Einen Siegerhengst zu züchten, das ist wohl der Traum eines jeden Züchters. Für Hans-Otto Krohn wurde er in diesem Jahr wahr. Der von ihm gezogene Corroniolo präsentierte sich in Elmshorn als Jahrgangsbester und wurde mit der begehrten Siegerschärpe geehrt. Die Zucht und den Stall hat Krohn inzwischen an seine Tochter Britta Höfs weitergegeben. Diese führt ihn mit der familiären Leidenschaft weiter und freut sich über den Erfolg, genau wie ihr Vater.
Direkt hinter dem Deich im Kaiser-Wilhelm-Koog an der Nordseeküste widmen sich die Krohns in dritter Generation der Zucht von Holsteiner Pferden. „Angefangen habe ich mit zwei Stuten, die mein Vater mir kaufte“, erinnert sich Hans-Otto Krohn. Da sein Bruder die Ackerflächen bekam, baute Krohn sich selbst auf einem Nebengehöft eine beachtliche Anlage auf. „Wir können hier bis zu 100 Pferde unterbringen“, berichtet Britta Höfs stolz und fügt hinzu: „Das hat mein Vater alles geschaffen.“ Krohn selbst ist da ganz bescheiden: „Wenn man was macht, dann muss man sich darauf konzentrieren, um es richtig zu machen“, sagt er.
Gemeinsam mit seiner Frau Christel bekam er damals Unterstützung von Maas Johannes Hell. „Der sagte, bau du mal deinen Stall, ich stelle dir den voll“, erinnert sich Krohn. Hell, selbst Züchter und Geschäftsführer des Holsteiner Verbandes, prägte damals entscheidend die Weiterentwicklung der Sportpferdezucht und die Vermarktung des Holsteiner Pferdes. Mit seiner Unterstützung stockte auch Hans-Otto Krohn immer weiter auf.
Heute hat die Familie rund 15 Zuchtstuten und obwohl der Hof seit fast vier Jahren von Britta Höfs geführt wird, hat der leidenschaftliche Pferdemann noch vier Zuchtstuten behalten. „Man ist ja doch von dem Virus infiziert und das lässt einen nicht los“, erklärt er. Eine dieser Stuten, Rosella IV von Cassini I, brachte vor inzwischen drei Jahren ein Hengstfohlen von Corniolo zur Welt. Corniolo, ein damals sehr junger Hengst aus der Zucht von Tjark Witt, war eine eher mutige Wahl, denn bei Junghengsten weiß man noch nicht viel über die Vererbung. Doch das Fohlen sei „direkt ein Hingucker“ gewesen, berichtet Krohn.
Fördernde Hände
Traditionell verkaufen die Krohns ihre Pferde bereits als Fohlen. „Wir sind gute Züchter, aber nicht auf die weitere Ausbildung ausgelegt“, erklärt Britta Höfs. Da sie so viele Zuchtstuten auf dem Hof hätten, nähmen sie gar keine Reitpferde auf. „Die sind durch Turnierteilnahmen doch immer noch anderen Erregern ausgesetzt und dieses Risiko möchte man in Bezug auf Zuchtstuten und ihre Fohlen nicht eingehen“, erklärt sie.
Beim Verkauf der Fohlen legt die Familie Wert darauf, dass ihre Pferde in die richtigen, fördernden Hände kommen. So wurde der kleine braune Hengst Tjark Witt angeboten, wie es auch schon in vorangegangenen Jahren mit diversen Fohlen der Fall war. In diesem Fall war es ihnen wichtig, dass der Youngster die Chance bekommen sollte, sich als Hengst zu beweisen. Auch Witt sah gleich das Potenzial: „Mit dem werden wir nach Neumünster fahren“, darüber waren sich Hans-Otto Krohn und Tjark Witt einig.
Der junge Corroniolo befeuerte schon kurze Zeit später die in ihn gesetzten Hoffnungen, als er Zweiter beim Fohlenchampionat wurde. „Bei Tjark bekam er immer eine kleine Sonderbehandlung“, berichtet Krohn. Der habe ihn gar nicht erst in eine Junghengstherde gesteckt, sondern gleich in eine Einzelbox. Im Sommer habe er mit vier Wallachen auf einer Koppel gestanden. So wurde sichergestellt, dass dem zukünftigen Vererber nichts passiert. „Ob ein Hengst wirklich gekört wird, liegt ja manchmal nicht nur an der Qualität. Die Röntgenbilder müssen stimmen und er muss gut ausgebildet sein“, weiß Krohn.
Die Extraarbeit lohnte sich. Am Ende kam der Erfolg dann zwar in Elmshorn und nicht in Neumünster, weil dort im vergangenen Jahr zum ersten Mal die Körung durchgeführt wurde, aber das Ergebnis war das Gleiche: nicht nur gekört, nicht nur prämiert, sondern sogar Siegerhengst. „Das war schon etwas Besonderes“, freut sich Hans-Otto Krohn, der zwar schon gekörte Hengste und hocherfolgreiche Sportpferde gezüchtet hat, aber eben noch keinen Siegerhengst: „Mehr geht eigentlich nicht.“
Gerade rechtzeitig
Einziger kleiner Wermutstropfen: Die ganze Familie Krohn-Höfs war am Körungstag krank. „Wir lagen richtig flach“, erinnert sich Britta Höfs. Als Tjark Witt aber anrief und sagte: „Stummel, du musst kommen. Ich glaube, er kann das weit schaffen“, schleppte sich der mit seinem Spitznamen angesprochene Krohn aus dem Bett und fuhr nach Elmshorn. Er kam gerade rechtzeitig, um dort die Ehrung als Züchter des Siegerhengstes entgegenzunehmen. „Danach habe ich mich zu Hause gleich wieder ins Bett gelegt“, berichtet er. Den Erfolg schmälert das nicht.
Corroniolo wurde an das Landgestüt Warendorf verkauft, dort startet der Hengst seine sportliche Karriere und wird als Vererber eingesetzt. Bei den Krohn-Höfs geht derweil schon die nächste Fohlensaison los. „Wir sind immer früh dran“, erklärt Krohn. Ein Fohlen ist schon da und mit Spannung wird nun ein weiteres Fohlen von Corniolo erwartet. Auch Tjark Witt hat noch einen Sohn von Corniolo. „Der wird vielleicht auf der Sattelkörung vorgestellt“, verrät Hans-Otto Krohn. Die Faszination und Begeisterung für jedes gesunde Fohlen hat er nie verloren: „Ich freue mich über jedes Pferd, das gut einschlägt. Wir wissen ja nie, was dabei herauskommt.“