Handelsübliche Blumenerde besteht bis zu 90 % aus Torf. Wer Umwelt und Klima etwas Gutes tun möchte, steigt auf torffreie Substrate um. Doch guter Torf-Ersatz ist nicht einfach herzustellen und die Verwendung alternativer Erden erfordert einen höheren Aufwand fürs Gießen und Düngen.
Torf bildet sich durch die teils jahrtausendelange Ablagerung von Pflanzenresten unter sauerstoffarmen Bedingungen. Das Material bietet die perfekte Struktur für die Nutzung als Blumenerde und speichert sehr gut Wasser. Mit Sand, Kalk, Ton, Dünger und anderen Stoffen vermischt, entstehen handelsübliche Substrate. Nachhaltig ist torfhaltige Blumenerde jedoch nicht, denn Torf wird über den Abbau trockengelegter Moore gewonnen. Dies geht nicht nur mit dem Verlust von Feuchtgebieten und ihrer Artenvielfalt einher, sondern wirkt sich auch aufs Klima aus. Global gesehen sind derzeit zirka 10 % der Moore entwässert und zweckentfremdet bewirtschaftet. Das aus allen trockengelegten Mooren weltweit entweichende Kohlendioxid, Methan und Lachgas entspricht geschätzt etwa 5 % der globalen Treibhausgasemissionen. Zwar geht nur ein sehr kleiner Teil dieser Emissionen auf den Torfabbau zurück, dennoch entweichen die Klimagase durch den Abbau schneller als in einem entwässerten Moor, das ruht. Grund genug, auf Alternativen umzusteigen. Doch man sollte auch wissen, worauf man sich einlässt.
Torf speichert hervorragend Wasser, ist nährstoffarm und weist einen niedrigen pH-Wert auf. Torffreie Erden enthalten als Ersatzstoffe meist ein Gemisch verschiedener organischer Stoffe wie Kompost, Rindenhumus, Holz- oder Kokosfasern sowie Ton, Bims- und Quarzsand. Doch die Ersatzstoffe weisen leichte Schwächen auf, die durch entsprechendes Zutun auszugleichen sind. Das lässt sich am Beispiel von Holz- und Kokosfasern gut veranschaulichen. Beide Materialien lockern die Erde auf. Kokosfasern haben jedoch weite Transportwege hinter sich und trocknen die Bodenoberfläche schnell aus. Holzfasern durchlüften zwar den Boden, speichern Wasser jedoch nicht so gut wie Torf. Hinzu kommt, dass Holz- und Kokosfasern bei ihrer Zersetzung Stickstoff binden. Daher ist häufigeres Düngen erforderlich.
Insgesamt ist somit bei torffreien Erden mehr Aufmerksamkeit fürs Gießen und Düngen notwendig. Auch wenn die Oberfläche des Substrates trocken ist, kann es darunter noch feucht genug sein. Da hilft nur die Fingerprobe oder die Verwendung von Kübeln und Balkonkästen mit Wasserspeichern und Wasserstandsanzeigen. Bei Zimmer- und Kübelpflanzen kann man Tongranulat zur Verbesserung der Durchlüftung und Wasserhaltefähigkeit untermischen. Wichtig zu wissen ist, dass der pH-Wert der Torfersatzstoffe im basischen Bereich liegt. Kalkreiches Gießwasser verstärkt diesen Effekt, sodass Nährstoffe für Pflanzen teils nicht mehr verfügbar sind. In der Folge können die Blätter aufhellen oder eine Gelbfärbung annehmen, was einen Mangel an Mineralstoffen wie zum Beispiel Bor, Eisen oder Magnesium anzeigt. Dadurch kommt es zu einem Chlorophyllmangel. Diese Krankheit wird als Chlorose bezeichnet und muss über Spezialdünger ausgeglichen werden. Anders als bei torfhaltiger, vorgedüngter Blumenerde sollte in torffreie Erde schon gleich beim Eintopfen ein Langzeitdünger eingearbeitet werden und nicht erst nach der üblichen Wartezeit von sechs Wochen. Die im Substrat enthaltenen Mikroorganismen zersetzen nämlich die Torfersatzstoffe und verbrauchen dabei Stickstoff. Bei Torf als „Vorstufe“ von Kohle ist dieser Prozess bereits abgeschlossen. Flüssigdünger bringt man ein- bis zweimal pro Woche mit dem Gießwasser aus. Vorteil: Flüssigdünger steht den Pflanzen sofort zur Verfügung. Die Anpassung der Pflege bedeutet neben dem generell höheren Aufwand für Gießen und Düngen auch anfangs mehr Zeit für die Beobachtung der Zöglinge, um ein Gespür für Wasser- und Düngerbedarf zu gewinnen.
Seit mehr als 20 Jahren wird daran gearbeitet, torffreie Erden zu entwickeln. Bioerde ist nicht automatisch torffrei. Die Rückseite des Substratsacks gibt Auskunft über die Inhaltsstoffe. Dies gilt auch für torfreduzierte Erden, die teils immerhin noch 80 % Torf enthalten. Beachten sollte man auch, dass sich torffreie Erden schlechter lagern lassen, weil sie mikrobiell aktiv sind. Tipp: Kühl und trocken lagern, geöffnete Säcke gut verschließen. Am besten kauft man den Sack frisch ein und verwendet ihn sofort. Doch auch dies ist keine Garantie für Qualität: Die Verfasserin hat einmal beim Aufschneiden eines Sacks torffreier Aussaaterde in einer Schimmelwolke gestanden. Damit die Umstellung auf torffreies Substrat klappt, vermeidet man besser Billigangebote und greift zu Spezialerden von Markenherstellern. Sie sind in ihrer Zusammensetzung auf die Bedürfnisse unterschiedlicher Pflanzenarten abgestimmt. Die Auswahl umfasst neben Aussaaterde Substrate für Orchideen, Zimmer-, Kübel- und Balkonpflanzen, Rosen, Palmen, mediterrane Pflanzen, Gehölze, Sträucher, Stauden, Kräuter, Tomaten und Gemüse. Mittlerweile gibt es sogar torffreie Pflanzerde mit saurem pH-Wert für Rhododendren und Hortensien. Sie eignet sich auch für Heidelbeeren und Moorbeetpflanzen.
Weitere Infos vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft unter www.torffrei.info