Dass ein volles Geteidelager für Ackerbaubetriebe nicht gleichzeitig ein volles Bankkonto bedeutet, wurde am Donnerstag (18. September) bei der Vorstellung der Erntebilanz 2025 im Rahmen der Landespressekonferenz in Kiel deutlich.
Schleswig-Holsteins Landwirtinnen und Landwirte haben zwar 2025 eine deutlich bessere Ernte eingefahren als im schwachen Vorjahr. Die Preise sind aber aufgrund weltweit guter Ernten auf niedrigem Niveau. „Die Betriebe stehen trotz guter Arbeit unter Druck“, stellte Ute Volquardsen, Präsidentin der Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein, klar.
Sichere Investitionen
Landwirtschaftsminister Werner Schwarz (CDU) erklärte: „Gute und sichere Ernten sind längst keine Selbstverständlichkeit mehr.“ Globale Märkte und veränderte Klimabedingungen gewönnen an Einfluss. Hohe Erträge seien also nicht der einzige Aspekt. Stabile Erträge und Qualitäten gehörten dazu. Mit Blick auf die Herausforderungen des Klimawandels verwies er auf die Arbeit des Kompetenzzentrums für klimaeffiziente Landwirtschaft in seinem Hause. Dies bündle Beratung, initiiere Projekte und unterstütze Pilotbetriebe.
Schwarz wolle sich zudem für politisch verlässliche Rahmenbedingungen einsetzen. Investitionen müssten über die Amortisation gesichert sein. Auf Nachfrage des Bauernblattes, ob sich aufgrund der niedrigen Getreidepreise mehr Landwirte zum Bau von Freiflächen-PV entscheiden, erklärte der Minister: „Es ist keinem Landwirt zu verdenken, dass er sich diversifiziert, aber wir müssen uns auch Gedanken über die Ernährungssicherheit machen.“ Für ihn gehörte PV zuerst auf Flächen, die schon versiegelt sind, um die Flächenkonkurrenz nicht noch anzuheizen.
Den begründeten Wegfall von einigen Pflanzenschutzmitteln halte er aus Verbraucherschutzsicht für richtig. Gleichzeitig forderte er die schnellere Zulassung von neuen Pflanzenschutzmitteln. „Auch die Züchtung ist ein Instrument, das wir nutzen sollten“, so Schwarz. Er warb dafür, die Nutzung moderner Züchtungstechniken auf Grundlage europäischer Gesetzgebung zu gewähren.
Vertrauen in Fortschritt
In ein ähnliches Horn stieß Malte Jacobsen, Vizepräsident des Bauernverbandes Schleswig-Holstein (BVSH). Er forderte: „Wir brauchen mehr Vertrauen des Staates in die Eigenverantwortung der Landwirte, damit diese betriebswirtschaftlich reagieren können.“ Das sei bei den bestehenden kleinteiligen Regelungen kaum möglich. Jacobsen befürwortet, dass Züchterhäuser moderne Züchtungstechniken einsetzen können und warb für mehr Vertrauen in den technologischen Fortschritt. Schließlich rückten etwa immer mehr Rapsschädlinge oder der Maiszünsler – auch wegen des Klimawandels – weiter in den Norden.
Hinsichtlich der Erntebedingungen berichtete Jacobsen von einer guten Gerstenernte. „Als Raps und Weizen reif wurden, kamen dann zwei bis drei Wochen Regenzeit“, so der Ackerbauer. Das sei auch eine psychische Belastung, wenn man zusehen müsse, wie die Arbeit eines ganzen Jahres an Qualität verliere und gleichzeitig die Preise sinken. Er sprach zudem die Heterogenität der Erträge an. Die Spanne bei Raps lag nach seinen Angaben je nach Standort zwischen 25 dt/ha und 60 dt/ha.
Mühlen gut versorgt
„Auf Standorten mit ausgeprägter Frühjahrstrockenheit war die etwas frühere Gerste im Verhältnis zum eigentlich stärkeren Weizen in diesem Jahr besser“, ergänzte Ute Volquardsen. Sie berichtete von insgesamt guten Ernten in Europa. Die Preise stünden daher unter Druck.
Sie erläuterte die Bedeutung der Risikostreuung durch Vorkontrakte und berichtete: „Im Moment sind die Getreidemühlen gut versorgt.“ Für Betriebe sei ein so schlechtes Preisniveau eigentlich nur durchhaltbar, wenn das Risiko durch verschiedene Betriebszweige gestreut werde, so die Präsidentin der Landwirtschaftskammer.
Sie unterstrich in diesem Zusammenhang die Bedeutung der Beratung: „Mit gezielter Sortenwahl, mehr Fruchtfolge, Technikinnovationen und praxisnaher Beratung zeigen wir als Landwirtschaftskammer, wie Betriebe Risiken streuen und sich noch besser auf Wetterextreme und die Anforderungen der Märkte einstellen können.“
Zahlen und Fakten zur Getreideernte 2025 in Schleswig-Holstein
Nach Angaben des Statistikamts Nord wurde in diesem Jahr auf rund 286.000 ha Getreide angebaut. Die Gesamterntemenge (ohne Körnermais und Corn-Cob-Mix) wird auf rund 2,4 Mio. t geschätzt, ein Plus von 391.000 t gegenüber 2024.
Winterweizen bleibt die bedeutendste Getreideart. Auf einer deutlich vergrößerten Fläche von 135.400 ha (plus 20 %) wurden mehr als 1,2 Mio t geerntet. Das sind zwar rund 36 % mehr als im Vorjahr, aber weniger als der langjährige Durchschnitt. Die Ernte wurde durch Regenfälle immer wieder unterbrochen, was zu teils schwankenden Qualitäten führte und die Erlöse drückte.
Wintergerste wurde auf 70.100 ha angebaut, leicht unter dem Vorjahr. Mit einem Hektarertrag von rund 88,6 dt liegt sie rund 2 dt/ha unter dem Winterweizen. Die Gesamternte von rund 621.000 t liegt auf dem Niveau des Vorjahres.
Das Roggenaufkommen wird auf 254.000 t geschätzt, ein Plus von 38 % gegenüber 2024.
Sommergetreide wie Hafer, Sommerweizen und Sommergerste kommen voraussichtlich auf 260.000 t (minus 10 %), bedingt durch die deutlich geringere Anbaufläche nach der besonders hohen Aussaat im Vorjahr.
Winterraps erreichte mit 38,1 dt/ha einen leicht unterdurchschnittlichen Ertrag. Die Gesamternte liegt bei rund 239.000 t. Damit bleibt Raps Weizen und Gerste die drittwichtigste Marktfrucht in Schleswig-Holstein.




