Am Wetter kann es nicht gelegen haben, es gab zwar immer wieder kurze Schauer, aber auch längere sonnige Abschnitte, war dazu angenehm warm. Kurzum: ein Wetter, das keinen Förster und Waldbesitzer abhalten würde. Dennoch blieben die DLG-Waldtage in Lichtenau (Westfalen) trotz dreijähriger Pause und etabliertem Messegelände mit 11.140 Besuchern hinter den Erwartungen des Veranstalters zurück: Das sind nicht nur weniger als erwartet, sondern auch fast 10 % weniger als bei den letzten DLG-Waldtagen im Jahr 2022.
Die Deutsche Landwirtschafts-Gesellschaft (DLG) spricht in ihrer Abschlussmitteilung dennoch vom „wichtigen Treffpunkt und Impulsgeber für die Forstwirtschaft“, von „Innovationen und Lösungen für eine effiziente und nachhaltige Forstwirtschaft“. In der Tat konnten Messebesucher viele Firmen aus der Branche auf dem Gelände finden. Ob Großmaschinen für die Holzernte und -bringung (John Deere, Komatsu, Ecolog, HSM, Malwa, LKT, Menzie Muck, Sampo Rosenlew), Brennholzaufbereitung, Forst-EDV, Wind im Wald, Forstbaumschulen, Mobilsägewerke, Forstdienstleister oder Kleintechnik – zu jedem Segment gab es auf den DLG-Waldtagen interessante Aussteller, mit denen man ins Gespräch kommen konnte.
Die als Specials angekündigten Ausstellungsbereiche (Nutzung des Rohstoffes Holz, Robotik im Forst, hoch mechanisierte Holzernte, neue Einnahmequellen für Forstbetriebe) blieben allerdings in ihrer Ausführung hinter den Besuchererwartungen zurück oder wirkten beliebig, weil unter dem Namen „Special“ lediglich eine Ansammlung verschiedener Aussteller zusammengefasst wurde. Entweder gab es dazu kaum Firmen, wie bei der Robotik (zu sehen war eine Agxeed-Raupe mit angebauter Streifenfräse) oder es fehlte der einordnende Rahmen, der beispielsweise über Poster oder Moderation verschiedene Verfahren neutral vor- und gegenüberstellte, wie man es von Tagungen des Kuratoriums für Waldarbeit und Forsttechnik (KWF) kennt. So wurden die Messebesucher mit der Interpretation alleingelassen.
Innovationen aus Nordrhein-Westfalen
Informativ war hingegen die Ausstellung des Zentrums für Wald und Holzwirtschaft des Landesbetriebs Wald und Holz Nordrhein-Westfalen, die vor dem Hintergrund einer neuen Baumartenvielfalt in den Wäldern – und dadurch auch einer künftig breiten Angebotspalette an Rohhölzern – demonstrierte, wie man beispielsweise die derzeit auf vielen Kalamitätsflächen wachsende Birke pflegen, qualifizieren und später sinnvoll nutzen kann, etwa für Brettschichtholzträger aus Birke und Fichte.
Indem sie Rundhölzer in einem Logosol-Mobilsägewerk LT20 aufsägten, zeigten die Forstexperten Färbung und Holzaufbau von vielen „neuen“ Ziel-Baumarten wie Riesenlebensbaum, Roteiche, Birke, Großer Küstentanne, aber auch etablierten Arten wie dem Bergahorn.
Ein alter Messe-Hase auf den DLG-Waldtagen ist die Firma Pfanzelt, die zwar ihr ganzes Forstsortiment bis zum PM trac am Start hatte, jedoch ihre Forstraupe Moritz Fr 75 in den Mittelpunkt stellte. Als die Raupe 2016 auf der KWF-Tagung in Roding erstmals vorgestellt wurde, ahnten vermutlich nur wenige, wie erfolgreich der kleine Alleskönner einmal werden würde. Unter dem Motto „Ein Moritz – 1.000 Möglichkeiten“ ist die Raupe auf vielen Betrieben im Einsatz, mittlerweile werden 100 Einheiten im Jahr gebaut und tragen so kräftig zum Ergebnis des Unternehmens bei. Das alles steht bei Pfanzelt unter der Überschrift „naturnaher Waldbau“, denn Moritz verursacht nur wenig Bodendruck, ist klein und wendig und kann aufgrund der geringen Umsetzungskosten (Transport per Pkw-Anhänger) auch wirtschaftlich eine Alternative sein, wenngleich bei Anschaffungskosten von 80.000 bis 125.000 € für die eigentliche Raupe die Maschine wohl nur für Dienstleister und kaum für Waldbesitzer interessant sein dürfte. Flächig einsetzbar ist sie allerdings hierzulande nur im PEFC-, nicht im FSC-Wald.
Als beliebteste Ausrüstung von Moritz nennt Peter Voderholzer von Pfanzelt die Fräse, gefolgt von der Seilwinde, dann kommen Pflanzmaschine, Streifenfräse, Mulcher, Sästreifenfräse und Steinfräse. Als neue Anwendung stellte Pfanzelt auf den Waldtagen eine Dücker-Astschere am 4,5-m-Ausleger vor, gefolgt von einem Dückermulcher. So soll in einem Arbeitsgang die Herstellung von Lichtraumprofil möglich sein – und zwar dort, wo der Schlepper mit Astschere nicht hinkommt, etwa an schmalen Wander- und Radwegen. Der angehängte Mulcher schreddert das Schnittgut gleich klein. Durch die Kommunal-Kuppelplatte ist der Wechsel von Anbaugeräten innerhalb einer halben Stunde möglich.
Besonderer Hingucker am Stand von Pfanzelt war eine Aufforstung. „Wir wollen nicht nur zeigen, wie unser Moritz pflanzen kann, sondern auch darstellen, wie gut sich diese Pflanzung entwickelt“, sagt Voderholzer. Daher habe man eine Teilfläche bereits im April 2025 mit Moritz gefräst und ebenfalls mit dem Moritz in Kooperation mit den Firmen Walthmeyer (Wuchshüllen aus Holz) und Kleffmann Baumschulen aus Lippstadt mit Traubeneiche aufgeforstet. Zwischenzeitlich wurde auch einmal mit der Moritz-Raupe der Zwischenraum gemulcht.
Schlepper mit Forstausrüstung
Das Unternehmen Reil & Eichinger zeigte an seinem Stand einen komplett forsttauglich ausgestatteten landwirtschaftlichen Schlepper: Der Forstaufbau Pro Jernac Val Pro für die Q-Serie von Valtra besteht aus Unterbodenschutz, Stahltank, Frontmotorschutz, Kabinenschutz aus Stahlrohren im Maß 76,1 x 6,3 mm, Seitenlicht-, Dach- und Filterschutz, einem Stahlbox-Batteriekasten sowie Adapter für die Spiegelmontage. Wer es nicht ganz so üppig ausgestattet braucht, etwa für den gelegentlichen Waldarbeitseinsatz oder fürs Brennholzwerben, konnte bei Reil und Eichinger die Werkzeugbox für den Frontanbau bestaunen. Die solide Konstruktion in den Maßen 119 x 33,5 x 43,5 cm, die 225 kg wiegt, bietet Platz für Säge, Werkzeug, Treibstoff sowie vieles mehr, optional ist auch eine separate Motorsägenhalterung erhältlich.
Landwirtschaftliche Fahrzeuge mit Forstausrüstung gab es ebenfalls bei der Agravis zu sehen, die erstmals auf den DLG-Waldtagen dabei war. Die Bandbreite reichte dabei von kleinen Rückezangen für den Frontladeranbau über Rückeanhänger bis hin zu professionellen Forstseilwinden.
Verfahren für die Holzrückung
Ein Klassiker auf den Waldtagen waren die Rückepferde: Die Interessengemeinschaft Zugpferde stellte sich und ihre Arbeit vor – mitsamt ihren 1 PS starken Helfern und den Anbaugeräten für den Forst. Sie präsentierte verschiedene Verfahren für die Holzrückung, aber auch für den Waldumbau und die Jungbestandspflege, um darüber mit den Besuchern ins Gespräch zu kommen.
Ein recht neuer Gast auf einer Forstmesse war das Unternehmen Horsch, sonst bekannt vor allem für Saat- und Bodenbearbeitungstechnik. Das 2022 von Michael und Markus Pirkenseer sowie Reinhold Rösel gegründete Unternehmen Gepima wurde unter das Dach des Unternehmens Horsch geholt. Hingucker am Stand war der Horsch-Pirk-Rückewagen – er überzeugt laut Michael Pirkenseer durch Robustheit und Langlebigkeit im professionellen Forstbereich. „Die patentierte Lenk- und Knickdeichsel bringt Anpassungsfähigkeit, Flexibilität und Nutzungsmöglichkeiten beim Holztransport im Wald“, so Pirkenseer. Im Rückewagen werde maximale Flexibilität auf der Straße durch serienmäßige 40-km/h-Zulassung mit höchster Zuverlässigkeit und enormer Rückeschlagkraft eines kleinen Forwarders kombiniert. Die Rückewagen MP in den Gewichtsklassen von 16 bis 20 t eigneten sich als flexible Ergänzung eines vorarbeitenden Harvesters. Gerade in kleineren Strukturen oder bei weniger Holz-Kubikmetern zum Rücken überwögen dabei die Vorteile des Traktor-Rückewagen-Gespanns die eines Forwarders.
Praxisvorführungen Brennholztechnik
Zum Thema Brennholztechnik waren alle Branchengrößen auf den DLG-Waldtagen vertreten. Die Bandbreite an Geräten wächst weiter, sowohl im sehr kleinen Bereich – etwa kleine Liegendspalter und Wipptischsägen – als auch in den großen Segmenten mit den Brennholzautomaten für Profianwender und Dienstleister. Für stärkere Abschnitte waren auf den Waldtagen mehrere Kegelspalter zu sehen, etwa von Deitmer, die beispielsweise mit Minibaggern betrieben werden und schwierig zu manövrierende, dicke Meterstücke vorspalten für die weitere Verarbeitung. Wichtig ist beim Thema Brennholz, sich nicht auf eine Einzellösung zu beschränken, sondern in Prozessketten zu danken. Am Stand von Feige Forsttechnik wurde das bei einer Praxisvorführung besonders deutlich. Dort lief vorweg ein Meterholzspalter Lancman XLA 26 GP + EL im Dreipunktanbau, der mit 26 t Spaltdruck und mit Stammheber ausgestattet das Meterholz über ein Sechsfach-Spaltmesser zerteilte, das dann in ein Bündelgerät (für Meterholz-Rundbündel) mit hydraulischer Vorspannung oder auf einem Hebetisch abgelegt wurde. Dieser ist aus ergonomischen Gründen um 100 cm höhenverstellbar und kann über die folgende Kreissäge mit Öl versorgt werden, alternativ über die Schlepperhydraulik. Am Ende verarbeitet die Diagonal-Automatik-Kreissäge SAF-X-Cut 707 Automatic das gespaltene Holz zu Scheiten. Über ein 5-m-Förderband mit stufenlos verstellbarer Bandgeschwindigkeit wurde es in einen Hänger befördert.
Weißfingerkrankheiten verhindern
Die Weißfingerkrankheit, in den Vorstufen auch taube und kribbelnde Finger, ist eine gefürchtete Krankheit unter Forstwirten und anderen, die aktiv und regelmäßig mit Motorgeräten arbeiten. Am Stand der Sozialversicherung für Land-, Forstwirtschaft und Gartenbau (SVLFG) wurde den Besuchern deutlich gemacht, wie unerwünschte Vibrationen entstehen – und wie sie verhindert werden können. „80 bis 90 Prozent der Vibration kommen durch Unwuchten am Anbauteil, nicht von der Maschine“, sagt SVLFG-Experte Johann Thum. Auf einem Prüfstand konnten Besucher Elektro-Freischneider mit verschiedenen Werkzeugen ausprobieren – und spürten so direkt, welche Auswirkung ein nicht perfekt austariertes Werkzeug auf das Schwingungsverhalten hat. Um das Werkzeug wieder optimal in Geometrie zu bringen, gibt es spezielle Schärflehren sowie Auswuchtgeräte, mit deren Hilfe beispielsweise Dickichtmesser bearbeitet werden können.
Ebenfalls am Stand der SVLFG wurde gezeigt, wie moderne Jungbestandspflege heute funktionieren kann. Vorbei die Zeiten von händischer Hecken- und Rosenschere, auch der Einsatz von Motorgeräten mit entsprechender Geräusch- und Abgasentwicklung ist vor allem an heißen Sommertagen kein Vergnügen. Einfacher geht es mit Akkugeräten, am SVLFG-Stand wurde in einer Kultur das Freischneiden mit einer Stihl-Teleskop-Heckenschere vorgestellt. Das Gewicht wird dabei über ein Gurtsystem aufgenommen, die Schere ist mit diesem mit einem Gummizug verbunden, was den Tragekomfort und die Ergonomie verbessert.
Nicht ganz neu, aber jedes Mal wieder sehenswert ist die Motorsägen-Schleifeinrichtung von Bast-Ing aus dem bayerischen Lenggries. Das Unternehmen, das salopp gesagt fast jede forstliche Anwendung mit dem Akkuschrauber erleichtert, stellte sein Schärfwerkzeug Schleiferl vor. Nach Firmenangaben ist es das erste seiner Art, das mit einem beschichteten Schleifband arbeitet und das kräfteschonend mithilfe eines Akku-Schlagschraubers angetrieben werden kann. Eine Winkelanzeige erleichtert es dabei, den korrekten Schleifwinkel zu finden. Als Vorteile gegenüber dem Feilenschliff nennt das Unternehmen die polierte Oberfläche des Schneidkettenglieds, dessen dreieckige Brustform und den leicht ansteigenden Tiefenbegrenzer.
Ebenfalls bei Bast-Ing zu sehen waren vom Akkuschrauber getriebene Spindelkeile, die es mittlerweile in verschiedenen Größen mit Hubkräften von 10 bis 30 t gibt. Mechanische Fällkeile sind seit Jahren auf dem Vormarsch, denn sie vereinen eine Reihe von Vorteilen: Sie sind nicht nur vom Gewicht her etwas leichter als Fällkeile mit Vorschlaghammer, auch die Arbeit – den Schrauber halten statt Hammerschlägen – ist es. Hinzu kommt die höhere Arbeitssicherheit, vor allem beim Starkholz. Statt Erschütterungen wie beim Hammerschlag wirkt lediglich eine kontinuierliche, sehr viel schonendere Öffnungsbewegung im Fällschnitt auf den Baum. Mechanische Fällkeile bietet auch die Forstreich GmbH aus Freiburg an, die auf den DLG-Waldtagen unter anderem ihren überarbeiteten TR24-HD vorstellte, der jetzt mit Schlüsselweite 17 statt bisher 16 mm noch ein Stück robuster geworden ist. Neu im Sortiment ist der TR27-HD: Er schließt die Lücke zwischen dem 24 und 30er und bringt es bei 2,9 kg Eigengewicht auf 24 t Druckkraft, womit er eine Hubhöhe von 5,5 cm im Fällschnitt erreicht – und das alles angetrieben von einem Akkuschrauber.
Bandbreite der Akku-Anwendungen
Wenn auch das Thema Elektromobilität bei Forstfahrzeugen keines war auf den DLG-Waldtagen – obgleich der Aussteller Malwa aus Schweden eine Elektromaschine entwickelt hat –, so war das Thema Akku doch bei den Kleingeräten allgegenwärtig. Vom belächelten Spielzeug, das allenfalls für Hobbynutzer interessant ist, haben sich Akkugeräte in vielen Bereichen zu ernst zu nehmenden Lösungen für Profis entwickelt – etwa als Säge, Freischneider oder Hochentaster. Das liegt nicht nur an den immer leistungsfähigeren und damit länger haltenden Akkus, sondern auch den Vorteilen wie geringer Lärm- und Abgasbelastung sowie Umweltschutz. Die Vielfalt wurde deutlich an den Ständen der Branchenführer Stihl und Husqvarna, aber auch bei Makita und Milwaukee: Eindrucksvoll wurde dort gezeigt, wie groß die Bandbreite der möglichen Akku-Anwendungen ist, vom Tischstaubsauger über Leuchten und Laubbläser bis zum Rasenmäher.
Ein ebensolcher Wandel, getrieben vom Gedanken, dass Plastik im Wald nicht gut sein kann, zeichnet sich auch beim Thema Wuchshüllen ab. Spätestens seit dem KWF-Thementagen in Jessen, wo die Probleme mit Plastik im Wald umfassend dargestellt und etliche Alternativlösungen auf Basis Nachwachsender Rohstoffe vorgestellt wurden, in der Folge dann große Landesforstbetriebe nur noch plastikfreien Einzelschutz vorschrieben, vollzieht sich ein Wandel – sowohl bei der herstellenden Industrie als auch beim übrigen Waldbesitz. Und so waren auf den Waldtagen fast ausschließlich Hersteller mit Einzelschutz auf Holzbasis vertreten.




