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Empfehlung für die Zukunft des Versuchswesens

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V. li.: Kammergeschäftsführer Dr. Klaus Drescher, Dr. Tim Birr (Fachbereichsleiter Pflanzenschutz), Henning Brogmus (Fachbereichsleiter Pflanzenbau), Heino Hansen (Ausschussvorsitzender), Jan Henning Ufen und Torben Hamester

Der Fachausschuss für ökologischen und konventionellen Ackerbau traf sich am 7. November in Rendsburg, um über die zukünftige Struktur des Versuchswesens der Landwirtschaftskammer zu beraten. Nach der Begrüßung durch den Vorsitzenden des Fachausschusses, Heino Hansen, wurden zunächst aktuelle Neuigkeiten aus der Kammer durch den Geschäftsführer, Dr. Klaus Drescher, vorgestellt und anschließend intensiv diskutiert.

Der wichtigste Punkt der Tagesordnung war die Frage, wie das Versuchswesen künftig ausgerichtet werden sollte, um den Landwirten möglichst praxisnah und umfassend zur Seite zu stehen. Die Mitglieder des Fachausschusses erkannten die Notwendigkeit, dass nur ein breit aufgestelltes Versuchswesen – sowohl inhaltlich als auch geografisch – den Anforderungen der modernen Beratung in der Landwirtschaft gerecht werden kann. Der Ausschuss waren sich einig, dass eine Anpassung an die sich verändernden klimatischen Bedingungen unerlässlich ist, um die Resilienz der Landwirtschaft und des Versuchswesens zu stärken. Nur so kann weiterhin eine verlässliche experimentelle Datengrundlage zur Erarbeitung von Beratungsempfehlungen sichergestellt werden. Folgendes stand nach intensiver Diskussion fest und wurde von allen anwesenden Fachausschussmitgliedern so befürwortet:

Die bestehenden Standorte (Schuby/Loit, Sönke-Nissen-Koog, Futterkamp, Kastorf, Barlt und Satellit) bleiben vollumfänglich für die kommenden fünf Jahre erhalten.

Versuchsbeiräte werden für jeden Standort eingerichtet, wobei zumindest ein Ausschussmitglied in jedem der fünf Gremien vertreten sein sollte. Darüber hinaus wird angestrebt, Personen aus Beratung und Handel/Industrie für die Arbeit in diesen Gremien zu gewinnen.

Einmal im Jahr wird mittels der Kosten- und Leistungsrechnung die Wirtschaftlichkeit der Versuchsstandorte analysiert.

Maßnahmen im Bereich der Qualitätssicherung werden verstärkt, um zukünftig einen noch höheren Standard zu gewährleisten.

Diese Empfehlung wird im nächsten Schritt dem Vorstand vorgelegt, um darüber zu beschließen.

Die Sitzung endete mit der Aussicht auf weitere konkrete Schritte, um die Inhalte umzusetzen und das Versuchswesen zukunftssicher aufzustellen.

Das Mercosur-Handelsabkommen steht

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Die politische Übereinkunft auf ein Handelsabkommen zwischen den Mercosur-Staaten und der Europäischen Union ist über der Ziellinie. Vertreter aus EU-Kommission und der südamerikanischen Staaten haben sich am Freitag in Montevideo geeinigt. Was zuvor unklar war, sprach die doch eigens nach Uruguay gereiste Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen sprach von der größten Handels- und Investitionspartnerschaft, die die Welt je gesehen hat: „Jetzt gibt es die Chance, einen Markt mit 700 Mio. Menschen zu schaffen.“

Die Einigung wird nun von beiden Seiten rechtlich geprüft und in einen Vorschlag für einen Vertragstext überführt. Allein dieser Vorgang soll laut Kommission mehrere Monate in Anspruch nehmen – mindestens. Nach wie vor scheint die Rechtsgrundlage nämlich unklar. Möglich wäre ein sogenanntes „gemischtes Abkommen“. Dann würde ein Abkommen neben dem Handelsteil beispielsweise Fragen zum Investitionsschutz enthalten. Letzterer fällt allein in die Kompetenz der Mitgliedstaaten. Dann müssten auch die nationalen Parlamente in der EU dem Vertrag ihr Plazet geben; dies wäre mit einem Veto-Recht gleichzusetzen. Konkret hieße das: Wenn Mercosur-Kritiker wie Frankreich nicht zustimmen würden, könnte der Vertrag nicht in Kraft treten.

Die zweite Option wäre ein reines Handelsabkommen, das nach der Zustimmung des Rates mit qualifizierter Mehrheit und des Europaparlaments in Kraft treten könnte. Bei dieser Variante wäre eine Zustimmung dementsprechend sehr viel wahrscheinlicher.

Stopp der Entwaldung bis 2030

Welche Änderungen im Vergleich zur vorläufigen Einigung aus dem Jahr 2019 erfolgt sind, will die Kommission dem Vernehmen nach „in Kürze“ offenlegen. Klar scheint bereits jetzt, dass ein rechtlich verbindlicher Stopp der Entwaldung in den vier Mercosur-Staaten Argentinien, Brasilien, Paraguay und Uruguay bis 2030 festgeschrieben werden soll. Darüber hinaus hat die Mercosur-Seite Kommissionskreisen zufolge einem Streitschlichtungspanel zugestimmt. Das Gremium soll bei bestimmten Konflikten für beide Seiten rechtlich verbindliche Urteile fällen dürfen.

Hochrangige Kommissionsbeamte stellen zudem klar, dass Brüssel weiterhin keine Kompromisse bei der Einfuhr von Rindfleisch von Tieren machen wird, die zuvor mit Wachstumshormonen behandelt worden sind. Bei den vielfach aus dem Agrarsektor geforderten Spiegelklauseln – also der Gleichwertigkeit von Produktionsstandards – sei aber Vorsicht angebracht. Hier warnen die Beamten vor überzogenen Forderungen, da andernfalls auch die Südamerikaner der EU Vorhaltungen machen könnten. So sei der Mercosur-Block beispielsweise beim Anteil erneuerbarer Energien deutlich weiter als die EU.

Einigung bei Freihandelsquoten

Was die Freihandelsquoten angeht, dürften diese den 2019 getroffenen Vereinbarungen im Wesentlichen entsprechen. Demnach soll den Mercosur-Staaten unter anderem schrittweise über fünf Jahre eine Freihandelsquote für Geflügelfleisch von 180.000 Tonnen zugestanden werden. Zudem wird – gestuft über sieben Jahre – ein Importkontingent von 99.000 Tonnen Rindfleisch zu einem Zollsatz von 7,5% eingerichtet.

Für Ethanol aus dem Mercosur-Block ist offenbar weiterhin ein Jahreszollkontingent von 650.000 Tonnen vorgesehen. 450.000 Tonnen davon sollen zollfrei von der EU-Chemieindustrie bezogen werden können. Für die darüber hinausgehende Menge von 200.000 Tonnen soll keine Zweckbindung gelten.

Überdies wird weiter ein zollfreies Lieferkontingent von 180.000 Tonnen Zucker jährlich zugestanden. Zusätzlich darf Paraguay 10.000 Tonnen Feinzucker einführen. Daneben soll es für den Mercosur-Block ein zollfreies Jahreseinfuhrkontingent von 45.000 Tonnen Honig geben.

Null-Zollsatz für EU-Milchprodukte

Ferner sieht die Übereinkunft für garantiert hormonfreies Schweinefleisch eine Quote von 25.000 Tonnen zu einem reduzierten Einfuhrzoll vor. Im Gegenzug haben die vier südamerikanischen Länder einer Öffnung ihres Schweinefleischmarktes für EU-Ware zugestimmt. Details wurden am Freitag noch nicht bekannt gegeben.

Schwächer fallen die Zugeständnisse der EU für Milchprodukte aus. An Käse sollen die Mercosur-Staaten 30.000 Tonnen, an Magermilchpulver 10.000 Tonnen liefern dürfen. Allerdings erklären hochrangige Kommissionsbeamte, dass für Milchpulver, bestimmte Käsearten sowie Kindernahrung die Mercosur-Zölle für EU-Importe bei 0% liegen sollen. Auch sollen Handelsschranken für Wein, Spirituosen und Olivenöl reduziert werden. Zudem werden 350 geografische Angaben aus der EU im Mercosur-Block vor Nachahmung geschützt; darunter Parmesankäse und  Comté.

Geteilte Meinungen bis zum Schluss

Noch zu Anfang dieser Woche hieß es die EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen (CDU) werde nicht an dem Gipfel in Montevideo teilnehmen, so die neue Kommissionssprecherin Paula Pinho in Brüssel. In Frankreich hatten sich die Regierung sowie auch das Parlament des Landes am späten Dienstagabend gegen das Freihandelsabkommen zwischen der EU und den südamerikanischen MercosurStaaten ausgesprochen. Aus Brüssel hieß es zu diesem Zeitpunkt, die Gespräche auf technischer Ebene hielten an. Zuvor hatte es geheißen, von der Leyen könnte zu dem Gipfel in Uruguays Hauptstadt Montevideo reisen und dort im Namen der EU das lange geplante Freihandelsabkommen mit den Mercosur-Ländern paraphieren, also vorläufig unterzeichnen.

Das Abkommen soll eine der weltweit größten Freihandelszonen mit über 715 Millionen Einwohnern schaffen. Dazu gehören auf südamerikanischer Seite Uruguay, Argentinien, Brasilien und Paraguay. Die Bundesregierung und große Teile der deutschen Wirtschaft sind für den Abschluss. Frankreich und Polen sind dagegen. Beide Länder fürchten Konkurrenz für heimische Landwirte, unter anderem durch günstigeres Geflügel- und Rindfleisch aus Südamerika.

Bedenken bei Copa Cogeca

Auch bei den EU-Ausschüssen der Bauernverbände (Copa) und ländlichen Genossenschaften (Cogeca) stieg mit Blick auf das geplante Mercosur-Abkommen die Anspannung. In der Vorwoche tagte das Präsidium in Brüssel. Dabei sollen nahezu alle Vertreter der nationalen Delegationen ihre Bedenken respektive ihre Ablehnung zum Ausdruck gebracht haben. Auch der neue EU-Agrarkommissar Christophe Hansen war vor Ort. Etwas zurückhaltender sollen die Äußerungen vonseiten der Landwirtsvertreter der Iberischen Halbinsel gewesen sein. Traditionell gibt es zwischen Portugal und Spanien vor allem mit dem Mercosur-Mitglied Brasilien engere Handelsbeziehungen. Gleichwohl hält die überwiegende Mehrheit den landwirtschaftlichen Teil eines potenziellen Abkommen für unausgewogen.

Beklagt wrden die „großen Unterschiede“ in den Produktionsstandards. Zudem enthält das Abkommen nach Darstellung von Copa und Cogeca keine ausreichenden Ausgleichs- oder Notfallmechanismen. Kritik wurde geäußert an möglichen Plänen der EU-Kommission, einen Ausgleichsfonds für die Landwirtschaft anzulegen. Der Vorschlag wurde als „Almosen“ abgetan.

Die Gespräche über das Abkommen dauern bereits seit 25 Jahren an. Kritiker führen neben Bedenken der Landwirte auch die fortschreitende Abholzung des Regenwaldes am Amazonas an. Kommentatoren stellen die Frage, ob die EU-Kommissionschefin zögert, weil sie den Eindruck vermeiden wolle, dass Brüssel ein unpopuläres Handelsabkommen gegen den Willen der europäischen Bauern durchdrückt. Dies, so die Sorge, wäre eine Vorlage für Rechtspopulisten.

In Europa sind die Länder am skeptischsten, in denen Rechtspopulisten besonders stark sind: Frankreich, Polen, Österreich und die Niederlande. Auch die italienische Regierung von Ministerpräsidentin Giorgia Meloni hat Bedenken geäußert. Sollten die fünf Länder im EU-Rat gegen das Abkommen stimmen, hätten sie die nötige Sperrminorität. Der Deal wäre damit gescheitert.

Härterte Wettbewerbsposition für EU Landwirte

Rolf J. Langhammer, Handelsexperte am Kieler Institut für Weltwirtschaft, zeigte Verständnis für die Ängste der Landwirte: „Es käme auf jeden Fall mehr Rindfleisch aus diesen Ländern in den Markt hinein – in einen Markt, in dem sowieso zurzeit insgesamt weniger Rindfleisch konsumiert wird. Und das bedeutet natürlich, man muss sich auf eine härtere Wettbewerbsposition einstellen.“ Zum Vergleich: Innerhalb der EU-27 wurden allein in Frankreich im Jahr 2023 1,3 Mio. t Rindfleisch verzehrt. Neben Rindfleisch gehe es um Hähnchenfleisch und auch um Zucker. Insgesamt ist der Kieler Handelsexperte ein Unterstützer des Mercosur-Abkommens. Die EU laufe Gefahr, zwischen den beiden Riesen USA und China zerrieben zu werden. Die Chance, aus dieser Situation herauszukommen, sei ein Freihandelsabkommen mit möglichst vielen Ländern, so Langhammer. age, mbw

Rukwied: Mercosur-Einigung geht auf Kosten der Landwirtschaft

EU-Rat und Parlament dürfen Abkommen in dieser Form nicht annehmen (DBV) Der Präsident des Deutschen Bauernverbandes, Joachim Rukwied, zeigt sich enttäuscht, dass das Mercosur-Abkommen ohne wesentliche Veränderungen des Agrarteils zum Abschluss gebracht wurde: „Wir Bauern wurden nicht gehört. Dieses Abkommen geht einseitig zu Lasten der europäischen Bauern und schwächt unsere Betriebe massiv im Wettbewerb. Damit ist es das Gegenteil der von der EU-Kommission zugesagten Stärkung der europäischen Landwirtschaft. Die geplanten Mechanismen zum Schutz europäischer Standards für Landwirtschaft und Lebensmittelerzeugung sind nach wie vor völlig unzureichend. Das Europäische Parlament und der Europäische Rat als nun entscheidende Institutionen dürfen das Abkommen in dieser Form nicht annehmen!“ (DBV)

Kommentar zur ZKL: Viel Konsens, kein Geld und Neuwahlen

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Die Zukunftskommission Landwirtschaft (ZKL) hat vor einer Woche ihre strategischen Leitlinien für die künftige Agrarpolitik vorgelegt. Unter der Überschrift „Zukunft Landwirtschaft. Eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe in schwierigen Zeiten“ betont das Gremium die dringende Notwendigkeit, innovative Lösungen für eine nachhaltige Agrar- und Ernährungspolitik zu entwickeln.

Das ist die Version ZKL 2.0 und klingt nach Déjà-vu. Denn die ZKL besteht schon länger. Das Gremium wurde nach den Bauerndemonstrationen am 2. Dezember 2019 von der damaligen Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel (CDU) an einem „Agrargipfel“- Gespräch mit 40 Verbänden und Organisationen initiiert. Merkel hat es damit geschafft, in einer aufgeheizten Stimmungslage schnell für Ruhe und Arbeitsatmosphäre zu sorgen. Die Kommission sollte unter Einbindung von Praktikern, Wissenschaftlern und gesellschaftlichen Akteuren Empfehlungen für eine praxistaugliche Transformation hin zu einer nachhaltigeren Landwirtschaft zusammentragen. Am 6.  Juli 2021 wurde der Abschlussbericht vom Vorsitzenden Prof. Peter Strohschneider an die Bundeskanzlerin übergeben. Nach der Bundestagswahl bat der neue Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir  (Grüne) im September 2022 die Mitglieder, ihre Arbeit fortzusetzen. Am 11. April 2024 hat sich die Kommission bei Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) im Kanzleramt getroffen und am Freitag voriger Woche wurden die strategischen Leitlinien vorgestellt.

Die ZKL hat es wieder geschafft eine Einigung zu erzielen. Die strategischen Leitlinien der „neuen“ ZKL bestärken den Abschlussbericht der „alten” ZKL vom Herbst 2021. Das spricht dafür, dass es trotz ideologischer Kontroversen möglich ist, Konsens zu finden und Gräben zu überwinden. Allein die Anzahl der aufgeführten zehn Handlungsfelder – Weiterentwicklung der Gemeinsamen EU-Agrarpolitik, Regulationsabbau, Tierhaltung, Biodiversität, Pflanzenbau, Digitalisierung und Technik, Resilienz, steuerliche Maßnahmen und Absicherung des Sektors – zeigt, wie groß die Aufgaben sind, die vor der Agrarbranche und der Gesellschaft liegen, das Agrar- und Ernährungssystem zukunftsfest und krisensicher zu gestalten.

Der nächste Schritt wäre jetzt: Die Bundesregierung muss ins Handeln kommen. Aber da geht gerade nichts mehr. Bundeskanzler Olaf Scholz wird nach dem Bruch der AmpelKoalition am 11. Dezember im Bundestag die Vertrauensfrage stellen und als Wahltermin für den neuen Bundestag steht der 23. Februar 2025.

Geld, politischer Wille und Entscheidungsfähigkeit sind gerade Mangelware. Auch hier ein Déjá-vu. Das lähmt die Transformation der Landwirtschat vor allem in der Tierhaltung. Dabei ist es schon erstaunlich, dass so viele berufsständische, umwelt- und gesellschaftliche Organisationen zweimal hintereinander zum gleichen konsensgetragenen Ergebnis kommen. Das wäre unter anderen Umständen eine Steilvorlage. Aktuell muss man leider von einem Vertrag zulasten Dritter sprechen, denn wie eine Finanzierung der Vorschläge erreicht werden soll, bleibt offen. Hoffentlich braucht es nicht noch eine ZKL 3.0, wenn die neue Regierung erst gebildet ist. Die nächste Bundesregierung muss den Umbau beherzt anpacken.

BMEL will Milchlieferbeziehungen regeln

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Das Bundeslandwirtschaftsministerium (BMEL) verfolgt weiter sein Ziel, die Lieferbeziehungen zwischen Milcherzeugern und Meiereien staatlich zu regeln. Am Dienstag hat das Ressort seinen Verordnungsentwurf der nationalen Anwendung von Artikel 148 der Gemeinsamen Marktorganisation (GMO) in die Länder- und Verbändeanhörung gegeben. Danach sollen Meiereien künftig für ihre Rohmilchlieferungen zu schriftlichen Verträgen verpflichtet werden, die Bestimmungen unter anderem zu Preis und Menge enthalten. Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir  (Grüne) begründete den Schritt damit, er wolle Planungssicherheit für Milchbauern schaffen. Er berief sich dabei auf eine Empfehlung der Zukunftskommission Landwirtschaft. Genossenschaften sollen allerdings von der Vertragspflicht ausgenommen sein, sofern ihre Lieferordnungen oder Satzungen Bestimmungen enthalten, die in ihrer Wirkung den Bestimmungen für verpflichtende Verträge ähnlich sind.

Der Deutsche Bauernverband (DBV) und der Deutsche Raiffeisenverband (DRV) haben den Vorstoß des Bundeslandwirtschaftsministeriums kritisiert. DBV-Vizepräsident Dr. Holger Hennies, zugleich Mitglied der ZKL, stellte klar, dass die ZKL die nationale Anwendung des Artikels 148 GMO „explizit ausgeschlossen“ habe. DBV-Milchpräsident Karsten Schmal warnte, dass eine Anwendung des 148ers die Milcherzeuger nicht stärken, sondern zu niedrigen Erzeugerpreisen führen würde. Auch nach einer Studie des Kieler Instituts für Ernährungswirtschaft sind Festpreismodelle für Milcherzeuger mit erheblichen Kostenrisiken verbunden. Eine Besserstellung am Markt werde nicht erreicht. Auf der Seite der Meiereien drohe ein verstärkter Strukturwandel. Die Forscher sehen kein Marktversagen, das einen staatlichen Eingriff in die Vertragsbeziehungen rechtfertigen würde.

Sozialpolitischer Ausschuss: LKK immer noch günstiger

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In der vergangenen Woche tagte in Rendsburg der sozialpolitische Ausschuss des Bauernverbandes Schleswig-Holstein (BVSH). Unter dem Vorsitz von Thomas Schröder beschäftigte er sich zunächst mit den von der Sozialversicherung für Landwirtschaft, Forsten und Gartenbau (SVLFG) angekündigten Beitragserhöhungen in der Kranken- und Unfallversicherung.

Zunächst stellte für die SVLFG Andreas Sandig die Entwicklung der Beiträge in der landwirtschaftlichen Krankenversicherung für das kommende Jahr 2025 dar. Dabei komme zum ersten Mal der neue Beitragsmaßstab zur Anwendung, den die Vertreterversammlung der SVLFG bereits im vergangenen Jahr beschlossen habe.

Teils erhebliche Änderungen

Künftig werde der Beitrag anhand von Standarddeckungsbeiträgen erhoben, aus denen sich Standardeinkommen ermitteln ließen. Dieser Maßstab, in dem nunmehr auch die Tierhaltung Berücksichtigung finde, verspreche eine gerechte Bewertung der Leistungsfähigkeit der Betriebe. Es könne dabei zu erheblichen Beitragsveränderungen kommen, was er anhand von verschiedenen Beispielbetrieben in Schleswig-Holstein darstellte. In zahlreichen Fällen komme es auch zu einem Wechsel innerhalb der 20 bestehenden Beitragsklassen, so Sandig. Da der Beitragsbedarf für das Jahr 2025 rund 950 Mio. € betrage, sei mit einer Anhebung der Beiträge in den Beitragstabellen von etwa 14,5 % zu rechnen. Nach intensiver Diskussion wurde vom Ausschuss die immer noch bestehende Vorzüglichkeit der eigenständigen landwirtschaftlichen Krankenversicherung  (LKK) gegenüber der allgemeinen Krankenversicherung bekräftigt. Infolge der erhöhten Beitragsbemessungsgrenze und des angekündigten durchschnittlichen Beitragssatzes 2025 von 17,1 % fällt dort ein Höchstbeitrag von 942,64 € an. Auf dieser Basis belaufe sich der Beitrag der Beitragsklasse 20 auf 87,8  % des Höchstbeitrages der allgemeinen Krankenversicherung, so der Vorsitzende.

Umgang mit Parkinson

Anschließend referierte Frank Wellhausen von der SVLFG über Anträge wegen einer durch Pestizide hervorgerufenen Parkinson-Erkrankung, die nach einer entsprechenden Empfehlung des ärztlichen Sachverständigenbeirates wie eine Berufskrankheit zu behandeln sei. Dies habe nach seiner Darstellung zu mehr als 8.000 Meldungen im Bundesgebiet geführt, von denen aktuell noch mehr als 3.000 in Bearbeitung beziehungsweise Prüfung seien. Eine konkrete Zahl von Leistungsempfängern könne daher derzeit noch nicht genannt werden. Deshalb seien vorsorglich Rückstellungen in Höhe von 100 Mio. € für die Umlage 2024 eingeplant worden. Hierdurch sei es bei den im vergangenen Sommer versandten Beitragsbescheiden zu deutlichen Erhöhungen gekommen.

Mehr tödliche Unfälle

Schließlich beschäftigte sich der Ausschuss mit dem Bereich der Prävention. Dabei wurde von Johannes Höper, ebenfalls von der SVLFG, ein Überblick über das Unfallgeschehen im Jahr 2023 gegeben. Nach seinen Angaben sei zwar die Zahl der meldepflichtigen Unfälle leicht rückläufig, während allerdings die Zahl der tödlich verlaufenden Unfälle sogar leicht ansteigend sei. Bei den für das Jahr 2023 gemeldeten Unfällen seien wiederum das Arbeiten mit Maschinen, Dacharbeiten und das Baumfällen als häufige Unfallursache zu nennen. Im Ausschuss wurde die Notwendigkeit der Präventionsarbeit wie schon in den vergangenen Jahren ausdrücklich hervorgehoben. Hans-Heinrich von Maydell, BVSH

Landwirt vermacht seinen Hof der SVLFG

Die Sozialversicherung für Landwirtschaft, Forsten und Gartenbau (SVLFG) ist von einem ehemaligen Mitglied mit einer Spende in Millionenhöhe bedacht worden. Der 2017 verstorbene kinderlose Landwirt Johann Metzger aus dem bayerischen Merching hat der Sozialversicherung sein gesamtes Vermögen vermacht. In seinem Testament begründet Metzger seine Entscheidung mit Dankbarkeit und Wertschätzung für die Leistungen, mit denen ihn die SVLFG umsorgt habe. Zunächst hatte die Sozialversicherung geplant, mit dem Erlös aus dem Verkauf der Hofstelle und der Flächen Metzgers einen Spezialfonds einzurichten, aus dem Härtefälle unterstützt werden sollten. Aus rechtlichen Gründen konnte das Vorhaben nicht realisiert werden. Die Mittel sind stattdessen in den Haushalt der SVLFG geflossen. Der Gesamthaushalt der vier Zweige der Sozialversicherung liegt in diesem Jahr insgesamt bei rund 7,86 Mrd. €. Die SVLFG ehrt ihren Spender mit einer Baumpflanzung und einer Ehrentafel in der neuen Gartenanlage an einem ihrer Verwaltungsgebäude in Kassel. age

Umweltministerkonferenz – Meeres- und Hochwasserschutz gestärkt

Die Umweltministerkonferenz (UMK) unter Vorsitz von Rheinland-Pfalz ist am vergangenen Freitag im Ahrtal mit starken Forderungen insbesondere zum Hochwasserschutz zu Ende gegangen. Am Ort der verheerenden Hochwasserkatastrophe von 2021 forderten die Umweltminister den Bund auf, den Hochwasserschutz ins überragende öffentliche Interesse zu stellen.

Die UMK fordert unter anderem vom Bund, die Novelle des Hochwasserschutzgesetzes schnell zu verabschieden. Um die Maßnahmen finanzieren zu können, beschlossen die Minister zudem, dass eine Gemeinschaftsaufgabe Naturschutz, Klimaanpassung und Klimaschutz errichtet werden solle, über die nötige Finanzmittel zur Verfügung gestellt werden könnten. Schleswig-Holstein als Co-Vorsitz werde dieses Thema gemeinsam mit dem Bund innerhalb der UMK weiter voranbringen. „Wir müssen einen Umgang mit der Realität der Klimakrise finden. Deiche zu verstärken, Flussauen zu renaturieren und Überflutungsflächen zu schaffen, lohnt sich mehrfach: Es rettet Menschenleben, schützt Sachwerte in Milliardenhöhe und lässt die Natur unserer Heimat wieder entstehen. Völlig klar ist: Nichthandeln wäre auf jeden Fall teurer“, sagte Schleswig-Holsteins Umweltminister Tobias Goldschmidt (Grüne).

Russische Schattenflotte Gefahr für die Ostsee

Ein weiteres Schwerpunktthema der Konferenz war der Meeresschutz. Hier ging es insbesondere um die russische Schattenflotte, die das Risiko einer verheerenden Ölkatastrophe aktuell stark erhöht. Um diese Gefahr einzugrenzen, nahm die UMK den von Schleswig-Holstein eingereichten Beschlussvorschlag an. Darin fordert die UMK, umfassende Versicherungspflichten für die Tanker durchzusetzen, damit die Bergung und Schadensbeseitigung auch im Ernstfall einer Havarie wirklich abgedeckt ist. Zu dem Beschluss gehört auch, eine Lotsenpflicht einzuführen und das Havariekommando zu stärken. „Seit dem völkerrechtswidrigen russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine hat die ohnehin geschwächte Ostsee ein Problem mehr: Russland unterläuft das Handelsembargo mit einer großen Schattenflotte aus alten und unterversicherten Tankern. Auf unseren Vorstoß hin fordern nun alle Umweltminister gemeinsam auf dieser Konferenz umfassende Versicherungs- und Lotsenpflichten und ein gestärktes Havariekommando, um die Gefahr einer Ölkatastrophe einzudämmen“, erklärte Goldschmidt.

EU-Wiederherstellungsverordnung umsetzen

Auch um die Wiederherstellung der Natur ging es der UMK: Die Umweltminister forderten eine schnelle Umsetzung der EU-Wiederherstellungsverordnung. Diese schreibt vor, bis 2050 alle geschädigten Ökosysteme in der EU wiederherzustellen und bis 2030 auf 20 % aller betroffenen Land- und Meeresflächen geeignete Maßnahmen zu ergreifen. In ihrem Beschluss bekennt sich die UMK zu den Zielen dieses Gesetzes, um die natürlichen Lebensräume, die biologische Vielfalt und damit die Lebensgrundlagen der Menschen zu erhalten. Um die Wiederherstellungsverordnung interdisziplinär umzusetzen, forderten die Länder vom Bund die Gründung einer BundLänder-Arbeitsgruppe. Hier sollten unter Federführung des Bundesumweltministeriums alle Gremien bei der Durchführung der Wiederherstellungsverordnung koordiniert werden. Außerdem forderten sie den Bund auf, sich auf EU-Ebene für die Einrichtung geeigneter Finanzierungsinstrumente für die Umsetzung einzusetzen. MEKUN

Wolf: Europarat stimmt Herabstufung zu

Der Europarat stimmte am Dienstag einer Herabstufung des Schutzstatus des Wolfes in der Berner Konvention zu. Mit dem veränderten Status „geschützt“ gelten weiter strenge Regeln, der Abschuss bestimmter auffällig gewordener Wölfe wäre künftig aber einfacher. Hintergrund sind die steigenden Wolfsbestände und zunehmende Nutztierrisse.

Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne) erklärte dazu: „Die Entscheidung des Europarates, den Schutzstatus des Wolfs anzupassen, begrüße ich ausdrücklich. Weidetierhaltung und Wolfsschutz können so besser in Einklang gebracht werden. Denn klar ist, mehr Wölfe können zu mehr Rissen von Schafen oder Ziegen auf der Weide führen. Das belastet unsere Weidetierhaltenden sehr.“ Mit dem angepassten Schutzstatus könne nun beides gelingen: die Zahl der Wölfe zu regulieren und sie zu schützen. Schließlich brauche es klare, fundierte Regeln für den Umgang mit auffälligen Wölfen, ohne den Artenschutz zu gefährden, so Özdemir. „Unsere Ziegen, Schafe und Rinder fühlen sich auf der Weide besonders wohl. Jedes Weidetier stärkt die Artenvielfalt und erhält wertvolle Kulturlandschaften. Mit klaren, rechtssicheren Regeln für den Umgang mit problematischen Wölfen kann die tragfähige Balance zwischen dem Schutz landwirtschaftlicher Existenzen und dem Naturschutz besser gelingen“, betonte der Minister.

Konflikte nehmen zu

Nach der Entscheidung des Europarates steht der rechtliche Prozess auf EU-Ebene noch aus. Weitere Arten sind von der Änderung des Schutzstatus nicht betroffen. Die Wolfsbestände in Europa sind in den vergangenen zehn Jahren stark gewachsen – von 11.200 Tieren im Jahr 2012 auf mehr als 20.300 im Jahr 2023. Parallel dazu häufen sich Konflikte mit der Landwirtschaft: Jährlich werden rund 65.500 Nutztiere, überwiegend Schafe und Ziegen, von Wölfen gerissen, zum Teil trotz der weiterhin wichtigen Schutzmaßnahmen wie Zäunen und Herdenschutzhunden. Angesichts dieser Entwicklung hat der Europarat einer Herabstufung des Wolfs von „streng geschützt“ auf „geschützt“ zugestimmt. Diese Änderung würde ein Bestandsmanagement auffälliger Wölfe erleichtern. Bevor dies in Deutschland umgesetzt werden kann, sind jedoch Änderungen im EURecht erforderlich. Ein entsprechender Vorschlag der EUKommission muss noch die Zustimmung der EU-Staaten und des Europaparlaments erhalten. Die Regierungsparteien hatten sich im Koalitionsvertrag verständigt, die Weidetierhaltung aus ökologischen, kulturellen und sozialen Gründen sowie zum Erhalt der Artenvielfalt und Kulturlandschaft zu erhalten. Im Vorwege bewertete die Umweltministerkonferenz in der vorigen Woche in Rheinland-Pfalz eine mögliche Übernahme des Wolfs aus dem Anhang II in Anhang III der Berner Konvention positiv.

Wolf breitet sich weiter aus

Dass sich der Wolf in Deutschland immer weiter ausbreitet, zeigen auch die Zahlen zum Monitoringjahr 2023/24, die jetzt vom Bundesamt für Naturschutz (BfN) veröffentlicht wurden. Im Rahmen des Monitorings wurden in bestätigten Territorien insgesamt 1.601 Wolfsindividuen nachgewiesen; im Vorjahr waren es 1.339. Das entspricht einem Zuwachs von fast 20 %. Im Einzelnen wurden 535 ausgewachsene Tiere, 781 Welpen im ersten Lebensjahr sowie 162 Jährlinge im zweiten Lebensjahr erfasst. Bei 123 Individuen konnte keine eindeutige Zuordnung erfolgen. Laut Bericht gab es 2023/24 insgesamt 209 Wolfsrudel in Deutschland. Zudem wurden 46 Wolfspaare sowie 19 sesshafte Einzelwölfe bestätigt. Im Vorjahr waren 185 Rudel, 58 Paare und 22 sesshafte Einzelwölfe nachgewiesen worden. Nach Angaben des BfN zeigen die Daten der vergangenen beiden Monitoringjahre einen geringeren Anstieg der Anzahl an Wolfsterritorien als in den Jahren davor. Die meisten Wolfsrudel, nämlich 58, lebten im Monitoringjahr 2023/24 in Brandenburg, gefolgt von Niedersachsen mit 48 und Sachsen mit 37 Rudeln. Das Wolfsvorkommen in Deutschland konzentriert sich dem Bericht zufolge – wie in den Vorjahren – auf das Gebiet von Sachsen in nordwestlicher Richtung über Brandenburg, Sachsen-Anhalt und Mecklenburg-Vorpommern nach Niedersachsen. Auch in Bayern, Hessen, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Schleswig-Holstein und Thüringen wurden Wolfsterritorien nachgewiesen. In Baden-Württemberg gab es 2023/24 den ersten Nachweis einer Rudelbildung.

Mehr tote Wölfe

Zugenommen hat im Berichtsjahr auch die Zahl aufgefundener toter Wölfe; deren Gesamtzahl belief sich auf 193, nach 159 im Vorjahr. Ein Großteil der Tiere, insgesamt 150, ist dabei durch Verkehrsunfälle gestorben. Bei elf Wölfen war die Todesursache natürlichen Ursprungs, und bei acht Tieren war die Todesursache nicht zu ermitteln. Insgesamt fünf Wölfe wurden im Rahmen von Managementmaßnahmen entnommen, und bei zwei Wölfen waren andere, vom Menschen verursachte Umstände für den Tod verantwortlich, beispielsweise das Verfangen in einem Weidenetz. Insgesamt 13 Wölfe wurden illegal getötet. Bei neun tot aufgefundenen Wölfen wurde illegaler Beschuss festgestellt, der aber nicht ursächlich tödlich war. Erstellt wurde der Monitoringbericht vom BfN zusammen mit der Dokumentations- und Beratungsstelle des Bundes zum Thema Wolf in Abstimmung mit den Bundesländern. Die Grundlage dafür bildeten Meldungen der Bundesländer, die dafür mehr als 40.000 Hin- und Nachweise auswerteten. Das Monitoringjahr 2023/24 erstreckte sich vom 1. Mai 2023 bis zum 30. April 2024. pm/age

Rufe nach strengerer Regulierung

Wachsende Wolfspopulation und veraltete Zahlen

Mit der gestiegenen Zahl der Wölfe in Deutschland werden auch die Rufe nach einer strengeren Regulierung der Population lauter. Alarm schlägt der Förderverein der Deutschen Schafhaltung. Dessen Vorsitzender Wendelin Schmücker wies darauf hin, dass die vorgelegten Wolfszahlen auf veralteten Daten basierten. So seien die Welpen aus diesem Jahr, deren Zahl auf über 1.000 geschätzt werde, nicht berücksichtigt worden. „Solche Schönrechnereien helfen niemandem und verzerren die Wirklichkeit“, monierte Schmücker. Mit mehr als 3.000 Wölfen  – inklusive der 2024er Welpen  – drohe die Situation völlig außer Kontrolle zu geraten. Auch die Schäden zeigten eine alarmierende Entwicklung, so der Vorsitzende. 5.727 Nutztiere seien im Monitoringjahr 2023 vermisst, verletzt oder getötet worden; im Vergleich zum Vorjahr sei das ein Anstieg von fast 30 %.

Die Zahl der Übergriffe habe sich von 1.136 auf 1.268 erhöht. Für den jagdpolitischen Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Hans-Jürgen Thies, sind die jetzt vorgelegten Bestandszahlen zum Wolf ein klarer Beleg dafür, dass die bisherigen Ansätze nicht ausreichten. Der Schutz von Weidetierhaltern und die Sicherung ihrer Existenzgrundlagen seien zentrale Aufgaben der Politik, erklärte Thies. Gleichzeitig müsse die Regulierung der Wolfspopulation so gestaltet werden, dass sie in Einklang mit den Prinzipien des Artenschutzes stehe. Kritik kommt auch vom Deutschen Jagdverband (DJV). Auch er monierte, dass auf Basis veralteter Zahlen eine verfehlte Wolfspolitik betrieben werde. Es fehle der komplette Wolfsnachwuchs aus dem Jahr 2024 und damit die aktuelle Anzahl der Rudel. „Die Menschen bekommen systematisch veraltete Zahlen aufgetischt. Das trägt wesentlich dazu bei, dass sie ihr Vertrauen in staatliches Handeln verlieren und vor allem im ländlichen Raum die Akzeptanz schwindet“, erklärte DJV-Präsident Helmut Dammann-Tamke.

Alles dem Schutzstatus einer Art unterzuordnen, die als Großraubtier an der Spitze der Nahrungspyramide stehe und bewiesen habe, dass sie in der hiesigen Kulturlandschaft gut zurechtkomme, gefährde zudem die Artenvielfalt, insbesondere bei den weidegebundenen Pflanzengesellschaften, so Dammann-Tamke. Offensichtlich hätten diese aber in den Umweltministerien keine Lobby. age

Landtechnik-Handel Doormann & Kopplin: In Schönberg geht eine Ära zu Ende

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Seit 105 Jahren ist die Firma Doormann & Kopplin im Kreis Plön und darüber hinaus bekannt für ihre Marken und den Service im Bereich Landtechnik. Nun hat Ulf Kopplin, der den Familienbetrieb seit 1995 allein verantwortlich führte, die Firma mit ihren drei Standorten in Schönberg, Lensahn und in Lanken-Elmenhorst an die Firma NewTec verkauft.

F ür den 59-Jährigen ist diese Entscheidung ein schwerer Schritt, hat er doch mit seinem Team den Betrieb zu dem gemacht, was er heute ist: ein gesundes Unternehmen, das stets die Zeichen der Zeit erkannt hat, mit Augenmaß gewachsen ist und seine Marken dem Bedarf anpasste. „Wir haben ein breites Produktportfolio, das unsere Kunden wollen“, sagte Kopplin.

Kapazitäten verdoppelt

Seit 1995 führt Kopplin den Familienbetrieb in dritter Generation, damals noch an einem Standort mitten in der Gemeinde Schönberg mit begrenzten Erweiterungsmöglichkeiten. „Als ich übernahm, ging es zunächst um die Neuausrichtung des Betriebes. Wir waren ein hungriges junges Team, konnten im Jahr 2000 den Weltmarktführer John Deere als unseren Partner gewinnen und am Standort in Lensahn 2001 neu bauen“, blickte Kopplin auf die Entwicklung der Firma zurück. „Das brachte einen solchen Aufschwung, dass wir auch mehr Platz am Standort Schönberg brauchten“, so der Betriebsleiter. Das gelang 2010 mit dem Kauf der Immobilie der ehemaligen Firma EEW im Gewerbegebiet. Dort wurde am 8. Juli 2011 der neue Betriebssitz eingeweiht. „Wir verdoppelten unsere Kapazitäten auf einen Schlag“, so Kopplin. Mit dem neuen Gartenfachmarkt war die Firma auch für private Kunden deutlich interessanter. 2014 kam der neue Standort in LankenElmenhorst hinzu. „Damit konnten wir unser Territorium in Richtung Mecklenburg ausweiten“, beschreibt Kopplin. Auch 2019 gab es noch einmal einen kräftigen Aufschwung durch die beiden Hersteller Krone und Weidemann. „Damit waren wir breit genug aufgestellt, dass es nicht so wehtat, wenn eine Säule mal kränkelte oder ein Lieferant mal wegbrechen würde“, so Kopplin rückblickend.

Familienrat tagt

Nun kam der Schlusspunkt für die traditionsreiche Firma. Dem Unternehmer waren die Emotionen anzumerken, als er seine Entscheidung für den Verkauf an einen der bedeutendsten Landtechnik-Konzerne bundesweit erläuterte. Der Konzern Agravis hatte Kopplin ein Angebot unterbreitet, um sich mit seiner Firma NewTec auf SchleswigHolstein ausdehnen zu können. Dieses Angebot, so räumte Kopplin ein, kam zwar eigentlich fünf bis zehn Jahre zu früh, doch es war Anlass für einen Familienrat über die Zukunft des Betriebes. „Dabei stellte sich heraus, dass mein ältester Sohn die Firma definitiv nicht übernehmen will“, erklärte Kopplin. Er habe lange darüber nachgedacht, was das Beste für die nächste Generation sei. Man müsse sich dabei der Realität stellen und eine Entscheidung treffen. Aufgrund der wirtschaftlichen und politischen Lage – nicht nur in Deutschland – sei nicht klar, ob es ein solches Angebot auch in zehn Jahren noch geben werde. Seine oberste Priorität bei den Vertragsverhandlungen habe der Belegschaft gegolten. Kopplin beschrieb: „Es gab sehr viel Rückhalt und Verständnis für diesen Schritt, der jedem zugleich seinen Arbeitsplatz sichert.“ Alle knapp 90 Mitarbeitenden werden zu unveränderten Konditionen übernommen.

Neue Marke bei Traktoren

Auch für die Kunden werde sich kaum etwas ändern. „Es passte bei diesem Angebot einfach alles, auch das Produktportfolio der Firma NewTec. Die übernimmt unsere Produktpalette unverändert und ich kann auch versichern, dass sie unsere hohen Qualitätsansprüche im Service voll und ganz teilt“, berichtete Kopplin. Eine Ausnahme wird der Traktorenbereich sein. Die NewTec Nord Vertriebsgesellschaft für Agrartechnik mbH handelt mit New Holland, während Doormann & Kopplin mit dem Hersteller Massey Ferguson zusammengearbeiten hat. Ulf Kopplin bleibt noch für ein Jahr als Berater der Firma NewTec tätig. Zunächst müsse ohnehin das Jahr 2024 abgewickelt werden. Das brauche Zeit. Er schilderte: „Und dann ist nach den vielen bewegten Monaten ein wenig Ruhe angesagt.“ Auch die Familie stehe künftig mehr im Vordergrund, aber auch für die Jagd bleibe mehr Zeit. Sein Ehrenamt als Präsident des Bundesverbandes für Landbautechnik werde er noch bis 2027 fortführen. Danach will er das Amt an einen aktiven Landmaschinenhändler übergeben. Unterm Strich zeigte sich Kopplin zufrieden beim Blick auf sein Lebenswerk. Er erklärte: „In unserer Branche ging es nie steil bergab oder bergauf. Die wirtschaftlichen Ausschläge nach oben oder unten waren nie extrem. Unsere Branche ist verglichen mit anderen Branchen eher wie ein alter, beharrlicher Bulldog unterwegs. Nicht wie ein Ferrari.“ Aber er habe den Betrieb stetig entwickelt. Der jetzt eingeschlagene Weg sei der beste für die Zukunft des Betriebes und der Mitarbeitenden. Astrid Schmidt

Deutscher Bauernverband setzt im Naturschutz auf Kooperationen

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Der Deutsche Bauernverband (DBV) setzt hohe Erwartungen in kooperative Ansätze im Agrarumweltschutz. „Naturschutz-Kooperativen nach niederländischem Vorbild sind eine große Innovation für die Agrarumweltförderpolitik“, sagte der DBV-Umweltbeauftragte Eberhard Hartelt bei der Auftaktveranstaltung des Projekts zur modellhaften Erprobung solcher Ansätze in verschiedenen Agrarlandschaften Deutschlands („MoNaKo“) am Dienstag in Berlin. Hartelt traut dem Modell zu, zum „Gamechanger für die Artenvielfalt“ zu werden. Voraussetzungen seien Mut für neue Wege und Spielräume zur Ausgestaltung. Die gemeinsame Verantwortung von Naturschutz und Landwirtschaft für den Erhalt der Biodiversität betonte der Präsident des Naturschutzbundes Deutschland (Nabu), Jörg-Andreas Krüger. Beide Seiten arbeiteten zusammen an Lösungen. Projekte wie „MoNaKo“ machten deutlich, „wie weit wir auf diesem Weg schon gekommen sind.“

Überzeugt vom kooperativen Naturschutz zeigte sich auch die Staatssekretärin im Bundeslandwirtschaftsministerium, Silvia Bender. Das von ihrem Haus unterstützte Vorhaben solle die Voraussetzungen schaffen, um mit Beginn der neuen EU-Förderperiode 2028 kooperative Ansätze flächendeckend im Bundesgebiet anbieten zu können. Beteiligt an dem Verbundprojekt sind die Bundesländer Brandenburg, Sachsen-Anhalt, Niedersachsen und Rheinland-Pfalz. Die wissenschaftliche Begleitung übernimmt das Thünen-Institut. age

Rukwied: Nicht die Zeit für neue Proteste

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Joachim Rukwied, Präsident des Deutschen Bauernverbandes (DBV), hat neuerlichen Demonstrationen eine Absage erteilt. „Jetzt ist nicht die Zeit, wieder auf die Straße zu gehen“, sagte Rukwied auf der Mitgliederversammlung des Landesbauernverbandes in Baden-Württemberg (LBV) am Dienstag vergangener Woche in Fellbach.

Stattdessen werde es im anstehenden Bundestagswahlkampf darum gehen, berufsständische Positionen in die Politik zu tragen. „Gehen Sie auf die Politikerinnen und Politiker zu und bringen Sie sich ein“, so der LBV-Präsident an die Adresse der Delegierten. Rukwied bezeichnete eine steuerliche Belastung des Agrardiesels auf Höhe des europäischen Durchschnitts als eine Kernforderung des Deutschen Bauernverbandes (DBV). Hier sei die nächste Bundesregierung ebenso gefordert wie beim Bürokratieabbau. Die bislang erzielten Fortschritte seien inakzeptabel und völlig unzureichend. Zudem bedürften die zuletzt vorgelegten Gesetzesvorhaben wie etwa die zur Novellierung des Tierschutzgesetzes einer grundlegenden Überarbeitung, sollten sie in der nächsten Legislaturperiode erneut aufgegriffen werden.

Agrarbudget stabil halten

Im Mittelpunkt der Aktivitäten auf EU-Ebene sieht Rukwied den Kampf um das künftige Agrarbudget. Eine Kürzung werde man nicht hinnehmen, betonte der DBV-Präsident. Stattdessen sei ein Aufwuchs notwendig, um Zukunft der Landwirtschaft zu sichern. Rukwied verwies auf die Folgen des Klimawandels, die die Betriebe immer stärker zu spüren bekämen. Er betonte den Stellenwert der Ernährungssicherheit als Grundlage für gesellschaftliche und politische Stabilität. Schließlich sei eine Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Landwirtschaft unerlässlich, um ihre Position gegenüber anderen Weltregionen zu verbessern. Rukwied bekannte sich zu einer Weiterentwicklung der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP). Er bekräftigte den DBV-Vorschlag, die klassischen Direktzahlungen mittelfristig – „innerhalb von fünf bis sieben Jahren“ – auslaufen zu lassen. Voraussetzung sei allerdings ein Verzicht auf die Konditionalitäten. Zu den Kernaufgaben einer einfacheren GAP zählt der Bauernpräsident neben einer Unterstützung der Betriebe im Wettbewerb und der Finanzierung von Umwelt- und Klimaschutzmaßnahmen eine wirksame Förderung von Junglandwirten. Besorgt zeigte sich Rukwied über die Einkommensentwicklung in der deutschen Landwirtschaft. Bis auf wenige Ausnahmen seien die Unternehmensergebnisse im abgelaufenen Wirtschaftsjahr 2023/24 deutlich gesunken. Dies gelte insbesondere für den Ackerbau. Stabilisiert habe sich inzwischen die Einkommenssituation der Milchviehbetriebe. Auch die Veredelungsbetriebe könnten nach einer langen Durststrecke durchatmen.

Sonderkulturen bedroht

Eindringlich verwies der Landesbauernpräsident auf die schwierige Situation der Obst- und Gemüsebaubetriebe: „Der Sonderkulturanbau steht am Scheideweg.“ Ein gesetzlicher Mindestlohn von 15 € würde die Branche massiv unter Druck setzen, warnte Rukwied. Existenzbedrohend für viele Betriebe sei die Ausbreitung der Schilf-Glasflügelzikade. Rukwied sieht massive Folgen für den Zuckerrüben- und Kartoffelanbau in Teilen Baden-Württembergs. Kulturen wie Rhabarber, Rote Bete oder Rotkohl seien bedroht. „Wir brauchen wirksame Mittel für die Pflanzenschutzanwendung in den Kulturen oder bei der Saatgutbeizung“, forderte der Bauernpräsident in Richtung Politik. age