Seit 2015 bietet die Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein (LKSH) Beratung für den Ökolandbau an, vornehmlich zur Umstellung auf den ökologischen Landbau. Mit dabei war LKSH-Vizepräsident Arno Carstensen, der aus der Arbeit der Kammer berichtete. Gerd-Ullrich Krug, seit 2012 Ökoreferent bei der Kammer für Feldfrüchte, stellte das Ökoversuchswesen und die Versuchsstandorte vor. Mit dabei waren Björn Ortmanns, zuständig bei der Kammer für Umstellungsberatung und ökologische Tierhaltung, sowie Dr. David Nannen, Geschäftsführer des Ausschusses und Leiter der Abteilung Pflanzenbau, Pflanzenschutz, Umwelt.
Aktuell hat die Landwirtschaftskammer an sechs Standorten Ökoversuche angelegt (Karte).
Feste Ökoversuchsflächen befinden sich auf den Versuchsstationen in Futterkamp und Barlt, wobei Futterkamp der größte Ökoversuchsstandort ist. Zusätzlich werden Ökoversuche auch auf Flächen von Praxisbetrieben angelegt. Diese liegen auf den Betriebsflächen des Bioland-Betriebes von Dag Brodersen, Reußenköge, dem Versuchsgut Lindhof der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel und dem Bioland-Betrieb Kai Bischhoff, Langballig. Erstmalig wurde 2022 der Ökomaissortenversuch auf einer Fläche des Bioland-Betriebes von Malte Göttsche, Stohl, angelegt. Gut bewährt hat sich auch die langjährige Zusammenarbeit mit der Saatzucht P. H. Petersen, Grundhof, die die Ökoversuche am Standort Langballig im Auftrag der Landwirtschaftskammer betreut.
Die Versuchsschwerpunkte liegen neben den Ökolandessortenversuchen mit integrierten Wertprüfungen des Bundessortenamtes auch zunehmend auf produktionstechnischen Versuchen.
2020 wurde beispielsweise dazu ein Fruchtfolgeversuch in Barlt angelegt. Neben der Optimierung von Gemüsefruchtfolgen wurde im Getreidebau (Hafer und Sommerweizen) und bei den Ackerbohnen ein Hack- und Striegelversuch durchgeführt.
Um ein Hacken der Kulturen zu ermöglichen, erfolgte die Aussaat mit einem doppelten Reihenabstand. Vergleichsweise werde der Versuch auch mit dem normalen Reihenabstand angelegt, um die Auswirkungen auf den Ertrag und die Qualität zu überprüfen, erklärte Gerd-Ullrich Krug. Erstmalig wurde im Herbst 2022 in Futterkamp ein Versuch in Ökowintergerste mit Biostimulanzien angelegt, um die Wirkung auf Wachstum, Ertrag und Qualität beurteilen zu können. Beim Hafer wird des Weiteren unter anderem die Spätsaatverträglichkeit untersucht.
Bei den Versuchen gibt es eine enge Zusammenarbeit mit anderen Landwirtschaftskammern über den Verband der Kammern. Unter anderem werden die Sortimente bei den Sortenversuchen abgesprochen, und bei der Verrechnung wird auf die Kompatibilität geachtet, um die Ergebnisse vergleichbar zu machen und einbeziehen zu können. Die Versuche werden entsprechend einem Boniturplan auf Krankheiten und zum Beispiel auch auf den Bodendeckungsgrad hin bonitiert. Dazu findet einmal im Jahr eine Boniturschulung statt. Diese ist für die Qualität der Beurteilung und die späteren Versuchsergebnisse sehr wichtig.
Klar ist: Nicht jede Sorte und Frucht passen an jeden Standort. Am Standort Futterkamp besteht die Ökofruchtfolge aus Winterweizen, Ackerbohnen, Begrünung, Hafer, Wintergerste/Kleegras, Buntschlag, Kleegras. Der Anteil an Kleegras beträgt 28 %. Wichtig sind dabei gute Kleegrasmischungen, die entsprechenden Ertrag bringen.
Im Zuge der Sitzung erarbeitete Dr. David Nannen mit den Teilnehmern eine Priorisierung der künftigen Versuchsfragen. Interessant bei den Ergebnissen der Ideen war, dass sie sich mit Auswertungen des konventionellen Ackerbauausschusses der Kammer nahezu deckten. Unter den Themen waren: Düngung, Unkrautbekämpfung/Pflanzenschutz, klimaangepasste Sorten, Anbau von Zwischenfrüchten, Digitalisierung – Einsatz von kameragestützter Technik und KI-Agrorobotik.
Aus der Praxis war der Wunsch zu hören, Technikversuche nicht allein der Industrie zu überlassen. Ein weiterer Wunsch war, mehr Praxisbetriebe für Versuche in der ökologischen Tierhaltung zu gewinnen. Dabei wurden Themen wie der CO2-Fußabdruck in der Tierhaltung genannt, Weidemanagement in der Rinderhaltung, Futterqualität und kuhgebundene Kälberaufzucht sowie Vermarktung. Ein Wunsch war auch, die Berichterstattung in den Neuen Medien noch mehr in den Fokus zu nehmen.