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Weltweit steigt der Anbau von biologisch bewirtschaftete Flächen. Ende 2021 waren es rund 76 Mio. ha. 23 % der Hektare liegen in Europa. Der größte Anteil mit 47 % fällt auf Ozeanien. Obwohl in Nordamerika gerade mal 5 % der Anbauflächen liegen, generieren diese den zweitgrößten Umsatz im weltweiten Vergleich. Insgesamt wurden global betrachtet in 2021 124 Mrd. € Bio-Umsatz generiert. Auf Platz 1 mit einem Anteil von 44 % steht der Umsatz in Europa. Die beiden Jahren 2020 und 2021 waren geprägt von der Coronakrise. In dieser Zeit haben die Ausgaben der Konsumenten in Deutschland für Bioprodukte um 25 % zugelegt. Viele Betriebszweige der Bio-Betriebe wurden als Gewinner der Krise gesehen. Nach diesem besonderen Hype hat sich die Situation geändert. Absatzprobleme und hohe Produktionskosten sowie zu geringe Erlöse prägen den Biosektor. Die gestiegenen Energiekosten und die hohe Inflation führen beim Verbraucher dazu, weniger oder günstigere Bioprodukte zu kaufen. Die mit der Coronazeit gestiegene Bio-Nachfrage konnte auch im vergangenen Jahr in etwa gehalten werden.
Bio wird vermehrt im Discounter gekauft
Wenn Bioprodukte lange Zeit Nischenprodukte waren, so ist dies mittlerweile anders. Etwa zwei Drittel des Bioumsatzes (insgesamt rund 15 Mrd. €) wurden in Deutschland 2022 im Discounter und Supermärkte gemacht, die mittlerweile auch Bio-Verbandsware anbieten. 30 % der landwirtschaftlichen Fläche sollen laut Koalitionsvertrag bis 2030 ökologisch bewirtschaftet werden. Doch die Anzahl der Umstellungsinteressierten ging zuletzt zurück. Zudem liebäugeln Biolandwirte aus ökonomischen Gründen zum Teil damit, wieder auf konventionelle Bewirtschaftung umzustellen. 30 % Ökofläche – ein hoch gestecktes Ziel für die nächsten sieben Jahre. Insgesamt sind 2022 11,2 % der Fläche ökologisch bewirtschaftet. Rund 280.000 ha müssten jedes Jahr dazu kommen. Mit einer langsameren Flächenausdehnung, wie zuletzt in 2022 mit 67.000 ha, gebe es die Chance, dass sich Preisgleichgewichte am Markt schneller wiedereinstellen.
Blick auf den Bio-Getreidemarkt
Mit der Ernte 2022 schien die Bio-Getreideernte knapp. Die Preise lagen auf einem vergleichsweise hohen Niveau, ähnlich wie beim konventionellen Getreide nach dem Beginn des Ukrainekrieges. Viele Verarbeiter haben Verträge abgeschlossen. Doch der Absatz fiel geringer aus als erwartet. Kontrakte wurden nachverhandelt oder nicht in voller Menge abgerufen. So sind einige Lager noch nicht geräumt und führen bei Erzeugern zu Sorge, denn die neue Ernte steht vor der Tür. Ende Juni rechnen Marktteilnehmer damit, dass bei den Sommerungen, speziell Hafer, Mais und Leguminosen unter der Trockenheit besonders leiden und Erträge geringer ausfallen werden. Beim Dinkel wird von einer deutlich geringeren Anbaufläche berichtet, die wiederum zu einer geringeren Produktion führen wird. Überlagerte Bestände könnten somit auch Vorteile mit sich bringen. Seitens des Öko-Getreidehandels gibt es Stimmen, die 2024 einen Rohstoffmangel erwarten. Sich mit der Umstellung des eigenen Betriebes auf die ökologische Bewirtschaftung auseinander zusetzten kann auch in diesen Zeiten sinnvoll sein.
Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne) bezeichnete das kürzlich vom Bundestag beschlossene Tierhaltungskennzeichnungsgesetz sowie baurechtliche Erleichterungen beim Deutschen Bauerntag in Münster als ersten Schritt für einen krisenfesten Umbau der Tierhaltung.
Nach Özdemirs Überzeugung ist der Umbau der Tierhaltung in Deutschland alternativlos. Auch die Spanier, die aktuell die Schweinebestände aufstocken, die in Deutschland abgebaut werden, müssten sich mittelfristig den Fragen zum Tierwohl und zur Nachhaltigkeit stellen.
Label für Herkunft
„Mit dem Tierhaltungskennzeichnungsgesetz setzen wir die Voraussetzungen, dass die Haltungsbedingungen für Verbraucher an der Ladentheke sichtbar werden“, erklärte Özdemir. Als nächste Schritte wolle er die Haltungskennzeichnung auf Außerhausverpflegung, verarbeitete Produkte, den gesamten Lebenszyklus beim Schwein sowie andere Tierarten ausweiten.
Özdemir kündigte zudem an, eine nationale Herkunftskennzeichnung auf den Weg zu bringen. Der Gesetzesentwurf dafür solle noch im Sommer verabschiedet werden. Er setze sich parallel für eine Herkunftskennzeichnung auf EU-Ebene ein.
Der Minister erinnerte, dass das Bundesprogramm zum Umbau der Schweinehaltung zum Start mit 1 Mrd. € ausgestattet ist. „Wir haben nicht nur die Investitionskosten, sondern auch die Arbeitskosten aufgenommen“, betonte Özdemir. Er wolle sich bei der Bundesregierung für eine Ausweitung der Mittel stark machen.
Ökolandbau ausbauen
Landwirtschaft ist nach den Worten des Ministers immer Teil der Lösung, wenn es um Naturschutzvorhaben geht. Wichtig sei, dass man sich über die Ziele verständige. Mit Blick auf die Gesetzesvorlage der EU-Kommission zum nachhaltigen Einsatz von Pflanzenschutzmitteln (SUR) erklärte er: „Wir brauchen praxistaugliche Lösungen. Wir wollen zwar alle 50 Prozent weniger Pflanzenschutzmitteleinsatz, aber wir können nicht pauschale Verbote in sensiblen Gebieten in Deutschland machen.“ Özdemir unterstützt den aktuellen SUR-Vorschlag nach eigenen Worten nicht und mahnte in diesem Zusammenhang, dass die Bürokratielast auf den landwirtschaftlichen Betrieben nicht weiter steigen dürfe.
Kritisch sieht er das ebenfalls von der EU-Kommission vorgeschlagene Naturwiederherstellungsgesetz (NRL). Dieses würde in aktueller Fassung mehr Schaden als Nutzen bringen. Eine Blaupause für das NRL seien kooperative Regelungen, wie sie mit dem Biodiversitätsstärkungsgesetz von Baden-Württemberg gefunden worden seien.
Er betonte das selbstgesteckte Ziel der Bundesregierung, den Ökolandbauanteil auf 30 % auszuweiten. Er wolle daher Bauern verstärkt dabei unterstützen, sich für „Öko“ zu entscheiden. Özdemir stellte aber auch klar: „Ich bin der Landwirtschaftsminister für alle Bauern. Lassen sie uns alte Gräben überwinden.“ Er sehe in der Landwirtschaft selbst ohnehin kaum Konflikte. Alle Betriebe betrachten sich nach seiner Einschätzung als gleichwertige Berufskollegen.
Klimaschutz und Nutzung
Mit Blick auf die Wiedervernässung von Mooren, die intensiv bewirtschaftet werden, erklärte der Minister: „Wir müssen beides schaffen: Klimaschutz und Nutzung.“ Chancen dafür bieten aus seiner Sicht Paludikulturen. Kritisch sieht Özdemir Freiflächen-Photovoltaik (PV) auf landwirtschaftlichen Gunstflächen. Das treibe unter anderem Landpreise in die Höhe. „PV gehört auf Parkplätze, Dächer, an die Bahntrassen und auf versiegelte Flächen, aber nicht auf gute Ackerstandorte“, untermauerte er und betonte, dass für ihn auch Biogas zu einem zukünftigen Erneuerbare-Energien-Mix gehöre und nannte die Grundlastfähigkeit von Energie aus Biogas als großen Vorteil. rq
Info: GAK-Kürzungen halbiert
Cem Özdemir (Grüne) hat in den Verhandlungen mit seinem Kabinettskollegen Christian Lindner (FDP) über den Regierungsentwurf zum Haushalt 2024 offenbar einen Teilerfolg erringen können. Wie der Grünen-Politiker auf dem Deutschen Bauerntag mitteilte, soll die Kürzung der Bundesmittel in der Gemeinschaftsaufgabe Verbesserung der Agrarstruktur und des Küstenschutzes (GAK) deutlich geringer ausfallen als zunächst vorgesehen. Es sei gelungen, die ursprünglich geplante Kürzung von 300 Mio. € zu halbieren. Özdemir bekräftigte zugleich, dass der Bundeszuschuss zur Landwirtschaftlichen Unfallversicherung von 100 Mio. € nicht angerührt werde. Eine Kürzung der Agrardieselbeihilfe sei nach wie vor nicht im Gespräch.
Kritisch verfolgten die rund 500 Delegierten die Rede des Landwirtschaftsministers. Zwischendurch gab es verhaltenen Applaus. Fotos: rq
Die Sommerbaustelle auf der Jomsburg in Dänisch-Nienhof, Kreis Rendsburg-Eckernförde, ist in vollem Gange. Freireisende Gesellen helfen den Jomsburg-Pfadfindern bei der Sanierung des in die Jahre gekommenen Gebäudes.
Die Dachstühle auf dem Wehrgang und den beiden Burgtürmen der Jomsburg stehen. Immer wieder halten Autofahrer an, um den Baufortschritt auf der Burg zu fotografieren. Denn die beiden Türme und der Wehrgang sind gut von der Straße aus einzusehen.
Nebenan liegen 10.000 Dachpfannen und warten darauf, auf die Dachlatten gehängt zu werden. Die Dachpfannen sind eine Spende der Firma Braas. 20 Jahre muss ein Unternehmen nach Einstellung der Produktion einer bestimmten Partie Ersatz vorhalten. Diese 20 Jahre sind verstrichen, wovon die Jomsburg-Pfadfinder jetzt profitieren. Gespendet wurden aber nicht nur Dachpfannen, sondern auch Dachlatten, Transportleistungen, Lebensmittel für die Verpflegung der Gesellen, Zahnpasta und Zahnbürsten. Eine Großbäckerei aus der Nähe liefert Brötchen, Brot und Kuchen ohne Rechnung. Ein Hühnerhof liefert Eier und Suppenhühner, ebenfalls ohne Rechnung.
Das Gut Birkenmoor stellte kostenfrei Land für den Gemüseanbau zur Verfügung (siehe Ausgabe 18 vom 6. Mai 2023). Ein örtlicher Bäckermeister half einer Lehmbauerin auf der Walz beim Bau eines Lehmbackofens. Benachbarte Pfadfindergruppen liehen Zelte aus. Pfadfindereltern und Ehemalige spendeten 40.000 €. Überall stießen die Pfadfinder und die Gesellen auf Offenheit und Großzügigkeit. Die Aktivregion Eckernförder Bucht fördert das Projekt mit 71.000 €. Darin enthalten sind unter anderem Projekt- und Architektenkosten, Kosten für das Brandschutzkonzept, sowie Minijobs. Materialkosten werden nicht gefördert.
Die alte Burg war inzwischen in die Jahre gekommen. Der Sanierungsstau war groß und von einem so kleinen Verein nur schwer zu wuppen. Dann gab es den berühmten Sechser im Lotto. Die freireisenden Gesellen entschieden sich dafür, ihre Sommerbaustelle auf der Jomsburg einzurichten. Hier arbeiten die Gesellen vier Wochen lang nur für Kost und Logis, im Durchschnitt 80 junge Frauen und Männer, insgesamt mehr als 100, denn nicht alle können vier Wochen bleiben. Und: Es wird nicht nur saniert, sondern auch eine Freiluftküche und ein Lehmbackofen neu gebaut.
Zwei Gesellen des Orga-Teams: der fremde und freie Tischler-Geselle Locke (li.) und die fremde und freie Zimmerergesellin Anna-Lena
Seit September 2022 liefen die Vorbereitungen durch ein fünfköpfiges Orga-Team der Gesellen und durch die Pfadfinder. Mit dabei ist der fremde und freie Tischlergeselle Locke. Seit dreieinhalb Jahren ist er auf der Walz und will die fünf Jahre noch unbedingt voll machen. Die fremde und freie Zimmerin Anna-Lena ist seit 2020 auf der Walz. Die Mindestzeit von drei Jahren und einem Tag hat sie bereits geschafft, doch auch sie wird wohl länger unterwegs bleiben. „Es macht einfach unheimlich viel Spaß.“ Sowohl für Locke als auch für Anna-Lena ist es die erste Sommerbaustelle, die sie selbst mit organisieren.
Zum Tag der offenen Burg am 24. Juni, an dem gleichzeitig auch das Bergfest der vierwöchigen Sommerbaustelle und das Richtfest für die neuen Dächer gefeiert wurde, hatten die Jomsburger Pfadfinder einen prominenten Ehemaligen eingeladen: Vizeadmiral Jan C. Kaack, Inspekteur der Marine, verzierte seine Uniform mit einem Pfadfinderhalstuch und plauderte in seiner kurzweiligen Festrede aus dem Nähkästchen: „Im Grunde habe ich die ganze Kindheit auf der Burg verbracht”, verriet der 1962 geborene Jomsburger der ersten Stunde. „Was habt ihr aus der Burg gemacht! Da bekommt man Lust, wieder anzufangen.“ Bei den Jomsburg-Pfadfindern habe er Begeisterung erlebt und gelernt, Verantwortung zu übernehmen sowie bei Rückschlägen nicht gleich aufzugeben. Auch seine Frau habe er hier auf der Burg kennengelernt.
Der fremde Goldschmied Arne weiß auch mit echtem Schmiedefeuer umzugehen.
Nicht für jeden Gesellen gibt es die passende Arbeit auf der Burg. Aber so eine Sommerbaustelle ist auch dazu da, um über den eigenen Tellerrand zu schauen und von anderen zu lernen. Auch Arbeit außerhalb der Baustelle ist im Einzelfall möglich. So arbeiteten Gesellen vorübergehend auf einem Bauernhof in der Nähe und ließen sich den Lohn in Rindfleisch auszahlen. Eine Metzgerin bot einen Zerlegekurs für die fachfremden Gesellen an.
Bei der Sommerbaustelle treffen unterschiedliche Gewerke und Menschen aufeinander. In Doppelfunktion mit dabei ist Lasse. Er ist Jomsburg-Pfadfinder und Handwerker. Eine Tischlerlehre hat er erfolgreich abgeschlossen. Jetzt ist er im ersten Lehrjahr als Zimmerer. Bei der Sommerbaustelle hat er das neue Burgtor gebaut. Arne, fremder Goldschmied hat auf der Walz auch das „richtige“ Schmiedehandwerk kennengelernt und steht am Tag der offenen Tür am Schmiedefeuer, um den Gästen das alte Handwerk zu zeigen. Er wird die Beschläge für das Burgtor fertigen.
Charlie, fremde und freie Holzbildhauerin und seit mehr als vier Jahren auf der Walz, bearbeitet einen Balken, der nicht nur gut hält sondern auch gut aussieht.
Charlie ist fremde und freie Holzbildhauerin und seit mehr als vier Jahren auf der Walz. Auf der Jomsburg sorgt sie dafür, dass die neu verbauten Balken nicht nur halten, sondern schön aussehen. Sie ist seit Pfingsten dabei und will bis zum Schluss bleiben. Der 16-jährige Jesse ist seit zehn Jahren bei dem Jomsburgern, allerdings beim Kieler Stamm. Dort ist er zusammen mit seinem Bruder für die Zelte und das übrige Material verantwortlich, das Pfadfinder für Zeltlager so brauchen. Am Tag der offenen Tür ist er zum ersten Mal auf der Sommerbaustelle. „Ich bin überrascht, wieviel in so kurzer Zeit schon entstanden ist.“
Info:
Der „Jomsburg – Freier Pfadfinderbund e.V.“ ist ein kleiner freier Pfadfinderverband – parteipolitisch neutral und konfessionell nicht gebunden – mit derzeit 60 aktiven Mitgliedern an den Standorten Eckernförde, Kiel und der Jomsburg. Mitmachen können Kinder ab sechs Jahren. Geleitet wird der Verein seit Dezember 2022 erstmals von einem Vorstand, der ausschließlich aus Frauen besteht. Vorsitzende ist die 20-jährige Studentin Jule Lüthje.
In der Regel endet die aktive Zeit bei den Jomsburgern wie bei allen Pfadfindern mit Mitte 20, denn bei den Pfadfindern gilt das Prinzip „Jugend führt Jugend“. Gruppenleiter sollen vom Alter her möglichst dicht am Alter der Gruppenmitglieder sein. Auch ehrenamtliche Vorstandspositionen werden in aller Regel mit jungen Menschen besetzt. Wer die 26 überschritten hat, verliert sein aktives Wahlrecht. So soll sichergestellt werden, dass junge Menschen lernen, früh Verantwortung zu übernehmen und dass die Ideen der jungen Leute im Verein zum Zuge kommen.
Der Sitz der Jomsburg-Pfadfinder ist die Jomsburg am Rande von Dänisch Nienhof. Sie wurde von 1975 bis 1988 von den Jomsburg-Pfadfindern in Eigenleistung erbaut. Während der „Jomsburg – Freier Pfadfinderbund e.V.“ für die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen zuständig ist, unterstützt der später gegründete „Jugendburg Jomsdorf e.V.“ den Pfadfinderbund, insbesondere bei burgbaulichen Fragen und Verpflichtungen.
Die Jomsburger Pfadfinder gehören zum Deutsche Pfadfinderverband (DPV) mit Sitz in Köln. Er vertritt die Interessen von zirka 29.000 Kindern und Jugendlichen, die in zwölf Mitgliedsverbänden organisiert sind. Die Jomsburger gehören innerhalb des DPV zu den kleineren Verbänden. Der DPV wiederum gehört zu den kleineren Pfadfinderdachverbänden in Deutschland. Er ist Mitglied im Deutschen Bundesjugendring. Die Jomsburg trägt den Namen einer historischen Wikingerburg aus dem 10. Jahrhundert n. Chr.
Bilder des preisgekrönten norwegischen Fotografens Audun Rikardsen waren bereits im Rahmen von Ausstellungen zum GDT-Wettbewerb „Europäischer Naturfotorgraf des Jahres“ zu sehen. Nun widmet ihm das Stadtmuseum Schleswig mit 40 ausgewählten Exponaten eine eigene Ausstellung: „WinterWale“ beeindruckt mit einzigartigen Aufnahmen und ist bis zum 17. September zu sehen.
Museumsleiterin Dr. Dörte Beier freut sich sehr darüber „einen Hochkaräter der Fotografie“ präsentieren zu können, der auf seine ganz eigene Weise seine Arbeit als Wissenschaftler mit dem Können eines Naturfotografens verbindet.
Der norwegische Naturfotograf Audun Rikardsen nahm an der Eröffnung seiner Fotoausstellung im Stadtmuseum Schleswig teil. Foto: Iris Jaeger
Aufgewachsen in einem kleinen Fischerdorf in Nordnorwegen entwickelte Audun Rikardsen schon früh eine große Faszination für die nordische Natur, insbesondere für die Tierwelt über und unter Wasser. Seine Berufswahl überrascht daher wenig und erklärt auch seine Vorliebe für Walfotos sowie Naturaufnahmen der arktischen Küste: Audun Rikardsen arbeitet als Professor für Süßwasser- und Meeresbiologie an der Arctic University of Norway in Tromsø, mit dem Schwerpunkt Walforschung.
2010 begann seine Leidenschaft für Naturfotografie, bereits wenige Jahre später wurden seine Bilder weltweit in allen großen Fotowettbewerben ausgezeichnet. So wurde er unter anderem 2016 von der Gesellschaft für Naturfotografie (GDT) zum Europäischen Naturfotografen des Jahres gekürt, erhielt im selben Jahr den prestigeträchtigen Fritz-Pölking-Preis der GDT. Beim renommiertesten Naturfotowettbewerb der Welt „Wildlife Photographer of the Year“ gewann er mit einer Adler-Fotoserie den Portfolio-Preis. „Bei diesem Wettbewerb wurden 42.000 Fotografien aus 96 Ländern eingereicht, da zu gewinnen, ist schon herausragend“, erklärte Dörte Beier.
Mit dieser eindrucksvollen Aufnahme eines Schwertwals, der im Dunkel der Polarnacht zum Atmen auftaucht, wurde Audun Rikardsen 2016 zum Gesamtsieger des Wettbewerbs Europäischer Naturfotograf des Jahres der Gesellschaft für Naturfotografie (GDT) gewählt.
„In der Person Rikardsen vereinen sich gleich mehrere herausragende Eigenschaften“, hob die Museumsleiterin bei der Ausstellungseröffnung vergangene Woche hervor: „Da ist zunächst sein fundiertes Wissen über seine Motive, sein ausgeprägter Sinn für Ästhetik, seine vielseitigen Begabungen und seine Kreativität sowie seine besonderen technischen Fähigkeiten im Umgang mit seiner Fotoausrüstung“, so Beier. Rikardsens Besonderheit in der Fotografie liegt in der Wahl seiner Motive und in der Art und Weise, diesen eine völlig neue Perspektive zu verleihen. So hatte er die Idee, den Fischfang eines Adlers aus Unterwassersicht zu fotografieren. Dafür positionierte er die Kamera unter Wasser und köderte die Adler mit einem Fisch, um dann Anflug und Zuschlag aus Sicht des Fisches zu fotografieren.
Bis zum Gelingen der Bilder vergingen drei Jahre. Eine weitere Besonderheit seiner Arbeiten ist das zeitgleiche Fotografieren von Vorgängen unter und über Wasser. Dafür entwickelte er ein spezielles Kamerasystem inklusive Unterwassergehäuse und Blitz. Darüber hinaus scheut er nicht die Herausforderung, sich mit der schweren Ausrüstung bei eisiger Kälte tauchend zwischen Wale, Heringsschwärme und die Netze von Fischern zu wagen. Auf diese Weise entstehen einzigartige Fotos, zum Beispiel von Killerwalen, die Fischtrawlern folgen und umkreisen, um beim Heringsfang nicht leer auszugehen. Dieser Interessenskonflikt zwischen lokalen Fischern und jagenden Walen, die um das Silber des Meeres (Hering) konkurrieren, sei ein Aspekt, auf den die Ausstellung hinweisen möchte, so Beier. Es gehe um weit mehr als um herausragende Einzelaufnahmen.
„Koexistenz“: Mitunter profitieren Fischer und Wale voneinander
Rikardsen schafft es in seiner Funktion als Taucher, Naturschützer, Fotograf und Wissenschaftler den Fokus auch auf menschliche Verhaltensweisen zu richten, ohne erhobenen Zeigefinger, aber mit kreativ ausgewähltem Fokus, der den Blick des Betrachters gekonnt auf die Dinge richtet, die da nicht in Ordnung sind: vermüllte Strände, Wale, die sich in Internetkabeln oder Fischereigeschirr verfangen, Fischkutter die Unmengen von Hering wieder ins Meer ablassen, weil zu viel gefangen wurde und nicht alles an Bord passte. „Ich mag es, Teil der Natur und Elemente zu sein“, sagte Rikardsen bei seinem Bildvortrag über seine Arbeit. Ich nutze die Fotografie, um meine Geschichten zu erzählen und den Menschen meine Wissenschaft zu zeigen. Gleichzeitig kann ich meine Wissenschaft nutzen, um bessere Bilder zu machen.“
Die Vernissage im Stadtmuseum Schleswig war ein voller Erfolg, der Ausstellungsraum mehr als gut besucht. Foto: Iris JaegerTrotz ihrer Größe und ihres immensen Gewichts bewegen sich Buckelwale mit großer Leichtigkeit und Eleganz. Fotos: Audun RikardsenSchwertwale sind sehr intelligente Tiere. So verwundert es nicht, dass sie schnell gelernt haben, dass sich in der Nähe von Fischerbooten leichte Beute machen lässt.Ein außergewöhnliches Porträt eines Steinadlers, aufgenommen mit einer ferngesteuerten Kamera.Während das Polarlicht am winterlichen Sternenhimmel tanzt, suchen im flachen Wasser der Küste zwei Seesterne nach Nahrung.
Reflektion, Aufgabenverteilung und Jahresplanung standen für den Landesvorstand der Landjugend bei der Zwischenklausur auf dem Programm. Dabei lag der Fokus neben dem kritischen Blick auf die tägliche Arbeit vor allem auf der Planung des Deutschen Landjugendtages 2024 in Jübek. Ausführlicher Bericht in der aktuellen Bauernblatt-Ausgabe.
Seit 25 Jahren ist der Freundeskreis der ehemaligen Landjugendgruppe Wahlstedt aktiv. Die LJG Wahlstedt, Kreis Segeberg, gründete sich 1956. Der zum Vorsitzenden gewählte Landwirtssohn Hans Rahlf leitete damals die Versammlungen, zu der sich die Lajus einmal wöchentlich in Eckerts Gastwirtschaft trafen. Da einige Fahrenkruger dabei waren, gab es auch Treffen in der dortigen Gaststätte Moorkrug.
Nach Auflösung 1967 erlebte die Laju 1998 eine kleine Wiedergeburt mit der Gründung des Freundeskreises. Seitdem treffen sich ehemalige Mitglieder und Freunde, um Erinnerungen auszutauschen und Reisen zu unternehmen.
Petra Bentkämper bleibt für weitere vier Jahre an der Spitze des Deutschen LandFrauenverbandes (dlv). Das ergab die Wahl auf der dlv-Mitgliederversammlung am Dienstag in Mainz. Die Präsidentin des LandFrauenverbandes Schleswig-Holstein, Claudia Jürgensen, saß als Wahlleiterin dem Wahlausschuss vor.
Bentkämper kündigte nach ihrer Wiederwahl an, den Fokus künftig auf die Verbandsentwicklung, die Schärfung des Verbandsprofils sowie die Arbeit an einem neuen Leitbild zu richten.
Auf der Tagesordnung der Mitgliederversammlung stand auch die Vorbereitung des Deutschen LandFrauentages, der am 2. Juli 2024 in Kiel stattfinden wird.
Der neue dlv-Vorstand mit (hintere Reihe v. li.) Heidrun Diekmann (Beisitzerin, NW), Daniela Ruhe (Hauptgeschäftsführerin) und Jutta Kuhles (Beisitzerin, RP). Vordere Reihe v. li.: Claudia Nielsen (Beisitzerin, MV), Christine Reitselshöfer (zweite Vizepräsidentin, BY), Petra Bentkämper (Präsidentin, NI), Ursula Braunewell (erste Vizepräsidentin,HE) und Ursula Pöhlig (Beisitzerin, HE). Foto: Alexander Sell/dlv
Was das Urstromtal rings um Kellinghusen alles zu bieten hat, erlebten die Vorstände der Ortsvereine des KreisLandFrauenverbandes Steinburg bei der diesjährigen Kreisausfahrt. Die Themen waren auf jeden Fall abwechslungsreich, denn sie besuchten den Landwirt und Kartoffelbauern Matthias Hadenfeldt, machten Bekanntschaft mit Alpakas und erfuhren bei Sekt und Saft viel über die berühmten Kellinghusener Fayencen. Ausführlicher Bericht in der aktuellen Bauernblatt-Ausgabe.
Mit 13 Jahren kam Umes Arunagirinathan aus Sri Lanka in Frankfurt an. Heute ist er Herzchirurg und Autor. Jetzt war er zu Gast bei den Segeberger LandFrauen. Kreisverbandsvorsitzende Petra Fahje freute sich über eine volles Haus. Über 100 LandFrauen waren zu dem Festabend gekommen. Welchen Rat Dr Umes von seiner Mutter bekam im aktuellen Bauernblatt.
Kreisvorsitzende Petra Fahje aus Willingrade freute sich über den großen Zuspruch.Volles Haus: Über 100 LandFrauen waren nach Leezen gekommen.
Resilienz nennt man die Widerstandskraft gegen Belastungen, Krisen und Schicksalsschläge. Unterstützen kann dabei eine Beschäftigung abseits vom Beruf, die Freude bereitet, den Kopf frei macht und Kraft schöpfen lässt. Das Bauernblatt hat Landwirte und Landwirtinnen mit ungewöhnlichen Hobbys befragt. Heute: Volker Bielfeldt aus Klein Wittensee fährt Hunderennen.
„Geh‘n wir Fahrradfahren?“ Volker Bielfeldt spricht es beiläufig aus, aber sofort steht Pepe auf und wedelt mit dem Schwanz. Dabei wird das heute noch nicht einmal ein Training, sondern nur eine kurze Demonstrationsfahrt für den Bauernblatt-Reporter. Denn der zehnjährige Rüde Pepe, eine Deutsch-Kurzhaar-Deutsch-Drahthaar-Mischung, ist nicht mehr gesund genug für den Zughundesport. „Erst kam Corona, dann war er krank“, erklärt Bielfeldt. Traurig für Mensch wie für Hund! Eigentlich hätte es oben heißen müssen, „er fuhr Hundrennen“, aber wer weiß, was künftig noch sein wird!
Der 61-jährige Volker Bielfeldt, der in der Außenlage von Klein Wittensee im Kreis Rendsburg-Eckernförde wohnt, ist Landwirt im Ruhestand. Er betrieb Schweinemast mit rund 1.500 Tieren und bewirtschaftete 80 ha Acker. Vor 15 Jahren gab er schon einen Teil seines Betriebes an seinen Sohn Hendrik ab, 2020 den Rest.
Der Hund an seiner Seite
Der Hund zieht, anders als bei einem normalen Fahrradspaziergang, das Rad.
Mindestens einen Hund gab es schon immer in seiner Familie – Hofhunde, die eben so mitliefen und eher auf seine Frau geprägt waren. 2014 aber schaffte er sich einen Hund an, den er an seiner Seite haben wollte – ebendiesen Pepe, der auch jetzt beim Gespräch an seiner Seite liegt. „Das war erst noch nicht sportlich gedacht, sondern als Begleitung.“
Doch damit war Pepe nicht ausgelastet. „Er ist ein Jagdhund, aber ich bin kein Jäger“, erklärt Bielfeldt. Er ging mit ihm zur Hundeschule für allgemeine Erziehung und Kontakte mit anderen Hunden, für Leinenführigkeit und Nasenarbeit. Dabei werden auch Parcours gelaufen, und da sprach ihn die Trainerin auf den Zughundesport an. „Probieren Sie doch mal, ob er ziehen mag!“ Und das mochte er.
Bielfeldt wurde Mitglied im Norddeutschen Schlittenhunde Club (NSC) in Gettorf und besuchte ein Seminar für Hundeführer – sie werden Musher genannt –, wo er Tipps für Training, technische Ausrüstung und Regeln für die Rennen lernte. Er übte mit dem Hund die Kommandos ein – rechts, links, Stop, „das mussten wir etwa ein Jahr lang trainieren“. Dann erst ging es auf Rennen, etwa drei Mal im Jahr im norddeutschen Raum bis nach Nordrhein-Westfalen, 2019 auch einmal zur Deutschen Meisterschaft in Niedersachsen. „Da lag ich im guten Mittelfeld und war sehr zufrieden.“
Ab die Post!
Bielfeldt startete in der Klasse Bikejöring, da zieht der Hund das Fahrrad. „Das ist anders als wenn man mit dem Hund an der Seite Fahrrad fährt“, erklärt er. Als Gefährt tut es ein gutes Mountainbike. Die Rennen gehen über eine Strecke von 5 bis 6 km in zwei Läufen, einer am Sonnabend und einer am Sonntag – der Hund darf sie vorher nicht kennen. Die Rennen werden in Bestzeiten von etwa 10 min durchlaufen. Neben Bikejöring gibt es noch die Disziplinen Canicross, wo der Hundeführer läuft, Dogscootering für spezielle Roller und Gespannfahren mit Wagen oder Schlitten und mehreren Zughunden. Bielfeldt betrieb nur die Disziplin mit dem Fahrrad. Außerdem wird in verschiedenen Altersklassen der Hundeführer gestartet, „Ü 40 ist meine Klasse“. Um die 100 Teams nehmen an kleineren Rennen teil, bis zu 300 an den größeren.
Und dann geht die Post ab! Gestartet wird im Abstand von 2 min. Bielfeldt zeigt ein Kurzvideo: Pepe ist schon ganz aufgeregt, er hat die Vorgängerhunde in der Nase und strebt wie wild hinterher.
Wichtiger als Futter
Das wurde natürlich zu Hause geübt, auf den Feldwegen und kleinen Straßen, drei bis viermal in der Woche für je eine halbe bis ganze Stunde. Da Bielfeldt damals noch viel auf dem Feld war, fand das abends statt, „und Pepe hat schon darauf gewartet. Wichtiger als das Futter war für ihn, dass ich was mit ihm unternehme.“ Zeitkonflikte mit der Landwirtschaft gab es auf diese Weise nicht. Die Abendstunden, der frühe Morgen oder der Winter sind ohnehin gut geeignet für das Training, weil es für langhaarige Hunde bei Anstrengung höchstens 15 °C warm sein darf.
„Wenn ich da unterwegs bin, kann ich mich richtig entspannen“, sagt Bielfeldt, „ich bin gern in der Natur, der Hund ist gern in der Natur.“ Ein Renn-Wochenende sei eine Auszeit mit Geselligkeit und sozialen Kontakten, bei denen man mal ganz andere Leute kennenlerne.
Letztlich betrug seine Wettkampfzeit nur vier Jahre, aber die war prägend. Sie habe die Beziehung zu seinem Hund enorm vertieft. Ob er sich noch mal einen neuen Rennsporthund anschafft? „Vielleicht“, meint er, „aber Pepe und ich haben so ein dickes Verhältnis, womöglich wird er neidisch.“