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Die Kühe bekommen ein Separee

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Der Umbau der Abkalbebuchten am Lehr- und Versuchszentrum (LVZ) Futterkamp der Landwirtschaftskammer soll den Kühen ermöglichen, ihr natürliches Verhalten auszuleben, und mehr Tierwohl bringen. Als Teil des Projektes „Innovationsnetzwerk Rind“, kurz InnoRind, wird die Umbaumaßnahme aktuell durchgeführt.

Das natürliche Verhalten von Kühen im geburtsnahen Zeitraum sieht eine Separation von der Gruppe in geschützten Bereichen vor. In der Natur werden hierzu häufig Hecken oder Büsche genutzt. Diese Rückzugsbereiche sind in herkömmlichen Buchten auf landwirtschaftlichen Betrieben nicht vorgesehen, daher fehlt es in diesem Zusammenhang an Erfahrungswerten.

Im Detail werden im LVZ Futterkamp die vorhandenen Abkalbebuchten umgebaut. Auf einer Fläche von je 88 m² entstehen zwei Gruppenbuchten mit Separee als Rückzugsmöglichkeit, jeweils getrennt für Kühe und Färsen. Weiterhin werden die vier übrigen Buchten flächenmäßig auf 44 m² verdoppelt. Eine dieser Buchten wird wie im vorherigen Betrieb auch zur Separation, alle weiteren Buchten als Einzelabkalbebuchten genutzt. Die Einzelbuchten dienen innerhalb des Versuches als Kontrollgruppe.

Der neue Futtertisch hat eine Breite von 5 m. Entsprechend dem Prinzip der Bau- und Energielehrschau am LVZ Futterkamp werden sowohl Einzel- als auch Gruppenabkalbebuchten mit Fressgittern und Sichtschutzwänden unterschiedlicher Hersteller ausgestattet. Diese Vorgehensweise ist in Futterkamp etabliert und dient unter anderem dem Wissenstransfer in die breite Praxis. Durch die gesammelte Erfahrung mit Ausstattungselementen verschiedener Hersteller können Interessierte gezielter informiert und beraten werden.

Start der Abrissarbeiten für den neuen Abkalbestall am Lehr- und Versuchszentrum Futterkamp

Die Bauarbeiten in Futterkamp

Nach einer längeren Planungs- und Antragsstellungsphase begannen die Abrissarbeiten Anfang September 2023. Zuerst wurden der alte Beton in den Abkalbebuchten und der ursprüngliche Futtertisch entfernt. Mit einer leichten Zeitverzögerung wegen eines kleinen Wasserschadens konnte die neue Stallfläche betoniert werden.

Aufgrund der Witterungslage und des terminlichen Drucks wurde seitens der Baufirma eine Nachtschicht zur Fertigstellung des neuen Futtertisches eingelegt. Abgeschlossen wurden die Betonarbeiten bis auf ein paar Kleinigkeiten Mitte Oktober. Aufgrund betrieblicher Arbeitsspitzen wurde die Stahlkonstruktion der neuen Überdachung des Abkalbebereiches erst Ende November aufgestellt.

Seit dem Richtfest am 1. Dezember stagnieren die Arbeiten leider, und der Stall war nicht wie geplant Ende 2023 für die Kühe einzugsbereit. Aktuell befinden sich die abkalbenden Kühe weiterhin auf der einen Seite des Holsteiner Kälberstalls. Zur Kalbung werden sie in eine Einzelbucht im Kuhstall umgestallt. Das alles ist eine Übergangslösung.

Aktuell wird davon ausgegangen, Ende Januar mit dem Umbau fertig zu sein. Lediglich das Gründach, welches den tierwohlfördernden Umbau des Abkalbebereiches abrundet, wird bei deutlich höheren Umgebungstemperaturen fertiggestellt.

Der alte Abkalbestall wird umgebaut und auf die doppelte Größe erweitert. Es entstehen unter anderem zwei Gruppenabkalbebuchten mit Separee.

Untersuchungen im neuen Abkalbebereich

Im Zuge des Projektes InnoRind werden alle Abkalbungen innerhalb des Versuches mittels Videokameras überwacht. Ziel dieser Beobachtungen ist der Vergleich der Abkalbungen in Gruppenbuchten mit Separee und in den Einzelbuchten. Im Fokus stehen hierbei der Kalbeverlauf und die Dauer der Kalbung sowie Unterschiede im Tierverhalten.

Weiterhin ist die Anzahl der Kühe, die tatsächlich ein Separee zur Abkalbung aufsuchen, interessant. Zur Stressdetektion vor der Kalbung wird einigen Kühen in der Gruppenbucht mit Separee und der Einzelbucht zum Vergleich ein Gurt mit Sensoren zur Bestimmung der Herzfrequenz und Herzratenvariabilität angelegt.

In die Untersuchungen fließen ebenfalls die Leistungs- und Gesundheitsdaten der Folgelaktation ein. Ziel ist es, Empfehlungen für die optimale Gestaltung der Separeebuchten für die Praxis zu entwickeln. Möglich sind diese Empfehlungen durch unsere eigenen Erprobungen, aber auch durch projektinterne, enge Zusammenarbeit und den Austausch mit weiteren Versuchsbetrieben, welche ebenfalls die Gruppenabkalbung mit Separeebuchten untersuchen. Sie nutzen andere Materialien und gestalten die Buchten anders. Des Weiteren sind sie an zum Teil anderen Fragestellungen interessiert. Durch die unterschiedlichen Gegebenheiten auf den Betrieben ist es durch den Zusammenschluss und den Austausch möglich, weiter gestreute Praxisempfehlungen am Ende der Versuchsdauer herauszugeben.

Marktkommentar

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Die Aktionen der Landwirte gegen die Pläne der Bundesregierung, die 50%ige Steuerrückvergütung für Agrardiesel abzuschaffen, sind allgegenwärtig. Was etwas untergeht, ist das Festhalten speziell der Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Grüne) am Ausstieg aus der Biokraftstoff-Nutzung. Im Mai 2022 hatte sie angekündigt, die Obergrenze für Biokraftstoffe aus Nahrungs- und Futterpflanzen von 4,4 % schon im Jahr 2023 auf 2,5 % zu verringern. Bis 2030 soll sie schrittweise auf null sinken. Allerdings sind FDP und SPD dagegen, daher konnte bisher kein Referentenentwurf im Kabinett vorlegt werden.

Diskussion: Teller oder Tank

Die bekannte Diskussion um Teller oder Tank wurde wieder aufgenommen unter dem Eindruck stark steigender Weltmarktpreise nach dem völkerrechtswidrigen Überfall Russlands auf die Ukraine im Februar 2022. Damals sperrte Russland die ukrainischen Schwarzmeerhäfen und verhinderte den Export von Agrarprodukten. Inzwischen ist klar, dass es kein Produktionsproblem war, sondern ein logistisches. Nach Beginn der Verschiffung des reichlich vorhandenen Weizens im Rahmen des Schwarzmeerabkommens sanken die Weltmarktpreise wieder deutlich.

Treibhausgasreduzierung durch Biokraftstoffe

Verwunderlich ist, dass das Umweltministerium den Beitrag der Biokraftstoffe zur Reduzierung von Treibhausgasen nicht berücksichtigt. Dieser betrug laut der Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe (Projektträger des BMEL) etwa 11,6 Mio. t CO2-äq für das Jahr 2022.

2022 wurden in Deutschland 52,2 Mio. t Kraftstoff verbraucht: 62,3 % davon Diesel, 31,1 % Benzin und 5,9 % Biokraftstoffe. Biodiesel ist mit 2,5 Mio. t der wichtigste Biokraftstoff, er wird Diesel zugesetzt. 1,2 Mio. t Bioethanol wurden Benzin beigemischt. Biodiesel wird vorwiegend aus Pflanzenölen hergestellt, aber auch zu 33 % aus Altspeiseölen und tierischen Fetten (Tierköperverwertung und Schlachtabfällen). Bei der Verarbeitung von Raps fallen neben rund 40 % Rapsöl auch 60 % Eiweißfuttermittel an. Ethanol wird durch Verarbeitung vor allem von Weizen, Roggen und Zuckerrüben hergestellt. Für 1 l Ethanol sind etwa 2,5 kg Getreide erforderlich, dabei entsteht als Koppelprodukt 1 kg Proteinfutter. Eingesetzt werden auch Getreidepartien, die aus qualitativen Gründen nicht in Mühlen vermahlen werden dürfen. Das Koppelprodukt ersetzt in Futtermischungen Sojaschrot, das sonst zum Beispiel aus Brasilien importiert werden müsste.

Für die Förderung der Elektromobilität wurden 2023 vom Staat 2,3 Mrd. € als Subvention an E-Autokäufer ausgeschüttet, (2022: 3,2 Mrd. €/2021: 3,1 Mrd. €). In Deutschland waren Anfang 2023 eine Million E-Autos unterwegs. Energy Brainpool hat berechnet, dass dadurch mit dem derzeitigen Strommix eine CO2-Einsparung von jährlich 0,73 Mio. t bewirkt wird, bei 100 % Ökostrom wären es 2,2 Mio. t. Das Ziel der Bundesregierung sind 15 Millionen E-Autos bis 2030. Diese würden beim jetzigen Strommix 10,5 Mio. t Treibhausgase vermeiden, was die Biokraftstoffe heute schon erreichen. Bei 100 % Ökostrom wären es zirka 30 Mio. t. Geplant ist eine Reduktion um 60 Mio. t von 2020 bis 2030.

Es spricht viel dafür, auf Biokraftstoffe als Brückentechnologie zu setzen. Auch stellt sich die Frage, ob der Hunger in der Welt mit Rapslieferungen gelindert werden kann. Raps einfach durch vermehrten Getreideanbau zu ersetzen, würde der guten fachlichen Praxis widersprechen. Derzeit lockert die Hackfrucht Winterraps allzu enge Getreidefruchtfolgen auf und trägt zur Ertragssicherung des Getreides bei.

Marktlage für die Woche vom 15. bis 21.1.2024

Getreide: Weizen notierte in Chicago schwächer, belastet durch das geringe Interesse an US-Weizen, und war auch in Paris rückläufig wegen des weltweit reichlichen Angebotes.

Raps: Raps in Paris folgte den US-Sojanotierungen nach unten.

Futtermittel: Mais verlor, das weltweit größere Maisangebot 2023/24 als zuvor erwartet zog den Kurs nach unten.

Kartoffeln: Preise für Speisekartoffeln zogen an, bei der Industrieware war man zurückhaltender.

Schlachtrinder: Die Nachfrage für Schlachtkühe zog an, das günstigere Kuhfleisch stand im Fokus des LEH.

Schlachtschweine/-sauen: Die Schlachtunternehmen orderten verhalten, der Markt war ausgeglichen. Die Preisempfehlung bleibt weiterhin bei 2,10 €/kg.

Ferkel: Zur Verfügung stehende Ferkel ließen sich gut am Markt platzieren.

Milch: An den Rohstoffmärkten waren Angebot und Nachfrage ausgeglichen, die Preise tendierten fester.

Schlachtlämmer/-schafe: Die Konkurrenz durch Importtiere war noch überschaubar, die Preise waren stabil.

Markttendenz für die Woche vom 22. bis 28.1.2024

Getreide: Die Ukraine exportiert über den rumänischen Hafen Constanta viel Getreide, in den vergangenen Monaten waren es fast 13 Mio. t.

Raps: Vereinzelt gibt es Interesse an schneller Ware zur Deckung von Versorgungslücken wegen Transportproblemen durch Eis oder Hochwasser, diese erzielen Prämien von 12 €/t.

Futtermittel: Stärkere Preisrücknahmen sind weiterhin für Sojaschrot zu verzeichnen.

Kartoffeln: Topqualitäten aus den Lagern werden nachgefragt, wenn die problematischen Partien verarbeitet sind.

Schlachtrinder: Der Handel läuft weiterhin zügig, bei Schlachtkühen werden die Stückzahlen eher knapp.

Schlachtschweine/-sauen: Die Schlachtbranche baut langsam Druck auf, weil die Überhänge wegen steigender Schlachtgewichte kaum abgebaut werden.

Ferkel: Die Notierungen verbleiben voraussichtlich auf dem bisherigen Niveau.

Milch: Schnittkäse wird weiter lebhaft nachgefragt.

Schlachtlämmer/-schafe: Das Angebot ist weiter vergleichsweise klein, was die Preise stabilisiert.

Preisniveau behauptet

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Für den Auszahlungsmonat Dezember zeigt sich in Schleswig Holstein eine stabile Entwicklung. Die Milchgeldpreise liegen auf oder über dem Niveau des Vormonats. Die Preisveränderungen zeigen sich im Bereich von unverändert bis plus 3 ct/kg. Die Spanne der Grundpreise liegt für den Dezember im Bereich von 37,1 bis 47,5 ct/kg. Im Mittel liegt der Auszahlungspreis bei 41,91 ct/kg. Im Dezember 2022 lag der durchschnittliche Auszahlungspreis noch bei 60,16 ct/kg. Von einigen Meiereien gab es zu Beginn dieses Jahres Nachzahlungen für das Vorjahr.

Auf Bundesebene werden die Vormonatspreise bei vielen Meiereien weitergeschrieben. Aber auch Entwicklungen nach oben lassen sich beobachten. Gerade Meiereien mit einem bislang unterdurchschnittlichen Kurs haben einen Aufschlag gezahlt. Nach einer Marktberuhigung zum Jahreswechsel hat der Handel mit der zwischen den Meiereien gehandelter Spotmilch wieder zugenommen. Der Kurs in Norddeutschland stieg von 33,50 ct/kg in der 52. Kalenderwoche auf 40,50 ct/kg in KW 2. Der Spotmilchpreis zog auch in den Niederlanden wieder an und erreichte in der 2. KW 45 ct/kg.

Das Milchangebot ist in Deutschland zuletzt weiter gestiegen. Im abgelaufenen Jahr 2023 lieferten die Landwirte mehr Milch als im Jahr zuvor. Nachdem das vergangene Jahr mit Preisrückgängen an den Rohstoffmärkten ausgeklungen ist, hat sich der Markt über den Jahreswechsel schnell wieder gefangen. Im Zuge der saisonal steigenden Milchanlieferung ist ein ausreichendes Angebot vorhanden, es besteht aber kein Überangebot. Dem stand eine ausgeglichene Nachfrage gegenüber.

Der Markt für abgepackte Butter zeigte sich in der ersten Januarwoche relativ belebt. Wie üblich bewegten sich die Abrufe zu Beginn des neuen Jahres auf einem niedrigeren Niveau als im vorangegangenen Dezember. Allerdings scheinen die guten Vorsätze für das neue Jahr die Butter nicht mit einzuschließen und so übertrafen die Abrufe oft die Erwartungen. Der Handel mit Blockbutter zeigt sich dagegen abwartend. Die abnehmende Lebensmittelindustrie hält sich noch mit Abschlüssen zurück. Auch der Butter-Export war von Zurückhaltung geprägt, insbesondere da sich heimische Ware auf dem Weltmarkt derzeit nur schwer platzieren lässt. Am EEX-Terminmarkt in Leipzig stieg die Notierung zum Jahresbeginn an. Schnittkäse ist im LEH auch zum Jahresbeginn gefragt. Dennoch konnten sich die Lagerbestände wieder etwas erholen. Die Notierungen blieben meist stabil. Das Exportgeschäft mit Käse verlief weiter in ruhigen Bahnen, da heimische Ware gegenüber den überwiegend niedrigen Weltmarktpreisen nicht konkurrenzfähig war. Allerdings berichteten einzelne Meiereien von einer anziehenden Nachfrage aus Japan, während China weiter nur vereinzelt Ware aus Europa anfragt.

Die weltweite Milchanlieferung lag im letzten Herbst noch unter der Vorjahreslinie. Sowohl in der EU, in den USA wie auch in Neuseeland wurden im Oktober weniger Milch angeliefert als im Vorjahresmonat. Nur in Australien wurden 2 % mehr Milch produziert. Die Weltmarktpreise für Milchprodukte bleiben auch im Januar weiter im Aufwind. Wie bereits im Dezember, so zeigte sich auch Anfang Januar im Mittel ein Anstieg der Notierungen an der neuseeländischen Börse Global Dairy Trade. Der Index über alle Milchprodukte stieg um 1,2 % an. Gefragt waren vor allem Vollmilchpulver und Butter. Industriekäse und Lactose gaben dagegen im Kurs etwas nach.

Der Strukturwandel in Milchviehhaltung setzt sich nach Angaben des Statistischen Landesamtes in Schleswig-Holstein weiter fort. Allein im letzten Jahr ist die Zahl der Futterbaubetriebe um 13,4 % zurückgegangen. Der Bestand an Milchkühen hat sich in Schleswig-Holstein um 2,6 % auf 341.600 verringert. Bundesweit sank der Milchkuhbestand binnen Jahresfrist um 2,5 % (–96.900 Tiere) auf etwa 3,7 Millionen Milchkühe.

Glücksmomente aus dem Zauberschränkchen

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Manchmal sind es die kleinen Dinge im Leben, die fröhlich stimmen, für einen Augenblick alles vergessen lassen und ein Lächeln auf das Gesicht zaubern. Eine kleine Portion Glück, die gibt es im Zauberschränkchen von Schnickschnack JoBi in ­Hamdorf, Kreis Rendsburg-Eckernförde.

Mit Zitaten und Sprüchen bedruckte Kerzen, selbst gegossene Kerzenhalter aus Keramik, bestickte Schlüsselanhänger, zusammengestellte Geschenksets mit wiederverwendeten Gläsern, Figuren oder Teelichthaltern, alles mit selbst beschrifteten kleinen Kärtchen, Fähnchen oder Etiketten versehen und liebevoll verpackt, ergänzt um Ohrstecker aus Edelstahl – für jede Gelegenheit das passende Mitbringsel oder Geschenk, das findet sich in dem dunkelgrauen Holzschränkchen von Birte Groth in Hamdorf, Bokel 8.

Seit Anfang dieses Jahres stellt sie die Sachen in dem Schränkchen zum Verkauf. Dafür haben Johanna Kock-Evers, die in Reher bei Hohenwestedt wohnt, und sie ein Kleingewerbe angemeldet. Und beide sorgen zusammen regelmäßig für Nachschub.

Johanna (li.) und Birte verwirklichen gemeinsam ihre kreativen Ideen.
Foto: privat

Entstanden ist die Schrankidee in den verregneten Sommerferien vergangenes Jahr. „Wir haben da angefangen zu basteln und hatten dann irgendwann so viel zusammen, dass wir das gar nicht alles verschenken konnten“, erzählt Birte Groth. Kennen tun sich beide von ihrer Arbeit an der Schule in ­Hohenwestedt. Johanna arbeitet als Lehrerin in der Grundschule und unterrichtet dort auch Kunst, Birte arbeitet als Koordinatorin des offenen Ganztags an der weiterführenden Schule. Schon vor der Idee mit dem Zauberschränkchen haben beide gern gebastelt und sind kreativ gewesen.

Den Ausschlag aber gaben die Basteleien in den Sommerferien. „Dort kam dann auch mein Plotter wieder zum Einsatz, den ich mir mal zugelegt hatte. Doch kamen wir anfangs nicht gut miteinander klar und so verschwand er erst einmal für zwei Jahre im Schrank.“ Während des zweiwöchigen sommerlichen Bastelgelages wurde er wieder zum Leben erweckt, „wir haben uns beide in die Handhabung eingefuchst und von da an lief er von morgens bis abends und wir haben das Plotten für uns entdeckt. Man fängt an, sämtliche Gegenstände zu bekleben und zu beplotten“, erinnert sich die 32-Jährige an die Anfänge. Ausprobieren, neue Ideen entwickeln, akzeptieren, wenn etwas auch mal nichts wird, neue Materialien testen und wieder verwerfen – ein Prozess, der immer noch anhält und auch weitergeführt werden soll.

Der Plotter ist zum festen Bestandteil bei der Fertigung der Einzelstücke geworden.

Auf diese Weise entdeckte Birte das Figurengießen aus Keramik in Silikonformen für sich, fing das Upcyceln von Altglas an, entwickelte die Blümchenretter oder nutzt Kamin-Anzündholz als Unterlage für die Geschenkesets. „Ich schaue mir eine Weile lang zum Beispiel eine Flasche oder ein Gläschen an und überlege, was ich damit machen kann, probiere herum und dann kommt irgendwann eine Idee für die weitere Verwendung.“

In jedem Fall ist jedes gefertigte Stück ein Unikat, „das gibt es so kein zweites Mal“, erklärt Birte, die auch schon zwei Bastelworkshops für Kinder angeboten hat. Etwas, von denen sich die beiden vorstellen können, es auszuweiten und öfter anzubieten. Und eventuell werde es irgendwann noch einen Online-Shop geben, aber alles weiterhin auf Hobbybasis.

Bis dahin steht das Selbstbedienungsschränkchen in Hamdorf rund um die Uhr offen, einzelne Stücke stellen die beiden auf ihrer Facebookseite unter #schnickschnack​jobi vor. Im Schrank befindet sich eine Kasse, in die der auf den Geschenken angegebene Geldbetrag eingeworfen werden kann. „Das beruht natürlich alles auf Vertrauen und bislang haben wir nichts Negatives erlebt“, so die Hamdorferin, die auf einem landwirtschaftlichen Betrieb in Bargstall aufwuchs. Gefertigt und personalisiert wird auch auf Bestellung. Und sollte im Schrank mal etwas fehlen oder es Probleme mit der Kasse und dem Geld geben, kann man sich bei Birte Groth melden. Somit steht dem persönlichen Glücksmoment nichts im Weg.

Eine Portion Glück – wer kann die nicht gebrauchen? 
Fotos: Iris Jaeger
Birthe Groth vor ihrem Selbstbedienungsschrank in Hamdorf
Auch landwirtschaftliche Motive dürfen nicht fehlen
Schöne kleine selbstgefertigte Geschenke, liebevoll beschriftet und verpackt
Liebhaber maritimer Motive werden ebenfalls in dem Schränkchen fündig
Wenn man etwas gefunden hat, steckt man den angegebenen Geldbetrag in dei kleine Kasse.
Schlüsselanhänger mit vielen Motiven und Farben
Ohrstecker aus Edelstahl ergänzen das Sortiment
Foto: privat


Wachsender Unmut in der Berliner Luft

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Der Empfang vor dem Brandenburger Tor war für Christian Lindner (FDP) bei der Kundgebung am Montag kein warmer. Der Bundesfinanzminister hatte sichtliche Mühe, zu den Protestierenden wenigstens akustisch vorzudringen. Dennoch war die Botschaft eindeutig: Ein Entgegenkommen beim Agrardiesel werde es nicht geben, so Lindner. Entlastungen sollten die Betriebe an anderer Stelle erhalten. Laut Berliner Polizei nahmen rund 8.500 Demonstranten an der Kundgebung teil. Der Deutsche Bauernverband (DBV) sprach von rund 30.000 Menschen und fast 10.000 Fahrzeugen. Ein anschließendes Treffen verschiedener Bauernverbände mit den Spitzen der Ampel-Koalition blieb in Sachen Agrardiesel ohne Ergebnis.

DBV-Vizepräsident Günther Felßner, DBV-Präsident Joachim Rukwied (v. li.), die BDL-Vorsitzende Theresa Schmidt und Christian Lindner Foto: Niels Reisinger/age

Die Bundesregierung wird keine weiteren Abstriche an ihren Sparplänen zulasten der Landwirtschaft machen. Lindner bekräftigte auf der Kundgebung den Beschluss, die Agrardieselvergünstigung in drei Jahresschritten abzubauen. Er begründete dies mit den dringend notwendigen Einsparungen im Bundeshaushalt, zu denen auch die Bauern einen Beitrag leisten müssten. Auch ein Gespräch der Fraktionschefs von SPD, Grünen und FDP mit den Vertretern landwirtschaftlicher Verbände im Anschluss an die Kundgebung blieb in Sachen Agrardiesel ohne Ergebnis. Der Präsident des DBV, Joachim Rukwied, hatte zuvor erneut gefordert, die Streichung der Agrardieselbeihilfe vollständig zurückzunehmen. Am Nachmittag zeigte sich Rukwied von der Haltung der Koalition ernüchtert. Er kündigte an, dass der Bauernverband weiter das Gespräch mit der Ampel suchen und eindringlich für eine Lösung beim Agrardiesel werben werde. Sollte dies ergebnislos bleiben, werde man über weitere Schritte nachdenken, so Rukwied.

Tarifglättung bei der Einkommensteuer entfristen

Lindner bot in seiner von lauten Pfiffen und Unmutsbekundungen begleiteten Rede an, den Betrieben entgegenzukommen und Belastungen an anderer Stelle zu reduzieren. Konkret stellte der Bundesfinanzminister in Aussicht, die Tarifglättung bei der Einkommensteuer nun doch zu entfristen und die Einführung einer steuerfreien Risikoausgleichsrücklage zu prüfen. Offen zeigte sich Lindner für die Forderungen nach Bürokratieabbau. Er sprach sich dafür aus, planbare Perspektiven für den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln zu schaffen, Auflagen für die Tierhaltung zu durchforsten, an Biokraftstoffen aus Anbaubiomasse festzuhalten und auf die obligatorische Stilllegung von 4 % im Rahmen der Gemeinsamen EU-Agrarpolitik (GAP) zu verzichten.

Zahlreiche Beschäftigte aus dem vor- und nachgelagerten Bereich, von Transportunternehmen und aus dem Gastgewerbe schlossen sich den Protesten an. Foto: Imago

Nach dem Verbändegespräch räumten SPD-Fraktionschef Dr. Rolf Mützenich, Grünen-Kollegin Britta Haßelmann und der Vorsitzende der Liberalen im Bundestag, Christian Dürr, Versäumnisse in der Agrarpolitik der Ampel-Koalition ein. Mützenich kündigte an, dass die Ampel bis zur Sommerpause einen Fahrplan für eine veränderte Agrarpolitik vorlegen werde. Dabei werde man sich an den Empfehlungen der Borchert-Kommission und der Zukunftskommission Landwirtschaft (ZKL) orientieren. Für beide Vorlagen werde man konkrete Umsetzungsschritte formulieren, versicherte der SPD-Politiker. Dabei gehe es um Planungssicherheit und Entlastungen für die Betriebe. Wettbewerbsfragen würden ebenso aufgegriffen wie Entwicklungen auf dem Bodenmarkt und die GAP.

Frage einer Tierwohlabgabe weiter offen

Anlässlich der Debatte des Agrarberichts am Donnerstag (nach Redaktionsschluss) im Bundestag wollte die Koalition einen entsprechenden Entschließungsantrag beschließen. Ob sich die Ampel auf eine Tierwohlabgabe zur Umsetzung des Borchert-Plans verständigen kann, blieb offen. Laut Haßelmann will man auch darüber diskutieren. Für die Liberalen stehen nach den Worten von Dürr faire Wettbewerbsbedingungen für landwirtschaftliche Unternehmer im Vordergrund.

„Nach Willkür gestaltete Agrarpolitik“

Die Verbandsvertreter begrüßten nach dem Zusammentreffen im Bundestag die Gesprächsbereitschaft der Koalition, zeigten sich aber wegen fehlender konkreter Ergebnisse ernüchtert. DBV-Generalsekretär Bernhard Krüsken bemängelte, dass es in der „Kernfrage Agrardiesel“ keine Bewegung gebe. Dem Präsidenten der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft, Hubertus Paetow, zufolge haben die gegenwärtigen Demonstrationen die gleiche Ursache wie die Proteste von 2019, nämlich eine „nach Willkür gestaltete Agrarpolitik“. Umso dringlicher sei es, dass die ZKL-Leitlinien endlich Eingang in die Politik fänden.

LandFrauenpräsidentin Petra Bentkämper mahnte mit Nachdruck „vertrauensbildende Maßnahmen“ der Koalition an. Nur wenn es kurzfristig Lösungen für Probleme gebe, werde sich der Unmut in der Landwirtschaft legen. Sowohl der Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft, Martin Schulz, als auch die Vorsitzende des Bundes der Deutschen Landjugend (BDL), Theresa Schmidt, bezeichneten eine Umsetzung der Empfehlungen von Borchert-Kommission und ZKL als längst überfällig. Schmidt hatte zuvor auf der Protestkundgebung Minister Lindner aufgefordert, sich zu bewegen. Andernfalls werde es der FDP so ergehen wie dem Ackerbau, sie werde „mit vier Prozent stillgelegt“.

Am Rand der Proteste kam es vereinzelt zu Aktionen von offenbar nicht zur landwirtschaftlichen Branche gehörigen Personen – mit zum Teil eindeutiger Symbolik auf Fahnen, Transparenten und Kleidung. So mündete etwa das Zünden eines „Rauchtopfes“ in einem kurzen Handgemenge mit der Berliner Polizei.

Haushalt wird Anfang Februar beschlossen

Der Haushaltsausschuss des Bundestages wollte sich am Donnerstag in seiner sogenannten Bereinigungssitzung abschließend mit dem Bundeshalt 2024 befassen. Es wird erwartet, dass die im November vom Ausschluss beschlossene Reduzierung der ursprünglich geplanten Einsparungen bei der Gemeinschaftsaufgabe Verbesserung der Agrarstruktur und des Küstenschutzes Bestand haben wird. Abzuwarten bleibt, ob es weitere Entlastungen im Agrarhaushalt geben wird. Am Mittwoch fand im Plenum die erste Lesung des Entwurfs für ein Zweites Haushaltsfinanzierungsgesetz 2024 statt. Endgültig beschlossen werden sollen das Haushaltsfinanzierungsgesetz und der Bundeshaushalt 2024 in der Woche vom 29. Januar.

Timm Rohwer, Eckhard Clausen, Malte Blöcker, Timo Gravert (v. li.) und Christin Röschmann Fotos: jh


Die Rede von Herrn Lindner hat gezeigt, dass wir mit unseren Forderungen noch einen sehr langen Atem haben müssen. Ich sehe, dass der Zusammenhalt untereinander und der Rückhalt aus der Bevölkerung wachsen. Runde Tische und Diskussionsrunden haben wir genügend mitgemacht.

Timm Rohwer, Warder


Die große Teilnehmerzahl war beeindruckend. Wir haben deutlich gemacht, dass wir den Agrardiesel zurückerhalten müssen und keine faulen Kompromisse mit uns aushandeln lassen.

Eckhard Clausen, Vorsitzender Kreisbauernverband Rendsburg-Eckernförde, Barkelsby


Ich hoffe, dass die vielen Menschen heute die Politik wachgerüttelt haben. Wir dürfen uns den Rückhalt aus der Bevölkerung aber nicht verspielen, wenn wir jetzt einmal die Woche zur Demo losfahren. Das ist kein Druckmittel gegenüber der Politik.

Malte Blöcker, Agrarausschusssprecher der Landjugend Schleswig-Holstein, Schmalstede


Die Beteiligung war riesig, aber man merkt, dass die Stimmung zum Teil gereizt war und der Frust tief sitzt. Wenn vonseiten der Politik nichts kommt, werden die Proteste weitergehen müssen. Es war auf jeden Fall richtig, hier gewesen zu sein. Der Mittelstand musste ein Zeichen setzen.

Timo Gravert, Lindau


Mir ist die aufgeheizte Stimmung auf dem Platz aufgefallen. Dadurch, dass von Herrn Lindner nichts kam, wurde diese noch verstärkt. Wenn nach der Kundgebung von heute nichts passiert, hält uns das nicht davon ab weiterzumachen. Die Zustimmung der Berliner habe ich positiv gesehen.

Christin Röschmann, Langwedel

Aufbruchstimmung statt Niedergeschlagenheit

„Auf unsere Forderungen müssen wir mit Nachdruck hinweisen“, unterstrich der Präsident des Bauernverbandes Schleswig-Holstein (BVSH), Klaus-Peter Lucht, der an einer der von den Kreisbauernverbänden organisierten Fahrten nach Berlin teilnahm. Wären nicht derart viele Protestierende nach Berlin gekommen, hätte die Politik vermutlich „so arrogant weitergemacht“.

Für Lucht herrscht in der Branche statt Niedergeschlagenheit vielmehr Aufbruchstimmung: „Wir müssen etwas verändern. Alle demokratischen Kräfte müssen sich jetzt bündeln, eine vernünftige Entscheidung treffen und den Agrardiesel wieder von der Tagesordnung nehmen. Ich hoffe sehr, dass der Haushaltsausschuss und der Bundestag eine solche Entscheidung treffen“, sagte der BVSH-Präsident im Anschluss an die Kundgebung. Neue Vorschläge müssten nun erarbeitet werden.

Klaus-Peter Lucht Foto: jh

Für die anstehenden Verhandlungen mit der Politik werde man sich einige Wochen Zeit nehmen müssen und für die Gespräche auch die Grüne Woche nutzen. Die zurückliegenden Demonstrationen ließen erkennen, dass die Politik weit von Bürgern und der Landwirtschaft entfernt sei. Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne) betreibe eine Klientelpolitik, nehme aber weder die Bauern noch die Vorschläge der Borchert-Kommission oder der Zukunftskommission Landwirtschaft mit. Dass dort nichts umgesetzt werde, sei das größte Problem und führe zu Unfrieden und fehlender Planungssicherheit in der Branche. „Das muss sich unbedingt wieder ändern“, sagte Lucht. Wenn dies nach einer solchen Demonstration herauskomme, sei auch das ein Ziel. „Falls sich nichts bewegt, wird die heutige Demonstration vermutlich nicht die letzte gewesen sein“, so der BVSH-Präsident. jh

Folgen extremer Wetterereignisse zunehmend spürbar

Die Auswirkungen des Klimawandels sind in den vergangenen Jahren in Schleswig-Holstein vermehrt spürbar geworden. Das belegt der vom Deutschen Wetterdienst (DWD) neu aufgelegte Klimareport Schleswig-Holstein, den Joschka Knuth (Grüne), Staatssekretär im Ministerium für Energiewende, Klimaschutz, Umwelt und Natur (MEKUN), am Dienstag in Flintbek überreicht bekam. „Wir müssen den Klimaschutz entschlossen und mit gemeinsamer Kraft angehen und uns schon heute auf nicht zu vermeidende Folgen einstellen“, machte er deutlich.

Knuth nahm das 67-seitige Dokument vom Deutschen Wetterdienst und dem Landesamt für Umwelt (LfU) entgegen. Der Report, den der DWD in Zusammenarbeit mit dem LfU herausgegeben hat, fasst die regionalen Veränderungen des Klimas und die damit verbundenen Auswirkungen auf das nördlichste Bundesland zusammen. Die Erstauflage erschien 2017.

„Die Aktualisierung des Klimareports ist eine wichtige Datengrundlage für die Arbeit der Landesregierung. Sie gibt uns Hinweise für dringend notwendige Klimaschutz- und Klimaanpassungsmaßnahmen“, sagte Knuth. „In diesem Monat noch soll das Klimaschutzprogramm im Kabinett verabschiedet werden: Ein zentraler Baustein für unseren Weg zum ersten klimaneutralen Industrieland.“

Niederungen betroffen

Der Klimareport verdeutlicht die bisherigen Auswirkungen des Klimawandels und stellt Prognosen für verschiedene Klimaszenarien der Zukunft auf: So kann der Meeresspiegel bei quasi ungebremsten Treibhausgasemissionen bis 2100 um mehr als 1 m ansteigen. Besonders für die Niederungen sind das keine guten Nachrichten. „Die Auswirkungen des Klimawandels, mit Starkregen und steigendem Meeresspiegel, beanspruchen unsere unter Normalnull gelegenen Landstriche massiv. Mit der Niederungsstrategie und ersten Pilotprojekten unterstützen wir die Betroffenen beim nachhaltigen Wassermanagement und machen Schleswig-Holstein klimafit“, erklärte Knuth.

In Schleswig-Holstein war 2017 die jährliche Durchschnittstemperatur 1,3 K höher als 1881. 2023 waren es bereits 1,6 K. Langfristig wird ein weiterer Anstieg der Temperaturen erwartet. Beim „Weiter wie bisher“-Szenario könnten dies bis 2100 etwa 3,6 K sein. Beim Klimaschutz-Szenario ist eine Erhöhung um „nur“ 1,2 K zu erwarten.

Der Klimawandel führt durch die höhere Lufttemperatur zu mehr Niederschlags-Extremereignissen, denn der Zusammenhang zwischen der Lufttemperatur und dem Wassergehalt der Luft verläuft exponentiell. Ein hoher Grundwasserspiegel kann das Hochwasserrisiko zusätzlich erhöhen, wie erst kürzlich über den Jahreswechsel deutlich wurde. Mit der Sturmflut an der Ostsee und den schweren Überflutungen an der Nordsee wurde deutlich, worauf sich Schleswig-Holstein in Zukunft einstellen muss. Sogenannte Jahrhundertereignisse werden zukünftig immer häufiger auftreten. Dabei schwanken die Extreme oft zwischen zu viel und zu wenig. Insgesamt hat die Jahresniederschlagsmenge seit 1881 im Land um rund 123 l/m2 zugenommen.

„Voraussichtlich werden Extremsituationen wie andauernde Trockenheit und Zeiten erhöhter Niederschläge insgesamt zunehmen“, so Matthias Hoppe-Kossak, Direktor des LfU. Der Report verdeutliche beispielhaft die bereits vorhandenen Auswirkungen des Klimawandels – etwa auf den Boden. So halten die Folgen des Dürrejahres 2018 regional, trotz aktuell intensiver Niederschläge, für den Bodenwasserhaushalt, das Pflanzenwachstum und die Landwirtschaft in Schleswig-Holstein an. Hoppe-Kossak erläuterte die bisherigen Veränderungen ergänzend anhand der Temperaturentwicklung. Die fünf wärmsten Jahre in Schleswig-Holstein seit Beginn der Temperaturaufzeichnung im Jahr 1881 liegen in der Zeit von 2014 bis 2022.

Einbußen bei Erträgen

Eine Auswertung der Ertragsermittlung des Statistischen Amtes für Hamburg und Schleswig-Holstein zeigt, dass landesweit die Ernteerträge 2018 im Vergleich zum langjährigen Mittel (1991 bis 2022) bei allen sieben betrachteten Ackerfrüchten um etwa 20 % sanken.

Die sandigen und grundwasserfernen Böden der Geestlandschaften waren am stärksten von Ertragsausfällen infolge der Trockenheit betroffen. Diese könnten sich somit in Zukunft mit steigenden Temperaturen und sinkenden Sommerniederschlägen als zunehmend ertragsunsicher erweisen und die Anpassungsfähigkeit vieler Tier- und Pflanzenarten sowie der Lebensräume fordern. Eine klimaangepasste Bewirtschaftung in allen Bereichen ist deshalb für Schleswig-Holstein von besonderer Bedeutung.

Auch die phänologischen Jahreszeiten – also die im Jahresverlauf periodisch wiederkehrenden Erscheinungen in der Natur – und damit einhergehend die Vegetationsperiode haben sich schon jetzt nachweisbar verändert und werden dies voraussichtlich weiter tun. „Mit potenziell weitreichenden Folgen für die Vielfalt und Stabilität von Arten und Ökosystemen, der Lebensgrundlage unserer Gesellschaft“, machte Knuth deutlich.

Dr. Christina Koppe, DWD-Abteilungsleiterin Klima- und Umweltberatung, verdeutlichte: „Der Klimawandel ist auch in Schleswig-Holstein Realität und zeigt sich bei den verschiedenen im Klimareport ausgewerteten meteorologischen Größen. Der Klimawandel stellt für jeden von uns eine bedeutende Herausforderung dar, etwa durch vermehrt auftretende Tage mit starker Wärmebelastung oder durch eine steigende Häufigkeit und Intensität von extremen Witterungsereignissen wie längeren Dürreperioden oder lokal auftretenden Starkniederschlagsereignissen.“

Die Jahresmitteltemperatur ist in Schleswig-Holstein im Zeitraum 1881 bis 2022 um 1,6 K angestiegen. Im Zuge dessen hat sich die Anzahl heißer Tage seit 1951 mehr als vervierfacht. Im Sommer 2022 wurde in Grambek, Kreis Herzogtum Lauenburg, mit 39,1 °C ein neuer Temperaturrekord für Schleswig-Holstein vom DWD gemessen. Das sich bei fortschreitendem Klimawandel verändernde Klima in Schleswig-Holstein wird das Land in den nächsten Jahrzehnten vor besondere Herausforderungen stellen.

Der Klimareport Schleswig-Holstein ist beim LfU in gedruckter Form bestellbar und online abrufbar unter dwd.de/klimareports

Rundköpfiger Apfelbaumbohrer noch immer auf Fehmarn

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Der Rundköpfige Apfelbaum­bohrer (Saperda candida) ist noch immer auf Fehmarn. Leider ­wurden einzelne Funde bestätigt, sodass Ende Januar erneut Rodemaßnahmen zur Tilgung des Schädlings in einem abgegrenzten Gebiet erfolgen müssen, aber in kleinerem Umfang als bereits Anfang des Jahres 2023.

Für die Maßnahmen in diesem Jahr ist am 16. Dezember 2023 eine überarbeitete amtliche Allgemeinverfügung in Kraft getreten und veröffentlicht worden, die ursprüngliche behält aber außer in den geänderten Passagen ihre Gültigkeit. Die Landwirtschaftskammer setzt die notwendigen Maßnahmen nun im Rahmen der geltenden Gesetze um.

Dr. Tim Birr, Fachbereichsleiter Pflanzenschutz, erläutert die bisherigen und zukünftigen Maßnahmen zur Bekämpfung des Schädlings. Foto: Tanja Bahr

Am 15. Januar 2024 ist die Bevölkerung im Gasthof Meetz in Bannesdorf auf Fehmarn abends über die geplanten Maßnahmen und das Vorgehen von den Experten des amtlichen Pflanzenschutzdienstes bei der Landwirtschaftskammer und des Landwirtschaftsministeriums (MLLEV) informiert worden. An dieser Informationsveranstaltung nahmen rund 35 interessierte und betroffene Bürgerinnen und Bürger teil.

Die Experten zeigten das betroffene Gebiet. Zur Veranschaulichung wurden Exponate von befallenen Hölzern ausgestellt, welche von den Anwesenden interessiert in Augenschein genommen wurden. Der Leiter des amtlichen Pflanzenschutzdienstes, Dr. Tim Birr, stellte den Lebenszyklus des Quarantäneschädlings dar und beschrieb die bereits im vergangenen Jahr durchgeführten Maßnahmen sowie die jährlich wiederkehrenden Arbeitsschritte durch den Pflanzenschutzdienst zur Tilgung des Schädlings. Er wies insbesondere darauf hin, dass die Bürgerinnen und Bürger bei entsprechenden Beobachtungen von Genagsel oder Bohrlöchern in ihren Gärten oder an Pflanzen auf öffentlichen Flächen diese umgehend an den Pflanzenschutzdienst melden sollten, damit dort zeitnah weitere Maßnahmen veranlasst werden könnten. Es wurden anhand einer Karte die neue Befallszone sowie ein Befallsverdacht dargestellt. Die Rodemaßnahmen sind ab Ende Januar 2024 geplant. Das Pflanzenmaterial wird anschließend thermisch vernichtet. Es sind in der neuen Befallszone 200 m Knick betroffen sowie bei dem Befallsverdacht westlich von Todendorf vier Wirtspflanzen (Weißdorn). Das Ausmaß der Bekämpfungsmaßnahmen ist damit um ein Vielfaches kleiner als zu Beginn des vergangenen Jahres.

Anna Chwirot von der LKSH erläutert das Monitoring. Foto: Tanja Bahr

Anna Chwirot ist bei der Kammer für die regionale Pflanzengesundheit, unter anderem im Kreis Ostholstein zuständig. Sie erklärte die Monitoringmaßnahmen, welche überwiegend anhand von visueller Prüfung erfolgen, teils aber auch unter Beteiligung von Spürhunden stattgefunden haben, und informierte über weitere Schritte.

Die Fragen der anwesenden Bürgerinnen und Bürger wurden erörtert. Hierbei wurde deutlich, dass die Betroffenen sich eine zeitnahe Information über die Ergebnisse des Monitorings und anstehenden Maßnahmen sowie deren Umsetzung wünschen. Der Zeitrahmen zwischen amtlich bestätigtem Befall bis zur Erledigung der Maßnahmen, insbesondere der Rodung sei zu lang. Die Juristin der Kammer, Tanja Bahr, wies darauf hin, dass die verwaltungsrechtlichen Schritte, aber auch die Einhaltung der rechtlichen Rahmenbedingungen, hier insbesondere auch der Natur- und Artenschutz und vergaberechtliche Vorgaben eine gewisse Zeit in Anspruch nähmen. Gefahr im Verzug bestehe aber aufgrund der langen Entwicklungszeit der Larven nicht, welche eine sofortige Entnahme von Pflanzen bei Befallsverdacht oder bestätigtem Befall rechtfertigen würde.

Dr. Gert Petersen vom Landwirtschaftsministerium versicherte erneut, dass die Landesregierung die betroffenen Bürgerinnen und Bürger „nicht im Regen stehen lasse“ und anstrebe, für die neuen notwendigen Rodungsmaßnahmen und Kompensationspflanzungen finanziell aufzukommen.

Auch diesmal sind Wiederherstellungsmaßnahmen entsprechend den Vorgaben durch die zuständige Untere Naturschutzbehörde geplant.

Die Landwirtschaftskammer geht mit großer Umsicht und Sorgfalt vor und setzt die rechtlichen Vorgaben zur Beseitigung des Schädlings um.

Weitere Informationen zum betroffenen Gebiet und der Rechtsgrundlage finden sich auf der Internetseite der Landwirtschaftskammer.

Lucht: „Das ganze Land steht hinter uns“

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Schlepper überall: Der Schwerpunkt der Bauernproteste gegen die Sparpläne der Ampel-Regierung im Agrarsektor lag am Freitag (12. Januar) auf der Landeshauptstadt Kiel. Nach Angaben des Bauernverbandes Schleswig-Holstein (BVSH) waren mehr als 3.000 Landwirtinnen, Landwirte und Unterstützer mit ihren Fahrzeugen unterwegs. Bei einer Kundgebung auf dem Exerzierplatz sprachen unter anderem BVSH-Präsident Klaus-Peter Lucht und Landwirtschaftsminister Werner Schwarz (CDU).

Klaus-Peter Lucht

Lucht betonte die Friedlichkeit der Proteste und hob hervor, dass die Landwirte von vielen anderen Berufsgruppen unterstützt werden, zum Beispiel aus dem Speditionsgewerbe und dem Handwerk. „Die Zustimmung der Bevölkerung für unsere Anliegen liegt bei mehr als 80 Prozent“, so der BVSH-Präsident. Er forderte die Regierung auf, auch die abgeschwächten Sparbeschlüsse vollständig zurückzunehmen, um anschließend auf Augenhöhe über die Zukunft der Landwirtschaft zu diskutieren. Über Jahre hinweg habe die Agrarbranche Veränderungsprozesse begleitet. Als Beispiele nannte Lucht die Zukunftskommission Landwirtschaft, das Kompetenznetzwerk Nutztierhaltung und den Dialoprozess zur Zukunft der Landwirtschaft in Schleswig-Holstein. „Die Ampel setzt die Vorschläge aber nicht um“, kritisierte der BVSH-Präsident. Im Gegenteil: Das Ordnungsrecht nehme immer mehr zu. Das koste Wettbewerbsfähigkeit und damit Betriebe. Er betonte, dass es nicht zu neuen „Laberrunden“ kommen dürfe. Es müsse jetzt darum gehen, ins Handeln zu kommen.

Werner Schwarz

Der Landwirtschaftsminister bezeichnete die von der Bundesregierung vorgeschlagenen Streichungen bei der Agrardiesel-Rückerstattung und der Kfz-Steuerbefreiung als „falsch“. Dies seien berechtigte Ausnahmen, die nicht einfach ohne Diskussion und Ausgleich abgeschafft werden dürften. Nach seiner Einschätzung sind die Sparvorschläge in einer Dreierrunde von Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD), Wirtschaftsminister Dr. Robert Habeck (Grüne) und Finanzminister Christian Lindner (FDP) entschieden worden.

Schwarz wolle sich dafür einsetzen, dass gerechtere Sparvorschläge entwickelt werden. Keine Lösung sei es jedoch, bereits zugesagte Mittel für die Fischerei wieder dem allgemeinen Haushalt zu übergeben.

Bauernprotest in Kiel
Bauernprotest in Kiel
Bauernprotest in Kiel
Bauernprotest in Kiel
Bauernprotest in Kiel
Bauernprotest in Kiel
Bauernprotest in Kiel


Ablehnung Schwarz auf Weiß

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Von Sommer bis Herbst 2023 fand ein Konsultationsprozess der Landesregierung zur möglichen Einrichtung eines Nationalparks in der schleswig-holsteinischen Ostsee statt. Von diesem liegt jetzt der Abschlussbericht vor. Die Ablehnung fast aller beteiligten Verbände ist dort Schwarz auf Weiß dokumentiert.

Bei den Workshops hatten Interessensvertreter aus den Bereichen Fischerei, Landwirtschaft, Naturschutz, regionale Wirtschaft, Tourismus und Wassersport die Möglichkeit, sich frühzeitig in den Diskussionsprozess einzubringen. Dabei konnten sie sowohl Chancen als Risiken und Befürchtungen einbringen. Auch der Bauernverband Schleswig-Holstein hatte im Workshop Landwirtschaft sowie dem Verzahnungsworkshop die Positionen der landwirtschaftlichen Betriebe eingespeist.

Zum Abschluss dieses Prozesses legte Dr. Peter Schottes von der beauftragten Beratungsfirma Eisenschmidt Consulting Crew nun den Bericht vor. Dieser ist auf der Website des Ministeriums für Energiewende, Klimaschutz, Umwelt und Natur (MEKUN) abrufbar unter https://t1p.de/fz7qc. Der 89-seitige Bericht fasst den Ablauf und die Ergebnisse aller Workshops zusammen und enthält eine Gesamtschau des Moderators über den Prozess. Das MEKUN betont in seiner Pressemitteilung, dass der Bericht ausschließlich die Perspektive des unabhängigen Moderators und nicht des Ministeriums wiedergebe.

Inhaltlich hat der Prozess gezeigt, dass die in den Workshops befragten Vertreter der eingebundenen Interessengruppen die Idee eines Nationalparks Ostsee überwiegend ablehnen. Als Hauptargument wird der fehlende Nachweis der Wirksamkeit eines Nationalparks seitens des Umweltministeriums genannt. Diese wird von der Mehrheit der am Konsultationsprozess Beteiligten angezweifelt. Als Gegenargument wird die Ausklammerung der wichtigen Themen Überdüngung des Meeres und die Munitionsräumung angeführt. Ausschlaggebend seien vor allem mannigfaltige Befürchtungen negativer Auswirkungen eines Nationalparks insbesondere auf die Wirtschaftskraft der Unternehmen, die Wertschöpfung im Tourismus und die Existenz der Fischereibetriebe gewesen.

Mögliche positive Auswirkungen, zum Beispiel durch Vermarktung des Labels „nachhaltiger Tourismus“, die Erholung von Arten und Lebensräumen oder eine Akzeptanzerhöhung für den Naturschutz seien demgegenüber in dem Konsultationsprozess in deutlich geringerem Maße genannt worden.
Zum Prozess als solchem ist aus Sicht des Moderators bemerkenswert, mit welcher Vehemenz die Ablehnung gegenüber der Idee des Nationalparks zum Ausdruck gebracht wurde. Der Workshop sei nur selten dazu genutzt worden, Fragen zum Zwecke der persönlichen Meinungsbildung zu stellen. Aus dem Verzahnungsworkshop wird eine besonders ernüchternde Situation geschildert: „Nachdenklich gestimmt hat es uns, als wir dort die Einschätzung geäußert haben, dass das Vertrauen der Konsultationsteilnehmer in Politik und in das Umweltministerium offenbar schwer gestört ist und dafür von der überwiegenden Mehrzahl aller Anwesenden Zustimmung in Form heftigen Nickens geerntet haben.“

Im Fazit hält der Verfasser des Abschlussberichtes schließlich fest: „Bei aller Auseinandersetzung um das Für und Wider eines Nationalparks Ostsee hat der Konsultationsprozess die Frage ,Was braucht die Ostsee?‘ in einer Intensität in den Fokus des öffentlichen Interesses gerückt, die es so bislang nicht gegeben hat. Und bei allem Widerstand gegen die Idee des Nationalparks hat es ebenso ein deutliches Bekenntnis aller Stakeholder zum Ostseeschutz an sich gegeben.“

Mit dem Abschlussbericht liegt somit der im Koalitionsvertrag vereinbarte Wegweiser für die nun Mitte Februar anstehende Befassung durch das Kabinett vor. Dementsprechend verweist Umweltminister Tobias Goldschmidt (Grüne) auf die Bedeutung des Prozesses als wichtigen Baustein für die Entscheidungsfindung. In seiner Pressemitteilung hebt das MEKUN zudem hervor, dass – abweichend von den Äußerungen des Ministers während des laufenden Prozesses – parallel zu dem Konsultationsverfahren wohl doch zahlreiche Maßnahmenvorschläge sowie Stellungnahmen und Hinweise zum Ostseeschutz im MEKUN eingegangen seien. Diese wolle man auswerten und in einen Vorschlag für einen besseren Schutz der Ostsee einfließen lassen.

BUND-Umfrage: Über die Hälfte der Bevölkerung soll dafür sein

Der Naturschutzbund BUND hat eine repräsentative Umfrage mit 1.500 Teilnehmern bei dem Berliner Institut Civey beauftragt. Gemäß deren Ergebnis sind 53,6 % der Schleswig-Holsteiner „für einen Nationalpark Ostsee“. Spitzenwerte führen demnach die kreisfreien Städte mit 64,4 % (Neumünster) bis 72,0 % (Flensburg). Nur der Kreis Ostholstein bliebe mit 34,8 % Zustimmung unter der 50-%-Marke.

Während Befürworter eines Nationalparks Ostsee die Umfrage als Bekräftigung sehen, kritisieren Gegner sie als „unseriös und unbrauchbar“. So seien die Teilnehmer allgemein nach der Sinnhaftigkeit eines Nationalparks in der Ostsee ohne Bezug zu Deutschland gefragt worden, schreibt der Fehmarner Kiteboarding-Unternehmer Jochen Czwalina. Auch zweifelt er den Begriff „repräsentativ“ als unklares Konzept an. Die CDU-Politikerin Cornelia Schmachtenberg bemängelte, dass die Umfrage nicht darauf eingehe, was ein Nationalpark für Anwohner und Wirtschaft bedeute und was er für einen besseren Schutz der Ostsee bringe.  kel

Siegerhengst ist der Traum eines jeden Züchters

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Einen Siegerhengst zu züchten, das ist wohl der Traum eines jeden Züchters. Für Hans-Otto Krohn wurde er in diesem Jahr wahr. Der von ihm gezogene Corroniolo präsentierte sich in Elmshorn als Jahrgangsbester und wurde mit der begehrten Siegerschärpe geehrt. Die Zucht und den Stall hat Krohn inzwischen an seine Tochter Britta Höfs weitergegeben. Diese führt ihn mit der familiären Leidenschaft weiter und freut sich über den Erfolg, genau wie ihr Vater.

Direkt hinter dem Deich im Kaiser-Wilhelm-Koog an der Nordseeküste widmen sich die Krohns in dritter Generation der Zucht von Holsteiner Pferden. „Angefangen habe ich mit zwei Stuten, die mein Vater mir kaufte“, erinnert sich Hans-Otto Krohn. Da sein Bruder die Ackerflächen bekam, baute Krohn sich selbst auf einem Nebengehöft eine beachtliche Anlage auf. „Wir können hier bis zu 100 Pferde unterbringen“, berichtet Britta Höfs stolz und fügt hinzu: „Das hat mein Vater alles geschaffen.“ Krohn selbst ist da ganz bescheiden: „Wenn man was macht, dann muss man sich darauf konzentrieren, um es richtig zu machen“, sagt er.

Gemeinsam mit seiner Frau Christel bekam er damals Unterstützung von Maas Johannes Hell. „Der sagte, bau du mal deinen Stall, ich stelle dir den voll“, erinnert sich Krohn. Hell, selbst Züchter und Geschäftsführer des Holsteiner Verbandes, prägte damals entscheidend die Weiterentwicklung der Sportpferdezucht und die Vermarktung des Holsteiner Pferdes. Mit seiner Unterstützung stockte auch Hans-Otto Krohn immer weiter auf.

Heute hat die Familie rund 15 Zuchtstuten und obwohl der Hof seit fast vier Jahren von Britta Höfs geführt wird, hat der leidenschaftliche Pferdemann noch vier Zuchtstuten behalten. „Man ist ja doch von dem Virus infiziert und das lässt einen nicht los“, erklärt er. Eine dieser Stuten, Rosella IV von Cassini I, brachte vor inzwischen drei Jahren ein Hengstfohlen von Corniolo zur Welt. Corniolo, ein damals sehr junger Hengst aus der Zucht von Tjark Witt, war eine eher mutige Wahl, denn bei Junghengsten weiß man noch nicht viel über die Vererbung. Doch das Fohlen sei „direkt ein Hingucker“ gewesen, berichtet Krohn.

Fördernde Hände

Traditionell verkaufen die Krohns ihre Pferde bereits als Fohlen. „Wir sind gute Züchter, aber nicht auf die weitere Ausbildung ausgelegt“, erklärt Britta Höfs. Da sie so viele Zuchtstuten auf dem Hof hätten, nähmen sie gar keine Reitpferde auf. „Die sind durch Turnierteilnahmen doch immer noch anderen Erregern ausgesetzt und dieses Risiko möchte man in Bezug auf Zuchtstuten und ihre Fohlen nicht eingehen“, erklärt sie.

Beim Verkauf der Fohlen legt die Familie Wert darauf, dass ihre Pferde in die richtigen, fördernden Hände kommen. So wurde der kleine braune Hengst Tjark Witt angeboten, wie es auch schon in vorangegangenen Jahren mit diversen Fohlen der Fall war. In diesem Fall war es ihnen wichtig, dass der Youngster die Chance bekommen sollte, sich als Hengst zu beweisen. Auch Witt sah gleich das Potenzial: „Mit dem werden wir nach Neumünster fahren“, darüber waren sich Hans-Otto Krohn und Tjark Witt einig.

Der junge Corroniolo befeuerte schon kurze Zeit später die in ihn gesetzten Hoffnungen, als er Zweiter beim Fohlenchampionat wurde. „Bei Tjark bekam er immer eine kleine Sonderbehandlung“, berichtet Krohn. Der habe ihn gar nicht erst in eine Junghengstherde gesteckt, sondern gleich in eine Einzelbox. Im Sommer habe er mit vier Wallachen auf einer Koppel gestanden. So wurde sichergestellt, dass dem zukünftigen Vererber nichts passiert. „Ob ein Hengst wirklich gekört wird, liegt ja manchmal nicht nur an der Qualität. Die Röntgenbilder müssen stimmen und er muss gut ausgebildet sein“, weiß Krohn.

Die Extraarbeit lohnte sich. Am Ende kam der Erfolg dann zwar in Elmshorn und nicht in Neumünster, weil dort im vergangenen Jahr zum ersten Mal die Körung durchgeführt wurde, aber das Ergebnis war das Gleiche: nicht nur gekört, nicht nur prämiert, sondern sogar Siegerhengst. „Das war schon etwas Besonderes“, freut sich Hans-Otto Krohn, der zwar schon gekörte Hengste und hocherfolgreiche Sportpferde gezüchtet hat, aber eben noch keinen Siegerhengst: „Mehr geht eigentlich nicht.“

Hans-Otto Krohn aus Kaiser-Wilhelm-Koog, Kreis Dithmarschen, ist Züchter des Holsteiner Siegerhengstes 2023. Foto: Janne Bugtrup

Gerade rechtzeitig

Einziger kleiner Wermutstropfen: Die ganze Familie Krohn-Höfs war am Körungstag krank. „Wir lagen richtig flach“, erinnert sich Britta Höfs. Als Tjark Witt aber anrief und sagte: „Stummel, du musst kommen. Ich glaube, er kann das weit schaffen“, schleppte sich der mit seinem Spitznamen angesprochene Krohn aus dem Bett und fuhr nach Elmshorn. Er kam gerade rechtzeitig, um dort die Ehrung als Züchter des Siegerhengstes entgegenzunehmen. „Danach habe ich mich zu Hause gleich wieder ins Bett gelegt“, berichtet er. Den Erfolg schmälert das nicht.

Corroniolo wurde an das Landgestüt Warendorf verkauft, dort startet der Hengst seine sportliche Karriere und wird als Vererber eingesetzt. Bei den Krohn-Höfs geht derweil schon die nächste Fohlensaison los. „Wir sind immer früh dran“, erklärt Krohn. Ein Fohlen ist schon da und mit Spannung wird nun ein weiteres Fohlen von Corniolo erwartet. Auch Tjark Witt hat noch einen Sohn von Corniolo. „Der wird vielleicht auf der Sattelkörung vorgestellt“, verrät Hans-Otto Krohn. Die Faszination und Begeisterung für jedes gesunde Fohlen hat er nie verloren: „Ich freue mich über jedes Pferd, das gut einschlägt. Wir wissen ja nie, was dabei herauskommt.“