Die Kurse für Milchprodukte in den Geschäften stehen aktuell wieder unter Druck. Noch im vorigen Jahr waren es vor allem die Preisaufschläge für Butter, Käse und Milch, die für eine hohe Inflation der Lebensmittelpreise sorgten. Die überhitzte Marktsituation beruhigt sich mittlerweile. Dies hat jedoch die Folge, dass auch die Milchgeldauszahlungspreise mittlerweile wieder unter dem jüngsten Rekordniveau liegen. Die Erzeugerpreise für den Auszahlungsmonat März werden sich im Mittel weiter Richtung 40 ct/kg bewegen. Einige Meiereien liegen mit dem Grundpreis bereits unter dieser Marke. Obwohl man davon ausgeht, dass die Kurse auch in den kommenden Monaten weiter zurückgehen, gibt es auch Hoffnung auf eine mögliche stabilere Entwicklung. Der vom ife-Institut für den Monat März aus den Verkaufspreisen von Butter und Magermilchpulver ermittelte Rohstoffwert Milch gibt nur noch leicht nach – auf 38,6 ct/ kg. Der Börsenmilchwert für den April liegt noch etwas niedriger, bei 37,9 ct, und für Mai werden 38,4 ct errechnet. Bis zum Herbst steigen die Börsenmilchwerte wieder über 40 ct.
Spotmilchpreise reduziert
Noch deutlicher als die Erzeugerpreise sind die Preise für die zwischen den Meiereien gehandelte Spotmilch gefallen. So liegen die Spotmilchpreise in Norddeutschland gerade mal bei 28,50 ct/ kg, auch als Folge der gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 2,7 % erhöhten Milchanlieferungsmenge. Zeichen für eine gewisse Marktstabilisierung kommen unter anderem auch von den Großhandelspreisen für Butter. An der Terminbörse in Leipzig (EEX) wurden im vorigen Herbst zeitweise über 7.000 €/t notiert. Bis Ende Januar sind die Butternotierungen auf zirka 4.400 €/t gefallen, konnten sich jedoch seitdem auf zirka 4.700 €/t erholen. Ähnliches gilt für die EEX-Magermilchpulverkurse, die sich seit Ende Januar auf einer neuen Preisbasis stabilisiert haben – auch wenn es seit Anfang April zu weiteren Preisabschlägen gekommen ist. Besonders problematisch ist der Preisdruck bei Käse. Hier liegen die Edamer-Preise im Großhandel aktuell nur bei knapp 430 €/100 kg und damit 20 € niedriger als im Februar und rund 100 € niedriger als zum Beginn des Jahres. Das heißt: Von der Käseverwertung geht offensichtlich weiter Preisdruck aus. Auch auf der internationalen Handelsplattform Global Dairy Trade ist der Durchschnittspreis über alle Produkte Anfang April um 4,7 % gefallen.
Demnächst wieder rückläufige Milchproduktion?
Angesichts der rückläufigen Entwicklung der Milchviehbestände ging man noch vor einem Jahr von einer ebenfalls reduzierten Milchproduktion aus. Zum Jahresende sorgten jedoch die günstige Witterung und die hohen Auszahlungspreise für hohe Produktionsmengen. Der Strukturwandel in der Milchviehhaltung hat sich kurzfristig verlangsamt, Betriebsaufgaben wurden hinausgezögert, um die hohen Milchpreise noch mitnehmen zu können. Nach Aussage der ZMB-Geschäftsführerin Monika Wohlfahrt ist mehr als die Hälfte der Milcherzeuger in Europa über 55 Jahre alt. Nicht alle dieser Betriebe haben einen Nachfolger. Neugründungen von Milcherzeugerbetrieben wird es kaum geben und die bestehenden Betriebe werden die Kuhzahlen nicht in der Größenordnung erhöhen, um die rückläufigen Bestände aufzufüllen. Auf der anderen Seite sinkt jedoch auch die Milchnachfrage. Trotz steigender Bevölkerungszahl in der EU sinke der Pro-Kopf-Verbrauch von Milch. Der Konsummilchabsatz in Deutschland sei auf das Niveau von 2019 zurückgekehrt. Derzeit bewirken die neuen Verkaufsabschlüsse der Meiereien mit dem LEH noch keine Stabilisierung der Auszahlungspreise. Die ZMB-Geschäftsführerin sieht für das laufende Jahr einen mittleren Erzeugerpreis in Höhe von zirka 40 ct/ kg für konventionell erzeugte Milch. Die Vergütung für Biomilch steht aktuell auch unter Druck. In Schleswig-Holstein erhielten ökologisch wirtschaftende Betriebe im Februar im Durchschnitt 64,3 ct/kg für Biomilch. Dies ist ein Rückgang von 1 ct gegenüber dem Vormonat, so eine Auswertung der Agrarmarkt Informations-Gesellschaft mbH (AMI).