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Milchfluss nach Mecklenburg

Arla-Werk in Upahl feiert 30-jähriges Bestehen
Von Dr. Robert Quakernack
Rund zwei Drittel der Milchmenge, die in Upahl verarbeitet wird, kommen aus Schleswig-Holstein. 2023 wurden in dem Werk 501 Mio. kg Milch verarbeitet. Fotos: Arla (3)

Die erste Milchanlieferung am Meierei-Standort im mecklenburgischen Upahl geschah im September 1994. Im Jahr 2011 stieg dann dort die Arla-Genossenschaft ein und baute die Produktion kontinuierlich aus. Heute verarbeitet das Werk rund 500 Mio. kg Milch pro Jahr –zwei Drittel davon kommen aus Schleswig-Holstein. In einer Feierstunde am Donnerstag vergangener Woche (5. September) lobte Arla-Geschäftsführer (CEO) Peder Tuborgh die Standortentwicklung und schilderte die Vorhaben des Meierei-Konzerns für die Zukunft.

„Das Werk steckt voller Geschichten und ist eng mit der deutschen Wiedervereinigung verbunden“, betonte Tuborgh. Heute sei Upahl ein hochmoderner Produktionsstandort für Frischmilch- und fermentierte Milchprodukte. Zu den bekannten Markennamen zählten Hansano, Arla Skyr und Arla Bio. Der CEO berichtete: „Wir wollen investieren, um eine noch bessere Klimabilanz zu erreichen, unter anderem mit 100 Prozent Ökostrom im nächsten Jahr.“ Insgesamt seien in den kommenden drei Jahren Investitionen in Höhe von 30 Mio. € für neue Produktionsanlagen und Nachhaltigkeitsprojekte am Standort vorgesehen. Arla verfolge europaweit das Ziel, bis 2030 die CO2-Emissionen aus dem Produktionsbereich um 63 % zu reduzieren (Referenzjahr: 2015).

Peder Tuborgh

Neben der Reduzierung der Treibhausgasemissionen werde die Steigerung des Tierwohls ebenfalls an Bedeutung gewinnen, schätzt Tuborgh. Mit Blick auf die wachsende Weltbevölkerung warnte er aber davor, die Produktionsmengen zu reduzieren. Er unterstrich: „Wir brauchen tierisches Protein.“ Zielführend sei es vielmehr, die Effizienz der Produktion zu steigern.

Politik ist für Menschen, nicht für Ideologie

Als Ehrengast nahm Mecklenburg-Vorpommerns Landwirtschaftsminister Dr. Till Backhaus (SPD) an dem Festakt teil. In seiner Ansprache betonte er die Bedeutung des Arla-Werks für die Region und begrüßte die geplanten Investitionen. „Zahlreiche Ereignisse der vergangenen Jahre wie etwa die Corona-Pandemie haben gezeigt, wie wichtig eine funktionierende heimische Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion für uns alle sind.“ Es sei sein dringender Wunsch, dass eine starke Landwirtschaft erhalten bleibe.

Dr. Till Backhaus

Aus den Wahlergebnissen in Thüringen und Sachsen liest er den Wunsch nach Führung und die Sehnsucht nach Sicherheit und Frieden. Backhaus erklärte: „Wir sind in einer Vertrauens- und Identitätskrise.“ Allerdings gehe es den Menschen in Deutschland nach wie vor relativ gut. Es gebe weiterhin wirtschaftlichen Erfolg, der die Grundlage für Wohlstand bilde. Auf den eigenen Berufsstand blickte Backhaus selbstkritisch: „Wir Politiker müssen für die Menschen da sein und nicht für Ideologie.“ Aus seiner Sicht sei die Lebensmittelerzeugung systemrelevant und gehöre ins Grundgesetz. Das müsse in Berlin noch besser verstanden werden.

Gute Betreuung als Pluspunkt

Aus Schleswig-Holstein waren die Praktiker Klaus Peter Dau (Arla-Beirat der Region Nord) und Klaus-Peter Lucht (Vorsitzender der Milcherzeugergemeinschaft Schleswig-Holstein) vor Ort. Dau berichtete: „Viele Mitglieder von Arla kommen aus Schleswig-Holstein beziehungsweise aus den Meiereien, die mit Arla fusionierten, zum Beispiel die Rendsburger Milchzentrale oder Kieler Milchzentrale.“ Er sei damals bei Arla geblieben, weil ihn das Konzept von Arla überzeugt habe. Man habe in den ersten Jahren „aber auch bluten müssen“. Denen, die geblieben seien, gebe der jetzige Auszahlungspreis allerdings recht. „Wir liegen in den vergangenen Jahren einige Cent über dem Durchschnittsauszahlungspreis der schleswig-holsteinischen Meiereien und auch dieses Jahr werden wir zu den Spitzenreitern gehören“, schilderte Dau. Er begrüße die Zuschläge für Nachhaltigkeitsleistungen und die jährliche Nachzahlung, „was auch ganz wichtig ist“.

Klaus-Peter Lucht (li.) und Klaus Peter Dau vertraten beim Festakt in Upahl die schleswig-holsteinische Milchwirtschaft. Foto: rq (3)

Für die Umsetzung der Nachhaltigkeitsprogramme würden Milcherzeuger bei Arla sehr gut betreut. „Wir haben den sogenannten Member Service. Da können wir jeden Tag anrufen und fragen, wenn irgendwas nicht klappt“, beschrieb Dau. Der bürokratische Mehraufwand beispielsweise für den KlimaCheck halte sich in Grenzen. „Dafür brauche ich abends in der Küche höchstens eine halbe Stunde“, so Dau.

Die Vorreiterrolle in Sachen Nachhaltigkeit könne aus seiner Sicht für junge Milchbauern ein Faktor sein, sich für diese Meierei zu entscheiden. Andere Meiereien hätten sich aber auch auf den Weg gemacht, mehr Nachhaltigkeit zu erreichen.

Milchproduktion bleibt wichtig

Lucht bezeichnete den Standort Upahl als großen Gewinn, weil viele Bauern ihre Milch hierherlieferten. Mit Nachhaltigkeitsprogrammen schaffe die Milchwirtschaft ein wichtiges Gegengewicht zu den ständigen Angriffen der Nichtregierungsorganisationen, die nicht müde würden, intensive Milchproduktion und Grünlandnutzung zu kritisieren. „Wir müssen die Vorteile, die wir in der Wirtschaft haben, herausstellen.“ Lobend nannte Lucht in diesem Zusammenhang die Initiative Milch.

Laut Arla ist Hansano die Nummer eins unter den Markenprodukten in der Kategorie Sahne und Quark in Norddeutschland.

Arla sei aktuell Vorreiter, was Nachhaltigkeit und CO2-Reduktion angehe. „Die anderen Meiereien ziehen hier nach“, so Lucht. In der Konkurrenz der Meiereien untereinander gehe es letztlich immer um die beste Vermarktung und den besten Auszahlungspreis.

Sorgen bereitet dem MEV-Vorsitzenden der fortschreitende Strukturwandel. Er unterstrich: „Wir verlieren jedes Jahr vier Prozent der Milchviehbetriebe in Schleswig-Holstein.“ Das liege weniger am Markt, sondern eher an den bürokratischen Hürden. Hier brauche es unbedingt eine Verschlankung. Er zeigte sich aber überzeugt, dass Grünland weiterhin größtenteils durch Rinderhalter bewirtschaftet werde. Der Naturschutz allein könne das nicht leisten. „Wir brauchen für die ländliche Region die Milchproduktion“, stellte Lucht klar.

Entwicklung des Werks in Upahl:

1993/94: Bau und Inbetriebnahme des Werks (durch die damalige Hansa Milch-Genossenschaft)

September 1994: erste Milchannahme und Start der Produktion

2003: Gründung der Hansa Milch AG

2005: Fusion mit der Meiereigenossenschaft Karstädt (Brandenburg)

2011: Fusion mit der skandinavischen Genossenschaft Arla Foods

ab 2013: Transformation zum Werk für Frischmilchprodukte und Arla-Kompetenzzentrum für fermentierte Milchprodukte wie Quark, Joghurt und Skyr

2015: Start der Skyr-Produktion und Markteinführung in Deutschland

2019: Inbetriebnahme einer Pilotanlage zur Entwicklung von fermentierten Milchprodukten

2021: Verlagerung der Produktion vom Werk Karstädt in das Arla-Werk in Upahl

2023: Inbetriebnahme neuer Produktionslinien für Trinkjoghurts in Pouch-Beutel-Verpackungen

Steckbrief

Fakten zum Arla-Milchwerk in Upahl (2023):

verarbeitete Milchmenge:
zirka 500 Mio. kg

produzierte Einheiten: 440 Millionen

Exportanteil: 25 % (Märkte: EU und UK)

Mitarbeitende: 430

produzierte Marken: Hansano, Arla Bio, Arla Skyr, Arla Lactofree, Arla Buko (und Handelsmarken)

Spezialisierung auf Frischmilchprodukte

Kompetenzzentrum für Bio-Produkte und fermentierte Milchprodukte wie Quark, Joghurt und Skyr

330 Arla-Landwirte beliefern das Werk. Die meisten Höfe liegen in Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern, weitere Betriebe in Brandenburg und Sachsen-Anhalt.

Rund 25 % der in Upahl angelieferten Milch werden ökologisch erzeugt. 
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