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Zu laut bellende Herdenschutzhunde dürfen nachts nicht im Freien eingesetzt werden. Das Oberverwaltungsgericht Nordrhein-Westfalens in Münster (OVG) gab per Beschluss bekannt, dass bei „unzumutbarem“ nächtlichen Gebell Herdenschutzhunde im Einzelfall und während der Nacht- und Mittagsruhe nicht draußen bleiben dürfen.
Das Gericht wies damit die Beschwerde einer Landwirtin gegen einen Eilbeschluss des Verwaltungsgerichts Kölns zurück. Nachbarn hatten sich über das „häufige und andauernde“ Gebell der Tiere beschwert. Die Anordnung, die Tiere zwischen 22 Uhr und 6 Uhr sowie an Sonn- und Feiertagen von 13 Uhr bis 15 Uhr in einem geschlossenen Raum unterzubringen, wurde nun vom OVG bestätigt. Der Beschluss ist unanfechtbar.
Das Gericht begründete, der Herdenschutz genieße auch in einem Wolfsgebiet keinen absoluten Vorrang vor den Interessen der Nachbarn, nicht in unzumutbarer Weise durch Lärm belästigt zu werden. Auch überwiege das betriebliche Interesse der Landwirtin nicht vor den Wünschen der Nachbarn nach ungestörter Bettruhe.
Bleibt abzuwarten, ob sich auch die Wölfe an die Nachtruhe halten.
In früheren Zeiten tummelten sich viele Bachforellen in der Tensfelder Au im Kreis Segeberg, einem Zufluss in den Plöner See. Heute sucht man den scheuen und flinken Fisch vergebens in diesem Fließgewässer in der Gemeinde Damsdorf. Das soll sich ändern. Die zu den lachsartigen Salmoniden zählende Bachforelle soll hier wieder heimisch werden.
Dieses Ziel hat sich Betreuer Dirk Henschel aus Stocksee auf seine Fahne geschrieben. Der 65-jährige Naturschützer, gebürtiger Damsdorfer, kann sich noch gut an den Fischreichtum in der Tensfelder Au aus seinen Kindheitstagen erinnern, ebenfalls an die historischen Laichgründe in der Au. Für das Vorhaben „Förderung der Bachforelle“ hat sich Henschel den Gewässerpflegeverband Tensfelder Au-Schmalensee, die Kreiswasserbehörde Segeberg und die Gemeinde Damsdorf sowie den Biologen Martin Purps vom Fischereimanagement des Landes mit ins Boot geholt.
Empfindlich reagiert die Bachforelle auf Verunreinigungen im Gewässer. Nitrateinträge aus der Umwelt sorgen für weniger Sauerstoff, Schlammeinträge sind besonders für die Forelleneier eine große Gefahr. Verschließt der Schlamm Lücken im Kiesbett, sterben die Eier dort ab. Auch das Aufheizen von Flüssen durch den Klimawandel ist ein Problem: Je wärmer das Wasser, desto weniger Sauerstoff befindet sich darin.
Mit aktivem Gewässerschutz wollen die Initiatoren einer Verarmung der biologischen Artenvielfalt im Lebensraum der Tensfelder Au begegnen. In diesem Sinne sind auch Hegemaßnahmen angelaufen. So hat die Firma Draeger aus Kükels mit einem Bagger rund 70 t Kiesel an verschiedenen Stellen der Au eingebracht. „Damit sollen die Laichbeeten von Bachforellen vor allem im Bereich von Gefällstufen mit erhöhter Fließgeschwindigkeit erneuert werden, um die natürliche Reproduktion zu fördern“, erläutert Henschel. Der Kies wurde von den Heidelberger Kieswerken in Damsdorf gespendet, den Transport hat die Firma Ohrtmann gestellt. Fachlich begleitet wurde die Aktion von dem Biologen Martin Purps.
Die Bachforelle suche im Winter vom Plöner See aus die historischen Laichgründe in der Tensfelder Au auf. In den vergangenen Jahren habe er immer wieder mal Laichablagen in der Au beobachten und dokumentieren können. Der erhoffte Erfolg, ausgewachsene Bachforellen zu entdecken, habe sich leider noch nicht eingestellt. Von den neuerlichen Biotopmaßnahmen und der Verbesserung der Umweltbedingungen verspricht sich Henschel mehr Erfolg. „Vielleicht kann ich hier in einigen Jahren wieder Bachforellen beobachten – und später, wenn es der Bestand zulässt, auch mal Petri Heil haben.“
Damsdorfs Bürgermeister Gert Jürgens steht hinter den Hegemaßnahmen. Die Tensfelder Au sei auch für die Landwirte als Anlieger von großer Bedeutung. Der Gewässerpflegeverband sorge dafür, dass die angrenzenden Wiesen nicht zu feucht werden. Derzeit entfernt die Firma Draeger mit einem Mähkorb Krautbewuchs aus der Au, damit sich nicht das Wasser staut und Wiesen überflutet. Ein guter Abfluss des Gewässers sei auch im Sinne der Wasserbewohner, insbesondere der Bachforelle, weiß Henschel. Wichtig sei außerdem die Pflege des Uferbewuchses mit Erlen, die den nötigen kühlen Schatten für das Fließgewässer spenden.
Auch in diesem Jahr veranstaltete der KLFV Nordfriesland in Kooperation mit dem Kulturknotenpunkt Nordwest in der Nordseeakademie Leck für Frauen aus den Ortsvereinen einen Kunsttag. Thema waren die Färöer, eine autonome Inselgruppe im Nordatlantik, die zur dänischen Krone gehört. bestehend aus 18 vulkanischen Felseninseln.
Schwerpunkt des Kunsttages waren die 54.000 Bewohner der Inseln, deren Lebensstil, ihre Lebensgrundlagen – 70.000 Schafe, die in freier Wildbahn leben, der Walfang –, sowie Zivilisation und Infrastruktur im Einklang mit dem ungeschützten Kreislauf der unbarmherzigen Naturgewalten des Golfstroms und der existenziell bedrohenden Stürme.
Die Ölmalerei von Amariel Norðoy zeigt auf abstrakte Art den Hafen von Torshavn.
Passend zu diesen Vorgaben las die Autorin und Journalistin Anja Mazuhn aus ihrem Buch „Meine wilden Inseln“. Eindrucksvoll und mitreißend schildert sie ihr Leben unter den Inselbewohnern, welche die Fremde aus Deutschland, ohne der einheimischen Sprache mächtig, nach einer langen Beobachtungsphase in ihre Herzen geschlossen haben. Die ehemalige Klatschreporterin in High Heels steht jetzt in Gummistiefeln auf einem Archipel und schert Schafe per Hand. Sie spricht von ihrer zweiten Heimat und trifft faszinierende Menschen, die zu neuen Freunden werden, und erlebt färöische Gelassenheit.
Erst im 20. Jahrhundert entwickelte sich die bildende Kunst der Färöer – kunstgeschichtlich vergleichsweise jung, dennoch ist die Qualität bemerkenswert hoch.
Durch die Ausstellung führte Lisbeth Bredholt Christensen.
Dazu passend bot sich der zweite Teil des Kunsttages im Center for Nordisk Kunst auf dem Mikkelberg in Hattstedt an – früher eine Mühlenruine, die 1967 von Henry und Stine Buhl mit der Vision erworben wurde, eine Einrichtung der dänischen Minderheit und Raum für dänische Kunst zu etablieren. Seit 1970 finden dort regelmäßig entsprechende Ausstellungen statt. Aktuell konnten sich die Teilnehmerinnen von den eindrucksvollen Arbeiten der Färöer Künstler Heinesen, Jakupsson, Patturson, Nordoy, Grube, Olsen, Mortensen und Iversen in der Ausstellung: „Die Färöer – ein nordisches Drama“ überzeugen.
Beim Arbeitskreis „Jugend macht Politik“ (AK JumPo) treffen sich Landjugendliche aus ganz Deutschland und arbeiten zu aktuellen jugendpolitischen Themen. Das jüngste Treffen fand Mitte September statt. Aus Schleswig-Holstein waren Svenja Carstensen, Lisa Tödter und Lena Sophie Hagge dabei.
Beim ersten Workshop am Freitag sprachen wir über unsere persönlichen Stärken, Schwächen, Ziele und Anker. Eine Diskussionsrunde zum Thema „das Einbringen Jugendlicher im Allgemeinen“ bildete den Tagesabschluss. Hierbei stießen wir auf viele unterschiedliche Ansichten und Einflüsse, die wir sicherlich noch viele weitere Stunden hätten diskutieren können.
Am Sonnabendmorgen starteten wir mit den am vorigen Abend gesammelten Eindrücken in den Tag, um die bereits besprochenen Themen weiter aufzugreifen und im Brainstorming Ideen zu sammeln, um Jugendliche im politischen Alltag mehr einzubringen.
Danach stiegen wir mit Methoden wie der „Spitze des Eisbergs“ tiefer in das Thema ein und gingen Schwierigkeiten auf den Grund. Aus diesen Ansätzen wurden Visionen und Lösungsstrategien erarbeitet. Aktuelle Themen der Landesverbände sind: Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen sowie Nachwuchs gewinnen, Engagement fördern und den Austausch unter den Verbänden zu stärken.
Eine Umsetzung der Jugendbeteiligung in der Politik erfolgt schon seit vielen Jahren mit starker Unterstützung vom Bund der Deutschen Landjugend (BDL) durch die Erarbeitung von Positionspapieren. An dem Wochenende in Mannheim ging es in das letzte Überarbeiten des Positionspapiers Jugendarmut. Dazu hate der Arbeitskreis im Frühjahr die Grundsteine gelegt, der BDL dann die Ideen und Stichpunkte ausgearbeitet und mit Studien unterlegt. Im letzten Zuge wurden einzelne Sätze und Zusammenhänge kritisch hinterfragt. Dieses Positionspapier wird bald veröffentlicht und schafft allen Landjugendlichen eine Grundlage, in die Jugendbeteiligung an der Politik einzusteigen. Der BDL wird diese Positionierung in der Politik nutzen, um sich für uns und viele Menschen einzusetzen.
Mit stolzem Gefühl, mitgewirkt zu haben und sich beteiligen zu können und somit einen Grundstein für andere gelegt zu haben, reisten wir zurück nach Schleswig-Holstein.
Mehr Schutz für landwirtschaftliche Flächen beim Ausbau der Solarenergie fordert der Bundesrat. Seiner Vorstellung nach sollen die Länder landwirtschaftliche Flächen mit besonders hoher Ertragskraft auch künftig von der Errichtung von Photovoltaik (PV)-Freiflächenanlagen ausschließen können.
In seiner Stellungnahme zum Solarpaket der Bundesregierung spricht sich der Bundesrat dafür aus, dass diese Möglichkeit fortgeschrieben wird. Im Sinne der Nachhaltigkeit müsse der PV-Ausbau mit den Belangen der Landwirtschaft und der Erzeugung von Lebensmitteln in Einklang gebracht werden, betont die Länderkammer in ihrem Beschluss von Ende September. Der vorgelegte Gesetzentwurf mit Regelungen zur Steigerung des Ausbaus photovoltaischer Erzeugung ermächtigt die Länder bereits, Flächen in Landschaftsschutzgebieten oder Naturparks von Geboten auszuschließen. Dem Bundesrat zufolge sollten jedoch die Belange der Landwirtschaft und die Erzeugung von Lebensmitteln mindestens den gleichen Rang haben wie der Landschaftsschutz.
Keine Zustimmung fand die Ausschussempfehlung, eine höhere Entschädigung der Grundeigentümer bei der Verlegung von Leitungen für den Anschluss an das Stromnetz zu erreichen. Der Agrarausschuss der Länderkammer hält die vorgesehene einmalige Entschädigung in Höhe von 5 % des Verkehrswertes der in Anspruch genommenen Schutzstreifenfläche für unangemessen. Diese Entschädigung spiegele keineswegs den Wertverlust der Landwirte aufgrund dieser grundbuchähnlichen Belastung wider. Dem Ausschuss zufolge sollte der Bundesrat die Regierung auffordern, im Benehmen mit den Akteuren „einen neuen und akzeptablen Wert“ festzulegen. Keinen Niederschlag fand auch die grundsätzliche Kritik, die in den Reihen der Landwirtschaft an den geplanten Duldungspflichten für Grundeigentümer und Bewirtschafter bei der Verlegung von Stromleitungen im Zusammenhang mit PV-Anlagen auf ihren Grundstücken laut geworden ist.
Deutlich erhöht werden sollten dem Bundesrat zufolge die Höchstwerte bei Ausschreibungen zur Errichtung von Biogasanlagen. Die bislang im EEG geplante Anhebung in den Jahren 2024 und 2025 um 0,5 ct/kWh für Biomasseanlagen sei zu niedrig, meint die Länderkammer und plädiert für eine Anhebung auf 2,0 ct/kWh. Nur so könne erreicht werden, dass das Ausschreibungsvolumen auch ausgeschöpft werde. Gefordert hat der Bundesrat außerdem, Vorschriften, die für Biogasanlagen in der TA Luft bestehen, in die im Rahmen des Solarpakets geplante Novelle des EEG aufzunehmen. Dies könne dazu beitragen, dass nach dem Auslaufen der 20-jährigen EEG-Förderung für zahlreiche Biogasanlagen ein wirtschaftlicher Weiterbetrieb mit zehnjähriger Anschlussförderung als Bestandsanlagen im EEG ohne zusätzliche Investitionen möglich sei, heißt es zur Begründung.
Konkret bezieht sich die Regelung in der TA Luft auf mehrstufige Biogasanlagen, die Substratmischungen aus Gülle und weiteren Substraten, zum Beispiel Nachwachsenden Rohstoffen, einsetzen. Die durchschnittliche hydraulische Verweilzeit im technisch dichten System muss demnach insgesamt mindestens 50 Tage betragen. Hinzu kommen jeweils zwei Tage pro Masseprozentpunkt der weiteren Rohstoffe am Substrateinsatz, bis zur maximalen Verweildauer von 150 Tagen. Die Aufnahme von biogasspezifischen Regelungen in die TA Luft sei dem Bundesrat zufolge „ein wichtiger und richtiger Schritt hin zu mehr Klarheit bei den genehmigungsrechtlichen Anforderungen von Biogasanlagen“.
Die meisten Laubbäume in unseren Breiten werfen ihre Blätter im Spätherbst ab, überdauern den Winter kahl und treiben erst im Frühjahr wieder neu aus. Sie schützen sich so vor Frostschäden, aber auch vor übermäßiger Verdunstung im Winter, wenn der Boden gefroren und Wassernachschub nur schwer möglich ist. Vorteilhafter Nebeneffekt des jährlichen Großputzes: Viele Schadorganismen an den Blättern werden beim Verrottungsprozess durch Bodenorganismen abgebaut und umgewandelt.
Gesteuert wird der Prozess der Blattablösung durch Pflanzenhormone. Zunächst werden die in den Blättern enthaltenen Stoffe wie Phosphor, Eisen und Stickstoff in den Stamm verlagert und dort über Winter gespeichert, um beim Laubaustrieb im Frühjahr wieder zur Verfügung zu stehen. Anschließend bildet sich am Blattansatz ein Trenngewebe, das die Wasserabgabe unterbricht und zugleich das Eindringen von Schaderregern verhindert. Zuletzt fällt das Blatt schon bei leichter Windbewegung vom Baum. Die zurückbleibenden Blattnarben weisen bei jeder Baum- und Strauchart eine andere, typische Form auf und dienen im Winter als botanisches Unterscheidungsmerkmal. Bei manchen Baumarten bildet sich am Blattstiel kein Trenngewebe als „Sollbruchstelle“, sondern nur die Leitungsbahnen werden mit einem Zellgewebe verschlossen. Deshalb hängt bei Buchen und Eichen das braun gewordene Laub oft noch monatelang an den Zweigen und fällt zuweilen erst dann ab, wenn im Frühjahr die neuen Knospen austreiben.
Tageslänge und Temperatur steuern Farbe und Abwurf
Die herbstliche Laubfärbung beruht vor allem auf dem Rückzug des Chlorophylls. Wie die anderen Inhaltsstoffe wird auch der grüne Farbstoff, der Grundlage für die Photosynthese und damit für den Stoffwechsel und das Wachstum aller grünen Pflanzen ist, im Herbst abgebaut und im Stamm, in den Zweigen und in der Wurzel zwischengespeichert.
Indian Summer braucht sonniges Herbstwetter und kalte Nächte. Foto: Anke Brosius
Nach Abbau des Chlorophylls werden weitere im Blatt enthaltene Farbstoffe sichtbar, die im Sommer vom Grün überdeckt waren, insbesondere der gelbe Farbstoff Xanthophyll und Karotinoide, die Gelb, Orange und Rot hervorbringen. Rot bis Blauviolett färbende Anthocyane werden hingegen oft erst in der Phase des Chlorophyllabbaus neu gebildet.
Laubfärbung und -abwurf werden vor allem durch Tageslänge und Temperatur gesteuert, aber auch die Bodenbeschaffenheit kann eine Rolle spielen: Beim Kuchenbaum Cercidiphyllum japonicum etwa ist die gelb-rote Laubfärbung auf sauren Böden deutlich ausgeprägter als auf kalkhaltigen.
Sonniges Herbstwetter und kalte Nächte fördern eine kräftige Ausfärbung. In Jahren mit regenreichem Wetter oder Dauernebel ist die Blattfärbung vergleichsweise wenig ausgeprägt. Die prachtvolle Herbstfärbung nordamerikanischer Laubwälder (Indian Summer) im Zusammenhang mit dem dort typischen sonnigen und kalten Herbstwetter brachte amerikanische Forscher zu der Vermutung, dass die Aufgabe der erst kurz vor der Laubfärbung an der Blattoberfläche produzierten Anthocyane darin liege, das Blatt nach Auflösung des Chlorophylls vor zu starker Sonneneinstrahlung und Kälte zu schützen.
Meister der Farben: Ahorn und Zaubernussgewächse
Auch für Kübel geeignet: der rotlaubige Schlitzahorn ‚Jerre Schwartz‘ Foto: Anke Brosius
So kommen aus Nordamerika viele Bäume mit besonders ausdrucksvoller Herbstfärbung, wie der sich gelb verfärbende Silberahorn, Acer saccharinum, und der gelb-orangerot leuchtende Zuckerahorn, Acer saccharum.
Die glänzenden Blätter des Feuerahorns, Acer ginnala, leuchten im Herbst in kräftigem Rot. Der etwa 5 bis 7 m hoch und breit werdende Baum oder Großstrauch ist anpassungsfähig an Boden und Klima und verträgt auch Trockenheit. Hingegen eignet sich Acer rufinerve, der Rostbartahorn, dessen Herbstlaub gelb-rot leuchtet, nur für ausreichend feuchte und nicht zu heiße Standorte. Für ihn darf es auch halbschattig sein, etwa in einem geschützten Innenhof.
Verbreitet sind die vielen Formen des japanischen Fächerahorns, Acer palmatum. Während die Blätter der Art sommergrün sind und sich erst im Herbst orange bis rot färben, zeigt die Sorte ‚Atropurpureum‘ schon im Sommer eine mattrote Färbung, aus der im Herbst ein leuchtendes, reines Rot wird. Die feinen, schmal eingeschnittenen Blätter des Schlitzahorns, A. palmatum ‚Dissectum‘, leuchten im Herbst gelb bis orange.
Neben den Ahornarten prunken vor allem Zaubernussgewächse (Hamamelidaceae) mit leuchtenden Herbstfarben. Je nach Sorte fällt die Herbstfärbung der Japanischen Zaubernuss (Hamamelis japonica beziehungsweise intermedia) reingelb, orange, rot oder auch mehrfarbig aus. Die Scheinhaseln Corylopsis pauciflora und C. spicata zeigen ein gelbes beziehungsweise gelborangefarbenes Herbstkleid.
Das Herbstkleid der Zaubernuss leuchtet zauberhaft schön: Hamamelis intermedia. Foto: Anke Brosius
Die Federbuschsträucher Fothergilla gardenii und F. major werden nur knapp 1 m beziehungsweise gut 2 m hoch, fallen aber vor allem an sonnigen Standorten durch ihre ausgeprägte gelbe bis scharlachrote Herbstfärbung auf. Zu den Hamamelisgewächsen gehört auch der Eisenholzbaum, Parrotia persica, dessen Blätter je nach Standort gelb oder orange bis purpurrot leuchten.
Herbstfärbung beim Großen Federbuschstrauch Foto: Anke Brosius
Herbstbunte Gehölze für kleinere Gärten
Beim Amberbaum zeigen sich je nach Besonnung oft verschiedene Herbstfarben gleichzeitig. Foto: Anke Brosius
Eine auffällig schöne Herbstfärbung weist auch der Amberbaum, Liquidambar styraciflua, auf, der mit 8 bis 10 m Höhe gut in größere Vorgärten passt. Ein besonderer Tipp für warme, windgeschützte Standorte ist die Kräuselmyrte (Lagerstroemia indica), die bereits im Spätsommer bis Frühherbst mit kräftig rosaroter Blüte auffällt. Wenig später färben sich die Blätter je nach Sonneneinstrahlung gelb bis rot.
Der aus dem Mittelmeerraum stammende Perückenstrauch, Cotinus coggygria, bevorzugt sonnige, warme Lagen und kommt auch mit ausgeprägter Trockenheit zurecht. Seine Herbstfärbung ist am besten mit dem Wort „golden“ beschrieben. Es gibt auch eine rotlaubige Form, die sich im Herbst orange- bis scharlachrot färbt.
Unter den einheimischen Sträuchern ist die Felsenbirne, Amelanchier ovalis, hervorzuheben, deren Blätter sich orange bis kupferrot färben, sowie das Pfaffenhütchen, Euonymus europaeus, mit leuchtend roter Herbstfärbung. Die Blätter des Roten Hartriegels, Cornus sanguineum, färben sich zumindest in sonnigen Jahren in einem schönen Dunkelrot.
Die Kräuselmyrte ist ein Geheimtipp für geschützte Lagen. Foto: Anke Brosius
Ausgeprägter noch ist die scharlachrote Herbstfärbung des Amerikanischen Blumen-Hartriegels Cornus florida und des Japanischen Blumen-Hartriegels Cornus kousa.
Cornus kousa var. chinensis Foto: Anke Brosius
Violette Herbstfärbung ist selten, aber es gibt sie. Beim Japanischen Liebesperlenstrauch, Callicarpa japonica, färben sich im Herbst nicht nur die Beeren violett, sondern auch die Blätter weisen einen deutlich violetten Einschlag auf. Auch die Blätter der Purpur-Schönfrucht, Callicarpa dichotoma, sind je nach Standort und Wetter mehr oder weniger stark violett gefärbt.
Violette Herbstfärbung: Callicarpa dichotoma Foto: Anke Brosius
Farbkontraste schaffen
Die schönste Wirkung erzielen buntlaubige Gehölze einzeln oder in kleinen Gruppen sich ergänzender Farbtöne. Kontraste zu grünlaubigen Nachbarpflanzen, zum Beispiel einer Eibenhecke oder Efeubewuchs im Hintergrund, lassen sich nutzen, um den Farbeindruck zu verstärken. Unter den Kletterpflanzen fällt vor allem der Wilde Wein mit leuchtenden Herbstfarben auf: sowohl der dreilappige Parthenocissus tricuspidata als auch der fünfingrige P. quinquefolia. Bei der Begrünung von Mauern und Zäunen sollte man darauf achten, dass auch das Herbstlaub mit der Farbe der Wand harmoniert.
Reizvoller Farbkontrast: Wilder Wein mit Efeu Foto: Anke Brosius
Auf der Suche nach der optimalen Schnittstelle zwischen Leistungspotenzial und Ressourceneinsatz in der Legehennenhaltung konnte nun in einem Versuch am Versuchs- und Bildungszentrum Landwirtschaft Haus Düsse (VBZL) der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen gezeigt werden: Eine N- und P-reduzierte Fütterung von Legehennen kann durchaus empfohlen werden.
Eine Reduktion der Stickstoff (N)- und Phosphor (P)-Emissionen bringt viele Vorteile mit sich. Neben den bekannten Folgen für die Umwelt wirkt sich die Reduktion auch vorteilhaft auf die Tiergesundheit aus, denn eine Aufnahme von überschüssigem Stickstoff führt beispielsweise zu einer vermehrten N-Ausscheidung in Form von energiereicher Harnsäure – ein Energieverlust über die Exkremente.
Dieser Vorgang belastet den Stoffwechsel der Tiere unnötigerweise und erhöht gleichzeitig ihren Energiebedarf bei gleichbleibender Leistung. Gerade Legehennen kommt eine Entlastung des Stoffwechsels entgegen. Allerdings spielt eine ausreichende Versorgung mit Nährstoffen eine zentrale Rolle, um die Leistung und Gesundheit der Tiere zu erhalten. Aminosäuren (AS) beeinflussen etwa die Eigröße, Kalzium und Phosphor sind wichtig für die Eischalenstabilität und Knochengesundheit. Vor allem im Hinblick auf eine längere Nutzungsdauer der Tiere, die aufgrund der gestiegenen Junghennenpreise vermehrt in den Fokus rückt, wird eine N- und P-reduzierte Fütterung oft mit Skepsis betrachtet.
Bereits in den Jahren 2020/2021 wurde ein Versuch zur N- und P-reduzierten Fütterung bei Legehennen am Versuchs- und Bildungszentrum Haus Düsse durchgeführt. Hintergrund des Versuchs war es herauszufinden, ob eine Absenkung von N und P im Futter unter die Werte der DLG für eine N- und P-reduzierte Fütterung möglich ist, ohne die Leistung negativ zu beeinflussen. Durch die Absenkung der N- und P-Gehalte im Futter sollten sich die N- und P-Ausscheidungen über die Exkremente reduzieren.
Die N- und P-reduzierte Fütterung nach DLG wurde dabei als Kontrollgruppe angenommen, da mit diesen Nährstoffgehalten eine stabile Leistung erzielt werden kann und unterschiedliche wissenschaftliche Untersuchungen zeigen, dass ein Reduktionspotenzial der N- und P-Gehalte vorhanden ist. Es galt also in dem Versuch herauszufinden, ob und inwieweit Absenkungen möglich sind und welche Legehennenrationen in der Praxis umgesetzt werden können.
Die Tiere der Kontrollgruppe, Variante (V) 1, erhielten somit N- und P-reduziertes Futter nach DLG. V2 wurde weiter N-und P-reduziert gefüttert, und V3 erhielt nochmals umfangreicher N- und P-reduziertes Futter. Alle Fütterungsvarianten wurden an Weiß- und an Braunlegern geprüft. Die Ergebnisse zeigen, dass es keinen Einfluss der Nährstoffreduktion in Bezug auf die Genetik zu geben scheint. Die umfangreichste Absenkung der N- und P-Konzentration (V1 versus V3) hatte trotz eines Ausgleichs an Aminosäuren (Lys, Met+Cys, Thr, Trp) eine signifikante Reduktion der Eizahl, Eimasse, des Eigewichts und der Legeleistung je Durchschnittshenne zur Folge.
Auch in Bezug auf die Verteilung der Eigewichtsklassen konnte kein Unterschied zwischen den Futtervarianten festgestellt werden, lediglich in Bezug auf die Genetik. Die Dekalb White legten mehr Eier in den geringeren Gewichtsklassen. Foto: Kathrin Thieman
Noch mehr Optimierung möglich?
Nachdem der Vorversuch gezeigt hatte, dass ein gewisses Reduktionspotenzial gegenüber den von der DLG beschriebenen Verfahren möglich ist, folgte ein weiterer Versuch, um die Ergebnisse abzusichern und zu untersuchen, inwieweit eine weitere Optimierung hinsichtlich N und P gegenüber den DLG-Werten möglich sei. Aufgrund des Leistungsabfalls in V3 wurde diese im gegenwärtigen Versuch nicht noch einmal angewendet.
Am VBZL Haus Düsse stand zur Durchführung des Versuchs eine Kleingruppenanlage mit insgesamt 28 Wiederholungen zur Verfügung. Eingestallt wurden Legehennen der Genetiken Lohmann Brown (LB) und Dekalb White (DW), die jeweils zwei verschiedenen Futterstrategien zugeteilt wurden. Je Genetik und Fütterungsvariante gab es sieben Wiederholungen mit jeweils 36 Tieren. Eine Übersicht über die Konzentration ausgewählter Nährstoffe der zwei Fütterungsvarianten ist der Tabelle 1 zu entnehmen.
Die Reduktion der N- und P-Konzentration des Futters wurde im letzten Legeabschnitt vorgenommen. Hier wurde die Rohproteinkonzentration (N x 6,25) um zirka einen Prozentpunkt, die Phosphorkonzentration um zirka 0,5 Prozentpunkte abgesenkt. Um dies zu erreichen, wurde der Anteil von Weizen an der Ration zulasten von Soja- und Rapsextraktionsschrot erhöht. Alle Rationen enthielten Weizen, Gerste, Mais sowie Sonnenblumen- und Rapsextraktionsschrot in verschiedenen Mengenanteilen.
Variante 1
DW mit N- und P-reduziertem Futter nach DLG-Standard
LB mit N- und P-reduziertem Futter nach DLG-Standard
Variante 2
DW mit N- und P-reduziertem Futter unter DLG-Standard
LB mit N- und P-reduziertem Futter unter DLG-Standard
Das waren die Leistungsparameter
Während des Durchgangs wurden die Parameter der Legeleistung, die Verluste, die Kenngrößen der Eiqualität und die Eigewichtsverteilung erfasst. Tabelle 2 zeigt die durchschnittlichen Leistungsparameter über die 13 erhobenen Legeabschnitte. Die dargestellten Werte beziehen sich dabei auf den Parameter „je Durchschnittshenne“ (DH, Anzahl der durchschnittlich eingestallten Tiere, korrigiert um Verluste).
Die Ergebnisse zeigen, dass es keine signifikanten Unterschiede in der Legeleistung zwischen den Futtervarianten gab. Sie zeigen lediglich, dass die Tiere der Genetik Lohmann Brown einen signifikant höheren Futterverbrauch, eine größere Eimasse und ein höheres Eigewicht aufwiesen als die Tiere der Genetik Dekalb White.
Verteilung der Eigewichtsklassen
Die Ergebnisse der durchschnittlichen Verteilung der Eigewichtsklassen (S, M, L und XL), gemittelt über 13 Legeabschnitte in Abhängigkeit von der Genetik, zeigen, dass es keine signifikanten Unterschiede zwischen den Futtervarianten gab. Durch die unterschiedliche Fütterung kam es demnach nicht zu einer Verschiebung der Eigewichtsklassen.
Lediglich die Genetik der Hennen beeinflusste die Legeleistung. Die Hennen der Genetik LB wiesen signifikant mehr Eier in den Gewichtsklassen XL (+3 %-Punkte) und L (+10 %-Punkte) auf, während die Hennen der Genetik DW signifikant mehr Eier der Gewichtsklasse M (52 % versus 46 %) und S (4 % versus 2 %) legten (Abbildung). Diese Ergebnisse bestätigten die bereits bekannten Unterschiede der beiden Genetiken. Generell hatten die DW-Hennen signifikant mehr Knick- und Brucheier (4,4 % zu 2,8 %) als die LB-Hennen (nicht in der Abbildung dargestellt).
Die Kenngrößen der Eiqualität
Bei der Frage, ob und wie eine N- und P-reduzierte Fütterung in der Legehennenhaltung umsetzbar ist, spielen neben den biologischen Aspekten auch die Kenngrößen der Eiqualität eine übergeordnete Rolle.
Die Kenngrößen der Eiqualität am Ende des 13. Legeabschnittes sind in Tabelle 3dargestellt. Die Futtervarianten hatten keinen signifikanten Einfluss auf die Eiqualität. Demnach hatte eine Absenkung der N- und P-Gehalte unter die DLG-Vorgaben keinen Einfluss auf diese Merkmale. Allerdings zeigen sich hier, wie auch bei den Leistungsparametern, Unterschiede in Bezug auf die Genetik. Die Eier der LB-Hennen wiesen eine signifikant höhere Bruchfestigkeit auf. Die DW-Hennen wiesen hingegen signifikant höhere Werte bei der Eiklarhöhe und der Eiklarkonsistenz auf.
Berechnung der Nährstoffbilanz
Um mögliche Effekte einer N- und P-reduzierten Fütterung auf die Umweltwirkung der Legehennenhaltung beurteilen zu können, wurde basierend auf den Daten zum Futterverbrauch und der Gewichtszunahme eine Stickstoff- und Phosphorbilanz berechnet. Zur Bilanzierung wurde dabei auf die Annahmen zur Ganzkörperzusammensetzung von Legehennen nach DLG-Band 199 (2014) zurückgegriffen.
Tabelle 4 zeigt die aus den Leistungsdaten berechneten sowie die durch Exkrementanalysen bestimmten N- und P-Ausscheidungen. Die berechneten Werte zur N-Ausscheidung zeigen, dass bei den Weißlegern keine Unterschiede in der relativen Ausscheidung je Stallplatz und Jahr durch die nährstoffabgesenkte Fütterung erreicht werden konnten. Bei den Braunlegern konnte für N ebenfalls kein Effekt festgestellt werden. Allerdings konnte die P-Ausscheidung um 14 % abgesenkt werden.
Die teilweise unveränderten Werte sind darauf zurückzuführen, dass die Tiere unter Fütterungsvariante 2 numerisch mehr Futter fraßen. Die aus den Leistungsdaten berechnete N- und P-Ausscheidung je Kilogramm Eimasse für V1 konnte bereits veröffentlichte Werte bestätigen (vergleichbar mit der N- und P-reduzierten Fütterung nach DLG-Band 199).
Fazit
Die Ergebnisse aus dem VBZL Haus Düsse zeigen deutlich: Eine N- und P-reduzierte Fütterung von Legehennen ist möglich. Der hier aufgezeigte Versuch bestätigt die Ergebnisse aus dem Vorversuch (2020/2021).
Auch wenn die Hennen nochmals unter den derzeit von der DLG vorgegebenen Werten zur N- und P-reduzierten Fütterung gefüttert werden, weisen sie keinerlei Einbußen auf – weder in den Leistungsparametern noch in den Kenngrößen in Bezug auf die Eiqualität sowohl bei Braun- als auch bei Weißlegern. Ein Einfluss auf Eigröße und die Schalenstabilität konnte ebenfalls nicht festgestellt werden.
Ein Vergleich von Weiß- und Braunlegern zeigt hingegen ein typisches Bild. Die Hennen der Genetik LB hatten einen signifikant höheren Futterverbrauch, aber auch signifikant höhere Eigewichte. Auch bei den Eigewichtsklassen konnten die LB-Hennen mehr Eier in den höheren Gewichtsklassen generieren als die DW-Hennen. Bei den Kenngrößen der Eiqualität wiesen die Eier der LB-Hennen eine signifikant höhere Bruchfestigkeit der Schale auf, während die Eier der DW-Hennen höhere Werte bei der Eiklarqualität aufweisen konnten.
In Bezug auf die Ausscheidungswerte konnte allerdings kein positiver Effekt der Nährstoffreduktion festgestellt werden, weder über die berechneten Leistungsdaten noch über die Analysen. Da das Leistungsniveau bei gleichzeitig reduzierten Ausscheidungen erhalten bleibt, kann eine N- und P-reduzierte Fütterung durchaus empfohlen werden.
Mitte September tagte der Ausschuss für Natur und Umwelt der Landwirtschaftskammer gemeinsam mit dem Umweltausschuss des Bauernverbandes zu Fragen des Klimaschutzes. Die Zusammenkunft fand statt unter dem Vorsitz von Sabine Schwarten zusammen mit Kammerpräsidentin Ute Volquardsen und Ludwig Hirschberg, Ausschussvorsitzender und Vizepräsident des Bauernverbandes, auf der Klimafarm der Stiftung Naturschutz in Erfde, Kreis Schleswig-Flensburg.
Zunächst stellte Dr. Elena Zydek, Stiftung Naturschutz, als Leiterin der Klimafarm sich und ihr Team vor. Dr. Arne Poyda, Ministerium für Energiewende, Klimaschutz, Umwelt und Natur (MEKUN), stellte die Strategie der Landesregierung zur Zukunft der Niederungen vor. Dabei sind Niederungen die Gebiete, die 2,5 m unter Normalhöhe null (NHN) liegen. In Schleswig-Holstein umfasst dies einen Anteil von rund 20 % der Landesfläche. Laut Poyda wird die Entwässerung der Niederungen durch die Folgen des Klimawandels und der Geländehöhenverluste künftig erheblich schwieriger und insbesondere teurer. Problematisch sind erschwerte freie Entwässerung, verkürzte Sielzeiten und die technische Anpassung von Schöpfwerken, verbunden mit zunehmenden Starkregenereignissen und stärker ausgeprägten Binnenhochwassern. Die Niederungsstrategie soll zu einer Verbesserung des Landschaftswasserhaushaltes in Schleswig-Holstein beitragen und gleichzeitig die wasserwirtschaftlichen Kosten in Grenzen halten.
Die beiden Ausschussvorsitzenden Sabine Schwarten (li.) und Ludwig Hirschberg (r.) mit der Projektleiterin der Klimafarm, Dr. Elena Zydek, Stiftung Naturschutz
Aus Klimaschutzsicht ist das Ziel der Treibhausgas (THG)-Neutralität bis 2040 ohne wiedervernässte Moore nicht erreichbar, so Dr. Poyda. Durch höhere Wasserstände werden THG-Emissionen und Geländehöhenverluste minimiert. Auch auf die Gewässerschutz- und Biodiversitätsziele hat ein verändertes Be- und Entwässerungsmanagement anteilig positive Auswirkungen.
Dr. Arne Poyda
Die Niederungsstrategie bildet die Grundlage für einen langfristigen Transformationsprozess, der unter dem Prinzip der Freiwilligkeit vor Ort durch Entwicklung regionaler Konzepte, zum Beispiel durch örtliche Wasser- und Bodenverbände, umgesetzt werden soll. Das Land hat dabei unterstützende und beratende Funktion. Seit Juni des Jahres ist eine neue Förderrichtlinie in Kraft getreten, die Maßnahmen zur Erhaltung und Verbesserung des Landschaftswasserhaushalts innerhalb der schleswig-holsteinischen Niederungskulisse unterstützen kann, die auch den Anforderungen des Klima- und Ressourcenschutzes dienen. Aktuell wird die Strategie zur Zukunft der Niederungen auf Regionalkonferenzen im Land der breiten Öffentlichkeit vorgestellt. Unter schleswig-holstein.de/niederungen sind weitere Informationen abrufbar.
Von Beginn an wurde die Erarbeitung der Niederungsstrategie in einem eigens gegründeten Beirat von vielen Interessengruppen kritisch-konstruktiv begleitet. Auch die Landwirtschaft ist unter anderem mit der Landwirtschaftskammer und dem Bauernverband vertreten.
Quelle: Dr. Arne Poyda
Das Projekt Klimafarm
Unter dem Titel „Entwicklung und Erprobung einer ökonomisch und ökologisch tragfähigen moorbodenerhaltenden Grünland-Bewirtschaftung“ werden auf der Klimafarm in der Eider-Treene-Sorge-Region neue Konzepte zum Umbau der Landwirtschaft in moorreichen Regionen, zur stabilen Rohstoffproduktion und zur Förderung von Innovationen erprobt. Das Projekt wird vom Bundesumweltministerium gefördert und hat eine Laufzeit von zehn Jahren. Die Region zeichnet sich aus durch ein Mosaik von Natura-2000-Gebieten und Stiftungsflächen, ein hohes Wiesenvogelvorkommen und eine ausgeprägte Grünlandnutzung mit intensiver Milchviehhaltung.
In der Diskussion: Kammerpräsidentin Ute Volquardsen (3. v. li.) mit Kerstin Ebke (r.) …… sowie weitere Ausschussmitglieder von Landwirtschaftskammer und Bauernverband
Auf der Klimafarm wurden bereits erste Flächen vernässt und eine erste Ernte durchgeführt. Der Fokus liegt dabei auf den Ernteerzeugnissen von nassem Grünland und deren Verarbeitung. So können zum Beispiel Verpackungsmaterialien, Dachbegrünungssubstrate, Torfersatzstoffe, Rohstoffe zur Papierherstellung und Weiteres erprobt werden. Das Projekt wird wissenschaftlich durch die Christian-Albrechts-Universität zu Kiel (CAU) begleitet und auf ökologische und ökonomische Effekte untersucht, dabei werden unter anderem Treibhausgasemissionen gemessen. Über Öffentlichkeitsarbeit und weitere Aktionen wie etwa Feldtage werden die Fachwelt, aber auch die Region und die Nachbarschaft informiert.
Quelle: Dr. Elena Zydek
Agrarstruktur in den Niederungen
Kerstin Ebke, Landwirtschaftskammer, zuständig für den Bereich Naturschutz und Agrarstruktur, stellte zwei agrarstrukturelle Analysen vor, die für den Sorgekoog, Kreis Schleswig-Flensburg, als Auftrag des Eider-Treene-Verbandes und für die Miele- und Windbergener Niederung in Dithmarschen als Auftrag des Deich- und Hauptsielverbandes Dithmarschen durchgeführt worden sind.
In beiden Regionen sind gut aufgestellte, überdurchschnittlich große Haupterwerbsbetriebe ansässig, die das Grünland in den Niederungen für ihre Milchviehhaltung nutzen. Die Herden sind ebenfalls, verglichen mit dem Landesschnitt, überdurchschnittlich groß. Milchviehbetriebe sind aufgrund ihrer Ausstattung sehr kapitalintensiv und gleichzeitig durch die Stallungen an ihren Standort gebunden, was eine kurzfristige Transformation in Richtung wiedervernässtes Grünland deutlich erschwert. Gleichwohl gibt es Interesse in den Regionen, am Vertragsnaturschutz teilzunehmen oder Flächen zu tauschen.
Im Allgemeinen werden die Flächen derzeit nicht als schwierig zu bewirtschaften beschrieben, da sich die Betriebe an die Gegebenheiten in den Niederungen angepasst haben und seit Generationen mit den sensiblen Moorböden zurechtkommen müssen. Dabei ist vielen Landwirten bewusst, dass sich die Bewirtschaftung der Niederungsflächen bei veränderten wasserwirtschaftlichen Rahmenbedingungen deutlich erschweren wird und damit erhebliche Anpassungen in der Nutzung nötig werden könnten.
Dr. Lennart Schmitt
Positionspapier des Bauernverbandes
Dr. Lennart Schmitt, Geschäftsführer des Umweltausschusses beim Bauernverband, konstatierte, dass am Klimaschutz kein Weg vorbeiführe. Er berichtete, dass sich der Bauernverband schon frühzeitig mit dem Thema Moorvernässung befasst und in mehreren Sitzungen ein Positionspapier entwickelt habe. Erfolgreicher Moorschutz funktioniere nur im Einvernehmen mit den Flächeneigentümern und den Bewirtschaftern, deshalb sei das Prinzip der Freiwilligkeit essenziell. Gemeinsam müssten Konzepte ausgearbeitet werden, in denen die Belange aller Akteure Berücksichtigung fänden. Insbesondere müssten auch angrenzende nicht vernässte Flächen unbeeinträchtigt bleiben.
Wichtig sei hierbei insbesondere auch der gesellschaftliche Rückhalt und dass Nachhaltigkeitsleistungen honoriert werden müssten. Die Kostenübernahme sei eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, die im Haushalt verankert werden müsse. Die Bauern benötigten hier Planungssicherheit. Es bringe nichts, die Produktion von zum Beispiel Milch ins Ausland zu verlagern. Bezüglich alternativer Erwerbsquellen erhofft sich Schmitt eine Klimafolgenabschätzung durch das Projekt Klimafarm, die auf wissenschaftlichem Fundament stehe. Die Bereitschaft zum Umbau der Landwirtschaft in moorigen Regionen erfordere, dass bei den landwirtschaftlichen Alternativen gleichzeitig eine stabile Rohstoffproduktion gewährleistet sei.
Auf dem abschließenden Hofrundgang unter Führung des Klimafarmteams wurde die Diskussion vertieft. Der Austausch zwischen den beiden Umweltausschüssen soll fortgesetzt werden.
Spezialmaschine zur Bewirtschaftung von nassen Flächen
Seit 20 Jahren gilt in Finnland ein absolutes Schwanzkupierverbot bei Schweinen. Welche Erfahrungen haben finnische Schweinehalter gemacht, und was können deutsche Betriebe von ihnen lernen? Die Ergebnisse einer Exkursion in den Norden fasst der Beitrag zusammen.
Mit dabei war eine Expertengruppe mit fachlichen Schwerpunkten in den verschiedenen Bereichen der Schweinehaltung. So ist Dr. Sophie Diers vom Lehr- und Versuchszentrum Futterkamp für den Schwerpunkt Fütterung mitgereist.
Timo Heikillä teilt sein Wissen über den Ringelschwanz mit Berufskollegen im In- und Ausland. Foto: Dr. Jochen Werner
Timo Heikkilä, der größte Ferkelproduzent Finnlands, hält rund 3.500 Sauen und erzeugt mit ihnen jährlich über 100.000 Ferkel – das sind ungefähr 5 % aller Ferkel in Finnland. Zusätzlich hat er auf seinem Betrieb Platz für die Aufzucht von 1.200 Jungsauen. Aus Tiergesundheitsaspekten setzt der Landwirt auf Eigenremontierung. Grundsätzlich erfreut der Betrieb sich eines sehr hohen Gesundheitsstatus. Interessant wird es beim Thema Ringelschwanz: Auf die Frage, wie viel Prozent der Ferkel mit intaktem Ringelschwanz an den Mäster gehen, antwortet Heikkilä: „Wir erfassen das gar nicht so genau, aber es sind sicherlich über 90 Prozent.“
Auch in Finnland sei viel über das Kupierverbot diskutiert worden. Größter Kritikpunkt war dabei laut dem Schweinehalter die auch in seinen Augen unfaire Wettbewerbssituation für Finnland. Er erinnert sich noch gut an die Zeit, als der absolute Kupierverzicht eingeführt wurde. „Es herrschte teilweise Panik“, sagt er. In seinem eigenen Betrieb hat Timo Heikkilä vieles ausprobiert und zuletzt auch bauliche Veränderungen für den Ringelschwanz vorgenommen. Jede seiner rund 3.500 Sauen ferkelt mittlerweile in einer Bewegungsbucht ab, und alle Tiere haben stets Zugang zu Raufutter.
Besonders beim Stallklima, bei der Reduktion von Schadgaskonzentrationen und der Energieeffizienz hat Timo Heikkilä viel angepasst und in Innovationen investiert. Betritt man eines der Abteile, fällt zum Beispiel auf den ersten Blick ein großer Plastikschlauch entlang der Stalldecke auf. In regelmäßigen Abständen sind Löcher in den Schlauch gestanzt, durch die die Zuluft gleichmäßig in jeden Bereich des Abteils eingebracht wird. Die mit eingeleiteten Staub- und Schmutzpartikel setzen sich nach dem Prinzip der Schwerkraft aufgrund der geringen Luftgeschwindigkeit größtenteils im Inneren des Schlauchs ab und geraten so nicht mit den Tieren im Abteil in Kontakt. Je nach Verschmutzung können die Kunststoffschläuche vergleichsweise einfach und schnell getauscht werden. Um Schadgase im Stall und vor allem im Tierbereich zu reduzieren, setzt der Betrieb auf eine Güllekühlung. Die Abwärme der Gülle wird außerdem zum Heizen im Winter genutzt.
Der Hof von Timo Heikkilä ist im Umkreis von rund 10 km der einzige mit Schweinen.Die Expertinnen aus Deutschland verschafften sich einen umfassenden Eindruck in Finnland.Die Expertengruppe (v. li.): Filmproduzent Dr. Jochen Werner (firefilm), Dr. Markus Böcklmann, Projektkoordinatorin Sara Weyer, Mirjam Lechner, Carmen Fögeling, Dr. Sophie Diers, Projektkoordinatorin Anna Farwick. Foto: Dr. Sophie Diers
Mikroklima entscheidend
Allgemein fiel auf, dass finnische Schweineställe grundsätzlich kühler gefahren werden, als man es aus Deutschland kennt. Um Heizkosten zu minimieren, setzt man hier vermehrt auf Mikroklimazonen, statt den ganzen Stall zu beheizen. Da das Prinzip der Klimazonen so entscheidend ist, richtet sich auch die klassische Buchtenstruktur, sowohl in der Ferkelaufzucht als auch in der Mast, danach aus: Die Buchten sind stets rechteckig geschnitten und überwiegend planbefestigt. Lediglich ein Drittel der Bucht ist meist perforiert, da die Tiere hier den Kotbereich anlegen sollen. Ein Kontaktgitter zur Nachbarbucht in diesem Bereich hilft dabei, den Kot- und Harnabsatz dort zu konzentrieren.
Der planbefestigte Liegebereich ist meist mit einer verstellbaren Abdeckung versehen, damit sich die Wärme dort konzentriert und den Schweinen eine angenehme Liegetemperatur verschafft. Charakteristisch für den Aktivitätsbereich sind häufig Raufen mit Heu oder Stroh sowie ein Langtrog mit einem Tier-Fressplatz-Verhältnis vom maximal 2:1. Die Futtervorlage erfolgt automatisiert und flüssig.
Die Gefahr für das Auftreten von Hitzestress, der für die Tiergesundheit von immenser Bedeutung ist, wird minimiert. Ebenso wird dem Konkurrenzkampf um die Ressource Futter entgegengewirkt. Die Schweine sind insgesamt ruhiger und gelassener.
Wissen teilen
Timo Heikkilä hält mittlerweile zahlreiche Vorträge zum Kupierverzicht und informiert auch in anderen EU-Ländern über Erfahrungen mit der Haltung unkupierter Schweine in Finnland. „Ich stelle mir längst nicht mehr die Frage, ob noch kupiert werden sollte.“
Auf der Versammlung der Interessengemeinschaft finnischer Schweinehalter sei die Haltung unkupierter Tiere zwar nach wie vor ein Thema, allerdings auf einer anderen Ebene: In Finnland soll ein Bonitierungsprogramm entwickelt werden, bei dem auch der intakte Ringelschwanz einbezogen wird. Deshalb stehen hier zukünftig die Erfassung und Definition des „intakten Schwanzes“ vermehrt im Fokus.
Der erste Trailer der Videoreihe: „20 Jahre Kupierverzicht in Finnland – eine Ringelschwanzreise“:
Das Nationale Wissensnetzwerk Kupierverzicht ist Teil der Modell- und Demonstrationsvorhaben (MuD) Tierschutz im Bundesprogramm Nutztierhaltung. Die Förderung erfolgt aus Mitteln des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL), Projektträger ist die Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE). Projektpartner im Nationalen Wissensnetzwerk Kupierverzicht sind der Förderverein Bioökonomieforschung, die ISN-Projekt GmbH und die IQ-Agrar GmbH.
Termine
Im Oktober und November finden verschiedene Veranstaltungen rund um die Schweinehaltung im Lehr- und Versuchszentrum Futterkamp statt:
am 26. Oktober ein Lüftungsseminar für Praktiker über das Netzwerk Fokus Tierwohl, Anmeldung über avmallinckrodt@lksh.de
vom 13. bis 15.November ein Eigenbestands-Besamungskurs, Anmeldung über avmallinckrodt@lksh.de
Am 28. November ist der Große Schweinetag SH, Anmeldung nicht erforderlich.
Die ungewöhnliche Forderung eines Mitarbeiters und etwa 80.000 Verkehrsbewegungen am Tag auf der benachbarten Autobahn 7 und der Bundesstraße 4 bestärkten Biogasanlagenbetreiber Christian Saul in Brokenlande, Kreis Segeberg, voll auf die Zukunft der E-Mobilität zu setzen. Immer mehr elektrisch betriebene Fahrzeuge im Land und eine notwendige EEG-Nachfolgeregelung für seine Biogasanlage veranlassten Saul, in eine besondere Form der direkten Stromvermarktung zu investieren.
„Elektromobilität funktioniert“, sagt Christian Saul inmitten des rund 6 ha großen Areals unweit der A 7, auf dem der studierte Betriebswirt und gelernte Gemüsegärtner mit einer Dauerlast von 3,5 bis 4 MW jährlich rund 33 Mio. kWh Biogas produziert. Fünf Blockheizkraftwerke (BHKW) vor Ort und fünf Satelliten-BHKW in der Umgebung wandeln die Energie in Strom und Wärme um. Zum Einsatz kommen verschiedene Mais- und Grassilagen, GPS, Hühnertrockenkot, Frischgras, Rüben, (Pferde-)Mist und Gülle. Den Transport übernimmt im näheren Umkreis seit Sommer der laut Saul deutschlandweit erste vollelektrische Lkw in der Landwirtschaft (siehe Bauernblattausgabe 31).
Der Betrieb konzentriert sich zunehmend auf die Vergärung von Gülle und Mist. Foto: jh
Von der Zukunft der E-Mobilität überzeugt
Der bis zu 666 PS starke Volvo FH electric bewegt dabei entweder einen Auflieger samt Gülletank oder einen Abschiebewagen, die Reichweite betrage aktuell noch weniger als 250 km, aber die Technik gehe weiter, so Saul: „Wir versuchen herauszufinden, welche Arbeitsreichweitenentfernung wirtschaftlich tragfähig ist.“ Das Wiederaufladen über einen DC-Lader mit einer Leistung von 300 kW dauere nur etwa zwei Stunden. Auch privat setzt der Unternehmer auf einen elektrisch angetriebenen Pkw und konnte bereits einige der 30 Mitarbeiter vom Umstieg auf E-Mobilität überzeugen. Geladen werden auch diese Fahrzeuge auf dem Anlagengelände. „Für mich war klar, dass bei der Suche nach einer EEG-Nachfolgeregelung hier an der A 7, also einer viel befahrenen EU-Kernstraße, mit E-Mobilität etwas gehen könnte“, erklärt Saul, der früher bei einer Wirtschaftsprüfungsgesellschaft und einer Bank arbeitete, bevor er sich als Biogasanlagenbetreiber und Dienstleister in einer kleinen Unternehmensgruppe selbstständig gemacht hat. „Wir glauben, dass E-Mobilität kommt – und sie ist eine Möglichkeit, Klimagasemissionen in der Landwirtschaft einzusparen.“
Mit einer Dauerlast von 3,5 bis 4 MW produziert die Anlage jährlich rund 33 Mio. kWh Biogas. Foto: jh
Ursprünglich auf die Idee brachte ihn ein früherer Mitarbeiter, der als Schüler auf der Biogasanlage arbeitete und für sich einen Dienstwagen haben wollte: „Erst habe ich ihm an der Stirn gefühlt“, sagt Saul, aber der junge Mann habe ihn schließlich überzeugen können, 35 € seines monatlichen Gehaltes umzuwandeln und in einen damals wenig beliebten Elektro-Pkw des Herstellers Hyundai zu investieren – und diesen auf der Anlage laden zu können. Künftig will Christian Saul aber nicht nur für seine Mitarbeiter Ladestrom aus Regenerativen Quellen anbieten: Eine Ladeinfrastruktur mit einer Leistung von 20 MW für Lkw und Pkw soll – ähnlich einem Autohof – mit Restaurant und Kinderspielplatz entstehen. Die notwendigen Genehmigungen sind beantragt, gestalten sich aber nicht gerade unkompliziert. Realisiert werden soll das Vorhaben über Blockheizkraftwerke, Batterien und Gasspeicher.
Vor dem Hintergrund des über den Tag schwankenden Strompreises will sich Christian Saul künftig auf die Produktion von Ladestrom fokussieren. Die Stromproduktion aus Biogas koste etwa 20 ct/kWh: „Im Tagesverlauf liegt der Strompreis häufig darunter. Da hat man teilweise nur eine Stunde, in der man annähernd bei 20 Cent liegt. Wir sind nur ein kleiner Anbieter in einem riesengroßen Markt“, verdeutlicht der Geschäftsführer.
Die Instrumententafel des Volvo FH electric kommt ohne Drehzahlmesser und herkömmliche Tankanzeige aus. Foto: jh
Ökonomisch interessante Vermarktungsmöglichkeit
„Beim Anbieten von Ladestrom sehen wir es als wahrscheinlicher an, die Produktionskosten wieder hereinzubekommen. Dieser kostet an der Autobahn in etwa zwischen 20 Cent und einem Euro.“ Wolle man auch nach dem Auslaufen des EEG am Markt tätig sein, müsse man sich die Frage stellen, wo die Reise hingehe. „Wir gehen von einem weiteren Zubau bei Windkraft und Photovoltaik aus. Die Stromvermarktung auf dem Weg der Ladeinfrastruktur ist also auch ökonomisch sehr interessant“, erläutert Christian Saul. Ladestrom entsprechend der technologischen Entwicklung klimaneutral bereitzustellen, sieht der Anlagenbetreiber als tolle Leistung bei der Energiewende und insbesondere der Verkehrswende: „Zu unserer Überraschung sind wir einige der wenigen, die das überhaupt machen.“
300 kW leistet die DC-Ladestation an einem der Blockheizkraftwerke. Foto: jh
Die Technik der E-Mobilität sei – abgesehen von der noch verbesserungswürdigen Reichweite – insgesamt ausgereift, einfacher handhabbar als der Betrieb mit CNG und weniger energieintensiv als beim Wasserstoff.
Dazu komme ein unerreicht hoher Wirkungsgrad. „Eine Biogasanlage in Kombination mit Wind und Solar ist ideal, um direkt Ladestrom anzubieten. Darin sehe ich eine ganz große Zukunft auch für die Landwirtschaft in Schleswig-Holstein“, blickt Saul nach vorn. Ladeinfrastruktur zur Verfügung zu stellen, könne ein ganz eigener Bereich sein, in dem Landwirte direkt in die Energiewende einsteigen und „ihre Früchte ernten und direkt verkaufen beziehungsweise Wertschöpfung betreiben können“.
Dekanter zur Ammoniumtrennung
Die großen Futtermittelberge aus Nachwachsenden Rohstoffen sollen auch auf der Brokenlander Anlage langfristig kleiner werden. Zunehmend konzentriert sich der Betrieb daher auf die Vergärung von Gülle und Mist. Während die Gülle im direkten Umkreis flüssig transportiert wird, setzt Saul auf den weiter entfernten Betrieben einen Dekanter der Firma Slootsmid aus den Niederlanden ein, der die feste Phase abtrennt, während die flüssige Phase auf dem Betrieb bleibt und als aufbereiteter, flüssiger Ammoniumdünger für Grünland, Mais oder Getreide genutzt wird. Klimaschädliches, aber energiereiches Methan wandert als feste Phase in die Biogasanlage, die Gärreste werden anschließend wieder auf den Flächen ausgebracht. Neben der Möglichkeit für die Betriebe, überschüssige Nährstoffe – vor allem Phosphor – auf diese Weise loszuwerden, werde Stickstoff hingegen behalten und gleichzeitig Lagervolumen gespart: „Je nach Einstellung der Maschine werden zwischen zehn und 20 Prozent Lagervolumen gespart. Der Dekanter trennt besonders gut ab“, so Saul. Von den 18-30 km entfernt liegenden Betrieben transportieren die Mitarbeiter nur die festen Bestandteile zu Sauls Anlage. „Die Transportfähigkeit ist auf jeden Fall eher gegeben. Wir sollen künftig mehr Gülle vergären, aber da die Zahl der Betriebe begrenzt ist, vergrößern wir den Radius um die Anlage erheblich und erreichen, dass wir durch Technikeinsatz mehr Futtermittel bekommen.“
Für Christian Saul bedeutet all das: „Wir müssen darauf achten, dass wir effizient bleiben, die technologischen Trends bei der Umsetzung der Projekte mitgehen und diese nicht anderen überlassen. Die Landwirtschaft hat es auch selbst in der Hand.“
Die Anlage verfügt über ein abgedecktes Gärvolumen von insgesamt 36.000 m3. Foto: jh