Zum ersten Mal fand die Junghengstkörung des Holsteiner Verbandes auf der Verbandsanlage in Elmshorn statt. Die Körkommission begutachtete 47 Hengste, von denen 22 ein positives Urteil bekamen, allen voran der Siegerhengst Corroniolo von Corniolo-Cassini I. Auf der Auktion brachte Chin Grey von Chinchero-Colestus den Spitzenpreis von 490.000 € ein.
„Ein Hengst, der uns von Anfang an imponierte“, sagte Zuchtleiter Stephan Haarhoff stellvertretend für die Kommission mit Christian Thoroe, Matthias Wittke und Horst-Klaus Heleine über den Holsteiner Siegerhengst 2023, Corroniolo von Corniolo-Cassini I. „Ein ultramodern aufgemachtes Pferd mit einem tollen Seitenbild. Am Sprung überzeugte er ebenfalls vollends mit schnellen Reflexen, Übersicht und unbegrenztem Vermögen – ein würdiger Siegerhengst.“
Corroniolo stammt aus der Zucht von Hans Otto Krohn aus Kaiser-Wilhelm-Koog, Kreis Dithmarschen. Dort wurde er „direkt hinterm Deich“ auf dem Familienbetrieb geboren und als Fohlen von Tjark Witt entdeckt, der ihn nun in Elmshorn ausstellte. „Mein Vater kauft jedes Jahr ein paar Pferde bei Krohns“, berichtet Marten Witt, der zusammen mit seinem Vater einen Zucht-, Ausbildungs- und Turnierstall in Friedrichskoog, Kreis Dithmarschen, führt. Der Besuch beim Nachbarn ist also schon so etwas wie eine Tradition.
Bereits von Anfang an sei der Hengst etwas Besonderes gewesen und man habe sehen können, dass er Potenzial habe. Anfang des Jahres guckten die Witts dann etwas genauer hin und es war schnell klar, dass Corroniolo als Hengstanwärter vorgestellt werden sollte. Nach guten Auftritten des Braunen in Elmshorn dachte sich Marten Witt schon, dass es für eine Prämie reichen könnte. „Wir hatten ein gutes Gefühl“, sagt er. Dass es nun der Sieg geworden sei, sei natürlich besonders schön.
Es ist schon der zweite Siegerhengst, den die Witts stellen. Vor drei Jahren war es der Dunkelfuchs Vigado, der inzwischen seine Sportprüfung mit der Endnote 8,81 abgeschlossen hat und bis zu Springpferdeprüfungen der Klasse M platziert ist. Sein Nachfolger Corroniolo wurde später auf der Auktion nach Warendorf verkauft. „Ich bin guter Dinge, dass man den noch mal wiedersieht“, sagt Marten Witt.
Reservesieger von Uricas und Keaton
Zum ersten Reservesieger avancierte Uluru von Uricas van de Kattevennen-Cormint aus der Zucht von Caroline Kröger aus Wakendorf, Kreis Segeberg, und dem Besitz von Manfred von Allwörden aus Grönwohld, Kreis Stormarn. „Uluru ist ein leichtes, typvolles und elastisches Pferd, das mit herausragendem Springen imponiert. Im mittleren Rahmen stehend wird der Hengst am Sprung ganz groß“, kommentierte Haarhoff.
Keystone von Keaton-Quinar, gezüchtet von Margit Petersen aus Sollwitt, Kreis Nordfriesland, erhielt die Schärpe für den zweiten Reservesieg. Eigentümer des Hengstes sind die Hengststation Sollwitt und Thomas Petersen. „Ein herausragender Sportler mit viel Kadenz, der sich seit der Vorauswahl besonders positiv entwickelt hat und einen hoch abgesicherten Mutterstamm vorweisen kann“, so Haarhoff.
Vier weitere Vertreter des Jahrgangs 2021 versah die Kommission mit der begehrten Prämie: Chancay von Chinchero-Sir Shutterfly (Züchter (Z.): André Eppinger, Mecklenburg-Vorpommern; Besitzer (B.): Kai Thomsen, Büsumer Deichhausen), Cornetan von Cornet’s Balou-Kannan (Z.: Josef Fischer, Bayern), Kantato von Keaton-Casall (Z.: Manfred Birchler, Schweiz) und United Pleasure von United Way-For Pleasure (Z.: Rita Siebke-Baasch, Sarzbüttel; B.: Vitor Frias / Portugal).
Insgesamt 22 positive Körurteile
Die 22 positiven Körurteile waren bereits am Freitag verkündet worden, die Prämien- und der Siegerhengst am Sonnabend. Am Donnerstag hatten die 47 angetretenen Hengste das erste Freispringen in der Fritz-Thiedemann-Halle sowie die Pflastermusterung an der stillgelegten Trabrennbahn absolviert. „Das neue Konzept, dass die Hengste frei in die Sprungreihe laufen, war längst überfällig und hat sehr gut geklappt. Das ist vor allem das Verdienst des Freispringteams um Alexandra Bitter, das wieder einen fantastischen Job gemacht hat“, findet Körkommissar Horst-Klaus Heleine. „Es war eine Freude, den Hengsten zuzuschauen. Uns wurde ein ausgezeichneter Jahrgang präsentiert, auf den die Züchter sehr stolz sein können.“
Auch das zweite Freispringen am Freitag, das gleichermaßen in die Körentscheidung einging, verlief erfolgreich. „Die Pferde haben sich erneut sehr gut gezeigt. Die Hengste bekommen durch den Aufbau an der Bande eine Anlehnung und es herrscht eine ruhige Atmosphäre. Stangen sind kaum gefallen“, resümiert Haarhoff. „Aus dieser hervorragenden Qualität resultiert die für Holstein verhältnismäßig hohe Körquote.“
Spitzenpreis für Chinchero-Sohn
Nachdem der Siegerhengst ausgerufen und die Prämien vergeben waren, kamen am Sonnabend die verkäuflichen Zweieinhalbjährigen sowie sieben ausgewählte Reitpferde zur Auktion. Zum Spitzenpreis von 490.000 € wechselte der gekörte, aber nicht prämierte Chin Grey von Chinchero-Colestus aus der Zucht von Christoph Zimmermann aus Pinneberg in die USA. Den Zuschlag für diesen Hengst erhielt in einem hitzigen Bieterduell schlussendlich Kent Farrington, der mit Chin Greys Mutter Greya aktuell von Erfolg zu Erfolg springt. Mit der Stute war er zum Beispiel in Genf und Toronto auf 1,60-m-Niveau platziert. Chin Grey wird sowohl sportlich gefördert werden als auch züchterisch in Erscheinung treten.
Der Siegerhengst Corroniolo wurde bei 180.000 € an das Landgestüt Warendorf zugeschlagen. Er zeigte sich durchweg als komplettes Pferd mit endlosem Vermögen. Aus seiner Familie gehen Sportler wie Monaco von Contender hervor. Der Reservesieger Uluru war seinen neuen Besitzern aus Italien 107.000 € wert. Dieser Athlet stammt unter anderem aus engster Verwandtschaft des Hengstes Clinton I. Das VDL Stud sicherte sich für 78.000 € Magnus von der Söhr von Manchester van’t Paradijs-Comme il faut. Lexicon II van’t Roosakker oder auch Origi van’t Roosakker von Echo van’t Spieveld sind nur zwei seiner zahlreichen erfolgsverwöhnten Verwandten.
Sieger wird Landesbeschäler in Warendorf
Die 15 gekörten und weitere nicht gekörte Hengste wurden zu einem Durchschnittspreis von rund 82.600 € versteigert. „Die Preisspitze der gekörten Hengste in so fördernden Händen zu wissen, freut mich ganz besonders“, sagt Auktionsleiter und Geschäftsführer Felix Flinzer. „Ebenso begeistert bin ich über den Verbleib des Siegerhengstes im Landgestüt Warendorf. Ich wünsche allen Käufern nur das Beste und viel Erfolg mit ihren Hengsten.“
Hochzufrieden schloss das Holsteiner Auktionsteam auch die Reitpferdeauktion ab. Für 133.000 € wechselte Optimus Prime von Ogano Sitte-Connor (Hauke Paulsen, Immenstedt) in Schweizer Besitz – ein langbeiniger Sportler, der große Begehrlichkeiten im In- und Ausland zu wecken wusste und bereits Springpferdeprüfungen gewonnen hat. Bei einem Gebot von 70.000 € fiel der Hammer von Auktionator Hendrik Schulze-Rückamp bei Crazy Boy Greenhills von Cascadello I-Clinton I (Marcin Gerke/Polen). Der Schimmelhengst dominierte in seiner Heimat Polen die Jungpferdeprüfungen und wird seine Karriere künftig in Großbritannien fortsetzen.
Im Durchschnitt kosteten die sieben Reitpferde rund 50.600 €. „Dieses Ergebnis bestätigt einmal mehr, dass unsere Holsteiner Youngster international hochgefragt sind“, ist Felix Flinzer überzeugt.
Obwohl die Kör- und Auktionsveranstaltung am Sonnabend zu Ende war, konnten die Züchter das Holsteiner Wochenende auch noch am Sonntag fortsetzen, denn der Verband hatte zum ersten Holsteiner Züchterbrunch eingeladen. Unter anderem konnten die in Elmshorn in Beritt stehenden Vererber unter Trainingsbedingungen begutachtet werden. Sie zeigten sich sowohl an der Hand als auch unter dem Sattel. pm