Start Blog Seite 15

Windenergie: Rechtssicherheit in der Planung erhöhen

Für die Teilfortschreibung des Landesentwicklungsplans Windenergie wird es einen zweiten Entwurf und eine zweite Anhörung geben. Dies ist aus Sicht der Landesregierung nach Auswertung der eingegangenen Stellungnahmen im Rahmen der ersten Beteiligungsphase erforderlich. Innenministerin Sabine Sütterlin-Waack (CDU) hat am vorigen Donnerstag den Landesplanungsrat in einer turnusmäßigen Sitzung darüber informiert.

Zum ersten Entwurf einer Teilfortschreibung des Landesentwicklungsplans (LEP) Windenergie hatte die Landesplanung von Juni bis September 2024 eine öffentliche Anhörung durchgeführt. Dabei waren rund 1.800 Stellungnahmen eingegangen. „Die Auswertung der Stellungnahmen ist jetzt weitgehend abgeschlossen“, so die Innenministerin. „Etliche der vorgetragenen Argumente konnten beziehungsweise mussten wir zurückweisen. Viele Stellungnahmen bezogen sich eher auf die Regionalplanebene, zu denen die Anhörungen ja noch ausstehen. Gleichwohl ergeben sich aus einigen Stellungnahmen Änderungen des LEP-Entwurfes, die von uns für notwendig erachtet werden, um die Rechtssicherheit der Planung zu erhöhen. Ein Teil dieser Änderungen macht eine zweite Öffentlichkeitsbeteiligung notwendig.“

Wildwuchs unbedingt vermeiden

Eine wesentliche Planänderung ist die Streichung von Zielen der Raumordnung, die bereits andernorts rechtlich normiert oder faktisch ausgeschlossen sind. Außerdem sollen nachträglich noch Teilflächenziele für die drei Planungsräume festgelegt werden, damit bei eventueller Aufhebung eines Plans nicht gleich das ganze Land von den Rechtsfolgen betroffen ist. Ansonsten droht nach dem derzeitigen Bundesrecht eine Privilegierung der Windenergie im ganzen Land, wenn ein Teilplan erfolgreich beklagt würde. Das käme einem Wildwuchs gleich, der unbedingt vermieden werden soll. Bei einigen Kriterien des Gebiets- und Artenschutzes werden die kartografischen Abgrenzungen geringfügig verändert. So wird zum Beispiel der Sichtkorridor um das Weltkulturerbe Haithabu und Danewerk verkleinert.

Verfahrensabschluss in der zweiten Jahreshälfte

Die Planungen erfolgten weiterhin unter breiter Beteiligung der Öffentlichkeit, teilte das Innenministerium mit. Auch zum zweiten Entwurf des LEP Windenergie wird eine Anhörung durchgeführt. Der Zeitraum für die Stellungnahme wird zwei Monate betragen. Der zweite Entwurf des LEP Windenergie soll bis Ende April vom Kabinett beschlossen und unmittelbar darauf veröffentlicht werden. Zeit zur Stellungnahme gibt es dann wieder bis Ende Juni. „Wir streben an, das Verfahren zum LEP in der zweiten Jahreshälfte abzuschließen. Parallel arbeiten wir weiter mit Hochdruck an den Regionalplänen Windenergie, die noch vor der Sommerpause in die Anhörung gehen sollen. Dort werden erstmalig die neuen Vorranggebiete Windenergie öffentlich vorgestellt und zur Diskussion freigegeben. Spätestens zum Ende der Wahlperiode sollen auch diese Pläne stehen“, erklärte Sütterlin-Waack.

Der Fokus der Landesregierung auf die Rechtssicherheit der Pläne sei zu begrüßen, hieß es vom Landesverband Erneuerbare Energien Schleswig-Holstein (LEE SH). Für den weiteren Zubau brauche die Branche die daraus resultierende Kontinuität und Sicherheit. „Gleichzeitig blicken wir besorgt darauf, wie sich dieser zweite Entwurf des LEP Wind auf den weiteren Zeitplan auswirken wird. Das Land muss weiter das Tempo hochhalten und zügig die neue Flächenkulisse fertigstellen“, so LEE SH-Geschäftsführer Marcus Hrach.

Mindestbeitrag für Energieziele absichern

Ziel der Landesregierung ist es, die Regionalplanung Wind noch in dieser Legislaturperiode fertigzustellen. Hrach warnt dabei vor Verzögerungen: „Wir beobachten, dass ein Großteil der bislang ausgewiesenen Flächen bereits bebaut oder beplant ist. Damit wären mit den aktuellen Plänen kaum weitere Genehmigungsanträge möglich. Dabei braucht es eine Verstetigung der sehr guten Genehmigungszahlen aus den vergangenen Jahren.“ Nur so sichere Schleswig-Holstein seinen Mindestbeitrag für die bundesdeutschen Energieziele ab und ermögliche das Erreichen des energiepolitischen Ziels für 2030 von 15 GW Wind onshore.

Eine Änderung im Vergleich zum ersten LEP-Entwurf sind die Teilflächenziele, die das Land für jeden Planungsraum festlegt. „Zum Schutz der Pläne ist diese Neuerung zu begrüßen. So gewährleistet das Land größtmögliche Planungssicherheit und baut einem Genehmigungseinbruch vor, sollte die neue Flächenkulisse teilweise aufgehoben werden.“

Die Ausweisung von konkreten Flächen erfolgt in den Regionalplänen. Bislang zeigen die Potenzialflächen lediglich auf, wo grundsätzlich geeignete Flächen für die Windenergie vorhanden sind, aus denen letztlich die Vorranggebiete ausgewiesen werden. Ist ein Vorranggebiet im zweiten Regionalplanentwurf erneut enthalten, könnten Projektierer auf diesen Flächen regulär Genehmigungen beantragen.

Bis zum Inkrafttreten der neuen Flächenkulisse werde gesetzlichen Schutzgütern in den Planungsräumen „weiterhin vollständig Rechnung getragen“, so der LEE SH. Die Vorgaben des Bundesnaturschutzgesetzes und des Bundesimmissionsschutzrechts, etwa zu Schallemissionen und Schattenwurf, sowie das baurechtliche Rücksichtnahmegebot sorgten für die Einhaltung der Grenzwerte, so der Verband. Der LEE SH wies darauf hin, dass die aktuell festgeschriebenen Abstände zur Wohnbebauung laut Landesregierung unberührt blieben und weiterhin ­gälten.

Authentizität schafft Vertrauen

0

Annemarie Paulsen, Landwirtin aus der Uckermark und gebürtige Schleswig-Holsteinerin, ist bekannt für ihren authentischen Instagram-Account, auf dem sie Einblicke in ihren Alltag auf dem Bauernhof gibt und die Landwirtschaft auf eine ehrliche und nahegehende Weise präsentiert.

Der Agrarausschuss des Landjugendverbandes trat Ende Februar im Detlef-Struve-Haus in Rendsburg in den Dialog mit der Influencerin Annemarie Paulsen. Gemeinsam mit ihrem Mann Martin bewirtschaft Paulsen einen landwirtschaftlichen Biobetrieb in der Uckermark in Brandenburg. Beide leben auf dem Gelände einer ehemaligen landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaft (LPG) und betreiben sowohl Milchviehhaltung als auch Ackerbau. Neben ihrer Tätigkeit als Bäuerin und Influencerin ist sie Mutter von vier, bald fünf Kindern. Auf ihren Social-Media-Kanälen gibt sie Einblicke in ihr landwirtschaftliches Leben. Der Grund, weshalb sie mit Social Media begann, war zunächst ein Gefühl der Einsamkeit. Um dem entgegenzuwirken, fing Annemarie Paulsen an, Videos zu drehen, und baute sich schrittweise eine Community auf, die stetig wächst.

Die Landwirtschaft auch bei TikTok erklären

Anhand von Statistiken veranschaulichte sie eingangs, wie die Nutzung Sozialer Medien kontinuierlich zunimmt – insbesondere bei jungen Menschen. Während das Durchschnittsalter der Nutzer auf Instagram zwischen 27 und 33 Jahren liegt, bewegt sich die Hauptzielgruppe auf TikTok zwischen 18 und 23 Jahren. Früher habe die junge Generation gezielt nach Informationen über Google gesucht, heute greife sie lieber auf Kurzvideos bei TikTok zurück, um sich schnell über verschiedene Themen zu informieren. Gerade deshalb sei es wichtig, dass auch die Landwirtschaft in diesen Medien präsent sei, um kompakt und verständlich zu zeigen, was auf den Höfen geschehe und wo unsere Lebensmittel eigentlich herkämen.

Das Interesse an Annemarie Paulsens Vortrag in Rendsburg war groß. Die Influencerin betonte, wie wichtig die Präsenz der Landwirtschaft in den Sozialen Medien heute ist. Foto: Laura Stolley

Wer in den Sozialen Medien Öffentlichkeitsarbeit betreiben wolle, sollte vor allem authentisch sein und sich nicht verstellen – das schaffe Vertrauen und binde Follower. Annemarie betonte zudem, dass die Content-Produktion zeitaufwendig und anspruchsvoll sei. Zwar werde der Arbeitsaufwand durch Routine und Übung geringer, dennoch sei es entscheidend, aktuelle Trends aufzugreifen und eine gute Kameraführung zu beherrschen.

Die landwirtschaftliche Öffentlichkeitsarbeit lasse sich in drei Bereiche unterteilen: die politische, die meist von Verbänden übernommen wird, die aufklärende und die soziale. Annemarie sieht sich selbst eher im sozialen Bereich. Eine zentrale Herausforderung der öffentlichen Kommunikation sei die Frage: „Wie drücke ich mich gegenüber verschiedenen Zielgruppen aus?“ Landwirte bewegten sich oft in ihrer eigenen Blase und sprächen sehr direkt über ihre Themen, doch nicht jeder verstehe diese Sprache oder die Hintergründe. Dadurch könnten Aussagen schnell missverstanden und verdreht werden, was im schlimmsten Fall zu einem Shitstorm führen könne. Ihr Rat: Sich auf kritische Fragen gut vorbereiten. Typische Fragen seien etwa: Warum schlachtet ihr eure Tiere? Warum werden Kuh und Kalb getrennt? Warum setzt ihr Pflanzenschutzmittel ein? Warum bekommt ihr so viele Subventionen?

Keine Beschönigungen bei kritischen Fragen

Diese Fragen hat vermutlich jeder Landwirt schon einmal gehört – oft fühlt man sich dabei persönlich angegriffen, gerade wenn einem in dem Moment keine gute Antwort einfällt. Annemaries Tipp: Keine Beschönigungen, sondern klar und sachlich erklären, warum bestimmte Maßnahmen notwendig sind. Besonders bei Tierhaltungsthemen sollte direkt klargestellt werden, dass es sich um Nutztiere handele und nicht um Mama und Baby.

Auf die Frage, wie sie ihren Alltag strukturiert, antwortete Annemarie, dass sie ihre Aufgaben klar voneinander trenne: Entweder sei sie zu 100 % Bäuerin, zu 100 % Mutter oder zu 100 % Content-Creatorin und Influencerin. Der Austausch zeigte eindrucksvoll, wie wichtig eine starke Präsenz der Landwirtschaft in den Sozialen Medien ist. Gleichzeitig erfordert diese Art der Öffentlichkeitsarbeit ein hohes Maß an Professionalität und strategischer Planung.

Von der Beziehung zwischen Tier und Mensch

0

Auf einem Gemälde von 1877 füttert ein kleines Mädchen seinen Hund mit einem Löffel, ein Werbeplakat aus dem Jahr 1897 wiederum wirbt für Handschuhe aus Hundeleder. Ein Widerspruch? Wonach entscheiden wir, welche Tiere wir lieben und welche wir wofür nutzen oder töten? Eine Frage, mit der sich die neue Ausstellung „Das Tier und wir – geliebt, gebraucht, getötet“ auf dem Museumsberg Flensburg umfänglich durch alle Epochen der Kunst beschäftigt.

Jeder Mensch steht in irgendeiner Beziehung zum Tier“, davon ist Tasja Steder überzeugt. Mit ihrem Ausstellungsprojekt „Das Tier und wir“ beschließt sie ihr wissenschaftliches Volontariat auf dem Museumsberg in Flensburg. Ihr war dabei wichtig, eine große Bandbreite zum Thema „Beziehungen zwischen Mensch und Tier“ abzubilden. Auch wenn der Titel der Ausstellung provokant und sehr direkt daherkomme, gehe es ihr nicht darum, moralisch oder mahnend den Zeigefinger zu erheben, sondern die Besuchenden selbst zum Nachdenken und Hinterfragen anzuregen, wie deren Verhältnis zu Tieren aussieht. Und das ist sehr ambivalent, wie die gut 120 präsentierten Werke zeigen.

Tasja Steder hat zum Abschluss ihres wissenschaftlichen Volontariats diese Ausstellung konzipiert.
Foto: Iris Jaeger

Der überwiegende Teil stamme aus der eigenen Sammlung, „da konnten wir aus dem Vollen schöpfen“, erklärt die stellvertretende Museumsleiterin Madeleine Städtler, die auch für die Museumssammlung zuständig ist.

Zeitlich wird mit den Objekten und Gemälden der Bogen vom Mittelalter bis zur zeitgenössischen Gegenwart gespannt, „da war mir ebenfalls wichtig, regionale Künstlerinnen und Künstler mit einzubinden oder Aspekte einzubeziehen, die für die Region von Bedeutung sind“, erklärt Tasja Steder.

Manche Werke seien kurios wie eine Dose aus Schildkrötenpanzer, niedlich wie das Porträt eines Schoßhündchens oder eher verstörend wie das Kaninchen im Mixer. Thematisch gegliedert bieten die Werke der Kunstschaffenden aus den verschiedenen Epochen historische Sichtweisen, aktuelle Positionen und neue Forschungsansätze.

Petra Weifenbachs „Fleischwolf“ regt die Betrachtenden zu einer Auseinandersetzung mit ihrer Ernährung an.
Foto: Iris Jaeger

„Wie wir Tiere sehen, wird auch davon bestimmt, wie sie in der Kunst gezeigt werden. Die thematisch gegliederten Ausstellungsräume werfen Schlaglichter auf einzelne Aspekte, die unsere Wahrnehmung bestimmter Arten beeinflussen. Die Kunst spiegelt die ­Wertevorstellungen ihrer Zeit“, lautet es in einer Ausstellungsbeschreibung.

Jagdstillleben, Pferdeporträt oder andere Tierbilder wechseln sich mit zeitgenössischen Werken wie einer gläsernen Fliegenklatsche oder einem Kleid aus Hühnerknochen ab. Kühe, die auf einer Weide liegen, sind ebenfalls zu sehen sowie Gemälde von Hunden, Katzen, Meerschweinchen oder Hamstern.

Das Tier als Symbol, als Nahrungsmittel, als Material, als günstige Arbeitskraft oder aber als bester Freund des Menschen zeigt, wie oft zwiegespalten unser Verhältnis zu Tieren ist. Wir essen Fleisch und tragen Lederschuhe, würden aber nie auf die Idee kommen, unserem geliebten Hund oder unserer geliebten Katze etwas zuleide zu tun. Wir finden Spinnen eklig, Kaninchen aber niedlich.

In der Forschung spreche man vom Speziesismus, so die Kuratorin. „Damit bezeichnet man die moralische Diskriminierung von Lebewesen ausschließlich aufgrund ihrer Artzugehörigkeit.“ Handeln wir also Tieren gegenüber egoistisch? „Nicht immer ist eine Haltung oder ein Verhalten Tieren gegenüber eine bewusst getroffene Entscheidung. Dafür soll die Ausstellung sensibilisieren. Denn vieles geschieht aus Gewohnheit, wird unreflektiert übernommen oder nicht als diskussionswürdig verstanden“, beschreibt es Tasja Steder in dem zur Ausstellung erschienenen Katalog. „Die Beziehungsgeschichte von Tier und Mensch ist äußerst komplex und kann gar nicht in vollem Umfang oder lückenlos abgebildet werden“, so Steder.

Bronzeskulptur „Spinne“ von Walter Rössler
Foto: Iris Jaeger

Aber es würden verschiedene Perspektiven auf ein Thema gezeigt, anhand derer die Besuchenden sich eine eigene Meinung bilden könnten. Dabei gehe es nicht darum, welche Verhaltensweisen oder Wahrnehmungen richtig oder falsch seien. „In einer Demokratie dürfen verschiedene Meinungen gleichberechtigt nebeneinander existieren.“ Bewusst habe man die Ausstellung niedrigschwellig gehalten, um auch Menschen anzusprechen, die sonst nicht regelmäßig in Museen gehen. „Es braucht kein kunsthistorisches Wissen, um die Ausstellung zu verstehen. Wir wollen für das Museum und die Ausstellung begeistern, weshalb wir zusätzlich ein sehr vielfältiges und breit gefächertes Rahmenprogramm mit anbieten“, erklärt Madeleine Städtler.

Und bereits draußen werde man auf die Ausstellung aufmerksam, unter anderem durch Tierpiktogramme von Käthe Wenzel auf einem Trafohäuschen oder aber, und darauf sei sie besonders stolz, so Tasja Steder, mit Darstellungen auf der Zugangsrampe von der anonymen Flensburger Katzenmalerin. In drei Tiersilhouetten hat sie dabei Ausschnitte aus Museumsräumen gezeichnet. Die Ausstellung ist bis zum 29. Juni im Hans-Christiansen-Haus zu sehen. Weitere Informationen unter museumsberg-flensburg.de

„Zwei Kühe im Gras liegend“ von Hans-Peter Feddersen d. J.
Foto: Iris Jaeger
Assemblage „Wo Gefahr ist, ist das Rettende auch“ von Daniel Spoerri
Foto: Iris Jaeger
Kurios: eine Dose aus Schildkrötenpanzer
Foto: Iris Jaeger
„Es wird eng in der Mitte der Sanduhr“ von Christian Ristau
Foto: Iris Jaeger
„Tauben 4“ von Gottfried Brockmann
Foto: Iris Jaeger
„Heartbreaker“ von Thomas Judisch
Foto: Iris Jaeger
„Die schöne Kammerjägerin“ von Thilo Weckmüller
Foto: Iris Jaeger
„Windspiel“ von Joseph Hebroni“
Pepi“ von Vilma Lwoff-Parlaghy
Foto: Iris Jaeger
„Aus dem Kinderleben“, 1877, von Jacob Nöbbe
Foto: Iris Jaeger
„Meerschweinchen“ von Cornelius Völker
Foto: Iris Jaeger
Auf der Rampe zum Hans-Christiansen-Haus hat sich die Flensburger Katzenmalerin verewigt.
Foto: Iris Jaeger
Piktogramme auf einem Trafohäuschen vor dem Museum von Käthe Wenzel
Foto: Iris Jaeger
„Ob ihr wirklich richtig wählt, seht ihr, wenn der Mixer dreht“ von Christian Ristau
Foto: Iris Jaeger


Jacobsen folgt auf Pritschau

0

Neuer zweiter Vizepräsident des Bauernverbandes Schleswig-Holstein (BVSH) ist Malte Jacobsen aus Pommerby, Kreis Schleswig-Flensburg. Die anwesenden Delegierten des BVSH-Landeshauptausschusses wählten den Ackerbauern am Montag in Rendsburg mit 44 Ja-Stimmen (vier Nein-Stimmen) in dieses Amt, das durch den kürzlichen Rücktritt von Dietrich Pritschau neu zu besetzen war.

„Ich bin mir sicher, dass Malte Jacobsen den Vorstand bereichert“, erklärte BVSH-Präsident Klaus-Peter Lucht im Anschluss an die Wahl. Pritschaus persönliche Entscheidung, aus dem Landesvorstand zurückzutreten, respektiere er. „Ich wünsche ihm alles Gute, Zuversicht und Erfolg“, so Lucht. Pritschau erhält für seine Verdienste die Silberne Ehrennadel mit Eichenblatt.

„Ich will gestalten“

Malte Jacobsen 

Der neue zweite Vizepräsident des Bauernverbandes Schleswig-Holstein, Malte Jacobsen, erklärte: „Ich will die Weiterentwicklung der Landwirtschaft mitgestalten.“ Es sei ihm wichtig, dass die Bauern in der Mitte der Gesellschaft verankert seien. Jacobsen wies auf die umfangreichen Forderungen aus der Gesellschaft hin, zum Beispiel in den Bereichen Umweltschutz und Tierwohl. Häufig würden aber Wege so kompliziert beschrieben, dass die Ziele etwas aus den Augen gerieten. Hier sei es wichtig, Lösungsmöglichkeiten aufzuzeigen und Zielkonflikte zu benennen. „Ich glaube, dass ich über meine fachliche Qualifikation Impulse setzen kann“, betonte Jacobsen. Er hob in diesem Zusammenhang die Leistungen der Bauern hervor. Die Produktionsfortschritte der Vergangenheit hätten schließlich erst dazu geführt, dass Umweltschutzmaßnahmen durchgeführt werden könnten.

Jacobsen ist 49 Jahre alt, verheiratet und hat drei Kinder. Den Pommerbyhof hat er 2007 von seinen Eltern übernommen. Auf dem Familienbetrieb baut er auf rund 200 ha Raps, Weizen, Gerste, Hafer und Mais an. Im Bauernverband engagiert sich Jacobsen seit 2008 als stellvertretender Ortsvertrauensmann. Seit 2013 ist er Bezirksvorsitzender, Mitglied im Vorstand des Kreisbauernverbandes Flensburg und des Landeshauptausschusses. 2023 wurde er Kreisvorsitzender.

Neben der Wahl von Jacobsen gab es im Rahmen des Landeshauptausschusses Nachbesetzungen in zwei Fachausschüssen: Frank Münster aus Hemdingen ist neues Mitglied im Ackerbauausschuss. Andreas Löding aus Buchholz verstärkt den Ausschuss für Obst, Gemüse und Direktvermarktung. 

Wahlausschuss und Wahlhelfer bereiten die Auszählung der Stimmen vor (v. li.): Alice Arp, Tim Marten, Wolfgang Stapelfeldt, Lutz Schlünzen, Friedrich Klose und Michael Müller-Ruchholtz. Fotos: rq

Landwirtschaft stärken

Mit Blick auf die derzeitigen Sondierungsgespräche in Berlin betonte Lucht: „Die Parteien sind in der Pflicht, den Wirtschaftsstandort und auch den Landwirtschaftsstandort Deutschland zu stärken.“ Wenn man neue Schulden machen wolle, müsse man genau schauen, wo man auch eine Rendite für die Investitionen bekommen könne. Keinen Zweifel ließ Lucht daran, dass die außenpolitischen Bedingungen mehr Investitionen in die Verteidigung erforderten.

Klaus-Peter Lucht

Als agrarpolitische Themen in den Sondierungen nannte er die Agrardieselrückerstattung, die zurückkommen solle. Das sei zu begrüßen. Lucht erinnerte daran, dass die Branche durch Kürzungen der Zuschüsse zur Berufsgenossenschaft bereits viel Geld verloren habe.

Der BVSH-Präsident fordert einheitliche Wettbewerbsbedingungen in Deutschland und Europa. Hinsichtlich neuer Handelsbeziehungen zeigte er sich offen. Seine Forderung: „Wir dürfen anderen nicht nur unsere Maßgaben aufdrücken, sondern müssen unsere Maßstäbe auch hinterfragen.“

Kritisch sieht er eine im Raum stehende Erhöhung des Mindestlohns. „Das ist problematisch vor allem für die Sonderkulturbetriebe“, erklärte Lucht. Dem pflichtete Vorstandmitglied Heinrich Mougin bei. Ein Mindestlohn in Höhe von 15 € bedeute eine 17%ige Steigerung. Wer Sonderkulturen produziere, werde sich gut überlegen, ob er noch Pflanzen bestelle, wenn die 500-g-Schale Erdbeeren für 7 € verkauft werden müsse.

Lob und Tadel für Hansen

Lucht kündigte an: „Wir werden alles tun, um die Politik in die richtige Richtung zu bewegen, die Wirtschaft zu stärken und die Demokratie zu bewahren.“ Er warb dafür, in einer kommenden Koalition die Bereiche Landwirtschaft und Umwelt zusammenzudenken.

Heinrich Mougin

Mit Blick auf die EU-Agrarpolitik und seinen ersten persönlichen Austausch mit dem neuen EU-Agrarkommissar Christophe Hansen im Rahmen der Grünen Woche berichtete Lucht von „guten Gesprächen“. Er kritisierte jedoch die von Hansen geplante Verschärfung der Gemeinsamen Marktordnung im Milchsektor. Auch eine verpflichtende Kappung und Degression der Agrarförderung lehne er ab. Positiv stimme ihn, dass Hansen glaubhaft die Bürokratie abbauen wolle.

BVSH-Generalsekretär Stephan Gesteuer berichtete von einem „enormen Druck“, der aufgrund der geopolitischen Lage auf dem EU-Agrarbudget liege. Aus den Plänen des Agrarkommissars hob er zum einen die soziökonomische Komponente hervor. Nach dem Willen Hansens sollen geografisch benachteiligte und kleine Betriebe stärker gefördert werden. Gersteuer kritisierte dieses Vorhaben als „veredeltes Bürgergeld“. Nach seiner Einschätzung stehen aber genau deswegen auch die Begriffe Kappung und Degression in der Vision des Agrarkommissars. Positiver bewertete der Generalsekretär die Stärkung eines Systems, das Nachhaltigkeitsleistungen bezahle.

Stephan Gersteuer

Der Bauernverband trete dafür ein, dass die Erste Säule und die Zweite Säule erhalten blieben. Der Vorschlag der EU-Kommission, dass jedes Land einen einzigen Fonds bekomme, könne dazu führen, dass dann andere Politikbereiche gegenüber der Agrarförderung stärker berücksichtigt würden. Dabei sei ein Aufwachsen des Agrarbudgets notwendig. Gersteuer unterstrich: „Seit 20 Jahren gibt es keinen Inflationsausgleich.“ Dabei wüchsen die Ansprüche, sowohl im Bereich Nachhaltigkeit als auch im Bereich Ernährungssicherheit. Er forderte regionalisierte Prämienhöhen, damit es beispielsweise bei der Brache Angebote gebe, die auch in Schleswig-Holstein angenommen würden.

Sofern die Basisprämie weiter abschmelze, fordere der Verband eine Abschaffung der Konditionalität. Eine wachsende Bedeutung in der Agrarpolitik wird aus Sicht Gersteuers die Risikoabsicherung gegen Dürren und Starkregen einnehmen. Direkte Zuschüsse für Versicherungsprämien sieht er in diesem Zusammenhang kritisch, weil dies zu Mitnahmeeffekten der Versicherer führe.

Dezentrale Versorgung

Gastredner auf der Frühjahrssitzung des Landeshauptausschusses war Martin Laß. Als Geschäftsführer der Agrarservice Lass GmbH (ASL) ist er seit 2009 im Biogasgeschäft tätig. Gemeinsam mit einem Berufskollegen stieg er damals mit einer eigenen Biogasanlage, der BioEnergie Gettorf GmbH, ein. Zur Anlage zählen Wärmenetze in Tüttendorf und Gettorf. Ab 2017 erfolgte der Umbau der Biogasanlage zu einem Regenerativen Speicherkraftwerk, das flexibel Strom sowie Wärme produziert. Seit 2023 entwickelte sich das Unternehmen zum „Erneuerbare-Energien-Fullliner“.

Martin Laß

Laß berichtete, dass sich die Perspektiven für Biogasanlagenbetreiber mit dem Anfang Februar beschlossenen Biomasse-Paket der Bundesregierung verbessert hätten. Das Mitglied im Landesverband Erneuerbare Energien (LEE SH) betonte: „Wir haben seit Jahren dafür gekämpft.“ Biogas sei hinsichtlich der Residuallast im Stromnetz der Schlüssel für 100 % Erneuerbare. Die Residuallast ist der Strombedarf, der ohne Wind und Photovoltaik besteht. „An Feiertagen reicht der Strom aus Wind und Sonne bereits teilweise aus“, erklärte Laß.

Der Fokus zur Überbrückung von Dunkelflauten liege derzeit auf der Errichtung von Batteriespeichern. Mehr als 200 GW Kapazität seien in Planung. „Aber wir reden hier von Arbeit, nicht von Leistung“, stellte der Energielandwirt klar. Batteriespeicher hielten nur zwei bis drei Stunden, perspektivisch vielleicht sechs Stunden. Biogasspeicher hingegen bewegten sich mit mehr als 100 Stunden im Mehrtagesbereich. Laß betonte: „Unser Rohstoff Biomethan erfährt nicht die Bedeutung, die er verdient.“

Wichtig sei, die Vorgaben der Bundesnetzagentur einzuhalten. „Wir müssen flexibel Strom produzieren und mehrfach überbauen“, erklärte Laß. Biogasanlagen könnten aber nicht nur Energie in Form von Gas speichern, sondern nach dem BHKW auch Wärme im Wasserspeicher und so zusätzlich Heizlasten im Winter abdecken. Anhand von Berechnungen stellte er dar, dass Fernwärme (aus Biogas) günstiger ist als der Einbau von Wärmepumpen. Von der Politik forderte er weniger Ideologie. „Lasst uns über Fruchtfolgen sprechen, aber nicht über Maisdeckel oder ,Teller oder Tank‘.“

BVSH würdigt Pritschaus Verdienste

Dietrich Pritschau, Foto: Urlike Baer

Der Erweiterte Landesvorstand des Bauernverbandes Schleswig-Holstein (BVSH) hat in seiner Sitzung vom 13. Februar beschlossen, Dietrich Pritschau für seine Verdienste mit der Silberneren Ehrennadel mit Eichenblatt auszuzeichnen. Diese Auszeichnung kann Vorstandsmitgliedern des BVSH oder Vorsitzenden der Kreisbauernverbände und sonstigen Persönlichkeiten, die sich langjährig durch ihre Treue und Einsatzbereitschaft um den Verband und die schleswig-holsteinische Landwirtschaft verdient gemacht haben, verliehen werden. Voraussetzung für die Verleihung der Silbernen Ehrennadel mit Eichenblatt ist grundsätzlich bei Vorstandsmitgliedern, dass sie mindestens zehn Jahre Mitglied des Vorstandes gewesen sind. Dietrich Pritschau war von 2003 bis 2024 Mitglied des Landesvorstandes und von 2018 bis 2024 zweiter Vizepräsident des Verbandes. Von 2008 bis 2012 war Pritschau zudem Vorsitzender des Kreisbauernverbandes Segeberg. Seine Ämter als Ortsvertrauensmann und Bezirksvorsitzender hat er weiterhin inne. BVSH

Spargel aus Schleswig-Holstein wird vor Ostern erwartet

Bei jetzt optimalen Bedingungen sind die Spargelbauern im Land dabei, die Flächen für die ­Spargelsaison vorzubereiten.

Das heißt, es werden die Spargelflächen aufgedämmt und die Folien aufgelegt. Treten keine außergewöhnlichen Witterungsverhältnisse auf, könnte es Anfang bis Mitte April die ersten Stangen aus Schleswig-Holstein geben, also pünktlich zu Ostern. Dazu muss allerdings die Sonne die Dämme weiter erwärmen.

In diesen Tagen stehen in den Betrieben wichtige Vorbereitungen auf den Spargelflächen an. Das Aufdämmen, das Verlegen der Folien und das Aufstellen der Minitunnel für die Verfrühungsflächen müssen erledigt werden, damit es der Spargel jetzt schön warm hat.

Die Bodenstruktur in den Dämmen soll möglichst feinkrümelig sein, um ein schnelles Erwärmen zu gewährleisten, denn der Spargel wächst erst bei Temperaturen um 12 °C an der Triebkrone. Die Erde, die die Dammfräse zu einem Spargeldamm formt, sollte deshalb relativ trocken sein. Außerdem wirken sich verkrustete Dämme dann später deutlich auf die Ernteleistungen der Mitarbeiter aus.

Aufgrund der aktuellen Voraussetzungen ist bisher mit einem Startzeitpunkt der Spargelsaison Anfang bis Mitte April zu rechnen. Spargel aus Schleswig-Holstein zu Ostern gibt es also ziemlich sicher. Das liegt natürlich auch daran, dass Ostern in diesem Jahr erst relativ spät ist. So könnte das Osterfest in diesem Jahr der erste Absatzhöhepunkt für die Spargelbetriebe in Schleswig-Holstein werden.

Wie früh der erste Spargel dann tatsächlich zu stechen ist, hängt vor allem davon ab, wie schnell die Böden jetzt weiter abtrocknen und die Sonne die Dämme erwärmt.

Nach den bisherigen Voraussetzungen ist mit guten Ernteerträgen und Qualitäten zu rechnen.

Laut Statistikamt Nord wurden in Schleswig-Holstein im letzten Jahr auf 382 ha Spargel-Ertragsanlagen über 1.700 t des Königsgemüses geerntet.

Körung, Hengstschau und Frühjahrsauktion in Elmshorn

Der Holsteiner Verband lädt Ende März zur nächsten Veranstaltung nach Elmshorn: Bei den Holsteiner Hengsttagen mit Frühjahrsauktion finden neben der Versteigerung auch eine Körung sowie eine gemeinsame Hengstpräsentation von Privat- und Verbandshengsten statt.

Los geht es auf der Verbandsanlage mit den Nachwuchsvererbern. Sie werden am Freitag, 28. März, ab 13 Uhr an der Hand und in der Freispringreihe präsentiert, die Älteren auch unter dem Reiter. Gut ein Dutzend Hengste werden sich im Rahmen der Körung der Kommission stellen. Um 16 Uhr steht die finale Präsentation der Auktionspferde auf dem Programm.

Am Sonnabend, 29. März, besteht am Morgen noch die letzte Möglichkeit, die Offerten der Frühjahrsauktion auszuprobieren. Ab 13 Uhr öffnen sich die Stalltore zum Klönschnack: Hier können Besucher die angereisten Vererber von neun Stationen an der Box aus der Nähe kennenlernen und den Stationsvertretern Fragen stellen. Die Hengststation Dirk Ahlmann, der Stall Bengtsson, die Hengststation Fromberger, die Holsteiner Verband Hengsthaltungs GmbH, der Klosterhof Medingen, die Hengststation Maas J. Hell GmbH, die Rödl Sportpferde GmbH, die Hengststation Sven Völz und die Witt Pferdezucht GbR werden an der Präsentation teilnehmen. Die Hengstschau beginnt um 15 Uhr. Um 18.30 Uhr gipfelt der Tag dann in der Frühjahrsauktion und klingt mit der After-Show-Party ab 22 Uhr aus.

Am 28. März ist der Eintritt frei. Karten für die Hengstschau und Auktion am 29. März gibt es direkt an der Tageskasse in Elmshorn für 10 € mit freier Platzwahl. Die Holsteiner Hengsttage werden live bei ClipMyHorse.tv übertragen. Alle Informationen zu den Auktionspferden gibt es hier. pm

Vielseitige Allium-Familie für Gemüse- und Kräuterbeet

0

Knoblauch, Schnittlauch, Winterheckenzwiebel und Schnittknoblauch – die Gattung Allium bietet einige, meist mehrjährig wachsende Arten, die Speisen würzigen Pfiff verleihen. Doch sie sorgen nicht nur für kulinarische Genüsse, auch die Blüten bilden einen attraktiven Blickfang.

Ein konsequenter Rückschnitt des Schnittlauchs im Mai unterdrückt die Blüte. Die Röhren wachsen ständig bis zum Herbst nach. Foto: Karin Stern

Schon früh im Jahr liefert der Schnittlauch (Allium schoenoprasum) röhrenförmige Blätter, die fortlaufend je nach Bedarf geerntet werden können. Verantwortlich für den leicht scharfen Geschmack sind Senföle. In Abhängigkeit von Sorte und Standort wächst Schnittlauch etwa 20 bis 40 cm hoch. Geschmacklich unterscheiden sich die je nach Sorte groben, mittelgroben oder feinen Röhren nicht. Die grobröhrigen Sorten gelten jedoch als ertragreicher, da sie dickere und längere Röhren ausbilden. Die von Mai bis Juli erscheinenden rosafarbenen Blütendolden dekorieren auseinandergezupft Salate. Wer die harten Blütenstängel regelmäßig ausbricht, sorgt für ständigen Nachschub an frischen Röhren. Noch einfacher geht es, wenn der komplette Horst bodennah zurückgeschnitten wird. Der Neuaustrieb (ohne weitere Blütenstängel!) erfolgt zügig. Schnittlauch benötigt einen frischen, leicht feuchten und nährstoffreichen Boden in sonniger bis halbschattiger Lage. Tipp: Zum Austrieb mit einem Langzeitdünger für Kräuter versorgen. Die Horste verjüngt man alle zwei bis drei Jahre durch Teilung im Frühjahr. Schnittlauch-Hecken eignen sich zudem als Beeteinfassung. Hier dürfen die Pflanzen gern in die Blüte gehen. Auch die Topfkultur gelingt problemlos. Sortentipp: ‚Staro‘, grobröhrig, aromatisch, sehr hoher Ertrag.

Nach der Aussaat im März und dem Pikieren können die jungen Winterheckenzwiebeln Anfang Mai aufs Beet. Sie treiben alljährlich neu aus. Foto: Karin Stern

Die Aussaatzeit der Winterheckenzwiebel (Allium fistulosum) dauert von Februar bis Ende April. Die Keimlinge laufen nur langsam auf. Wenn sie etwa daumenhoch gewachsen sind, pikiert man fünf oder sechs Jungpflanzen als Gruppe in ein kleines Töpfchen. Bei der Freilandaussaat ist entsprechend zu verfahren. Die ausdauernde Zwiebelart bildet anstelle von Zwiebeln mildwürzige, aromatische Röhren, die fortlaufend vom Frühjahr bis zum Frost geerntet werden. In mehr oder weniger feine Stücke geschnitten, lassen sie sich roh oder gedünstet vielseitig in der Küche verwenden. Im Verlauf des Sommers bilden sich essbare, grün-weiße Blüten, deren Stängel nicht verhärten. Der anspruchslose Schwachzehrer zieht das Laub im späten Herbst ein und treibt sehr zeitig im Frühjahr wieder aus. Im Laufe der Zeit bilden sich dichte Bestände. Bei Bedarf teilt man daher die Pflanzen alle paar Jahre im Herbst. Die Teilstücken bekommen einen neuen Standort in Sonne oder Halbschatten auf normalem, durchlässigem Gartenboden. Sortentipp: ‚Freddy‘ für die Aussaat, alternativ Jungpflanzen im Gartenmarkt kaufen.

Der doldenartige Blütenstand des Schnittknoblauchs erfreut bis in den Herbst hinein und wird gern von Insekten besucht. Foto: Karin Stern

Schnittknoblauch (Allium tuberosum) darf nicht unerwähnt bleiben, wenn es um würzige Blätter geht. Die winterharte Staude bildet anstelle von Zwiebeln grasartig flache Blätter mit einer Höhe von 30 bis 40 cm. Die Blätter werden entweder einzeln gepflückt oder der Horst etwa 5 cm oberhalb des Bodens komplett abgeschnitten. Die Pflanzen treiben schnell wieder aus. Schnittknoblauch steht am liebsten in sonniger Lage auf feuchtem, durchlässigem und nährstoffreichem Boden, der gern kalkhaltig sein darf. Etwas Langzeitdünger, im Frühjahr beim Austrieb gegeben, deckt den Nährstoffbedarf. Die Blätter verwendet man fortlaufend frisch in der Küche. Tipp: Toller Ersatz für Bärlauch in allen Rezepten! Von sämtlichen Allium-Arten bildet Schnittknoblauch die wohl schmackhaftesten Blüten. Der Riesen-Schnittknoblauch ‚Monstrosum‘ macht mit 50 bis 80 cm Wuchshöhe seinem Namen alle Ehre, ‚Kobold‘ bleibt mit 30 bis 40 cm etwas überschaubarer. Der Austrieb erfolgt etwa zeitgleich mit dem von Schnittlauch. Sortentipp: ‚Fat Leaf‘, 30 bis 40 cm hoch, breite und fleischige Blätter, dekorative Blüte im Spätsommer.

Beim Kauf von Pflanzknoblauch achtet man darauf, ob die Pflanzung im Frühjahr oder Herbst erfolgt. Foto: Karin Stern
Die Knoblauchernte wird nach der Ernte gern zum Trocknen an einem luftigen Ort aufgehängt. Foto: Karin Stern

Knoblauch (Allium sativum) wächst im Gegensatz zu den bisher genannten Arten nur einjährig. Im April steckt man einzelne Zehen (speziellen Pflanzknoblauch im Gartenhandel kaufen) etwa 5 cm tief in den Boden (Reihenabstand 20 cm, in der Reihe 15 cm). Daraus entwickeln sich bis zum August mehr oder weniger dicke Knollen, die aus einer Hauptzwiebel und den Seitenzwiebeln (Zehen) bestehen. Tipp: Die Vorkultur ab Februar auf der Fensterbank erhöht den Ertrag aufgrund der längeren Kulturdauer. Die sehr anspruchslosen Pflanzen mögen einen vollsonnigen Standort auf lockerem und humosem Boden. Frische Düngung verträgt Knoblauch nicht. Für Misserfolge sorgt auch feuchter, undurchlässiger Boden. Wer einen weniger intensiven Knoblauchgeschmack bevorzugt, greift zum Schlangen-Knoblauch (Allium sativum var. ophioscorodon). Die Triebe dieser milden Variante sind zu den Enden hin spiralig gedreht. Dort sitzen die kleinen Brutzwiebeln. Neben dem robusten, weißschaligen Knoblauch bietet der Handel auch den Rosa Knoblauch an, der mit einer violetten Schale und mildem Geschmack überzeugt.

Weizenpreise wieder unter Druck

0

Bislang hatten die vom US-Präsidenten Donald Trump angekündigten oder auch eingeführten Zölle auf Einfuhren aus bestimmten Ländern wenig Einfluss auf die Agrarmärkte. Dies hat sich in der vergangenen Woche geändert.

Trump bekräftigte, dass die angekündigten zusätzlichen Abgaben von 25 % auf Einfuhren aus Mexiko und Kanada Anfang März in Kraft treten sollten. Auf Importe aus China solle der Importzoll auf 20 % erhöht werden. Unklar bleibt, wie Lieferungen aus der EU in die USA sanktioniert werden. Hier ist von einem „gegenseitigen“ Zoll von 25 % die Rede. Obwohl es vonseiten der US-Regierung zu diesem Thema noch widersprüchliche Angaben gab, brach in der letzten Februarwoche an den Aktien- und auch an den Getreidemärkten eine große Unruhe mit deutlichen Notizverlusten aus. Die Marktbeteiligten befürchten eine Spirale weiterer Handelssanktionen. Die US-Weizenkurse hatten am 18. Februar in Chicago einen Saisonhöchststand von umgerechnet 212 €/t erreicht. Bis Ende letzter Woche gab der Kurs auf unter 190 €/t nach. Auch die Weizenkurse in Paris befanden sich zuletzt auf Talfahrt. Am Freitag wurden nur noch 221 €/t notiert. Damit ist der Kurs auf das Niveau von Anfang Dezember zurückgefallen. Der September-Termin ist in Paris auf 230 €/t zurückgesetzt worden. Mitte Februar erreichte der Kurs für die neue Ernte fast 240 €/t.

Wettermarkt gewinnt an Einfluss

Damit hat sich die Hoffnung vieler Landwirte auf einen Anstieg der Weizenkurse in diesem Frühjahr bislang nicht erfüllt. Es gibt Meldungen über zum Teil recht umfangreiche Bestände der alten Ernte in der Hand der Erzeuger. Sowohl auf dem Binnenmarkt als auch im Export hat sich die Nachfrage nach EU-Weizen nochmals reduziert. Die möglichen Abnehmer warten die aktuelle Entwicklung ab. Dabei hat der weltweit größte Weizenexporteur Russland seine Ausfuhren reduziert und die Forderungen erhöht. Dennoch bleiben Angebote aus anderen Regionen wie der Ukraine oder aus Südamerika weiterhin deutlich günstiger als EU-Weizen. Entlastung kommt auch vom Wettermarkt. Die Weizenbestände sowohl in Russland als auch in den USA haben durch die jüngste Kältewelle weniger gelitten als zuvor befürchtet. In Argentinien haben Regenfälle die Trockenheit in den Weizenanbauregionen gemindert. Die US-Kurse für Körnermais gaben ebenfalls in der Vorwoche nach. Viele US-Farmer wollen die Anbaufläche für Mais vergrößern und weniger Soja anbauen. Der Kurs für Körnermais in Paris konnte sich zum Wochenbeginn noch behaupten.

Schwächephase überwunden?

Die jüngste Entwicklung zeigt, wie nervös die Lage an den Agrarmärkten bleibt. Hiesige Erzeuger hoffen, dass sich der Markt durch neue Nachrichten schnell wieder dreht. Zum Wochenbeginn gab es dafür bereits erste Anzeichen. So soll Marokko Interesse an französischem Weizen haben. Auch befinden sich die Weizenbestände in Frankreich in keinem guten Zustand.

In der Zollpolitik der USA gibt es bislang noch keine definitive Entscheidung. Jede Verzögerung stützt vorerst die internationalen Getreidemärkte. Es scheint, als kämen die US-Regierungsbeamten den Forderungen ihres Präsidenten nur zögernd nach. Anscheinend befürchtet man unter anderem auch, dass die Erzeugerpreise für US-Agrarprodukte unter Druck geraten und damit die Sympathien der US-Farmer für ihren Präsidenten schwinden.

Marktlage – für die Woche vom 3. bis 9.3.2025

Getreide: Weizen legte in Paris etwas zu, gestützt durch Gerüchte über marokkanische Nachfrage nach westeuropäischem Weizen.

Raps: Die Abgabebereitschaft am heimischen Rapsmarkt nahm zu, weil Erzeuger in einem tendenziell sinkenden Markt Spitzen zur Vermarktung nutzten.

Futtermittel: Der Ölschrotmarkt war weiterhin verhalten, Rapsschrot bewegte sich immer noch in einem engen Preiskorridor.

Kartoffeln: Die Lage am Markt für Speisekartoffeln war stabil, die immer noch relativ gute Nachfrage wurde glatt bedient.

Schlachtrinder: Die Geschäfte mit Jungbullen entwickelten sich uneinheitlicher als in den vergangenen Wochen.

Schlachtschweine/-sauen: Insbesondere der Norden registrierte weiterhin hohe Mengen und demzufolge kaum abnehmende Gewichte.

Ferkel: Die lebhafte Nachfrage aus dem In- und besonders aus dem Ausland hielt weiter an.

Milch: Die Milchmengen wuchsen bundesweit nur langsam und vergrößerten ihren Rückstand zur Vorjahreslinie zuletzt stetig.

Schlachtlämmer/-schafe: Der Markt entwickelte sich wie seit Monaten stabil, größere Änderungen wurden auch in der laufenden Woche nicht beobachtet.

Markttendenz – für die Woche vom 10. bis 16.3.2025

Getreide: Südaustralien hat seine Weizen-Ernteschätzung auf 5,2 Mio. t, die kleinste Menge seit 16 Jahren und 43 % unter dem Fünfjahresschnitt, gesenkt.

Raps: Die Aussicht auf eine brasilianische Rekordernte setzt US-Soja unter Druck, schwache Palmöl- und Canola-Notierungen drücken auf die Rapskurse in Paris.

Futtermittel: Die Sojaschrotpreise legen nach der Talfahrt der Vorwochen zuletzt etwas zu, Gewinne sind durch das große globale Angebot begrenzt.

Kartoffeln: Am Markt für vertragsfreie Verarbeitungskartoffeln setzt sich die Abwärtsbewegung fort.

Schlachtrinder: Es wird weiterhin von einem sehr knappen Angebot an Schlachtkühen berichtet.

Schlachtschweine/-sauen: Das Kaufinteresse an Schweinefleisch ist weiter ruhig, preislich gibt es keine Anpassungen.

Ferkel: Die Ferkelpreise werden nach oben angepasst, weil das Angebot an freien Ferkelpartien nicht ausreicht.

Milch: Die Märkte für Milchprodukte sind von einer regen Nachfrage und steigenden Preistendenzen gekennzeichnet.

Schlachtlämmer/-schafe: Abzuwarten bleibt, wie sich das kleine Angebot in der Zeit vor Ostern auswirken wird.

Nun droht ein transatlantischer Handelskrieg

0

Was von den Europäern befürchtet worden ist, dürfte nun bald eintreten, nämlich ein Handelskonflikt mit den Vereinigten Staaten. US-Präsident Donald Trump kündigte auf der ersten Kabinettssitzung in der vergangenen Woche an, auf die Einfuhren aus der Europäischen Union Zölle von 25 % zu erheben (siehe Marktkommentar). Trump begründete die angedrohten Zölle damit, dass die EU die USA ausnutze. Wörtlich sagte er, die Europäische Union sei gegründet worden, um die Vereinigten Staaten zu „bescheißen“.

Der US-Präsident warf der EU vor, sie kaufe keine amerikanischen Autos und nehme auch nicht „unsere landwirtschaftlichen Produkte“ ab. Erste Antworten aus der EU lassen darauf schließen, dass es zu einem transatlantischen Handelskrieg kommt. Europa werde reagieren, sofort und entschlossen, erklärte EU-Kommissionsvizepräsident Stéphane Séjourné. Zugleich warnte er, dass die Zölle den Verbrauchern in den USA und der EU schaden würden.

Der Güterhandel zwischen den USA und der EU erreichte im Jahr 2024 einen Gesamtwert von 865 Mrd. €. Dabei erzielte die Gemeinschaft einen Exportüberschuss von 204 Mrd. €. Der US-Präsident hatte zuletzt eine Anordnung unterzeichnet, wonach die Zölle auf Lieferungen aus anderen Ländern angehoben werden sollen, wo die USA derzeit geringere Abgaben erheben als ihre Handelspartner.

Trump hatte zudem erklärt, er werde die gegen Kanada und Mexiko angedrohten Einfuhrzölle umsetzen. Ein von Washington hier eingeräumter Aufschub endete in dieser Woche. Der US-Präsident sagte außerdem, viele Länder hätten die USA „misshandelt“, und das seien nicht nur Kanada und Mexiko. age

Wie gegen den Rapsglanzkäfer vorgehen?

0

In den vergangenen Jahren blieben bis auf wenige Ausnahmen größere Knospenschäden, verursacht durch den Rapsglanzkäfer (RGK), aus, da oft die Überwinterungs- und Zuflugsbedingungen nicht optimal waren.

Der Rapsglanzkäfer wird ab 8 °C in seinem Winterquartier aktiv und verlässt es bei Temperaturen ab zirka 12 °C. Im Gegensatz zu den Männchen, die sofort geschlechtsreif sind, führen die Weibchen erst noch einen notwendigen Reifungsfraß an Frühlingsblumen durch. Ab Temperaturen von 15 °C beginnt dann die Besiedlung der Rapsfelder. Sicherlich wünschenswert wäre eine einmalige Zuflugphase, denn dies würde eine mögliche Bekämpfung für die Praxis erleichtern, aber die Realität ist häufig eine andere. Wechselhafte Witterung mit kühlen Abschnitten oder starken Winden verlängert oft den Zeitraum eines möglichen Zuflugs und erschwert damit auch die Wahl des optimalen Behandlungstermins. Das Auszählen der Käfer pro Pflanze, auch in der Fläche und nicht nur am Vorgewende, entscheidet dann über eine notwendige Maßnahme. Somit heißt es, Bekämpfungsschwellen zu ermitteln, den Zustand des Rapses einzuschätzen und vor allem die Folgewitterung in die Entscheidung mit einzubeziehen.

Hier treffen die Rapsglanzkäfer auf noch sehr kleine Knospen.
Auf dieser Knospe einer Rapspflanze tummeln sich zu viele Käfer.

Der Rapsglanzkäfer fällt optisch sehr ins Auge, sodass der Käfer in der Wahrnehmung häufig überbewertet wird. Auch das Entwicklungsstadium der Knospe spielt eine weitere wichtige Rolle für die Beurteilung des möglichen Schadens. Das eigentliche Ziel des Käfers ist der Pollen, somit ist der Schaden umso größer, je kleiner die Knospen zu dem Zeitpunkt sind. Sind hingegen die Knospen geöffnet, kann der Käfer sich frei am Blütenpollen bedienen und die Schadwirkung ist gering.

Ist nach dem Zuflug der Käfer eine Ostwetterlage mit kaltem Wind vorherrschend, wandern die Käfer oft in die tiefer gelegenen Seitenknospen ab, wo es geschützter und somit wärmer ist. Dort können sie dann unbemerkt Schadpotenzial entwickeln. Unter diesen Bedingungen sollten auch die Seitenknospen in die Kontrolle mit einbezogen werden.

Diesen geringen Fraßschaden kann die Pflanze kompensieren.
Hier teilen sich Rapsglanzkäfer und Kohlschotenrüssler den Knospenstand.

Resistenzen beachten

Beim Rapsglanzkäfer hat die metabolische Resistenz gegen Pyrethroide in den vergangenen Jahren weiterhin zugenommen. Zusätzlich muss man auch von einer Resistenz gegen den Wirkstoff Acetamiprid (Mospilan SG, Danjiri, Carnadine) ausgehen.

Nützlinge schonen

Nützliche Insekten tragen ebenfalls zur Bekämpfung von Rapsschädlingen bei. Bodenräuber wie räuberische Laufkäfer, Kurzflügler und Spinnen ernähren sich von zur Verpuppung abwandernden Larven. In der Blüte sind Schlupfwespenarten (Tersilochus ssp., Phradis ssp.) aktiv, die die Larven des Rapsglanzkäfers besiedeln und dort ihrerseits Eier ablegen. Somit beeinflusst ein Insektizideinsatz nicht nur das eigentliche Zielobjekt.

Bei der geringen Anzahl von verfügbaren Wirkstoffen beziehungsweise Produkten kann man aktuell nicht wirklich von einer Bekämpfungsstrategie sprechen (siehe Übersicht).

Erfolgt noch bekämpfungsrelevanter Zuflug der Stängelschädlinge und treten auch gleichzeitig Rapsglanzkäfer in bekämpfungswürdigem Umfang auf, sollte Trebon 30 EC (B2; Pyrethroid Typ I) zum Einsatz kommen. Mavrik Vita/Evure (B4; Typ I) haben gegen die Stängelschädlinge keine Zulassung, hier liegt der Fokus klar auf den Rapsglanzkäfern. Die Produkte Mospilan SG/Danjiri (B4; Neonicotinoid) als Möglichkeit zum Wirkstoffwechsel dürfen nur bis ES 59 (erste Blütenblätter im Bestand sichtbar, Blüten noch geschlossen) zum Einsatz kommen. Der Wirkungsgrad dieser Produkte ist allerdings schlechter.

Das Bild der Abiotischen Knospenwelke kann leicht mit einem Rapsglanzkäferschaden verwechselt werden.

Wichtige Tipps

Grundvoraussetzung, um gegen den Rapsglanzkäfer vorzugehen, ist die Ermittlung der Bekämpfungsschwelle durch Auszählen der Käfer auf der Pflanze. Eine Vielzahl von schwarzen Käfern erzeugt oft Irritationen und suggeriert sofortiges Handeln. Bei genauer Auszählung relativiert sich häufig der Befall. In Knicknähe liegt er deutlich höher als im Schlag. Eventuell reicht dann auch eine Randbehandlung.

Bei der Wahl des Behandlungszeitpunkts ist die anschließende Witterung einzubeziehen. Der Spritzzeitpunkt entscheidet besonders bei den Pyrethroiden über Erfolg oder Misserfolg. Hier gilt es, die Nerven zu bewahren. Der Zuflug muss erst zugelassen werden, um die direkte Kontaktwirkung der Insektizide zu nutzen. Wenn zum Beispiel drei Tage warmes Wetter angekündigt sind und danach kühle Witterung einsetzt, ist die Spritzung zum Ende des dritten Tages zu terminieren. Diese nachfolgenden niedrigeren Temperaturen sorgen oft dafür, dass kein neuer Zuflug von Käfern in den Bestand erfolgt. Hinzu kommt, dass niedrigere Temperaturen den Abbau der Pyrethroide auf der Pflanze verlangsamen. Das heißt, die Wirkungsdauer wird verlängert.

Fazit

Da ein Wirkstoffwechsel kaum noch möglich ist, verschärft sich die Resistenzsituation bei den Pyrethroiden immer mehr. Je nach Auftreten sind auch weitere Schädlinge davon betroffen. Ein Pyrethroid-Einsatz gegen den Rapsglanzkäfer betrifft einerseits auch spät zufliegende Kohltriebrüssler und andererseits eventuell auftretende Kohlschotenrüssler. Zusätzlich befinden sich ganzjährig Rapserdflöhe im System. Diese Tiere sind dann alle als Nebeneffekt von der eigentlichen Maßnahme betroffen. Das fördert aufgrund der Selektion auch deren Resistenzen gegenüber den Insektiziden. Die Anwendungshäufigkeit ist der Motor der Resistenzgeschwindigkeit.


Bekämpfungsschwelle

Die Bekämpfungsschwelle des Rapsglanzkäfers richtet sich nach dem Entwicklungsstand des Rapses. Je kleiner die Knospe, desto größer der Schaden. Vorschädigungen des Rapses sollten in die Beurteilung mit einfließen.

• Ermittlung der Bekämpfungsschwelle durch Ausklopfen des Haupttriebes (ab Knospenbildung bis Blühbeginn)

• Behandlung bei mehr als zehn Käfern pro Haupttrieb
(bei schwachen Beständen mehr als fünf Käfer pro Haupttrieb)


Bienenschutz

B1: kein Einsatz in blühenden oder von Bienen beflogenen Pflanzen (das gilt auch für blühende Unkräuter)

B2: In blühenden oder von Bienen beflogenen Pflanzen ist der Einsatz nur nach dem täglichen Bienenflug bis 23 Uhr erlaubt.

Bei Kombination mit Ergosterol-Biosynthese-Hemmern kommt es zur Veränderung der Bienengefährlichkeit (B2 oder B1).

Nach guter fachlicher Praxis sollte die Kombination zweier B4-Insektizide unterbleiben, da diese in puncto Bienengefährlichkeit als B1 betrachtet werden.

NN410 bedeutet, dass zum Schutz von Bestäuberinsekten ein Einsatz von B4-Insektiziden in den Abendstunden erfolgen sollte, die Anwendung ist die ganze Nacht möglich.

Anmerkung: Nach der PflSchutzAnwVO dürfen in Naturschutzgebieten keine Insektizide (B1, B2 und NN410) ausgebracht werden.