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Der vom Umweltministerium geförderte Handlungsleitfaden zum sogenannten Schönwalder Weg soll exemplarisch deutlich machen, mit welchen Möglichkeiten Kirchengemeinde im ländlichen Raum sich „auf den Weg machen“ können. Aus Sicht der Landwirtschaft bestehen jedoch erhebliche Zweifel an der musterhaften Übertragbarkeit auf andere Kirchengemeinden: Es wird der Eindruck erweckt, die beschriebenen Maßnahmen seien „ausgetretene Pfade“. Tatsächlich bedarf es aber einer in jedem Einzelfall zeit- und kostenaufwendigen Individuallösung.
In personeller Hinsicht legt der Leitfaden eine Sonderkonstellation zugrunde, die über einen langen Zeitraum auf einem speziell zusammengesetzten Team von Experten aufbaut. Insbesondere wurden auf ehrenamtlicher Basis Fachleistungen erbracht, die im Falle einer Beauftragung zu marktüblichen Konditionen erhebliche Kosten verursachen.
Von Ehrenamts wegen weiß der Verfasser, dass für Kirchengemeinderatsmitglieder ein breites und arbeitsintensives Aufgabenfeld mit tiefgreifenden transformatorischen Herausforderungen besteht. Insofern kann nicht erwartet werden, dass die weniger werdenden ehrenamtlich engagierten Kirchengemeinderatsmitglieder ihre begrenzten und bereits stark geforderten Kapazitäten in einem weiteren hochspeziellen Themenfeld einsetzen.
Die mit dem Schönwalder Weg nur vermeintlich im besonderen Maße adressierten Umweltschutzgüter sind im Rahmen der guten landwirtschaftlichen Praxis bei allen Pachtverhältnissen zu berücksichtigen und bilden folglich nur den sowieso geltenden strengen gesetzlichen Rahmen ab. Entsprechende Regelungen werden bereits seit Langem im Pachtvertrag der Nordkirche vorgegeben.
In Zeiten absehbar drastisch sinkender Kirchensteuereinnahmen und Mitgliederzahlen muss jede Kirchengemeinde entscheiden, ob für sie eine mit der Bewirtschaftungseinschränkung verbundene Einnahmenminderung und das Finanzloch bei anderen sehr wichtigen Kernaufgaben akzeptabel sind. Auch stehen hiermit die grundstücksrechtlichen Vorgaben der Nordkirche nicht in jedem Fall im Einklang.
Das Konzept des Schönwalder Wegs zeichnet somit einen ideellen lokalen Sonderweg vor. Damit besteht die Gefahr, dass es nicht gangbare Pfade aufzeigt, sondern auf einen Holzweg führt. Ursprünglich dienten solche eigens angelegten Holzwege im Wald nicht dem Erreichen von Orten, sondern dem Transport geschlagener Bäume. Aus dem Wald führen, das konnten sie nicht. Durch ein Miteinander von Landwirtschaft und Kirche in der jeweiligen Gemeinde auf Basis konkreter Projekte kann weitaus mehr erreicht werden. Es führen bekanntlich viele Wege nach Rom.
Im Rahmen des Verbundprojektes InnoRind wird der Abkalbebereich in Futterkamp vergrößert und teilweise mit Separees als Rückzugsmöglichkeit ausgestattet. Die Kühe sollen die Möglichkeit haben, sich um den geburtsnahen Zeitraum selbstständig von den anderen Kühen zurückzuziehen.
Nach einer längeren Planungs- und Anlaufphase sowie einigen kleineren, bautypischen Startschwierigkeiten ist der Umbau mit dem Abriss der alten Betonsohle und des Futtertisches gestartet.
Die Abrissarbeiten sind vollends abgeschlossen und die Baufirma hat mit den Arbeiten für die Unterkonstruktion des Neubaus begonnen. Vor dem alten Abkalbebereich wird eine neue Pultdachhalle mit Gründach aufgestellt. Diese wird aktuell durch die Zimmerei vorbereitet und nach Abschluss der Betonarbeiten aufgebaut.
Das geplante Gründach wird witterungsbedingt erst im kommenden Jahr fertiggestellt. Die aktuelle Zeitplanung sieht vor, die Umbauten bis Ende des Jahres abzuschließen und den neuen Bereich als vollwertigen Abkalbebereich zu nutzen.
Nach dem Abriss wurden die Unebenheiten der Fläche mit Füllmaterial ausgeglichen und anschließend planiert. Foto: Kim-Juelie Zimmer-Sonn
Es gibt einen Fördertopf „Ländliche Entwicklung“ und einen Fördertopf „Integrierte ländliche Entwicklung“. Letzterer ist nicht etwa ein „Untertopf“ des Ersteren, sondern ein regulärer Fördertopf, während der Erstere (ohne „Integrierte“ im Namen) unabhängig davon ein Sonderrahmenplan (SRP) ist. Der soll künftig ganz gestrichen werden. Es können daraus Teile in den zweiten gerettet werden, dann müsste allerdings etwas anderes daraus weichen. Das zu erwartende Hauen und Stechen darum wird als neue Flexibilität schmackhaft gemacht.
So weit alles klar? Willkommen im Förderdschungel der Gemeinschaftsaufgabe Verbesserung der Agrarstruktur und des Küstenschutzes (GAK) – siehe Artikel www.bauernblatt.com/das-gibt-einen-riesenfrust. Was schnell klar ist: Es gibt weniger Geld für GAK, bundesweit zwischen 200 und 300 Mio. € weniger im Jahr – ja, das klafft je nach Berechnung so weit auseinander! Für Schleswig-Holstein kommt der Deutsche Bauernverband (DBV) auf rund 16 Mio. € weniger im Jahr. Und das, obwohl die Mittel in den Koalitionsverträgen der vorigen und der jetzigen Bundesregierung als verlässlich angekündigt waren.
Den Löwenanteil im SRP Ländliche Entwicklung macht bezüglich der Fördersummen die Dorfkernentwicklung aus. Das ist naheliegend, denn hier geht es hauptsächlich um Gebäudeerrichtung, -umbau oder -restaurierung: Dorfgemeinschaftshäuser, Ärztehäuser, Feuerwehrgebäude, Sporthallen – das sind erhebliche Investitionen. Was ebenfalls naheliegt: Solche Projekte benötigen eine längere Vorlaufzeit. Da wurden mit engagierter Bürgerbeteiligung Konzepte erarbeitet, die nun mit einem Schlag wertlos sein sollen? In der Gemeinde Felm im Dänischen Wohld sind solche Vorbereitungen getroffen worden. „Wenn die Kürzungen so umgesetzt werden wie geplant, gibt das einen Riesenfrust“, sagt Bürgermeister Hermann-Josef Thoben.
Auch die anschließende Umsetzung der Projekte erfordert in der Regel deutlich mehr Zeit als ein Jahr. Da läuft nicht immer alles nach Plan: Handwerker sind überlastet, Materialien nicht gleich verfügbar, Bewilligungen lassen auf sich warten – jeder, der baut, kennt das. So werden die beantragten und bewilligten Mittel nicht immer vollständig im jeweiligen Jahr abgerufen. Wenn nun unter dem allgemeinen Sparzwang Politiker nach Möglichkeiten suchen, so sehen sie: Ach, da wird ja gar nicht so viel gebraucht! – und streichen. Der Bedarf ist aber nicht entfallen, sondern nur verschoben. „Es ist irreführend, diese Mittel als ,nicht gebraucht‘ zu verstehen. Die Welle läuft erst auf!“, mahnt Torsten Sommer, Geschäftsführer der Akademie für die ländlichen Räume.
Es wird allgemein beklagt, dass in der gesamten deutschen Infrastruktur ein Investitionsstau eingetreten ist – bei Schienennetz, Straßenbau, Schulgebäuden, Kanalisation. Es ist schwer und teuer, diese Versäumnisse jetzt aufzuholen. Gleichzeitig wird mit der Streichung der Mittel für Ortserneuerung ein neuer Investitionsstau verursacht, den man gewiss in Zukunft wiederum beklagen wird.
Das Schlimmste aber ist, dass Bürger, die sich, wie immer gewünscht, für das Gemeinwohl engagieren und sich beteiligen, vor den Kopf gestoßen werden. Sie haben sich auf Zusagen der Politik verlassen. Wer GAKert, muss auch liefern!
Wenn sich Bürgerinnen und Bürger dafür einsetzen, ihren Wohnort lebenswerter zu machen, zeugt das von eben dem gesellschaftlichen Engagement, dass allenthalben gefordert wird. Wenn dann zuvor versprochene Fördermittel gestrichen werden, muss das für Frust sorgen. Genau dies droht nun bei den Mitteln der „Gemeinschaftsaufgabe Verbesserung der Agrarstruktur und des Küstenschutzes“ (GAK) einzutreffen. Die Kürzungsvorhaben der Bundesregierung werden derzeit im Bundestag beraten.
„Die Bürger haben viel dafür getan, um die Gemeinde fit zu machen für die Zukunft. Ein großer Frust macht sich breit, wenn jetzt die Förderungen wegfallen, die bisher möglich gewesen sind“, ereifert sich Hermann-Josef Thoben. Seit Ende Juni ist er Bürgermeister von Felm, schon vorher war er beteiligt an der Ortskernentwicklungsplanung der 1.200-Seelen-Gemeinde im Dänischen Wohld. Die begann vor eineinhalb Jahren mit großem bürgerlichen Engagement.
Beauftragt mit der Vorbereitung wurde das Büro Cima in Lübeck, es wurde zu Infoveranstaltungen eingeladen und Arbeitsgemeinschaften gegründet. „Cima hat eine Extraveranstaltung mit Grundschülern der dritten und vierten Klassen moderiert“, berichtet Thoben. „Die Schüler wurden nach Wünschen und Verbesserungen gefragt – Spielplätze, Radwege. Sie haben zum ersten Mal erlebt, dass sie in einem solchen Prozess ernst genommen wurden.“ Es gab Besichtigungen der beiden Ortsteile Felm und Felmerholz, die unterschiedlich strukturiert sind und unterschiedlich behandelt werden sollten.
Drei Schlüsselprojekte
Als Resultat des Prozesses ergaben sich drei Schlüsselprojekte. Das Ortszentrum von Felm mit Feuerwehr, Schule und Kita konnte nicht so bleiben, allein weil das über 40 Jahre alte Feuerwehrhaus zu nahe an der Schule und dem Kindergarten steht und Einsätze die Sicherheit umherlaufender Kinder gefährden könnten. Das Feuerwehrhaus soll an den Ortsrand verlagert werden. Zum zweiten ist die 60 Jahre alte Turnhalle veraltet und weist Schäden auf, sie soll einer Mehrzweckhalle weichen. Schließlich fehlt es an guter Nahversorgung. Es soll ein Laden angesiedelt werden, eventuell nach dem MarktTreff-Modell, verschnitten mit einem Mobilitätsangebot, etwa einem Dörpsmobil.
Hermann-Josef Thoben zeigt Schäden an der 60 Jahre alten Turnhalle.
Die Gesamtkosten werden auf 5 bis 7 Mio. € geschätzt, „eine große Herausforderung für unsere kleine Gemeinde, die wir ohne Förderung nicht stemmen können“, so Thoben. Die Gemeinde stünde nun in den Startlöchern, Aufträge an Planungsbüros zu erteilen.
Auf die GAK-Mittel hatte man hohe Erwartungen gesetzt. Sie bestehen seit 1969 und wurden immer wieder erweitert. Bisher hatte die Gemeinde sie noch kaum in Anspruch genommen. „Wenn die Kürzungen so umgesetzt werden wie geplant, gibt das einen Riesenfrust“, sagt Bürgermeister Thoben. 60.000 bis 70.000 € seien schon in Vorbereitungen geflossen. „Doch mehr noch als diese Ausgaben empört mich, dass so überragendes ehrenamtliches Engagement zunichte gemacht werden würde.“
Kein frisches Geld
Der Strukturausschuss des Deutschen Bauernverbandes (DBV) tagte vergangene Woche zu diesem Thema. „Es gibt kein frisches Geld vom Bund, hat uns das Bundeslandwirtschaftsministerium klargemacht, der SRP Ländliche Entwicklung wird gestrichen“, bringt es Franziska Schmieg, Referentin für den ländlichen Raum beim DBV, auf den Punkt. 2023 hatte Schleswig-Holstein 16 Mio. € angemeldet, „die es aber wohl nicht ganz bekommen hätte“. Schmieg geht davon aus, dass der reguläre Förderbereich Integrierte ländliche Entwicklung (ILE) in gleicher Höhe wie in 2023 bestehen bleibt, von dem rund 12 Mio. € Schleswig-Holstein zustünden. Die Länder hätten eine gewisse Gestaltungsmöglichkeit, zu planen, wo das Geld am nötigsten gebraucht werde, „aber das Geld vom SRP fehlt künftig“. Und das wäre gut noch einmal so viel wie im regulärem Topf.
Kleine und große Projekte gefährdet
In der GAK sind unter anderem die Regionalbudgets enthalten, die von den AktivRegionen koordiniert werden. Sie sind sehr beliebt, da sie für kleinere Projekte bis zu 20.000 € eine unkomplizierte und unbürokratische Förderung bieten, die bei Eler-Mitteln wegen der dortigen Bagatellgrenze nicht oder mit einem deutlich höheren Aufwand möglich sind. Seit Einführung des Regionalbudgets 2019 wurden laut der Akademie für die ländlichen Räume (ALR) allein in Schleswig-Holstein weit über 1.000 dieser Projekte umgesetzt. Ob die Regionalbudgets künftig entfallen, ist noch nicht entschieden und sorgt für Beunruhigung.
Den Löwenanteil der GAK für den ländlichen Raum macht allerdings der Bereich der Ortskernentwicklung aus, und für diesen hat der Sonderrahmenplan (SRP) Ländliche Entwicklung besondere Bedeutung. Er wurde 2019 aufgelegt, und es wurde ein verlässlicher Aufwuchs der Mittel angekündigt, was der aktuelle Koalitionsvertrag der Bundesregierung bekräftigt. Und gerade dieser SRP soll gestrichen werden.
„In zahlreichen Veranstaltungen wurden Gemeindevertreter, Bürgermeister und Amtsverwaltungen motiviert, Ortskernentwicklungskonzepte zu entwickeln. In dem zirka einjährigen Prozess der Konzepterarbeitung stellten sie mit Bürgern und Bürgerinnen Überlegungen zur Entwicklung ihres Dorfes und der Region an“, schreibt die ALR in ihrem Positionspapier. Es gebe inzwischen mehr als 320 Ortskernentwicklungskonzepte – Tendenz steigend.
Die Konzepte wurden laut der ALR seit 2019 in Schleswig-Holstein mit 7 Mio. € aus der GAK, respektive des SRP Ländliche Entwicklung, gefördert. In die investiven Maßnahmen der Ortskernentwicklung – die sogenannten Schlüsselprojekte – seien seitdem mehr als 40 Mio. € an GAK-Mitteln geflossen. „Das ist jedoch nur die Spitze des Eisberges“, so die ALR weiter. „Der Mittelbedarf nur im Bereich der Ortskernentwicklung wird in den nächsten Jahren drastisch ansteigen – zum einen, weil die Zahl der ländlichen Gemeinden, die Ortskernentwicklungskonzepte erarbeiten, weiter steigt. Zum anderen und viel bedeutender: Schätzungsweise 200 der 320 Ortskernentwicklungs-Gemeinden bereiten derzeit noch Schlüsselprojekte zur Förderung vor. Bei einem Zuschuss von 750.000 € pro Projekt ergibt sich allein für die bereits vorliegenden Konzepte und die dort festgestellten Bedarfe und Schlüsselprojekte für die kommenden drei bis fünf Jahre ein Förderbedarf in Höhe von mindestens 150 Mio. €. Diese Zahl macht die Dramatik einer möglichen Kürzung deutlich.“
Warum nicht abgerufen?
Der Begründung von Kürzungen, es seien ja GAK-Mittel bisher in hohem Maße nicht abgerufen worden, widerspricht Torsten Sommer, Geschäftsführer der ALR: „Es ist ein politischer Reflex: Was nicht abgerufen wird, kann weg.“ . In dem Fall geht es aber an der Realität der Zahlen und der ländlichen Räume Schleswig-Holsteins vorbei.“
Als Beweis dafür sieht Sommer, dass entsprechende Verpflichtungsermächtigungen bis 2026 bereits belegt seien. Verpflichtungsermächtigungen beinhalten Mittelbindungen für längerfristige Projekte für bis zu drei Jahre im Voraus. „Wenn es Verzögerungen gibt, und die gibt es fast immer beim Bau, werden die Kassenmittel im betreffenden Jahr meist nicht ausgeschöpft“, erklärt Sommer. Zwar seien 2022 in Schleswig-Holstein tatsächlich von den im SRP Ländliche Entwicklung zur Verfügung stehenden 11,4 Mio. € 2,8 Mio. € nicht abgerufen worden, „doch es ist irreführend, diese als ,nicht gebraucht‘ zu verstehen. Die Welle läuft erst auf!“
Auch sei der jährliche Mittelabfluss im GAK-Förderbereich der Ländlichen Entwicklung überhaupt nicht schlecht. Die Zahlen zeigten das Gegenteil: So seien insbesondere durch Schlüsselprojekte der Ortskernentwicklung in den vergangenen fünf Jahren stetig mehr GAK-Mittel in Schleswig-Holstein gebunden worden. Hier bestätigt sich laut ALR die „Spitze des Eisberges“ und der riesige Förderbedarf der nächsten Jahre.
Positive Beispiele
Wie viel Qualität für den ländlichen Raum die Ortskernentwicklung schaffen kann, zeigen Beispiele von Projekten, die noch vor den Streichungen gefördert wurden. In Elsdorf-Westermühlen westlich von Rendsburg wurde ein Multifunktionsgebäude – Feuerwehrgeräte- und Dorfgemeinschaftshaus – neu gebaut, Investition 2,3 Mio. €, Förderung 1 Mio. €.
Ärztehaus in Jevenstedt
In Jevenstedt südlich von Rendsburg konnte ein Gebäude, das die VR-Bank verlassen wollte, gekauft und zu einem Ärztehaus um- und angebaut werden. Zwei Hausärztinnen, von denen eine auch Internistin und Diabetologin ist, praktizieren jetzt dort. Investition: 980.000 €, GAK-Förderung 270.000 €. „Zwei ältere Hausärzte haben aufgehört, ihre Praxisräume waren nicht mehr tauglich“, sagt Michael Rudolph vom Amt Jevenstedt-Land. „Ohne das Ärztehaus wäre die Ansiedlung der neuen Ärztinnen nicht möglich gewesen, so ist die ärztliche Versorgung gesichert.“
Neben seiner normalen Arbeit als Sattler hat sich Tobias Wedemeyer aus Kirchbarkau, Kreis Plön, eingehend der Optimierung von Sätteln gewidmet. Angetrieben durch den Wunsch, jedem Pferd einen passenden Sattel bieten zu können, experimentierte er, entwickelte Prototypen, baute Sättel und beschäftigte sich eingehend mit Armeesätteln.
„Ich bin einfach zu der Ansicht gekommen, dass es nötig ist“, sagt Tobias Wedemeyer auf die Frage, warum er ein Buch zum Thema Sattel geschrieben hat. „In den vergangenen Jahren habe ich sehr viel mit Sätteln experimentiert.“ Er habe umgebaut, Tragflächen verändert, die Auswirkungen auf das Pferd überprüft und wieder nachjustiert. Ähnlich sei er mit Pauschenformen und deren Einfluss auf den Sitz des Reiters verfahren. Dabei habe er viel gelernt.
In den 16 Jahren seiner Tätigkeit als Sattler wurden ihm viele Pferde mit hartnäckigen Problemen vorgestellt. „Es gibt Dinge, die man am Sattel verändern kann, sodass diese Probleme komplett verschwinden“, weiß er heute. Dabei habe er die Erfahrung gemacht, dass man bei Pferden mit „schwieriger“ Sattellage mit dem englischen Sattel schnell an Grenzen stoße, ebenso mit Westernsätteln, baumlosen Sätteln und den meisten anderen Sattelkonzepten. Inzwischen zweifelt er grundsätzlich am englischen Sattel.
Dabei hat er selbst sein Handwerk im Bau englischer Sättel gelernt und über viele Jahre diese Sättel bearbeitet, ohne ihre Bauweise grundsätzlich infrage zu stellen. „Man neigt dazu, das Bekannte und allgemein Gebräuchliche als richtig zu akzeptieren. Außerdem geht man davon aus, dass ein Produkt, das von allen großen Herstellern mit nur geringen Abweichungen produziert wird, wohl sehr ausgereift sei“, sagt er.
Der Armeesattel bietet einen breiteren Baum und ein längeres Kopfeisen.Foto: Tobias Wedemeyer
Während seiner Forschung stieß Wedemeyer auf alte Armeesättel und stellte fest, dass bei diesen damals schon alles vorhanden war, was er heute vermisst: „Die waren viel weiter entwickelt als die heutigen Sättel. Das wusste ich nicht und es wissen anscheinend auch wenige Reiter.“ Armeesättel wurden bis 1945 gebaut und verschwanden danach langsam aus der Reiterszene, ebenso das Wissen darum. Der englische Sattel setzte sich durch. „Dafür gibt es keine sachliche Erklärung“, so Wedemeyer. Einige Armeesättel der Kavallerie seien noch übrig geblieben, viele auf Bauernhöfen. In den 1970er Jahren habe es noch einige in Schulbetrieben gegeben. Heute hätten nur noch einige Distanz- und Wanderreiter solche Exemplare.
Pferden das Leben erleichtern
Wedemeyer fing an, die alten Sättel wieder aufzuarbeiten und sie an Kunden weiterzugeben. Als Nächstes baute er nach dem gleichen Prinzip eigene Sättel und begeisterte sich immer mehr für das Thema. „Es war deutlich mehr Luft nach oben, als ich gedacht hatte“, sagt der 43-Jährige und fügt hinzu: „Da steckt so viel Potenzial drin, aber keiner weiß es.“ Denn alle durch Umbauten am englischen Sattel erzielbaren Verbesserungen seien tatsächlich im Armeesattel bereits vorhanden oder ließen sich leicht nachrüsten. Darüber hinaus habe der Armeesattel Vorzüge, die sich an englischen Sätteln leider nicht nachträglich erreichen ließen.
Seine Entdeckungen wollte er unbedingt bekannt machen. Dabei gehe es ihm nicht darum, Sättel zu bewerben und zu verkaufen, vielmehr wolle er über die Thematik aufklären, um Pferden das Leben leichter zu machen. Daher schrieb Wedemeyer eine Analyse darüber, welche technischen Mängel bei englischen Sätteln bestünden. „Es geht schon beim Konzept los. Das Problem liegt nicht beim einzelnen Fabrikat, sondern die Sättel haben grundsätzliche Mängel“, meint er. Die Auswirkungen zeigten sich überwiegend bei Pferden mit höherem Widerrist, wozu viele der modernen Pferde gehörten. „Das kann kurzfristig zu Unwohlsein, langfristig sogar zu gesundheitlichen Problemen beim Pferd führen.“
Belastung großflächig verteilen
In seinem Buch sind auch Fachbeiträge von Tierärzten und osteopathisch arbeitenden Tierärzten enthalten, zum Beispiel von Simone Lafrenz aus Hummelfeld, Kreis Rendsburg-Eckernförde. Sie schreibt gleich zu Anfang: „Natürlich gibt es schon eine ganze Reihe guter Literatur zum Pferdesattel, jedoch kaum Abhandlungen über die fehlende Widerristfreiheit und die drastischen Auswirkungen auf die Halswirbelsäule.“ Genau das ist Wedemeyers Thema.
„Grundsätzlich sollte jeder Sattel die auftreffende Last dort verteilen, wo sie das Pferd nicht stört“, erklärt er. Denn das frei bewegliche Pferd verfüge über natürliche Bewegungsabläufe, die sich aus seiner Anatomie und Biomechanik ergäben. Werde das Pferd durch das Aufbringen eines Reitergewichts belastet, so müsse es dieses Gewicht zusätzlich zu seinem eigenen tragen und balancieren. Dadurch werde es in seiner Beweglichkeit zwangsläufig eingeschränkt.
„Ziel von Gestaltung und Anpassung des Sattels sollte daher sein, das Ausmaß der Bewegungseinschränkung so gering wie möglich zu halten, damit das Pferd auch unter dem Gewicht des Reiters seine natürlichen Bewegungen ausführen kann, sein Körper weiterhin seiner Anatomie entsprechend korrekt belastet wird und es keinen gesundheitlichen Schaden erleidet“, erklärt Wedemeyer. Dazu habe der Sattel zunächst die Aufgabe, die einwirkende Belastung aufzunehmen und möglichst großflächig zu verteilen, um den Druck auf die Muskulatur des Pferdes gering zu halten und dadurch die Beeinträchtigung der Muskeltätigkeit zu minimieren.
Zu diesem Zweck hat der Sattel einen Baum. Er nimmt das Reitergewicht und den Gurtzug auf und gibt diese über das Kissen verteilt an das Pferd ab. „Wo Sattelbaum und Kissen sich überdecken, funktioniert das“, schränkt Wedemeyer ein.
Bei englischen Sätteln werde der Sattelbaum aber in der vorderen Hälfte relativ schmal gehalten. Diese Taillierung erfolge mit der Begründung, dass der Reiter so einen besseren Sitz am Pferd habe. Im Ergebnis aber liege der größte Teil der Auflagefläche des Kissens neben dem Baum und trage so kein Gewicht. „Das eher schmale und kurze Kopfeisen kann mit seiner nur kleinen Tragfläche diesen Mangel nicht ausgleichen, folglich kommt es zu einer erhöhten Druckbelastung“, erklärt Wedemeyer.
Deutlich sichtbar ist, dass die Tragfläche des Armeesattels (r.) deutlich größer ist als beim englischen Sattel. Foto: Tobias Wedemeyer
Die Tendenz in der Entwicklung des Sattelbaus gehe immer weiter in diese Richtung, angeblich zur Verbesserung der Schulterfreiheit. Aber auch wenn ein englischer Sattel grundsätzlich korrekt liege, also Schwerpunktlage, Kammerweite und Länge stimmten, das Kissen gleichmäßig aufliege und kein Kippen oder Rutschen auftrete, komme es durch diese Taillierung dennoch zu Problemen in der Vorhandmuskulatur hinter der Schulter des Pferdes.
Unterlage ist nicht tragfähig
Dann entstehe leicht der Eindruck, die Ursache für den entstehenden Druck liege in einer zu geringen Kammerweite. „Das dann oft in Ermangelung besseren Wissens empfohlene Weiten einer scheinbar zu engen Kammer ist jedoch schädlich“, kritisiert Wedemeyer und erklärt: „Der dann zu weite Sattel sackt vorn ab, verlegt damit das Reitergewicht zu weit nach vorn und erhöht so die Belastung in der Vorhandmuskulatur, anstatt sie zu senken.“ Man erreiche also das genaue Gegenteil des Beabsichtigten.
Es sei auch ein Irrglaube, dass eine zusätzliche dicke Unterlage die Gewichtsverteilung verbessern könne. „Die Unterlage stellt keine tragfähige Struktur dar, die sich über die Tragfläche des Sattels hinaus erstreckt. Daher kann sie auch kein Gewicht aufnehmen und in einer größeren Fläche verteilen als der Sattel selbst“, so Wedemeyer. Bilde der unpassende Sattel einen Druckpunkt am Pferd, könne die Unterlage lediglich die Schärfe der Druckwirkung in der unmittelbaren Umgebung des Druckpunktes etwas mildern, sodass das Pferd zunächst entspannter laufe.
Viele Sattelhersteller werben mit „extra breiten Kissen“ und meinen, damit das Problem zu umgehen. „Aber wenn ich ein breites Kissen unter einen schmalen Baum baue, hilft es nicht“, sagt Wedemeyer. Ihn interessiert vor allem die Tragfläche, also der Bereich, in dem das Gewicht wirklich verteilt wird. Daher begeistert er sich so für den Armeesattel, denn hier sei der Baum wesentlich breiter und das Kopfeisen länger. Dabei sei der optische Unterschied gar nicht so groß.
Im direkten Vergleich sieht man, dass das Kopfeisen beim Armeesattel (liegend) viel länger ist als beim englischen Sattel (eingehängtes Kopfeisen) und mehr Platz in der Höhe und am Widerrist bietet. Foto: Tobias Wedemeyer
Bei Turnieren nach der Leistungsprüfungsordnung (LPO) seien nur englische Sättel zugelassen. „Leider ohne sachliche Begründung“, kritisiert Wedemeyer. Eine Einschränkung sei sicherlich sinnvoll, um Sättel auszuschließen, die Sicherheitsanforderungen nicht erfüllten. So sei bei den alten Armeesätteln beispielsweise keine Sturzfeder am Steigbügelriemen verbaut. Dies könne aber einfach nachgerüstet werden.
Der Einsatz von anderen Sätteln auf Turnieren liege im Ermessen des Richters. Aber Tobias Wedemeyer fragt sich, warum das so ist. Für ihn ist ein passender Sattel tierschutzrelevant. Daher ist das Buch für ihn ein hochemotionales Anliegen und beginnt mit dem Satz: „Gewidmet all den armen Pferden, die täglich unterm Sattel leiden; es kann für sie nur besser werden, wenn Reiter Wissen nicht mehr meiden.“
Rosmarin sticht mit seinen glänzenden, dunkelgrünen, fast nadelförmigen Blättern ins Auge. Sie lassen sich sowohl frisch als auch getrocknet verwenden. Aus der Vielzahl von Züchtungen mit unterschiedlichen Blütenfarben, Blattgrößen und Wuchsformen eignen sich einige ganz besonders für die Küche. Damit ausgepflanzte Exemplare oder Topfzöglinge gut über den Winter kommen, sind jedoch ein paar Vorkehrungen nötig.
Der aus dem Mittelmeerraum stammende Rosmarin (Rosmarinus officinalis) ist in den meisten Teilen Deutschlands nicht zuverlässig winterhart. Außerhalb der Weinbauregionen brauchen die Pflanzen einen geschützten Standort mit sehr durchlässigem Boden. Der ideale Standort liegt vollsonnig und weist durchlässigen, humosen Boden auf, der auch gerne etwas kalkhaltig sein darf. Schwere Böden werden durch die Beimischung von Sand oder Kies durchlässiger. Wenn der Boden sehr gut Feuchtigkeit speichert, führt dies häufig bei etwas weniger robusten Sorten zu Pilzbefall.
Ausgepflanzte Exemplare schützt man im Wurzelbereich mit einer warmen Laubschicht und deckt die Kuppel mit Zweigen ab. Foto: Karin Stern,Veitshöchheim‘ kommt an optimalen Standorten mit entsprechendem Schutz gut durch den Winter. Foto: Karin Stern
Der Standort spielt auch im Zusammenhang mit Spätfrösten eine Rolle. Erwärmt die Sonne den Rosmarin schon gleich morgens nach einer Frostnacht, können die Zellwände durch das schnelle Auftauen zerreißen. Besser eignet sich daher ein Standort, der erst ab dem späten Vormittag in der Sonne liegt. Bis dahin taut der Rosmarin von allein auf. Tipp: Vor der Neupflanzung den zukünftigen Standort gut überlegen, denn Rosmarin kann recht alt werden und kommt mit ständigem Umpflanzen nicht so gut zurecht. In frostfreien Perioden freut sich der Strauch über etwas lauwarmes Gießwasser. Die wintergrünen Nadeln verdunsten ständig Feuchtigkeit und die Wurzeln können aus gefrorenem Boden kein Wasser nachziehen. In der Folge vertrocknet der Rosmarin. Falls einige Zweige im Winter erfrieren, schneidet man sie im Frühjahr bis ins frische Holz zurück.
,Arp‘ gilt als recht winterhart. Die zartblauen Blüten wirken schon fast Weiß. Foto: Karin Stern
Die Frostfestigkeit des Rosmarins ist abhängig von der jeweiligen Sorte. ‚Veitshöchheim‘, ‚Arp‘ und ‚Blue Winter‘ gelten als relativ winterhart. Wenn der Wurzelbereich mit Laub und die grünen Pflanzenteile mit Nadelzweigen abgedeckt sind, überstehen die Pflanzen auch Temperaturen von –8 bis –10 °C. Dennoch kann auch ein gut geschütztes Exemplar im Winter durch Kahlfrost oder zu viel Bodenfeuchtigkeit Schaden nehmen oder gar absterben.
Einige Sorten wie ‚Blaulippe‘ oder ‚Majorca Pink‘ sind deutlich frostempfindlicher. Für sie empfiehlt sich von vornherein die Kübelkultur. Topfpflanzen räumt man so spät wie möglich ins Haus, in Abhängigkeit von der Witterung. Wichtig ist ein heller Platz bei maximal 10 °C. Die Wassergaben werden auf das Notwendigste beschränkt, sodass der Wurzelballen nicht völlig austrocknet. Zu viel Wasser lässt die Wurzeln faulen. Ab März/April kann der Witterung entsprechend die Topfpflanze wieder ins Freie geräumt werden. Tipp: Als Substrat spezielle Kräutererde verwenden oder herkömmliche Blumenerde mit Sand und Tongranulat magerer und durchlässiger machen.
Rosmarin wächst als mehrjähriger Halbstrauch. Deren Erkennungszeichen besteht darin, dass die Triebspitzen bis zum Winter nicht verholzen. Der dichtbuschige, aufrechte Wuchs kann bei älteren Pflanzen ins Ausladende übergehen. Je nach Sorte und Standort kann ein Strauch bis zu 150 cm Höhe erreichen. Im folgenden Jahr Ende März werden alle vorjährigen Triebe konsequent zurückgeschnitten, um eine kompakte Wuchsform zu erzielen. Freilandpflanzen kommen ohne Düngergaben aus. Topfzöglinge werden zwei bis drei Mal vom Frühjahr bis zum Sommer mit einem niedrig dosierten Kräuterdünger versorgt. Schon beizeiten im Frühjahr, meist im April, zeigen sich die hübschen, röhrenförmigen Lippenblüten sortenabhängig in Blauviolett, Hellblau, Rosa oder Weiß. Die Ernte der würzkräftigen Blätter erfolgt ganzjährig nach Bedarf. Dafür schneidet man entweder die ganze Triebspitze ab oder pflückt einzeln die Blätter. Sie würzen Fleisch und Gemüse oder Kartoffelgerichte. Wer den Geschmack mag, kann ihn zudem in Öl konservieren.
Kriechender Rosmarin ,Prostratus‘ fühlt sich am Rand des Hochbeetes genauso wohl wie auf der Mauerkrone. Foto: Karin Stern
Empfehlenswerte Sorten
(Auswahl):
‚Arp’: sehr robuste Sorte, auch für rauere Lagen, übersteht einmal eingewachsen starken Frost, hellblaue Blüten, gut für spät- und frühfrostgefährdete Lagen, 50 bis 100 cm hoch.
‚Blaulippe‘: kompakter Wuchs, sehr würzig, Blüte in dunklem Blau, frostempfindliche Sorte für den Kübel, 50 bis 100 cm hoch.
‚Blue Winter‘:im Vergleich mit anderen Sorten sehr winterhart, blauviolette Blüte, langsamer Wuchs, 30 bis 60 cm hoch.
‚Majorca Pink‘:säulenförmiger Wuchs, rosa Blüte, hellgrüne Nadeln, frostempfindliche Sorte für den Kübel, 120 cm hoch.
‚Boule‘: Zunächst aufrechter Wuchs, später biegen sich die Triebe nach unten, blaue Blüte, 50 bis 70 cm hoch.
‚Prostratus‘: Kriechender Rosmarin, hellblaue Blüte, mit überhängendem Wuchs, toll für Ampeln, mildes Aroma, frostempfindlich, daher Kübelkultur, 20 bis 30 cm hoch.
‚Veitshöchheim‘: sehr wüchsig, zirka 1 m² pro Pflanze einplanen, recht winterhart, hellblaue Blüte, 80 bis 120 cm hoch.
‚Weihenstephan‘: bis –15 °C winterfest, hellblaue Blüte, stark wachsend, graugrünes Laub, 50 bis 100 cm hoch.
Gleichberechtigung auf dem Teller hat der Discounter Lidl am 11. Oktober ausgerufen. Die Schwarz-Gruppe mit ihren Handelssparten Lidl und Kaufland ist immer wieder für eine Überraschung gut: Lidl gleicht in Deutschland die Preise für vegane Artikel seiner Eigenmarke Vemondo an den Fleischpreis an. Im Vergleich zu Fleisch sind die Ersatzprodukte häufig deutlich teurer als Nackensteak und Lummerbraten aus dem Schlachthof.
Der Discounter Lidl will das nun ändern und passt die Preise der veganen Alternativen an die Originalprodukte an. Bei seiner Aktion orientiert er sich an den Artikeln, die bei den Kundinnen und Kunden zur Standardauswahl zählen. Das bedeutet: Veganes Hack wird an den Preis des günstigsten gemischten Hackfleischs angeglichen und nicht an das teure Bio-Rinderhackfleisch. In den vergangenen Jahrzehnten konnten bei der Fleischproduktion durch die Haltung Kostenpotenziale gehoben werden. Denn höhere Stückzahlen bedeuten in der Regel geringere Kosten pro Stück. Die Produktion pflanzlicher Alternativen findet noch im kleinen Umfang statt und ist vergleichsweise kostspielig.
Lidl prescht eindeutig vor mit seiner Aktion, springt auf einen Trend auf und setzt vor allem mal wieder ein werbewirksames Signal in eigener Sache. Der Konsum von Fleischersatzprodukten steigt, und der Discounter will gezielt sogenannte Flexitarier und Flexitarierinnen ansprechen. Auch hatte der Konzern bereits im Frühjahr angekündigt, langfristig sein pflanzliches Angebot zu erweitern. Das Unternehmen verfolgt außerdem seine eigene Proteinstrategie und will sein Sortiment an der Planetary Health Diet ausrichten. Mit dieser Ernährungsweise soll es möglich sein, auf unserem Planeten auch zehn Milliarden Menschen satt zu bekommen.
Ob die Preisanpassung reichen wird, um den Ernährungswandel anzustoßen, ist fraglich. Die Marktentwicklung für Fleischersatzprodukte zeigt einen Knick in der Absatzkurve, nachdem es jahrelang bergauf ging. Aktuell liegt aber der Marktanteil veganer Produkte am gesamten Lebensmittelhandel bei 1,2 %. Das ist kein Massengeschäft. Somit sind die Kosten der Aktion kalkulierbar und zu verkraften für den Discounter.
Vor drei Jahren landete Lidl schon einmal einen Marketing-Coup, damals in die andere Richtung, als der Discounter einen Euro mehr pro Kilogramm Schweinefleisch zahlte. Ab dem 10. Dezember 2020 kosteten 800 g Hackfleisch daraufhin nicht mehr 4,16 €, sondern 4,96 € und ein Schinkenschnitzel 5,01 € statt 4,41 €. Neben der Ware stand ein Schild: „Den Preis bewusst erhöht“ und der Slogan: „Für unsere Schweinebauern“. Der Aufschlag sollte damals komplett an die Landwirte weitergegeben werden, als Sofortmaßnahme für die stark unter Druck stehenden Schweinehalter. Die Maßnahme fand damals getrennt von den bereits zugesagten 50 Mio. € für die Initiative Tierwohl (ITW) statt.
Die aktuelle Aktion zahlen die Veggie-Produzenten genauso wie die Tierhalter. So lernt die vegane Szene, kaum dass sie gestartet ist, wie der Lebensmittelhandel die Spirale nach unten dreht. Man kann allen Akteuren nur wünschen, dass die Fleischpreise bald steigen und Lebensmittel nach ihrem Wert bezahlt werden und nicht nach Marketing- und Werbekalkül.
Der Verdacht auf eine Infektion mit der Blauzungenkrankheit (BT) bei einem Schaf im Kreis Kleve ist vom Friedrich-Loeffler-Institut (FLI) bestätigt worden. Wie Nordrhein-Westfalens Landwirtschaftsministerium vergangene Woche Freitag in Düsseldorf mitteilte, wurde der betroffene Bestand bereits vorsorglich gesperrt. Die anderen Tiere an diesem Standort zeigten keine Anzeichen für die Erkrankung. Die anzeigepflichtige Seuche war in dem Bundesland zuletzt vor zwei Jahren aufgetreten. Deutschland war erst seit Juni dieses Jahres als frei von der Krankheit eingestuft worden.
Dem Agrarressort zufolge verliert Nordrhein-Westfalen durch den Ausbruch der anzeigepflichtigen Seuche einen BT-Freiheitsstatus. Deshalb werde der Viehhandel mit BT-empfänglichen Tieren – das sind Rinder, Schafe, Ziegen und sonstige Wiederkäuer – aus NRW in blauzungenfreie Gebiete sowie in die Niederlande und nach Belgien wieder nur noch unter bestimmten Auflagen möglich sein. age
Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Grüne) hat in der vorigen Woche Vorschläge vorgelegt, wonach Wölfe, die Weidetiere gerissen haben, schneller abgeschossen werden können. Sie hofft nun auf Unterstützung aus den Bundesländern.
Der Vorschlag von Bundesumweltministerin Steffi Lemke sieht vor, dass Wölfe, die Weidetiere gerissen haben, innerhalb von 21 Tagen ohne DNA-Nachweis unbürokratisch und in Einklang mit geltendem Recht abgeschossen werden können. Wie die Grünen-Politikerin am Donnerstag vor Journalisten in Berlin erklärte, sollen damit Abschussgenehmigungen deutlich schneller erteilt werden. Dafür müssten sich die Tiere jedoch im Umkreis von 1.000 m um die Rissstelle in von den Ländern definierten Regionen mit erhöhtem Rissvorkommen aufhalten.
Lemke will nun auf einen Beschluss bei der kommenden Umweltministerkonferenz (UMK) im November drängen, um die Vorschläge zügig umzusetzen. „Wölfe können nach aktuell geltender Rechtslage bereits getötet werden“, hob Lemke hervor. Allerdings sei das dafür existierende Verfahren aktuell zu bürokratisch, zu aufwendig und es dauere zu lange. Dies habe zu Frustration und Akzeptanzverlusten geführt. Immer höhere Risszahlen hätten nun ein Handeln nötig gemacht, damit eine Balance zwischen dem Schutz der Weidetiere und den geschützten Wölfen gewahrt werden könne, so die Chefin des Berliner Umweltressorts.
Die neuen Vorschläge gelten laut der Ministerin für Wölfe, die „zumutbare Herdenschutzmaßnahmen“ überwunden und Weidetiere gerissen hätten. Die Definition des Herdenschutzes müssten laut Lemke die einzelnen Bundesländer treffen. Abschüsse ohne Anlass lehnt sie nach wie vor entschieden ab. Ihr Vorschlag für ein regional differenziertes Management habe daher auch den Schutz von Wölfen zum Ziel, sagte die Grünen-Politikerin.
Allerdings betonte Lemke zugleich, dafür keine Bundes- oder EU-Gesetze ändern zu wollen. Sie begründet dies damit, dass dies zu lange dauere und den betroffenen Tierhaltern daher aktuell nicht helfen würde. Die Umweltministerin will stattdessen auf der nächsten UMK einen gemeinsamen Beschluss erwirken, damit die von ihr vorgeschlagene Schnellabschusspraxis zum 1. Januar 2024 in Kraft treten kann. Die Länder seien jedoch dafür verantwortlich, entsprechende Rechtsverordnungen zu erlassen, die dann für ihre jeweiligen Behörden gelten würden, erklärte die Ministerin.
Kritik an Lemke von allen Seiten: Zu schnell geschossen
Regional differenziertes Bestandsmanagement fehlt
Die von Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Grüne) vorgestellten Vorschläge zum künftigen Umgang mit Wölfen würden weder der Weidetierhaltung noch dem Koalitionsvertrag gerecht. Eine schnellere und effizientere Entnahme von übergriffigen Wölfen sei ohne Zweifel wichtig, räumte DBV-Generalsekretär Bernhard Krüsken ein. Nötig sei ein vorbeugender Herdenschutz durch eine Reduzierung des Wolfsbestandes. Dies sei EU-rechtlich möglich.
Die Vereinigung Deutscher Landesschafzuchtverbände (VDL) wertete Lemkes Vorschläge als „Schritt in die richtige Richtung“. Das Aktionsbündnis Aktives Wolfsmanagement in Niedersachsen sprach von einem „positiven Signal“ für die Weidetierhalter.
Der Opposition und der FDP gehen die Vorschläge nicht weit genug. Kritisiert wird in erster Linie, dass weiter kein regional differenziertes Bestandsmanagement eingeführt werden solle. Dies sei im Koalitionsvertrag vereinbart worden.
Negativ gesehen wird, dass Lemke für die Umsetzung ihrer Vorschläge nicht das Bundesnaturschutzgesetz ändern will. Der von ihr angestrebte Beschluss der Umweltministerkonferenz (UMK) sei eine bloße politische Willensbekundung, schaffe aber keinen verbindlichen Rechtsrahmen.
Von den Bundesländern kam der Ruf nach einer Regelung auf Bundesebene und zugleich nach einem regionalen Bestandsmanagement. Sie sehen dringenden Handlungsbedarf aufseiten der EU.
Die Länder pochen auf Klarstellungen im Bundesnaturschutzgesetz. Die Bundesregierung müsse die Bestimmungen der Fauna-Flora-Habitat (FFH)-Richtlinie vollständig in nationales Recht umsetzen. Die europäischen Ausnahmeregelungen ließen es zu, unter strenger Kontrolle selektiv und in beschränktem Ausmaß Wölfe zu entnehmen und damit Konfliktsituationen zu steuern. Das erlauben die in Deutschland geltenden Ausnahmeregelungen nicht.age
Die Deutschen essen weniger Fleisch und Wurst, mehr pflanzliche Produkte und legen Wert auf Regionalität. Einig sind sich die Befragen, dass es schmecken muss. Die aktuellen Ernährungstrends ließ das Bundeslandwirtschaftsministerium (BMEL) untersuchen und hat sie im Ernährungsreport 2023 veröffentlicht.
Ein rückläufiger Fleischkonsum, wachsendes Interesse an pflanzlichen Alternativen sowie ein gestiegenes Verbraucherbewusstsein für Tierwohl und Umwelt, das sind die Kernergebnisse des Ernährungsreports 2023, den Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne) in der vorigen Woche vorgestellt hat. Özdemir wertete die Ergebnisse als Bestätigung für seine politischen Vorhaben, wie etwa die Haltungskennzeichnung, und kündigte an, mit seiner Vorlage für eine Ernährungsstrategie der Bundesregierung demnächst in die Ressortabstimmung zu gehen.
Täglicher Fleischkonsum geht zurück
Aus dem Bericht geht hervor, dass 20 % der Befragten angaben, täglich Fleisch zu verzehren. Im Jahr 2015 waren dies mit 34 % noch deutlich mehr. Gleichzeitig hat der Anteil an Vegetariern und Veganern zugenommen, und zwar zwischen 2020 und 2023 von 5 % auf 10 %. Als Gründe für den Kauf von vegetarischen und veganen Produkten gaben 71 % der Befragten Neugier an. Jeweils 63 % nannten Tierschutzgründe, Klimaschutz sowie guten Geschmack. Bei der Kaufentscheidung für Fleisch spielen laut der Befragung Produktkennzeichnungen zum Tierwohl eine wachsende Rolle. Während 2015 erst 36 % auf diese Siegel achteten, sind es inzwischen 65 %.
Fast zwei Drittel der Befragten erklärten, Wert auf regionale Produkte zu legen, die mit dem Regionalfenster gegenzeichnet sind. Etwa 59 % der Befragten ist das Bio-Siegel wichtig. Diese Werte sind im Vergleich zu der Erhebung des Vorjahres konstant geblieben. Laut aktuellem Report achten Frauen stärker als Männer beim Einkauf auf Gütesiegel. Preis und Geschmack sind wichtige Aspekte. Nahezu alle Befragten sagten, dass die Produkte gut schmecken müssten. 73 % der Konsumenten achten zudem auf Sonderangebote, und 57 % legen großen Wert auf preiswerte Lebensmittel.
Pflanzliche Alternativen wecken Neugierde
Eindeutig fällt die Haltung der Befragten zum Tierwohl aus: Die große Mehrheit will, dass sich die Politik für eine artgerechtere Haltung der Tiere einsetzt (91 %). Der Report dokumentiert auch eine große Wertschätzung für die Arbeit der heimischen Landwirtschaft. Je rund vier Fünfteln der Befragten ist es wichtig oder sehr wichtig, dass Eier, Brot, Obst, Gemüse, Fleisch und Wurst aus der Region stammen.
Für Özdemir macht der Ernährungsreport deutlich, was den Deutschen wichtig ist beim Essen: „Es muss natürlich schmecken. Aber für immer mehr Verbraucherinnen und Verbraucher ist das Thema Nachhaltigkeit wichtig: Sie wollen wissen, welche Zutaten im Essen stecken und dass es umwelt- und klimaschonend hergestellt wird.“
Bei der Vorstellung des Reports stellte der Minister klar, es gehe nicht darum, den Menschen Vorschriften zu machen. Man solle aufhören, das zu politisieren. Ihm flüsterten Unions-Politiker zu, nun Vegetarier zu sein, was sie aber öffentlich nicht sagen könnten. Andererseits kenne er Grünen-Politiker, die ohne ein Schnitzel pro Tag schlechte Laune hätten.
Für den Ernährungsreport, der seit 2015 im Auftrag des BMEL erscheint, befragte das Meinungsforschungsinstitut forsa rund 1.000 Bundesbürgerinnen und Bundesbürger ab 14 Jahren telefonisch zu ihren Ess- und Einkaufsgewohnheiten. age
bmel.de/ernaehrungsreport2023
Welche Kriterien sind bei der Auswahl von Lebensmitteln entscheidend?Quelle: bmelMinister Özdemir zeigte sich zufrieden mit dem Ernährungsreport. Foto: Imago