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Hornlose Bullen stark nachgefragt

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Die erste Absatzveranstaltung der Rinderzucht Schleswig-Holstein (RSH) nach der Sommerpause in Dätgen nahm einen positiven Verlauf. Die Märkte wurden in allen Kategorien so gut wie geräumt. Es blieben nur wenige Verkaufstiere im Überstand, bei denen die Preisvorstellungen der Verkäufer und Bieter nicht übereinstimmten.

Die schwarzbunten Bullen erlösten im Schnitt 2.280 €, wobei der teuerste Bulle im Ring 3.300 € kostete. „Cabel“ von der Rinderzucht Kaack aus Mözen erzielte diesen Spitzenpreis. Der genetisch hornlose „Sancos PP“-Sohn überzeugte mit viel Wuchs und Bemuskelung und entstammt einer leistungs- und inhaltsstoffstarken Kuhfamilie. Mit 2.700 € erzielte die Andresen Kattbek GbR aus Böklund einen Spitzenpreis für „Beatus“. Der enorm entwickelte „Clooney“-Sohn stammt aus einer sehr leistungsstarken Kuhfamilie. Der einzige aufgetriebene rotbunte Bulle ging für 1.500 € an einen Käufer aus Niedersachsen.

Familie Broosch erfolgreich

Das Angebot bei den schwarzbunten Färsen wurde durch eine sehr gute Betriebskollektion von Familie Broosch aus Techau aufgewertet. Die kapitalen und dabei sehr harmonischen Färsen erzielten alle Preise von über 2.000 € und im Schnitt 2.275 €. Die verkauften schwarzbunten Färsen konnten zu einem Durchschnittspreis von 1.840 € zugeschlagen werden. Teuerste Färse war „Alina“ von Detlef Bähnke aus Klein Schlamin. Die sehr euterstarke, jugendlich wirkende Färse konnte mit einer guten Einsatzleistung aufwarten und erlöste nach einem harten Bieterduell 2.700 €. Die rotbunten Färsen erlösten im Schnitt 1.788 €, der Markt wurde hier geräumt. Mit 2.400 € erzielte Jörg Göttsche aus St. Margarethen den Spitzenpreis für „Arina“. Die hornlose „Solitair P“-Tochter konnte mit einer extrem hohen Einsatzleistung punkten und zeigte sich im Ring als euterstarke und rahmige Färse.

Alle Angler verkauft

Das Kontingent der Angler wurde vollständig verkauft. Die einzige Kuh im Angebot konnte für 1.600 € zugeschlagen werden. Die Färsen erlösten im Schnitt 1.625 €, der Spitzenpreis von 1.800 € wurde gleich zweimal erreicht. Thore Henningsen aus Esgrus-Tollschlag erreichte diese Summe für seine leistungsstarke „Vlake“-Tochter „Baby“. Auch Lorenz Engelbrecht aus Grundhof erlöste 1.800 € für „Breslau“. Die sehr elegante und schicke „Wotan“-Tochter überzeugte auch mit ihrem langlebigen Kuhstamm.

Hornlose Jungrinder

Matthias Biehl aus Kisdorf hatte ein Angebot von hornlosen Jungrindern und Kälbern aufgetrieben, die bis auf ein Jungrind alle zugeschlagen wurden. Alle Jungrinder und Kälber waren genetisch hornlos, und so entwickelte sich ein zügiger Auktionsverlauf. Die zugeschlagenen Tiere konnten Preise von 500 bis 900 € erzielen, der Durchschnitt lag hier bei 725 €.

Nach diesem erfolgreichen Start in die neue Auktionssaison hofft die Rinderzucht Schleswig-Holstein auf zahlreiche Anmeldungen für die nächste Auktion. Sie findet statt am 12. Oktober, wiederum im Vermarktungszentrum der RSH in Dätgen.

Zuckerpreise auf Zwölfjahreshoch

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Im September 2023 stieg der Preis für Weißzucker am Terminmarkt in London auf über 740 US-$/t, mehr als 40 % Preisanstieg gegenüber dem Vorjahresmonat. Auslöser hierfür sind Produktionsprobleme in den größten Zuckerexportländern. Zuletzt gab es Spekulationen, dass Indien im Oktober 2023 Exportbeschränkungen für seine Zuckerexporte ankündigen wird, um die nationale Versorgung nicht zu gefährden. Der geringer als üblich ausfallende Monsunregen (–20 %) beeinflusst die Rohrzuckerproduktion negativ. Indien erlaubte den Fabriken schon in der laufenden Saison bis zum 30. September 23 nur, 6,1 Mio. t Zucker zu exportieren, nach 11,1 Mio. t Export in der Vorsaison.

Rückgang der weltweiten Zuckerproduktion

Aber auch für die anderen großen Exporteure Brasilien (–4 Mio. t, Trockenheit) und Thailand (–1,5 Mio. t, Trockenheit) werden Rückgänge prognostiziert. Für Brasilien wird erwartet, dass angesichts der hohen und weiter steigenden Rohölpreise mehr Zuckerrohr in die dortige Ethanolproduktion wandert, sodass das Exportpotenzial dieses weltweit größten Zuckerproduzenten noch weiter sinkt.

Die internationale Zuckerorganisation ISO prognostizierte am 10. August, dass die weltweite Produktion im Jahr 2023/24 im Jahresvergleich um –1,2 % auf 174,8 Mio. t sinken werde. Bei einem weltweiten Konsum von 177 Mio. t ergibt sich ein Defizit von 2,2 Mio. t, was weiter preistreibend wirkt.

Zuckermarkt innerhalb der EU

Für die europäischen Zuckerrübenbauern sind dies gute Nachrichten, denn der Preis für Zuckerrüben hängt stark vom Zuckerpreis ab. Allerdings ist der Zuckerpreis innerhalb der EU maßgeblich. Dieser wird von der EU erfasst und von der DG AGRI veröffentlicht. Für Mitte 2023 wurde ein Durchschnittspreis von 817 €/t ermittelt, das sind +364 € oder +79 % gegenüber Juni 2022.

Nach den guten Preisen für Zuckerrüben in der Saison 2022/23 sollten diese für die aktuelle Situation noch besser ausfallen. Die Zuckerrüben-Anbauer können höhere Rübenpreise dringend gebrauchen, denn ihre Produktionskosten steigen ebenfalls deutlich.

Ab 2006 wurde die Zuckermarktordnung der EU grundlegend reformiert. Der Interventionspreis für Zucker wurde in mehreren Jahren von 631,9 €/t auf 335,2 €/t gesenkt, genau wie der davon abgeleitete Zuckerrübenpreis von 46,72 €/t auf 26,29 €/t. 2017 wurden diese Garantiepreise und die Produktionsquoten endgültig abgeschafft. Es folgte in der EU eine Phase absoluter Tiefpreise 2018 und 2019, als der Zuckerpreis nur knapp über 300 €/t (mit entsprechend katastrophalen Rübenpreisen) lag. Damals stiegen viele Landwirte aus dem Rübenanbau aus.

Nun stellt sich die Situation deutlich besser dar: Die Zuckerindustrie meldet gute Geschäfte und Gewinne, auch die Rübenpreise für die Landwirte sollten sich deutlich verbessern. In den Zeiten der Zuckermarktordnung war bei einem Zuckerpreis von 631,9 €/t ein Rübenpreis von 46,72 €/t möglich. Nun sind alle Marktbeteiligtem gespannt, wie der Rübenpreis bei einem Zuckerpreis von über 800 €/t sein wird.

Schleswig-Holstein ist weitestgehend BVD-frei

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Schleswig-Holstein ist nach Angaben des Kieler Landwirtschaftsministeriums (MLLEV) mit Ausnahme des Kreises Rendsburg-Eckernförde offiziell frei von der Bovinen Virusdiar­rhoe (BVD). Die EU habe einem entsprechenden Antrag des Landes stattgegeben. Der Status als BVD-freie Region ist demnach seit dem 30. September wirksam. „Das ist eine gute Botschaft in Bezug auf die Rindergesundheit bei uns im Land und bringt Vorteile für den Handel“, sagte Landwirtschaftsminister Werner Schwarz (CDU). Dies sei ein gemeinsamer Erfolg aller Tierhalter, der Veterinärbehörden, des Landeslabors, der Verbände und der praktizierenden Tierärzte.

Der Tilgungserfolg der vergangenen Jahre und die nun erfolgte Anerkennung als BVD-freie Region ermöglichen laut MLLEV eine langfristige Verbesserung der Rindergesundheit. Dies ist unter anderem durch die Einforderung von Handelsgarantien beim Transport von Rindern aus nicht BVD-freien EU-Mitgliedstaaten und Regionen nach Schleswig-Holstein möglich. Eine Einstallung von Rindern aus nicht BVD-freien Regionen darf nur erfolgen, wenn spezielle Untersuchungs- und gegebenenfalls Quarantäneanforderungen eingehalten werden. Generell dürfen nur ungeimpfte Tiere in Rinder haltende Betriebe eingestallt werden. Um eine Einschleppung aus nicht BVD-freien Regionen zu verhindern, sollten Tierhalter beim Zukauf die Vorlage entsprechender Untersuchungsergebnisse einfordern.

BVD ist eine anzeigepflichtige Tierseuche, die bei Rindern zu schweren Erkrankungen führen kann. Um eine Aufrechterhaltung beziehungsweise Erlangung der BVD-Freiheit gewährleisten zu können, müssen 99,8 % aller Betriebe und 99,9 % aller Rinder als frei von BVD gelten. Hierfür ist es erforderlich, dass jedes neugeborene Kalb fristgerecht innerhalb der ersten 30 Lebenstage auf BVD untersucht wird. age

Deutscher Kartoffelhandelsverband relativiert BMEL-Ernteschätzung

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Der Deutsche Kartoffelhandelsverband (DKHV) hat mit Blick auf die erste Ernteschätzung des Bundeslandwirtschaftsministeriums (BMEL) vom 21. September (siehe Ausgabe 39) Vorsicht angemahnt. „Es ist noch zu früh, um zu einer endgültigen Beurteilung der Gesamtsituation zu gelangen, da noch viele Flächen gerodet werden müssen“, sagte DKHV-Präsident Thomas Herkenrath in Berlin.

Welche Mengen letztendlich für die Vermarktung zur Verfügung stehen würden, hänge von der Qualität und Stabilität der Lagerbestände ab.

Begrenzt und vorläufig

Das Bundeslandwirtschaftsministerium habe trotz herausfordernder Wetterbedingungen und später Aussaat eine vielversprechende Einschätzung zur diesjährigen Kartoffelernte abgegeben, so Herkenrath. Demnach wird für Deutschland eine Gesamternte von fast 10,9 Mio. t erwartet; damit würde die Vorjahresproduktion um fast 2 % übertroffen und der mehrjährige Durchschnitt um 1 %. Die betreffende Anbaufläche sei allerdings um 1,4 % auf 262.600 ha eingeschränkt worden.

Der DKHV betonte, dass sich aus den bislang vorliegenden Zahlen nicht ableiten lasse, welche Verwertungsrichtungen besonders vom Flächenrückgang betroffen seien. Ferner basiere die Ernteschätzung auf begrenzten und vorläufigen Daten. Das Agrarressort hatte bereits bei der Veröffentlichung seiner Voraussage darauf hingewiesen, dass dafür erst 36 % der insgesamt knapp 700 Probeflächen aus der Besonderen Ernte- und Qualitätsermittlung ausgewertet worden seien.

Keine Panik

Mit Blick auf den deutlichen Preisrutsch für nicht kontrahierte Kartoffeln in den vergangenen Wochen mahnt unterdessen die Organisation Nordwesteuropäischer Kartoffelanbauer (NEPG) die Landwirte, nicht in Panik zu geraten. Wie die Organisation erklärte, sind die Preisperspektiven vor allem für Lagerware angesichts der robusten fundamentalen Marktdaten für die laufende Saison durchaus gut. Die NEPG erinnerte daran, dass der Bedarf der europäischen Verarbeitungsindustrie in den kommenden Monaten um 2 Mio. t höher ausfallen dürfte als vor zwei Jahren. Darüber hinaus seien die derzeit sehr niedrigen Preise für freie Ware kein Anreiz für risikoscheue Erzeuger, auch künftig Kartoffeln in einem immer schwierigeren Umfeld anzubauen. Zusätzliche wirtschaftliche, rechtliche und technische Faktoren sowie der Klimawandel machten den Kartoffelanbau zunehmend riskant und schwierig.

Den zuletzt „dramatischen“ Preisrutsch begründete die Organisation unter anderem mit der sehr kleinen Nachfrage nach freier Ware als Folge des umfangreichen Vertragsanbaus. Außerdem falle das Angebot an nicht lagerfähigen Knollen relativ groß aus. age

„Die Realität gehorcht den Buchstaben nicht“

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„In einer zerstörten Bibliothek einer Grundschule in der äthiopischen Region Tigray vertiefen sich zwei Kinder in Bücher. Das Lächeln in ihren Gesichtern verrät einen Moment kleiner Glückseligkeit“, so lautet die Beschreibung zum Siegerbild „Unicef-Foto des Jahres 2022“ des argentinischen Fotografen Eduardo Soteras.

Es sind Momentaufnahmen wie diese, die die Unicef-Fotografen weltweit mit ihrer Kamera einfangen und doch sind sie ein Spiegel der Welt, in der in einigen Regionen so einiges schiefläuft. Und immer sind Kinder betroffen.

Seit dem Jahr 2000 werden im internationalen Wettbewerb „Unicef-Foto des Jahres“ herausragende Bilder und Reportagen professioneller Fotojournalisten aus aller Welt von einer unabhängigen Expertenjury ausgezeichnet. Die prämierten Bilder dokumentieren die Persönlichkeit und die schwierigen Lebensumstände von Kindern und Jugendlichen weltweit: im Krieg, in materieller und seelischer Not, nach Naturkatastrophen, aber auch seltene Momente der Lebensfreude wie beim Siegerfoto. Insgesamt zehn prämierte Fotoreportagen des Wettbewerbs 2022 sind als Sonderausstellung im Stadtmuseum Schleswig bis zum 26. November zu sehen.

Hintergründe zu den Fotos und der Auswahl der drei Siegerbilder lieferte Peter-Matthias Gaede zusammen mit Museumsleiterin Dr. Dörte Beier in einem Pressegespräch vergangene Woche. Gaede ist Journalist und Mitglied im deutschen Komitee sowie in der Foto-Jury von Unicef. „Der Wettbewerb ist dafür bekannt, dass er in die Problemzonen dieser Welt geht. Die großen Themen der Fotoreportagen sind eine Chronologie der laufenden schwierigen Ereignisse wie des Ukraine-Kriegs“, so Gaede. Es gehe um Flucht und Migration, Armut, Kinderarbeit, mitunter auch um individuelle Schicksale, wenn sie beispielhaft für ein großes Thema stünden.

Zweiter Platz für Ron Haviv und sein Bild „Einst hatte ich ein Zuhause“
Foto: Ron Haviv, USA

Die eingereichten Arbeiten stammten von Fotografen aus neun Ländern von drei Kontinenten und zeichneten sich durch ihre hohe fotojournalistische Qualität aus, erklärte Peter-Matthias Gaede weiter. Und ohne dass es die Fotografen bei ihren Aufnahmen im Kopf gehabt hätten und ohne dass man es angestrebt habe, seien auch drei diverse Beiträge dabei, die den Artikel 28 der UN-Kinderrechtskonvention beträfen: das Recht der Kinder auf Bildung; Schule; Berufsausbildung.

„Seit mehr als 30 Jahren gibt es diese Konvention. Die 54 Artikel enthalten sehr schöne Buchstaben, sehr schöne Ziele, nur die Realität gehorcht den Buchstaben nicht“, so Gaede. 93 Länder hätten diese Konvention unterschrieben, in den wenigsten werde sie voll respektiert. In der Jury sei man sich schnell über das Siegerfoto einig gewesen, „weil es einerseits auf eine große Problemsituation hinweist, andererseits auf das, was wir Resilienz nennen: die Fähigkeit von Kindern, weiterzumachen und auch schöne Gefühle zu entwickeln“.

Versteckte Mädchenschule in Afghanistan
Foto: Daniel Pilar, Deutschland

Der zweite Preis ging an den Amerikaner Ron Haviv für sein Ukraine-Foto „Einst hatte ich ein Zuhause“. Eine Lehrerin liest einer Gruppe von Kindern in einem Souterrain in Kiew vor. Die Augen der Kinder spiegeln deren Emotionen aus den Kriegserfahrungen wider: Angst, Skepsis, Furcht und Erschöpfung, aber auch Neugierde auf die Geschichte. „Hier ist in einem Bild alles eingefangen, was wir physisch nicht annähernd miterleben müssen.“ Mut bewies der deutsche Fotograf Daniel Pilar, der eine vor den Taliban versteckte Mädchenschule am Rande Kabuls in Afghanistan entdeckte und fotografierte. Dafür erhielt er den dritten Preis „Hier zeigt sich: Bildungshunger ist stärker als jedes Verbot“, so Gaede.

Termine für Führungen durch die Fotoausstellung sowie weitere Informationen unter ­stadtmuseum-schleswig.de

DVT-Tagung: Mehr Forschung, Bildung und Technologietransfer

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Kalkulierbare politische Rahmenbedingungen für eine zuverlässige Futter- und Lebensmittelversorgung forderte der Deutsche Verband Tiernahrung (DVT) Ende vergangener Woche auf seiner Jahrestagung in Berlin. DVT-Präsident Cord Schiplage griff in seiner Rede vor rund 300 Gästen verschiedene Themen wie den Investitionsbedarf beim Umbau der Tierhaltung, die hohen Energiekosten oder den zunehmenden Bedeutungsverlust der deutschen Agrarbranche im internationalen Vergleich auf.

„Investitionen werden zurückgehalten und die Tierzahlen gehen unaufhaltsam zurück. Gleichzeitig bedarf es weltweit einer höheren Proteinversorgung. Der deutsche Markt verliert zusehends an Bedeutung“, mahnte Schiplage.

Der DVT-Präsident kritisierte die aktuellen Vorschläge und Instrumente der Politik als unzureichend. „Wir müssen die gesicherten und langfristigen Erkenntnisse der Wissenschaft nutzen, um nachhaltige Lösungen für die Verwertung und Weiterverarbeitung von Ernteprodukten zu schaffen“, betonte Schiplage. Als Beispiele vielfältiger Lösungsansätze aus Wissenschaft und Wirtschaft nannte er die Verwertung von Co-Produkten, nachhaltige, entwaldungsfreie Lieferketten und die Nutzung moderner Züchtungsmethoden.

Stromsteuer senken

Auch die hohen Energiekosten machten der Futtermittelbranche zu schaffen. Angesichts der im europäischen Vergleich deutlich zu hoch angesetzten Stromsteuer sei eine Senkung dringend erforderlich, um die Qualität der Produktion und wirtschaftliche Existenzen zu sichern. Außerdem müsse sichergestellt werden, dass der Spitzenausgleich für das produzierende Gewerbe nicht auslaufe, sondern auch für das kommende Jahr gelte. Zu den weiteren Herausforderungen zählte Schiplage verschiedene Exportverbote und damit einhergehend fehlende Absatzmärkte, eine unsichere Warenverfügbarkeit oder auch die instabile Preislage.

Zahlen der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) belegten die Notwendigkeit tiefgehender Lösungsansätze. Das produzierte Mischfuttervolumen ging laut BLE im Vergleich zum Wirtschaftsjahr 2021/22 um 4,6 % von 22,7 Mio. t auf 21,7 Mio. t zurück. Beim Mischfutter für Schweine fiel der Rückgang mit rund 800.000 t auf 8,2 Mio. t am härtesten aus.

Nachhaltige Intensivierung

Stephan von Cramon-Taubadel Foto: Uni Göttingen

Vor einer Agrarpolitik, die die Produktion von Nahrungsmitteln und die damit einhergehenden Umweltprobleme ins Ausland verlagert, warnte Gastredner Prof. Stephan von Cramon-Taub­adel von der Universität Göttingen. Die Klimakrise, Artensterben und die globale Ernährungsunsicherheiten machten aber eine nachhaltige Intensivierung der Landwirtschaft notwendig. „Wenn die Weltbevölkerung wächst und die Anbauflächen nicht ausgeweitet werden können, dann bleibt uns nur die Ertragssteigerung“, erklärte der Agrarökonom.

Die Effizienz und die Produktivität der globalen Nahrungsmittelproduktion könnten durch mehr Forschung, Bildung und Technologietransfers auf ökologisch nachhaltige Weise erhöht werden. Dies setze jedoch Technologieoffenheit sowie Investitionsfreudigkeit voraus. Als „Hoffnungsschimmer“ bezeichnete von Cramon-Taubadel die geplante Gentechnikreform der EU-Kommission zur Deregulierung neuer Züchtungsmethoden und den Vorschlag zur erneuten Zulassung von Glyphosat.

Knackpunkt Konsum

Durch die Ziele der europäischen Farm-to-Fork-Strategie drohe eine massive Verringerung der heimischen landwirtschaftlichen Produktion, so von Cramon-Taubadel. Diese werde nur dann nicht ins Ausland verlagert, wenn die Fleischnachfrage in Europa um die Hälfte sinke.

„Dreh- und Angelpunkt einer erfolgreichen Transformation der Landwirtschaft ist demzufolge der Konsum“, sagte der Agrarökonom. Daher müssten die Kosten der Umweltbelastungen bei Lebensmitteln konsequent eingepreist und Anreize für einen nachhaltigen Konsum gesetzt werden. age/rq

Die deutsche Mischfutterproduktion für Schweine ist im vergangenen Jahr um 10 % geschrumpft. Foto: Imago

Impfung verbessert Tier- und Umweltschutz

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DIe Immunkastration hat keine relevanten Nachteile für die Qualität der Erzeugnisse und gewährleistet mehr Tier- und Umweltschutz in der Fleischproduktion – das haben Forschende aus Kiel und Göttingen herausgefunden. Projektkoordinator Prof. Joachim Krieter von der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel (CAU) hat die Ergebnisse zum Projektabschluss im Beisein von Vertretern aus Landwirtschaft, Fleischverarbeitung und Lebensmittelhandel in Kiel vorgestellt.

Die meisten für die Mast bestimmten männlichen Ferkel werden chirurgisch kastriert. Ohne diesen Eingriff kann das Fleisch einen unangenehmen Geruch entwickeln und ist dann kaum verkäuflich. Eine mögliche Alternative ist die Immunkastration. Dabei wird den Tieren ein Impfstoff verabreicht, der die Bildung von Geschlechtshormonen zeitweise unterdrückt. Im Projekt „Feldstudie zur Impfung gegen Ebergeruch (Finger)“ haben Forschende der CAU und der Universität Göttingen sowie des Max-Rubner-Instituts in Kulmbach unter anderem die Umweltbilanzen immunkastrierter und chirurgisch kastrierter Schweine sowie unkastrierter Eber verglichen, die Tiergesundheit sowie die Produktqualität bewertet und die Handelswertermittlung überprüft.

Bessere CO2-Bilanz

Die Kieler Arbeitsgruppe untersuchte die CO2-Bilanz und die Variabilität der Schlachtleistungen von Immunkastraten. „Die CO2-Bilanz verbessert sich aufgrund der besseren Futterverwertung der Immunkastraten um sechs bis zehn Prozent gegenüber chirurgisch kastrierten Schweinen“, erklärte Krieter. Zudem führe die Mast von Immunkastraten keinesfalls zu einer Erhöhung der Variabilität in den Schlachtleistungen.

In der gemeinsamen „Kieler Erklärung“ erkennen Branchenbeteiligte die Ergebnisse des Projekts an, insbesondere die wissenschaftlich bestätigte Gleichwertigkeit der Fleisch- und Fettqualität von immunkastrierten männlichen Schweinen im Vergleich zu weiblichen Schweinen und die daraus resultierende Eignung ihrer Schlachtkörper für die weitere Verarbeitung.

Obwohl die Impfung weltweit seit mehr als 20 Jahren angewendet wird und eine Vielzahl von wissenschaftlichen Veröffentlichungen dazu vorliegt, sind die praktischen Erfahrungen in Deutschland sehr begrenzt. Bisher fehlten praxisnahe Studien, die mögliche Folgen der Immunkastration an umfangreichen Daten mit verschiedenen Schweinerassen, Fütterungstechniken und Futterrationen untersuchen. Gleiches gelte für die Klassifizierungs- und Abrechnungssysteme.

Vergleichbare Qualitäten

Die Ergebnisse des Finger-Projektes im Überblick:

Die CO2-Bilanz von Fleisch immunkastrierter Schweine ist wegen der besseren Futterverwertung und Wachstumsraten um 6 % bis 10 % besser als die von chirurgisch kastrierten Schweinen.

Der Muskelfleischanteil wird durch die aktuellen AutoFOM (III)-Schätzformeln ohne systematische Verzerrung und im Rahmen der EU-Vorgaben für Schätzfehler geschätzt, während die Schätzung der Teilstückgewichte in allen Kategorien (Kastraten, Masteber, Immunkastraten, weibliche Mastschweine) durch eine Neukalibration verbessert werden sollte.

Prof. Joachim Krieter Foto: privat

Die Variabilität der Schlachtleistungen von Immunkastraten im Vergleich mit Sauen und Kastraten wird nicht erhöht. Es liegen nur marginal erhöhte Inzidenzen von Schlachtbefunden vor.

Die Schlachtkörper-, Fleisch- und Fettqualität von Immunkastraten und weiblichen Mastschweinen ist vergleichbar, wobei das Geschlecht bezüglich der Verarbeitungseignung eine untergeordnete Rolle spielt und stattdessen Betriebseffekte deutlich überwiegen. Diese zeigen das Potenzial von angepasster Fütterung und Haltung.

Geschlechtsunabhängig treten zwar keine Fleischreifungsfehler (PSE oder DFD) auf, jedoch sind aus sensorischer Sicht sehr niedrige intramuskuläre Fettgehalte festzustellen.

Bei Immunkastraten treten nur im Einzelfall und vergleichbar der Inzidenz von Binnenebern geringgradige Geruchsabweichungen auf.

Uneingeschränkte Eignung

Die Unterzeichner der Kieler Erklärung halten eine de facto wertmindernde separate Kennzeichnung sowie Sortierung immunkastrierter Tiere beziehungsweise Schlachtkörper weder für notwendig noch sachlich begründet. Nur bei im Einzelfall nicht erfolgreicher Impfung sei die Bewertung und Behandlung der Schlachtkörper ähnlich den Mastebern gerechtfertigt.

Die Unterzeichnenden unterstützen zudem die Forderung, die Immunkastration auch im Biobereich als tierschonende Methode zur Vermeidung geschlechtsbedingter Geruchsabweichungen und Verhaltensweisen zuzulassen.

Unterzeichnet wurde die Kieler Erklärung unter anderem von Dietrich Pritschau, Vizepräsident des Bauerverbandes Schleswig-Holstein, der die Immunkastration über einen längeren Zeitraum auf dem eigenen Betrieb getestet hat. Für ihn steht fest: „Die Immunkastration ist im Sinne des Tierschutzes das beste Verfahren, um Tiere vor Ebergeruch zu bewahren und eine hohe Fleischqualität zu erzeugen.“ Im deutschen Markt gebe es jedoch „Blockierer“, die verhinderten, dass sich die Impfung gegen Ebergeruch durchsetze. pm

Dietrich Pritschau hat die Impfung gegen Ebergeruch an eigenen Tieren getestet. Foto: rq

Ein Bilderbuch zum Eintauchen, Anfassen und Mitmachen

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Ein Kinderbuch, bunt illustriert und mit fantasievollen Texten – was scheinbar mühelos wirkt und so einfach aussieht, ist in Wirklichkeit viel Arbeit. Oft steckt hinter den einfachen Geschichten ein langwieriger und mühsamer Prozess, von der ersten Idee bis hin zum fertigen Werk. Das weiß auch die Flensburger Kinderbuch-Autorin Friederike Dammermann, die diesen Prozess in einer Ausstellung auf dem Museumsberg Flensburg bis zum 18. Februar zeigt. In „Frosch findet Krone. Ein Kinderbuch entsteht“ nimmt sie kleine und große Besucher mit auf eine Bilderbuchreise durch ihre Geschichten.

Ein Frosch findet zufällig eine Krone und wird unfreiwillig zum König im Tierreich. Sein ganzes Leben steht auf dem Kopf. Ist so eine königliche Rolle wirklich so erstrebenswert? Und wieso findet ausgerechnet ein Frosch eine Krone? Wieso kein anderes Tier und warum eine Krone und kein anderer Gegenstand? Wie mag so ein Frosch in der Zeichnung aussehen? Wer sind die Freunde des Froschs und wie reagieren sie auf seine Krone und die neue Rolle?

Frosch findet Krone. Ein Kinderbuch entsteht: Skizzen zeigen den Prozess von der ersten Idee bis hin zum fertigen Werk
Fotos: Iris Jaeger

Das sind nur einige Fragen, die sich die Flensburger Autorin vor einem neuen Kinderbuchprojekt stellt. In einer Vitrine sind unzählige Skizzen, Entwürfe, Figuren und Zeichnungen zu sehen, eine Art Skizzentagebuch, in dem sie den Prozess der Kinderbuchentstehung festgehalten hat. Und in dem sie den Museumsbesuchern einen Blick hinter die Kulissen gewährt, denn aus Erfahrung weiß sie: „Viele Besucher, auch in meinem Atelier, sind fasziniert vom Prozess des Malens und Zeichnens“, erzählt sie. Auch sie finde diesen Prozess immer wieder spannend: etwas zu entwickeln, zu verwerfen, neu anzufangen, zu übermalen, durchzustreichen. „Es gehört auch immer das Scheitern dazu.“ Ihr Entstehungstagebuch in Form von Skizzen mache den Prozess lebendig. „Als ich mit dem Projekt anfing, war noch nicht klar, ob ich einen Verlag dafür finde, der das Buch nimmt und veröffentlicht. Anhand meiner Skizzen sieht man, dass auch ganz viele Selbstzweifel in so einem Prozess mit dabei sind. Deshalb wollte ich in dieser Ausstellung nicht nur das fertige Produkt zeigen, sondern den Weg dahin“, erzählt sie. Mittlerweile habe sie mit Picus in Wien einen Verlag gefunden, „doch das hätte auch ganz anders kommen können. Als Autorin muss man mit dem Aspekt leben können, dass ein Buch nicht genommen wird“, so Dammermann.

Kinderbuchautorin und Lehrerin ­Friederike Dammermann

„Frosch findet Krone“ ist nicht ihr erstes Buch. 2020 veröffentlichte sie „Wenn Line nachts nicht schlafen kann“, 2021 folgte „Ein Elefant in unserer Stadt“, 2023 erschien „Nicht ohne meine Ente“. Seit 2002 arbeitet Dammermann als Lehrerin für Kunst und Deutsch an der Auguste-Viktoria-Schule in Flensburg. In ihren Geschichten geht es um wahre Freundschaft, geheime Wünsche und Ängste, um Ausgrenzung und Diskriminierung – immer humor- und liebevoll, ohne erhobenen Zeigefinger.

Für ihr Konzept einer humorvollen Auseinandersetzung mit Diskriminierung in dem Buch „Ein Elefant in unserer Stadt“ wurde sie beim internationalen Wettbewerb für Kinderbücher Key Colours Competition prämiert, es folgten Veröffentlichungen auf Flämisch („Een olifant in onze stadt“) und Chinesisch.

„Geschichten entstehen nicht immer rein logisch oder stringent, sondern sind wie im wahren Leben nicht vorhersehbar. Gerade die Charakterentwicklung ist wichtig für ein Bilderbuch. Hat man einen gefunden, schaut man, mit wem er interagiert und wo und womit. Aus einem Impuls heraus folgt ein Nächster, daraus entstehen auf einmal wieder ganz neue, noch kreativere Geschichten. Auch beim Illustrieren gibt es immer den Vorsatz: Erst muss der Protagonist zeichnerisch stimmen, dann stimmt auch die Geschichte. Wenn ich mich für einen Charakter entschieden habe, zum Beispiel für eine Giraffe, dann zeichne ich eine Woche lang nur die Giraffe aus allen Perspektiven, um mich diesem Charakter anzunähern“, schildert Friederike Dammermann ihre Herangehensweise.

Story-Cubes laden Groß und Klein dazu ein, sich selber Geschichten auszudenken und Figuren zu entwickeln. 

Das alles in der rein analogen und interaktiven Ausstellung in Flensburg zeigen zu dürfen, sei ein Geschenk. So können Kinder, aber auch Erwachsene beispielsweise mit veränderbaren Magnetfiguren oder auch mit den Story-Cubes ihre eigenen Figuren und Geschichten entwickeln.

An einer der Wände tauchen die Kinder in eine übergroße Graslandschaft mit ihren Bewohnern, dafür wurden eigens nach Dammermanns Vorlagen Tapetenbahnen angefertigt. Und auch die Geschichten aus den Büchern „Nicht ohne meine Ente“ und „Ein Elefant in unserer Stadt“ haben Einzug in die Ausstellung gehalten. So können sich die kleinen Besucher in die Tigerbar zurückziehen und Memory spielen oder sich im Papierboot auf Reise begeben.

Auch für Museumsdirektor Dr. Michael Fuhr und Kuratorin Madeleine Städtler ist diese Ausstellung etwas Besonderes. So habe man sehr viel Wert darauf gelegt, gerade für Kinder neue Wege zu gehen. „Wir hatten mit 1,20 Meter noch nie eine so niedrige Bilderhängung“, so Städtler. Und auch die überhöhte Wiese sei etwas Neues, um sich auf Augenhöhe mit den kleinen Besuchern zu begeben. Wichtig sei dem Team gewesen, eine rein analoge sowie interaktive Ausstellung zu erstellen, die auch Erwachsene anspreche. Eine Ausstellung wie aus dem Bilderbuch zum Eintauchen, Anfassen und Mitmachen. Die Ausstellung geht bis zum 18. Februar 2024. Termine zu Führungen, Lesungen, Veranstaltungen und Workshops sowie weitere ­Informationen unter ­museumsberg.de

Friederike Dammermann mit Museumsdirektor Dr. Michael Fuhr vor der Tigerbar
Fotos: Iris Jaeger
Friederike Dammermann mit Kuratorin Madeleine Städtler (v. li.)
Frosch findet Krone. Ein Kinderbuch entsteht
Frosch findet Krone. Ein Kinderbuch entsteht
Frosch findet Krone. Ein Kinderbuch entsteht
Frosch findet Krone. Ein Kinderbuch entsteht


Stagnation statt Wachstum

Trotz eines leichten Zubaus bei den Biogasanlagen in Deutschland blickt der Fachverband Biogas (FvB) ernüchtert auf das Jahr 2022 zurück. „Wir erleben Stagnation statt Wachstum“, erklärte Verbandspräsident Horst Seide vorige Woche bei der Vorstellung der Branchenzahlen in Berlin. Angesichts der aktuellen Gaskrise sei es unverständlich, weshalb die Politik nicht verstärkt auf die heimische Regenerative Bioenergie setze.

„Wir haben in Deutschland ein enormes ungenutztes Potenzial“, hob Seide hervor. Eine Verdoppelung der Biogasproduktion ist nach Ansicht des Verbandes möglich, ohne dass dafür mehr Energiepflanzen angebaut werden müssen. Dass die Biogas- und Biomethanerzeugung bislang nicht im „Deutschland-Tempo“ hochgefahren wird, liegt nach Ansicht von Seide an politischen Unsicherheiten und der Bürokratie. Er beklagte, dass „zu viele rechtliche Hemmnisse und schleppende Genehmigungsverfahren den dringend notwendigen Ausbau der Biogasnutzung in Deutschland behindern“. Eine stärkere Einbindung der heute zur Verfügung stehenden Bioenergieträger in die energiepolitische Diskussion sei daher vonnöten.

Anlagenzubau schwächelte im Vorjahr

Nach Angaben des Fachverbandes ist die Zahl der Biogasanlagen im Jahr 2022 bundesweit um 77 auf 9.876 gestiegen. Die installierte Netto-Leistung erhöhte sich dabei insgesamt um 49 MW auf 5.895 MW, wovon 3.833 MW arbeitsrelevant sind; das entspricht gegenüber 2021 einem Zubau von 7 MW.

Die Bruttostromproduktion belief sich auf etwa 33,54 TWh. Der nach Ansicht des Fachverbandes ohnehin hinter den Möglichkeiten zurückbleibende Ausbau werde sich im laufenden Jahr noch weiter abschwächen.

Die Prognose beim Netto-Anlagenzubau für das laufende Jahr 2023 liegt nur noch bei 33 Anlagen mit einer zusätzlichen Leistung von insgesamt 10 MW. Erstmals sinken dürfte die installierte arbeitsrelevante Leistung, und zwar auf 3.829 MW. Durch den temporären Wegfall der Höchstbemessungsleistung wird dieser negative Effekt aber wohl kompensiert, sodass die Brutto-Stromproduktion dennoch auf 33,89 TWh ansteigt. Die bei der Biogasnutzung anfallende Wärme könne der Prognose zufolge 1,97 Millionen Haushalte in Deutschland versorgen. Im Jahr 2023 können durch die Bioenergieträger 21,4 Mio. t CO2 eingespart werden.

Nach Einschätzung des Verbandspräsidenten ist die rechtliche Situation für investierende Unternehmen derzeit schwierig. Genehmigungen seien bereits für kleinere Investitionssummen kompliziert und würden oft nur unter kostensteigernden Auflagen erteilt.

Strompreisbremse schreckt Investoren ab

Hinzu komme, dass die Diskussion rund um die Strompreisbremse im vergangenen Jahr Investoren verunsichert habe, so der Verbandschef. Zwar habe die Strompreisbremse letztlich nur wenige, besonders große Anlagen betroffen. Die Aussicht auf regulativ geschmälerte Gewinne habe dennoch zu Stornierungen von Investitionen in die Bioenergie in Höhe von 550 Mio. € geführt. Als Lichtblick bezeichnete Seide erneut die Biomethanerzeugung für den heimischen Gasmarkt. Biomethan habe massives Potenzial, das genutzt werden könnte. Jedoch müsse auch hier die Politik die Rahmenbedingungen verbessern. Dass bei der Ausschreibungsrunde der Bundesnetzagentur in diesem Jahr kein einziges Gebot für Biomethananlagen eingereicht worden sei, zeige, dass die Ausschreibungsbedingungen zu unattraktiv seien, so Seide.

Kaum Wachstum in Schleswig-Holstein

Laut dem Landesverband Erneuerbare Energien Schleswig-Holstein (LEE SH) sind im nördlichsten Bundesland elf Güllekleinanlagen zugebaut und drei Anlagen stillgelegt worden, sodass es Ende 2022 insgesamt 887 Biogasanlagen (Vorjahr 879) mit einer installierten Leistung von 511 MW (wie im Vorjahr) gab. Ein noch immer zu wenig beachteter Aspekt der Biogasnutzung ist 2022 in den Fokus gerückt: Die bei der Stromerzeugung im Blockheizkraftwerk anfallende extern genutzte Wärmemenge stieg deutschlandweit von gut 15 auf 22,9 TWh an. Damit ließen sich fast zwei Millionen Haushalte versorgen. Gerade in Schleswig-Holstein profitierten vor allem ländliche Regionen von der klimafreundlichen, verlässlichen und preiswerten Wärme aus Biogas, so der LEE SH.

Der Großteil des jährlichen Umsatzvolumens der Biogasbranche von zirka 1 Mrd. € in Schleswig-Holstein bleibe im ländlichen Raum. Um die daran gekoppelten Arbeitsplätze zu erhalten, bedürfe es politischer Perspektiven. „Neben regionaler Wertschöpfung erzeugt Biogas bedarfsgerechten Strom und Wärme, klimafreundliches Gas, hochwertigen Dünger und Artenvielfalt. Und es ist noch viel Luft nach oben. Alles, was wir brauchen, um dieses Potenzial voll auszuschöpfen, sind verlässliche und langfristige Rahmenbedingungen“, fasst Marcus Hrach, Geschäftsführer des LEE SH, zusammen.

Die Krönung der Ernte

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Die Landjugend überreichte in den zurückliegenden  Tagen  Erntekronen  beim Landeserntedankfest, in der Landwirtschaftskammer und im Ministerium für Landwirtschaft, ländliche Räume, Europa und Verbraucherschutz des Landes Schleswig-Holstein (MLLEV).  Für das Ministerium hatte in diesem Jahr die Dithmarscher Landjugend die Krone gebunden.