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DLG-Waldtage: Neues und Altbewährtes

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Am Wetter kann es nicht gelegen haben, es gab zwar immer wieder kurze Schauer, aber auch längere sonnige Abschnitte, war dazu angenehm warm. Kurzum: ein Wetter, das keinen Förster und Waldbesitzer abhalten würde. Dennoch blieben die DLG-Waldtage in Lichtenau (Westfalen) trotz dreijähriger Pause und etabliertem Messegelände mit 11.140 Besuchern hinter den Erwartungen des Veranstalters zurück: Das sind nicht nur weniger als erwartet, sondern auch fast 10 % weniger als bei den letzten DLG-Waldtagen im Jahr 2022.

Die Deutsche Landwirtschafts-Gesellschaft (DLG) spricht in ihrer Abschlussmitteilung dennoch vom „wichtigen Treffpunkt und Impulsgeber für die Forstwirtschaft“, von „Innovationen und Lösungen für eine effiziente und nachhaltige Forstwirtschaft“. In der Tat konnten Messebesucher viele Firmen aus der Branche auf dem Gelände finden. Ob Großmaschinen für die Holzernte und -bringung (John Deere, Komatsu, Ecolog, HSM, Malwa, LKT, Menzie Muck, Sampo Rosenlew), Brennholzaufbereitung, Forst-EDV, Wind im Wald, Forstbaumschulen, Mobilsägewerke, Forstdienstleister oder Kleintechnik – zu jedem Segment gab es auf den DLG-Waldtagen interessante Aussteller, mit denen man ins Gespräch kommen konnte.

Die als Specials angekündigten Ausstellungsbereiche (Nutzung des Rohstoffes Holz, Robotik im Forst, hoch mechanisierte Holzernte, neue Einnahmequellen für Forstbetriebe) blieben allerdings in ihrer Ausführung hinter den Besuchererwartungen zurück oder wirkten beliebig, weil unter dem Namen „Special“ lediglich eine Ansammlung verschiedener Aussteller zusammengefasst wurde. Entweder gab es dazu kaum Firmen, wie bei der Robotik (zu sehen war eine Agxeed-Raupe mit angebauter Streifenfräse) oder es fehlte der einordnende Rahmen, der beispielsweise über Poster oder Moderation verschiedene Verfahren neutral vor- und gegenüberstellte, wie man es von Tagungen des Kuratoriums für Waldarbeit und Forsttechnik (KWF) kennt. So wurden die Messebesucher mit der Interpretation alleingelassen.

Innovationen aus Nordrhein-Westfalen

Informativ war hingegen die Ausstellung des Zentrums für Wald und Holzwirtschaft des Landesbetriebs Wald und Holz Nordrhein-Westfalen, die vor dem Hintergrund einer neuen Baumartenvielfalt in den Wäldern – und dadurch auch einer künftig breiten Angebotspalette an Rohhölzern – demonstrierte, wie man beispielsweise die derzeit auf vielen Kalamitätsflächen wachsende Birke pflegen, qualifizieren und später sinnvoll nutzen kann, etwa für Brettschichtholzträger aus Birke und Fichte.

Mit dem Logosol-Mobilsägewerk LT20 aufgesägte Rundhölzer. So zeigten die Forstexperten die Färbung und den Holzaufbau vieler „neuer“ Ziel-Baumarten wie Riesenlebensbaum, Roteiche, Birke, Großer Küstentanne, aber auch etablierter Arten wie des Bergahorns. Foto: Landpixel

Indem sie Rundhölzer in einem Logosol-Mobilsägewerk LT20 aufsägten, zeigten die Forstexperten Färbung und Holzaufbau von vielen „neuen“ Ziel-Baumarten wie Riesenlebensbaum, Roteiche, Birke, Großer Küstentanne, aber auch etablierten Arten wie dem Bergahorn.

Ein alter Messe-Hase auf den DLG-Waldtagen ist die Firma Pfanzelt, die zwar ihr ganzes Forstsortiment bis zum PM trac am Start hatte, jedoch ihre Forstraupe Moritz ​Fr 75 in den Mittelpunkt stellte. Als die Raupe 2016 auf der KWF-Tagung in Roding erstmals vorgestellt wurde, ahnten vermutlich nur wenige, wie erfolgreich der kleine Alleskönner einmal werden würde. Unter dem Motto „Ein Moritz – 1.000 Möglichkeiten“ ist die Raupe auf vielen Betrieben im Einsatz, mittlerweile werden 100 Einheiten im Jahr gebaut und tragen so kräftig zum Ergebnis des Unternehmens bei. Das alles steht bei Pfanzelt unter der Überschrift „naturnaher Waldbau“, denn Moritz verursacht nur wenig Bodendruck, ist klein und wendig und kann aufgrund der geringen Umsetzungskosten (Transport per Pkw-Anhänger) auch wirtschaftlich eine Alternative sein, wenngleich bei Anschaffungskosten von 80.000 bis 125.000 € für die eigentliche Raupe die Maschine wohl nur für Dienstleister und kaum für Waldbesitzer interessant sein dürfte. Flächig einsetzbar ist sie allerdings hierzulande nur im PEFC-, nicht im FSC-Wald.

Als beliebteste Ausrüstung von Moritz nennt Peter Voderholzer von Pfanzelt die Fräse, gefolgt von der Seilwinde, dann kommen Pflanzmaschine, Streifenfräse, Mulcher, Sästreifenfräse und Steinfräse. Als neue Anwendung stellte Pfanzelt auf den Waldtagen eine Dücker-Astschere am 4,5-m-Ausleger vor, gefolgt von einem Dückermulcher. So soll in einem Arbeitsgang die Herstellung von Lichtraumprofil möglich sein – und zwar dort, wo der Schlepper mit Astschere nicht hinkommt, etwa an schmalen Wander- und Radwegen. Der angehängte Mulcher schreddert das Schnittgut gleich klein. Durch die Kommunal-Kuppelplatte ist der Wechsel von Anbaugeräten innerhalb einer halben Stunde möglich.

Besonderer Hingucker am Stand von Pfanzelt war eine Aufforstung. „Wir wollen nicht nur zeigen, wie unser Moritz pflanzen kann, sondern auch darstellen, wie gut sich diese Pflanzung entwickelt“, sagt Voderholzer. Daher habe man eine Teilfläche bereits im April 2025 mit Moritz gefräst und ebenfalls mit dem Moritz in Kooperation mit den Firmen Walthmeyer (Wuchshüllen aus Holz) und Kleffmann Baumschulen aus Lippstadt mit Traubeneiche aufgeforstet. Zwischenzeitlich wurde auch einmal mit der Moritz-Raupe der Zwischenraum gemulcht.

Schlepper mit Forstausrüstung

Das Unternehmen Reil & Eichinger zeigte an seinem Stand einen komplett forsttauglich ausgestatteten landwirtschaftlichen Schlepper: Der Forstaufbau Pro Jernac Val Pro für die Q-Serie von Valtra besteht aus Unterbodenschutz, Stahltank, Frontmotorschutz, Kabinenschutz aus Stahlrohren im Maß 76,1 x 6,3 mm, Seitenlicht-, Dach- und Filterschutz, einem Stahlbox-Batteriekasten sowie Adapter für die Spiegelmontage. Wer es nicht ganz so üppig ausgestattet braucht, etwa für den gelegentlichen Waldarbeitseinsatz oder fürs Brennholzwerben, konnte bei Reil und Eichinger die Werkzeugbox für den Frontanbau bestaunen. Die solide Konstruktion in den Maßen 119 x 33,5 x 43,5 cm, die 225 kg wiegt, bietet Platz für Säge, Werkzeug, Treibstoff sowie vieles mehr, optional ist auch eine separate Motorsägenhalterung erhältlich.

Landwirtschaftliche Fahrzeuge mit Forstausrüstung gab es ebenfalls bei der Agravis zu sehen, die erstmals auf den DLG-Waldtagen dabei war. Die Bandbreite reichte dabei von kleinen Rückezangen für den Frontladeranbau über Rücke­anhänger bis hin zu professionellen Forstseilwinden.

Verfahren für die Holzrückung

Ein Klassiker auf den Waldtagen waren die Rückepferde: Die Interessengemeinschaft Zugpferde stellte sich und ihre Arbeit vor  – mitsamt ihren 1 PS starken Helfern und den Anbaugeräten für den Forst. Sie präsentierte verschiedene Verfahren für die Holzrückung, aber auch für den Waldumbau und die Jungbestandspflege, um darüber mit den Besuchern ins Gespräch zu kommen.

Die Interessengemeinschaft Zugpferde stellte sich und ihre Arbeit auf den DLG-Waldtagen vor. Foto: Landpixel

Ein recht neuer Gast auf einer Forstmesse war das Unternehmen Horsch, sonst bekannt vor allem für Saat- und Bodenbearbeitungstechnik. Das 2022 von Michael und Markus Pirkenseer sowie Reinhold Rösel gegründete Unternehmen Gepima wurde unter das Dach des Unternehmens Horsch geholt. Hingucker am Stand war der Horsch-Pirk-Rückewagen – er überzeugt laut Michael Pirkenseer durch Robustheit und Langlebigkeit im professionellen Forstbereich. „Die patentierte Lenk- und Knickdeichsel bringt Anpassungsfähigkeit, Flexibilität und Nutzungsmöglichkeiten beim Holztransport im Wald“, so Pirkenseer. Im Rückewagen werde maximale Flexibilität auf der Straße durch serienmäßige 40-km/h-Zulassung mit höchster Zuverlässigkeit und enormer Rückeschlagkraft eines kleinen Forwarders kombiniert. Die Rückewagen MP in den Gewichtsklassen von 16 bis 20 t eigneten sich als flexible Ergänzung eines vorarbeitenden Harvesters. Gerade in kleineren Strukturen oder bei weniger Holz-Kubikmetern zum Rücken überwögen dabei die Vorteile des Traktor-Rückewagen-Gespanns die eines Forwarders.

Praxisvorführungen Brennholztechnik

Zum Thema Brennholztechnik waren alle Branchengrößen auf den DLG-Waldtagen vertreten. Die Bandbreite an Geräten wächst weiter, sowohl im sehr kleinen Bereich – etwa kleine Liegendspalter und Wipptischsägen – als auch in den großen Segmenten mit den Brennholzautomaten für Profianwender und Dienstleister. Für stärkere Abschnitte waren auf den Waldtagen mehrere Kegelspalter zu sehen, etwa von Deitmer, die beispielsweise mit Minibaggern betrieben werden und schwierig zu manövrierende, dicke Meterstücke vorspalten für die weitere Verarbeitung. Wichtig ist beim Thema Brennholz, sich nicht auf eine Einzellösung zu beschränken, sondern in Prozessketten zu danken. Am Stand von Feige Forsttechnik wurde das bei einer Praxisvorführung besonders deutlich. Dort lief vorweg ein Meterholzspalter Lancman XLA 26 GP + EL im Dreipunktanbau, der mit 26 t Spaltdruck und mit Stammheber ausgestattet das Meterholz über ein Sechsfach-Spaltmesser zerteilte, das dann in ein Bündelgerät (für Meterholz-Rundbündel) mit hydraulischer Vorspannung oder auf einem Hebetisch abgelegt wurde. Dieser ist aus ergonomischen Gründen um 100 cm höhenverstellbar und kann über die folgende Kreissäge mit Öl versorgt werden, alternativ über die Schlepperhydraulik. Am Ende verarbeitet die Diagonal-Automatik-Kreissäge SAF-X-Cut 707 Automatic das gespaltene Holz zu Scheiten. Über ein 5-m-Förderband mit stufenlos verstellbarer Bandgeschwindigkeit wurde es in einen Hänger befördert.

Weißfingerkrankheiten verhindern

Die Weißfingerkrankheit, in den Vorstufen auch taube und kribbelnde Finger, ist eine gefürchtete Krankheit unter Forstwirten und anderen, die aktiv und regelmäßig mit Motorgeräten arbeiten. Am Stand der Sozialversicherung für Land-, Forstwirtschaft und Gartenbau (SVLFG) wurde den Besuchern deutlich gemacht, wie unerwünschte Vibrationen entstehen – und wie sie verhindert werden können. „80 bis 90 Prozent der Vibration kommen durch Unwuchten am Anbauteil, nicht von der Maschine“, sagt SVLFG-Experte Johann Thum. Auf einem Prüfstand konnten Besucher Elektro-Freischneider mit verschiedenen Werkzeugen ausprobieren – und spürten so direkt, welche Auswirkung ein nicht perfekt austariertes Werkzeug auf das Schwingungsverhalten hat. Um das Werkzeug wieder optimal in Geometrie zu bringen, gibt es spezielle Schärflehren sowie Auswuchtgeräte, mit deren Hilfe beispielsweise Dickichtmesser bearbeitet werden können.

Die SVLFG war mit Themen rund um Unfallverhütung und Arbeitssicherheit vertreten. Foto. Landpixel

Ebenfalls am Stand der SVLFG wurde gezeigt, wie moderne Jungbestandspflege heute funktionieren kann. Vorbei die Zeiten von händischer Hecken- und Rosenschere, auch der Einsatz von Motorgeräten mit entsprechender Geräusch- und Abgasentwicklung ist vor allem an heißen Sommertagen kein Vergnügen. Einfacher geht es mit Akkugeräten, am SVLFG-Stand wurde in einer Kultur das Freischneiden mit einer Stihl-Teleskop-Heckenschere vorgestellt. Das Gewicht wird dabei über ein Gurtsystem aufgenommen, die Schere ist mit diesem mit einem Gummizug verbunden, was den Tragekomfort und die Ergonomie verbessert.

Nicht ganz neu, aber jedes Mal wieder sehenswert ist die Motorsägen-Schleifeinrichtung von Bast-Ing aus dem bayerischen Lenggries. Das Unternehmen, das salopp gesagt fast jede forstliche Anwendung mit dem Akkuschrauber erleichtert, stellte sein Schärfwerkzeug Schleiferl vor. Nach Firmenangaben ist es das erste seiner Art, das mit einem beschichteten Schleifband arbeitet und das kräfteschonend mithilfe eines Akku-Schlagschraubers angetrieben werden kann. Eine Winkelanzeige erleichtert es dabei, den korrekten Schleifwinkel zu finden. Als Vorteile gegenüber dem Feilenschliff nennt das Unternehmen die polierte Oberfläche des Schneidkettenglieds, dessen dreieckige Brustform und den leicht ansteigenden Tiefenbegrenzer.

Ebenfalls bei Bast-Ing zu sehen waren vom Akkuschrauber getriebene Spindelkeile, die es mittlerweile in verschiedenen Größen mit Hubkräften von 10 bis 30 t gibt. Mechanische Fällkeile sind seit Jahren auf dem Vormarsch, denn sie vereinen eine Reihe von Vorteilen: Sie sind nicht nur vom Gewicht her etwas leichter als Fällkeile mit Vorschlaghammer, auch die Arbeit – den Schrauber halten statt Hammerschlägen – ist es. Hinzu kommt die höhere Arbeitssicherheit, vor allem beim Starkholz. Statt Erschütterungen wie beim Hammerschlag wirkt lediglich eine kontinuierliche, sehr viel schonendere Öffnungsbewegung im Fällschnitt auf den Baum. Mechanische Fällkeile bietet auch die Forstreich GmbH aus Freiburg an, die auf den DLG-Waldtagen unter anderem ihren überarbeiteten TR24-HD vorstellte, der jetzt mit Schlüsselweite 17 statt bisher 16 mm noch ein Stück robuster geworden ist. Neu im Sortiment ist der TR27-HD: Er schließt die Lücke zwischen dem 24 und 30er und bringt es bei 2,9 kg Eigengewicht auf 24 t Druckkraft, womit er eine Hubhöhe von 5,5 cm im Fällschnitt erreicht – und das alles angetrieben von einem Akkuschrauber.

Bandbreite der Akku-Anwendungen

Wenn auch das Thema Elektromobilität bei Forstfahrzeugen keines war auf den DLG-Waldtagen – obgleich der Aussteller Malwa aus Schweden eine Elektromaschine entwickelt hat –, so war das Thema Akku doch bei den Kleingeräten allgegenwärtig. Vom belächelten Spielzeug, das allenfalls für Hobbynutzer interessant ist, haben sich Akkugeräte in vielen Bereichen zu ernst zu nehmenden Lösungen für Profis entwickelt – etwa als Säge, Freischneider oder Hochentaster. Das liegt nicht nur an den immer leistungsfähigeren und damit länger haltenden Akkus, sondern auch den Vorteilen wie geringer Lärm- und Abgasbelastung sowie Umweltschutz. Die Vielfalt wurde deutlich an den Ständen der Branchenführer Stihl und Husqvarna, aber auch bei Makita und Milwaukee: Eindrucksvoll wurde dort gezeigt, wie groß die Bandbreite der möglichen Akku-Anwendungen ist, vom Tischstaubsauger über Leuchten und Laubbläser bis zum Rasenmäher.

Ein ebensolcher Wandel, getrieben vom Gedanken, dass Plastik im Wald nicht gut sein kann, zeichnet sich auch beim Thema Wuchshüllen ab. Spätestens seit dem KWF-Thementagen in Jessen, wo die Probleme mit Plastik im Wald umfassend dargestellt und etliche Alternativlösungen auf Basis Nachwachsender Rohstoffe vorgestellt wurden, in der Folge dann große Landesforstbetriebe nur noch plastikfreien Einzelschutz vorschrieben, vollzieht sich ein Wandel – sowohl bei der herstellenden Industrie als auch beim übrigen Waldbesitz. Und so waren auf den Waldtagen fast ausschließlich Hersteller mit Einzelschutz auf Holzbasis vertreten.

Torfmyrte beeindruckt als beeriger Blickfang

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Der reiche und vor allem lange haltbare Fruchtschmuck der Torfmyrte trägt zu ihrer Beliebtheit als herbstliche Dekoration für Balkon und Terrasse bei. Doch die Torfmyrte wird auch gern als herbstlicher Grabschmuck verwendet. Sie gedeiht wunderbar an sonnigen bis halbschattigen Standorten mit saurem Boden in windgeschützten Lagen.

Die Torfmyrte (Gaultheria mucronata) gehört zum herbstlichen Standardsortiment im Gartenmarkt. Hier ist der immergrüne Zierstrauch mit seinem reichen und farbenprächtigen Beerenschmuck in Weiß, Rosa oder Purpurrot nicht zu übersehen. Die Früchte bleiben meist den ganzen Winter über haften. Das liegt vor allem daran, dass Vögel sie nicht besonders schätzen und ihnen ein paar wenige Frostgrade nichts anhaben. Die kugeligen Früchte enthalten wie alle Teile der Torfmyrte Giftstoffe. Neben dem dekorativen Fruchtbehang punktet das Heidekrautgewächs mit immergrünen, glänzend dunkelgrünen Blättern. Sie wachsen maximal 1,5 cm lang und weisen eine stachelige Spitze auf. Was eigentlich als Schutz vor Fraßfeinden dient, kann bei Pflege- und Pflanzarbeiten recht unangenehm werden. Daher empfiehlt sich dabei das Tragen von Handschuhen.

Das kräftige Rot der Beeren von ,Purpurea‘ leuchtet im Herbst. Foto: Karin Stern
Die Farbpalette der Beeren bietet auch rosafarbene Töne. Foto: Karin Stern
Weiße Beeren dürfen natürlich nicht fehlen, hier die Sorte ,Alba‘. Foto: Karin Stern
Das reizvolle Pink ist sehr wirkungsvoll. Foto: Karin Stern


Stacheldrahtpflanze, Alpenveilchen und Torfmyrte sind ein hübsches Trio. Foto: Karin Stern

Die Bezeichnung Torfmyrte lässt bereits auf gewissen Vorlieben schließen. Als typische Moorbeetpflanze verlangt die Torfmyrte einen humosen, feuchten und sauren Boden. Auf kalkhaltigen Standorten wird man nur wenig Freude mit der Pflanze haben. Bei der saisonalen Verwendung als herbstliche Dekoration in Töpfen, Schalen und Balkonkästen genügt jedoch handelsübliche Blumenerde. Tipp: Den saisonalen Topfschmuck im Topf frostfrei überwintern und im kommenden Frühjahr ins Freie auspflanzen. Wer die Torfmyrte dauerhaft im Garten kultivieren möchte, setzt sie am besten in Rhododendronerde. Im Garten macht sie sich einzeln oder in der Gruppe gepflanzt gut im Heidegarten zwischen den verschiedenen Sorten der Schneeheide (Erica carnea) und Besenheide (Calluna vulgaris). Sie lässt sich zudem problemlos in Moorbeete integrieren und eignet sich für niedrige Einfassungshecken. Der 40 bis 80 cm hoch und etwa 50 cm breit wachsende Strauch passt gut in die Nachbarschaft von Rhododendren und Azaleen. Der optimale Standort liegt sonnig bis absonnig, warm sowie geschützt und zeichnet sich durch einen lockeren, frischen bis feuchten, humosen und unbedingt sauren Boden aus.

Silberblatt und die sukkulente Echeveria verleihen der Pflanzung einen besonderen Reiz. Allerdings verträgt die Echeverie keinen Frost. Foto: Karin Stern

Die Torfmyrte ist eine zweihäusige Pflanze, entwickelt daher männliche und weibliche Exemplare. Wer sie dauerhaft etablieren möchte, sollte also männliche Befruchter pflanzen, um in den Genuss des Fruchtschmucks zu kommen. Rechnen Sie dabei ein männliches Exemplar auf fünf weibliche. Die männlichen Bestäuber werden explizit als solche angeboten. Ihre Blüten erscheinen ab Mai, manchmal auch erst im Juni. Die weißen Blütenglöckchen der männlichen Exemplare sind etwas größer als die der weiblichen Pflanzen. Da die männliche Torfmyrte als gut winterhart gilt und sich schön über Ausläufer ausbreitet, fügt sie sich ebenfalls als Immergrüne prima in Heide- und Moorbeete ein. Tipp: In jungen Jahren die Torfmyrte generell vor Kahlfrösten im Winter mit einer Abdeckung aus Nadelzweigen schützen. Die Winterhärte erhöht sich erst mit zunehmender Etablierung. Einmal eingewachsen, übersteht die Torfmyrte dann auch einmal Temperaturen bis –15 °C.

Mit soviel Farbfreude kann der Winter gerne noch ein bisschen vor der Türe stehen. Foto: Karin Stern

Die Torfmyrte ist auf eine gleichmäßige Feuchtigkeit angewiesen. Man verwendet dafür am besten kalkfreies Gießwasser. Ansonsten zeigt sich das Heidekrautgewächs recht pflegeleicht. Nur bei Bedarf schneidet man störende Triebe kürzer. Männliche Pflanzen lassen sich mit einem Rückschnitt um etwa ein Drittel im Rhythmus von zwei oder drei Jahren wunderbar kompakt halten. Am besten wird der Schnitt nach der Blüte vorgenommen. Doch Vorsicht: Bei weiblichen Pflanzen geht jeder Schnitt zulasten des Fruchtschmucks, da die Blüten meist an den Triebenden erscheinen. Fruchttragende Pflanzen brauchen bei kurzzeitigem starken Frost etwas Winterschutz, um den Fruchtbehang unbeschadet in die nächste wärmere Phase zu retten. Für Nachwuchs lässt sich sehr leicht über das Abtrennen bewurzelter Ausläufer sorgen. Sie bilden sich vor allem dann reichlich, wenn die Torfmyrte geschützt am optimalen Standort steht.

Torfmyrte ,Alba‘ wurde hier mit verschiedenen Sorten der Besenheide und rotlaubigem Purpurglöckchen kombiniert. Foto: Karin Stern

Ehrenamt ist unverzichtbar

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Prominenter Besuch bei der September-Vorstandssitzung des LandFrauenverbandes Schleswig-Holstein in der Landwirtschafts­kammer in Rendsburg: Die Bischöfin im Sprengel Schleswig und Holstein der Nordkirche, Nora Steen, war zu Gast und sprach über ihre Arbeit, aktuelle Herausforderungen und Chancen für die Zukunft.

Besonders eindringlich wies sie auf die Bedeutung des Ehrenamtes hin: „Ohne freiwilliges Engagement bricht unser Sozialsystem zusammen. So attraktiv man es auch ausschreibt, es wird keiner mehr kommen“, betonte Nora Steen mit Blick auf die wachsende Schwierigkeit, Menschen für ein Engagement vor Ort zu gewinnen. Ein weiteres wichtiges Thema war die Vielfalt innerhalb der Kirche. Unterschiedliche Maßstäbe und Bedürfnisse müssten ernst genommen werden, Offenheit und Begegnungen seien dabei unverzichtbar. „Der Austausch, das schlichte Gespräch – das ist etwas, das uns heute vielerorts verloren geht“, so Steen.

Mit Freude betonte die Bischöfin die Schnittstellen zwischen Kirche und LandFrauen und zeigte sich offen für gemeinsame Projekte. Ein gelungenes Beispiel sei ihr Besuch auf der Norla gewesen, auch mit Halt im LandFrauenpavillon. Die Eindrücke waren so positiv, dass im kommenden Jahr ein eigener Kirchenstand auf der Messe geplant ist. 

Butterpreise im freien Fall

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Lidl hat am 26. September in einer Pressemitteilung bekannt gegeben, dass der Preis für Butter erneut auf nur noch 1,49 € für die 250-g-Packung gesenkt werde. Die Reduzierung des Preises, der zuvor bei 1,79 € lag, wurde mit gesunkenen Rohstoffpreisen begründet. Dies löst dann üblicherweise eine Kette von Preissenkungen bei anderen großen Supermarktketten aus und übt letztendlich Verhandlungsdruck auf die Milcherfasser und -verarbeiter aus. Tatsächlich sind die Rohstoffpreise seit einigen Wochen in Deutschland deutlich unter Druck, weil die Milchmenge ihren saisonüblichen Rückgang in der ersten Septemberhälfte zwar fortsetzte, allerdings war er mit minus 0,1 % gegenüber der Vorwoche nur minimal. Die angelieferte Menge lag 5 % über der Vorjahreswoche, war sogar die höchste der vergangenen fünf Jahre. Hinzu kommt, dass die Inhaltsstoffe der Milch vergleichsweise hohe Werte aufwiesen. Dadurch stand vor allem Fett mehr als ausreichend zur Verfügung. Die Vorjahreswerte waren noch negativ von der Blauzungenkrankheit beeinflusst, die anscheinend am Abklingen ist, allerdings immer noch wirkt, was sich in einer Verschiebung der Abkalbezeitpunkte zeigt.

Durch eine gleichzeitig äußerst ruhige Nachfrage tendierten die Rohstoffpreise deutlich schwächer. Das spiegelte sich auch in den Preisen am Spotmarkt wider. Nach Angaben des ife-Instituts Kiel gingen die Spotmilchpreise in der 38. Kalenderwoche auf durchschnittlich 39,1 ct/kg zurück und unterschritten damit erstmalig seit Mai 2024 die 40-ct-Marke. Der Rückgang im Vergleich zur Vorwoche belief sich auf 4 ct. Auch in den Niederlanden gingen die Spotpreise deutlich zurück, im Mittel um 6 ct. Teilweise berichteten Marktteilnehmer allerdings von einem überhitzten Preisverfall wegen großer Unsicherheiten am Markt. Die Ungewissheiten über den weiteren Marktverlauf trugen zu dem verhaltenen Kaufinteresse an den Rohstoffmärkten bei.

Schon die Preissenkung der großen Discounter vor zwei Wochen auf 1,79 € für ein 250-g-Päckchen Butter belebte die Nachfrage der Verbraucher deutlich, die Absätze bewegten sich auf deutlich erhöhtem Niveau und übertrafen laut nationaler Verkaufsstatistik in der 38. Kalenderwoche sowohl das bereits hohe Niveau der Vorwoche als auch das der Vorjahreswoche. Bei den sinkenden Fettpreisen tendierten die Butterpreise in der 39. Kalenderwoche nur leicht schwächer. Durch die belebte Nachfrage sowohl im Inland als auch am europäischen Binnenmarkt, wo es in den vergangenen Wochen vermehrt zu Abschlüssen kam, und die umfangreiche Produktion scheint der preisliche Tiefpunkt allerdings erreicht zu sein. Am Weltmarkt erschwert der starke Euro nach wie vor die Verhandlungsposition. Die Butter- und Käse-Börse in Kempten senkte die Notierung für geformte Butter am 24. September gegenüber der Vorwoche am unteren Spannenende um nur noch 15 ct auf 6,85 bis 7,35 €/kg. Die Preissenkung für Butter auf 1,79 € je 250-g-Päckchen hatte eine deutliche Absatzbelebung zur Folge. Ob sich dies mit dem Preis von 1,49 € wiederholt, scheint fraglich. Letztendlich wäre es dann nur eine Vernichtung von Produktwerten zulasten der Landwirte, die das über niedrige Milchpreise finanzieren müssten.

Claus Hoeck, LKSH-Markt

Marktlage für die Woche vom 29.9. bis 5.10.25

Getreide: Der europäische Weizenpreis geriet wegen des Anstiegs des Euro gegenüber dem Dollar und eines weltweiten Überangebots unter Druck.

Raps: Die globalen Raps- und Ölsaatenmärkte verzeichneten erhebliche Verluste wegen des Erntedrucks in Nordamerika, auch sinkende Pflanzenölpreise belasteten.

Futtermittel: Der Futtergetreidemarkt zeigte sich weiterhin ruhig. Die Handelsaktivitäten waren eingeschränkt, da viele Landwirte noch mit der Silomaisernte et cetera beschäftigt waren.

Kartoffeln: Der Lebensmitteleinzelhandel versuchte mit zahlreichen Sonderaktionen in großen Gebinden, Absatzimpulse zu setzen.

Schlachtrinder: Trotz des fehlenden Schlachttages in dieser Woche präsentierten sich die Schlachtrindermärkte ausgeglichen, es gab keine Überhänge.

Schlachtschweine/-sauen: Es wurden mehr als ausreichende Mengen angeboten. Wegen der kurzen Werkwoche und der ruhigen Fleischgeschäfte bestand Preisdruck.

Ferkel: Wegen des umfangreichen Angebots war die Vermarktung von Ferkeln aus freien Partien schwierig.

Milch: Die Anlieferung an deutsche Meiereien wies entgegen dem saisonal üblichen Trend leicht steigende Tendenzen auf, was die Preise belastete.

Schlachtlämmer/-schafe: Aufgrund der vielerorts verspäteten Lammungen und der schwierigen Fleischvermarktung kam es immer wieder zu Überhängen.

Markttendenz für die Woche vom 6. bis 12.10.25

Getreide: Die Preise bewegen sich am Kassamarkt weiter auf niedrigen Niveau, Verkäufer rücken von ihrer abwartenden Haltung nicht ab.

Raps: Händler sehen derzeit kaum fundamentale Gründe für eine Trendwende nach oben, Hauptproblem bleibt die fehlende Sojanachfrage aus China.

Futtermittel: Die Versorgung mit Futtergetreide ist gut, was die Nachfrage der Futtermittelindustrie dämpft und die Preise auf einem niedrigen Niveau hält.

Kartoffeln: Die Stimmung am Markt für Verarbeitungskartoffeln bleibt trübe, frühe Sorten und Standardware lassen sich außerhalb von Verträgen ihrer eigentlichen Verwendung nicht zuführen.

Schlachtrinder: Das Angebot an Schlachtkühen wird zunehmen, diese dürften aber weiterhin zügig abgenommen werden.

Schlachtschweine/-sauen: Die Stückzahlen nehmen zu, teilweise wird von Überhängen berichtet. Preisabschläge werden daran nichts ändern, es werden Impulse vom Fleischhandel benötigt.

Ferkel: Es werden Schwierigkeiten beim Verkauf nicht vertragsgebundener Ferkel erwartet, dennoch wird mit stabilen Preisen gerechnet.

Milch: Formbutter wird wegen gesunkener Verbraucherpreise lebhaft nachgefragt, der Markt für Molkenpulver in Lebensmittelqualität ist stabil.

Schlachtlämmer/-schafe: Die Preise für Importware sind aktuell recht hoch, was deutsche Herkünfte stützt.

„The Kids are the Stars“

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Kleine Künstler ganz groß – auf dem Wittkielhof in Stoltebüll bei Kappeln ist seit Sonntag vergangener Woche Deutschlands bislang größte Kinderkunstausstellung mit dem Titel „The Kids are the Stars“ zu sehen. 400 Kunstwerke von Kindern im Alter zwischen drei und 14 Jahren auf einer Ausstellungsfläche von 400 m2 – entstanden in Workshops mit Künstlern und deren Werken als Vorlage sowie in Kitas und Schulen im Kreis Schleswig-Flensburg.

Ingrid Roosen-Trinks (M.) mit Armin (12) und Clara (10) vom Kinder Kunst Club Angeln und Bär Brummeluf
Foto: Iris Jaeger

Initiiert wurde die Ausstellung vom Verein Kunst für Angeln mit der Gründerin und Vorsitzenden Ingrid Roosen-Trinks. Sie verleiht Originale aus ihrer Sammlung an Kitas und Schulen im Kreis, die die Kinder dazu anregen sollen, ihre eigenen Kunstwerke zu schaffen. Darüber hinaus finden immer wieder Kinderkunstworkshops auf dem Wittkielhof statt, die von Künstlern aus der Roosen-Trinks-Sammlung geleitet werden.

„Dabei geht es nicht darum, die Originale zu kopieren oder nachzuahmen, sondern komplett eigene Kreationen zu erschaffen“, so die Initiatorin. Neben Bildern und Collagen sind auch Basteleien, Skulpturen und Figuren zu sehen. „Mit dieser Ausstellung möchten wir die Vielfalt und Ausdruckskraft kindlicher Kreativität sichtbar machen und gleichzeitig einen Raum für Begegnung und Austausch schaffen“, so Ingrid Roosen-Trinks.

Begonnen hat alles 2022, als ein Lkw aus Berlin die ersten Kunstwerke aus der Sammlung von Ingrid Roosen-Trinks zum Wittkielhof brachte. Das erste Bild, das die Sammlerin auspackte, war „Waywards“ von Maria Thurn und Taxis. Die Tochter von Wittkielhof-Geschäftsführer Heinrich Nissen, die damals siebenjährige Clara, schaute neugierig zu, lief nach Hause und kam wenig später mit ihrer Version des Bildes zurück. Das war der Startschuss für die Idee, Originale der Sammlung an Kitas und Schulen zu verleihen und Kindern im Unterricht sowie in Workshops einen völlig neuen Zugang zu kreativem Schaffen zu ermöglichen. Es gründete sich der Kinder Kunst Club Angeln mit Clara und ihrem Bruder Armin als Club-Chefs. Beide zeigen ihre Werke in der Ausstellung, sind aber auch angetan von den Werken der anderen Kinder. „Viele der Bilder sind besser als die Originale“, finden sie. Zur Ausstellung erscheint das Buch „The Kids are the Stars“, das ausgewählte Werke der jungen Künstlerinnen und Künstler sowie Eindrücke aus den Workshops und Hintergrundgeschichten zum Projekt versammelt: ein liebevoll gestaltetes Buch über die Kraft kindlicher Kreativität.

Info

Die Ausstellung auf dem Wittkielhof bei Kappeln endet am Sonntag, 19. Oktober, mit einer Finissage von 12 bis 17 Uhr. Jeder kann an dem Tag ohne Anmeldung kommen. In der Zeit bis dahin gibt es Besichtigungen nur mit Anmeldung. Besucher können sich für einen Termin bei Ingrid Roosen-Trinks unter
­visit@kunstfuerangeln.de anmelden. Die Führungen durch die Ausstellung beginnen mit einem Klönschnack bei Getränken, Kaffee und Keksen, dann werden die Kunstwerke und das Konzept dahinter erklärt. Das Buch „The Kids are the Stars“ gibt es bei ihr bis 19. Oktober gegen eine Spende von 20 € sowie im Buchhandel oder bei Amazon:
ISBN 978-3-96666-104-1

Originalwerk von Nele Engler …
Foto: Iris Jaeger
… und das, was die Kinder in den Workshops aus den Vorlagen an eigenen Ideen entwickeln …
… ein weiteres Beispiel …
Martin Askholm „Wolke“ war Vorlage für folgende Eigenkreationen der Schulkinder, 5. Klasse, Klaus-Harm-Schule in Kappeln …
Foto: Iris Jaeger
… Wolken-Beispiel 1 …
Foto: Iris Jaeger
Wolken-Beispiel 2
Foto: Iris Jaeger
Original von Sofie Bird Møller …
Foto: Iris Jaeger
… eines der Kunstwerke geschaffen von Kindern der ev. integrativen Kita „An der Johannismühle“ in Flensburg …
Foto: Iris Jaeger
Original in der Mitte von Henrik Becker und drumherum die Bilder der Kinder der ev. Kita „St. Marien“ in Scheggerott
Foto: Iris Jaeger


Pressevielfalt in der Landwirtschaft

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Noch läuft die Sonderausstellung „Eigenbau und Eigenartiges in der Landwirtschaft“ im Schleswig-Holsteinischen Landwirtschaftsmuseum in Meldorf. „Wegen des großen Erfolges werden wir einige Exponate weiterhin ausstellen, aber jetzt bereiten wir eine neue Sonderausstellung vor über Pressen“, erklärt Museumsleiter ­Alexander Eggert.

Das Außengelände des Museums soll dabei zusätzlich zu einer Aktionsfläche werden, mit verschiedenen Pressen im Einsatz. „Wir möchten ein lebendiges Museum sein und nicht nur alte Maschinen ausstellen, sondern die Technik auch in Funktion zeigen“, nennt Alexander Eggert den Anspruch des Museums.

Alexander Eggert vor der Lanz-­Presse aus dem Jahr 1910
Foto: Herbert Frauen

Und durch die wechselnden Themenschwerpunkte und die praktischen Vorführungen wolle man auch erreichen, dass die Besucher mehrfach in das Museum kämen und etwas Neues entdeckten. Die neue Ausstellung trägt den Titel „Pressevielfalt in der Landwirtschaft“ als Wortspiel zur Pressevielfalt bei den Tageszeitungen. Zur Ausstellungseröffnung am 12. Oktober kommen Landwirte aus der Umgebung mit ihren aktuellen Pressen dazu, um die Vielfalt und den technischen Fortschritt dieser Erntemaschinen zu demonstrieren. Kulturvermittler Lutz Christiansen hat den Ablauf geplant: „Es werden Rundballen auf dem Hof abgerollt und von verschiedenen Pressen wieder in verschiedene Formate zusammengepresst.“

Dabei wird die Vielfalt dieser Technik deutlich: Ob als Quader oder Rundballen, ob mit Garn, Draht oder einem Netz zusammengebunden, ob niedrig oder hoch verdichtet – es geht immer um das Sammeln, Pressen, Binden und Laden von Silage, Heu oder Stroh. Früher musste man das lose anfallende Heu und Stroh nach dem Mähen oder Dreschen aufwendig per Hand bündeln oder mit Rechen zusammenkehren und binden, um es anschließend auf dem Heuboden oder in die Scheunen einzubringen.

In den vergangenen 100 Jahren hat sich hier viel getan und die Arbeit enorm erleichtert. Bereits 1901 stellte die Firma Welger aus Wolfenbüttel die Erfindung einer Presse vor. Dadurch konnten Stroh und Heu durch das Pressen zu Ballen deutlich platzsparender transportiert und eingelagert werden. Allerdings konnten die ersten Pressen nur pressen und nicht binden.

Kulturvermittler Lutz Christiansen erklärt die Mengele-Presse mit Hydraulikantrieb.
Foto: Herbert Frauen

„Ein Landarbeiter musste dann unter die Maschine kriechen und mit einem Band von Hand die Niederdruckballen zusammenbinden“, erklärt Lutz Christiansen. Erst 1930 entwickelte die Firma Claas als integrierten Knüpfapparat den Knoter. Dadurch verkürzte sich die Arbeitszeit bei der Raufutterernte enorm. Die Entwicklung ging von den Niederdruck- zu den Mitteldruck- und Hochdruckpressen. Der Transport wurde durch die Laderutsche oder die Ballenschleuder erleichtert und die Formate der Ballen entwickelten sich von kleinen tragbaren Ballen zu den Großformaten als Rund- oder Quaderballen mit Größen von 1,80 m im Durchmesser oder 80 x 120 cm im Querschnitt.

Der technische Fortschritt wird auch an den ausgestellten Pressen im Museum deutlich. Einige sind aus dem Depot geholt worden und wurden bisher noch nie gezeigt. Die größte und älteste ausgestellte Presse der Firma Lanz stammt aus dem Jahr 1910. Sie wurde als stationäre Presse hinter einer Dreschmaschine eingesetzt, um das Stroh mit einer Drahtbindung für die Bahn transportabel zu machen und es zu den Pferden des Heeres zu bringen.

Die Claas-Bubi-S aus dem Jahr 1965 hat ihren Namen aufgrund ihrer Funktion „Bündeln und Binden“ erhalten.
Foto: Herbert Frauen

Die Claas-Bubi-S aus dem Jahr 1965 hat ihren Namen nach ihrer Funktion „Bündeln und Binden“ erhalten. Als Mitteldruckpresse konnte ihr Druck variabel eingestellt werden.

Eine besondere Rarität der Ausstellung ist die Hydro-Pack SB 8580 von Mengele mit einem Presskanal von 80 x 85 cm. Die Quaderlänge konnte variabel gestaltet werden. Das Besondere: Der Presskolben ist ein hydraulischer Zylinder, der das Gewicht deutlich reduzierte. Lutz Christiansen: „Mengele begann 1990 mit dem Vertrieb, aber es kam in der Praxis zu Problemen, da die Vorpresskammer zu klein dimensioniert war und bei nicht ganz trockenem Erntegut leicht verstopfte.“ Trotz einer Nachbesserung des Rotors von Mengele im Jahr 1991 lief die Presse nicht störungsfrei. Der Hersteller kaufte deshalb die 50 ausgelieferten Pressen zurück und verschrottete sie. Ein Landwirt aus Friedrichstadt behielt aber eine und presste damit Bohnenstroh, bevor er sie jetzt dem Museum schenkte.

Bei der Sonderausstellung geht es neben dem Pressen auch um die Verwendung und Bedeutung von Stroh und Heu. Lutz Christiansen: „Das Stroh wird gerade wieder neu entdeckt. Sei es als kurz geschnittene Komponente im Mischfutter, um den Rohfaseranteil zu erhöhen, sei es als Dämmmaterial im Gebäudebau oder sei es als Biomasse zur Wärmegewinnung. Denn 2,5 Kilogramm Stroh haben den Heizwert von einem Liter Heizöl.“

Weitere Informationen unter landwirtschaftsmuseum.sh

Fütterung von Nutzhanf

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Der gewöhnliche Hanf (­Cannabis sativa) ist eine der ältesten Nutzpflanzen der Welt. Erste Hinweise auf eine Nutzung als Nahrungsmittel finden sich bereits vor 12.000 Jahren in China. Auch in Europa wurde Nutzhanf über Jahrhunderte angebaut und hatte eine starke Bedeutung für die Herstellung von Textilien, Papier und Seilen. Im 20. Jahrhundert verlor der Hanfanbau dann aber an Bedeutung, da andere Natur- und Kunstfasern kostengünstiger wurden. Durch seine rauschauslösende Wirkung geriet Hanf in Verruf und wurde schließlich 1929 in Deutschland verboten. Seit 1996 ist der Anbau von Nutzhanf als Sommerungskultur und seit 2017 als Winterzwischenfrucht wieder erlaubt.

Allerdings müssen Anbau und Beginn der Blüte beim Bundesamt für Ernährung und Landwirtschaft gemeldet werden, wobei nur speziell zugelassene Sorten mit einem Gehalt an Tetrahydrocannabinol (THC) von unter 0,3 % angebaut werden dürfen. In höheren Konzentrationen kommt das psychoaktive Cannabinoid THC vor allem in Blüten und Blättern solcher Sorten vor, die für medizinische Zwecke oder den Freizeitkonsum bestimmt sind. Durch den niedrigen Grenzwert von 0,3 % ist es aber mit den entsprechenden Sorten nicht möglich, einen Rausch bei erwachsenen Menschen auszulösen. Die Legalisierung des privaten Anbaus von Hanf zum Eigenkonsum durch das Cannabisgesetz (CanG) vom 1. April 2024 hat keine Auswirkung auf die rechtlichen Rahmenbedingungen für den landwirtschaftlichen Nutzhanfanbau.

Der Anbau von Nutzhanf bietet pflanzenbaulich viele Vorteile. Die anspruchslose Kultur zeichnet sich durch eine hohe Biomasseproduktion aus. Um jedoch optimale Erträge zu erzielen, sollten lockere, humose und nährstoffreiche Böden bevorzugt, Staunässe und verdichtete Böden jedoch gemieden werden. Durch das schnelle Auflaufen kann in der Regel auf den Einsatz von Herbiziden verzichtet werden. Fungizide und Insektizide sind ebenfalls kaum erforderlich. Während der Jugendentwicklung benötigt der Hanf eine ausreichende Wasserversorgung, wird in fortgeschrittenen Stadien aber trockentoleranter. Die schnell wachsenden Blätter verschatten den Boden und vermindern so die Verdunstung, aber auch das Wachstum von Beikräutern.

Hanf lässt sich vielseitig in bestehende Fruchtfolgen integrieren, da außer zu Hopfen keine Verwandtschaft zu anderen Kulturen besteht. Er besitzt einen guten Vorfruchtwert, da die tiefen Wurzeln den Boden lockern. Der Anbau von Nutzhanf kann auch dazu beitragen, dem Klimawandel entgegenzuwirken. Aufgrund seiner hohen Biomassebildung nimmt Hanf größere Mengen an CO2 aus der Atmosphäre auf und bindet es in Form von Kohlenhydratverbindungen in den Zellwänden. Hanf ist so in der Lage, 15 bis 22 t/ha CO2 zu binden. Auch Insekten profitieren, da die Hanfblüten eine begehrte Pollenquelle für Bienen darstellen.

Die Nutzungsmöglichkeiten der geernteten Hanfpflanze sind vielfältig. Die Blüten dienen beispielsweise zur Gewinnung von Cannabinoiden wie Cannabidiol (CBD), das in kosmetischen oder pharmazeutischen Produkten eingesetzt wird. Die Samen der Hanfpflanze enthalten kaum Cannabinoide, dafür aber alle für den Menschen essenziellen Aminosäuren und wichtige Vitamine. Die Samen sind reich an ungesättigten Fettsäuren und besitzen ein günstiges Omega-6-zu-3-Verhältnis. Sie dienen als wertvolles Futtermittel, insbesondere für Ziervögel und Nutzgeflügel. Das aus den Samen gewonnene Öl hilft, das Feder- beziehungsweise Haarkleid von Tieren zu verbessern und Stresssituationen leichter zu bewältigen. Der Fütterungszusatz von Hanföl oder -samen kann auch die Ei- und Fleischqualität oder das Fettsäuremuster der Milch verbessern.

Getrocknete Hanfblätter der Sorte ,Santhica‘ zur Fütterung an Milchkühe. Foto: Jessica Schwerdtfeger

Und Wiederkäuer?

Der bei der Ölgewinnung anfallende proteinreiche Hanfkuchen oder das Hanfextraktonsschrot sind ebenfalls hochwertige Futtermittel für Wiederkäuer. Sie zeichnen sich durch eine geringe Abbaubarkeit im Pansen, aber eine hohe Dünndarmverdaulichkeit aus. Auch der Einsatz als Futtermittel für langsam wachsende Schweinerassen ist denkbar. Bei schnell wachsenden Rassen ist die Verwendung durch die niedrigen Lysinkonzentrationen aber nur bedingt möglich. Aus den Stängeln können widerstandsfähige Fasern gewonnen werden. Die robusten Fasern eignen sich als Rohstoff für die Textil- oder Papierindustrie. Ebenso gefragt sind sie im Bauwesen zur Herstellung von CO2-neutralen, diffusionsoffenen Materialien zur Schall- und Wärmedämmung. Die Fasern werden auch zur Herstellung von naturfaserverstärkten Kunststoffen verwendet, vor allem in der Automobilindustrie. Aufgrund des hohen Zellulosegehalts von 65 bis 70 % ist ebenfalls eine Faserverarbeitung zu Bioplastik möglich. Bei der Aufreinigung der Pflanzenstängel fallen die sogenannten Schäben an, die aus dem verholzten Mark stammen. Diese können ebenfalls in Bau- und Dämmstoffen Verwendung finden, zum Beispiel im sogenannten Hanfbeton, einer Mischung aus Kalk und Schäben, oder als besonderes saugfähiges Einstreumaterial in der ­Tierhaltung.

Die Hanfblätter werden bis jetzt kaum genutzt. In geringen Mengen dienen sie allenfalls der Teeherstellung. Die Blätter weisen jedoch einen hohen Rohprotein- und Rohfasergehalt auf. Zudem sind sie reich an essenziellen Aminosäuren und enthalten zahlreiche bioaktive Inhaltsstoffe. Neben den verschiedenen Cannabinoiden lassen sich Terpene und Phenole nachweisen, die antioxidative und antientzündliche Eigenschaften aufweisen. Diese Inhaltsstoffe machen die Hanfblätter zu einer interessanten und potenziell alternativen Rohproteinquelle in der Rinderfütterung. Erste Studien zur Fütterung von Industriehanf an Mastrinder belegen eine Verlängerung der Liegedauer und deuten auf ein geringeres Entzündungsgeschehen hin. Nach Fütterung von Nutzhanf-Ganzpflanzensilage an Milchkühe zeigten sich allerdings unerwünschten Effekte wie gerötete Augen, vermehrter Speichelfluss, Schläfrigkeit und ein Übergang von THC aus dem Futter in die Milch. Diese Beobachtungen wurden auf die mit der Silierung zunehmenden Gehalte an THC zurückgeführt. Bislang gibt es jedoch noch keine Erkenntnisse, ob die Fütterung THC-armer Hanfblätter an Milchkühe ebenfalls derartige Effekte hervorruft und wie diese die Verdaulichkeit der Ration und die Milchleistung der Tiere beeinflussen. Aus zwei In-vitro-Studien lässt sich zudem vermuten, dass Nebenerzeugnisse aus der Hanfverarbeitung die Methanproduktion senken.

EIP-Projekt zu Hanf

Die Eignung von Hanfblättern als alternative Proteinquelle für Milchkühe wurde in dem von der Europäischen Innovationspartnerschaft (EIP-Agri) geförderten Projekt „ZwiHanf“ am Forschungsinstitut für Nutztierbiologie (FBN) in Dummerstorf untersucht. Dazu erhielten zwölf erstlaktierende Holsteinkühe, die zu Beginn des Versuches 170-259 Tage in Milch waren, zwei Rationen mit vergleichbarem Rohprotein- (153 g/kg TM) und Energiegehalt (11,45 MJ/kg ME). In der ersten Versuchsperiode erhielt die Hanfgruppe für drei Wochen eine Totale Mischration (TMR), die 7,4 % getrocknete Hanfblätter der Sorte ,Santhica 27‘ enthielt. Diese Hanfsorte wies mit 0,0005 % einen extrem niedrigen THC-Gehalt auf. Die Vergleichsgruppe erhielt im gleichen Zeitraum eine TMR mit 3,5 % Sojaextraktionsschrot. Nach einer zweiwöchigen Auswaschphase wurden die Tiere mit der jeweils anderen Ration gefüttert. Die Tiere wurden zunächst im Laufstall gehalten. In der letzten Woche der Fütterung wurden sie in eine Respirationskammer eingestallt, um die Methanproduktion, die Kot- und Urinausscheidung zu messen.

In unserer Studie konnten wir keine negativen Auswirkungen der Hanfzugabe auf die Tiergesundheit feststellen. Die Fütterung der THC-armen Hanfration führte nicht zu geröteten Augen oder vermehrtem Speichelfluss, und auch die Atem- und Herzfrequenz waren nicht von der Ration beeinflusst. Im Laufstall wurde auch die Aktivität der Tiere erfasst. Die Auswertung ergab, dass die Tiere der Hanfgruppe 54 min länger lagen und 50 min weniger wiederkauten. Die Fressdauer war in beiden Gruppen vergleichbar, jedoch nahmen die Kühe der Hanfgruppe durchschnittlich 18,7 kg und die der Kontrollgruppe 20,4 kg Trockenmasse pro Tag auf. Die verringerte Futteraufnahme wirkte sich natürlich auf die Milchleistung aus. Die Hanfgruppe produzierte 27,4 kg energiekorrigierte Milch, während die Kontrollgruppe 1,4 kg pro Tag mehr produzierte. Dennoch war die Futtereffizienz der Hanfgruppe um zirka 5 % größer. Die Milcheiweiß-, Fett- und Laktosegehalte wurden durch die Hanfzulage nicht beeinflusst. Allerdings gingen die im Hanf enthaltenen Cannabinoide in die Milch über (siehe Tabelle), was bereits bei der Fütterung THC-reicherer Sorten beobachtet wurde. Die Analyse der Futteraufnahme und Kotausscheidung ergab eine vergleichbare Verdaulichkeit der organischen Masse und des Rohproteins beider Rationen. Besonders interessant waren die Ergebnisse der Stickstoffanalysen. Die Zulage von Hanf verringerte die Stickstoffausscheidung mit dem Urin um 24 %. Die Stickstoffnutzungseffizienz, die als Verhältnis aus Stickstoffabgabe mit der Milch und Stickstoffaufnahme mit dem Futter definiert ist, unterschied sich jedoch nicht zwischen den Fütterungsgruppen. In der Respirationskammer zeigte sich zudem, dass die Zugabe von Hanf die Methanemission bezogen auf die Trockenmasseaufnahme tendenziell um 3 % senkte.

THC-arme Hanfblätter ­erwiesen sich als interessante alternative Proteinquelle zur Fütterung von Wiederkäuern. Im Vergleich zu Sojaextraktionsschrot geht der Einsatz zwar mit einer leichten Verringerung der Futteraufnahme und Milchleistung einher, jedoch können die Stickstoff- und Methanemissionen durch den Einsatz von Hanf reduziert werden. Inwieweit eine Kennzeichnungspflicht für Milch aus Hanffütterung besteht, ist noch zu klären, da Cannabinoide aus dem Futter in die Milch übergehen können.

Rechtliche Hinweise zur Familien-GbR

Die jüngere Generation hat die Ausbildung abgeschlossen und möchte schon Verantwortung im Betrieb übernehmen. Die ältere Generation hat aber das Rentenalter noch nicht erreicht oder möchte noch nicht abgeben. Soll die Übergabe des landwirtschaftlichen Betriebes durch eine Phase der gemeinsamen Bewirtschaftung und durch eine schrittweise Übertragung von Aufgaben, Verantwortung und Vermögenswerten vorbereitet werden, liegt die Gründung einer gemeinsamen Familiengesellschaft zwischen Überlasser und Übernehmer nahe. Was gibt es rechtlich zu beachten?

Eine gleitende Hofübergabe, bei der der landwirtschaftliche Betrieb schrittweise vom Überlasser auf den Übernehmer übergeht und Aufgaben, Verantwortung und Vermögenswerte nach und nach übertragen werden, statt alles zu einem bestimmten Zeitpunkt zu übergeben, kann den Generationenwechsel erleichtern. Eine solche gleitende Hofübergabe kann auf verschiedene Weise geschehen. Gebräuchlich ist neben einer Verpachtung an den zukünftigen Übernehmer insbesondere die hier skizzierte Möglichkeit der Gründung einer gemeinsamen Gesellschaft bürgerlichen Rechts (GbR) als Familien-GbR zwischen Überlasser und Übernehmer.

Das Merkmal einer gleitenden Hofübergabe ist eine Übergabe in mehreren Stufen, das heißt ein zeitlich gestreckter Übergang, eine schrittweise Verantwortungsübernahme und eine weitestgehende Flexibilität, bei der die Übergabe individuell ausgestaltet werden kann. Durch die frühe Einbindung und Übergabe kann Streit in der Familie reduziert oder ganz vermieden werden. Zudem können bei einer Zusammenarbeit der Generationen in der Zeit der gemeinsamen Bewirtschaftung die individuellen Stärken beider Seiten eingebracht und der Betrieb gemeinsam entwickelt werden.

Was ist rechtlich zu beachten?

Bei der Gründung einer Familien-GbR zur gleitenden Hofübergabe zwischen Übergeber und Übernehmer treffen familieninterne Interessen mit gesellschaftsrechtlichen, steuerlichen und sozialrechtlichen Aspekten aufeinander. Die GbR dient dabei als rechtlicher Rahmen, um eine schrittweise (gleitende) Betriebsübergabe zu ermöglichen. Dabei bleiben Übergeber und Übernehmer zunächst gemeinsam Gesellschafter des Betriebs, bevor der Übergeber sich vollständig zurückzieht. Um die Hofeigenschaft nach der Höfeordnung (HöfeO) zu erhalten und damit später bei der Hofüberlassung die Abfindungsregelungen gemäß § 12 HöfeO und § 13 HöfeO zu erhalten, findet eine Einbringung des Grundbesitzes in die GbR noch nicht statt. Die Flächen werden der Gesellschaft vielmehr zunächst „nur“ zur Nutzung und Bewirtschaftung überlassen.

Grundsätzlich ist die Gründung einer Gesellschaft bürgerlichen Rechts formfrei möglich. Selbst ein mündlicher Gesellschaftsvertrag würde reichen. In jedem Fall bedarf die Einbringung von Grundstücken in die GbR nach § 311b Bürgerliches Gesetzbuch (BGB) der notariellen Beurkundung. Der Beurkundungszwang erstreckt sich auch auf den Gesellschaftsvertrag, wenn dieser die Verpflichtung eines Gesellschafters zur Einbringung von Grundstücken enthält. Weiter besteht seit dem 1. Januar 2024 durch die Reform des Personengesellschaftsrechts (MoPeG) seit 2024 eine Verpflichtung zur Eintragung der GbR als eingetragene GbR (eGbR) in das Gesellschaftsregister, soweit Grundeigentum auf diese übertragen werden soll oder diese sich als Gesellschafterin an anderen eingetragenen Gesellschaften beteiligt. Die Eintragung in das Gesellschaftsregister kann aber auch freiwillig veranlasst werden, wenn die Beteiligten die Publizität der Beteiligungs- und Geschäftsführungsregelungen der Gesellschaft wünschen.

Die Gründung einer Familien-GbR zur gleitenden Hofübergabe ermöglicht eine geregelte Übergabe mit Flexibilität und Augenmaß und kann damit gut für eine nachhaltige und gerechte Hofnachfolge sein. Sie erfordert aber klare vertragliche Regelungen, um spätere Konflikte zu vermeiden und alle Beteiligten sowohl rechtlich als auch wirtschaftlich abzusichern.

In jedem Fall ist ein sorgfältig durchdachter schriftlicher Gesellschaftsvertrag unbedingt erforderlich, um Konflikte zu vermeiden und rechtliche Klarheit zu schaffen. Dabei sollten folgende Punkte geregelt sein:

Gesellschaftszweck: Der Gesellschaftszweck könnte in der gemeinschaftlichen Führung des landwirtschaftlichen Betriebes sowie der Vorbereitung und Umsetzung der späteren Betriebsübergabe liegen.

• Gesellschafter: Wer ist an der Gesellschaft beteiligt? Gibt es neben dem Übergeber und dem Übernehmer noch weitere Gesellschafter? Alle Gesellschafter sind namentlich klar zu benennen.

• Einlagen/Einbringung von Vermögen: Wer bringt was in die Gesellschaft ein? Welche Einlagen hat jeder Gesellschafter zu bringen? Besteht die Einlage aus der Einbringung von Grundstücken, bestimmten Maschinen, Inventar und Rechten? Bestehen Verpflichtungen zur Einbringung der Arbeitskraft?

• Gewinn- und Verlustverteilung: Wie werden Gewinne und Verluste verteilt? Erfolgt die Verteilung entsprechend der Höhe der Einlage, nach Köpfen oder gemischt? Wird die Erbringung von Arbeitsleistungen über die Gewinnverteilung berücksichtigt oder erfolgt eine gesonderte Vergütung?

• Regelung der Mitwirkung: Wer darf wie mitentscheiden? Wie werden Entscheidungen getroffen? Gibt es Regelungen zu Stimmverteilung und Vetorechten?

• Geschäftsführung und Vertretung: Wer ist zur Geschäftsführung und Vertretung berechtigt? Dürfen die Gesellschafter allein vertreten (Einzelvertretung) oder vertreten die Gesellschafter die GbR nur gemeinsam (Gesamtvertretung)? Klare und verbindliche Regelungen ersparen spätere Auseinandersetzungen und Streit.

• Regelungen zur Nachfolge und zum Ausscheiden: Wer kann wann wie ausscheiden oder eintreten? Es kann auch geregelt werden, wann und wie der Übergeber aus der GbR ausscheidet. Es bedarf klarer Regelungen und auch der Aussagen zu Abfindungsleistungen oder deren bewusstem Ausschluss.

• Tod eines Gesellschafters: Was passiert bei dem Tod eines Gesellschafters? Soll die Gesellschaft fortgesetzt werden? Kommt der Eintritt eines Erben anstelle eines verstorbenen Gesellschafters infrage?

Vorsicht Haftung

Charakteristisch und nicht abdingbar für die GbR ist die unbeschränkte Haftung aller Gesellschafter für Gesellschaftsverbindlichkeiten jeder Art gemäß §§ 721, 721b BGB. Die Gläubiger können jeden Gesellschafter für die Verbindlichkeiten der GbR unmittelbar und in voller Höhe in Anspruch nehmen. Ein Ausgleich zwischen den Gesellschaftern kann dann nur im Innenregress verlangt werden. Sollten höhere Darlehen oder kreditfinanzierte Vorgänge, etwa zukünftige Grundstückserwerbe durch die Familien-GbR beabsichtigt sein oder kommt eine Haftungsübernahme durch einen der Gesellschafter nicht infrage, wäre gegebenenfalls alternativ die Gründung einer Kommanditgesellschaft (KG) als alternative Gesellschaftsform zu prüfen.

GbR und Höfeordnung

Die Gründung einer Familien-GbR, bei der der Hofeigentümer den hofzugehörigen Grundbesitz der Gesellschaft nur zur Nutzung überlässt, er also Eigentümer bleibt, steht mit der Höfeordnung insoweit im Einklang, als die Hofeigenschaft erhalten bleibt. Erfolgt die Gründung der Gesellschaft aber durch eine Einbringung des Eigentums am Hof in die Gesellschaft mit der Folge, dass die Gesellschaft Eigentümer wird, geht die Hofeigenschaft verloren, weil fortan die Besitzung nicht mehr im Alleineigentum einer natürlichen Person steht. In jedem Fall ist weiter zu prüfen, ob zum Zeitpunkt der Einbringung durch die Elterngeneration die Nachabfindungsfristen gemäß § 13 HöfeO von 20 Jahren nach deren Hofübernahme noch laufen. Die Einbringung des Hofes in eine Gesellschaft kann Nachabfindungsansprüche der weichenden Erben gemäß § 13 Absatz 1 S. 4 HöfeO auslösen.

Weiter sind auch pachtrechtliche Fragen zu prüfen. Die Einbringung gepachteter Flächen zur Bewirtschaftung in die GbR stellt gemäß § 589 BGB eine unerlaubte Nutzungsüberlassung an Dritte dar. Soweit diese nicht ausdrücklich in den Pachtverträgen gestattet wird, ist zuvor in jedem Fall die Zustimmung des jeweiligen Verpächters einzuholen.

Zu beachten sind schließlich auch sozialversicherungsrechtliche Folgen der gleitenden Übergabe. Besteht gegebenenfalls schon ein Anspruch auf Altersrente? Für die Kranken- und Pflegeversicherung ist der Status der Gesellschafter zu prüfen. Wer übernimmt die Anmeldung der GbR bei der landwirtschaftlichen Sozialversicherung (SVLFG)? Die Gründung einer Familien-GbR wirft auch wichtige steuerliche Fragen auf. Deren Klärung und Darstellung bleibt einem gesonderten Artikel in Bauernblatt Ausgabe 42 vorbehalten.

Fazit

Die Gründung einer Familien-GbR zur gleitenden Hofübergabe ermöglicht eine geregelte Übergabe mit Flexibilität und Augenmaß und kann damit ein sehr geeignetes Modell für eine nachhaltige und gerechte Hofnachfolge sein. Sie erfordert aber klare vertragliche Regelungen, um spätere Konflikte zu vermeiden und alle Beteiligten rechtlich und wirtschaftlich abzusichern. Der Gesellschaftsvertrag ist dabei das zentrale Instrument, das Klarheit schaffen sollte. Auf jeden Fall ist auch das Testament des Überlassers mit der Hofnachfolgeplanung abzustimmen, um neben den lebzeitigen Fragen auch die Folgen eines Todesfalls abzusichern.

Kammerehrenpreis für vorbildliche Tierhaltung

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Die ­Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein hat in der ­vergangenen Woche zwei ­herausragende landwirtschaftliche Betriebe mit dem Kammerehrenpreis für beispielhafte ­Tierhaltung geehrt.

Ausgezeichnet wurden der Milchviehbetrieb Petersen aus Taarstedt, Kreis Schleswig-Flensburg, und der Bioland-Betrieb Wieczorek aus Norddeich, Dithmarschen. Beide Betriebe zeigen auf beeindruckende Weise, wie moderne Tierhaltung mit Verantwortung, Fachwissen und Innovationsfreude gestaltet werden kann.

Der Betrieb Petersen bewirtschaftet rund 260 ha und setzt auf modernste Melktechnik, Robotereinsatz und ein durchdachtes Fütterungskonzept. Mit einer Milchleistung von über 10.000 kg pro Kuh sowie Erfolgen in der Zucht – darunter prämierte Bullen wie „Airbag“ – steht der Hof für hohe Tiergesundheit und nachhaltige Entwicklung.

Eike Brandt (r.) übergab als Repräsentantin der Landwirtschaftskammer den Ehrenpreis an die Familie Wiezcorek. Foto: Hannah Straky

Familie Wieczorek betreibt einen der ältesten Ponyhöfe Deutschlands und verbindet Welsh-Pony-Zucht, Mutterkuhhaltung, Kinderreitferien und eine eigene Biogasanlage zu einem vielseitigen, zukunftsorientierten Betrieb. Auf 120 ha extensivem Grünland – davon 77 ha Naturschutzfläche – steht das Tierwohl an erster Stelle. Technisch ist der Hof mit automatisierter Fütterung und moderner Einstreuanlage ebenfalls auf dem neuesten Stand.

72-Stunden-Aktion schafft bleibende Werte

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72 Stunden Zeit, viele helfende Hände und jede Menge Ideen: Unter diesem Motto haben die Landjugenden in Schleswig-Holstein Mitte September gezeigt, was in ihnen steckt. Vom 18. bis 21. September packten weit mehr als 1.000 junge Menschen in fast 40 Ortsgruppen an – und hinterließen Spuren, die in den Dörfern noch lange sichtbar bleiben.

Seit Ende der 1990er Jahre gehört die 72-Stunden-Aktion zum Profil des Landjugendverbandes. Alle vier Jahre treten die Ortsgruppen an, um innerhalb von drei Tagen eine gemeinnützige Aufgabe zu erfüllen – ohne vorher zu wissen, was genau auf sie zukommt. Erst beim offiziellen Startschuss werden die Umschläge geöffnet. Was dann zählt, sind Tatkraft, Kreativität und der Rückhalt in der Dorfgemeinschaft.

Dass diese Großaktion funktioniert, ist das Ergebnis intensiver Vorbereitung. Eine eigens gegründete Projektgruppe traf sich seit Jahresbeginn regelmäßig, plante Logo und Motto, organisierte Sponsoren, stimmte Aufgaben mit Gemeinden ab und packte schließlich die Aktionspakete. Das gemeinsame Packen am Landjugendpavillon war für viele Helfer ein kleines Highlight: Auf einer Bahn von gut 30 m wurden Tüten mit T-Shirts, Bechern, Eimern, Sonnenhüten, Plakaten und vielem mehr gefüllt – kleine Hilfen, die überall im Land zum Einsatz kamen. Klein- und Großsponsoren ermöglichten die Aktionspakete mit Geld- und Sachspenden und trugen so zum Gelingen bei.

Am 18. September war es endlich so weit. In Bargum fiel der Startschuss, begleitet von zahlreichen Gästen aus Politik, Verbänden und der Region (siehe Ausgabe 39). Die Vorsitzenden des Landjugendverbandes, Marlies Muxfeldt und Mirco Engelbrecht, begrüßten gemeinsam mit der Ortsgruppe Bargum ein volles Gemeindehaus. Grußworte von Bauernverband, Landwirtschaftskammer, LandFrauenverband, Sponsoren sowie den Schirmherrinnen Julia Nissen und Heike Marit Carstensen machten deutlich, welchen Stellenwert die Aktion hat.

Dann übergab Bürgermeister Volker Nissen symbolisch den ersten Aufgabenumschlag – damit war der Startschuss gefallen. Zeitgleich in ganz Schleswig-Holstein erhielten die Ortsgruppen ihre versiegelten Umschläge, öffneten sie mit Spannung und machten sich sofort ans Werk. Ein signierter Spaten markierte den offiziellen Beginn der landesweiten Aktion. Ab diesem Moment wurde im ganzen Land geplant, gezeichnet, geschraubt und gebaut – drei Tage voller Einsatz begannen.

Aktionen überall im Land

Von Nordfriesland bis ins Herzogtum Lauenburg, von Schleswig-Flensburg bis nach Pinneberg waren an diesem Wochenende fast 40 Ortsgruppen im Einsatz. Und die Aufgaben hätten unterschiedlicher kaum sein können. Während die Landjugend Hennstedt die Badestelle in Horst aufwertete, packte die Gruppe in Wesselburen im Kindergarten an: Dort entstanden neue Hochbeete, ein kleiner Fußballplatz und eine frische Sandkiste für die Kinder. In Grundhof wiederum wurde eine alte Fußgängerbrücke in einem Naturschutzgebiet erneuert – eine Aufgabe, die nicht nur Muskelkraft, sondern auch handwerkliches Geschick verlangte.

Andere Gruppen stellten den Spaß- und Freizeitwert in den Mittelpunkt. Die Landjugend Hanerau-Hademarschen etwa verwandelte ein Gelände in eine BMX-Dirtjump-Strecke, die künftig für sportliche Abenteuer sorgen wird. In Bargum entstanden gleich zwei Shelter, eine Sitzbank und ein Brunnen, während die Landjugend Osdorf den Bau eines neuen Volleyballplatzes realisierte. Vielfältig und ideenreich waren die Projekte überall: In Galmsbüll entstand eine mobile Punschbude für Feste, in Lindau-Revensdorf eine überdachte Haltestelle, die gleichzeitig als Gemeinschaftshütte dient. Diese Beispiele zeigen nur einen Ausschnitt dessen, was innerhalb von drei Tagen umgesetzt wurde. Ob Neubau oder Renovierung, ob Dorfplatz oder Kita – die Projekte griffen konkrete Bedarfe der Gemeinden auf und schufen bleibende Werte.

Besonders sichtbar wurde die Kraft der Landjugend bei den Besuchen des Landesvorstandes. Traditionell führte die begleitende Tour des Vorstandes quer durchs Land, von Gruppe zu Gruppe. Überall bot sich ein ähnliches Bild: Junge Menschen, die Hand in Hand mit Gemeinde, Feuerwehr, Vereinen und Handwerkern anpackten. Es wurde geklönt, gescherzt und gelacht – doch sobald es ans Arbeiten ging, herrschten Ernsthaftigkeit und Teamgeist.

Jede Ortsgruppe erhielt beim Besuch ein offizielles Teilnahmeschild, das nun in den Gruppenräumen hängen und an die Aktion erinnern wird. Eines wurde überall deutlich: Die Dorfgemeinschaften stehen hinter „ihren“ Landjugenden. Nicht nur in den Gemeinden selbst war die Aktion ein Ereignis. In Sozialen Medien berichteten viele Gruppen fast live über ihre Fortschritte, Übergaben und die kleinen Erfolge zwischendurch. So konnte man den Entstehungsprozess von neuen Spielplätzen, Sheltern oder Grünanlagen quasi in Echtzeit miterleben. Auch die Presse war landesweit dabei: Zeitungen, Radiosender und sogar das Fernsehen griffen die Geschichten auf.

Ein starkes Zeichen

Nach drei Tagen vollen Einsatzes konnte man überall im Land neue Bauwerke, renovierte Anlagen und gestaltete Plätze bestaunen. Noch wichtiger aber war die Botschaft, die von der 72-Stunden-Aktion ausging: Sie machte deutlich, wie Dorfgemeinschaft funktioniert, wenn viele Hände anpacken.

„Unsere Landjugenden beweisen mit dieser Aktion alle vier Jahre aufs Neue, dass Ehrenamt mehr ist als nur ein Schlagwort – hier wird wirklich angepackt, nicht lang geschnackt“, betonte Landesvorsitzende Marlies Muxfeldt beim Abschluss. Mehr als 1.000 Landjugendliche setzten gemeinsam ein starkes Zeichen für Ehrenamt und Zusammenhalt. Sie schufen nicht nur Dinge aus Holz, Beton oder Farbe – sie stifteten Begegnung, Zuversicht und Stolz. Gemeinden, regionale Unterstützer und Landjugendliche zogen an einem Strang und machten die Aktion zu einem beeindruckenden Erfolg.

Die nächste 72-Stunden-Aktion wird erst 2029 stattfinden. Doch schon jetzt ist klar: Auch dann werden wieder Hunderte junge Menschen beweisen, was man in kurzer Zeit bewegen kann – und die Spuren der diesjährigen Aktion werden bis dahin vielerorts sichtbar bleiben. Schleswig-Holstein darf stolz sein auf seine Landjugend!