Beim Klimaschutz in der Landwirtschaft sollte auf finanzielle Anreize gesetzt werden. Das sagte der Präsident der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft (DLG), Hubertus Paetow. Es bedürfe marktwirtschaftlicher Instrumente, die Emissionsvermeidung für Betriebe finanziell attraktiv machten, erklärte er bei einer Veranstaltung der Reihe „Lass uns reden“ in Berlin. Die Annahme, dass Emissionen aus „altruistischen Motiven trotz Einkommenseinbußen“ gesenkt würden, hält Paetow für unrealistisch.
Den Haupthebel für den Klimaschutz im Agrarsektor sieht Hubertus Paetow in der Wiedervernässung von Mooren. Das Potenzial, beispielsweise Emissionen in der Tierhaltung durch Futterzusätze zu mindern, schätzt er dagegen als gering ein. Paetow plädiert zudem dafür, in dieser Frage ehrlich zu sein. Den auf Mooren wirtschaftenden Betrieben müssten klare Perspektiven aufgezeigt werden, wie sie bis 2040 auf diese Flächen verzichten könnten.
Paetow machte deutlich, dass auch hierbei die Wirtschaftlichkeit eine entscheidende Rolle spiele. Eine Chance sieht der DLG-Präsident im Handel mit CO2-Zertifikaten. „Ein entwässerter Moorstandort emittiert jährlich zwischen 20 und 30 Tonnen CO2 je Hektar. Bei moderaten CO2-Preisen von 150 bis 200 Euro pro Tonne könnte hiermit ein deutlich höheres Einkommen erzielt werden als mit Fleischrindern“, rechnete Paetow vor.
Auch Norbert Lins, stellvertretender Vorsitzender des Landwirtschaftsausschusses im EU-Parlament, bekräftigte seine Unterstützung für Anreizsysteme. Er lehnt jedoch eine Reduktion der Emissionen in der Landwirtschaft durch CO2-Preise ab, wie sie etwa Dänemark kürzlich eingeführt hat. Der EVP-Politiker betonte, dass die EU zudem im globalen Vergleich bei der Emissionsreduktion im Agrarbereich bereits weitgehend vorangehe.
Mit Blick auf den Moorschutz unterstrich Lins, dass Senkenleistungen honoriert werden sollten. Gleichzeitig gebe es jedoch auch Grenzen der Wiedervernässung von Moorflächen. So sei es seiner Einschätzung nach unrealistisch, in Deutschland innerhalb kurzer Zeit anderthalb Millionen Hektar wiederzuvernässen, wie manche forderten. Auch müsse die lokale Lebensmittelproduktion berücksichtigt werden. In seinem Heimatland Baden-Württemberg liege der Selbstversorgungsgrad für Milch beispielsweise nur bei etwa 55 %. Eine abrupte Wiedervernässung dieser Flächen würde den Selbstversorgungsgrad weiter senken, warnte er.