StartNachrichtenAgrarpolitikNaturschutz-Hardliner fallen aus der Zeit

Naturschutz-Hardliner fallen aus der Zeit

Kommentar zum Landesnaturschutztag in Neumünster
Von Dr. Robert Quakernack
Ludwig Hirschberg suchte in Neumünster den Austausch mit den Teilnehmenden. Foto: Gesa Schmidt

Wahrlich wohltuend waren die Worte von Tobias Goldschmidt (Grüne) auf dem Landesnaturschutztag in Neumünster. Der schleswig-holsteinische Umweltminister begrüßte explizit die anwesenden Bäuerinnen und Bauern und betonte die Notwendigkeit, dass Naturnutzer und Naturschützer zusammenarbeiten müssten, um die Herausforderungen durch den Klimawandel, die Energiewende und den Biodiversitätsschutz zu meistern. Als positives Beispiel nannte der Minister die Entwicklung des Aktionsplans Ostseeschutz 2030, der eine Zielvereinbarung mit der Landwirtschaft beinhaltet.

Dass der Appell Goldschmidts für kooperative Lösungen richtig platziert war, zeigten die Reaktionen einiger Naturschützer auf den Redebeitrag von Ludwig Hirschberg, Vizepräsident des Bauernverbandes Schleswig-Holstein. Dieser hob die vielen bereits existierenden Naturschutzaktivitäten im ländlichen Raum hervor, an denen oftmals die Landwirtschaft beteiligt sei. Hirschberg stellte klar, dass auch außerhalb behördlich festgelegter Kulissen Naturschutz stattfinde – mit wenig oder gar keiner Bürokratie.

Diese positive Botschaft passte anscheinend nicht zu den Krisenszenarien, die einige Vorredner gezeichnet und damit negative Stimmung verbreitet hatten. Eine Referentin bedauerte sogar, dass gewisse Naturschutz-Fördergelder nicht für den Kauf landwirtschaftlicher Flächen verwendet werden dürften. Kooperation, nein danke?! Hirschberg erntete letztlich deutlich vernehmbares Murren und skeptisches Getuschel in den Besucherreihen.

Dieses Verhalten gegenüber dem Bauernverbandsvertreter wirkt mit Blick auf die jahrelangen Dialogprozesse, viele kooperative Projekte und nicht zuletzt die Arbeit am Aktionsplan Ostseeschutz wie aus der Zeit gefallen. Offensichtlich fällt es vielen Naturschutzvertretern immer noch schwer, den Blickwinkel von Bäuerinnen und Bauern einzunehmen und somit Verständnis für landwirtschaftliche Belange aufzubringen. Umso wichtiger war der Kooperations-Appell von Minister Goldschmidt.

Wer pragmatisch denkt, dem ist doch klar: Nur durch Schutzgebietsausweisungen und Monitoring ist der Natur noch kein Stück geholfen. Außerdem sollte man nicht so tun, als entstünden außerhalb offizieller Kulissen Ödnis oder karge Landschaften. Es geht darum, integrierte Maßnahmen zu entwickeln, beispielsweise mithilfe von Vertragsnaturschutz. Mehrfachnutzungen wie Photovoltaik auf Moor sind ein wichtiges Werkzeug, sowohl für den Klimaschutz als auch für das Gelingen der Energiewende.

Ein positives Signal sendet in diesem Zusammenhang die Allianz für den Gewässerschutz in Schleswig-Holstein mit der Aufnahme von Naturschutzverbänden. Der Wille zur konstruktiven Mitarbeit ist also vorhanden. Gut so!

In den Zielen sind sich Landwirte und Naturschützer ohnehin größtenteils einig. Das betonte auch Ludwig Hirschberg in Neumünster. Es gilt nun, weiterhin im Gespräch zu bleiben und gemeinsam sinnvolle Maßnahmen zu erarbeiten. Dann werden irgendwann auch die Murrer verstummen.

Dr. Robert Quakernack, Foto: bb
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