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Gute fachliche Praxis in der Forstwirtschaft

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Der Klimawandel ist in den Wäldern Schleswig-Holsteins allgegenwärtig. Die Wirtschaftswälder verändern sich. Kommunale und private Waldbesitzende sind aktuell gehalten, ihre Wälder fit zu machen, sodass der Wald von morgen den Widrigkeiten der drohenden Extremwetterlagen zu trotzen vermag. Diese Serie soll an die Grundlagen des Waldbaues im Wirtschaftswald aufgrund der „guten fachlichen Praxis“ erinnern.

Es gilt gerade heute, das Waldvermögen sorgfältig zu bewahren und zu entwickeln, um den Enkeln einen stabilen zukunftsfähigen Wald zu übergeben. Der Forstwirt steht dabei vor einer weitreichenden Aufgabe, bei der die Grundsätze der guten fachlichen Praxis in der Forstwirtschaft einen Leitfaden bieten, zukünftige Ziele durch waldbauliche Maßnahmen erreichen zu können.

Die Abteilung Forstwirtschaft der Landwirtschaftskammer berät die Waldbesitzenden dahingehend gern und beantwortet fachkompetent und unbürokratisch alle Fragen rund um den zukunftsfähigen Waldbau.

Nachhaltig im Wald wirtschaften

Der Wald ist ein Multitalent und ein Wirtschaftsraum. Er bietet einerseits der Gesellschaft viele Leistungen, andererseits hat er einen Eigentümer, der das Waldeigentum wirtschaftlich nutzen möchte. Der fachgerechte Waldbau im Kommunal- und Privatwald schlägt daher eine Brücke zwischen den vielfältigen Ökosystemleistungen des Waldes und den unterschiedlichen Zielen des Waldeigentümers.

Das Bundeswaldgesetz umreißt in § 1 den gesetzlichen Auftrag des Waldbaus: „Der Wald soll wegen seiner Nutz-, Schutz- und Erholungsfunktion erhalten, naturnah entwickelt, gemehrt und seine nachhaltige Bewirtschaftung gesichert werden.“ Dies gelingt den Waldeigentümern jedoch nur, wenn die Gesellschaft den kommunalen und privaten Forstbetrieben auch eine nachhaltige wirtschaftliche Erfolgsaussicht aufzeigen kann.

Der Waldbau nimmt daher eine zentrale Rolle ein. Waldbau ist das aktive Gestalten und Lenken von Wirtschaftswäldern durch planende, begründende, pflegende und nutzende Eingriffe in den Wald. Waldökologische Kenntnisse helfen, die Kräfte der Natur für das jeweilige Wirtschaftsziel umfassend und zielgerichtet zu nutzen, Erträge zu optimieren und Kosten für den Waldeigentümer zu vermindern.

Naturnahe Forstwirtschaft im Wirtschaftswald

Der Wald der Zukunft ist vielfältig. Waldökosysteme bieten Lebensräume für eine artenreiche heimische Tier- und Pflanzenwelt. Waldökosysteme in Schleswig-Holstein nutzen viele Bürger, um sich zu erholen. Wälder sind auch ein Wirtschaftsgut. Sie liefern Holz und wertvolle Naturgüter.

Der Gesetzgeber fordert einen hohen Bewirtschaftungsstandard (§ 5 LWaldG), der sich an der naturnahen Forstwirtschaft orientiert. Naturnahe, standortgerechte, gemischte Wälder weisen viele Baumarten und Altersstufen auf. Sie sind horizontal und vertikal reich strukturiert. Ertragreiche Wirtschaftswälder mehren die Biodiversität und vermindern die CO2-Emissionen.

Das Bundesnaturschutzgesetz ergänzt das Waldgesetz und verweist auf einen hinreichend hohen Anteil standortheimischer Forstpflanzen (BNatG § 5). Eine Baumart ist nämlich dann „standortheimisch“, wenn sie der potenziell natürlichen Waldgesellschaft (PNV) angehört. Naturnahe Forstwirtschaft strebt eine standortgerechte Baumartenwahl an. Sie verfolgt langfristige forstliche Ziele, nutzt natürlich angeflogene Jungbäume und bewahrt die genetische Vielfalt im Wald. Sie sichert die nachhaltige Holzproduktion.

Naturnahe Forstwirtschaft nutzt die Kräfte der „biologischen Automation“ im Wald. Über Licht und Schatten steuert der Waldbauer die Wuchsverhältnisse der Waldbäume durch pflegende Eingriffe. Der Waldbauer nutzt das Holz einzelstammweise nach seiner Zielstärke und prüft, wie sich der Wert des Stammes zukünftig entwickelt. Er steuert das Waldwachstum des verbleibenden Bestandes. Der Waldbauer schützt den Wald, indem er Holz nutzt.

Standortpotenzial im Wirtschaftswald erhalten

Der Waldboden ist ein wertvoller Biodiversitäts- und Wirtschaftsfaktor. Er setzt sich zusammen aus den geologischen Ausgangsgestein, den Waldböden mit dem vorhandenen Edaphon, der Topografie des Waldortes sowie den klimatischen Einflüssen, die sich im Wandel des Klimas verschieben dürften.

Waldstandorte sind sensibel. Sie bedürfen der sorgfältigen und nachhaltigen Pflege. Es gilt bei allen forstlichen Maßnahmen, die Ertragskraft und den Wasserhaushalt des Bodens zu erhalten und weiter auszubauen. Dazu gehört ein umfassendes Wissen über das Wassermanagement der einzelnen Bodentypen und der gesamten biotischen und abiotischen Umweltfaktoren des jeweiligen Waldortes.

Entscheidet sich der Forstwirt bestimmte Baumarten zu mischen, so sollte er dringend die Bodenlebenswelt und die nachhaltige Ertragskraft des Standortes umfassend im Auge behalten. Er vermeidet Kahlschläge und nutzt Sukzessionsphasen. Vorwälder aus Weichlaubhölzern mit hohen Laubholzanteilen, durchsetzt mit Nadelhölzern, sorgen bei stufigem Durchwurzeln des Waldbodens für einen ausgeglichenen Nährstoffumsatz.

Nährstoffe aus der Laubstreu verlagern sich durch eine umsichtige Waldwirtschaft in den mittleren und unteren Mineralboden. Der Wald ernährt sich folglich ausgewogener. Das Waldökosystem gewinnt an Stabilität und der Einzelbaum an Vitalität. Nicht umsonst ist der Waldboden 2024 zum Boden des Jahres gekürt worden.

Gemischte Wirtschaftswälder

Den Wald zu verjüngen bedeutet, den jugendlichen Waldbestand dauerhaft und zielgerichtet zu entwickeln. Waldbestände zu begründen, leitet sich aus dem Zielsystem des Forstbetriebes, der ökologischen Verantwortlichkeit und den sozioökonomischen Notwendigkeiten ab.

Der Waldbauer arbeitet mit den Kräften der Natur und nutzt die waldbaulichen Möglichkeiten auf der Fläche. Frisch auflaufende Setzlinge verschiedener Weichlaubhölzern nutzt er als wertvolle Vorwälder für die sensiblen Wirtschaftsbaumarten. Verschiedene Weiden- oder Birkenarten dienen nicht nur vielen Insektenarten als Lebensraum, sondern spenden forstempfindlichen Schatthölzern wie der Buche oder der Weißtanne Schatten und Schutz vor extremen Temperaturen.

Der Waldbauer übernimmt also möglichst die vorhandene Naturverjüngung des Waldortes, solange sie die Standorttriften des Klimawandels toleriert. Auf der Fläche aktiv zu sähen oder zu pflanzen ermöglicht es, die vorhandenen Wirtschaftswälder flexibel umzubauen und an den Klimawandel anzupassen.

Soweit es möglich ist, sollen die zukünftigen Baumarten aus einem hinreichenden Anteil standortheimischer Baumarten bestehen. Der Forstwirt verwendet dazu geeignetes Saat- und Pflanzgut. Er vermeidet genetisch verändertes Pflanzenmaterial. Er strebt klimastabile Wirtschaftsbaumarten an und integriert diese im Klimawandel in die natürliche Waldgesellschaft. Perspektivisch und mit Augenmaß mischt der Forstwirt neue bislang nicht heimische Baumarten in angemessener Anzahl den heimischen Baumarten bei.

Widerstandsfähigkeit als Schlüssel zum Erfolg

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Frühzeitig erkannt, ist die Kälber­grippe effektiv zu behandeln. Wenn dies aber nicht gelingt, sind die eigentlichen wirtschaftlichen Verluste bei Atemwegserkrankungen nicht die Ausgaben für die Behandlung, sondern Leistungseinbußen durch die lebenslang eingeschränkte Lungenfunktion. Dadurch können sich die betroffenen Tiere nicht mehr gemäß ihres Leistungspotenzials entwickeln und werden zu Kümmerern.

Atemwegserkrankungen entstehen durch ein komplexes Zusammenspiel zwischen der Immunreaktion des Tieres, Stressfaktoren und Krankheitserregern. Das Immunsystem eines Kalbes reagiert auf Krankheitserreger, indem es Abwehrmechanismen in Gang setzt, die zu Entzündungen in den Atemwegen führen.

Um die Entstehung der Kälbergrippe besser verstehen zu können, wird ständig an diesem Komplex geforscht. Eine Studie von Wissenschaftlern aus Italien untersuchte die Zusammensetzung der Bakterienpopulationen im oberen Atmungstrakt im Vergleich zu denen in den unteren Atemwegen.

Das sogenannte Mikrobiom der Lunge kann als Ökosystem angesehen werden, dessen Zusammensetzung von der Einwanderung, Beseitigung und der Vermehrungsrate der Mikroorganismen abhängt. Die Kälbergrippe wiederum wird nicht nur allein durch das Vorhandensein oder Nichtvorhandensein von Grippeerregern ausgelöst, sondern viele Faktoren sind an der Entstehung beteiligt. Dabei spielen Management, Physiologie, Umweltfaktoren und natürlich die Erreger eine Rolle.

Beispielsweise werden bei Kälbergrippe oft die Bakterien Mannheimia haemolytica, Pasteurella multocida, Histophilus somni und Mycoplasma bovis nachgewiesen. Sie werden als allgegenwärtige Bewohner des oberen Atemtrakts angesehen, die allerdings nach stressvollen Ereignissen oder bei viralen Infekten in die Lunge gelangen können. Andererseits wurden diese Erreger auch schon in Kälberlungen gefunden, die keinerlei Grippeanzeichen aufwiesen.

Mithilfe einer Gensequenzierungsmethode ermittelten die italienischen Wissenschaftler nun die jeweilige Zusammensetzung der Mikroorganismen der oberen und unteren Atemwege bei gesunden sowie bei kranken Kälbern. Sie fanden heraus, dass die Umweltfaktoren des jeweiligen Betriebes die Zusammensetzung der Bakterien der oberen Atemwege beeinflussen kann. Die Zusammensetzung der unteren Atemwege unterscheidet sich von der der oberen Atemwege. In der Lunge besteht ein selbsterhaltendes, einheitlicheres Ökosystem, welches aber durch das Mikrobiom der oberen Atemwege beeinflussbar ist.

Mit diesen Erkenntnissen können hoffentlich zukunftsnah Wege gefunden werden, um die Entstehung der Kälbergrippe zu reduzieren und den Krankheitsverlauf abzumildern.

Eingeschränktes Wohlbefinden zeigt sich auch durch einen eingetrübten Blick und herabhängende Ohren. 

Anzeichen der Kälbergrippe

Zu den Symptomen der Kälbergrippe gehören Nasen- und Augenausfluss (zunächst klar, später auch eitrig), Husten, ein hängender Kopf, Absonderung von der Herde, Tränke- beziehungsweise Futteraufnahmeverweigerung, eine sichtbare beschleunigte Atmung bis hin zur schweren Atemnot (breitbeiniges Stehen, Kopf und Hals gestreckt). Alle diese Anzeichen können von kaum wahrnehmbar bis hin zur tödlichen Ausprägung reichen. Deshalb ist die Früherkennung so wichtig.

Die wirksamste Maßnahme ist das regelmäßige Fiebermessen. Denn häufig ist ein Temperaturanstieg das erste erfassbare Zeichen einer beginnenden Erkrankung, wenn andere Krankheitssymptome noch nicht deutlich ausgeprägt sind. Sobald die ersten Tiere mit Fieber (über 39,5 °C) erkannt werden, sollte eine Behandlung begonnen werden.

Therapie der Kälbergrippe

Die Therapie der Rindergrippe besteht im Einsatz von Antibiotika zusammen mit schleimlösenden Medikamenten und Entzündungshemmern. Antibiotika wirken nur gegen Bakterien und haben keine Wirkung auf Viren. Sie sollen die bakterielle Zweitinfektion bekämpfen und weitere Komplikationen im Krankheitsverlauf verhindern.

Es ist ohne Zweifel sinnvoll und notwendig, wenn vor der ersten Behandlung ein Antibiogramm angelegt wird. Beispielsweise sind Mykoplasmen sehr kleine Bakterien ohne Zellwand, deshalb weisen sie eine natürliche Resistenz gegenüber Antibiotika auf, die gegen die Zellwand gerichtet sind. Penicilline wirken nicht. Nur bestimmte Wirkstoffe wie Makrolide, Tetrazykline oder Gyrasehemmer zeigen eine Wirkung. Eine Therapie ist aber nur aussichtsreich, wenn sie frühzeitig begonnen und konsequent durchgehalten wird.

Durch schleimlösende Medikamente (mit dem Wirkstoff Bromhexin) kann die antibiotische Therapie sinnvoll ergänzt werden. Durch die Anwendung wird vermehrt flüssiger Schleim in der Lunge gebildet. Dadurch gelangen eingesetzte Antibiotika (und auch körpereigene Abwehrzellen) schneller und in höherer Menge in die Lunge. Die Anwendung erfolgt täglich bis zur Besserung des Krankheitsbildes.

Insbesondere bei schwer kranken Kälbern kann die Anwendung von Entzündungshemmern beziehungsweise Schmerzmitteln das Wohlbefinden der Tiere deutlich verbessern. Das Fieber sinkt, und die Tiere beginnen wieder zu saufen. Überschießende Entzündungsreaktionen, die mitverantwortlich für bleibende Lungenschäden sind, werden deutlich reduziert.

In der frühen Gruppenhaltung von Kälbern ist bei gutem Management kein erhöhtes Risiko für Erkrankungen zu erwarten, und sie birgt gleichzeitig Vorteile, die der Abwehrkraft der Kälber dienen.

Faktorenkrankheit Kälbergrippe

Bei der Kälbergrippe handelt es sich um eine Faktorenkrankheit, das heißt, dass die Erkrankung durch viele Faktoren beeinflusst wird und deshalb auch nicht durch eine einzelne Maßnahme verhindert werden kann. Insgesamt ist eine hohe Widerstandskraft jedes einzelnen Tieres von großer Bedeutung.

Neue Forschungsergebnisse legen nahe, dass eine Gruppenhaltung von Anfang an, gekoppelt mit einer ad libitum Fütterung, dafür beste Voraussetzungen bietet. In Studien zeigte sich, dass die Ausprägung von Atemwegserkrankungen bei einer Intensivtränke gesenkt werden konnte. Ein erhöhtes Durchfallrisiko entsteht bei einer Intensivtränke nicht. Voraussetzungen für eine frühe Gruppenhaltung sind natürlich die Einhaltung eines guten Hygienemanagements mit optimalem Stallklima und Tränkehygiene. Eine möglichst tiefe Einstreu sorgt für ein geeignetes Mikroklima beim liegenden Kalb im Bereich der Nase.

Insbesondere der Stressfaktor Kälte scheint bei der Ausprägung von Mykoplasmeninfektionen eine wichtige Rolle zu spielen. Im Allgemeinen kommt es bei Kälbern, die zwar mit Mykoplasmen infiziert, aber keinen Stresssituationen ausgesetzt sind, nicht zu schwerwiegenden Symptomen. In einem Versuch wurde nach der experimentellen Infektion des Atemtraktes von Kälbern mit M. bovis nur eine milde, subklinische Mykoplasmose beobachtet, die keine eindeutigen Auswirkungen auf die Atmung hatte. In einem weiteren Versuch wurden Kälber starken Temperaturschwankungen ausgesetzt. Diese Kältestresssituation wirkte immunsuppressiv, mehrere Tiere aus der Versuchsgruppe erkrankten. Bei der bakteriologischen Untersuchung wurden gehäuft Mykoplasmen nachgewiesen. Die Tiere aus der Kontrollgruppe ohne starke Temperaturschwankungen blieben alle gesund.

Ist eine Impfung sinnvoll?

Es stehen eine Reihe von Impfstoffen gegen die verschiedenen Erreger des Rindergrippekomplexes zur Verfügung. Sie richten sich gegen bestimmte Viren (zum Beispiel BRSV, PI3) und Bakterien (Mannheimia haemolytica). Die Auswahl der Produkte ist abhängig von der individuellen Betriebssituation und kann nur durch den Hoftierarzt erfolgen. Eine Impfung kann nicht zu 100 % vor einer Erkrankung schützen, aber die Symptome werden deutlich milder bis gar nicht auftreten. Die Erregerausscheidung und die damit einhergehende Ausbreitung im Bestand wird so verringert. Wirtschaftlich ist dies von Vorteil, da es so zu weniger Leistungseinbußen, weniger Behandlungskosten und einem verringerten Einsatz von Antibiotika kommt.

Kolostrumversorgung und Muttertierimpfung

Die passive Immunität der Kälber entsteht durch die Aufnahme von Biestmilch, die Antikörper gegen eine Vielzahl von Krankheitserregern enthält. Um die spezifischen Antikörper im Kolostrum zu erhöhen, können hochträchtige Rinder gegen die hauptsächlich am Rindergrippekomplex beteiligten viralen und bakteriellen Erreger geimpft werden (Muttertierimpfung). Erfolgversprechend ist dies aber nur dann, wenn eine optimale Kolostrumversorgung des Kalbes gewährleistet wird: ausreichend früh, in der richtigen Menge und möglichst lange. Die Wirkung des Kolostrums geht über die der Immunglobuline hinaus, es enthält viele bioaktive Substanzen mit positiver Wirkung auf das Kalb, sodass eine Tränke mit der sogenannten Transitmilch über fünf Tage zum deutlichen Vorteil für das Kalb wird.

Fazit

Kälbergrippe ist eine Faktorenerkrankung. Die beteiligten Erreger sind allgegenwärtig und auch bei gesunden Tieren nachweisbar. Erst bei einer Schwächung des Immunsystems führen sie zu einer Erkrankung. Der beste Schutz ist ein widerstandsfähiges Kalb (Stichworte Intensivfütterung, Gruppenhaltung von Anfang an, Impfung). Falls es dennoch zu einem Krankheitsausbruch kommen sollte, so ist das frühzeitige Erkennen der Schlüssel für eine aussichtsreiche Behandlung und Eindämmung auf Herdenebene.

Geplante Kürzungen werden teilweise zurückgenommen

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Die Ampel-Regierung will ihre Sparbeschlüsse für den Bundeshaushalt des kommenden Jahres teilweise zurücknehmen. Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD), Vizekanzler Dr. Robert Habeck (Grüne) und Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) verständigten sich auf Änderungen der Vereinbarung vom Dezember zur Aufstellung des Bundeshaushalts 2024. Dies teilte das Presse- und Informationsamt der Bundesregierung am Donnerstagnachmittag mit.

Im Vergleich zur Einigung vom 15. Dezember 2023 ist nun vereinbart worden, auf die Abschaffung der Begünstigung bei der Kraftfahrzeugsteuer für Forst- und Landwirtschaft zu verzichten. Dies erfolge insbesondere „um den zum Teil erheblichen bürokratischen Aufwand für die betroffenen Unternehmen zu vermeiden“, hieß es.

Die Abschaffung der Steuerbegünstigung beim Agrardiesel werde zudem nicht in einem Schritt vollzogen. Stattdessen erfolge eine schrittweise Reduzierung der Begünstigung, um betroffenen Unternehmen „mehr Zeit zur Anpassung zu geben“. Im Jahr 2024 soll eine Reduzierung des Entlastungssatzes um 40 % erfolgen. In den Jahren 2025 und 2026 werde jeweils eine weitere Reduzierung um 30 % erfolgen, sodass für im Jahr 2026 verbrauchte Mengen keine Subvention mehr erfolgt. Die Rückvergütung der im Jahr 2023 verbrauchten Mengen im Jahr 2024 erfolge unverändert.

Auf der Online-Plattform X (ehemals Twitter) verkündete Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne): „Wir haben gemeinsam eine Lösung gefunden, die eine überproportionale Belastung der Land- und Forstwirtschaft abwendet.“ Özdemir dankte in dem Post „ausdrücklich“ Kanzler Scholz sowie Vizekanzler Habeck und Bundesminister Lindner.  

Mit Warnleuchte ins neue Jahr

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2023 war ein herausforderndes Jahr, vielleicht mehr denn je. Die Welt ist wieder gefährlicher und unberechenbarer geworden in den vergangenen zwölf Monaten. Ein Krieg, der nicht endet, und ein neuer, der begonnen hat, haben uns gelehrt, ganz neu über Frieden und Sicherheit nachzudenken. Die Agrarwirtschaft hierzulande war neben Wetterextremen, Lieferkettenproblemen und Arbeitskräftemangel vor allem politischem Überehrgeiz ausgesetzt.

Auf EU-Ebene konnte die geplante neue Verordnung zur nachhaltigen Verwendung von Pflanzenschutzmitteln (Sustainable Use Regulation, SUR), die massive Einschränkungen bedeutet hätte, vorerst gestoppt werden. Beim Naturwiederherstellungsgesetzt (Nature Restoration Law, NRL) zielen die Grundforderungen darauf ab, dass die EU-Staaten bis 2040 40 % der landwirtschaftlich genutzten Moorflächen wiederherstellen und 30 % davon wiedervernässen müssen. Der Rückgang der Bestäuberpopulationen muss bis 2030 nicht nur gestoppt, sondern umkehrt werden.

Bei der Industrieemissionsrichtlinie konnten völlig überzogene Vorstellungen der EU-Kommission zur Rinderhaltung abmoderiert werden, dennoch werden Schweine- und Geflügelhaltung in das immissionsschutzrechtliche Genehmigungsverfahren einbezogen. Die EU-Kommission plant, das EU-Gentechnikrecht zu liberalisieren. Dafür definiert die Brüsseler Behörde zwei Kategorien von Nutzpflanzen, die mittels biotechnologischer Verfahren wie der Genschere CrispR/Cas entstehen können.

Im Dezember 2023 hat die EU-Kommission die Genehmigung für Glyphosat um zehn Jahre verlängert. Das Bundeslandwirtschaftsministerium (BMEL) hat das geltende nationale Anwendungsverbot für Glyphosat per Eilverordnung ausgesetzt. Die für sechs Monate geltenden Verordnung des BMEL soll übergangsweise Rechtssicherheit geschaffen, während nach neuen Spielräumen für weitere Einschränkungen gesucht wird. Die Haltungskennzeichnung hat Bundestag und Bundesrat passiert. Das Tierhaltungskennzeichnungsgesetz ist zunächst für die Schweinemast gestartet. Innerhalb eines Jahres müssen alle deutschen Betriebe mit Mastschweinehaltung ihre Haltungsform(en) der zuständigen Behörde melden. Das Kompetenznetzwerk Nutztierhaltung, die sogenannte Borchert-Kommission, hat seine Auflösung beschlossen. Nach langem Warten auf eine Einigung der Bundesregierung zur Finanzierung des Umbaus der Tierhaltung war die Geduld erschöpft.

Der Agrarbericht für 2023 zeigte neben einer dringend notwendigen positiven Einkommensentwicklung für 2022 die erschütternde Bilanz des Strukturwandels der vergangenen zehn Jahre. Zwischen 2010 und 2020 haben 36.100 landwirtschaftliche Betriebe aufgegeben, das sind etwa zehn Betriebe pro Tag. Die Zahl der Schweine haltenden Betriebe hat sich in diesem Zeitraum von 60.000 auf 32.000 fast halbiert.
Die Krone hat dem Ganzen im Dezember die von der Bundesregierung beabsichtigte Streichung der Agrardiesel- und der Kfz-Steuerbefreiung für landwirtschaftliche Fahrzeuge aufgesetzt. Die Landwirtschaft derart überproportional für die Deckung der Schäden durch den rechtswidrigen Schattenhaushalt heranzuziehen, beantwortet die Branche gerade mit sichtbarem Protest auf den Straßen.

Die große Teilnahme an den Demonstrationen zeigt, wie dicht die Branche zusammensteht, wenn es darauf ankommt. Bislang deutet nicht viel darauf hin, dass 2024 unter diesen Rahmenbedingungen ein einfaches Jahr wird. Aber es kann ein guter Anfang werden, wenn die Warnleuchten gemeinsam angehen, wenn Respekt und Zusammenhalt walten und die Botschaften gemeinsam und mit einer Stimme vorgetragen werden.

Einen glückenden Start in ein friedvolleres und für die Landwirtschaft gerechteres Jahr!

„Unsere Kernbotschaft darf nicht verwässert werden“

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Klaus-Peter Lucht zieht eine positive Bilanz aus seinen Gesprächen im vorigen Jahr. Der Präsident des Bauernverbandes Schleswig-Holstein lässt nicht nach, die Gesprächsbasis über alle Shareholder auszubauen, Politik und Meinungsträger in sein Boot zu holen. Die Demonstrationen die gerade im ganzen Land stattfiden zeigen für ihn, wie wichtig der Ausstausch ist.

Herr Lucht, was hat sich für Sie persönlich verändert seit der Wahl? Was kriegen Sie noch mit von ihrem Hof?

Klaus-Peter Lucht. Fotos: Ulrike Baer

Klaus-Peter Lucht: Der Hof sieht mich jeden Morgen, vor allem meine Kühe beim Melken, wenn ich zu Hause bin. Die politische Arbeit ist enorm wichtig, aber die Bodenhaftung darf nicht verloren gehen. Die GbR mit meinem Sohn gibt mir den Freiraum für das Ehrenamt, den ich brauche. Die Schwerpunkte haben sich verschoben, ich bin nicht mehr die erste Arbeitskraft auf dem Hof und werde nicht mehr zum Maisfahren eingeteilt. Zu meinen Aufgaben gehört immer noch die Dokumentation. Das bringt Ernüchterung, und ich weiß genau, vor welchen Herausforderungen wir auf den Betrieben stehen.

Welches persönliche Resümee ziehen Sie nach einem Jahr an der Spitze des Bauernverbandes Schleswig-Holstein?

Es macht immer noch Freude, und ich glaube, wir haben einiges erreicht im vorigen Jahr. Ein wichtiges Anliegen war, dass der Dialogprozess „Zukunft der Landwirtschaft in Schleswig-Holstein“, der vor gut drei Jahren begann, vorankommt. Wir arbeiten jetzt endlich an den einzelnen Thesen. Beim Thema Wasser sind wir bereits sehr weit und haben eine Digitalplattform entwickelt. Und wir können in diesem Jahr auf der Norla neue Projekte zur Biodiversität in Zusammenarbeit mit dem Landwirtschaftsministerium vorstellen. Ebenso läuft die Kooperation mit den Umweltverbänden in diesem Bereich sehr vernünftig. Agrarminister Werner Schwarz (CDU) unterstützt uns bei den Moorthemen, und Flurbereinigungsverfahren sollen nach vorne gebracht werden.

Der Moorschutz steht ganz oben auf der Agenda von Landespolitik und Bauernverband. Wie lassen sich Landwirtschaft und Moorschutz in Einklang bringen?

Der Bauernverband hat ein Moorschutzpapier erarbeitet, das den Fokus auf das Prinzip der Freiwilligkeit legt, den Erhalt von Betrieben und die kooperative Beteiligung der Wasser- und Bodenverbände. Im vergangenen Jahr haben wir intensive Gespräche mit den beiden zuständigen Ministerien für Landwirtschaft und für Umwelt sowie mit der Stiftung Naturschutz geführt. Der ausufernde und unkoordinierte Flächenkauf oder die Zupacht durch die Stiftung muss aus unserer Sicht ein Ende haben. Wir wollen dahin kommen, Flächen genau zu definieren, die schnell und einfach wiedervernässt werden können. Flächen in topographisch geeigneten Niederungen, die keine ertragsfähige Bewirtschaftung zulassen, könnten dann mit erster Priorität vernässt werden. Hilfreich wären Flurbereinigungsverfahren auf regionaler Ebene und freiwilliger Landtausch, um zukunftsfähigen Betrieben die Weiterbewirtschaftung zu ermöglichen.

Wenn es uns nicht gelingt, mit geeigneten Maßnahmen eine angepasste Bewirtschaftung zu ermöglichen, werden Betriebe aufhalten, werden junge Menschen den ländlichen Raum verlassen und andere Berufsperspektiven suchen. Das würde Betriebs- oder Familienvermögen vernichten. Die Erfahrung zeigt, dass Betriebe, die seit Jahren mit 20 cm Wasserstand unter der Grasnarbe arbeiten, gute Silagequalitäten und erfolgreich Milch produzieren. Eine technische sowie wirtschaftliche Nutzungsoption wäre der Bau von Flächenphotovoltaikanlagen zur Energieproduktion. Im Oldenburger Graben wurde das Modell einer Flächengenossenschaft entwickelt, bei dem durch Kooperation sowohl Vernässung als auch Grünlandnutzung und energetische Nutzung möglich sind. Das zeigt, Naturschutz ist auch in marktwirtschaftlichen Systemen möglich.

Ein großflächiges Thema sind die fast 60.000 km langen Knicks im Land. Die Unesco hat im März die Knickpflege in Schleswig-Holstein in das bundesweite Verzeichnis Immateriellen Kulturerbes aufgenommen. Was macht die Knickpflege zum Dauerthema mit dem Umweltministerium?

Der Knick hat viele Facetten, als traditioneller Bestandteil unserer Kulturlandschaft sowie im Natur- und Klimaschutz. Nahezu jeder landwirtschaftliche Betrieb in Schleswig-Holstein hat damit zu tun, bis auf die Betriebe in den Marschregionen. Unser beständiges Anliegen in der Landwirtschaft sind praxistaugliche Vorschriften zur Knickpflege. Ein großes Thema ist die Auffassungsänderung beim Umweltministerium. Demnach ist das seitliche Einkürzen der Knicks nur noch in den Wintermonaten möglich.

Dieses Jahr bietet wieder ein gutes Beispiel, warum der Rückschnitt nach der Ernte und nicht erst im Winter möglich sein sollte. Die Flächen sind in der Regel zu diesem Zeitpunkt nicht befahrbar oder würden geschädigt. Das betrifft nicht nur das seitliche Aufputzen mit Forstmaschinen, das Astwerk muss auch verladen und abtransportiert werden. Alle drei Jahre seitlich Aufputzen, und dann nur in den Wintermonaten, das ist für die Betriebe nicht darstellbar, denn gerade die Getreideflächen sind dann längst wieder bestellt. Das trifft vor allem Ostholstein.

Es gab zu dieser Thematik von unserer Seite auch Gespräche mit Vertretern von Nabu und BUND, die keine Einwände gegen den Zeitpunkt nach der Ernte haben. Solange das Land sich beim Rückschnitt auf den Bund und auf Artenschutzvorgaben beruft, die eine Durchführung nur in den Wintermonaten zulässt und eine Dreijahresfrist vorgibt, können die Landwirte kaum ordnungsgerecht ihren Verpflichtungen nachkommen.

Knickverstöße werden sanktioniert…

Leider setzt das Ministerium bei Knickpflegeverstößen zum Teil Vorsatz voraus, wodurch es in der Folge zu hohen Prämienkürzungen kommen kann. Das ist nicht gerechtfertigt und nicht angemessen. Den Dialog fortzusetzen und im Rahmen der gesetzlichen Möglichkeiten eine Annäherung zu finden, wäre für die betroffenen Landwirte ein Weg. Hier hilft auch der Bauernverband. Für den seitlichen Rückschnitt wäre die Aufhebung der Dreijahresfrist ein Weg zurück zur Praxistauglichkeit.

Jochen Warnke (Mitte) berichtet Klaus-Peter Lucht und Mechthilde Becker-Weigel von seinen Erfahrungen als Lohnunternehmer mit Knickarbeiten. 

Vor Weihnachten hat die Bundesregierung bekannt gegeben, die Steuerrückerstattung für Agrardiesel und die grünen Kennzeichen zu streichen. Wie stark treffen diese Sparpläne die Landwirte in Schleswig-Holstein?

Das ist für die Landwirtschaft ein Schlag ins Kontor. Die Kürzung der Agrardieselrückerstattung macht 21 Cent pro Liter Diesel aus, das trifft uns hart, genauso wenn die grünen Nummernschilder abgeschafft würden. In Summe sind es zwei Mal 450 Millionen Euro und für Schleswig-Holstein allein 30 Millionen Euro. Den Verlust können die Landwirte an keinen Kunden weitergeben. Ich hätte mir gewünscht, dass die Bundesregierung das Gespräch mit dem Deutschen Bauernverband sucht, um gemeinsam zu überlegen, was nötig und möglich ist. Das ist leider nicht passiert.

Ab dem 8. Januar sind deutschlandweit Aktionen geplant, auch in Schleswig-Holstein. Was wollen Sie erreichen?

Das Hauptziel ist und muss bleiben: keine Steuererhöhungen beim Agrardiesel und Erhalt der grünen Nummernschilder! Das ist und bleibt die zentrale Botschaft. Es wird berichtet, dass wir super viele Unterstützer haben. Aber in Einzelgesprächen, die ich auch mit anderen Branchen geführt habe, wird geäußert, dass die Gruppen unterlaufen werden von Personen, die nicht für Agrardiesel kämpfen, sondern ihre eigenen Interessen im Sinn haben. Wir sollten als Landwirtinnen und Landwirte, gleich ob Mitglied im Bauernverband oder vielleicht bei LsV, darauf achten, dass wir unsere Kernforderung Agrardiesel und grüne Nummernschilder nicht aus den Augen verlieren. Wir sollten unbedingt erreichen, dass unsere Kernbotschaft nicht verwässert.

Sind Traktordemonstrationen eine neue Kommunikationsform in der Landwirtschaft?

Nein! Das dürfen sie auch nie sein. Wir können einmal mit dem Traktor losfahren, auch zwei- und dreimal. Wir sind dann kurzfristig in den großen Medien, aber die Wirkung nutzt sich bei zu häufigem Gebrauch ab. Genauso wird es mit Großdemonstrationen sein. Dann würden sie nur noch als Störung unserer Mitbürger wahrgenommen werden. Deshalb ist für mich wichtig, dass wir an drei Tagen in Schleswig-Holstein aktiv auf der Straße sind und unsere Mitbürger mitnehmen, ihnen die Situation erklären und sie nicht verärgern. Eine große Demonstration in Berlin am 15. Januar hat für mich oberste Priorität, weil die Entscheider der Politik in Berlin sind. Denn grundsätzlich versuchen wir, unsere Forderungen politisch umzusetzen, indem wir als Bauernverband mit unserem Hauptamt und Ehrenamt den Austausch mit der Politik auf den verschiedensten Ebenen suchen.

Es entstehen sehr starke Bilder in den Medien. Besteht die Gefahr, dass diese Bilder von anderen genutzt werden?

Leider ja. Nichtdemokratische Gruppen wollen diese Bilder nutzen, um ihr eigenes politisches Portfolio zu stärken oder abwegige Forderungen damit zu verbinden. Sie unterlaufen die Informationsgruppen. Das ist die Herausforderung: zu sehen, wer unsere echten Freunde und Unterstützer sind. Das Transportgewerbe zähle ich absolut dazu und den vor- und nachgelagerten Bereich. Unser Ziel ist die grüne Nummer und der Agrardiesel. Das dürfen wir nicht aus den Augen verlieren, wenn wir erfolgreich sein wollen.

Was wünschen Sie sich für das neue Jahr?

Ich wünsche mir Kommunikation, dass Landwirte und Nichtlandwirte noch viel mehr miteinander sprechen. Denn reden hilft. Wir dürfen uns nicht nur in unserer eigenen Blase bewegen. Das hat uns der Dialogprozess in Schleswig-Holstein gezeigt. Ich wünsche mir, dass wir dabei bleiben und nicht müde werden, zu erklären, wie wichtig die Landwirtschaft ist – nicht nur für den ländlichen Raum.

Weniger Klärschlamm ausgebracht

Im Vergleich zu früheren Jahren hat die Entsorgung von Klärschlamm über die Ausbringung auf landwirtschaftlichen Flächen deutlich abgenommen. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes (Destatis) wurden von den 2022 insgesamt entsorgten 1,67 Mio. t Klärschlamm nur noch knapp 333.000 t und damit 19,4 % bodenbezogen beziehungsweise stofflich verwertet.

Zehn Jahre zuvor hatte der Anteil des in der Landwirtschaft, im Landschaftsbau und zu anderer stofflicher Verwertung eingesetzten Klärschlamms noch bei 45 % gelegen. Zu Beginn der Zeitreihe im Jahr 2006 war über diese Verwertungsart sogar 53 % des gesamten Klärschlamms entsorgt worden. Gleichzeitig gewinnt die thermische Verwertung von Klärschlamm immer mehr an Bedeutung.

Im Berichtsjahr wurde laut Destatis anteilig erstmals die Marke von 80 % übertroffen. Insgesamt wurden 2022 bundesweit 1,34 Mio. t Klärschlamm oder 80,2 % verbrannt. Auf diesem Weg wurden den Statistikern zufolge 132,8 Mio. kWh Strom und 355,9 Mio. kWh Wärme erzeugt. Im Jahr 2012 hatte der Anteil der thermischen Klärschlammverwertung erst bei 55 % und 2006 bei 47 % gelegen.

Teil des Teams werden

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Das Jahr 2024 steht für den Landjugendverband ganz im Zeichen des Deutschen Landjugendtages (DLT). Dieser findet vom 14. bis 16. Juni 2024 in Jübek im Kreis Schleswig-Flensburg statt. Und genau hier werden Helferinnen und Helfer und Unterstützer gebraucht, damit eine der größten Sommerpartys in Schleswig-Holstein unter dem Motto „Segel setzen, Flagge zeigen“ starten kann.

Als Teil des Teams erwarten euch:

Festival-Feeling mit Zeltübernachtung

Drei Tage Landjugend-Party mit 1.000 Gleichgesinnten aus ganz Deutschland

Spannende Ausflüge

Ein witziges Theaterstück von Lajus für Lajus

Alle Infos und Anmeldung unter www.dlt2024.de und auf Instagram deutscher_landjugendtagljv

„Wir leben die Idee der LandFrauen“

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LandFrauen sind mit Leidenschaft bei ihrem Ehrenamt, Brückenbauerin und eine Konstante in krisengeschüttelten Zeiten, wie sie derzeit alle erleben. Was bewegte die LandFrauen im zurückliegenden Jahr, was wollen sie im kommenden Jahr in Angriff nehmen? Die Präsidiumsmitglieder des Landesvorstandes, allen voran Präsidentin Claudia Jürgensen, haben ihre Gedanken zum neuen Jahr aufgeschrieben.

„Danke“ – Dieses kleine Wort soll das erste meines Jahresrückblicks sein. Mein persönliches Land­Frauenjahr war ein besonderes und jetzt ist eine gute Gelegenheit, „Danke“ zu sagen für das entgegengebrachte ­Vertrauen bei der Wahl zur ­Präsidentin. Es ist schön zu wissen, so ­viele ­Delegierte hinter sich zu ­haben, die den Weg der LandFrauen in ­Schleswig-Holstein gemeinsam weitergehen wollen.

Zusammen startete der neu aufgestellte und hoch motivierte Vorstand mit der Vertreterinnenversammlung am 1. April in ein neues LandFrauenjahr. „Das Beste liegt nie hinter uns, sondern immer vor uns“. Es fällt sicher schwer, angesichts des Weltgeschehens und manch politischer Entscheidung, dieses Zitat des britischen Philosophen und Mathematikers, Bertrand Russell, in den Mund zu nehmen. Aber für unsere LandFrauenarbeit möchte ich es doppelt unterstreichen. Würden wir nicht so denken, dann wären wir nicht angetreten für ein Ehrenamt, in das wir großes persönliches Engagement stecken. Ich möchte behaupten, meine Vorstandskolleginnen und ich leben die Idee der LandFrauen. Unser aller Bestreben ist es, den LandFrauenverband zukunftsweisend zu gestalten.

Mein Jahresrückblick ist geprägt von meiner Wahl zur Präsidentin, einem Amt, das ich mit der zugehörigen Portion Demut antrat, obgleich ich mir dabei eines besonders auf die Fahnen geschrieben habe: Ich will mich bei der Ausführung des Amtes nicht verbiegen. Bei mir wird immer die Freude an dem Ehrenamt im Fokus stehen.

Es ist eine Sache, sich vorzustellen, dieses Amt innezuhaben, mit Leben zu füllen, nach vorn zu blicken und die Zukunft zu gestalten. Und dann kommt einem das reale Leben mit aller Macht in die Quere. In diesem Jahr haben uns die Klimakrise, Inflation und nicht zuletzt die schrecklichen Kriege und der Rassismus/Antisemitismus auch hier in Deutschland tief bewegt und Zukunftsängste geschürt. Gerade diese Ängste bedeuten für unseren Verband eine besondere Herausforderung. Wir wollen sie als Motivation sehen, die Gemeinschaft der LandFrauen weiter zu stärken. Denn gerade, wenn sich die Welt um uns herum verändert, sind es die Konstanten, die Sicherheit geben. Ich persönlich wünsche mir, dass wir unsere Gemeinschaft weiter stärken, um Rassismus, Antisemitismus und Hass entgegenzuwirken. Ehrenamt ist gelebte Demokratie. Es ist so wichtig und gut, dass es uns gibt! Unser starkes Band, unsere Lebensfreude und Energie, die wir gemeinsam haben, konnten wir alle im Mai spüren. LandFrauen und Gäste erlebten unter dem Motto „Zum Glück zurück“ einen LandFrauentag, der bei allen Beteiligten noch lange positiv nachhallte.

Viele zukunftsweisende Veranstaltungen und Seminare sollten noch folgen. So zum Beispiel die erfolgreiche Qualifizierung der Büroagrarfachfrauen. Ich hatte die Gelegenheit, alle Absolventinnen 2022/2023 kennen zu lernen. Diese Qualifizierung ist ein großer Gewinn. Die fachliche Ausbildung, aber auch das Netzwerk, das hier gesponnen werden kann, ist nicht zu unterschätzen. Bildung macht stark. Das habe ich bei der Übergabe der Zertifikate an die digitalen Patinnen gespürt. In Zusammenarbeit mit dem Breitbandkompetenzzentrum Schleswig-Holstein schulen wir LandFrauen, die als Multiplikatorinnen die mediale Kompetenz im ländlichen Raum stärken. Dass es so viele Frauen gibt, die das Angebot annehmen, stimmt mich zuversichtlich für unsere Zukunft.

„Zukunft Land – LandFrauen für Schleswig-Holstein“, so lautet unser Jahresmotto. Gemeinsam sind wir erste Schritte in diese Zukunft gegangen, haben in Klausur- und Arbeitstagungen neue Ziele formuliert, die im nächsten Jahr in Zukunftskonferenzen konkretisiert werden sollen. Darauf freue ich mich sehr. Denn: „Das Beste liegt nie hinter uns, sondern immer vor uns“. In diesem Sinne wünsche ich uns allen Freude und Zuversicht für das kommende Jahr.

neuen LandFrauenjahr

Mit Fiete ins neue Jahr

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Fiete, das Maskottchen des Deutschen Landjugendtages 2024, könnte der Star des neuen Jahres werden. „Geboren“ wurde er 2023, wie der Jahresrückblick im aktuellen Bauernblatt zeigt.

Auf zwei Seiten werden dazu zahlreiche Momente gezeigt, die in den zurückliegenden zwölf Monaten mit dem Handy festgehalten wurden.

Landesberufswettbewerb Landwirtschaft
Vorstandsarbeit in Ballkleid und Anzug auf der IGW
Aufruf zu den Kommunalwahlen
Warm-up zur Vorstandsklausur
Treffen mit der Feuerwehr
Blutspendeaktion
Agrarexkursion im Sommer
Im Schapptüüch zum Landjugendball auf der IGW
Erntekrone für die Landwirtschaftskammer

Proteste und Demos in der ganzen Republik

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Die von der Bundesregierung beabsichtigte Streichung der Agrardiesel- und der Kfz-Steuerbefreiung für landwirtschaftliche Fahrzeuge hat die Bauern in Rage gebracht. Es sind umfangreiche Aktionen geplant, um gegen diese Vorhaben zu protestieren und ihre Zurücknahme zu erreichen.

Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) muss 60 Mrd. € aus dem Klima- und Transformationsfonds streichen. So haben es die Richter des Bundesverfassungsgerichts am 15. November entschieden – ein Urteil, das den Haushalt, die Umwelt- und Klimapolitik sowie die Ampel-Koalition unter Druck setzt. Im Bundeshaushalt 2024 müssen noch 17 Mrd. € gespart werden.
Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD), Vizekanzler Robert Habeck (Grüne) und Finanzminister Christian Lindner (FDP) haben sich zur Lösung darauf geeinigt, in diesem Zuge 3 Mrd. € bei „klimaschädlichen Subventionen“ zu streichen. Dazu zählen sie die Befreiung von der Agrardieselsteuer und der Kfz-Steuer für die Land- und Forstwirtschaft. Damit würden allein auf den landwirtschaftlichen Berufsstand 1 Mrd. € entfallen, und die Landwirtschaft würde überproportional an den Kürzungen beteiligt.

„Spielball liegt beim Kabinett“

Der Deutsche Bauernverband (DBV) wendet sich strikt gegen die Sparpläne der Bundesregierung. Die erste Reaktion war neben regionalen Demonstrationen die spontane Kundgebung von Tausenden Landwirtinnen und Landwirten mit 2.000 Traktoren vor dem Brandenburger Tor in Berlin am 18. Dezember.
DBV-Präsident Joachim Rukwied hat die Bundesregierung aufgefordert, in der anstehenden Entscheidung zum Bundeshaushalt 2024 die Vorschläge zur Streichung des sogenannten Agrardiesel und der Kfz-Steuerbefreiung zurückzunehmen: „Diese Bundesregierung hat die Tragweite ihrer Entscheidungen offenbar noch immer nicht erkannt“, so Rukwied. „Wir haben mit einer sehr kurzfristig angesetzten Großdemonstration in Berlin ein erstes Signal gesetzt.“

Der „Spielball“ liege derzeit beim Bundeskabinett, so der DBV. Ab dem 8. Januar werden die parlamentarischen Beratungen fortgesetzt, dann werden regionale Aktionen der Landwirte starten, um auf die Situation aufmerksam zu machen. Zudem laufen Plakataktionen, die auf die Anliegen der Landwirtinnen und Landwirte hinweisen. Der Bauernverband Schleswig-Holstein (BVSH) hat neben den bereits erfolgten Ansprachen an die Landespolitik die Parteispitzen der im Landtag vertretenen Parteien kurzfristig zu einem Gespräch eingeladen.

Ab dem 8. Januar soll es dann auch in Schleswig-Holstein zu weiteren Aktionen kommen, die der BVSH organisiert. Für alle Aktionen ist schon große Unterstützung aus dem vor- und nachgelagerten Bereich, dem Transportgewerbe, dem Handwerk und anderen zugesagt worden. Der BVSH ist im Austausch mit dem erweiterten Verbandsrat des DBV, um Aktionen zu koordinieren.

Alle Landwirtschaftsminister gegen Sparpläne

Plakat am Silo

Die Agrarminister des Bundes und der Länder lehnen die Sparpläne der Bundesregierung zu Lasten der Landwirtschaft einmütig ab. Nach ihrer einhelligen Auffassung muss sowohl die Streichung der Agrardieselvergünstigung als auch die Abschaffung der Kfz-Steuerbefreiung für land- und forstwirtschaftliche Fahrzeuge vom Tisch. Bereits in der ersten Januarwoche will man sich erneut zusammenschalten, um das weitere Vorgehen zu beraten.

Weiterhin umstritten ist die Rolle von Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne) bei dem Zustandekommen der Sparbeschlüsse. Bei der Demonstration, auf der Özdemir als einziger Politiker redete, sagte der Minister zu, er werde sich „mit aller Kraft“ dafür einsetzen, dass die Kürzungen so nicht kommen. „Ich kämpfe dafür, dass es in der Härte nicht kommt“, versicherte der Grünen-Politiker. Özdemir bekommt in seinen Bemühungen um eine Abmilderung der Sparbeschlüsse zur Landwirtschaft Rückenwind aus der Heimat. In einem Positionspapier übt die Landtagsfraktion der Grünen in Baden-Württemberg scharfe Kritik an der geplanten Abschaffung der Agrardieselvergünstigung und der Kfz-Steuerbefreiung für die Land- und Forstwirtschaft. Die Union hält ungeachtet der Aussagen an ihrer Kritik an Özdemir fest.

Plakat im Feld

Die Brisanz der Sparbeschlüsse sei auch im Bundeslandwirtschaftsministerium angekommen, stellte der schleswig-holsteinische Landwirtschaftsminister und bis Jahresende 2023 Vorsitzender der Agrarministerkonferenz (AMK), Werner Schwarz (CDU), nach einer Unterredung mit Minister Özdemir fest. Konkrete Lösungsvorschläge seitens des Bundes habe es allerdings noch nicht gegeben. Schwarz wies zudem darauf hin, dass geplante Kürzungen des Bundes nicht dazu führen dürften, dass der politisch und gesellschaftlich begonnene Umbau der Tierhaltung und die Anpassung der Landwirtschaft gefährdet würden. Er reagierte damit auf Vorschläge aus den Reihen der FDP-Bundestagsfraktion, die bereitgestellten Bundesmittel für den Umbau der Tierhaltung zu kürzen. Schwarz forderte die Ampel-Koalition auf, „sich endlich zur heimischen Urproduktion zu bekennen und die aktuellen Streichungsvorschläge zurückzunehmen“.

Forderung nach Sonder-AMK

Unterdessen meldeten die Bundesländer ihren Anspruch an, bei den Verhandlungen um die Kürzungspläne des Bundes mitzureden. Sachsen-Anhalts CDU-Landwirtschaftsminister Sven ­Schulze und sein SPD-Amtskollege aus Mecklenburg-Vorpommern, Dr. Till Backhaus, forderten eine Sonder-Agrarministerkonferenz (AMK). Laut Schulze muss eine Sonder-AMK spätestens in der zweiten Januarwoche erfolgen, um Einfluss auf die Beschlüsse des Haushaltsausschusses nehmen zu können. „Ansonsten sind die Messen gesungen“, mahnte der Minister.

Eine Sonder-AMK muss von mindestens neun der 16 Länder befürwortet werden. Die AMK ist allerdings nur ein politisches Beratungs-, jedoch kein Entscheidungsgremium.

Zukunftskommission meldet sich zu Wort

Überraschend hat sich die Zukunftskommission Landwirtschaft (ZKL) zu Wort gemeldet, die sich bislang bewusst aus tagespolitischen Fragen herausgehalten hatte. Das Expertengremium kritisiert eine überproportionale Belastung der Land- und Forstwirtschaft sowie des Gartenbaus durch die geplante Streichung der Agrardieselbeihilfe sowie der Kfz-Steuerbefreiung. Die jetzt vorgesehenen Kürzungen verursachten Einkommensminderungen, die in keinem Verhältnis zu den zu erwartenden positiven Umwelteffekten stehen, teilte die ZKL mit.

Bereits in ihrem Abschlussbericht vom Sommer 2021 hatte sich die ZLK dafür ausgesprochen, dass eine Streichung von umweltschädlichen Subventionen mit der Förderung umweltpositiver Fortschritte verbunden werden müsse. Angesichts der aktuellen Sparpläne ließe sich daraus beispielsweise ableiten, dass im Gegenzug zu den vorgesehenen Kürzungen alternative Antriebe und umweltfreundliche Kraftstoffe entsprechend begünstigt werden. Die Einsparungen dürften nicht zu Lasten des globalen Südens und wichtiger sozialer Fragen gehen.

Was sagen Bio-Verbände und Umweltschützer?

Während Agrarverbände ihren Ton gegenüber der Bundesregierung und der Ampel-Koalition verschärften, ging mit dem Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) ein „Schützerverband“ auf Distanz zu den Beschlüssen der Bundesregierung, die mit dem Abbau klimaschädlicher Subventionen begründet werden.

Greenpeace hält die Abschaffung der Agrardieselvergünstigung hingegen für gerechtfertigt. Angesichts „milliardenschwerer Subventionen für die Landwirtschaft“ sei der geplante Wegfall der Dieselsubvention durchaus zu verkraften, meint Greenpeace-Agrarreferent Martin Hofstetter. Auch die Landwirtschaft müsse ihren Teil zum Erreichen der Klimaziele beitragen und auf spritsparende und klimafreundliche Antriebssysteme umschalten. Die Technik dafür sei vorhanden, erste E-Trecker bereits im Einsatz.

Demgegenüber hält Bioland-Präsident Jan Plagge Vorstellungen für reine Utopie, „dass alle Landwirte innerhalb kürzester Zeit auf alternative Antriebe oder Treibstoffe umsteigen“. Der Diesel werde sich durch die steigende CO2-Abgabe ohnehin deutlich verteuern. Auch Pflanzenöl werde als Alternative zusätzlich besteuert. Die Landwirtschaft könne nicht von heute auf morgen auf 1 Mrd. € verzichten.

Laut Demeter-Vorstand Dr. Alexander Gerber ist die geplante Abschaffung der Beihilfe für Agrardiesel und der Kfz-Steuerbefreiung ein inakzeptabler Nackenschlag und muss umgehend korrigiert werden. Reale Einkommensverluste von mehreren Tausend Euro seien für die Betriebe angesichts gestiegener Energiepreise und eines enormen Preisdrucks nicht zu stemmen.

Aktionen in Schleswig-Holstein

In Schleswig-Holstein plant der BVSH folgende Kolonnenfahrten:

Montag, 8. Januar: Kreise Steinburg und Pinneberg und Stadt Hamburg, Kreis Segeberg, Kreis Dithmarschen

Mittwoch, 10. Januar: Kreise Nordfriesland und Schleswig-Flensburg, Kreise Herzogtum Lauenburg, Stormarn und Ostholstein-Lübeck

Freitag, 12. Januar: Kreise Plön und Rendsburg-Eckernförde nach und durch Kiel

Die genauen Routen, Ziele und Uhrzeiten gibt der BVSH noch bekannt.

Am Montag, 15. Januar, wird es zu einer erneuten Großdemonstration in Berlin kommen.