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„Zukunft baut man nicht in einer Viertagewoche“

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Pauschalität und starre Lösungsmuster der Agrarpolitik sind kein Weg für die komplexen Herausforderungen der Branche, mahnte der Kreisvorsitzende Heinrich Mougin auf dem Kreisbauerntag Ostholstein-Lübeck, der am Mittwoch voriger Woche auf Gut Mariashagen in Sierksdorf stattfand. Er bekannte sich mit Joachim Rukwied, Präsident des Deutschen Bauernverbandes (DBV), zur Verantwortung der Landwirtschaft, Lösungen anzubieten, die den Anforderungen an Nachhaltigkeit gerecht werden, die Wissenschaft und landwirtschaftlichem Unternehmertum entsprechen.

Die Zukunft der Landwirtschaft ist kein Schlagwort oder ein moderner Slogan für Heinrich Mougin. Auf seinem ersten Bauerntag als Kreisvorsitzender zeigte er sich streitbar und kämpferisch gegenüber den Unbilden der Agrarpolitik und forderte für den Berufsstand entsprechende Voraussetzungen, die eine nachhaltige und zukunftsfähige Landwirtschaft zulassen. Dabei betonte er, dass die praktische Gestaltung und Umsetzung gerade die Aufgabe der jüngeren Generation der Landwirtinnen und Landwirte sei.

Rund 250 Gäste, darunter viele junge Landwirte, konnte Mougin begrüßen. Foto: mbw

Die EU-Agrarpolitik, die in den vergangenen 30 Jahren nach dem Gießkannenprinzip regiert habe, ist für Mougin überholt. Die Gemeinsame Agrarpolitik (GAP) zeige sich mittlerweile als bürokratisches Monster, nicht zweckorientiert und Biodiversität verhindernd. So seien die Eco-Schemes für viele Standorte gar nicht erst geeignet. Vielmehr plädierte Mougin für einen flexiblen, regional orientierten Handlungsrahmen, der die Verantwortung des Einzelnen aufrufe. Am erforderlichen Einsatz ließ er keinen Zweifel: „Zukunft baut man nicht in einer Viertagewoche“, so Mougin.

Konkrete Ziele gefordert

Beim Projekt Nationalpark Ostsee sieht er mehr politisches Prestige als gelingende Umsetzung. Nach den bisherigen Vorstellungen frage er sich nicht mehr, ob der Nationalpark komme, sondern nur noch in welcher Gestalt. Beim Verbändegespräch, das der Bauernverband (BVSH) initiiert hatte, habe sich eine breite Front gegen die Ausweisung eines Nationalparks gezeigt, aber viel Zustimmung für den Ausbau vorhandener Schutzmöglichkeiten. Mougin schlug vor, von der Politik die Nennung konkreter Ziele zu verlangen, beispielsweise die wertvollen Seegraswiesen in zehn Jahren zu verdoppeln. Wie zielgerichtet und erfolgreich das Engagement aus der Landwirtschaft sei, zeige die Allianz für Gewässerschutz, die bei der Moorstrategie Oldenburger Graben viel Anerkennung vom Umweltministerium erfahre.

Das abendliche Ambiente in Mariashagen lud ein zu späten Gesprächen. Foto: mbw

Bauernpräsident Rukwied ging in einer engagierten Rede auf die Strömungen aus der Politik ein, deren Interesse je nach Parteifarben von ideologischen Ansätzen getrieben sei. Er sehe auch, dass der Handel mehr Einfluss auf die Landwirte wahrnehme, geleitet durch den Erfolg an der Kasse. Er ließ keinen Zweifel daran, dass der Berufsstand zukünftig noch nachhaltiger produzieren werde und noch mehr Umweltschutz- und Tierwohlstandards erfüllen könne, wenn man ihn lasse. Allerdings gehe es auch um die Frage des beiderseitigen Vertrauens zwischen Landwirten und Verbrauchern, wobei die Landwirtschaft auf die Honorierung ihrer Leistungen für die Gesellschaft setze.

Konditionen müssen passen

„Wir sagen ja zum Green Deal, aber die Wege dahin müssen überarbeitet werden“, so Rukwied. Das gleiche gelte für den Einsatz für Artenschutz und Biodiversität, die im Naturwiederherstellungsgesetz verlangt werden. Die Konditionen müssten stimmen. Befragt nach der Perspektive für die Landwirtschaft in 30 Jahren sieht Rukwied künftig weniger Familienbetriebe, abhängig von der Ausrichtung der Politik. Er sieht neue Produktionsrichtungen wie Insekten für Lebensmittel und fürchtet, dass der Fachkräftemangel bestehen bleibt.

AG Zukunftsbauer: Mehr reden hilft

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Die Diskussion, wie die deutsche Landwirtschaft neues Vertrauen in der Gesellschaft gewinnen kann, läuft auf verschiedenen Ebenen. Jens Lönneker, Psychologe und Inhaber der Kölner Marktforschungsagentur Rheingold Salon, riet am Montag (12. Juni) bei seinem Vortrag „Zukunftsbauer – Eine Analyse des öffentlichen Vertrauens“ den Landwirtinnen und Landwirten, sich sichtbar zu machen, und: „Erzählen Sie etwas von dem, was die andern geil finden!“

Es könnte besser laufen in der Verständigung zwischen Gesellschaft und Landwirtschaft. Das empfinden Landwirtinnen und Landwirte nicht erst seit Kurzem. Wie kann das Schwarzer-Peter-Spiel, so nannte es Klaus-Peter Lucht, Präsident des Bauernverbandes Schleswig-Holstein (BVSH), in seiner Einführung, beendet und der Blick Richtung Zukunft gerichtet werden? „Die Kommunikation muss von der Basis ausgehen und von uns kommen“, so Lucht. „Die Diskussion von oben nach unten ist kein Weg.“ Der Bauernverband habe sich mit der Arbeitsgemeinschaft (AG) Zukunftsbauer auf diesen Weg gemacht, verdeutlichte Generalsekretär Stephan Gersteuer. In der AG beschäftigen sich Landwirtinnen und Landwirte intensiv mit dem Verhältnis der Verbraucherinnen und Verbraucher zur Landwirtschaft und wie man es verbessern kann. Jörg Struve vertritt Schleswig-Holstein in der bundesweiten Arbeitsgruppe Zukunftsbauer des Deutschen Bauernverbandes (DBV).

Zu wenig Wahrnehmung

In seinem Vortrag im Detlef-Struve-Haus in Rendsburg zeigte Lönn­eker, dass die Corona-Pandemie für viele ein Schock gewesen sei und die Grundfesten der gesellschaftlichen Alltagsorganisation erschüttert habe. Dazu kamen Lieferkettenprobleme und Versorgungsengpässe. Allerdings habe die Bevölkerung auch erkannt und gelernt, wie wichtig die zuverlässige Versorgung mit landwirtschaftlichen Produkten ist und dass nicht immer alles selbstverständlich ist. Aus dieser Erkenntnis allein lasse sich aber noch keine bessere Wahrnehmung ableiten, denn Landwirtschaft und Verbraucher lebten in Parallelwelten, so drückte Lönn­eker es aus. Es gibt kaum direkte Kontakte und entsprechend wenig Austausch, habe seine Studie ergeben. Landwirte führten an, dass wegen des hohen Arbeitsaufkommens zu wenig Zeit für die Kontaktpflege mit der „normalen“ Bevölkerung bleibe und dass man in der knappen Freizeit lieber andere Landwirte besuche. Die Situation zweier verschiedener Bevölkerungsgruppen am gleichen Ort mit unterschiedlichen Werten, die sich nicht treffen, bezeichnete der Psychologe als Humus für Vorurteile. „Selbst Hofbesuche oder Tage des offenen Hofes können da nicht helfen. Sie machen nur einzelne Betriebe zur Ausnahme“, so Lönneker.

Er machte deutlich, dass Landwirtschaft eine Projektionsfläche für Hoffnungen sowie Befürchtungen sei und die Bildmächtigkeit der Narrative allgegenwärtig. So könnten Bilder in den Medien von Pflanzenschutzspritzen oder Geflügelställen negative Emotionen erzeugen, während Ökobetriebe mit Idylle und Bullerbü-Landwirtschaft gleichgesetzt würden. „Bilder, die die Sehnsucht von Städtern befriedigen, wie sie gerne leben würden, führen die Menschen hinaus aus der eigenen Enge, die in ihrem Großraumbüro einen Hühnerstall sehen, der auf Effizienz getrimmt wurde.“ Die neue Bildungsoffensive des Landwirtschaftsministeriums (MLLEV) sei ein Ansatz, könne Projektionen aber nicht aushebeln, der Verbraucher ziele nach wie vor auf preiswerte Lebensmittel, so die Einschätzung von Lönneker.

Gehör verschaffen

Die Frage, wie das Mantra auch ohne ganz große Kampagnen zu durchbrechen sei, habe nur eine Antwort: durch diejenigen, die am meisten litten, die Landwirtinnen und Landwirte. „Führen Sie Gespräche“, rief der Kommunikationsexperte die Zuhörer auf. „Gehen Sie hinaus, verschaffen Sie sich Gehör, am besten gemeinsam und nicht allein.“ Um den Kreislauf zu durchbrechen, müssten neue Bilder, also neue Narrative gefunden und veraltete Vorstellungen der Verbraucher von der Landwirtschaft modernisiert werden.

Das Thema „Zukunft gestalten“ steht für Lönneker nach seinen Umfragen an erster Stelle, als gemeinsames Ziel mit höchster Übereinstimmung zwischen Landwirtschaft und Verbrauchern. Er rief dazu auf, nicht zu lange intern zu diskutieren, sondern anzufangen.

Tornados am Grünlandrand gucken

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In Scharen sind die Spotter angereist.

Dass die Nato-Großübung Air Defender derzeit läuft, ist nicht zu übersehen und vielerorts auch nicht zu überhören. Während sich manche die Ohren zuhalten, wenn Tornados, Airbusse und Eurofighter über das Dorf donnern, treibt es andere extra dorthin – um zu staunen, zu fotografieren und zu filmen. Das erlebte auch ein Landwirt auf seiner Fläche – und machte das Beste daraus für alle Beteiligten.

„Spotting“ nennt sich diese Leidenschaft, und aus halb Europa reisen die Spotter in Scharen an, um sich ein Plätzchen nahe den Start- und Landebahnen zu ergattern. So auch am Rand der Flächen von Landwirt Hendrik Köpke in Klein Rheide, Kreis Schleswig-Flensburg, denn dort führt ein öffentlicher Wirtschaftsweg an den Ort des Geschehens.

Als Köpke am Montag voriger Woche auf seinem Grünland Silo fahren wollte, war der Weg so zugeparkt, dass er nicht mit dem Ladewagen anfahren konnte und die Polizei Fahrzeuge räumen musste. Als dies geschehen war, meinte der Landwirt, die vielen Autos könnten doch besser auf seiner Fläche parken und so den Zuweg freihalten.

Spotter nennen sich die Fans, die mit Leidenschaft Militärflugzeuge beobachen und fotografieren. 

„Die Polizei war begeistert. Sie besorgte Verkehrschilder und machte das Feld zum vorübergehenden Parkplatz“, erzählt er. So wurde die Verkehrslage entspannt und der Seitenstreifen der Gemeinde geschont – zum Vorteil für alle, auch der Spotter. „Ich habe mich dann gut mit ihnen unterhalten“, sagt Köpke. „Es sind interessante Leute, und man erfährt spannende Geschichten.“

Mut zum Malen

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Mit Spachtel, Walze, Pinsel, Tuch oder Schwamm probierten LandFrauen des OV Bosau verschiedene Maltechniken aus und schufen mit Mut ganz eigene Kunstwerke. Mehr dazu im aktuellen Bauernblatt.

Schnappschuss mit Promigast

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Vor der Eröffnung des LandFrauentages 2023 am Mittwoch bot der Markt der Möglichkeiten in den Holstenhallen Neumünster Informationsstände zu Themen aus dem ländlichen Raum und zur Arbeit der LandFrauen. LandFrauenpräsidentin Claudia Jürgensen (li.) begrüßte die Influencerin und Podcasterin Greta Silver (Mitte) als prominenten Gast. Laura Stolley, Mitarbeiterin des Fachbereichs Gütezeichen der Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein, lud die beiden Frauen an der Fotobox des Infostandes „Gutes vom Hof“ zu einem Schnappschuss ein. 

Das große Roulette der Marktbesetzung

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Den Welthandel mit Agrarrohstoffen dominieren vier große Konzerne, die „ABCD-Gruppe“. Das sind Archer Daniels Midland (ADM), Bunge, Cargill und Louis Dreyfus. Ihr Weltmarktanteil liegt bei 70 %. Die Konzerne handeln, transportieren und verarbeiten Rohstoffe, verfügen über Hochseeschiffe, Häfen, Eisenbahnen, Raffinerien, Silos, Ölmühlen und Fabriken. ADM, Bunge und Cargill haben ihren Sitz in den USA, Louis Dreyfus in Amsterdam. Die Gründerfamilien halten immer noch wesentliche Anteile, und sie zeichnen sich nicht durch hohe Transparenz aus. ADM und Bunge sind an der Börse notiert.

Jetzt zeichnet sich Bewegung ab, die die Größenverhältnisse verschieben wird. Vor einigen Wochen wurde bekannt, dass Bunge die Übernahme von Viterra plane, die jetzt tatsächlich vollzogen werden soll. Die Ursprünge von Viterra, einem international agierenden kanadischen Agrarkonzern, reichen zurück auf die kanadischen Agrargenossenschaften der 1920er Jahre, aus denen als größtes Getreidehandelskonglomerat des Landes der Saskatchewan Wheat Pool (SWP) entstand. Nach Übernahmen avancierte das Unternehmen 2007 zum größten Getreidehändler Kanadas, operierte auch in den Weizenanbaugebieten der USA, Australiens, Neuseelands und Chinas und weiterer Länder und wuchs zu einem der weltgrößten Getreidehändler. 2013 übernahm Glencore den Konzern und führte im November 2020 seine Agraraktivitäten unter der Marke Viterra zusammen.

Mechthilde Becker-Weigel Foto: Archiv

Die geplante Übernahme von Viterra würde den weltgrößten Ölsaatenverarbeiter Bunge noch dominanter machen. Damit dürfte Bunge auch bald eine größere Rolle in der expandierenden Welt der Erneuerbaren Energien spielen. Die Wettbewerbsbehörden müssen dem Deal noch zustimmen, das wird nicht ohne Hürden ablaufen. Laut Wirtschaftsmedien würde mit der Übernahme ein Agrarriese im Wert von 34 Mrd. US-$ entstehen. Die Übernahme von Viterra würde den Umsatz von Bunge (67,2 Mrd. US-$ im Jahr 2022) auf das Niveau von ADM bringen (102 Mrd. US-$ in 2022). Die Crush-Kapazitäten, würden um rund ein Drittel auf 75 Mio. t pro Jahr steigen. Besonders interessant dürfte in den kommenden Jahren der Crush von Sojabohnen und Rapssaat zur Herstellung von Biokraftstoffen wie Biodiesel sein.

Die Strategie ist schon länger angelegt. So ist Bunge in den vergangenen beiden Jahren Partnerschaften mit dem Ölkonzern Chevron und dem Saatguthersteller Corteva eingegangen. Aus dieser Kooperation können maßgeschneiderte Ölsaaten für die Herstellung von Biodiesel entstehen. Die Investition in das Startup- Unternehmen Covercress verschafft Bunge zudem Zugang zu neuen, kohlenstoffärmeren Ölsaatensorten. An diesen Investitionen von Bunge und Chevron ist auch Bayer beteiligt. CoverCress hat als gleichnamige Frucht gentechnisch modifiziertes Acker-Hellerkraut auf den nordamerikanischen Markt gebracht, das als Zwischenfrucht angebaut werden soll, um daraus Öl und Eiweißfuttermittel zu gewinnen. Die mit dem Raps verwandte Ölpflanze enthält eine ähnliche Fettsäurenzusammensetzung. Es soll mithilfe der Ölsaatverarbeitungstechnologie von Bunge sowie der Expertise von Chevron im Bereich Kraftstofferzeugung zu Erneuerbarem Diesel verarbeitet werden.

Zum Erfolg könnte beitragen, dass die US- Energiebehörde EIA im Februar bestätigt hat, dass sich die jährliche Produktion von Biodiesel in den USA bis 2025 mehr als verdoppeln könnte. Die Vorgehensweise von Bunge macht den Hebel deutlich, den Agrarkonzerne nutzen, indem sie sich an verschiedenen Positionen der Wertschöpfungskette platzieren, und dass Größe ein Schlüssel in diesem Geschäft ist.

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier zu Besuch in Eckernförde

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Mit einem beherzten „Moin“ begrüßte Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier am Dienstag die bereits wartenden Zuschauer und die Presse auf dem Rathausmarkt in Eckernförde. Im Rahmen seiner „Ortszeit Deutschland“ verlegte er seinen Amtssitz von Berlin für drei Tage an die Ostsee. Eckernförde war dabei die achte Station im Rahmen der Ortszeit und auch hier lag der Fokus auf Begegnungen und Gesprächen mit Bürgerinnen und Bürgern sowie Kommunalpolitikern, um zu erfahren, was die Menschen vor Ort bewegt. „Demokratie braucht Austausch, Austausch braucht Nähe, Nähe braucht Begegnung und Begegnung braucht Zeit“, lautete dabei das Besuchskonzept des Bundespräsidenten. Neben dem Eintrag ins Goldene Buch der Stadt standen viele weitere Programmpunkte auf der dreitägigen Agenda, unter anderem der Besuch des Museums Alte Fischräucherei in Eckernförde. Die Ortszeit endete mit einer feierlichen Ordensübergabe an zwölf engagierte Schleswig-Holsteinerinnen und Schleswig-Holsteiner. Für seine Ortszeit-Reise durch Deutschland wählte Steinmeier bewusst Orte aus, die auf unterschiedliche Weise mit Wandel umgehen und Transformation leisten. Eckernförde war einst durch die Fischerei geprägt. Nun sind der Tourismus und die Marine die bestimmenden Wirtschaftsfaktoren. 

Getreidemarkt: Trendwende durch Dürre?

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Der Handel mit Getreide und Raps läuft aktuell in ruhigen Bahnen. Die zuletzt reduzierten Notierungen haben die Umsätze mit Ware aus der alten und der neuen Ernte zurückpendeln lassen. Das Abwarten hat sich anscheinend gelohnt: Die Kurse haben sich Ende voriger Woche wieder etwas aus dem Keller herausbewegt. An der Matif sind die Weizenkurse Anfang Juni auf 220 €/t und damit auf das Niveau von Juni 2021 zurückgefallen. Am vorigen Freitag stieg der Kurs wieder auf 234,50 €/t. Noch deutlicher fiel die Preiserholung für Raps aus. Am Matif-Terminmarkt wurde am 30. Mai 2023 ein bisheriger Jahrestiefpunkt von 385 €/t erreicht. Zuletzt wurde im September 2020 ein ähnlich niedriger Kurs notiert. Bis zum 9. Juni hat sich der Matif-Rapskurs jedoch schon wieder auf 433,25 €/t erholt.

Beunruhigende Meldungen aus der Ukraine

Als Ursachen für diese Entwicklung werden die anhaltende Trockenheit in Mitteleuropa und die Zerstörung des Kachowka-Staudamms im Süden der Ukraine genannt. Auch die Sprengung einer Pipeline, die Ammoniak aus Russland zu einem ukrainischen Schwarzmeerhafen transportiert hat, wird als Grund angeführt. Dieser Anschlag könnte das gerade wieder verlängerte Getreideabkommen infrage stellen.

Während in Südeuropa die Getreideernte bereits läuft, könnte die aktuelle Trockenheit in Nord- und Osteuropa zu Schäden führen. Noch Ende Mai hat die Europäische Kommission ihre Prognose für die europäische Weizenernte erhöht. Die EU-Weizen-, -Gerste- und -Maisernte sollten demnach größer als im Vorjahr ausfallen, vor allem durch höhere Erträge in Frankreich und Rumänien, während der dürrebedingte Ernteausfall in Spanien bereits berücksichtigt wurde. Trotz der zum Teil widrigen Witterung sollten die EU-Weizenbestände relativ groß bleiben. Umfangreiche Getreideexporte aus Russland sowie der Ukraine haben die Notierungen in diesem Frühjahr auch hierzulande unter Druck gebracht. Für die Ukraine wurde für das laufende Jahr mit einer kriegsbedingt deutlich kleineren Getreideernte gerechnet. Diese Schätzungen wurden zuletzt wieder etwas angehoben. Dennoch bleiben hier große Unsicherheiten, da die Überflutungen aufgrund des Staudammbruchs große Schäden auf den Flächen angerichtet haben. Zudem sind jetzt die Bewässerungsmöglichkeiten eingeschränkt. Auch die Zukunft des Getreideabkommens mit Russland wird weiterhin als kritisch angesehen.

Günstiger Weizen aus Russland

Getreide aus Russland sollte jedoch weiterhin preiswert und in großen Mengen zur Verfügung stehen. Nach der Rekordernte im Vorjahr wird für das laufende Jahr ebenfalls mit einer großen Erntemenge gerechnet. Russland will jetzt jedoch über einen neuen Mindestpreis seine Exportnotierung nach unten begrenzen.

Auch die Entwicklung der Rapskurse wird durch die Witterung und die Nachrichten aus der Ukraine gesteuert. Hier sieht die EU-Kommission, trotz der Trockenheit in Deutschland und in Nordfrankreich, eine EU-Rapsernte, die über der Vorjahresmenge liegen soll. Die Sojakurse in Chicago sind ebenfalls gestiegen, da auch aus den US-Sojaanbaugebieten mittlerweile Meldungen über fehlende Niederschläge kommen.

Wild auf Wurst

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Das Wildbret von der Nase bis zum Schwanz zu verwerten und schmackhaft zuzubereiten, das ist das Credo von Markus Hofmann aus Föhrden-Barl (Kreis Segeberg). Er kocht und brät sein selbst erlegtes Wild mal klassisch, mal innovativ. Ganz besonders haben es ihm Würste aus Wildfleisch angetan. Seine speziellen Rezepte hat er in einem Buch verewigt. Darüber hinaus bietet er Wildwurst-Seminare an, bei denen jeder Teilnehmer selbst Hand anlegen darf.

Auf dem Hof von Familie Tonder in Föhrden-Barl hat er einen Kühlraum und eine ehemalige Milchkammer zu einer Wirtschaftsküche für die Wurstherstellung umgewidmet.

Markus Hofmann

„Ich habe vor gut acht Jahren meinen Jagdschein gemacht. Mit dem ersten Reh stand ich dann die ganze Nacht in der Garage, bis ich es endlich zerlegt hatte. Doch für einen Zweipersonenhaushalt ist eine Rehkeule einfach zu viel. Und aus dem Hackfleisch möchte man auch nicht immer nur Frikadellen oder Bolognese machen“, erzählt Markus Hofman von seinen Anfängen. Der begeisterte Hobbykoch wollte das gesamte Wild verwerten. Er machte sich schlau und fing an, mit der Herstellung von Wurst zu experimentieren. „Dann kam die erste Bratwurst und ich muss sagen, dass alle Bratwürste, die ich bisher gemacht habe, mehr oder weniger auch genießbar gewesen sind.“ Heute sind seine Kreationen viel mehr als genießbar, sondern durchaus köstlich. Seine Erfahrung und auch seine Rezepte gibt Markus Hofmann gerne in Seminaren an Jagdkollegen und interessierte Hobbyköche weiter.

Heute soll es passend zum Frühjahr Bärlauch-Grillwurst vom Wildschwein geben. Nachbarin Nadja Krug hat sich angekündigt. „Mein Mann ist Jäger. Da gibt es öfter einmal ein Reh oder ein Wildschwein, das wir verarbeiten möchten.“ Markus Hofmanns Kursteilnehmer sind sehr vielfältig. „Ich habe auch viele Nichtjäger dabei, die bei mir Fleisch kaufen oder auch nur mal dabei sein wollen, wenn wir ein Schwein zerlegen. Aber ich gebe die Seminare auch gerne für Jungjäger. Dann zerlegen wir erst mal das gesamte Tier. Denn aus einem Buch lernt man so etwas nicht. Die Idee ist, einmal komplett vom ganzen Tier bis zur Wurst zu verarbeiten.“

Das Fleisch wird durch den Wolf gedreht

Für diesen Tag hat Markus Hofmann allerdings das Fleisch schon vorbereitet. „Wir haben hier zwölf Kilo Schweinefleisch. Zur Hälfte ist das ein Wildschwein, das ein Freund geschossen hat, zur anderen Hälfte Fleisch von einem Bioschwein. Dabei ist es ungefähr zu zwei Dritteln mageres und zu einem Drittel fettes Fleisch. Das Fett brauchen wir als Geschmacksträger“, erklärt Markus Hofmann, während er die Stücke durch den Fleischwolf dreht. Dann kommt seine spezielle Zutat auch in den Fleischwolf. „Ich habe zwei Kilogramm Zwiebeln mit etwas Knoblauch gestern schon angedünstet. Es schmeckt mir besser, wenn die Zwiebeln bereits vorgegart sind und Röststoffe entwickelt haben. Dann lass ich sie über Nacht abkühlen, damit sie nicht warm in das kalte Brät kommen.“ Ordentlich gewolft kommen nun die Gewürze in das Brät. „Bärlauch, Petersilie und Majoran, den nehme ich gefriergetrocknet. Jetzt ist ja die Zeit, wo es frische Kräuter gibt, doch die frischen kleben durch ihre Feuchtigkeit schnell zusammen. Das ist bei den gefriergetrockneten besser.“ Hier hat der Bärlauch die lauteste Note, denn es soll ja eine Bärlauch-Grillwurst werden.

Die Gewürze sorgen für Geschmack

Das Vermengen und vor allem das Kneten des Fleischteigs sind reine Handarbeit. „Das Wichtigste ist die Bindung. Die erreichen wir durch das mehrfache Abreiben des Fleisches.“ Dazu reibt er mit den Knöcheln mit Kraft an der Fleischmasse herunter, bis alles Fleisch im unteren Teil seiner Mischwanne ist. Danach ist das Fleisch fester und lässt sich leichter formen. „Die Technik hat mir ein alter Schlachter erklärt.“ Nun ist es Zeit für ein Zwischenfazit beziehungsweise eine Probefrikadelle. Der Grill ist schon heiß und der Duft der kleinen Frikadellen aus dem Brät lockt erste Zaungäste an.

Der Geschmack überzeugt auch Seminarteilnehmerin Nadja Krug. Doch bis zu Bratwurst fehlt noch ein Arbeitsschritt: Mit dem Wurstfüller wird das Brät nun in einen Naturdarm gepresst. „Dazu braucht man schon ein bisschen Fingerspitzengefühl“, merkt auch Nadja Krug schnell. Doch nach kurzer Zeit liegen 12 kg Grillwürstchen auf dem Arbeitstisch, wo vorhin noch eine große Schüssel mit schierem Fleisch stand. Alle 15 cm werden die Würstchen abgebunden. Das ergibt ordentliche Grillwürstchen für jeden Hunger.

Vorsichtig wird das Brät in den Naturdarm gefüllt.
Frisch gegrillte Bärlauch-Wildwurst

Als diese auf dem Grill brutzeln und der Duft durch die Nachbarschaft zieht, lassen die freiwilligen Wursttester nicht lange auf sich warten. Bei einem Wurst-Seminar darf jeder einen Teil der Ergebnisse mit nach Hause nehmen. Die leckeren Bärlauch-Grillwürstchen aus der heutigen Herstellung finden großen Anklang. Über Reste muss man sich hier und heute jedenfalls keine Sorgen machen. Weitere Informationen unter ­rehzept.de

Regionalplan für Planungsraum II bestätigt

Nach ausführlicher mündlicher Verhandlung und Beratung hat der 5. Senat des Schleswig-Holsteinischen Oberverwaltungsgerichts (OVG) vergangene Woche entschieden, dass der Regionalplan für den Planungsraum II Bestand hat. Verhandelt wurden zwei gegen die Verordnung des Landes vom 30. Dezember 2020 zum Planungsraum II (Kapitel 5.7, Windenergie an Land) gerichtete Normenkontrollanträge, die im Anschluss an die Beratung als unbegründet abgewiesen wurden.

Maßgeblich für die regionale Planung – hier im Planungsraum II mit den Kreisen Plön und Rendsburg-Eckernförde sowie den kreisfreien Städten Kiel und Neumünster – sind die zuvor im Landesentwicklungsplan verbindlich festgelegten Grundsätze („harte und weiche Tabus“ sowie Abwägungskriterien). Auf dieser rechtlichen Grundlage überprüft das Gericht unter anderem das „gesamträumliche Plankonzept“ der Landesregierung. Dazu stellt es fest, dass das Land als Plangeber die Belange des Klimaschutzes und das Gebot, der Windkraft substanziellen Raum zu verschaffen, ausreichend berücksichtigt habe und keine „Verhinderungsplanung“ betreibe.

Insgesamt seien 2,03 % der Landesfläche als Vorranggebiete für die Windenergienutzung ausgewiesen. Im Planungsraum II seien mit insgesamt 67 Vorrangflächen auf zirka 4.800 ha Land 1,39 % der Fläche für die Windkraft vorgesehen. Dies trage zu dem aktuell geltenden Ziel, eine Inanspruchnahme von 2 % der Landesfläche zu erreichen, ausreichend bei und stütze auch künftig weiterreichende Ziele.

Konkret im Planungsraum II seien etwa die Abstandsregelungen zu den verschiedenartigen Baugebieten und den dem Natur- und Artenschutz dienenden Bereichen nicht zu großzügig bemessen. Aus sachgerechten Gründen und methodisch fehlerfrei seien auch sogenannte Kleinstflächen in Alleinlage (auf denen die Errichtung von mindestens drei Windkraftanlagen (WKA) nicht möglich ist) aus der Planung ausgeschieden worden, um großräumige Streuungen einzelner oder weniger Anlagen im Landschaftsraum („Verspargelung“) zu vermeiden.

Altanlagenbetreiber berücksichtigt

Mit seinem Repowering-Konzept habe der Plangeber auch die Interessen von Altanlagenbetreibern ausreichend berücksichtigt, indem er die schon bislang für die Windenergie genutzten Flächen nach Möglichkeit wieder als Vorranggebiete ausweise und für die verbleibenden 56 WKA außerhalb der Vorranggebiete nochmals spezielle Vorranggebiete Repowering vorsehe. Unbeanstandet geblieben ist auch die Regelung „Eins für Zwei“, wonach für eine neue Windkraftanlage mindestens zwei Altanlagen zurückzubauen sind.

Die Antragstellerin im Verfahren 5 KN 42/21 ist Eigentümerin und Pächterin landwirtschaftlich genutzter Flächen im Kreis Rendsburg-Eckernförde. Diese Flächen sind nicht als Vorranggebiet ausgewiesen. Sie grenzen unmittelbar an Bereiche des EU-Vogelschutzgebietes Eider-Treene-Sorge-Niederung, haben gleichzeitig eine herausragende Bedeutung als Nahrungs- und Rastgebiet für Zwergschwäne und liegen in einem potenziellen Beeinträchtigungsbereich eines Seeadlerhorstes. Zudem verläuft hier eine Hauptachse des überregionalen Vogelzugs.

Die von der Antragstellerin geübte Kritik an den einzeln angewandten Kriterien und deren konkreter Umsetzung hat der Senat nicht nachvollzogen. Die Kriterien seien zum Teil bereits verbindlich festgelegt und bewegten sich im Übrigen innerhalb des dem Plangeber einzuräumenden Abwägungsspielraums. Dieser erlaube im Einzelfall auch eine Abwägung zugunsten des Artenschutzes.

Gemeindliche Planung nicht behindert

Antragstellerin des zweiten Verfahrens 5 KN 35/21 ist die Gemeinde Krummbek im Kreis Plön. Sie ist der Ansicht, dass das auf ihrem Gebiet liegende Vorranggebiet mit einer Größe von etwa 27 ha zu nah an ihren Gemeindeteil Ratjendorf heranreiche und sie damit in ihrer gemeindlichen Planung behindere.

Dem hat sich das Gericht nicht angeschlossen. Entscheidend hierfür ist, dass dieser Gemeindeteil mit etwa 25 Wohngebäuden und seiner „bandartigen, einzeiligen Bebauung“ keinen im Zusammenhang bebauten Ortsteil mit „organischer Siedlungsstruktur“, sondern eine im Außenbereich gelegene Splittersiedlung darstelle, für die ein Abstand von 400 m genüge. Zudem ist für das Gericht nicht erkennbar, dass die Entwicklung gerade im Bereich Ratjendorf absehbar einen Schwerpunkt der gemeindlichen Siedlungstätigkeit darstellt. Die Revision wurde nicht zugelassen.