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Ortsgeschichte spannend erzählt

Im Buch „Kattekerwalden“ wird der Ort Springhirsch der Nachkriegsjahre lebendig
Von Iris Jaeger
Landschaft um Springhirsch herum, in dieser Gegend spielt der Roman „Kattekerwalden Foto: Privat

„Bei dem hier vorliegenden Buch handelt es sich um einen Roman. Sämtliche vorkommenden Personen sind rein fiktiv. Den Ort der Handlung gibt es in dieser Form nicht, er ist jedoch geschichtlich in einer tatsächlich existierenden Gegend angesiedelt. Einige Vorkommnisse sind wirklich so passiert, andere vollständig ausgedacht und wieder andere eine Mischung aus Realität und Fantasie“ – mit diesen Worten beginnt das Buch „Kattekerwalden“ von Sylvia Habeck, die unter dem Pseudonym Sy Husmann schreibt. Tatsächlich entpuppt sich ihr Erstlingswerk als kleiner Krimi, der in den 1950er Jahren und der Gegenwart spielt. Wie sie zum Schreiben fand und wie die Geschichte entstand, erzählte sie in einem Gespräch mit dem Bauernblatt.

In dem Buch „Kattekerwalden“ geht es um Telja, die sich ein kleines Häuschen im südlichen Schleswig-Holstein kauft. Die Siedlung, in der sie lebt und in der nur noch vier andere Häuser stehen, war einst ein Ort mit gut 1.000 Einwohnern. Als ihre 88-jährige Nachbarin Bertha Bielenberg stirbt und Telja dann auch noch Reste eines Skeletts im Paddock ihrer Islandponys ausgräbt, fängt sie an zu recherchieren. Und kommt mithilfe ihrer Nachbarn und von Freunden der Vergangenheit des Ortes sowie den Zusammenhängen mit der Gegenwart auf die Spur. Eine spannende Geschichte mit unerwarteten Wendungen.

Die Autorin, die selbst ein kleines Häuschen mit viel Grundstück in Springhirsch, zwischen Lentföhrden und Quickborn im Kreis Segeberg gelegen, besitzt, wechselt in ihrem ersten Roman zwischen der Vergangenheit in den 1950er Jahren und der Gegenwart. Die Leser erfahren durch Tagebucheinträge der Bertha Bielenberg, wie es in den Nachkriegsjahren in dem Örtchen ausgesehen hat, wer was mit wem zu tun hatte. Dabei offenbaren sich mit jedem weiteren Eintrag die wahren Geschehnisse, die wiederum in einem Zusammenhang zu den Recherchen von Telja stehen.

Autorin Sylvia Habeck
Foto: Privat

„Vieles in dem Buch, das dort in den 1950er Jahren passiert, ist tatsächlich passiert“, erzählt Sylvia Habeck, die für ihr Buch tief in die Geschichte der Gegend eingetaucht ist. Durch Erzählungen ehemaliger Bewohner habe sie zudem so viel über den Ort erfahren, was sie versucht habe einzubauen. So habe sie wie im Buch Siedlungsreste im Wald gefunden, ebenso allerlei Gegenstände und Müll. Denn auch in Springhirsch haben einmal mehr Menschen gelebt, gab es wie im Buch ein Hotel, eine Tankstelle, einen Kiosk, wurden Kinder und Erwachsene auf der Hauptstraße überfahren, weil die Siedlung nicht als geschlossene Ortschaft anerkannt war, dementsprechend keine Geschwindigkeitsbegrenzungen galten. Ebenso gab es in der Nähe einen Flugplatz und auch die 2019 eröffnete KZ-Gedenkstätte Kaltenkirchen in Springhirsch zeugt von einer bewegten Vergangenheit der Umgebung. „Aber die Namen sowie die Geschichten um die einzelnen Personen herum sind erfunden“, so die Autorin.

Für den Ort, die Gegend und Gebäude, die wirklich existierten, wählte sie aus Rücksicht auf noch ansässige langjährige Bewohner Fantasienamen, um Ähnlichkeiten, Verwechslungen oder falsche Rückschlüsse von vornherein auszuschließen. So wählte sie den Ortsnamen „Kattekerwalden“ (übersetzt: Eichhörnchenwald) als Pendant zu Springhirsch, das ehemalige Hotel-Restaurant „Zum Springenden Hirsch“ heißt im Buch „Zum Hasen“. „Aber in einer Parallelwelt würde Kattekerwalden wahrscheinlich direkt neben Springhirsch liegen“, erzählt Sylvia Habeck, die nicht mit Dr. Robert Habeck verwandt ist. Auch deshalb habe sie mit Sy Husmann ein Pseudonym gewählt und mit „Kattekerwalden“ einen Buchtitel, der so einzigartig ist, dass er bei Eingabe in Suchmaschinen gleich als Erstes angezeigt wird. „Aber geben Sie mal Habeck und Autor ein, dann erhalten Sie nur Einträge zu Robert Habeck, das wollte ich nicht.“

Auch erscheine ihr richtiger Name in öffentlichen Netzwerken in einem anderen Zusammenhang, der wiederum auch Grund war, mit dem Schreiben anzufangen. „2016 erhielt ich die Diagnose Parkinson und lebe von einer Erwerbsminderungsrente. Ich bin bei den Parkinson-Paten mit tätig, einer Vereinigung von Betroffenen für Betroffene. Gerade junge Menschen, die die Diagnose erhalten, wissen oft nicht weiter. Ich möchte zeigen, dass man mit dieser Krankheit leben kann, dass sich ein neue Tür öffnet, wenn sich die andere schließt.“ Sie habe begonnen, kreativ zu werden. Zunächst mit Fotografieren, dann kam das Schreiben dazu, mehr durch einen Zufall. „1990 bin ich hergezogen und im Laufe der Jahre kamen immer wieder Leute vorbei, die einmal hier wohnten und erzählten, dass es jetzt ja ganz anders aussehe. Irgendwann begann ich, diese Menschen auf einen Kaffee einzuladen, um mir erzählen zu lassen, wie es hier früher war. Meine Kinder witzelten schon herum: du und deine Geschichten. Da beschloss ich, diese Geschichten so aufzuschreiben, dass sie spannend zu lesen sind. Dass sich daraus ein Buch und letztlich ein Roman mit Krimicharakter entwickelt, war so nicht geplant, hat sich aber im Laufe der Zeit ergeben.“

Sie gab die Geschichten ihren Kinder sowie Verwandten und Freunden zum Lesen, die sie darin bestärkten, sie zu veröffentlichen. Sie fand in Wien einen kleinen Selfpublishing-Verlag mit guten Bedingungen. Und schreibt mittlerweile an ihrem zweiten Buch. „Aber nicht, um damit reich zu werden, sondern weil es Spaß macht und um die Leute zu unterhalten, denen meine Geschichten gefallen. Und um zu zeigen, dass man trotz so einer Diagnose wie Parkinson nicht aufgeben darf.“

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