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Halbzeit in Uelzen – die Hälfte der Rüben ist verarbeitet

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Etwa die Hälfte aller Rüben ist momentan in der Fabrik in Uelzen verarbeitet. Nach jetzigem Stand wird die diesjährige Rübenverarbeitung allerdings noch bis Mitte Februar ­andauern.

Das bisher sehr ruhige und bis zu Beginn dieser Woche auch weitgehend trockene Herbstwetter hat zu einer hohen Verarbeitungsleistung des Werkes in Uelzen von etwa 20.000 t Rüben pro Tag beigetragen. Erfreulich ist ebenfalls, dass aufgrund der vergleichsweise geringen Erdanhänge die Belastung der Abwasserstrecke in der Fabrik deutlich geringer ist als in anderen Jahren.

In den vergangenen 14 Tagen wurden im Durchschnitt aller fertig gemeldeten Flächen in Schleswig-Holstein 13,4 t/ha Zucker bei einem Rübenertrag von über 77 t/ha geerntet. Somit lag auch der Zuckergehalt mit knapp 17,4 % auf einem guten Niveau. Umso erfreulicher ist dieses Ergebnis, wenn man bedenkt, dass etwa 60 % aller Rüben in Schleswig-Holstein erst im Mai gelegt werden konnten.

Besonders wichtig ist es jetzt, die momentan guten Rübenqualitäten bis zur Lieferung zu erhalten. Eine ordnungsgemäße Rübenabdeckung ist dafür, wie mehrfach beschrieben, die grundlegende Voraussetzung. Eine Abdeckpflicht besteht in diesem Jahr für alle Rüben, die ab dem 15. Dezember geliefert werden.

Eine Vergütung für die Mietenpflege wird bereits für Rüben gezahlt, die ab dem 2. Dezember aus fachgerecht abgedeckten Mieten geliefert werden. Auch Selbstabdecker bekommen die Mietenabdeckung ab dem 2. Dezember vergütet . Dazu müssen sie allerdings die Abdeckung über das AgriPortal gemeldet haben.

Am kommenden Mittwoch, 27. November, findet im Dithmarsenpark in Albersdorf die diesjährige Mitgliederversammlung des Zuckerrübenanbauerverbandes statt. Neben den Regularien wird es auch alle Informationen rund um den Zuckerrübenanbau geben.

Hochwertige Eiche und Besonderheiten gefragt

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Die Schleswig-Holsteinische Laub- und Nadelwertholzsubmission findet zusammen mit den Holzmengen des Landeswaldes am Mittwoch, 26. Februar, (Gebotsabgabe) beziehungsweise Freitag, 28. Februar, (Ergebnisbekanntgabe) im ErlebnisWald Trappenkamp (Daldorf) statt. Zum gleichen Termin werden die Kreisforsten Lauenburg ihre Submission auf dem Lagerplatz in Lanken ausrichten. Die Holzagentur (Hoag) gibt nachfolgend die Konditionen bekannt.

Das Holz wird in Daldorf gegen gesonderte Gebühr durch Hoag-Mitarbeiter bei Bedarf permanent schneefrei gehalten. Ab Freitag, 17. Januar, werden Lose eingeteilt. Die Taxierung der Hölzer (Lose) ist für die Kalenderwochen 5 und 6 geplant. Danach erhalten die Lieferantenforsten ihr Losverzeichnis. Das Öffnen der Gebote im Verwaltungsgebäude des ErlebnisWaldes Trappenkamp erfolgt schließlich am 26. Februar ab 9 Uhr.

Am 28. Februar wird es spannend

Die Ergebnisbekanntgabe schließlich erfolgt durch Auslegen der geprüften Ergebnislisten und Interpretation der Daten im Verwaltungsgebäude des ErlebnisWaldes Trappenkamp am Freitag, 28. Februar, um 15 Uhr. Im Anschluss ist für die nicht bebotenen beziehungsweise nicht zugeschlagenen Lose ein Nachverkauf möglich.

Die Nutzungsgebühren für den Lagerplatz inklusive der Betreuung der Anlieferung, den Kostenbeitrag für das von der Hoag durchgeführte Schneefegen sowie die Verkaufsgebühren können unter info@hoag.de oder Tel.: 0 45 51-88 20 88 erfragt werden.

Das Taxierteam freut sich auf erfolgreiche Submissionen (v. li.): Jan Zulys, Hans-Jürgen Sturies, Dr. Manfred Quer, Siegfried Roelcke und Andreas Mylius.
Fotos: Hoag

Zwischen dem 19. Januar und 20. März bleiben aus Sicherheitsgründen die mit Zahlenschloss gesicherten Schranken geschlossen.

Welche Hölzer sollten angeliefert werden?

Qualität vor Masse ist das Gebot. Eiche ist weiterhin sehr gefragt und erzielt laut Dr. Manfred Quer, Geschäftsführer der Hoag GmbH, gute bis sehr gute Preise. Insbesondere starkes und gutes Holz werde preisstabil nachgefragt. Sehr gute Aussichten bestehen für furnierhaltige Hölzer, gute Aussichten für B-Sägeholz mit anhängendem guten C und für starkes B/C-Holz der Stärkeklasse 5+ (4b+) in Dielenqualität.

Für mittelstarkes B/C-Holz der Stärkeklassen 3b/4a in Dielenqualität sind die Aussichten in diesem Jahr schlechter, ebenso für schwaches B-Holz der Stärkeklassen 3a/3b. Aus diesem Grund wird hierfür eher der Freihandverkauf empfohlen. Immer wieder gut gefragt sind Rosen-/Ast- beziehungsweise Wildeichen der Stärkeklassen 5+.

Esche wird nach der Prognose von Quer bei dimensionsstarken Stämmen ab Stärkeklasse 5+ einen sehr guten Letztjahrespreis erzielen. Für gerades, sehr gutes B-Sägeholz ohne anhängendes C bestehen ebenfalls gute Aussichten.

Andere Laubholzarten sind bei hochwertigster Güte und Dimension sehr erwünscht (Bergahorn, Kirsche). Auch Besonderheiten wie Riegelesche, Riegelahorn, Ulmen, Nussbaum, Maserhölzer und so weiter sollten immer angeboten werden. Diese Stämme haben oft schon die besten Erlöse bei der Wertholzsubmission gebracht. Buche, Erle und Spitzahorn sowie Hainbuche und Birke hingegen sollten nicht geliefert werden.

Schon im vergangenen Jahr wurden auch hochwertige Nadelhölzer erfolgreich submittiert. Man liefere bitte furnierfähige, gut gezopfte Lärchen-, Douglasien- sowie Kiefernblöcke ab Stärkelasse 5+ (ohne anhängende guter B-Qualität) gesondert. Gerades, hochwertiges B-Holz ist ebenfalls angesagt. Bitte kein C-Holz liefern! Besondere Holzarten wie Mammutbaum und Ähnliches sind willkommen. Grundsätzlich bitte kein Käferholz (insbesondere Eichenkernkäfer), kein trockenes Holz, kein Holz mit Metall liefern!

Fazit

Die Hoag erwartet ähnlich gute Ergebnisse wie im Vorjahr. Eiche ist die erlösstärkste Holzart. Für Esche sind die Aussichten gut. Auch Besonderheiten sind gefragt. Douglasien und Lärchen sind sehr erfolgversprechend.

Alleinfutter aus Schleswig-Holstein

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Von April bis Juni 2024 wurden in Schleswig-Holstein im Rahmen des vergleichenden Mischfuttertests Nummer 22/24 insgesamt vier Alleinfuttermittel für Mastschweine von zwei Futtermittelherstellern beprobt und untersucht.

Der Verein Futtermitteltest (VFT) führt regelmäßig Warentests bei Mischfuttermitteln durch. Dadurch werden die Tierhalter über die Qualität der Mischfutter informiert, die zwischen den Produkten und im Zeitverlauf schwanken kann. Hinweise zur Vorgehensweise des VFT bei der Bewertung der Futtermittel, zu Anforderungen und fachlichen Vorgaben, sind unter www.futtermitteltest.de zu finden. Über diese Seite ist ebenfalls ein Zugriff auf die Ergebnisse verschiedener Futtertypen in den einzelnen Regionen möglich.

Aus den Futterprüfungen der vergangenen Jahre ist erkennbar, dass Namensbestandteile der Futter (zum Beispiel Vormast, Mast, VM, MM et cetera) und die Angaben zum Einsatzbereich zwischen den Herstellern differieren können. Wichtig für den passenden Einsatz sind Angaben zum Einsatzbeginn (x kg Lebendmasse (LM)) beziehungsweise zum Einsatzbereich (von x bis y kg LM). Sofern bei den Fütterungshinweisen für ein Futter kein Ende des Einsatzbereiches angegeben ist, kann natürlich trotzdem auch zu einem späteren Zeitpunkt ein Wechsel auf ein entsprechend nährstoffangepasstes Mittel- oder Endmastfutter erfolgen.

Im vorliegenden Test werden zwei Futter als Vormastfutter deklariert. Im Futter von Trede & von Pein ist ein Einsatzbeginn ab 30 kg LM angegeben, für das Vormastfutter von Ceravis ein Einsatz bis 50 kg LM. Das Mittelmastfutter von Ceravis soll ab 50 kg LM gefüttert werden und das Endmastfutter von Trede & von Pein ab 75 kg LM. Für alle Futter sind somit Einsatzbereiche angegeben.

Bei der Deklarationskontrolle konnten bei zwei der hier geprüften Futtermittel die Energieangaben, unter Berücksichtigung der amtlichen Toleranzen durch die Laboranalyse, nicht bestätigt werden. Bei der fachlichen Bewertung wurden diese beiden Futter aufgrund des Energie-Untergehaltes daher mit der Note „3“ bewertet. Die anderen beiden Alleinfuttermittel zeigten keine Auffälligkeiten und wurden mit der Note „1“ bewertet. Positiv hervorzuheben ist, dass alle Futter Phytase enthielten und so höhere Brutto-P-Gehalte vermieden werden konnten.

Die vorliegenden Testergebnisse beziehen sich ausschließlich auf die geprüften Futterchargen und dürfen nicht generell für die Beurteilung der Futtertypen herangezogen werden. Sie lassen ebenfalls keine Rückschlüsse auf die übrigen Produkte der beteiligten Mischfutterhersteller zu.

Die Prüfung von Mischfutter durch den VFT wird insbesondere durch Zuschüsse des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) gefördert.

Ernüchterung nach Rekordjahr

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Es liegen die ersten Ergebnisse des im Juli abgeschlossenen Wirtschaftsjahrs (WJ) 2023/2024 vor. Nach den guten Ergebnissen des Vorjahres zeigt sich für 2023/2024 ein deutlicher Rückgang der landwirtschaftlichen Einkommen.

Nach Auswertung der Zahlen des Testbetriebsnetzes (TBN) in Schleswig-Holstein zeigen die Betriebstypen ein geringeres Ergebnis als im Vorjahr. Im Mittel aller Betriebstypen sinkt der Gewinn um 49 % auf 64.460 € pro Betrieb. Im ausgewerteten Wirtschaftsjahr 2023/2024 ist die Ernte im Jahr 2023 eine entscheidende Größe.

Schwierige Erntebedingungen

Die Ackerbaubetriebe blicken dabei auf herausfordernde Bedingungen zurück. Während es in der Wachstumsphase des Getreides zu trocken war, setzte mit dem Erntebeginn der Regen ein. Die Erträge des Jahres 2023 lagen zum Teil deutlich unter dem Mittelwert der Vorjahre. Der Weizen konnte meist nur in Futterqualität geerntet werden. Es sind hohe Trocknungskosten angefallen. Ab Oktober 2023 hat sich die Lage nochmals zugespitzt. Sturm und Regen machten die Felder unbefahrbar. Die Ernte von Silomais und Zuckerrüben war aufgrund der nassen Böden sehr schwierig. Einige Flächen konnten nicht mehr mit Wintergetreide bestellt werden. Die Erlöse für Getreide und Raps haben im Jahr 2023 nachgegeben und lagen unter den Rekordmarken des Vorjahres. Günstige Exporte aus Russland, aber auch aus der Ukraine sorgen für Preisdruck. Auch im Jahr 2024 gab es starke Preisschwankungen. Es wird zunehmend schwieriger, den richtigen Verkaufszeitpunkt zu finden.

Die Gewinne der Ackerbaubetriebe gingen im WJ 2023/2024 um 48 % auf 45.706 € zurück. Die betrieblichen Erträge sanken um 15 % auf 2.276 €/ha. Die Aufwendungen verringerten sich um 10 % auf 1.903 €/ha. Die 37 TBN-Ackerbaubetriebe bewirtschaften im Mittel 129 ha mit 63 ha Getreide, 27 ha Raps, 3,8 ha Zuckerrüben, 1 ha Kartoffeln, 22 ha Biogas Mais und 4,6 ha Stilllegung.

Gestiegene Umsätze in der Schweinehaltung

Nach einer langen Phase mit einer ruinösen Erlössituation brachte das Jahr 2023 endlich wieder kostendeckende Preise für die Schweine haltenden Betriebe. Nachdem im Vorjahr bereits die Kurse für Schlachtschweine angezogen hatten, sind im WJ 2023/2024 auch die Ferkelnotierungen spürbar angestiegen. Die Anzahl der Schweine haltenden Betriebe ist weiter zurückgegangen. Nach den Zahlen der Mai-Viehzählung hat sich die Erholung des Schweinebestandes aus dem Vorjahr nicht weiter fortgesetzt. Bundesweit haben sich die Bestandszahlen dagegen wieder leicht erhöht.

Im ersten Halbjahr 2023 stiegen die Kurse für Schlachtschweine stetig an und erreichten im Juli mit 2,50 €/kg Schlachtgewicht (SG) ein neues Allzeithoch. Nach der Grillsaison verringerte sich die Nachfrage etwas, sodass die Notierungen bis Mitte Oktober wieder auf 2,10 €/kg SG nachgaben. Zu Beginn dieses Jahres stieg der Kurs erneut auf 2,20 €/kg SG und konnte sich bis August auf diesem Niveau behaupten. Auch die Ferkelkurse profitierten von dieser Entwicklung. Im Sommer dieses Jahres waren Mastferkel nicht unter 100 € pro 28-kg-Ferkel zu bekommen.

Auf der Kostenseite wurde Mischfutter deutlich günstiger als im vorherigen Wirtschaftsjahr. Die Schweinemastbetriebe mussten jedoch spürbar höhere Preise für Ferkel zahlen. Damit sollten sich die Gewinne der Schweine haltenden Betriebe im WJ 2023/2024 knapp unterhalb des Vorjahresniveaus bewegen. Leider wurden für die ersten Ergebnisse des Testbetriebsnetzes zu wenig Daten von Veredelungsbetrieben übermittelt, sodass noch keine detaillierten Ergebnisse für Schleswig-Holstein vorliegen.

Zwischenzeitlich geringeres Milchgeld

Nach den Rekord-Milchgeldauszahlungspreisen im Jahr 2022 gaben die Preise im ersten Halbjahr 2023 nach. Zu Beginn des WJ 2023/2024 zeigen die Milcherlöse wieder einen ansteigenden Trend. Dennoch bleibt der Umsatz der Testbetriebe mit Milchviehhaltung im WJ 2023/2024 um 22 % hinter dem guten Vorjahr zurück.

Auch die Kurse für Schlachtrinder liegen im WJ 2023/2024 wieder unter dem Vorjahresniveau. Im hiesigen Schlachtrinderhandel bleibt die Schließung des Rinderschlachthofs in Bad Bramstedt spürbar. Dieses betrifft vor allem den Absatz von Jungbullen. Die Erlöse für Schlachtrinder der Testbetriebe im WJ 2023/2024 liegen zirka 10 % unter dem Vorjahreswert.

Die Gewinne der TBN-Futterbaubetriebe bleiben im Wirtschaftsjahr 2023/2024 mit 75.702 € pro Betrieb um 55 % hinter dem guten Vorjahr zurück.

Ende Oktober lagen die Ergebnisse von 104 Milchbetrieben vor. Der durchschnittliche TBN-Futterbaubetrieb ist in Schleswig-Holstein 115 ha groß und hält 100 Milchkühe. Dazu werden im Mittel 23 Mastbullen verkauft.

Fazit

Im Wirtschaftsjahr 2023/2024 zeigt sich nach einem guten Vorjahr wieder Ernüchterung, auch wenn die Bandbreite zwischen den Betrieben groß ist. Das Gewinnniveau der Betriebstypen hat sich dagegen angeglichen. Die Preisentwicklung auf den Märkten für landwirtschaftliche Produkte bleibt sehr unsicher. Neben dem Wetterrisiko sorgen internationale Krisen für Preisausschläge. Im Wirtschaftsjahr 2023/2024 kamen noch weitere besondere Einflüsse dazu wie die Corona-Hilfen oder der Wechsel zwischen pauschalierender und optierender Umsatzbesteuerung. Nach den Ergebnissen der ersten vorliegenden Buchführungsdaten gehen die Gewinne im Ackerbau und in der Milchviehhaltung um fast die Hälfte zurück. Auch das fünfjährige Mittel wird verfehlt. Auf den Schweine haltenden Betrieben hofft man, das Vorjahresergebnis zu halten (siehe Grafik 6).

Fototermin mit der Weihnachtsbaumkönigin

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Die Tage sind mittlerweile kurz und oft grau. Es ist also an der Zeit, es sich zu Hause schön zu machen und an das nahende Fest zu denken. Vor allem in wirtschaftlich und politisch ­unruhigen Zeiten finden ­viele Menschen Halt in Traditionen wie dem Weihnachtsfest. Dazu gehört für die Mehrheit immer noch ein echter Weihnachtsbaum.

Die Produzenten von Weihnachtsbäumen planen schon seit Monaten die Ernte für Advent und Weihnachten. Am 7. November haben der Bundesverband der Deutschen Weihnachtsbaum- und Schnittgrünerzeuger (BVWE) und die Landwirtschaftskammer (LKSH) in Fuhlendorf, Kreis Segeberg, mit dem symbolischen Fällen des ersten Baumes die bundesweite Weihnachtsbaumsaison eröffnet. Die neugewählte deutsche Weihnachtsbaumkönigin Sarah Neßhöver stand dabei für einen Fototermin in der Kultur von Jürgen Schümann zur Verfügung.

Die Presse verfolgt gespannt das Netzen der Bäume.

Dr. Jörg Engler ist der Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft der schleswig-holsteinischen Weihnachtsbaumproduzenten. „In den Kulturen ist in Schleswig-Holstein wie im gesamten Bundesgebiet eine gute, dunkelgrüne Qualität der Weihnachtsbäume festzustellen“, sagte er beim Termin. „Die reichlichen Niederschläge in diesem Jahr hatten auch ihre guten Seiten.“ Jährlich werden in Deutschland etwa 23 bis 25 Millionen Weihnachtsbäume verkauft. Etwa 80 % der Bäume stammen aus dem etwa 30.000 ha umfassenden heimischen Anbau. „Auch in diesem Jahr werden alle Nachfragen der Verbraucher nach natürlichen Weihnachtsbäumen bedient werden können”, so Engler.

Deutlich steigende Erzeugerpreise

Man erwarte in einer ersten Prognose die Endverbraucherpreise für Nordmanntannen in einem Preiskorridor von 22 bis 30 € pro laufendem Meter, so Engler weiter. In der arbeitsintensiven Weihnachtsbaumbranche ist ein deutlicher Strukturwandel spürbar. Seit Jahren hätten, so Engler, die starken Kostensteigerungen bei Löhnen und Produktionsmitteln unter dem Druck eines Angebotsüberhangs nur geringfügig in die Abgabepreise der Betriebe einbezogen werden können.

Diese zunehmend unwirtschaftliche Erlösstruktur sowie der Arbeitskräftemangel und die schwierige Suche nach Betriebsnachfolgern führten in den familiengeführten Produktionsbetrieben in ganz Europa gegenwärtig zu einer Reduzierung der Anbauflächen und erzwängen unausweichlich deutliche Anhebungen der Erzeugerpreise für den einkaufenden Groß- und Zwischenhandel. Eine künftig einträglichere Produktion gewährleiste außerdem weiterhin Investitionen in umweltbewusste Anbauverfahren und erhalte dadurch dem Naturbaum seine herausragende Akzeptanz und Beliebtheit gegenüber schädlichen Plastikimitationen.

Gemeinsam raten der Verband und die LKSH wegen kurzer Transportwege, der Wertschöpfung im eigenen Land und der CO2-Neu­tralität unbedingt zu einem Naturbaum statt der angebotenen Plastikvariante. Außerdem stehe ein natürlicher Weihnachtsbaum als emotionales Produkt in der heutigen Zeit mehr denn je für die Werte Familie, Gemeinschaft und Hoffnung und vermöge Licht und Wärme in die Welt zu tragen.

Ein Portalschlepper wird zur Ernte auf dem Betrieb Schümann eingesetzt.

Das Weihnachtsbaum-Kompetenzzentrum

Hans-Caspar Graf zu Rantzau, Vizepräsident der Landwirtschaftskammer, ist privat ein großer Weihnachtsbaumfan und überzeugt von der Qualität der heimischen Bäume. „Wir haben viel zu bieten, die Bäume mögen unser Klima zwischen den Meeren“, betonte er. In seiner öffentlichen Funktion stellte er die Rolle der LKSH vor: „Die land- und forstwirtschaftlichen Betriebe in Schleswig-Holstein sind wichtige Produzenten von Weihnachtsbäumen, die weit über die Landesgrenzen hinweg ihre Abnehmer finden. Sie werden beraten und unterstützt durch die Kolleginnen und Kollegen der Landwirtschaftskammer. Unser Weihnachtsbaum-Kompetenzzentrum bietet den Weihnachtsbaumproduzenten eine hervorragende Beratungsplattform. Wir bündeln das Beratungsangebot abteilungsübergreifend, sodass in jedem Einzelfall optimale und maßgeschneiderte Lösungen für die jeweils speziellen Fragestellungen der Betriebe entwickelt werden. Mit dem Weihnachtsbaum-Kompetenzzentrum erhalten wir die Leistungsfähigkeit unserer Erzeuger und gewährleisten somit die hohe Qualität der heimischen Weihnachtsbäume. Und davon profitiert letztlich der Verbraucher, der für sein Geld hochwertige Ware erhält, deren Produktion die aktuellen gesellschaftlichen Ansprüche voll erfüllt – von hoher ästhetischer Qualität über Klimabilanz und Biodiversität bis zur Minimierung von Pflanzenschutzmitteleinsatz. Das Versuchswesen im Gartenbau und die Forstabteilung bilden das Zentrum durch die Auftragsforschung rund um die Weihnachtsbaumproduktion. Unsere Experten beraten die Betriebe gern.”

Laura und Jürgen Schümann rahmen den Repräsentanten der LKSH im Kreis Segeberg, Hans-Heinrich Wulf, ein. Der freut sich über einen so aktiven Betrieb in seinem Kreis.

Neben der guten Arbeit des Kompetenzzentrums kooperiere die Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein seit 2022 mit Experten außerhalb der Landesgrenzen, zum Beispiel mit dem Verband der Weihnachtsbaum- und Schnittgrünerzeuger in Nordrhein-Westfalen. Man treffe sich regelmäßig und spreche die weitere Zusammenarbeit im Bereich Versuchswesen und Anbauberatung ab, so Graf zu Rantzau.

Weihnachtsbäume aus Schleswig-Holstein

Mit Millionen heranwachsenden Weihnachtsbäumen, die ihre Wurzeln in schleswig-holsteinischem Boden geschlagen haben, können die einheimischen Produzenten dieses Naturproduktes in jedem Jahr alle 1,4 Millionen Privathaushalte des eigenen Bundeslandes versorgen. „Aus der Region – für die Region“ ist in Schleswig-Holstein demnach das Motto.

Familie Schümann verkauft neben handelsüblichen Bäumen auch 20 m hohe Großbäume und hat für sich damit eine Marktlücke gefunden.

Viele der rund 200 Produzenten bieten frisch geschlagene Bäume an eigenen Ständen in Städten und Ortschaften, aber auch direkt in ihren „Weihnachtswäldern“ an. Schleswig-Holstein ist auch Exporteur von Weihnachtsbäumen. Zahlreiche Lkw durchqueren in den nächsten Wochen den Elbtunnel gen Süden mit Zielen im gesamten Bundesgebiet und im benachbarten Ausland.

Der Betrieb Jürgen Schümann

Der gastgebende Betrieb hegt und pflegt auf 45 ha Anbaufläche hauptsächlich Nordmanntannen, die nicht nur über den Großhandel abgegeben werden. Der traditionsreiche Forstbetrieb führt auch einen Hofverkauf ab dem 9. Dezember und weihnachtliche Veranstaltungen durch. Mit Laura Schümann steht eine Nachfolgerin für eine erfolgreiche Zukunft des Naturbaumbetriebes bereit.

Jürgen Schümann: „Ich habe eine intensive Beziehung zu den Bäumen, denn es handelt sich um ein langfristiges Produkt, das mehrere Jahre gehegt und gepflegt wird.“ Weil die Kosten davonliefen, werde dort, wo es gehe, technisiert. Statt der Motorsäge kämen heute bei der Ernte Portalschlepper oder Kneifer zum Einsatz. Der Rücken der Mitarbeiter danke es obendrein, nicht den ganzen Tag in gebückter Haltung arbeiten zu müssen.

Sarah Neßhöver hat die Weihnachtsbaumsaison eröffnet.

Die amtierende Weihnachtsbaumkönigin

Sarah Neßhöver aus Nordrhein-Westfalen wurde am 13. September für eine Amtszeit von zwei Jahren zur neuen Weihnachtsbaumkönigin Deutschlands ernannt. Sie setzt sich bundesweit als aktive Repräsentantin des deutschen Weihnachtsbaumverbandes für das öffentliche Ansehen des natürlichen Weihnachtsbaumes ein. Ihr macht das Amt großen Spaß. Dabei kann sie Termine wie diesen bei uns im Norden besuchen oder geht beispielsweise in Kindergärten. Für sie bedeutet Weihnachten eine schöne Tradition, nach der man mit Familie und Freunden zusammen ist. Ein Naturbaum gehört für die 23-Jährige unbedingt dazu. Ohne Weihnachtsbaum wäre Weihnachten nicht Weihnachten, sagt sie.

Leistungsfähiger Pansen lebt von Wechselwirkung

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Der Pansen beherbergt Millionen von Mikroorganismen, die in Symbiose mit der Kuh leben, um Energie aus dem Futter zu gewinnen. Die Effizienz der Nährstofffreisetzung bestimmt dabei zum einen den Gewinn eines Betriebes, da Futterkosten oft die höchsten Produktionskosten sind. Zum anderen wird durch einen funktionierenden Pansen die Gesundheit der Tiere maßgeblich beeinflusst.

Ein Organismus benötigt Energie für Erhaltung und Leistung, Wiederkäuer sind da keine Ausnahme. Einzigartig sind sie aber insofern, da sie in der Lage sind, aus den aufgenommenen Pflanzen die Fasern zur Energiegewinnung zu nutzen, die eigentlich für sie unverdaulich sind. Im Laufe von Jahrmillionen hat sich eine Zusammenarbeit zwischen Wiederkäuer (Wirtstier) und den im Pansen lebenden Mikroorganismen (Mikrobiom) so weit entwickelt, dass das Mikrobiom nun unverzichtbar ist.

Das Wirtstier dieser Symbiose liefert das Pflanzenmaterial, durch wiederholtes Zerkleinern beim Wiederkäuen fördert es den mikrobiellen Abbau durch die Vergrößerung der Oberfläche. Durch die besondere Anatomie des Vormagensystems bietet es ein günstiges Umfeld für den mikrobiellen Faserabbau mithilfe einer konstanten Durchmischung und stabiler pH- und Temperaturbedingungen („Gärkammern“).

Die komplexen pflanzlichen Kohlenhydrate werden anschließend von den Mikroorganismen abgebaut, die Energie in Form von kurzkettigen Fettsäuren freigesetzt und vom Wirtstier über die Pansenzotten aufgenommen. Im weiteren Verlauf dienen die Mikroorganismen selbst als wichtige Proteinquelle (Verdauung im Darmtrakt des Wirtstieres). Zum Hauptteil wird das Mikrobiom aus Bakterien gebildet (zirka 95 %), die restlichen Anteile bestehen aus Archaeen, Protozoen, Viren und Pilzen.

Störung des Pansens

Dies alles ist ein hochkomplexer Prozess, der durch plötzliche Veränderungen schnell aus dem Gleichgewicht gebracht werden kann. Ein Beispiel ist hier die subakute Pansenazidose, wenn es durch die steigende Aufnahme leicht verdaulicher Kohlenhydrate und gleichzeitig sinkende Aufnahme von strukturwirksamer Rohfaser zu einer Konzentrationserhöhung von flüchtigen Fettsäuren im Pansen kommt.

Unter wiederkäuergerechten Fütterungsbedingungen können die flüchtigen Fettsäuren leicht von den Pansenzotten in den Körperkreislauf aufgenommen werden. Diese Kapazität wird allerdings mit steigender Energiedichte in der Ration überschritten. Weiterhin führt Rohfasermangel zu einer verminderten Kauaktivität, infolgedessen sinkt auch der Speichelfluss, der normalerweise eine Pufferfunktion im Pansen ausübt. Der optimale pH-Bereich für die faserabbauenden Pansenorganismen wird unterschritten. Dabei kommt es zu einer verringerten Bildung von Essigsäure (die vor allem zur Milchfettsynthese genutzt wird) und zu einer gesteigerten Bildung von Propionsäure (die vor allem zum Körperfettaufbau genutzt wird).

Daraus resultieren der Abfall des Milchfettgehaltes und eine Verfettung der Tiere. Als Folge treten Entzündungsreaktionen auf – zum einen direkt lokal an der Pansenschleimhaut (Ruminitis, Pansengeschwüre) als auch systemisch im Tierkörper, da die Durchlässigkeit der Pansen- und Darmschleimhaut gegenüber Bakterien und Giften erhöht ist (Stichwort Leaky-Gut-Syndrom).

Zu einer Herausforderung wird die Fütterung insbesondere in der Transitphase, da sich der Pansen relativ schnell von einer energiearmen Ration während des Trockenstellens auf eine energiedichte Ration zu Beginn der Laktation umstellen muss. Um während der Transitphase eine möglichst konstante Ration füttern zu können, wird vielfach darüber nachgedacht, die Trockenstehzeit zu verkürzen oder sogar ausfallen zu lassen.

Ziel einer Studie (Goselink, 2024) war es daher, die Rückbildung und anschließende Vermehrung (Proliferation) der Pansenzotten von Milchkühen ab 60 Tagen vor dem Abkalben bis 56 Tage nach dem Abkalben zu beobachten – entweder mit einer konventionellen Trockenstehzeit von 60 Tagen als Kontrollgruppe, einer kurzen Trockenstehzeit von 30 Tagen oder einem vollständigen Wegfall der Trockenstehzeit.

Die Ergebnisse zeigen, dass die Verkürzung oder das Weglassen der Trockenstehzeit und die damit verbundenen Rationsänderungen zu einer weniger ausgeprägten oder gar keiner Abnahme der Pansenzottenfläche vor dem Abkalben und zu einer größeren Zottenoberfläche in den ersten Wochen nach dem Abkalben im Vergleich zu einer konventionellen Trockenstehzeit von 60 Tagen führten. Dies könnte die Anpassung des Pansens erleichtern und die Energiebilanz in der frühen Laktation verbessern. Es besteht allerdings noch großer Forschungsbedarf, um diese Phase in Hinblick auf Stoffwechselstabilität und Euterregeneration/Heilung auszubalancieren und zu optimieren.

Regelmäßiges Futtervorlegen und Futteranschieben ermöglichen eine gleichmäßige Futteraufnahme und Füllung des Pansens. 

Mikrobiom und Mastitis

Im Zusammenhang mit dem Leaky-Gut-Syndrom rückt der Komplex Euterentzündung in den Fokus. Traditionell wird die Mastitis als eine örtlich begrenzte Entzündungsreaktion auf das Eindringen eines Krankheitserregers gesehen. Es fällt allerdings auf, dass eine Mastitis häufig auf eine Pansenstörung folgt oder sie begleitet. In einem Forschungsvorhaben konnte durch die Übertragung von Kot-Mikrobiota von Mastitiskühen auf keimfreie Mäuse bei diesen eine Mastitis ausgelöst werden. Es wird daher neben dem Eintreten von Erregern von außen auch ein endogener (innerer) Weg bei der Entstehung von Euterentzündungen diskutiert.

Prophylaxe von Pansenstörungen

Die beste Prophylaxe ist eine wiederkäuergerechte Fütterung. Sie stellt allerdings bei Milchleistungen von über 45 l pro Tag und in der Intensivmast eine große Herausforderung dar und erfordert ein einwandfreies Konzept. Die Ration sollte an die jeweilige Leistung angepasst sein und eine ausreichende Rohfaserversorgung sicherstellen. Es ist wichtig, die Grenzwerte an leicht löslichen Kohlenhydraten einzuhalten und Futtermittel mit hoher Pansenstabilität einzusetzen.

Nicht zu unterschätzen ist die optimale Fütterungstechnik, wobei insbesondere im geburtsnahen Zeitraum eine schrittweise Anpassung an Rationen mit hoher Energiedichte und geringem Rohfasergehalt erfolgen sollte. Damit eine gleichmäßige Futteraufnahme möglich ist, muss ständig Futter zur Verfügung stehen. Das heißt, es ist sinnvoll, das Futter mehrmals am Tag nachzuschieben. Bei der Verfütterung einer totalen Mischration sollte man auf eine gute Vermischung achten, damit ein selektives Fressen von Getreide verhindert werden kann. Es es darf allerdings auch nicht zu einer Vermusung und damit zu einer Abnahme der Strukturwirksamkeit kommen.

Kolostrum und Mikrobiom

Obwohl das neugeborene Kalb noch nicht wiederkäut, beginnt doch die Besiedlung des Magen-Darm-Traktes unmittelbar nach der Kalbung. Über das Kolostrum wird die Grundlage für ein gesundes Mikrobiom gelegt. Die Wirkung der Biestmilch geht über die der Immunglobuline hinaus. Sie enthält viele bioaktive Substanzen mit positiver Wirkung auf das Mikrobiom, sodass eine Tränke mit der sogenannten Transitmilch über fünf Tage zum deutlichen Vorteil für das Kalb wird. Voraussetzung dafür ist aber natürlich, dass das Kolostrum sauber gewonnen und verabreicht wird, um eine Kontaminierung mit coliformen Erregern zu minimieren, die das Mikrobiom eher negativ beeinflussen würden. Auch die Vertränkung von rückstandshaltiger Milch hat einen negativen Einfluss auf die Entwicklung eines gesunden Mikrobioms, weshalb nur rückstandsfreie Milch zur Kälberfütterung verwendet werden sollte.

Mikrobiom und Methan

Die Effizienz, mit der eine Kuh zusammen mit ihrem Mikrobiom den Kohlenstoff aus dem Futter in Erhaltung und Leistung (Milch und Fleisch) umsetzen kann, ist von Tier zu Tier unterschiedlich. Der Ausstoß von Methan kann als Energieverlust für die Kuh angesehen werden. Folglich ist die Forschung zur Methanreduzierung in zweifacher Weise sinnvoll. Sie trägt zu einer verbesserten Energienutzung bei und reduziert gleichzeitig die Bildung des Treibhausgases Methan.

Aktuell ist wenig bekannt, wie genau eine reduzierte Methanbildung vererbt wird, daher ist der züchterische Ansatz noch mit Vorsicht zu betrachten. Denn die Kuh selbst bildet nicht das Methan, es wird aber vermutet, dass bestimmte Voraussetzungen der Kuh methanbildende Mikroorganismen eher fördern oder hemmen. Zurzeit sind daher indirekte Strategien zur Methanminderung, wie besondere Futtermittelzusätze oder Verlängerung der Nutzungsdauer, relevanter.

Fazit

Das Verständnis der Wechselwirkungen zwischen Wirtstier und Mikrobiom ist entscheidend für eine gesunde und leistungsfähige Herde. Der Grundstein für einen leistungsfähigen Pansen wird direkt mit der Kolostrumgabe, gleich nach der Kalbung, gelegt und setzt sich zeitlebens im Hinblick auf die Futtereffizienz und die Tiergesundheit fort.

Dänen beschließen CO2-Steuer

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Als weltweit erstes Land führt Dänemark eine Steuer auf Treibhausgasemissionen in der Nutztierhaltung ein. Die neue Steuer ist Teil eines Abkommens für die „grüne Transformation“ des Landes, auf deren Umsetzung sich eine breite Mehrheit des dänischen Parlaments am Montag geeinigt hat. Das Abkommen war von der sogenannten grünen Dreiergruppe im Sommer ausgehandelt worden, an der neben der Regierung diverse Akteure wie der Dachverband der Agrar- und Ernährungswirtschaft (L&F) beteiligt waren.

Ziel des Abkommens ist es, die dänischen Treibhausgasemissionen signifikant zu senken, die Qualität der Gewässer zu verbessern, eine nachhaltige Landwirtschafts- und Lebensmittelproduktion zu fördern und mehr Naturräume und Wälder zu schaffen. Insgesamt stehen laut der dänischen Regierung für die Umsetzung der geplanten Maßnahmen 5,76 Mrd. € zur Verfügung. Schätzungen zufolge könnten bis 2030 durch die im Abkommen festgelegten Maßnahmen 1,8 bis 2,6 Mio. t CO2-Äquivalente (CO2e) eingespart werden.

Teil des Pakets ist eine CO2-Steuer. Für Emissionen aus der Tierhaltung werden demnach – erstmals 2030 – pro 1 t CO2e 40 € fällig. Die Steuer soll bis zum Jahr 2035 auf 100 €/t CO2e steigen. Allerdings soll es für Landwirte einen durchschnittlichen Mindestabzug von 60 % geben, wodurch sich die tatsächliche Steuerlast stark vermindert.

Auch Nachbarländer in der Pflicht

Zentrales Element des Abkommens ist die Umwandlung von Landfläche. Die Regierung spricht von „der größten Veränderung in der dänischen Landschaft seit über 100 Jahren“. Geplant sind 250.000 ha neuer Wald und die Stilllegung von insgesamt 140.000 ha kohlenstoffreicher Tieflandböden. Die geänderte Landnutzung soll auch dazu beitragen, die Wasserqualität zu verbessern.

Auch seine Fjorde und Küstengewässer will Dänemark künftig besser vor Stickstoffeinträgen schützen. Um die Umweltziele der EU-Wasserrahmenrichtlinie zu erfüllen, sollen verstärkt auch die Nachbarländer in die Pflicht genommen werden. In der politischen Rahmenvereinbarung steht, dass „unverzüglich“ mit Schweden und Deutschland entsprechende Abkommen vereinbart werden müssten. Was das konkret heißt, werde aktuell noch ausgearbeitet, hieß es aus Kopenhagen.

Beteiligte nach langen Verhandlungen zufrieden

Um die Umsetzung voranzutreiben, war im August extra ein neues Ministerium gegründet worden. Minister Jeppe Bruus erhielt dafür auch Zuständigkeiten, die zuvor im Agrarressort lagen. Beide Häuser begrüßten die erzielte Einigung, der lange Verhandlungen vorausgegangen waren. Der Sozialdemokrat Bruus sprach von einem „historischen Ergebnis“. „Es handelt sich um eine sehr ehrgeizige Vereinbarung, mit der wir den Grundstein für die grüne Transformation der dänischen Landwirtschaft gelegt haben“, betonte derweil Landwirtschaftsminister Jacob Jensen.

„Glücklicherweise hat eine breite Mehrheit im dänischen Parlament erkannt und bewiesen, dass eine starke Lebensmittelindustrie und ein ehrgeiziger grüner Wandel keine Gegensätze sind“, hob der L&F-Vorsitzende Søren Søndergaard hervor. Dennoch ist der Branchenverband mit den hochgesteckten Wasserschutzzielen nicht einverstanden. „Hier verschwenden wir viele Ressourcen für die Verfolgung von Umweltzielen, die wir nicht erreichen können, wenn die Nachbarländer nicht die gleichen Ziele verfolgen.“ Deren Einbeziehung in die politische Vereinbarung sei jedoch ein Erfolg, so Søndergaard. 

Naturschutz-Hardliner fallen aus der Zeit

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Wahrlich wohltuend waren die Worte von Tobias Goldschmidt (Grüne) auf dem Landesnaturschutztag in Neumünster. Der schleswig-holsteinische Umweltminister begrüßte explizit die anwesenden Bäuerinnen und Bauern und betonte die Notwendigkeit, dass Naturnutzer und Naturschützer zusammenarbeiten müssten, um die Herausforderungen durch den Klimawandel, die Energiewende und den Biodiversitätsschutz zu meistern. Als positives Beispiel nannte der Minister die Entwicklung des Aktionsplans Ostseeschutz 2030, der eine Zielvereinbarung mit der Landwirtschaft beinhaltet.

Dass der Appell Goldschmidts für kooperative Lösungen richtig platziert war, zeigten die Reaktionen einiger Naturschützer auf den Redebeitrag von Ludwig Hirschberg, Vizepräsident des Bauernverbandes Schleswig-Holstein. Dieser hob die vielen bereits existierenden Naturschutzaktivitäten im ländlichen Raum hervor, an denen oftmals die Landwirtschaft beteiligt sei. Hirschberg stellte klar, dass auch außerhalb behördlich festgelegter Kulissen Naturschutz stattfinde – mit wenig oder gar keiner Bürokratie.

Diese positive Botschaft passte anscheinend nicht zu den Krisenszenarien, die einige Vorredner gezeichnet und damit negative Stimmung verbreitet hatten. Eine Referentin bedauerte sogar, dass gewisse Naturschutz-Fördergelder nicht für den Kauf landwirtschaftlicher Flächen verwendet werden dürften. Kooperation, nein danke?! Hirschberg erntete letztlich deutlich vernehmbares Murren und skeptisches Getuschel in den Besucherreihen.

Dieses Verhalten gegenüber dem Bauernverbandsvertreter wirkt mit Blick auf die jahrelangen Dialogprozesse, viele kooperative Projekte und nicht zuletzt die Arbeit am Aktionsplan Ostseeschutz wie aus der Zeit gefallen. Offensichtlich fällt es vielen Naturschutzvertretern immer noch schwer, den Blickwinkel von Bäuerinnen und Bauern einzunehmen und somit Verständnis für landwirtschaftliche Belange aufzubringen. Umso wichtiger war der Kooperations-Appell von Minister Goldschmidt.

Wer pragmatisch denkt, dem ist doch klar: Nur durch Schutzgebietsausweisungen und Monitoring ist der Natur noch kein Stück geholfen. Außerdem sollte man nicht so tun, als entstünden außerhalb offizieller Kulissen Ödnis oder karge Landschaften. Es geht darum, integrierte Maßnahmen zu entwickeln, beispielsweise mithilfe von Vertragsnaturschutz. Mehrfachnutzungen wie Photovoltaik auf Moor sind ein wichtiges Werkzeug, sowohl für den Klimaschutz als auch für das Gelingen der Energiewende.

Ein positives Signal sendet in diesem Zusammenhang die Allianz für den Gewässerschutz in Schleswig-Holstein mit der Aufnahme von Naturschutzverbänden. Der Wille zur konstruktiven Mitarbeit ist also vorhanden. Gut so!

In den Zielen sind sich Landwirte und Naturschützer ohnehin größtenteils einig. Das betonte auch Ludwig Hirschberg in Neumünster. Es gilt nun, weiterhin im Gespräch zu bleiben und gemeinsam sinnvolle Maßnahmen zu erarbeiten. Dann werden irgendwann auch die Murrer verstummen.

Dr. Robert Quakernack, Foto: bb

Wie kann klimagerechte Architektur funktionieren?

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Schmuddelig-kaltes Novemberwetter – wie schön ist es da, von draußen in die warme Stube zu kommen. Doch wie lassen sich solch angenehme Raumtemperaturen künftig energie- und ressourcensparend, klimagerecht und nachhaltig erzeugen? Und was kann man dabei aus traditioneller Baukultur lernen? Fragen, mit denen sich die neue Sonderausstellung „Wohltemperiert. Für klimagerechte Architektur!“ im Jahr100Haus des Freilichtmuseums Molfsee beschäftigt.

Die weltweite Klimaveränderung stellt die Architektur vor neue Herausforderungen. Dabei geht es nicht so sehr um hochtechnologische, energieeffiziente Haustechnik wie Wärmepumpen, Wärmerückgewinnung, Solar, Speichersysteme oder Lüftung. Vielmehr steht die Frage im Vordergrund, wie bereits beim Bauen und Wohnen durch Raumaufteilung, Bauformen und Materialauswahl angenehme Temperaturen in Räumen ermöglicht werden können.

Eine Antwort bietet die vernakuläre Architektur – also traditionelle Baukultur, wie sie in den 70 historischen Exponatgebäuden auf dem Gelände des Freilichtmuseums zu finden ist. Sie greift auf lokale Ressourcen zurück und bezieht regionale Wetter- und Klimaverhältnisse mit ein. Die Menschen organisierten seinerzeit ihr Leben in den Gebäuden entlang von Heiz- und Kühlvorrichtungen.

Schwippbogenherd im Bordesholmer Haus auf dem Gelände des Freilichtmuseums Molfsee
Foto: Iris Jaeger

Der Herd oder auch andere Feuerstellen bildeten den heißen Kern, den Hotspot. Mit dem Herdfeuer wurde nicht nur gekocht, es diente auch zum Heizen anderer Räume, zum Trocknen von Kleidung oder Feldfrüchten. Beispielhaft ist das am Schwippbogenherd im Haus aus Großharrie im Freilichtmuseum zu sehen, der zugleich auch als Räucherofen diente, um Fleischwaren haltbar zu machen.

Aus der Historie bekannt ist auch der Bilegger, ein Zimmerofen, der von der Küche oder der Diele aus befeuert wurde und meist nur die gute Stube beheizte. Damals wurden meist nur die Räume geheizt, die genutzt wurden. Tiere, die mit im Gebäude gehalten wurden, dienten ebenfalls als Wärmequelle. Alkoven – kleine, mit Holzladen oder Vorhängen verschließbare Schlafkammern – hielten die Körperwärme des Schlafenden wie ein Kokon in dem kleinen Schlafraum. Wärmequellen jeglicher Art waren früher ein kostbares Gut.

Somit schlägt die neue Ausstellung eine Brücke zu den Gebäuden auf dem Gelände, „die nun durch eine neue Brille sichtbar werden. Sie zeigen, wie ohne technischen Aufwand bauliche Energieprinzipien möglich sind. Wir wollen dazu einladen, sie als Ideenfundus für klimagerechtes Bauen zu betrachten“, erklärte Museumsdirektorin Dr. Kerstin Poehls bei einem ersten Rundgang durch die Ausstellung. Diese habe eine Blickumkehr zum Ziel, „wir kombinieren die Geschichte des Bauens mit der Frage, wie wir in der Zukunft bauen und wohnen wollen“, so Poehls.

Fünf dieser Prinzipien, die in den historischen Gebäuden immer mit sozialem Alltag, mit Routinen und Ritualen verbunden sind, sind in der Ausstellung zu erleben:

Räumliche Verdichtung durch Stoffbahnen und ein gemauerter Hotspot
Foto: Iris Jaeger

Räumliche Verdichtung: Mit Stoffbahnen abgehängte Decken verringern im Winter das zu beheizende Raumvolumen, im Sommer zieht man die Bahnen wieder auf und bringt den Raum auf seine ursprüngliche Größe. So lässt sich das Wohnumfeld effizient an die jeweiligen Temperaturbedingungen anpassen.

Raum im Raum: Der wärmste, innerste Raum mit Ofen oder anderen Wärmequellen wird zum Zentrum des Hauses, ein Temperaturgefälle zu den äußeren Bereichen des Hauses entsteht. Durch die Anordnung kleinerer Räume innerhalb größerer wäre eine wärmetechnische Differenzierung möglich und schaffte die Voraussetzung für dynamische, auf die Jahreszeiten abgestimmte Wohnpraktiken.

Raum im Raum
Foto: Iris Jaeger

Kokon: Der menschliche Körper als Wärmequelle – künftig ließe sich das zur Erwärmung kleiner Schlafräume nutzen, ähnlich wie bei den historischen Alkoven. „Eine Architektur, die sich dieses Potenzial zunutze macht, würde zu radikal anderen, nicht standardisierten Räumen mit hybridem Heizsystem führen“, lautet es in der Ausstellungsbeschreibung.

Hotspot/heißes Zentrum: Öfen, Herde und Feuerstellen waren auch Orte, an denen das soziale Leben stattfand. Dort wurde gegessen, gearbeitet, ausgeruht, sich unterhalten oder auch geschlafen. Eine häusliche Wärmequelle könnte also mehr sein als nur eine Technik. Sie könnte künftig, so die Idee, als zentrales räumliches Element dienen, das soziale Interaktionen sowie räumliche Beziehungen fördert.

Übergangszonen: Die Fassade dient bislang als lineare Barriere, Innenraum und Außenbereich sind voneinander getrennt. Die Idee: Die feste Raumtrennung könnte um eine Übergangszone erweitert werden, die als Temperaturregler fungiert, den Innenraum im Winter erwärmt und im Sommer abkühlt. Gleichzeitig würde die Fassade zu einem zusätzlichen saisonalen Raum, der je nach Jahreszeit unterschiedliche Nutzungen ermöglicht.

Beispiele für traditionelle Baukultur aus ganz Europa am Spalier, das die Übergangszone darstellen soll.
Foto: Iris Jaeger

Neben modernen Baustoffen erfahren Materialien wie Lehm, Seegras, Stroh oder Reet eine Renaissance und spielen zunehmend fürs künftige nachhaltige Bauen wieder eine Rolle. In der Ausstellung wird die Übergangszone durch Holzspaliere ­abstrahiert dargestellt, die zugleich mit Bildern behängt sind, die einen weiteren Ausstellungsschwerpunkt zeigen.

Dargestellt sind 50 Beispiele traditioneller Baukultur aus ganz Europa, die von zahlreichen Architektinnen und Architekten unter der Federführung des slowenischen Architekturmuseums (MAO) in Ljubljana zusammengestellt wurden. Sie reichen von Südspanien nach Nordnorwegen, von Westirland bis zum östlichen Polen. Gezeigt wurde diese Zusammenstellung von Fotos und Texten 2023 im Slowenischen Pavillon der Architektur-Biennale in Venedig.

Ergänzt wird die neue Sonderausstellung durch eine Entdeckungstour für kleine und große Besucher durch historische Häuser auf dem Gelände des Freilichtmuseums sowie durch ein umfangreiches Rahmenprogramm, für das der Bund Deutscher Architekten (BDA) Schleswig-Holstein einen ArchitekturClub gegründet hat. Bauministerin Dr. Sabine Sütterlin-Waack (CDU) zeigte sich begeistert von der neuen Ausstellung: „Sie regt dazu an, über einen Wandel im Bausektor nachzudenken und sich auf das Potenzial historischer Baukultur zu besinnen.“

Kuratiert und geleitet wird die Ausstellung von Dr. Babette Tewes.

Weitere Informationen unter freilichtmuseum-sh.de 

Thorsten Sadowsky, Kerstin Poehls und Sabine Sütterlin-Waack mit Maja Vardjan, Direktorin des slowenischen Architekturmuseums MAO und Jure Grohar, slowenischer Architekt (v. li.)
Foto: Iris Jaeger

Vom Umgang mit dem Tod in allen seinen Facetten

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Sich mit der eigenen Sterblichkeit auseinanderzusetzen, fällt vielen schwer. Dabei gehört der Tod zum Leben dazu und kann auch etwas Erschaffendes haben – sowohl kulturell als auch wirtschaftlich. Den Tod und den Umgang mit ihm in allen seinen Facetten zu beleuchten, ist Thema der Ausstellung „Bestattungskulturen in Lübeck und der Welt. Vom Ruheort zum Coffin Dance“ im Industriemuseum Geschichtswerkstatt Herrenwyk in Lübeck.

Die Ausstellung der Sammlung Kulturen der Welt gibt einerseits Einblicke in alte Traditionen und neue Trends der deutschen Bestattungsindustrie. Zugleich veranschaulichen rund 70 archäologische, historische und moderne Exponate aus 25 Ländern alternative spirituelle und humorvolle Umgangsformen mit dem Tod in Asien, Afrika, Lateinamerika und der Südsee. Zu sehen ist auch exklusives Bildmaterial der christlichen, islamischen und jüdischen Friedhöfe Lübecks.

„Uns geht es darum, die kulturelle Vielfalt rund um den Tod darzustellen, die verschiedenen Rituale in den Regionen der Welt und immer wieder auch einen Vergleich zu unserer deutschen und europäischen Sterbe- und Bestattungskultur zu ziehen. Wo gibt es Gemeinsamkeiten und Unterschiede?“, erklärt Stella Barsch, wissenschaftliche Mitarbeiterin der Sammlung Kulturen der Welt (vormals Völkerkunde). Sie führt an diesem Sonntag durch die Ausstellung. Diese ist in drei Themenräume gegliedert.

Bestattungskulturen in Lübeck und der Welt, Industriemuseum Herrenwyk Lübeck, Tod enttabuisieren, Ruheort, Coffindance
Foto: Iris Jaeger

Im ersten Raum geht es um den Tod als Übergang in eine vermeintlich andere Welt. Was erwartet uns im Jenseits? Nicht immer wird das Ableben als ein absolutes Ende verstanden, sondern als ein weiterer Schritt in einem ewig währenden Kreislauf von Tod und Wiedergeburt beziehungsweise als Neubeginn eines Daseins als verehrter Ahne.

In einigen Kulturen sind es Tiere, die einen ins Jenseits begleiten wie beispielsweise die Totenvögel auf Madagaskar, Figuren, die als Schutzpatron mit auf den Weg gegeben werden. In anderen werden die Seelen mit einem Boot oder einem Totenschiff ins Jenseits gebracht. Die Vorstellung von Himmel und Hölle sowie dem Jüngsten Gericht ist Teil der christlichen Kultur, während es in der altägyptischen Zeit die Vorstellung gab, dass die Seelen der Verstorbenen im Jenseits gewogen würden. Zu sehen sind Kreuze aus dem Alpenraum, die Sterbenden in die Hand gegeben werden, oder eine Statue des liegenden Buddha, die den Eintritt ins Jenseits symbolisiert.

Grabstele mit zwei Totenvögeln aus Madagaskar
Foto: Iris Jaeger

Der zweite Raum widmet sich den Ritualen, die die Menschen im Laufe der Zeit entwickelt haben, um ihre Verluste zu verarbeiten: Objekte, mit denen man Kontakt zur Totenwelt aufnehmen oder einen Blick ins Jenseits werfen kann. Zu den Ritualen gehören auch die verschiedenen Formen der Trauerfeiern. Bunt, laut und fröhlich geht es in Mexiko beim Totenfest „Día de los muertos“ zu, das den Tod, aber auch das Leben feiert. Das Gegenteil dazu bilden hiesige Beerdigungen und Trauerfeiern. In einem Video ist der Coffin Dance zu sehen – Sargträger in Ghana betten ihre Tätigkeit in mitreißende tänzerischen Choreografien ein.

Unterschiede gibt es auch in der Trauerbekleidung. Hier im westlichen Europa ist meist Schwarz die Trauerfarbe, im chinesischen Glauben ist es Weiß, in einigen afrikanischen Kulturen sind es bunte Farben oder Brauntöne. Tote zu betrauern und zu feiern erzeugt den Wunsch, Orte der Trauer und Erinnung zu schaffen. Die ägyptischen Pyramiden, der indische Taj Mahal oder auch die im norddeutschen Raum bekannten Stein- und Hügelgräber zeugen vom Verlangen, Bleibendes zu schaffen.

Doch gab und gibt es Gründe für das Nichtbestatten. So gab es im Christentum lange die Tradition, die Gebeine von Heiligen für die Reliquienverehrung zur Schau zu stellen oder, wie beispielsweise in Österreich, Italien oder Tschechien, Knochen in Gebeinhäusern zu präsentieren. Im tibetischen Buddhismus ist es bis heute Tradition, aus Gebeinen Ritualobjekte wie Knochentrompeten oder Schädelschalen zu fertigen. In Deutschland besteht Bestattungspflicht, aber es ist möglich, Teile der Asche in Glaskugeln oder in Schmuck einarbeiten zu lassen.

In Schmuck verwahrte Asche
Foto: Iris Jaeger

Extra für die Ausstellung wurde in Ghana ein Sarg in Form eines Mercedes-Benz gefertigt. Dort werden entsprechend den Berufen der Verstorbenen figürliche Särge gebaut. Fischsärge für Fischer, Flugzeuge für Piloten et cetera. Die Mercedes-Benz-Särge werden häufig für erfolgreiche, wohlhabende Marktfrauen angefertigt, die „Mama Benz“ genannt werden. Denn der Benz ist ein Statussymbol für Erfolg. Statt in einem Sarg bestatten einige Aborigine-Stämme in Australien ihre Toten in von Termiten ausgehöhlten Baumstämmen.

Ähnlich ist der neue Trend der Reerdigung, bei der nach dem Tod der Körper in einem sargähnlichen Behältnis auf Schnittgut (Stroh, Heu und Blumen) gebettet wird und dort vierzig Tage verbleibt. Natürlich vorkommende Mikroorganismen bauen das organische Material ab und verwandeln den Körper in fruchtbare Humuserde. Diese wird auf einem Friedhof in der bodenaktiven Schicht eingebracht, wo sie ihre Nährstoffe an die Pflanzen weiterreichen kann.

Dieser und weitere Trends zeigen, dass sich überall auf der Welt ein Wandel in der Bestattungskultur bemerkbar macht. Mit diesem Wandel und den Folgen zum Beispiel für Friedhöfe beschäftigt sich Raum drei der Ausstellung. Der Rückgang von Erdbestattungen hat deutschlandweit ein Friedhofsterben zur Folge, während See- und Waldbestattungen zunehmen. Auch Kolumbarien (Grabstätten/Mauern/Bauwerke mit Urnenkammern) werden immer beliebter, um Hinterbliebenen keine Arbeit mit der Grabpflege zu machen. Beleuchtet wird auch der Wirtschaftsfaktor der Bestattungsindustrie. Erstmals werden außerdem speziell die Geschichte und Entwicklung der Lübecker Friedhöfe in den Blick genommen, wofür Fotomaterial durch eigens für die Ausstellung in Auftrag gegebene Drohnenflüge ausgewertet wurde. Highlight des Raums ist ein Sarg, in dem man „Probe liegen“ kann.

Jüdischer Friedhof Moisling
Foto: SKW/M. Haydn

Kurator und Ethnologe Dr. Lars Frühsorge möchte mit der Ausstellung das Thema Tod enttabuisieren und den Blick vergleichend auf andere Kulturen lenken. Seit 15 Jahren forscht er zu dem Thema und hat auf seinen Reisen Friedhöfe und Bestattungstraditionen in rund 80 Ländern kennengelernt. „Bei einer der ersten Forschungsreisen in einem Bergdorf in Guatemala habe ich mit meiner Gastfamilie eine Beerdigung besucht, die ganz anders war als alles, was ich bisher kannte. Das war erhellend“, erzählt er auf die Frage, was ihn an dem Thema so fasziniert. Auch sei er durch seine Frau zu dem Thema gekommen, die als Krankenschwester täglich mit dem Tod zu tun habe und dadurch eine andere, praktische Sicht auf das Thema als er mit seinem Blick als Kulturwissenschaftler.

Weitere Informationen unter skw.die-luebecker-museen.de und die-luebecker-mu​seen.de/bestattungskulturen

Kurator und Ethnologe Dr. Lars Frühsorge im Kurzinterview

Wie kam es zu der Idee mit der Ausstellung? 

Als Forscher bin ich seit zirka 15 Jahren an dem Thema interessiert, habe auf Reisen und bei meinen Forschungen Friedhöfe und Bestattungstraditionen in rund 80 Ländern kennengelernt. So gab es neben den Exponaten der Sammlung Kulturen der Welt auch viel eigenes Material für die Ausstellung.

Die Sammlung Kulturen der Welt hat ja keine eigene Ausstellungsfläche und sucht daher immer Partner für Ausstellungsprojekte. Das Industriemuseum Herrenwyk ist sehr gut für das Thema geeignet, weil wir in der Ausstellung eben nicht nur einen Blick in die weite Welt werfen, sondern auch auf neue Trends in unserer eigenen Bestattungsindustrie.

Sie forschen seit 15 Jahren zu dem Thema, was genau fasziniert Sie daran?

Bei einer meiner ersten Forschungsreisen in einem Bergdorf in Guatemala habe ich mit meiner Gastfamilie eine Beerdigung besucht, die ganz anders war als alles, was ich bisher kannte. Das wahr sehr erhellend. Zu dem Thema bin ich auch durch meine Frau bekommen, für die als Krankenschwester der Tod ein ganz alltäglicher Teil der Arbeitswelt ist. Sie sieht das Thema sehr praktisch, ich mit dem Blick eines Kulturwissenschaftlers. Das kann ein sehr spannender Austausch sein. Denn auch in deutschen Krankenhäusern sterben heute nicht nur Menschen christlichen Glaubens, sondern auch Muslime, Buddhist:innen, Hindus …

Daneben sind es aber auch spannende Begegnungen mit dem Tod, die ich auf meinen Reisen gemacht habe.  Das sind universelle Fragen der Menschheit, auf die jede Kultur eigene Antworten gefunden hat. Und der Blick in andere Weltgegenden ist manchmal auch wie ein Blick in unsere eigene Vergangenheit, denn auch hier in Norddeutschland war vor 100 Jahren der Tod noch viel mehr Teil des Alltags. Es wurde zu Hause gestorben und aufgebahrt, der Tod war noch nicht in Krankenhäuser und Pflegeheime verbannt.

Was zeichnet unsere (deutsche, europäische) Bestattungskultur aus und was können wir von anderen Ländern/Regionen/Kulturen lernen? 

Ich glaube jeder Mensch muss einen persönlichen Umgang mit seiner Sterblichkeit finden. Der Blick in andere Kulturen zeigt, dass es da sehr unterschiedliche Sichtweisen, Traditionen, Mechanismen der Verarbeitung gibt. Häufig auch einen weniger tabuisierten Umgang mit dem Tod als in Deutschland – nicht bloße Trauer, sondern das Leben des Verstorbenen zu feiern, gerne auch mit einer Prise Humor, das kann uns inspirieren.  Und es gibt viele Menschen und Institutionen (Hospiz, Medizin, Bestatter, Kirchen …), die sich wünschen, dass der Tod in unserer Gesellschaft weniger verdrängt wird, dass wir uns zu Lebzeiten mit diesem Thema auseinandersetzen, verschiedene Möglichkeiten erfahren. So kam es auch zu der Ausstellung.

Wie möchten Sie nach Ihrem Tod bestattet werden?  

Auch wenn ich als Historiker Grabsteine sehr schätze und all die Geschichten, die sie erzählen, denke ich nicht, dass für mich nach meinem Tod so ein Aufwand betrieben werden soll. Ich finde die Idee der Bestattungswälder sehr schön, weil dort auch mein Vater liegt. Den Verstorbenen zu besuchen, ist dann kein trauriger Gang auf den Friedhof, sondern auch ein schönes Naturerlebnis. Oder eine Seebestattung, ich stelle mir vor, dass sich dann die Asche über alle Weltmeere verteilt. Wer dann an mich denken will, kann es an jedem Strand der Welt tun. Allerdings weiß ich auch durch meine Arbeit, dass Trauer einen Ort braucht und dass vielen Hinterbliebenen bei solchen Bestattungsformen dann doch der ganz persönliche Ort für ihre Trauerarbeit fehlt.
Interview: Iris Jaeger

Amulette zum Schutz der Kinder vor dem Tod, Kindermütze mit Amulett, jüdische Amulett-Tafel für das Kindbett, Devotionalentafel aus Südtirol
Foto: Iris Jaeger
Gipsfiguren für das Totenfest „Dia de los muertos“ in Mexiko
Foto: Iris Jaeger
Druckmodell für die Herstellung von tsha tsha (kleine Tonskulpturen), Tibet
Foto: Iris Jaeger
Die Ausstellungsbesucher haben die Möglichkeit, in einem Sarg zur Probe zu liegen.
Foto: Iris Jaeger
Geomantischer Kompass aus China
Foto: Iris Jaeger
Urne für eine Seebstattung mit einem Auszug aus einer Seekarte der Lübecker Bucht
Foto: Iris Jaeger
Grab-Erinnerungsfigur, Demokratische Republik Kongo
Foto: Iris Jaeger