Sie werden bei Login in den Shop auch automatisch auf der Bauernblatt-Website eingeloggt und können sich dann zukünftig mit dem gleichen Passwort auf beiden Websites anmelden.
Die volatilen Preise von Düngemitteln veranlassten den Agrarschuss des Landjugendverbandes Schleswig-Holstein dazu, mit einem Düngemittelanbieter und -produzenten ins Gespräch zu kommen. Dafür stellte sich der Produktmanager Torben Postel von Yara zur Verfügung und legte die Düngestrategie des Unternehmens für das Jahr 2025 nach dem Motto „Abseits von Business as usual“ dar.
Den Landjugendlichen wurden die wichtigsten Trends der kommenden Jahre dargestellt, insbesondere Steigerung der Düngungseffizienz, Digitalisierung, CO2-Einsparung, Düngemittel für den ökologischen Landbau und Recycling von Nährstoffen.
Bei der Effizienz gilt es, die N-Aufnahme zu maximieren. Dabei sollten im Ackerbau die N-Gaben bedarfsgerecht aufgeteilt und verlustarme und schnell wirksame Stickstoff-Schwefel-Dünger verwendet werden. Auch im Grünland empfiehlt Yara, den Stickstoff immer in Kombination mit Schwefel auszubringen, um die Stickstoffeffizienz möglichst hochzuhalten.
Zur Ermittlung des Stickstoffbedarfs stellt Yara kostenlose Tools und Satellitenkarten zur Verfügung. Über eine Online-Anmeldung erhält man den N-Tester für die Stickstoffmessung. Der entsprechende Bedarf kann dadurch genau ermittelt werden.
Mithilfe von Blattdüngern können ebenfalls die N-Effizienz gesteigert sowie mögliche Nährstoffmängel ausgeglichen werden. Zusätzliche Möglichkeiten der Ertragssicherung bestehen durch Biostimulanzien. Algenprodukte wirken zum Beispiel besonders stressmildernd, etwa bei Temperaturextremen oder Trockenheit.
Das Unternehmen stellt an sich selbst hohe Qualitätsanforderungen bei der Produktion seiner Düngemittel. Jedoch haben die landwirtschaftlichen Betriebe in den vergangenen Jahren infolge der Gaskrise und wegen der Unsicherheit am Düngermarkt wieder verstärkt auf günstigere Importe aus Nicht-EU-Ländern zurückgegriffen. Diese offenbarten in der Folge deutliche Qualitätsunterschiede. Aufgrund der oftmals schlechten Ware müssen und mussten diese Betriebe mit einer geringeren Düngeeffizienz, etwa durch schlechte Streubarkeit, zurechtkommen.
Wegen der volatilen Märkte und gerade in Krisenlagen empfiehlt Yara, den Düngereinkauf aufzuteilen und mithilfe von Terminkontrakten am Getreidemarkt abzusichern. Die Produktqualität sollte bei der Wahl der Düngermittel immer an erster Stelle stehen.
Aktuell bietet Yara auch pelletierte Dünger an, die im organischen Landbau angewendet werden dürfen. Allerdings ist die Anerkennung der Düngemittel in den Bioverbänden eine Herausforderung.
Weiterhin sollen die Nährstoffkreisläufe der Menschen genutzt werden. Durch das Recycling von Nährstoffen wird versucht, die natürlichen Ressourcen zu schonen. Dabei spielen Abwasser und andere Abfallprodukte eine wichtige Rolle. Insbesondere Phosphor aus Klärschlamm soll für die Landwirtschaft verfügbar gemacht werden. Ab 2029 muss der Klärschlamm aus Kläranlagen mit mehr als 100.000 Einwohnerwerten recycelt werden.
Der Klimawandel und die Förderung von Nachhaltigkeit haben für Yara ein immense Bedeutung. Es ist festzuhalten, dass die N-Dünger von Yara bereits jetzt einen bis zu 50 % geringen CO2-Ausstoß haben als N-Dünger aus Nicht-EU-Ländern. In diesem Jahr wird Yara das erste Mal Grünen Wasserstoff und daraus Grünen Stickstoffdünger mithilfe von Erneuerbaren Energien und Elektrolyseverfahren herstellen. Der Einsatz fossiler Energieträger und der CO2-Ausstoß werden dadurch nochmals drastisch reduziert.
Das OAR Humus- und Erdenwerk in Altenholz nördlich von Kiel kam auf den ersten Platz des Nachhaltigkeitspreises des Landes Schleswig-Holstein. Besonders hervorgehoben wurden die weitgehende Reduktion von Torf, neue Ansätze für Torfersatzstoffe aus eigenen Stoffströmen und die Förderung von Menschen mit Behinderungen. Der Bauernblatt-Redakteur hat den Betrieb besucht.
Bernd Clausen leitet die Betriebsstelle von OAR in Altenholz.
Organische Abfallrückgewinnung besagt das Kürzel OAR, und in diesem Metier ist der Betrieb beispielhaft. „Was vom Bürger kommt, kehrt aufbereitet zum Bürger zurück“, sagt Betriebsstellenleiter Bernd Clausen. Bereits in den 1990er Jahren war die Firma Modellanlage des Landes. Es wurden Bioabfälle in Kiel und im Kreis Rendsburg-Eckernförde gesammelt und deren Verwertung geprüft, lange vor Einführung der Braunen Tonne. „Bis 2014 hatten wir auch eine Biogasanlage, aber mit Bioabfall hat das nicht so gut funktioniert.“
Der Betrieb hat sich auf die Verwertung von Grünabfällen spezialisiert: Grünschnitt und Rodungsholz von privaten, gewerblichen und kommunalen Anlieferern aus einem Umkreis von bis zu 50 km. „Keine Essensreste, keine Marktabfälle, kein Mist, keine Gülle, keine Fremdkörper, keine Verunreinigungen!“ – Das sei wichtig, um guten Kompost zu erhalten. Apropos Kompost: „Der war lange ein ungeliebtes Kind in der Öffentlichkeit“, ist Clausens Erfahrung. Auch wenn sich die Haltung inzwischen geändert habe, heißen die meisten Produkte bei OAR nicht Kompost, sondern Blumenerde, Gärtnererde oder Pflanzenhumus. Es sind Mischungen mit Zusatz von Ton, Lava, Koks, auch von Torf, um den pH-Wert zu senken. Derzeit beträgt der Torfanteil 10 bis 15 %, „den versuchen wir weiter zu reduzieren“ – einer der Aspekte für die Preisverleihung. Schließlich werden, da natürliche Torfbestände CO2 binden, Torfersatzstoffe gebraucht.
Aussieben der größeren Bestandteile
Bis zu 27.000 t Grünschnitt können in Altenholz gelagert werden, in der Niederlassung in Mönkeberg zusätzliche 6.500 t. „Im Winter sind die Hallen voll.“ Große Stubben werden gebrochen, der Grünschnitt geschreddert und anschließend gesiebt. Dann tut die Biologie ihr Werk, erhitzt die Masse bis auf über 70 °C und tötet alles Unerwünschte ab – Samen, Keime, Salmonellen, Samen von Jakobskreuzkraut oder dem ungeliebten Giersch. „Hygienisieren“ nennt es Clausen: „Das ist wie Spiegeleierbraten.“ Alle vier Wochen wird umgesetzt. Nach rund fünf Monaten Reife kann der Kompost verwendet werden.
Aus der Landwirtschaft komme allenfalls Spelz aus der Getreidereinigung. Als Abnehmer von Kompost, um Böden aufzuwerten, fungiere die Landwirtschaft jedoch sehr wohl. 10 bis 15 % der Abnahme gehe derzeit an Landwirte, und das werde zunehmen, meint Clausen. In jedem Fall übersteige der Bedarf schon jetzt die zur Verfügung stehende Menge. „Wenn in Schleswig-Holstein schätzungsweise 300.000 Tonnen Bioabfall anfallen, und die Hälfte davon ist Rotteverlust, dann könnte man damit 10.000 Hektar versorgen, was ist das schon!“
Rolf Krabbenhöft aus Neu Wittenbek bringt privaten Grünschnitt.
„Schau mal, Chef, alles schön sauber!“, ruft ein Mitarbeiter, der Rollos geputzt hat. Von den 55 Beschäftigten in Altenholz (dazu 20 in Mönkeberg) sind 35 Betreute. Der Publikumsbereich „Schrebers Erde“ ist ein Inklusionsbetrieb – auch das war ein Aspekt für die Preisverleihung.
Zur Zukunft der Landwirtschaft in den Niederungen hat das Landwirtschaftsministerium (MLLEV) eine Veranstaltungsreihe gestartet, um die betroffene Bevölkerung mitzunehmen und gemeinsam klimataugliche Lösungen zu finden. Der zweite Termin hatte die nasse extensive Weidewirtschaft zum Thema, Gastgeber war Familie Koll in Meggerdorf in der Eider-Treene-Sorge-Region.
Trockenen Fußes kann die Gruppe heute auf die Moorweiden in der Alten-Sorge-Schleife gehen, aufgrund der aktuellen Trockenheit. Die Erläuterungen von Jan Koll und seiner Tochter Ines werden begleitet von Froschkonzert – naturnahe Landwirtschaft.
Ines Koll beschreibt den Familienbetrieb: Mutterkuhhaltung, 650 bis 700 Rinder weiden auf 340 ha Grünland, teils extensiv auf Flächen der Stiftung Naturschutz in der Alten-Sorge-Schleife, teils intensiv im Meggerkoog. Familie Koll hat jahrzehntelange Erfahrung mit extensiver Weidewirtschaft. War das ursprüngliche Ziel der Maßnahmen der Wiesenvogelschutz in Zusammenarbeit mit dem Verein Kuno und der Erhalt von artenreichem Feuchtgrünland, so kommt heute der Klimaschutz dazu, sprich CO2-Bindung durch Wiedervernässung von Mooren.
Die Zusammenarbeit zwischen Landwirt und Stiftung sei gut, erklären beide Seiten. „Man muss ein richtiges Maß finden“, sagt Jan Koll, „eine gute Kombination von Weide und Mahd“. Flexibel müsse es sein: Während in feuchten, tieferen Lagen noch das Brutgeschäft der Wiesenvögel geschont wird, wächst auf den Kuppen schon das Gras und muss gemäht werden. Gründliches Weidemanagement ist da gefordert: Wann kommt wie viel Vieh wohin? Und Moorvernässung hin oder her: Die Wasserstände müssen regulierbar bleiben, bei Hochwasser abfließen können. „Es muss schnell aus der Fläche raus und schnell wieder rein.“
Landwirt Jan Koll, Leif Rättig von der Stiftung Naturschurz und Julia Jacobsen vom LfU (v. li.) erklären die Flächenstrukturen in der Alten-Sorge-Schleife: rot Niedermoor, blau Hochmoor, gelb Flussmarsch
Bevor es zur Ortsbegehung auf die Fläche ging, traf man sich im Dorfgemeinschaftshaus in Meggerdorf zu Vorträgen und Diskussion. Gekommen waren Vertreter des Veranstalters MLLEV und des Mitveranstalters, des Bildungszentrums für Natur, Umwelt und ländliche Räume (BNUR), dazu Vertreter des Umweltministeriums, des Landesamtes für Umwelt (LfU) und des Landesamtes für Landwirtschaft und nachhaltige Landesentwicklung (LLnL), Mitarbeiter der schon erwähnten Stiftung Naturschutz, der Landwirtschaftskammer (LKSH), des Bauernverbandes, der Klimafarm. Das erklärte Ziel war ja, die Betroffenen in der Bevölkerung mitzunehmen – unter den insgesamt anwesenden etwa 25 Personen können das dann nicht mehr allzu viele gewesen sein. Der Austausch untereinander war gleichwohl intensiv und auf hohem fachlichen Niveau.
Dr. Thorsten Reinsch vom MLLEV führte aus, dass die mittlere Bodenfeuchte unter Gras im Sommer in den vergangenen zehn Jahren bundesweit um 20 bis 25 % zurückgegangen sei. Das bedeute jedoch nicht, dass es weniger regne, sondern anders verteilt, mit mehr Hochwasser im Herbst und Winter. Besonders die Niederungen seien von Binnenhochwasser betroffen.
Den Einfluss von Vernässung auf den Pflanzenbestand erläuterte Dr. Tamme Peters von der LKSH. Vermehrt träten dann Binsen, Seggen und andere Arten mit weniger Ertrag auf, nach fünf Jahren um bis zur Hälfte geringer. „Ertrags- und Qualitätsniveau reicht nur bedingt für hochleistende Kühe wie Holstein Frisian.“ Es biete sich die Nutzung leichterer weidefähiger Rassen wie Robustrindern an. Es stelle sich die Frage nach deren Vermarktung. Auf Moorböden wachse das Gras langsamer, später und nicht so hoch, sei dafür aber bis in den September hinein stabiler als auf Mineralböden. Schmackhafteres Gras könne man abgrenzen, damit etwa Binsen schon im früheren Stadium gefressen werden. Auch das Monitoring auf Giftpflanzen und Parasiten wie Leberegel sei zu beachten.
Björn Ortmanns, LKSH, stellte die verschiedenen Fördermaßnahmen dar. Bemerkenswert: In der neuen Förderkulisse mit Eco-Scemes und Kennartencodes können Grünlandbetriebe auf bis zu 20 % höhere Fördersumme als bisher kommen, rechnete er vor, während reine Milchbetriebe meist schlechter wegkommen.
Die Holsteiner Pferdetage mit der Verbandsstutenschau, den Landes-Championaten in Dressur und Springen, den Qualifikationen zum Bundes-Championat und der Fohlenauktion boten eine Bühne für die Besten. Doch neben dem tollen Sport gab es leider auch einen Unfall. Die Reiterin Ulrike Pöhls aus Neumünster musste mit dem Hubschrauber nach Hamburg geflogen werden, hat aber die Intensivstation noch am gleichen Tag wieder verlassen.
Den Auftakt zu den Holsteiner Pferdetagen machten die Dressuraspiranten. Nach den Reitpferdeprüfungen und den Qualifikationen am Donnerstag wurden am Freitagvormittag auf dem Herbert-Blöcker-Platz die ersten Landes-Champions des Jahres gekürt. In einer Dressurpferdeprüfung der Klasse L im Klassement der Fünfjährigen setzte sich Sir Mystic EA von Sir Donnerhall-Fürst Heinrich gegen die Konkurrenz durch. Der Rappwallach aus der Zucht (Z.) und dem Besitz (B.) von Elisabeth Christina Ahn-Ballies aus Grebin, Kreis Plön, kam mit Laura Wilms im Sattel zu einer Gesamtnote von 8,2. Dafür wurde ihm bei der Championatsehrung der begehrte Eichenkranz umgelegt.
Die Silbermedaille sicherte sich Questore von Quantensprung-Lorentin I (Z.: Claus-Heinrich Petersen aus Ahrenviöl, Kreis Nordfriesland) mit der Note 7,7. Jan Lens saß für das Gestüt Fohlenhof im Sattel. Auf der Bronzeposition rangierte Caramel von Caracho-Aljano (Z.: Sönke Wilhelm Thamling aus Kollmar, Kreis Steinburg). Paula de Boer hatte die braune Stute gesattelt und die Wertnote 7,5 erhalten.
Die Siegerehrung im Landes-Championat der sechsjährigen Dressurpferde führte Black Jack JG von Bon Coeur-Hofrat aus der Zucht von Joana Graf aus Bargfeld-Stegen, Kreis Stormarn, an. Kaddur Kelkha ritt den Rapphengst zu einer Wertnote von 7,8. Auf dem zweiten Platz (7,5) folgte Fiorino Hit EA von Fürst Romancier-Licotus, ebenfalls aus der Zucht von Ahn-Ballies und vorgestellt von Laura Wilms. Die Bronzemedaille vergab das Richterkollegium, das aus Gabriele von Appen, Tanja Konopka und John Mc Cormack bestand, an Belle de Jour von Bon Coeur-Lorentin I (Z.: Nicole Högler, Leonberg) unter Christian Busse (7,5).
Black Jack JG mit Kaddur Kelkha (li.) und Sir Mystic EA mit Laura Wilms sind die neuen Landes-Champions der fünf- und sechsjährigen Dressurpferde. Foto: Janne Bugtrup
Starke Vierjährige
Am Sonnabend wurde es im Parcours schon ab 9 Uhr spannend, als es bei den vierjährigen Springpferden um die Vergabe des Titels Landes-Champion ging. Sie mussten eine Springpferdeprüfung der Klasse A** bewältigen, was sehr vielen jungen Talenten hervorragend gelang. Von 28 Qualifizierten absolvierten 20 den Parcours ohne Abwurf. Doch nur wer eine Wertnote von mindestens 8,5 erreichte, kam in die Platzierung des Finales. Mit einer 8,8 setzte sich schließlich Cieramo VA von Cieran-Clarimo unter dem Iren Diarmuid Howley an die Spitze dieser starken Konkurrenz. Cieramo stammt aus der Zucht und dem Besitz von Manfred von Allwörden aus Grönwohld, Kreis Stormarn.
Den Siegern dicht auf den Fersen waren Martini von Million Dollar-Carthago (Z. und B.: Sören von Rönne aus Neuendeich, Kreis Pinneberg) und der Däne Konstantin Deeken Künnemann mit einer 8,7. Die Bronzemedaille wurde gleich zweimal vergeben: Zum einen an Daikon VA von Dominator Z-Cassini I, der ebenfalls vom Grönwohldhof stammt und unter Edmond Guntz-Malblanc punktete, und zum anderen an Mathilda von Del Arko-Corrado (Z. und B.: Torsten Gripp aus Willenscharen, Kreis Steinburg), die von Antonia-Selina Brinkop pilotiert wurde. Beide Pferde wurden mit 8,6 bewertet.
Das Finale der siebenjährigen Springpferde wurde in einer Springprüfung der Klasse S* mit Stechen ausgetragen. Hier setzte sich die Crumble-Cassini I-Tochter Inside of my Heart (Z.: Thomas Voss aus Schülp, Kreis Rendsburg-Eckernförde) gegen die Konkurrenz durch. Philipp Battermann pilotierte die Schimmelstute zu Gold. Silber ging an den gekörten Hengst Coquetto von Cornet Obolensky-Casquetto (Z.: Witt Pferdezucht GbR in Wellinghusen, Kreis Dithmarschen) mit Hannes Ahlmann im Sattel. Es folgte der ebenfalls gekörte Hengst Diamant de Operette VA von Diamant de Semilly-Contender (Z.: Manfred von Allwörden), den Mathilda Karlsson ritt.
Sturz im Finale
Überschattet wurde das Championat von einem schweren Sturz. Ulrike Pöhls aus Neumünster und die Stute Indira kamen am letzten Hindernis des Stechparcours zu Fall. Während Indira den Parcours auf vier Beinen verlassen konnte, musste die Reiterin mit dem Rettungshubschrauber in eine Hamburger Klinik geflogen werden. Am Abend kam die Nachricht, dass Ulrike Pöhls die Intensivstation verlassen konnte.
Die Holsteiner Pferdetage wurden auch als Geburtstagsfeier für den 20-jährigen Hengst Clarimo genutzt, der einst selbst mit Rolf-Göran Bengtsson auf internationalem Parkett erfolgreich war und nun mit seinen Nachkommen Werbung für das Holsteiner Pferd in Zucht und Sport macht. Im Anschluss waren die jüngsten Holsteiner dran: Insgesamt 21 Fohlen des aktuellen Jahrgangs kamen zur Versteigerung. Zur Preisspitze avancierte Rosalie von Crack-Casall aus der Zucht von Achaz von Buchwald aus Hamburg. Für 16.500 € wurde diese Tochter der international erfolgreichen Canada I.Z. zugeschlagen. Zwei weitere Fohlen waren den Kunden 10.000 € oder mehr wert. Zum einen war das C’est la Vie von Charaktervoll-Barcley (Z.: Heiko Clausen aus Nieblum, Kreis Nordfriesland) aus dem berühmten Cassini-Stamm 3389 (10.500 €). Zum anderen kostete Rhapsodie von Casall-Clearway (Z.: Jan-Kuhrt Stegemann aus Eesch, Kreis Dithmarschen) glatte 10.000 €. Der Durchschnittspreis der verkauften Fohlen lag bei 8.166 €.
Im Anschluss an die Springprüfung der Klasse S** mit Stechen, die Christoph Lanske mit dem Holsteiner Hengst Catching Fire von Cellestial für sich entscheiden konnte, wurde der Herbert-Blöcker-Platz in ein Fußballfeld verwandelt: „Kickers meet Holstein“ stand an.
Zwei Siegerstuten
Am Sonntag gab es dann noch einmal ein volles Programm: Die Verbandsstutenschau sowie die Landes-Championate der fünf- und sechsjährigen Springpferde waren angesetzt. Die Holsteiner Siegerstuten 2023 heißen N-Quinta (springbetont) und Mein ganzes Herz WK (dressurbetont).
N-Quinta von Casall stammt aus der Zuchtstätte von Günther Fielmann und avancierte zur springbetonten Holsteiner Siegerstute 2023. Foto: Janne Bugtrup
N-Quinta von Casall-Corofino I aus der Zucht von Günther Fielmann aus Schierensee, Kreis Rendsburg-Eckernförde, war bereits als Siegerin ihrer Eintragung im Körbezirk Rendsburg-Eckernförde herausgestellt worden. Ihre Mutter Nanett I wurde 2002 selbst mit dem Titel der Holsteiner Siegerstute ausgezeichnet und kann mittlerweile fünf S-erfolgreiche Nachkommen vorweisen. „N-Quinta ist eine außergewöhnliche Stute mit hervorragender Typausprägung und drei sehr guten Grundgangarten“, urteilte Zuchtleiter Stephan Haarhoff, der gemeinsam mit Carsten Lauck und Hanno Köhncke die Kommission bildete. Erste Reservesiegerin wurde Nubia BB von Keaton-Casall (Z.: Manfred Birchler, Schweiz), der zweite Reservesieg ging an Nouri von Colcannon-Lavall I (Z.: Avora Pferde GmbH & Co. KG aus Welmbüttel, Kreis Dithmarschen).
Den Titel der dressurbetonten Holsteiner Siegerstute 2023 darf fortan Mein ganzes Herz WK von Escolar-Aljano (Z.: Wenke Kraus, Niedersachsen) tragen. „Ein imposantes Stutenmodell mit beeindruckender Bewegungsmechanik, viel Abdruck und Kraft“, kommentierte Stephan Haarhoff. Der Reservesieg wurde Noblessa HaS von Fürstenball-Contender (Z.: Zuchtgemeinschaft Rörden aus Witsum/Föhr) zugesprochen.
Weitere Titel
Sehr gute sportliche Leistungen wurden in den Championaten der fünf- und sechsjährigen Springpferde gezeigt. Der fünfjährige Hengst Cellado von Cellestial-Corrado I (Z.: Schmidt GbR, Mecklenburg-Vorpommern) gewann bereits die Qualifikationsprüfung und sicherte sich im Landeschampionat mit den Wertnoten 9,1 und 9,3 in den beiden Umläufen ebenso souverän den Sieg. Im Sattel saß dabei Christoph Lanske, Bereiter im Stall von Enno Glantz. Silber (Wertnoten 8,5 und 8,9) ging an Tomte von Toulon-Carthago (Z.: Zuchtgemeinschaft Jan und Karin Lüneburg aus Hetlingen, Kreis Pinneberg), geritten von Rasmus Lüneburg. Dritte wurden Carmarino VA von Carbol-Clarimo (Z.: Manfred von Allwörden) und Diarmuid Howley mit den Wertnoten 8,7 und 8,6.
Der Diarado-Sohn Django Riff gewann das Landeschampionat der Sechsjährigen mit Maximilian Gräfe im Sattel. Foto: Janne Bugtrup
Bei den Sechsjährigen wurde Django Riff von Diarado-Cassini II (Z.: Frank Neumann aus Ausacker, Kreis Schleswig-Flensburg) mit der Siegerschärpe und der Paradedecke geehrt. Maximilian Gräfe hatte den Schimmel in einem pfeilschnellen Stechen zum Sieg pilotiert. Platz zwei sicherten sich Charly de Luxe von Charleston-Cantoblanco (Z.: Gisela Jahns aus Großharrie, Kreis Plön) und Philipp Schöllhorn. Der Holsteiner Verbandshengst Charaktervoll von Comme il faut-Contendro I (Z.: Manfred von Allwörden) und Rolf-Göran Bengtsson sprangen auf die Bronzeposition. pm
Thymian ist ein beliebtes Gewürz in der mediterranen Küche und punktet zudem mit heilkräftigen Inhaltsstoffen. Mit seinen duftenden Blüten, der Trockenheitsverträglichkeit und den unterschiedlichen Blattfarben wird er zunehmend auch als Zierpflanze oder Rasenersatz geschätzt.
Bodendecker-Thymiane ersetzen natürlich keinen strapazierfähigen Gebrauchsrasen, aber die flachen, Polster bildenden Arten überstehen gelegentliches Betreten problemlos. Die genügsamen Pflanzen überziehen ungeachtet von Hitze und Trockenheit Steine sowie Boden und bieten sich daher als Lösung für Problemecken an. Als Bodendecker empfehlen sich besonders Sorten, die flache Polster mit 2 bis 5 cm Höhe bilden. Dazu gehören die Sand-Thymiane (Thymus serpyllum) und die Frühblühenden Thymiane (Thymus praecox). ‚Golden Dwarf‘ bietet sich als Zwergform des Zitronenthymians (Thymus x citriodorus) ebenfalls für Duftmatten an. Zusätzlich punktet diese Sorte mit hellen Laubtönen und Zitrusduft.
Ob mit grünen, weiß- oder gelbpanaschierten Blättern: Thymian ist einfach eine Augenweide. Foto: Karin Stern
Für Zierzwecke empfehlen sich vor allem Thymian-Arten, die in Kräuterampeln oder auf Mauerkronen dekorativ wirken. Dazu zählen die dichten, hängenden Polster des Kaskaden-Thymians (Thymus longicaulis ssp. odoratus). Die wüchsige Art sieht von Frühjahr bis Herbst immer gut aus und steigert ihren Zierwert im Juni und Juli mit unzähligen rosaroten Blüten. Diese Art ist nicht nur ausgesprochen dekorativ, sondern Blätter und Blüten eignen sich auch sehr gut zum Würzen vieler Gerichte. Ein ebensolches Allround-Talent ist der Weißbunte Thymian ‚Argenteus‘ (Thymus vulgaris). Die Sorte wächst etwa 20 cm hoch und zeigt hellrosafarbene Blüten von Juni bis August. Die winterharte Pflanze beeindruckt mit ihren kompakten, weiß-grünen Blättern auf Mauerkronen und in Blumenampeln gleichermaßen.
Daneben eignen sich einige weitere der etwa 200 verschiedenen Arten des Thymians für unsere Gärten. Der Echte Thymian (Thymus vulgaris) blüht üppig und ist auf durchlässigem Boden zuverlässig winterhart. Feld-Thymian (Thymus pulegioides), manchmal auch als Quendel bezeichnet, ist aufgrund seiner mitteleuropäischen Herkunft häufiger in der freien Natur auf etwas frischeren Böden anzutreffen. Seine unzähligen purpurvioletten Blüten ziehen im Juni viele Schmetterlinge an.
Zitronenthymian ist leicht an den gelb panaschierten Blättern zu erkennen. Der Duft tritt hervor, wenn man mit den Händen die Pflanze berührt. Foto: Karin Stern
Der Zitronenthymian (Thymus x citriodorus) wird im Handel in verschiedenen Variationen angeboten. Je nach Sorte präsentieren sich die kleinen Blättchen in Sattgrün, Goldgelb und Gelb- oder Weiß-Grün panaschiert. Wer verschiedene Sorten miteinander kombiniert, bringt viel Abwechslung ins Beet. Bei Berührung verströmt diese Art einen intensiven Zitrusduft. Tipp: Die Blätter schmecken vorsichtig dosiert erfrischend im Salat. Leider ist Zitronenthymian nicht immer sicher winterhart. Wichtig sind ein durchlässiger Boden und einige Nadelzweige als Winterschutz.
Der Weißrandige Garten-Thymian ,Silver King‘ schätzt einen sonnigen Standort mit durchlässigem, nährstoffreichem Boden. Foto: Karin Stern
Der bereits als eine Art Rasenersatz empfohlene Sand-Thymian (Thymus serpyllum) eignet sich auch sehr gut als Bodendecker im Steingarten. Die heimische, winterharte Art findet zudem gerne im Staudenbeet als Unterpflanzung Verwendung.
Sand-Thymian ,Snow Drift‘ blüht auffallend weiß und wächst etwa 10 cm hoch. Foto: Karin Stern
Kümmel-Thymian (Thymus herba-barona) bildet im Laufe der Zeit ebenfalls dichte Polster, die von Juni bis Juli überschwänglich blühen. Sein pikantes Aroma kommt gut in Kräuterquark zur Geltung. Die sehr frostharte Thymian-Hybride ‚Duftkissen‘ ist aufgrund des eher herben Aromas mit unzähligen, verschwenderisch duftenden Blüten eher etwas für Auge und Nase, weniger für die Verwendung in der Küche. Mit seinen graugrünen Blättern und der Höhe von 15 cm macht sich ‚Duftkissen‘ prima im Topf. Zwei geschmacklich exotisch anmutende Arten dürfen nicht unerwähnt bleiben. Kokos-Thymian ‚Kokos‘ (Thymus species) verleiht asiatischen Gerichten eine interessante Note und Ingwer-Thymian ‚Ginger‘ weist ein scharfes, ingwerähnliches Aroma auf.
Die Thymianauslese ,Ginger‘ macht ihrem Namen alle Ehre. Sie duftet nach getrocknetem Ingwer.Foto: Karin Stern
In den kleinen Blättern des Thymians stecken ätherische Öle, die Husten und Heiserkeit lindern, aber auch bei Sodbrennen und Magenbeschwerden helfen. Thymian zählt zu den Hungerkünstlern unter den Kräutern. Im Steingarten, auf Trockenmauern, in Plattenfugen und Trögen oder im Kräuterbeet fühlt sich Thymian sehr wohl, volle Sonne und durchlässigen, mageren und sandigen Boden vorausgesetzt. Hier ist der Wirkstoffgehalt am höchsten. Je nach Art wachsen die Pflanzen etwa 10 bis 40 cm hoch und bilden dabei dichte Teppiche oder attraktive Kissen. Von Mai bis Oktober zeigen sich je nach Art weiße, rosafarbene bis violette Blüten, die intensiv duften. Für die Ernte schneidet man bei Bedarf einzelne Zweige oder Büschel vom Frühjahr bis zum Herbst. Für die Vorratstrocknung empfiehlt sich der Schnitt ganzer Stängel kurz vor der Blüte. Die Pflege der anspruchslosen Pflanzen beschränkt sich auf den Rückschnitt um ein Drittel, entweder im Frühjahr oder nach der Blüte.
Sand-Thymian ,Creeping Red’ ist mit seinem kissenartigen Wuchs ein schöner Bodendecker. Foto: Karin SternThymian wächst gerne über Mauerkronen. Foto: Karin Stern
Thymian lässt sich im Juli und August mit fingerlangen Stecklingen vermehren. Wer im Gartenmarkt interessante Arten entdeckt, pflanzt so schnell wie möglich, damit die Halbsträucher noch vor dem Winter einwurzeln. Fast alle Thymian-Arten eignen sich für die Topfkultur. Sie empfiehlt sich besonders für die frostempfindlicheren Varianten. Topfpflanzen verbringen den Winter hell und kühl bei 5 bis 10 °C im Haus. Der Wurzelballen darf nicht austrocknen. Im Frühjahr schneidet man die Pflanzen bis ins Holz zurück und topft sie in frische Kräutererde um.
Die Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein hat im Lehr- und Versuchszentrum (LVZ) in Futterkamp die Wirkung eines Zusatzfuttermittels auf die Reduktion von proteinreichem Kraftfutter in der Ration untersucht. Diese Ergebnisse sollen im Folgenden vorgestellt werden.
In den vergangenen Jahren sind die Preise für proteinreiche Kraftfuttermittel wie Raps- und Sojaextraktionsschrot um über 50 % gestiegen. Im vorigen Jahr kam es durch den Krieg in der Ukraine zu Lieferengpässen und neuen Preisrekorden. Die Reaktionsmöglichkeiten in der Rinderfütterung auf solche Situationen sind begrenzt – schließlich müssen die Tiere trotzdem weiterhin bedarfsdeckend ernährt werden.
Neben hohen Futtermittelpreisen spielt die Reduktion von Nährstoffausscheidungen vor dem Hintergrund der neuen Düngeverordnung in der Rationsgestaltung eine ebenso zentrale Rolle. Ziele der Fütterung in Bezug auf die Proteinversorgung sind demnach die Einsparung und der effiziente Einsatz von Proteinfuttermitteln. Im Rahmen eines Fütterungsversuches wurde untersucht, ob durch Zulage des Produktes OPTaminPlus Rapsextraktionsschrot bei gleichen Leistungsparametern eingespart werden kann. Dieses Produkt besteht aus der pansengeschützen Aminosäure Methionin, Harnstoff und einer Mixtur aus ätherischen Ölen.
Oberstes Ziel in der Rinderfütterung ist es, die betriebseigenen Futtermittel optimal zu nutzen. Durch hohe Grundfutterqualitäten kann das meiste Kraftfutter eingespart werden.
So lief der Versuch
Der Versuch wurde über 60 Tage vom 3. Mai bis 30. Juni 2022 durchgeführt. Vor Beginn wurden 72 laktierende Tiere gleichmäßig nach Laktationszahl, Laktationstag und Milchleistung auf beide Versuchsgruppen aufgeteilt. Am ersten Versuchstag wies die Kontrollgruppe eine durchschnittliche Tagesmilchmenge von 42,4 kg auf. Die Versuchsgruppe lag mit durchschnittlich 41,4 kg Milch darunter. Die Aufteilung der Kühe nach Laktationszahl sowie der durchschnittliche Laktationstag beider Versuchsgruppen können der Tabelle 1 entnommen werden. Alle für den Versuch eingeteilten Tiere konnten den Versuch beenden – es mussten keine Tierwechsel vorgenommen werden.
Gestaltung der Ration
Die Ration der Kontrollgruppe entsprach einer betriebsüblichen Ration und wurde schon vor dem Versuch gefüttert, sodass keine Umstellungsphase notwendig war. Die konkrete Zusammensetzung der beiden Rationen ist in Tabelle 2 dargestellt. In der Versuchsgruppe wurde 1 kg Rapsextraktionsschrot (FM) pro Tier und Tag herausgenommen und durch 100 g OPTaminPlus (FM), 700 g Maissilage (TM) und 100 g Grassilage (TM) ersetzt. Die kalkulierte Futteraufnahme betrug für beide Gruppen 22,8 kg TM je Tier und Tag. Das Verhältnis von Grund- zu Kraftfutter betrug in der Kontrollgruppe 60 % zu 40 %. In der Versuchsgruppe wurde 1 kg Rapsextraktionsschrot zum Teil durch Grundfutter ersetzt, weshalb das Verhältnis auf 64 % zu 36 % anstieg.
Die kleinen Unterschiede in der Rationszusammensetzung zeigen sich auch in den Kennwerten (Tabelle 3). Deutliche Unterschiede sind vor allem beim geringeren Rohprotein- und nutzbaren Rohproteingehalt der Versuchsgruppe aufgrund des geringeren Einsatzes von Rapsextraktionsschrot zu finden. Alle weiteren Kennwerte weisen geringe Unterschiede zwischen den beiden Rationen auf.
Ergebnis Futteraufnahme
Die Tiere der Kontrollgruppe nahmen mit durchschnittlich 25,6 kg TS je Tag signifikant mehr Futter auf als die Tiere der Versuchsgruppe mit durchschnittlich 24,7 kg je Tier und Tag. Ein Grund für die Unterschiede in der Futteraufnahme der Kontrollgruppe liegen im höheren Kraftfutteranteil und der dadurch leicht erhöhten Energiedichte der Ration. Die höhere Futteraufnahme auf der einen und die geringen Unterschiede der Rationskennwerte auf der anderen Seite bedingen die höheren Aufnahmen an Energie, Rohasche, Rohprotein und nutzbarem Rohprotein in der Kontrollgruppe (Tabelle 4).
Keine signifikanten Unterschiede konnten bei der Aufnahme von Rohfaser, saurer Detergenzienfaser und neutraler Detergenzienfaser nach Amylasebehandlung festgestellt werden. Dies liegt an dem unterschiedlichen Verhältnis von Grund- zu Kraftfutter. Auch wenn die Versuchsgruppe im Durchschnitt weniger fraß, war der Grundfutteranteil in dieser Ration höher. Wie zu erwarten, war die Wasseraufnahme in der Kontrollgruppe entsprechend der größeren Futteraufnahme um 8 l je Tier und Tag höher als die der Versuchsgruppe.
Milchleistung und -inhalte
Entgegen der Erwartung aufgrund der signifikant höheren Futteraufnahme der Kontrollgruppe konnten jedoch keine signifikanten Unterschiede in der Milchleistung und den Milchinhaltsstoffen nachgewiesen werden. Die höhere Futteraufnahme spiegelt sich auch nicht in einem höheren Lebendmassezuwachs wider. Die Tiergewichte zeigen keine statistisch signifikanten Unterschiede zwischen den beiden Versuchsgruppen. Die Wiederkaudauer ist mit 3 min Differenz ebenfalls nahezu identisch. Die konkreten Zahlen können der Tabelle 5 entnommen werden.
Die Frage der Effizienz
In Tabelle 6 sind einige Effizienzkennzahlen im Vergleich zwischen den beiden Versuchsgruppen dargestellt. Die Differenzen entstehen hauptsächlich durch die Unterschiede in der Futteraufnahme und der Milchleistung. Die hohen Werte der Futtereffizienz und der Energieeffizienz weisen darauf hin, dass die Tiere Körpersubstanz abgebaut haben. Die N-Effizienz liegt in einem sehr guten Bereich. Das heißt, die aufgenommene Proteinmenge wird effizient in Milchprotein umgesetzt.
Ökonomische Bewertung
Anhand des durchgeführten Fütterungsversuches konnte gezeigt werden, dass durch das Zusatzfuttermittel OPTaminPlus 1 kg Rapsextraktionsschrot bei gleicher Leistung eingespart werden kann. Nun stellt sich die Frage nach den Kosten. In Tabelle 7 und 8 sind diese für die Ration der Kontroll- und der Versuchsgruppe je Tier und Tag anhand der tatsächlich realisierten Futteraufnahme und Milchleistung dargestellt.
Die Futterkosten sind zum Zeitpunkt des Versuches in der Kontrollgruppe um knapp 50 ct pro Tier und Tag höher. Dies liegt zum einen an der größeren durchschnittlichen Futteraufnahme in der Kontrollgruppe und zum anderen an einer günstigeren Ration. Denn auch wenn die Futteraufnahme in beiden Versuchsgruppen gleich gewesen wäre, ist die Ration der Kontrollgruppe zum Zeitpunkt des Versuches noch um 20 ct pro Tier und Tag teurer.
Stellt man den Futterkosten die Erlöse aus dem Milchverkauf anhand der realisierten Milchleistung gegenüber, ergibt sich ein Vorteil im Einkommen nach Futterkosten (IOFC) von 25 ct pro Tier und Tag in der Versuchsgruppe. Überträgt man diese Berechnung bei gleicher Futteraufnahme und Milchleistung in den April 2023, fallen insbesondere die gesunkenen Kraftfutterkosten ins Gewicht.
Die Futterkosten für die von der Versuchsgruppe gefressene Ration ist trotzdem noch um 32 ct pro Tier und Tag günstiger. Daraus folgt ein weiterbestehender Vorteil im Einkommen nach Futterkosten der Versuchsgruppe von 9 ct pro Tier und Tag. Aufgrund der Einflussfaktoren wie Kraftfutterkosten und Milchpreis ist die ökonomische Bewertung betriebsindividuell durchzuführen und erlaubt keine allgemeinen Aussagen.
Fazit
Im vergangenen Jahr hat die Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein im Lehr- und Versuchszentrum Futterkamp einen Fütterungsversuch zur Einsparung von Rapsextraktionsschrot durchgeführt. Durch den Einsatz eines Futterzusatzstoffes (bestehend aus pansengeschütztem Methionin, Harnstoff, ätherischen Ölen) konnte 1 kg Rapsextraktionsschrot je Tier und Tag bei gleichen Leistungsparametern eingespart werden. Die Versuchsgruppe ist bezüglich der Effizienzkennzahlen, der Futterkosten und des Einkommens nach Futterkosten im Vorteil. Dabei müssen die betriebsindividuellen Bedingungen berücksichtigt werden.
Mit dem Start der neuen GAP Anfang des Jahres wird neben anderen Maßnahmen auch der Anbau von Agroforstsystemen (AFS) gefördert. Bei AFS erfolgt der gemeinsame Anbau von Gehölzen mit einer weiteren pflanzlichen oder tierischen Nutzung auf der Fläche. Die räumliche Anordnung und Verwertung der Gehölze können stark variieren. Die in Deutschland historisch vorkommenden AFS sind zum Beispiel Streuobstwiesen oder die Waldweidenutzung. Der Artikel beschreibt, worauf es ankommt.
Im Rahmen der GAP 2023 wird der streifenförmige Anbau von Gehölzen auf Acker- und Grünland in Höhe von 60 €/ha gefördert. Bei streifenförmigen AFS sind die Gehölzabstände den mechanisierten Produktionsbedingungen im Betrieb angepasst. Bei der Etablierung von AFS sollte die spätere Verwendung des Holzes entschieden sein. Demnach ist zusätzlich in Abhängigkeit vom Standort die geeignete Baumart zu wählen. Wenn eine energetische Verwertung oder eine stoffliche Nutzung der Holzfasern erfolgen soll, eignen sich in überwiegenden Fällen ertragsstarke zertifizierte Pappelsorten.
Streifenförmige Agroforstsysteme, den landwirtschaftlichen Arbeitsbreiten angepasst Fotos (2): Christian Böhm
Abhängig von den Ertragszuwächsen liegt der Erntezyklus zwischen drei und zehn Jahren. Die Standdauer beträgt 20 bis 30 Jahre. Bei der stofflichen Nutzung wie zum Beispiel der Faserproduktion ist tendenziell eine geringere Pflanzendichte zu wählen, und der Erntezyklus ist länger. Ist das Ziel des Anbaus die Produktion von Wertholz, müssen deutlich längere Standzeiten der Gehölze festgelegt werden. Weiterhin ist die Pflanzdichte der Werthölzer (zum Beispiel Kirsche oder Eiche) deutlich geringer zu wählen.
Der Anbau von Gehölzstreifen erfolgt mit Stecklingen (20 bis 30 cm), mit Pflanzruten (90 bis 200 cm) oder Ganzpflanzen im Frühjahr, wenn der Boden nicht mehr gefroren ist, kein Spätfrost droht und der Rehbock mit dem Fegen größtenteils aufhört. Im Gegensatz zum konventionellen Marktfruchtbau ist die Pflege der Gehölzstreifen vergleichsweise extensiv. Entscheidend ist ein effizienter mechanischer oder chemischer Pflanzenschutz im Anbaujahr. Bei ausreichender Nährstoffversorgung des Bodens ist eine Düngung nicht nötig.
Die Wahl des Ernteverfahrens ist abhängig von der Pflanzdichte, der Dimension der Gehölze und der Holzverwertung. Geeignete Verfahren sind betriebsübliche Motorsägen und Hacktechnik, selbstfahrende Gehölzhäcksler oder Forstmaschinen. Die Rekultivierung der Gehölzflächen erfolgt mit einer Bodenfräse. Für zentrale Fragen zur Bewirtschaftung von AFS ist der deutsche Fachverband für Agroforstwirtschaft (DeFAF) eine erste Anlaufstelle.
Betriebswirtschaftliche Einschätzungen
Durch die Etablierung von AFS wird die Produktvielfalt des landwirtschaftlichen Betriebes erhöht, und Schwankungen im Betriebseinkommen können gesenkt werden. Wenn die Gehölze zur eigenen Wärmeproduktion genutzt werden, kann die Abhängigkeit von preisvolatilen fossilen Energieträgern vermieden werden.
Auch die Haltung von Gänsen ist möglich. Foto: Julia Günzel
Da Gehölze im Vergleich zum Marktfruchtbau einen geringeren Nährstoff- als Wasserbedarf haben und die Gehölzernte am besten bei gefrorenem Boden im Winter erfolgt, verschieben sich die Konkurrenzräume hin zu nassen Flächen. Demzufolge sind AFS in Gunstregionen wie der Kölner Bucht, dem Straubinger Gäu oder der Magdeburger Börde gegenüber deckungsbeitragsstarken Marktfrüchten weniger wirtschaftlich, ebenso auch in Regionen in Schleswig-Holstein mit sehr guten Böden.
Ein wichtiger Aspekt der Konkurrenzfähigkeit von AFS gegenüber dem Marktfruchtbau sind die Wechselwirkungen zwischen Marktfrüchten und Gehölzen. Es ist zu erwarten, dass die Auswirkungen der Gehölze auf die Marktfrüchte größer sein werden als umgekehrt. Die von den Gehölzen ausgehende Verschattung sowie die Konkurrenz um Wasser und Nährstoffe können ertragsmindernd auf nahe gelegene Marktfrüchte wirken. Hingegen könnten eine Verschattung oder ein möglicher Windschutz durch Gehölze die Verdunstung bei Marktfrüchten senken und einen Mehrertrag ermöglichen.
Einschätzungen zum ökologischen Fußabdruck
Während der Bewirtschaftung von AFS findet durch eine starke Bewurzelung der Gehölze eine zusätzliche Kohlenstoffbindung statt, die den CO2-Fußabdruck senkt. Infolge der extensiven Bewirtschaftung der Gehölze ist eine längere Bodenruhe gegeben, die vor allem für Bodenlebewesen wie Regenwürmer einen Rückzugsort bietet. Die reduzierten oder sogar ausbleibenden Dünge- und Pestizidgaben fördern den Trink- und Gewässerschutz. Zusätzlich senkt vor allem die ausbleibende Stickstoffdüngung in den Gehölzstreifen nachfolgende klimaschädliche Lachgasemissionen.
Streifenförmige Agroforstsysteme mit Gehölzen zur WertholzproduktionFotos (3): Rico HübnerAgroforstsystem mit Gehölzstreifen am Gewässerrand Foto: Leon Bessert
Der Anbau von AFS kann einen wichtigen Beitrag zur Biodiversität und Verbesserung der Landschaftsästhetik leisten, wenn dieser in agrarisch dominierten Landschaften erfolgt. Optimal angelegte Gehölzelemente können Trittsteine zwischen Naturschutzflächen sein und einen Austausch von Arten über Distanzen zulassen. In agrarisch dominierten Landschaften in der Ebene können die optimal angelegten Gehölzelemente weiterhin Windbewegungen senken und Erosion vermeiden. Hingegen ist der Schutz gegen Wassererosion bei starker Hangneigung und Gewässernähe am effizientesten.
Etablierung von Blühstreifen in Agroforstsystemen zur Erhöhung der Landschaftsästhetik und Biodiversität
Fazit
Die Chancen und Risiken von AFS sind wesentlich vom Standort abhängig. Die ökologischen Vorteile von Gehölzen können sich sowohl kurzfristig (zum Beispiel Windschutz) als auch langfristig (zum Beispiel Bodenfruchtbarkeit) in einen ökonomischen Mehrwert übersetzen. Die Konkurrenzkraft von AFS gegenüber dem alleinigen Anbau von Marktfrüchten ist von den standörtlich bedingten Wechselwirkungen abhängig. Eine ökonomische Chance beim Anbau von Gehölzstreifen ist gegeben, wenn der Preis von fossilen Rohstoffen steigt und der Anbau auf Feldstücken erfolgt, die weniger günstig für den Marktfruchtbau sind. Obwohl der Anbau von AFS in agrarisch dominierten Landschaften und Gunstregionen ökologisch am sinnvollsten ist, erscheint dies jedoch ökonomisch am schwierigsten zu verwirklichen. Dies sollte aus politischer Perspektive berücksichtigt werden, wenn zukünftige GAP-Förderbeträge bestimmt werden.
Der Deutsche Fachverband für Agroforstwirtschaft
Der Deutsche Fachverband für Agroforstwirtschaft (DeFAF) ist zentrale Anlaufstelle für alle Fragen rund um die Agroforstwirtschaft in Deutschland und verwandte Themen. Er setzt sich dafür ein, dass die Agroforstwirtschaft in der Landwirtschaft verstärkt genutzt wird. Eine zukunftsfähige Landwirtschaft muss nicht nur ökonomisch sinnvoll, sondern auch sozial und ökologisch verantwortbar sein – hier bietet die Agroforstwirtschaft viele Vorteile.
Durch Bildungs- und Informationsangebote sowie die Begleitung und Umsetzung von Projekten zur Agroforstwirtschaft möchte der DeFAF Wissenschaft, Praxis, Politik und Gesellschaft zusammenbringen, um gemeinsam gute Umsetzungsmöglichkeiten für die Nutzung von Agroforstsystemen in der Landbewirtschaftung zu erarbeiten.
Weitere Informationen unter defaf.de
Bereits zum 31. Juli plant das niederländische Unternehmen Vion, seinen Schlachthof in Bad Bramstedt zu schließen (siehe Ausgabe 22). Seit Jahren rückläufige Rinderbestände in Norddeutschland sowie Überkapazitäten am Schlachthofmarkt machten laut Vion diesen Konsolidierungsschritt notwendig. Vergangene Woche kam die örtliche Geschäftsführung mit dem Bauernverband Schleswig-Holstein (BVSH), der Erzeugergemeinschaft NFZ und einem Großviehhändler zum Gespräch über Ursachen der Schließung und mögliche Szenarien eines künftigen Rinder-Schlachtviehmarktes im Land zusammen.
In Bad Bramstedt steht mit der Schließung des Schlachthofs das Ende eines Stücks Industriegeschichte mit Auswirkungen nicht nur für die rund 250 Beschäftigten bevor. Tiere werden zur Schlachtung künftig vermehrt unter der Elbe hindurch in entferntere Schlachthöfe nach Niedersachsen oder auch nach Mecklenburg-Vorpommern gebracht werden müssen – mit allen Schwierigkeiten einer zunehmend verschärften Tiertransportgesetzgebung, dem Nadelöhr Hamburg und immer weniger Fahrern, die bereit für diese Arbeit sind. Eine wichtige Säule der Produktions- und Ernährungsbranche falle laut den Gesprächsbeteiligten weg, eine weitere Monopolisierung des Marktes trete ein.
Viehhaltung als Rückgrat der Landwirtschaft im Land
„Die Viehhaltung ist das Rückgrat der Landwirtschaft in Schleswig-Holstein und produziert am meisten Arbeitsplätze im vor- und nachgelagerten Bereich“, betonte BVSH-Präsident Klaus-Peter Lucht. Gemeinsam mit dem Vorsitzenden des BVSH-Ausschusses Vieh und Fleisch, Klaus-Peter Dau, dem Geschäftsführer von Vion Bad Bramstedt, Jan Pascal Keppler, dem Geschäftsführer der Erzeugergemeinschaft NFZ, Hans Karstens, und dem Kaltenkirchener Großviehhändler Thomas Holdorf tauschte sich Lucht in Bad Bramstedt aus.
Wenn über regionale Strukturen und kurze Transportwege gesprochen werde, dürfe Politik nicht durch immer schärfere Auflagen für das Gegenteil sorgen. „Rahmenbedingungen zu verändern ist Aufgabe der Politik. Sie kann es ja. Wenn sie Northvolt ansiedeln will, ist alles möglich“, so Lucht. Die angestammte Wirtschaft, die über Jahrzehnte erfolgreich im Land gearbeitet habe, müsse vonseiten der Politik aber ebenso unterstützt werden.
Mit der Schließung des Schlachthofes in Bad Bramstedt bricht eine wichtige Säule der Produktions- und Ernährungsbranche weg. Foto: Vion
Die Kontrolldichte und ein immer noch genaueres Hinsehen besonders auf dem Schlachthof in Bad Bramstedt habe viele Landwirte verunsichert, ihre Tiere dort anzuliefern. Bei der Schlachtung müsse es landesweit vereinheitlichte Regelungen geben, die keine subjektive Auslegung mehr zuließen.
„Verantwortung liegt nicht nur beim Konzern“
Neben der Verantwortung innerhalb der Konzernführung liegt für Hans Karstens ein beträchtlicher Anteil der Not des Standortes in dem Umstand begründet, dass über Personen aus dem Veterinäramt des Kreises Segeberg eine Einflussnahme durch die „subjektive Wahrnehmung ihrer Dienste vorhanden“ sei. Hierauf habe er bereits den damaligen Landwirtschaftsminister Christian von Boetticher (CDU) hingewiesen. Zuletzt sei das Thema allerdings regelrecht explodiert. Zudem seien große Kunden abhandengekommen, da der Konzern südlastig geführt werde: „Der Norden ist schwach gemacht worden“, so Karstens.
„Als Landwirt möchte man wissen, wo die Tiere hingehen, und ein Vertrauen haben, was mit ihnen geschieht“, erklärte Thomas Holdorf. Einen Neustart kann sich der Viehhändler in fünfter Generation an dem 53 Jahre alten Standort nicht vorstellen. Um Teile davon zu erhalten, sei der Betrieb zu groß, Investitionen zu teuer. Holdorf resümiert: „Ein Belgier entscheidet mit seinem Vorstand über einen holländischen Konzern, ob ein Standort in Deutschland bleibt oder nicht. Da können wir uns aufopfern wie wir wollen.“
Die Tiere müssten von den Betrieben abgenommen werden: „Wir haben es mit lebendem Vieh zu tun. Das ist kein Holz, das ich einkaufe und beim besten Preis wieder verkaufe“, hob Holdorf hervor und verwies auf viel Herzblut und Leidenschaft der Beteiligten für ihre Tätigkeit. Der Schritt der Schließung falle niemandem hier leicht.
Ob bei vorhandenen Schlachtkapazitäten ein Teil aus Bad Bramstedt in anderen Betrieben im Land aufgefangen werden kann, blieb zunächst offen. Vor allem bei der Schlachtung von Bullen könne dies schwierig werden. Der Erhalt der Bad Bramstedter Schlachtung, in der 60 Mitarbeiter tätig sind, würde zumindest erst einmal sicherstellen, dass die Tiere nicht unter der Elbe hindurchmüssten. „Wo unsere Tiere hingehen, wird sich in Kürze finden“, hielt Karstens fest. „Ob wir das möchten oder nicht.“
Wie geht es weiter in Sachen Biogas? Diese Frage beschäftigt die Akteure aus Praxis und Wissenschaft. Neue Lösungen und innovative Technologien standen im Mittelpunkt des 16. Biogas-Innovationskongresses, der am 24. und 25. Mai in Osnabrück stattfand. In Vorträgen und in einer Podiumsdiskussion wurden Schwerpunkte gesetzt: Was passiert in der Branche, was sind die Trends, wo setzen die Akteure Akzente in Innovationsprozessen?
Der politische Streit um die Frage, wie Häuser künftig mit Wärme versorgt werden können, bietet neue Chancen für die Betreiber von Biogasanlagen. Jetzt wurden Details aus einem Gesetzentwurf bekannt, der als entscheidender Baustein für die Umsetzung der Wärmewende gilt. Darin verpflichtet der Bund die Länder, verbindliche und systematische Pläne zur Wärmeversorgung aufzustellen. In Niedersachsen wurde bereits ein eigenes Gesetz dazu verabschiedet.
Kataster für Kommunen
Auf Bundesebene geht es um das „Gesetz für die Wärmeplanung und zur Dekarbonisierung der Wärmenetze“, dessen Entwurf sich derzeit in der Ressortabstimmung befindet. Demnach sollen die Kommunen zunächst eine Art Kataster erstellen. Hier werden für jedes Gebäude Daten unter anderem zum Endenergieverbrauch hinterlegt sowie zu Art, Größe und Alter der Heizungsanlage sowie zum Baujahr und zur Nutzung des Hauses. In einem zweiten Schritt sollen die Kataster die Potenziale zur Erzeugung erfassen und auf Basis dieser Daten dann Pläne und Maßnahmen entwickeln, welche Gebiete sich für welche Art der Wärmeversorgung eignen.
Im Gesetzentwurf heißt es weiter, dass Betreiber bestehender Netze verpflichtet werden sollen, diese bis 2030 mindestens zur Hälfte mit Wärme zu speisen, die aus Erneuerbaren Energien stammt. Für neue Wärmenetze wird – wie im geplanten Gebäudeenergiegesetz – ein Anteil von 65 % verlangt. Bis 2045 soll der Anteil jeweils auf 100 % steigen. Derzeit werden etwa 8 % aller Haushalte mit Nah- und Fernwärme versorgt, davon noch ein Großteil aus fossilen Quellen wie Kohle und Gas.
Wärmenetze auf Basis Erneuerbarer dürften künftig an Bedeutung gewinnen. Darin liegt die Chance für Biogas. Wie sich das umsetzen ließe, zeigten mehrere Beiträge auf dem Innovationskongress in Osnabrück: Die Hochschule (HS) Osnabrück präsentierte die „Regionale Strategieentwicklung für Biogasanlagen am Beispiel eines Landkreises“, die Uni Kiel berichtete in diesem Zusammenhang über wirtschaftliche Rohgasbündelung. Die Fachhochschule Münster stellte eine kommunale Wärmeleitplanung vor. Und der Versorger EWE zeigte, wie Biogas in Strom- und Gasnetze kommt.
Anica Mertins und Mathias Heiker von der HS Osnabrück zeigten, wie Landkreise und Kommunen eine Grundlage für die Unterstützung der Biogasanlagenbetreibenden im Post-EEG-Betrieb erhalten können. Hierfür werden zunächst detaillierte Informationen zum Bestand, wie die Substratnutzung und Biogasverwertung, Anlagenzahl und -klasse sowie die Standorte und das zeitliche Auslaufen aus der Förderphase des EEG aufbereitet. Auf dieser Datenbasis werden mögliche Optionen für den Anlagenbestand nach Auslaufen der EEG-Förderung aufgezeigt. Dabei wird insbesondere das Substratpotenzial mit besonderem Fokus auf Rest- und Abfallstoffen ausgewertet mit dem Ziel, die bestehenden Anlagen auf diesen Substratinput umzustellen. Der Status quo und die möglichen Entwicklungspfade beziehen sich zwar exemplarisch auf den Landkreis Osnabrück, die Methode lässt sich jedoch auf andere Regionen in Deutschland übertragen.
Daniel Schröer von der Christian-Albrechts-Universität Kiel konnte zeigen, wie sich mit einer Modellierung und der Zusammenfassung der Biogasanlagen in Schleswig-Holstein zu Clustern der wirtschaftliche Ertrag optimieren lässt. Im Durchschnitt lassen sich zwölf Biogasanlagen bündeln und über eine gemeinsame Rohgasleitung an eine Biogasaufbereitungsanlage anschließen, die das aufbereitete Biomethan anschließend in das Erdgasnetz einspeist.
Auch in Niedersachsen bestehe großes Interesse daran, Biogasanlagen zu Clustern zusammenzufassen und auf die Biomethanaufbereitung und -einspeisung umzustellen, führte Uwe Langer von der EWE Netz GmbH aus. Im Gebiet des Energieversorgers, das den Nordwesten Niedersachsens, Teile Brandenburgs und Rügen umfasst, sind derzeit 22 Biomethanaufbereitungsanlagen in Betrieb. Für 25 weitere Anlagen seien bereits die Verträge unterzeichnet, so Langer. Bei der Biogasaufbereitung hat derzeit der Osten die Nase vorn, wie Peter Kornatz vom DBFZ ausführte. So sind die meisten Biogas-Aufbereitungsanlagen in Sachsen-Anhalt zu finden.
„Anlagen vom EEG lösen“
Neu im Programm des Innovationskongresses war in diesem Jahr das sogenannte Forum zur Weiterentwicklungsperspektive von Biogas. Dirk Huster-Klatte, Betreiber einer Biogasanlage im Landkreis Cloppenburg, schilderte in Osnabrück seine Sicht auf das Thema Biogas: „Wir müssen agieren statt reagieren. Die Anlagen müssen sich vom EEG lösen.“ Seine eigene Anlage begann im Jahre 2011 mit einer installierten Leistung von 500 kW. 2017/18 wurde die Anlage auf 1,45 MW flexibilisiert. Wichtig ist dem Betreiber eine hohe Flexibilität beim Substrat-Input. So wird neben einem Teil Mais vor allem der Mist von Puten, Rindern und Pferden vergoren. Huster-Klatte kann sich vorstellen, in Zukunft die Wärmeversorgung des Ortes zu erweitern oder die Anlage auf die Produktion von Bio-LNG umzustellen.
Biogas beziehungsweise Biomethan wird künftig auch eine Rolle bei der stofflichen Versorgung der Industrie spielen. Darauf wies Prof. Michael Nelles in seinem Eingangsstatement hin. Nelles ist Inhaber des Lehrstuhles für Abfall- und Stoffstromwirtschaft der Agrar- und Umweltwissenschaftlichen Fakultät der Universität Rostock und Mitglied des wissenschaftlichen Kongress-Beirates. Die „klassischen“ Biogasanlagen müssten sich zu Bioraffinerien weiterentwickeln. Nelles sieht die Rolle der Bioenergie insbesondere beim Schließen der Lücke, wenn die anderen Erneuerbaren Energien die Versorgungssicherheit nicht allein gewährleisten können.
Bei der Stromerzeugung müssten die Biogasanlagen nun verstärkt und schneller ihre Rolle als hochflexible Spitzenlastkraftwerke einnehmen, um einen Beitrag zur Stabilisierung des Stromnetzes zu leisten. Durch den flexiblen Betrieb des vorhandenen Biogasanlagenparks ließen sich 22 % der gasbetriebenen Spitzenlastkraftwerke ersetzen. Dieser Anteil ließe sich nach Einschätzung des Deutschen Biomasse-Forschungszentrums (DBFZ) mit geeigneten Fördermaßnahmen auf 46 % steigern, was ein wesentlicher Beitrag zur Versorgungssicherheit wäre.
Bestand zurückgegangen
Zwar hat sich die Lage auf dem Gasmarkt wieder entspannt. Erdgas ist auf alternativem Wege verfügbar und die Preisentwicklung für Strom und Gas hat darauf reagiert. Mit knapp unter 9.000 Anlagen sei der deutsche Biogasanlagenbestand auch aufgrund des Endes der EEG-Vergütung zurückgegangen, skizzierte Dr. Peter Kornatz vom Deutschen Biomasseforschungszentrum (DBFZ) die aktuelle Situation im Biogassektor.
Als wichtiger Bestandteil der deutschen Landwirtschaft kann Biogas in Zukunft seiner Einschätzung zufolge vielfältige Umweltsystemleistungen übernehmen. Dabei werde es darauf ankommen, wie die nationale Biomassestrategie ausgearbeitet wird und wie die Begleitung der rechtlichen Vorgaben ausfällt. Als sicher gilt, dass die Anbaubiomasse bei der Substratzusammensetzung an Bedeutung verlieren wird und der Schwenk hin zu Abfall- und Reststoffen sich fortsetzen dürfte. Kornatz wies jedoch darauf hin, dass Anbaubiomasse unscharf definiert sei – was gelte etwa für Stroh und Rübenblatt? Eine Verengung der landwirtschaftlichen Fruchtfolgen auf die ausschließliche Produktion von Ernährung und Futter könne auch nachteilige Folgen für die Biodiversität haben.
Biogas-Innovationspreise
Matthias Wawra mit dem Formaldehyd-Schnelltester zu sehen. Foto: Thomas Gaul
Auch in diesem Jahr wurden auf dem Kongress in Osnabrück die Biogas-Innovationspreise verliehen. Die herausragendsten Innovationen aus Wissenschaft und Wirtschaft werden mit dem Biogas-Innovationspreis der Deutschen Landwirtschaft ausgezeichnet. In der Kategorie Wirtschaft gewann die Firma Emission Partner aus Hannover. Sie entwickelte einen Formaldehyd-Schnelltester 2.0. Damit kann der Formaldehydwert im Abgas von BHKW-Motoren mittels Durchflussmessung genauer und schneller bestimmt werden, als dies bisher der Fall war. Das Gerät empfiehlt sich vor allem für BHKW-Servicedienstleiser vor der anstehenden Emissionsmessung, aber auch für Betreibergemeinschaften und Arbeitskreise. In der Kategorie Wissenschaft wurden die Innovationspreise in diesem Jahr dreifach vergeben. Anica Mertins und Mathias Heiker von der Hochschule Osnabrück erhielten den Preis für die regionale Strategieentwicklung für Biogasanlagen. Dr. Nils Engler vom DBFZ erhielt den Preis für ein Konzept zur kontinuierlichen Messung von Emissionen an Biogasanlagen in der Praxis. Ausgezeichnet wurde auch Elena Holl von der Universität Hohenheim. Hier wurde eine Prozesskette entwickelt, wie sich Bio-LNG ressourceneffizient erzeugen lässt. Mit dem alternativen Kraftstoff könnten künftig Landmaschinen angetrieben werden.
In der zweiten Maihälfte starteten Großharrieer Jäger früh am Morgen an einer Graswiese von Landwirt Rainer Solterbeck einen Drohnenflug zur Kitzrettung. Bevor das Ackergras zur Silierung für die Milchkühe gemäht wurde, wollten Landwirt und Jäger sichergehen, dass keine Kitze im Gras versteckt waren. Groß war die Überraschung, als die Kitzretter nicht nur zwei Rehkitze vor dem Mähwerk retten konnten, sondern auch noch ein weiterer kleiner, weißer Punkt auf dem Kontrollbildschirm auftauchte.
„Toller Fund“, freute sich Christian Hertz-Kleptow von der Uni Kiel, der kurz nach dem Mähen den Brutplatz einer Rohrweihe bei Großharrie mit einem Elektrozaun als Schutz vor Räubern versah.
Dass neben Kitzen auch mal Hasen oder andere Tiere auftauchten, sei normal, meinten die Jäger. Bei der Kontrolle des Punktes entdeckten die Jäger allerdings kein weiteres Kitz, sondern den Horst einer Rohrweihe, wie sich herausstellte. Ganze sechs Eier befanden sich in der mit Gras ausgepolsterten Nestmulde im kniehohen Ackergras.
Bei dem Standort handelt es sich nicht, wie zunächst vermutet, um ein Wiesenweihennest. Das sei keineswegs unerfreulich, meinte Christian Hertz-Kleptow von der Universität Kiel, der in Zusammenarbeit mit dem Landesjagdverband Schleswig-Holstein das Wildtierkataster und das Schutzprogramm für die Weihen betreut. Neben der Wiesenweihe sei heute auch die Rohrweihe Teil des Programms, erklärte der herbeigerufene Betreuer beim Aufbau des Nestschutzes.
Strom gegen Prädatoren
Hinter dem Elektrozaun ist die Brut der Rohrweihe zumindest vor Feinden wie Fuchs oder Marderhund sicher. Ist die Horstbindung bereits groß genug, setzen die Greife ihre Brut auch nach der Mahd und Grasernte fort.
Rund um den Nistplatz wurde beim Mähen der Fläche ein etwa 10 mal 10 m großer Schutzbereich stehen gelassen. Bei Wiesenweihen ist der Bereich größer. Damit neugierig gewordene Füchse oder Marderhunde auf der Mähfläche nicht das Nest plündern, werden die Brutstellen mit einem mehrreihigen Elektrozaun gesichert. Die Landwirte erhielten einen Ausgleich für den Schutzbereich, sagte Hertz-Kleptow. Dieses Jahr war es bereits der achte Horst, den er sichern konnte. Davon sind zwei Bruten von der selteneren Wiesenweihe und sechs Bruten von Rohrweihen. Es könnten noch einige Wiesenweihenbruten folgen, da diese ein wenig später als die Rohrweihe mit der Brut begännen, erklärte der Betreuer.
40 Brutpaare in SH
Ein gutes Zeichen: Während der Erntearbeiten am Folgetag landete einer der Altvögel auf dem Nest.
Der Bestand der Wiesenweihen wird in Schleswig-Holstein zurzeit auf etwa 40 Brutpaare geschätzt. Rohrweihen brüten nicht nur im freien Feld, sondern, wie der Name besagt, im Röhricht von Seen und Feuchtgebieten.
Besonders erfreulich sei für das Schutzprogramm auch der Einsatz der Drohnen zum Schutz der Rehkitze. Dadurch würden immer häufiger auch Brutplätze der Weihen entdeckt. 32 Tage dauert die Brut der Rohrweihen. Danach folgen noch einmal 35 Tage, bis die Jungen erwachsen werden.
„Wir freuen uns riesig, dass das Gelege entdeckt wurde“, meinten Rainer und Denise Solterbeck. Immerhin brüteten auf ihrem Hof im Außenbereich sogar noch Schleiereulen und ein Turmfalkenpaar, berichtet die Landwirtsfamilie. Deswegen herrscht jetzt auf dem alten Scheunenboden Ruhe, damit die Eulen und Falken ihre Jungen aufziehen können.
Das Wildtierkataster bittet alle Jägerinnen und Jäger, bei Sichtung von Wiesen- und auch Rohrweihen diese umgehend zu melden und das Artenschutzprojekt wo möglich zu unterstützen. Informationen gibt es im Internet unter: https://ljv-sh.de/unsere-projekte/ artenschutzprojekt-wiesenweihe