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Simmentaler-Zucht zu Gast im hohen Norden

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Ganz im Norden unserer Republik kamen Züchter und ­Freunde der Simmental-Zucht aus allen Bundesländern zum Treffen auf schleswig-holsteinischen Zuchtbetrieben zusammen. Daran schloss sich eine Mitgliederversammlung in Handewitt an.

Das Treffen begann auf dem Betrieb von Axel Erichsen in Sollwitt. Hier bewirtschaftet Familie Erichsen im Nebenerwerb zirka 20 ha, davon entfallen 16 ha auf Grünland und 4 ha auf Ackerland für Maisanbau. Zum Betrieb gehören 20 Mutterkühe (davon zehn Herdbuchkühe), ein Deckbulle und einige Mastrinder. 2018 baute die Familie einen neuen Mutterkuhstall. Für die nächsten Jahre hat sie sich das Ziel gesetzt, einen reinen Herdbuchbestand aufzubauen.

„Aus Liebe zum Genuss“, so lautet das Motto der Familie Burmeister, der zweite Anlaufpunkt des Tages. Familie Burmeister betreibt eine hochmoderne Schlachterei nach EU-Vorgaben und eine Landfleischerei in Viöl. Der Betrieb wird seit vier Generationen geführt und ist in stetigem Wachstum. Zusätzlich betreibt die Familie Burmeister eine Landwirtschaft mit Rinder- (Galloway und Kreuzungen) und Schafzucht (2.000 bis 3.000 Tiere) für die eigene Vermarktung. Im Jahr werden insgesamt zirka 3.000 Rinder, 11.000 Lämmer sowie 10.000 Schweine geschlachtet. Deren Vermarktung erfolgt über Ladengeschäfte in Hamburg, auf Sylt und auf der Insel Föhr sowie in der Landfleischerei in Viöl, aber auch im Online-Shop mit täglichem Frischeversand. Das Unternehmen beschäftigt 92 Mitarbeiter aus acht Nationen.

Fleckvieh-Simmental-Züchter zu Gast im Land zwischen den Meeren in Schleswig-Holstein

Weitere Betriebsbesuche am Nachmittag

Am Nachmittag besuchte die Gruppe den Betrieb der Familie Cord Jensen in Südensee bei Sörup. Zum Betrieb gehören 42 ha landwirtschaftlicher Nutzfläche und 3,6 ha Wald, zirka 20 ha sind an die örtliche Biogasanlage verpachtet. Der Nebenerwerbsbetrieb hat 16 Herdbuch-Kühe mit der dazugehörigen Nachzucht und eine kleine Bullenmast (Aufzucht) im Bestand. Der Stall, ein bis 2016 genutzter Milchviehstall mit Tiefstreuboxen, wird jetzt für Mutterkühe und Jungvieh genutzt.

Als Futtergrundlage dienen Gras, Heu, Grassilage, Maissilage sowie eigene Kraftfutterrationen. Cord Jensen lässt seine Kühe und Färsen durch die Rinderzucht Schleswig-Holstein (RSH) besamen. Dabei setzt er folgende KB-Bullen (künstliche Besamung) ein: „Jaguar“, „Seceda“, „Edelstahl“ und „Harald“. Seine Zuchtphilosophie heißt: „Ein mittelrahmiges Rind mit sehr guter Bemuskelung und gutem Exterieur.“ Erfolge zeigen sich auf den Auktionen durch Verkäufe an Besamungsstationen in Deutschland (RSH) und den Niederlanden.

Auf dem anschließenden Züchterabend stellte Claus Henningsen die RSH und die Abteilung Fleischrinder vor. Es war interessant zu sehen, dass auch in Schleswig-Holstein die Simmental-Zucht an Bedeutung gewinnt.

Verband Deutscher Simmentalzüchter (VDSi)

Am Tag darauf folgte die VDSi-Mitgliederversammlung. Ein wichtiger Punkt neben den Formalien war die Vorstellung der neuen Webseite des VDSi, die sehr viel Anklang fand. Nächstes großes Projekt ist die Vorbereitung der Bundesschau auf der agra 2024 in Leipzig. Mit zirka 100 Tieren wird gemeinsam mit der Mitteldeutschen Fleischrindschau und dem Bundesjungzüchterwettbewerb ein großes Event vorbereitet.

Resistenzen beim Ackerfuchsschwanz

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Auf den ersten Blick haben Rapserdfloh und Ackerfuchsschwanz nichts gemeinsam. Bei genauerer Betrachtung wird man aber ganz schnell feststellen, dass dem nicht so ist. Beide machen dem Raps das Leben schwer, und beide sind inzwischen so ­resistenzbehaftet, dass eine Bekämpfung immer schwieriger wird. Der Artikel beschreibt, worauf zu achten ist.

Auch im Hinblick auf die so wichtige Jugendentwicklung des Rapses besteht zwischen Schadtier und Ungras ein Zusammenhang. In den vergangenen Jahren hatte es der Raps in seiner empfindlichen Startphase besonders schwer. Ausgeprägte Trockenheit und regional sehr starker und vor allem früher Rapserdflohzuflug brachten einige Rapsbestände fast dahin, dass sie umgebrochen werden mussten.

Kamen zusätzlich noch Bodenherbizide mit dem Wirkstoff Metazachlor zum Einsatz, verschärfte sich die Lage. Zum einen wurde der Raps noch zusätzlich gestresst, zum anderen führte örtlicher Starkregen zu Wuchshemmungen und bot zusätzliche Angriffsfläche für den Rapserdfloh. Die Pflanzen konnten so dem Blattfraß buchstäblich nicht mehr davonwachsen. Bei vorzeitigem Umbruch kam zudem die Frage des Nachbaus von geeigneten Kulturen auf.

Diese großen Ackerfuchsschwanzpflanzen haben schon tiefe Wurzeln gebildet, dann kommt Kerb Flo an seine Grenzen.

Die logische Schlussfolgerung wäre also eigentlich eine sukzessive Verlagerung auf Nachauflaufherbizide wie den Belkar Power Pack, denn man kann so gezielt auf das jeweilige Unkrautspektrum eingehen. Doch die Sache hat einen Haken, der Belkar Power Pack hat keinerlei Gräserwirkung. Und das ist in Ackerfuchsschwanzregionen durchaus problematisch, da die Anfangswirkung des Wirkstoffs Metazachlor auf Ackerfuchsschwanz – je nach Aufwandmenge, Bodenfeuchtigkeit und nachfolgenden Niederschlägen – durchaus in Richtung 80 % gehen kann.

So gesehen kommt man in Regionen mit stärkerem Auftreten dieses Ungrases und gleichzeitiger Resistenzentwicklung gegen Aryloxyphenoxypropionate (FOP) und Cyclohexanedione (DIM) am Wirkstoff Metazachlor nicht vorbei. Hier befindet man sich also in einer Zwickmühle, denn ein hoher Wirkungsgrad gegen Ackerfuchsschwanz ist nahezu Pflicht, damit der Druck auf die stark resistenzgefährdeten Blattherbizide Focus Ultra und Select 240 EC nicht weiter in der Dynamik verstärkt wird. Wo diese beiden Herbizide schon nicht mehr ausreichend wirken, ist der Einsatz von Metazachlor umso bedeutender, um überhaupt den Kerb-Flo-Termin zu erreichen.

Die Größe der Ackerfuchsschwanzpflanzen und damit die Wurzellänge ist für den Kerb-Einsatz von großer Bedeutung.

Bekämpfung von Ausfallgetreide

Je nach Bodenbearbeitung, Gräserdruck und jahresbedingtem Auflaufverhalten sind ein bis zwei Anwendungen notwendig. Dabei werden Gräser, die frühzeitig auflaufen, durch die eigentliche Vorauflaufbehandlung mit Bodenherbiziden, wie Metazachlor beziehungsweise Metazachlor plus Dimethenamid-P gegen Unkräuter, zum Teil miterfasst.

Werden diese Wirkstoffe nicht eingesetzt und/oder ist es im Vorwege zu trocken, sodass vor der Rapsbestellung kein Ausfallgetreide aufgelaufen ist, kann früher Gräserauflauf im kritischen Entwicklungsstadium für den Raps schnell zum Problem werden. Im Herbst 2022 war dies der Fall. Durch die Bestellung wurde die Keimung des Ausfallgetreides angeregt, was dann dem jungen Raps sehr schnell eine beachtliche Konkurrenz bereitete. Somit musste schon sehr früh mit einem FOP (zum Beispiel Agil S, Targa Super et cetera) gegengesteuert werden, da der Raps sonst sehr schnell unterdrückt worden wäre.

Die eigentlichen Applikationen gegen Ausfallgetreide erfolgen, wenn das Getreide bereits ein bis zwei Blätter hat. Wurde im Vorauflauf mit Clomazone gearbeitet, muss das Durchgrünen abgewartet werden. Für die Ausfallgetreide-Bekämpfung steht eine Vielzahl von Produkten aus der Gruppe der FOP zur Verfügung.

Eine notwendige zweite Behandlung (Drei- bis Vierblattstadium) kann mit einem Wachstumsregler und/oder Insektizideinsatz gegen Rapserdfloh kombiniert werden. Die Wachstumsregler wirken wie Öle und verbessern die Wirkstoffaufnahme. Gelistete Zusatzstoffe bringen nur bei Soloanwendungen von Graminiziden Wirkungsverbesserungen. Bei geringem Gräserdruck ist eine spätere Einmalanwendung ausreichend.

Speziell gegen Ausfallgerste und nur bei günstigen Bedingungen (hohe Luftfeuchtigkeit) kann die Aufwandmenge auf 30 bis 50 % reduziert werden. Roggen und Weizen sind etwas hartnäckiger, hier sollten schon zwei Drittel der vollen Aufwandmenge angewendet werden.

Folgende Niederschläge nach der Anwendung propyzamidhaltiger Produkte sind zwingend notwendig, besonders wenn üppiger Raps die Ackerfuchsschwanzpflanzen bedeckt.

Bekämpfung von Ackerfuchsschwanz

Bei Ackerfuchsschwanz gestaltet sich die Bekämpfung etwas komplizierter. Besonders in der getreidelastigen Fruchtfolge sollte Raps zur konsequenten Bekämpfung dieses Ungrases genutzt werden. Gelingt das nicht, wird aus der eigentlichen Gesundungsfrucht sehr schnell ein Problem.

Da Agil und Co. (FOP) gegen Ackerfuchsschwanz vielerorts kaum noch Erfolge erzielen, kommen immer häufiger ab dem Zwei- bis Dreiblattstadium beim Ackerfuchsschwanz Focus Ultra oder Select 240 EC aus der Gruppe der DIM zum Einsatz. Zeigen auch diese Produkte keine ausreichende Wirkung auf Ackerfuchsschwanz mehr, liegt eine Wirkort-Resistenz (Ile1781-Leu-Target-Site-Resistenz gegen ACCase-Inhibitoren) vor.

Hier gibt es Unterschiede zwischen beiden Wirkstoffen. So zeigte sich in genetischen Untersuchungen Clethodim (Select 240 EC) robuster als Cycloxydim (Focus Ultra). Man spricht hier von einer quantitativen Wirkort-Resistenz der DIM. Vereinfacht ausgedrückt, werden von Select 240 EC noch Ackerfuchsschwanzpflanzen erfasst, die von Focus Ultra nicht mehr bekämpft werden.

Dieser Prozess funktioniert aber nicht unbegrenzt. Auch hier schreitet die Resistenzentwicklung voran. In dessen Folge nimmt auch der Anteil resistenter Individuen gegenüber Select 240 EC zu, bis hin zum möglichen völligen Wirkungsverlust der gesamten DIM. Somit muss das Ziel sein, die Anwendungshäufigkeit von Focus Ultra und Select 240 EC zu minimieren. Diese Anwendung einzusparen, setzt aber voraus, dass bis zur gesetzten Propyzamid-Behandlung (Kerb Flo und Co.) die Ackerfuchsschwanzpflanzen nicht zu groß geworden sind.

Je nach Anwendungstermin zieht sich der Wirkungsprozess von Kerb Flo bis in den Monat März hinein.

Die Frage ist nicht ob, sondern wann

Vor einigen Jahren wurde in der Praxis noch sehr kontrovers über den Einsatz von Kerb Flo diskutiert. Der späte Einsatztermin wirkte vielerorts abschreckend. Inzwischen steht das Ob nicht mehr infrage, sondern nur noch das Wann. Das zeigt auch, wie stark sich die Lage inzwischen verschärft hat. Auch an der Aufwandmenge zu sparen, ist kein Diskussionspunkt mehr. Ein möglichst hoher Wirkungsgrad mit dieser einen Anwendung ist das oberste Ziel.

Kerb Flo und alle Propyzamid-Produkte müssen mit voller Aufwandmenge eingesetzt werden. Bodenfeuchtigkeit und/oder nachfolgender Regen sind zwingend notwendig, da gerade bei frohwüchsigen Rapsbeständen der Bodenwirkstoff von den Blättern abgefangen wird. Der Wirkstoff muss in die oberste Bodenschicht vordringen.

Der Einsatzzeitpunkt ist zusätzlich temperaturabhängig. Für eine gute Wirkung sind niedrige Temperaturen (Bodentemperaturen unter 10 °C) erforderlich. Bei höheren Temperaturen wird der Wirkstoff zu schnell abgebaut und die Wirkung ist nicht zufriedenstellend. Warmes Herbstwetter ist somit kontraproduktiv. Gut entwickelte Pflanzen treffen dann auf ungünstige Anwendungsbedingungen.

Da die Wirkung von Propyzamid im Boden in den obersten 3 bis 5 cm am stärksten ist, können bei großen, zum Teil schon bestockten Ackerfuchsschwanzpflanzen mit tieferen Wurzeln Probleme in der Bekämpfung auftreten. Somit ist es teilweise eine Herausforderung, den richtigen Anwendungstermin zu finden, nachfolgender Regen ist dabei Pflicht.

Die sichtbare Wirkung von Propyzamid-Produkten lässt mitunter lange auf sich warten. Die ersten Anzeichen sind, dass die Ackerfuchsschwanzpflanzen nicht mehr weiterwachsen. Der eigentliche Absterbeprozess kann sich aber weit ins Frühjahr hineinziehen.

Schlechtere Wirkungsgrade werden besonders bei großen, schon bestockten Pflanzen beobachtet. Das hat in dem Moment nichts mit eventuell beginnenden Resistenzen von Kerb Flo und Co. zu tun, sondern ist der Wirkungsweise von Propyzamid geschuldet. In diesen Ausnahmefällen kann dann Focus Ultra blattaktiv unterstützen. Aber auch für diese Situation muss der Anwendungstermin am Wirkstoff Propyzamid ausgerichtet sein.

Empfehlung:

Ausfallgetreide:

FOP (Agil S et cetera)

Quecke:

2,0 l/ha Targa Super/GramFix

Ackerfuchsschwanz:

2,5 l/ha Focus Ultra + 1,0 l/ha Dash (Wirkstoff Cycloxidim)

0,5 l/ha Select 240 EC + 1,0 l/ha Radiamix (Wirkstoff Clethodim)

0,5 l/ha VextaDim + 0,5 l/ha VexZone

1,875 l/ha Kerb Flo: Ackerfuchsschwanz, Einjährige Rispe, Trespen-Arten, Weidelgräser, Windhalm, (Ausfallgetreide nicht immer sicher), zuzüglich Vogelmiere und Ehrenpreis

1,5 l/ha Milestone (wie Kerb Flo + kleine Pflanzen: Kamille, Kornblume, Klatschmohn, Ausfallackerbohne)


Anwendungsbedingungen
clethodimhaltiger Produkte

Temperaturen über 10 °C bei der Anwendung

weitere Vegetation notwendig

Anwendung bis 30. September abschließen, sonst sind Schäden
möglich, die aber erst im Frühjahr sichtbar werden.

Anwendung möglichst solo durchführen (Insektizid ist möglich, auf Fungizide sollte verzichtet werden).


Wie passen die Gräserherbizide
ins Belkar-Power-System?

Als Kombinationspartner sind die FOP Panarex (1,25 l/ha) und Flua Power (0,8 l/ha) (Balista Super) sowie die DIM Focus Ultra + Dash (2,5 l/ha + 1,0 l/ha), Select 240 EC + Radiamix (0,5 l/ha + 1,0 l/ha) und VextaDim + VexZone (0,5 l/ha + 0,5 l/ha) freigegeben. Dies gilt allerdings nur für die erste Splittingmaßnahme ab ES 12 bis 14. Wichtig ist, dass der Raps flächig zwei Laubblätter ausgebildet hat, das heißt man orientiert sich an den schwächsten Pflanzen.

Eine Besonderheit muss beim Einsatz der beiden clethodimhaltigen Produkte Select und VextaDim beachtet werden. Hier muss die Behandlung bis zum 30. September erfolgen. Zu späte Anwendungen können je nach Jahr zu Schäden beim Raps führen, wie es teilweise im Frühjahr 2023 zu beobachten war.


Mischrationen repräsentativ beproben

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Die Einführung der TMR-Technologie hat zweifellos die Leistungsentwicklung der Milchkühe in den vergangenen 30 Jahren geprägt. Sie ist ein ideales Instrument zur Umsetzung moderner Milchkuh­ernährung. Neben den arbeitswirtschaftlichen Vorteilen profitieren Rind und Landwirt vor allem von der Verringerung von Futterselektion und Grobfutterverdrängung sowie von der Optimierung der Pansenphysiologie durch Minimierung von pH-Wert-Schwankungen und Synchronisierung von Nährstoffabbau und -synthese.

Zudem wurde dem praktischen Tierernährer erstmals ein Instrument in die Hand gegeben, um die gefressene Ration der Milchkuh zu erfassen und zu analysieren. Damit konnten sowohl die Energie- und Nährstoffversorgung der Kuh optimiert, aber auch die Nährstoffausscheidung bewertet werden. Voraussetzung für dieses Tun ist jedoch, dass die Mischungen auch analytisch kontrolliert werden können.

Sinn oder Unsinn

Vor jeder laboranalytischen Kontrolle steht eine möglichst repräsentative Beprobung des Futtermittels. Diese ist jedoch gerade bei TMR-Mischungen eine echte Herausforderung und hält aktuell viele noch davon ab, TMR-Mischungen analytisch untersuchen zu lassen.

Glaubt man wissenschaftlichen Studien zur Repräsentativität von Einzelfuttermittelanalysen, dann sind immerhin allein 61 % der Fehlerquellen durch die Probenahme verursacht. Dies könnte bei TMR-Mischungen durchaus noch schlechter sein. Eine geübte und nach strengen Regeln praktizierte Probenahme entscheidet deshalb wesentlich über den Sinn oder Unsinn einer Laboranalyse für die Mischungen.

Diese Regeln kann man nachlesen zum Beispiel in der Verordnung VO (EG) 152/2009 (Ergänzung VO(EG) 691/2013) – Festlegung der Probenahmeverfahren für die amtliche Untersuchung von Futtermitteln http://eur-lex.europa.eu, der DIN EN ISO 6497: 2005 – Probenahme von Futtermittel zur Eigenkontrolle www.bvl.bund.de, im VDLufa-Methodenbuch Band III, 1 Probenahme www.vdlufa.de/­Methodenbuch oder auch in länderspezifischen Empfehlungen.

Dort steht aber wenig beziehungsweise gar nichts über die Beprobung von TMR-Mischungen. Deshalb soll nachfolgend die Technik der Probenahme von TMR-Mischungen vorgestellt werden, welche seit vielen Jahren im Messnetz Futtermittel des Freistaates Sachsen und im Rahmen von vergleichenden Köllitscher TMR-Wagen-Tests erfolgreich praktiziert wird.

Mindestens drei Messpunkte je Futtertisch sollten festgelegt werden.

Erfahrungen

Jede Probenahme beginnt immer mit einer sensorischen Partieabgrenzung. Eine Partie ist als die Menge eines Futtermittels definiert, die sich nach ihrer Beschaffenheit, Deklaration oder/und räumlichen Zuordnung deutlich als Einheit darstellt. Bei TMR-Mischungen ist dies ziemlich eindeutig, da jede einzelne Mischung, das heißt Ration, de facto eine Partie darstellen sollte und muss. Wenn dies durch Sinnenprüfung nicht bestätigt werden sollte, ist dies das Resultat eines unzureichenden Mischvorgangs, was zwangsläufig eine Beprobung ausschließen sollte.

Bei der Sinnenprüfung von TMR-Mischungen ist insbesondere auf die Homogenität und gegebenenfalls mögliche Entmischung durch den Mischvorgang, das Austragen der Mischung oder die selektive Futteraufnahme durch die Rinder zu achten. Zudem sollte man die aerobe Stabilität (Erwärmung) oder das verstärkte Entweichen flüchtiger Bestandteile (Fermentationsprodukte) beachten, um ungerichtete Verluste zu minimieren.

Aus der abgegrenzten TMR-Partie müssen nach dem Zufallsprinzip möglichst gleich große Einzelproben an räumlich repräsentativ verteilten Stellen entnommen werden. Eine Beprobung direkt im Mischwagen beziehungsweise aus dem Austrag im Stall ist kaum möglich und sinnvoll. Sie kann nur im ausgetragenen Futter repräsentativ praktiziert werden. Hierbei bietet sich zwangsläufig die frisch ausgetragene Mischung im Futtertrog an.

Folien mit Probe aus Futtertischbereich herausziehen. Vereinen der Einzelproben zu einer Sammelprobe und Reduzieren auf 1 bis 1,5 kg FM Endprobe.

Mindestens drei Abschnitte des Futtermitteltroges, auf dem die Ration (Partie) ausgetragen werden soll, sollten als Probenahmestelle definiert werden. Durch seitliche Begrenzungswände (siehe ­Fotos) sollten repräsentative Fenster geschaffen werden. Diese sollten so dimensioniert werden, dass die Teilmenge der TMR-Mischung sich klar trennen lässt, das heißt die Barrieren nicht durch die Mischung überlagert werden.

Die Trennwände sollten frei stehend und kippsicher auf eine saubere PE-Folie gestellt werden. Die einzelnen Abstände können im Vorfeld definiert werden, um einerseits die Einzelprobenmenge einzustellen (mindestens 5 kg TMR-Frischmasse je Messpunkt, üblich zirka 50 cm Abstand der Abgrenzungswände) sowie gegebenenfalls gleichzeitig die Austragsgenauigkeit bewerten zu können.

Nachdem die Rinder vom Futtertisch abgesperrt wurden, um ein selektives Fressen der Mischung vor der Probenahme auszuschließen, wird die TMR durch den Mischwagen ausgetragen. Wenn ein Absperren der Tiere nicht möglich ist, sollten hinter den Messpunkten unter Umständen Personen stehen, welche den Zutritt der Tiere verhindern können.

Wenn das Futter ausgetragen ist, werden die PE-Folien mit den Begrenzungswänden aus dem Futtertrog herausgezogen. Die gesamte Futtermenge zwischen den Begrenzungen wird nunmehr als Einzelprobe definiert. Die Einzelproben der einzelnen Messpunkte werden durch intensives Durchmischen zu einer Sammelprobe vereint (empfohlene Menge der Sammelprobe mindestens 15 kg FM). Diese Sammelprobe wird durch geeignete Techniken (zum Beispiel Flächenausgrenzung durch Bildung von Diagonalen einer kreisförmig ausgebreiteten Sammelprobe, siehe Fotos) zu einer Endprobe reduziert (empfohlene Menge der Endprobe 1 bis 1,5 kg FM).

Die Endprobe

Die Endprobe ist in einen sauberen, dichten Plastikbeutel, aus welchem nach dem Einfüllen der Endprobe die Luft entfernt wird, zu verpacken und zu kennzeichnen. Um die Nährstoffverluste nach der Probenahme zu minimieren, müssen insbesondere Frischfutterproben, die einen TM-Gehalt von unter 80 % aufweisen, auf dem kürzesten Weg (maximal zwölf Stunden) zur Untersuchungsstelle gebracht werden. Direkter Einfluss von Luft, Sonnenlicht, erhöhten Temperaturen oder Kontakt mit verunreinigten Medien muss vermieden werden.

Sollte absehbar sein, dass ein Zeitraum von zwölf Stunden von der Probenahme bis zur Untersuchungsstelle überschritten wird, muss die Probe im Kühlschrank (maximal zwei Tage bei unter 8° C) zwischengelagert werden. Das Einfrieren von Futterproben (–18° C) bei einer Lagerdauer von über zwei Tagen ist grundsätzlich möglich, sollte aber auf ein Minimum beschränkt bleiben, da sensorische und nährstoffseitige Veränderungen, insbesondere in der Auftauphase, möglich sind.

Außerdem ist zu berücksichtigen, dass TMR-Mischungen von geringer Aktualität sind, da sie nur für zwölf, maximal 24 Stunden repräsentativ sind und dann durch eine neue Partie ersetzt werden. Mikrobiologische Untersuchungen sind nach dem Einfrieren nicht mehr möglich, da sich durch den Prozess des Einfrierens die Ausgangskeimzahl verändert (zum Beispiel bei der Bestimmung des Hefegehaltes). Frische Futterproben sollten daher für mikrobiologische Untersuchungen unter Einhaltung der Kühlkette schnellsten zur Untersuchungsstelle transportiert werden.

Neben der gekennzeichneten Futterprobe müssen der unterschriebene Untersuchungsauftrag und ein aussagekräftiges Probenahmeprotokoll an die Untersuchungsstelle versandt werden, in welchem wichtige Informationen zur Probenahme und zur Probe selbst beschrieben werden sollten. Günstig wäre auch eine Beschreibung der Ration, um unter Umständen auf unerklärliche Befunde reagieren zu können. Diese Angaben können die Bewertung einer Futtermittelprobe durch die Untersuchungsstelle wesentlich verbessern. Zu allgemeinen Angaben können futterartspezifische Ergänzung hinzukommen.

Fazit

Nur mit einer fehlerfreien Probenahme und Probenbehandlung führt die Analyse zum richtigen Ergebnis.

Bei der Hofnachfolge an die Sozialversicherung denken

Wenn die Hofnachfolge geregelt werden muss, sind die Gestaltungs­möglichkeiten vielfältig und komplex. Neben den Fragen, wann der richtige Zeitpunkt ist oder wie der Familienfrieden gewahrt werden kann, stehen meist auch steuerliche Aspekte im Vordergrund. Das Thema Sozialversicherung wird dabei oft vergessen.

Grundsätzlich sollte man die Nachfolge möglichst früh regeln – ein Patentrezept für die perfekte Hofnachfolgeregelung gibt es aber nicht. Hier kommt es sowohl auf die persönlichen Interessen der Beteiligten, die familiäre Situation als auch die betriebswirtschaftlichen Gegebenheiten an. Wichtig ist, dass die Weichen für die spätere Hofübergabe frühzeitig gestellt werden und alle Familienmitglieder die angestrebte Nachfolgeregelung mittragen – insbesondere dann, wenn mehrere Kinder als mögliche Hofnachfolger in Betracht kommen.

Ist das bereits in jungen Jahren geklärt, kann der Betrieb entsprechend ausgerichtet werden. In der Regel werden die Nachfolger von Anfang an im Betrieb mitarbeiten. Ein Beispielsfall soll zeigen, welche Auswirkungen sich auf die Sozialversicherung ergeben können.

Zweige der Sozialversicherung

Die klassischen Zweige der gesetzlichen Sozialversicherung sind die Unfallversicherung, die Rentenversicherung, die Arbeitslosenversicherung sowie die Kranken- und Pflegeversicherung. Für die Grüne Branche übernimmt die Sozialversicherung für Landwirtschaft, Forsten und Gartenbau (SVLFG) diese Aufgaben und vereint die verschiedenen Versicherungszweige unter einem Dach. Wenn es um die Hofnachfolge geht, ist ein besonderes Augenmerk auf die Alterssicherung der Landwirte und Landwirtinnen und die landwirtschaftliche Krankenversicherung zu legen.

Landwirtschaftliche Alterskasse

In der Landwirtschaftlichen Alterskasse (LAK) als Trägerin der Alterssicherung der Landwirte sind landwirtschaftliche Unternehmer, ihre Ehegatten oder Lebenspartner sowie hauptberuflich mitarbeitende Familienangehörige versichert. Voraussetzung ist, dass der Betrieb die Mindestgröße von 8 ha erreicht.

Unternehmer und Ehegatten/Lebenspartner zahlen jeweils einen vollen Beitrag (2023 waren es monatlich 286 € (West)), mitarbeitende Familienangehörige jeweils die Hälfte. Unternehmer tragen die Beiträge für ihre mitarbeitenden Familienangehörigen. Bei geringem Jahreseinkommen bis 24.444 € (West) besteht Anspruch auf einen Beitragszuschuss, der den Monatsbeitrag im günstigsten Fall um bis zu 60 % mindern kann.

Daneben gibt es verschiedene Befreiungsmöglichkeiten (zum Beispiel mehr als geringfügige Beschäftigung oder regelmäßiges außerlandwirtschaftliches Arbeitseinkommen von mehr als 520 € monatlich).

Landwirtschaftliche Kranken- und Pflegekasse

Die Landwirtschaftliche Krankenkasse (LKK) ist die berufsständische Krankenkasse für alle Haupterwerbslandwirte und die im Betrieb hauptberuflich mitarbeitenden Familienangehörigen. Wie bei allen gesetzlichen Krankenkassen können die Kinder und Ehegatten unter Beachtung von Alters- und Einkommensgrenzen beitragsfrei mitversichert werden. Wer in der LKK versichert ist, ist dies auch gleichzeitig in der Landwirtschaftlichen Pflegekasse. Nebenerwerbslandwirte sind aufgrund ihrer Arbeitnehmertätigkeit in der Regel in der allgemeinen Krankenversicherung versichert.

Bei Betriebsübernahme wird für den Ehepartner des Hofnachfolgers eine Versicherungs- und Beitragspflicht in der Landwirtschaftlichen Alterskasse ausgelöst. 

Ein Beispiel: Die Auswirkungen einer Hofübergabe auf die Sozialversicherung soll am Beispiel der Familie Huber verdeutlicht werden. Sie bewirtschaftet einen Hof in Größe von 80 ha Grünland mit Milchvieh- und Rinderhaltung. Der korrigierte Flächenwert des Unternehmens für die Beitragsberechnung in der LKK beträgt 60.304 €.

Der Betrieb wird von Vater und Sohn im Haupterwerb bewirtschaftet. Der Vater ist Betriebsinhaber und Alleinunternehmer, der Sohn mitarbeitender Familienangehöriger. Die Ehefrauen der beiden helfen nur sporadisch mit. Die Ehefrau des Seniors geht keiner anderweitigen Tätigkeit nach. Die Ehefrau des Juniors steht in einem Vollzeitbeschäftigungsverhältnis als Bankkauffrau und ist bei der AOK versichert. Zur Familie gehören zudem zwei (Enkel-)Kinder, die noch in den Kindergarten gehen.

Die Hofübergabe ist für den 1. Oktober 2023 geplant. Der Senior möchte bis zum Beginn seiner Rente von der LAK, die voraussichtlich am 1. April 2026 beginnt, weiter im Betrieb mitarbeiten. Die beiden wollen die Rollen tauschen – der Senior wird mitarbeitender Familienangehöriger, der Junior wird der neue Unternehmer.

Auswirkungen auf Sozialversicherung

Bei der Darstellung der Auswirkungen auf die Sozialversicherung ist ein besonderes Augenmerk auf die Krankenversicherung (LKV) und die Alterssicherung der Landwirte (AdL) zu legen. Der Rollentausch von Vater und Sohn kann, was die Sozialversicherung angeht, durchaus entspannt ablaufen. Man sollte nur wissen, dass sich nicht nur für Vater und Sohn Änderungen ergeben.

Der Senior

Für ihn endet durch den Wechsel die Versicherungspflicht als Unternehmer sowohl in der LKK als auch in der LAK. Er braucht sich um die Beitragszahlung keine Gedanken mehr zu machen. Das übernimmt jetzt der Sohn als neuer Unternehmer. Durch die weitere hauptberufliche Mitarbeit ist der Senior fortan in der LKK und LAK als mitarbeitender Familienangehöriger versichert. Die Beiträge halbieren sich und werden vom Sohn getragen. Gut für den Geldbeutel, aber Achtung: Da nur noch halbe Beiträge aufs Versicherungskonto der LAK gehen, schmälert dies die spätere LAK-Rente. Die Möglichkeit, auf einen vollen Beitrag aufzustocken, besteht nicht.

Der Junior

Durch die Hofübernahme ist er jetzt landwirtschaftlicher Unternehmer und unterliegt als solcher der Versicherungspflicht in der LKK und LAK. Die bisherige Versicherung als mitarbeitender Familienangehöriger endet für ihn. Er hat jetzt das Sagen auf dem Hof, muss aber – wie sein Vater vorher – nun auch alle Beiträge zahlen. Zur LKK sind das wie bisher Beiträge der Beitragsklasse 12 (korrigierter Flächenwert 60.304 €), das bedeutet monatlich 414 € für ihn und 207 € für seinen Vater. Hinzu kommen die Beiträge zur Pflegeversicherung (74,11 € + 40,16 €).

Zur LAK zahlt der Junior für seinen Vater den Beitrag in Höhe von 143 € und für sich den vollen Monatsbeitrag von 286 €. Das ist gut für sein LAK-Rentenkonto, denn dort stehen nur die bisher von seinem Vater für ihn als mitarbeitenden Familienangehörigen eingezahlten halben Beiträge zu Buche. Aber auch diese Beiträge werden später bei der Rentenberechnung berücksichtigt.

Die Ehefrauen

Der Rollentausch von Vater und Sohn wirkt sich für die Ehefrauen vor allem in der LAK aus, denn nur die Ehefrau des Unternehmers ist dort versichert. Bisher war das die Gattin des Seniors. Für sie endet mit dem Unternehmerwechsel die Versicherungspflicht in der LAK. Sie hätte die Möglichkeit, die Beiträge freiwillig weiterzuzahlen, um ihren Rentenanspruch zu festigen. In der LKK bleibt für die Seniorgattin alles beim Alten. Sie ist wie bisher beitragsfrei familienversichert.

Die Ehefrau des Jungunternehmers wird durch die Hofübernahme zur Bäuerin und unterliegt damit grundsätzlich der Versicherungs- und Beitragspflicht zur LAK. Ihr Gatte müsste für sie den vollen Monatsbeitrag von 286 € an die LAK zahlen. Sie könnte sich damit neben ihrem Rentenanspruch gegenüber der Deutschen Rentenversicherung (DRV) eine zweite Alterssicherung aufbauen. Ist das nicht gewollt, hätte sie die Möglichkeit, sich aufgrund ihrer Arbeitnehmertätigkeit und der damit verbundenen laufenden Beitragszahlung zur DRV von der LAK befreien zu lassen. Die Krankenversicherung ändert sich nicht. Als Bankkauffrau ist sie weiterhin in der AOK versichert und unterliegt der vollen Sozialversicherungspflicht.

Fazit

Wenn die Hofnachfolge frühzeitig geregelt ist, ist auch die Gründung einer Gesellschaft bürgerlichen Rechts (GbR) eine gute Möglichkeit, neben der auf zwei Schultern verteilten Verantwortung für den Betrieb auch den Sozialversicherungsschutz der Familie sicherzustellen. Insbesondere die Altersvorsorge wird durch die Möglichkeit, dass neben den beiden Unternehmern auch die Ehefrauen volle Beiträge in die LAK zahlen können, optimiert. Die insgesamt höhere Beitragsbelastung lässt sich gegebenenfalls durch einen Beitragszuschuss ausgleichen. Egal welches Hofübergabemodell in Betracht kommt, es empfiehlt sich in jedem Fall eine Beratung durch die SVLFG, den Bauernverband oder die Landwirtschaftskammer.

Die besten Vatertiere für die Herde

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Die alljährlichen Höhepunkte für Schafzüchter und Schafhalter aus Schleswig-Holstein und Hamburg, die Schafauktionen in Husum, stehen unmittelbar bevor. Zum 13. Mal finden die Schafbockauktionen vom 16. bis 19. August in den Messehallen Husum statt, organisiert durch den Landesverband Schleswig-Holsteinischer Schaf- und Ziegenzüchter.

Die große Messehalle bietet viel Platz und ein großartiges Ambiente für die Prämierungen und die anschließenden Auktionen. Den Schafhaltern und -züchtern aus Nah und Fern werden zirka 700 Zuchttiere der größten schleswig-holsteinischen Fleischschafrassen angeboten. Und auch die Landschafrassen werden wieder in Husum dabei sein. Alle Halter, die ein Vatertier für den Einsatz in ihrer Herde benötigen, sollten nach Husum kommen, um dort den Bock ihrer Wünsche und Vorstellungen zu erwerben.

Aber nicht nur für Käufer lohnt sich ein Besuch. Neben den tollen Böcken und Schafen der unterschiedlichsten Rassen können die Besucher eine traditionelle Schafauktion miterleben, bei der noch „op Platt “ geboten wird und der Auktionator aus vollem Herzen die Böcke anpreist.

Die Auktionen beginnen am Mittwoch, 16. August, mit den Böcken und Schafen der Rassen Schwarzkopf, Weißkopf, Zwartbles sowie Charollais und Tieren der Landschafrassen Coburger Fuchsschaf, Scottish Blackface und Bentheimer Landschaf. Weiterhin werden seit langer Zeit auch Vertreter der Ostfriesischen Milchschafe erwartet.

Am Donnerstag, 17. August, folgen die Böcke und Schafe der Rassen Suffolk, Blaukopf und Swifter.

Für die Texel, die größte Rasse in Schleswig-Holstein, sind zwei Tage vorgesehen. Die Böcke und Schafe werden am Freitag und Sonnabend, 18. und 19. August, aufgetrieben.

An allen vier Tagen werden am Vormittag ab 9 Uhr die Prämierungen durchgeführt, zu denen nur die überdurchschnittlichen Rassevertreter des Tages zugelassen werden. Hier werden die Mister Texel, Suffolk, Schwarzkopf, Weißkopf oder Blaukopf ermittelt, deren Züchter besonders ausgezeichnet werden. Im Anschluss (zirka 12.30 Uhr) beginnt dann die eigentliche Auktion.

Auf der gut zweiwöchigen „Körreise“ des Landesverbandes quer durch Schleswig-Holstein wurden die Tiere der Körkommission vorgestellt und gekört beziehungsweise für gut befunden, um auf der Auktion aufgetrieben zu werden. Diese unabhängige Kommission bewertete bei allen vorgestellten Tieren die Wolle, die Bemuskelung sowie die äußere Erscheinung und vergab Noten von 1 bis 9 für jedes dieser Kriterien, wobei die Note 9 der höchste zu erzielende Wert ist.

Ferner wurde von jedem Schaf oder Bock das Gewicht ermittelt und daraus die tägliche Zunahme des Tieres errechnet. Zusätzlich wurden bei allen Auktionsaspiranten mithilfe eines Ultraschallgerätes die Rückenmuskelstärke und die Fettauflage dieses edlen Körperteiles ermittelt. Die Bewertung all dieser einzelnen Punkte fließt in den Zuchtwert ein. Je höher dieser ausfällt, umso wertvoller ist das geprüfte Vatertier für die Landeszucht.

Anhand dieser Werte, die in einem Katalog festgehalten sind, der auf dem Auktionsplatz, aber auch im Vorfeld beim Schaf- und Ziegenzuchtverband erworben werden kann, kann der interessierte Käufer sehen, welches der wertvollen, geprüften Vatertiere für seine Herde das beste ist.

Weitere Informationen und Kataloge für die kommenden Auktionen sind beim Landesverband Schleswig-Holsteinischer Schaf- und Ziegenzüchter, Tel.: 04 31-33 26 08, Fax: 04 31-3 50 07 oder info@schafzucht-kiel.de sowie im Internet unter schafzucht-kiel.de zu erhalten.

Nachfrage von privaten Haushalten im Wandel

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Innerhalb der vergangenen fünf Jahre ist die Fleischproduktion in Deutschland um 14 % gesunken und 2022 haben sich Fleischwaren gegenüber dem Vorjahr überdurchschnittlich verteuert. Auf dem deutschen Fleisch- und Milchmarkt treten bereits vermehrt pflanzliche Alternativen auf und werden auch weiterhin von den Verbrauchern nachgefragt. Seit 2017 haben sich die Einkaufsmengen an Fleischersatzprodukten verdreifacht. Die Preise für die Alternativen unterliegen weniger Schwankungen als die tierischen Erzeugnisse, allerdings auf einem höheren Niveau.

Fleischmarkt unter Druck: Chancen für Ersatzprodukte?

In der Innovationsforschung für vegane Produkte laufen EU-weit verschiedenste Projekte. Darunter finden sich zum Beispiel Methoden zur Herstellung von Eiklar ohne Hühnerei, echten Milchbestandteilen oder Fleischalternativen, welche aus Pilzmyzel wachsen sollen. Seit Ende Juni 2023 darf in den USA In-vitro-Fleisch verkauft werden, allerdings noch nicht für den privaten Verbrauch. Nach Singapur sind die Vereinigten Staaten das zweite Land, welches dem Verkauf von gezüchtetem Fleisch zugestimmt hat. In der Schweiz wurde erst einmal ein Antrag auf Zulassung gestellt. Gleichzeitig kamen Studien zu dem Fazit, dass Laborfleisch klimaschädlicher als die Nutztierhaltung sei. Dass internationale Großkonzerne und nicht mehr bäuerliche Betriebe das Nahrungsangebot bestimmen könnten, muss ebenfalls kritisch betrachtet werden.

Der Inflationsdruck setzte dem Fleischabsatz in den vergangenen Monaten deutlich zu. Im Jahr 2022 ist der Pro-Kopf-Verbrauch an Fleisch um 6 kg zum Vorjahr gesunken. Mit 77,5 kg liegt der Deutsche 2022 unter dem EU-Durchschnitt von 82,7 kg. Anders sieht es für Fleischersatzprodukte aus: 2022 stiegen die Einkaufsmengen um 9,6 %, während für Fleisch ein deutlicher Rückgang im Vergleich zum Vorjahr verzeichnet wurde. Wichtig ist hierbei, dass das Ausgangsniveau der Märkte unterschiedlich ist. Ersatzprodukte stellen nach wie vor ein Nischenprodukt dar.

Pflanzliche Drinks weiterhin gefragt

Für 2022 war die Einkaufsmenge an Trinkmilch um 5,5 % niedriger als 2021. Gründe dafür sind die gestiegenen Preise, denn in der Summe erhöhten sich die Ausgaben pro Einheit. Konventionell erzeugter Käse kostete 2022 ganze 18,5 % mehr, worauf die Verbraucher mit einer verringerten Einkaufsmenge reagierten. Für Butter sanken die Einkaufsmengen von 2021 auf 2022 um –9,3 % mit einem gleichzeitigen Anstieg der Ausgaben pro Einheit von 35,8 %. Vor diesem Hintergrund wird deutlich, wie sich gestiegene Preise im Verbraucherverhalten auswirken.

Gegensätzliche Entwicklungen lassen sich für den Markt der Milchersatzprodukte beobachten. 2022 stieg die Kaufmenge von pflanzlicher Milch um 4,2 % im Jahresvergleich mit einer negativen Preisentwicklung von –1,0 %. Laut Consumer Panel Services GfK begründet sich der wachsende Markt für Milchalternativen nicht nur durch eine gesteigerte Nachfrage, sondern auch durch das wachsende Angebot der Hersteller. Durch die gesteigerte Produktion lassen sich die Festkosten besser abdecken, was langfristig zu günstigeren Preisen führen müsste.

Noch werden konventionelle Pflanzendrinks teurer als Kuhmilch angeboten. Paradoxerweise kosteten Milchalternativen ökologischer Erzeugung im Vorjahr durchschnittlich 0,73 €/l weniger als konventionelle und waren somit auch günstiger als Biomilch. Die Erklärung hierfür ist, dass Handelsmarken vermehrt Bioalternativen angeboten haben.

Laut dem Danone-Kategorie-Direktor ist die Branche wachstumsstark und wettbewerbsintensiver geworden. Die gestiegenen Produktionskosten übten auf die Marktbeteiligten zusätzlichen Druck aus. Marken versuchen, die Emotionalisierung für pflanzliche Produkte hoch zu halten. Gleichzeitig gehen das Verständnis und die Nähe zur Landwirtschaft mit Tierhaltung bei vielen Verbrauchern zurück. Das Bewusstsein und das Hintergrundwissen spielen neben dem Preis eine zusätzliche Rolle für die Kaufentscheidung. Aufklärungsarbeit über die Produktion pflanzlicher und tierischer Lebensmittel sollte weiterhin im Fokus stehen.

Zukunftsbäuerinnen und Zukunftsbauern

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Die Abschlussprüfungen sind bestanden, die Abschlusspartys gefeiert und die Zimmer auf den Lehrbetrieben geräumt für die neuen Auszubildenden, die am 1. August angefangen haben. Davor fanden im ganzen Land an 15 Orten die feierlichen Freisprechungen der gut 300 Auszubildenden in der Landwirtschaft statt (Link). Dabei wurde wieder die hohe Wertschätzung für die Zukunftsbäuerinnen und Zukunftsbauern sichtbar, wenn die Ausbilder im Schapptüüch zur Zeugnisvergabe kommen, mit den Familien ihrer Auszubildenden an einem Tisch sitzen und die Vertreter von Landwirtschaftskammer, Berufsschulen, Bauernverband, der Kreise und der Kirche Gruß- und Geleitworte sprechen an diejenigen, die in Zunft die Landwirtschaft gestalten werden.


Botschafter sein ist Teil des Berufs“

Die jungen Landwirtinnen und Landwirte sind nicht nur die zukünftigen Gestalter der Landwirtschaft, sie sind auch Botschafter. Sie transportieren das Bild der Landwirtschaft in die Gesellschaft. Sie werden in der ersten Reihe stehen, wenn Lösungen gesucht werden für den Ackerbau unter veränderten Klimabedingungen, für die Weiterentwicklung der Tierhaltung und für die Umsetzung gesellschaftlicher und politischer Forderungen. Sie werden in der ersten Reihe stehen, wenn es darum geht, Landwirtschaft zu erklären, Skeptiker mitzunehmen und falsche Bilder zurechtzurücken.

Dabei werden auch leichtere Ausbildungswege angeboten. Andere Branchen und Wirtschaftsbereiche wetteifern in den Abschlussklassen der Schulen mit attraktiven Angeboten, werben selbst auf dem Ausbildungsmarkt mit der Viertagewoche, mit Fitnesscenterzugang und Leasing von E-Bikes. Auch die Landwirtschaft hat einiges zu bieten an Vielfalt  – von Landtechnik über Tierhaltung bis Digitalisierung. Aber Landwirtschaft ist kein Achtstundenjob. Auch in der Ausbildung können Überstunden anfallen, etwa in der Erntezeit, wenn das Wetter den Takt angibt. Zudem befindet sie sich in einem starken Strukturwandel. Gerade die Veredelungsbetriebe stehen vor grundlegenden Entscheidungen. Wenn zum Beispiel immer mehr Sauenhalter aufhalten, gehen mit den Betrieben auch die Ausbildungsplätze verloren.

Mechthilde Becker-Weigel Foto: bb

Die Ausbildung der jungen Landwirtinnen und Landwirte ist eine verantwortungsvolle Aufgabe. Alle an der Ausbildung Beteiligten sind gefragt und müssen bereit sein, ihre Kompetenzen und ihre Ressourcen wie Zeit und Wissen einzusetzen, um die Auszubildenden optimal auf ihre berufliche Zukunft und ihre Aufgaben als Ernährungs- und Umweltexperten und Botschafter vorzubereiten und bei ihrer persönlichen Entwicklung zu unterstützen. Nur so werden aus Azubis Zukunftsbäuerinnen und Zukunftsbauern.

Kleinere Ernte von Äpfeln und Birnen erwartet

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Die diesjährige Ernte an Äpfeln und vor allem an Birnen wird in der Europäischen Union nicht das Vorjahresniveau erreichen. Dies ist die Einschätzung von Marktexperten auf dem internationalen Prognosfruit-Kongress, der vergangene Woche im italienischen Trentino stattfand.

Laut dem Generalsekretär der Weltvereinigung für Äpfel und Birnen (WAPA), Philippe Binard, dürfte sich die Apfelerzeugung 2023/24 in den 20 führenden Produzentenländern der EU auf 11,41 Mio. t belaufen und damit um rund 3 % geringer als im Vorjahr ausfallen. Gemessen am Dreijahresmittel mit zwei guten Vorjahren wäre das Pflückergebnis durchschnittlich.

Polen führt als EU-Apfelerzeuger

Die meisten Äpfel in der EU werden auch dieses Jahr in Polen von den Bäumen geholt; in dem östlichen Nachbarland wird allerdings mit einem deutlichen Ernterückgang von 11 % auf knapp 4 Mio. t gerechnet. Dort haben hohe Temperaturen in Verbindung mit einem längeren Wassermangel die Fruchtentwicklung beeinträchtigt.

Beim zweitplatzierten Italien zeichnet sich eine recht stabile Erzeugung von 2,1 Mio. t ab, während Frankreich auf dem dritten Rang mit 1,5 Mio. t rund 8 % mehr Früchte einbringen dürfte.

Für Deutschland sagt die Prognose einen spürbaren Rückgang des Apfelaufkommens gegenüber 2022/23 um 11 % auf 952.000 t voraus; das wären 8 % weniger als das Dreijahresmittel.

Angesichts der Witterungsbedingungen mit Hitze, Regen oder Hagel ist die Qualität der Äpfel den Analysten zufolge in einigen Regionen beeinträchtigt. Die Erzeuger dürften bei den klassischen Sorten ‚Golden Delicious’ und ‚Gala’ eine im Vorjahresvergleich um 12 % beziehungsweise 5 % größere Erntemenge einfahren. Bei vielen anderen traditionellen Sorten wie ‚Red Delicious’, ‚Granny Smith’, ‚Fuji’ oder ‚Jonagold’ wird es 2023 aber weniger Äpfel geben.

Missernte bei Birnen in Italien

Für Birnen prognostizieren die Fachexperten aus den EU-Ländern für 2023 meist rückläufige Produktionsmengen. In den Meldeländern insgesamt soll die Ernte mit knapp 1,75 Mio. t um 13 % unter dem Vorjahr bleiben; das wäre eines der schwächsten Ergebnisse seit Jahrzehnten. Laut Binard ist dieser Rückgang maßgeblich auf die vermutlich um 63 % rückläufige Erzeugung in Italien zurückzuführen. In Frankreich und den Niederlanden soll das Aufkommen um 29 % beziehungsweise 3,1 % sinken, in Belgien dagegen um fast ein Fünftel auf 412.000 t steigen. Demnach wäre Belgien in diesem Jahr der größte Birnenerzeuger in der EU. age

Marktanteil von Biofleisch ist preisabhängig

Die Nachfrage nach Biofleisch ist preisabhängig. Foto: Imago

Fleisch aus biologischer Erzeugung bleibt ein Nischenprodukt in Deutschland, während bei den verkauften Eiern der Anteil von Bioware weit über der Marke von 10 % liegt.

Zwar ist die Nachfrage nach Biofleisch in den vergangenen Jahren deutlich gewachsen, wie aus einer Veröffentlichung des Bundesinformationszentrums Landwirtschaft (BZL) hervorgeht. Allein zwischen 2018 und 2021 hat sich demnach der Marktanteil von Biofleisch in Deutschland verdoppelt und innerhalb der vergangenen zehn Jahre sogar verdreifacht. Dies allerdings nur auf niedrigem Niveau.

Dass Verbraucherinnen und Verbraucher zu Biofleisch greifen, ist laut Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) aber nach wie vor die Ausnahme. 2022 stammten lediglich 3,9 % des gekauften Fleisches aus biologischer Erzeugung. Nach Jahren stetigen Wachstums bedeutete dies gegenüber 2021 einen leichten Rückgang. Das ist ein Trend, der 2022 bei fast allen Biolebensmitteln zu beobachten war. Ein wichtiger Grund dafür sind der BLE zufolge die stark gestiegenen Lebensmittelpreise. age

Goldschmidt: „Brauchen Reform der Verteilnetzentgelte so schnell wie möglich“

Energiewendeminister Tobias Goldschmidt (Grüne) traf vorige Woche den Präsidenten der Bundesnetzagentur (BNetzA), Klaus Müller, zu dessen Antrittsbesuch im Ministerium für Energiewende, Klimaschutz, Umwelt und Natur (MEKUN). Auf der Tagesordnung standen energiepolitische Regulierungsfragen, die für Schleswig-Holstein auf seinem Weg zum ersten klimaneutralen Industrieland im Jahr 2040 von zentraler Bedeutung sind.

Auf der Diskussionsagenda stand das Thema Reform der Verteilnetzentgelte. Goldschmidt unterstrich dabei die Perspektive Schleswig-Holsteins. „Wir brauchen die Reform der Verteilnetzentgelte so schnell wie möglich, 2025 ist zu spät. Unser Bundesland ist seit Jahren Motor und Innovationstreiber auf dem Weg zur Klimaneutralität. Die schleswig-holsteinische Energiewende ist ein gesellschaftliches Mitmachprojekt. Gerade im ländlichen Raum bringen sich viele Menschen ein. Die Verbraucher, aber auch die Unternehmen in diesem Land verstehen sich als Zugpferde beim Klimaschutz. Systematische Ungerechtigkeiten wie überhöhte Netzentgelte sind dafür die völlig falsche Quittung. Für das Gelingen der Energiewende brauchen wir die ganze Gesellschaft an Bord. Ich bin mir sicher, dass die Reformfreude der BNetzA auch hier zu einem guten Ergebnis führen wird“, so Goldschmidt.

Klaus Müller sagte dazu: „Überall, wo Erneuerbare stark ausgebaut werden, steigen die Netzentgelte. Zum Teil von aktuell relativ niedrigem Niveau, zum Teil von höherem Niveau. Von einer anderen Verteilung der Kosten würden alle profitieren, die Erneuerbare Energien ausbauen. Für andere Teile Deutschlands hieße das aber höhere Netzentgelte. Wir hören all diesen Argumenten im Moment sehr aufmerksam zu und sind uns unserer großen Verantwortung bei diesem Thema sehr bewusst.“

Goldschmidt begrüßte das Bekenntnis der Bundesregierung, dass die Ansiedlung von Elektrolyseuren vor allem in den Ökostromregionen Norddeutschlands stattfinden solle. Dafür habe man sich in Schleswig-Holstein lange eingesetzt, jetzt müsse der richtige regulatorische Rahmen folgen.

Neue Ideen im alten Bauernhaus

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Der Resthof im Herzen Schleswig-Holsteins stand im Internet nur einen Tag zum Verkauf, so überwältigend war das Interesse. Freya George und David de Temple erwischten mit Glück den letzten freien Besichtigungs­termin und verliebten sich sofort in das idyllische Anwesen. Heute sind sie Besitzer von FreyDaLand. In einem 800-Seelendorf im Kreis Schleswig-Flensburg erfüllten sie sich den Traum vom authentischen und nachhaltigen Leben
in einer Hofgemeinschaft auf dem Lande.

„Möchtest du Zucchinisuppe oder Zucchinikuchen?“, fragt Freya George, während sie die Bauernblatt-Reporterin in die Wohnküche führt. Hier sitzen gerade einige Bewohner zusammen. Einer von ihnen hat für die Gemeinschaft gekocht und gebacken. „Momentan haben wir so viele Zucchini in unserem Gemüsegarten. Wir kommen kaum hinterher, sie zu verarbeiten“, verrät sie schmunzelnd und streicht über ein besonders schönes Exemplar, das frisch geerntet auf dem Tisch liegt.

Hofgemeinschaft, FreyDaLand, Freya George und David de Temple
Fotos: Silke Bromm-Krieger

Seit August vorigen Jahres leben Freya George und David de Temple unweit des Landschaftsschutzgebietes Eider-Treene-Sorge-Niederung in einem Bauernhaus aus dem Jahr 1870. „FreyDaLand“ haben sie ihr 400-m²-Anwesen mit knapp 7.000 m² Garten genannt. Auf dem Gelände gibt es ein Haupt- und ein Nebenhaus, einen Stall, eine Werkstatt, zwei Gartenschuppen und ein Gewächshaus. Ebenfalls steht das historische Backhaus des Dorfes auf dem Grundstück. Es wurde zum schmucken Feriendomizil umgebaut. Der Name FreyDaLand setzt sich aus den Anfangsbuchstaben der Vornamen der jungen Besitzer zusammen, steht symbolisch aber für mehr. „Wir wollen, dass sich hier alle Menschen wohl und frei fühlen“, unterstreicht David de Temple.

Früher wohnten er und seine Partnerin in Flensburg in einer Zweieinhalbzimmerwohnung ohne Balkon. „In der Corona-Zeit fiel uns die Decke auf den Kopf. Schon lange wollten wir raus aus der Stadt, weg vom Lärm und der Hektik, zurück in die Natur. Wir wollten bewusst nachhaltiger leben, unser Obst und Gemüse selbst anbauen und achtsamer mit der Umwelt und ihren Ressourcen umgehen“, erzählt der Student der Angewandten Informatik und gelernte Büchsenmacher. „Uns war klar, dass wir das nicht nur zu zweit wollten, sondern mit Gleichgesinnten. Wir glauben, dass man als Gemeinschaft mehr Wissen hat und resilienter ist als allein. Der schönste Weg ist der gemeinsame“, bringt es Freya George auf den Punkt, die in einem Unternehmen für Erneuerbare Energien in der Kommunikation tätig ist.

Das frühere Dorfbackhaus wird heute als Ferienhaus vermietet. Im Inneren blieb der alte Backofen funktionstüchtig erhalten.

Sechs Monate schaute das Paar nach einem geeigneten Objekt, bis es FreyDaLand entdeckte. Dabei ging es mit dem Kauf des Anwesens ins finanzielle Risiko. „Wir finanzieren es über einen Bankkredit, und es fühlt sich für uns richtig an.“ Nach dem Erwerb habe ihre lange Reise begonnen, wie sie sagen. Denn der Gebäudekomplex sieht von außen zwar wie ein wunderschönes, perfektes Kleinod aus, innen hingegen ist er nur zu einem Drittel fertig. Etliche Ausbaureserven stehen noch bereit. Auch im Garten steckt Entwicklungspotenzial, das auf die Erweckung aus dem Dornröschenschlaf wartet. „Wir sind dabei, diverse Projekte in die Tat umzusetzen. Hof und Garten brauchen noch viel Liebe.“

Die beiden 30-Jährigen bewohnen zwei von mehreren Räumen im Obergeschoss des Haupthauses. Im Erdgeschoss gibt es ein Gemeinschaftswohnzimmer mit Kaminofen, eine Wohndiele, Bad, Küche, Hauswirtschafts- und Technikraum sowie Gästezimmer. Über Social-Media-Kanäle und Kleinanzeigen fanden sie Mitbewohner, die sich der Hofgemeinschaft, teilweise auf Zeit oder längerfristig, anschlossen. Momentan wohnen in der WG neben Freya und David die Fahrradmechanikerin Svenja, Sozialpädagogin Ronja, Büroangestellte Jeanette und Vera, die eine Ausbildung zur Käserin macht. Milchbauer Thies und seine Frau Lynn errichten zurzeit auf ihrem Familienbetrieb in direkter Nachbarschaft ein eigenes Wohnhaus. Bis es fertig ist, haben auch sie einen Platz in der bunten Hofgemeinschaft gefunden, die zukünftig gern weiterwachsen will. „Wir sind alle in verschiedenen Lebensabschnitten, haben unterschiedliche Meinungen, Erfahrungen und Essgewohnheiten. Da kann das Zusammenleben manchmal herausfordernd und anstrengend sein. Wichtig ist, offen miteinander zu reden, Dinge, die stören, zeitnah anzusprechen und andere Ansichten auch einmal wertfrei stehen zu lassen“, stellt Freya George heraus. Sie merkt positiv an, dass sie durch das Miteinander Wertvolles lerne und sich stetig in ihrer Persönlichkeit weiterentwickle. David de Temple nickt zustimmend. Leben und leben lassen, lautet sein Motto.

Freya George freut sich auf eine reiche Apfelernte von der hauseigenen Streuobstwiese.

Die Gemeinschaft hat sich verbindliche Regeln und Strukturen für ein harmonisches und konstruktives Zusammenleben gegeben. Einmal wöchentlich trifft sie sich bei einem Essen zum Hofgemeinschaftsmeeting, um über Hofbelange zu diskutieren und zu entscheiden, was arbeitsmäßig ansteht. Die Aufgaben und Verantwortlichkeiten werden dann gleichmäßig verteilt. Jede und jeder bringt sich pro Monat mit 20 Arbeitsstunden in Hof und Garten ein. Regelmäßig nehmen zudem Freiwillige, die WWoofers, am Hofleben teil. Die Abkürzung steht für das Projekt „Worldwide Opportunities on Organic Farms“, das freiwillige Helfer auf ökologische Höfe vermittelt. FreyDaLand beteiligt sich ebenso mit zwei Stellplätzen am „Landvergnügen“. Reisende, die eine entsprechende Mitgliedskarte und Jahresvignette haben, können deutschlandweit bei über 1.400 Gastgebern das Landleben hautnah erkunden und hier mit dem Reisemobil, Campingbus oder Wohnwagen für jeweils 24 Stunden Station machen.

Da der heutige Dauerregen langsam nachlässt, geht es jetzt in Gummistiefeln hinaus auf einen Gartenrundgang. Lebhaft, voller Tatkraft und Begeisterung berichten Freya George und David de Temple, was an Plänen demnächst ansteht und was sie in den vergangenen Monaten schon gewuppt haben. So adoptierten sie eine Gruppe Hühner. Eine Lagerfeuerstelle entstand und Svenja baute eine Schaukelbank, von der man einen herrlichen Blick über angrenzende Wiesen und Felder genießt.

Glückliches Huhn: Das erste Federvieh zog schon bei Freya und David auf dem Hof ein.

Die Streuobstwiese verspricht bald eine reiche Ernte und 13 Reihen mit liebevoll gehegten Gemüsepflanzen sorgen für manch gesunde Mahlzeit. Von einem Himbeerstrauch pflückt David de Temple spontan eine Handvoll Früchte und bietet sie zum Naschen an. Lecker! Von der Kräuterspirale zupft er einige Blätter und zerreibt sie zwischen den Fingern. Wie fein das duftet! Thymian, Rosmarin, Liebstöckel, Borretsch und Co. wachsen und gedeihen prächtig. „Wir hätten nie gedacht, dass wir einen grünen Daumen haben. Aber den brauchen wir eigentlich auch gar nicht, denn die Natur macht das schon“, meint Freya George. Die ersten Frühkartoffeln hätten sie ebenfalls probiert. Bald seien die Kürbisse erntereif. „Selbstversorger sind wir zu etwa fünf bis zehn Prozent, im Sommer mehr, im Winter weniger, aber wir stehen ja erst am Anfang. Von unseren 250 Kilo Äpfeln aus dem vorigen Jahr konnten wir jedenfalls fast ein Jahr lang essen und Saft trinken.“

Abschließend bleibt die Frage, wie die Nachbarn auf ihre neuen Mitbürger mit neuen Ideen im alten Bauernhaus reagieren. „Sie waren gespannt, was auf dem Hof passieren würde. Deshalb luden wir sie gleich zu einem Nachbarschaftsfest ein, und alle kamen“, freut sich David de Temple. „Wir möchten das, was wir tun, transparent machen, mit unserem Handeln in das Dorf hineinwirken und es mitgestalten“, ergänzt seine Partnerin. Sie kandidierte bei der jüngsten Kommunalwahl für den Gemeinderat und wurde prompt gewählt. Außerdem trat sie dem örtlichen Naturschutzverein bei.

Das Hoffest im Juli mit der Eröffnung eines Hoflädchens lockte rund 250 Nachbarn und Gäste. Ein toller Erfolg für die sympathische, engagierte Hofgemeinschaft, die gleichfalls unter „FreyDaLand“ auf YouTube, Facebook, Instagram und TikTok aktiv ist. „Wir haben im ersten Jahr schon viel geschafft und freuen uns sehr darauf, in Zukunft unseren gemeinsamen Weg in Richtung Selbstversorgung und Nachhaltigkeit weiterzugehen.“