„Wo wir uns finden, wohl unter Linden …“ – diese Textzeile aus dem Volkslied „Kein schöner Land“ hätte nicht passender sein können für die Zusammenkunft am vergangenen Dienstag in der Gemeinde Leezen, Kreis Segeberg. Denn dort fand auf dem von Lindenbäumen umgebenen Dorfplatz die Siegerehrung des landesweiten Dorfplatzwettbewerbs statt, der vom Schleswig-Holsteinischen Heimatbund (SHHB) in Kooperation mit dem Schleswig-Holsteinischen Gemeindetag (SHGT) durchgeführt wurde.
Aus 25 Bewerbungen nahm die neunköpfige interdisziplinäre Jury zwölf Plätze in die engere Auswahl. Leezen siegte neben Meimersdorf, Stadt Kiel, in der Kategorie „Historischer Dorfplatz“. Platz zwei ging an Barsbek, Kreis Plön. Ahrensbök-Dunkelsdorf im Kreis Ostholstein gewann den Preis in der Kategorie „Neugestalteter Dorfplatz“, Klein Offenseth-Sparrieshoop, Kreis Pinneberg, siegte in der Sonderkategorie „Dorfpark“.
„Wir haben uns die Entscheidung nicht leicht gemacht. Eigentlich sind alle 25 Plätze Gewinner“, sagte das Jury-Mitglied im Wettbewerb und erster Vizepräsident des SHHB, Prof. Holger Gerth, bei der Übergabe der Urkunden, Plaketten und Preise. Aufgrund der Vielfältigkeit und Heterogenität der Bewerberplätze habe man sich dazu entschlossen, Preise in den drei genannten Kategorien zu vergeben.
Bei dem Sieger-Dorfplatz in Leezen handelt es sich um einen spätmittelalterlichen Dorfanger, dessen Entstehung auf das Jahr 1775 geschätzt wird. „Der fast einen Hektar große, denkmalgeschützte Platz ist fast vollständig von über 100-jährigen, gut gepflegten Kaiserlinden eingefasst. Zum Erhalt des historischen Charakters wurden einige Linden nachgepflanzt. Lindenreihen mit Alleecharakter, eine schleswig-holsteinische Doppeleiche, Kriegerdenkmale und das denkmalgeschützte Spritzenhaus vervollständigen das Ensemble. Der mitten über den Platz verlaufende Querweg ist eine Allee aus Altbäumen ähnlichen Alters wie die Einfassung des Platzes und mittlerweile für den Verkehr gesperrt. Neben dem ökologisch wertvollen Altbaumbestand ist die Rasenfläche im Frühling ein Blütenmeer aus verschiedenen Krokussen. Verschiedene Sandstellen auf dem Spielplatz sind nicht nur für die Kinder interessant, sie dienen auch als Sandbad für Vögel. Als weitere ökologische Nischen sind Nistkästen aufgehängt und ein Insektenhotel aufgestellt“, lautet die Jury-Information zu dem Leezener Platz.
„Dieser Dorfplatz ist nicht nur das Herz unserer Gemeinde, er spiegelt auch die Schönheit und den Charme unseres Dorfes wider“, erklärte Bürgermeister Ulrich Schulz. Er sei das Ergebnis der Arbeit vieler engagierter Bürgerinnen und Bürger, die sich für seine Gestaltung und Pflege eingesetzt hätten und ihn zu dem machten, was er ist. „Somit danke ich allen, die zum Erfolg dieses Platzes beigetragen haben“, so Schulz. Neben Aufenthaltsqualität, Freizeit- und Begegnungsangeboten standen bei den Auswahlkriterien auch die ökologische Funktion sowie die Biodiversität der Plätze im Vordergrund.
So wurde neben historisch-kulturellen Aspekten auch auf eine naturnahe Gestaltung geachtet, wie zum Beispiel die Eingrünung des Platzes durch Bäume, Pflanzstreifen und/oder artenreiche Wiesen, das Vorhandensein von Teichen und Biotopen. „Besonders Bäume tragen wesentlich zur Aufenthaltsqualität bei, denn sie spenden Schatten und sorgen mit der Sauerstoffproduktion für gute Luft“, betonte die Staatssekretärin im Ministerium für Energiewende, Klimaschutz, Umwelt und Natur, Katja Günther (Grüne). Bei den Dorfplätzen gehe es im Wesentlichen darum, Menschen zusammenzubringen, die Gemeinschaft zu fördern und gleichzeitig einen Beitrag zum Erhalt und der Wiederherstellung der heimischen Tier- und Pflanzenwelt auch im Siedlungsbereich zu leisten.
Projektleiterin Dagmar Andresen zeigte sich ebenfalls von der Vielfalt der Bewerberplätze begeistert. „Alle drei in der Kategorie ‚Historische Dorfanger‘ ausgezeichneten Plätze haben sich durch ihre Ökologie, den Baumbestand, aber auch durch den Erhalt historischer, zum Teil denkmalgeschützter Gebäude hervorgetan. Die Größe und Schönheit der Plätze haben mich überwältigt“, so Andresen.
Jury-Mitglied Johann Böhling, Förster und Mitglied in der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald, konnte bei der Jurybereisung noch etwas dazulernen: „An vielen der besuchten Plätze steht eine Doppeleiche als Symbol für ein ungeteiltes Schleswig-Holstein und mit Bezug auf den Leitspruch ‚up ewig ungedeelt‘. Diese Bäume stammen aus der Zeit um 1864. Deren beide Stämme wurden bewusst so eng zusammengepflanzt, dass sie miteinander verwachsen.“ Das Schlusswort hatte SHHB-Präsident Peter Stoltenberg. Sein Fazit lautete: „Dorfplätze sind Orte, an denen Heimat entsteht.“