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Nachfrage von privaten Haushalten im Wandel

Marktkommentar
Von Marnie Müller, LK-Markt
Foto: Imago

Innerhalb der vergangenen fünf Jahre ist die Fleischproduktion in Deutschland um 14 % gesunken und 2022 haben sich Fleischwaren gegenüber dem Vorjahr überdurchschnittlich verteuert. Auf dem deutschen Fleisch- und Milchmarkt treten bereits vermehrt pflanzliche Alternativen auf und werden auch weiterhin von den Verbrauchern nachgefragt. Seit 2017 haben sich die Einkaufsmengen an Fleischersatzprodukten verdreifacht. Die Preise für die Alternativen unterliegen weniger Schwankungen als die tierischen Erzeugnisse, allerdings auf einem höheren Niveau.

Fleischmarkt unter Druck: Chancen für Ersatzprodukte?

In der Innovationsforschung für vegane Produkte laufen EU-weit verschiedenste Projekte. Darunter finden sich zum Beispiel Methoden zur Herstellung von Eiklar ohne Hühnerei, echten Milchbestandteilen oder Fleischalternativen, welche aus Pilzmyzel wachsen sollen. Seit Ende Juni 2023 darf in den USA In-vitro-Fleisch verkauft werden, allerdings noch nicht für den privaten Verbrauch. Nach Singapur sind die Vereinigten Staaten das zweite Land, welches dem Verkauf von gezüchtetem Fleisch zugestimmt hat. In der Schweiz wurde erst einmal ein Antrag auf Zulassung gestellt. Gleichzeitig kamen Studien zu dem Fazit, dass Laborfleisch klimaschädlicher als die Nutztierhaltung sei. Dass internationale Großkonzerne und nicht mehr bäuerliche Betriebe das Nahrungsangebot bestimmen könnten, muss ebenfalls kritisch betrachtet werden.

Der Inflationsdruck setzte dem Fleischabsatz in den vergangenen Monaten deutlich zu. Im Jahr 2022 ist der Pro-Kopf-Verbrauch an Fleisch um 6 kg zum Vorjahr gesunken. Mit 77,5 kg liegt der Deutsche 2022 unter dem EU-Durchschnitt von 82,7 kg. Anders sieht es für Fleischersatzprodukte aus: 2022 stiegen die Einkaufsmengen um 9,6 %, während für Fleisch ein deutlicher Rückgang im Vergleich zum Vorjahr verzeichnet wurde. Wichtig ist hierbei, dass das Ausgangsniveau der Märkte unterschiedlich ist. Ersatzprodukte stellen nach wie vor ein Nischenprodukt dar.

Pflanzliche Drinks weiterhin gefragt

Für 2022 war die Einkaufsmenge an Trinkmilch um 5,5 % niedriger als 2021. Gründe dafür sind die gestiegenen Preise, denn in der Summe erhöhten sich die Ausgaben pro Einheit. Konventionell erzeugter Käse kostete 2022 ganze 18,5 % mehr, worauf die Verbraucher mit einer verringerten Einkaufsmenge reagierten. Für Butter sanken die Einkaufsmengen von 2021 auf 2022 um –9,3 % mit einem gleichzeitigen Anstieg der Ausgaben pro Einheit von 35,8 %. Vor diesem Hintergrund wird deutlich, wie sich gestiegene Preise im Verbraucherverhalten auswirken.

Gegensätzliche Entwicklungen lassen sich für den Markt der Milchersatzprodukte beobachten. 2022 stieg die Kaufmenge von pflanzlicher Milch um 4,2 % im Jahresvergleich mit einer negativen Preisentwicklung von –1,0 %. Laut Consumer Panel Services GfK begründet sich der wachsende Markt für Milchalternativen nicht nur durch eine gesteigerte Nachfrage, sondern auch durch das wachsende Angebot der Hersteller. Durch die gesteigerte Produktion lassen sich die Festkosten besser abdecken, was langfristig zu günstigeren Preisen führen müsste.

Noch werden konventionelle Pflanzendrinks teurer als Kuhmilch angeboten. Paradoxerweise kosteten Milchalternativen ökologischer Erzeugung im Vorjahr durchschnittlich 0,73 €/l weniger als konventionelle und waren somit auch günstiger als Biomilch. Die Erklärung hierfür ist, dass Handelsmarken vermehrt Bioalternativen angeboten haben.

Laut dem Danone-Kategorie-Direktor ist die Branche wachstumsstark und wettbewerbsintensiver geworden. Die gestiegenen Produktionskosten übten auf die Marktbeteiligten zusätzlichen Druck aus. Marken versuchen, die Emotionalisierung für pflanzliche Produkte hoch zu halten. Gleichzeitig gehen das Verständnis und die Nähe zur Landwirtschaft mit Tierhaltung bei vielen Verbrauchern zurück. Das Bewusstsein und das Hintergrundwissen spielen neben dem Preis eine zusätzliche Rolle für die Kaufentscheidung. Aufklärungsarbeit über die Produktion pflanzlicher und tierischer Lebensmittel sollte weiterhin im Fokus stehen.

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