Start Blog Seite 132

Grünlandpflege ist wichtig

0

Ein warmer und sehr nasser August und ein ebenfalls warmer, aber trockener September boten gute Entwicklungsmöglichkeiten für die Larven der Wiesenschnake. Ein erster Befall ist an Weißklee und jungen Gräsern sichtbar. Die Ergebnisse des Monitorings der Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein geben einen Überblick über die aktuelle Situation. Der Befall ist zwar im Schnitt gestiegen, aber Schadschwellen werden nicht überschritten.

Die Wiesenschnake (Tipula paludosa) gehört zur Gruppe der Zweiflügler (Diptera) und dort zu den Schnaken (Tipulidae). Die adulten Tiere sind auffallend langbeinig und sehr schlank. Ihr Körper hat eine graue Färbung, und sie besitzen 14-gliedrige Fühler. Die Vorderflügel sind braungelb, während die Hinterflügel stark reduziert sind. Die Tipula-Larven haben einen 30 bis 40 mm langen, walzenförmigen Körper. Die Haut ist grau gefärbt mit kurzen Borsten. Am Hinterteil befinden sich sechs arttypische Fortsätze, die sogenannte Teufelsfratze.

Lebenszyklus des Insektes

Im Juni verpuppen sich die Tipula-Larven zirka 10 cm tief im Boden. Aus der bräunlichen, lang gestreckten Puppe schlüpft nach zwei bis drei Wochen eine junge Wiesenschnake. Diese hat ihren Hauptzuflug im August und September und nur eine begrenzte Lebensdauer von zehn Tagen. Ein Weibchen legt durchschnittlich etwa 300 Eier auf die Grünlandoberfläche. Die Weibchen können nur zirka 5 m am Stück fliegen und sind daher standorttreu.

Aus den länglichen, schwarz glänzenden Eiern schlüpfen bei ausreichender Bodenfeuchtigkeit nach zwei bis drei Wochen die Larven. Die ersten drei Stadien verbringen die Tipula-Larven in der obersten Bodenschicht. Oberirdischer Fraß kann nachts und an regnerischen Tagen erfolgen. Nach der dritten Häutung verziehen sich die Larven in tiefere Bodenschichten, um sich im Anschluss zu verpuppen. Insbesondere in den letzten Larvenstadien erfolgt ein intensiver Reifungsfraß.

Die Grünlandnarbe ist durch Kahlstellen der Tipula-Larven beschädigt. Foto: M. Popp

Witterungseinflüsse auf die Population

Für die Eiablage bevorzugen die Weibchen der Wiesenschnake höhere und dichte Grasnarben. Die Wasseraufnahme der Eier erfolgt sowohl durch Regen- als auch durch Tautropfen. Bei trockener Witterung mit hohen Temperaturen im August und September können die Eier austrocknen. Nach dem Schlupf der Larven sind Moore, aber auch Feuchtgebiete präferierte Lagen. Eine feuchtwarme Witterung ist förderlich für die Entwicklung der Tiere.

Tipula-Monitoring 2023

Auch in diesem Jahr wurde die Larvenanzahl pro Quadratmeter an zahlreichen Monitoringstandorten von der Landwirtschaftskammer erhoben. Die Erhebung erfolgt mithilfe der Salzwassermethode. Von jedem Standort werden dafür vier Grassoden (25 x 25 x 5 cm) entnommen. Diese werden einzeln in eine Salzwasserlösung (2 kg Salz auf 10 l Wasser) gelegt. Die Wassertemperatur sollte idealerweise 35 °C betragen. Nach zirka 30 min können die an der Wasseroberfläche schwimmenden Tipula-Larven dann gezählt werden. Die Zahl der Larven muss mit dem Faktor 16 multipliziert werden, um die Anzahl der Larven je Quadratmeter zu erhalten. Die Schadschwelle liegt im Herbst bei 300 Larven und im Frühjahr bei 100 Larven je Quadratmeter.

In der Tabelle sind die diesjährigen Ergebnisse dargestellt. Im Vergleich zu den vergangenen Jahren hat der durchschnittliche Befall leicht zugenommen. An keinem der Standorte konnte aber eine Schadschwellenüberschreitung festgestellt werden. Jedoch lag der Befall teilweise deutlich über dem Landesdurchschnitt. Der Einfluss der Witterung auf die Larvenentwicklung war hier entscheidend.

Vorbeugende Maßnahmen treffen

Die Narben sollten besonders während der Eiablage im August und September kurz gehalten werden, auch das Mähen von Geilstellen hat einen Effekt auf die Eiablage der Wiesenschnake. Der Einsatz von Kalkstickstoff kann unter günstigen Bedingungen die Mortalität der Larven erhöhen. Es sollten 2 bis 3 dt/ha Kalkstickstoff ausgebracht werden. Feuchtigkeit nach der Anwendung ist für einen Erfolg wichtig. Wirkungsgrade von 40 bis 50 % gegen die Eier und das L1-Stadium der Larven können unter guten Voraussetzungen erzielt werden. Es gibt in Deutschland keine zugelassenen Pflanzenschutzmittel gegen Tipula-Larven.

Fazit

Trotz eines überdurchschnittlich nassen Augusts konnte sich die Larvenpopulation in diesem Jahr nicht zu einem flächendeckenden Problem entwickeln. An einigen Standorten konnte starker Befall festgestellt werden, jedoch hatte der trockene September zur Folge, dass es zu keiner Schadschwellenüberschreitung im Herbst kam. Eine gepflegte Grünlandnarbe und eine regelmäßige Nachsaat wirken sich positiv auf das Befallsgeschehen aus.

Positiv gestimmter Markt in schwierigen Umständen

0

Welche Markteinflüsse gibt es auf die Kartoffelerzeugung in Deutschland? Wie wirken sich die Herausforderungen durch den Klimawandel auf Kartoffelanbau und -züchtung aus? Und wie lassen sich Herbizidstrategien überdenken, wenn Wirkstoffe wie Metribuzin künftig nicht mehr zur Verfügung stehen? Zum Kartoffeltag der Europlant Pflanzenzucht kamen am Montag rund 70 Gäste an den Grünen Kamp nach Rendsburg.

Eckhard Simon, Anbauberater der Europlant für Schleswig-Holstein, blickte auf zuletzt schwierige Anbaubedingungen zurück: „Es scheint, dass ein normales, gemäßigtes Wachstum nicht mehr stattfindet. Wir haben entweder das eine Wetterextrem oder das andere.“ Anbau und Bestandesführung werden laut Simon immer schwieriger, da Betriebsmittel wegfielen und zum Teil teure Alternativen gefunden werden müssten.

Blick auf das Marktgeschehen

Ulf Hofferbert und Dr. Karsten Buhr (oben v. li.) sowie Thomas Stelter und Eckhard Simon (unten v. li.)

Die europaweit erschwerte Anbausituation im nassen Frühjahr mit späten Auspflanzungen bis in den Juni hinein stellte Ulf Hofferbert dar, Leiter des Versuchs- und Beratungswesens der Europlant. Termine und Bedingungen seien häufig nicht optimal gewesen. Frühkartoffeln hätten sich verzögert entwickelt und auch bei späteren Kartoffeln habe eine schwierige Bestandsentwicklung vorgeherrscht. Frühe Trockenheit und Hitze hätten zu einem unterdurchschnittlichen Knollenansatz geführt. „Da sind keine Höchsterträge herangewachsen“, so Hofferbert.

Der Einkauf von Speisekartoffeln in privaten Haushalten sei gegenüber dem Vorjahr etwa gleich geblieben. Langfristig sei aber ein Abwärtstrend zu beobachten, etwa durch veränderte Verzehrgewohnheiten. Einen Rekordabsatz erzielten hingegen TK-Kartoffelprodukte.

„Wir werden eine deutliche Ausdehnung im Anbau von Frühkartoffeln in Deutschland und der EU bekommen. Die Ware zieht zum Geld hin.“ In der Mittelmeerregion, Ägypten, Zypern und Iberische Halbinsel, bleibe die Anbaufläche von Speise­frühkartoffeln durch die zuletzt positive Vermarktungssituation mindestens stabil. In Südosteuropa werde der Anbau weiter eingeschränkt, da er im Wettbewerb mit Spezialkulturen und alternative Fruchtarten stehe. Eine weitere Anbaustabilisierung hingegen erwartet Hofferbert im mittelosteuropäischen Raum.

Etwa 200.000 t Kartoffeln sind 2023 in Schleswig-Holstein geerntet worden. Foto: Imago

„In Nordwesteuropa werden wir eine Ausdehnung der Anbaufläche für Verarbeitungsware und eine Reduzierung der Anbaufläche von Speise- und Stärkekartoffeln bekommen“, veranschaulichte Hofferbert. Die Suche nach konzentrierten Anbauregionen für Verarbeitungsware werde der Motor für die Kartoffelwirtschaft der nächsten Jahre sein. Für Schleswig-Holstein sieht er auch in den kommenden Jahren den Markt in der Produktion von Speisekartoffeln. „Wir rechnen mit einer Anbaustabilisierung in Europa, die sich auch auf den Anbau in Schleswig-Holstein auswirkt. Der Markt ist positiv gestimmt.“ Große Probleme bereite jedoch der deutliche Rückgang der Vermehrungsflächen in Deutschland. Hofferbert riet, sich auf sehr hohe Pflanzgutpreise einzurichten.

Klimawandel begünstigt Krankheiten

Durch den Klimawandel und einen gesellschaftspolitisch geänderten Rahmen sähen sich Kartoffelanbau und -züchtung neuen Herausforderungen gegenüber, erklärte Dr. Karsten Buhr von der Böhm Nordkartoffel Agrarproduktion aus Teendorf, Landkreis Uelzen. „Der Anteil bodenbürtiger Krankheitserreger nimmt mit der globalen Erwärmung zu“, so der Phytopathologe. Alte und neue Schädlinge seien auf dem Vormarsch. So werde etwa der Kartoffelkäfer eine zunehmende Verbreitung mit sehr wahrscheinlichen Schäden auch im Norden finden. Während die zur Verfügung stehenden Wirkstoffe weiter eingeschränkt würden, seien auch die Potenziale der Züchtung begrenzt. Kartoffelzüchtung sei kein Selbstzweck, die Zuchtarbeit dauere oft mehr als zehn Jahre. „Jede Sorte ist in der Summe ihrer Eigenschaften ein Kompromiss“, so Buhr.

„Die Palette wird dünner“, erklärte auch Thomas Stelter, Kartoffelberater bei der Landwirtschaftskammer Niedersachsen, vor dem Hintergrund der eingeschränkten Verfügbarkeit von Wirkstoffen. Metribuzin etwa sei in der EU nur noch bis Februar 2025 zugelassen. „Wir werden uns daran gewöhnen müssen, dass Herbidizidmaßnahmen eine Masse Geld kosten werden.“ Helfen könne etwa, über Fruchtfolgen nachzudenken, da Möglichkeiten einer Bekämpfung in der Folgekultur bestünden. Für die Zukunft sieht Stelter eine Kombination aus Herbizidmaßnahme und mechanischer Unkrautbekämpfung. Erste Versuche hätten vielversprechende Ergebnisse geliefert: „Wenn wir anders nicht weiterkommen, wird diese Entwicklung zwangsläufig folgen.“

Info:

Von den rund 11 Mio. t geernteten Kartoffeln in Deutschland kamen 0,2 Mio. t aus Schleswig-Holstein. Nach 6.400 ha im Vorjahr und Erträgen von 427 dt/ha ernteten die Landwirte in Schleswig-Holstein 2023 auf etwa 6.000 ha im Schnitt 365 dt/ha. Deutschlandweit ist die Anbaufläche mit rund 263.000 ha in etwa konstant geblieben. Zum Vergleich: Aus den Böden im Nachbarland Niedersachsen kam mit 5,1 Mio. t fast die Hälfte der inländischen Kartoffelproduktion.

Mehr heimisches Getreide im Futtertrog

0

Im Wirtschaftsjahr 2022/23 stiegt der Inlandsverbrauch von Getreide um 1,2 Mio. t auf rund 40,5 Mio. t. Das berichtet das Bundesinformationszentrum Landwirtschaft (BZL) mit Bezug auf vor­läufige Zahlen. Gut 56 % des Getreides wurden als Futtermittel eingesetzt, rund 21 % gingen in die Produktion von Nahrungsmitteln.

Obwohl der Einsatz als Futtermittel im Vergleich zum Vorjahr um 2,3 Prozentpunkte stieg, liegt er rund einen Prozentpunkt unter dem Zehnjahresdurchschnitt. Bei der Verwendung als Nahrungsmittel sank der Anteil im Vergleich zum Vorjahr um 1,5 Prozentpunkte, lag jedoch 1,5 Prozentpunkte über dem Zehnjahresdurchschnitt.

BLE Infografik Getreideverwendung

In die industrielle und energetische Nutzung flossen in Deutschland 17 % (–0,6 Prozentpunkte im Vergleich zum Vorjahr) des Getreideverbrauchs im Wirtschaftsjahr 2022/23. Saatgut und Verluste lagen zusammen bei knapp 6 % (–0,3 Prozentpunkte).

22,8 Mio. t Getreide und somit 1,6 Mio. t mehr als im vorangegangenen Wirtschaftsjahr wurden für Futtermittel verwendet. Davon entfielen rund 7,1 Mio. t auf Weizen, 5,9 Mio. t auf Gerste sowie 5,4 Mio. t auf Mais. Ein Grund für den Anstieg könnte die witterungsbedingt niedrigere Getreidequalität gewesen sein, sodass mehr Getreide in die Tierfütterung floss.

Fast 8,6 Mio. t Getreide wurden für Nahrungszwecke verwendet, knapp 3,5 % weniger als im Vorjahr. Somit befindet sich der Nahrungsverbrauch wieder auf dem Niveau des Wirtschaftsjahres 2020/21. Weich- und Hartweizen waren mit zusammen nahezu 7,3 Mio. t Verbrauch die wichtigsten Nahrungsgetreide. Roggen folgte mit 513.000  t, Mais mit 395.000 t. Der Verbrauch von Hafer ist im Vergleich zu beiden Vorjahren – hier lag er jeweils über 500.000 t – wieder deutlich gesunken auf 356.000 t.

Durch die größere Ernte konnte die deutsche Landwirtschaft im Wirtschaftsjahr 2022/23 trotz vermehrter Inlandsverwendung ausreichend Getreide und Getreideerzeugnisse für den inländischen Markt bereitstellen. In der Summe über alle Getreidearten deckte die Ernte den inländischen Bedarf zu 107 % (2021/22: 108 %). Der Selbstversorgungsgrad von Weichweizen lag bei 128 %, von Gerste bei 129 %. Der Inlandsverbrauch von Hartweizen konnte erneut zu 17 % von der heimischen Landwirtschaft gedeckt werden. BZL

Sojaanbau in Europa gewinnt an Bedeutung

Ernte wuchs 2023 um ein Drittel bei gleichbleibender Anbaufläche

Der Verein Donau Soja veranschlagt das Aufkommen an Sojabohnen in Europa für 2023 jetzt auf einen Rekordwert von 12,2 Mio. t. Damit würde die Vorjahresproduktion um 2,3 Mio. t oder 23,5 % übertroffen.

Im September hatten die Fachleute in Wien bereits mit einer Spitzenmenge von 11,5 Mio. t Soja gerechnet. Von der gesamten europäischen Sojaerzeugung dürften in diesem Jahr mehr als 3 Mio. t auf die EU entfallen, was im Vergleich zu 2022 einem Zuwachs von 740.000 t oder gut einem Drittel entsprechen würde. Die vorige Prognose für die EU-Sojaernte lag bei exakt 3 Mio. t. Etwas pessimistischer gibt sich die EU-Kommission; sie beziffert die diesjährige Sojaernte in der Gemeinschaft aktuell auf lediglich 2,71 Mio. t. Die Vorjahresmenge wird mit 2,45 Mio. t angegeben.

Als Hauptgrund für das deutliche Produktionsplus in Europa führt Donau Soja die Ausdehnung der Sojaanbauflächen in der Ukraine um 20 % an.

Damit im Einklang taxiert der Internationale Getreiderat (IGC) in London die diesjährige Sojaernte in dem kriegsgeplagten Land aktuell auf 4,7 Mio. t; das wären 800.000 t oder 21 % mehr als 2022.

Als Ursache des verbesserten Ergebnisses in der EU nennt Donau Soja massive Ertragszuwächse durch die günstige Verteilung von Niederschlag und Trockenperioden. Das gelte auch für Österreich und Deutschland. Obwohl die Sojaflächen in Österreich in diesem Jahr im Vergleich zu 2022 um 6,4 % und in Deutschland sogar um 12,8 % eingeschränkt wurden, sei die betreffende Erzeugung um 9,4 % auf 267.000 t beziehungsweise um 9,6 % auf 140.000 t gewachsen. Das Statistische Bundesamt (Destatis) schätzt die betreffende Menge für Deutschland nach vorläufigen Daten auf lediglich 122.100 t, was im Vergleich zum Vorjahr einem Plus von 1.600 t entsprechen würde.

Der Anbau von Sojabohnen hat in den vergangenen Jahren in der EU an Bedeutung gewonnen. Führende Anbauländer sind Italien (1,03 Mio. t), Serbien (0,59 Mio. t), Frankreich (0,43 Mio. t), Rumänien (0,29 Mio. t), Kroatien (0,22 Mio. t), Ungarn (0,14 Mio. t) und die Slowakei (0,13 Mio. t). Auf dem Weltmarkt spielt der europäische Sojaanbau jedoch eine untergeordnete Rolle. Die führenden Erzeugerländer stellen die USA und Brasilien dar.

In einer Stellungnahme von Donau Soja hieß es, man sehe ein großes Potenzial für den Ausbau europäischer, gentechnikfrei produzierter Soja-Wertschöpfungsketten. age

Zum Frühjahr die Infrastruktur schaffen

0

Die Weidesaison 2023 ist so gut wie abgeschlossen. Wer über ­einen Neueinstieg in die Weidehaltung nachdenkt, hat nun die Möglichkeit, bis zum Frühjahr die nötige Infrastruktur zu schaffen.

Die Weidehaltung kann eine interessante Form der Tierhaltung darstellen. Weidemilchprogramme bieten finanzielle Anreize, die Milchkühe im Sommerhalbjahr zumindest für eine vorgegebene Stundenzahl auf die Wiese zu lassen. Auch bei der Umstellung auf Ökolandbau ist die Haltung der Kühe auf der Weide Pflicht. Zusätzlich wird von den Verbrauchern gewünscht, dass Rinder vermehrt auf der Weide gehalten werden. Jedoch fehlt vielen Milcherzeugern die Erfahrung, da teilweise schon seit Jahrzehnten nicht mehr geweidet wurde. Bei einer professionellen Weideführung können die Kühe dennoch adäquat versorgt sowie Arbeit und Futterkosten eingespart werden.

Grundvoraussetzung für den Einstieg in die Weidehaltung ist die Verfügbarkeit von arrondierten Weideflächen rund um den Betriebsstandort. Die verfügbare Weidefläche entscheidet darüber, ob eine Voll- oder Teilweide etabliert wird beziehungsweise ob zugefüttert werden muss. Bei einem Vollweidesystem sollte mit 1 ha Weide für drei Kühe gerechnet werden. Diese Zahl gilt für das Mittel der gesamten Vegetationsperiode, die Graserträge schwanken jedoch im Vegetationsverlauf. Grundsätzlich gilt für großrahmige Milchkühe unter Vollweidebedingungen eine Trockenmasseaufnahme von 18 bis 20 kg am Tag. Im Frühjahr lassen sich je nach Witterung und Intensität der Düngung Aufwüchse von 70 bis 100 kg TM am Tag realisieren, zum Herbst geht dieser Wert auf unter 40 kg TM am Tag zurück. Die Besatzdichte pro Hektar ist also über das Jahr anzupassen.

Wichtige Vorarbeiten für Weidehaltung

Die Weidehaltung gilt als wenig arbeitsintensiv, da das Füttern und die Boxenpflege wegfallen. Damit das auch tatsächlich zutrifft, gilt es, Vorarbeit zu leisten. Zunächst müssen die Flächen hütesicher eingezäunt werden. Um den Ansprüchen von Versicherungen gerecht zu werden, sollten die Zäune nach der Richtlinie VDE 0131 errichtet werden. So ist es zum Beispiel nicht zulässig, Stacheldrähte unter Strom zu setzen.

Zusätzlich sind befestigte Treibwege für die Zeitersparnis essenziell, um die Herde zügig von der Weide zum Melken zu holen. Haupttreibe­wege sollten etwa 4 m breit sein, damit drei Kühe nebeneinanderlaufen können. Auch die Wasserversorgung ist vorab einzurichten. Ein regelmäßiges Befüllen von Wasserwagen nimmt Arbeitszeit in Anspruch, das Wasser aus Gräben ist hygienisch nicht einwandfrei und daher nicht zu nutzen. Daher empfiehlt es sich, Wasserleitungen zu verlegen. Um möglichst vielen Tieren zeitgleich die Wasseraufnahme zu ermöglichen, sollte die Tränke von allen Seiten zugänglich sein. Die Wege dahin sollten nicht zu weit sein, um ein regelmäßiges Aufsuchen der Wasserstellen zu gewährleisten. Etwa alle 300 m sollte eine Tränke erreichbar sein.

Es ist wichtig, die Rinder auf der Weide vor negativen Witterungseinflüssen zu schützen. Besonders leiden Milchkühe im Sommer unter Hitzestress. Sie sollten daher die Möglichkeit haben, schattige Plätze aufzusuchen. Bäume oder Unterstände können hier Abhilfe schaffen. Auch vor Regen und Wind im Herbst bieten diese Schutz. Jedoch sollte darauf geachtet werden, dass alle Tiere ausreichend geschützt sind und die Plätze nicht zu einer umkämpften Ressource werden. An heißen Sommertagen kann es daher sinnvoll sein, die Tiere am Tag im Stall kühl zu halten und nur über Nacht auf die Weide zu schicken.

Es sollte darauf geachtet werden, dass ausreichend Schattenplätze für alle Tiere vorhanden sind. Foto: Dr. Uwe Scheper

Kurzrasen- und Umtriebsweide

Um eine maximale Milchmenge aus dem Weidegras schöpfen zu können, müssen eine hohe Verdaulichkeit und ein Energiegehalt von 6,5 bis 7 MJ NEL/kg TM gewährleistet werden. Dies ist bei einer Aufwuchshöhe von 5 bis 8 cm gegeben. Besonders gut lässt sich diese mit der Kurzrasenweide und der Umtriebsweide erreichen. Die Kurzrasenweide ist eine Standweide. Die Herde befindet sich stets auf der gleichen Fläche, deren Größe so angepasst ist, dass die gewünschte Aufwuchshöhe konstant gegeben ist. Da das Graswachstum im Laufe der Vegetationsperiode stetig abnimmt, muss die Fläche regelmäßig vergrößert werden, zum Beispiel nach den Schnittnutzungen anderer Teilflächen.

Bei der Umtriebsweide werden verschiedene Parzellen angelegt. Hat der Grasbestand die gewünschte Höhe erreicht, wird die Herde auf diese Weide getrieben und verweilt dort, bis der Aufwuchs auf etwa 4 cm abgefressen ist. Dann wird auf die nächste Parzelle gewechselt. Wächst das Gras auf einer Parzelle über 8 cm hinaus, wird es zur Schnittnutzung verwendet. Der Umtriebsrhythmus ist von der Parzellengröße abhängig, auf kleinen Parzellen weidet die Herde nur zwölf Stunden, auf größeren vier Tage.

Qualität der Grasnarbe

Ein weiterer Aspekt ist die Qualität der Grasnarbe. Grasbestände, welche jahrelang ausschließlich für die Schnittnutzung verwendet wurden, eignen sich nur bedingt für die Beweidung. Die Gräser auf Mähweiden bestehen zum Großteil aus horstbildenden Arten, welche keine allzu dichte Grasnarbe bilden. Für die Beweidung sind besonders Wiesenrispe, Deutsches Weidelgras und Weißklee geeignet.

Damit sich eine dichte und stabile Grasnarbe entwickelt, sollte bereits zu Beginn der Vegetationsperiode eine Beweidung aller Flächen für zumindest einige Stunden pro Tag erfolgen. Der frühe Verbiss und der Tritt der Tiere regen die Pflanzen rechtzeitig zur Bestockung an. Allerdings entstehen durch den Tritt dort Schäden, wo die Grasnarbe noch nicht fest genug ist. An diesen Stellen würden sich Ampfer oder Gemeine Rispe ansiedeln. Daher gilt es, nach dieser Vorweide eine Nachsaat durchzuführen. Zusätzlich ist die Weidepflege wichtig zur Erhaltung der Grasnarbe. Regelmäßiges Mulchen der Geilstellen und Düngemaßnahmen sind nötig, um eine gute Weidequalität zu erhalten.

Kühe draußen eingewöhnen

Bevor die Kühe auf die Weide gelassen werden, sollte man ihnen Zeit zur Umgewöhnung lassen. Besonders für Herden, die noch nie Weidegang hatten, ist eine Anlernweide einzurichten. Dafür wird eine kleine Fläche mit einer gut sichtbaren, stabilen Begrenzung wie Leitplanken oder Holzbohlen eingefriedet. Zusätzlich wird an der Innenseite dieses Zaunes ein Elektrozaun errichtet, an den die Kühe sich gewöhnen sollen. Junge Tiere verstehen das Prinzip des Elektrozaunes oft innerhalb kurzer Zeit, alte Kühe benötigen mehr Zeit dafür.

Auch Umweltreize wie Sonne, Schatten, Wind und Regen können für Kühe aus Stallhaltung beunruhigend wirken. Ein Laufhof am Stall sorgt für einen fließenden Einstieg in die Weidehaltung. Auch das Grasen muss noch gelernt werden. Daher sollten die Kühe zunächst nur für wenige Stunden pro Tag auf die Weide. Auf diese Weise gewöhnt sich der Pansen an das leicht verdauliche Gras, und die Kuh lernt zu grasen. Nach drei bis vier Wochen mit stetiger Verlängerung der Weidedauer können die Kühe auf die Vollweidehaltung umgestellt werden.

Bei einer Halbtagsweide sollten die Kühe so im Stall gefüttert werden, dass das Futter zur nächsten Melkzeit aufgefressen ist. So gehen die Kühe nach dem Melken mit Appetit auf die Weide. In den Sommermonaten sollte der Weidegang nachts erfolgen, um Hitzestress vorzubeugen. Zusätzlich ist die Fütterung im Stall an die Zucker- und Eiweißgehalte des Weidegrases anzupassen.

Hochleistungskühe auf der Weide auszufüttern ist ein schwieriges Unterfangen. Um ihren Ansprüchen gerecht zu werden, sollte über die Einführung einer saisonalen Abkalbung nachgedacht werden. Kalbt der Großteil der Herde im Herbst und Winter, können die Tiere in den ersten Laktationsmonaten leistungsgerecht im Stall gefüttert werden. Zum Beginn der Weidesaison könnten die Kühe dann auch mit Weidegras ausreichend versorgt werden.

Eine weitere Überlegung sollte die Anpassung der Genetik sein. Soll die Weidehaltung langfristig etabliert werden, ist es sinnvoll, auf mittelrahmige Tiere mit guten Fundamenten zu setzen. Hier sind Angler, Jerseys oder verschiedene Kreuzungstiere (Kiwi-Cross) den Holstein-Friesians überlegen.

Fazit

Wer mit dem Gedanken spielt, neu mit der Weidehaltung zu beginnen, sollte zunächst prüfen, ob dieses System für den Betrieb eine sinnvolle Haltungsform darstellt. Auch sollte vorab überlegt werden, was für ein Weidesystem zu den betrieblichen Abläufen passen könnte. Außerdem muss der Aufwand für die Errichtung von Zäunen, Tränken und Treibwegen berücksichtigt werden. Aus wirtschaftlichen Gründen ist es langfristig sicherlich sinnvoll, eine Blockabkalbung einzuführen und so den Bedarf der Tiere an die Aufwüchse anzupassen. Ein solides Konzept ist für die Vollweidehaltung von Milchkühen jedoch zwingend notwendig, um in diesem System erfolgreich Fuß zu fassen.

Düngemittel im Weihnachtseinkauf

0

Die Kurse für stickstoffhaltige Düngemittel gaben in der vorigen Woche nochmals nach. Frei Ostseehafen reduzierte sich der Großhandelskurs für geschützten Harnstoff auf 440 €/t. In Mecklenburg konnten Großbetriebe zu diesen Kursen Harnstoff ab Schiff beziehen. Hierzulande liegen die Forderungen noch etwas über dieser Marke. Ausgelöst wurde der der jüngste Preisrückgang durch ein Überangebot und eine ruhige Nachfrage am Weltmarkt. Vor allem der importierte Harnstoff sorgt hierzulande für Preisdruck. Die Produktion in Ägypten und Russland ist deutlich günstiger als hierzulande. Zuletzt wurde von Werksschließungen in Europa berichtet. So hat der Yara-Konzern beschlossen, sein Werk in Italien für zwei Monate stillzulegen.

Weniger Düngernachfrage

Ein weiterer Faktor ist das nasse Herbstwetter. Vor allem in Großbritannien, Frankreich und Deutschland konnten nicht alle vorgesehenen Flächen mit Winterweizen eingesät werden. Die Ernte der Vorfrucht hatte sich durch die Nässe verzögert. Vereinzelt stehen hierzulande noch Zuckerrübenflächen zur Ernte an. Durch die verringerte Aussaatfläche für Wintergetreide könnte sich der Stickstoffbedarf im kommenden Frühjahr reduzieren. Ein weiterer Faktor sind die Auflagen bei der Düngung und die Flächenstilllegung, durch die im kommenden Jahr der Bedarf an Düngemitteln zurückgeht.

Der wichtigste Faktor im Düngemittelhandel bleibt jedoch die Lage an den wichtigen Handelsplätzen am Weltmarkt. Im Mittleren Osten sind die Terminmarktkurse für ungeschützten Harnstoff auf 320 US-$/t gefallen. In Ägypten gaben die Kurse auf 340 US-$/t nach und am US-Golf wurden zuletzt nur noch 305 US-$/t notiert. Russland hat seine Exportquoten zum Jahresende nochmals erhöht. In Deutschland und Europa bleiben die Düngerimporte weit hinter dem Normalwert zurück, obwohl jetzt eigentlich die Haupteinkaufssaison ist. Selbst bei deutlichen Rabatten finden sich nur wenige Abnehmer. Mit Blick auf die reduzierten Getreidepreise ist die Bereitschaft, Düngemittel zu kaufen, eher gering.

Gegenreaktion möglich

Vor allem die Nachfrage aus Indien ist in diesem Herbst deutlich kleiner ausgefallen als erwartet. Um die Nachfrage doch noch zu mobilisieren, hat man die Kurse jetzt gesenkt. Sollte dies tatsächlich funktionieren, könnten die Kurse genauso schnell wieder steigen, wie sie zuletzt gefallen sind. Unsicherheit birgt auch die Exportpolitik Chinas. Dort wurden zuletzt die Stickstoffausfuhren reduziert, um die inländischen Preise stabil zu halten. Viele Abnehmer am Weltmarkt beobachten gerade jetzt den Markt, um bei einer Gegenreaktion schnell Ware einzukaufen. Gerade zum Jahresbeginn könnte sich die Nachfrage wieder beleben. Aktuell geht man jedoch davon aus, dass der Tiefpunkt der Kurse noch nicht erreicht worden ist.

Hierzulande sind die Forderungen für KAS und für AHL noch relativ stabil geblieben. Sollte jedoch Harnstoff weiter günstig bleiben, sieht man auch hier Spielraum für Preisabschläge. Stabil zeigen sich dagegen die Kurse für P-haltige Düngemittel durch die chinesischen Exportbeschränkungen für Phosphatdüngemittel. So sind die Kurse für DAP zuletzt sogar etwas erhöht worden.

Firma Anton Willer forstet 25 Hektar auf

0

Die Firma Willer ist ein schleswig-holsteinisches Unternehmen, das mit über 30 Tankstellen viele Regionen in Schleswig-Holstein mit Kraftstoffen versorgt. Es möchte aber auch ­etwas Gutes für die Umwelt und für die Menschen tun. Pro Kubikmeter verkauftem Kraftstoff pflanzt es 1 m2 Neuwald mit regional­typischen Baumarten.

So konnten seit 2020 mithilfe aller Willer-Kunden und prominenter Unterstützung durch unter anderem Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) und die Fußballer von Holstein Kiel in Schleswig-Holstein gut 25 ha an neuen Waldflächen aufgeforstet werden, die künftig als CO2-Speicher einen Beitrag zur Klimastabilisierung leisten.

Es wurden nach der Pflanzung von mehreren Flächen im Kreis Dithmarschen im Jahre 2022 in Ascheffel auf gut 4 ha ehemaligem Ackerland 21.600 Pflanzen gesetzt. Die Böden sind hier mäßig bis ziemlich gut mit Nährstoffen versorgt. In einigen Bereichen wurde bei der Standortkartierung aber auch Staunässe festgestellt. Daher wurde vorrangig Stieleiche gepflanzt und dies mit Rotbuche, Erle, Vogelkirsche und Flatterulme ergänzt.

Der Ministerpräsident sowie Holstein Kiels Trainer Marcel Rapp und die Fußballer Colin Kleine-Bekel und Shuto Machino waren im Oktober extra nach Ascheffel gekommen, um die 250.000 m2 zu feiern und den Willer-Geschäftsführern Georg Willer und Axel Niesing zu gratulieren. Dabei wurden noch einmal einige Bäume an Fehlstellen in die Fläche gepflanzt.

Die Firma Willer möchte noch weitere Beiträge zur Klimastabilisierung leisten. Sie ist daher interessiert daran, weitere Flächen zu übernehmen oder Flächen aufzuforsten, die im derzeitigen Eigentum bleiben.

Den Windfrieden im Land nicht gefährden

Mit der sogenannten Gemeindeöffnungsklausel hat der Bund den Kommunen die Möglichkeit eingeräumt, Windenergieflächen außerhalb von bestehenden Vorranggebieten zu planen. Das Innenministerium legt nun einen Gesetzentwurf vor, um die Gemeindeöffnungsklausel mit der Regionalplanung Windenergie in Einklang zu bringen. Zum Gesetzentwurf wurde am Dienstag die Verbandsanhörung eingeleitet. Der Entwurf soll im Februar 2024 in den Landtag eingebracht werden.

Innenministerin Sabine Sütterlin-Waack (CDU): „Gemeindliche Windenergiegebiete können für die Energiewende in Schleswig-Holstein einen wertvollen Beitrag leisten. Wir wollen aber sicherstellen, dass sie den Windfrieden im Land nicht gefährden. Mit einer Änderung des Landesplanungsgesetzes geben wir Leitlinien vor, wonach sich Gemeinden an denselben Zielen der Raumordnung orientieren müssen wie die Regionalplanung. Dies betrifft insbesondere Mindestabstände zur Wohnbebauung.“

Zielabweichungsverfahren und Bauleitplanung

Die Gemeindeöffnungsklausel nach § 245e Absatz 5 des Baugesetzbuches tritt am 14. Januar 2024 in Kraft. Danach können Kommunen bei der Landesplanungsbehörde ein Zielabweichungsverfahren beantragen, um Windenergieflächen außerhalb von Vorranggebieten zu planen. Grundeigentümerinnen und -eigentümer oder Planungsbüros sind nicht antragsberechtigt. Neben dem Zielabweichungsverfahren ist eine vollumfängliche gemeindliche Bauleitplanung inklusive Umweltprüfung, Öffentlichkeitsbeteiligung und Abstimmung mit den Nachbarkommunen erforderlich. Gemeindliche Windenergiegebiete sind nicht möglich, wenn andere, mit der Windenergie unvereinbare Nutzungen oder Funktionen vorliegen, zum Beispiel Vorranggebiete für die Rohstoffsicherung.

Der Entwurf zur Änderung des Landesplanungsgesetzes sieht vor, dass gemeindliche Windenergiegebiete unter Beachtung der im Landesentwicklungsplan (LEP) Wind festgesetzten Ziele der Raumordnung zu ermitteln sind. In der für 2024 vorgesehenen Teilfortschreibung des LEP Wind will das Land dann sogenannte Tabukriterien zu entsprechenden Zielen der Raumordnung erklären. Dies sind zum Beispiel Abstände zur Wohnbebauung, zu Naturschutzgebieten oder Wäldern. Diese Mindestabstände müssen auch von der Landesplanungsbehörde bei der Ausweisung von Windenergie-Vorranggebieten zugrunde gelegt werden.

Darüber hinaus sind von Land und Kommunen auch Ziele und Grundsätze der Raumordnung aus dem allgemeinen LEP und den allgemeinen Regionalplänen zu beachten. Bis zur 2024 vorgesehenen Teilfortschreibung behält außerdem der aktuelle LEP Wind noch seine Gültigkeit; dort ist als Ziel der Raumordnung die sogenannte 3H/5H-Regelung bindend für die Windplanung der Kommunen. Windenergieanlagen müssen im Außenbereich die dreifache Gesamthöhe als Mindestabstand zur Wohnbebauung einhalten, zu Siedlungen die fünffache Gesamthöhe.

Höhenbeschränkungen für Windenergieanlagen dürfen zukünftig weder das Land noch die Kommunen festlegen. „Flächen mit Höhenbegrenzungen würden für die Flächenbeitragswerte, die wir nach dem WindBG erstmals bis Ende 2027 an den Bund melden müssen, nicht angerechnet. Das gilt es zu vermeiden“, so die Ministerin.

Abstimmung mit Nachbargemeinden

Planende Gemeinden sollen nach dem Willen des Landes nachweisen, dass sie ihre Windenergiegebiete mit den benachbarten Gemeinden abgestimmt und die öffentlichen Stellen beteiligt haben. „Im Umkehrschluss kann die Landesplanungsbehörde im Zielabweichungsverfahren auf eine Beteiligung fachlich berührter öffentlicher Stellen verzichten. So kann das Verfahren vereinfacht und beschleunigt werden.“

Regelungen zur Direktversorgung

Darüber hinaus sieht der Gesetzentwurf besondere Regelungen vor, um durch gemeindliche Windenergiegebiete die Direktversorgung von energieintensiven Gewerbe- oder Industriestandorten und die Wärmeversorgung im Rahmen von kommunalen Wärmekonzepten zu erleichtern.

„Auf die Gemeinden, die die Öffnungsklausel nutzen wollen, kommt eine große Verantwortung zu. Ich setze hohes Vertrauen in unsere Gemeinden, dass sie in ihrer Bauleitplanung alle Schutzbelange sorgfältig abwägen und ihre Bürgerinnen und Bürger im Planungsprozess mitnehmen“, erklärte Ministerin Sütterlin-Waack.

Positiver Trend: Mehr Mitglieder und neue Ortsvereine

0

Der Landjugendverband hat kräftigen Zuwachs bekommen. So ist im zurückliegenden Jahr nicht nur die Mitgliederzahl gestiegen, sondern es gibt auch zwei neue Ortsgruppen. Das berichtete Geschäftsführerin Silke Meister auf der zweitägigen Landesversammlung, zu der sich Landjugendliche aus allen Kreisverbänden in der Jugendherberge in Plön trafen. Für die Versammelten gab es also allen Grund zur Freude, dass die Landjugend nach der doch schweren Corona-Zeit nun neuen Aufschwung bekommt.

Eröffnet wurde die Sitzung mit der Vorstellungsrunde. Die ist bei der Landjugend besonders, denn es wird dabei auch gern nach Details wie nach der bevorzugten Zahnbürstenfarbe gefragt.

Nach dem Bericht der Geschäftsstelle, in dem Silke Meister die erfreuliche Entwicklung der Mitgliederzahl verkündete, ging es um die Finanzen. Die Mitglieder konnten dazu Fragen stellen und auch mit kritischem Auge auf den Ansatz fürs nächste Jahr schauen.

Im Anschluss brachen alle zum Nachmittagsprogramm auf, das die Kreislandjugend Plön vorbereitet hatte. Es wurde spannend, denn es ging zur Besichtigung ins Plöner Schloss. Fast jeder kannte das historische Bauwerk aus dem 17. Jahrhundert schon von außen, hatte aber noch nie die Räume mit den prachtvollen Kronleuchtern gesehen. Es war interessant, bei der Führung die frühe Geschichte der einstigen Residenz der Herzöge von Schleswig-Holstein-Sonderburg-Plön kennenzulernen. Erklärt wurde auch die neuere Geschichte, in der das Schloss aufwendig saniert wurde und heute die Fielmann-Akademie beherbergt.

Nach der Schlossbesichtigung wurde die Sitzung fortgeführt, um noch ausstehende Tagesordnungspunkte zu besprechen. So stellten sich die neugegründeten Ortsgruppen vor. Dann hatten die Kreise Gelegenheit, aus dem zurückliegenden Jahr zu berichten. Was hat gut geklappt und was nicht, welches war das Highlight 2023 und welche Termine stehen 2024 an? Zur Freude aller Mitglieder gab es viele positive Rückmeldungen. Nach dem langen Tag hatte sich der Kreis Plön auch für abends eine spielerische Überraschung überlegt. Mit Pingpongbällen mussten die unterschiedlichsten Tests gemeistert werden. Gefragt waren Treffsicherheit und Teamgeist.

Der Sonntagvormittag war geprägt durch die Aussichten für das kommende Jahr. Neben der IGW-Tour, den internationalen Austauschen und dem Lalele-Programm der Landjugend war das größte Thema der Stand der Vorbereitungen zum Deutschen Landjugendtag. Nach der gemeinsamen Aktion mit Gästen aus der Politik und von befreundeten Verbänden leitete der Vorsitzende des Bundes der deutschen Landjugend, Jan Hägerling, die Wahlen zum neuen Vorstand (siehe Ausgabe 47). Obwohl allen bewusst ist, dass ein Posten im Vorstand nicht nur Spaß, sondern auch eine Menge Arbeit und Herausforderungen mit sich bringt, haben sich neue Vorstandsmitglieder bereit erklärt, motiviert an die Aufgabe zu gehen. 

Spielideen für ein Warm-up zwischen den Programmpunkten hat die Laju immer. Fotos: Lena Sophie Hagge (2)/Johanna Kaiser
Die Plöner Landjugend hatte Führungen durch die prachtvollen Räume des Plöner Schlosses organisiert.

Sensibilität und den Respekt vor Tieren fördern

0

Ein Pferd wiehert, eine Kuh muht, ein Hahn kräht. Doch was genau hat es mit diesen Lautäußerungen auf sich? Wie kommunizieren Tiere und wie unterscheidet sich deren Sprache von denen der Menschen? Die neue „Sprachfibel der Nutztiere“ des Tierparks Arche Warder stellt am Beispiel ausgewählter Nutztierarten die wichtigsten Lautäußerungen und deren Bedeutungen in Text und Illustrationen vor – auf profund wissenschaftlicher Basis und dennoch unterhaltsam und für jeden verständlich.

„Das war uns wichtig, dass das Buch jede Altersgruppe anspricht und dennoch einen wissenschaftlichen Anspruch hat“, erklärt Tierparkdirektor, Biologe und Veterinärmediziner Prof. Kai Frölich bei der Vorstellung der Sprachfibel. Zusammen mit der Veterinärmedizinerin und Leiterin der Tiermedizin im Tierpark Arche Warder, Dr. Anabell Jandowsky, stellte er sich der Herausforderung, ein Buch so zu gestalten, dass es wissenschaftlichen Anforderungen genügt und gleichzeitig für alle gesellschaftlichen Gruppen funktioniert. „Auch damit jeder, der es liest, das Gefühl hat, es steckt mehr dahinter, und danach noch genauer hinhört und -schaut, wenn ein Tier etwas macht“, so Frölich.

Die Idee zu der Sprachfibel kam ihm, als er bei Rundgängen durch den Park immer wieder mal von Besuchern angesprochen und beispielsweise gefragt wurde: „Was meint denn das Schwein jetzt?“, oder mitbekam, wie in Tierlaute allzu Menschliches hineininterpretiert wurde. „Wisschenschaftliche Abhandlungen und Doktorarbeiten über das Verhalten und die Kommunikation von Schweinen, Hühnern oder auch Katzen und Hunden gibt es zuhauf. Doch eine allgemein verständliche Darstellung der Tierlaute und ihrer Bedeutungen gab es bislang nicht.“ Dabei sei es wichtig, dass die Menschen verstünden, warum Tiere kommunizieren und warum es nicht gut sei, diese Lautäußerungen aus menschlicher Sicht zu deuten und eigene Emotionen und Eigenschaften in die Verhaltensweisen von Tieren hineinzuinterpretieren. „Ein Nutztier ist kein Kuscheltier, sondern ein Lebewesen mit klaren Bedürfnissen und einer Sprache, die wir Menschen oft nicht richtig deuten.“

Tiere kommunizierten, um anderen Tieren etwas mitzuteilen, lautet eine Aussage im Buch: eine Warnung vor Feinden, der Hinweis auf einen Futterplatz, eine Besänftigung oder ein Kontaktlaut. Mitunter kommunizieren Tiere auch in Frequenzen, die wir gar nicht hören oder wahrnehmen können.

„Könnten Tiere wie zum Beispiel ein Löwe wirklich sprechen, wir würden ihn nicht verstehen. Ich kann nicht wie ein Löwe denken, das ist unmöglich. Wir tun den Tieren nichts Gutes, wenn wir sie vermenschlichen“, betont der Tierparkdirektor. Im Gegenteil: Fehleinschätzung aufgrund von Vermenschlichung kann dem Wohl des Tieres schaden. „Der Schlüssel zum Verständnis der Tiersprache ist auch der Schlüssel zu einem besseren Umgang mit den Tieren“, ist es in der umfassenden Einleitung der Sprachfibel beschrieben. Das Werk möchte dazu einladen, Nutztieren aktiv zuzuhören und dabei so manches über ihre Kommunikation und Empfindungen zu erfahren, was sonst im Verborgenen bleiben würde.

Das Buch gibt es als Hard- oder Softcover
Foto: Iris Jaeger

Und so lernen die Leser auf 128 Seiten, was es zum Beispiel mit dem Futterruf der Henne auf sich hat, dass Ferkel beim Spielen bellen oder ein Mutterschaf bei der Geburt leise brummelt, wann und warum eine Ziege meckert oder wie die Stute ihr Fohlen ruft. Und das in kurzen, gut verständlichen Texten sowie ansprechenden Illustrationen, die die Haltungen und Mimiken der Tiere wissenschaftskonform genaustens wiedergeben. „Die Entstehung der Sprachfibel war somit kein Spaziergang, da stecken viel Arbeit, Leidenschaft und Zeit drin“, so Frölich. Die Zusammenarbeit aller Beteiligten habe dabei von Anfang an sehr gut funktioniert und zum Gelingen des Buchprojektes beigetragen. „Jeder hatte sein Spezialgebiet und konnte sich einbringen“, erzählt Frölich. Dabei galt es zu Beginn erst einmal grundsätzliche Fragen zu klären: Welche Tierrassen sollen vorgestellt werden? Welchen Umfang soll das Buch haben, was für ein Format? Welche Schriftart, was für ein Papier und wie sollen die Darstellungen erfolgen?

Elise Breitsprecher (li.) und Anja Germanova werfen gemeinsam einen Blick in das Buch.

Mit der Illustratorin Elise Breitsprecher, der Typografin und Buchgestalterin Anja Germanova, der Journalistin Anneke Fröhlich, die auch für die Texterstellung, die Redaktion, das Lektorat und Korrektorat verantwortlich zeichnete, sowie dem Geschäftsführer des Die-Seite-Verlags in Eckernförde, Eckhard Voß, fanden sich für die beiden Autoren Kai Frölich und Anabell Jandowsky kompetente Mitwirkende, die die anfängliche Idee im Laufe von etwa zwei Jahren in ein gelungenes Buchwerk verwandelten.

Für Eckhard Voß war dies eine Premiere und die Bucherstellung Neuland, denn eigentlich ist sein Verlag auf das Publizieren von hochwertigen Magazinen spezialisiert: „Aber hier ist mit so einer Tiefe und einem Qualitätsanspruch gearbeitet worden, dass wir als Magazinverlag gesagt haben, das ist ein Produkt, das zu uns passt.“

Von Beginn an sei zudem klar gewesen, dass es keine digitalen Ergänzungen wie eine App geben werde. „Wir wollten ein Produkt, das gut anzufassen ist, das man sich gerne anschaut. Es ist schön, dass es noch Menschen gibt, die sich mit echten Büchern beschäftigen“, sagte Frölich. „Das sinnlich-ästethische Vergnügen, wenn man ein Buch aufschlägt, darin blättert, sich überraschen und hineinziehen lässt, das funktioniert im Print immer noch am besten, besser als in digitalen Medien“, so Voß. Zudem sei es in dieser Form der Zusammenstellung einzigartig und neu.

„Letztlich ist es unsere Intention, die Gesellschaft zu erreichen und damit die Sensibilität sowie den Respekt vor Tieren zu fördern“, sagt Kai Frölich.

„Wir“ als gemeinsamer Nenner

0

Das Kieler Ministerium für Landwirtschaft, ländliche Räume, Europa und Verbraucherschutz (MLLEV) hat sich nach seiner Neugründung im Juni 2022 mit seinen Politikbereichen und Schwerpunkten neu aufgestellt. Um die Aufgabenvielfalt nun auch nach außen stärker sichtbar zu machen, stellte Minister Werner Schwarz (CDU) am Montag (4. Dezember) in Kiel Details einer neuen Kommunikationskampagne vor. Als verbindendes Element steht dabei das Wort „Wir“ im Mittelpunkt.

„Ob globale Konflikte oder Wetterextreme – auch in Schleswig-Holstein sind die Auswirkungen der aktuellen Herausforderungen zu spüren“, erklärte Schwarz. Gerade in solch stürmischen Zeiten sei es die Verantwortung der Politik, das eigene Handeln verständlich darzustellen und somit die Gesellschaft widerstandsfähiger gegen Krisen zu machen. Dazu zähle auch die Förderung eines neuen Geistes der Zusammenarbeit und des Zusammenhalts: ein Bewusstsein, das Schwarz als Wirgefühl bezeichnet.

Mehr als Information

Ihren Ursprung hat die Kampagne laut dem Minister im Dialogprozess zur Zukunft der Landwirtschaft in Schleswig-Holstein. Es gehe um mehr Wertschätzung für die regionale und nachhaltige Landwirtschaft, lebenswerte ländliche Räume, eine starke Position in Europa und ein neues Bündnis zwischen Verbrauchenden und Produzierenden. Das könne nur im Dialog erreicht werden. Ziel der Kampagne sei eine zeitgemäße Politikvermittlung, bei der es um mehr als reine Information gehe. „Ich will Vertrauen aufbauen und erklären, was eine moderne Agrar-, Europa- und Verbraucherschutzpolitik sowie die Gestaltung zukunftsfähiger ländlicher Räume für den Alltag von jedem von uns bedeutet“, betonte Schwarz.

Im kommenden Jahr werde unter anderem die anstehende Europawahl im Mittelpunkt der auf eine Dauer von 18 Monaten angelegten Kampagne stehen. „Es ist mir ein persönliches Anliegen, insbesondere junge Menschen dafür zu sensibilisieren, welche Bedeutung und welchen Mehrwert Europa für ihren Alltag hat und welche vielfältigen Einflussmöglichkeiten sie selbst auf die Zukunft Europas haben“, so der Minister. Er erwähnte in diesem Zusammenhang, dass das Wahlalter für die kommende Europawahl von 18 auf 16 Jahre gesenkt worden sei.

Landwirte im Fokus

Landwirtschaftliche Gesichter der MLLEV-Kampagne sind unter anderem die Hofnachfolger Felix Riecken aus Großbarkau, Kreis Plön, und Wiebke Wendt aus Westermoor, Kreis Steinburg. Riecken unterstrich: „Ich bin davon überzeugt, dass Landwirte selbst wieder mehr in den Fokus gerückt werden müssen.“ Verbraucher sollten mehr Bezug zu dem bekommen, was auf den Höfen passiere. Für Wendt ist es wichtig zu zeigen, dass es junge Hofnachfolgerinnen und Hofnachfolger gebe, die nach vorn denken und die Zukunft positiv gestalten wollen. 

Info

Als „kleinsten gemeinsamen Nenner“ für die vielfältigen Bereiche des Ministeriums stellt die MLLEV-Kampagne das „Wir“ in den Fokus. Aktuell gibt es sechs Bildmotive, von denen vier auf Plakatwänden im ganzen Bundesland zu sehen sind. Die Gesamtdauer der Kampagne beträgt 18 Monate und soll zur Europawahl 2024 ihren Schwerpunkt enstprechend verschieben.

Zur Webseite der Kampagne

Vier der aktuell sechs Kampagnen-Motive sind seit dieser Woche im Land zu sehen.
Vier der aktuell sechs Kampagnen-Motive sind seit dieser Woche im Land zu sehen.
Vier der aktuell sechs Kampagnen-Motive sind seit dieser Woche im Land zu sehen.
Vier der aktuell sechs Kampagnen-Motive sind seit dieser Woche im Land zu sehen.