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Holunderblüten genießen

Der Schwarze Holunder (Sambucus nigra) blüht im Frühsommer zwischen Mai und Juli. Seine gelblichweißen Blüten verströmen einen angenehm süßlichen Duft. Sie erfreuen nicht nur Augen und Nase, sondern auch den Gaumen, da sie essbar sind. Aber was lässt sich Köstliches aus ihnen zubereiten?

An heißen Sommertagen sorgt Holunderblütensirup mit Mineralwasser gemischt für eine leckere Abkühlung. 

Ein Klassiker ist Holunderblütensirup. Er ist mit wenigen Zutaten – meist Zitrone, Zitronensäure und Zucker – einfach selbst gekocht. Verdünnt mit Wasser ist er an heißen Sommertagen eine beliebte Erfrischung. Der Sirup eignet sich auch gut, um Desserts und andere Getränke zu verfeinern. Das feine Aroma der Holunderblüten kann gut in Gelee oder Eis konserviert werden und harmoniert dabei perfekt mit dem Geschmack von Erdbeeren. Die Blüten lassen sich sogar im Ganzen verspeisen – als gebackene Holunderblüten, auch als „Hollerküchle“ bekannt. Für diesen leckeren Nachtisch werden die Blütendolden in Teig getaucht und in heißem Öl goldgelb und knusprig ausgebacken.

Auch gebacken sind Holunderblüten eine Köstlichkeit.

Seit jeher wird der Schwarze Holunder als Heilpflanze genutzt: Tee aus Holunderblüten hilft zum Beispiel bei Erkältungen, da er eine schweißtreibende Wirkung hat. Zum Trocknen legt man die Blüten auf einem Tuch an einem luftigen Ort ohne Sonneneinstrahlung aus. Wenn sie in der Hand beim Reiben rascheln und zerbröseln, sind sie ausreichend getrocknet. Bei Bedarf zwei bis drei Teelöffel der getrockneten Blüten mit dem Teesieb in eine Tasse geben, mit kochendem Wasser aufgießen und 10 min ziehen lassen. Die Hollerblüten kann man nicht kaufen, sondern nur selbst sammeln. Holunder wächst meist als Strauch, kommt aber auch als kleiner Baum vor. Hierzulande ist er in Wäldern, Hecken und Gärten anzutreffen. Bei der Ernte gibt es ein paar Dinge zu beachten: Die Blüten sollten vollständig geöffnet sein und nicht gewaschen werden, nur so können sie ihr volles Aroma behalten. Damit sie nicht mit Schadstoffen belastet sind, am besten abseits stark befahrener Straßen pflücken. Der optimale Sammelzeitpunkt ist übrigens vormittags oder mittags, nachdem der Tau getrocknet ist und die Sonne scheint. Durch sanftes Schütteln können Käfer und andere Insekten entfernt werden.

Achtung: Der Schwarze Holunder hat giftige Doppelgänger. Daher ist es wichtig, ihn richtig zu erkennen. Die tellerförmige Wuchsform seiner Blüte ist gut von der traubenförmigen Blüte des giftigen Traubenholunders zu unterscheiden. Außerdem besitzt der Schwarze Holunder gelbe Staubbeutel, die des giftigen Zwergholunders sind rot bis rosa.

Julia Seeher, bzfe.de

Rezepte mit Holunderblüten

Holunderblütensirup

Zutaten für zwei bis drei Flaschen:

20 bis 30 Blüten (Blütenrispen vom Schwarzen Holunder)

500 g Biozitronen (mit Limetten wird es noch frischer, alternativ geht auch Bioorange)

1,5 l Wasser

2 kg Zucker

30 g Zitronensäure

Zubereitung: Jede Rispe vorsichtig ausschütteln, um etwaige Insekten aus den Blüten zu entfernen. Wichtig: Die Blüten nicht waschen oder mit Wasser abbrausen. Dadurch würden die Pollen ausgewaschen, die wichtige Geschmacksträger sind. Die dicken Stängel an den Rispen abtrennen und die Blüten in einen Topf geben. Die Zitronen waschen, in dünne Scheiben schneiden und zu den Blüten geben. Das Wasser in einem zweiten Topf zusammen mit dem Zucker und der Zitronensäure aufkochen. Den Zucker unter ständigem Rühren komplett auflösen. Anschließend das Zuckerwasser wieder abkühlen lassen. Den abgekühlten Zuckersirup über die Blüten und Zitronenscheiben gießen und vorsichtig einmal umrühren. Den Topf verschließen und den Sirupansatz vier Tage im Kühlschrank ziehen lassen. Nach vier Tagen den Ansatz durch ein feines Sieb passieren, einmal kurz aufkochen und dann in die zuvor abgekochten Flaschen abfüllen.

Holunderblüten-Küchlein

Zutaten für vier Personen:

2 Eier

125 ml Milch

100 ml Weißwein (alternativ Apfelsaft)

125 g Mehl

1 EL Zucker

1/2 Päckchen Vanillezucker

16 Holunderblütendolden mit Stiel

1 Prise Salz

Frittieröl

Puderzucker

Zubereitung: Eier trennen. Eigelbe mit Milch, Wein, Mehl, Zucker und Vanillezucker zu einem glatten Teig verrühren. Teig kühl stellen und zirka 20 min ruhen lassen. Holunderblüten ausschütteln, in einer Schüssel mit kaltem Wasser schwenken und auf Küchenpapier gut abtropfen lassen. Eiweiße mit einer Prise Salz steif schlagen und mit dem Schneebesen unter den Teig heben. Öl in einer tiefen Pfanne auf zirka 190 °C erhitzen. Wichtig: Der Boden der Pfanne sollte 2 bis 3 cm hoch mit Öl bedeckt sein. Dolde für Dolde durch den Teig ziehen, mit den Blüten nach unten in die Pfanne setzen und nacheinander goldbraun ausbacken. Auf einem Küchenpapier kurz abtropfen lassen, rundum mit Puderzucker bestäuben und sofort servieren. 

Wortduelle auf Hoch- und Plattdeutsch

Das war ein poetischer Schlagabtausch der besonderen Art in der Kulturwerkstatt Kühlhaus in Flensburg: Beim Poetry-Slam Hochdeutsch versus Plattdeutsch traten mit Mona Harry, Jann Wattjes und Shafia Khawaja drei hochdeutsche Teilnehmer gegen die plattdeutschen Vertreter Carina Dawert, Jan Graf und Sven Kamin an. Das Publikum entschied, welche der vorgetragenen Texte ihm besser gefielen.

„Poetry-Slam ist Vielfalt und kein Genre“, führte Moderator Björn Högsdal, selbst Poetry-Slammer, in den Dichterwettstreit ein. Wie vielfältig dies sein kann, bewiesen die sechs Vortragenden, deren Beiträge von traurig über lustig bis nachdenklich alles an Emotionen und Wortspielereien enthielten und damit für beste Unterhaltung im ausverkauften Kühlhaus sorgten. Dabei durften sie weder singen noch Requisiten oder Kostüme nutzen. Lediglich ihre gereimten, gedichteten, getexteten Worte auf Papier oder auf einem Tablet waren erlaubt. Was den Wedeler Poeten Sven Kamin nicht davon abhielt, den Tontechniker vom NDR in den Wahnsinn zu treiben, indem er mitunter auch mal die Bühne und somit das Mikrofon verließ oder eben stimmgewaltig und lautstark den Tonpegel überstieg.

Sven Kamin gewann das Finale bei Plattdeutsch versus Hochdeutsch in Flensburg, Kulturwerkstatt Kühlhaus.

Und auch für die Zuschauer, von denen ein Großteil noch nie bei einem Poetry-Slam gewesen war, galten Regeln: „Respect the Poet. Es gibt keine Buhrufe. Und: Applaus ist das Brot für die Künstler, also machen Sie davon reichlich Gebrauch“, erklärte Högsdal. Und so sorgten die Wortduellanten mit Geschichten über ihre Oma, über Roboter, Polaroidaufnahmen und Erlebnisse eines Fremden im niedersächsischen Dorf Großenkneten, mit Reisen in Sagen- oder Süßigkeitenwelten, Geschichten über Ausländerfeindlichkeit oder rosa Rasierklingenwerbung oder den Verlust von geliebten Menschen abwechselnd für Lachtränen, ernste Töne und Nachdenklichkeit. In der Teamwertung gewann Hochdeutsch, im Einzelfinale siegte Sven Kamin auf Plattdeutsch.

Wann ist eine Mutter eine Rabenmutter?

Bin ich eine Rabenmutter? Um diese Frage drehte sich der Theaterabend über Dithmarscher Mutterbilder in der Aula des Gymnasiums Brunsbüttel vor zwei Wochen. Sechs Dithmarscher Mütter stellten sich in zum Teil sehr persönlichen Geschichten dieser Frage, in Dialogen, Monologen, Auseinandersetzungen, ergänzt um Sound- und Lichteffekte, Videoprojektionen, tanzende Raben. Eine atmosphärisch dichte, thematisch intensive und auf das Wesentliche reduzierte Vorstellung, die auch nach dem Ende noch lange nachwirkte.

Marion Hase, Susanne Dutz, Imme Helmers, Neele Herrmann und Jutta Michalczyk (v. li.) in „Rabenmütter“
Fotos: Iris Jaeger

Wann ist eine Mutter eine Rabenmutter? Wenn sie mal nicht so funktioniert, wie man es von ihr erwartet? Wenn sie sich einmal eine Auszeit nimmt und es sich gut gehen lässt? Wenn das Kind ausnahmsweise einmal mit dem Fahrrad zur Schule fahren muss und nicht mit dem Auto gebracht wird? Fragen über Fragen, die sich Mütter über alle Altersgruppen hinweg stellen oder gestellt haben.

Aber auch Frauen, die keine Kinder haben, sowie Väter finden sich in den Geschichten wieder, die Susanne Dutz, Marion Hase, Imme Helmers, Neele Herrmann, Julia Lienhart und Jutta Michalczyk über ihr Mutterdasein erzählen. Mütter müssen Vorbild sein, rund um die Uhr für das Wohlergehen der Kinder und der Familie sorgen, den Haushalt machen, meist neben der Arbeit, oft ihre eigenen Bedürfnisse zurückstellen, allen Anforderungen gerecht werden und den Spagat zwischen Beruf, Erziehung und Ehe hinbekommen.

Viele Mütter sind geprägt durch ihre eigenen Mütter. Und kann man überhaupt allen und jedem gerecht werden in seiner Mutterrolle? Ganz sicher nicht, und das brachten die Frauen eindringlich, mit wenig Requisiten auf die Bühne – mal lustig, mal ernst, mal nachdenklich, mitunter sehr persönlich und intim, aber auch traurig und immer ehrlich. Sei es mit Erzählungen aus der Vergangenheit, der Gegenwart oder mit Gedanken, was noch kommen mag, über das Altwerden und Sterben, über das Ansehen in Sozialen Medien oder das Funktionierenmüssen, über das Muttersein, wenn die Kinder ausgezogen sind und ihr eigenes Leben leben und man scheinbar überflüssig wird, aber auch über das permanent schlechte Gewissen, der Mutterrolle und den Ansprüchen der Gesellschaft nicht gerecht zu werden. Und doch sich die Freiheit zu nehmen, eigene Lebensentwürfe zu kreieren, unperfekt und eigenständig zu sein.

Dithmarscher Mutterbilder

Das war kein Theater, bei dem man hinausgeht und sagt: „Das war schön“, und damit abschließt, sondern auch lange nach Ende noch über die eine oder andere Szene nachgedacht hat, weil man sich darin wiedergefunden, es genauso selbst erlebt oder gefühlt hat. „Das ist auch so gewollt“, bestätigt Malte Andritter von Prinzip Rauschen, einem Kollektiv freischaffender Künstler, das dieses Stück mit den Dithmarscher Frauen umgesetzt hat.

Die Idee entstand im Nachgang zu einem Theaterprojekt in einer leer stehenden Villa in Brunsbüttel 2020, bei dem einige der Frauen bereits mitwirkten. Dabei sei es in den vor Ort gesammelten Geschichten auch ums Elternsein und Elternhaben gegangen. Daraus entwickelte sich das Stück „Rabenmütter“, zu dem die Frauen ihre Texte selbst geschrieben und die Aufführung entwickelt haben. „Wir haben sie dabei begleitet, mit Regie, Licht und Sound“, so Andritter, dem es darüber hinaus wichtig war, mehrere künstlerische Ausdrucksformen in einem Stück zu vereinen – Theater, Tanz, Videoprojektionen, ­Soundeffekte und das Livemalen eines Bildes durch Julia Lienhart.

Susanne Dutz mit Kinderdarstellerin Amélie Lienhart und „Raben“ der Showtanzgruppe Bellyqueens

Als Künstlerkollektiv und Ensemble führt „Prinzip Rauschen“ mit Malte Andritter, Hans Peters und Nico Franke zum einen Theaterprojekte im ländlichen Raum durch, in denen die drei selber spielen und darstellen, aber auch Civil-Artists-Porjekte, bei denen Bürgerinnen und Bürger am kreativen Prozess mit beteiligt werden. „Uns ist es wichtig, zeitgenössisches Theater in den ländlichen Raum zu bringen und Theater mit den Menschen, die hier wohnen, zu machen. Wir sind keine Gruppe, die einfach so daherkommt und etwas zeigt, sondern sich mit den Menschen vor Ort und deren Geschichten auseinandersetzt“, erklärt Andritter. Der Name des Ensembles sei auch das Prinzip, nach dem man arbeite: „Wenn man alle Menschenstimmen auf einmal hören würde, entstünde ein Rauschen. Wir ziehen bestimmte Stimmen von bestimmten Personen heraus und geben denen eine Plattform, sie zu präsentieren. Das ist unser Prinzip, daher der Name ‚Prinzip Rauschen‘.“ Für September ist das nächste Projekt geplant. In „Kronprinzen“ erhalten junge Landwirte eine Stimme. Informationen dazu und zum Ensemble unter ­prinzip-rauschen.de

Malte Andritter, Theatermacher, Regisseur, Ensemble Prinzip Rauschen
Foto: Daniel Kastner

Start für Frühkartoffeln

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Erste Speisefrühkartoffeln aus Deutschland sind am Markt verfügbar. Die Frühkartoffeln aus der Region kommen aus dem Lauenburgischen und rund um Neumünster. Bisher sind es wenige Mengen. Diese Knollen werden zum großen Teil direkt ab Hof sowie über Wochenmärkte verkauft. Sie sind derzeit noch losschalig. Aus anderen Regionen Deutschlands sind zum Teil auch festschalige frühe Kartoffeln verfügbar, doch die meisten Knollen weisen aktuell noch keine feste Schale auf. Insgesamt sind die Mengen noch klein und es gibt bisher keine offiziellen Notierungen von Erzeugergemeinschaften. Aus der Pfalz werden Preise von 85 bis 87 €/dt franko Abpackstation als lose Ware genannt. Im LEH liegt der Preis mit 2,99 €/kg für den Konsumenten deutlich über dem der Importware. Als Aktionsware sind im 4-kg-Sack ägyptische Frühkartoffeln für 5,99 € oder 1,5 kg für 2,49 € im LEH verfügbar. Das sind umgerechnet 1,50 beziehungsweise 1,66 €/kg, sprich Importkartoffeln sind etwa halb so teuer und damit für den Konsumenten, der auf seine Ausgaben achtet, interessanter. Nur vereinzelt sind es auch einmal deutsche Frühkartoffeln, die in einer Werbeaktion zu gleichen Konditionen angeboten werden.

2022 lag die gesamte Kartoffelerntemenge in Schleswig-Holstein bei 275.200 t (fünfjähriger Schnitt: 244.000 t). ­Zugrunde lagen ein Ertrag von 427 dt/ha (fünfjähriger Schnitt: 410 dt/ha) und eine Anbaufläche von rund 6.400 ha (fünfjähriger Schnitt: 6.000 ha). Zum Jahreswechsel wurde laut Statistischem Bundesamt knapp die Hälfte der in hierzulande geernteten Mengen noch als Vorrat eingelagert. Bundesweit lag 2022 die Anbaufläche bei 266.400 ha mit einem durchschnittlichen Ertrag von 401 dt/ ha. Daraus ergab sich eine Erntemenge von bundesweit rund 10,7 Mio. t. Die Vorräte zum Jahreswechsel wurden innerhalb Deutschlands jedoch auf nur 37,7 % geschätzt.

Versorgungslücke könnte geschlossen werden

Der hiesige Kartoffelmarkt ist derzeit überwiegend von alterntigen Kartoffeln und Importfrühkartoffeln geprägt. Die Importe stammen vermehrt aus dem Mittelmeerraum. Bis ausreichend deutsche Kartoffeln aus diesem Jahr zur Verfügung stehen, wird es noch dauern. Währenddessen werden die Ernte 2022 und die Importe sehr wahrscheinlich nicht mehr ausreichen. Zum 1. Mai wurden hauptsächlich einstellige Prozentzahlen als Lagerendbestände der Kartoffelernte 2022 von den einzelnen westlichen und südlichen Bundesländern gemeldet. Es wird aktuell von einer extrem knappen Versorgungslage auch seitens der Importländer berichtet. Spaniens Knollen sind so gut wie aus dem Programm und damit früher als in anderen Jahren geräumt. Instabiles Wetter und damit Ernteunterbrechungen, aber auch Frostschäden sind der Grund. Zudem sind die Ernteerträge aufgrund kleiner Knollen kleiner als sonst. Auch für israelische Ware mit Ausnahme von Übergrößen wird der Export diese Woche eingestellt. Zumeist sind die Geschäfte in Westeuropa abgewickelt, in den Häfen sind die Vorräte aufgebraucht.

Abpacker versuchen, einer Versorgungslücke entgegenzuwirken. Es finden trotz einer ruhigen Nachfrage im LEH Zukäufe statt. Die Kühlräume sollen gefüllt werden. Das Preisniveau wird dem Vernehmen nach dabei in die Höhe getrieben, auch für Importware.

Leicht ausgedehnte Anbaufläche

Hierzulande haben einige Bestände unter Folie Probleme mit Kraut- und Knollenfäule. Dies ist aufgrund der trockenen, nicht zu warmen Witterung aktuell nicht besorgniserregend. Aufgrund der Trockenheit wird auch die Vermarktung losschaliger Ware als weniger risikobehaftet eingeschätzt. In manchen Regionen werden Bestände bereits beregnet, um der Trockenheit entgegenzuwirken. Eine erstaunliche Entwicklung, bedenkt man, dass vor Kurzem die Auspflanzungen nicht so schnell stattfinden konnten aufgrund der schlechten Befahrbarkeit der Schläge wegen lang anhaltenden Regens. Im April schätzten die Ernte- und Betriebsberichterstatter die diesjährige bundesweite Anbaufläche um 0,2 % leicht über dem Vorjahr auf 267.000 ha. Eine spannende Kartoffelsaison liegt vor den Erzeugern, Abpackern und Konsumenten.

Verkorkste Agrarreform schlägt aufs Gemüt

Die Sorge um die Wettbewerbsfähigkeit der hiesigen Landwirtschaft bestimmte die Fachgespräche beim Kreisbauerntag Herzogtum Lauenburg, der am Dienstag (6. Juni) auf dem Betrieb von Familie Heidebrecht in Roseburg stattfand. In der Kritik stand vor allem die überbordende Bürokratie.

„Der Gesetzgeber grenzt unseren unternehmerischen Handlungsspielraum ein“, monierte Johannes Henner Langhans, Vorsitzender des Kreisbauernverbandes (KBV) Herzogtum Lauenburg. Er verbringe mittlerweile fast mehr Zeit mit der Dokumentation als mit der eigentlichen Hofarbeit. Durch die Angst, etwas falsch zu machen, entstehe ein psychischer Druck, der belaste. Er unterstrich: „Wir befinden uns in einer Selbstbeschäftigungsbürokratie.“

Mit immer höheren Auflagen drohten Verlagerungseffekte. Langhans schilderte: „Wir können nicht zu Inlandsauflagen produzieren, aber zu Weltmarktpreisen verkaufen.“ Man verschiebe die Probleme aber nur in andere Länder. Von der bisherigen Arbeit des Bundeslandwirtschaftsministers Cem Özdemir (Grüne) zeigte sich der KBV-Vorsitzende enttäuscht. „Seine Hinhaltepolitik hat dazu geführt, dass wir viele Tiere verloren haben und damit auch Wertschöpfung“, so Langhans.

Erfreulich sei hingegen die Bildungsoffensive des Kieler Landwirtschaftsministeriums, die wichtig sei, um wieder mehr Wissen über die Land- und Ernährungswirtschaft in die Schulklassen zu tragen. Landwirte könnten jedoch nur Angebote machen, die müssten von den Schulen auch in Anspruch genommen werden.

Bildungsangebote machen

Schleswig-Holsteins Landwirtschaftsminister Werner Schwarz (CDU) hob die Bedeutung des Akteurs-Netzwerks für das Gelingen der Bildungsoffensive hervor. Er rief jeden interessierten Betriebsleiter dazu auf, sich im Netzwerk zu engagieren. „Verbraucherinnen und Verbraucher haben vielfach nur ein unscharfes Bild davon, wie Landwirtschaft funktioniert und Lebensmittel produziert werden“, erläuterte Schwarz. Ihm gehe es darum, im Rahmen der Offensive ausreichendes Wissen für ein eigenverantwortliches, reflektiertes Handeln zu vermitteln.

Schwarz ist bewusst, dass die Einführung neuer digitaler Meldesysteme Betriebe und Behörden vor enorme Herausforderungen stellt. Um nachweislich gewässerschonend wirtschaftende Betriebe in Roten Gebieten zu entlasten, brauche es jedoch qualitativ hochwertige Daten, die durch die Düngedokumentation auf der Plattform Endo-SH nun gesammelt werden könnten. „Natürlich sind auch technische Fehler aufgetreten. Die bringt ein so aufwendiges digitales Instrument mit sich“, räumte Schwarz ein.

Er stimmte zu, dass eine Vereinfachung der Gemeinsamen EU-Agrarpolitik (GAP) dringend notwendig sei. „Wir müssen alle versuchen, das Beste aus dieser verkorksten Förderperiode zu machen“, erklärte Schwarz. Es gelte, sich jetzt schon Gedanken zu machen, wie die GAP ab 2028 aussehen könne. Unverzichtbar sei bei zukünftigen Maßnahmen die betriebswirtschaftliche Attraktivität. Der Minister untermauerte: „Es müssen echte Anreizkomponenten möglich sein.“ Sein Haus werde in Zusammenarbeit mit dem Umweltministerium eine GAP-Projektgruppe gründen, um Vorschläge zu erarbeiten und diese in eine Bund-Länder-Arbeitsgruppe zur GAP einzubringen.

Produktion halten

Auch Klaus-Peter Lucht, Präsident des Bauernverbandes Schleswig-Holstein (BVSH), forderte die Landesregierung auf, Bürokratie abzubauen. Viele fühlten sich momentan überfordert. Landwirte hätten es durch Innovationen zwar immer geschafft, wettbewerbsfähig zu bleiben. Die aktuelle Auflagenflut mache die Wettbewerbsfähigkeit aber zunichte. Es dürfe nicht dazu führen, dass anderswo zu schlechteren Bedingungen produziert werde. „Für mich ist das Verbrauchertäuschung“, stellte Lucht klar. 

Klaus-Peter Lucht (li.) und Johannes Henner Langhans (r.) zeichneten den ehemaligen KBV-Vorsitzenden Hans-Peter Grell (Mitte) mit der Silbernen Ehrennadel mit Eichenblatt des BVSH aus. Neben Grell erhielten 19 weitere Persönlichkeiten die Silberne Ehrennadel für ihr Engagement im BVSH. 
Alle Geehrten auf einen Blick (darunter): Günter Ahrens, Hans-Peter Arndt, Hans-Heinrich Awe, Martin Berling, Stefan Brüggemann, Peter-Henning Buhk, Holger Burmester, Tilmann Hack, Dirk Hadenfeldt, Dietrich Hamester, Johannes Hamester, Adolf Heins, Jürgen Kruse, Manfred Pemöller, Rainer Stapelfeldt, Bernhard Tögel, Johannes Weißleder, Hans-Peter Witten und Bernd Wulf

Zitate

Lina Machnik, Sprecherin des KBV-Arbeitskreises Junger Landwirte:
„Wie sollen wir junge Menschen überzeugen, diesen 24/7-Job zu machen, wenn andere schon mit einer Viertagewoche ein sehr attraktives Gehalt bekommen? Liebe Politiker, redet mit uns, damit die Landwirtschaft zukunfts- und wettbewerbsfähig bleibt!“

Klaus Wegner, stellvertretender KBV-Vorsitzender:
„Die Probleme in der Gesellschaft lassen sich nur gemeinsam mit der Landwirtschaft lösen. Ich bin daher fest überzeugt, dass es auch in Zukunft eine Landwirtschaft geben wird.“

Lina Machnik
Klaus Wegner
Weitere Eindrücke vom Kreisbauerntag
Musikzug der Freiwilligen Feuerwehr Tramm
Volle Scheune
Dank an Familie Heidebrecht


Schnitzereien mit der Motorsäge

Manchmal inspirieren Weihnachtsmärkte Besucherinnen und Besucher zu ganz neuen Aktivitäten. Ein Beispiel dafür ist Jörg Hasenöhrl: Auf einem solchen Markt irgendwann vor 16 Jahren entdeckte der Kellinghusener einen Standbetreiber, der mit der Motorsäge aus Holzblöcken Tiere schuf. „Als ich das sah, dachte ich, das kann ich auch“, erzählt Jörg Hasenöhrl. 20 Stunden „schnitzte“ er damals mit einer Kettensäge an einer ersten Eulenfigur – heute braucht er in seiner Werkstatt in Föhrden-Barl nur noch zwei Stunden.

Den Umgang mit der Kettensäge hat Jörg Hasenöhrl schon vor vielen Jahren gelernt. Der Industriemechaniker, der in einer Maschinenbaufirma in Neuendorf arbeitet, sägte mit dem Gerät sein Feuerholz für den Winter zurecht. Dass mit der Motorsäge auch Kunstwerke geschaffen werden können, war für ihn eine Neuentdeckung. „Ich habe dann einfach mal angefangen. Anfangs schnitzte ich mit einem Bild als Vorlage, aber besser ging es mit einem Modell“, erinnert sich der 51-Jährige. Fast immer arbeitet Jörg Hasenöhrl die Kunstwerke aus einem Stück Holz heraus. Dabei guckt er, was von dem Block zuerst weggeschnitten werden kann, und orientiert sich dabei auch immer an der Maserung. „Das ist einfach faszinierend, man kann fast jede Figur schnitzen“, erklärt der Hobbykünstler, der auch schon an Wettbewerben teilgenommen hat. Im sogenannten Speed-Carving, dem Kettensägen-Schnitzen auf Zeit, belegte er bei den Deutschen Meisterschaften vor zehn Jahren einen beachtlichen vierten Platz – von 15 Teilnehmern.

Mit der großen Kettensäge schneidet Volker Tonder ein Stück vom Eichenstamm ab für einen zukünftigen Hundetrog.

Für seine aktuellen Schnitzarbeiten nutzt Hasenöhrl eine beeindruckende Auswahl verschiedenster Kettensägen. Die Gerätesammlung hat er aber nicht allein aufgebaut: Seit zehn Jahren werkelt er mit Volker Tonder zusammen. Der gelernte Forstwirt hatte Hasenöhrl als Kunden kennengelernt – und schnitzt selbst ebenfalls seit vielen Jahren mit der Kettensäge. Als Volker Tonder an Parkinson erkrankte, musste er seinen Forstwirtsberuf an den Nagel hängen. Zur Kettensäge greift der 54-jährige Mönkloher trotzdem weiterhin, um aus Baumstämmen vor allem massive Sitzbänke zu gestalten. „Ich habe 25 Jahre im Wald gearbeitet, da konnte ich die Motorsäge nicht einfach wegstellen“, erklärt Tonder.Sein Bruder Henry Tonder, dem der Bauernhof in Föhrden-Barl gehört, überließ dem Kettensägen-Duo die Werkstatträume – auch aus Begeisterung für das Geburtstagsgeschenk in Form von geschnitzten Wildschweinen, die aus dem Bau rennen. Jörg Hasenöhrl und Volker Tonder durften auch den ehemaligen Melkstand nutzen – und bauten daraus während der Corona-Krise einen Ausstellungsraum für ihre Kunstwerke. Die Wände wurden mit Hochdruckreinigern gesäubert, der Fußboden begradigt und alles neu gestrichen.

In dem grundsanierten Häuschen direkt am Stellauer Weg dürften Besucherinnen und Besucher aus dem Staunen nicht mehr herauskommen. Ein dunkelbraun gemaserter Delfin prangt dort neben einem Adler mit filigran gearbeitetem Schnabel, dahinter richtet sich ein Bär zur vollen Größe auf. Vor allem mit Eichenholz arbeiten die Holzkünstler, es halte lange und sei nicht so weich wie zum Beispiel Fichte, erklärt Hasenöhrl. Die fertig geschnitzten Arbeiten werden nach Bedarf oder Absprache mit Öl oder Lasur behandelt, teilweise greift er auch zur Flex mit Bandschleifaufsätzen.

Im ehemaligen Melkstand zeigen Jörg Hasenöhrl (li.) und Volker Tonder ihre geschnitzten Kunstwerke aus Massivholz.

Oftmals halten am früheren Melkstand Radtouristen an. Hasenöhrl kann dank einer pfiffigen Spiegelkonstruktion von seiner abseits der Straße gelegenen Werkstatt den Besuch sehen – und rollt dann mit dem komplett eingestaubten Hoffahrrad zu den potenziellen Kunden. „Für die paar Meter reicht das völlig aus“, erklärt Hasenöhrl und grinst. Aufträge erhält der Kellinghusener mittlerweile aus dem gesamten norddeutschen Raum. Vieles läuft über Mundpropaganda, manchmal wird er auch bei Schausäge-Veranstaltungen angesprochen, die von Landmaschinenhändlern organisiert werden. Anfragen kommen aber auch über seine Internetseite (www.der-motorsaegenschnit​zer.de), vertreten ist er inzwischen aber auch in Sozialen Netzwerken wie Instagram und Facebook.

Die Bandbreite des Motorsägenkünstlers ist enorm: Neben Tierfiguren wie Graureiher oder den äußerst beliebten Eulen modellierte Jörg Hasenöhrl auch schon mal einen „Bulli“. Für den Mönchsweg in Kellinghusen gestaltete er zudem einen Mönch – wie fast alle seine Werke aus einem Stück Baum gearbeitet. Ein Körperteil sei für ihn besonders schwierig zu gestalten, räumt er ein. „Gesichter mit den Augen, der Nase und dem gesamten Ausdruck sind sehr schwer, das ist echt eine Herausforderung.“

Lieblingswerke gibt es auch: Neben ganz neuen, noch nie geschnitzten Motiven mag Hasenöhrl die Arbeit an Säulen, die rundherum mit verschiedenen Motiven in Reliefform bestückt sind – von Tierfiguren bis hin zu nordischen Göttern. Zudem würde er gern mit seinem Mitstreiter Volker Tonder ein Philosophenhäuschen aus Holz gestalten – also eine Sitzbank mit einem Dach darüber, aber komplett ohne Ecken und Kanten. Ein Zuhause hat der Motorsägenkünstler übrigens trotzdem noch: „Am Sonntag bin ich immer bei meiner Familie.“ Jörg Hasenöhrl ist fast an jedem Wochenende freitags von 14 bis 16 Uhr und sonnabends von 11 bis 16 Uhr in der Werkstatt auf dem Hof Tonder am Stellauer Weg 12 in Föhrden-Barl anzutreffen. Weitere Informationen gibt er zudem unter Tel.: 0170-8 62 85 01 oder per E-Mail an jhasenoehrl@t-online.de

Tiere und Kinder sollen Zuversicht vermitteln

Tiere, Kinder und mythologische Figuren beherrschen die diesjährige NordArt in der Carlshütte in Büdelsdorf. Natürlich nicht natürlich, sondern verfremdet. Wie soll es bei Kunst auch anders sein!

Ein Lächeln kann man ihnen abnehmen, den stelzenlaufenden Kindern, aber auch ein bisschen scheues Misstrauen. Wie sieht es da unten aus? Kann man der Erde trauen, ist sie sicher genug? „Kinder sind wie Götter, die die Welt betrachten, und zugleich brauchen sie Schutz“, sagt die türkische Künstlerin Ayla Taran. Ein anderer ihrer Kinderköpfe blickt denn auch neugierig aus einer Transportkiste mit der Aufschrift „fragile“ – zerbrechlich.

„Stelzenlaufende Kinder“ von Ayla Turan aus der Türkei, hier mit dem Kurator des türkischen Pavillons, Kemal Tufan. Im Hintergrund ein „Streunender Hund“ ohne Körper von Erdil Yașaroğlu
Porträt in der Remise der NordArt: Ivan Milenkovic, Serbien: „Laptop light 10“

Die Türkei ist Landesschwerpunkt der diesjährigen NordArt in der Carlshütte in Büdelsdorf. Kemal Tufan, der Kurator des türkischen Pavillons, hat „Werke ausgewählt, die Zuversicht ausstrahlen für die nächsten Generationen, fröhliche Werke“. Und das bei einem Land, das so gebeutelt ist von Brüchen und Umbrüchen? „Wir leben in der Türkei seit jeher mit Kontrast und Widerspruch – zwischen Ost und West, zwischen Religion und Moderne“, sagt Tufan, „dadurch schöpfen wir Künstler aus reichhaltigen Ressourcen.“ Sein eigenes Werk, das er ausstellt, drückt dies plastisch aus: zwei Hammerhaie in Lebensgröße, naturalistisch echt gestaltet („Ich bin auf Galapagos getaucht, das brachte mir die Idee.“) – aber mit einem Fellkleid. Gewollter Widerspruch.

Tatsächlich sind die Werke dieser NordArt in der Mehrzahl nicht so düster und weniger abstrakt als in den Vorjahren. In der Remise auf dem Freigelände ist eine Anzahl eindrucksvoller Mädchenporträts zu sehen. Hingegen gequälte, zerrissene Gestalten, wie sie sonst oft für die NordArt typisch waren, treten in den Hintergrund, wenn sie auch nicht ganz von der Bildfläche verschwinden.

„Klavierfisch“ aus echten Instrumententeilen von Dejo Denzer, Deutschland

Manchmal regen die Objekte sogar zu einem Schmunzeln an. So hat der Deutsche Dejo Danzer zwei Klavierfische und einen Cellofisch aus echten Instrumententeilen gebaut. Liu Ruowang aus China, langjähriger Star der NordArt und deren Preisträger 2022, hat acht „Dodos“ ausgestellt: sieben kleine und einen Riesenvogel, alle in verschiedener Haltung, putzig wie in einem Streichelzoo, wenn sie nicht aus Edelstahl wären. Die Fröhlichkeit wird getrübt, wenn man weiß: Die von Mauritius stammende Vogelart ist, vermutlich im 17. Jahrhundert, ausgestorben, unwiederbringlich verloren im Artensterben.

Ein Riesen-Dodo von Liu Ruowang, China, dahinter der siebenfache schwebende Kubus von Lubo Mikle aus der Slowakei

Vom einen Adrenalinschub in den anderen

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Resilienz nennt man die Widerstandskraft gegen Belastungen, Krisen und Schicksalsschläge. Unterstützen kann dabei eine Beschäftigung abseits vom Beruf, die Freude bereitet, den Kopf frei macht und Kraft schöpfen lässt. Das Bauernblatt hat Landwirte mit ungewöhnlichen Hobbys befragt. Heute: Kai-Dieter Kölle aus Rosenhof, Gemeinde Grube in Ostholstein, betreibt Rallye­sport.

Mit 150, 160 Sachen auf einem engen Feldweg, mit Sprung über eine Kuppe, eng in die Kurve, die Beifahrerin diktiert im Stakkato die Wegbeschreibung in Kürzeln: „100 R plus – glatt – sofort L …“ Das ist Adrenalin pur, selbst beim Betrachten des On-Board-Videos hinterher!

„Als landwirtschaftlicher Betriebsleiter stehe ich oft unter Strom, und als Rallyefahrer erst recht“, sagt Kai-Dieter Kölle, „es wechselt von einer Anspannung in eine andere, aber das ist totales Abschalten für mich.“ Rallye fährt der heute 61-Jährige seit 2005. Im Juli 2021 hat er den landwirtschaftlichen Betrieb an seinen ältesten Sohn Kai abgegeben. „Ich dachte, jetzt hast du mehr Zeit zum Rallyefahren, aber jetzt fahre ich weniger oft und mit weniger Ehrgeiz. Jetzt steht der Spaß im Vordergrund.“ Eine Anspannung weniger mindert offensichtlich auch die andere Anspannung.

Innenraum mit Überschlagschutz. Fahrer und Beifahrerin sind komplett festgeschnallt.

Rallyefahren war schon immer sein Traum, und bereits im Alter von 20 Jahren besaß er ein entsprechendes Auto. Doch der Betrieb stand immer an erster Stelle, und so versagte er sich das Rallyfahren, bis er 43 war – ein lange aufgeschobener Traum. „Es ist ein hoher finanzieller Aufwand und ein gefährliches Hobby. Das darf nie den Bestand und die Liquidität des Hofes belasten“, betont er. „Disziplin ist das halbe Leben.“

Und Disziplin ist auch für den Rallyesport unverzichtbar. Kölle erklärt, wie das abläuft: Tage vorher fährt er mit der Beifahrerin (bei ihm sind es immer Frauen) die Wettkampfstrecken ab und diktiert jede Kurve und Besonderheit, die sie in Großschrift aufschreibt: „Nach 100 Metern Rechtskurve 45 Grad, gleich Linkskurve, glatt, Schotter bei Bäumen …“ – dies in für Rallyes üblichen Kürzeln. Diese Aufschriebfahrt findet im normalen Straßenverkehr statt, und er darf nicht schneller als 50 km/h fahren. Dann folgt eine Kontrollfahrt, ob alles richtig war und nichts fehlt. „Rallyesport ist Teamarbeit, da braucht es 100 Prozent Vertrauen, alles muss stimmen, sonst passiert ein Unfall.“ Beim Wettkampf dann ist die Straße gesperrt, überall sind Posten und am Rand Zuschauer, die Verkehrsregeln sind außer Kraft. Helm auf – und nun wird auf Bestzeit gefahren!

Rallyes sind gefährlich, auch wenn die Fahrzeuge höchste Sicherheitsstandards erfüllen. Hier ein Unfall von Kölle, bei dem er Glück hatte.   Foto: privat

An 148 Rallyes hat Kölle bisher teilgenommen, früher an zehn bis 15 im Jahr, seit der Übergabe des Betriebs an etwa fünf bis acht. Sie führten ihn durch ganz Nordeuropa – Irland, Skandinavien bis zum Polarkreis. „Man sieht entlegene Ecken, wo man als Tourist nie hinkäme, sieht, wie dort Landwirtschaft gemacht wird.“ (Das muss er während der Wertungsfahrt vergessen – „Guck nicht hin, er hat das Heu fertig“, sagt die Beifahrerin.) Insgesamt erzielte er 16 Gesamtsiege, und das, obwohl er mit seinem Porsche 911 Carrera 3,0 Doppelzünder mit Baujahr 1974 „gegen die aktuellen Fahrzeuge anfährt“. Allerdings hat er auch 14 Ausfälle zu verzeichnen, bei denen er aufgeben musste, und davon fünf durch Unfall. Auch wenn die Fahrzeuge höchste Sicherheitsstandards erfüllen müssen – es gibt einen Überschlagschutz, und die Insassen sind mitsamt Helmen komplett festgeschnallt –, räumt Kölle ein: „Ich hatte Glück!“

Der Betrieb, das ist das Gut Rosenhof in der Gemeinde Grube in Ostholstein. Gekauft und ausgebaut hatte ihn Kölles Ururgroßvater, der von der Westküste kam, im Jahr 1872. Durch manche Durststrecken hindurch konnte die Größe zwischen 1988 und 2015 verdreifacht werden, und der Betrieb bewirtschaftet heute 1.100 ha Ackerbau in Ostholstein und Mecklenburg-Vorpommern. Auch als alles sicher und gut lief, bestritt Kölle die Kosten seines Hobbys ausschließlich aus dem Erlös seines Landmaschinengewerbes, das er nebenher betreibt. Und das würde vielleicht nicht reichen, wenn er nicht alles an den Autos selber bauen würde – technikversiert seit eh und je. 

Kai-Dieter Kölles Ururgroßvater kaufte Gut Rosenhof 1872 und erweiterte das Herrenhaus.  Fotos (3): Tonio Keller

Erfolgreiche Frauen im Reiterpark Max Habel

Bei strahlendem Sonnenschein und mit einer guten Besucherresonanz fand das diesjährige Frühjahrsturnier des Pferdesport- und Fördervereins Süseler Baum statt. Für die drei Vielseitigkeitsprüfungen der Klassen A* bis L hatten 240 Teilnehmer genannt. Gleich eine Woche später nutzte der Verein Northern Eventing die Anlage für ein Jungpferdeturnier.

Der Parcourschef Burkhard Beck-Broichsitter hatte im Vorfeld viele Hindernisse neu gestaltet. Teilweise mit dem schwedischen MIM-Safetysystem ausgestattet, bieten sie mehr Sicherheit für Reiter und Pferd. Beck-Broichsitter hatte anspruchsvolle Strecken ausgewählt, sagte aber beim Abgehen des Geländes mit den Richtern und der technischen Delegierten Maylin Pietzsch: „Die einzelnen Prüfungen sind gut zu schaffen. Alle Elemente wie Gleichgewicht bei Reiter und Pferd, Ausbildung, Mut und Rittigkeit werden in den jeweiligen Prüfungen abgefragt. Danach weiß jeder, wo er mit seinem Pferd steht und wie es weitergehen kann.“

Am Sonnabend starteten die Teilprüfungen Dressur und Springen auf dem Turnierplatz des Ostholsteinischen Reitvereins (ORV) Malente-Eutin. Am Sonntagmorgen ging es dann im Reiterpark Max Habel mit der Geländeprüfung L-schwer los. Die Aufgabe: 23 Hindernisse auf 3.050 m Strecke in einem Tempo von 520 m / min zu überwinden. Die Siegerdecke erritt sich Berit Schulz vom Reit- und Fahrverein (RFV) Felm, Kreis Rendsburg-Eckernförde, auf ihrer Holsteiner Stute Caja, dicht gefolgt von Isabella Roeder aus Hessen.

Für die Prüfung L-leicht wurde die Strecke auf 2.550 m verkürzt, auf 18 Hindernisse reduziert und der Prüfung entsprechend in der Höhe angepasst. In der ersten Abteilung siegte Jana Schukart aus Brandenburg mit der Holsteiner Stute Ladylike, gefolgt von Neeke Katharina Rothe vom gastgebenden Verein mit ihrem Dunkelfuchswallach Leon.

Pferdegerechtes Verhalten geehrt

Genannt hatte hier auch Mina Deirdre Mc Sherry aus Hessen. Die Reiterin war extra 400 km angereist und musste beim Springen feststellen, dass sie und ihre Stute Contessa noch nicht so weit sind. Sie hätte starten dürfen, zog aber nach dem Abgehen der Geländestrecke aus Rücksicht auf ihr Pferd den Start zurück. Dies bekamen die Richter mit und ehrten sie für ihr pferdegerechtes Verhalten. Sie fuhr dann unverrichteter Dinge, aber zufrieden wieder nach Hause.

Burkhard Beck-Broichsitter (v. li.), erster Vereinsvorsitzender und Parcourschef des Turniers, ehrte Mina Mc Sherry aus Hessen für ihr pferdegerechtes Verhalten, gemeinsam mit Hanna Huppelsberg-Zwöck, der zweiten Vorsitzenden. Foto: Alexandra Klünder

Die zweite Abteilung führte Paula Fatteicher aus Mecklenburg-Vorpommern mit der Trakehner Fuchsstute Sonnenlicht an. Den zweiten Platz belegte Desiree Schaeffer vom Pferdesport- und Förderverein Süseler Baum mit ihrer erst siebenjährigen Holsteiner Stute Belissima GP. Schaeffer hatte anfangs ihr Jackett vergessen, ihr wurde aber eins hinterhergebracht. Ein Glück, denn am Ende konnte sie es „nicht fassen“, wie souverän ihre beiden Pferde das Gelände meisterten.

Nach einer kurzen Pause und dem Umbau der Strecke für die Prüfung A* mit 15 Hindernissen und einer Länge von 2.080 m siegte Finja Maaser von der Reitsportgemeinschaft Groß Buchwald, Kreis Rendsburg-Eckernförde. „Mein erster VA-Sieg, es macht so Spaß mit so einem rittigen Pony“, freute sie sich über den Erfolg mit ihrem Hengst Petit Rock the Moment.

Gelände frei für die Jungpferde

Dicht auf den Fersen waren ihnen Lenya Beckmann aus Brandenburg und der Trakehner Wallach Fürst Unique. In der zweiten Abteilung verteidigte die Vorjahressiegerin Johanna Hengelhaupt vom Reitverein Südangeln, Kreis Schleswig-Flensburg, den Titel mit ihrer Trakehner Fuchsstute Nanunana.

Eine Woche später gab es ein Sichtungsturnier für die Bundeschampionate. Mit einer 9,0 war Kim Heitmann aus Niedersachsen die beste Reiterin der beiden Abteilungen in der Geländepferdeprüfung der Klasse A*. Sie hatte die fünfjährige Hannoveraner Stute Chiara Lolita gesattelt. Auch die Zweitplatzierte der zweiten Abteilung, Malin Hansen-Hotopp mit dem Deutschen Sportpferd Datt Fliewatüüt, schnitt mit einer 8,7 besser ab als Jan Mat­thies, Sieger der ersten Abteilung. Mit dem sechsjährigen Holsteiner Christallo verbuchte er eine 8,4.

Die Geländepferdeprüfung der Klasse L konnte mit Sabrina Mertens ebenfalls eine Frau für sich entscheiden. Im Sattel des sechsjährigen Holsteiners Bacalar siegte sie mit einer 9,2. Eine ähnlich gute Figur machten Rebecca-Juana Gerken und die sechsjährige Trakehner Stute Samba im Stilgeländeritt der Klasse A*. Sie siegten mit einer 9,0.

Termine der Hauptfeldführung

Die Trockenheit und Wärme der letzten Wochen haben die Praxisbestände, aber auch die Kulturen in den Versuchen an den Standorten der Landwirtschaftskammer sich zügig entwickeln lassen. Diese befinden sich nun langsam auf der Zielgeraden Richtung Ernte.

Daher stehen nun wie auch im vergangenen Jahr die Hauptfeldführungen an, wo einerseits die Versuche vorgestellt werden, aber auch fachlich vertiefte Gespräche geführt werden. Folgende Termine an den jeweiligen Standorten mit den genannten Themenschwerpunkten sind hierfür angesetzt:

Tensbüttel: 21. Juni, 9.30 Uhr; Treffpunkt Versuchsfeld Dellbrückweg, 25767 Tensbüttel-Röst (Koordinaten: 54.104105, 9.209498) – Winter- und Sommergetreide, Sorten und Düngung

Kastorf: 22. Juni, 9 Uhr und 13 Uhr; Treffpunkt Feldhalle– Getreide, Öl- und Eiweißpflanzen, Sorten und Pflanzenschutz

Loit: 27. Juni, 9 Uhr; Treffpunkt Pultdachhalle Betrieb Krog– Getreide, Öl- und Eiweißpflanzen, Sorten und Pflanzenschutz

Futterkamp: 29. Juni, 9 Uhr; Treffpunkt Reithalle– Getreide, Öl- und Eiweißpflanzen, Sorten, Pflanzenschutz und Düngung

Sönke-Nissen-Koog: 4. Juli, 18 Uhr; Treffpunkt Versuchsstation– Getreide, Öl- und Eiweißpflanzen, Sorten und Pflanzenschutz

Barlt: 6. Juli, 9.30 Uhr; Treffpunkt Versuchsfläche Süderhafenweg– Getreide, Öl- und Eiweißpflanzen, Sorten und Düngung