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Dauerblüher als Schmetterlingsmagnet

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Wer die Duftnessel nur als Begleiter für Sonnenhut oder Kugeldistel verwendet, unterschätzt die attraktive Staude. Denn die hohen Blütenkerzen setzen nicht nur tolle vertikale Akzente in der Rabatte, sondern Blätter und Blüten eignen sich hervorragend für Teeaufgüsse sowie zum Würzen von Speisen. Nicht zuletzt locken die Blütenstände sogar mehr bunte Falter an als der dafür bekannte Schmetterlingsflieder.

In den vergangenen Jahren wurde das Sortiment der Duftnessel (Agastache) immer größer. Etwas verwirrend fällt jedoch die Namensgebung der verschiedenen Arten aus. Duftnessel, Bergminze und Koreaminze werden häufig synonym gebraucht, auch die Bezeichnungen Blaunessel, Mexikonessel, Limonen-Ysop und Anis-Ysop sind gängig, obwohl die Staude mit dem Echten Ysop (Hyssopus) nur weitläufig verwandt ist.

Weiß- und violettblühende Sorten ergänzen sich sehr gut. Foto: Karin Stern

Die Gruppe der kälteunempfindlichen Duftnesselarten stammt aus den gemäßigten Zonen Nordamerikas (Agastache foeniculum) und aus Korea (Agastache rugosa). Beide Arten kommen bei uns sehr gut durch den Winter und blühen violettblau oder weiß. Sie zeichnen sich durch einen busch-horstartigen, hohen Wuchs mit langen, aufrechten Blütenstängeln aus. Die Wärme liebenden Arten der Duftnessel sind in Mexiko und dem Süden der USA beheimatet. Sie stammen von der Ursprungsart Agastache mexicana ab. Sie wird meist als Limonen-Ysop oder Limonadenpflanze angeboten. Nicht ohne Grund, denn Blätter und Blüten duften und schmecken nach Zitrone. Das Aroma tritt an sonnigen Tagen besonders stark hervor. Diese Varianten bleiben niedriger (zwischen 30 und 100 cm Höhe) und weisen einen locker verzweigten Wuchs auf. Zudem sind die roten, rosa- oder orangefarbenen Blüten eher in lockeren Gruppen oder Quirlen angeordnet. Die Blütezeit für alle Arten jeglicher Herkunft erstreckt sich von Ende Juni bis September.

,Raspberry Summer‘ überzeugt mit himbeerfarbenen Blüten. Sie gedeiht prima im Kübel. Foto: Karin Stern
Die Weiße Koreaminze blüht von Juli bis September. Foto: Karin Stern
Mit etwa 80 cm Höhe fügt sich ,Blue Boa‘ prima ins Staudenbeet ein. Foto: Karin Stern
,Blue Fortune‘ verströmt einen angenehmen Duft. Foto: Karin Stern
Die knalligen Farben der Duftnessel sehen einfach toll aus.  Foto: Karin Stern


Die Ansprüche an Boden und Standort fallen recht bescheiden aus. Duftnesseln schätzten einen sonnigen Platz mit eher trockenem, durchlässigem und nährstoffreichem Boden. Als Faustregel gilt, dass die Stauden umso winterhärter sind, je trockener sie stehen. Tipp: Beim Neukauf auf Angaben zur Winterhärte achten. Der hübsche Limonen-Ysop ‚Sangria‘ (Agastache mexicana) ist trotz aller Schutzmaßnahmen nicht sicher winterhart. Er lässt sich jedoch problemlos im Kübel kultivieren, der die kalte Jahreszeit an einem hellen und kühlen Platz verbringt. Agastache rugosa kommt mit unserem Winter ebenso gut zurecht wie Agastache foeniculum. Beachten sollte man den Zusammenhang zwischen Winterhärte und Standort: Je durchlässiger der Boden, desto weniger „nasse“ Füße im Winter und desto ausgeprägter die Winterhärte. Tipp: Agastache rugosa und ihre Hybriden tolerieren auch feuchteren und schwereren Boden klaglos. Für andere Arten macht man die Erde mit der Einarbeitung von Sand etwas durchlässiger.

Die Wildformen der Duftnessel erhalten sich über die Selbstaussaat. Keine Sorge, überzählige Keimlinge lassen sich leicht entfernen, ohne lästig zu werden. Für langlebige Duftnessel-Arten und ihre Hybriden empfiehlt sich die Vermehrung über die Teilung im Frühjahr oder über Kopfstecklinge. Dies klappt besonders gut bei Agastache rugosa ‚Black Adder‘, wenn man noch vor der Blüte im Mai Stecklinge nimmt. Lassen Blühfreude und Vitalität ein paar Jahre nach der Pflanzung nach, teilt man die Staude im Frühjahr und pflanzt die Teilstücke neu ein. Ebenfalls wichtig ist die Düngung im Frühjahr. Sie unterstützt den Neuaustrieb. Wer schon beizeiten im Herbst die abgeblühten Pflanzen zurückschneidet, bringt sich um die schöne Wintersilhouette. Sie sorgt insbesondere bei den hohen Sorten noch bis weit in den Winter hinein für Struktur in der Rabatte.

Doch wie nun die Duftnessel verwenden? Gemeinsam mit Indianernessel (Monarda), Sonnenhut (Rudbeckia), Hoher Flammenblume (Phlox) und Witwenblume (Knautia) entsteht ein sehenswertes Ensemble im sommerlichen Staudenbeet. Hübsch wirkt auch die Kombination mit den eher lockeren Blütenständen der Steppenwolfsmilch (Euphorbia), den Goldruten ‚Strahlenkrone‘ und ‚Fireworks‘ (Solidago) oder Prachtkerze (Gaura). Herbstgräser wie Rutenhirse (Panicum virgatum) und Silber-Ährengras ‚Algäu‘ (Stipa calamagrostis) ergänzen zum Ende der Saison das Bild. Doch nicht nur im Staudenbeet ist die Duftnessel eine Attraktion für sich, auch im Duft- und Kräutergarten macht sie eine tolle Figur. Blätter und Blüten sind essbar. Sie eignen sich für Teeaufguss ebenso wie zum Würzen von Eierspeisen und Eintöpfen. Sämtliche Agastachen werden von Schmetterlingen fast schon umlagert.

,Linda‘ wird im Laufe des Sommers immer schöner und zeigt im Herbst ihre volle Attraktivität. Foto: Karin Stern

Empfehlenswerte Formen der Agastachen (Auswahl):

Agastache foeniculum: Wildform, lila Blüte von Juli bis September, 60 bis 120 cm hoch, Blätter und Blüten mit Anisgeschmack

Agastache-Hybride ‚Ayala‘: Kreuzung aus Agastache mexicana und Agastache anisata, am optimalen Standort ausreichend winterhart, blüht violettrosa von Juni bis Oktober, 80 bis 120 cm hoch, Blätter schmecken frisch und getrocknet im Tee

Agastache mexicana ‚Sangria‘: Limonen-Ysop, nicht sicher winterhart, in rauen Lagen besser Kübelkultur, rotviolette Blüte von Juli bis Oktober, 80 bis 120 cm hoch, Zitronenaroma

Agastache rugosa: Koreaminze, gut winterhart, lila Blüte von Juli bis September, 80 bis 100 cm hoch, Minze-Anis-Aroma

Agastache rugosa ‚Alabaster‘: weiße Koreaminze, weiße Blüte von Juli bis September, 60 bis 80 cm hoch, versamt sich

Agastache rugosa ‚Blue Fortune‘: Blaunessel, blauviolette Blüte von Juli bis September, wegen der standfesten Stiele schöne Wintersilhouette, 60 bis 90 cm hoch, Blüten- und Blattduftstaude

Agastache rugosa ‚Black Adder‘: dunkle Blaunessel, blauviolette Blütenkolben können fast schwarz wirken, sehr standfest, 90 bis 120 cm hoch, lockt viele Schmetterlinge an.

Zinnien und Eisenkraut ‚Lollipop‘ füllen die Lücke zwischen weißer Koreaminze und Agastache ‚Blue Fortune‘

Dänemark: So wenig Rinder wie nie

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Bereits seit Jahrzehnten schrumpft die Herde stetig, und eine Trendumkehr zeichnet sich nicht ab. In allen Kategorien wurden weniger Tiere gezählt. Bei jungen männlichen Rindern bis zu einem Jahr war der Bestandsabbau mit mehr als 6 % im Vorjahresvergleich am stärksten ausgeprägt, was in Zukunft zu einem geringeren Angebot an Ochsen und Bullen für die Schlachtung führen wird. Insgesamt nahm die Zahl der Ochsen und Bullen aller Altersstufen um 5,4 % auf 205.700 Tiere ab. Geringer fiel die Bestandsabstockung bei den Färsen mit 1,6 % auf 622.770 Stück aus. Hier verringerte sich gegenüber Juni 2022 vor allem die Zahl der trächtigen Tiere, und zwar um 4,7 % auf 173.210. Den Statistikern dürfte das auf einen anhaltenden Rückgang der Milchkuhherde hindeuten.

Laut den aktuellen Daten hat sich der Kuhbestand gegenüber der Vorjahreserhebung nur unterdurchschnittlich, nämlich um 8.660 Tiere oder 1,4 % auf 625.070 Stück verringert. Verantwortlich dafür war in erster Linie der Herdenabbau bei den Mutterkühen um 6,3 % auf 71.810 Tiere. Bei den Milchkühen hielt sich der Rückgang mit 3.850 Stück beziehungsweise 0,7 % auf 553.260 Tiere in Grenzen. Zu denken gebe jedoch, so die Statistiker in Kopenhagen, dass 2022 trotz bester wirtschaftlicher Ergebnisse auf den Höfen die Milchkuhhaltung rückläufig gewesen sei. age

USA: Rinderbestand nähert sich historischem Tief

Trockenheit und Futtermangel treiben die Farmer zu Bestandsabbau

In den USA setzt sich der Abbau der Rinderbestände unvermindert fort; für 2024 zeichnet sich die geringste Rindfleischerzeugung seit zehn Jahren ab. Laut Daten des amerikanischen Landwirtschaftsministeriums (USDA) gab es zum Stichtag 1. Juli 2023 insgesamt 95,90 Millionen Rinder im Land; das waren 2,7 Millionen Tiere oder 2,7 % weniger als ein Jahr zuvor.

Durch die Trockenheit wird die Futtergrundlage knapper. Die US-Farmer reduzieren ihre Rinderbestände. Foto: Imago

Innerhalb von nur vier Jahren haben die US-Farmer rund sieben Millionen Rinder abgeschafft. Einen historischen Tiefstand hatte die US-Rinderherde 2014 mit 95 Millionen Stück, davon ist man nicht mehr weit entfernt. Als Hauptgrund für den massiven Abbau der Rinderbestände werden in den USA die Folgen von Trockenheit und eine schlechte Grundfutterversorgung genannt; zugekauftes Mischfutter war lange Zeit sehr teuer.

Bei der jüngsten Erhebung wurden in allen Tierkategorien kleinere Herdengrößen festgestellt. Einzige Ausnahme war der Milchkuhbestand, der im Vorjahresvergleich mit 9,4 Millionen Tieren unverändert blieb. Die Zahl der Fleischkühe verringerte sich dagegen binnen Jahresfrist um 2,6 % auf 29,4 Millionen Stück. Auch an Nachwuchs mangelt es, denn laut der Zählung nahm der Bestand an Kälbern und Jungtieren unter 227 kg beziehungsweise 500 lb um 2,6 % ab. Bei älteren Tieren fiel das Minus relativ gesehen noch größer aus, denn die Haltung von Färsen und Ochsen mit mehr als 227 kg ging um 3,8 % beziehungsweise 3,5 % im Vorjahresvergleich zurück. Bei den weniger bedeutenden Bullen gab es mit 5 % auf 1,90 Millionen Tiere den stärksten Bestandsabbau.

Kurz vor Veröffentlichung der aktuellen Viehzählungsdaten ging das USDA in einer Prognose Mitte Juli davon aus, dass 2023 die US-Rindfleischerzeugung gegenüber dem Vorjahr um rund 510.000 t oder 4 % auf 12,32 Mio. t sinken werde.

Noch deutlicher werden sich die Folgen des Bestandsabstockung 2024 zeigen; dann könnte die Produktion um gut 1,1 Mio. t oder 9 % auf nur noch 11,2 Mio. t einbrechen. Das immer knapper werdende Rindfleischangebot hat die Preise auf Erzeuger- und Verbraucherstufe bereits in die Höhe getrieben.

Es wird mit einem deutlichen Verbrauchsrückgang gerechnet. Zudem stehen für den Export weniger Mengen zur Verfügung. Im ersten Halbjahr 2023 ist die US-Rindfleischausfuhr um 10 % gesunken; bis Ende 2024 sollen es laut USDA-Schätzung rund 600.000 t oder 17 % weniger als 2022 sein. age

Fällung im Schadholz richtig anpacken

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Der Klimawandel und andere Umwelteinflüsse belasten den Baumbestand auch in Schleswig-Holstein zunehmend. Um zu vermitteln, wie geschädigte und abgestorbene Bäume sicher gefällt werden, lud die Sozialversicherung für Landwirtschaft, Forsten und Gartenbau (SVLFG) nach Buchholz im Kreis Segeberg zu einer Schulung ein.

Aus ganz Schleswig-Holstein und aus allen forstlichen Sparten zeigten sich 80 Personen interessiert an der Veranstaltung im Forstgutsbezirk Glashütte, die unter dem Motto „Zeitgemäße sichere Fällung von Schadholz“ stand. Präventionsexperten der SVLFG demonstrierten und erklärten die jeweiligen Arbeitsverfahren. Beteiligt waren unter anderem auch die Landwirtschaftskammer sowie die Landesforstverwaltung. Teilnehmende waren private und kommunale Waldbesitzer, forstliche Beschäftigte und Forstunternehmer, Förster, Fachkräfte für Arbeitssicherheit sowie Sicherheitsbeauftragte.

Interessierte finden weitere Informationen zur sicheren Schadholzfällung im Internet unter svlfg.de/schadholzeinschlag

„Die Grüne Insel hat mich gebissen!“

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Für einige Betriebe stellt die Vollweide als natürlichste Haltungsform von Milchvieh auch eine effektive Fütterungsstrategie dar. Um einen Einblick in die praktische Arbeit zu erhalten, wurde für den zweiten Teil zum Thema „Weidehaltung aus Sicht der Praxis“ Christian Cordes, ein begeisterter Weide-Landwirt mit 160 melkenden Kühen aus dem nordfriesischen Wanderup, interviewt.

Herr Cordes, was bedeutet der Beruf Landwirt für Sie persönlich?

Christian Cordes: Ich wollte nie etwas anderes! Es ist immer mein Wunsch gewesen, Landwirt zu sein, und ich habe es bis heute nicht bereut.

Was halten Ihre Berufskollegen von der Weidewirtschaft?

Es gibt Kollegen, die die Weidewirtschaft toll finden, andere belächeln mich aber. Die Zahlen zeigen allerdings, dass ich mit meiner Weidehaltung durchaus mit den Stallhaltungsbetrieben mithalten kann.

Wie sind Sie zur Weidewirtschaft gekommen?

Bis 2014 hatten wir nur Stallhaltung. Ich wollte die Kühe aber wieder auf der Weide sehen, sodass wir dann eine Joggingweide eingerichtet haben. Durch meine seit 2013 bestehende Mitgliedschaft bei den European Dairy Farmers hatte ich anfangs Besuch von 20 Kollegen aus Irland. Zu dem Zeitpunkt waren wir gerade mit der Maisernte fertig, und als die irischen Kollegen das Maissilo sahen, sagten sie zu mir: „Du hast mehr Silo hier zu liegen als wir 20 zusammen. Du arbeitest zu viel und verdienst kein Geld!“ 

Daraufhin war ich in Irland zu Besuch und habe mir dort angeschaut, wie die Landwirte arbeiten. Ich war sofort beeindruckt! Die Grüne Insel hat mich regelrecht gebissen. Auf dem Rückflug war mir klar, wie ich meine Weidehaltung umbauen wollte, und seitdem sind wir ein intensiver Weidebetrieb.

Woher beziehen Sie Ihre Informationen über die Weide?

Ich tausche mich gern mit den Kollegen aus, die auch Mitglied bei den European Dairy Farmers oder im Beratungsring sind. Außerdem gehe ich zu den regelmäßigen Treffen der Weideberatungsgruppe der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel (CAU). 

Welche Böden bewirtschaften Sie und ergeben sich daraus Herausforderungen in Bezug auf die Beweidung?

Ich habe von Moor bis zu leichtem Sand alles hier. Vorteil der leichten Böden ist die Verlängerung der gesamten Weideperiode, weil ich diese Standorte früh im Jahr und auch im Herbst gut nutzen kann, während andere Flächen noch oder schon zu nass sind. Die größte Herausforderung ist allerdings die Herstellung einer passenden Weideinfrastruktur. Dazu zählen auch die Treibwege. Ich habe schon verschiedene Materialien ausprobiert, aber noch nicht die optimale Lösung gefunden. 

Warum nutzen Sie Ihr Grünland über die Weide?

Weil es die natürlichste und effizienteste Form der Nutzung ist. Die Kuh nutzt den Grasaufwuchs, ohne dass ich etwas dazutun muss. Ich muss das Gras nicht mähen, kehren, schwaden und in den Mischwagen füllen. Außerdem ist die Qualität des Weidefutters sehr gut, wenn man zum richtigen Zeitpunkt beweidet.

Welche Vor- und Nachteile bringt die Weidewirtschaft für Sie?

Vorteile sind auf jeden Fall das Tierwohl und die Grundfutterkostenreduzierung, von einer Arbeitsentlastung würde ich nicht sprechen. Ich habe andere, schönere Arbeit, zum Beispiel Kühe zum Melken zu holen bei Sonnenaufgang.

Merken Sie Unterschiede bei der Klauengesundheit und Fruchtbarkeit im Vergleich zur reinen Stallhaltung?

Zur Fruchtbarkeit kann ich sagen, dass der Besamungsindex nicht besser oder schlechter geworden ist, für die Blockabkalbung brauche ich fruchtbare Tiere. Innerhalb der ersten sechs Wochen wird mit gesextem HF-Sperma besamt. Ich erwarte also, dass die Fruchtbarkeitsleistung in den nächsten Jahren besser wird, da ich nur mit den fruchtbarsten Kühen weiterzüchte. 

Da ich nicht rigoros ausselektieren möchte, habe ich aktuell noch einen Zwischenblock, der im August kalbt, damit ich leistungsstarke Kühe, die nicht im ausgewählten Zeitraum tragend geworden sind, trotzdem behalten kann. Diese werden mit einem Fleischbullen besamt. 

Bei der Klauengesundheit merke ich keinen Unterschied, auch bei Weidegang gibt es Mortellaro, entweder man hat es im Bestand oder nicht. Ich arbeite daher auch mit Klauenbädern. Und auf jedem Betrieb gibt es lahme Kühe. Allerdings denke ich, dass ich für die Weidehaltung, was den Bewegungsapparat betrifft, eine bessere Kuh brauche.

Das günstigste Grundfutter ist und bleibt die Weide, die Fütterung im Stall wird auf das Minimum reduziert.

Warum stellen Sie Ihre Herde auf Blockabkalbung um?

Seit 2020 stelle ich die Herde auf Blockabkalbung im Herbst/Winter um, da ich immer Probleme mit den im Mai/Juni frischabgekalbten Kühen hatte, die mit 40 bis 50 l auf der Weide standen und nur 3 kg Kraftfutter bekamen. Das funktionierte nicht. Durch die Blockabkalbung kann ich meine frischabgekalbten, hochleistenden Kühe in den ersten Monaten leistungsgerecht füttern und nutze anschließend die Weide, um die Silagefütterung, soweit es geht, zu verringern. 

Die irischen Kollegen haben eine Blockabkalbung im Februar/März, sodass Laktations- und Vegetationsstart synchronisiert sind. Auf diese Weise können natürlich noch mehr Produktionskosten eingespart werden.

Sie halten Holstein-Friesian (HF)-Kühe. Wollen Sie in Zukunft „weidefreundlichere“ Genetik einkreuzen?

Die Iren sagen, die HF-Kühe seien zu schwer. Auf der anderen Seite sehe ich, dass sie sehr leistungsbereit sind. Aktuell habe ich Tiere, die mit Pro-Cross-Genetik (Drei-Rassen-Kreuzungszuchtkonzept) tragend sind, und ich denke auch über Kiwi-Cross (Kreuzungen aus Jerseys und Holstein-Friesians) nach. Aber inwieweit sich diese Kreuzungen auf meinem Betrieb durchsetzen werden, wird sich zeigen. 

Welches Weidesystem nutzen Sie?

Ich nutze das System der Rotationsweide. Anfangs habe ich die 40 ha Weide in 28 Parzellen aufgeteilt, das ist allerdings sehr arbeitsintensiv. Momentan bin ich so weit, dass ich Zwei- bis Dreitagesparzellen habe. Ich merke aber, dass die Weideleistung im Vergleich zu dem 28-Parzellen-System geringer ist. 

Füttern Sie zu?

Ja, aber das ist sehr abhängig vom Graswachstum. Vor drei Jahren habe ich lediglich 3 kg Kraftfutter und 7 kg FM Silage zugefüttert. Aufgrund der Trockenheit füttere ich momentan 25 kg FM Silage und 7,5 kg Kraftfutter zusätzlich. Aber das günstigste Grundfutter ist und bleibt die Weide. Daher darf auf dem Futtertisch nur so viel zugefüttert werden, dass die Kühe gern wieder zum Fressen auf die Weide gehen. Innerhalb der ersten Stunde, nachdem sie hinausgegangen sind, sollten sie am besten nur fressen. 

Wie beweiden Sie in nassen Jahren oder auf nassen Standorten?

Dann teile ich die Flächen in kleine Parzellen auf und lasse die Herde dort zwei Stunden grasen. So werden zirka 80 % der Weidemenge aufgefressen und die Narbe wird nicht zertreten. Außerdem verlängere ich so die Rotation, sodass die Parzelle drei Wochen Zeit hat, um wieder nachzuwachsen.

Welche Voraussetzungen müssen Ihrer Meinung nach gegeben sein, um eine effiziente Weidenutzung durchzuführen?

Genügend Weidefläche hinter dem Stall! Dabei denke ich auch an die Kollegen, die neue Kuhställe gebaut haben oder bauen wollen, und hoffe, dass sie diesen Punkt mitbedacht und sich die Möglichkeit der Weidehaltung nicht von vornherein verbaut haben.

Nutzen Sie Hilfsmittel, um die Weide möglichst effizient zu nutzen?

Ja, ich nutze ein Plate-Meter, ein Gerät, welches die Aufwuchshöhe misst und daraus die Trockenmasseerträge auf den einzelnen Parzellen berechnet. Daran orientiere ich mich und plane die Weiderotation.

Was sind die Ziele des Betriebs?

Genügend Geld verdienen, Spaß an der Arbeit haben, ein guter Arbeitgeber sein und genügend Freizeit haben! Momentan ist der Einbau von Melkrobotern geplant, um die Arbeitsbelastung zu verringern und die Arbeitsorganisation zu verbessern. Des Weiteren möchte ich die Futterkosten um insgesamt 2 ct senken, momentan bin ich schon bei 1,5 ct weniger. Die Nutzungsdauer der Kühe konnte ich bereits verlängern. Dies ist meiner Meinung nach durch die Weidehaltung sehr gut möglich, aktuell gehen die Abgangskühe mit 48.000 l.

Was sind Ihre Tipps für Landwirte, die mit dem Gedanken spielen, eine Beweidung auf ihrem Betrieb einzuführen?

Einfach machen! Es ist ein schönes System, die Kühe danken es dir und es macht einfach Spaß! Natürlich sollte man sich informieren und auch Betriebe besuchen, um sich auszutauschen, und dann einfach loslegen. Es kann nichts schiefgehen!

Ergebnisse der Landessortenversuche Wintergerste

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Der Anbau von Wintergerste wurde 2023 in Schleswig-Holstein um 5 % auf nun 71.400 ha ausgedehnt. Dabei ist nach Schätzungen des Statistikamtes Nord ein Ertragsniveau von 84 dt/ha erreicht worden, was 2 % unter dem langjährigen Mittel liegt, aber mit 9 % deutlich unter dem starken Vorjahresniveau. Wie die Erträge und Qualitäten der einzelnen Sorten in den Landessortenversuchen (LSV) der Landwirtschaftskammer abgeschnitten haben, ist im Folgenden zu lesen.

Mit der erneut ausgedehnten Anbaufläche von Winterraps kommt der Wintergerste weiter eine wichtige Rolle als früh räumende Vorfrucht zu, die in der Fruchtfolge gleichzeitig Spiel für phytosanitäre Maßnahmen nach der Ernte lässt.

Die Aussaat der Wintergerste im zurückliegenden Herbst konnte in der Regel unter trockenen Bedingungen stattfinden. Regenbedingte Unterbrechungen gab es im September zwar, jedoch konnten im trockenen Oktober noch sehr gute Saattermine realisiert werden. Durch hohe Luft- und Bodentemperaturen, gleichzeitig ohne typische Herbstnässe war die Entwicklung der spät gesäten Bestände vor Winter noch sehr stark und ausreichend, während früh gesäte Bestände teilweise sehr dicht wurden und zum Überwachsen neigten.

Auswinterung war in der Frostphase Mitte Dezember dennoch kein Problem. Das zurückliegende Anbaujahr war geprägt durch Nässe ausgangs des Winters mit nicht gegebener Befahrbarkeit. Insgesamt war es ein spätes und kühles Frühjahr. Oftmals konnte die Andüngung erst spät stattfinden, und auch der geplante Einsatz organischer Dünger war aufgrund des Aufbringungsverbotes stickstoff- und phosphathaltiger Düngemittel bei gefrorenen Böden laut Düngeverordnung nicht umsetzbar.

Vielfach auftretender Mehltau und in anfälligen Sorten Rhynchosporium sorgten für Blatt- und Triebverluste, aber aufgrund der starken Vorwinterentwicklung haben sich im weiteren Vegetationsverlauf meist ausreichend starke Bestände entwickelt.

… zeigte sich am 29. Juni in Futterkamp der Landessortenversuch hier noch grün auf der Schlussgeraden der Kornfüllungsphase. Fotos: Achim Seidel

Sorgen um die Wasserversorgung

Die Trockenheit ab Mitte Mai und im Juni ließ die Pilzkrankheiten in den Hintergrund rücken, da diese sich nicht weiter in den Beständen ausbreiten konnten. Sorgen um die Wasserversorgung musste man sich allerdings machen, da bereits ab Anfang Juni in leichten Teilbereichen der Schläge trockenbedingte Aufhellungen zu verzeichnen waren. Die Kornfüllung wurde dann mit hoher Sonneneinstrahlung abgeschlossen, aber dort schnell beendet, wo die Wasservorräte früh aufgebraucht waren. An diesen Standorten wurden damit die Ertragserwartungen nicht erfüllt, und auch die Kornqualität (Hektolitergewicht und Sortierung) ist entsprechend unbefriedigend.

Aufbau der Landessortenversuche

Die Landessortenversuche Wintergerste werden in den drei Naturräumen Marsch, Geest und Östliches Hügelland an jeweils repräsentativen Standorten angelegt. Der Pflanzenschutz erfolgt bei den Herbiziden und Insektiziden versuchseinheitlich nach guter fachlicher Praxis. Ebenso erfolgt die Grundnährstoff- und Stickstoffdüngung versuchseinheitlich und DÜV-konform nach entsprechender Bedarfsermittlung. Die Geest-Standorte werden hierbei als Rotes Gebiet betrachtet, mit einer um 20 % gegenüber dem errechneten Bedarf reduzierten Stickstoffdüngung.

Stickstoff wird in der Wintergerste grundsätzlich startbetont in einer Zwei-Gaben-Strategie appliziert, wobei zu Vegetationsbeginn der Schwefelbedarf der Pflanze mit rund 30 kg S/ha abgesichert wird. In der unbehandelten Stufe 1 wird auf einen Einsatz von Fungiziden gezielt verzichtet, um die Sortengesundheit beurteilen zu können. Ebenso wird je nach Lagerdruck lediglich eine deutlich reduzierte Wachstumsreglerapplikation durchgeführt, um die Lageranfälligkeit beurteilen zu können, ohne dabei die Beerntbarkeit durch Lager zu gefährden.

In der behandelten Stufe 2 wird ein ortsüblicher Fungizid- und Wachstumsreglereinsatz durchgeführt. Für die statistische Auswertung stehen damit je Standort und Sorte mindestens zwei Wiederholungen der unbehandelten Stufe 1 und drei Wiederholungen der behandelten Stufe 2 zur Verfügung.

Die Kornqualität am Standort Tensbüttel (li.) wurde durch Trockenheit während der Kornfüllung beeinträchtigt, da insgesamt die Sortierung schlecht war. In Barlt (r.) waren die Sortierung und das Hektolitergewicht deutlich besser.

Erträge in den Versuchen

Die erreichten Ertragsniveaus an den einzelnen Standorten weichen, insbesondere auf den schwächeren Standorten der Geest, vom ertragsstarken Vorjahr ab. Während im Vorjahr Schuby einen Ertrag von rund 96 dt/ha erreichte, sind in diesem Jahr lediglich 65 dt/ha im Mittel der Bezugssorten geerntet worden. Dies kann eindeutig auf die schlechtere Wasserversorgung während der Blüte und Kornfüllung in Verbindung mit hohen Temperaturen zurückgeführt werden. Auch am Standort Tensbüttel, mit leicht besserer Bodengüte, wurde dasselbe Ertragsniveau von 65,3 dt/ha erzielt (Tabelle 2). Die Marsch erreichte ein akzeptables Ertragsniveau von 107,2 dt/ha in Barlt und 103,3 dt/ha im Sönke-Nissen-Koog (Tabelle 1).

Von den Standorten des Östlichen Hügellandes (Tabelle 3) erreichte Futterkamp mit 130,2 dt/ha ein sehr hohes Ertragsniveau, was jedoch zu großen Teilen mit der guten Wasserversorgung der Versuchsflächen begründet werden kann. Am trockeneren Standort Kastorf wurde mit 112 dt/ ha ein für dieses Jahr zufriedenstellendes Ertragsniveau erreicht.

In Loit lag das Ertragsniveau der beiden Behandlungsstufen auf gleichem Niveau, zudem kann nach den Beobachtungen und Bonituren der Krankheitsdruck als insgesamt gering beschrieben werden. Entsprechend wurden für die Auswertung die Stufen 1 und 2 zusammen verrechnet, und der Ertrag lag bei 107,5 dt/ha. Demzufolge ist auch in der Ausweisung der Ertragsdifferenz zwischen beiden Intensitätsstufen Loit nicht für den Naturraum Östliches Hügelland berücksichtigt. Als Grund für die Ertragsgleichheit zwischen beiden Stufen kann angenommen werden, dass bedingt durch die kühle Frühjahrswitterung die intensivere Wachstumsregleranwendung in der Stufe 2 zu einer Ertragsbegrenzung geführt hat.

Qualitäten im Versuch

Während die Praxis teilweise Partien mit sehr schwachem Hek­t­olitergewicht geerntet hat, sind die Ergebnisse für die Geeststand­orte hier in den Versuchen zwar schwach und liegen unterhalb der geforderten Werte von 63 kg/100 l, jedoch auf einem noch zufriedenstellenden Niveau (Tabelle 4). Auffällig sind dabei die niedrigen Tausendkornmassen, die oftmals bei rund 30 g/1.000 Körner (K.). lagen, was eine schlechte Sortierung nach sich zieht.

An den Standorten der Marsch und des Östlichen Hügellandes waren die Werte insgesamt besser und teils auf sehr hohem Niveau, und auch die Tausendkornmassen lagen auf dem üblichen Niveau von 45 bis 55 g/1.000 K. Der Standort Loit hatte allerdings schwächere Hektolitergewichte. Lediglich bei den zweizeiligen Sorten und einer mehrzeiligen Sorte wurden die Handelsanforderungen eingehalten.

Für die Strohbergung standen zu Beginn der Gerstenernte noch trockene, sonnige Tage zur Verfügung.

Empfohlene Sorten für den Anbau

Eine Anbauwürdigkeit im Betrieb haben Sorten, die bislang zufriedenstellend und angepasst im eigenen Betrieb funktionieren. Da nicht alle am Markt verfügbaren Sorten in den aktuellen Landessortenversuchen stehen können, sind Sorten, die in der Vergangenheit in den LSV stark geprüft wurden und sich in der Praxis etabliert haben, anbauwürdig. Hierzu gehört beispielsweise die ältere Sorte ‚KWS Higgins‘, die in der Praxis erfolgreich etabliert ist und in einzelnen Versuchen immer noch Erträge knapp auf Verrechnungsniveau mit gleichzeitig guter Qualität erreicht.

Die in den Naturräumen empfohlenen Sorten sind in den Tabellen 5 bis 7 mit ihren jeweiligen Eigenschaften dargestellt.

Aus dem aktuell im LSV geprüften Sortiment empfiehlt sich nach wie vor die Sorte ‚KWS Orbit‘, die mittlerweile leicht unter dem Ertragsmittel liegt, aber in der Regel trotz Schwächen in der Blattgesundheit gute Qualitäten sicherstellt. Die Sorte ‚Esprit‘ ist ebenso auf allen Standorten empfohlen, da sie bereits in den Vorjahren sicher überdurchschnittliche Erträge mit guter Qualität gezeigt hat. Dabei muss sie hinsichtlich Zwergrost intensiver beobachtet werden.

Speziell für die Marsch empfiehlt sich die Sorte ‚Viola‘ mit früherer Reife und hoher Standfestigkeit, wobei die Schwäche im Hektolitergewicht in der Marsch bislang unproblematisch war. Für bessere Standorte des Östlichen Hügellandes empfiehlt sich noch die Sorte ‚Teuto‘, die, ausgestattet mit einer guten Blattgesundheit, mittlere bis überdurchschnittliche Erträge realisiert. Weiterhin empfohlen ist ‚Jule‘, die insgesamt gute Erträge bei guter Qualität realisiert.

Resistenzen und Toleranzen

Von den Sorten mit zusätzlichen Resistenzen gegen das Gelbmosaikvirus Typ 2 hat bereits in den vergangenen Jahren ‚SU Midnight‘ sehr hohe Erträge auf dem Niveau von ‚Esprit‘ erreicht und damit die Ertragslücke zu den anderen Liniensorten geschlossen. ‚SU Midnight‘ hat aber eine deutliche Anfälligkeit für Rhynchosporium, die berücksichtigt werden muss.

Die beiden neuen Sorten ‚Julia‘ und ‚Avantasia‘ haben neben der Toleranz gegen das Gelbmosaikvirus Typ 2 aber keine Toleranz gegen das Milde Gerstenmosaikvirus, die ansonsten alle geprüften Sorten aufweisen. Beide Sorten zeigten aber in den LSV der zurückliegenden beiden Jahre starke, überdurchschnittliche Erträge und sind daher für alle Standorte empfohlen. ‚Avantasia‘ hat dabei eine etwas höhere Anfälligkeit für Zwergrost, die berücksichtigt werden muss. ‚Julia‘ hat das etwas günstigere Gesamtprofil aufgrund der besseren Blattgesundheit.

Hinsichtlich des Hektolitergewichtes sind die drei letztgenannten Sorten nur mittelstark einzuschätzen, was in den zurückliegenden Anbaujahren aber bislang kein Problem dargestellt hat. Für den Probeanbau empfiehlt sich die Sorte ‚SU Hetti‘, die eine Resistenz gegen Gelbmosaikvirus Typ 2 aufweist und mittlere bis gute Erträge gezeigt hat. Dabei weist sie Spitzenwerte in der Standfestigkeit und Strohstabilität auf und zeigt gute Hektolitergewichte. Jedoch muss hier im Handel die Saatgutverfügbarkeit abgeklärt werden.

Von den Hybridsorten empfiehlt sich die Sorte ‚SY Galileoo‘, die nun über Jahre hinweg konstant hohe Erträge erreicht hat und im Anbau universell eingesetzt werden kann. Speziell in der Marsch hat auch die etwas frühere Sorte ‚Jettoo‘ eine Anbauempfehlung, da sie hier ebenso ein sehr hohes Ertragsniveau erreicht hat. Eine sehr interessante Alternative ist die Sorte ‚SY Dakoota‘, die mit früherer Reife und sehr guten Werten im Hekt­olitergewicht punkten kann. Sie hat bei gleichem Ertragsniveau wie ‚SY Galileoo‘ zudem noch deutlich günstigere agronomische Eigenschaften durch ihre gute Standfestigkeit und bessere Strohstabilität.

Unter Praxisbedingungen sollte die Aussaatstärke von Hybriden standortabhängig und unter Normalsaatbedingungen (gute, moderne Drilltechnik vorausgesetzt) 160 bis 220 K./m2 betragen.

Fazit

Das Anbaujahr hat wieder viele Herausforderungen bereitgehalten. Bedingt durch den Klimawandel hat der milde Spätherbst eine starke Entwicklung zugelassen, wodurch die Erträge auch von später gesäten Wintergerstenbeständen gut mithalten konnten. Gleichzeitig sind die erzielten Erträge auf einem angesichts der Trockenheit im Mai und Juni noch zufriedenstellenden Niveau. Die Sortenwahl bei der Wintergerste sollte neben den Ertragsaspekten auch die Sortengesundheit und die Qualitätseigenschaften berücksichtigen. Grundsätzlich sollten, ausreichende Anbaufläche vorausgesetzt, verschiedene Sorten im Betrieb genutzt werden, um das Anbaurisiko zu minimieren.

Getreideganzpflanzensilage auf der Geest

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In Schleswig-Holstein sind in diesem Jahr nach den vorläufigen Ergebnissen des Statistikamts Nord 10.900 ha Getreide zur Ganzpflanzensilage (GPS) angebaut worden. Dies entspricht einem Zuwachs von 20 % zum Vorjahr: Aufgrund der sich ankündigenden Futterknappheit im Juni könnte sich die Erntefläche noch erhöht haben. Die Landwirtschaftskammer führt auf dem Versuchsstandort Schuby (SL) seit Jahren Sortenversuche zu Getreide-GPS in Winterroggen und Wintertriticale durch. Der Artikel beschreibt die jüngsten Versuchsergebnisse dazu.

Von den geprüften Sorten bei Winterroggen besitzt diesmal nur eine die Zulassung zur Silonutzung, die restlichen Sorten gehören der Nutzungsrichtung Korn an. Im Prüfsortiment Wintertriticale für GPS sind vier Sorten mit Silozulassung enthalten.

Getreide-GPS-Ergebnisse 2023

Die aufgeführten ein- und dreijährigen Ergebnisse in Tabelle 1 zeigen auf einen Blick, wie unterdurchschnittlich die diesjährigen Trockenmasseerträge der GPS im Vergleich zum dreijährigen Mittel ausgefallen sind. Auch die im Jahresvergleich vorgezogene Ernte war zu spät, die erzielten Trockensubstanzgehalte liegen um mehr als 3 % über den angestrebten Werten zwischen 35 und 40 %.

Üblicherweise liegen die Erntetermine Ende Juni und Anfang Juli. In diesem Jahr jedoch zeigte sich früh, dass die Abreife nicht über das Korn, sondern über die Restpflanze erfolgte. Erwartete und erhoffte Niederschläge zu Mitte Juni und damit verbundene noch mögliche Einlagerungen ins Korn und Kornfüllungen blieben aus. Die vorherrschende Trockenphase bei steigenden Temperaturen in dieser Zeit ließ die Getreidepflanzen sehr schnell abreifen. Das zeigte sich auch an hohen Rohfaser- und niedrigen Stärkegehalten im Vergleich zum dreijährigen Mittel (Tabelle 1).

Die in diesem Jahr erzielten Trockenmasseerträge in den Ganzpflanzensilage-Sortenversuchen in Schuby sind im Vergleich zu den Vorjahren unterdurchschnittlich.

Der Rohfasergehalt beschreibt den Strohanteil in der GPS. Laut Literatur wird eine gute Qualität mit Rohfasergehalten unter 24 % in der Trockenmasse erzielt. Die diesjährig erzielten Rohproteinwerte variieren jedoch je nach Getreideart und Kornanteil im Mittel zwischen 6,3 % und 6,9 % Rohprotein pro Kilogramm Trockenmasse (siehe Tabellen 2 und 3). Sortenunterschiede sind sowohl in den Erträgen als auch in den Futterqualitäten der aufgeführten Getreidearten auszumachen. Leider fehlen aufgrund technischer und menschlicher Fehler von drei Winterroggen-Prüfsorten die Trockenmasseerträge und -gehalte, die Qualitätsanalysen wurden wie bei den übrigen Sorten an Mischproben durchgeführt.

Produktionstechnik und Pflanzenschutz anpassen?

Sämtliche ertragssteigernden und -sichernden Maßnahmen der Körnernutzung werden auch in der GPS-Produktion angewandt. Für den Anbau von Getreide-GPS gelten dieselben Empfehlungen zu Standortansprüchen, Bodenbearbeitung, Saatbettbereitung, -technik, -termin, -stärke, Nährstoffversorgung und Pflanzenschutz wie für die Kornproduktion.

Der Pflanzenschutz ist praxisüblich ausgerichtet, ein Verzicht auf Herbizide, Wachstumsregler, Fungizide und Insektizide ist bei Notwendigkeit nicht empfehlenswert. Konkurrenzdruck und Folgeverunkrautung durch Unkräuter sind mit Herbizidmaßnahmen zu reduzieren, um Ertragsverluste zu minimieren. Durch Verzicht auf Wachstumsregler kann es zu Ernteerschwernissen durch lagerndes Getreide kommen, Schmutzeintrag und Ertragsverluste sind dann die Folgen. Fungizidmaßnahmen können sehr ertragswirksam bei frühem Befall mit Mehltau und auch Rost sein. Beim Fungizideinsatz ist grundsätzlich die Wartezeit bis zur Ernte einzuhalten. Die angegebenen Wartezeiten gelten sowohl für die Getreidekorn- als auch für die GPS-Produktion. Selbiges gilt auch für Behandlungen des Getreides mit Insektiziden nach Auftreten von Schaderregern.

Ein Blick auf die Düngung

Nach der aktuellen Düngeverordnung ist für die Düngung von Stickstoff und Phosphat eine Bedarfsermittlung vor dem Ausbringen der Nährstoffe erforderlich. Die vorgesehene N-Gesamtmenge wurde hier in zwei Gaben zu Vegetationsbeginn und zu Anfang der Schossphase verabreicht. Auf die dritte, qualitätsorientierte Stickstoffgabe zur Kornfüllung wurde verzichtet, ein hoher Proteingehalt bringt für diese Produktionsrichtung keine Vorteile. Die Haupt-N-Gabe liegt terminlich zu Vegetationsbeginn, um den vegetativen Apparat des Getreides zu fördern. Für die Düngung weiterer Grundnährstoffe ist auf die Bodenversorgungsstufe, basierend auf einer Bodenanalyse, zu achten. Aus den „Richtwerten für die Düngung 2022“ lässt sich der Bedarf der einzelnen Nährstoffe je nach Bodenart ableiten.

Der Erntezeitpunkt ist entscheidend

Die Erntezeitspanne bei Getreideganzpflanzen ist mit wenigen Tagen von sich aus schon sehr gering. Doch in diesem Jahr einen optimalen Erntezeitpunkt für die GPS zu finden, war äußerst schwierig, da die Abreife über die Restpflanze durch die vorherrschende Trockenphase im Frühjahr und die sich einstellenden hohen Temperaturen ab Ende Mai sehr beschleunigt wurde. Zur Ernte sollten die Halmknoten noch grün sein, die Gelbfärbung des Strohs setzt erst ein. Das Korn lässt sich dann noch mit dem Fingernagel eindrücken, es spritzt aber nicht mehr.

Zu diesem angestrebten Erntezeitpunkt können Trockenmassegehalte von 35 bis 40 % erzielt werden, das Korn befindet sich am Ende der Milchreife beziehungsweise am Anfang der Teigreife. Zur diesjährigen GPS-Ernte hatte das Korn jedoch zum Teil noch nicht die Milchreife erreicht, der Korninhalt war wässrig, die niedrigen Stärkegehalte zeigen es an.

Was sollte beim Stallbau berücksichtigt werden?

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Christian Meyer, Berater für Schweinehaltung in Futterkamp, begrüßte das Publikum zu seinem letzten Vortrag vor Rentenbeginn im Rahmen der Bau- und Energielehrschau Schwein. Mit über 38 Jahren Tätigkeit in Futterkamp hat er den Wandel der Schweineproduktion seit den 1980er Jahren beruflich miterlebt. Welche Anforderungen seiner Einschätzung nach im Fokus einer zukunftsfähigen Schweineproduktion in Deutschland stehen, beschreibt der folgende Artikel.

In Zukunft müssen Sauen nach dem Absetzen in einer Gruppe gehalten werden und dürfen nur noch kurzzeitig während der Besamung fixiert werden. Außerdem wird ein Rückzugsort außerhalb der Fress- und Besamungsstände gefordert. Dies könnte laut Meyer beispielsweise durch attraktiv gestaltete Liegekessel realisiert werden. Wichtig dabei sei, dass die Lüftungsführung genau geprüft und gegebenenfalls angepasst werde, um zu vermeiden, dass sich Sauen zum Ruhen in die Kastenstände zurückziehen.

Eine weitere Herausforderung im Deckzentrum ist das Management. Abhängig vom Produktionsrhythmus im Wartestall muss betriebsindividuell entschieden werden, ob belegte und nichtbelegte Sauen zusammenlaufen sollen.

Auch das Verletzungsrisiko der Tiere steigt, bedingt durch das vermehrte Aufspringen während der Rausche und/oder Rangordnungskämpfe durch Neugruppierungen. Ein vermehrtes Platzangebot, beispielsweise in Form einer rutschfesten Fläche zwischen Fress-/Besamungsständen und Liegekessel, bietet den Sauen mehr Ausweichfläche und reduziert somit das Risiko für Verletzungen und Umrauschen.

Christian Meyer stellte eine Stalllösung aus Dänemark vor, bei der das Deckzentrum als Rotationssystem in den Wartestall integriert worden ist.

Sie haben eine prima Veranstaltung auf die Beine gestellt: Dr. Sophie Diers, Christian Meyer und Hans-Jochim Rohweder (v. li.). Foto: Isa-Maria Kuhn
Gut besuchte Vorträge: Über 100 Personen wollten sich über die Schweinehaltung der Zukunft informieren. Foto: Isa-Maria Kuhn

Zukunftsfähige Abferkelbuchten gestalten

Die Bewegungsbucht, in der die Sau maximal fünf Tage fixiert sein darf, stellt eine Alternative zur freien Abferkelung dar. Durch die Fixierung, vor allem in den ersten Tagen nach der Geburt, werden die Erdrückungsverluste bei den Ferkeln im Vergleich zu einer freien Abferkelbucht deutlich reduziert.

In den Ausführungshinweisen der Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung wird empfohlen, die Bucht für mehr Planungssicherheit größer zu gestalten, als es das gesetzliche Mindestmaß vorgibt. Meyer plant beispielsweise mit einer Bruttofläche von 9 m2. Der Schweineberater der Kammer wies außerdem auf die politischen Änderungen einer verlängerten Säugezeit im Rahmen der Haltungsstufen hin. Die daraus resultierenden höheren Absetzgewichte fordern großflächigere Ferkelnester.

Unversehrte Schweine mit Ringelschwanz

Ein unversehrter Ringelschwanz wird laut dem Berater weitere Anforderungen an die Haltungsbedingungen der Tiere stellen. In Futterkamp wurden sehr gute Erfahrungen mit einer durchdachten Buchtenstruktur gemacht, um Schwanzbeißen vorzubeugen. Bedeutend hierbei sind vor allem klar unterteilte Funktionsbereiche (zum Beispiel Liege-, Fress- und Kotbereich). Die Umsetzung solcher Strukturen kann dabei ganz betriebsindividuell gestaltet sein.

Moderatorin Dr. Sophie Diers mit Christian Meyer bei seinem letzten Vortrag vor dem Ruhestand: „Ich habe hier 38 Jahre Schweinereien gemacht.“ Foto: Isa-Maria Kuhn

Arbeitsabläufe und Automatisierung

Sowohl bei den Langschwanztieren als auch bei den Bewegungsbuchten im Abferkelstall ist unter anderem die Stalleinrichtung der Schlüssel zum Erfolg. Tierhalter und Mitarbeiter müssen sich bewusst sein, dass auch das Management langfristig an diese Haltungssysteme angepasst sein sollte.

Als Beispiel nennt der Schweineprofi das Handling der Abferkelbucht. Direkt nach dem Abferkeln könne der Ferkelschutzkorb für einen kurzen Moment im Beisein des Tierhalters geöffnet werden, um den vorhandenen Platz der Bucht vorteilhaft zu nutzen. Die Sau bewegt sich, der Kreislauf kommt wieder in Schwung. Anschließend nutzt man die Fixierung zum Minimieren der Ferkelverluste in den ersten drei Lebenstagen. „Man muss mit der Bucht arbeiten“, schließt Christian Meyer seine Ausführungen.

Mehr Tierwohl im Stall stellt aktuell hohe Anforderungen an den Tierhalter und die Mitarbeiter hinsichtlich der Früherkennung von minimalen Signalen im Verhalten der Tiere sowie einer lösungsorientierten, zum Teil umgehenden Handlungsbereitschaft. KI-basierte Früherkennungssysteme, die valide das Verhalten von Tieren beurteilen und den Landwirt im Alltag unterstützen, stecken noch in der Entwicklungsphase.

Die Automatisierung simpler, aber körperlich anstrengender Alltagsarbeiten ist in den vergangenen fünf Jahren jedoch wesentlich vorangeschritten. So wurde durch die Firma GFS-Top-Animal-Service GmbH der Waschroboter von Wash Power A/S präsentiert. Mehrere Varianten sollen einen Einsatz in verschiedensten Stallbereichen ermöglichen (zum Beispiel extra schlank, batteriebetrieben, drehbar).

Die verschiedensten Reinigungsprogramme können ­unabhängig von der Tages- und Nachtzeit durchgeführt werden. Dies erhöht laut GFS die Arbeitseffizienz und schafft mehr Zeit für ein vollständiges Abtrocknen. Nach eigener Aussage des Vertrieblers ist das meistgenannte Feedback der Kundenbetriebe die gestiegene Arbeitszufriedenheit. Die Arbeit des Roboters wurde im Anschluss an die Vorträge auf dem Platz vor der Bau- und Energieausstellung demonstriert.

Emissionen und Außenklimastall

Neben den Neuerungen in der Sauenhaltung nennt Meyer auch die Reduzierung der Emissionen als größere Herausforderungen für eine zukunftsfähige Schweineproduktion. Die rege Forschung rund um Emissionen in der Nutztierhaltung hat inzwischen viele praktikable Lösungsansätze hervorgebracht, die unter anderen auch im Lehr- und Versuchszentrum Futterkamp erprobt wurden, zum Beispiel das Verbundvorhaben „Emissionsminderung Nutztierhaltung“ (EmiMin).

Udo Großblotekamp (Erich Stallkamp Esta) mit dem Separator in der Bau- und Energieausstellung. Foto: Isa-Maria Kuhn
Alfons Hüning (Huesker Synthetik) stellte textile Lüftungssysteme vor. Foto: Isa-Maria Kuhn

Ergänzend stellte Udo Großblotekamp von der Firma Erich Stallkamp Esta GmbH unter dem Titel „Güllesysteme für die Zukunft fit machen“ Gülletechniken vor, die sich sowohl für einen Neubau als auch für einen Umbau von Altstallgebäuden eignen. Schwerpunkte bei der Planung moderner Gülletechniken sind unter anderen Kot-Harn-Trennung, Güllekanalspülung und der Umgang mit Stroh in der Gülle.

Wer künftig in einen Außenklimastall investieren möchte, konnte sich durch Alfons Hüning von der Firma Huesker Synthetic GmbH zu den Produkten der Lubratec-Belüftungssysteme beraten lassen. Ursprünglich aus der Rinderhaltung kommend, wurden im Vortrag Beispiele für den Einsatz modifizierter Windbrechnetze und Netztorsysteme in Neu- und Umbauten von Schweineställen vorgestellt. Beispielsweise sind die Schutznetze am Gebäude fest verspannt, um das Risiko für einen ASP-Eintrag zu minimieren. Um (Klein-)Klimazonen im Stall zu schaffen, wirbt das Unternehmen mit dem Einsatz des Planmaterial-Systems, zum Beispiel als Abtrennung zwischen Kalt- und Warmbereichen oder als Kistendeckel für den Liegebereich der Tiere.

Neue Wege gehen und Austausch pflegen

Christian Meyer ermutigte in seinem letzten Baulehrschau-Vortrag die gut 100 Zuhörer, neue Wege zu gehen. Er betonte auch die Wichtigkeit des Austauschs der Firmen untereinander und mit den praktischen Landwirten, um gemeinsam Ideen für die Zukunft umzusetzen. Die Baulehrschau liefere dazu den passenden Rahmen.

Dr. Sophie Diers, Fachbereichsleiterin und Moderatorin der Veranstaltung, dankte Christian Meyer für seinen unermüdlichen Einsatz für die Schweinehaltung in Schleswig-Holstein, auch über die Landesgrenzen hinaus. Am Nachmittag fand eine Überraschungsfeier für den in Rente gehenden Schweineprofi mit allen Baulehrschau-Ausstellern des Schweinebereichs statt. Hans-Jochim Rohweder, verantwortlich für die Baulehrschau, sprach seinem Kollegen auch im Namen aller anwesenden Firmen großen Dank aus für den Aufbau des Schweinebereichs in der Baulehrschau in Futterkamp und das Knüpfen zahlreicher Kontakte zu Firmen und Landwirten weit über Schleswig-Holstein hinaus.

Worauf ist bei Klärschlamm und Kompost zu achten?

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Nach der aktuellen Ernte dürfen N-haltige Düngemittel im Rahmen einer Herbstdüngung zu einigen Kulturen ­ausgebracht werden (siehe Ausgabe 29). Im ­Falle von Kompost und Klärschlamm sind ­diesbezüglich einige wichtige Vorgaben zu beachten.

Klärschlämme mit einem wesentlichen N-Gehalt (über 1,5 % N/kg in der TM) dürfen laut Düngeverordnung (DÜV) auf Ackerland bis in Höhe des N-Düngebedarfs bis zum 1. Oktober nur zu Winterraps, Wintergerste nach Getreidevorfrucht, Feldfutter und Zwischenfrüchten mit Leguminosenanteil unter 50 % aufgebracht werden.

Klärschlämme nicht zu Feldfutter ausbringen

Hierbei ist darauf zu achten, dass nach Klärschlammverordnung (AbfKlärV) Klärschlämme generell nicht zu Feldfutter ausgebracht werden dürfen. Voraussetzung für eine Düngung im Herbst ist, dass die Aussaat des Winterrapses und der Zwischenfrüchte bis zum 15. September vollzogen und die Aussaat von Wintergerste bis zum 1. Oktober abgeschlossen ist.

Dabei richtet sich die Höhe der Stickstoffdüngung nach dem N-Bedarf der Kultur und darf 30 kg NH4- N/ha und 60 kg/ha Gesamt-N nicht überschreiten. Kein N-Bedarf liegt vor bei langjähriger organischer Düngung (mindestens 36 mg P2O5/100 g Boden) sowie folgenden Vorfrüchten: Mais, Kohlarten, Körnerleguminosen, Leguminosengemenge/Kleegras mit Leguminosenanteil über 50 % und Dauergrünland. Hierbei sind unbedingt die abweichenden Regelungen für Flächen in der N-Kulisse zu beachten!

Hat der Klärschlamm laut Analyse keinen wesentlichen N-Gehalt, ist er von den Regelungen zur Herbstdüngung befreit. Dennoch wird seitens der landwirtschaftlichen Fachbehörde aufgrund der meist geringen N-Aufnahme der Kulturen im Herbst empfohlen, eine moderate Herbstdüngung mit Klärschlamm anzustreben, um Auswaschungsverluste während der Sickerwasserperiode zu minimieren.

Nachhaltige Wirkung durch Kompost

Wesentlich weniger von der Auswaschung gefährdet ist N aus Kompost, weil der Großteil organisch gebunden ist. Kompost hat die sehr gute Eigenschaft, den Boden mit Humus anzureichern und damit Bodenleben und Bodenfruchtbarkeit zu fördern.

Bei Aufbringung von Kompost ist eine Mindestwirksamkeit im Anwendungsjahr von 5 % (Grünschnittkompost: 3 %) anzusetzen. Der sonst übliche Ansatz von 10 % für die N-Nachlieferung aus der organischen Düngung zu den Vorkulturen des Vorjahres ist bei Kompost über drei Anbaujahre aufzuteilen. Hierbei sind im ersten Folgejahr 4 % sowie im zweiten und dritten Folgejahr jeweils 3 % (insgesamt 10 %) anzusetzen. Beispiel: Wird im Herbst 2023 Kompost auf die Fläche aufgebracht, sind im Frühjahr 2024 9 % des N-Gesamtgehaltes (5 % + 4 %) anzurechnen und 2025 und 2026 jeweils 3 %.

Eine Ermittlung des N-Bedarfs gemäß Rahmenschema Herbst ist für die Aufbringung von Kompost nicht erforderlich. Die Sperrfrist für die Aufbringung von Kompost gilt vom 1. Dezember bis 15. Januar. Besonders hier ist die Einschränkung der Aufbringung für Flächen innerhalb der N-Kulisse zu beachten (1. November bis 31. Januar). Eine Sperrfristverschiebung für Kompost ist nicht möglich.

Fazit

Bei der Ausbringung von Klärschlamm und Kompost im Herbst sind unbedingt die gesonderten Regelungen für Flächen in der N-Kulisse zu beachten. Dazu zählen sowohl die Einschränkungen bei der Düngung mit Klärschlamm als auch die längere Sperrzeit beim Kompost. Wird ein Klärschlamm mit wesentlichem N-Gehalt ausgebracht, müssen die Regelungen zur Herbstdüngung eingehalten werden. Aufgrund der langsamen Freisetzung von N erfolgt die Aufteilung des Gesamt-N beim Kompost über drei Anbaujahre.

Weitere Informationen zur Herbstdüngung: https://www.lksh.de/landwirtschaft/duengung/duengebedarfsermittlung-duengeplanung-duengeplanungsprogramm/duengung-herbst/

Entscheidungskriterien Herbstdüngung: https://www.lksh.de/fileadmin/PDFs/Landwirtschaft/Duengung/Entscheidungskriterien_Herbstduengung_2023.pdf

Vorsicht in der Blattzeit

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„Den Bock verwirrt der Sonne Glut“ heißt es in einem ­Jägerspruch, und das nicht ohne Grund. Gemeint sind die Reh­böcke, die etwa Mitte Juli bis noch etwa Mitte August vor allem tagsüber auf Freiersfüßen gehen. In dieser Blattzeit gelten die Rehe als unberechenbar. Autofahrer müssen deshalb jetzt ­besonders gut aufpassen.

Die liebestollen Böcke verfolgen in der Paarungszeit brunftige Ricken (weibliche Rehe) und überqueren dabei unverhofft Straßen und Wege. In dieser Zeit erhöht sich die Gefahr von Unfällen mit Wild. Die Gefährdung wächst noch durch die Getreideernte. Die Wildtiere werden vom Mähdrescher im Kornfeld aufgescheucht und verlassen ihre Deckung weitgehend unkontrolliert in wilden Fluchten über Stock und Stein, Wege und Straßen.

Autofahrer und Biker sollten deshalb in diesen Tagen besonders aufmerksam fahren und eine angemessene Geschwindigkeit wählen. Wer an zu erwartenden Wildwechseln schneller als Tempo 80 fährt, handelt unter Umständen schon leicht fahrlässig. So urteilten bereits mehrere Oberlandesgerichte.

Sollte es doch zu einem Unfall mit Wild kommen, hat der Fahrer diesen bei der örtlich zuständigen Jägerschaft oder nächsten Polizeidienststelle über Notruf 110 unverzüglich zu melden, auch wenn das Fahrzeug keinen Schaden genommen hat, denn das Tier könnte verletzt worden sein. Die Jäger suchen mit Hunden nach dem angefahrenen Wild. Meistens wird das Tier alsbald gefunden und von seinen Qualen erlöst. Die Jäger versorgen das getötete oder verletzte Wild, dabei kommen oft für die Nachsuche ausgebildet Hunde zum Einsatz.

Fokus Schwein: Knappes Angebot stützt Preis

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Der Richtpreis für Schlachtschweine ist auf einem Allzeithoch. Ein kleines Angebot trifft zwar auf eine reduzierte Nachfrage, trotzdem kann das Preisniveau von 2,50 € je Indexpunkt bereits seit Ende Juni gehalten werden. Indessen kann Schweinefleisch aktuell nur sehr zögernd abgesetzt werden, sodass es im Fleischhandel zu Preisabschlägen kommt. Die rote Seite versucht zu verdeutlichen, dass es zu einer Reduktion des Schlachtschweinepreises kommen müsste. Jedoch steht das kleine Angebot an Schlachtschweinen dem entgegen. Im Bundesgebiet wurden in der 29. KW rund 682.000 Schweine geschlachtet. Zum gleichen Zeitpunkt im Jahr 2022 waren das zirka 20.000 Tiere mehr innerhalb einer Schlachtwoche. Die Schweinefleischnachfrage in Deutschland liegt mengenmäßig im ersten Halbjahr 2023 etwa 5 % unter dem Vorjahreszeitraum. Möglicherweise kann dieses Kaufverhalten auf den Preisanstieg von 8,5 % im Jahresvergleich zurückgeführt werden.

„Sommerprogramm“ mit weniger Schlachtungen

Global betrachtet soll die Schweinefleischproduktion im Jahresvergleich um 0,5 % zurückgehen. Sie wird für 2023 auf 121,7 Mio. t geschätzt. Ausschlaggebend sind dabei die reduzierte Produktion innerhalb der EU – immerhin rund –5 % – und Kanada. Dem gegenüber stehen die Ausweitungen der Produktion in Brasilien, China und den USA. Für den weltweiten Verbrauch werden 121,3 Mio. t prognostiziert. Speziell in der EU geht dieser um 5 % zurück auf 17,13 Mio. t. Dagegen steht eine EU-Produktion von 21,14 Mio. t. Ohne Exporte geht es in der EU also nicht.

Aufgrund des schrumpfenden Angebots an schlachtreifen Tieren sahen einige Schlachtunternehmen sich gezwungen, etwas zu verändern. Eine Konsequenz, die lange Zeit nicht gezogen wurde, an der aber nun kein Weg mehr vorbeigeht, sind reduzierte Schlachttage. Es wird von einem „Sommerprogramm“ gesprochen, das reduzierte Schlachtzahlen pro Tag mit sich bringt und zudem auf Schlachtungen am Sonnabend verzichtet. An dieser Entscheidung hängt eine ganze Menge. Es sind Themen rund um das Halten von Personal, Personalgewinnung, aber eben auch Bezahlung. Zudem ist es das Wissen darum, dass eine höhere Auslastung besser ist, um die Festkosten zu decken.

Auswirkungen und Konsequenzen

Abstockungen in der Sauenhaltung und damit weniger erzeugte Ferkel, aber auch reduzierte Stallplätze in der Mastschweinehaltung führten zu der aktuellen Situation. Ob es jemals ein Zurück zu mehr Tieren gibt, ist zu bezweifeln. Somit bleibt auch der Schlachtbranche nichts, als sich darauf einzustellen.

Für Mischfutterhersteller bedeuten weniger Schlachtschweine und Ferkel auch weniger Betriebe beziehungsweise Tiere, die Futter benötigen. Wenn nun aufgrund der schwierigen Erntebedingungen oder anderer Qualitätseinschränkungen mehr Futtergetreide geerntet wird und parallel weniger Tiere in Deutschland gehalten werden, könnte dies auch Auswirkungen auf die Futtergetreidepreise und damit das Preisniveau für Mischfutter haben.

Für Schweinehalter sind dieses Preisniveau und die Situation, dass die schlachtreifen Tiere eigentlich jederzeit geliefert werden können, ganz komfortabel – zumindest für den Moment. Eine lange Zeit mit einem viel zu niedrigen Schweinepreis liegt hinter den Betrieben. Das derzeit verdiente Geld wird gebraucht, um wieder gerade davorzukommen. Möglicherweise wurden in der Krise auch Absicherungen für das Alter aufgelöst, um Liquidität zu schaffen. Spätestens jetzt sollten diese Rücklagen wieder aufgebaut werden.