erst 2015 mit alten Teilen auf dem Mühlengelände vom Verein in Eigenleistung errichtet wurde, wurde angeheizt. 100 Brote werden hier jedes Jahr zum Mühlentag gebacken. Heiko Ulrich, der hauptberuflich Soldat und nebenberuflich Landwirt ist, war am Pfingstmontag wieder „Bäckermeister vom Dienst“. Das Deutsche Rote Kreuz hatte seinen Basar aufgebaut. Für Essen und Trinken war gesorgt, vom selbst gebackenen Kuchen der Dorfbewohner bis zur traditionellen Erbsensuppe.
Der Mühlentag hatte um 10 Uhr mit einem gut besuchten Open-Air-Gottesdienst begonnen. Danach öffnete das bunte Treiben rund um die Mühle. Auch die Besichtigung des Museums war am Mühlentag möglich. Wer es sich einmal in Ruhe anschauen will, kommt jedoch am besten an einem der Öffnungstage oder bestellt eine Führung. Zu sehen gibt es hier fast alles, was in Rieseby und auf Schwansen einmal in Gebrauch war. Mehr als 3.000 Exponate können die Besucher hier bestaunen. Die engagierten Ehrenamtler vom Mühlenverein können zu fast jedem eine spannende Geschichte erzählen – von Fundstücken aus der Stein- und Eisenzeit über Schmiede-, Stellmacher- und Schuhwerkstätten, eine alte Küche, historische Trachten, Erinnerungsstücke der Flüchtlinge, die 1945 hier ankamen, bis hin zu einem alten Mikroskop und Sammlungen historischer Spinnräder, Schreib- und Rechenmaschinen.
Die Mühle Anna hat eine bewegte Geschichte hinter sich. Wenige Meter von der jetzigen Mühle entfernt stand ihr Vorgängerbau, der 1910 einem Feuer zum Opfer fiel, kurz nachdem der neue Pächter August Mordhorst den Vertrag unterschrieben hatte. Er begann sofort mit der Errichtung einer neuen Mühle. Er konnte die Holländermühle Anna in Westerhever auf der Halbinsel Eiderstedt übernehmen. Da die „alte Anna“ aber ein Erdholländer war, baute er zunächst einen dreigeschossigen Unterbau mit einer Galerie direkt an das Haus des Müllers. Dann ließ er den Erdholländer aus dem Jahr 1786 auf den Sockel heben. Auch Teile der Grünen Mühle aus Borby an der Eckernförder Bucht fanden Verwendung. Bereits 1911 war der Bau fertig. Damit ist die Mühle „Anna“ – oder besser gesagt ihr Unterbau – die jüngste Windmühle in Schleswig-Holstein.
Bis 1978 war die Mühle in Betrieb. Durch einen neuen Besitzer wurden Wohnungen eingebaut und vermietet. Das Innenleben der Mühle ging dabei weitestgehend verloren. Nach dieser „Wohnungsphase“ verfiel die Mühle. Eine private Initiative gründete sich, die die sie retten wollte. Es kam zu einer Arbeitsteilung: Die Gemeinde Rieseby kaufte 1991 die Mühle, der aus der privaten Initiative hervorgegangene Verein für Museums- und Chronikarbeit Rieseby kümmerte sich um die Restaurierung. Ein Förderverein sammelte Spenden, vor allem für das Material.
Die Arbeit wurde und wird bis heute von Mitgliedern des Vereins erledigt. Peter Märten, einer der beiden Vorsitzenden, der einen großen Teil seiner Freizeit in der Mühle verbringt, ist deshalb immer auf der Suche nach neuen Mitgliedern: „Junge Rentner mit handwerklicher Begabung können wir immer brauchen“, sagt er mit einem Augenzwinkern.
Seit einigen Monaten spazieren zwei Mufflons durch den kleinen Ort Kaaks, Kreis Steinburg, unweit von Wacken, ein männliches und ein weibliches Tier. „Sie sind überhaupt nicht scheu, obwohl es Wildschafe sind“, sagt Kaaks‘ Bürgermeister Klaus-Wilhelm Rohwedder. „Sie lassen einen auf sechs oder acht Meter ‘ran, und dann ziehen sie ab, aber ganz gemächlich.“
Die Mufflons von Kaaks sind inzwischen landesweit berühmt, verschiedene Zeitungsreporter und Fernsehsender waren da und suchten die Wildschafe. „Wir haben sie dann auf dem Spielplatz gefunden, da lagen sie und sonnten sich.“
Die meisten Einwohner finden laut Rohwedder die tierischen Besucher „süß“, allenfalls seien Gartenbesitzer nicht begeistert, wenn sie Blätter und Blumen abfräßen – die Wildschafe können gut über Zäune springen, „locker über 1,5 Meter“. Autofahrer müssten anhalten, wenn sie über die Straße trotten, seien aber meist amüsiert.
Woher die Schafe kommen, konnte noch nicht eruiert werden. Eine Zucht existiere in Schleswig-Holstein nicht, erklärt der Landesverband der Schaf- und Ziegenzüchter. Laut Landesjagdverband laufen drei kleine Herden in Schleswig-Holstein frei. „In Wacken gab es mal ein Wildgehege, das schließen musste, aber ob sie von dort stammen, ist nicht sicher“, sagt Rohwedder. Der Schafbock habe zwar eine Ohrmarke, „aber ohne Nummern“.
Um die Kaakser Mufflons einer der Herden einzugliedern, hätten Jäger versucht, sie einzufangen – vergeblich. „Dann sind sie nämlich doch wieder schnell.“