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Pflanzgut wird knapp

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Die Kartoffelsaison 2023 fand unter schwierigen Witterungsbedingungen statt. Dennoch dürfte die Kartoffelernte in Nordwesteuropa trotz der nässebedingten Ertragseinbußen leicht überdurchschnittlich ausgefallen sein. Die Organisation Nordwesteuropäischer Kartoffelanbauer (NEPG) in Gembloux bezifferte das Aufkommen in Deutschland, Frankreich, Belgien und den Niederlanden mit Stand vom 26. Januar auf insgesamt 22,66 Mio. t ohne Pflanz- und Stärkekartoffeln; das wären 5,1 % mehr als im Vorjahr. Der Fünfjahresdurchschnitt liegt bei 22,12 Mio. t Kartoffeln.

Die nässebedingten Ertragseinbußen und Nachernteverluste waren in der vergangen Saison aufgrund der ungünstigen Witterungsbedingungen hoch und werden von Fachleuten auf mindestens 650.000 t Kartoffeln oder 2,8 % veranschlagt. Schätzungsweise 11.000 ha oder 2,1 % der gesamten Anbaufläche hätten nicht gerodet werden können, hieß es.

Schwache Erträge in den Niederlanden

Anders als im Rest des NEPG-Gebiets waren die Erträge, die Anbaufläche und damit die Gesamterzeugung in den Niederlanden im Jahr 2023 kleiner als 2022. Dort geht die NEPG – vor allem wegen schwächerer Erträge – von einem Rückgang des Aufkommens um 14,9 % auf nur 3,13 Mio. t aus. Damit zeigen sich die Fachleute in Gembloux deutlich pessimistischer als das niederländische Statistikamt (CBS), das die Konsumkartoffelernte im eigenen Land zuletzt vorläufig auf 3,38 Mio. t taxierte; das wären nach den Daten der Statistiker lediglich 5 % weniger als im Vorjahr.

In Belgien ist die Gesamterzeugung trotz der dramatischen Verluste, die viele Landwirte hinnehmen mussten, um 18 % gestiegen, was auf einen Anstieg der Anbaufläche um 7,9 % und insgesamt bessere Hektarerträge zurückzuführen ist. Die belgische Ernte wurde mit 4,54 Mio. t beziffert.

Auch die Landwirte in Frankreich holten deutlich mehr Knollen als 2022 aus dem Boden; ausgegangen wird von einer Steigerung der dortigen Produktion um 12,9 % auf fast 6,83 Mio. t, wobei der Durchschnittsertrag mit 43,3 t/ ha das Vorjahresniveau um 10,5 % übertroffen haben soll.

Das Kartoffelaufkommen in Deutschland sieht die NEPG bei 8,16 Mio. t, nach rund 8 Mio. t im Vorjahr. Damit wurde der langjährige Durchschnitt um 1,5 % übertroffen.

Knappe Versorgung mit Pflanzgut

Mit Blick auf den Anbauumfang zur Ernte 2024 zeigte sich die NEPG besorgt, dass nicht genügend Pflanzkartoffeln der gefragten Sorten zur Verfügung stehen könnten und dafür entsprechend hohe Preise verlangt werden dürften. Zudem werde die Verfügbarkeit des Pflanzguts wohl überwiegend an Anbaukontrakte gebunden sein.

Deshalb dürfte das Angebot an freier Konsumware 2024/25 wahrscheinlich eher klein ausfallen. Ferner erwarten die Fachleute einen ungewöhnlich hohen Anteil an vorgekeimter Ware, besonders bei den mittleren Größen zwischen 45 und 55 mm.

Unterdessen hätten die Verarbeiter großes Interesse, dass die Erzeugung gesteigert werde, heißt es weiter. Sie dürften aber Mühe haben, die dafür nötigen Anbauflächen in der kommenden Saison unter Vertrag zu bekommen, so die NEPG. Denn die Landwirte würden nach den zuletzt negativen Erfahrungen höhere Risikoprämien als bisher einfordern.

Höhere Produktionskosten, immer höhere Risiken

Viele Erzeuger erkennen, dass der Kartoffelanbau nicht nur ein kostspieliges, sondern auch ein riskantes Geschäft ist. Vor diesem Hintergrund stellt sich die Frage: Wie viel Fläche sollte unter diesen Marktbedingungen angebaut werden? Bessere Vertragsbedingungen gleichen höhere Produktionskosten und immer größere Risiken nicht aus. Hinzu kommt, dass viele Felder durch den extrem nassen Herbst beschädigt und verdichtet wurden.

Festes Preisniveau bleibt

Die Kartoffelpreise werden nach Einschätzung der Union der Deutschen Kartoffelwirtschaft (Unika) angesichts der knappen Versorgung auch im Frühjahr sehr hoch bleiben. Es sei damit zu rechnen, dass Speisekartoffeln früher als im vergangenen Jahr sehr teuer würden, hieß es kürzlich beim internationalen Kartoffelabend der Branche in Berlin. Die Bruttoernte werde durch Mängel geschmälert. Die Versorgung mit Speisekartoffeln in Deutschland im Frühjahr werde zunächst prekärer als im Vorjahr ausfallen, so Unika. Seit dem Herbst seien bereits erhebliche Versorgungslücken im Süden und Südwesten mit Speiseware aus Niedersachsen gestopft worden. Der Bedarf sei viel größer als im Vorjahr. Zudem gebe es in Ost- und Südosteuropa sowie in Großbritannien ebenfalls Versorgungsprobleme. age

Erprobung des Futtermittelzusatzstoffes Bovaer

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Obwohl eine Vielzahl an wissenschaftlichen und praxisnahen Untersuchungen durchgeführt wurde, werden jetzt auch am Lehr- und Versuchszentrum (LVZ) Futterkamp der Einsatz und die Auswirkung des Futtermittelzusatzstoffs Bovaer im Rahmen eines Modell- und Demonstrationsvorhabens gemeinsam mit dem Kompetenzzentrum für klimaeffiziente Landwirtschaft erprobt.

Strategien zur Beeinflussung der Methanproduktion in der Rinderhaltung sind vielfältig. Insbesondere der Einsatz von Futtermittelzusatzstoffen steht dabei im Fokus der Wissenschaft. Die Möglichkeiten sind umfangreich und unter Laborbedingungen zumeist gut erforscht. Dennoch mangelt es einigen Futtermittelzusatzstoffen an praxisnahen Untersuchungen und einer entsprechenden Zulassung in der EU. Davon ausgenommen ist Bovaer, welches regulär zu erwerben ist und so von jedem Landwirt eingesetzt werden kann.

Die Pansenfermentation der Rinder verursacht mehr als 90 % des tierbezogenen Methanausstoßes. Dieser kann auf verschiedene Weisen beeinflusst werden. Angefangen bei der Ration an sich, kann der Einsatz von mehr Kraftfutter das Verhältnis der kurzkettigen Fettsäuren im Pansen beeinflussen, sodass weniger Acetat als Basis für die Methan bildenden Mikroorganismen zur Verfügung steht. Eine solche Vorgehensweise kann jedoch zulasten der Tiergesundheit gehen.

Der Laser-Methan-Detektor im Einsatz: Der grüne Laserstrahl trifft auf die Nase des Rindes und wird von dort reflektiert.

Zusätzlich sind verschiedene pflanzliche Wirkstoffe beschrieben, zum Beispiel ätherische Öle oder Algenextrakte, die sich auf die Methanproduktion auswirken sollen. Hier fehlt es jedoch zumeist an aussagekräftigen Studien im praktischen Einsatz. Daher wird das Vorhaben auf das bereits gut erprobte Bovaer, ein Nitrat-Alkohol-Gemisch (3-NOP), setzen. Dieses ist sowohl im Labor als auch in der praktischen Rinderhaltung erprobt und reduzierte in diesen Erprobungen den Methanausstoß aus dem Pansen um bis zu 30 %.

Bovaer ist als Futtermittelzusatzstoff auf dem Markt erhältlich. Innerhalb des Vorhabens wird Bo­vaer für sechs Monate am LVZ Futterkamp der Landwirtschaftskammer eingesetzt und die Auswirkungen auf die Methanproduktion der behandelten Kühe beurteilt. Ziel ist es, nicht nur Bovaer und dessen Wirksamkeit kennenzulernen, sondern die Methanreduktion auch sichtbar zu machen. Dazu wird ein Laser-Methan-Detektor (LMD) eingesetzt, der sich in verschiedenen Studien bereits für den Einsatz in der Rinderhaltung geeignet gezeigt hat.

Modell- und Demonstrationsvorhaben sind dadurch gekennzeichnet, dass sie nahe an der Praxis agieren und somit die Übertragbarkeit wissenschaftlicher Arbeiten in die landwirtschaftliche Praxis fördern. Zudem wird durch solche Vorhaben die Möglichkeit geschaffen, Anwendungen weiterzuentwickeln, um echten Nutzen für die Landwirte zu erreichen.

Versuchsaufbau im LVZ

Der Milchviehstall der Landwirtschaftskammer verfügt über zwei identisch aufgebaute Abteile mit Platz für jeweils 36 Kühe. Hier durchlaufen die Versuchs- und die Kontrollgruppe zeitgleich den Versuch. Beide Gruppen werden über Wiegetröge gefüttert und mit Wasser versorgt. Kern dieser Anlage ist die tierindividuelle Erfassung der täglichen Futteraufnahmen. 

Die Gruppen werden hinsichtlich Leistungsniveau, Laktationsnummer und -stadium möglichst ausgeglichen besetzt, sodass der Einfluss dieser Faktoren auf die Auswertung möglichst gleich ist. Entscheidend ist der Unterschied in der Fütterung. Beide Gruppen erhalten die gleiche Grundration, jedoch wird die Versuchsgruppe zusätzlich mit Bovaer versorgt.

Bovaer muss vor Verabreichung in andere Futtermittel eingemischt werden, daher wird das bereits bekannte Mineralfutter der Versuchsgruppe damit ergänzt. So wird eine ausreichende Vermischung des sehr gering dosierten Bovaer in der Ration erreicht und eine möglichst konstante Aufnahme gewährleistet. Der Fütterungsversuch wird insgesamt 180 Tage andauern. In dieser Zeit wird die gefütterte Ration beider Gruppen regelmäßig beprobt und auf ihre Inhaltsstoffe untersucht.

Während des Versuchszeitraums wird der Methanausstoß beider Gruppen auf verschiedene Weisen dargestellt und beurteilt. Zum einen werden aus historischen und neuen Daten Methanwerte für die einzelnen Kühe des LVZ geschätzt. Zum anderen werden tierindividuelle Methanmesswerte mit einem LMD erfasst. Der LMD wird vor Versuchsstart genutzt, um einen Basiswert für jede Kuh zu ermitteln, die in eine der beiden Gruppen eingestallt wird. Dieser Basiswert dient als Vergleichsgrundlage innerhalb des Vorhabens. Im weiteren Verlauf werden der Methanausstoß aller am Vorhaben beteiligten Kühe regelmäßig mit dem LMD und weiterhin zufällige Stichproben zu festgelegten Zeitpunkten erneut gemessen.

Neben den Informationen zur Fütterung und den Mess- und Schätzwerten zum Methan werden verschiedene Daten zur Leistung und Tiergesundheit routinemäßig erfasst. Zusätzlich zu den monatlich durchgeführten Milchleistungsprüfungen werden die Milchleistung und -qualität der jeweils 36 Tiere in Versuchs- und Kontrollgruppe in sogenannten Sonderkontrollen zusätzlich untersucht.

Schematische Darstellung der Methanmessung. Quelle: Dr. Imme Dittrich/Icons: flaticon.com

Wie wirkt Bovaer?

Methan wird im Pansen durch Mikroorganismen (Archaea) produziert, die Azetat unter Einfluss von Enzymen verarbeiten. Gleichzeitig werden Säure bildende Wasserstoffionen verbraucht und führen so im Pansen nicht zu übermäßiger Säureproduktion. Durch den Einsatz von Bovaer wird in diesen Weg eingegriffen, da das Enzym, das die Vorstufen zu Methan katalysiert, an diesem entscheidenden Schritt gehindert wird. So lässt sich die Methanproduktion aus dem Pansen um bis zu 30 % reduzieren.

Aufgrund seiner guten Wirksamkeit wird nur ein sehr geringer Anteil Bovaer in der Ration gebraucht. Beschrieben wird die Dosierung mit ¼ TL pro Kuh und Tag. Dies entspricht einer ordentlichen Prise Salz und kann nur schwer in die Rationsgestaltung einbezogen werden. Da Bovaer aber vor dem Verabreichen in andere Futtermittel eingemischt werden muss, ist die geringe Dosierung voraussichtlich weniger problematisch.

LMD-Messung im Detail

Die Methanmessungen werden mit dem LaserMethane Smart von Tokyo Gas Engineering Solutions Corporation durchgeführt. Messgeräte gleicher Bauart und Funktionsweise wurden bereits öfter zur Beantwortung wissenschaftlicher Fragestellungen eingesetzt und zeigten sich gut geeignet. Der LMD wird auf einen Zielpunkt gerichtet, der den Messlaser reflektiert.

Bei den Messungen an den Kühen wird als Zielpunkt in der Regel die Nase der Kuh genutzt. Dabei sollte den Bewegungen des Kopfes gefolgt werden, um den Zielpunkt nicht zu verlieren. Der ausgesendete Messlaser durchdringt so die Atemluft in der Umgebung von Nase und Maul der Kuh und misst in diesem Bereich den Methangehalt. Dieser wird als ppm-m ausgegeben, sodass der dokumentierte Wert angibt, wie viel Methan (ppm) auf der gemessenen Strecke (m) vorhanden ist.

Um den Einfluss der Messdistanz möglichst gering zu halten, sollte diese während der Messungen nicht variieren und maximal 3 m betragen. Neben der Messdistanz hat auch die Messdauer einen Einfluss auf das Gesamtergebnis. In wissenschaftlichen Studien wurden unterschiedliche Messdauern von 3 bis 10 min miteinander verglichen. Daraus wurde eine Mindestmessdauer von 4 min pro Tier abgeleitet.

Der Messvorgang innerhalb des Fütterungsversuchs soll entsprechend diesen beschriebenen Parametern durchgeführt werden, sodass das Methan in der Umgebungsluft der Nase der Kühe standardisiert gemessen werden kann und die Einflüsse durch Distanz und Messdauer so gering wie möglich sind.

Fazit

Die Wirksamkeit des 3-NOP in Bovaer ist bereits gut untersucht und für die Fütterung von Milchkühen europaweit zugelassen. Trotz dieser positiven Eigenschaften wird Bo­vaer nur wenig in der Praxis eingesetzt, da es auch an Möglichkeiten zur Sichtbarmachung der Wirksamkeit fehlt. Der in Futterkamp angelegte Versuch möchte die Nutzung von Bovaer und die gleichzeitige Sichtbarmachung des eingesparten Methans aufzeigen.

Dieses Modell- und Demonstrationsvorhaben wird durch das Kompetenzzentrum für klimaeffiziente Landwirtschaft des Ministeriums für Landwirtschaft, ländliche Räume, Europa und Verbraucherschutz gefördert.

Schwache Bestände richtig fördern

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Nach einem nassen und kühlen Herbst und einem ebenso nassen Winter sind viele Bestände schwach entwickelt und haben mit verschiedenen Problemen zu kämpfen. Um noch zu verhältnismäßig guten Erträgen und Qualitäten in der kommenden Ernte zu gelangen, muss jetzt möglichst alles stimmen.

Die Pflanzen müssen zeitig Nährstoffe aus dem Boden aufnehmen, um die Basis für ihre Photosynthese, Entwicklung und das Wachstum legen zu können. Dies muss fast ausschließlich über die Wurzel erfolgen. Hier offenbaren sich allerdings Grenzen, da nässebedingt überwiegend ein schwaches Wurzelwerk vorzufinden ist. Gleichzeitig ist die Befahrbarkeit schwierig.

Weiterhin ist zu beachten, dass nur auf aufnahmefähigen Böden, die nicht wassergesättigt oder überstaut sind, eine Düngung erfolgen darf.

Grundsätzlich muss vor der ersten Düngemaßnahme, wie bereits in den vorausgegangenen Artikeln beschrieben, eine schriftliche Düngebedarfsermittlung für Stickstoff (N) und Phosphat (P) erfolgen (siehe Beispiele ausgewählter Kulturen; Tabelle 1). Dabei müssen für N die aktuellen Nmin-Werte Berücksichtigung finden. Es sollte bei einigen sehr schwachen und ungleichmäßigen Beständen hinterfragt werden, ob noch genug Potenzial vorhanden ist. Auch muss geklärt werden, ob ein Umbruch mit einer dann folgenden Neuansaat möglich und sinnvoll ist.

Mit ordentlichem Augenmaß vorgehen

Für schwache, aber gleichmäßige Bestände (geringe Pflanzenzahl, schwache Bestockung), die entsprechend erhaltenswert sind, kommt es nun auf die zeitnahe Versorgung mit Nährstoffen an. Ziel ist es, eine weitere Bestockung positiv zu begleiten und damit ausreichende Ertragsanlagen zu generieren.

Da Saatgut von möglichen alternativen Frühjahrskulturen aber teilweise schwer verfügbar sein dürfte, ist es wahrscheinlich, dass auch viele schwache Bestände erhalten werden müssen. Hier gilt es, bei der Düngung Augenmaß zu behalten und nur dort deutlich zu fördern, wo ein ausreichendes Restpotenzial für Ertrag der Pflanzen vorhanden ist. Dementsprechend ist es nicht zielführend, in sehr schwachen Teilbereichen des Bestandes oder dort, wo annähernd kein Pflanzenbestand mehr vorhanden ist, eine Düngung durchzuführen.

Start schwacher Bestände absichern

Grundsätzlich ist es zulässig, zu Vegetationsbeginn sehr schwach entwickelte Bestände mit einem N-Düngeaufschlag zu versehen. In schwachen Beständen mit ein bis zwei Trieben können für Winterweizen, Wintertriticale und Winterroggen bis zu 10 kg N/ha Zuschlag zum ermittelten Düngebedarfswert gegeben werden, bei Wintergerste bis zu 15 kg/ha. Vorsicht ist allerdings in Roten Gebieten geboten, da hier der nach Düngebedarfsermittlung ermittelte Gesamt-N-Bedarf je Betrieb nicht überschritten werden darf und damit Aufschläge zur einen Kultur bei der anderen abgezogen werden müssen.

Grundsätzlich wichtig ist die schlaggerechte Beurteilung des Bestandes hinsichtlich der Pflanzenzahl je Quadratmeter, der Triebzahl pro Pflanze und des Gesamtzustandes. Hierzu ist ein Nachweisprotokoll für den N-Düngeaufschlag zwingend zu nutzen, welches auch die notwendigen Erläuterungen enthält und auf der Homepage der LKSH abrufbar ist: https://t1p.de/fvfzu

Begleitend hierzu müssen repräsentative Fotos für jeden Schlag beziehungsweise jede Bewirtschaftungseinheit gemacht und mit dem Protokoll dokumentiert werden.

Schwach entwickelte Bestände wie dieser müssen kritisch beurteilt werden, sind aber erhaltenswert und müssen gezielt gefördert werden.

Gut entwickelte Bestände normal führen

In der Praxis sind neben den kritischen, später gesäten und schwachen Beständen auch viele gut entwickelte und bislang ohne wesentliche Schäden durch den Winter gekommene Bestände zu finden, gerade von Wintergerste und auch früh bestelltem Winterweizen. Hier kann von einer normalen, teils auch überdurchschnittlichen Entwicklung ausgegangen werden. Da jedoch insgesamt die Nmin-Werte im Land auf einem niedrigen Niveau liegen (siehe Nitratmessdienst, Teil 1 im Bauernblatt, Ausgabe 6), sollte auch hier nicht zu sehr die Startgabe reduziert werden.

Da auch die verfügbaren Schwefelgehalte des Oberbodens (Smin) niederschlagsbedingt niedrig ausfallen (siehe Nitratmessdienst, Teil 1), muss zur ersten Stickstoffgabe auch die Schwefelversorgung durch eine Gabe von 20 bis 30 kg S/ha sichergestellt werden. Dies kann durch die Gabe eines Stickstoff-Schwefel-Düngers (ASS oder SSA) als geteilte erste N-Gabe (siehe Tabelle 1) erfolgen oder separat durch Kieserit oder mit einem schwefelhaltigen N-Dünger. Aufgrund der schwachen Bestände, die nässebedingt ein teils sehr schwaches Wurzelwerk aufweisen, sollten nitrathaltige Dünger bevorzugt werden, insbesondere wenn durch eine späte Befahrbarkeit der erste Düngetermin nach hinten rückt und weiterhin kalte Böden vorherrschen.

Beispiele für eine mögliche Düngerwahl sowie die Gabenaufteilung bei relativ normal entwickelten Beständen (angepasst an die ermittelten N-Düngebedarfswerte aus Tabelle 1) sind in der Tabelle 2 dargestellt.

Gülle und Gärreste nutzen, wenn möglich

Gerade in den zurückliegenden beiden Jahren mit einer Phase hoher Preise für mineralische Düngemittel waren zeitweilig Mehrnährstoffdünger wie Gülle oder Gärrest in Ackerbaubetrieben stark nachgefragt. Mit wieder niedrigeren Preisen und ebenso gesunkenen Markterlösen für Getreide bleibt Gülle bei günstiger Verfügbarkeit weiterhin attraktiv.

Jedoch stellt die bedarfsangepasste Versorgung hohe Ansprüche an den Zeitpunkt des Einsatzes. Frühe Termine sind nötig, um einerseits geringere gasförmige Verluste (Ammoniak) und andererseits einen hohen Ausnutzungsgrad der organisch gebundenen Nährstoffe zu erlangen. Dies ist jedoch an eine frühe Befahrbarkeit der Flächen gebunden. Dies dürfte in diesem Jahr aufgrund der feuchten und wenig tragfähigen Böden und immer wieder neuen Niederschläge sehr schwierig sein. Bei Nachtfrösten und tagsüber auftauenden Böden darf laut Düngeverordnung keine Aufbringung von N- und P-haltigen Düngemitteln erfolgen.

Nährstoffeffizienz und -verfügbarkeit optimieren

Begleitend zu einer optimalen und bedarfsgerechten N-Versorgung muss neben der abzusichernden Schwefelversorgung auch die Versorgung mit Grundnährstoffen sichergestellt sein. Eine gute Bodenstruktur und ein pH-Wert im optimalen Bereich erhalten den Nährstoffkreislauf des Bodens und die Nährstoffverfügbarkeit für die Pflanzen.

Nährstoffe wie Kalium sind im Boden verlagerungsgefährdet. Entsprechend sollte Kalium zu Vegetationsbeginn zumindest anteilig am Pflanzenbedarf frisch appliziert werden. Weiterhin sollte gerade bei Wintergerste und bei den anderen Wintergetreiden die Mikronährstoffversorgung mittels einer flüssigen Blattapplikation abgesichert werden.

Trockenheit, wie hier in der Marsch Ende April 2020, erfordert ein Umdenken weg von terminbasierten Teilgaben hin zu sichergestellter Nährstoffverfügbarkeit.

Produktionsziel proteinstarker Weizen

In der zurückliegenden Saison waren in der Vermarktung qualitätsstarke Weizenpartien mit einem Preisaufschlag versehen, was jedoch gute Fallzahlen voraussetzte.

Nachdem in den vergangenen Jahren vor allem der Ertrag im Fokus stand, schien zuletzt wieder ein deutlicherer Trend hin zu proteinstarken Partien zu bestehen. Dabei spielt die Sortenwahl eine entscheidende Rolle, aber auch das Düngeregime. Neben dem Umstand, dass gerade die früher regelmäßig praktizierte N-Spätgabe (vierte Gabe) wenig effizient und mit begrenzten N-Mengen aus der Düngebedarfsermittlung nicht vereinbar ist, stellen die immer häufiger stark ausgeprägten Trockenphasen in der Vegetation eine große Herausforderung dar.

Oftmals ist dann bereits bei der Applikation der dritten N-Gabe eine erhebliche Bodentrockenheit vorhanden, sodass die Ausbringung zum eigentlichen Termin erheblich an Wirkung einbüßen kann. Grundsätzlich ist es daher zielführend, die Anschlussgaben unter noch feuchten Bodenbedingungen vorzuziehen. Allerdings verliert sich dabei ein Teil der Lenkungswirkung in der Bestandsführung über die N-Düngung. Entsprechend kann es sein, dass so eher in Richtung Ertrag als auf Qualität gedüngt wird, dabei aber der Stickstoff insgesamt besser ausgenutzt wird.

Eine weitere Möglichkeit für Gaben zum Schossen oder dem Ährenschieben kann die Nutzung stabilisierter N-Formen sein, die durch frühzeitigen Einsatz eine Verfügbarkeit sicherstellen, aber durch verzögerte N-Bereitstellung optimalerweise in der Kornfüllungsphase den Proteingehalt anheben können.

Fazit

Wo gut entwickelte und starke Wintergetreidebestände stehen, kann in diesem nassen Jahr wie in normalen Jahren mit einer startbetonten Düngergabe in die Saison gestartet werden. Wo aber besonders schwache Bestände vorzufinden sind, muss zunächst ihr Potenzial abgeschätzt und dann bei ausreichender Pflanzenzahl gegebenenfalls stärker angedüngt werden. Dennoch ist hier bereits ein Teil des Ertragspotenzials verloren gegangen. Neben dem Wachstumsstadium sind zur richtigen Terminierung der Düngemaßnahmen eine ausreichende Bodenfeuchte und die Wettervorhersage im Blick zu halten.

Kohlenstoffsenken im Wald als Einkommensalternative

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Die Auswirkungen des Klimawandels werden von Jahr zu Jahr drastischer. Schäden durch Stürme, Überschwemmungen und Dürren nehmen zu, zudem wird es immer schwieriger, entsprechende präventive Schutzmaßnahmen zu ergreifen. Einigkeit besteht heute, dass der Reduzierung von CO2-Emissionen und dem Binden von CO2 aus der Luft entscheidende Bedeutung zukommt.

Derzeit besteht sowohl auf europäischer wie auch auf deutscher Ebene für bestimmte Wirtschaftszweige die Verpflichtung, ihre Kohlenstoffemissionen durch den Erwerb von Zertifikaten zu kompensieren. Diese werden von der EU beziehungsweise der Bundesregierung ausgegeben und der Preis dafür staatlich festgelegt. Diese Regulierung betrifft auf EU-Ebene bestimmte Anlagen- und Luftverkehrsbetreiber. Auf nationaler Ebene sind Unternehmen der Energiewirtschaft betroffen. Alle übrigen Kohlenstoffemittenten sind bislang noch nicht verpflichtet, ihre Emissionen zu kompensieren.

Parallel dazu hat sich ein Markt sogenannter grauer Zertifikate etabliert, die für Projekte und Maßnahmen entwickelt wurden, die zur Speicherung von CO2 oder zur Reduktion von CO2-Emissionen beitragen. Eine Vielzahl privater Firmen bilanziert solche Projekte, berechnet die Kohlenstoffbilanz und generiert aus der Kohlenstoffbindung Zertifikate. Solche werden derzeit von Firmen nachgefragt, die damit im Rahmen des Marketings ihre Produkte oder Dienstleistungen als klimaneutral darstellen wollen. Da es sich hierbei ausschließlich um freiwillige Leistungen handelt, werden diese Zertifikate auch als „grau“ bezeichnet.

In den vergangenen Jahren haben sich mehrere Firmen auf den Wald als Kohlenstoffsenke fokussiert. Dabei unterscheidet man zwei grundlegende Konzepte: Bilanzierung oder Zertifikate für einzelne Maßnahmen, zum Beispiel Umbaukulturen nach Kalamitätsereignissen, oder alternativ die Bilanzierung auf Gesamtbetriebsebene. Aktuell ist der Markt für diese Zertifikate weitgehend unreguliert. Es gibt keine unabhängige Kontrolle, wie plausibel die Quantifizierung der Zertifikate und wie nachhaltig die Maßnahmen und damit die entstehenden CO2-Speicherungen tatsächlich sind.

Bedeutung des Waldes im Klimawandel

Bereits heute zeichnet sich ab, dass auch künftig die Emission von CO2 nicht in Gänze zu vermeiden sein wird. Daher richtet sich der Fokus auch auf Systeme, die Kohlenstoff aus der Luft absorbieren und speichern. Dabei kommt dem Wald eine besondere Bedeutung zu, da jeder Hektar Wald jährlich geschätzt 8 bis 10 t CO2 aufnimmt und in Form von Holz speichert. Neben diesem direkten „Waldspeicher“ wird Kohlenstoff auch dauerhaft in langlebigen Holzprodukten gebunden. Durch den Einsatz von Holz als Baustoff oder Brennstoff können andere energieintensive beziehungsweise fossile Brennstoffe ersetzt und so CO2-Emission vermieden werden.

Die große Bedeutung der Kohlenstoffsenke Wald in Verbindung mit den Möglichkeiten des Zertifikatehandels hat bei vielen Waldbesit­zenden die Frage aufkommen lassen, ob es nicht möglich ist, durch forstwirtschaftliche Maßnahmen die Kohlenstoffspeicherung ihrer Wälder noch zu steigern und diese Speicherleistung in Form von Zertifikaten auf den Markt zu bringen. Unter diesem Motto fand Ende Januar eine Tagung an der Lehranstalt für Forstwirtschaft in Bad Segeberg mit rund 50 Teilnehmern aus drei Bundesländern und Dänemark statt.

Einleitend beleuchtete Dr. Stefanie von Scheliha-Dawid (Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft) die nationalen und EU-rechtlichen Rahmenbedingungen. Auf der UN-Klimakonferenz in Paris im Dezember 2015 einigten sich 197 Staaten auf ein neues, globales Klimaschutzabkommen. Die Staaten setzen sich das Ziel, die Erderwärmung im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter auf „deutlich unter“ 2 K zu begrenzen mit Anstrengungen für eine Beschränkung auf 1,5 K. Darauf aufbauend hat die Europäische Union in ihrem Klimazielplan für 2030 beschlossen, die Reduzierung der Emission von Treibhausgasen (THG) bis 2030 auf 55 % anzuheben (fit for 55) und bis 2050 eine Treibhausgasneutralität zu erreichen.

Mit dem EU-Klimazielplan und dem Bundesklimaschutzgesetz wurden Einsparpotenziale für die einzelnen Wirtschaftszweige formuliert. Land- und Forstwirtschaft (LULUCF) spielen dabei eine entscheidende Rolle, weil ihnen eine Senkenfunktion zukommt. Das heißt, in der Land- und Forstwirtschaft sollen langfristig erhebliche Kohlenstoffmengen gespeichert und somit nicht vermeidbare Emissionen an anderer Stelle ausgeglichen werden.

Für die Datenerhebung erstellt jeder Mitgliedstaat jährlich ein Emissionsinventar für Treibhausgase, enthalten darin auch die jährliche Speicherleistung der nationalen Wälder. Das Thünen-Institut hat für 2017 errechnet, dass die deutschen Wälder jährlich 62 Mio. t CO2-Äquivalente speichern. Dazu kommen noch etwa 2 Mio. t durch den dauerhaften Verbau von Holz (Speicherung in Holzprodukten). Die Substitution fossiler Brennstoffe und energieintensiver Baustoffe durch die Verwendung von Holz verringert die CO2-Emissionen um weitere 28 Mio. t.

Anhand von Modellkalkulationen stellte die Referentin dar, dass die tatsächliche Entwicklung der Kohlenstoffspeicherung im LULUCF-Bereich deutlich von den gesetzten Zielen abweichen könnte. Es ist davon auszugehen, dass anstatt der gesetzlichen Forderung, in diesem Bereich bis 2040 eine Netto-Speicherleistung von 35 Mio. t CO2-Äquivalenten zu erreichen, die Land- und Forstwirtschaft dauerhaft eine Kohlenstoffquelle bleiben wird, denn die deutschen Wälder werden immer älter, Vorräte steigen nicht mehr an, sondern werden abgebaut und reduzieren so das Speicherpotenzial. Hier spielen auch die teilweise immensen Kalamitätsschäden der vergangenen Jahre eine erhebliche Rolle.

Die Speicherleistung der deutschen Wälder wird bereits in der nationalen Klimabilanz erfasst, sodass keine Möglichkeit besteht, Zertifikate aus Waldprojekten für die Kompensation von unternehmenseigenen Emissionen zu nutzen, da es damit zu einer Doppelzählung kommen würde (double claiming). Auf der anderen Seite verpflichtet eine neue EU-Direktive (Corporate Sustainability Reporting Directive, CSRD) zukünftig große Unternehmen dazu, einen Nachhaltigkeitsbericht zu erstellen. Dieser wird dem im Rahmen der Unternehmensbilanz vorzulegenden Lagebericht gleichgestellt.

In diesem Bericht hat das Unternehmen darzustellen, wie es das 1,5-K-Ziel zu erreichen gedenkt. Neben einer Bilanzierung der derzeitigen CO2-Emissionen sind Vermeidungs- und Minderungspotenziale aufzuzeigen. Für den Rest der nicht zu vermeidenden Emissionen sind wertentsprechende Projekte der Kohlenstoffspeicherung zu unterstützen beziehungsweise zu entwickeln. Die Umsetzung dieser Direktive wirft aktuell noch sehr viele Fragen auf, zumal die Umsetzung erst ab 2025 gilt. Trotzdem besteht nach Ansicht von Scheliha-Dawids die Möglichkeit, dass Projekte zur Erhöhung der Kohlenstoffspeicherung im Wald durchaus von Interesse sein könnten.

Dr. Stefanie von Scheliha-Dawid Foto: Hans Jacobs

Zwei Initiativen der EU

Von Scheliha-Dawid berichtete zudem von zwei EU-Initiativen. Beiden geht es darum, Mindeststandards festzulegen und vergleichbar zu machen. Beim Carbon Removal Certfication Framework (CRCF) geht es darum, wie die unterschiedlichen Zertifikate für die Kohlenstoffspeicherung inhaltlich so aufgestellt werden können, dass sie vergleichbar und in ihrer Nachhaltigkeit, Langfristigkeit und den Inhalten ihrer Standards vergleichbar und vor allem nachvollziehbar werden. Bei der Initiative Green Claims sollen die europaweit existierenden etwa 230 Nachhaltigkeitssiegel mit Mindeststandards versehen und vergleichbar gemacht werden. Beide Initiativen dienen dem Ziel, den Vorwurf des Greenwashing im Zusammenhang mit dem freiwilligen Zertifikatehandel auf dem Kohlenstoffmarkt zu entkräften. Inwieweit die derzeit auf dem Markt etablierten Zertifikatefirmen diesen Anforderungen bereits nachkommen, lässt sich noch nicht mit Sicherheit abschätzen.

WALD-Initiative der KfW

Nachdem die Rahmenbedingungen sowie aktuellen politischen Zielsetzungen und Herausforderungen vorgestellt waren, warf Martin Schröder von der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) einen Blick auf aktuelle Möglichkeiten des privatwirtschaftlichen Engagements. Es sei absehbar, so Schröder, dass weder die notwendige Rückführung der Treibhausgasemissionen noch die notwendigen Maßnahmen zur Wiederherstellung der Biodiversität allein durch staatlich gelenkte Maßnahmen möglich sei. Um ergänzend privatwirtschaftliche Initiativen zu aktivieren, wurde von der KfW die WALD-Initiative entwickelt (Weltweite Allianz für landschaftsbasierte Decarbonisierung). Diese besteht aus vier Komponenten, von denen zwei national und zwei global adressiert sind:

– WALD Klimapatenschaft

liegt derzeit lediglich im Konzept vor und beabsichtigt, private Investoren anzusprechen, die in Biodiversitäts- oder Decarbonisierungsprojekte von Agrar- und Forstbetrieben investieren wollen.

– WALD klimafreundliches Bauen

ist ein Förderprogramm zur Finanzierung von Neubauten, deren CO2-Emissionen über den gesamten Lebenszyklus hinweg minimiert werden.

– WALD Carbon Impact Fund

ist ein Fonds und soll in Schwellen- und Entwicklungsländern Projekte ermöglichen, die durch vermehrte Kohlenstoffspeicherung entsprechende Zertifikate generieren und sich durch deren Vermarktung tragen.

– WALD Innovation Facility

Ziel ist es, einen globalen Wettbewerb zu neuartigen Projekten im Themenkomplex Biodiversität und CO2-Markt zu etablieren und die besten Projekte finanziell zu unterstützen.

Vor allem die WALD-Klimapatenschaften könnten für hiesige Waldbesitzende zukünftig von Interesse sein, wenn es darum geht, eine Plattform für die Finanzierung entsprechender Projekte zu nutzen. Neben der direkten Finanzierung ist daran gedacht, eine Art Marktplatz für Ökosystemleistungen zu schaffen. Schröder führte aus, dass global betrachtet sich der Umsatz an freiwilligen CO2-Zertifikaten im vergangenen Jahr nicht gesteigert habe, wohl aber der Preis.

Firmen haben Interesse an Zertifikaten

Auditorium in der Aula der Landwirtschaftsschule Foto: Dr. Jörg Hittenbeck

Zunehmend komme es bei der Generierung von Zertifikaten auf belastbare Konzepte mit nachhaltigen und langfristigen Erfolgen in der Decarbonisierung an. In einer Studie zu freiwilligen Zertifikaten mit insgesamt 134 Unternehmen aller Branchen und Größen (von kleinen und mittleren bis zu DAX-notierten Unternehmen) waren bislang nur 15 % der befragten Unternehmen auf dem freiwilligen Kohlenstoffmarkt aktiv. Weitere 23 % planen, daran teilzunehmen. Mehr als 50 % der Unternehmen sind nicht interessiert.

Ein interessantes Ergebnis der Studie zeigt die Bevorzugung der Erneuerbaren Energien. 85 % der auf dem Markt aktiven Unternehmen wollen in Erneuerbare Energien investieren und nur 50 % in Waldprojekte. Ebenfalls interessant erscheint, dass der Preis der Zertifikate anscheinend eine untergeordnete Rolle spielt. So ist die Zahlungsbereitschaft bei Neueinsteigern mit im Mittel 30 €/t geringer als bei bereits tätigen Unternehmen. Diese sind auch bereit, Preise über 40 € /t zu akzeptieren. 40 % der befragten Unternehmen würden Zertifikate aus Deutschland wegen des hohen Maßes an Verlässlichkeit sowie der Transparenz der Maßnahmen kaufen.

Der dritte Vortragende Dr. Klaus Thoms von der IHK zu Kiel, beleuchtete die Vielzahl der für die hiesigen Unternehmen relevanten Rechtsakte auf EU-Ebene. Er berichtete ausführlicher über die CSRD und die Taxonomie-Verordnung, die die Grundlage für die Nachhaltigkeitsberichterstattung bildet. In Summe, so sein Fazit, stiegen die Anforderungen an die Unternehmen erheblich, was die Berichtspflichten und die Notwendigkeit entsprechender Maßnahmen im Bereich Decarbonisierung und Nachhaltigkeit der Produktion anbelange. Besonders belastend sei die Tatsache, dass die meisten Anforderungen der EU bislang in der Praxis weder angekommen seien, noch gebe es konkrete Vorgaben für deren Erfüllung.

Neu für zahlreiche Anwesende waren die Wirkung der EU-Verordnung über entwaldungsfreie Lieferketten, das Lieferkettensorgfalts­pflichtengesetz sowie die EU-Verordnung zum CO2-Grenzausgleich (CBAM).

Nach der Mittagspause erläuterte der Autor, Hans Jacobs, Landwirtschaftskammer SH, die Bandbreite und Unterschiede der derzeit in Schleswig-Holstein aktiven Firmen zur Generierung von freiwilligen CO2-Zertifikaten. Vieles befindet sich in der Entwicklung. Allen unterschiedlichen Systemen gemein ist die Tatsache, dass derzeit nicht abzuschätzen ist, inwieweit die individuellen Standards dem in der Verabschiedung befindlichen CRCF (siehe oben) entsprechen.

Den Abschluss des Tages bildete ein Beitrag zu einem Projekt der Landwirtschaftskammer Niedersachsen, in dem ein Zertifikatsstandard entwickelt werden soll, der nicht nur die Kohlenstoffspeicherung bilanziert, sondern auch Projekte zur Vermehrung der Biodiversität und der Grundwasserneubildung abbildet.

Fazit

● Der Klimawandel ist in der nationalen und der EU-Gesetzgebung angekommen. Die Regelungsdichte zur Decarbonisierung steigt sprunghaft und stellt die Unternehmen vor erhebliche Herausforderungen.

● Der Wald als Kohlenstoffspeicher spielt zukünftig eine bedeutende Rolle, auch wenn es scheint, dass die Speicherpotenziale derzeit erheblich überschätzt werden.

● Die Speicherpotenziale der deutschen Wälder werden bereits in den nationalen Klimabilanzen berücksichtigt, sodass die Waldbesitzenden keine Möglichkeit haben, ihre Senkenleistung als Kompensation an Firmen zu vermarkten.

● Dennoch bestehen zukünftig Möglichkeiten für Waldbesit­zende, Projekte im Bereich Kohlenstoffspeicherung sowie andere Ökosystemleistungen zu vermarkten (Nachhaltigkeitsberichte im Rahmen der CSRD).

● Es besteht bereits ein freiwilliger Markt für Kohlenstoffzertifikate, der von Unternehmen genutzt wird, um ihre Tätigkeiten oder Produkte klimaneutral zu stellen und als solche zu bewerben.

● Es existiert eine Vielzahl unterschiedlicher Firmen, die auch Waldzertifikate generieren und vermarkten. Deren Standards sind unterschiedlich, teilweise schwer zu vergleichen und nicht immer ganz nachvollziehbar.

● Die EU arbeitet an einem Rahmen, der die Transparenz und Glaubwürdigkeit der Standards erhöhen soll. Dieser Markt scheint auch für Waldbesitzende gewisse Potenziale zu bieten, wenn Transparenz, Nachhaltigkeit und Langfristigkeit der Zertifikate gegeben sind.

Biogasanlagen und Energiewende

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In Schleswig-Holstein stehen knapp 900 Biogasanlagen (BGA) mit einer installierten Gesamtleistung von über 0,5 GW. Deutschlandweit sind es fast 10.000 BGA mit einer installierten Leistung von knapp 6 GW. Sie decken über 5,4 % des deutschen Stromverbrauchs. Biogasanlagen (BGA) sind grundlastfähig, sie produzieren auch dann Energie, wenn keine Sonne scheint und kein Wind weht. Die Grundlast wird für Deutschland mit 40 bis 60 GW angegeben, BGA stellen heute schon 10 % davon bereit. Hinzu kommt die Abwärme aus den Motoren der BGA, die ausreichend für über 2,5 Millionen Haushalte ist. Ein geringer Teil des Biogases wird aufbereitet, als Biomethan in das Gasnetz eingespeist und dort gespeichert.

Landwirtschaftliche Biogasanlagen dominieren

Landwirtschaftliche BGA dominieren mit rund 96 % der Produktionsstandorte. Sie werden mit Gülle und Festmist sowie Nachwachsenden Rohstoffen betrieben. Hier dominiert derzeit Silomais, weitere bedeutende Einsatzstoffe sind Ganzpflanzensilagen aus Gras, Getreide oder Zuckerrüben. Um einer Ausweitung des Maisanbaus zur Biogaserzeugung entgegenzuwirken, hat die Bundesregierung bereits mit der EEG-Novelle 2012 einen „Maisdeckel“ von 40 % eingeführt, ab 2026 sind es 30 %. Der Fokus soll laut BMEL auf den verstärkten Einsatz von Gülle und Mist sowie alternativen Energiepflanzen gelegt werden.

Bei Gülle und Mist gibt es noch erhebliche Potenziale, die genutzt werden können. Aktuell wird zirka ein Drittel genutzt, dabei ist nach Expertenmeinungen ein weiteres Drittel mit angemessenem Aufwand für die Biogasnutzung erschließbar. Wirtschaftsdünger, die noch nicht als Substrat in BGA genutzt werden, verursachen jährlich rund 250.000 t Methanemissionen. Methan ist zirka 25-mal klimaschädlicher als CO2. Vergärung in BGA sei die einzige etablierte Technologie, diese THG-Emissionen zu vermeiden, so die Fachagentur für Nachwachsende Rohstoffe.

Klimaschutz durch Biogasanlagen

Laut Landesverband Erneuerbare Energien Schleswig-Holstein reduzieren BGA in Deutschland den CO2-Ausstoß um über 20 Mio. t pro Jahr, weil Strom und Wärme aus BGA fossile Energieträger ersetzen. Auch vermeiden die Lagerung und Vergärung von Gülle in BGA das Entweichen von Methan. Gärreste ersetzen energieaufwendig hergestellten Mineraldünger.

Die Bundesregierung hat gerade die neue Kraftwerkstrategie vorgestellt. Diese sieht zunächst den Bau von bis zu 10 GW an wasserstofffähigen Gaskraftwerken vor. Ziel ist es, dass im Jahr 2030 mindestens 80 % des verbrauchten Stroms aus Erneuerbaren Energien stammen – vor allem aus Windkraft- und Solaranlagen. Es wird auf klimafreundlichen Wasserstoff zur Stromproduktion gesetzt. Der Umbau wird 15 bis 20 Mrd. € innerhalb der nächsten 15 Jahre kosten. Der Preis für Grünen Wasserstoff ist derzeit nicht bekannt und er ist noch kaum verfügbar. Zusätzlich sollte bedacht werden, das die US-Regierung nun prüfen will, wie sich die LNG (Flüssiggas)-Exporte auf Umwelt, Energiekosten und die Versorgungssicherheit der USA auswirken. Zunächst wurden einige der geplanten Exportgenehmigungen gestoppt.

Aktuell werden BGA in der Kraftwerkstrategie nicht erwähnt. Dabei sind diese eine bewährte, etablierte Technologie, die heute schon dezentral und regional auf Basis vorhandener, kostengünstiger Ressourcen einen signifikanten Beitrag zur Erneuerbaren grundlastfähigen Energieproduktion leistet, dabei vorhandene Strom- und Gasnetze nutzt sowie Treibhausgase reduziert.

Hereinspaziert ins Zaubermuseum Bellachini

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Wittus Witt gehört zu den profiliertesten und bekanntesten Zauberkünstlern Deutschlands. Auch in der internationalen Zauberszene hat er sich einen Namen gemacht. In Hamburg eröffnete er 2022 Deutschlands erstes kulturhistorisches Museum für Zauber und Kunst, das Bellachini. Dort zeigt er nicht nur Glanzstücke seiner Sammlung, sondern steht jeden Freitagabend auch selbst auf der Bühne.

„Lassen Sie sich verzaubern!“, sagt Wittus Witt und lädt – elegant in Schwarz gekleidet, einen weißen Schal locker um den Hals gelegt – in sein Museum ein. Welt und Wirklichkeit im quirlig-bunten Stadtteil St. Georg dürfen getrost einen Moment draußen bleiben.

Hier am Hansaplatz 8, nur einen Katzensprung vom Hauptbahnhof entfernt, hat er am 18. Dezember 2022 seine Räumlichkeiten eröffnet. Gern entführt er Besucher in andere Sphären, schenkt ihnen Illusionen und zaubert ihnen ein Lächeln, Staunen und Wundern ins Gesicht. Dabei, so betont er, stecke hinter der Magie weit mehr, als nur Tricks zu zeigen. „Zaubern bedeutet, mit den Zuschauern zu kommunizieren. Eine besondere Atmosphäre gehört zu den wesentlichen Kriterien der Zauberkunst. Diese wird aber nicht durch den Zauberkünstler allein geschaffen, sondern entsteht hauptsächlich durch das Spiel mit den Zuschauern, durch Kommunikation“, erklärt er. Diese sei unbedingt notwendig, da Illusionen bekanntlich nur in den Köpfen, in der Vorstellungskraft der Zuschauer stattfänden. Nur dort könnten die eigentlichen Wunder geschehen, der Funke überspringen. „Natürlich kann der Zauberer nicht wirklich zaubern, aber mit seinem Tun kann er die Illusion erzeugen, dass er es könnte“, meint er mit einem charmanten Augenzwinkern. Der Zauberkünstler spiele stets mit der Realität. „Er erzählt unmögliche Geschichten, die er mit möglichen, vordergründig einfachen Mitteln verwirklicht.“

Mehr als 2.000 Zauberkästen hat Wittus Witt zusammengetragen. Einige ausgewählte Exemplare zeigt er im Museum.

Während der gebürtige Versmolder über den tieferen Sinn der Zauberei spricht, wird deutlich, dass diese Kunst sich nicht in gängige Klischees pressen lässt. Es verwundert daher kaum, dass es von Witt kein Foto gibt, auf dem er mit einem Zylinder auf dem Kopf und einem Zauberstab in der Hand, Simsalabim, ein weißes Kaninchen aus dem Hut zaubert. Er zersägt keine Damen, lässt sie auch nicht in der Luft schweben, sondern sieht sich als Meister der Kammerzauberei, der vermeintlich weniger aufsehenerregend sein Publikum bestens unterhält. „Ich freue mich, wenn ich die Besucher anregen kann, die Zauberkunst einmal mit neuen, anderen Augen zu sehen.“

Wann er mit dem magischen Virus infiziert wurde, dem er fortan fast sein ganzes Leben widmen sollte? Witt schmunzelt. Es sei der Vater gewesen, erzählt er, der dem kleinen Wittus mit etwa fünf Jahren beeindruckende Kartentricks zeigte und beibrachte. Dies machte dem Jungen bald so viel Freude, dass seine Mutter ihn mit einem ersten Kinderzauberkasten überraschte. „Es hat sich halt alles so ergeben und aufeinander aufgebaut“, fasst der Museumsdirektor die Anfänge knapp zusammen. Nach seiner zauberhaften Kindheit studierte er in jungen Erwachsenenjahren an der Kunstakademie Düsseldorf beim Aktionskünstler und Professor Joseph Beuys. Nach dessen skandalträchtiger Entlassung wechselte Witt an die Düsseldorfer Fachhochschule für Design, erlangte 1976 sein Diplom, um beruflich, seinem Herzen folgend, unverhofft doch zu den Wurzeln seiner kindlichen Passion zurückzukehren. „Während meines Studiums begann ich mit der Straßenzauberei. Dabei sah mich der Wissenschaftsjournalist und WDR-Fernsehmoderator Jean Pütz. Er war begeistert von meinen Kunststücken und meiner Ausstrahlung und brachte mich 1975 zum Fernsehen.“ Nun nahm die Karriere Fahrt auf. Witt bekam eine eigene TV-Zauberserie, stand über 200-mal weltweit in Fernsehshows auf der Bühne, moderierte, gastierte mit einem Soloprogramm in Theatern und bestritt interaktive Sendungen im Radio. Zudem packte ihn die Sammelleidenschaft für Requisiten der Zauberkunst. In den vergangenen 40 Jahren trug er beinahe 8.000 Exponate wie Druckwerke, Zauberkästen, Plakate, grafische Blätter und Zaubergeräte ab dem frühen 18. und 19. Jahrhundert zusammen. Im Laufe der Zeit bestückte er 40 Ausstellungen im In- und Ausland. Der Traum von einem eigenen Museum an einem festen Standort ließ ihn dabei nie los. 200 Glanzstücke aus seinem reichen Fundus und seltene Leihgaben zeigt er nun im Museum Bellachini. Er benannte es nach dem berühmtesten Zauberkünstler des 19. Jahrhunderts, Samuel Berlach (1827-1885), der sich den Künstlernamen Bellachini gab.

In einem Katalog, der im Museum erhältlich ist, stellt Wittus Witt seine Exponate vor.

In einer Sonderausstellung, die bis zum 30. April läuft, stellt Witt den Kölner Zauberkünstler Alexander Adrion (1923-2013) vor. Dieser trat in den 1960er bis 1980er Jahren auf. Er wurde als „Philosoph der Zauberkunst“ bezeichnet, weil sein Programm anspruchsvolle und intellektuelle Texte enthielt. Im Museum ebenfalls in einer Dauerausstellung zu sehen: eine historische Bücherauswahl, Zauberkästen aus verschiedenen Epochen und Ländern, Zauberutensilien und Bilddokumente. An den Schauvitrinen gibt es QR-Codes, mit denen man bei YouTube Zauber-Videoclips von Witt abrufen kann. Die Besucher werden gleichfalls animiert, es selbst mit einem Kunststück zu versuchen. Auf der Rückseite ihrer Eintrittskarte und im Museum finden sie dafür Anregungen. In diesem wunderbaren Ambiente fühlen sich auch Witts Zauberkollegen zu Hause. Ihnen möchte er eine Plattform und Begegnungsstätte bieten. Regelmäßig lädt er sie deshalb zu Veranstaltungen, Treffen und Fachvorträgen ein.

Ebenso ist es ihm ein Anliegen, über die Kulturgeschichte der Zauberei zu informieren. „Die Zauberkunst verweist auf eine lange Tradition. Sie gehört zu den ältesten Unterhaltungskünsten. Die Beschreibung eines Tricks des Zauberers Dedi mit einer Gans, bei dem er angeblich ihren zuvor abgerissenen Kopf wieder ansetzen konnte, gilt als älteste Aufzeichnung einer Zaubervorstellung. Sie fand um 2500 vor Christus am Palast des Königs Cheops in Ägypten statt“, weiß Witt. Er schlägt den Bogen ins 15., 16., 17. und 18. Jahrhundert, in denen man die Zauberkünstler nicht Magier, Zauberer oder Illusionisten, sondern Gaukler und Taschenspieler nannte. Hieronymus Bosch war der bekannteste Maler im 15. Jahrhundert, der das berühmte „Becherspiel mit einem Gaukler“ für die Nachwelt auf Leinwand bannte. Eine Nachbildung ist im Bellachini zu sehen. Das Repertoire der Taschenspieler war über Jahrhunderte hinweg fast identisch: Sie spielten mit Kugeln und Bechern, ließen Eier erscheinen und verschwinden oder zogen sich Fäden durch die Nase. Taschenspieler traten damals nicht auf Bühnen oder in Sälen auf, sondern spielten unter freiem Himmel. Erst in der Mitte des 19. Jahrhunderts entwickelte sich die Zauberkunst zu einer theatralen Form. Um 1890 entstanden weltweit die ersten großen Illusionsshows.

Auf 100 Quadratmetern in drei Räumen, die sich durch einen Vorhang in einen Zaubersalon für bis zu 22 Besucher verwandeln lassen, entstand das Museum Bellachini.

In diesem Zusammenhang sei der Vater der modernen Zauberkunst, der Franzose Jean Eugène Robert Houdin (1805-1871) erwähnt, der erstmals das Schweben einer Person zeigte. Auch Deutsche, beispielsweise Alois Kassner oder Helmut Schreiber, alias Kalanag, machten sich einen Namen. Im 20. und 21. Jahrhundert verwandelte sich die Art der Präsentation. Sie wurde teilweise spektakulärer, aufwendiger, technische Errungenschaften wurden eingebunden. So zelebrierte der US-amerikanische Zauberkünstler David Copperfield außergewöhnliche Illusionen wie das Fliegen auf hell erleuchteter Bühne. Die Ehrlich Brothers gehören heute zur jungen Generation, die mit aufwendigen Bühnenshows und ausgefeilter Illusionstechnik Hallen füllt.

Noch stundenlang könnte man Witts Ausführungen zuhören. Wunderbar ist es ihm gelungen, im Bellachini einen faszinierenden Einblick in die geheimnisvolle Zauberwelt zu geben. Man spürt, welch Glücksgefühl es ihm bereitet, als Botschafter der Zauberkunst für seine Gäste und Kollegen unermüdlich im Einsatz zu sein.

Weitere Infos unter hamburger-zaubermuseum.com

Silke Bromm-Krieger

Literatur

Wittus Witt: „Taschenspieler, Zauberkünstler, Illusionisten – Was Sie schon immer über die Zauberkunst wissen wollten“, Museum Bellachini Publikation, 24,50 € (Sonderpreis bei Erwerb im Museum: 12,50 €), ISBN 978-3-000512-87-2

Im Buch beschreibt der Autor die Geschichte seiner Profession von den Anfängen bis zur Gegenwart. Er stellt aktive Zauberkünstler vor und würdigt erstmals Frauen in der Zauberkunst.

Täglich 20 Minuten für mehr Lesekompetenz

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Seit Donnerstag vergangener Woche erklingt im Unterricht an 15 Grundschulen im Land einmal der Gong und eine tägliche Leseeinheit von 20 min beginnt – egal ob in Mathe, im Sachunterricht oder in Deutsch, also unabhängig vom Fach oder den Jahrgangsstufen. Diese täglichen, verbindlichen Leseeinheiten sind Bestandteil des Programms „Leseband.SH“, eines Programms zur Leseförderung. Bildungsministerin Karin Prien (CDU) stellte das Projekt in einer zweiten Klasse der Grundschule am Göteborgring in Kiel vor.

„Wann ist sie denn endlich da? Ich glaube, jetzt kommt sie!“ Aufgeregt sitzen die 22 Zweitklässler der Grundschule am Göteborg­ring in Kiel auf ihren Stühlen und warten auf die Ankunft von Bildungsministerin Karin Prien. Die Stühle sind im Viereck angeordnet, in der Mitte steht ein Tisch mit einem Globus darauf. Ein Stuhl ist leer, der ist für die Ministerin reserviert.

Dass es kein normaler Unterricht ist an diesem Vormittag, beweisen auch die vielen fremden Erwachsenen in dem Klassenraum, die mit Fotoapparaten, Handys und Filmkameras ebenfalls auf die Ankunft der Ministerin warten, denn sie wollen über sie und den Start des Leseband-Projektes in Zeitungen und im Fernsehen berichten – ganz schön aufregend.

Ministerin Prien las den Kindern vor

Endlich, sie betritt den Raum und setzt sich gleich zu den Kindern, um ihnen etwas aus einem Buch vorzulesen. Zuvor hatte die Schule Buchvorschläge bei ihr eingereicht, von denen sich die Ministerin einen aussuchen konnte. Ihre Wahl fiel auf „Wir sind nachher wieder da, wir müssen kurz nach Afrika“ von Oliver Scherz. Darin geht es um einen Elefanten, der seine Großfamilie in Afrika besuchen will, aber nicht weiß, wo dieses ­Afrika liegt. Er bricht aus dem Zoo aus, folgt seinem Rüssel und landet bei Marie und Joscha. Die wissen auch nicht genau, wo ­Afrika liegt, im Süden eben. Laut Globus ist es nicht weit weg, also packen sie ihn kurzerhand zusammmen mit zwei Äpfeln und Keksen in einen Rucksack, um den Elefanten auf seiner Reise nach Afrika zu begleiten. Für die Eltern hinterlassen sie eine Nachricht auf einem Zettel: „Wir sind nachher wieder da, wir müssen kurz nach Afrika.“

Die Ministerin liest ein paar Seiten vor und zieht die Schülerinnen und Schüler für wenige Minuten in den Bann der Geschichte. Dann kommt der Globus ins Spiel, denn nun sollen die Kinder ihr zeigen, wo denn Afrika liegt. Doch nur mit Vorlesen ist es beim Leseband nicht getan, schließlich geht es um die Leseförderung der Schülerinnen und Schüler. Die Lehrkräfte, die alle in das Projekt mit eingebunden sind, wählen je nach Sprach- und Lesestand der einzelnen Lerngruppen aus unterschiedlich anspruchsvollen Methoden aus.

Gemeinsames (chorisches) Lesen ist Bestandteil des Programms

Neben Vorlesen und Zuhören sind dies auch Vorlesen und Mitlesen (chorisches Lesen), Tandemlesen, Lesen mit dem Ich-Du-Wir-Würfel, Vorlesetheater oder Lesen mit Hörbüchern. Dabei wird nicht nur der Lesefluss gefördert, sondern auch das Verstehen und Verinnerlichen des Inhalts. Sinnentnehmend lesen nennt sich das, „denn beim Lesen geht es darum, den Zugang zu anderen Welten zu bekommen, im Geiste an andere Orte zu reisen und sich dadurch ganz neue Dimensionen der eigenen Wahrnehmung zu erschließen“, erklärt Prien im Anschluss an die Leseeinheit.

Lesen sei die Voraussetzung für alles – um in der Gesellschaft mitmachen und teilhaben zu können, um erfolgreich zu sein und um ein erfülltes Leben führen zu können. Letztlich gehe es auch um Demokratie, denn nur wer lesen könne, könne sich mit gesellschaftlichen und politischen Themen auseinandersetzen und sie bewerten. „Lesekompetenz ist die entscheidende Kompetenz für Kinder und mitentscheidend für den Bildungserfolg. Deshalb ist es für uns in Schleswig-Holstein absolut prioritär, dass Kinder lesen lernen“, so die Ministerin.

Dabei sei es wichtig, nicht irgendetwas zu tun, sondern mit wissenschaftlich erprobten Methoden zu arbeiten. Und eine dieser bewährten Methoden sei das Leseband.SH, das zunächst an den 15 Grundschulen gestartet sei und im Sommer auf 30 Schulen im Land ausgeweitet werde, in erster Linie an den Perspektivschulen, da dort der Bedarf am größten sei.

Das bestätigt die Leiterin der Grundschule am Göteborgring, Dorothee Hamann: „Basiskompetenzen sind unser großes Thema hier an der Schule. Wir haben hier Kinder aus 24 Ländern mit entsprechend vielen verschiedenen Sprachen und mit Eltern, die nicht lesen und schreiben können beziehungsweise die deutsche Sprache nicht beherrschen. Und wir haben viele Kinder, die keine Bücher kennen. Wir haben immer schon nach Möglichkeiten geschaut, das Lesen zu fördern, und sind auf das Leseband gestoßen. Wir haben es uns angeschaut, fanden es super und probieren es jetzt aus.“

Prof. Steffen Gailberger hat das Leseband-Konzept entwickelt.

Entwickelt hat das Programm Prof. Steffen Gailberger, der an der Bergischen Universität Wuppertal den Lehrstuhl für Lese- und Literaturdidaktik leitet. Er übernimmt auch die für vier Jahre angesetzte wissenschaftliche Begleitung der Pilotschulen im Land. Dass sein Konzept funktioniert, weiß er von positiven Ergebnissen aus Hamburg, wo er das Konzept im Auftrag der Hansestadt einst entwickelt hat: „Es fühlt sich gut an zu sehen, wie Schülerinnen und Schüler profitieren. Wir konnten anhand der Ergebnisse in Hamburg sehen, dass sich die Leistungen nicht nur im Lesen, sondern auch in der Rechtschreibung verbesserten. Zudem konnten die Kinder auch in anderen Fächern wie Mathe besser mitmachen, weil sie dort die Texte besser verstanden. Ich bin selbst Lehrer und Vater und nicht nur Wissenschaftler. Auch vor diesem Hintergrund ist das ein tolles Ergebnis“, so Gailberger. 

Fachbereich Umwelt und Gewässerschutz informiert

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Das Auf-den-Stock-Setzen von Knicks und anderen Gehölzen sowie der seitliche Rückschnitt dürfen in diesem Jahr noch bis zum 29. Februar erfolgen.

Ein seitlicher Rückschnitt während der Vegetationszeit ist nicht mehr zulässig und darf ebenfalls erst wieder ab Oktober vorgenommen werden.

Maschinell geknickte Gehölze sollten von Hand auf die richtige Länge – handbreit über dem Stubben – nachgesägt werden, um durch eine glatte Schnittkante einen gesunden Wiederaustrieb der Gehölze zu fördern. Wenn das Nachsägen im März nach Ablauf der Frist erfolgen soll, sollte vorher Rücksprache mit der Kreisnaturschutzbehörde gehalten werden. Weitere Bestimmungen sind zu beachten. Diese sind zu finden unter https://t1p.de/b6l25 Fragen beantwortet der Fachbereich unter knick@lksh.deNiklas Teege

Mit Winnetou am Kalkberg reiten

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Ein Präriesommer voller Action und Abenteuer wartet: Die Karl-May-Spiele in Bad Segeberg suchen für ihre neue Inszenierung „Winnetou II – Ribanna und Old Firehand“ zwölf erfahrene Reiterinnen und Reiter, die an der Seite von Winnetou und seinen Freunden im Freilichttheater am Kalkberg auftreten möchten. Das Stück entführt das Publikum in den Wilden Westen in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts.

Besonders freuen sich die Karl-May-Spiele über männliche Bewerber, da in der Reiterei die Frauen seit Jahren deutlich in der Überzahl sind. Das Mindestalter liegt bei 18 Jahren. Körperliche Fitness und sehr gute Reitkenntnisse sind vorausgesetzt, denn die Abenteuer bieten mit Explosionen, Stunts und wilden Schießereien viel Action. Auf die Mitwirkenden wartet ein unvergesslicher Sommer mit Auftritten vor bis zu 7.700 Besuchern.

Wer als Krieger vom Stamme der Assiniboine oder Poncas, als Gangster oder Soldat für Action im Freilichttheater am Kalkberg sorgen möchte, kann ab sofort unter www.karl-may-spie​le.de einen Casting-Fragebogen herunterladen und ausfüllen. Bewerbungsschluss ist Sonntag, 18. Februar. pm

Barbie-Zauber für Romantiker

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Farben sind in der Gartengestaltung ein wichtiges Mittel. Die Wirkung kann je nach Farbton ganz unterschiedlich sein. Dies lässt sich nutzen, um gezielt einzelne Stimmungen aufzugreifen. Denn Farben können ein Gefühl von Wärme oder Kühle vermitteln, anregend oder entspannend wirken. Rosa besteht als einfacher Pastellton aus Rot und Weiß. Je nach Rotanteil wirkt die Farbe warm-freundlich oder kühl-edel. Dies erklärt, warum Rosa sowohl eine beruhigende als auch eine beschwingte Stimmung auslösen kann.

Allgemein vermittelt Rosa einen freundlichen, zarten Eindruck und hellt auf sanfte Weise ein Beet auf. Je mehr Weiß enthalten ist, desto zarter erscheint die Blüte. Bei höherem Rotanteil hingegen verwandelt sich das Rosa in ein kräftiges Pink und wirkt etwas aggressiver. Die Farbe leuchtet im Schatten und zwischen dunklen Blättern hervor. In voller Sonne kann Rosa etwas blass wirken. Im Übermaß verwendet, gleitet die Gestaltung schnell ins Kitschige ab. Kombiniert mit anderen zarten, aufgehellten Tönen wie Violett, Hellblau und Weiß ergeben sich romantisch-heitere Eindrücke. Wer ein solches Beet anlegen möchte, findet unter den Stauden eine Vielzahl an geeigneten Kandidaten mit Blühzeiten von Mai bis in den Oktober hinein. Zwiebel- und Knollenblüher sowie Zweijährige füllen die Lücken dazwischen.

Ungemein apart wirkt die rosafarbene Blüte des Hasenglöckchens. Fotos: Karin Stern
Einzelne rosa Tupfer wie hier die Hyazinthe leuchten im frischen Grün auf.

Auf die Schnelle lässt sich jetzt mit vorgezogenen Zwiebelblumen aus dem Gartenmarkt etwas Rosa in den Vorfrühling bringen. Das blasse Rosa der Traubenhyazinthe ‚Pink Sunrise‘ (Muscari) lässt sich toll mit der gängigen blauen Variante kombinieren. Hyazinthe ‚Pink Surprise‘ zeichnet sich durch babyrosafarbene Blüten und einen intensiven Duft aus. Ein kräftiges Rosarot zeigt ‚Pink Pearl‘. Selbstverständlich finden sich auch unter den Tulpen unzählige rosa blühende Sorten. Das Spektrum reicht hier von Wildtulpe ‚Hilde‘ (Tulipa cretica) und Triumphtulpe ‚Jumbo Pink‘ (Tulipa-Hybride) bis hin zu ‚Angelique‘ (Tulipa-Hybride), einer vielfach preisgekrönten, gefüllten Sorte. Auch unter den Hasenglöckchen (Hyacinthoides hispanica) findet sich mit ‚Rose Queen‘ eine beeindruckende rosafarbene Variante.

Phlox ‚Kirmesländler‘ ist die späteste Sorte unter den Garten-Flammenblumen. Sie blüht im August und September.
Die dichten Blütenrispen des Rittersporns beeindrucken den Betrachter.

Gehen wir nun auf einen Streifzug durch die Welt der rosa blühenden Stauden. Bereits zeitig im Mai öffnen sich die Blütenglocken der Akelei ‚Rose Barlow‘ (Aquilegia vulgaris), die sich besonders am halbschattigen Gehölzrand wohlfühlt. Sie verträgt auch etwas mehr Sonne, sofern der Boden feucht genug ist. Wer die Selbstaussaat verhindern möchte, schneidet die Samenstände rechtzeitig zurück. Dies gilt auch für die Sterndolde (Astrantia major), die die gleichen Ansprüche an Boden und Standort stellt wie die Akelei. Nur ihre Blüten öffnen sich etwas später ab Juni. Die Sorte ‚Rosea‘ zeichnet sich durch eine besonders lange Blütezeit bis weit in den August hinein aus.

Das Tränende Herz ist der Inbegriff der romantischen Blüte.
Rosa überhaucht erscheinen die Blüten der Sterndolde ‚Buckland‘.

Rosafarbene Blüten in Herzform an grazilen, überhängenden Stängeln zeigt das Tränende Herz (Lamprocapnos spectabilis). Es ist nahezu der Inbegriff der romantischen Blüte. Der frühe Austrieb an sonnigeren Standorten sollte vor Spätfrost geschützt werden. Tipp: Den Standort für die sehr langlebige Staude sorgfältig wählen, denn nur ungestört wächst das Tränende Herz zu voller Schönheit heran. Für den Randbereich eines Beetes eignet sich das niedrige Seifenkraut ‚Bressingham‘ (Saponaria-Hybride). Die Polster bilden eine Vielzahl an Blüten in kräftigem Rosa aus. Die Wildform dagegen, das Echte Seifenkraut (Saponaria officinalis), wächst etwas höher und blüht hellrosa von Juli bis September. Auf nährstoffreichem, gut durchlässigem Boden in sonniger Lage bereitet der Rittersporn ‚Astolat‘ (Delphinium-pacific-Hybride) viel Freude. Die altrosafarbenen Blüten öffnen sich im Juni. Wer die bis zu 180 cm hohen Blütenstängel nach der Blüte eine Handbreit über dem Boden zurückschneidet, erzielt häufig eine Nachblüte im September.

Auch unter den Einjährigen, hier Schmuckkörbchen und Löwenmäulchen, finden sich viele rosa blühende Vertreter.
Die rosafarbene Variante der Traubenhyazinthe ist nur selten anzutreffen.

Zu den unverzichtbaren Sommerblühern gehören die verschiedenen Storchschnabelarten wie der Rosa Storchschnabel ‚Wargrave Pink‘ (Geranium endressii), dessen Blätter sich im Herbst als Zugabe herrlich rot färben, und der Balkan-Storchschnabel ‚Ingwersen‘ (Geranium macrorrhizum), der sich besonders gut für flächige Bepflanzungen eignet. Die unkomplizierte Pflanze kommt auch mit schwerem Boden und Trockenheit sehr gut zurecht. Unerlässlich für alle Liebhaber rosafarbener Blüten ist die Panaschierte Flammenblume ‚Nora Leigh‘ (Phlox paniculata). Diese wüchsige, robuste Sorte zeichnet sich durch eine späte Blüte und ihre enorme Fernwirkung aus. Ein frühes Stutzen der Triebspitzen fördert die Verzweigung und den buschigen Wuchs der Staude.

Herbstanemonen hellen halbschattige Bereiche prima auf.

Von Juli bis Oktober leuchten die rosa Blütenkerzen des Leinkrauts ‚Canon J. Went‘ (Linaria purpurea) nahezu unermüdlich. Die unkomplizierte Staude eignet sich für trockene, sonnige Plätze im Garten. Nachkommen aus der Selbstaussaat blühen allerdings nicht immer im selben Ton wie die Mutterpflanze. In rein rosafarbenen Beeten schneidet man daher Verblühtes rechtzeitig aus. Als Spätstarter bringt die Herbstanemone ‚Septembercharme‘ (Anemone hupehensis) von August bis Oktober rosa-romantisches Flair ins Beet. Eine gute Nährstoff- und Wasserversorgung garantiert die üppige Blüte. Etwas Winterschutz in Form einer Laubabdeckung ist in kälteren Lagen empfehlenswert.