Seit einigen Jahren liegt der Zuchtschwerpunkt im Schweinebereich auf Gesundheit und Robustheit. Die Erzeugerringe in Nordrhein-Westfalen (NRW) haben vor diesem Hintergrund Daten des Jahres 2022 ausgewertet, um den Züchtern und den Landwirten die Verbesserung der Gesundheits- und Robustheitsmerkmale zu erleichtern. Die Ergebnisse sind auch für Schleswig-Holstein interessant.
Bei den Sauen werden die Nutzungsdauer (Anzahl der Würfe, Abgänge und Abgangsursachen) sowie die Fruchtbarkeit (Anzahl der tot und lebend geborenen Ferkel) beurteilt. Im Schweinemastbereich stehen die Robustheit in Form von vorzeitigen Abgängen inklusive der Ursachen dafür sowie die Schlachtbefunde im Vordergrund.
Für die Auswertung flossen 290 (Vorjahr 329) Ferkelerzeuger und 513 (Vorjahr 556) Mastbetriebe ein. Für das Jahr 2022 wurden insgesamt fast 174.533 Würfe (–31.947) und rund 2.208.522 verkaufte Mastschweine (–221.107) ausgewertet. Diese große Zahl erlaubt auch eine Differenzierung der Ergebnisse nach Schweineherkünften. Die erfassten Genetiken stellen einen repräsentativen Querschnitt der Sauen- und Mastschweinehaltung in NRW dar. Die Zahl der Herkünfte schrumpft, weil die „Großen“ Marktanteile gewinnen beziehungsweise die „Kleinen“ nicht auszuwerten sind. Über 40 % der ausgewerteten Würfe (43,4 %) und Mastschweine (42,84 %) stammen von DanHybrid-Sauen. Sie beherrschen damit den Mittelwert. Der Anteil sinkt aber.
Sauen: Ferkel je Wurf
In Tabelle 1 finden sich die Fruchtbarkeitsleistungen nach genetischer Herkunft. Die Anzahl lebend geborener Ferkel je Wurf hat sich mit 15,6 erneut erhöht (+0,1). Eine geringere Jungsauenremontierung in diesem Krisenjahr beschönigt aber auch 2022 diesen höheren Wert. Gegenüber dem Vorjahr hat in diesem Merkmal vor allem Topigs erneut um 0,3 Ferkel je Wurf zugelegt. PIC verbesserte sich um 0,1 Ferkel je Wurf; Danzucht um 0,2 Ferkel je Wurf. Die Rangierung zwischen den Herkünften hat sich nicht geändert. Nach wie vor führt mit deutlichem Abstand in diesem Merkmal die DanHybrid-Sau mit 16,8 lebend geborenen Ferkeln pro Wurf. Der Anstieg der Wurfgrößen hat sich in den vergangenen Jahren verlangsamt.
Die Anzahl tot geborener Ferkel je Wurf ist mit 1,5 gegenüber dem Vorjahr gleich geblieben. Bei den Saugferkelverlusten fiel der Mittelwert um 0,5 Prozentpunkte auf 13,7 % – eine erfreuliche Entwicklung. Bei PIC und Topigs sind die Saugferkelverluste deutlich unterdurchschnittlich. Die dänische Genetik konnte sich mit 14,3 % gegenüber dem Vorjahr (15,1 %) deutlich verbessern.
Fairnesshalber muss gesagt werden: Bei steigenden Wurfgrößen sind niedrigere Verluste schon ein erfreulicher Trend. Gleichzeitig ist gerade beim Merkmal Saugferkelverluste die Streuung zwischen den Betrieben sehr groß und die Aussagekraft des Merkmals für die Genetik begrenzt. Es gibt weiteres Verbesserungspotenzial. Daher gilt es, alle Managementmaßnahmen zu ergreifen, um die Verluste zu senken.
Ursachen für Sauenabgänge
In Tabelle 2 sind die Abgangsursachen bei den Sauen aufgeführt. Die durchschnittliche Wurfnummer beim Abgang liegt wie im Vorjahr bei 6,0. Einen Spitzenwert erreicht wie im Vorjahr PIC mit 6,7 (Vorjahr 7,1). Bei der Abgangsursache Alter fällt die Herkunft Topigs mit 41,3 % wieder positiv auf.
Im Vergleich zum Vorjahr hat es 2022 weniger Abgänge aufgrund von Fruchtbarkeitsproblemen gegeben (19,3 zu 19,8 %). Beim Merkmal Wurfqualität lag German Hybrid mit 4,4 % vorn. Bei den sehr fruchtbaren dänischen Sauen lag dieses Merkmal nah dem Durchschnitt (7,9 %). Bei so großen Würfen ist das sicherlich in Ordnung. Umso wichtiger ist es da aber, eine gute Gesäugequalität mit einer ausreichenden Anzahl funktionsfähiger Zitzen einzufordern. Im Merkmal Konditionsschwäche (7,1 %) lagen PIC und German Hybrid vorn (Wundliegen, Gesäugeprobleme, Abszesse, abgesäugt, Schwergeburten).
Im Bereich Fundamentprobleme erreicht die Genetik PIC wie in den Vorjahren einen sehr niedrigen und damit sehr guten Wert (2,7 versus 5,5 % im Durchschnitt). Die Abgangsursache Verhaltensstörung ist über alle Herkünfte hinweg mit 0,1 bis 0,2 % relativ gleich.
Mastverluste sind niedriger
Bei den Mastschweinen wurden gut 2,2 Millionen verkaufte Tiere ausgewertet. Fast alle Mastschweine stammen von Piétrain-Ebern unterschiedlicher Herkunft ab, Tendenz fallend. Nach wie vor wird die Auswertung von den Herkünften Topigs und vor allem von der dänischen Genetik dominiert.
Die Tierverluste während der Mast sind mit 2,1 % gegenüber dem Vorjahr mit 2,3 % leicht gefallen. Wie Tabelle 3 zeigt, entsprechen die Herkünfte dem Mittelwert, PIC lag mit 1,8 % deutlich besser. Als häufigste Verlustursache werden Kümmerer genannt. Kannibalismus war weniger verbreitet.
Dabei ist zu beachten: Schweine mit sehr hohem Leistungsvermögen müssen entsprechend versorgt werden, sonst werden sie unruhig. Bei den Fundamentproblemen zeigten sich wenig Abweichungen. Die Merkmale Unfall und Sonstiges sind unter dem genetischen Aspekt nicht zu interpretieren.
Deutlich weniger Lungenbefunde
Der Anteil der Tiere mit Schlachtbefunden hat sich verbessert. Im Vergleich zum Vorjahr ist die Zahl um 2,3 Prozentpunkte auf 25,7 % gefallen. Das ist weitgehend auf die Merkmale Lungenbefunde und Herzbeutel zurückzuführen. Bei 8,45 % der Schweine waren Lungenbefunde festzustellen. Im Vorjahr lag dieser Wert bei 9,11 %. Bei Brustfell und Leber zeigten sich wenig Änderungen.
Zu beachten ist jedoch, dass speziell in diesen Merkmalen die betrieblichen Einflüsse wie die Säugezeit, die Aufzuchtsituation im Flatdeck, der betriebsindividuelle Infektionsdruck, vorgenommene Sanierungsmaßnahmen, Desinfektion und Management eine große Rolle spielen. Insofern lässt erst ein Vergleich über die Jahre eine Aussage hinsichtlich des genetischen Einflusses zu.
Fazit
Insgesamt bleibt festzuhalten, dass die biologischen Leistungen in Ferkelerzeugung und Mast in NRW hoch sind und weiter leicht steigen. Die Betriebe haben ihre Impfkonzepte und ihr Management erneut verbessert. Das Leistungsniveau in der nordrhein-westfälischen Schweineproduktion ist beachtlich – auch und gerade im Hinblick auf kritische Merkmale, die im Fokus der Öffentlichkeit stehen.