Wer die Duftnessel nur als Begleiter für Sonnenhut oder Kugeldistel verwendet, unterschätzt die attraktive Staude. Denn die hohen Blütenkerzen setzen nicht nur tolle vertikale Akzente in der Rabatte, sondern Blätter und Blüten eignen sich hervorragend für Teeaufgüsse sowie zum Würzen von Speisen. Nicht zuletzt locken die Blütenstände sogar mehr bunte Falter an als der dafür bekannte Schmetterlingsflieder.
In den vergangenen Jahren wurde das Sortiment der Duftnessel (Agastache) immer größer. Etwas verwirrend fällt jedoch die Namensgebung der verschiedenen Arten aus. Duftnessel, Bergminze und Koreaminze werden häufig synonym gebraucht, auch die Bezeichnungen Blaunessel, Mexikonessel, Limonen-Ysop und Anis-Ysop sind gängig, obwohl die Staude mit dem Echten Ysop (Hyssopus) nur weitläufig verwandt ist.
Die Gruppe der kälteunempfindlichen Duftnesselarten stammt aus den gemäßigten Zonen Nordamerikas (Agastache foeniculum) und aus Korea (Agastache rugosa). Beide Arten kommen bei uns sehr gut durch den Winter und blühen violettblau oder weiß. Sie zeichnen sich durch einen busch-horstartigen, hohen Wuchs mit langen, aufrechten Blütenstängeln aus. Die Wärme liebenden Arten der Duftnessel sind in Mexiko und dem Süden der USA beheimatet. Sie stammen von der Ursprungsart Agastache mexicana ab. Sie wird meist als Limonen-Ysop oder Limonadenpflanze angeboten. Nicht ohne Grund, denn Blätter und Blüten duften und schmecken nach Zitrone. Das Aroma tritt an sonnigen Tagen besonders stark hervor. Diese Varianten bleiben niedriger (zwischen 30 und 100 cm Höhe) und weisen einen locker verzweigten Wuchs auf. Zudem sind die roten, rosa- oder orangefarbenen Blüten eher in lockeren Gruppen oder Quirlen angeordnet. Die Blütezeit für alle Arten jeglicher Herkunft erstreckt sich von Ende Juni bis September.
Die Ansprüche an Boden und Standort fallen recht bescheiden aus. Duftnesseln schätzten einen sonnigen Platz mit eher trockenem, durchlässigem und nährstoffreichem Boden. Als Faustregel gilt, dass die Stauden umso winterhärter sind, je trockener sie stehen. Tipp: Beim Neukauf auf Angaben zur Winterhärte achten. Der hübsche Limonen-Ysop ‚Sangria‘ (Agastache mexicana) ist trotz aller Schutzmaßnahmen nicht sicher winterhart. Er lässt sich jedoch problemlos im Kübel kultivieren, der die kalte Jahreszeit an einem hellen und kühlen Platz verbringt. Agastache rugosa kommt mit unserem Winter ebenso gut zurecht wie Agastache foeniculum. Beachten sollte man den Zusammenhang zwischen Winterhärte und Standort: Je durchlässiger der Boden, desto weniger „nasse“ Füße im Winter und desto ausgeprägter die Winterhärte. Tipp: Agastache rugosa und ihre Hybriden tolerieren auch feuchteren und schwereren Boden klaglos. Für andere Arten macht man die Erde mit der Einarbeitung von Sand etwas durchlässiger.
Die Wildformen der Duftnessel erhalten sich über die Selbstaussaat. Keine Sorge, überzählige Keimlinge lassen sich leicht entfernen, ohne lästig zu werden. Für langlebige Duftnessel-Arten und ihre Hybriden empfiehlt sich die Vermehrung über die Teilung im Frühjahr oder über Kopfstecklinge. Dies klappt besonders gut bei Agastache rugosa ‚Black Adder‘, wenn man noch vor der Blüte im Mai Stecklinge nimmt. Lassen Blühfreude und Vitalität ein paar Jahre nach der Pflanzung nach, teilt man die Staude im Frühjahr und pflanzt die Teilstücke neu ein. Ebenfalls wichtig ist die Düngung im Frühjahr. Sie unterstützt den Neuaustrieb. Wer schon beizeiten im Herbst die abgeblühten Pflanzen zurückschneidet, bringt sich um die schöne Wintersilhouette. Sie sorgt insbesondere bei den hohen Sorten noch bis weit in den Winter hinein für Struktur in der Rabatte.
Doch wie nun die Duftnessel verwenden? Gemeinsam mit Indianernessel (Monarda), Sonnenhut (Rudbeckia), Hoher Flammenblume (Phlox) und Witwenblume (Knautia) entsteht ein sehenswertes Ensemble im sommerlichen Staudenbeet. Hübsch wirkt auch die Kombination mit den eher lockeren Blütenständen der Steppenwolfsmilch (Euphorbia), den Goldruten ‚Strahlenkrone‘ und ‚Fireworks‘ (Solidago) oder Prachtkerze (Gaura). Herbstgräser wie Rutenhirse (Panicum virgatum) und Silber-Ährengras ‚Algäu‘ (Stipa calamagrostis) ergänzen zum Ende der Saison das Bild. Doch nicht nur im Staudenbeet ist die Duftnessel eine Attraktion für sich, auch im Duft- und Kräutergarten macht sie eine tolle Figur. Blätter und Blüten sind essbar. Sie eignen sich für Teeaufguss ebenso wie zum Würzen von Eierspeisen und Eintöpfen. Sämtliche Agastachen werden von Schmetterlingen fast schon umlagert.
Empfehlenswerte Formen der Agastachen (Auswahl):
Agastache foeniculum: Wildform, lila Blüte von Juli bis September, 60 bis 120 cm hoch, Blätter und Blüten mit Anisgeschmack
Agastache-Hybride ‚Ayala‘: Kreuzung aus Agastache mexicana und Agastache anisata, am optimalen Standort ausreichend winterhart, blüht violettrosa von Juni bis Oktober, 80 bis 120 cm hoch, Blätter schmecken frisch und getrocknet im Tee
Agastache mexicana ‚Sangria‘: Limonen-Ysop, nicht sicher winterhart, in rauen Lagen besser Kübelkultur, rotviolette Blüte von Juli bis Oktober, 80 bis 120 cm hoch, Zitronenaroma
Agastache rugosa: Koreaminze, gut winterhart, lila Blüte von Juli bis September, 80 bis 100 cm hoch, Minze-Anis-Aroma
Agastache rugosa ‚Alabaster‘: weiße Koreaminze, weiße Blüte von Juli bis September, 60 bis 80 cm hoch, versamt sich
Agastache rugosa ‚Blue Fortune‘: Blaunessel, blauviolette Blüte von Juli bis September, wegen der standfesten Stiele schöne Wintersilhouette, 60 bis 90 cm hoch, Blüten- und Blattduftstaude
Agastache rugosa ‚Black Adder‘: dunkle Blaunessel, blauviolette Blütenkolben können fast schwarz wirken, sehr standfest, 90 bis 120 cm hoch, lockt viele Schmetterlinge an.