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Schweine aktuell: Vitalität und Robustheit im Fokus

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Seit einigen Jahren liegt der Zuchtschwerpunkt im Schweinebereich auf Gesundheit und Robustheit. Die Erzeugerringe in Nordrhein-Westfalen (NRW) haben vor diesem Hintergrund Daten des Jahres 2022 ausgewertet, um den Züchtern und den Landwirten die Verbesserung der Gesundheits- und Robustheitsmerkmale zu erleichtern. Die Ergebnisse sind auch für Schleswig-Holstein interessant.

Bei den Sauen werden die Nutzungsdauer (Anzahl der Würfe, Abgänge und Abgangsursachen) sowie die Fruchtbarkeit (Anzahl der tot und lebend geborenen Ferkel) beurteilt. Im Schweinemastbereich stehen die Robustheit in Form von vorzeitigen Abgängen inklusive der Ursachen dafür sowie die Schlachtbefunde im Vordergrund.

Für die Auswertung flossen 290 (Vorjahr 329) Ferkelerzeuger und 513 (Vorjahr 556) Mastbetriebe ein. Für das Jahr 2022 wurden insgesamt fast 174.533 Würfe (–31.947) und rund 2.208.522 verkaufte Mastschweine (–221.107) ausgewertet. Diese große Zahl erlaubt auch eine Differenzierung der Ergebnisse nach Schweineherkünften. Die erfassten Genetiken stellen einen repräsentativen Querschnitt der Sauen- und Mastschweinehaltung in NRW dar. Die Zahl der Herkünfte schrumpft, weil die „Großen“ Marktanteile gewinnen beziehungsweise die „Kleinen“ nicht auszuwerten sind. Über 40 % der ausgewerteten Würfe (43,4 %) und Mastschweine (42,84 %) stammen von DanHybrid-Sauen. Sie beherrschen damit den Mittelwert. Der Anteil sinkt aber.

Sauen: Ferkel je Wurf

In Tabelle 1 finden sich die Fruchtbarkeitsleistungen nach genetischer Herkunft. Die Anzahl lebend geborener Ferkel je Wurf hat sich mit 15,6 erneut erhöht (+0,1). Eine geringere Jungsauenremontierung in diesem Krisenjahr beschönigt aber auch 2022 diesen höheren Wert. Gegenüber dem Vorjahr hat in diesem Merkmal vor allem Topigs erneut um 0,3 Ferkel je Wurf zugelegt. PIC verbesserte sich um 0,1 Ferkel je Wurf; Danzucht um 0,2 Ferkel je Wurf. Die Rangierung zwischen den Herkünften hat sich nicht geändert. Nach wie vor führt mit deutlichem Abstand in diesem Merkmal die DanHybrid-Sau mit 16,8 lebend geborenen Ferkeln pro Wurf. Der Anstieg der Wurfgrößen hat sich in den vergangenen Jahren verlangsamt.

Die Anzahl tot geborener Ferkel je Wurf ist mit 1,5 gegenüber dem Vorjahr gleich geblieben. Bei den Saugferkelverlusten fiel der Mittelwert um 0,5 Prozentpunkte auf 13,7 % – eine erfreuliche Entwicklung. Bei PIC und Topigs sind die Saugferkelverluste deutlich unterdurchschnittlich. Die dänische Genetik konnte sich mit 14,3 % gegenüber dem Vorjahr (15,1 %) deutlich verbessern.

Fairnesshalber muss gesagt werden: Bei steigenden Wurfgrößen sind niedrigere Verluste schon ein erfreulicher Trend. Gleichzeitig ist gerade beim Merkmal Saugferkelverluste die Streuung zwischen den Betrieben sehr groß und die Aussagekraft des Merkmals für die Genetik begrenzt. Es gibt weiteres Verbesserungspotenzial. Daher gilt es, alle Managementmaßnahmen zu ergreifen, um die Verluste zu senken.

Die untersuchten Tiere hatten unter anderem deutlich weniger Lungenbefunde. Foto: Isa-Maria Kuhn

Ursachen für Sauenabgänge

In Tabelle 2 sind die Abgangsursachen bei den Sauen aufgeführt. Die durchschnittliche Wurfnummer beim Abgang liegt wie im Vorjahr bei 6,0. Einen Spitzenwert erreicht wie im Vorjahr PIC mit 6,7 (Vorjahr 7,1). Bei der Abgangsursache Alter fällt die Herkunft Topigs mit 41,3 % wieder positiv auf.

Im Vergleich zum Vorjahr hat es 2022 weniger Abgänge aufgrund von Fruchtbarkeitsproblemen gegeben (19,3 zu 19,8 %). Beim Merkmal Wurfqualität lag German Hybrid mit 4,4 % vorn. Bei den sehr fruchtbaren dänischen Sauen lag dieses Merkmal nah dem Durchschnitt (7,9 %). Bei so großen Würfen ist das sicherlich in Ordnung. Umso wichtiger ist es da aber, eine gute Gesäugequalität mit einer ausreichenden Anzahl funktionsfähiger Zitzen einzufordern. Im Merkmal Konditionsschwäche (7,1 %) lagen PIC und German Hybrid vorn (Wundliegen, Gesäugeprobleme, Abszesse, abgesäugt, Schwergeburten).

Im Bereich Fundamentprobleme erreicht die Genetik PIC wie in den Vorjahren einen sehr niedrigen und damit sehr guten Wert (2,7 versus 5,5 % im Durchschnitt). Die Abgangsursache Verhaltensstörung ist über alle Herkünfte hinweg mit 0,1 bis 0,2 % relativ gleich.

Mastverluste sind niedriger

Bei den Mastschweinen wurden gut 2,2 Millionen verkaufte Tiere ausgewertet. Fast alle Mastschweine stammen von Piétrain-Ebern unterschiedlicher Herkunft ab, Tendenz fallend. Nach wie vor wird die Auswertung von den Herkünften Topigs und vor allem von der dänischen Genetik dominiert.

Die Tierverluste während der Mast sind mit 2,1 % gegenüber dem Vorjahr mit 2,3 % leicht gefallen. Wie Tabelle 3 zeigt, entsprechen die Herkünfte dem Mittelwert, PIC lag mit 1,8 % deutlich besser. Als häufigste Verlustursache werden Kümmerer genannt. Kannibalismus war weniger verbreitet.

Dabei ist zu beachten: Schweine mit sehr hohem Leistungsvermögen müssen entsprechend versorgt werden, sonst werden sie unruhig. Bei den Fundamentproblemen zeigten sich wenig Abweichungen. Die Merkmale Unfall und Sonstiges sind unter dem genetischen Aspekt nicht zu interpretieren.

Deutlich weniger Lungenbefunde

Der Anteil der Tiere mit Schlachtbefunden hat sich verbessert. Im Vergleich zum Vorjahr ist die Zahl um 2,3 Prozentpunkte auf 25,7 % gefallen. Das ist weitgehend auf die Merkmale Lungenbefunde und Herzbeutel zurückzuführen. Bei 8,45 % der Schweine waren Lungenbefunde festzustellen. Im Vorjahr lag dieser Wert bei 9,11 %. Bei Brustfell und Leber zeigten sich wenig Änderungen.

Zu beachten ist jedoch, dass speziell in diesen Merkmalen die betrieblichen Einflüsse wie die Säugezeit, die Aufzuchtsituation im Flatdeck, der betriebsindividuelle Infektionsdruck, vorgenommene Sanierungsmaßnahmen, Desinfektion und Management eine große Rolle spielen. Insofern lässt erst ein Vergleich über die Jahre eine Aussage hinsichtlich des genetischen Einflusses zu.

Fazit

Insgesamt bleibt festzuhalten, dass die biologischen Leistungen in Ferkelerzeugung und Mast in NRW hoch sind und weiter leicht steigen. Die Betriebe haben ihre Impfkonzepte und ihr Management erneut verbessert. Das Leistungsniveau in der nordrhein-westfälischen Schweineproduktion ist beachtlich – auch und gerade im Hinblick auf kritische Merkmale, die im Fokus der Öffentlichkeit stehen.

Alte Spritzen lassen sich nachrüsten

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Mit reduzierten ­Ausbringmengen kann man seinen Geldbeutel und die Umwelt schonen. Neue ­Feldspritzen können das besser als alte, aber auch Gebrauchte lassen sich aufrüsten.

Wie sieht die Pflanzenschutzspritze der Zukunft aus? Hier ist zu unterscheiden zwischen guten gebrauchten Spritzen, die man durch Nachrüsten auf den aktuellen Stand bringen kann, und denjenigen, die in naher Zukunft neu angeschafft werden müssen. Besonders angesichts der aktuellen Lieferzeiten neuer Geräte können eine gute Gebrauchte oder eine Nachrüstung auch unter dem finanziellen Aspekt durchaus interessant sein. Für gebrauchte Pflanzenschutzspritzen gibt es ein breites Nachrüstsegment. Damit können Landwirte die Spritzen auf den aktuellen Stand bringen.

Kleckerfrei dosieren

Zum Befüllen bieten sich sogenannte geschlossene Systeme an. Doch häufig werden sie infrage gestellt, da man ja eine Einspülschleuse an der Spritze hat. Dabei ermöglichen es die sogenannten Closed-Transfer-Systeme (CTS) dem Praktiker, die Pflanzenschutzmittel kleckerfrei in die Spritze zu bekommen. Das hat mehrere Vorteile: angefangen bei der wegfallenden Geruchsbelästigung über den Schutz der Umwelt bis hin zum Anwenderschutz, der gegenüber einer Einspülschleuse sehr viel höher ist.

Agrotop bietet schon seit 2013 solche Systeme (EasyFlow) an und hat sie stetig weiterentwickelt. So kann man über das neue Easymatic-System sogar spezielle 45-l-Behälter bis hin zu Großgebinden (IBC-Container) bis zu 1.000 l kleckerfrei dosieren. Ein zweites System ist easyconnect (easyconnect.tech/de). Es wird von einem Konsortium der chemischen Industrie zur Serienreife gebracht. Bisher ist nur das Fungizid Carax ab Werk mit dem speziellen Deckel für das System easyconnect ausgestattet. Weitere Produkte sollen 2024 folgen.

Gerade hierbei wird klar, dass sich die chemische Industrie des Themas Nachhaltigkeit von selbst annimmt. Mobile Wetterstationen auf der Spritze geben dem Praktiker die Sicherheit, immer die aktuelle Wettersituation auf dem Schlag im Auge zu behalten und auf Verschlechterungen durch zum Beispiel eine andere Düsenwahl zu reagieren beziehungsweise – wenn die Bedingungen derart schlecht werden – auch die Spritzung einzustellen. Diese Entscheidung muss immer lokal vor Ort getroffen werden und kann nicht durch eine zentrale Wetterstation erledigt werden.

Innenreinigung

Ist man mit der Spritzung am Ende, muss die Spritze gereinigt werden. Ist noch kein automatisiertes System vorhanden, bietet sich die kontinuierliche Innenreinigung im Nachrüstsegment an. Hierfür müssen lediglich eine angepasste zweite Reinigungspumpe und entsprechende Innenreinigungsdüsen eingebaut werden. Danach kann die Spritze bequem von der Kabine aus in weniger als 10 min auf dem Feld direkt nach der Anwendung sauber gemacht werden.

Man erkennt sehr schnell, dass die meisten Nachrüstlösungen einen umweltrelevanten Hintergrund haben und die Spritze noch genauer arbeiten lassen. Gleichzeitig profitiert der Landwirt in der Praxis davon. Er ist viel besser beim Befüllvorgang geschützt, appliziert sein Pflanzenschutzmittel dort, wo es auch hingehört, kommt mit einer topgereinigten Spritze nach Hause und braucht deshalb keine verstopften Filter zu fürchten.

Zum sicheren Befüllen der Feldspritze bieten sich geschlossene Befüllsysteme wie Easymatic und easyconnect an. Foto: Klaus Meyer
Kontinuierliche Innenreinigungen gibt es zum Nachrüsten. Foto: Klaus Meyer

Ausbringgenauigkeit

Doch wie sieht es aus, wenn ein Landwirt vor der Kaufentscheidung für eine neue Spritze steht? Fast keine Sparte wird aktuell in der Landtechnik kontroverser diskutiert als der chemische Pflanzenschutz. Gerade die Landtechnikbranche bietet viele neue beziehungsweise verbesserte Ideen, um den ohnehin sehr hohen Standard in der Ausbringgenauigkeit und somit auch des Umweltschutzes noch höher zu setzen.

Auch die Kombination von mechanischer Unkrautbekämpfung und Bandspritztechnik bietet ein enormes Einsparpotenzial bei Pflanzenschutzmitteln und unter anderem Vorteile beim Resistenzmanagement. Verbesserte Prognosemodelle, eng gekoppelt an die Ausbringtechnik mit verbesserten Sensoren, Applikationskarten, Programmen und Düsentechniken stellen die Landwirtschaft noch besser und nachhaltiger für die Zukunft auf.

Eine Anmischstation bietet logistische Vorteile. Foto: Klaus Meyer

Die Schlagkraft steigern

Durch sich stetig ändernde Betriebsgrößen behält die Schlagkrafterhöhung einen hohen Stellenwert bei der Neuanschaffung von Spritzen. Diesem Trend folgend und der Tatsache geschuldet, dass Pflanzenschutz termingerecht erfolgen muss, sind große Fassvolumina im gezogenen Bereich weiterhin sehr wichtig. In der Praxis sind Behältergrößen von deutlich mehr als 10.000 l keine Seltenheit mehr und gelten für viele als bedeutender Schritt hin zur Schlagkrafterhöhung, ohne gleich auf einen Selbstfahrer zu setzen. Jedoch darf der Landwirt dabei nicht die Befülllogistik aus den Augen verlieren. Dies fängt unter Umständen schon bei geschlossenen Befüllsystemen von Pflanzenschutzmitteln an und geht über Anmischstationen auf dem Betrieb bis hin zur Wasserlogistik im Feld weiter.

Aufgrund der Wetterkapriolen und der Tragfähigkeit der Böden wird zunehmend nach leichten Spritzen geschaut, um rechtzeitig auf den Acker zu können. Doch bei all der immer schneller und größer werdenden Technik darf der Anwender auch die Anforderungen an den Traktor bezüglich Achslasten (vor allem bei Fronttanksystemen), zulässigen Gesamtgewichten und so weiter nicht außer Acht lassen. Man merkt schnell, dass neben dem technischen Aspekt die Bedingungen auf dem Feld und in der entsprechenden Anbauregion oftmals die bestimmenden Faktoren dafür sind, was geht und was nicht.

Einen weiteren wesentlichen Beitrag leistet die Gestängestabilität, denn diese ist die Grundvoraussetzung für eine gleichmäßige Verteilung der Pflanzenschutzmittel, und auch beim Einsatz als Bandspritze muss das Gestänge optimal liegen. Denn eine noch exaktere Ausbringung der Mittel ist die Basis für einen effektiven Pflanzenschutz ohne Resistenzprobleme bei gleichzeitig maximaler Schonung der Umwelt.

Fazit

Es muss nicht immer eine neue Feldspritze sein, um auf dem Stand der Technik zu sein. Mit Nachrüstlösungen kann auch gebrauchte Technik aktualisiert werden. Geschlossene Befüllsysteme schützen den Anwender und die Umwelt, und eine kontinuierliche Innenreinigung erleichtert die Arbeit.

Hier geht es zu Teil 2. Darin geht es um Prognosemodelle und die geeignete Düsenwahl.

Rindfleischproduktion und -nachfrage rückläufig

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Beim Fleischverzehr setzt sich der rückläufige Trend auch in diesem Jahr fort. Nach Berechnungen des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft wird im laufenden Jahr ein weiterer Rückgang des Pro-Kopf-Verzehrs von 2,6 kg auf 49,5 kg erwartet. Besonders betroffen ist davon die Nachfrage nach Schweinefleisch. Doch auch für Geflügel- und Rindfleisch wird in diesem Jahr eine geringe Abnahme des Verzehrs prognostiziert.

EU-weit weniger Rindfleisch

Auch europaweit ist der Verzehr auf knapp unter 10 kg Rindfleisch je Kopf gesunken. Dabei dürfte die gesunkene Kaufkraft der Verbraucher ein wichtiger Grund für den Rückgang sein. Es bauen sich jedoch keine Angebotsüberhänge auf, da auch die Rinderbestände abnehmen. Bei den Viehzählungen Mitte dieses Jahres ist die Zahl der Rinder in Europa um 1,5 % kleiner als im Vorjahr ausgefallen. Im Außenhandel bleibt das Vereinigte Königreich der größte Abnehmer von Rindfleisch aus der Europäischen Union. Dies wird vor allem durch Irland bedient. Aber auch Polen, Spanien, Frankreich und die Niederlande setzen umfangreiche Rindfleischmengen außerhalb der EU ab. Neben Großbritannien sind die wichtigsten Kunden Israel, Algerien, Bosnien und der Libanon.

Schlachtkühe aktuell weniger gefragt

Im hiesigen Handel mit Schlachtrindern zeigt sich eine saisonübliche Entwicklung. Dabei sind eher Jungbullen und Färsen als Schlachtkühe gefragt. Der Kurs der O3-Schlachtkuh lag Anfang September bei knapp 4,00 €/kg SG. Mittlerweile ist dieser Kurs auf 3,30 €/kg SG gefallen. Dagegen werden für den O3-Jungbullen seit zwei Monaten unveränderte 4,20 €/kg SG von hiesigen Abnehmern geboten. Der Preisrückgang für Schlachtkühe wird durch die im Herbst üblichen Selektionen in den Milchviehbetrieben erklärt. Dazu kommt die Schließung der Rinderschlachthöfe in Bad Bramstedt und in Legden (NRW). Der Wettbewerb im Schlachtrinderhandel ist spürbar kleiner geworden. Viele Fleischverarbeiter agieren derzeit vorsichtig und möchten keine großen Lagerbestände aufbauen. Die jüngsten Fälle der Blauzungenkrankheit verunsichern den Markt zusätzlich. Trotz dieser Herausforderungen glauben viele Marktteilnehmer, dass der saisonale Preisrückgang bald vorüber sein wird. Das Angebot an Schlachtkühen sollte sich dem Bedarf anpassen. Hackfleisch bleibt hoch im Kurs der Verbraucher. Für die Produktion werden Schlachtkühe benötigt.

Kälberhandel verunsichert

Der Handel mit Nutzkälbern wird aktuell durch den Ausbruch der Blauzungenkrankheit in einigen Bundesländern behindert. Nach den bestätigten Blauzungenfällen in Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen gelten diese Bundesländer als nicht frei von der Blauzungenkrankheit (BTV). Bereits vorher sind in den Niederlanden Fälle dieser Krankheit aufgetreten. Das hat zwischenzeitlich den wichtigen Absatz der Kälber an niederländische Mäster verhindert. Davon war auch der Absatz hiesiger Kälber betroffen, da sich viele Sammelplätze für Kälber für den Transport nach Holland in NRW und Niedersachsen befinden. Doch mittlerweile ist die Lieferung von Kälbern aus diesen Bundesländern in die Niederlande unter Auflagen wieder möglich. Damit sollte sich die Lage im Nutzkälberhandel entspannen.

Wenn Kinder sterben

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Insbesondere wenn Kinder vor ihren Eltern sterben, ist die Trauer schier unendlich und dringend Unterstützung gefragt. Der Landesverein Verwaiste Eltern und trauernde Geschwister in Schleswig-Holstein bietet hier Beratung und Hilfe an. Tröstlich kann es sein, einen schönen Ort für die letzte Ruhe zu finden. Die Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein arbeitet mit dem Verein eng zusammen, was Waldbestattungen angeht.

Beim Tod eines Kindes, aus welchem Grund auch immer, sind Familienmitglieder und Freunde mit der Situation oft überfordert. Hierbei können Gespräche mit Menschen helfen, die selbst den Tod eines Kindes durchlebt oder sich intensiv mit dem Thema auseinandergesetzt haben. Der Landesverein Verwaiste Eltern und trauernde Geschwister Schleswig-Holstein kann hier Hilfe bieten, denn Trauer darf nicht zur Isolation führen. Der Verein vernetzt die Selbsthilfegruppen innerhalb des Bundeslandes und vermittelt Kontakte in den Regionen. So entsteht innerhalb der Selbsthilfegruppen ein Gefühl der Verbundenheit und Gemeinschaft. Hilfreiche Kontakte zu anderen Trauernden können entstehen.

Verstorbene Kinder können in einem Regenbogen-Biotop beigesetzt werden.

Der Verein arbeitet mit Verantwortlichen in Kirche, Politik und Gesellschaft zusammen, und auch mit dem Team der Waldbestattung der Landwirtschaftskammer wurde eine Kooperation geschlossen, denn die Kammermitarbeiter kommen oft als erste Anlaufstelle mit trauernden Eltern in Kontakt. Durch eine Schulung haben sie das Handwerkszeug für eine gelingende Gesprächsführung mit trauernden Eltern. Sie spenden Trost in einer emotionalen Ausnahmesituation und können die Hinterbliebenen auf den Landesverband aufmerksam machen.

Auch alle Ruheforste in Schleswig-Holstein bieten den Hinterbliebenen ihre Unterstützung an. Ruheforste ermöglichen eine Trauerbewältigung in einer natürlichen und friedvollen Umgebung. Für verstorbene Kinder gibt es spezielle Grabstätten, sogenannte Regenbogen-Biotope. Das Regenbogen-Biotop ist eine vom Förster ausgesuchte und speziell markierte Grabstätte, wo für eine Beerdigung dieselben Nutzungsbedingungen wie für eine reguläre Ruheforst-Beisetzung gelten. Eine namentliche Kennzeichnung der Grabstätte mit religiösem Symbol ist möglich. Für betroffene Eltern sind diese Regenbogen-Biotop-Plätze kostenlos. Es fällt lediglich das Beisetzungsentgelt an.

Fazit

Durch die Zusammenarbeit zwischen dem Landesverein Verwaiste Eltern und trauernde Geschwister und dem Team der Waldbestattung der Landwirtschaftskammer werden Eltern und Geschwister auf den Landesverein aufmerksam gemacht und erhalten so die notwendige Hilfe und Unterstützung. Kontakt:

Verwaiste Eltern und trauernde Geschwister Schleswig-Holstein e. V.

Friedrichstraße 7, 24837 Schleswig

Katharina Grothkopp, Tel.: 0 46 21-9 52 60 70, grothkopp@vesh.de

Landwirtschaftskammer  Schleswig-Holstein  Abteilung Forstwirtschaft – Waldbestattung

Hamburger Straße 115, 23795 Bad Segeberg

Tanja Scheel, Tel.: 0 45 51-95 98 14, tscheel@lksh.de

Rinderforschungsnetzwerk will Routinebilanzen

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Der Klimawandel stellt die Landwirtschaft vor immer ­größere ­Herausforderungen. Das ­Projekt Rinderforschungsnetzwerk Schleswig-Holstein (RindforNet_SH), in dem alle Forschungsstationen mit Milchviehhaltung in Schleswig-Holstein kooperieren, hat sich zum Ziel gesetzt, eine digitale und möglichst standardisierte Bereitstellung der betriebsspezifischen Daten von Milchvieh haltenden Betrieben für die Klimabilanzierung zu ermöglichen.

Um die langfristige Stabilität der Agrarproduktion zu gewährleisten, müssen Landwirte sich mit Klimaschutz- und Klimaanpassungsmaßnahmen auseinandersetzen.

Klimaveränderung und Anpassungsstrategien

Temperaturen steigen an, Niederschlagsmuster verändern sich und extreme Wetterereignisse nehmen zu. Es kommt zu Ernteausfällen und veränderten Umgebungsbedingungen für Nutztiere. Das Umweltministerium Schleswig-Holstein hat im Juli dieses Jahres das Klimaschutzprogramm 2030 veröffentlicht mit dem Ziel, dass Schleswig-Holstein bis 2040 klimaneutral werden soll (Ausgabe 30 vom 29. Juli 2023). Durch optimierte technologische Anpassungen im Wirtschaftsdüngermanagement sollen bis zum Jahr 2030 596.000 t CO2-Äquivalente an Emissionen in der Landwirtschaft eingespart werden. In diesem Zuge tauchen Fragen auf: Wo kann ich ansetzen, um aktiv etwas für den Klimaschutz zu leisten? Wo stehe ich mit meinem Betrieb? Wie hoch ist der eigene CO2-Fußabdruck?

Treibhausgasemissionen aus der Landwirtschaft

Etwa 8 % der Gesamtemissionen Deutschlands werden dem Landwirtschaftssektor und der Landnutzung zugeschrieben. Der Einsatz fossiler Brennstoffe zum Betrieb landwirtschaftlicher Maschinen und stationärer Einrichtungen verursacht Emissionen von Kohlendioxid (CO2), ebenso wie Humusabbau infolge von Landnutzungsänderungen. Methan (CH4) entsteht während der Verdauung von Wiederkäuern und wird beim Ruktus und auch aus den Wirtschaftsdüngern freigesetzt. Beim Umsatz von Stickstoff aus Wirtschafts- und Mineraldüngern entstehen Lachgasemissionen (N2O).

In einem Beratungsgespräch können Optimierungspotenziale für den eigenen Betrieb gefunden werden.

Klimabilanzierungsmodelle zur Berechnung

Heute werden verschiedene Modelle zur Berechnung der Treibhausgasemissionen auf landwirtschaftlichen Betrieben eingesetzt. Jedoch gibt es derzeit dafür keine bindenden gesetzlichen Vorgaben. Klimarechner zeigen auf, wie viele Treibhausgasemissionen in der Landbewirtschaftung oder der Milchproduktion entstehen und auch bei welchen Produktionsabschnitten. Das Zusammentragen der Daten für eine Klimabilanzierung stellt Betriebe vor Herausforderungen. Auch müssen die Eingangsdaten standardisiert werden, um eine Vergleichbarkeit herzustellen. Im Projekt RindforNet_SH sollen der Aufwand für die Klimabilanzierung durch digitale Datenflüsse verringert und Know-how in der einzelbetrieblichen Beratung aufgebaut werden. Methodische Weiterentwicklungen, zum Beispiel für die weidebasierte Fütterung und die Mitarbeit bei der Harmonisierung der Bilanzierungsmethoden, werden angestrebt.

Wofür eine Klimabilanz?

Durch die einzelbetriebliche Klimabilanzierung erhalten Landwirtinnen und Landwirte eine Übersicht der betriebseigenen Treibhausgasquellen und -emissionen. Einzelbetriebliche Beratung kann im weiteren Verlauf dabei unterstützen, die Betriebsprozesse effizienter und klimafreundlicher zu gestalten. Die enge Verzahnung unterschiedlicher Produktionsbereiche stellt für die Klimabilanzierung eine große Herausforderung dar, zum Beispiel die korrekte Erfassung der Stoffflüsse in der Milchproduktion.

TEKLa: Beratungstool für die Klimabilanzierung

Um die Klimabilanzierung für die Landwirtschaft voranzubringen und Lösungen für die Digitalisierung zu finden, wird im Projekt RindforNet_SH zunächst auf den Treibhausgas-Emissions-Kalkulator-Landwirtschaft (TEKLa) der Landwirtschaftskammer Niedersachsen zurückgegriffen. Dieses Instrument ermöglicht eine Bilanzierung der Treibhausgasemissionen für verschiedene Betriebszweige und wird seit 2017 in der Beratung angewendet. Das Tool basiert auf dem Berechnungsstandard für einzelbetriebliche Klimabilanzen (BEK), herausgebracht vom Kuratorium für Technik und Bauwesen in der Landwirtschaft e. V. (KTBL). Dieser wurde 2016 veröffentlicht und bietet neben einem Handbuch auch eine Datenbank mit zahlreichen Emissions- und Umrechnungsfaktoren, die regelmäßig aktualisiert werden.

Als Ergebnis zeigt TEKLa einen produktbezogenen CO2-Fußabdruck, zum Beispiel je Kilogramm Milch oder Weizen. Werden mehrere Produktionsjahre bilanziert, können zudem die Entwicklung des Betriebes betrachtet und so auch die Wirksamkeit von Managementveränderungen oder auch die Wirkungen unterschiedlicher Ernteerträge in Zahlen aufgezeigt werden. Auf der Hand liegen Minderungspotenziale zum Beispiel in der Reduzierung des Stromverbrauchs, einem geringeren Mineraldüngereinsatz oder dem Bezug von Sojaschrot aus zertifiziertem, entwaldungsfreiem Anbau. Komplexer ist es, wenn zukünftig Futterqualitäten und detaillierte Massenflüsse der Futterkette mit in die Bilanz einbezogen werden und zur Kontrolle mit Messwerten von Methan-Sensoren abgeglichen werden. Hier besteht weiterer Forschungsbedarf.

Was macht RindforNet_SH sonst noch?

Neben der Klimabilanzierung in Milchvieh haltenden Betrieben behandeln weitere Arbeitspakete des Projektkonsortiums von ­RindforNet_SH Themen der Eutergesundheit und des Weidemanagements. Auch hier sollen Lösungen zur Digitalisierung entwickelt werden. Mittels Beratungsangeboten, Bildungs- und Öffentlichkeitsarbeit sollen die gewonnenen Erkenntnisse und Technologien in die Praxis getragen werden. Digitale Lösungen im Datenmanagement, bei Arbeitsprozessen und neue Datenerfassungssysteme sollen das Betriebsmanagement im Hinblick auf Ressourceneffizienz, Arbeitssicherheit und das Tierwohl verbessern.

Das Projekt wird im Rahmen der Einrichtung von Experimentierfeldern als Zukunftsbetrieben und Zukunftsregionen der Digitalisierung in der Landwirtschaft sowie in vor- und nachgelagerten Wertschöpfungsketten durch das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) gefördert.

Fazit

Die Klimabilanzierung in landwirtschaftlichen Betrieben soll vorhandene Treibhausgasemissionen quantifizieren und Minderungspotenziale aufzeigen. Angesichts der zunehmenden Herausforderungen im Klimawandel und um die national und international vereinbarten Klimaschutzziele zu erreichen, sind Veränderungen in der landwirtschaftlichen Produktion notwendig. Klimaberatungstools bieten eine wertvolle Unterstützung bei der Entwicklung standort- und betriebsangepasster Maßnahmen zur Reduzierung der Treibhausgasemissionen. Digitale und transparente Datenflüsse werden angestrebt. So können Landwirte nicht nur einen Beitrag zum Klimaschutz leisten, sondern gegebenenfalls auch die eigene Produktion ökonomisch effizienter und nachhaltiger gestalten.

Dr. Hans Marten Paulsen, Maret Ellinghausen, Thünen-Institut für ­Ökologischen Landbau Trenthorst
Dr. Laura Maxi Stange, Landwirtschaftskammer SH

Bäume im Norden profitieren vom maritimen Klima

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Für die Vorstellung des Waldzustandsberichts 2023 hatte Forstminister Werner Schwarz (CDU) vergangene Woche Freitag den sogenannten Lärchenwald in Bissee, Kreis Rendsburg-Eckernförde, ausgesucht. Mitten im Waldstück, das zur Försterei Bordesholm der Schleswig-Holsteinischen Landesforsten gehört, prangt ein steinerner Tisch – umgeben von einer Mischung aus Buchen, Eichen, Douglasien, Ahorne, weiteren Laubbäumen und natürlich auch Lärchen. Mit der Wahl der Örtlichkeit wollte Schwarz auf die neue Waldstrategie hinweisen, die das Ministerium für Landwirtschaft, ländliche Räume, Europa und Verbraucherschutz (MLLEV) im kommenden Jahr erarbeiten wird.

Werner Schwarz freute sich über eine leichte Verbesserung des Gesamtzustandes der Landeswälder.

Die zukünftige Waldstrategie speist sich aus einer zentralen Erkenntnis des aktuellen Waldzustandsberichts, den die Nordwestdeutsche Forstliche Versuchsanstalt (NW-FVA) für das Ministerium erstellt hatte. Denn obwohl das Vegetationsjahr 2022/2023 mit einer Mitteltemperatur von 10,4 °C eines der wärmsten seit Beobachtungsbeginn im Jahr 1881 ist, hat sich der Gesamtzustand der schleswig-holsteinischen Wälder leicht verbessert. Positiv hat sich dabei die regenreiche Witterung im Jahr 2023 ausgewirkt – und der hohe Anteil an Mischwäldern.

So hat sich der Trend des allmählichen Absinkens der mittleren Kronenverlichtung weiter fortgesetzt. Starke Baumschäden sind weiter rückläufig und auch die Absterberate liegt auf einem sehr niedrigen Niveau. Verschiedene Baumarten wie Eiche, Douglasie, Lärche oder Sitkafichte kämen mit dem Klimawandel besser zurecht, erläuterte Schwarz. „Die Ergebnisse unterstreichen die Bedeutsamkeit, unsere Wälder zu klimastabilen und vielfältigen Mischwäldern umzubauen“, sagte der Minister.

Gute Zusammensetzung

Im Detail stellte Dr. Ulrike Talk­ner den Waldzustandsbericht vor. Mittels Schautafeln machte die Leiterin der Versuchsanstalts-Abteilung Umweltkontrolle deutlich, dass die Wälder im Land mit dem Klimawandel noch recht gut zurechtkämen. „Die Bäume profitieren von dem maritimen Klima, auch wenn die Verteilung der Niederschläge sehr unterschiedlich war“, sagte Talkner. So war das Frühjahr sehr trocken, zudem hat der Ostteil des Landes geringere Regenmengen abbekommen. Ein weiterer Pluspunkt ist der gute Zustand der Waldböden.

Dr. Ulrike Talkner sprach von einem deutlichen Einfluss des Klimawandels auf den Wald.   Fotos: Sven Tietgen

Die Untersuchungsleiterin sprach weiter von einer sehr guten Zusammensetzung der Baumarten. 61,9 % gehören zu den Laubbäumen, am weitesten verbreitet sind in diesem Segment die Buchen mit 25,3 %, gefolgt von den Eichen mit 14,4 %. Die Fichten machen 17,1 % der Bäume aus – und erlitten in den vergangenen Jahren überdurchschnittlich viele schwere Schäden. Der im Vergleich zu anderen Bundesländern relativ geringe Fichtenanteil wirkte sich aber positiv auf den Gesamtzustand der Landeswälder aus. Talkner schilderte: „Wir erleben einen deutlichen Einfluss des Klimawandels, der ist aber lange nicht so dramatisch wie in anderen Bundesländern, die über einen deutlich höheren Fichtenanteil verfügen.“

Problemfall Esche

Einen Wermutstropfen enthält der Waldzustandsbericht aber auch: Das Eschentriebsterben stellt nach den Worten von Schwarz weiter eine Gefährdung der Bestände dar. Dies gilt für die Areale der Landesforsten ebenso wie für die Privatwälder, die rund 51 % der Gesamtwaldfläche ausmachen. Das Problem mit den Eschen, die ein wertvolles Nutzholz liefern, besteht seit dem Jahr 2010. Die Erkrankung rührt von einem Schlauchpilz her, der aus Asien eingeschleppt wurde.

Insgesamt sieht das Land sich auf dem richtigen Weg, die schleswig-holsteinischen Wälder gesund aufzustellen und an die klimatischen Veränderungen anzupassen. Die zu entwickelnde Waldstrategie zielt darauf ab, sogenannte Klimawälder anzupflanzen, die viele unterschiedliche Baumarten enthalten und gegen Wetterextreme resistent sind. Damit will das waldärmste Bundesland den Waldanteil von derzeit 11 % auf 12 % der Landesfläche erhöhen. Eingriffe in Privatwälder sind laut Schwarz aber nicht vorgesehen. „Die Nutzung obliegt allein den Eigentümern“, betonte der Minister. 

Der Waldzustandsbericht im Internet: https://t1p.de/vcxzs

Schwere Steine aus dem Rucksack nehmen

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Landwirt Christoph Rothhaupt lebt in Unterfranken. Als sein Vater stirbt, bleibt keine Zeit für Trauer. Er übernimmt den elterlichen Milchviehbetrieb und rackert über Jahre bis zur Depression und völligen Verzweiflung. Er bricht zusammen, kann und will nicht mehr. Endlich holt er sich Hilfe.

„Reden bringt ganz arg viel. Es schafft Erleichterung“, betont Christoph Rothhaupt. Es sei, wie schwere Steine aus einem Rucksack zu nehmen. Er will anderen Menschen Mut machen: „Mir ist es wichtig, dass Leute frühe Anzeichen erkennen und nicht einfach so weitermachen wie ich und in ein tiefes Loch fallen“, unterstreicht der 40-Jährige und sagt ganz offen: „Ich wäre nicht mehr hier, wenn mir keiner geholfen hätte.“

Darum erzählt er seine Geschichte und geht damit an die Öffentlichkeit – wer sich informieren möchte, findet im Internet Fernsehbeiträge über seinen Weg. Außerdem war er Interviewpartner im Podcast „Boden & Leben“ mit dem Titel „Depression, Burn-out, Suizid in der Landwirtschaft“. Dort berichtet er im Gespräch mit Landwirtskollege Michael Reber, wie es war, als sein Vater vor neun Jahren starb und ihm den Ackerbau- und Milchviehbetrieb mit 75 Kühen hinterließ. Schon drei Tage nach der Beerdigung baut der damals 31-Jährige den dringend benötigten neuen Melkroboter im Stall ein. Zeit für Trauer bleibt da nicht. Er muss funktionieren, der Betrieb – von Großvater und Vater aufgebaut – muss laufen, schließlich hängt ja auch seine Familie daran. Einige Zeit scheint das gut zu gehen, doch dann folgt ein Durchhänger, Leerlauf, er schläft schlecht, „der Kopf denkt nur noch: Was ist morgen?“

Landwirt Christoph Rothhaupt ließ sich in einer schweren Krise helfen.  Foto: privat

Ein Urlaub in Schweden bringt Erholung, es läuft wieder bis 2018. Dann bekommt er bei der Arbeit Angstzustände, düstere Gedanken quälen ihn, Selbstzweifel. Er rutscht in eine Depression, baut körperlich ab. Sein ganzer Selbstwert hängt damals am Betrieb. Alles soll möglichst perfekt laufen, doch dann gibt es im Stall eine Euterentzündungswelle, in die er sich hineinsteigert. Schließlich läuft es wieder – bis zu dem Tag, als er erneut im Milchfilter Flocken entdeckt. Er bricht zusammen. „Ich wollte nicht mehr.“ Rückblickend sagt er, dass er nur wegen seines Erstgeborenen durchgehalten habe. Seiner Frau blieb der Zustand ihres Mannes nicht verborgen, doch er wollte sie nicht ins Vertrauen ziehen, blockte Nachfragen ab. „Sie hat das Kind daheim gehabt, ich wollte sie nicht noch mehr belasten mit meinen Problemen“, erinnert er sich.

Letztlich hat sie ihn gerettet: Schon Wochen vor seinem Zusammenbruch hatte sie ihm eine Karte mit der Telefonnummer einer ländlichen Familienberatung hingelegt. Zum Glück, denn Christoph Rothhaupt ist völlig am Boden. Trotzdem nimmt er seine letzte Kraft zusammen, sucht die Karte heraus und ruft dort an. Am nächsten Tag folgt ein Gespräch in der Beratungsstelle. Er habe, wie er heute sagt, seine Riesenlast abladen können: „Das Gespräch war einfach so befreiend!“

Der Grunddruck ist damit weg, das Verständnis der Beraterin groß. Es sind die ersten Schritte heraus aus der Abwärtsspirale. Im Laufe der Aussprache fällt eine entscheidende Frage, über die der Landwirt erst daheim so richtig nachdenken kann: „Geht’s denn auch ohne Kühe?“ Es folgt die härteste Entscheidung seines Lebens: Er beschließt tatsächlich, die Herde an einen Interessenten zu verkaufen – ein neues Konzept für den Betrieb gibt ihm Hoffnung. Der Abschied von den Kühen habe ihm „saumäßig wehgetan“, und doch wusste er damals: In seiner Situation war es für ihn persönlich genau das Richtige.

Und richtig war es auch, zum Hausarzt zu gehen. Er bekam Medikamente gegen seine Depression. Christoph Rothhaupt erklärt das so: „Sie sind eine Brücke, damit man wieder handeln kann.“ Als die Kühe weg waren, hatte er ein halbes Jahr Zeit für sich. Jetzt kann er sich mit sich selbst befassen, wieder zu sich finden. Es beginnt ein Heilungsprozess, auch dank einer Gesprächstherapie – sie tue einfach gut, wie er sagt. Und er kapiert, dass er von klein auf gelernt hat, immer nur Leistung zu bringen. Diesen Fehler in der Erziehung will er bei seinen beiden Kindern nicht wiederholen.

Mittlerweile arbeitet er halbtags im Agrarhandel. Und aus dem Vollerwerbshof mit 75 Milchkühen und 110 ha Fläche wurde ein Nebenerwerbsbetrieb mit 85 ha Ackerbau und Gemüseanbau, voll ökologisch bewirtschaftet. Die Verantwortung ruht jetzt auf mehreren Schultern, denn eine Freundin und ein Freund, ebenfalls aus der Landwirtschaft, sind nun mit ihm im Boot der gemeinsam gegründeten GbR Löwenhain in dem kleinen Dorf Lebenhan.

Vermarktet wird über den eigenen Hofladen mit Selbstbedienung, den Christoph Rothhaupts Frau Marina regelmäßig befüllt. Und auch auf einem Regionalmarkt sind sie mit ihren Produkten dabei. Christoph Rothhaupt ist froh, dass er lebt. Und er gehe, wie er sagt, gern neue Wege, auch dabei zeigt er Offenheit: Das Gemüse auf dem Hof bauen die drei in Mulch an. Das hat bundesweit eher Seltenheitswert. Doch für sie ist es eine wunderbare Möglichkeit, im trockenen Unterfranken weniger bewässern zu müssen. Zudem schützt der Mulch bei Starkregen den feinkrümeligen Boden vor Verschlämmung und verbessert die Wasseraufnahme. Außerdem gehören Hühner und Salers-Rinder zum Hof.

Keine Frage, auch der umstrukturierte Betrieb bietet manche Herausforderung. Dazu zählt auch, dass vergangenen November der Selbstbedienungs-Hofladen geplündert wurde und nun per Videokamera überwacht wird. Auch wenn es über Wochen nicht regnet, wachsen die Sorgen. Doch Christoph Rothhaupt hat dank seiner Therapie gelernt, was er tun kann, damit das Gedankenkarussell nicht wieder loslegt und Probleme nicht zu Weltuntergangsszenarien anwachsen.

Die Jahrhundertfrau aus Strande

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Autorin Ingelene Rodewald aus Strande ist 101 Jahre alt. Unermüdlich sitzt sie noch täglich an ihrem Laptop und schreibt. Zahlreiche Bücher zur Geschichte ihrer Familie und zu Themen rund um den Ersten und Zweiten Weltkrieg hat die pensionierte Lehrerin bereits veröffentlicht. Hier spricht sie über ihr Leben und das jüngste Werk „Als der Krieg zu Ende war“, welches im vorigen Jahr erschien.

Ingelene Rodewald empfängt gern Gäste. In ihrer Wohnung, umgeben von Erinnerungen und Fotos aus vergangenen Tagen, lebt sie allein. Den Tisch hat sie an diesem Morgen für ein zweites Frühstück liebevoll gedeckt. Selbst eingeweckte Quitten- und Kirschmarmelade, Toast, Butter, Weintrauben, Quittenlikör und ein Herbstblumenstrauß stehen darauf. „Bevor wir arbeiten, essen Sie erst einmal etwas“, meint sie fürsorglich und schenkt Kaffee ein. Jeden Tag bereite sie sich ein gesundes Mittagessen zu, verrät sie. „Und ich danke dem Herrgott allabendlich im Gebet dafür, dass ich noch da bin.“

Als eine der wenigen lebenden Zeitzeugen des Jahrhunderts ist sie als sachkundige Ansprechpartnerin äußerst gefragt und wird nicht müde, ihren reichen Erinnerungs- und Erfahrungsschatz mit den nächsten Generationen wider das Vergessen zu teilen. Als Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier (SPD) im Rahmen der Aktion „Ortszeit Deutschland“ im Juni dieses Jahres für drei Tage seinen vorübergehenden Amtssitz nach Eckernförde verlegte und Treffen mit Bürgern plante, war es sein ausdrücklicher Wunsch, auch Ingelene Rodewald kennenzulernen. „Der Bundespräsident lud mich ein und nahm sich eine Stunde Zeit für unser Gespräch“, freut sich die agile Seniorin und zeigt ein Foto von dieser besonderen Begegnung.

Ingelene Rodewald als Kind.  Fotos (2): privat

Als drittes Kind des Kieler Architekten und Baugeschäftsinhabers Magnus Ivens und seiner Frau Emmy wurde sie am 26. März 1922 geboren und wuchs in Kiel-Holtenau auf. Nach dem Abitur ergriff sie den Beruf der Lehrerin und legte im März 1942 ihre erste Lehrerprüfung ab. Nur wenige Wochen später verpflichtete sie das Schulamt per Dienstbefehl zur Übernahme einer einklassigen Dorfschule in Reichelsfelde in Polen im War­thegau, Kreis Posen-Land. Sie sollte 25 Kinder unterschiedlichen Alters aus Umsiedlerfamilien unterrichten. Dort angekommen, fiel dem Schulrat ihr geringes Alter auf, und er meinte: „Sie kann ich nicht gebrauchen.“ „Dann schicken Sie mich doch wieder zurück. Ich wollte hier ja auch nicht her“, erwiderte die damals 20-Jährige schlagfertig. Schließlich blieb sie zwei Jahre in dem Dorf. Die Kinder liebten die neue Lehrerin sofort, waren begeistert von ihrer Warmherzigkeit und Güte. Jeden Schüler förderte sie bestmöglich. Die Kinder lernten, sich untereinander zu helfen und füreinander einzustehen.

Wie es ihr gelang, in den Endwirren des Krieges wieder in die Heimat zurückzukehren, ist eine Geschichte, die auch von einer großen Liebe erzählt. „Mein damaliger Freund und späterer Mann Georg-Wilhelm Rodewald besuchte mich während seines Fronturlaubs. Er ahnte, wie es um den Fortlauf des Krieges stand. Entschlossen ging er zum Schulamt und sagte, dass er die Lehrerin aus Reichelsfelde heiraten und nach Deutschland mitnehmen wollte. Eine Versetzung an den Wohnort des Ehemannes war damals bei einer Heirat möglich.“

Sein Wohnort war Kiel und Ingelene kam dorthin zurück. Drei Tage nach der Ankunft heirateten sie am 20. September 1944 in der Holtenauer Kirche. Erst später sollte sie verstehen, dass er ihr das Leben gerettet hatte, denn fast alle Dorfbewohner fanden beim Einmarsch der russischen Truppen den Tod. Die damaligen Erlebnisse hielt sie in dem 2008 erschienenen Buch „… und auf dem Schulhof stand ein Apfelbaum“ fest. Im Juni 1945 kam ihre erste Tochter Susanne zur Welt. „Bei der Geburt wurde ich sehr krank, bekam hohes Fieber, lag über vier Wochen im Bett und war dem Sterben nah, bis es mir langsam besser ging.“

Ingelene Rodewald als junge Ehefrau und Mutter, um 1945

Die erste Unterkunft nach dem Krieg war für sie der frühere Schafstall im Garten ihres Elternhauses. Magnus Ivens nahm seinen aus der Gefangenschaft heimgekehrten Schwiegersohn kurzerhand als Maurerlehrling in seinen Betrieb auf. Doch Georg-Wilhelm Rodewald wollte mehr. Schon sechs Jahre Zeit hatte er durch den Krieg verloren. Nach einem Lehrjahr begann er deshalb ein Medizinstudium. Während er sich in Kiel und Hamburg seinem beruflichen Fortkommen widmete, sorgte Ingelene Rodewald für den Unterhalt der Familie. „Jetzt kam mir zugute, dass ich im April 1945 darauf bestanden hatte, noch meine zweite Lehrerprüfung zu machen. So konnte ich gleich arbeiten.“ 1950 wurde Tochter Eva geboren, Sohn Hans-Reimer 1958. Ihr Mann baute als Herzchirurg an der Universität Hamburg die Herzchirurgie auf. Ebenso forschte er fachübergreifend und unternahm Reisen zu Kongressen im In- und Ausland. Ingelene Rodewald war dabei stets an seiner Seite. Nach 35 Jahren wurde Prof. Georg-Wilhelm Rodewald 1984 emeritiert. Jetzt wünschte er sich, einmal Land und Leute zu wechseln, und ging mit seiner Frau nach Pembroke in Ontario/Kanada. Hier wirkte er bis zu seinem Tod im Jahr 1991 weiter. 2004 verließ Ingelene Rodewald Kanada und zog nach Strande, wo sie eine Eigentumswohnung besaß.

Dort sitzt sie nun täglich an ihrem Laptop und schreibt. Via Internet und Handy hält die neunfache Großmutter regen Kontakt zu Familienmitgliedern, Freunden und Weggefährten in aller Welt. „Ich habe noch viel vor“, versichert sie. 2022 erschien ihr aktuelles Buch „Als der Krieg zu Ende war“. Darin beschreibt sie lebendig, mit welchen Herausforderungen sie und ihre Familie nach dem Krieg unter der Besatzung der britischen Militärregierung zu kämpfen hatten. So berichtet sie von Ungeziefer und Krankheiten, der eisigen Kälte und der schlimmen Hungersnot. „Bevor mein Mann morgens zur Arbeit ging, stand er oft vor dem fast leeren Küchenregal, auf dem nur ein paar Gewürze waren. Er träufelte sich ein wenig Maggi-Flüssiggewürz auf seinen Finger und steckte ihn in den Mund. Das musste als Frühstück genügen.“ Ohne Strom, mit wenig Brennmaterial der kleinen Tochter das Überleben zu sichern, war ebenfalls eine Herausforderung. Unendlich dankbar war sie über eine nach dem Krieg eingerichtete Säuglingsstation in Kiel-Holtenau, die die damals hohe Säuglingssterblichkeit eindämmen sollte. Hier erhielt die junge Mutter eine Hilfe für ihr Baby und eine Stillbescheinigung, mit der sie sich ­Trockenmilch in der Apotheke holen konnte. „Für mich waren die Dosen ein Überlebensgeschenk.“

Offen schildert sie auch, welch zwischenmenschliche Probleme sich im Elternhaus ergaben, weil wegen der Wohnungsnot zu viele Menschen zwangseinquartiert waren. Es entstand eine unfreiwillige Hausgemeinschaft, in der jeder für sich und manchmal gegen die anderen ums Überleben kämpfte.

Wenn Ingelene Rodewald auf ihr bewegtes Leben zurückblickt, würde sie im Nachhinein nichts anders machen. „Ich hatte ein wunderbares Leben. Mein Mann und ich waren über 45 Jahre verheiratet. Das Wichtigste für mich war seine Liebe. Von der lebe ich noch heute.“

Ob sie Zukunftspläne habe? Ingelene Rodewald nickt. Weil sie weiß, dass ihre Tage gezählt sind, will sie sich beeilen und bald ein Buchprojekt fertigstellen, das ihr sehr am Herzen liegt. „Ich schreibe gerade über meinen Großvater mütterlicherseits Wilhelm Spethmann (1861-1926), der Druckereibesitzer und Herausgeber der ‚Eckernförder Nachrichten’ war und für die Freisinnige Volkspartei im deutschen Reichstag saß.“

Literatur: Ingelene Rodewald: „Als der Krieg zu Ende war – Kiel 1945 und 1946“, Verlag Ludwig, 16,80 €. ISBN 9 78-3-86 93 54-21-7

Ihre große Leidenschaft: Die Finanzen

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Die schleswig-holsteinische Innenministerin Sabine Sütterlin-Waack (CDU) hat am vergangenen Freitag im Gästehaus der Landesregierung acht Frauen und 15 Männer mit der Freiherr-vom-Stein-Verdienstnadel für ihr langjähriges ehrenamtliches Engagement in der Kommunalpolitik ausgezeichnet. Darunter war auch LandFrau Wiebke Bock.

Die Geehrte war bis zu ihrem Ausscheiden in diesem Jahr seit 1994 Mitglied der Gemeindevertretung Blunk. Im Jahr 2008 wurde sie zur ehrenamtlichen Bürgermeisterin gewählt. Dieses Amt übte sie knapp 15 Jahre lang aus. „Ihr uneigennütziges Engagement verdient allerhöchste Anerkennung, die ich Ihnen hiermit ausspreche“, sagte die Ministerin. „Sie haben in Ihren jeweiligen Funktionen über viele Jahre als verlässliche Größe für die Einwohnerinnen und Einwohner Ihres Ortes bereitgestanden. Sie haben geworben, gekämpft, vermittelt, beharrlich nachgefragt, zugehört und überzeugt, vielleicht auch hier und da überredet und schwierige Situationen ausgehalten. Ihre Bereitschaft, sich für das Gemeinwohl in Ihrem Ort, in Ihrer Gemeinde oder in Ihrer Stadt einzusetzen, hat einen Unterschied gemacht“, sagte Sütterlin-Waack.

Wiebke Bock habe die Gemeinde mit Kompetenz und Sachverstand geführt und maßgeblich an der Realisierung verschiedener Bebauungspläne und Baumaßnahmen in Blunk mitgewirkt, so die Ministerin. Sie erwähnte insbesondere ein neues Feuerwehrgerätehaus und einen Kindergarten. Unter der Führung von Bock sei es gelungen, die Attraktivität der Gemeinde zu steigern und die Zahl der Einwohnerinnen und Einwohner stabil zu halten. „Ihre große Leidenschaft waren die Finanzen, die sich in Ihrer Amtszeit deutlich verbessert haben“, hob Sütterlin-Waack hervor. Mit ihrer zupackenden Art und Weise habe sie sich zudem großen Respekt und das Ansehen ihrer Mitmenschen und Amtskollegen verschafft.

Wiebke Bock war und ist zudem bei den LandFrauen auf Orts-, Kreis- und Landesebene aktiv und engagiert sich im Schiedswesen.

Photovoltaikausbau soll erleichtert werden

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hat sich mit den Ministerpräsidenten der Länder auf Maßnahmen zur Beschleunigung von Planungs- und Genehmigungsverfahren verständigt. Einen Schwerpunkt bildet dabei der Umbau des Energiesystems mit dem Ausbau der Erneuerbaren Energien und der Stromnetze.

Bei der anstehenden großen Novelle des Baugesetzbuches sollen laut Regierungskreisen baurechtliche Hemmnisse beim Ausbau der Freiflächen-Photovoltaik (PV) beseitigt werden. Dazu will der Bund ein eigenes, „schnelles und schlankes“ Verfahren zur Flächenausweisung und Bauleitplanung schaffen. Vereinfachen will man auf der Ebene der Länder die baurechtlichen Genehmigungsverfahren, die Freiflächen-PV-Anlagen im Anschluss an die Flächenausweisung durchlaufen müssen. Begründet wird dies damit, dass diese Anlagen baurechtlich wenig komplex seien. Dazu sollen entweder die notwendigen Änderungen auf der Ebene der Bauleitplanung erfolgen oder Freiflächen-PV-Anlagen als eigene Kategorie mit vereinfachtem Prüfungsaufwand in den Landesbauordnungen aufgeführt werden.

Ein Hemmnis für den beschleunigten Ausbau der Energieinfrastruktur sehen Bund und Länder in Duldungspflichten der Grundstückseigentümer, die oft mühsam durchgesetzt werden müssten. Der Bund will daher gesetzlich regeln, dass die Eigentümer verpflichtet werden, ein Betreten ihres Grundstückes zu dulden. Einführen will der Bund außerdem eine entschädigungspflichtige Duldungspflicht für das Anbringen und Verlegen von Leitungen zum Anschluss von Erneuerbare-Energie-Anlagen an das allgemeine Stromversorgungs- und Wärmenetz, wie sie bereits im Solarpakt I vorgesehen ist. Dabei will man sicherstellen, dass Vorhaben nicht durch langwierige Verhandlungen zur Höhe der Entschädigung verzögert werden.

Darüber hinaus haben sich Bund und Länder Regierungskreisen zufolge auf eine Reihe weiterer Maßnahmen verständigt. Dazu zählen neue Fristverkürzungsregelungen bei der Genehmigung von Windenergieanlagen und im Verkehrsbereich. Erleichtert werden soll die Bereitstellung von Umwelt- und Artenschutzdaten im Rahmen von Genehmigungsverfahren. Dazu will der Bund noch in diesem Jahr ein digitales Portal für Umweltdaten einrichten. Um auf vorhandene Daten zurückgreifen zu können, sollen ein bundesweites Umweltdatenkataster und eine bundesweite Gutachtendatenbank aufgebaut werden. Erleichterungen soll es auch für Änderungsgenehmigungsverfahren zu Windenergieanlagen geben. Bei Vorhaben, für die eine Genehmigung wahrscheinlich ist, soll ein vorzeitiger Maßnahmenbeginn vor Abschluss des Verfahrens ermöglicht werden. age