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Bestehende Potenziale zu wenig berücksichtigt

Die Details der Kraftwerksstrategie, auf die sich die Bundesregierung geeinigt hat, haben Kritik aus der Branche der Erneuerbaren hervorgerufen.

Die von Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD), Bundeswirtschaftsminister Dr. Robert Habeck (Grüne) und Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) vergangene Woche vorgelegten Pläne gehen laut dem Hauptstadtbüro Bioenergie (HBB) zwar in die „richtige Richtung“. Dennoch müssten die Bioenergie und damit bereits vorhandene inländische Erneuerbare Potenziale vollständig ausgeschöpft werden, betonte HBB-Leiterin Sandra Rostek.

Bestehende Anlagen flexibilisieren

Die in der Einigung geforderte Technologieoffenheit versteht Rostek daher vor allem als Einladung an eine „verlässliche und flexible Energiebereitstellung aus Biomasse“. Statt auf den Wasserstoffhochlauf zu warten oder auf die Kernfusion zu hoffen, sollten aus Sicht der HBB-Leiterin zunächst die bestehenden Bioenergieanlagen stabilisiert und flexibilisiert werden. Mit Unverständnis reagierte der Fachverband Biogas darauf, dass der Biogasanlagenpark in der Strategie nicht erwähnt wird.

Auch der Bundesverband Erneuerbare Energie (BEE) drängt darauf, alle verfügbaren „klimafreundlichen Flexibilitätspotenziale“ zu berücksichtigen und meint damit vor allem die steuerbaren Quellen Bioenergie, Wasserkraft, Geothermie, zudem Grüne Kraft-Wärme-Kopplung, Speicher und „Power-to-X“, also die Nutzung von überschüssigem Strom zur Gewinnung stofflicher Energieträger.

Weniger neue Großkraftwerke

Die im HBB organisierten Verbände und der BEE begrüßten, dass die auszuschreibenden Kapazitäten für H2-ready-Gaskraftwerke im Vergleich zu den ersten Plänen verringert wurden. Die Bundesregierung will nun neue Kraftwerkskapazitäten im Umfang von bis zu 10 GW als H2-ready-Gaskraftwerke kurzfristig ausschreiben. Diese sollen ab einem im Jahr 2032 festzulegenden Umstiegsdatum zwischen 2035 und 2040 vollständig auf Wasserstoff umgestellt werden. Dies lehnt der BEE jedoch entschieden ab. Die Umstellung der fossilen Gaskraftwerke muss dem Verband zufolge „spätestens 2035“ erfolgen. Eine Verlängerung des Umstiegsdatums sei „nicht mit den Klimazielen vereinbar“, kritisiert BEE-Präsidentin Dr. Simone Peter. Die Bundesregierung müsse an ihrem ursprünglichen Datum festhalten.

Im August 2023 hatte Wirtschaftsminister Habeck angekündigt, bis zu 15 GW an Wasserstoffkraftwerken auszuschreiben, die vorübergehend mit Erdgas betrieben werden könnten. Der Anschluss an das Wasserstoffnetz habe spätestens jedoch bis 2035 zu erfolgen.

Landwirt – Energiewirt – Demokratiewirt

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Viele Bauern haben Wut im Bauch. Das hat gute Gründe: Streichung der Agrardieselsteuerrückvergütung durch die Politik, überbordende Bürokratie, dazu Bauern-Bashing aus Teilen der Bevölkerung – man kann die Liste noch weiterführen. Die Wut wird rausgelassen auf Demonstrationen. Das weckt Aufmerksamkeit. Jetzt wird endlich wieder auf die Bauern und ihre Anliegen geschaut! Manch ein Außenstehender versteht vielleicht ein bisschen besser, wie es den Landwirten geht und was sie leisten. Gut so!

Doch Aufmerksamkeit zu wecken ist nur ein Mittel, aber noch kein Ziel. Aufmerksamkeit wofür? Das Agrardieselthema ist greifbar, man kann es verständlich machen und in Zahlen ausdrücken. Schwieriger ist es beim Thema Bürokratie. Sie tritt auf in Gestalt von Tausenden Regularien auf unterschiedlichen Gebieten. Bürokratie befindet sich in keinem definierbaren Steuertopf. Keine Regierung kann beschließen: Okay, wir reduzieren Bürokratie um 1 Mrd. €, wir nehmen sie aus dem Topf heraus! Nein, das braucht Detailarbeit, Feinarbeit, viele Gespräche und Verhandlungen. Dafür müssen Kommissionen eingesetzt werden. Bleibt zu hoffen, dass sie nicht mehr Bürokratie erschaffen als abschaffen.

Die Inhalte der Aufmerksamkeit, die Ziele der Wut brauchen Verhandlungen, münden meist in Kompromisse. Auf Maximalforderungen zu beharren führt selten weiter. Hart zu kämpfen, aber dann auch zu Ergebnissen bereit zu sein, ist das Wesen von Verhandlungen und von Demokratie. Dazu braucht es eine kompetente Vertretung des Berufsstandes wie den Bauernverband.

Die vom Bauernverband organisierten Demonstrationen wurden von Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) als „ausgezeichnetes Bild“ gelobt. Das kann man von Auswüchsen bei unangemeldeten und eigenmächtigen Aktionen nicht sagen. Es wurde Mist auf Autobahnauffahrten geschüttet, es wurden Strohballen in Brand gesteckt und Baumstämme als Blockaden herangezogen. Es wurde der Polizei nicht Folge geleistet, bis der Kran kam. In Hamburg wurde eine Druckerei blockiert, weil sich die Akteure über die Berichterstattung in den dort ausgelieferten Medien empörten. Aufgebrachte Bauern bewirkten, dass der politische Aschermittwoch der Grünen im schwäbischen Biberach abgesagt wurde, und gerieten dabei in tätliche Auseinandersetzungen mit der Polizei.

Stolz darauf? Für Verkehrsbehinderungen bei korrekten Treckerdemos hat ein Großteil der Bevölkerung Verständnis, für solche Aktionen nicht, ja sie schädigen das gesellschaftliche Miteinander und die zivilen Grundlagen unseres Gemeinwesens. Dem ist kompromisslos Einhalt zu gebieten.

So mancher erlebt, was er mit seinem großen Gefährt anrichten kann, und gerät in den Rausch der Macht. Als „Bewegung aus der gefühlten Ohnmacht in die gefühlte Allmacht“ drückt es Hans-Heinrich Berghorn aus, der beim Deutschen Bauernverband das Konzept „ZukunftsBauer“ betreut (siehe Schwerpunkt Ausgabe 6) und weiter: „Doch weder war man vorher ohnmächtig, noch ist man jetzt allmächtig.“ Seine Vision: „Jetzt in der gesellschaftlichen Krise haben wir die Chance, als Bauern ganz neue Wertschätzung zu bekommen. Wir können nicht nur Landwirt und Energiewirt, sondern auch Demokratiewirt sein, denn wir sind mit dem ländlichen Raum und seiner Bevölkerung verbunden.“

Damit die Kasse stimmt

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Das Jahr hat gerade begonnen und es ist noch ein wenig Zeit, bis die großen Landjugendveranstaltungen wieder starten. Gelegenheit, um sich ausführlich mit dem Thema Finanzen bei der Landjugend auseinanderzusetzen.

Wie führe ich ein Laju-Kasse, wann darf ich eine Spendenbescheinigung ausstellen, welche Angaben müssen bei einer GEMA-Anmeldung gemacht werden und wie hoch ist die Umsatzsteuergrenze? Um all diese Fragen kümmern sich in den kommenden Wochen Hanna Kühl, ehemalige Landesvorsitzende des Landjugendverbandes und inzwischen stellvertretende Pressesprecherin des Landwirtschaftsministeriums Schleswig-Holstein, und Karen Stender, Geschäftsführerin der Laju-Service-GmbH.

Der erste Vortrag findet am Dienstag, 20. Februar, um 20 Uhr online statt. Dort wird es um das SEPA-Lastschriftmandat gehen. Karen erklärt, was SEPA überhaupt ist und welche Regelungen und Vorschriften es gibt.

Am Sonntag, 25. Februar, geht es ab 10 Uhr im Detlef-Struve-Haus in Rendsburg um die Kassenführung. Im Kassenseminar bringen Karen und Hanna den maximal 20 Teilnehmenden unter anderem nahe, auf was alles bei einer Kassenführung zu achten ist und welche Angaben unbedingt auf eine ordentliche Rechnung gehören.

Was die Laju-Service-GmbH macht, wie die Abrechnung einer Veranstaltung abläuft und was die Vorteile sind, erklärt Karen am Donnerstag, 29. Februar, ab 20 Uhr ausführlich in einem Online-Vortrag.

In der Vorbereitung auf die Feten-Saison dürfen auch die Planung und Kalkulation einer Fete nicht fehlen. Tipps und reale Fallbeispiele wird es dazu am Donnerstag, 7. März, ab 20 Uhr online von Karen und Hanna geben.

Warum darf ich keine Spendenbescheinigung ausstellen und was sind die Voraussetzungen, um gemeinnützig zu werden? Diese Fragen werden am Dienstag, 19. März, um 20 Uhr online von Karen geklärt.

Sie wird am Donnerstag, 21.März, ab 20 Uhr ebenfalls online alle Fragen rund um die GEMA beantworten und erklären, welche Art von Veranstaltungen bei der GEMA angemeldet werden muss und was bei öffentlicher Werbung zu einer Veranstaltung zu beachten ist, damit es nicht zu unerwarteten Nachforderungen seitens der GEMA kommt.

Zu guter Letzt wird Karen am Donnerstag, 4. April, ab 20 Uhr ebenfalls online die kostenlose Software „Hibiskus“ und das Plugin „jVerein“ vorstellen, mit denen eine Laju-Gruppe verwaltet werden kann. Dabei geht es um Mitgliederverwaltung, Kontoführung, Buchführung und den Einzug von SEPA-Lastschriften.

Für Landjugend-Mitglieder sind alle Veranstaltungen kostenlos. Anmeldung unter dem Link: https://t1p.de/pkqoc

Von Lilly Reich bis Zaha Hadid 

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Zu einer Veranstaltung mit einem überregionalen Thema luden die Kieler LandFrauen ein. Der Vorstand hatte die international sehr erfolgreiche Architekten Alice Kriegel, die in Kiel und New York arbeitet, für einen Vortrag zum Thema „Frauen in der Architektur“ gewinnen können und war gespannt, wie dieses neue Thema bei den Mitgliedern ankommen würde.

Man kann es gleich vorwegnehmen: Es kam gut an. 64 LandFrauen, darunter auch neu in den Verein eingetretene, versammelten sich im „Kieler Kaufmann“.

Bevor Alice Kriegel auf ihr eigenes Schaffen zu sprechen kam, stellte sie zunächst Pionierinnen der Architektur vor wie Margarete Schütte-Lihotzky, die in den 1920er Jahren mit dem Entwurf der „Frankfurter Küche“ international bekannt wurde. Sie schuf damit den Prototyp der modernen Einbauküche. Lilly Reich entwarf um jene Zeit Stahlrohrmöbel und Flachdachhäuser mit großen Glasfronten. Eileen Gray, eine der wichtigsten Architektinnen und Designerinnen des frühen 20. Jahrhunderts, entwarf unter anderem den verstellbaren Tisch „E.1027“ – einen Designklassiker. Lina Bo Bardi, eine italienisch-brasilianische Architektin, ist wiederum bekannt für die „Casa de Vidro“, das schwebende Glashaus, und den 1951 entworfenen „Bowl Chair“, eines ihrer Markenzeichen. Sie gilt zudem als Pionierin des Bauens im Bestand, eine Herangehensweise, die auch in Kiel diskutiert wird.

Heute seien 60 % der Architektur-Studierenden Frauen, allerdings würden nur 10 % der Architekturbüros von Frauen geführt, nannte Kriegel einige aktuelle Zahlen. Erst 2004 wurde der 1979 gestiftete Pritzker-Preis, eine weltweit renommierte Auszeichnung, sozusagen der Nobelpreis der Architektur, erstmalig an eine Frau vergeben: Zaha Hadid. Die 2016 verstorbene irakisch-britische Architektin war vor allem bekannt für die ikonischen Rundungen ihrer Entwürfe.

Mit großer Aufmerksamkeit hörten die LandFrauen zu und schrieben mit, was die Architektin über das Schaffen von Hadid, aber auch das der dänischen Architektinnen Lene Tranberg und Dorte Mandrup berichtete und präsentierte.

Höhepunkt für die Zuhörerinnen war, in Wort und Bild mehr über Kriegels Arbeiten zu erfahren. Dazu zählt das ECE-Headquarter Hamburg-Poppenbüttel 2009, mit Entwurf und Baubetreuung durch Alice Kriegel. (Der Konzern wollte sie nicht als Urheberin erwähnen, ihr Widerspruch hatte Erfolg.)

Zu nennen ist auch „Le Cube“, eine spektakuläre Skateboard-Rampe mitten im Kaufhaus Bon Marché Paris. Ein verspiegelter Kubus als Attraktion im Kaufhaus ist in Shanghai geplant.

Mit viel Elan und Ideen präsentierte die Architektin mit einem Team 2018 Entwürfe für die Umgestaltung der Kieler Innenstadt, „Kiel 2050“, die darauf zielen, klug und visionär zu planen.

In dem Resümee zur Frage, ob Frauen die besseren Designenden seien, zählt Kriegel auf: Frauen seien pragmatisch. Funktionalität, Feinsinn für die Natur, Materialität und der Gemeinschaftsgedanke stünden für sie im Vordergrund.

Die lebhafte Anschlussdiskussion galt den Stichworten Kosten, Mut, Denkmalschutz und Bau im Bestand. Die Zuhörerinnen waren aber vor allem begeistert, wie lebendig und engagiert die Architektin ihre Themen präsentierte, und so endete der Nachmittag mit langem Applaus.

Alice Kriegel

Nach dem Studium arbeitete Alice Kriegel ab1998 im Büro Murphy/Jahn Architects in Chicago unter Helmut Jahns Leitung an visionären Projekten wie dem preisgekrönten Sony Center in Berlin, dem Flughafen Bangkok und dem Münchner Airport Center. Es folgten Preise, Auszeichnungen und Tätigkeit in der universitären Lehre. Seit 2020 ist Kriegel Vorsitzende des Bundes Deutscher Architektinnen und Architekten, Region Kiel. Sie ist Mitbegründerin und Partnerin des Architekturbüros Scala und Nana in Chicago und Kiel.

Der Saal im „Kieler Kaufmann“ war gut gefüllt. Fotos (2): Andrea Taube
„Kiel 2050“: Kriegel stellte Entwürfe vor, in denen es unter anderem um die Öffnung zum Wasser und eine visionäre Planung für Holtenau oder das MFG-5-Gelände geht.

Gegen das Elend unkontrollierter Vermehrung

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Das Ministerium für Landwirtschaft, ländliche Räume, Europa und Verbraucherschutz (MLLEV) unterstützt auch im Frühjahr dieses Jahres die Kastration von frei lebenden Katzen. Ab Montag, 19. Februar, können in Teilen Schleswig-Holsteins frei lebende Katzen über einen von der Tierärztekammer Schleswig-Holstein verwalteten Fonds kastriert werden. Das Angebot richtet sich vorrangig an die örtlichen Tierschutzvereine. Es ist ein Gemeinschaftsprojekt von Tierschutzverbänden, der Tierärzteschaft, der Kommunalen Familie, des Landesjagdverbands und des Landes Schleswig-Holstein.

Das schnelle Ausschöpfen der vorhandenen Mittel im vergangenen Herbst hat deutlich gezeigt, wie herausfordernd die Situation ist. Pro Tierarztpraxis kann deshalb im Rahmen der Aktion nur noch die Kastration von maximal zehn Tieren im Aktionszeitraum abgerechnet werden. Dadurch soll mehr Tierärztinnen und -ärzten die Möglichkeit gegeben werden, sich an der Aktion zu beteiligen, und eine gute Flächendeckung sichergestellt werden.

Voraussetzung für die Teilnahme an der Aktion und der Übernahme der Behandlungskosten ist, dass die Katzen im Aktionszeitraum in einer der teilnehmenden Gemeinden gefangen wurden. Von dem Fänger ist ein dafür vorbereiteter Vordruck zu unterschreiben. Der Fokus sollte auf die Hotspots, an denen sich die Tiere aufhalten, gelegt werden. Diese Hotspots können bei den zuständigen Gemeinden oder den örtlichen Tierschutzvereinen erfragt werden.

Die Kosten für die Kastrationen werden in voller Höhe übernommen: 30 € Honorarverzicht der durchführenden Tierarztpraxen sowie Restkostenübernahme von 125 € für Katzen beziehungsweise 156 € für Kater durch den Fonds. Alle Katzen müssen nach der Kastration wieder an die Stelle gebracht werden, wo sie gefangen wurden. Die Aktion ist bis zum 1. März geplant. Falls die Mittel im Fonds erschöpft sind, wird die Aktion vorzeitig beendet.

Ellen Kloth, Vorsitzende des Landesverbands Schleswig-Holstein des Deutschen Tierschutzbundes, appelliert auch an die privaten Katzenhalter, ihre Katzen mit Freigang kastrieren zu lassen. Nur so werde eine unkontrollierte Vermehrung zwischen Freigängerkatzen und frei lebenden Katzen verhindert und der Teufelskreis der stetigen Vermehrung unterbrochen.

Das Land Schleswig-Holstein stellt für das Jahr 2024 einen Betrag von 110.000 € bereit. Der Deutsche Tierschutzbund und der Landesverband Schleswig-Holstein beteiligen sich mit 10.000 €. Die teilnehmenden Gemeinden übernehmen weiterhin 50 % der jeweils in der Gemeinde entstandenen Kastrationskosten. Auch Privatpersonen haben die Möglichkeit, sich finanziell an der Aktion zu beteiligen.

Alle Dokumente (Liste der teilnehmenden Gemeinden, Vordruck und Datenschutzerklärung) befinden sich auf der Webseite: www.gegenkatzenelend.schleswig-holstein.de

Da ist der Wurm drin!

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Normalerweise verheißt die Redewendung „Da ist der Wurm drin“ nichts Gutes – anders bei der Firma Nordwurm in Geesthacht! Dort züchtet Matthias Kross Regenwürmer und lässt sie Kompost durcharbeiten. Durch die „Wurmkur“ wird dieser angereichert mit Nährstoffen und Mikroorganismen. Anschließend wird er als „Regenwurmhumus“ verkauft. Auch die Würmer kann man dort bestellen.

Am Wurm ist mehr dran, als man glaubt“, weiß Matthias Kross. Schon Charles Darwin habe viel zum Regenwurm geforscht und sei fasziniert von ihm gewesen. „Obwohl er augenlos ist, kann er Blattformen erkennen. Er weiß, dass ein Lindenblatt leichter zu rollen ist als ein Eichenblatt.“ Was er ausscheidet, ist durch seinen Verdauungsprozess angereichert mit wertvollen Bakterien, Nährstoffen und Botenstoffen für das Pflanzenwachstum. Zudem verfügt er über eine hohe Wasserhaltefähigkeit – wichtig zur Resistenz in Trockenzeiten und zur Vermeidung von Erosion – dazu später mehr.

Klein, aber oho!

Kompostwürmer – die kleinen „Arbeiter“ in der Firma. Am weißen Ring erkennt man die Geschlechtsreife. 

In den Kisten in der Halle in Geesthacht arbeiten die Würmer ruhig vor sich hin. Ein Wurm frisst pro Tag die Hälfte seines Körpergewichtes, 500 g Würmer produzieren also stattliche 250 g Humus pro Tag! Kross nutzt die relativ kleinen, etwa 6 bis 13 cm langen Kompostwürmer (Eisenia hortensis). Sie sind praktisch zu handhaben, da sie nur bis zu einer Tiefe von 10 bis 15 cm agieren. „Was man gemeinhin als Regenwurm kennt, ist der Tauwurm (Lumbricus terrestris)“, erklärt Kross. Der ist mit 10 bis 30 cm Länge der größte in Deutschland. Obwohl man ihn oft bei nassem Wetter auf dem Rasen sieht, braucht er zur Fortpflanzung die Tiefe – bis zu 5 m. Das ist höchst unpraktisch für die Züchtung. Ein paar dieser Art hält Kross trotzdem, sie sind beliebt bei Anglern. Mangels eigener Zucht bezieht er diese Würmer per Luftfracht aus Kanada.

Wichtiger sind also die genannten kleineren Kompostwürmer. Wenn sie eine Schicht durchgefressen haben, brauchen sie neue Nahrung, „sonst fliehen sie“. Anders als bei der üblichen Rottekompostierung in Großanlagen mit 70 bis 80 °C Innentemperatur muss den Würmern zuliebe mit mäßigen Temperaturen von 15 bis 30 °C kompostiert werden, weshalb die großen Abfallwirtschaftsbetriebe allenfalls kleinere Zusatz-Wurmanlagen betreiben.

Kontinuierliche Produktion

Eine spezielle Anlage hat Matthias Kross für „kontinuierliche Wurmhumusproduktion“ aufgebaut. Die obere Schicht wird dabei immer wieder mit frischer Kompostnahrung aufgefüllt, durchgefressen sinkt das Material nach unten, wo es mittels einer Schiebe-Zug-Vorrichtung entnommen wird. Am Schluss werden verbleibende Würmer durch ein Trommelsieb aus dem fertigen Humus herausgesiebt. „Die lasse ich nicht drin, die will ich ja behalten!“

Die Regenwürmer können Kunden im Online-Shop von Nordwurm beziehen, auch Wurmboxen für die Eigenproduktion, etwa auf dem Balkon oder im Kleingarten. Doch der Schwerpunkt des Betriebes ist der Vertrieb des Wurmhumus. Abnehmer sind Kleingärtner, Garten- und Landschaftsbaubetriebe, der Obst- und Gemüsebau. Auch Substratwerke nehmen den Humus ab und mischen ihn in ihre Produkte. Für den Bioanbau ist er wertvoll, weil er auf Mineraldünger verzichtet. Wichtig auch: Wurmhumus ist frei von Torf!

Humus hat ein ordentliches Gewicht. Da hat Geesthacht den Vorteil der Nähe zum Ballungsraum Hamburg, wo auch die Kleingartendichte größer ist als auf dem platten Land. Wegen der Transportkosten rechnet sich ein Vertriebsradius von mehr als 50 km nicht – im Gegensatz zum Versand von Würmern, der bundesweit und teilweise ins Ausland erfolgt.

Im Ackerbau sind die Flächen zu groß für eine solche „Wurmkur“. Da empfiehlt Kross, durch Bodenbedeckung dafür zu sorgen, „dass immer etwas wächst, dann finden sich die Würmer von allein ein und bleiben auch standorttreu“.

Zucht im alten Bullenstall

Bauer Holger Lüdemann hat die Bullenzucht abgeschafft und kultiviert Wurmkompost in den ehemaligen Güllegruben. Hinten links ein Aufbau für kontinuierliche Wurmhumusproduktion.

Ein Landwirt mit 90 ha Eigenland hat sich dennoch ins Wurmgeschäft begeben. Holger Lüdemann im wenige Kilometer entfernten Dorf Worth hatte vor drei Jahren seine Bullenmast aufgegeben und überlegte, wie er die Stallanlagen sinnvoll nutzen konnte. „Ich hatte im Bullenmist und im Silageabfall immer reichlich Mistwürmer“, erzählt er. Das brachte ihn auf die Idee, damit in den ehemaligen Güllegruben Wurmhumus zu kultivieren. Auch eine Anlage für die kontinuierliche Produktion, wie oben beschrieben, hat er aufgebaut, eine wesentlich größere als Kross, er hat ja auch mehr Platz. Mit Nordwurm hat Lüdemann einen exklusiven Liefervertrag für den fertigen Humus.

Initialzündung Staubsturm

Matthias Kross ist in Aumühle am östlichen Hamburger Rand aufgewachsen und hat Betriebswirtschaft studiert. Er arbeitet heute noch für die Kieswerke seiner Familie in Vorpommern. Bei der Verpachtung von Flächen für künftigen Kiesabbau fielen ihm die durch vieljährigen Maisanbau verarmten Böden auf. Die Initialzündung brachte ihm 2015 der durch Erosion verursachte große Staubsturm auf der Rostocker Autobahn A 19, der tödliche Unfälle verursachte. In seiner Freizeit züchtete Kross dann in der Garage Würmer, später in einem stillgelegten Schwimmbad, bildete sich durch Fachlektüre. „Ich hatte viele Würmer übrig, verschenkte sie.“ Doch warum daraus nicht ein Geschäftsmodell machen? 2017 gründete er in Geesthacht Nordwurm.

„Wir haben reichlich Kapazitäten, der Bedarf ist groß, wir könnten noch ausbauen“, sagen die beiden Wurmfarmer. Das liegt unter anderem daran, dass es in Deutschland nur „eine Handvoll“ professioneller Wurmfarmen gibt. Die nächste befindet sich im Raum Hannover, im Norden gibt es keine weitere Wurmzucht in dieser Größenordnung. Nordwurm versorgt also tatsächlich den ganzen Norden mit Regenwürmern.

„Ich lerne täglich Neues“

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Die Zukunft bauen – das wollen die ZukunftsBauer! Milena Schatt aus Eddelak in Süderdithmarschen ist in der Schleswig-Holsteiner Arbeitsgruppe dieses Projektes des Deutschen Bauernverbandes (DBV). Dem Bauernblatt erzählt sie, was sie zur ZukunftsBauerin macht.

„Landwirtschaft ist aufregend“, sagt Milena Schatt. „Ich lerne täglich Neues, werde täglich mit neuen Ideen bereichert und muss mich meinen Herausforderungen stellen. Wenn ich in einer festen Schiene denke, dann funktioniert das nicht, ich muss ständig umdenken. Das ist spannend und interessant.“ Das drücken sie und drei junge Berufskollegen auch in dem einminütigen Kurzvideo aus, das sie gedreht haben (siehe Kasten unten): „Zukunftslandwirt zu sein heißt, nie ausgelernt zu haben.“

Die 26-Jährige ist als Hofnachfolgerin im Milchviehbetrieb ihres Vaters Henning Schatt vorgesehen, des Vorsitzenden des Kreisbauernverbands Dithmarschen. Sie hat die Meisterprüfung in der Landwirtschaft abgelegt, davor war sie sechs Monate in Neuseeland auf landwirtschaftlichen Betrieben tätig und danach noch einmal sechs Monate in Kanada. Nun arbeitet sie voll im Betrieb.

Milena Schatt bei der Kontrolle im Kuhstall.   Fotos: Tonio Keller

In die schleswig-holsteinische AG ZukunftsBauer kam sie auf Anregung ihres Vaters. Zwei Mal haben sich bisher die derzeit etwa 20 Teilnehmenden in Präsenz getroffen und einmal digital. „Es fängt gerade erst an“, sagt Milena. „Da kommen viele Vorschläge und dazu die Meinungen von den anderen aus der Runde. Es gibt kein festes Konzept, da muss jeder selbst gucken, wie er ZukunftsBauer umsetzen kann und will.“ Gerade das findet sie gut, „aber nicht so einfach“.

Für sie steht der Bereich Kommunikation im Vordergrund: der Öffentlichkeit vermitteln, wie es wirklich läuft auf einem modernen landwirtschaftlichen Betrieb. „Selbst hier im Dorf wissen viele nicht, was ich mache, sie sehen nur, wie die Trecker vom Hof fahren.“

Aber wo fängt man an? Die Türen öffnen für Besucher, für Schulklassen und Kindergärten? Das müsste sie noch durchdenken und vorbereiten. „Infoblätter verteilen interessiert keinen in meinem Alter.“ Auftritte auf Instagram? Ja, aber das muss man dann auch weiterführen. Sie kann sich auch vorstellen, das Konzept ZukunftsBauer im Kreisbauernverband mit PowerPoint vorzustellen. Überhaupt findet sie, das Konzept sollte vor Ort auf die jeweilige Region zugeschnitten werden – in Dithmarschen etwa zu den Themen „Kohl“ oder „Warum laufen Schafe auf dem Deich?“.

Ein gutes Beispiel der Vermittlung in ihrem Betrieb wäre, wie moderne Technik Tierwohl fördert. „Wir haben ein gutes Gesundheitsüberwachungssystem. Über einen Bolus im Pansen werden für jede Kuh Funktionen wie Wiederkäuen, Wasserverbrauch, Körpertemperatur, allgemeine Aktivität und Brunstaktivität gesendet und auf dem Monitor in Kurven dargestellt. „Wir haben alles super im Blick. Früher haben wir Probleme erst bemerkt, wenn die Milchwerte und -produktion heruntergingen. Jetzt können wir frühzeitig eingreifen, wenn die Kuh zu wenig trinkt, zu wenig wiederkäut, Fieber hat.“

Derartige Beispiele haben Milena und ihre drei Kollegen schon sehr gut in ihrem Kurzvideo ausgedrückt: „Bodenleben und Artenvielfalt profitieren von unserer wechselnden Fruchtfolge“ wird da erklärt oder „Die moderne Technik erleichtert unseren Alltag bei Feldarbeiten sowie im Umgang mit den Tieren“ oder „Durch Erneuerbare Energien können wir Strom und Wärme nachhaltig erzeugen“. Kurze, prägnante, anschauliche Sätze – beste Voraussetzungen für den Start als ZukunftsBauer und ZukunftsBauerin! 

Kurzvideo von Milena Schatt, Finn-Ole Dammann, Jan-Marten Brandt, Hendrik Strahlendorff unter: 

https://youtu.be/lKLrBYF7Lhw

Kräftiger Aderlass beim Rinderbestand

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In den USA setzt sich der langfristige Abbau der Rinderbestände verstärkt fort. Für 2024 zeichnet sich die geringste Rindfleischerzeugung seit vielen Jahren ab. Laut Daten des amerikanischen Landwirtschaftsministeriums (USDA) gab es zum Stichtag 1. Januar 2024 insgesamt noch 87,16 Millionen Rinder im Land; das waren 1,68 Millionen Stück oder 1,9 % weniger als ein Jahr zuvor. Die Zahl der gehaltenen Tiere ist damit auf den tiefsten Stand seit Anfang der 1950er Jahre gefallen.

Allein in den vergangenen drei Jahren haben die US-Farmer gut 6,6 Millionen Rinder abgeschafft. Als Hauptgrund für den jüngsten massiven Abbau der Rinderbestände in den USA werden die Folgen von Trockenheit und eine schlechte Grundfutterversorgung genannt; zugekauftes Mischfutter war lange Zeit sehr teuer.

Bei der jüngsten Erhebung wurden in allen Tierkategorien kleinere Herdengrößen gegenüber dem Vorjahr festgestellt. Vergleichsweise gering war hierbei der Abbau des Milchkuhbestandes mit 0,4 % auf 9,36 Millionen Tiere. Trotz der kleineren Herde soll durch den erwarteten Produktivitätsfortschritt laut USDA-Prognose die US-Milcherzeugung 2024 gegenüber dem Vorjahr um 0,8 % auf 103,6 Mio. t steigen.

Die Zahl der Fleischkühe verringerte sich dagegen binnen Jahresfrist um 2,5 % auf 28,2 Millionen Stück. Auch an Nachwuchs mangelt es, denn laut Zählung nahm der Bestand an Kälbern und Jungtieren unter 227 kg beziehungsweise 500 lb (US-Pfund) um 2,7 % ab.

Bei älteren Tieren fiel das Minus relativ gesehen etwas geringer aus. Die Haltung von Färsen und Ochsen über 227 kg ging im Vorjahresvergleich um 1,5 % beziehungsweise um 1,7 % zurück. Bei den weniger bedeutenden Bullen gab es mit einem Minus von 0,4 % auf 2,02 Millionen Tiere nur einen moderaten Bestandsabbau.

Vor Veröffentlichung der aktuellen Viehzählungsdaten ging das USDA in einer Prognose Mitte Januar davon aus, dass 2024 die US-Rindfleischerzeugung gegenüber dem Vorjahr um rund 390.000 t oder 3,2 % auf 11,84 Mio. t sinken werde. Vor zwei Jahren war es noch rund 1 Mio. t mehr.

Deutlich werden sich die Folgen der Bestandsabstockung auch in einem geringeren Exportangebot bemerkbar machen. Die US-Rindfleischausfuhr könnte gegenüber 2023 um fast 8 % auf 1,26 Mio. t sinken, nachdem sie 2023 schon um fast 15 % eingebrochen war. Auf der anderen Seite könnte der Rindfleischimport um knapp 2 % auf 1,71 Mio. t zunehmen. 2022 hatten die USA noch mehr Rindfleisch exportiert als sie einführten.

Das immer knapper werdende Rindfleischangebot hat die Preise auf Erzeuger- und Verbraucherstufe bereits spürbar in die Höhe getrieben, und 2024 sollen sie weiter steigen.

Es wird deshalb mit einem Verbrauchsrückgang gerechnet, der auf rund 3 % geschätzt wird. Preiswerteres Schweine- und Geflügelfleisch sollen dagegen verstärkt konsumiert werden. age

Weltmarktpreise für Agrarprodukte geben erneut nach

Landwirtschaftliche Produkte haben sich im Januar am Weltmarkt weiter moderat verbilligt. Wie die Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) in Rom mitteilte, sank der von ihr berechnete Preisindex im vergangenen Monat im Vergleich zum Dezember 2023 um 1 % auf 118 Punkte; das waren 10,4 % weniger als im Vorjahresmonat. Ausschlaggebend für die negative Entwicklung des Gesamtindex im Januar gegenüber Dezember war vor allem der starke Rückgang der Weizen- und Maispreise. Beim Weizen waren dafür der intensive Wettbewerb der Exporteure und das Angebot neuerntiger Ware von der Südhalbkugel verantwortlich. Beim Mais sorgten die verbesserten Ernteaussichten und der Erntebeginn in Argentinien für Preisdruck. Damit im Einklang verzeichnete die Organisation für ihren Getreidepreisindex ein Minus von 2,2 %.

Auch der FAO-Fleischpreisindex gab um 1,4 % nach. Dies war der siebte Rückgang in Folge. Maßgeblich hierfür war das reichliche Angebot der führenden Exporteure von Geflügel-, Rind- und Schweinefleisch. Dagegen zogen die Preise für Schaffleisch an, und zwar wegen der umfangreichen Importnachfrage am Weltmarkt bei einem gleichzeitig rückläufigen Angebot von Ware aus Ozeanien. Unterdessen erholte sich der Zuckerpreisindex um 0,8 %, nachdem er im Dezember prozentual im zweistelligen Bereich abgestürzt war. Unterstützung lieferten zuletzt Spekulationen, dass die unterdurchschnittlichen Regenfälle in Brasilien auf die Zuckerrohrerträge der für April 2024 erwarteten Ernte drücken könnten. Außerdem hätten sich die Produktionsaussichten in Thailand und Indien verschlechtert, so die FAO.

Der Pflanzenölpreisindex stieg um 0,1 %. Die internationalen Preise für Palm- und Sonnenblumenöl hätten moderat angezogen und damit sinkende Preise für Soja- und Rapsöl etwas überkompensiert, hieß es. Der FAO-Milchpreisindex bewegte sich kaum und blieb um 17,8 % unter dem Niveau des Vorjahresmonats. Allerdings verteuerten sich die Notierungen für Butter und Vollmilchpulver am Weltmarkt wegen der intensiveren asiatischen Nachfrage. Damit wurden laut FAO Preissenkungen für Magermilchpulver und Käse in etwa ausgeglichen. age

Werte größtenteils auf niedrigerem Niveau

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Zur Frühjahrs-Düngebedarfsermittlung von Ackerkulturen liegen die Ergebnisse der ersten Messung des Nitratmessdienstes vor. Im Vergleich zu den Vorjahren sind die gemessenen Nmin-Werte auf einem niedrigeren Niveau. Dies war nach den ergiebigen Niederschlägen zu erwarten. Liegen keine betriebseigenen Analyseergebnisse vor, können diese Werte für die rechtskonforme N-Bedarfsermittlung nach Düngeverordnung (DÜV) herangezogen werden.

Im Januar wurden von der Landwirtschaftskammer Ackerflächen in ganz Schleswig-Holstein – wieder über die verschiedenen Naturräume und für diverse Fruchtfolgekombinationen – zur Ermittlung der Nmin-Bodengehalte beprobt. Neben Praxisflächen, die zum größten Teil bereits etliche Jahre durch zuverlässige Probenehmer untersucht werden, zählen auch Flächen der Versuchsstationen der Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein sowie des Versuchsfeldes Lindenhof der Fachhochschule Kiel dazu. Auch in diesem Jahr wurden erneut Flächen des Gemüsebaus und ebenfalls eine Vielzahl von ökologisch bewirtschafteten Flächen beprobt. Die Vielfalt aller beprobten Flächen repräsentiert recht gut die unterschiedlichen Naturräume und deren standorttypische Fruchtfolgekombinationen.

Bedarfsermittlung vor Düngebeginn

Vor der ersten Düngemaßnahme ist nach DÜV der Stickstoff- und Phosphatbedarf je Schlag oder Bewirtschaftungseinheit zu ermitteln und schriftlich zu dokumentieren (siehe auch Ausgabe 1 ab Seite 30). In die Düngebedarfsermittlung (DBE) von Stickstoff fließen unter anderem die Nmin-Bodengehalte aus einer Bodentiefe von 0 bis 90 cm (0 bis 30 cm, 30 bis 60 cm, 60 bis 90 cm) ein. Dieser Wert ist als pflanzenverfügbarer Stickstoff zu Vegetationsbeginn zu verstehen und in der Bedarfsermittlung dann in Abzug zu bringen.

Werden auf dem Betrieb keine eigenen Proben genommen, können die hier veröffentlichten Werte für die DBE der derzeit zu düngenden Winterkulturen (beispielsweise Wintergetreide oder Winterraps) herangezogen werden. In einer zweiten Beprobung der Flächen Ende Februar werden dann wiederum die Nmin-Werte für die DBE der Sommerkulturen wie Sommergerste, Silomais und Ähnliches erhoben. Dafür werden die jetzt beprobten Bereiche der Flächen bei der N-Düngemaßnahme ausgespart, sodass ausschließlich die N-Mineralisation in der weiteren Beprobung gemessen wird.

Für den passenden Nmin-Wert zu den einzelnen Flächen sind die jeweiligen Kombinationen des Naturraumes und der Fruchtfolge zu wählen, die am ehesten mit den Bedingungen der jeweiligen Betriebsflächen übereinstimmen. Bei deutlich abweichender Bodenart können im Einzelfall treffendere Ersatzwerte aus angrenzenden Naturräumen verwendet werden. Die Ergebnisse sind in den Tabellen 1 bis 5 nach den für Schleswig-Holstein typischen Naturräumen aufgeteilt dargestellt, wobei der Landschaftsraum Östliches Hügelland zusätzlich in einen nördlichen, mittleren und südlichen Landesteil unterteilt wurde.

Die Darstellung der Ergebnisse erfolgt in kg Nmin/ha (Summe aus Nitrat und Ammonium) je untersuchter Bodenschicht und in Summe der drei Bodenschichten von 0 bis 90 cm. Neben den Analyseergebnissen des Nitratmessdienstes können auch Nmin-Analysewerte der zuständigen Wasserschutzgebietsberatung sowie der vor Ort tätigen Grundwasserschutzberatung zur Umsetzung der EG-Wasserrahmenrichtlinie herangezogen werden.

Überdurchschnittlich viel Niederschlag

Die Bodentemperatur und die niederschlagsabhängige Bodenfeuchte haben grundsätzlich einen erheblichen Einfluss auf den Stickstoffkreislauf des Bodens. Für einen Eindruck von diesen Parametern des vergangenen Jahres sind die entsprechenden Daten im schleswig-holsteinischen Durchschnitt in Übersicht 1 dargestellt. Die sieben Wetterstationen in Itzehoe, Elpersbüttel, Leck, Schleswig, Kiel, Quickborn und Lübeck bilden hierfür die Datengrundlage. Es sind sowohl die Mittelwerte für den Niederschlag und die Bodentemperatur im Jahresverlauf 2023 als auch die jeweils langjährigen Durchschnittswerte aus den Jahren abgebildet. Zur Darstellung der Schwankungen über die Werte der verschiedenen Stationen sind der jeweils höchste und niedrigste Niederschlag der sieben Messpunkte dargestellt.

Der Gesamtniederschlag des vergangenen Jahres lag mit 963 mm um gut 140 mm höher als im langjährigen Mittel. Das Frühjahr war geprägt von den trockenen Monaten Mai und Juni. Im Juli jedoch gab es dann die außergewöhnlich hohen Niederschlagsmengen, die mit gut 150 mm nahezu die doppelte Menge im Vergleich zum langjährigen Mittel erreichten.

Auf einen relativ trockenen September folgte wiederum ein sehr verregneter Oktober, der mit 180 mm knapp 100 mm über dem langjährigen Durchschnitt lag. Die Aussaatzeitpunkte der Winterungen mussten hierdurch häufig sehr spät ins Jahr geschoben werden, oder aber die geplanten Aussaaten konnten nicht durchgeführt werden. Besonders in den ersten Monaten der Sickerwasserperiode lagen die Niederschläge deutlich über dem langjährigen Mittel. Danach war zu erwarten, dass die Nmin-Gehalte über die Verlagerung des Nitratanteils durchaus niedriger als in den Vorjahren ausfallen.

Ein Trend, der das ganze Jahr über zu beobachten war: Auf sehr trockene Monate folgten in der Regel wiederum extrem nasse Monate. Die kritischen Monate zur Ertragsbildung waren besonders von Trockenheit geprägt. Die Monate Mai und Juni erreichten nicht einmal die Hälfte der Niederschlagsmengen des langjährigen Mittels. Der regionale Vergleich zeigt ebenfalls deutliche Unterschiede. So wurden im Mai an der Wetterstation Schleswig knapp 50 mm gemessen, wohingegen in Quickborn nur knapp 10 mm fielen. Ebenso deutliche Unterschiede waren im August zwischen den Wetterstationen in Lübeck (46 mm) und Kiel (115 mm) zu sehen.

Nmin-Proben aus den drei Bodenschichten müssen getrennt gesammelt und anschließend zügig und gekühlt oder eingefroren ins Labor gesandt werden.

Nmin niedriger als in den Vorjahren

Im Vergleich zum langjährigen Mittel liegen die durchschnittlichen Nmin-Werte in allen Naturräumen in diesem Frühjahr etwas niedriger (Tabelle 6 auf S. 39). Die Werte auf der Geest, die typischerweise im Vergleich zu den Werten weiterer Naturräume geringer sind, liegen in diesem Jahr jedoch lediglich um 2 kg Nmin/ha unterhalb des Durchschnitts der vergangenen Jahre. Für das Östliche Hügelland sind die Werte über dem für den Naturraum zusammengefassten Mittel von 30 kg Nmin/ha ausgefallen, was etwa 9 kg weniger sind als der langjährige Durchschnitt. Wie aus vergangenen Jahren bekannt, sind die Werte in der Marsch am höchsten. In diesem Jahr liegt der Wert mit 43 kg Nmin/ha auch mit etwa 10 kg unter dem langjährigen Mittel. Typischerweise sind die Anteile der Ammoniumgehalte am Nmin-Wert eher gering und befinden sich in einem Bereich von 3 bis 7 kg/ha. Das gilt auch dieses Jahr.

Vorfruchteffekte ergeben sich besonders bei Vorkulturen wie beispielsweise Gemüsearten, die intensiv mit Stickstoff versorgt werden. Aber auch Flächen mit Vorfrüchten wie Winterweizen und Winterraps können, wie in den Tabellen zu erkennen ist, erhebliche Stickstoffmengen nachliefern.

Diese deutlichen Unterschiede innerhalb gleicher Fruchtfolgekombinationen, Naturräume und Bodenarten verdeutlichen noch einmal, wie bedeutsam eine betriebsindividuelle Beprobung der Flächen ist.

Vorläufige N-Bedarfsermittlungen, welche bereits mit den auf der Homepage der Landwirtschaftskammer veröffentlichten langjährigen Mittelwerten erstellt wurden, sind mit den jetzigen Werten zu aktualisieren, sofern der gemessene Wert mindestens um +/–10 kg Nmin abweicht. Betrachtet man die diesjährigen Daten, kann dies vermehrt in den Naturräumen Marsch und Östliches Hügelland vorkommen.

Smin-Werte auf durchschnittlichem Niveau

Im Rahmen der Bodenanalysen des ersten Nitratmessdienstes werden neben den düngungsrelevanten Nmin-Werten auch die Schwefelgehalte (Smin) in Form von Sulfat in den verschiedenen Bodenschichten ermittelt. In Übersicht 2 sind die Durchschnittswerte der Naturräume im Vergleich zu den Vorjahren aufgeführt. Die Schwefelgehalte liegen in diesem Jahr auf einem vergleichbaren Niveau wie in den vergangenen drei Jahren. Schwefel ist wie Nitrat ein sehr mobiler Nährstoff mit einem hohen Auswaschungspotenzial. Aus diesem Grund sind häufig in tieferen Bodenschichten eher höhere Werte zu finden, weshalb im Rahmen der Andüngung neben Stickstoff auch besonders auf den Schwefel geachtet werden sollte.

Nach den Richtwerten für die Düngung der Landwirtschaftskammer werden zu Raps 30 bis 50 kg S/ha empfohlen und zu Getreide 20 bis 30 kg S/ha. Schwefelmangel führt zu einer gehemmten Stickstoffaufnahme der Pflanzen, weshalb es umso wichtiger ist, die Schwefeldüngung vorrangig in der ersten Gabe zu platzieren. Das sorgt auch dafür, dass die Pflanzen den Schwefel in tieferen Bodenschichten erschließen können.

Was beachten bei der Bodenprobenahme?

Die Bodenprobe sollte den Durchschnitt der zu untersuchenden Fläche repräsentieren. Je nach Heterogenität des Schlages werden dabei eine oder mehrere Proben entnommen, die aus jeweils 15 bis 30 Einstichen bestehen. Feldteile mit unterschiedlicher Vorfrucht, wechselnden Bodeneigenschaften (Sand- und Lehmkuppen, Senken) oder unterschiedlicher Herkunft (Flurneuordnung) sind gesondert zu beproben und zu untersuchen. Für abweichende Teilstücke ist eine neue Bewirtschaftungseinheit zu bilden. Randstreifen, Vorgewende, Mietenplätze et cetera sind für eine repräsentative Bodenuntersuchung ungeeignet.

Die Entnahme der Proben kann im Feld beispielsweise mit dem Pürckhauer Bohrstab erfolgen, wobei die Bohrkerne jeweils in drei Schichten (0 bis 30 cm, 30 bis 60 cm, 60 bis 90 cm) aufgeteilt und nach Bodenschicht getrennt in Eimer und später eindeutig beschriftet in Probenahmetüten abgefüllt werden. Nach der Entnahme der Nmin-Proben müssen diese unverzüglich gekühlt beziehungsweise eingefroren ans Labor geschickt werden.

Vor den Düngemaßnahmen ist stets die Bedarfsermittlung der Nährstoffe Stickstoff und Phosphor zu erledigen. Der Nmin-Wert ist hier zu berücksichtigen. Er gibt den im Boden verfügbaren Stickstoff wieder.Foto: Lea-Sophie Steffensen

Nmin-Messungen erfolgen bei Winterungen vor der ersten N-Gabe im Frühjahr. Bei Sommerungen sollte die Nmin-Bestimmung etwa zwei Wochen vor der Aussaat auf ungedüngten Flächen vorgenommen werden. In der Regel fallen diese Nmin-Werte aufgrund fortschreitender Bodenerwärmung höher aus als bei den Probenahmen zu Beginn des Jahres. Bei Gemüsekulturen unterscheidet sich die notwendige Beprobungstiefe nach DÜV zwischen den Kulturen.

Fazit

Die Nmin-Werte sind als verpflichtender Abschlag in einer rechtskonformen Düngebedarfsermittlung zu berücksichtigen. Werden keine betriebseigenen Proben gezogen, können die Werte aus den Naturräumen mit vergleichbaren Bodenarten und Fruchtfolgen gewählt werden. Aufgrund der im Vergleich zum langjährigen Mittel deutlich höher ausgefallenen Niederschläge über die Sickerwasserperiode sind die diesjährigen Nmin-Werte größtenteils niedriger.

Bessere Qualität zum gleichen Preis?

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Die Fleischnachfrage geht tendenziell zurück. Viele Verbraucher kaufen kleinere Mengen, achten dafür aber mehr auf Qualität. Gefragt ist daher Ware aus der Fleischtheke. Um die Kunden über die Herkunft dieser meist unverpackten Ware zu informieren, sind ab dem ersten Februar neue Bestimmungen in Kraft getreten. Bislang galt ein Herkunftsnachweis nur für frisches Rindfleisch. Jetzt soll man auch bei Schweine-, Schaf- und Geflügelfleisch sehen können, wo die Tiere aufgezogen und geschlachtet wurden. Bei verpacktem frischen Fleisch galt dies schon vorher. Dies soll die Nachfrage nach heimischen Produkten stärken und wird von Landwirten und Verbrauchern begrüßt.

Neben der Information über das Herkunftsland ist für den Verbraucher auch die Haltungsform von Interesse. Einzelne Handelsketten verschaffen sich Vorteile, wenn sie strengere Kriterien für die Herkunft aufstellen als die Konkurrenz. Viele verabschieden sich bei ihren Eigenmarken bereits von den Haltungsstufen 1 und 2. Bei Rindfleisch wird Haltungsform 3 bevorzugt. Im Fleischgroßhandel wird bereits darüber diskutiert, dass Rindfleisch aus niedrigen Haltungsformen Absatzprobleme bekommen kann.

Wasser predigen …

Bereits in der Vergangenheit hat die Landwirtschaft Änderungsbereitschaft bewiesen. Die Parole „Alles soll so bleiben wie es war“ zählt heute nicht mehr. Wie in anderen Wirtschaftsbereichen sind laufend Anpassungen nötig. Eine Umstellung der Tierhaltung auf eine neue Haltungsstufe ist jedoch nicht in jedem Fall möglich. Wie es scheint, bleibt der hiesige Lebensmittelhandel auf Kurs. Problematisch wird es vor allem dann, wenn Handelsketten sich mir Regionalprogramm rühmen, das Fleisch jedoch im Ausland einkaufen. Ein weiteres Problem entsteht, wenn die höheren Haltungsformen zum Standard werden. Statt Aufschlägen für die höheren gibt es dann Abschläge für die niedrigeren Haltungsformen. So verkauft eine große Handelskette Käse mit dem Label der Haltungsform 3 ohne einen Preisaufschlag für die Verbraucher. Die Milch für den Käse stammt aus den Niederlanden. Dabei wechseln gerade viele der hiesigen Milchviehbetriebe in die höhere Haltungsform 3. Im Bereich des Schweinefleischs konnte man zuletzt beobachten, dass Zuschläge für Haltung und Herkunft schnell wieder gekürzt werden, sobald die Nachfrage schwächelt.

Der Kunde entscheidet

Zuletzt konnte man beobachten, dass die Politik oftmals dem Lebensmittelhandel hinterherhinkt. Obwohl bereits Haltungskennzeichnungssysteme existieren, soll ein neues staatliches System eingeführt werden. Aus Marktsicht sind Eingriffe der Politik in den Handel kritisch zu sehen. Man kann einem Unternehmen nicht diktieren, wo es seine Ware einkauft, noch kann man dem Verbraucher vorschreiben, was er zu essen hat. Letztlich entscheidet der Kunde. Trotz aller Qualitätskriterien bleibt aber auch günstige Ware gefragt, vor allem in Verarbeitungsprodukten. Auch diese Nachfrage muss künftig bedient werden.

Somit bleibt die Hoffnung, dass die Landwirte etwas mehr Planungssicherheit bekommen und die Verbraucher im Dschungel der vielen Haltungs-, Herkunfts- und Qualitätssiegel den Überblick behalten.