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Mit positiven Beispielen einem wachsenden Unwissen begegnen – darauf zielen künftig Infotafeln an vorbildlich auf den Stock gesetzten Knicks in Schleswig-Holstein ab. Die erste Infotafel des Projekts „Knickpflege in Schleswig-Holstein – Wissen vermitteln, Traditionen erhalten“ des Schleswig-Holsteinischen Heimatbunds (SHHB) in Kooperation mit dem Landesverband der Lohnunternehmer und der Landwirtschaftskammer steht seit Montag am Knick von Landwirt Kai Helms in Krummbek im Kreis Plön.
Die Notwendigkeit, Knicks für den Erhalt ihrer Biodiversitätsleistung und als Erosionsschutz alle zehn bis 15 Jahre auf den Stock zu setzen, ist offenbar immer weniger Bürgern geläufig. Empörte Anrufe und Beschwerden über den vermeintlichen Umweltfrevel nähmen bei Ämtern, Naturschutzbehörden oder der Landwirtschaftskammer zu, erklären die Initiatoren des Projekts. Neben den Beschwerden gegenüber den Verwaltungen sind es vor Ort die Lohnunternehmer oder Landwirte, die immer öfter Kritik und Unverständnis bis hin zu verbalen Angriffen ernten, sobald sie mit Knickschere und Motorsäge die Gehölze kappen, um diese zu verjüngen.
Mitarbeiter der Landwirtschaftskammer und der Unteren Naturschutzbehörden seien im Winter mittlerweile beinah ausschließlich damit beschäftigt, Beschwerden über das Auf-den-Stock-Setzen von Knicks entgegenzunehmen, berichtet Dr. Juliane Rumpf als Vorsitzende der Akademie für die Ländlichen Räume. „Dass die Maßnahmen rechtens und ökologisch notwendig sind, darüber müssen wir die Menschen aufklären“, hebt die Landesnaturschutzbeauftragte hervor. Vor dem Hintergrund drohender Beschwerden kündigten viele Landwirte ihre Arbeiten am Knick inzwischen bereits im Vorwege bei der Unteren Naturschutzbehörde an, berichtet Rumpf.
„Die Knicks müssen wir mehr in den Fokus der Öffentlichkeit rücken“, macht auch SHHB-Vizepräsident Prof. Holger Gerth deutlich. Aufgestellt werden sollen die bewusst nicht überfrachteten Schilder allerdings nur dort, wo auch ordnungsgemäß geknickt und die Gehölze nachgesägt wurden. Neben ihrer Funktion für die Biodiversität unterstreicht der ehemalige Landesnaturschutzbeauftragte zudem ihre identitätsstiftende Funktion. „Knick ist Heimat“, so Gerth. Die Knickpflege ist seit 2023 als Immaterielles Kulturerbe der Unesco anerkannt.
In einer ersten Auflage sind nun 50 Schilder beschafft worden. Diese sollen landesweit – nach vorheriger Inaugenscheinnahme der Arbeiten – aufgestellt werden, wie Knickbotschafter Heiner Staggen erklärt. „Die Tafel soll auch eine Art Auszeichnung für eine ordentliche Knickpflege sein“, betont der Landwirt. Dazu zähle neben dem Nachschneiden mit der Motorsäge etwa auch das vorherige Markieren von Überhältern. Nach einem Jahr könne das Schild dann, wiederum nach vorheriger Ansicht der Arbeiten, weiterwandern. Für Staggen dienen die Schilder mehreren Zwecken: „Wir versprechen uns ein größeres Bewusstsein in der Bevölkerung, wollen aber auch Landwirte sensibilisieren, bei denen in Sachen Knickpflege noch Luft nach oben ist.“ Derzeit gebe es rund 54.445 km Knicks im Land, erklärt Knickbotschafter Staggen – Tendenz steigend.
Dass Maschinenführer teilweise beschimpft und beleidigt würden, bestätigt auch Niels Schäfer, Geschäftsführer des Landesverbandes der Lohnunternehmer. Er betont: „Uns aus der Branche sind die Maßnahmen zur Knickpflege klar, aber viele sind von Natur und Landwirtschaft inzwischen weit weg. Wir wollen zeigen, dass wir mit dem Knicken etwas Gutes tun.“ Ein zunehmendes Unverständnis bestätigt auch Gerd Kämmer, Naturschutzbeauftragter des Kreises Schleswig-Flensburg und Mitglied im Landesnaturschutzbeirat: „Es gibt zunehmend Kritik über die Maßnahmen zur Knickpflege.“ Kämmer berichtet etwa von einer Baggerfahrerin, die bei der Arbeit mit der Knickschere schon mehrfach von Spaziergängern beschimpft worden sei. Auch die Beschwerden per Telefon, etwa unter Verweis auf den Klimawandel, nähmen zu. „Die Maßnahmen muss man immer wieder erklären“, sagt der Landwirt. Es gebe leider auch genügend schlechte Beispiele, bei denen Gehölze nicht nachgeschnitten oder zu tief abgekniffen würden und eingerissen seien. „Wir müssen die positiven Beispiele nach vorn stellen und auszeichnen“, sagt der Biologe. Kämmer appelliert, Landwirte, Lohnunternehmer und Ausführende für bessere Ergebnisse mehr mitzunehmen – auch damit die Knicks wieder vernünftig auswachsen könnten und ihr Holz etwa als Regenerative Energie zur Verfügung stehe.
Landwirte, Lohnunternehmer und Knickbesitzer mit Interesse an dem Projekt sind aufgerufen, sich für eine Teilnahme beim SHHB zu melden. Mehr unter heimatbund.de
Zur jährlich stattfindenden Bundesmitgliedersammlung reisten die Schleswig-Holsteiner Vorstandsmitglieder Lena Sophie Hagge, Tajo Lass und Mirco Engelbrecht in die Hauptstadt.
Am Freitagabend in Berlin angekommen, traf sich die kleine Reisegruppe mit der befreundeten Abordnung aus Niedersachsen. Bei einem Abendessen mit allen anwesenden Landesverbänden konnte man sich in geselliger Runde über die neuesten Entwicklungen austauschen. Im Anschluss erkundeten einige Landjugendliche noch gemeinsam das abendliche Berlin.
Am Sonnabendmorgen startete im Haus der Ernährung und Landwirtschaft in den Räumlichkeiten des Bundes der Deutschen Landjugend (BDL) der arbeitsintensivere Teil der Versammlung. Nach dem Frühstück wurden alle Anwesenden für die Ehrenamtsklausur in zwei Gruppen eingeteilt. Eine Gruppe bestand aus den stellvertretenden Vorsitzenden und eine aus den ersten Vorsitzenden.
Das Thema der ersten Gruppe war die Aktion Friedensbrot. Vor 35 Jahren fiel die Berliner Mauer, und wo früher Grenzsoldaten patrouillierten, wächst heute mitten in Berlin an der Bernauer Straße Roggen für das sogenannte Friedensbrot. Die Initiative setzt sich für Friedenssicherung und nachhaltige Landwirtschaft ein. Entlang der ehemaligen Mauer waren Bilder aufgestellt, die sich mit dem Thema auseinandersetzen. Die Gruppe durfte zunächst einem Vortrag lauschen, ehe man sich zu einem geführten Rundgang an der geschichtsträchtigen Berliner Mauer aufmachte.
Die zweite Gruppe beschäftigte sich schwerpunktmäßig mit rechtlichen Fragen in der Verbandsarbeit und nahm hierfür an einem interaktiv gestalteten Vortrag des Rechtsanwalts Michael Röcken teil. Die Vertreter der Landesverbände studierten ihre eigene Satzung und verbanden die theoretischen Satzungsinhalte mit Beispielen aus der täglichen Arbeit. Angesichts der anstehenden Landesversammlung waren hier vor allem Inhalte zum Ablauf von Wahlen von großem Interesse, aber auch unangenehmere Themen wie die Haftung von Vorstandsmitgliedern wurden behandelt. Mithilfe von Beispielformulierungen aus den Satzungen konnten Lena und Mirco ihr Wissen erweitern und einen Eindruck bekommen, welche Satzungsinhalte etwa obligatorisch sind und an welchen Stellen möglicherweise die eigene Satzung angepasst werden könnte.
Das weitere Programm wurde mit einem gemeinsamen Essen in einem Restaurant eingeleitet und dann mit einem spaßigen Bowlingabend abgeschlossen, bei dem die Landjugendlichen mit zehn Bahnen schon fast die gesamte Bowlinghalle einnahmen.
Wer nach diesem intensiven und abwechslungsreichen Tag noch Energie aufbringen konnte, schloss sich der Gruppe der Nachtschwärmer an, die sich die imposante Lichtershow am Brandenburger Tor ansehen wollten. Unglücklicherweise verpasste man die Show um wenige Minuten, sodass sich die leicht enttäuschte Gruppe mit den anlässlich des Jubiläums aufgestellten Informationstafeln entlang des ehemaligen Mauerverlaufes sowie mit den unzähligen Graffitis unterschiedlicher Künstler an den Mauerteilen begnügen musste – zumindest eine kleine Entschädigung, ehe auch die letzten Landjugendlichen müde in ihre Betten fielen.
Am Sonntagmorgen brach man nach dem Frühstück zum eigentlichen Haupt- und Wahltag der Bundesmitgliederversammlung auf. Im Anschluss an die obligatorischen Themen zur Organisation folgten ein Bericht aus den Arbeitskreisen sowie ein ausführlicher Rückblick zum Projekt „Hand in Hand“, im Zuge dessen jeder Verband seine Projekte vorstellen konnte. Highlight des Landjugendverbandes Schleswig-Holstein war die gemeinsam mit der Deutschen Knochenmarkspenderdatei (DKMS) durchgeführte Typisierungsaktion, über die Tajo Lass im Plenum berichtete.
Darüber hinaus reflektierte er noch einmal die Planung, Organisation und Durchführung des diesjährigen Deutschen Landjugendtages (DLT). Die Vergabe für 2026 erfolgte im Nachgang ebenfalls, der Landjugendverband Niedersachsen wird diesen DLT durchführen. Das Theater übernimmt jedoch die Rheinische Landjugend – ein Novum, das die Verbände bei der Planung des DLT entlasten soll.
Weitere Themen, die im Plenum besprochen wurden, waren die Vergabe der Erntekronen, die Durchführung der Bildungswoche, die Programmgestaltung der anstehenden Grünen Woche sowie das große Projekt der Erstellung eines umfassenden Schutzkonzeptes gegen sexualisierte Gewalt. Hierfür wird eine Arbeitsgruppe gebildet, um das Thema weiter zu vertiefen.
Zuletzt wurde die Wahl des neuen stellvertretenden Bundesvorsitzenden durchgeführt. Die Wahl fiel auf Leon Ranscht, der in der Meldung auf der nächsten Seite vorgestellt wird.
Beim Klimaschutz in der Landwirtschaft sollte auf finanzielle Anreize gesetzt werden. Das sagte der Präsident der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft (DLG), Hubertus Paetow. Es bedürfe marktwirtschaftlicher Instrumente, die Emissionsvermeidung für Betriebe finanziell attraktiv machten, erklärte er bei einer Veranstaltung der Reihe „Lass uns reden“ in Berlin. Die Annahme, dass Emissionen aus „altruistischen Motiven trotz Einkommenseinbußen“ gesenkt würden, hält Paetow für unrealistisch.
Den Haupthebel für den Klimaschutz im Agrarsektor sieht Hubertus Paetow in der Wiedervernässung von Mooren. Das Potenzial, beispielsweise Emissionen in der Tierhaltung durch Futterzusätze zu mindern, schätzt er dagegen als gering ein. Paetow plädiert zudem dafür, in dieser Frage ehrlich zu sein. Den auf Mooren wirtschaftenden Betrieben müssten klare Perspektiven aufgezeigt werden, wie sie bis 2040 auf diese Flächen verzichten könnten.
Paetow machte deutlich, dass auch hierbei die Wirtschaftlichkeit eine entscheidende Rolle spiele. Eine Chance sieht der DLG-Präsident im Handel mit CO2-Zertifikaten. „Ein entwässerter Moorstandort emittiert jährlich zwischen 20 und 30 Tonnen CO2 je Hektar. Bei moderaten CO2-Preisen von 150 bis 200 Euro pro Tonne könnte hiermit ein deutlich höheres Einkommen erzielt werden als mit Fleischrindern“, rechnete Paetow vor.
Auch Norbert Lins, stellvertretender Vorsitzender des Landwirtschaftsausschusses im EU-Parlament, bekräftigte seine Unterstützung für Anreizsysteme. Er lehnt jedoch eine Reduktion der Emissionen in der Landwirtschaft durch CO2-Preise ab, wie sie etwa Dänemark kürzlich eingeführt hat. Der EVP-Politiker betonte, dass die EU zudem im globalen Vergleich bei der Emissionsreduktion im Agrarbereich bereits weitgehend vorangehe.
Mit Blick auf den Moorschutz unterstrich Lins, dass Senkenleistungen honoriert werden sollten. Gleichzeitig gebe es jedoch auch Grenzen der Wiedervernässung von Moorflächen. So sei es seiner Einschätzung nach unrealistisch, in Deutschland innerhalb kurzer Zeit anderthalb Millionen Hektar wiederzuvernässen, wie manche forderten. Auch müsse die lokale Lebensmittelproduktion berücksichtigt werden. In seinem Heimatland Baden-Württemberg liege der Selbstversorgungsgrad für Milch beispielsweise nur bei etwa 55 %. Eine abrupte Wiedervernässung dieser Flächen würde den Selbstversorgungsgrad weiter senken, warnte er.
In Schleswig-Holstein hat die Grünkohlernte begonnen. Grünkohl ist hier gegenüber anderen Bundesländern wie Niedersachsen immer noch eine Nischenkultur, aber ein Gemüse mit Kultstatus.
Grünkohl gehört für die meisten Gaststätten traditionell auf die Speisekarte von Oktober bis in den Januar hinein. Im Jahr 2023 wies das Statistikamt Nord 76 Betriebe mit einer Fläche von 49,3 ha und mit einem Ertrag von 76,9 dt/ha aus. Zahlen für dieses Jahr werden erst 2025 vorliegen.
Nach Angaben der Landwirtschaftskammer waren die Anwachsbedingungen durch starke Niederschläge im Mai für den Grünkohl erschwert. Ansonsten wird von guten Wachstumsbedingungen berichtet. Es werden durchschnittliche Qualitäten und Erträge erwartet. In Schleswig-Holstein wird Grünkohl überwiegend direkt vermarktet.
Mit sinkenden Temperaturen wächst die Lust auf das typische Wintergemüse. Hochsaison hat der Grünkohl im November/Dezember. Die Ernte der Frischware dauert bis in den Dezember hinein. In der Winterzeit wird er zunehmend angeboten. Die Preise für Frischware Grünkohl liegen bei 3 bis 4 €/kg in der Direktvermarktung, das ist ein ähnliches Niveau wie im Vorjahr. Im LEH kostet der 500-g-Beutel Grünkohl 2,45 €.
Woran lässt sich frischer Grünkohl erkennen?
Frischer Grünkohl aus Schleswig-Holstein wird vorwiegend über Hofläden und Wochenmärkte vermarktet. Die Frische lässt sich daran erkennen, dass er knackige Blätter aufweist mit frischgrüner/violetter Farbe. Er hält sich ein paar Tage im Gemüsefach im Kühlschrank. Neue Sorten benötigen mittlerweile keinen Frost mehr vor der Ernte.
Weitere Kohlarten mit mehr Anbaufläche
Kopfkohl, darunter Weißkohl, Rotkohl, Wirsing, sowie Blumenkohl und Rosenkohl (2023 waren es 3.164 ha) hatten in diesem Jahr ebenfalls mit Niederschlägen im Mai und dadurch Verschlämmungen zu kämpfen, was für eine zögernde Startphase der Bestände sorgte. Die mildere Witterung in der übrigen Saison konnte dies nur teilweise kompensieren. Das etwas geringere Angebot sorgte für stabile Erzeugerpreise in der Saison, besonders für Frühkohl.
Kohlarten sind gesund und in der kalten Jahreszeit ein echter Fitmacher. In vielen Hofläden sind sie jetzt zu haben. Die Preise für Verbraucher sind in diesem Jahr angebotsbedingt etwas gestiegen. Laut AMI wird Weißkohl im Discounter gerade ab 0,79 €/ kg angeboten. Im Export hat sich die Nachfrage laut AMI weiter beruhigt, da auch in den Lieferländern nun ausreichende Mengen ab Feld zur Verfügung stehen.
Viel Stoff zum Nachdenken haben jetzt die 158 Ortsvereine (OV) und zwölf Kreisverbände im LandFrauenverband Schleswig-Holstein. Dafür sorgte die Arbeitstagung des Landesverbandes in Neumünster: 125 LandFrauen, darunter vor allem OV-Vorsitzende, diskutierten in der Stadthalle über Zukunftsperspektiven ihres Engagements – inklusive Möglichkeiten der Gewinnung weiterer Mitglieder.
Wie in vielen anderen Vereinen und Verbänden gehen auch im LandFrauenverband die Mitgliederzahlen zurück. Vor zehn Jahren zählte er 33.591 Akteurinnen, 2023 organisierten sich zwischen Nord- und Ostsee noch 26.717 LandFrauen. Mit ein Grund für den Rückgang ist der demografische Wandel – die bekannte Alterspyramidengrafik mit einem breiten Junge-Leute-Unterbau hat ausgedient. „Grafisch bewegen wir uns von der Tanne zum Döner. Bei den jüngeren Jahrgängen haben wir eine Lücke, dafür haben wir ein unglaubliches Potenzial bei den LandFauen um die 60“, erklärte Julia Ilper in ihrem Vortrag.
Die Referentin der Andreas-Hermes-Akademie fasste in ihrer Ausarbeitung die Zukunftskonferenz des LandFrauenVerbandes im Oktober zusammen. Dort entwickelten rund 80 LandFrauen erste Visionen rund um die Weiterentwicklung der Vereine und Strukturen – auch abseits des Gewohnten. Was wünschen sich die Akteurinnen für ihre LandFrauenzukunft, was ist gut und kann bleiben, und wovon können sie sich verabschieden? Diese und weitere Fragen rückte Julia Ilper, die zusammen mit einer Akademie-Kollegin die Zukunftskonferenz moderiert hatte, auch in der Arbeitstagung der vergangenen Woche in den Blickpunkt.
Dafür stellte die Mutter von vier Kindern, die selbst als LandFrau im niedersächsischen Eldingen aktiv ist, auch die herausfordernde Situation in Politik und Alltag dar. VW- und Regierungskrise plus die Trump-Wahl in den USA prasseln ebenso auf die LandFrauen ein wie die fortschreitende Digitalisierung inklusive Künstlicher Intelligenz. In dieser komplexen Welt mit ihrer Mehrdeutigkeit helfe das Engagement als LandFrau, ist Julia Ilper überzeugt: „Das Ehrenamt führt nachweislich zu einem besseren Leben, und das müssen wir teilen.“
Eine ihrer Handlungsempfehlungen ist, ins Tun zu kommen – und Spaß am Denken und Ideensammeln zu haben. „Denkt wild, Ideen rausschmeißen könnt ihr immer noch“, rief Julia Ilper den Tagungsteilnehmerinnen zu. Als Sinnbild griff sie zu einem Kürbis, der voller Samen steckt: „Wenn ihr den Kürbis auf den Kompost schmeißt, wird wenigstens einer der vielen Kerne aufgehen.“ Ins Tun kamen die LandFrauen dann in Kleingruppen in wechselnder Besetzung. Sie tauschten sich zu unterschiedlichen Themen aus, Moderatorinnen aus der Geschäftsstelle notierten die wichtigsten Ergebnisse.
Die Teilnehmerinnen steuerten jede Menge Überlegungen und eigene Erfahrungen für eine zukünftige LandFrauenarbeit bei. Gaby Kraemer-Tietgen freut sich, dass die Mitgliederzahl in ihrem OV Wankendorf über die Jahre konstant geblieben ist. „Wir haben Glück, über Veranstaltungen kommen auch neue Mitglieder zu uns.“ Sandra Retzlaff und ihr Team haben gute Erfahrungen mit Angeboten ohne Mindestteilnehmerzahl gemacht. „Wir fahren auch mit nur fünf los, und es ist egal, aus welchem Dorf sie kommen“, betonte die zweite Vorsitzende des OV Stapelholm.
Neben der Diskussion um Zukunftsperspektiven nutzten viele OV-Vorsitzende die Gesprächsrunden zum Austausch. „Es ist wichtig zu sehen, wie es bei den anderen Vereinen läuft“, sagte Ilona Frenzen, Mitglied im Teamvorstand des OV Bargen-Erfde.
Auch für Claudia Jürgensen, Präsidentin des LandFrauenverbandes Schleswig-Holstein, hat der Austausch hohe Priorität. Die ganztägige Veranstaltung inklusive Mittagessen ist für sie der Kaminabend der LandFrauen. „Es ist kein Beschlussgremium, es geht um die Verbandsarbeit mit unseren Vorhaben für das nächste Jahr“, sagte Claudia Jürgensen. Zudem unterstrich die Präsidentin den hohen Stellenwert der LandFrauen in der Gesellschaft: „LandFrauen sind der Kitt, der dieses Land zusammenhält.“
In Glückstadt fand ein Laternenumzug mit etwa 800 Beteiligten und zwei Spielmannszügen statt. Mittendrin waren drei Martinsreiterinnen aus Elmshorn mit ihren Ponys, die ihre Aufgabe sehr entspannt meisterten.
Traditionell veranstalten die Glückstädter Feuerwehr und die Kirche am Martinstag einen großen Laternenumzug. Sehr engagiert bei der Planung ist Pastor Thomas-Christian Schröder, der eigentlich seit drei Jahren im Ruhestand ist. Er war es auch, der sich dafür einsetzte, dass Sankt Martin auf seinem Pferd beim Umzug dabei sein sollte. Denn der Legende nach teilte der berittene Soldat Martin seinen Mantel in der Mitte, um einem Bettler die Hälfte zu geben. Aus dieser Überlieferung stammt der Brauch, am Martinstag mit Laternen zu laufen und anschließend Gebäck zu teilen.
In Glückstadt begann der Tag mit einem Gottesdienst in der Kirche am Marktplatz, in dessen Rahmen einige Konfirmanden die Martinsgeschichte aufführten. Im Anschluss begann der Umzug durch die Stadt.
„Über eine Reitschülerin kam bei uns die Anfrage, ob wir ein entspanntes Pferd-Reiter-Paar als Sankt Martin hätten“, berichtet Ulrike Dose-Dibbern aus Elmshorn. Sie selbst war schon oft Martinsreiterin. In diesem Jahr überließ sie die Aufgabe ihrer Tochter Iris Dibbern-Schmidt, ihrer Enkelin Lia Schmidt sowie Jolie Pasler. „Wir haben uns für drei Reiterinnen entschieden. Die Ponys sind in der Gruppe einfach ruhiger“, erklärt Dose-Dibbern. Bewusst suchte sie kein Pferd aus, da die Ponys kleinere Schritte machen und daher in einem Umzug mit Kindern besser mithalten können. Eigentlich hätte es ein Schimmel sein sollen, wie in der Überlieferung, aber sie wählte stattdessen einen Palomino, einen Rappschecken und ein weiteres Pony aus. „Wichtiger ist ja, dass die Tiere mit den Anforderungen zurechtkommen“, sagt Dose-Dibbern.
Um 18 Uhr ging es los: Der Spielmannszug zog vornweg, gefolgt von der Feuerwehr mit ihren Fackeln und mit gebührendem Abstand die Ponys. Ulrike Dose-Dibbern begleitete die Vierbeiner zusammen mit einigen Helfern, damit niemand den Ponys zu nah kam. „Die erste größere Herausforderung kam, als wir beim Ratskeller durch einen großen Torbogen in eine kleine Gasse einbiegen sollten. Dort hallte es so“, berichtet die Ausbilderin. Also warteten Reiter und Helfer, bis der Spielmannszug die Gasse wieder verlassen hatte. Am beleuchteten Springbrunnen wurde es noch einmal spannend, aber auch hier blieben die Ponys ganz entspannt.
Für die 800 Laternenläufer gab es an der Feuerwache noch Getränke und Grillwurst. Sankt Martin und seine Helfer ritten zum Supermarktparkplatz um die Ecke, luden dort die Pferde wieder auf und fuhren nach Hause. „Es war wirklich eine sehr schöne Stimmung“, berichtet Dose-Dibbern. Viele Anwohner hätten aus den Fenstern geguckt und gewinkt.
Pastor Schröder hat bereits für das nächste Jahr angefragt. Sollten sie dann passende Pferde haben, sind die Martinsreiterinnen aus Elmshorn gern wieder dabei.
Ein Baum gibt Schatten, mindert in heißen Sommern die Umgebungstemperatur und erhöht die Luftfeuchtigkeit. Bäume versorgen uns durch ihre große Laubmasse mit Sauerstoff und binden Schadstoffe aus der Luft. Früher wurden als Hausbäume oft Linden oder Eichen gepflanzt. Dafür reicht der Platz heute oft nicht mehr aus, zumal ein Hausbaum frei stehen sollte. Nur dann kann er seine typische Form und seinen Charakter entwickeln.
Der Baum muss zum Standort passen: Neben Bodenbeschaffenheit, Untergrund (Tiefgründigkeit), Klima und Lichtverhältnissen ist auch das Mikroklima zu berücksichtigen. In einem geschützten Innenhof können Baumarten gedeihen, die wenige Meter weiter im freien Feld nicht zurechtkämen.
Bei der Auswahl eines passenden Hausbaumes sollte man aber auch die eigenen Vorlieben beachten. Ist ein Baum mit schöner Blüte oder Fruchtschmuck gewünscht oder soll er vor allem im Sommer Schatten spenden? Auch die ganzjährige Attraktivität des Baumes kann ein Kriterium sein. So sind Magnolien während der kurzen Blütezeit eindrucksvoll, das restliche Jahr über wirken sie eher unscheinbar. Wenn das Herz aber beim Anblick einer blühenden Magnolie aufgeht, kann das ein starker Grund dafür sein, dennoch eine Magnolie als Hausbaum zu wählen.
Man sollte sich zudem immer vorstellen, wie der Baum in zwanzig oder dreißig Jahren aussehen wird. Dass sich starkwüchsige Bäume durch Rückschnitt im Wuchs begrenzen ließen, ist ein leider verbreiteter Irrtum. Allenfalls verstümmelt man den Baum. Auch wenn Schattenwurf in heißen Sommern erwünscht ist – wenn eine ausladende Baumkrone vor dem Haus die Zimmer verdunkelt, zumal im Herbst und Winter, sieht es schon anders aus. Auch deshalb ist von Koniferen und anderen wintergrünen Bäumen im nahen Hausbereich eher abzuraten.
Verschiedene Wuchsformen
Viele Gehölzarten wachsen als Strauch oder als kleiner Baum. Wenn man später einen Baum und keinen Großstrauch haben will, sollte man deshalb schon beim Kauf in der Baumschule auf die richtige Wuchsform achten. Eine stammbildende Züchtung für eher kühle Standorte und nicht zu trockene Böden ist die Traubenkirsche (Prunus padus) ‚Albertii‘. Die eiförmige Krone wird 6 bis 8 m hoch und 4 bis 5 m breit. Im April schmückt der Baum sich mit zahlreichen weißen, weithin duftenden Blütentrauben.
Häufig werden kugel- oder säulenförmige Bäume als kleine Hausbäume angeboten. Hierbei handelt es sich in der Regel um schwachwüchsige Formen auf veredelten Hochstämmen. Züchtungen wie der Kugelahorn und der Rotdorn ,Paul’s Scarlet’ entwickeln auch ohne Schnitt eine gleichmäßig runde Krone. Säulenhainbuche oder Säulenulme wachsen zwar schmal, können aber 10 m und höher werden. Der Schatten eines Säulenbaums ist meist nicht breit genug, um darunterzusitzen. Im Alter verlieren Säulenbäume oft ihre Form und entwickeln dann eine breitere Krone.
Wildfrüchte für Tier und Mensch
Gehölze mit Nährwert für Vögel und andere Wildtiere sind nicht nur ökologisch wertvoll, sondern geben auch Gelegenheit, die Tiere vom Haus aus zu beobachten. Die orangeroten Früchte der Eberesche (Sorbus aucuparia) sind sowohl bei Vögeln beliebt („Vogelbeere“) als auch zu Marmelade und Likör verwertbar. Attraktiv sind ebenfalls die weiße Blüte im Frühjahr und die gelborangefarbene Herbstfärbung. Ebereschen sind anpassungsfähig und vertragen auch Staunässe. Die anfangs schnell, später langsam wachenden Bäume werden 6 bis 12 m hoch und 4 bis 6 m breit. Kleiner bleibt mit rund 2 m Breite und 5 bis 8 m Höhe die schmalkronige Sorte ‚Fastigiata‘, deren Früchte besonders groß sind.
Felsenbirnen sind als Wildfrucht- und Ziersträucher beliebt. Wenig bekannt ist, dass es auch Baumformen gibt: Die Schnee-Felsenbirne (Amelanchier arborea) ‚Robin Hill‘ kann stammbildend gezogen werden und hat dann eine breit ovale Krone von 3 bis 5 m Breite. Wie andere Felsenbirnenarten zeichnet sie sich durch dichte, weiße Blüten im Frühjahr und prachtvolle Herbstfärbung aus. Der Flachwurzler braucht frisch-feuchten, humosen Boden und kann sonnig oder halbschattig stehen. Die im August reifenden Früchte schmecken wenig aromatisch, bei Vögeln sind sie dennoch beliebt.
Blütenschmuck im Frühjahr
Zu den ersten blühenden Bäumen im Jahr gehört die Blutpflaume (Prunus cerasifera) ‚Nigra‘. Die Blüten sind purpurrosa, Blätter und Früchte dunkelrot bis bräunlichviolett gefärbt. Die kleinen, runden Pflaumen sind essbar und lassen sich zu Marmelade verarbeiten. Der Baum kann 3 bis 6 m breit und bis zu 8 m hoch werden. Blutpflaumen bevorzugen kalkhaltige Böden und wärmere Standorte, sind aber anpassungsfähig. Mit ihren tiefen Wurzeln sind sie trockenheitsresistent, neigen allerdings zur Ausläuferbildung.
Magnolien sind aufgrund ihrer prachtvollen, großen Blüten beliebt. Sie entwickeln eine ausladende Krone und werden im Alter oft breiter als hoch. Die beliebte Tulpenmagnolie (Magnolia x soulangiana) kann 4 bis 8 m Höhe und Breite erreichen. Die Purpurmagnolie (Magnolia liliflora) bleibt mit rund 4 m etwas kleiner. Magnolia stellata, die Sternmagnolie, wird nur 2 bis 3 m hoch und breit, bildet allerdings keinen Stamm, sondern wächst strauchförmig. Die Kreuzung Magnolia x loebneri ‚Leonard Messel‘, deren sternförmige Blüten hellviolett sind, lässt sich auch als kleiner Baum von 3 bis 5 m Höhe und Breite ziehen. Etwas größer wird die weiß blühende ‚Merill‘. Während die meisten Magnolien auf kalkhaltigen Böden zu Chlorose neigen, toleriert M. x loebneri auch leicht alkalische Böden. Alle Magnolien brauchen sehr lockeren und gleichmäßig feuchten Boden.
Essbare Früchte
Natürlich eignet sich auch ein Obstbaum als Hausbaum. Heutzutage gibt es sogar von Süßkirschen kleinkronige Züchtungen. Bäume auf schwachwüchsiger Unterlage sind allerdings vergleichsweise anfällig und kurzlebig und eignen sich nur für Spalier- oder Buschformen. Eine Unternutzung ist nur bei Hochstämmen möglich. Quitten und Mispeln wachsen von Natur aus kleiner und kompakter. Beide tragen nicht nur essbare Früchte, sondern auch große, zierende Blüten. Während Mispeln sich durch gleichmäßigen Wuchs auszeichnen, wachsen Quitten oft eigenwillig und bizarr.
Eine malerische, unregelmäßig runde Krone zeichnet den Maulbeerbaum (Morus alba) aus. Auch die großen Blätter sind unregelmäßig gelappt. Obwohl ältere Bäume bis –20 °C winterhart sind, ist ein sonniger, warmer Standort vorteilhaft. Der Boden sollte tiefgründig und möglichst etwas kalkhaltig sein. Morus alba ist aber anpassungsfähig und gedeiht auch auf Sandböden. Die Früchte der Wildform schmecken oft fade, aromatischer sind Züchtungen wie ‚Wellington’ und ,Illinois‘.
Auch Zieräpfel sind essbar. Zierapfelbäume bleiben in allen Teilen zierlicher als großfruchtige Apfelbäume und brauchen anders als diese keinen regelmäßigen Schnitt. Im Frühjahr schmücken sie sich mit je nach Sorte weißen, rosa oder purpurroten Blüten, im Herbst mit zahlreichen roten, gelben oder orangefarbenen Äpfelchen. Die meisten Sorten werden 4 bis 6 m hoch und breit, ‚Evereste‘ und ‚John Downie‘ wachsen etwas schmaler. Zieräpfel sind allgemein robust und anpassungsfähig an den Boden, solange er nicht zu trocken ist.
Bäume für geschützte Lagen
Die Chinesische Kräuselmyrte (Lagerstroemia indica) wächst mehrstämmig und wird in unseren Breiten meist nicht höher als 3 bis 5 m. An einem geschützten, sonnigen bis halbschattigen Standort ist der Wärme liebende Baum mit platanenähnlicher Rinde das ganze Jahr über attraktiv. Der auffallend schönen, rosa bis roten Blüte im Spätsommer und Frühherbst folgt eine leuchtende Herbstfärbung. Die Kräuselmyrte braucht durchlässigen, nicht zu schweren Boden und ist bis etwa –12 °C frosthart.
Cercis siliquastrum, der Judasbaum, verbreitet an warmen, geschützten Standorten mediterranes Flair. Frostempfindlich sind vor allem junge Bäume. Mit seinen schönen, purpurrosa Blüten im Frühjahr am mehrjährigen Holz und auch direkt an älteren Stämmen (Cauliflorie) und herzförmigen Blättern ist der Judasbaum etwas Besonderes. Der Tiefwurzler verträgt Hitze und Trockenperioden und eignet sich mit nur 3 bis 5 m Höhe und Breite auch für sonnige Innenhöfe.
Der Papiermaulbeerbaum (Broussonetia papyrifera), der 4 bis 5 m hoch wird, braucht neben einem warmen Standort durchlässigen, nicht zu sauren Boden. Sowohl die jungen Blätter wie auch die dekorativen Früchte im Spätherbst sind essbar. Aus dem Bast wurde in Asien früher tatsächlich Papier hergestellt.
Bäume für etwas größere kleine Gärten
Durch schönen, gleichmäßigen Wuchs und eine eindrucksvolle Herbstfärbung zeichnet sich der Amberbaum (Liquidambar styraciflua) aus. Im Winter sind die Korkleisten an den älteren Trieben eine Zierde. Der besonders anfangs langsam wachsende Baum kann im Alter 10 bis 20 m hoch und 6 bis 12 m breit werden. In warmer, sonniger Lage ist der Amberbaum ein sehr schöner Hausbaum für größere Vorgärten. Unempfindlicher gegen Kälte und Nässe ist die Sorte ‚Worplesdon‘, die auch etwas kleiner bleibt.
Auch der Eisenholzbaum gehört mit 6 bis 10 m Wuchshöhe und -breite schon zu den größeren „Kleinen“. Nur halb so breit wird die Sorte ‚Vanessa‘. Das Zaubernussgewächs zeichnet sich durch sehr frühe Blüte noch vor dem Laubaustrieb, schönes Laub mit anhaltender Herbstfärbung und eine besonders im Alter interessante Borke aus. Eisenholzbäume sind Wärme liebend, aber anpassungsfähig und frosthart, junge Bäume können etwas empfindlicher sein.
Auf jeden Fall sollte man sich für die Auswahl eines Hausbaumes ausreichend Zeit nehmen. Schließlich trifft man damit eine Entscheidung für mindestens die nächsten Jahrzehnte, denn auch kleinere Bäume können ein stattliches Alter erreichen. Ein Zierapfelbaum kann bei guter Pflege 80 bis 100 Jahre alt werden, ein Maulbeerbaum sogar bis zu 1.000 Jahre.
Die Ölmühlen in Deutschland haben 2023/24 die Rekordmenge von 9,80 Mio. t Rapssaat verarbeitet. Die heimische Landwirtschaft steuerte 4,07 Mio. t bei; das waren 75.000 t weniger als 2022/23. Auch aufgrund der größeren Verwendungsmenge nahm der Selbstversorgungsgrad mit Rapssaat von zuvor 45 auf 41 % ab. Bezogen auf Ölsaaten insgesamt verringerte er sich von 34 auf 32 %.
Die hiesigen Ölmühlen haben im Wirtschaftsjahr 2023/24 eine Rekordmenge an Rapssaat zu Öl und Schrot verarbeitet. Laut Angaben des bei der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) angesiedelten Bundesinformationszentrums Landwirtschaft (BZL) wurden fast 9,80 Mio. t der schwarzen Ölfrucht vermahlen; das waren 674.000 t oder 7,4 % mehr als 2022/23 und gut 200.000 t mehr als im bisherigen Spitzenjahr 2020/21.
Die heimische Landwirtschaft erzeugte im Berichtsjahr 4,22 Mio. t Rapssaat, womit die Produktion um 77.000 t kleiner als im Vorjahr ausfiel. Verkauft wurden davon 4,09 Mio. t und damit 75.000 t weniger. Aufgrund der zugleich außerdem höheren Verwendungsmenge nahm der Selbstversorgungsgrad mit Raps laut den BLE-Berechnungen von zuvor 45 auf 41 % ab.
Bezogen auf Ölsaaten insgesamt verringerte sich der Grad der Selbstversorgung von 34 auf 32 %. Dabei wurden, wie aus der BLE-Marktbilanz hervorgeht, insgesamt 14,26 Mio. t im Inland verwendet, wobei hier der Teil, der später in Form von Nachprodukten exportiert wird, nicht herausgerechnet ist.
Die Ölsaatenverarbeitung in Deutschland wuchs gegenüber 2022/23 um 654.000 t oder 5,2 % auf 13,30 Mio. t. Im Außenhandel stand dabei 2023/24 der Einfuhr von insgesamt 10,08 Mio. t Ölsaaten die Ausfuhr von 244.000 t gegenüber.
Das Bundesinformationszentrum berichtete zudem über den Verbrauch von Ölkuchen und -schroten als Futter. Laut vorläufigen Berechnungen lag er im vergangenen Wirtschaftsjahr bei 7,66 Mio. t Ölkuchen und -schroten aus Raps- und Rübsensamen. Diese hatten mit gut 4,20 Mio. t einen Anteil von 55 % am Futterverbrauch, gefolgt von Sojabohnen mit 2,78 Mio. t beziehungsweise 36 %.
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Kleineres Angebot treibt Preise
für pflanzliche Öle
FAO-Agrarpreisindex erreichte im Oktober 18-Monats-Hoch
Die Weltmarktpreise für wichtige Agrarprodukte sind im vorigen Monat weiter gestiegen, laut FAO-Preisindex im Mittel um 2 %. Am stärksten zogen die Preise für pflanzliche Öle an.
Der von der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) berechnete Preisindex erreichte im Oktober mit 127,4 Punkten den höchsten Stand seit April 2023. Er lag damit um 2 % über dem Wert von September und 5,5 % über dem von Oktober 2023. Zu dem im März 2022 markierten Höchststand von 160,2 Punkten fehlen 20,5 %. Mit Ausnahme von Fleisch gab es zuletzt bei allen Sub-Indizes einen Zuwachs.
Den größten Aufschlag verzeichnete die FAO im Oktober mit 7,3 % für pflanzliche Öle; mit 152,7 Punkten wurde ein Zweijahreshoch markiert. Dabei zogen die Notierungen für Palm-, Soja-, Sonnenblumen- und Rapsöl an. Grund war die Aussicht auf ein insgesamt gedämpftes Angebot bei einer zugleich festen Nachfrage.
Der FAO-Getreidepreisindex lag im Oktober mit 114,4 Punkten um 0,8 % höher als im Vormonat, aber noch um 8,3 % unter dem Wert des vergleichbaren Vorjahreswerts. Die Weltmarktpreise für Weizen stiegen den zweiten Monat in Folge, vor allem durch die ungünstigen Witterungsbedingungen für die Aussaat von Wintergetreide in mehreren wichtigen Exportländern, darunter die EU, Russland und die USA.
Um 2,6 % auf 129,6 Punkte stieg der FAO-Zuckerpreisindex, der damit aber noch um 18,6 % unter dem Vorjahreswert lag. Anhaltende Sorgen über die Produktion in Brasilien nach einer längeren Trockenperiode ließen laut FAO die Zuckerpreise anziehen.
Der FAO-Milchpreisindex lag im vorigen Monat bei 139,1 Punkten; das war ein Plus von 1,9 % zum September und von 21,4 % gegenüber Oktober 2023. Der stärkste Anstieg erfolgte im Oktober der FAO zufolge für Käse, was auf eine begrenzte Verfügbarkeit zurückzuführen war. Die Butterpreise zogen bei knappem Angebot nachfragebedingt den 13. Monat in Folge an. Die Weltmarktpreise für Milchpulver und Magermilchpulver gingen aufgrund der steigenden Rohmilcherzeugung in Ozeanien und einer schwachen Importnachfrage zurück.
Der FAO-Fleischpreisindex lag mit 120,4 Punkten um 0,3 % unter dem revidierten Septemberwert, aber um 7,5 % über dem Vorjahresniveau. Die Schweinefleischpreise fielen zuletzt am stärksten wegen erhöhter Schlachtungen in Westeuropa bei schwacher Nachfrage. Die Weltmarktpreise für Geflügelfleisch gingen aufgrund eines höheren Ausfuhrangebotes leicht zurück. Die Exportpreise für Rindfleisch zogenan, gestützt durch regere internationale Käufe.age
Futtermischwagen spielen bei der Futtervorlage eine große Rolle. Die Industrie bietet hier eine vielfältige Auswahl, die sich unter anderem in der Bauart, im Mischsystem und der Größe unterscheidet. Welche selbstfahrenden Futtermischwagen in der Größenordnung von 12 bis 16 m³ derzeit von den Herstellern am häufigsten verkauft werden, wurde anhand einer Abfrage ermittelt.
Die so ermittelten Daten werden im Folgenden erläutert. Zudem wurde die Frage geklärt, was zur Serienausstattung gehört und welche Ausstattungen auf Wunsch geliefert werden können.
Abmessungen und Gewichte
Zehn Hersteller haben Angaben zu ihrem meistverkauften selbstfahrenden Futtermischwagen gemacht (siehe Tabelle) . Von den zehn genannten Futtermischwagen sind sechs mit einer vertikalen Mischschnecke, zwei mit zwei vertikalen Mischschnecken und jeweils einer mit horizontalen Mischschnecken beziehungsweise mit Rührflügeln ausgestattet. Aufgrund der Ausführung der Mischsysteme und des Fassungsvolumens gibt es deutliche Unterschiede in den Abmessungen.
Die Fahrzeughöhe beispielsweise schwankt zwischen 265 und 301 cm. Bei niedrigen Stalleinfahrten können hohe Futtermischwagen zu Schwierigkeiten führen. Auch die Fahrzeugbreite ist zu beachten, ansonsten sind bei schmalen Stalleinfahrten und Futtertischen Engpässe zu erwarten. Die schmalsten Futtermischwagen haben eine Breite von 230 cm, der breiteste von 259 cm.
Hier spielt auch die Ausstattung eine große Rolle, denn zum Beispiel Förderbänder erhöhen die Fahrzeugbreite, da sie seitlich überstehen. Längere Futtermischwagen haben dort Nachteile, wo eng um die Kurve gefahren werden muss oder die Rangierfläche vor der Stalleinfahrt knapp bemessen ist. Die Länge der genannten selbstfahrenden Futtermischwagen schwankt zwischen 746 und 970 cm.
Aus Platzgründen werden Futtermischwagen häufig mit kleineren Reifen ausgestattet, die dann mit Luftdrücken von 5 bis 9 bar gefahren werden müssen, um eine ausreichende Tragfähigkeit zu haben. Dies führt auf unbefestigten Flächen häufig zu Problemen. Die Motorleistung der selbstfahrenden Futtermischwagen schwankt zwischen 140 und 218 PS.
Gute Übersicht durch Kameras
Um von der Kabine aus eine bessere Übersicht besonders beim Rückwärtsfahren zu haben, sind in selbstfahrenden Futtermischwagen eine Kamera am Heck sowie ein Monitor in der Kabine aus Sicherheitsgründen erforderlich. Sieben der Futtermischwagen sind serienmäßig mit dem erforderlichem Kamerasystem ausgestattet. Bei drei Herstellern ist diese Ausstattung auf Wunsch erhältlich. Sechs Futtermischwagen haben mehr als eine Kamera, um beispielsweise neben dem Heckbereich auch Einsicht in den Mischbehälter zu erhalten.
Damit besonders bei einsetzender Dämmerung und bei Dunkelheit das Sichtfeld gut ausgeleuchtet wird, sind ausreichend viele Scheinwerfer erforderlich. Sie sollen die Bereiche Futterentnahme, Futteraustrag, Heck und Mischbehälter gut ausleuchten. Dies ist in der Regel bei den meisten selbstfahrenden Futtermischwagen gut gelöst. Die Anzahl der Arbeitsscheinwerfer schwankt zwischen vier und zwölf.
Wartungsarbeiten wie beispielsweise das regelmäßige Abschmieren sind für eine längere Lebensdauer und die tägliche Einsatzsicherheit von großer Bedeutung. Die Gesamtzahl der Schmiernippel schwankt zwischen sechs und 43. Ein Futtermischwagen ist mit einer Zentralschmierung ausgestattet, dadurch verringert sich der Wartungsaufwand.
Futterentnahme und -vorlage
Die genannten Futtermischwagen sind alle Selbstbefüller. Die Futterentnahme erfolgt bei acht Mischwagen mit einer Fräse und in jeweils einem Mischwagen mit einer Strukturwalze beziehungsweise einem Schneidschild. Die maximal mögliche Entnahmehöhe am Futterstock schwankt zwischen 4,40 und 5,50 m. Die Entnahmebreite reicht von 1,85 bis 2,04 m. Neben der Grobaufnahme sollte auch die Zuführung von Mineralfutter gut gelöst sein. Alle Firmen bieten dazu serienmäßig Einfülltrichter an, die zum Teil mit hydraulischer Schnecke ausgestattet sind.
Wie erfolgt die Futtervorlage?
Bei sechs der aufgeführten Futtermischwagen erfolgt der Futteraustrag über eine Schieberöffnung, bei dreien mit einer Förderkette und bei einem mit einem Förderband. Der Futteraustrag von zwei Futtermischwagen ist vorn angeordnet. Jeweils vier Futtermischwagen haben den Futteraustrag mittig beziehungsweise hinten. Bei sechs der Futtermischwagen befindet sich der Futterauswurf serienmäßig nur einseitig, sodass bei Futtertischen mit zwei Trögen gewendet werden muss. Dies nicht erforderlich, wenn der Futterauswurf beidseitig erfolgt. Große Unterschiede wurden für die Austragshöhe des Futters angegeben. Die Spanne reicht von 25 bis 120 cm. Variabel einstellbar ist die Auswurfhöhe nur bei einem Futtermischwagen.
Wiegeeinrichtung unumgänglich
Um eine Futterration exakt zusammenstellen zu können, ist eine Wiegeeinrichtung am Futtermischwagen unumgänglich. Alle in der Tabelle aufgeführten Futtermischwagen sind mit einer programmierbaren Wiegeeinrichtung ausgestattet. Sie sind komfortabler als Additionswaagen, da mit ihnen je nach Hersteller zwischen 15 und weit über 100 Mischrezepte mit mehreren Futterkomponenten abgerufen werden können. Alle Futtermischwagen wiegen während des Befüllens. Dies ist erforderlich, damit alle Rationsanteile exakt zugegeben werden können. Acht der zehn Futtermischwagen sind mit einer Sollmengenkontrolle ausgestattet, dadurch wird das exakte Befüllen erleichtert.
Sonderausstattungen kosten Geld
Der Wartungsaufwand wird durch eine Zentralschmierung reduziert. Bei einem der hier aufgelisteten Selbstfahrer gehört sie zur Serienausstattung. Bei den anderen neun Futtermischwagen ist eine automatische Schmiereinrichtung auf Wunsch für einen Aufpreis von 2.860 bis 7.000 € erhältlich. Der Futteraustrag mit einem Förderband beziehungsweise einer Förderkette bietet den Vorteil, dass das Futter etwas weiter vom Fahrzeug entfernt abgelegt werden kann. Vier Hersteller bieten diese Ausstattungsoptionen serienmäßig an, bei den anderen können sie auf Wunsch mitgeliefert werden. Der Mehrpreis schwankt zwischen 1.750 und 6.805 €.
Überlaufringe verhindern beim Mischvorgang, dass das Futter aus dem Wagen fällt. Sie kommen überwiegend in Vertikalmischern zum Einsatz. Zum Bereich des Mischsystems ist noch anzumerken, dass alle hier genannten Futtermischwagen mit Schneidmessern ausgerüstet sind, damit besonders langfaseriges Futter besser und schneller zerkleinert wird. Verstärkt wird die Wirksamkeit noch, wenn, besonders bei vertikalen Schnecken, zusätzlich mechanisch oder hydraulisch einstellbare Gegenschneiden eingesetzt werden. Hydraulisch verstellbare Gegenschneiden haben den Vorteil, dass man sich schneller wechselnden Einsatzbedingungen anpassen kann.
Von den genannten selbstfahrenden Futtermischwagen sind zwei serienmäßig so ausgestattet, dass man mit ihnen bis 25 km/h auf öffentlichen Straßen fahren darf. Gegen einen Mehrpreis von 410 bis zu 2.815 € bieten acht Hersteller auf Wunsch die 25-km/h-Version (inklusive Beleuchtung, Betriebserlaubnis und so weiter) an. Ist eine 40-km/h-Version gewünscht, ist häufig ein Mehraufwand zum Beispiel für das Fahrwerk erforderlich. Bei vier Mischwagen ist eine 40-km/h-Version nicht lieferbar, und bei sechs Mischwagen wird ein Aufpreis von 955 bis zu 20.000 € fällig.
Eine Klimaanlage (Automatik) bietet besonders bei langen Einsatzzeiten einen angenehmen Arbeitsplatz für den Fahrer. Sie ist bei allen Herstellern erhältlich, der Aufpreis liegt im Bereich von 2.510 € bis 5.245 €. Darüber hinaus verbessert auch ein luftgefederter Sitz die Arbeitsbedingungen. Er ist bei sechs Herstellern serienmäßig und für vier Mischwagen gegen einen Mehrpreis von 850 € bis 1.620 € käuflich. Bei der Befüllung des Futtermischwagens ist ein Datenaustausch zum Bürocomputer für viele Landwirte wichtig. Bei zwei Mischwagen gehört das zur Serienausstattung. Bei sechs Herstellern ist diese Funktion für einen Aufpreis zwischen 1.228 € und 4.000 € erhältlich und bei zwei Mischwagen gegen eine jährliche Gebühr von 392 € beziehungsweise 500 €. Ein Rationsberechnungsprogramm ist in dieser Ausstattung enthalten.
Sieben Mischwagen sind serienmäßig mit einer Kamera inklusive Monitor ausgestattet. Bei zwei Mischwagen gibt es die Ausstattung für einen Mehrpreis von 850 beziehungsweise 1.300 € und bei einem Mischwagen für 3.065 € inklusive einer zweiten Kamera. Sollen zusätzliche Kameras zum Einsatz kommen, liegen hier die Mehrkosten zwischen 310 unds 660 € je Kamera. Der Preis ist in erster Linie davon abhängig, ob es sich zum Beispiel um eine wasserdichte Kamera handelt.
Anschaffungspreise hängen von Ausstattung ab
In Serienausstattung kosten die vorgestellten selbstfahrenden Futtermischwagen zwischen 187.000 und 241.340 € ohne Mehrwertsteuer. Allerdings ist zu berücksichtigen, dass die Futtermischwagen eine unterschiedliche serienmäßige Ausstattung haben. Alle angegebenen Preise können nur eine Größenordnung deutlich machen. Im Einzelfall muss durch Einholen von Vergleichsangeboten sowie durch Berücksichtigung der Werkstatt vor Ort und der Erfahrungen mit dem Fabrikat entschieden werden, welches letztlich das zweckmäßigste Angebot ist.
Fazit
Die Angebotspalette an selbstfahrenden Futtermischwagen ist sehr groß. Durch Befragung der Hersteller wurde ermittelt, welche Selbstfahrer in der Größenordnung von 12 bis 16 m³ am häufigsten verkauft werden. Ob ein selbstfahrender Futtermischwagen in Serienausstattung ausreichend ist oder ob er zum Beispiel ein Förderband, eine Klimaanlage oder eine programmierbare Wiegeeinrichtung mit Datenübertragung haben sollte, hängt vom Einsatzbereich ab. Auch die Frage, welches das richtige Mischsystem ist, muss einzelbetrieblich geklärt werden. Die zusammengestellten Daten erleichtern aber einen besseren Vergleich der Angebote verschiedener Hersteller.
Klimafreundlich, klimaneutral oder sogar klimapositiv – Klimaschutz als Verkaufsargument ist wichtiger denn je. So haben sich viele Unternehmen der Milchwirtschaft ehrgeizige Klimaziele gesetzt. Einige möchten sogar bis 2050 klimaneutrale Milch verkaufen. Da der Großteil der Treibhausgasemissionen (THG-Emissionen) eines Milchproduktes auf dem landwirtschaftlichen Betrieb entsteht, betreffen die Ziele vor allem die Milchproduktion auf den Höfen. Doch gibt es eine klimaneutrale Milch überhaupt?
In der Milchviehhaltung gibt es viele verschiedene und unterschiedlich wirksame Stellschrauben, um THG-Emissionen zu reduzieren. Dennoch verbleiben Emissionen, die nicht komplett vermieden werden können, wie zum Beispiel Methan aus der Verdauung der Kühe. Um klimaneutrale Milchprodukte zu erhalten, müssten die nicht vermeidbaren Treibhausgase kompensiert werden. Bei der Kompensation werden bereits entstandene Treibhausgase ausgeglichen, indem der Luft an anderer Stelle CO2 entzogen und zum Beispiel als Humus oder in anderen außerlandwirtschaftlichen CO2-Speichern gespeichert wird.
Humus ist in terrestrischen Ökosystemen der größte Speicher für organischen Kohlenstoff. Damit Humus entstehen kann, muss der Boden mit Biomasse „gefüttert“ werden, zum Beispiel mit Ernterückständen. Humus befindet sich in einem ständigen Auf- und Abbau. Je nach Standort sind die Humusvorräte sehr unterschiedlich. Moorböden sind hier absolute Spitzenreiter. Sie speichern fünfmal mehr Kohlenstoff als Mineralböden. Unter den Mineralböden zeigt sich, dass Grünland 40 % mehr Kohlenstoff speichert als Ackerland.
Milchviehbetriebe besitzen in der Regel viel Grünland. Bedeutet das jetzt, dass jeder Milchviehbetrieb seine (verbleibenden) Emissionen mit dem Humus im Grünland kompensieren kann? Ganz so einfach ist es leider nicht, denn es müssen bestimmte Kriterien erfüllt sein, damit es sich tatsächlich um eine Kompensationsleistung handelt (siehe Text unten).
Auf einem landwirtschaftlichen Betrieb gibt es theoretisch verschiedene Möglichkeiten, um Kompensationsleistungen zu erbringen.
Dauergrünland:Dauergrünland ist ein Kohlenstoffspeicher und keine automatische Senke für zusätzlichen Kohlenstoff. Ohne zusätzliche Maßnahmen wird kein zusätzlicher Kohlenstoff im Boden gespeichert, sondern der Humusanteil bleibt bestenfalls stabil. Gutes Grünlandmanagement ist hierbei wichtig. Zusätzlichen Kohlenstoff im Grünland zu speichern, funktioniert eigentlich nur (Dauergrünlanderhalt vorausgesetzt) über eine höhere Düngung. Je mehr gedüngt wird, desto mehr Humus wird gebildet und desto mehr Kohlenstoff wird gespeichert.
Aber zu viel Dünger hat natürlich an anderer Stelle negative Auswirkungen auf die Umwelt, kostet viel Geld, und die Ausbringungsmenge ist gesetzlich begrenzt. Gleichzeitig entstehen durch den Einsatz von Mineraldünger Emissionen in der Düngemittelproduktion und als Lachgas nach der Ausbringung. Dadurch werden die positiven Effekte der Kohlenstoffspeicherung komplett zunichtegemacht.
Organischer Dünger ist in der Regel nur in begrenzten Mengen verfügbar. Mehr organischer Dünger auf einer Fläche führt automatisch zu weniger Dünger auf anderen Flächen (Verlagerungseffekt). Der zusätzliche Humusaufbau auf den mehr gedüngten Flächen führt dazu, dass auf den weniger gedüngten Flächen kein oder weniger Humusaufbau stattfindet. Somit kann es nicht als Kompensationsleistung angerechnet werden.
Pflanzen von Hecken
Hecken können deutlich mehr Kohlenstoff speichern als landwirtschaftlich genutzte Flächen. Im Vergleich zu Ackerland können Hecken 104 t/ha mehr Kohlenstoff in der Biomasse und im Humus speichern, das meiste davon in der Biomasse von Heckenwurzeln und Ästen. Im Vergleich zu Grünland wird gleich viel im Humus, aber 87 t/ha mehr Kohlenstoff in der Biomasse gespeichert. Das ist die Gesamtmenge, die über einen bestimmten Zeitraum (zum Beispiel 50 Jahre) gebunden wird. Diese Menge kann einmalig angerechnet werden. Die Kohlenstoffspeicherung von Hecken ist kaum reversibel, da Hecken gesetzlich geschützte Landschaftsbiotope sind. Außer der Klimaschutzwirkung zeigen Hecken viele weitere positive Synergien, zum Beispiel die Förderung der Biodiversität oder den Erosionsschutz.
Pflanzen von Bäumen auf Weiden
Die Pflanzung von neuen Bäumen, zum Beispiel Streuobst auf einer Wiese, bindet CO2 in der Biomasse. Im Bodenkohlenstoff kommt es zu keinen Vorratsänderungen. Nach einer bestimmten Zeit werden Bäume gerodet oder gehen ein und werden durch neue ersetzt. Bei Streuobstbäumen ist von einem Zeitraum von 80 Jahren zwischen Pflanzung und Rodung auszugehen (Umtriebszeit). Als klimarelevante CO2-Bindung muss die mittlere Biomasse über die Umtriebszeit angesetzt werden. Basierend auf Daten für Apfel- und Birnenstreuobst speichert ein Baum in Wurzeln und oberirdischer Biomasse im Mittel 0,27 t Kohlenstoff oder rund 1 t CO2. Pro Baumpflanzung kann diese CO2-Senke einmal angerechnet werden.
Pflanzenkohle bindet Kohlenstoff
Pflanzenkohle ist eine technische Maßnahme zur langfristigen Bindung von Kohlenstoff. Sie entsteht durch die Verkohlung von Biomasse. 1 t Pflanzenkohle bindet zirka 1,5 t CO2 langfristig. Pflanzenkohle kann im landwirtschaftlichen Betrieb vielseitig eingesetzt werden, zum Beispiel als Gülle-, Boden- oder Futterzusatz.
Berechnungen auf einem Beispielbetrieb zeigen, wie die Kompensationsmaßnahmen umgesetzt werden können.Es wurde bereits deutlich, dass das Dauergrünland als anrechenbare Kompensationsmaßnahme nicht geeignet ist.
Beispielbetrieb:
• 100 Milchkühe
• Jahresleistung: 8.500 kg energiekorrigierte Milch pro Kuh
• CO2-Außstoß des Betriebes: 1,1 kg CO2äq/kg Milch.
Damit müssten für jede Milchkuh pro Jahr 9.350 kg CO2äq Emissionen kompensiert werden, das entspricht 935 t CO2äq für 100 Milchkühe.
Kompensation mit Heckenpflanzung: 1 m2 neuer Hecke lagert im Mittel insgesamt 38 kg CO2 in Humus und Biomasse zusätzlich im Laufe von zirka 50 Jahren ein.
Ergebnis: 246 m2 neuer Hecke pro Milchkuh pro Jahr. Für alle Kühe in 20 Jahren: 49 ha neuer Hecken.
Kompensation mit Baumpflanzung: Ein neuer Streuobstbaum in der Agrarlandschaft lagert im Mittel 990 kg CO2 in Biomasse ein.
Ergebnis: Rund neun neue Bäume pro Milchkuh und Jahr. Für alle Kühe in 20 Jahren: rund 18.900 Bäume neu pflanzen.
Kompensation mit Pflanzenkohle: 1 t Pflanzenkohle (aus Pyrolyse bei 500 bis 550 °C) bindet im Mittel 1.518 kg CO2 langfristig stabil.
Ergebnis: 6,2 t Pflanzenkohle pro Milchkuh und Jahr (Kosten aktuell: zirka 3.000 €). Für alle Kühe in 20 Jahren: 12.400 t (zirka 6 Mio. €) Pflanzenkohle (hier wurde mit gerundeten Werten gerechnet).
Für den Beispielbetrieb bedeutet dies, dass in 20 Jahren entweder 49 ha Hecke oder 18.900 neue Bäume gepflanzt werden müssten. Die Kompensation mit Pflanzenkohle würde einen hohen finanziellen Aufwand bedeuten. Klimaneutrale Milch scheint somit kaum umsetzbar zu sein. Es lässt sich festhalten: Das Kohlenstoffsenkungspotenzial der Landwirtschaft wird oft überschätzt. Für das Klima ist es besser, wenn die Emissionen gar nicht erst entstehen. Deshalb sollte die Reduktion von Emissionen immer Vorrang haben. Dafür gibt es auf den Betrieben viele verschiedene Stellschrauben, zum Beispiel das Güllemanagement. Die jeweils passenden Stellschrauben sind betriebsindividuell auszuwählen. Trotzdem können Kompensationsmaßnahmen einen Beitrag zu mehr Klimaschutz leisten. Außerdem sind Maßnahmen zum Humusaufbau oder das Einbringen von Agrarholz mehr als Klimaschutz. So ist Humus der zentrale Indikator für die Bodenfruchtbarkeit. Hecken und Bäume in der Agrarlandschaft fördern die Biodiversität und ein ausgeglicheneres Klima. Maßnahmen sollten daher nie nur unter dem Aspekt des Klimaschutzes betrachtet werden, sondern auch die weiteren positiven Effekte mit einbeziehen.
Welche Kriterien müssen erfüllt sein, um Humus im Boden als Kompensation anrechnen zu können?
1. Dauerhaftigkeit: Humus muss dauerhaft im Boden gespeichert werden, um seine volle Klimaschutzwirkung zu erzielen. Sobald Maßnahmen zum Humusaufbau beendet werden, geht auch der aufgebaute Humus wieder verloren. Die Maßnahmen müssten also theoretisch dauerhaft fortgesetzt werden.
2. Zusätzlichkeit:Die Maßnahmen müssen zusätzlich zur üblichen (Humus aufbauenden) Bewirtschaftung durchgeführt werden. Nur zusätzlich gebundener Kohlenstoff ist klimawirksam.
3. Keine Verlagerungseffekte: Maßnahmen auf einer Fläche dürfen nicht dazu führen, dass der Humusvorrat auf einer anderen Fläche abnimmt oder andere THG-Emissionen zusätzlich entstehen.