Am 11. Juli hat die Staatssekretärin im Ministerium für Landwirtschaft, ländliche Räume, Europa und Verbraucherschutz (MLLEV), Anne Benett-Sturies, der Landwirtschaftskammer einen Förderbescheid übergeben mit der Begründung: „Wir haben in Schleswig-Holstein im Kreis Pinneberg eines der größten geschlossenen Baumschulgebiete weltweit. Unsere Baumschulwirtschaft ist dank der hoch spezialisierten Familienbetriebe ein wichtiger Wirtschaftszweig für das Land und leistet einen wesentlichen Beitrag zur regionalen Wertschöpfung. Um diese zu stärken und zukunftsfest aufzustellen, fördert die Landesregierung den Aufbau eines Modellbetriebs sowie die Einrichtung einer Koordinierungsstelle im Rahmen des Projekts ,Nachhaltige Baumschulwirtschaft in Schleswig-Holstein‘ mit 850.000 Euro.“
Koordiniert und durchgeführt wird das Projekt durch die Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein (LKSH) am Standort Ellerhoop im Gartenbauzentrum.
Präsidentin Ute Volquardsen bedankte sich: „Ich freue mich sehr, dass die Regierungsfraktionen im Kieler Landtag ihr diesbezügliches Versprechen aus dem Koalitionsvertrag eingelöst haben und über das MLLEV über einen Zeitraum von zunächst vier Jahren 850.000 Euro in die Hand nehmen werden, um mit dem baumschulischen Berufsstand nach Wegen zu einer noch nachhaltigeren Baumschulproduktion zu suchen.“ Die Präsidentin wies auf die Herausforderungen hin, denen sich die Baumschulbetriebe ausgesetzt sähen, und betonte: „Veränderungen erfordern Wissen.“ Wissen, das oft erst generiert und dann in die Praxis eingeführt werden müsse. Dafür würden vor allem Personal und eine passende Ausstattung im Versuchswesen gebraucht. Über Letzteres, also eine geeignete Infrastruktur für Versuchsanstellungen, verfügt die Kammer in ihrem Gartenbauzentrum in Ellerhoop. Aber die Versuchsfragen sind zu zahlreich, als dass diese mit dem Personal allein angemessen bearbeitet werden könnten. Daher sei man sehr dankbar für die vor allem personelle Verstärkung, die mit den Geldern für das Projekt „Nachhaltige Baumschulwirtschaft“ nun möglich werde.
Mit den zur Verfügung gestellten Mitteln sollen für zunächst vier Jahre ein Versuchsingenieur sowie eine gärtnerische Kraft eingestellt werden. Der Ingenieur wird eine „Koordinierungsstelle nachhaltige Baumschulwirtschaft“ etablieren. Das heißt, er wird Informationen zum aktuellen Stand nachhaltiger Verfahren und Techniken sammeln und die Übertragbarkeit in die Gehölzproduktion prüfen. Zunächst theoretisch und bei positiver Beurteilung in einem zweiten Schritt im zu installierenden „Modellbetrieb nachhaltige Baumschulwirtschaft“. Dort sollen die Verfahren und Techniken in Versuchen angelegt und überprüft werden. Erfolgreich geprüfte Verfahren und Techniken sollten dann im letzten Schritt in die baumschulische Praxis transportiert und die dortige möglichst weitreichende Umsetzung in den betrieblichen Alltag unterstützt werden, dies betonte Jan-Peter Beese, Abteilungsleiter Gartenbau in Ellerhop.
Damit die Praktikabilität stets gewährleistet ist, wird ein Fachbeirat aus Baumschulern, Verbänden, Beratungsringen, dem Kreis Pinneberg und dem Ministerium als Fördergeldgeber die Arbeit von Koordinierungsstelle und Modellbetrieb begleiten. Zudem sollen Versuche nicht nur im Gartenbauzentrum angelegt werden, sondern auch in einer Reihe von Leitbetrieben. Bei der Nachhaltigkeit der baumschulischen Produktion geht es um:
• Alternativen zur Unkrautregulierung mit Glyphosat,
• Wasser sparende Bewässerungsverfahren und -konzepte,
• die Nutzung torfreduzierter Substrate,
• die Prüfung der Nutzung organischer und veganer Dünger,
• den Einsatz von Mehrweg- und Recyclingprodukten statt Einweg-Kunststoffen.
• Photovoltaik und E-Mobilität in Baumschulen sollen aufgegriffen werden.
Einen besonderen Dank richtete die Präsidentin der Landwirtschaftskammer an die Befürworter dieses Projektes „Nachhaltige Baumschulwirtschaft in Schleswig-Holstein“: Dr. Frank Schoppa, Geschäftsführer des Bundes deutscher Baumschulen (BdB) Landesverband Schleswig-Holstein, sowie die beiden Abgeordneten Birte Glißmann (CDU) und Dirk Kock-Rohwer (Grüne). Auch der stellvertretende Vorsitzende des BdB, Niels Reinke, machte die Bedeutung des Vorhabens für die Praxis deutlich.