Über die erfolgreiche Entwicklung der Norla, aber auch den zwischenzeitlich drohenden Corona-K.-o. sprach der langjährige Co-Geschäftsführer der MesseRendsburg, Stephan Gersteuer, mit dem Bauernblatt.
Als Generalsekretär des Bauernverbandes Schleswig-Holstein wurden Sie 2010 auch zum Co-Geschäftsführer der MesseRendsburg GmbH. Mit welchen Zielen wurde 2008 das Unternehmen gegründet?
Stephan Gersteuer: Ziel der Gründung war die Beteiligung der Landwirtschaftskammer und des Bauernverbandes. Zuvor hatte die Firma Fahrenkrog die Messe allein ausgerichtet, obwohl der Bauernverband schon immer ideeller Partner war. Inhaltlich ging es darum, die Sicht der Fachbesucher in die Weiterentwicklung der Messe einzubringen. Es gab damals eine gewisse Messemüdigkeit, was sich unter anderem in einer mäßigen Auslastung des Messegeländes niederschlug. Durch die Fachlichkeit der Landwirtschaftskammer und des Bauernverbandes, aber auch die Steigerung der eigenen Aktivitäten galt es, die Messe attraktiver zu gestalten.
Gab es konkrete Veränderungen auf dem Messegelände oder in der Zusammenarbeit mit den Ausstellern?
Ja, um die Messe für die Besucher und Aussteller zu verbessern, wurden die Einnahmen reinvestiert, unter anderem in die ganz profanen Dinge wie die sanitären Einrichtungen, aber auch die Wege auf dem Messegelände wurden erneuert. Als Folge der Investitionen konnte die Auslastung der Messe dann jedes Jahr etwas gesteigert werden und auch die Besucherzahlen haben sich stabilisiert. Zusätzlich haben die Aktivitäten der beiden neuen Gesellschafter das Interesse an der Norla gesteigert. Seinerzeit gründete der Verband den BauernTreff und den Bauernmarkt, um Anlaufpunkte zu schaffen für agrarpolitische Informationen und Direktvermarktung, aber auch mit gastronomischen Genüssen. Die heutigen Gesellschafter der Messe, also die Landwirtschaftskammer und der Bauernverband, arbeiten stetig daran, weit über einen Messestand hinaus Aktivitäten auf der Norla zu entfalten, um die Messe attraktiv zu gestalten.
Historisch ist die Norla eine reine Landwirtschaftsmesse. Daneben haben sich zunehmend Verbraucherthemen etabliert. Ist das eine Strategie, auch um dem Strukturwandel in der Landwirtschaft zu begegnen?
Mit der Norla sprechen wir den gesamten ländlichen Raum und auch Verbraucher an. Dieses Phänomen begleitet die Messe schon immer. Im Grunde war die Norla in Schleswig-Holstein in den 1950er und 1960er Jahren das Großevent im Land – also in einer Zeit, als es diesen Begriff noch gar nicht gab. Deshalb ist sie schon immer von einem breiten Publikum besucht worden. Auch heute ist sie beispielsweise für Familien mit Kindern wegen der Trecker und Landmaschinen hochinteressant, aber natürlich auch aufgrund der Tiere und der Tierschauen. Zudem gibt es viele Angebote für Haus und Garten.
Seit 2008 gab es Finanzkrisen, Marktkrisen und die Corona-Pandemie. Was war die größte Herausforderung für die Norla?
Die Corona-Krise war schon dramatisch. 2020 ist die Messe komplett ausgefallen und wir hatten keine Einnahmen. Das haben wir nur dank Kurzarbeit und Rücklagen überstanden. Sonst hätte die MesseRendsburg die Corona-Pandemie nicht überlebt. Das muss man so deutlich sagen. Ansonsten sind wir mit der Entwicklung der Norla sehr zufrieden. Die Auslastung ist gut: Wir haben auch in diesem Jahr das Freigelände vollständig vermietet. Die neuen Hallen sind ebenfalls voll ausgelastet, sodass wir kurzfristig noch eine extra Zelthalle errichten, um die Wünsche der Aussteller erfüllen zu können. Auch die Besucherzahlen entwickelten sich jüngst sehr positiv. Das alles gibt den im Jahr 2008 angestoßenen Veränderungen im Nachhinein recht. Wenn man eine Messe aussteller- und besucherorientiert entwickelt und die notwendigen Investitionen tätigt, wird das wahrgenommen und das zahlt sich aus.
Warum ist der persönliche Austausch weiterhin wichtig, trotz immer mehr digitaler Informationsmöglichkeiten?
Gerade wenn die Zeiten in der Landwirtschaft nicht so einfach sind, besteht ein noch größeres Bedürfnis, sich zu informieren und sich auszutauschen. Der Bauernverband bietet viele offizielle Veranstaltungen zur Information, mit dem Landesbauerntag als Höhepunkt. Das Gespräch nebenbei, das Treffen des Berufskollegen, der kurze Austausch über die Ernte oder über die Planung von Investitionen sind aber mindestens ebenso wichtig und machen den Reiz aus. Man kann es vielleicht so sagen: Die Norla ist statt Videokonferenz das Treffen von Angesicht zu Angesicht, statt Künstlicher Intelligenz haben wir natürliche Intelligenz, mit der man sich dann austauscht. Und das ist, glaube ich, was wir als Menschen als soziale Wesen während der Pandemie sehr vermisst haben und wo es nach wie vor einen Nachholbedarf gibt.
Klares Signal Richtung Zukunft ist die Investition in zwei neue Hallen. Was ist der genaue Hintergrund?
Manchmal wird eine Entwicklung von außen angestoßen. So auch hier: Unser Zeltbauer ist uns abhanden gekommen und wir mussten überlegen, ob wir einen neuen Dienstleister suchen oder ob wir es selbst machen. Und für Letzteres haben wir uns entschieden. Die Messe investiert einen einstelligen Millionenbetrag in die zwei Zelthallen mit jeweils 30 m mal 70 m, also 2.100 m2 Grundfläche. Bauernverband und Bauernblatt präsentieren sich nun in dem neu geschaffenen Bauerngarten unmittelbar am Detlef-Struve-Haus. Das gastronomische Angebot aus dem BauernTreff wird dort auch vertreten sein. Die übrigen Aussteller aus dem BauernTreff werden in den Zelthallen oder auf dem Gelände zu finden sein. Das ist eine der wesentlichen Änderungen.
Den Besuchern steht in diesem Jahr ein kostenfreies WLan zur Verfügung. Werten Sie das ebenfalls als Signal für die Zukunftsfähigkeit der Messe?
Ja, ich persönlich finde den Ansatz von #sh_wlan gut, überall im Lande ein freies WLan-Angebot zu schaffen. Und da das Agrarzentrum Grüner Kamp bundesweit in seiner Form einmalig ist, bot es sich an, auch hier WLan anzubieten. Deshalb bin ich auf die Sparkassen zugegangen, die das in Schleswig-Holstein organisieren, und auf großes Interesse gestoßen, das Messegelände mitzuversorgen.
Wie muss sich die Norla aufstellen, um zukunftsfähig zu sein und weitere Zielgruppen anzusprechen?
Wir wollen Fachmesse bleiben. Es wird für uns aber immer wichtiger, den Verbraucher und die städtische Bevölkerung anzusprechen, um Landwirtschaft besser erklären zu können und verständlicher zu machen. Natürlich ist es eine Herausforderung für eine Messe, angesichts des Strukturwandels die Attraktivität hoch zu halten, aber der Strukturwandel ist ein ständiger Begleiter der Messe gewesen und doch haben wir die Attraktivität der Messe für alle erhalten können. Das Potenzial der Messe bleibt groß und das wollen wir auch in Zukunft erschließen.
Warum haben Sie den Job des Messe-Geschäftsführers in den vergangenen 14 Jahren gern ausgefüllt?
Ich muss dazu sagen, dass die Messeleitung das operative Geschäft in den Händen hält. Gemeinsam mit Dr. Klaus Drescher von der Landwirtschaftskammer, dem Co-Geschäftsführer der Messe, befasse ich mich nur mit den übergeordneten Fragen und Grundsatzentscheidungen. Das macht es leicht, diese Tätigkeit neben der Arbeit als Generalsekretär des Bauernverbandes auszuüben. Ich habe das immer gern gemacht, weil man dabei – anders als bei unserer täglichen Arbeit – noch viel unmittelbarer den Erfolg messen kann. Es macht Freude zu sehen, dass die Ziele, die man sich vor mehr als zehn Jahren gesetzt hat, erreicht wurden. Die Messe hat nach der Corona-Pandemie den Anschluss gefunden und befindet sich wieder auf einem aufsteigenden Ast.
Info: #sh_wlan auf der Norla
Der Aufbau des flächendeckenden #sh_wlan für das Messegelände in Rendsburg hat begonnen. Pünktlich zum Start der Norla sollen alle Besucher und Aussteller der Landwirtschaftsausstellung ohne Zeit- und Datenlimits kostenfrei das WLan nutzen können. Der Bauernverband Schleswig-Holstein (BVSH) hat das Unternehmen Addix mit der Installation und dem Betrieb des #sh_wlan beauftragt. „Unser Ziel ist, für das Agrarzentrum Grüner Kamp eine attraktive WLan-Lösung anbieten zu können. Für die MesseRendsburg und den Bauernverband ist #sh_wlan die Chance, eine leistungsfähige WLan-Versorgung für unsere Landwirtschaftsausstellung Norla zu verwirklichen“, erklärte BVSH-Generalsekretär Stephan Gersteuer.
Hintergrund: Das #sh_wlan ist die Digitalisierungsinitiative der Sparkassen Schleswig-Holsteins. Mit mehr als 3.000 Access-Points an rund 800 Standorten bietet das #sh_wlan rund 1,3 Millionen Nutzern eines der größten öffentlichen WLan-Angebote in Deutschland. Für die Nutzung ist keine gesonderte Registrierung erforderlich. Die Nutzer müssen sich nur einmal anmelden. Danach loggt sich das mobile Endgerät automatisch auch an anderen #sh_wlan-Standorten wieder ein.