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Als „einmalige Chance“ bezeichnete die Präsidentin des LandFrauenverbandes Schleswig-Holstein, Claudia Jürgensen, die diesjährige Arbeitstagung. Dazu trafen sich am vergangenen Wochenende 125 Teilnehmerinnen aus allen zwölf Kreisverbänden des Landes in Neumünster. In der Stadthalle ging es unter anderem darum, die Richtung der Verbandsarbeit mitzugestalten und dabei auch eine neue gemeinsame Akzeptanz und ein Füreinander von Landesverband und Ortsvereinen sowie neuen und erfahrenen LandFrauen zu finden.
Die LandFrauen seien die bedeutendste Interessenvertretung von Frauen in Schleswig-Holstein, größter Bildungsträger für Frauen im ländlichen Raum und setzten sich aktiv dafür ein, dass der ländliche Raum attraktiv und lebenswert bleibe, so die Präsidentin in ihrem Impulsvortrag. Zudem habe der Verband 40 Netzwerkpartner, arbeite generationsübergreifend und lebe Nachbarschaft im Dorf. Die Frage aber sei: „Wissen das unsere Mitglieder in den Ortsvereinen?“, so Claudia Jürgensen. „Und wie schaffen wir es, dieses Wissen an die Frau zu bringen und ihre Bereitschaft zu wecken, sich für die LandFrauenarbeit zu engagieren?“
Damit war sie mittendrin im Hauptthema der Tagung: die Zukunft des Landesverbandes, der Kreisverbände und Ortsvereine. Wichtige Grundlage der Diskussion zu diesem Thema sei die aktuelle Studie zum ländlichen Engagement im demografischen und sozialen Wandel (siehe Bauernblatt, Ausgabe 44). Darin sei aufgezeigt, welche neuen Wünsche und Ansprüche es an das Ehrenamt gebe. Es sei zum Beispiel wichtig, neue Formen der Vorstandsarbeit zu nutzen. Es sollte keine Chance vertan werden, Nachwuchs zu gewinnen und alle LandFrauen anzusprechen. Die Jungen LandFrauen seien genauso wertvoll wie die Frauen 60 plus, betonte Jürgensen. Es gehe darum, dass LandFrauen wieder Lust hätten, sich zu engagieren, und das nicht nur für Bildung und Geselligkeit, sondern auch für die politische Arbeit des Verbandes.
Antworten will der Verband im kommenden Jahr auf Zukunftskonferenzen finden. Im World-Café wurden in Neumünster dazu erste Themen gesammelt. Die Präsidentin betonte, dass zu den Konferenzen alle LandFrauen aus Schleswig-Holstein eingeladen seien, denn selbst zu gestalten sei besser als gestaltet zu werden. Kathrin Iselt-Segert
Nachwuchsprobleme für Vorstände
Beratung kann Vereine retten
Ohne die Beratung von der Geschäftsstelle gebe es ihren Verein wahrscheinlich gar nicht mehr, berichtete Ute Tasche vom OV Todesfelde auf der Arbeitstagung. Das Telefonat mit Geschäftsführerin Dr. Gaby Brüssow-Harfmann habe ihr den Druck genommen, nach dem Abschied der früheren Vorsitzenden sofort eine Lösung für die Nachfolge zu finden. Heute ist sie Ansprechpartnerin des neuen Team-Vorstandes.
Brüssow-Harfmann zeigte auf der Tagung Möglichkeiten, Vorstandsarbeit anders zu gestalten, um Vereine vor der Auflösung zu bewahren. Vor zwölf Jahren habe der Landesverband noch 185 Ortsvereine gezählt. Heute seien es 157. Hintergrund seien oft Nachwuchsprobleme für den Vorstand. Eine Auflösung sei ein großes Problem, denn die LandFrauen verlören damit vor Ort ihre Heimat. Deshalb berate die Geschäftsstelle des Landesverbandes, neue Formen der Vorstandsarbeit zu nutzen. kis
Zum Thema „Unsere Zukunft: Junge LandFrauen“ diskutierten (v. li.) Alexandra Funke vom Orga-Team der Jungen LandFrauen Herzogtum Lauenburg, Vizepräsidentin Sylke Messer-Radtke, Präsidiumsmitglied Lena Haase und Kathrin Dehn-Schumacher vom Team-Vorstand des Kreisverbandes Ostholstein.Präsidentin Claudia Jürgensen ermutigte die LandFrauen, selbst zu gestalten und mitzubestimmen.Tanja Staack-Lorenzen, neue Ortsvorsitzende des OV Grünholz und zum ersten Mal bei der Arbeitstagung, holte sich Infos zum Team-Vorstand.Ute Tasche
Die LandFrauen aus Kropp und Umgebung hatten zur Modenschau nach Groß Rheide eingeladen. Im „Wagenrad“ präsentierte Astrid Krupp Herbst- und Wintermode aus ihrer Kollektion. Kuschelige Jacken, Pullover, Blusen, Schals, Hüte, Hosen und festliche Kleider wurden von LandFrauenmodels vorgestellt. Die Damen im Publikum durften nicht nur schauen, sondern auch mal den Stoff fühlen.
Festliche Mode präsentiert von Eva Graf Fotos: Ute Reimers-RaetschMut zum Hut hatte Heinke Jarczewski.
Zirka 130 Frauen und ein Mann waren der Einladung zum KreisLandFrauentag Steinburg nach Hohenlockstedt gefolgt. Kreisvorsitzende Annemarie Rhode begrüßte außer der Steinburger Landjugend und den Vorsitzenden der Nachbarkreise die Kreispatin aus dem Landesverband, Lena Haase. Den Festvortrag hielt Coachin Christine Hamester-Koch. Sie erklärte nicht nur Bauernhofpädagogik, sondern machte auch Mut zu Veränderungen.
Lena Haase hat sich bei Christine Hamester-Koch zur Bauernhofpädagogin qualifiziert und bietet heute Aktionen auf ihrem Hof in Ketelsbüttel an. Zudem ist sie seit April Präsidiumsmitglied des Landesverbandes der LandFrauen Schleswig-Holsteins.
Annemarie Rohde berichtete, dass sie eine große Veränderung bei sich erlebt hatte, nachdem sie in den LandFrauenverband eintrat. „Die Gemeinschaft der Frauen und die Schulungen auf Landesebene haben mich gefördert und mein Selbstbewusstsein gestärkt.“ Mit dem Schritt, in diesem Jahr den Kreisvorsitz zu übernehmen, habe sie Mut zur Veränderung gezeigt und es nicht bereut.
Mut zur Veränderung war auch das Thema der Referentin. Christine Hamester-Koch ist auf einem Bauernhof aufgewachsen, hat mit ihrem Mann einen anderen Hof geführt und sich mutig an die Verwirklichung des Traums von der Bauernhofpädagogik gewagt. Sie habe schon als Kind gemerkt, dass ihr der konventionelle Kindergarten keinen Spaß machte, erzählte sie. So entwickelte sie als Erwachsene ihr eigenes Konzept für die Kinderbetreuung, mit dem sie seit 2005 unterwegs ist und schon zahlreiche Frauen zu Hof-Pädagoginnen ausgebildet hat. „Fehler sind Lernchancen. Legen Sie für alle guten Dinge, die Sie machen oder erleben, zum Beispiel eine Kastanie in einen Behälter und am Ende der Woche reflektieren Sie das Gesammelte“, war einer ihrer Tipps. „Wer etwas ändern will, muss etwas tun, muss den ersten Schritt wagen und anfangen“, ermutigte Hamester-Koch ihre Zuhörerinnen. „Feiern Sie für sich jeden Tag die Happy Hour, loben sie fünf Mal und üben Sie nur einmal konstruktive Kritik – Sie werden sehen, wie sich Ihre Welt verändert.“ In ihren Seminaren und Fortbildungen habe sie gemerkt, dass sich vieles mit dem Leben auf dem Bauernhof vergleichen lasse, so die Coachin. „Menschenführung lernt man, wenn man Schweine von der einen in die andere Ecke treibt. Und ein Hahn läuft nach einem verlorenen Kampf genauso stolz weiter wie vorher – ganz so wie viele Manager.“
Für gute Unterhaltung sorgte im Anschluss LandFrau Gabriele Dieckmann mit ihren Söhnen Niklas und Mika mit dem Sketch „Frühsport“. Die Akteure verwechseln das Sportprogramm im Fernsehen mit dem Rezept „Hähnchen nach Art des Hauses“.
Der „zweitjüngste Shantychor Deutschlands“, die Springhoer Teichspatzen, sorgten mit Klassikern und ihrem „Trinkspruch op mien Landfruu“ für viel Vergnügen.
Die Springhoer Teichspatzen sorgten für Stimmung.Christine Hamester-Koch: „Man muss den ersten Schritt wagen.“Foto: privat
Die Pläne der Europäischen Kommission, den Pflanzenschutzeinsatz in der EU mittels Ordnungsrecht zu verringern, haben einen Rückschlag erlitten. Das Europaparlament hat sich am Mittwoch (22. November) nicht auf eine Verhandlungsposition zum Vorschlag über eine Verordnung zum nachhaltigen Einsatz von Pflanzenschutzmitteln (SUR) einigen können.
In einem Abstimmungsmarathon wurden zunächst mehr als 600 Änderungsanträge behandelt. Teils fielen die Entscheidungen knapp aus; oftmals gaben nur wenige Stimmen den Ausschlag. In der finalen Abstimmung über die Annahme der gesamten Verhandlungsposition kam dann die Überraschung: Nach Beratungen der Fraktionen stimmte eine Mehrheit gegen den Vorschlag.
Pläne zerschlagen
Nachdem zahlreiche Änderungsanträge der Europäischen Volkspartei (EVP) und auch des Landwirtschaftsausschusses durchgegangen waren, dürften viele Parlamentarier gegen einen aus ihrer Sicht zu schwachen Kompromiss votiert haben. Entsprechend äußerte sich der EVP-Abgeordnete Norbert Lins: „Die grüne Berichterstatterin Sarah Wiener hat versucht, mit ihrem Bericht des Umweltausschusses ein Verbot von Pflanzenschutzmitteln in landwirtschaftlich sensiblen Gebieten zu erwirken. Das war für mich und die Mehrheit des Europäischen Parlaments nicht tragbar.“ Mit den angenommenen Änderungen der EVP-Fraktion konnte die linke Mehrheit laut Lins nicht umgehen und habe den Berichtsentwurf deswegen einfach abgelehnt.
Direkt nach der entscheidenden Abstimmung scheiterte Wiener zudem mit dem kurzfristigen Antrag, den Vorschlag zurück in den Umweltausschuss zu überweisen. Das hätte eine erneute Befassung des Plenums ermöglicht. Nun aber muss ein neues Gesetzgebungsverfahren auf Basis eines Vorschlags der EU-Kommission eingeleitet werden, sofern an den Plänen zur Verringerung des Pflanzenschutzmitteleinsatzes festgehalten werden soll.
Kooperation betont
Der Deutsche Bauernverband (DBV) warnte vor der Abstimmung eindringlich vor den Folgen einer überzogenen Pflanzenschutzpolitik in der EU. DBV-Präsident Joachim Rukwied appellierte damit erfolgreich an die EU-Abgeordneten, den Einwänden aus der Landwirtschaft Rechnung zu tragen und den Vorschlag des Umweltausschusses zurückzuweisen. Die deutschen Bäuerinnen und Bauern seien weiterhin bereit, ihren Anteil zur Erreichung des Green Deals zu leisten. Entscheidend dabei sei jedoch, „dass die notwendigen Maßnahmen auf eine kooperative Weise entwickelt und umgesetzt werden, anstatt die Landwirtschaft in vielen Regionen Deutschlands durch pauschale Verbote in ihrem Bestand zu gefährden“. age
Eine Bühne für einen Nationalpark Ostsee bot der 27. Naturschutztag in den Holstenhallen in Neumünster, den das Bildungszentrum für Natur, Umwelt und ländliche Räume (BNUR) zusammen mit dem Umweltministerium und weiteren Organisationen veranstaltete. Fachleute aus ganz Deutschland begründeten unter dem Titel „Nationalparke – Erfolgsmodell für Naturschutz und Regionalentwicklung“ das von Umweltminister Tobias Goldschmidt (Grüne) favorisierte Projekt in Schleswig-Holstein. Gegner oder Skeptiker eines Nationalparks Ostsee hatten auf der Veranstaltung keine Bühne.
Um mit der Schlussrunde zu beginnen: „Sollen wir vielleicht Speedbootfahrer und Kitesurfer mit auf das Podium holen?“, fragte rhetorisch die Moderatorin, die Journalistin Dr. Tanja Busse vom WDR. Nein, das wollte man nicht. Von den 750 angemeldeten Gästen bekannten sich auf Nachfrage per Handzeichen so gut wie alle als Naturschützer. Nur wenige Landwirte oder Fischer hoben die Hand, im Mittelfeld lagen Vertreter von Behörden. Sie alle genossen gut vier Stunden Vortrag plus Pausen.
Aber zurück zum Anfang. Mit einem Patienten, der immer mehr an Widerstandskraft verliere, verglich BNUR-Leiterin Nicole Rönnspieß die Erde. In sechs von neun Bereichen seien die planetaren Grenzen bereits überschritten, darunter Klima, Biodiversität und Meere. „Es ist eine Bereitschaft zum Wandel vorhanden – in der Theorie“, so Rönnspieß, das aber bedeute das Verlassen der Komfortzone, und das mache Angst.
„Wir müssen besser werden“
„Wenn wir bei Klima- und Artenschutz nicht besser werden, wird es drastische Folgen für die Menschheit haben“, schloss Umweltminister Tobias Goldschmidt an und leitete sogleich zur Ostsee über: „Dass es der Ostsee schlecht geht, wissen wir alle.“ Als Beispiele nannte er sinkende Bestände von Schweinswalen, Eisenten, Dorsch, Hering, nannte er Todeszonen ohne Sauerstoff sowie alte Munition. „Wer Angst vor einem Nationalpark hat, sollte besser Angst davor haben, dass wir die Ostsee nicht genug schützen!“ Man werde den abgeschlossenen Konsultationsprozess auswerten und eine verantwortliche Entscheidung treffen. Allerdings habe er „von Kritikern nicht allzu viele Vorschläge gehört“. Er verstehe, dass es in der Einführungsphase Akzeptanzprobleme gebe, aber „wenn ein Nationalpark einmal da ist, ist die Akzeptanz groß“, so der Minister.
0,6 Prozent der BRD
Einen Überblick über die bestehenden Nationalparke in Deutschland gab Peter Südbeck vom Verein Nationale Naturlandschaften. Der älteste wurde vor 50 Jahren im Bayerischen Wald gegründet. Heute gibt es 16 Nationalparke, wovon das Schleswig-Holsteinische Wattenmeer mit 441.500 ha der größte ist, sogar europaweit. Insgesamt bedecken die deutschen Nationalparke nur 0,6 % der Bundesrepublik. „Natur Natur sein lassen“ nannte Südbeck das grundlegende Prinzip.
Michael Kruse, Leiter des Nationalparks Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer, betonte gegenüber anderslautenden Befürchtungen, dass Fischerei weiterhin zulässig sei. Sogar die bodenberührende Fischerei, die die Grundfauna schädige, sei im Zuge eines Kompromisses auf mehr als 50 % der Wasserfläche erlaubt, die Muschelwirtschaft in vier Gebieten auf 13 % Fläche begrenzt. Natürlich sei der Küstenschutz nicht eingeschränkt.
Claus von Hoerschelmann vom Landesbetrieb für Küstenschutz, Nationalpark und Meeresschutz (LKN) nannte die Säulen der Bildungsarbeit: 40 Infoeinrichtungen mit dem Multimar Wattforum in Tönning als Zentrum, Angebote für Schulen, die Ranger mit Exkursionen und Wattwanderungen, Freizeitangebote für Jugendliche, Fortbildung für Multiplikatoren. Katja Just sprach für die 189 Nationalparkpartner aus der Bevölkerung, die die gemeinsame Idee stärken, darunter die bekannte Schriftstellerin Dörte Hansen.
Die „Marke“ zieht
„Die Akzeptanz steigt mit der Zeit drastisch an“, erklärte Prof. Hubert Job von der Universität Würzburg, der dies untersucht hat. Die Wahrnehmung der „Marke Nationalpark“ sei in der Öffentlichkeit deutlich am besten, was dem Tourismus zugutekomme. „Wenn es draufsteht, kommen die Leute.“ Michael Kettler von der Nordsee Tourismus Service GmbH untermauerte dies mit Zahlen. Allerdings räumte er ein, dass die Klientel der Besucher in etwa gleich geblieben sei. „Es sind nicht neue oder andere Gäste gekommen.“
Ein Nationalpark Ostsee soll wie ein Magnet auf den Tourismus wirken. Touristiker befürchten eher Beschränkungen. Im Bild der Strand von Kellenhusen, Kreis Ostholstein. Foto: Imago
Mit Akzeptanzforschung Erfahrung hat Dr. Wolfgang Schlund vom Nationalpark Schwarzwald, gegründet im Januar 2015. Sieben Jahre lang wurde dort das Projekt mit den betroffenen Gesellschaftsgruppen mittels Bürgerbefragung, Arbeitskreisen und Gutachten vorbereitet. „Alle am Prozess Beteiligten waren am Ende sehr zufrieden.“ Es wurde ein Nationalparkrat gegründet, der zur Hälfte aus der Verwaltung und zur Hälfte aus der Region besetzt war. Bei einer späteren Erhebung sprachen sich 70 % für den Nationalpark aus – im ganzen Land. Doch Überraschung: In den anrainenden Gemeinden waren 80 % dagegen. Als eine Erweiterung der Fläche zur Lückenschließung beabsichtigt wurde, bildete sich eine Bürgerinitiative dagegen.
Bei seiner Schlussfolgerung wurde Schlund leidenschaftlich: „Es ist eine emotionale Frage. Wir müssen die Herzen der Menschen erreichen, und die erreichen wir, wenn wir vermitteln, dass Nationalparks unverzichtbar sind für die biologische Vielfalt, unverzichtbar, um der Menschheit eine lebenswerte Welt zu sichern. Indem ich einige Arten rette, rette ich das Übersystem.“
„Laute Gegner“
Sechs der insgesamt mehr als zehn Referenten waren zur Abschlussdiskussion auf das Podium geladen. Als Moderatorin Busse den Umweltminister zum Widerstand gegen einen Nationalpark Ostsee befragte, antwortete Goldschmidt: „Ist es wirklich viel Widerstand? Es sind vielmehr die, die laut ihre Position vertreten, die sie für richtig halten. Es gibt auch viel Zuspruch.“ Nach einer Veranstaltung mit Gegnern kämen immer drei oder vier auf ihn zu und sagten: Mach weiter! Schließlich errege auch eine Steuererhöhung oder Anschnallpflicht im Auto Widerstand. Politik könne und müsse entscheiden, „da müssen wir mehr Mut haben“. Auf das Argument, es gebe an der Ostsee doch schon Schutzgebiete, erklärte Südbeck, die seien sehr unkonkret, und die Bestimmungen würden oft nicht umgesetzt. „Wir brauchen eine einheitliche Verwaltung und nicht Stückwerk.“ Es gehe um Verbindlichkeit: „Bei Freiwilligkeit halten sich die einen daran und die anderen nicht.“
Probleme nicht benannt
Ludwig Hirschberg, Vizepräsident des Bauernverbands Schleswig-Holstein (BVSH), war am Konsultationsprozess beteiligt und nahm mit Präsident Klaus-Peter Lucht an der Veranstaltung teil. In einer Pause nach seiner Einschätzung befragt, sagte er: „Mir fehlt die inhaltliche Diskussion. Wir haben uns in der Konsultation mit Argumenten und Fragestellungen beschäftigt. Keine davon wurden heute aufgegriffen. Hier geht es um Emotionen und Leidenschaften, das ist oberflächlich.“ Eine Beteiligung an der Veranstaltung habe der Bauernverband angeboten.
Bei der Publikumsbefragung meldete sich neben begeisterten und ermunternden Naturschützern dann doch ein Gegner zu Wort, Lutz Gehrke von den Wassersportlern. „Wir haben heute zugehört und sind nicht laut geworden. Die wirklichen Probleme, die wir sehen und die hier nicht angesprochen wurden, müssen wir weiterdiskutieren. Wenn wir ehrliche Antworten bekommen hätten, wäre der Konsultationsprozess anders verlaufen. Lassen Sie uns jetzt die Hand reichen und nicht an der Marke festhalten.“
Vielfältiges Interesse an der Veranstaltung auch aus dem landwirtschaftlichen undlandwirtschaftsnahen Bereich – am BVSH-Stand v. li.: BVSH-Vizepräsident Ludwig Hirschberg, Landesnaturschutzbeauftragter Prof. Holger Gerth, Kerstin Ebke (LKSH), LandFrauenpräsidentin Claudia Jürgensen, Oliver Kumbartzky (MdL FDP), BVSH-Präsident Klaus-Peter Lucht
Der Landesvorstand des Bauernverbandes Schleswig-Holstein (BVSH) traf sich vergangene Woche mit dem Vorstand der Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein. Es ging um die Situation bei den Flächenankäufen der Stiftung und ein vom BVSH gefordertes Flächenmanagement in der Hand regionaler „Niederungsbeiräte“ – bestehend aus Akteuren der Landwirtschaft, der Wasser- und Bodenverbände sowie des Naturschutzes. Auch war die hierfür aus landwirtschaftlicher Sicht wichtige Rolle der Landgesellschaft Schleswig-Holstein als Vermittlerin ein Thema.
BVSH-Präsident Klaus-Peter Lucht betonte insbesondere, dass es für tauschwillige landwirtschaftlichen Betriebe eines Flächenpools bedürfe, aus dem diese wieder landwirtschaftliche Flächen erhalten müssten, wenn sie Moorflächen hergäben. Einig war man sich darin, dass es für an einer Aussiedlung interessierte Betriebe oft keine angemessenen Angebote gebe, da der Miterwerb von Hofstellen meist aus förderrechtlichen beziehungsweise finanziellen Gründen nicht möglich sei.
Zum Thema Photovoltaikanlagen auf Moor machte BVSH-Vizepräsident Ludwig Hirschberg deutlich, dass dem oft zu pauschal der Biodiversitätsschutz entgegengehalten werde, obwohl Interesse bestehe und Optionen vonseiten der Landwirtschaft angeboten würden. Dadurch könnten klimapolitisch bedeutsame Projekte nicht umgesetzt werden. Bei aller Wichtigkeit, Synergien zu schaffen und Zielkonflikte zwischen Natur- und Klimaschutz sowie Energie- beziehungsweise Ernährungssicherheit zu vermeiden, lasse sich in der Realität oft nicht alles „unter einen Hut bringen“. BVSH-Vizepräsident Dietrich Pritschau erinnerte daran, anstelle ausschließlich großräumiger Vernässungsmaßnahmen auch kleinteiligere Moorparzellen nicht aus dem Blick zu verlieren, die sich im Östlichen Hügelland oft an Wasserläufen befänden.
Intensiv diskutiert wurden die zivil- und steuerrechtlichen Problempunkte des Vertragsmusters bei sogenannten Vernässungsrechten für Klimapunkte. Schließlich ging es neben dem Umgang mit dem naturschutzrechtlichen Vorkaufsrecht um das Thema Öffentlichkeitsarbeit, bei dem Unklarheiten und Kritikpunkte zur Sprache kamen.
Die Ukraine gehört weltweit zu den großen Produzenten und Exporteuren von Getreide und Ölsaaten. Nach dem Überfall am 24. Februar 2022 blockierte Russland die Ausfuhren der Ukraine, was Mitte 2022 zu einem starken Preisanstieg bei Getreide führte.
Um die Ukraine wirtschaftlich zu stützen, befreite die EU Anfang Juni 2022 Agrarlieferungen aus der Ukraine von Einfuhrzöllen und Kontingenten, die bis dahin die Importe limitierten. Die Ukraine hatte nun freien Zugang zum EU-Binnenmarkt. Die Agrarexporte der Ukraine in die EU verdoppelten sich von 2021 zu 2022 auf etwa 13 Mrd. €, was die ukrainische Wirtschaft stabilisierte.
Initiativen zur Stabilisierung der Ukraine
Aus Sorge um die Welternährung wurde unter Vermittlung der UN und der Türkei von Russland und der Ukraine am 22. Juli 2022 das Abkommen zur sicheren Ausfuhr von Getreide unterzeichnet. Über diesen Schwarzmeerkorridor wurden fast 33 Mio. t exportiert. Empfängerländer waren China (rund 8 Mio. t), Spanien (etwa 6 Mio. t), die Türkei (zirka 3,2 Mio. t) und Italien (2,1 Mio. t). 44 % gingen laut Weltbank in reiche Länder und 3 % in arme Länder. Das UN-Welternährungsprogramm lieferte 0,725 Mio. t nach Afghanistan, Äthiopien, Kenia, Somalia, in den Sudan und den Jemen. Nach dem Abkommen sanken die Preise für Getreide weltweit deutlich.
Da der Schiffstransport wegen der russischen Minensperren im Übrigen nicht möglich war, wurden als dritte Maßnahme „Solidaritätskorridore“ geschaffen, um Getreide per Transit durch die EU auf den Weltmarkt zu liefern. Allerdings verblieben große Mengen in der EU. Die EU-Importe ukrainischen Weizens stiegen 2022 von 0,2 Mio. t. auf 1,78 Mio. t, ukrainische Maisimporte verdreifachten sich auf 3,75 Mio. t.
Diese Mengen gelangten mit niedrigen Preisen vor allem in Polen, Rumänien, Ungarn, der Slowakei und Bulgarien auf den Markt und drückten dortige Preise deutlich. Im Dezember 2022 forderten deshalb polnische Politiker, weniger Agrarprodukte aus der Ukraine zu importieren. Im März 2023 wandten sich Polen, Ungarn, die Slowakei, Rumänien und Bulgarien an die EU-Kommission und forderten Hilfe für ihre Bauern, 56 Mio. € wurden zur Verfügung gestellt. Im April 2023 verhängte erst Polen, dann die anderen betroffenen Staaten ein Importverbot für ukrainische Agrarprodukte.
Stopp des Schwarzmeerabkommens
Am 17. Juli 2023 teilte Russland mit, dass es das Abkommen zur sicheren Ausfuhr von Getreide nicht verlängere, dies stoppte die Exporte per Schiff. Zusätzlich greift Russland die Exportinfrastruktur der Ukraine mit Raketen und Drohnen an.
Anfang Oktober vereinbarte Polen mit der Ukraine, Getreide in verplombten Waggons zu Ostseehäfen zu transportieren, zur Weiterverladung für den Weltmarkt.
Die Ukraine teilt aktuell mit, dass sich der Getreideexport im Oktober 2023 gegenüber dem Vorjahresmonat halbiert habe, von 3,6 Mio. t auf 1,8 Mio. t, die Ausfuhren in die benachbarten EU-Staaten hätten leicht zugenommen. Ab August öffnete die Ukraine eine sichere Schiffsroute entlang der Küste, auf der bisher 40 Frachtschiffe mit 700.000 t Getreide die russische Blockade umgangen haben.
Die ukrainische Landwirtschaft hat ein großes Produktionspotenzial, kann billig produzieren und verkaufen. Dies spüren nun Rapsproduzenten in Deutschland, die angesichts der großen Importe aus der Ukraine, die um 100 €/t „unter Matif“ verkauft werden, bisher ihren Raps nicht verkaufen können oder wollen.
Marktlage für die Woche vom 13. bis 19.11.2023
Getreide: Die Getreidenotierungen blieben auch in der vergangenen Woche leicht unter Druck. Der jüngste Wasde-Bericht brachte keine festere Preisentwicklung.
Raps: Auch die Matif-Rapskurse gaben in der vergangenen Woche etwas nach. In der Ukraine übertrifft die Sonnenblumenernte die Erwartungen.
Futtermittel: Der Anstieg der US-Sojakurse hat sich nicht fortgesetzt. Die Notierungen sind in der Vorwoche wieder gefallen.
Kartoffeln: Einer weiterhin stetigen Nachfrage steht ein umfangreiches Angebot gegenüber. Die Kurse stehen leicht unter Druck.
Schlachtrinder: Die Kurse für Jungbullen blieben in der Vorwoche auf dem unveränderten Niveau der vergangenen Wochen.
Schlachtschweine/-sauen: Die Kurse für Schlachtschweine bliebenin der Vorwoche auf dem Stand der vergangenen vier Wochen.
Ferkel: Das zum Jahresende leicht rückläufige Ferkelangebot reicht bislang für die Nachfrage aus. Die Kurse blieben unverändert.
Milch: Entsprechend der Jahreszeit gehen die Anlieferungsmengen zurück. Die Börsenkurse für Butter und MMP sind deutlich gestiegen.
Schlachtlämmer/-schafe: Die Lämmerkurse haben sich in den vergangenen Wochen kaum geändert. Das Angebot passt zur Nachfrage.
Markttendenz für die Woche vom 20. bis 26.11.2023
Getreide: Trotz neuer russischer Angriffe auf ukrainische Häfen wird weiter eher mit einer schwach behaupteten Preisentwicklung gerechnet.
Raps: Preisschwächen bei Soja- und Rohöl drücken auch auf die Rapskurse. Die hiesigen Ölmühlen sind vorerst gut mit Importware versorgt.
Futtermittel: Ölschrote bleiben hierzulande knapp und im Preis recht fest. Die Kurse für Futtergetreide haben sich wenig bewegt.
Kartoffeln: Angebot direkt vom Feld sorgt weiterhin für Preisdruck. Dennoch können sich für Lagerware Preisaufschläge behaupten.
Schlachtrinder: Die Kurse für Schlachtkühe gaben erneut nach. Man hofft hier auf eine demnächst wieder ausgeglichene Marktlage.
Schlachtschweine/-sauen: Die Nachfrage nach frei gehandelten Schweinen hat sich etwas belebt. Das Angebot bleibt jedoch bedarfsdeckend.
Ferkel: Entsprechend der Jahreszeit rechnet man mit einer leichten Belebung der Nachfrage. Die Kurse für Importferkel wurden leicht erhöht.
Milch: China importiert große Mengen an H-Milch und MMP. Dies sorgt für Ausschläge der Terminkurse für Milchprodukte.
Schlachtlämmer/-schafe: Die Handelsbeschränkungen durch die Blauzungenkrankheit wurden gelockert. Das belebt den Handel.
Ob effiziente Ausbringtechnik für Dünger, kraftstoffsparende Motoren oder der Einsatz von Robotern und Künstlicher Intelligenz – die auf der Agritechnica in Hannover zur Schau gestellten Neuentwicklungen waren allesamt mit dem Begriff Nachhaltigkeit überschrieben. Das passt zum selbst gewählten Messe-Motto „Green Productivity“ und trifft den Zeitgeist in mehrerlei Hinsicht. Zum einen weil Verbraucher und Kunden zunehmend nach nachhaltigen Produkten verlangen und zumindest teilweise bereit sind, Geld dafür zu bezahlen, aber auch weil die politischen Rahmenbedingungen immer mehr Klimaschutzmaßnahmen und CO2-Einsparungen erfordern.
Die Landtechnikbranche arbeitet zwar stetig an Effizienzsteigerungen, aber die derzeitigen Krisen und resultierend die steigenden Betriebsmittel- und Energiepreise haben den Innovationsdruck deutlich erhöht. Zusätzlich haben in den vergangenen Jahren Kamera- und Sensortechnik sowie Rechenpower von Computern zugelegt. Auch die Schnittstellenarbeit hat sich verbessert und lässt unterschiedliche Systeme besser miteinander kommunizieren.
Die Kommunikation hakt eher zwischen Umweltpolitikern und Vertretern der Praxis. Zu schnelle und zu hohe Umweltauflagen können Innovationen abwürgen, denn wenn Landwirtschaft nicht mehr wirtschaftlich betrieben werden kann, verschwindet sie und damit Wertschöpfung und die Basis einer stabilen Lebensqualität im ländlichen Raum. Politik soll und muss lenkend wirken, aber bitte durch gezielte Förderung und weniger durch Verbote. Denn auch Umweltschutz braucht aktive Landwirte, damit beispielsweise Maßnahmen für mehr Artenvielfalt oder CO2-effiziente Nahrungsmittelproduktion flächendeckend umgesetzt werden können. Warum sich Brüsseler Umweltpolitiker in einen Überbietungswettbewerb an Verbotszielen begeben, ist vor diesem Hintergrund schleierhaft.
Abseits von drohenden Verboten spiegeln sich große Ingenieurskunst und die Freude, neue technische Möglichkeiten zu erschließen, in den Produkten der Austeller wider. Davon wollten sich offenbar viele Technikbegeisterte selbst überzeugen. Die Hallen waren voll. Die vom Veranstalter anvisierte Besucherzahl von 400.000 scheint realistisch. Insgesamt 2.800 Aussteller aus 52 Ländern präsentierten vor Ort ihre Nachhaltigkeitslösungen. Der Anteil internationaler Aussteller war laut Veranstalter mit 65 % so hoch wie nie. Den größten Anteil daran hat Italien (351 Aussteller), gefolgt von China (182), der Türkei (159) und den Niederlanden (141).
Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne) war zum ersten Mal auf der Agritechnica. Er zeigte sich positiv beeindruckt, welch bedeutende Rolle Nachhaltigkeit bei den Landtechnikunternehmen mittlerweile einnimmt. Hoffentlich hinterlässt die Innovationskraft einen nachhaltigen Eindruck beim Minister, damit dieser gegenüber der Branche mehr Vertrauen und weniger Regulierungsdrang verspürt. In Sachen Pflanzenschutzmitteleinsatz und Kommissionsvorschlag zu dessen Reduzierung zeigt er sich mit seiner Kritik daran bereits pragmatisch. Schließlich liegt hier zum Beispiel im Spot-Spraying enormes Einsparpotenzial. Die politische Marschroute sollte also lauten: Innovationen klug fördern, statt die Branche flächendeckend mit Verboten abzuwürgen. Dann klappt es auch mit mehr Nachhaltigkeit – denn Ökonomie gehört dazu!
Die Weide ist ein kosteneffizienter Futterlieferant für Milchrinder. Die Weidehaltung von Milchkühen bietet zudem große Potenziale für ein verbessertes Tierwohl, CO2-Sequestrierung, Biodiversität und ökologische Vielfalt auf landwirtschaftlich genutzten Flächen. Die Nachfrage nach Produkten aus zertifizierter Weidehaltung steigt stetig, was die Relevanz dieser Haltungsform unterstreicht. Doch um die Vorteile dieser Haltungsform vollständig nutzen zu können, ist eine sorgfältige Abstimmung des Weidemanagements nötig. Hier setzt das Projekt „RindforNet_SH“ an.
Zu den Herausforderungen der Weidehaltung von Milchkühen zählt insbesondere die bedarfsgerechte Energie- und Nährstoffversorgung der Tiere bei gleichzeitig effizienter und nachhaltiger Nutzung des Grünlandaufwuchses. Die Menge und der Futterwert von Grünlandaufwüchsen sind jedoch sehr variabel, je nach Artenzusammensetzung, Bodenbedingungen, Jahreszeit und Witterung. Demnach ist eine kontinuierliche und gute Bewertung des Weideaufwuchses und der Futteraufnahme auf der Weide notwendig, um folglich auch die Zufütterung bedarfsgerecht anpassen zu können.
Weitere Herausforderungen sind die Kontrolle der Tiere mit besonderem Augenmerk auf deren Futterversorgung, Gesundheit und Fruchtbarkeit. Zusätzlich müssen Landwirtinnen und Landwirte auch der Dokumentationspflicht nachkommen. Damit stellt eine effiziente, tiergerechte und nachhaltige Weidehaltung hohe Ansprüche an das Wissen und das Management eines Milchviehbetriebes. Die Digitalisierung kann Landwirte hier unterstützen, um die Vorteile der Weidehaltung nutzen zu können.
Bestandshöhenmesser zur Erfassung des Weideaufwuchses im Einsatz auf dem Versuchsgut Trenthorst. Foto: Dr. Laura Maxi Stange
Der Grasshopper im Praxistest
Ein wichtiges Element des Weidemanagements ist die Kenntnis über das Wachstum, das Futterangebot und den Futterwert des Weideaufwuchses der einzelnen Flächen. Die rasante Entwicklung von Sensortechnologien bietet hier neue Möglichkeiten. Um das Futterangebot zu schätzen, bedient man sich vielfach sogenannter Bestandshöhenmesser, mit denen die komprimierte Bestandshöhe meist mechanisch bestimmt wird. Anhand kalibrierter Umrechnungsformeln kann anschließend dann von Hand das zur Verfügung stehende Futterangebot von Einzelflächen berechnet werden.
Ein Beispiel für einen digitalisierten Bestandshöhenmesser ist der Grasshopper (Firma True North Technologies), der die Höhe des Bestandes per Ultraschall mit einer Messplatte erfassen kann. Über GPS wird die Messung automatisch einer Einzelfläche digital zugeordnet. Die dazugehörige Software berechnet daraus das aktuelle Futterangebot dieser Fläche. Wachstumstrends können so abgeleitet und mit Wetterprognosen Erwartungswerte für die nächste Woche geschätzt werden.
„RindforNet_SH“ baut auf Erfahrungen auf, die in Zusammenarbeit mit Landwirten im Rahmen der Vorgängerprojekte „DiWenkLa“ an der Universität Hohenheim und „Weidemanager Schleswig-Holstein“ an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel sowie von der Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein gesammelt wurden.
Digitale Erfassung der Weidefutterqualität
Für das Weidemanagement ist nicht nur die Menge des verfügbaren Weidefutters wichtig, sondern auch dessen Futterwert. Je jünger das angebotene Gras, desto höher sind dessen Energie- beziehungsweise Proteingehalte. Aber wie hoch ist eigentlich der Futterwert des Weideaufwuchses und wie verändert sich dieser in Abhängigkeit von Jahreszeit, Aufwuchshöhe, Nutzungsintervall und Witterung?
Laboruntersuchungen können da oft nicht weiterhelfen, da es zu lange dauert, bis das Ergebnis vorliegt. Optimal wäre es, wenn die Qualität direkt und schnell vor Ort gemessen werden könnte. Hier sollen mobile NIR-Sensoren zum Einsatz kommen. Diese werden bereits genutzt, um die Futterqualität von zum Beispiel Gras- oder Maissilagen zu bestimmen. Für frisches Weidegras sind entsprechende Kalibrationen allerdings momentan noch nicht ausgereift.
Protein-, Faser- und Feuchtigkeitsgehalt
Verschiedene Bestandteile des Aufwuchses wie Wasser, Rohfaser, Rohfett und Proteine reflektieren Licht unterschiedlich. NIR-Sensoren erfassen die Reflexion des Lichtes im Nah-Infrarot-Bereich. Anhand von Unterschieden in der Lichtreflexion können dann die Gehalte dieser und anderer abgeleiteter Parameter wie der Nettoenergiegehalt geschätzt werden. Ziel des Teilprojektes Weide im Projekt „RindforNet_SH“ ist der Test dieser Geräte für junge Weideaufwüchse direkt auf der Fläche. Kalibrationen auf Basis von parallel im Labor untersuchten Kontrollproben sollen entwickelt werden. Mit einem kalibrierten, mobilen NIRS sollen dann die Qualitäten von typischen Weideaufwüchsen in Norddeutschland direkt auf der Weide gemessen werden können.
Sensoren an Fuß, Hals und Kopf der Milchkuh können das Verhalten auf der Weide aufzeichnen. Foto: Priska Krug
Digitale Erfassung des Tierverhaltens
Die Entwicklung von Sensortechnologien kann also zukünftig die zur Verfügung stehende Menge und Qualität des Weideaufwuchses bestimmen. Aber dies allein reicht nicht für ein gutes Weidemanagement. Es ist mindestens genauso wichtig, die Futteraufnahme und das Verhalten der Tiere auf der Weide zu kennen. Wie viel Futter nehmen die Tiere denn wirklich auf der Weide auf? Wann und wie lange grasen sie überhaupt? Für eine erfolgreiche Weidenutzung und strategisch angepasste Zufütterung spielt das Tierverhalten eine zentrale Rolle. Gleichzeitig könnte die kontinuierliche Erfassung des Verhaltens auf der Weide zur Brunsterkennung und Kontrolle des Wohlbefindens und der Gesundheit der Tiere genutzt werden.
Tierverhalten mit Sensoren messen
Bereits in vorangegangenen Projekten wie zum Beispiel „GrazyDaiSy“ oder „DiWenkLa“ wurden verschiedene Sensoren auf der Weide in Süddeutschland eingesetzt und in Zusammenhang mit dem Weideverhalten von Milchkühen gesetzt. Dieses Potenzial soll nun im Projekt „RindforNet_SH“ auf Weidestandorten in Norddeutschland genutzt und durch die Kombination der kontinuierlichen Erfassung von Tierdaten aus den beteiligten Forschungsbetrieben weiterentwickelt werden. Die Weidetiere werden mit Sensoren am Hals, Fuß oder Ohr ausgestattet, die das Verhalten der Tiere aufzeichnen. Auf diese Weise werden kontinuierlich Daten über Fress-, Wiederkau- und Bewegungsverhalten für jedes Einzeltier geliefert.
Dr. Laura Maxi Stange, Landwirtschaftskammer SH; Dr. Ralf Loges, Prof. Uta Dickhöfer, Priska Krug, Christian-Albrechts Universität
Ziel des Projektes „Rinderforschungsnetzwerk Schleswig-Holstein (RindforNet_SH)“ ist es, die Digitalisierung auf Milchviehbetrieben zu verbessern und die Potenziale der Digitalisierung zu erforschen. Im Arbeitspaket Weide sollen nicht nur die Menge und Qualität des Weideaufwuchses erfasst, sondern auch das Tierverhalten beobachtet werden. Durch die Integration von Sensoren und digitalen Technologien soll eine präzise Datenerfassung zu Verbesserungen im Weidemanagement führen und damit eine nachhaltigere sowie effizientere Weidennutzung unterstützen.
Das Projekt „RindforNet_SH“
Im Projekt „RindforNet_SH“ arbeiten die Christian-Albrechts-Universität zu Kiel, das Thünen-Institut für ökologischen Landbau, das Max-Rubner-Institut (Institut für Sicherheit und Qualität bei Milch und Fleisch) und die Landwirtschafskammer Schleswig-Holstein zusammen, um Fragen zur Digitalisierung auf Milchviehbetrieben in den Bereichen Weidemanagement, Klimabilanzierung und Eutergesundheit zu klären. Die gewonnenen Daten werden in einer Datenbank gespeichert und digital verknüpft. Bezogen auf die Weidehaltung von Milchkühen werden Daten zur Weidenutzung, zu Menge und Qualität des Weideaufwuchses und zum Verhalten der Tiere mithilfe digitaler Sensoren erfasst. Das Projekt wird im Rahmen der Einrichtung von Experimentierfeldern als Zukunftsbetriebe und Zukunftsregionen der Digitalisierung in der Landwirtschaft sowie in vor- und nachgelagerten Wertschöpfungsketten durch das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) gefördert.
Mit reduzierten Ausbringmengen kann man seinen Geldbeutel und die Umwelt schonen. Über alle Spritzsysteme hinweg ist ein Trend unübersehbar: Die Auslastung der Spritze kann und muss noch gesteigert werden. Hierbei stellen elektronische Hilfsmittel einen entscheidenden Faktor dar.
Dies fängt schon bei entsprechenden Diagnose- beziehungsweise Prognosemodellen an. Denn zuerst muss man natürlich wissen, wie die Situation im Feld ist. In der jüngeren Vergangenheit war der Wunsch nach Lösungen in Echtzeit die Vorgabe. Es soll also alles während einer Überfahrt gelöst werden. Doch auch hier gibt es Ansätze, die Erstellung der Applikationskarten im Vorfeld durch Multikopter oder Drohnen zu generieren. Der große Vorteil liegt darin, dass bei solchen Systemen die exakte Behandlungsfläche berechnet werden kann. So wird im Nachgang nur so viel Spritzbrühe bereitgestellt, wie unbedingt nötig ist, und somit entstehen auch keine Restmengen, die sonst oft schwierig zu entsorgen sind.
Zudem können bei der Drohnentechnik aufwendigere und exaktere Sensoren in der Erkennung eingesetzt werden, da hier eben nur ein Sensor benötigt wird. Möchte man bei der Spritze die gesamte Gestängebreite abdecken, bräuchte es viel mehr Sensoren, die selbstverständlich ihren Preis haben. So können sich unterschiedliche Techniken optimal ergänzen, um einen noch exakteren Pflanzenschutz zu erzielen. Systeme wie der Smartsprayer bedienen diese Anforderungen und sind aktuell schon in der Felderprobung. Auch spezielle Geräte wie der Smartsprayer ARA, der ursprünglich aus dem Gemüsebau kommt, bieten der Praxis ganz neue Möglichkeiten im Bereich der Bandbehandlung beziehungsweise der punktuellen Behandlung (Spot-Spraying) bei maximalem Einsparpotenzial von Pflanzenschutzmitteln.
Die Isobus-Wetterstation erfasst unter anderem Windgeschwindigkeit und -richtung, Temperatur, relative Luftfeuchtigkeit sowie Verdunstungsrate. Foto: Sabine Rübensaat
Aber bei aller elektronischen Unterstützung und einer Vielzahl von einzelnen Modulen werden immer häufiger Bedienerfreundlichkeit und Gesamtlösungen aus der Praxis nachgefragt. Daher ist es auch nicht verwunderlich, dass herstellerübergreifende offene Lösungen benötigt werden, die ein intuitives Entscheidungsunterstützungssystem zur zielorientierten, termingerechten und präzisen Applikation von Pflanzenschutzmitteln umsetzen. Besonders die Unterstützung im Bereich der legalen Anwendung von Pflanzenschutzmitteln bis hin zur Dokumentation bietet hier den größten Praktikernutzen.
Welche Düse ist die beste?
Im Bereich der Düsen kann der Landwirt schon seit geraumer Zeit auf ein nahezu unerschöpfliches Angebot zurückgreifen. Das fängt bei elektrisch beziehungsweise pneumatisch schaltbaren Düsenhaltern an, reicht über diverse Variationen der Injektorflachstrahl- und Injektordoppelflachstrahldüsen mit entsprechenden abdriftmindernden Eigenschaften bis hin zu speziellen Flüssigdüngerdüsen, die den Flüssigdünger so exakt und auch teilflächenspezifisch wie kein zweites Gerät ausbringen können.
Aufpassen sollte man jedoch weiterhin, dass man nicht nur in Sachen Abdriftreduzierung optimiert und die biologische Wirkung dabei vergisst. Dies ist vor allem auch zu beachten, wenn man an die immer stärker reduzierten Wassermengen oder die steigenden Fahrgeschwindigkeiten denkt. Hauptziel sollte jedoch sein, die Anwendungsqualität durch eine ausreichende Benetzung und bei Bedarf mit einer ausreichenden Bestandsdurchdringung abzusichern.
Des Weiteren bieten Systeme wie Dropleg zum Beispiel im Raps die Möglichkeit, einen bienenschonenden Pflanzenschutz zu betreiben. Im Bereich der pulsweitenmodulierten Düse zeigt sich, dass manchmal auch die Technik noch ein wenig reifen muss – spricht man über dieses Thema doch schon sehr lange. Nun tauchen Systeme auf, die mit Frequenzen von 20 bis 100 Hz zuverlässig arbeiten und diverse Möglichkeiten wahr werden lassen. Neben Kurvenkompensationen, Spot-Spraying, Variierung von Aufwandmengen innerhalb des Gestänges, ohne die Tropfengröße zu ändern, und so weiter zeigen diese Systeme ein enorm großes Potenzial, um den stetig steigenden Anforderungen und Auflagen in der Praxis gerecht zu werden.
Ungräser in der Kurve. Mit automatischer Kurvenkompensation wird das Spritzmittel auch am Kurvenrand in voller Aufwandmenge appliziert. Foto: Harald Kramer
In der Reihe spritzen, dazwischen hacken
Besonders durch das Thema Reduktion von Pflanzenschutzmitteln haben Bandspritzen eine Renaissance erlebt. Deshalb geht es vielleicht lediglich darum, das verloren gegangene Wissen darüber wiederzubeleben, um es mit der aktuellen Technik neu zu beleuchten. Heute tauchen Fragen bezüglich Schlagkraft, Wirksamkeit, Resistenzmanagement et cetera auf. Früher wurden die Hackgeräte mit einer Bandspritzeinrichtung durch eine Person auf der Hacke manuell nachgesteuert, da es nicht immer geradeaus ging.
Ein weiterer Aspekt bei dieser Kombination ist das eigentliche Optimum des Einsatzes. Sollte es zum Hacken eher trocken sein, so sind doch die besten Bekämpfungserfolge im chemischen Pflanzenschutz unter feuchten Verhältnissen zu erreichen. Jedoch sind bei einem solchen System die Probleme der Technik nicht so offensichtlich, das heißt meist passt die Arbeitsbreite der Drille zur Hacke und zur Bandspritze. Möchte man dies umgehen, zieht man das System auseinander und arbeitet nun mit einer klassischen Feldspritze mit Bandspritzeinrichtung und einer separaten Hacke. So kann man leichter das jeweilige klimatische Optimum treffen. Zu beachten ist hierbei die optimale Gestängeführung, die eine Grundvoraussetzung für einen erfolgreichen Einsatz darstellt.
Des Weiteren tauchen Probleme auf, wenn zum Beispiel mit einer 3-m-Drille ausgesät wird und es dann gilt, mit einer 27-m-Spritze die Reihen exakt zu treffen. Denn hier haben wir neun Anschläge der Sämaschine, und wenn jedes Mal eine Ungenauigkeit von 2 cm vorliegt, wird es schnell schwierig, exakt die Kulturpflanze zu treffen. Hier sind dem rechnerischen Einsparpotenzial Grenzen gesetzt.
Ein Beispiel: Bei der Zuckerrübe ist es sinnvoll, das Band, das chemisch behandelt wird, nicht unter 20 cm Breite zu wählen, um noch Sicherheitsbereiche im Band zu behalten. Auch wenn dann nicht die maximale Einsparung erreicht wird, zählt am Ende immer noch die Wirkung.
Probleme am Hang und am Vorgewende
Ein weiteres Problem taucht auf dem Vorgewende und im hängigen Gelände auf. Denn hier ist es ungleich schwieriger, wenn nicht sogar unmöglich, die Bandapplikation so genau zu platzieren (die Reihe zu treffen), dass man auch eine gute Wirkung erzielt. Eine Alternative wäre, in der Ebene auf der Geraden die Bandapplikation durchzuführen und am Vorgewende eine Flächenbehandlung. Dann wäre die Biologie gesichert und immer noch ein Einsparpotenzial vorhanden. Für Hangflächen gibt es außerdem zum Beispiel das RSD-System aus dem Hause Dammann, das einem kameragesteuerten Verschieberahmen gleichkommt.
Zusätzlich könnte man die Anbausysteme überdenken, zum Beispiel im Rübenanbau. Muss die Zuckerrübe immer auf 45 cm Reihenabstand angebaut werden, oder wären vielleicht auch 50 cm möglich? Es wäre eine enorme technische Vereinfachung. Bei einem Düsenabstand von 25 cm an der Pflanzenschutzspritze lassen sich dann nahezu alle Systeme (50 cm bei Zuckerrüben oder 75 cm bei Kartoffeln und Mais) abbilden. Die Akzeptanz in der Praxis könnte auf diese Weise zunehmen.
Durch die Kombination von chemischer und mechanischer Unkrautbekämpfung können Pflanzenschutzmittel eingespart werden. Foto: Harald Kramer
Beides: Flächen- und Bandbehandlung
Man könnte die Unkrautbekämpfung bei Zuckerrüben auch anders mit der Bandbehandlung kombinieren. Mit einer Kombination aus Flächenbehandlung (erste Nachauflaufbehandlung Keimblatt (NAK)), Bandbehandlung (2. NAK) und Hacken in der Zwischenreihe (3. NAK) könnte der Bestand vielleicht auch geführt werden. Insgesamt käme das einer 50%igen Reduktion im Vergleich zu drei chemischen NAK flächig gleich.
Auch die Witterung ist zu beachten, denn wenn es mal wieder ein feuchtes Jahr gibt, werden die Einsparpotenziale nahezu null sein, wohingegen in trockenen Jahren der Einsatz der Hacke vermehrt zu Einsparungen führt. Eine Einsparung pauschal über alle Jahre von x % wird es nicht geben können. Denn die Integrierten Systeme kommen in aller Regel nicht an die biologische Wirkung eines rein chemischen Pflanzenschutzes heran. Daher muss man die maximale Einsparung immer an den Erfolg der Bekämpfung koppeln, damit man nicht in eine Falle der Resistenzbildung hineinläuft. Der Landwirt sollte außerdem die Bodenbrüter nicht vergessen, denn die finden es in aller Regel nicht so nett, wenn die Hacke kommt.
Bei Insektiziden und Fungiziden ist in den klassischen Hackfrüchten sicherzustellen, dass man die Reihe exakt trifft. In Getreide ist es schwierig, Einsparungen rein über die technische Ausstattung zu erreichen. Es gibt die Möglichkeit, über Schadschwellen, Gelbschalen et cetera die notwendige Anzahl an Behandlungen zu verringern und keine pauschalen Sicherheitsfahrten durchzuführen. Mit einer Einzeldüsenschaltung kann der Bereich, der doppelt behandelt wird, drastisch reduziert werden, was am Ende eine Einsparung von Pflanzenschutzmittel bedeutet.
Auch darf der Aspekt des Dieselverbrauches nicht ganz außen vor gelassen werden, denn jede zusätzliche Überfahrt kostet neben Zeit auch Kraftstoff. Unter Umständen spielt im hängigen Gelände Erosion eine größere Rolle, wenn der Boden bearbeitet wird. Hier gibt es dann Möglichkeiten, über Querdämme diesen Effekt abzumildern.
Insgesamt bietet die altbewährte Kombination aus Hacke und Bandspritze ein großes Einsparpotenzial. Durch die verbesserte Technik kann das Gesamtsystem auch in größeren Flächenstrukturen zum Einsatz kommen. Aber auch hier, wie in vielen anderen Bereichen, muss der Betriebsleiter genau wissen, was er tut. Denn nur dann kann ein guter biologischer Erfolg bei maximaler Einsparung an Pflanzenschutzmitteln gewährleistet werden.
Alle Techniken haben am Ende des Tages dasselbe Ziel: nur so viel Pflanzenschutzmittel so exakt wie möglich auszubringen, um flächendeckend den Integrierten Pflanzenschutz in der Praxis umzusetzen.
Fazit
Gute Prognosemodelle senken den Pflanzenschutzmittelaufwand und machen den Pflanzenbau nachhaltiger. Mit Applikationskarten (zum Beispiel per Drohne) kann im Vorfeld der Spritzmittelrest minimiert werden. Bei der Unkrautbekämpfung ist vor allem in Reihenkulturen Hacken plus Bandspritzung eine Option, um den Mittelaufwand zu minimieren.