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Folgen der Nässe in Herbst und Winter

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Der Winter ist zwar noch nicht vorbei und könnte die Karten noch neu mischen, aber bereits jetzt stellt sich für viele Bestände von Wintergetreide und auch -raps landesweit die Frage, ob ein Umbruch mit folgender Neuansaat in Betracht gezogen werden muss. Hierbei sollten verschiedene Kriterien berücksichtigt werden.

Wie ist die verbleibende Pflanzenzahl, ist die Verteilung gleichmäßig oder nicht? Gleichmäßig dünne Bestände können bestenfalls durch gute Bestockung in einem wüchsigen Frühjahr die Zielgröße Ähren tragender Halme noch erreichen. Sind Teilflächen gezielt anzusprechen oder ist der gesamte Schlag betroffen? Bei flächenhaft sehr lückigen, ungleichmäßigen und schwach entwickelten Beständen muss umgebrochen werden. Weiterhin stellt sich die Frage, wie die Bodenstruktur einzuschätzen ist. Stark verschlämmte Flächen mit Verdichtungshorizonten durch nasses Ackern im Herbst leiden stark und die Wurzelentwicklung ist zusätzlich gestört. Diese Pflanzen werden sich kaum entwickeln. Eine Bodenansprache mit dem Spaten liefert hier hilfreiche Informationen. Gegebenenfalls kann in befahrbaren und abgetrockneten Beständen der Einsatz von Striegel oder einer Rollhacke, eventuell einer Ackerwalze zur Brechung oberflächlicher Krusten hilfreich sein. Unbedingt beurteilt werden muss auch die Vitalität der einzelnen Pflanzen. Sind sichtbar aktive Wurzeln (weiße Wurzelspitzen) vorhanden, wie weit sind der Blattapparat und insbesondere der Vegetationskegel intakt? Spielen Schneeschimmel oder in Wintergerste Typhula-Fäule eine Rolle? Vorsicht gilt auch nach der Anwendung von Herbiziden. Hier kann es unter Umständen in Neuansaaten zu Unverträglichkeiten kommen, deren empfindliche Schäden vorab ausgeschlossen werden sollten. Dabei kann ein Pflugeinsatz Probleme reduzieren.

In diesem Jahr besonders besteht aber die Frage nach den möglichen Alternativen. Sommergetreide wie Qualitätshafer und Sommer-(Brau-)Gerste, aber auch Sommerweizen dürften in der Ernte auf einen günstigen Markt treffen. Die Vermarktung von Körnerleguminosen ist regional gut möglich. Dennoch besteht das Problem der deutlichen Unterversorgung des Marktes mit Saatgut, da eine in ganz Mitteleuropa ertraglich und qualitativ schlechte Saatgut­ernte des letzten Jahres auf eine ungewöhnlich hohe Nachfrage durch die teils nicht mehr erfolgte Herbstaussaat trifft. Bei später Anbauentscheidung kann es regional zu Versorgungslücken kommen und Wünsche nach gezielt gewählten Sorten könnten nicht befriedigt werden. Der Anbau von Silo- und Körnermais ist eine mögliche Alternative und bietet auch den Vorteil von Aussaaten im fortgeschrittenen Mai, was eine späte Umbruchentscheidung ermöglicht. Jedoch muss hier der Markt im Blick behalten werden, ebenso wie die Frage nach der Fruchtwechselregelung (Glöz 7). In der Marsch kann Maisanbau eine Alternative sein, allerdings sollten frühe Sorten mit Blick auf die Ernte unbedingt in Betracht gezogen werden. Bei Körnermais müssen Trocknungskosten in der Regel berücksichtigt werden oder eine regionale Verwendung im Futter. Zudem ist der Markt vermutlich nur begrenzt aufnahmefähig.

Weitere Alternativen können unter anderem Zucker- oder Futterrüben (idealerweise mit Anbauverträgen), Ackergras oder Kleegrasanbau sein, ebenso wie die Anlage von Sommerzwischenfrüchten oder Blühflächen, entsprechend geförderte Maßnahmen vorausgesetzt.

Neben der eigentlichen Frage nach dem Weiterführen eines Bestandes oder der Neuetablierung sollte der geschädigte Pflanzenbestand genau geprüft und vorsichtig das Ertragspotenzial abgeschätzt werden. Die Etablierung von Sommergetreide und Körnerleguminosen birgt auch immer gewisse Unsicherheiten hinsichtlich des Bestellzeitpunktes und der folgenden Witterung. Zudem ist hier die Verfügbarkeit sehr kritisch und damit eine Neuetablierung vielfach schwer umsetzbar.

Anderer Blickwinkel auf  Vorstandsarbeit

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Mit nun schon drei Jungen LandFrauen im Vorstand setzt der OV Schwarzenbeck seine gute Zusammenarbeit mit den der nächsten Generation fort. Auf der Jahreshauptversammlung erhielt das Führungs-Team des Vereins jetzt weitere Unterstützung von der Jungen LandFrau Ann-Kathrin Bernhöft.

Bereits vor zwei Jahren wurden zwei Junge LandFrauen als Beisitzerinnen in den Vorstand aufgenommen, auch mit dem Anliegen, einiges aus einem anderen Blickwinkel betrachten. Inzwischen ist der Vorstand sehr glücklich darüber, dass sich die beiden jungen Damen sich so engagiert einbringen. Eine von ihnen, Alex Funke, hat bereits die Qualifizierung „Aktiv im Ehrenamt“ abgeschlossen und bringt ihre Ideen nicht nur im Ortsverein, sondern neuerdings auch im Kreisverband ein. Zudem war sie bereits bei der Arbeitstagung in Neumünster auf der Bühne als Diskussionspartnerin rund um das Thema „Unsere Zukunft: Junge LandFrauen“.

Die andere, Kati Siemers, ist privat noch etwas eingeschränkt mit zwei kleinen Kindern. Sie hat aber den Instagram-Auftritt des Vereins übernommen, und das ist sehr gut für die Öffentlichkeitsarbeit und die Kommunikation im Verein.

Der Vorstand freut sich, dass das Miteinander mit den Jungen LandFrauen so gut läuft.

Nach der Jahreshauptversammlung sprach Katharina Seyer, Kriminalhauptkommissarin i. R., über neue Betrugsmaschinen wie Enkeltrick, Schockanrufe und falsche Polizisten. Die Betrüger gingen so perfide vor, dass viele Menschen darauf hereinfielen. Eine der anwesenden LandFrauen brachte den Mut auf zu berichten, dass auch sie beinahe um viel Geld betrogen worden wäre. Im letzten Moment habe eine aufmerksame Bankmitarbeiterin mit ihr gesprochen und die Polizei eingeschaltet.

Messeflair und Partystimmung

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Bei der Internationalen Grünen Woche (IGW) in Berlin dabei zu sein, ist für jeden Landjugendlichen etwas Besonderes. Auch in diesem Jahr bot die Reise in die Hauptstadt Messeflair, Berliner Luft und Partystimmung, denn es ging in Schapptüch zum Ball des BDL oder ganz leger zur Party mit der Band „Krachleder“.  

Fünf Busse fuhren in diesem Jahr aus Schleswig-Holstein in die Hauptstadt zur IGW, darunter der Bus des Landjugendverbandes. Die Stimmung war voller Vorfreude und Spannung auf die kommenden vier Tage. Neben alt bekannten Teilnehmern, die schon fast ein Jahrzehnt mitfahren, war es für andere das erste Mal.

Schon bei der Ankunft – ganz Schleswig-Holstein war im gleichen Hotel untergebracht – kam das vertraute IGW-Gefühl auf: Man ist weit weg von zu Hause und fühlt sich durch die bekannten Gesichter doch etwas heimisch. Während der Willkommenstrubel im Hotel seinen Lauf nahm, hatte auf der Messe für einige der Junglandwirte­kongress begonnen. Es ging um das Thema „Lieferkettenkarrussel – Landwirtschaft unter Druck?“, unter dem konstruktiv und zugleich kritisch über die Nachweispflicht ab 2025, „bürokratische Monster“, Mindeststandards und faire Wettbewerbsbedingungen diskutiert wurde.

Am Abend ging es in die Columbiahalle zu der Fete des Bundes der Deutschen Landjugend (BDL). Die Liveband Krachleder brachte die ganze Halle zum Tanzen. Es wurde den ganzen Abend gesungen und gelacht: der perfekte Start für ein Wochenende in Berlin.

Tag zwei begann wie immer mit der Jugendveranstaltung des BDL. Nach der einführenden politischen Diskussion folgte die Filmpremiere der Berlin-Brandenburgischen Landjugend. Dies war das allererste Mal, dass kein Theaterstück zu sehen war. Mit einfachen Mitteln wurde in dem Film wiedergegeben, wie man auch als Zugezogener auf dem Dorf in die Gemeinschaft aufgenommen wird. Dabei wurden verschiedene Facetten der Landwirtschaft und des ländlichen Raumes beleuchtet.

Anschließend ging es vom CityCube direkt hinüber auf die Messe. Dort gab es viele kulinarische Spezialitäten aus der ganzen Welt sowie heimische Köstlichkeiten aus den verschiedenen Bundesländern. Was natürlich auch nicht fehlen durfte, war der Besuch am Landjugendstand auf dem Erlebnisbauernhof. Der wurde in diesem Jahr von der Landjugend Rheinland-Nassau gestaltet. Die Lajus mischten auf unterhaltsame Weise Entenangeln mit politischen Themen und sorgten für viele Gespräche und einen guten Austausch.

Einige der Teilnehmer hatten noch ein weiteres Ziel, die Kulturveranstaltung. Dabei ging es in diesem Jahr zur Vorführung der Blue Man Group. Die Gruppe von Schauspielern und Musikern, die als stumme, blau maskierte Personen performen, ist schon seit vielen Jahren Kult.

Nach so einem bunt gefüllten Tag stand noch ein Besuch bei unseren benachbarten Freunden an, denn die Niedersachsenfete rief. Ein weiterer Abend mit Liveband, an dem durch die Nacht getanzt werden konnte.

Der letzte ganze Tag in Berlin begann für die Reisegruppe der Landjugend mit etwas Bildung im Spionagemuseum, das Exponate von den Anfängen der Spionage zu Zeiten der Ägypter bis zur heutigen Technologie zeigt. Vom BH mit integrierter Kamera bis zum hoch komplexen System der Nachrichtenverschlüsselung konnte einiges bewundert werden. Dabei gab es auch immer wieder die Möglichkeit, sein eigenes Spionagetalent an Stationen zu beweisen.

Der Nachmittag konnte von allen Teilnehmern frei gestaltet werden. Während einige noch einmal über die Messe gingen und dort auch am BDL-Jugendforum mit dem Thema „Im Gespräch mit einem Rabbiner und einem Imam“ teilnahmen, nutzten andere die Zeit, um Sehenswürdigkeiten Berlins zu erkunden.

Den Abschluss einer jeden Fahrt zur IGW bildet der BDL-Landjugendball. Dort hieß es für die Schleswig-Holsteiner mit Fähnchen und in Schapptüüch ab auf das Tanzparkett. Traditionell beginnt der Abend mit einem Eröffnungswalzer aller Landesvorsitzenden. Mit Discofox und Co. ging es dann für alle durch den letzten Abend.

Am Dienstagmorgen mussten dann nur noch die Koffer gepackt werden und es ging zurück in die Heimat. Bis zum nächsten Mal, denn auch 2025 wird die IGW wieder viele Landjugendliche nach Berlin ziehen. 

Was steckt in der Milchtüte und im Schnitzel?

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Bei den Bauernprotesten und in der aktuellen Diskussion sind immer wieder Schlagworte zu hören wie „Der Bauer bekommt zu wenig vom Endpreis der Lebensmittel ab“ oder „Die Supermärkte verdienen auf Kosten der Bauern“. Wie verteilen sich die Preisanteile tatsächlich auf die verschiedenen Stufen der Herstellungskette und warum?

Das Bauernblatt hat die Agrarmarkt Informations-Gesellschaft (AMI) und das Institut für Ernährung und Ernährungswirtschaft (IFE) sowie Wissenschaftler der Christian-Albrechts-Universität (CAU) zu Kiel und der Fachhochschule (FH) Kiel befragt.

Vom Schwein zum Schnitzel: Der Anteil des Rohstoffes am Verbraucherpreis …

Es ist kaum verwunderlich, dass die Kostenanteile sehr vom Produkt abhängen und innerhalb des Produktes zusätzlich von der Herstellung: bio oder konventionell, Haltungsstufe, Eierklasse, an Milchsorten stehen sechs bis sieben verschiedene im Regal von H-Milch bis Weidemilch mit verschiedenen Fettanteilen.  Und schließlich folgen die Verbraucherpreise den Erzeugerpreisen erst mit zeitlicher Verzögerung, die ein paar Wochen ausmachen kann.

Über alle Produkte gemittelt sieht Martin Braatz, Professor für Agrarökonomie mit dem Schwerpunkt Betriebswirtschaft und Marketing an der FH Kiel, einen Preisanteil von rund 25 % für die Rohstoffe von Lebensmitteln – „nur ein kleiner Anteil für die Bauern“, findet er. Der war, jeder weiß es, früher größer, auch wenn es Täler gab mit um die 20 ct/l für Milch in der Milchkrise um 2015.

… beträgt für Lebensmittel im Durchschnitt rund 25 %.   Fotos: kel, Imago

Mehr Dienstleistungen im Preis enthalten

Als Grund für das allgemein weitere Verhältnis zwischen Erzeuger- und Verbraucherpreisen sieht Braatz vor allem Veränderungen im gesellschaftlichen Verhalten: „Die Verbraucher wollen mehr Dienstleistungen haben: Convenience-Produkte fertig in den Mund, Möhren geraspelt und mit Soße, gewürztes Grillfleisch statt dem zerlegten Rind in der Kühltruhe – alles, was die Oma früher selbst geschlachtet oder eingeweckt hat.“  Heute habe man gar nicht mehr die privaten Lagerkapazitäten – einen Kühlschrank mit Gefrierfach. Die Verpackungen sind kleiner. „Wer kann heute zehn Kilo Kartoffeln in der warmen Wohnung lagern, ohne dass sie keimen?“

Der Außer-Haus-Verzehr habe gewaltig zugenommen, vom Restaurantbesuch über die Betriebskantine bis zur Schul- und Kitaverpflegung. Aber auch die Landwirtschaft habe Dienstleistungen abgegeben an Transport- und Lohnunternehmen. Die damit verbundenen komplementären Dienstleistungen müssten Menschen erbringen, die entlohnt würden. „Die Löhne sind nach oben geschossen und ebenfalls die Energiekosten.“  Ein Beispiel: Die zuvor genannten vielen Milchsorten müssen alle in der Meierei abgefüllt werden, das verursache Produktionspausen für Umstellung und Reinigung. „Die erhöhte Wahlfreiheit macht auch die Milch teurer“, erklärt Braatz.

Laut AMI haben Eier mit 78,72 % das engste Erzeuger-Verbraucher-Preisverhältnis – außer Verpackung und Transport ist für sie kaum eine Zusatzleistung zum Rohprodukt erforderlich. Dass das Verhältnis bei Kartoffeln wesentlich weiter ist (31 %), könnte verwundern, deutet aber darauf hin, dass auch dort inzwischen erhebliche Dienstleistungen anfallen, etwa Aussortieren und Lagerung im ­Handel.

Der Weltmarkt ist ausschlaggebend

Durch die gestiegenen Zusatzkosten verschieben sich die Anteile am ebenfalls gestiegenen Endpreis, doch dies für sich genommen, so Braatz, wirke sich nicht nachteilig auf das Entgelt für den Landwirt aus. Dieses werde maßgeblich beeinflusst durch die Rohstoffpreise auf dem Weltmarkt. Die Spanne des viel gescholtenen Lebensmitteleinzelhandels (LEH) – 16 % bei Milch laut IFE – sieht Braatz als „sehr gering“ im Vergleich mit anderen Industrieländern. Dies sei bedingt durch die hohe Konkurrenz hierzulande.

Dies bestätigt Uwe Latacz-Lohmann, Professor für landwirtschaftliche Betriebslehre und Produktionsökonomie an der CAU. „Das Modell des LEH ist die Kostenführerschaft. Aufgrund des starken Wettbewerbs versucht er, die Verbraucherpreise niedrig zu halten, besonders bei Lockprodukten wie der Milch. Der größte Hebel dabei ist der Einkaufspreis.“

Daher komme durchaus ein Druck „von oben“ auf die Erzeugerpreise. Wenn nun auf dem Weltmarkt zum Beispiel hohe Milchpreise gezahlt werden, können die Meiereien ausweichen und die Milch in den Export geben, etwa als Milchpulver, Butter oder Käse. Wenn die Weltmarktpreise allerdings niedrig sind, gibt es keine Vermarktungsalternativen, und die Meiereien sind in einer schlechten Verhandlungsposition. Die Landwirte indes haben nur über ihre Miteigentümerschaft an den Meiereigenossenschaften einen Einfluss auf die Preisgestaltung, „einen recht geringen Einfluss“, wie Latacz-Lohmann einräumt.

Zurück zur Ausgangsfrage: Ist der LEH „schuld“ am oft geringen Anteil der Erzeuger am Gesamtpreis der Lebensmittel? Tatsächlich haben die Bauern kaum Einfluss auf die Preisgestaltung des LEH, sie können aber bei günstiger Marktlage auf andere Abnehmer ausweichen. Zusätzliche Dienstleistungen haben jedoch keinen Einfluss auf die Rohstoffpreise.

Raus aus der Blase!

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„Raus aus der Blase – wie kommuniziert der Zukunftsbauer?“ war der provokante Titel eines Fachforums auf der Internationalen Grünen Woche in Berlin zum gleichnamigen Konzept des Deutschen Bauernverbands (DBV). Und provokant zur Sache ging es auch auf dem Podium. Ja, sind wir Bauern denn in einer Blase?

Die Podiumsteilnehmerinnen und der -teilnehmer ließen jedenfalls keinen Zweifel daran, dass in puncto Kommunikation mit der nichtlandwirtschaftlichen Öffentlichkeit noch Luft nach oben und selbstkritische Reflexion durchaus angebracht sei. Dabei sparten sie nicht die aktuellen Bauernproteste aus.

„Die Demonstrationen haben die Themen der Landwirtschaft sichtbar gemacht, das hat der Branche geholfen. Doch die wenigsten sind von den Schleppern heruntergestiegen und in den Dialog getreten“, sagte Susanne Schulze-Bockeloh, Vizepräsidentin des DBV und Vorsitzende der AG „Zukunftsbauer“ auf Bundesebene. Jetzt gehe es darum, nicht bei Parolen stehen zu bleiben, sondern Botschaften und Lösungen zu setzen.

Konkrete Forderungen seien hilfreicher als plakative Schlagwörter, bekräftigte die Agrarjournalistin der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ (FAZ), Anne Kokenbrink. Es stelle sich die Aufgabe, komplexe Zusammenhänge allgemein verständlich herunterzubrechen. So müsse zum Beispiel die Forderung nach Bürokratieabbau konkret mit Beispielen versehen werden.

Als nicht falsch, aber nicht weiterführend wurde auf dem Podium das Motto „Der Bauer als Ernährer“ gesehen, das derzeit vielfach auf Schildern an den Treckern transportiert wird. „Von der Parole ,Wir machen euch satt‘ sollten wir wegkommen“, meinte die Landwirtin und Agrar-Podcasterin Maja Mokwitz. „Das wirkt von oben herab und bietet keine Diskussionsgrundlage. Eine zeitgemäßere Frage wäre eher: ,Wie wollen wir satt werden?‘ – unter Wahrung von Umwelt und Tierwohl.“ Überhaupt empfahl sie den Bauern, nicht nur Botschaften zu verkünden, sondern den Gesprächspartnern zuzuhören und ihnen auch Fragen zu stellen: Wovor habt ihr Angst? Warum seht ihr uns Bauern so und so?

Jörg Struve ist Schweinehalter aus Nübel bei Schleswig und von Anfang an in der AG Zukunftsbauer dabei. „Die Menschen müssen sehen, was wir machen“, betont er und bringt ein Beispiel: „Ich erfuhr nebenbei, dass ein Nachbar im Dorf davon ausging, dass ich 40 Mitarbeiter beschäftige, während es tatsächlich zehn sind.“ Nun hat Struve Schilder aufgestellt, die auf seine Homepage hinweisen, wo er seinen Betrieb darstellt. Die Proteste hätten erreicht, dass die Probleme der Bauern in der Gesellschaft angekommen sind. Nun gelte es, Perspektiven zu entwickeln und zu kommunizieren. Struve: „Veränderung ist nicht bauerntypisch, sondern gesellschaftstypisch. Die Ernährung ändert sich, und wir sollten darauf eingehen und es nicht anderen überlassen.“

Moderatorin Sofie Sponbiel (DBV) fasste das Konzept des Zukunftsbauern zusammen. Im Zentrum steht ein zukunftsweisendes Selbstverständnis: heraus aus der Opferhaltung, weg von Schuldzuweisungen, hin zur Rolle als Gestalter und Lösungsanbieter für die Herausforderungen der Gesellschaft – das Ganze allerdings als tragfähiges Geschäftsmodell. Schulze-Bockeloh brachte es so auf den Punkt: „Wir haben viele tolle Dinge zu zeigen, die wir machen!“

Info

Grundlage des Konzeptes Zukunftsbauer ist eine Studie des Instituts Rheingold Salon, die vom DBV beauftragt wurde und in der 275 Landwirte und 1.033 nichtlandwirtschaftliche Verbraucher befragt und die Ergebnisse ausgewertet wurden. Das Bauernblatt wird in einer Serie über das Konzept Zukunftsbauer berichten und Landwirte und Landwirtinnen aus Schleswig-Holstein vorstellen, die bereits daran teilnehmen. 

Esel richtig halten

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Der Esel ist eine Tierart, über deren Haltung und Gesundheit viele Halter zu wenig informiert sind. Der Schweizer Tierschutz (STS) ließ daher in mehreren Online-Seminaren Experten zur Gesundheit, Haltung und Fütterung des Esels zu Wort kommen. Dabei wurde schnell klar, dass Esel andere Ansprüche an Fütterung und Haltung haben als Pferde.

Der Tierarzt und Eselkenner Hans­peter Meier hielt fest: „Der Esel ist kein kleines Pferd.“ Das zeige sich schon in seiner Herkunft. Während Hauspferde in den grünen Steppen Asiens domestiziert wurden, stammen die Vorfahren der Hausesel vom Afrikanischen Esel ab. Dessen Lebensraum sind die rauen und gebirgigen Gebiete Ostafrikas. Esel haben daher andere Ansprüche an ihre Ernährung und Umgebung als Pferde.

Die Tiermedizin habe den Esel als vermeintliches „Pferd des armen Mannes“ lange Zeit vernachlässigt. Erst in neuerer Zeit gebe es eselspezifische Fachliteratur. „Viele Krankheiten sind haltungsbedingt“, stellte Meier außerdem fest. Um ihnen vorzubeugen, müsse man die Eigenheiten des Esels verstehen, namentlich seine „Sturheit“ sowie sein Ernährungsverhalten. Die Zucht von Eseln solle man Fachleuten überlassen.

Prof. Ingrid Vervuert vom Institut für Tierernährung, Ernährungsschäden und Diätetik der Universität Leipzig kennt sich mit der Fütterung von Eseln und Mauleseln, der Kreuzung von Esel und Pferd, aus. Wie Pferde seien auch Esel „Dauerfresser“, erklärte sie. Doch noch mehr als beim Pferd besteht bei ihnen die Gefahr, dass sie zu viel Futter aufnehmen, denn aufgrund ihrer Herkunft verfügen sie über eine sehr effiziente Verdauung von strukturreichem, nährstoffarmem Futter. Sie können deswegen Getreidestroh besser abbauen als Pferde und Ponys. Verstopfungskoliken infolge von Strohfütterung kommen viel seltener vor.

Effiziente Verdauung

Wegen der besseren Verdauung kommt es bei Eseln leicht zu Übergewicht und deswegen zu einem größeren Risiko, an Hufrehe zu erkranken. Dies passiert häufig dann, wenn sie auf der Weide zu viel Gras fressen. Eine Reduktion der Weidezeit führe beim Esel jedoch nicht zu der erwünschten Futterreduktion, denn er kompensiere durch schnellere Futteraufnahme. „Ein stundenweises Grasen ist somit nicht geeignet, um die Grasaufnahme bei Eseln und Maultieren einzuschränken“, hielt Vervuert fest.

Genau wie Pferde brauchen Esel immer frisches und sauberes Wasser. Foto: Imago

Im Frühling und Sommer genüge es für gesunde, adulte Esel, sie auf einer parzellierten, kurz gehaltenen Weidefläche zu halten und ihnen Stroh, Mineralfutter, Salz und Zweige anzubieten. Im Winter sollten sie anstelle von Gras auf der Weide 0,3 bis 0,5 kg spät geschnittenes Heu erhalten. Für abgemagerte Esel eigneten sich Heu, stärkereduziertes Ergänzungsfutter und etwas Luzerne. Übergewicht stelle für Esel und Maultiere ein hohes gesundheitliches Risiko dar, betonte die Fütterungsspezialistin.

Um Übergewicht zu vermeiden, empfahl Vervuert, regelmäßig das Körpergewicht und den Body Condition Score (BCS) zu erfassen und die Fütterung daran anzupassen. Da eine allgemeine Beurteilung des Ernährungszustands per Auge sehr ungenau sei, sollten Eselbesitzer den BCS monatlich erheben. Dabei werden die Fettdepots an genau definierten Körperstellen betrachtet, erfühlt und anhand eines Bewertungsschemas beurteilt. Bei der Ermittlung des BCS muss ein auf Esel zugeschnittenes Bewertungssystem verwendet werden, denn die Fettreserven sind anders lokalisiert als bei Pferden.

Doch nicht nur zu viel Futter kann zum Problem werden, sondern auch zu wenig: Wenn ein fetter Esel plötzlich nichts mehr frisst, besteht die Gefahr einer Hyperlipämie. Bei dieser Stoffwechselstörung beträgt die Mortalitätsrate bis zu 80 %. Sie kommt häufig bei älteren und übergewichtigen Tieren sowie bei Zwergeseln vor.

Hufe kontrollieren

Eseln, die nicht fressen, sollte man schmackhafte Futtermittel wie Gras, Getreide oder Rübenschnitzel anbieten. Pfefferminzsirup, Karotten und Äpfel eignen sich als Appetitanreger. Nicht immer ist eine Verdauungsstörung die Ursache dafür, dass der Esel nicht fressen möchte. Dies kann auch psychisch bedingt sein, wenn zum Beispiel der Esel plötzlich seinen Sozialpartner verliert. „Wenn ihr euren Esel in die Tierklinik bringt, dann nehmt am besten auch seinen Kumpan mit. Sonst frisst er nicht“, riet Vervuert.

Besonderen Wert legte sie auch darauf, bei Eseln nicht mit Trinkwasser zu sparen. Über kurze Zeit könnten sie zwar einen Wassermangel besser kompensieren als Pferde und Ponys, aber ihr Wasserbedarf sei nicht kleiner.

„Wer Esel hält, sollte täglich ihre Hufe kontrollieren“, empfahl Edith Müller von der Eselmüller-Stiftung. Auch sollte man die Hufpflege alle acht bis zehn Wochen durch eine Fachperson ausführen lassen. „Alle sechs Monate genügt nicht“, betonte sie, denn auf den üblichen relativ weichen Böden hätten die Hufe zu wenig Abrieb.

Ein sandiger Trockenplatz mit Hölzern zum Beknabbern biete den Eseln Bewegung, Beschäftigung und eine angenehme Unterlage zum Liegen. Doch auch Müller warnte vor grünen Weiden. In diesem Zusammenhang sprach sie sich gegen das Anbringen eines Weidemaulkorbs aus, da der Esel beim Fressen mit den Schneidezähnen gegen den Maulkorb drücke. Dies könne zu einer Deformation der Zähne und Entzündungen des Zahnfleischs führen. Auch hindere der Maulkorb die Tiere am Trinken und Gähnen.

„Fast zwei Drittel der Esel in der Schweiz führen ein trauriges Eselleben“, schätzte die Eselfreundin, die immer wieder vernachlässigte Tiere aufnimmt. Esel seien billig zu haben und würden oft nicht tiergerecht gehalten. Eselhalter müssen sich bewusst sein, dass sie im Gegensatz zu Pferden nicht „autoritätsgläubig“ seien. Das bedeutet, dass der Umgang noch partnerschaftlicher gestaltet werden muss als beim Pferd.

Meist nicht artgerecht

„Esel werden oft verniedlicht und nicht ernst genommen“, stellte Sandra Schaefler vom STS fest. „Viele Leute wissen nicht, was auf sie zukommt.“ Allein das Einhalten der Tierschutzverordnung sei keine Gewähr für eine tiergerechte Haltung. Diese setze die Kenntnis der artspezifischen Eigenheiten des Esels voraus. Beispielsweise benötigen Esel einen Artgenossen als Kumpan. Ein Pferd oder ein Pony als Sozialpartner genügt nicht.

Die Heimat des Esels sind trockene Gebiete mit kargem Pflanzenwuchs. Grüne Weiden führen bei ihnen schnell zu Übergewicht und Krankheiten. Foto: Agroscope SNG

Auch Schaefler empfahl, Esel ganztags auf kargen Flächen mit Sträuchern, Bäumen oder Totholz zu halten. Dort könnten sie sich nicht „überfressen“. Wo eine solche karge Weide nicht möglich ist, sollte den Eseln ein großer, trockener Auslauf zur Verfügung stehen. Esel, die bei jedem Wetter draußen sind, benötigen einen Unterstand. „Er ist von extremer Wichtigkeit“, betonte Schaefler, denn das Fell von Eseln ist wenig wasserabweisend, sodass sie bei Regen und Kälte frieren.

„Esel lassen sich oft nicht oder kaum anmerken, dass sie krank sind. Das liegt daran, dass sie ihren natürlichen Feinden gegenüber Stärke zeigen müssen“, erklärte Lucia Unger, Tierärztin an der Pferdeklinik der Universität Bern. Um zu erkennen, ob ein Esel krank ist, muss man ihn daher gut beobachten. Subtile Anzeichen für Krankheit oder Schmerz seien aufgezogene Nüstern, seitlich oder nach hinten gestellte Ohren, eine gesenkte Kopf-Hals-Haltung oder eine Entlastung von Gliedmaßen.

Als Warnsignale nannte die Eselkennerin auch Apathie und ein Absondern von der Gruppe. „Kranke Esel liegen vermehrt, was häufig auf eine Kolik oder auch auf eine Hufrehe hindeutet. Oder sie stehen herum und weigern sich abzuliegen“, erklärte Unger und fügte hinzu: „Sie fressen oft nicht, wobei sie das Maul am Heu oder Stroh haben, dieses aber nicht aufnehmen.“ In diesem Fall spricht man von Scheinfressen. „Ein Esel, der nicht frisst, ist ein Notfall“, betonte die Tierärztin.

Stroh ist kein Risiko

Gründe für eine reduzierte Futteraufnahme können nicht nur Koliken und Schmerzen, sondern auch Zahnprobleme sein. Diese können sich in abnormen Kaugeräuschen und -bewegungen zeigen, zum Teil auch in einseitigem Nasen- und Tränenausfluss. Bei unvollständigem Kauen entstehen manchmal Futterwickel, die auf den Boden fallen, daher der Ausdruck „Wickelkauen“. Bei mageren Eseln sollte man auf jeden Fall auch das Gebiss untersuchen.

Für Esel eignet sich strukturreiches, nährstoffarmes Futter. Sie können auch Stroh noch gut verdauen. Foto: Michael Götz

Koliken entstehen beim Esel häufig als Folge von Darmverstopfungen. Sie treten meist bei älteren Tieren und bei Kraftfuttergabe auf, können aber auch psychisch bedingt sein, wenn zum Beispiel die Betreuungsperson wechselt. Stroh sei beim Esel kein Risikofaktor für Verstopfung, außer bei ernsten Zahnproblemen, ergänzte Unger.

Die Hufrehe ist auch beim Esel eine sehr ernst zu nehmende Erkrankung. Sie trete häufig infolge von Hormonstörungen wie dem Asinen Metabolischen Syndrom oder dem Cushing-Syndrom auf, werde meist spät erkannt, könne starke Schmerzen verursachen und sei ein häufiger Grund für eine Euthanasie. Als weitere ernst zu nehmende Krankheit nannte die Tierärztin Sarkoide. Diese Hauttumore treten vor allem im Gesicht, der Leistengegend und der Vorhaut auf. Hierbei sollte man gleich den Tierarzt zurate ziehen und nicht selbst „herumdoktern“.

Trends von der Internationalen Pflanzenmesse

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Unter dem Motto „Unser Herz schlägt grün“ präsentierten mehr als 1.400 Aussteller aus 43 Nationen einem Fachpublikum aus aller Welt ihre Neuheiten auf der Internationalen Pflanzenmesse (IPM). Der Fokus der zum 40. Mal in Essen stattfindenden Messe lag auf Zukunftsthemen des Gartenbaus. Neben klimaresilienten und insektenfreundlichen Pflanzen gehörten auch die Torfreduktion in Substraten und der schonende Einsatz von Ressourcen, insbesondere von Wasser, zu den inhaltlichen Schwerpunkten. Im Folgenden werden ein paar Schlaglichter auf interessante Trends im Hobbygärtnerbereich geworfen.

Diese Pflanzenkreation mit Herz greift das Motto der Messe auf. Foto: Georg Henkel

Zahlreiche experimentierfreudige Leser und Hobbyköche werden ab dem Frühjahr die Gärtnereien durchstreifen und auf der Suche nach neuen Aromen und außergewöhnlichen essbaren Pflanzen sein. Die Messe in Essen zeigte, was bald auch in norddeutschen Geschäften stehen wird.

Meerfenchel und Cannabis-Zuckerstrauch

Etwas ganz Verzwicktes ist zum Beispiel der Cannabis-Zuckerstrauch. Seine Blätter sind die entscheidenden Pflanzenteile. Sie schmecken zuckersüß, ähnlich wie Stevia, und sehen original aus wie ein Cannabisblatt. Die Blätter werden zum Süßen verwendet und können zu einem wohltuenden Tee aufgebrüht werden. Früchte bildet die Pflanze leider nicht, obwohl sie botanisch zu den Himbeeren zählt. Der Meerfenchel soll ein einzigartiges, salziges Fenchelaroma haben und erinnert an eingelegte Kapern – ein völlig neues Geschmackserlebnis.

Gesundes Naschen boomt

Essbare Pflanzen stehen nach wie vor hoch im Kurs. Gemüse und Kräuter, die zuverlässig wachsen und dabei einen schmackhaften Ertrag bringen, sind weiterhin sehr beliebt bei den Hobbygärtnern. Der Trend zur Selbstversorgung ist ungebrochen, solange die Pflanzen geschmackvoll und aromatisch sind. Unter den Neuzüchtungen gibt es zum Beispiel eine robuste Strauchtomate aus der Serie Open Sky namens ‚Schlingel Max’. Sie ist gegen die gefürchtete Krautfäule tolerant und kann deshalb ohne Schutz im Garten oder im Topf kultiviert werden. Noch nicht einmal ein Ausgeizen als Kulturmaßnahme ist nötig. Auch bei den Kartoffeln gibt es inzwischen Züchtungen, die eine vollständige Resistenz gegen Kraut- und Knollenfäule haben. Als Sorte sei hier ‚Revoluzzer Ying Yang’ genannt.

Blumengestecke für festliche Anlässe Foto: Georg Henkel

Floristik vom Feinsten

Inspiration für kreatives Floraldesign bot das Areal des Fachverbandes deutscher Floristen. Die Ergebnisse diverser Wettbewerbe waren zu bewundern. Norddeutsche Blumenläden konnten sich viele neue Anregungen holen, die in diesem Jahr zwischen den Meeren umgesetzt werden können und sicherlich die Kunden begeistern.

Megathema Nachhaltigkeit

Da immer mehr Hobbygärtner bei ihren Kaufentscheidungen auf nachhaltige Kriterien achten und zusätzlich auch vom Gesetzgeber entsprechende Vorgaben einzuhalten sind, zog sich die Nachhaltigkeit im Gartenbau der Zukunft wie ein roter Faden durch die riesigen Messehallen. Bei den Ausstellern konnten die verschiedenen Facetten des an sich abstrakten Begriffes Nachhaltigkeit direkt an den vorgestellten Produktinnovationen studiert werden. Hierzu ein paar Beispiele: Pflanzen wurden mit Etiketten versehen, auf denen zu lesen war, dass die Energie für ihre Produktion aus Nachwachsenden Rohstoffen stammt. Oder es wurden trockenheitsresistente Pflanzen angeboten, die weniger der begrenzten Ressource Wasser benötigen und zusätzlich gleich in einen sich selbst zersetzenden Topf gepflanzt waren. Um den ökologischen Fußabdruck in der Floristik zu reduzieren, wurden auch elegant aussehende, luxuriöse Verpackungen für Blumen vorgestellt. Sie bestehen aus Recylingmaterial, das zudem im Material reduziert ist und wiederverwertet werden kann.

Neue Züchtungen wie die Mangave ‚Betende Hände’ waren zu bestaunen. Foto: Georg Henkel

Schaufenster der Neuheiten

Neuheiten im Sinne der Ausstellungsordnung sind Neuzüchtungen und neue, bisher nicht bekannte Wild- und Wuchsformen, die auf keiner anderen deutschen Messe ausgestellt wurden. Die Mangave ‚Betende Hände’ fiel besonders ins Auge und bekam einen Sonderpreis der Jury. Diese Mangave ist eine noch sehr junge Gattungskreuzung aus Manfreda und Agave. Sie ist klimatolerant, hat ein wunderbares Laub mit interessanter Zeichnung und einen ungewöhnlichen Wuchs. Eine neue Form, schick, modern und pflegeleicht. Sie ist die perfekte Ergänzung für die exotische Terrasse.

Substrate und Bodenhilfsstoffe

Viele neue Substrate sind biologisch, torffrei und halten besonders gut Wasser. Foto: Georg Henkel

Substrate sind die Grundlage für gutes Wachstum. Hobbygärtner können 2024 aus einer noch größeren Vielzahl von Produkten wählen. Die Substrathersteller zeigten auf der Messe ihre Produktinnovationen. Bei aller Verschiedenheit der gezeigten Sub­strate ist ihnen gemeinsam, dass viele torffrei und biologisch sind. Auf den Säcken steht auch manchmal, wie viel im Vergleich zu einem torfhaltigen Standardprodukt die Gärtner mit dem Produkt an CO2 einsparen können. Werte bis 70 % werden dann angegeben. Die gezeigten Substrate sind oft auch so optimiert, dass die Wasserhaltekraft erhöht ist. Dies ist besonders an heißen Sommertagen wichtig, damit die Garten-Fans viel Freude an ihren grünen Schützlingen haben und nicht ständig gießen ­müssen.

Bodenhilfsstoffe sind solo im Gartencenter erhältlich oder schon ins Substrat eingemischt. Insbesondere torfreduzierte Substrate profitieren von der enormen Wasserspeicherfähigkeit von zum Beispiel natürlichem Vulkangestein. Es kann besonders viel Wasser aufnehmen und dieses dann bedarfsgerecht an die Pflanze abgeben. Eine interessante sogenannte 3-D-Wasserspeichertechnologie für einen verantwortungsvollen und nachhaltigen Umgang mit der kostbaren Ressource Wasser wurde an einem anderen Stand vorgestellt. Es handelt sich um einen bis zu fünf Monate wirksamen Bodenhilfsstoff auf Basis einer patentierten, multiverzweigten Molekültechnik. Er kann flüssig oder als Granulat, bei Neupflanzungen oder im Bestand angewendet werden. Das zu 100 % biologisch abbaubare Produkt sorgt für ein schnelleres Eindringen des Wassers und eine signifikant erhöhte Verbesserung der Speicherkapazität von pflanzenverfügbarem Wasser im Boden.

Pflegeleicht und bienenfreundlich

Pflegeleichtigkeit und Bienenfreundlichkeit sind Ansprüche, die die Kunden immer stärker in der Baumschule oder dem Gartencenter nachfragen. Pflanzen sollen robust sein und, wenn möglich, dem fortschreitenden Artensterben vorbeugen. So waren an vielen Messeständen Pflanzen beziehungsweise Produkte zu sehen, die den Konsumenten plakativ bewusst machen, dass sie mit lebendigem Grün ihren persönlichen Beitrag zum Klima- und Naturschutz leisten können und fertige Lösungen angeboten bekommen.

Immer mehr Digitalisierung und Smart Gardening

Parallel zur Annäherung an naturnahe Gärten schreitet der Trend zur Digitalisierung im eigenen Garten voran. Dazu gehören Smart-Gardening-Lösungen. Besonders beliebt sind dabei automatische Bewässerungen mit Zeitschaltuhr. Zukünftig wird es auch immer mehr Apps geben, die genau anzeigen, wann eine Pflanze welche Pflegeschritte benötigt.

Luftreinigende Pflanzen für Büro und zuhause. Foto: Georg Henkel
Trockenresistente Pflanzen in einem sich selbst zersetzenden Topf. Foto: Georg Henkel
Wassertanks für die nächste Hitzewelle  Foto: Georg Henkel


Zwiebelgrün für die Winterernte

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Ein ganz besonderer Vertreter unter den Küchenzwiebeln ist die Winterzwiebel, Allium fistulosum. Sie stammt aus Sibirien und ist auch im übrigen Ostasien beheimatet; erst im Mittelalter kam sie nach Europa. Von den anderen Zwiebeln unterscheidet sie sich dadurch, dass sie immergrün ist. Sie treibt aus einer länglichen, schlanken Hauptzwiebel kräftige Zwiebelschäfte, die wie grober, großer Schnittlauch aussehen.

Die Blätter, auch Piepen genannt, sind das ganze Jahr über zu ernten und besonders begehrt und wertvoll im Winter und im zeitigen Frühjahr, wenn frische Kräuter rar sind. Das Zwiebelgrün enthält in größeren Mengen Vitamin C, Schwefel sowie zahlreiche Mineralstoffe und Spurenelemente. Besitzt man größere Bestände von Winterzwiebeln, mag es auch sinnvoll sein, die Zwiebeln mitzuverwerten.

Fein gehackt auf einem Butterbrot oder zu Salaten und Quarks passt das frische Grün am besten; verwendet man die Piepen zu Suppen oder Soßen, gibt man sie erst kurz vor dem Servieren dazu, da das Kochen die wertvollen Vitamine zerstören würde.

Im Garten ist für die Winterzwiebel jedes Plätzchen recht, da sie zu den anspruchslosen Kulturpflanzen gehört. Bei der Standortwahl ist es allerdings sinnvoll, ihr einen Platz zu geben, an dem die Pflanzen im Winter vor den kalten Ostwinden geschützt sind. An ungünstigen Stellen ist es auch möglich, die Pflanzen über Winter mit Reisig von Nadelgehölzen zu schützen.

Am praktischsten zieht man die Winterzwiebel im Frühjahr über Samen oder Brutzwiebeln an oder besorgt sich beim Gärtner Ableger. Schnell entwickeln sich die kleinen Pflänzchen zu ausdauernden Stauden, die jahrelang am gleichen Platz gut wachsen. Da sie fleißig Neben- und Brutzwiebeln ausbilden, entwickeln sich die Winterzwiebeln bald zu mächtigen, vieltriebigen Büschen, deshalb nennt man sie auch Winterheckenzwiebel. Im Frühjahr bilden sich an den Spitzen der Blattröhren kugelige Blüten, die grünlichweiß gefärbt sind. Mithilfe der über Sommer gebildeten Samen oder der Neben- und Brutzwiebeln lassen sich die Bestände beliebig vermehren; Winterzwiebeln eignen sich auch gut zur Umrahmung kleiner Kräuterbeete.

Zu dicht gewordene Büsche werden ausgegraben, die Zwiebeln geteilt und an einem neuen Platz in humusreiche Erde eingegraben.

Stabile Zubauzahlen auch in Zukunft?

Im Jahr 2023 wurden in Deutschland 745 Windenergieanlagen (WEA) an Land mit 3.567 MW installierter Leistung errichtet. Dies ist das Ergebnis der Auswertung der Deutschen WindGuard im Auftrag von Bundesverband Windenergie (BWE) und VDMA Power Systems. Damit wurde die Prognose beider Verbände von 2,7 bis 3,2 GW übertroffen. Der Bruttozubau 2023 liegt damit 48,3 % über dem Vorjahreszubau von 2.405 MW. Der Gesamtbestand erhöht sich auf 28.677 WEA mit einer kumulierten Leistung von rund 61.000 MW.

Spitzenwerte bei Neugenehmigungen und Zuschlägen sieht die Präsidentin des BWE, Bärbel Heidebroek: „Der insgesamt erfolgreiche Hochlauf der Erneuerbaren Energien muss mehr sein als nur die Reaktion auf externe Krisen. Bund und Länder haben sich im November 2023 im Rahmen des Pakts für Beschleunigung auf ein umfassendes Maßnahmenpaket geeinigt. Diese Beschlüsse müssen nun schnellstmöglich, am besten noch im ersten Quartal dieses Jahres, in Gesetze gegossen werden.“ Ein Volumen von 7.504 MW sei 2023 neu genehmigt worden. Um dieses möglichst reibungslos realisieren zu können, müssten nun die Weichen gestellt werden. Dazu zählten laut Heidebroek unter anderem planbare und einheitlichere Anforderungen im Bereich der Transportgenehmigungen, die derzeit Projekte verzögerten und ihre Realisierung massiv erschwerten.

„Politische Ziele und Realität in Einklang bringen“

Dr. Dennis Rendschmidt, Geschäftsführer VDMA Power Systems: „Der deutliche Aufwärtstrend stimmt positiv, dennoch ist es bisher nicht gelungen, die ambitionierten politischen Ziele mit der Realität in Einklang zu bringen. Dies wird deutlich durch die Tatsache, dass im Jahr 2023 von einem Ausschreibungsvolumen von 12,8 Gigawatt nur etwa die Hälfte tatsächlich bezuschlagt werden konnte. Die wachsende Zubaulücke muss jetzt über mehr Projekte, schnellere Genehmigungen, mehr Flächen und den Abbau von Realisierungshürden reduziert werden. Hierfür müssen insbesondere auf Landesebene Umsetzungsfragen gelöst werden.“

Ungleiches internationales Wettbewerbsumfeld

Angesichts des ungleichen internationalen Wettbewerbsumfelds drängen die Verbände zudem darauf, den Industriestandort Europa weiter zu stärken und resilienter aufzustellen. Das im EU-Net Zero Industry Act angelegte politische Ziel einer souveränen europäischen Windindustrie ist richtig. „Die deutschen und europäischen Hersteller finden sich in einem ungleichen Wettbewerb mit weitgehend staatlich unterstützten Unternehmen aus China und über den Inflation Reduction Act großzügig bezuschussten Playern aus den USA wieder“, so Rendschmidt.

Der Geschäftsführer des Landesverbands Erneuerbare Energien Schleswig-Holstein, Marcus Hrach, kommentierte: „Wir freuen uns in Schleswig-Holstein über ein sehr gutes Genehmigungs- und Zubaujahr 2023. Damit dieser positive Trend auf dem Weg zur Klimaneutralität verstetigt wird, braucht es dringend zusätzliche Flächen. Die jetzigen Flächen für die Windenergie sind größtenteils bereits beplant oder bebaut. Bei der nächsten Planung müssen auch die neuen Mindestvorgaben des Bundes für die Flächenbereitstellung berücksichtigt werden.“

Bis die neuen Regionalpläne fertiggestellt seien, müsse das Land die vom Bund bereitgestellten Lösungen für eine kurzfristige Ausweisung von zusätzlichen Flächen nutzen. Durch die Gemeindeöffnungsklausel und das Repowering, wie es der Bund vorsehe, seien auch außerhalb ausgewiesener Vorranggebiete neue Flächenausweisungen möglich. „Andernfalls sind ein baldiger Rückgang bei den Neugenehmigungen und eine erneute Verzögerung des Ausbaus zu erwarten“, so Hrach.

Für das Jahr 2024 prognostizieren die Verbände bei unveränderter Realisierungsgeschwindigkeit einen zu erwartenden Zubau in Höhe von mehr als 4 GW. Der Global Wind Energy Council (GWEC) rechnet mit einem weltweiten On­shore-Zubau von rund 105 GW für das Jahr 2024. Für den Zeitraum von 2024 bis 2027 wird ein weltweiter Onshore-Zubau von 465 GW prognostiziert. China (241 GW), Europa (87 GW) und die USA (50 GW) werden in diesem Zeitraum laut GWEC die größten Wachstumsmärkte für Windenergie an Land sein.

Daten zum Onshore-Windenergieausbau in Deutschland unter wind-energie.de

28 Gründungsideen für das Kieler Ostufer

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„Leben und studieren auf dem Kieler Ostufer – rund um den Campus der FH Kiel“ – so lautete das diesjährige Leitthema der Lehrveranstaltung Capstone an der Fachhochschule Kiel. ­Studierende im ersten Semester des Studienganges Betriebswirtschaftslehre (BWL) hatten die Aufgabe, im Laufe des Wintersemesters eine Gründungsidee zu entwickeln, die sie nun Anfang der Woche in einer Abschlusspräsentation vorstellten. Eine Jury mit Vertretern aus der Wirtschaft hatte die schwierige Aufgabe, aus 28 Firmenkonzepten die besten drei auszuwählen sowie zwei Ideen mit einem Sonderpreis auszuzeichnen.

Unattraktiv, eintönig und wirtschaftlich schwach – das Ostufer der Stadt Kiel gilt insbesondere bei Studenten und jüngeren Stadtbewohnern im Gegensatz zu seinem westlichen Pendant als ein nicht besonders abwechslungsreicher Ort, um sich aufzuhalten, zu entspannen oder etwas zu erleben. Ausflugsmöglichkeiten bieten der Strand Hasselfelde oder die Badestelle Mönkeberg. Ansonsten ist das Stadtgebiet rund um die Fachhochschule durch das Kreuzfahrtterminal, das Werftgelände und Wohngebiete geprägt. Wie also lässt sich das Ostufer beleben und um Einrichtungen ergänzen, die eine Aufenthaltsqualität bieten und die Freizeitangebote bereichern?

Mit verschiedenen Formen von Bars und Cafés zum Beispiel, mit einer Immobilie, in der sich zeitlich begrenzt verschiedene Geschäfte präsentieren, mit interaktiven Apps, einem innovativen Wohnheimkonzept, mit einem Siebdruck-Atelier, Mobilitätsangeboten zu Wasser und an Land oder mit Minigolf am Strand von Hasselfelde. 28 Teams in vier Gruppen stellten ihre Firmenideen samt Finanzierungsplänen, Absatzprognosen, Preiskalkulationen, Kapitalbedarf und Umsatzplanungen vor.

Die vier Gruppenleiterinnen und Dozentinnen Maria Laatsch, Julia Stehmann, Anja Wiebusch und Doris Weßels (v. li.)
Foto: Iris Jaeger

Geleitet wurden die vier Gruppen von ihren Coaches und Dozentinnen Julia Stehmann (Marketing und Statistik), Maria Laatsch (Buchführung, Bilanzierung/Steuerlehre), Anja Wiebusch (Finanzierung/BWL) und Doris Weßels (Wirtschaftsinformatik und Projektmanagement). „Capstone ist ein Pflichtmodul im ersten Semester des BWL-Studiums“, erklärt Prof. Doris Weßels. Dieses Modul gebe es nur an der FH Kiel und es sei somit einzigartig in Deutschland. „Mit dem Erarbeiten eines Geschäftsmodells steigen die Studierenden gleich in eine praxisnahe Themenarbeit ein und erfahren, was sie so im Studium der Betriebswirtschaftslehre noch alles erwartet“, so Weßels weiter.

Wie ermittelt man Bedarfe? Wie erstellt man Bilanzierungen? Was braucht es an Kapital und Investitionen? Gibt es Mitbewerber und wie komme ich an Zahlen und Daten? Das sind nur einige Punkte, die die Studierenden selbstständig erarbeiten müssen. „Dabei wählen wir als Themenidee immer etwas Konkretes aus dem Studierenden- und Campus-Umfeld, was die Teilnehmenden auch interessiert und was in der vorgebenenen Zeit machbar und umsetzbar für sie ist. Dabei sind auch ungewöhnliche Konzepte und ein Experimentieren erwünscht. Gleichzeitig lernen die Studierenden, in der Gruppe zu arbeiten. Hilfe und Feedback erhalten sie dabei auch aus der Wirtschaft, zum Beispiel durch Steuerberater oder Bankmitarbeiter“, erläutert die Professorin das Modul.

In diesem Jahr stand das Kieler Ostufer im Fokus. Auftakt für den Arbeitsbeginn war im September 2023, bei einem ersten Treffen wurden Ideen präsentiert. Der krönende Abschluss des Moduls ist jedes Mal die Präsentation der Geschäftsidee im Audimax der FH vor Publikum und einer externen Jury mit Vertretern der Investitionsbank Schleswig-Holstein und des Vereins Mentoren für Unternehmen in Schleswig-Holstein. Jedes der 28 Teams hatte bei der aktuellen Abschlusspräsentation am Montag dabei nur 8 min Zeit, die Jurymitglieder von seiner Idee zu überzeugen.

Der EastSide-Burger-Foodtruck, vorgestellt von Gruppensprecher Maximilian Utermöhlen, erreichte den zweiten Platz.
Fotos: Iris Jaeger

Die Jury wiederum hatte die Qual der Wahl, innerhalb einer halben Stunde die drei Siegerteams sowie zwei Sonderpreisträger zu bestimmen. Der erste Preis ging an die Sunset Group mit einer Geschäftsidee für den Hasselfelder Strand: eine in den Naturstrand integrierte Minigolfanlage mit kleinem Café, das kleine, regionale Gerichte anbietet. Der zweite Preis ging an das Team ­EastSide Burger, der dritte Platz an das Team Price Hike Pub. Über den Sonderpreis der Investitionsbank Schleswig-Holstein konnte sich das Team Strandbar Barsselfelde freuen, für das Team Innovatives Wohnheimkonzept gab es den Sonderpreis der Mentoren für Unternehmen in Schleswig-Holstein.